#Notizen zu Namen

18. Januar 2013 | 41 Jahre im Dienste der Kantonsschule

Schaffhauser Nachrichten, Region
Giancarlo Copetti

Gedanken an seine Person sind für mich untrennbar verknüpft mit der Vorstellung eines lebenstüchtigen Menschen, der seine Energien grosszügig in den Dienst der Allgemeinheit stellt, immer dem guten Gelingen der Sache verpflichtet. Dabei frei von Eitelkeit und von jeglicher Ambition, die eigene Person in den Vordergrund zu rücken.
Er war zunächst Lehrer. Und das durch und durch. Der Jugend zugetan. Dabei geduldig, klar in seinen Ansprüchen, skeptisch gegenüber pädagogisch-didaktischen Modeströmungen. Sein Unterricht war traditionell und solide. Dieser Stil hat sich aus der einfachen Einsicht ergeben, dass der Mensch ein beschränktes Aufnahmepotenzial hat und dass sich dieses nicht beliebig vergrössern lässt. Während ihrer formativen Jahre sollen die Jugendlichen mit massvollen, bestimmt vorgetragenen Forderungen konfrontiert werden. Sie sollen lernen, Versäumnisse zu verantworten. Sie sollen aber auch die Erfahrung machen, wie förderlich Geduld und Nachsicht seitens der Erwachsenen gegebenenfalls sein können. Rainer Schmidigs Schülerinnen und Schüler haben genau das erlebt. Unzählige Generationen danken es ihm.

**Für die schulische Entwicklung**
Schon in jungen Jahren hat Rainer Schmidig seinen Einsatz über den Unterricht hinaus auf die schulische Entwicklung Schaffhausens ausgedehnt. Er hat tatkräftig daran mitgearbeitet, die BMS und die DMS (heute: FMS) zu etablieren. Später, ab 2001, hat er sich auch politisch engagiert und ist seitdem als Vertreter der EVP Mitglied des Kantonsrates und des Grossen Stadtrates. Im frühen Eintritt in die Kantonsschule als Hilfslehrer (so die damalige Terminologie) und im frühen Engagement ausserhalb des Unterrichts spiegelt sich auch der Wunsch wider, in Schaffhausen zu bleiben und hier beruflich Wurzeln zu schlagen. Rainer Schmidig ist kein Kind der Globalisierung. Nicht nur des Alters wegen, sondern auch ideell. Schon Zürich ist ihm zu hektisch und zu gross. Das ist kein Defizit, sondern vielmehr eine Stärke – die Stärke, sich zum Lokalen zu bekennen, ohne provinziell zu sein. Für die Kantonsschule Schaffhausen war es ein Glücksfall, dass sich Rainer Schmidig zunächst als Prorektor (1983–1990) und dann auch als Rektor (1990–2003) zur Verfügung gestellt hat. Er trat die Nachfolge von Rektor Ernst Trümpler an, der leider viel zu früh im Amt verstorben ist. Es galt, in raueren Zeiten einen mutigen Führungsstil zu finden, der sich weiterhin vor allen Dingen an wesentlichen Bildungsinhalten orientiert. Es galt, die von der Gesellschaft immer häufiger an die Schule herangetragenen Desiderate klar zu werten und angesichts der Vielfalt der Auffassungen, was eine gute Schule sei, einen klugen Kurs zu steuern. Dafür war Rainer Schmidig wie wohl kaum jemand anders geeignet. Das hat das damalige Kollegium wohl geahnt und hat ihn praktisch einstimmig als neuen Rektor gewünscht. Dem Wunsch ist er gefolgt, und er hat mit der ihm eigenen Souveränität das Rektorenamt angetreten und ausgeübt. Im klaren Bewusstsein seiner vielen Stärken und im ebenso klaren Bewusstsein seiner (wenigen) Schwächen. Letztere sind kaum ins Gewicht gefallen, weil er sich nie damit schwergetan hat, Aufgaben, für die er sich als nicht sonderlich geeignet sah, zu delegieren.

**Kraft, Energie, Ausdauer**
Die Arbeit an der Spitze der Schule hat Rainer Schmidig mit beneidenswerter Kraft, Energie, Ausdauer, Geduld, Sicherheit und Augenmass geleistet. Erst ein geglückter Charakter vermag aber diese Tugenden auch zu einer Haltung zu bündeln, die der Schüler- und Lehrerschaft und schliesslich der Gesellschaft zugutekommt. Alle, die es mit Rainer Schmidig zu tun hatten, haben seine grossartige Mischung aus Menschenfreundlichkeit und Intelligenz schätzen gelernt. Die Intelligenz von besonderer, facettenreicher Ausprägung. Ich spreche von einer Intelligenz, deren geistiges Auge sowohl theoretische Konstrukte wie praktische Welten zu sehen und klar Wesentliches von Unwesentlichem zu trennen vermag. Einer Intelligenz, die einen sowohl zur raschen Auffassung als auch zum klugen Handeln befähigt. Einer Intelligenz auch, die Platz einräumt für menschliche Unzulänglichkeiten. Meines Erachtens wundervoll war sein Umgang mit Kritik. Er sah in ihr ein konstitutives Element für eine lebendige, geglückte und von möglichst vielen mitgetragenen Schule. Seine profunde Menschenkenntnis hat mich wiederholt verblüfft. Er kannte die Menschen, die ihn umgaben, gründlich, konnte ihre Fähigkeiten ziemlich genau einschätzen. Die Stärken versuchte er zum Wohl der Schule zu nutzen, mit den Schwächen ging er äusserst grosszügig um. All diese Qualitäten zusammen mit der Tatsache, dass Rainer Schmidig bei keiner Gelegenheit vom Ehrgeiz um die Profilierung der eigenen Person geleitet war, haben ihm einen breiten Respekt und grosse Hochachtung gesichert. Den alten Geist vollumfänglich in die neue Ära hinüberzuretten, war trotz allem nicht möglich. Zu stark wurden die von aussen rührenden Veränderungstendenzen und Erschütterungen. In Rainer Schmidigs Amtszeit fiel der unselige politische Entscheid, die Kantonsschulzeit von fünf auf vier Jahre zu verkürzen. Damit einhergehend musste das Gymnasium neu auch MAR-konform konzipiert werden. In einem schulintern schmerzlichen Prozess sind die Vorgaben umgesetzt worden. Ich wüsste nicht, wie man – will man das Kollegium nicht vollends zum reinen Befehlsempfänger degradieren – eine solch gravierende Umstrukturierung umsichtiger als Rainer Schmidig hätte leiten können. Seiner Weitsicht verdankt unser Gymnasium Profile und Stundentafeln, um die uns andere Schulen beneiden.

**Wichtige Neubauten**
Aber auch wichtige Neubauten verdankt die Schule den herausragenden konzeptionellen Fähigkeiten und dem ausserordentlichen Verhandlungsgeschick des ehemaligen Rektors. Der Bau des Verbindungstraktes mitsamt der für ein Gymnasium zwingend notwendigen Bibliothek ist noch während seiner Amtszeit entstanden. Die Basis für die Schaffung des Erweiterungsbaus, der unter anderem einer professionell geführten Mensa sowie einem Mehrzwecksaal Raum bietet, hat er gelegt. Dass diese Projekte schliesslich auch die Hürde der Volksabstimmung genommen haben, war die verdiente Ernte guter Planung und intensiver Überzeugungsarbeit. Dies sind – beispielhaft und auf keinen Fall im Sinne einer erschöpfenden Aufzählung – wichtige sichtbare Leistungen. Was Rainer Schmidig hinter den Kulissen alles zum Wohlergehen der Schule geleistet hat, wie sehr er uns Lehrerinnen und Lehrern den Rücken freigehalten hat, damit wir uns mit voller Energie und Aufmerksamkeit unserer Unterrichtstätigkeit haben widmen können, das mögen ein paar wenige erahnen, die auch einen Blick hinter die Kulissen erhascht haben. Grösse hat Rainer Schmidig auch mit dem mühelosen Akzeptieren der eigenen Entbehrlichkeit gezeigt, mit dem Gespür für den guten Zeitpunkt des Rücktritts. Nach dreizehn Jahren im Amt als Rektor zog er sich im Sommer 2003 in die zweite Reihe zurück. Gleichzeitig nahm er die Arbeit als mathematischer Experte der kantonalen Pensionskasse auf. In der Schule war er für die folgenden zehn Jahre wieder ausschliesslich als Lehrer tätig. Respektgebietender kann die innere Unabhängigkeit von Status und Ansehen kaum zutage treten.

**Bereicherung durch Familie**
Nun geht auch die Lehrtätigkeit zu Ende. Rainer Schmidig darf mit Stolz auf die insgesamt geleistete Arbeit zurückblicken und kann sich auf eine Zeit freuen, die frei fliesst, unzerstückelt von beruflichen Verpflichtungen. Diese Zeit erfährt sicher weiterhin eine Bereicherung durch seine vielköpfige Familie: Rainer und seine Frau Ruth haben sechs Kinder grossgezogen. Alle hat er als Rektor an ihrem ersten Schultag an unserer Schule willkommen geheissen, allen hat er an der Maturfeier das Reifezeugnis überreicht und alle mit Handschlag verabschiedet. Den Schmidigs ist wirklich Schönes gelungen. Und mit Bestimmtheit werden die zehn Enkelkinder im Hause Ruths und Rainers immer wieder für heitere Turbulenz sorgen. Lieber Rainer, Du warst nie ein Freund grosser Worte. Also halte ich mich jetzt knapp, überzeugt, Dir damit einen Gefallen zu erweisen. Im Namen aller an der Kantonsschule tätigen Personen wünsche ich Dir und Deiner Familie alles erdenklich Gute. Leb wohl!


Bild zvg

#Allgemeines

17. Januar 2013 | Ihr Gespür für Bier

Schweizer Familie, 3-2013
Jost Auf der Maur

Über die nebelverhangenen Gerstenfelder streichen Krähen und suchen im winterlichen Weiss nach verlorenen Körnern. Topfeben sind die Böden hier beidseits des Rheins auf Höhe von Weite SG und Ruggell (FL), fruchtbar und schwarz ist die Erde. Doch viel finden die Vögel nicht, die grosse Ernte der Sommergerste ist längst eingebracht und ins nahe Rebstein SG transportiert worden zur Alten Landstrasse. Da wird seit über 120 Jahren aus Gerste Bier gebraut: Sonnenbräu. Eduard Graf war der Erste. Im Wirtshaus zur Sonne zauberte der stämmige Landwirt und Politiker sein eigenes Bier. Ein nahrhaftes Dunkles. Als er sah, wie erfreulich das Resultat ausgefallen war, liess er im «Rheintaler Boten» am 30. Mai 1891 ein Inserat einrücken und verkündete frohgemut: «Von heute an Bier-Ausschank.»
Claudia Graf dreht sich um auf ihrem Stuhl und zeigt auf das Bild ihres Ururgrossvaters, der mit der Würde seiner Zeit ins moderne Büro der Sonnenbräu-Chefin blickt. «Er war Schützenhauptmann in der Armee und hatte die Brau-Anlage seinem Dienstkameraden Oberst Rohrer abkaufen können», erzählt Claudia Graf. Sie kennt die Geschichte der Sonnenbräu – es ist ihre Familiengeschichte. «Rohrer hatte in Buchs selber eine Brauerei und wollte vergrössern.»
Allein im St. Galler Rheintal habe es damals 34 Brauereien gegeben. Wo sind sie geblieben? Ausgetrunken, verschwunden, vergessen, auch das Rohrer-Bier aus Buchs SG. «Wir sind noch da», sagt Claudia Graf. Da ist kein Triumph in ihrer Stimme, sie weiss um die hohen Wogen, durch die auch ihr Unternehmen hat segeln müssen. Nach dem Ersten Weltkrieg etwa hatten die Banken die Kredite gestrichen. Sonnenbräu stand vor dem Untergang, zumal der Gründer 1918 verstorben war – die beiden Söhne blieben ohne Reserven zurück. Doch da war noch deren Mutter Annette Graf, gescheit und streng. Sie wusste in ihrer Verwandtschaft Geld frei zu machen; von da an mussten die Söhne ihr jeden Abend den Geschäftsgang rapportieren. Annette hatte den Betrieb gerettet. In Rebstein ging die Sonne wieder auf.

**Über drei Millionen Liter**
«Heute geht es uns gut», sagt Claudia Graf. «Den Grundstein zum Erfolg haben meine Vorfahren gelegt, sie hatten ein Gespür für Bier, ein sicheres Auge für die Qualität. Das hat den Ruf früh gefestigt. Das sprach sich herum, das ist geblieben.»
27 Jahre alt ist Claudia Graf. Fünfzig Namen stehen auf der Lohnliste von Sonnenbräu. Die Produktion ist bei 3200000 Litern angelangt. Die kleine Sonnenbräu hat sich als Spezialitätenbrauerei auf dem umkämpften Markt etabliert. Im November 2012 hat Claudia Graf zwei Millionen Franken für den modernsten Füll-Automaten der Schweiz, eine Flaschenwaschanlage und die automatische Reinigungsmaschine investiert, unter Fachleuten als CIP (Cleaning in Place) bekannt. Ein kerngesundes Unternehmen also. Der Ururgrossvater wäre stolz.
Von den drei «Brauerei-Töchtern», wie die Leute Claudia Graf und ihre Schwestern in Rebstein während der Schulzeit genannt haben, schien jedoch keine dem gängigen Bild einer Braumeisterin zu entsprechen. Zumal sie keine Kerle sind mit baumdicken Oberarmen, rot glänzenden Gesichtern und Lederschurz. Claudia Graf hat eine Lehre als Bankkauffrau hinter sich. Ihre beiden Schwestern sind Pflegefachfrauen. Wer sollte die Brauerei übernehmen? Die Eltern haben nie irgendeine Anspielung gemacht, ob denn nicht die eine, ja, vielleicht ein Interesse an der Brauerei haben könnte. Keine Anspielung, kein Druck, aber auch keine voreilige Nachfolgeregelung.
«Als Kind habe ich mehr gespürt denn gewusst, dass die Brauerei etwas Grosses ist und Bedeutung hat.» Claudia Graf ist vom Stuhl aufgestanden, geht nun voran und führt treppauf in den Brauereiturm, wo im Silo das Gerstenmalz auf seinen Einsatz wartet. Hier wird es entstaubt, gereinigt, geschrotet, dann fällt das Malz in die Tiefe, in die Sudpfanne, und freut sich auf das Bad in 9400 Litern reinem Wasser. Claudia Graf tätschelt die massiv gebaute Schrotmaschine, «von Bühler, Uzwil», sagt sie. «Jahrgang 1938, läuft immer noch klaglos.» Mit 16, erzählt sie, habe sie gemerkt, wie ein Wunsch in ihr Form gewann: «Ich wollte nicht einfach eine Ausbildung machen, um dann zu heiraten und daheimzubleiben.» Sie wirft ihr blondes langes Haar über die Schulter – ihre Augen haben dieselbe Stellung, den gleichen Verlauf der Brauen wie die ihres Ururgrossvaters. «Ich wollte etwas unternehmen, bewegen, etwas unter die Leute bringen.» Und just vor ihrer Nase: die Brauerei, ein Familienbesitz. Allein, sie getraute sich vorerst nicht, den Eltern von ihrem Traum zu erzählen. Zumal es ja fast ganz an Vorbildern fehlt – Margherita Fuchs von Mannstein bei der Brauerei Forst in Meran ist in Europa eine der Ausnahmen.

**Eine kluge Abmachung**
Kurz vor Abschluss der Berufsmatura weihte Claudia Graf ihre Mutter dann doch in ihren Berufswunsch ein. So gross die Freude der Eltern, so schnell ging es nun voran: Praktika in der Sonnenbräu, dann ein Jahr lang bei vier ähnlich grossen Schweizer Brauereien. «Dort habe ich von den Mitarbeitenden viel gelernt. Ich war ja eine von ihnen. Wichtig war mir auch, was sie über die Vorgesetzten sagten.» Danach die Ausbildung zur Braumeisterin bei der Münchner Handwerkskammer. Und ein weiteres Jahr für den Abschluss in Getränkebetriebswirtschaft. Im April 2012 übergab Claudia Grafs Vater ihr offiziell den Betrieb.
Vom Brauereiturm herabgestiegen, steht die Leiterin der Sonnenbräu inzwischen im Sudhaus, wo die Sudpfannen sich gemütlich wölben, kupfern schimmern. Ein sinnlicher Ort, dabei blitzblank wie alles hier. Zwei Stunden badet das Gerstenmalz im stufenweise wärmer werdenden Wasser. So gehts in den Läuterbottich. Die Flüssigkeit klärt sich, kommt zurück in die Pfanne, um bei 98 Grad gekocht zu werden. Dann erst darf der brave Hopfen auch mit ins Bad. «Die Sudpfannen sind innen mit Edelstahl ausgekleidet», erklärt die Chefin. «Aber weil es die Tradition verlangt, sind sie aussen aus Kupfer. Gehört zur Imagepflege.»
Als Claudia Graf am ersten Tag ins Büro kam, um ihre Arbeit als Geschäftsleiterin aufzunehmen, liess ihr Vater sie eine Abmachung unterschreiben. Darin heisst es, sie könne nach einem fahr ihre Aufgabe zurückgeben, ohne dass sie eine Erklärung abzugeben brauche. «Zuerst bin ich darüber erschrocken», sagt Claudia Graf: «Traute er mir die Fähigkeiten nun doch nicht ganz zu? Aber dann habe ich gemerkt, welche Grosszügigkeit darin steckt, wie befreiend das wirkte, wie klug diese Geste an mich ist.» Keine Minute habe sie den grossen Schritt seither bereut. Claudia Graf ist in die Fussstapfen ihrer Ururgrossmutter Annette getreten, hat das Unternehmen zwar nicht vor dem Ruin retten müssen, aber sie hat für die Familie die Frage der Nachfolge beantwortet. Und damit auch die Ungewissheit von den Mitarbeitenden genommen.
Nach dem Kochen wird die Flüssigkeit, jetzt heisst sie Würze, in den «Whirlpool» eingespült, damit die trägeren Stoffe wie geronnene Eiweisse, Hopfenreste und Gerstenkornspelzen sich in der Mitte zu einem handballgrossen «Trubkegel» sammeln. Die klaren 9400 Liter Würze aber ziehen darauf weiter in den Schonkocher, verlieren da unedle Geschmacksstoffe, und schliesslich gehts nach rund sieben Stunden ab durch den Kühler in die grossen Tanks im Gärkeller: sieben Tage Tanz mit der befreundeten Hefe. Alkohol entsteht, Kohlensäure. Bier. Das darf dann endlich schlafen gehen, ganze zehn Wochen, bei null Grad. Danach ist es bereit für den grossen Durst.
Claudia Graf ist Präsidentin des Gewerbevereins Rebstein und Mitglied der Freisinnigen Partei, ganz in der Tradition der Familie. Sie hat während ihrer fahre im Ausland gemerkt, dass Rebstein ihre Heimat ist, sie kocht gern mit Freunden, mag Pasta, liebt Schokolade, liest gern – Liebesromane von Nora Roberts – eine ganz normale junge Frau mit einer grossen Leidenschaft: die Brauerei.
Sie sagt: «Mein Grossvater genoss grossen Respekt bei den Mitarbeitenden,
ebenso mein Vater. Und ich, ich habe auch keine Probleme. Ob alle hinter mir stehen, weist sich vielleicht erst in schwierigeren Zeiten.» Der Unterschied zu ihrem Vater sei wohl der: «Ich bin strenger.» Ende des Jahres habe sie erstmals Qualifikationsgespräche durchgeführt. «Ich glaube, dass Menschen klar formulierte Aufgaben möchten.» Die ihre hat ihr das Leben aufgeschrieben.



Das Erbe des Ururgrossvaters: Claudia Graf und Sonnenbräu-Gründer Eduard Graf.
Foto Philipp Rohner

#Notizen zu Namen

17. Januar 2013 | «Aktiv am kulturellen Leben teilnehmen»

Schaffhauser Nachrichten, Stein / Diessenhofen
Interview Edith Fritschi

*Ein neuer Zunftmeister bringt auch neue Ideen in die altehrwürdige Institution, Felix Graf. Kann man das so sagen?*
Das kann man. Ich suche den Kontakt zur Bevölkerung und die Kooperationen mit anderen Vereinen, sei es die Volkshochschule, seien es die Pontoniere, sei es der Historische Verein. Die Zunft soll aktiv am gesellig-kulturellen Leben des Städtchens teilnehmen. Und es freut mich, dass der neue Zunftmeister der Zunft zur Rosen, Ueli Böhni, ähnlich denkt. Wir treffen uns nächstens, um über gemeinsame, öffentliche Aktivitäten zu reden.

*Was schwebt Ihnen konkret vor?*
Ich würde den Steinern in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule und dem Historischen Verein gerne jedes Jahr einen schönen, öffentlichen Anlass mit Apéro anbieten. Denn die Vereine haben die nötigen PR- und Marketinginstrumente.

*Und Sie haben den Zunftwein …*
Natürlich. Sobald der «Weisse Adler» baulich saniert und restauriert ist, möchte ich die grossartige gotische Stube mit der Bohlenbalkendecke und den Innenraummalereien aus der Renaissance während der Langen Nacht der Museen und während der Erzählzeit öffnen, um Objekte mit Steiner Bezug aus dem Landesmuseum zu präsentieren sowie Autorinnen und Autoren aus der Region eine Plattform zu bieten. Immer mit Zunftwein und Staaner Giige. Wir führen keine trockenen Anlässe durch.

*Wie viele sind denn geplant?*
Nach der Sanierung des «Weissen Adlers» werden es sechs pro Jahr sein. Zu dreien ist die Öffentlichkeit eingeladen, und die restlichen sind intern, wobei bei zweien von ihnen Frauen dabei sind.

*Stichwort «Weisser Adler». Können Sie zum Stand des Projektes ein paar Details nennen?*
Gerne. Mein Amtsvorgänger, Roger Fuog, hat das Projekt während Jahren mit Herzblut vorangetrieben und an einen erfreulichen Punkt gebracht. Das Schaffhauser Architekturbüro Schmid Partner AG, das für die Sanierung und Restaurierung von Hohenklingen und Bürgerasyl verantwortlich zeichnet, hat in enger Zusammenarbeit mit unserer Baukommission, in der unter anderen der im «Weissen Adler» aufgewachsene Architekt Leo Graf sitzt, ein ausgereiftes Bauprojekt und einen detaillierten Kostenvoranschlag ausgearbeitet.

*Und ist die Baueingabe schon erfolgt?*
Ja, das ist schon passiert. Und bald, im Mai oder Juni, befindet eine ausserordentliche Zunftversammlung über die bis dann hoffentlich finanzierte Realisierung des Projektes. Da wir in dem redimensionierten und überarbeiteten Projekt die hofseitige, gotische Fassade freispielen, das Kaltdach aus dem 16. und 17. Jahrhundert integral erhalten und die einzigartige gotische Stube am Rathausplatz der Öffentlichkeit zugänglich machen, hoffen wir auf eine diese denkmalpflegerischen und konzeptionellen Teile des Projektes betreffende Un-terstützung durch die Jakob- und Emma-Windler-Stiftung. Die Baukommission, in der auch der im Neubau an der Bärengasse aufgewachsene Andreas Rippmann und alt Zunftmeister Roger Fuog sitzen, arbeitet zurzeit den entsprechenden Antrag aus.

*Wie kam die Zunft überhaupt in den Besitz des «Weissen Adlers»?*
Der am Rathausplatz gelegene «Weisse Adler» wurde erst in den 1970er-Jahren gekauft. Wir haben das Zunftvermögen demonstrativ in das schmucke Bürgerhaus gesteckt, um es in Steiner Hand zu behalten. Mit der Sanierung, Restaurierung und gemischten Nutzung setzen wir ein heimatschützerisches und ein lokalpolitisches Zeichen: Wir erhalten der Öffentlichkeit ein Baudenkmal von überregionaler Bedeutung und schaffen damit gleichzeitig erschwinglichen Wohnraum und Arbeitsplätze im Städtchen.

*Die alte Steiner Herrenstube – seit 1800 die «Zunft zum Kleeblatt» –, was ist das? Und was wollen ihre Mitglieder?*
Bei aller Gemeinsamkeit ist die Zunft doch für jeden ein wenig etwas anderes. Das trifft für mich zu sowie für meinen Vater Koni, der 24 Jahre lang Zunftmeister war. Auch für Konis Vater Louis hatte die Zunft eine spezielle, individuelle Bedeutung. Kommt hinzu, dass jede Zünfterfamilie das Zunftleben mit anderen, familienspezifischen Traditionen, Treffen und Erinnerungen verbindet. Aber so viel Gemeinsames würden alle unterschreiben: Die Zunft zum Kleeblatt ist ein Stück Heimat, ein familiärer Treffpunkt und eine Stube, im übertragenen und im konkreten Sinne. Der alte Stubencharakter ist historisch wichtiger als der Zunftcharakter.

*Zünfte sind ja reine Herrenclubs. Ist das denn noch zeitgemäss?*
Als Herrenclub würde ich sie nicht bezeichnen. Aber als Männerbünde. Diese haben ihren historischen Platz und gehören sozusagen zu den heute oft zitierten, immateriellen Kulturgütern, die es, wie andere auch, zu konservieren und zu kuratieren gilt. Aber nur am Jahresbott, am Stephanstag, und an ausserordentlichen Mitgliederversammlungen, die den geschäftlichen Teil des Zunftlebens betreffen. Die anderen Anlässe finden mit Frauen und Kindern statt. Ich würde den Teilnehmerkreis an den Zunftanlässen gerne auch auf die Schwestern, Mütter und Töchter von Zünftern ausweiten. Und mit ihnen zusammen die schöne Tradition des Kartenspiels in der Zunft wieder aufnehmen …

*Welche Rolle spielt der Jass denn in der Zunft?*
Das Kartenspiel stand während Jahrhunderten im Zentrum der Stubengeselligkeit. Das ist in den letzten Jahrzehnten etwas in Vergessenheit geraten. Daran würde ich gerne anknüpfen. Und gleichzeitig eine neue Tradition schaffen. Sobald wir die gotische Stube im ersten Stock des «Weissen Adlers» zur Verfügung haben, soll einmal im Jahr, im Februar, ein grosser Zunftjass mit Käsefondue und kleinen verbalen Exkursen, zum Beispiel zur Geschichte des Fondues oder des Jassens, stattfinden. Ganz klar mit Frauen. Und wie ich höre, besteht schon reges Interesse …

*Sie sagten, Sie möchten eine Politik der Öffnung praktizieren. Was steht hierzu noch an?*
Ich meine, dass es genug Steiner Bürger gibt, die sich an irgendeinem Zipfel für das Städtchen engagieren und einsetzen. Leute also, die positiv auffallen und in einem lebendigen «Kleeblatt» gerne dabei wären. Sie alle sollen bei uns eine Heimat finden.

*Das heisst, dass Sie mehr Mitglieder möchten?*
Nein, wir wollen nicht mehr Mitglieder. In der gotischen Stube im «Weissen Adler» haben nur knapp 40 Personen Platz. Aber wir möchten mehr Mitglieder, die in Stein am Rhein aufgewachsen sind oder in Stein am Rhein wohnen und am Zunftleben aktiv teilnehmen. Die Neubesetzung und Verjüngung des Vorstandes um Werner Schmid als Zunftverwalter und Leo Graf als Beisitzer schafft dafür gute Voraussetzungen.

*Welche denn?*
Albert Graf, der das Amt des Stubenmeisters von Mike Stoll übernimmt, ist ebenfalls vor Ort, und Zunftschreiber Alexander Rubli ist in Ramsen aufgewachsen und mit den Steiner Verhältnissen bestens vertraut. Bei der Öffnung legen wir grossen Wert auf eine gute berufliche, politische und weltanschauliche Durchmischung. Das Ziel meiner ersten Amtszeit wäre, dass am Zunftbott 2016 wieder 30 bis 40 Zünfter teilnehmen – statt 20 bis 30 wie jetzt – und dass die Zunft zum Kleeblatt wieder ein selbstverständlicher und integrierender Bestandteil des regen geselligen und kulturellen Lebens im Städtchen ist.

*Wie viele Mitglieder hat die Zunft derzeit, und wer kann überhaupt Mitglied werden?*
Wir sind zurzeit 80 «Kleeblatt»-Zünfter. Wer Steiner Bürger ist und als Gast an drei Zunftanlässen teilgenommen hat, kann dem Zunftmeister ein schriftliches Aufnahmegesuch einreichen. Über die Aufnahme von Neumitgliedern entscheidet die Hauptversammlung am Stephanstag.



Der neue «Kleeblatt»-Zunftmeister Felix Graf will Altbewährtes beibehalten und durch Neues ergänzen.
Bild Edith Fritschi



Das Haus zum «Kleeblatt», nach dem die Zunft heute benannt ist, war das Gästehaus des Klosters Sankt Georgen. Auf dem Hans Asper zugeschriebenen Holzschnitt von 1548 (unser Bild) sind die «Herrenstube» unmittelbar unterhalb der Rheinbrücke und das heute noch bestehende «Kleeblatt» oberhalb der Brücke zu sehen. Die «Herrenstube», eine vornehme Stubengesellschaft mit Wurzeln im Spätmittelalter, wurde um 1800 in «Zunft zum Kleeblatt» umbenannt, weil sie aus der baufälligen «Herrenstube», einem dem heutigen «Rheinfels» vorgelagerten Riegelbau, in das neu erworbene «Kleeblatt» umgezogen war. Beide Bauten sind gut auf einem Holzschnitt in der Eidgenössischen Chronik von Johannes Stumpf zu sehen, die im Jahre 1548 erschienen ist. Es handelt sich bei dieser Illustration, dies nur nebenbei bemerkt, um die älteste gedruckte Darstellung von Stein am Rhein.
Bild zvg/Zentralbibliothek Zürich

#Notizen zu Namen

16. Januar 2013 | Eine Wahl mit wehenden Fahnen

Schaffhauser Nachrichten, Stadt Schaffhausen
Robin Blanck

Nach der Bekanntgabe des Wahlresultats konnte man ein für den Schaffhauser Ratssaal seltenes Schauspiel beobachten: Von der Zuschauertribüne aus wurden Fahnen geschwenkt, jene des Turnvereins Hemmental, jene des Frauen- und Töchterchors Hemmental 1940 und auch die alte Gemeindefahne des Dorfes. Kein Wunder, hatte der Grosse Stadtrat doch kurz zuvor mit Daniel Schlatter (SP) einen der Ihren zum Präsidenten gekürt – und das mit 33 der 35 möglichen Stimmen. Schlatter hatte die Sitzung bereits eröffnet, damals aber noch in seiner alten Funktion als 1. Vizepräsident des Rates, denn dem Ratspräsidenten 2012, Raphaël Rohner, war es als neuem Stadtrat nicht erlaubt, den Rat auch nur kurzzeitig noch zu führen.
Seine Antrittsrede hielt Schlatter dann aber als neuer Chef auf dem Bock: Er dankte dem Rat für das ihm entgegengebrachte Vertrauen und rief dazu auf, «mit Optimismus an die Beratung neuer Geschäfte zu gehen», aber auch die Meinung des jeweils anderen zu respektieren und die Hand für Kompromisse zugunsten der Stadt zu ermöglichen. Er ermahnte die Ratsmitglieder, «dass wir nicht im Rat sitzen, um glücklich zu werden, sondern um unsere Pflicht zu erfüllen». Mit Blick auf die Finanzlage warnte er vor übertriebenen Sparmassnahmen: «Es wird verschwiegen, dass es der Mehrheit von uns gut geht», sagte Schlatter und forderte dazu auf, sich auch für jene einzusetzen, denen es nicht so gut gehe. Anschliessend konnte sich der Rat der Wahl des 1. Vizepräsidenten zuwenden, eine Überraschung blieb aber aus: Die ÖBS schlug den bisherigen 2. Vizepräsidenten Georg Merz (ÖBS) für das Amt vor. Der Rat hiess diesen Vorschlag mit 31 Stimmen gut. Turnusgemäss war es an der SVP, einen Kandidaten für das 2. Vizepräsidium (und damit für die Präsidiumslaufbahn) zu nominieren, und die Partei schlug eine Frau vor: Cornelia Stamm Hurter wurde vom Rat mit 33 Stimmen gewählt. Dass es sich gestern um eine Ratssitzung mit besonderer Hemmentaler Prägung handelte, wurde übrigens schon am Anfang deutlich: Daniel Schlatter gratulierte nämlich Hermann Schlatter (SVP), dem zweiten Hem- mentaler im Grossen Stadtrat, zur am 21. Dezember erfolgten Eintragung der Partnerschaft. Also alles in Minne gestern? Mitnichten. Nach der Wahl der 2. Vizepräsidentin prallten die Meinungen erstmals aufeinander: Die Geister schieden sich an der Frage, ob man zwei oder neu drei Stimmenzähler bestimmen sollte. Die Fraktionspräsidenten hatten sich vorgängig auf drei geeinigt, wobei der SVP/EDU-Fraktion als stärkster Fraktion ein zweiter Sitz im Ratsbüro zugestanden worden wäre. Theresia Derksen (CVP) beantragte jedoch, auf den dritten Stimmenzähler zu verzichten – sehr zur Überraschung und zum Missfallen von SP und SVP. Voten aus der FDP sprachen sich allerdings auch für eine reduzierte Variante aus, dies vor allem mit Verweis auf die möglichen Einsparungen. Es half nichts: Mit 17 gegen 12 Stimmen hielt der Rat an den besprochenen drei Stimmenzählern fest, in diese Funktion gewählt wurden Martin Egger (FDP), Andi Kunz (AL) und Hansueli Scheck (SVP). Keine Chance hatte ein Antrag von Till Hardmeier, der verlangte, die Behandlung der Bauabrechnung des Künzle-Heims sei vorzuziehen und im vereinfachten Verfahren – also ohne vertiefte Diskussion – zu behandeln. Gleichzeitig sollte die für nächsten Dienstag traktandierte Vorlage zur künftigen Rolle von Stadtschulrat und Vorsteher verschoben und die Sitzung gestrichen werden: Das wurde mit 19 gegen 11 Stimmen abgelehnt. Dafür verlief die anschliessende Wahl der ständigen Kommissionen reibungslos (siehe folgende Seite). Gestritten wurde wiederum über das letzte Traktandum: die Wahl der 30 Stimmenzähler für das Wahlbüro der Stadt Schaffhausen. Bisher wurden diese 30 freiwilligen Helfer in stiller Wahl vom Volk bestätigt. Neu werden sie vom Parlament gewählt. Weil gemäss Kantonsverfassung aber keine Familien mehrfach im Wahlbüro vertreten sein dürfen und unter den Kandidaten drei Ehepaare sind, entbrannte eine heisse Diskussion über die korrekten Wahlmodalitäten. Am Schluss wurde das Traktandum auf eine kommende Sitzung verschoben – damit die Gesellschaft zum gemütlichen Teil des Abends übergehen konnte.

Gewählte Vertreter: Verwaltungskommissionen
Städtische Werke Alfred Tappolet (SVP), Katrin Huber Ott (SP), Till Hardmeier (JFSH), Theresia Derksen (CVP) KSS Edgar Zehnder (SVP), Nihat Tektas (FDP), Bea Will (AL) VBSH Mariano Fioretti (SVP), Urs Tanner (SP)



Leiten zusammen den Grossen Stadtrat 2013: Ratspräsident Daniel Schlatter (SP, Mitte), 1. Vizepräsident Georg Merz (ÖBS) und 2. Vizepräsidentin Cornelia Stamm Hurter (SVP).
Bild B. + E. Bührer

#Notizen zu Namen

16. Januar 2013 | Neuer Kantonstierarzt

Schaffhauser Nachrichten, Region
(r.)

Der Regierungsrat hat Peter Uehlinger, Thayngen, zum neuen Kantonstierarzt ernannt. Der 44-jährige Peter Uehlinger führt seit 2009 eine eigene Tierarztpraxis in Beringen und Thayngen. Seit 2009 amtet er zudem in einer Teilzeitfunktion als stellvertretender Kantonstierarzt. Peter Uehlinger übernimmt seine neue Tätigkeit am 1. Juli 2013. Er ersetzt den in Pension gehenden Urs Peter Brunner.


#Aktivitas

11. Januar 2013 | Bierzeitung vom Weihnachtscommers 2012

Für alle, die die Bierzeitung verpasst oder auf dem Heimweg vom Weihnachtscommers verloren haben. Bei der Aktivitas gibt es noch Exemplare für Fr. 6.50 zu kaufen.

bierzeitung_2012_klein.pdf

#Allgemeines

7. Januar 2013 | Feines Gespür für ein herbes Getränk

Migros-Magazin, Portrait
Almut Berger

Wer hats erfunden? Die Mesopotamierinnen — mit Betonung auf -innen —, vor rund 7000 Jahren und als Nebenprodukt der Brotbäckerei. Auch später waren Bier und Frau kein Widerspruch: So erhielt im Mittelalter die Braut als Mitgift einen Braukessel, und statt zum Kaffeekränzchen luden Frauen ihre Nachbarinnen zum «Bierkränzchen» ein. Selbst der erste wissenschaftliche Bericht darüber, was der Hopfen im Bier bewirkt, wurde von einer Frau verfasst, der Benediktiner-Äbtissin Hildegard von Bingen.
Heute liegt das Hopfen- und-Malz-Geschäft mehrheitlich in Männerhand. Von den 489 steuerpflichtigen Inlandbrauereien der Schweiz werden gerade mal zwei von Frauen geleitet, hiesige Braumeisterinnen gibt es sogar nur eine. Auch die Abnehmer des Gerstensafts sind in erster Linie männlich: Von den 4,63 Millionen Hektolitern, die im letzten Braujahr konsumiert worden waren, rannen bloss 14 Prozent durch weibliche Kehlen. Fazit: Frauen mögen einfach kein Bier. Falsch, sagt Claudia Graf, Chefin der Sonnenbräu AG in Rebstein SG. Sie ortet vielmehr «eine Art Rollenverteilung» in den Köpfen von Herrn und Frau Schweizer: Während er ein grosses Bier trinke, halte sie sich an einem Glas Wein oder einem Cüpli fest, oder, wenn es hochkomme, auch mal an einem «Herrgöttli». Falsch, sagt auch Diana Fry, Biersommelière aus Neerach ZH. Viele Frauen hätten einfach noch nicht das passende Bier gefunden. Während sie in Kursen Interessierten die Produkte unabhängiger Klein- und Mittelbrauereien näherbringt, macht sich Bierliebhaberin Monika Saxer aus Zürich übers Internet für ihre Leidenschaft stark: Auf ihrer Website, Bierwandern, serviert sie Tourenvorschläge, an deren Ende jeweils ein lokales Bier steht.

www.bier.ch
www.bierig.ch

**Claudia Graf, Bierbrauerin: Den Platz behauptet**

«Vor 20 Jahren dachte man, dass nur Grossbrauereien gutes Bier machen können.» Braumeisterin Claudia Graf beweist das Gegenteil.
Nach fünf Wochen Maschinenstillstand hat die Rheintaler Spezialitätenbrauerei soeben wieder ihre Produktion aufgenommen. Entsprechend viel um die Ohren hat Sonnenbräu-Chefin Claudia Graf (27). Grund für die Zwangspause war die Sanierung der Abfüllerei. Zwei Millionen Franken haben die neue Flaschenwaschmaschine und die Abfüllanlage gekostet. Heute können in Rebstein SG 13’000 Flaschen pro Stunde abgefüllt werden, 5000 mehr als bisher, wie die Brauerin stolz erklärt. «Damit verfügen wir über die modernste Abfüllanlage der Schweiz, ein grosser Schritt zur Erhaltung unserer Eigenständigkeit.»
Eigenständig zu bleiben, den Platz zwischen den Grossen wie Schützengarten in St. Gallen oder Locher in Appenzell zu behaupten, so lautet das Mantra von Claudia Graf. Sie hat im April die Leitung der Sonnenbräu von ihrem Vater Arnold übernommen und setzt damit eine Tradition fort, die 1891 von ihrem Ur-Ur-Grossvater Eduard Graf, Landwirt, Gemeinderatsschreiber und Ammann von Rebstein, mit der Gasthausbrauerei Zur Sonne begründet worden war. Lange schien es, als wäre nach der vierten Generation Grafscher Brauer Schluss. Während ihre beiden Schwestern Pflegeberufe ergriffen, machte Claudia Graf erst einmal eine Banklehre. Dass sie dann doch noch in den Familienbetrieb einstieg, habe ihre Eltern wohl am meisten überrascht, wie sie sagt. Praktika in diversen Schweizer Brauereien folgte die Ausbildung zur Braumeisterin und Getränkebetriebswirtin in München. «Spätestens dann ist der — nicht wirklich ernst gemeinte — familieninterne Ruf nach einem Bierbrauer-Schwiegersohn verstummt.»
Die 27-Jährige ist nicht nur die jüngste Geschäftsführerin einer Schweizer Brauerei, sondern auch die einzige Braumeisterin der Schweiz. Damit ist sie eine doppelte Exotin in einem Geschäft, das von Männern geprägt wird, auch als Konsumenten. Und hier sieht sie ihre Chance: Sozusagen als erste Tat hat sie mit Diva ein süssliches Wein-Bier-Mischgetränk entwickelt. Mit dem will Claudia Graf Frauen Bier und natürlich auch ihr weiteres Sortiment schmackhaft machen. Dieses besteht aus 19 Biersorten. Produziert wird die jährliche Produktion von 3,2 Millionen Litern von 45 Mitarbeiter.
Ursprünglich standen im Rheintal 34 lokale Brauereien, überlebt hat nur Sonnenbräu. Dass das so bleibt, darauf stösst Claudia Graf an — mit einem grossen Weizengold aus eigenem Sud notabene.

www.sonnenbräu.ch

**Monika Saxer, Bierwanderin: Der schönste Durst**

Monika Saxer (59) hat zwei Leidenschaften: Wandern und Bier. Darum legt sie ihre Touren jeweils möglichst so, dass die müde Wanderin am Ende eine traditionsreiche Gasthausbrauerei, eine Beiz mit lokalem Bierausschank, erreicht. Zumal es, wie sie sagt, vom Wandern den schönsten Durst gibt.
Auf ihrer selbst gestalteten Homepage stellt die kaufmännische Angestellte aus Zürich «all die Oasen in der Wüste der grossen Bierkonzerne» vor, die sie erwandert hat. 73 Touren quer durch die Schweiz sind es bisher, von A wie Allschwil BL mit Ziel Basler Schifflände, wo es im Restaurant Lällekönig alle Basler Biere im Offenausschank gibt, bis Z wie Zürichberg, wo nach zwei Stunden Marsch die Gasthausbrauerei Linde Oberstrass mit einem eigenen «Huusbier» lockt. Auf der Website befinden sich aber auch fünf Tourenvorschläge für Deutschland und sogar einer für das klassische Weinland Frankreich — «alles Feriensouvenirs».
Die Bierwanderin ertüftelt ihre Routen jeweils zuerst mithilfe des Tourenplaners auf der Website von Schweiz mobil, der ihr Distanzen und Höhenmeter frei Haus liefert, bevor sie in die Wanderschuhe steigt. Unterwegs macht sie sich dann laufend Notizen. «Häufig fotografiere ich auch die Wegweiser. Das hilft mir zu Hause, eine verständliche Wegbeschreibung zu verfassen», sagt sie.
Viele ihrer Wanderziele hat die Bierwanderin dem «Verzeichnis der steuerpflichtigen Inlandbrauereien» des Eidgenössischen Finanzdepartements entnommen. Manchmal wird sie aber auch direkt von lokalen Bierproduzenten angegangen. «Als ich eine Wanderung mit Ziel Luzerner Rathausbrauerei aufgeschaltet habe, hat sich kurz darauf eine weitere lokale Brauerei gemeldet.» Und eine Brauerei aus Basel habe kürzlich gleich selbst einen Wandervorschlag gemailt. Diesen und das dazugehörende Bier wird die Bierwanderin demnächst im Selbstversuch testen. Ein besonderes Augenmerk wird sie dabei wie immer darauf richten, ob die Wanderung mit dem öffentlichen Verkehr machbar ist. «Denn», so sagt sie mit einem Schmunzeln, «da kann man sich auch mal noch ein zweites Bier gönnen.»

www.bierwandern.ch

**Diana Fry, Biersommelière: Von Lager bis Stout**

Baarer Erdmandli, Appenzeller Hanfblüte, Felsenauer Bärni – Diana Fry (36) stutzt: «Das Bärni kenn ich noch nicht», sagt sie und zückt ihren Bierfächer. Dieser umfasst Beschreibungen von 34 Bierstilen – geordnet nach deren typischen Farben – vom hellgelben Lager bis zum fast schwarzen Stout. «Für ein Spezli sehr dunkel», murmelt sie und nimmt einen ersten Schluck. Ihr Fazit: sehr caramelig mit einem Hang zum Malzgeschmack im Abgang.
«Sehr caramelig mit einem Hang zum Malzgeschmack im Abgang»: Diana Fry verkostet das dunkle Bärni von der Berner Brauerei Felsenau.
Über 100 Schweizer Biersorten gibts in der Brasserie Fédéral im Zürcher Hauptbahnhof. Die meisten hat Diana Fry schon verkostet. Die Neeracherin gehört zu den ersten drei Frauen, die 2011 den Lehrgang von Gastrosuisse zum Biersommelier absolviert haben. Bier zu verkosten sei ähnlich anspruchsvoll wie Wein, sagt sie. Geurteilt wird nach Aussehen (Schaum, Körper, Farbe), Aroma (Malz, Hopfen, Hefe) sowie Gaumen (Körper, Textur, Kohlensäure, Abgang). Anders als Wein wird Bier nicht ausgespuckt: «Runterschlucken und gleich durch die Nase ausatmen, erst dann schmeckt man das retronasale Aroma.»
Ihre Affinität zum Gerstensaft entdeckte die heutige Marketingmanagerin als Flight Attendant bei der Swissair. «Die Piloten tranken oft am Zielort zur Entspannung noch ein Bier in der Hotelbar.» Und da ihr Wein nie wirklich zugesagt habe, habe sie mitgezogen. Seither weiss sie, dass deutsches Weizenbier häufig bananig, viele belgische Biere eher säuerlich und tschechisches Pils nach Butterguetsli schmecken. Und dass die Amerikaner Bier sogar mit Rüebli verschneiden – übrigens «erstaunlich gut» –, während die Norweger auch mal Zitronengras in den Sud geben.
Diana Fry trinkt nicht nur gern Bier – am liebsten herbe, dunkle Sorten wie das englische Stout –, sie vermittelt ihr Wissen auch in Degustationsseminaren. Dass hier der Frauenanteil merklich zugenommen hat, freut sie besonders. «Gerade Frauen verbinden Bier häufig mit Massenbesäufnissen oder Bierbäuchen.» Das werde dem hochwertigen Naturprodukt jedoch in keinerlei Weise gerecht. Mit der Gründung eines Biernetzwerks geht die Bierliebhaberin jetzt noch einen Schritt weiter: Unter der Marke Cerevisia, lateinisch für Bier, will sie Akteure und Liebhaber des Schweizer Biers zusammenführen: Brauereien, Restaurants, Bier-Sommeliers, aber auch Produzenten von Biernebenprodukten wie Bierwürsten, Bierkäse oder auch Bierpflegeprodukten.
Dass sie Letztere mit an Bord holen will, ist nur logisch: Diana Fry experimentiert ebenfalls gern mit Bier: Gerade erst hat sie Weizenbier zu einem Gelee eingekocht, das super zu Käse passe. Und momentan tüftelt sie an einem Rezept für Glühbier. «Malziges dunkles Bier funktioniert am besten», so viel weiss sie schon.

www.beer-ambassador.ch
www.cerevisia.ch

Bilder: Ornella Cacace

#Notizen zu Namen

5. Januar 2013 | Frischer Wind mit neuen Zunftmeistern

Schaffhauser Nachrichten
(r.)

Jeweils am 26. Dezember, dem Stephanstag, finden die Zünfter der Zunft «zum Kleeblatt» und der Zunft «zun Rosen» zu einem getrennten Bott zusammen. Da werden, ähnlich einer Generalversammlung, die Jahresgeschäfte behandelt. Das «Kleeblatt» trifft sich dafür im Kleeblattsaal im 1. Stock des Klosters St. Georgen vor der Brücke gleich neben der Bibliothek, und die Zunft «zun Rosen» hat ihre Zusammenkunft im Restaurant Adler. Die Zunft Kaufleutstube oder Zunft zur Rose und Herrenstube oder Zunft zum Kleeblatt sind zu Beginn des 15. Jahrhunderts entstanden.
Ein wichtiges Traktandum der Kleeblattzunft war der «Weisse Adler» (Chäs Graf). Schon seit Längerem ist man im Besitz dieses Hauses. Vor einigen Jahren wurde die Fassade renoviert. Nun gilt es, baldmöglichst von innen heraus alles wieder instand zu setzen. Damit wurde das Architektenbüro Schmid und Partner beauftragt. Sie haben in Absprache mit einer Kommission aus Kleeblattzünftern auf dieses Zunfbott hin ein Bauprojekt aufgestellt, das sie kurz zuvor der Baubehörde eingereicht und am 26. Dezember 2012 der Zunftversammlung präsentiert hatten. Und man hofft sehr, dass dieses Projekt allen beurteilenden Gremien entspricht. 2012 war für die Zünfte auch ein Wahljahr. Deshalb gab es in beiden Zünften Mutationen, was die Ämtervergabe in der Vorsteherschaft betrifft. Es wurden zwei neue Zunftmeister gewählt. Der «neue alt Zunftmeister» Roger W. Fuog übergab das Amt des Kleeblattzunftmeisters an Felix Graf. Bei der Zunft «zun Rosen» tritt Ulrich W. Böhni die Nachfolge von Zunftmeister Urs Etzweiler an. Wenn die zünftigen Geschäfte unter Dach sind, treffen sich die Rosen- und die Kleeblattzünfter auf einen Umtrunk im «Rothen Ochsen» und tauschen die Ergebnisse der jüngsten Beschlüsse und Neuigkeiten aus. Und die Zunftmitglieder wünschen den neuen Amtsinhabern Erfolg.



Die beiden neuen Steiner Zunftmeister im «Rothen Ochsen»: Ueli Böhni steht der «Zunft zun Rosen» vor, und Felix Graf ist neu an der Spitze der «Kleeblattzunft».
Bild zvg

#Allgemeines

24. Dezember 2012 | Verbindendes Weihnachtstreffen

Schaffhauser Nachrichten, Die andere Seite
Anna Rosenwasser

«Ein frohes Lied aus heitrer Brust macht froh den Lebensgang», klang es am vergangenen Samstagabend aus mehreren Dutzend Männerkehlen. Im Rahmen des traditionellen Weihnachtscommers unternahm die Mittelschulverbindung Scaphusia einen Fackelumzug, der beim Restaurant La Piazza begann, in einer Schlaufe über den Fronwagplatz führte und im Restaurant Falken endete.
Zu diesem Anlass waren die Aktiven genauso geladen wie die sogenannten Altherren der Scaphusia, zu denen etwa der ehemalige St.-Johann-Pfarrer Paulus Bachmann (v/o Diogen) zählt. Auch er war in den Dreierreihen zu finden, in denen die Mitglieder der Scaphusia singend durch die Stadt zogen. Mitgesungen haben auch Reto [Peter; korr. scaphusiaonline] Tobler (v/o Quarz), Robert Weber (v/o Haba) und Tim Schriber (v/o Zeus). Vier Lieder sind es, die beim Fackel-Cortège gesungen werden; damit für das Singen aller vier Zeit bleibt, dreht die beachtliche Männertruppe eine Extrarunde auf dem Fronwagplatz. Dabei beginnt schon so manches generationenübergreifendes Treffen, so auch bei Leo Häggi (v/o Simba) und Alex Streit (v/o Laser). Bereits am Nachmittag begann der Anlass mit der jährlichen Generalversammlung der Mittelschulverbindung. Im Anschluss folgte das Abendessen in diversen Lokalen; der Fackelumzug bildete einen Höhepunkt, dem das Beisammensein im Erdgeschoss des Restaurants Falken folgte. Mit dabei an diesem Fest waren auch Andreas Wüscher (v/o Codex) und Andreas Hauser (v/o Drossel), Christian Birchmeier (v/o Zäckli), Hansueli Birchmeier (v/o Safran) und Peter Sommerauer (v/o Trüffel) sowie Felix Graf (v/o Schärbe), Altherren-Präsident Ueli Böhni (v/o Süüle) und Frank Seiler (v/o Aurel). Wie’s im ersten der vier Lieder so schön heisst: «Wo ein Herz voll Freude schlägt, da ist die Zeit noch gut.»


Der Fackel-Cortège führte vom Restaurant La Piazza über den Fronwagplatz – mit einer Outdoor-Extrarunde – zum «Falken».


Feierten den Weihnachtscommers: Andreas Wüscher (v/o Codex) und Andreas Hauser (v/o Drossel).


Reto [Peter; korr. scaphusiaonline] Tobler (v/o Quarz), Robert Weber (v/o Haba) und Tim Schriber (v/o Zeus) zünden ihre Fackeln an [v.r.n.l.; korr. scaphusiaonline].


Leo Häggi (v/o Simba) und Alex Streit (v/o Laser) am Fackelumzug: Geladen waren Aktive wie auch Altherren.


Nimmt Teil an der Fackel-Cortège: Paulus Bachmann (v/o Diogen), ehemaliger Pfarrer des St. Johann.


Mit von der Partie: Christian Birchmeier (v/o Zäckli) [mitte; korr. scaphusiaonline], Hansueli Birchmeier (v/o Safran) [links; korr. scaphusiaonline] und Peter Sommerauer (v/o Trüffel).


Felix Graf (v/o Schärbe), Altherren-Präsident Ueli Böhni (v/o Süüle) und Frank Seiler (v/o Aurel ) am Commers.

Bilder: Selwyn Hoffmann

#Allgemeines

18. Dezember 2012 | Wie Jugendliche in der DDR aufwuchsen

Schaffhauser Nachrichten, Region
Zeno Geisseler

Mit der DDR verbindet man die Mauer, Trabis, Honecker. Sascha Kardaetz denkt bei diesen drei Buchstaben aber noch an etwas ganz anderes: an seine Kindheit und Jugend. Kardaetz, Lehrer für Geografie an der Kantonsschule Schaffhausen, ist in Ostberlin aufgewachsen. 1989, als die Mauer fiel, war er 14 Jahre alt.
Am letzten Freitag sprach er auf Einladung der Mittelschulverbindung Scaphusia darüber, wie es war, in der DDR gross zu werden. Zuerst zeichnete Kardaetz die historischen Linien nach, die überhaupt zur Gründung der Deutschen Demokratischen Republik geführt hatten – also die Niederlage Nazideutschlands im Zweiten Weltkrieg und die Aufteilung des besetzten Landes und Berlins nach Zonen. Dann führte er die rund 30 Zuhörer durch diverse Themengebiete, immer mit einem Bezug zu seiner Kindheit und Jugend. Zum Beispiel, was es hiess, in einer Planwirtschaft aufzuwachsen: «Es herrschte Mangel an allem. Wenn es aber mal was gab, dann gab es das für alle.» Einmal sei seine Mutter ganz aufgeregt nach Hause gekommen und habe erzählt, dass es Schuhe mit Klettverschlüssen gebe. Sie seien sofort raus und hätten ein Paar für ihn gekauft. «Als ich am nächsten Tag zur Schule kam, hatten alle anderen die genau gleichen Schuhe.» Am liebsten hätten sie Westkleider getragen, doch diese waren für die meisten Leute unerreichbar. «Wir haben uns stattdessen einen Puma auf die T-Shirts gemalt. Oder drei Streifen auf die Turnschuhe.» Wie Adidas-Schuhe und Puma-Leibchen aussahen, habe man bestens gewusst – aus dem Westfernsehen.

**Westschokoriegel**
Ab und zu gab es in Kardaetz’ Familie auch echte Produkte von jenseits des «antifaschistischen Schutzwalls», wie die Mauer damals genannt wurde: «Mein Grossvater brachte mir von Westreisen immer «Mars»-Riegel mit. Ich war wohl das einzige Kind im Osten, das keine ‹Mars› mehr sehen konnte.» Mit Bildern, mit Videos und mit Musik führte Kardaetz die Scaphusianer und deren Gäste durch den ostdeutschen Alltag. «Die Partei griff in alle Bereiche des Lebens ein», sagte er. Sogar die Länge der Haare oder der Röcke sei vorgegeben gewesen. «Die Partei hatte einen Allmachts-anspruch. Sie war gottgleich.» Kardaetz unterlegte dies mit dem «Lied der Partei». Refrain: «Die Partei, die Partei, die hat immer recht.» Als er in die Schule kam, wurde Kardaetz Mitglied der Jungpioniere, der politischen Jugendorganisation des Landes (siehe auch «Gruppenplan» im Kasten). Er machte nicht aus Überzeugung mit: «Offiziell war die Mitgliedschaft freiwillig, doch wer nicht mitmachte, riskierte etwa, später keinen Studienplatz zu bekommen.»

**Keine «Ostalgie»**
Damals seien sie auf ihre Uniform mit dem besonderen Halstuch auch stolz gewesen, und die «Pioniernachmittage» hätten durchaus auch Spass gemacht, erzählte Kardaetz. Er machte aber deutlich, dass er mit der «Ostalgie», dem Sehnen nach den Zuständen in der DDR, überhaupt nichts anfangen könne, auch wenn nicht alles schlecht gewesen sei. Verglichen mit anderen Ländern im Ostblock, etwa Rumänien, hätten sie es noch gut gehabt. Aber letztlich sei die DDR nur eines gewesen: eine totalitäre Diktatur.


**Gruppenplan
Klasse 1a 1985/86**

**September** Wir lernen uns kennen. Fröhliche Spiele im Hort.
**Oktober** Lustiges Drachensteigen.
**November** Wir lernen unser Halstuch kennen.
**Dezember** Wir werden Jungpioniere. Weihnächtliche Stunde. Paket an unseren Patensoldaten Lutz.
**Januar** Winterliche Sportspiele.
**Februar** Lustiges Faschingstreiben mit unseren Paten.
**März** Wir gratulieren unseren Muttis.
**April** Unser Bestes zum XI. Parteitag: Ernst Thälmann – unser Vorbild.
**Mai** Wett- und Kreisspiele.
**Juni** Fröhliches Lernfest. Wir feiern unseren Tag.
**Juli** Wir verabschieden uns von allen, die uns besonders im ersten Jahr halfen.



Sascha Kardaetz mit Bildern von Produkten aus der DDR.
Bild: Zeno Geisseler

#Notizen zu Namen

15. Dezember 2012 | «Ich kann ein gesundes Unternehmen übergeben»

Schaffhauser Nachrichten. Regionale Wirtschaft
Rolf Fehlmann

Nach 29 Jahren im Dienst der Brauerei Falken scheidet der Schaffhauser Wirtschaftsanwalt Jürg P. Spahn aus dem Verwaltungsrat aus, dem er seit 1983 angehört und den er seit 1993 präsidiert hatte.
In den ersten Jahren seines Mandats als Verwaltungsrat hätten sich die Schweizer Brauereien noch in der wohlgeordneten Welt des Bierkartells bewegt, erinnert er sich, doch ab den Neunzigerjahren, während seiner ersten Jahre als Präsident des Verwaltungsrates, nachdem das Kartell gefallen war, begannen die Kräfte des freien Marktes zu spielen: Bis dahin «nie in Frage stehende Lieferverträge mit Restaurants wurden im Zuge eines verschärften Wettbewerbs plötzlich zum Spielball der Konkurrenz, es gab keinen ‹Heimatschutz› mehr, und die bis anhin stabilen Preise kamen massiv unter Druck.» So musste sich auch die Brauerei Falken auf die veränderte Situation im Biermarkt einstellen: Eine Welle von Brauerei-Übernahmen führte zu einer Konzentration der inländischen Marktteilnehmer, während gleichzeitig grosse internationale Player in die Schweiz drängten.
In der Folge führte Spahn einen Veränderungsprozess mit dem Ziel, das Unternehmen fit zu machen für den liberalisierten Biermarkt. Die wichtigsten Massnahmen betrafen den Produktionsbetrieb, den Ausbau der Marktpräsenz und die Kultur der Führung. «Bei der Brauerei haben wir den Betrieb produktiver gemacht und die Rentabilität des Getränkehandels gesteigert.» Neben einem neuen Erscheinungsbild habe «Falken» sein Absatzgebiet auch in Richtung des Grossraumes Zürich ausgeweitet: «Dieser liegt weniger nahe an der Landesgrenze und verfügt über zusätzliche Kaufkraft.» Die Einführung eines neuen Rechnungswesens als Steuerungs- und Führungsinstrument «verschaffte uns Klarheit darüber, wo wir Geld verdienen und wo nicht. So konnten wir unsere Mittel am richtigen Ort investieren, zum Beispiel in das kürzlich eröffnete Dosenkompetenzzentrum.» Im Bereich der Führung schliesslich sei es darum gegangen, ein Umfeld zu schaffen, welches «dem Management die gestalterischen Freiräume gibt, damit es erfolgreich sein kann.»
Die grösste Herausforderung seiner fast dreissigjährigen Mandatszeit sei gewesen, die Brauerei Falken als selbständiges, unabhängiges und eigenständiges Unternehmen zu erhalten: «Dass wir das geschafft haben, ist für mich eine grosse Befriedigung. Entscheidend für unseren langfristigen Erfolg war, dass wir als Unternehmen unsere Möglichkeiten und Grenzen realistisch einschätzten; und dass wir innerhalb dieser Grenzen agiert haben, ohne die Bodenhaftung zu verlieren.» Heute, bei seinem altersbedingten Ausscheiden aus dem Verwaltungsrat, könne er seinem Nachfolger «ein vitales, wirtschaftlich gesundes Unternehmen mit Substanz» übergeben, welches Raum biete für neue, zukünftige Projekte: «Das Haus ist bestellt.»


#Notizen zu Namen

14. Dezember 2012 | Vom Sonderschulrat bis zur Flurnamenkommission

Schaffhauser Nachrichten, Region
(r)

Der Regierungsrat hat dem Kantonsrat beantragt, als Mitglieder der Verwaltungskommission der Gebäudeversicherung für die Amtsperiode 2013–2016 die bisherigen Amtsinhaber wiederzuwählen. Es handelt sich um Beat Hug, Stein am Rhein, Andreas Liberato, Schaffhausen, Peter Oechslin, Löhningen, sowie Claudia Uehlinger, Schaffhausen. Für die zurücktretenden Heinz Gloor und Gerhard Schwyn werden als neue Mitglieder Claudio Poles, Neuhausen am Rheinfall, und Simon Oettli, Stetten, vorgeschlagen. Schliesslich schlägt die Regierung die Vorsteherin des Finanzdepartementes, Regierungsrätin Rosmarie Widmer Gysel, als Präsidentin der Verwaltungskommission vor. Sie ist von Amtes wegen Mitglied der Kommission.

**Tripartite Kommission**
Vorsitzender ist Vivian Biner, Chef Arbeitsamt. Als Mitglieder wurden als Behördenvertreter Beat Hartmann, Sonja Schönberger, Rolf Dietrich, Daniel Schär und als Arbeitgebervertreter Peter Beglinger, Renato Brunetti, Hans Peter Brütsch sowie als Arbeitnehmervertreter Elisabeth Brandenberger, Martin Burkhardt und Remo Schädler ernannt.

**Sonderschulrat gewählt**
Präsident bleibt Otto Stehle, Hallau. Als Mitglieder wurden Regierungsrat Christian Amsler, Regula Hangartner (Elternvertreterin), Hans Rosenast (Liegenschaften), Jürg Sauter (Vertrauensperson des Personals), Vreni Wipf (Vertreterin Gemeinden) sowie Nathalie Zumstein (Vertreterin Stadt Schaffhausen) ernannt.

**Wahl des Berufsbildungsrates**
Präsident ist Regierungsrat Christian Amsler. Als Mitglieder wurden Daniel Brüschweiler, Martin Burkhardt, Rolf Dietrich, Thomas Maag, Nella Marin, Barbara Müller-Buchser, Christian Roth, Ernst Schläpfer und René Schmidt ernannt.

**Aufsichtskommission Kanti**
Präsident ist Regierungsrat Christian Amsler. Als Mitglieder wurden Verena Anliker, Rolf Dietrich, Hans-Rudolf Dütsch, Pfarrer Andreas Egli, Ines Goldbach, Christoph Honegger, Markus Malagoli, Jürg Rebsamen, Reto Savoca, Urs Saxer, Jörg Sorg, Iwan Stössel, Britta Wehren und Erich Zwicker ernannt.

**Aufsichtskommission PHSH**
Präsident der Aufsichtskommission der Pädagogischen Hochschule Schaffhausen (PHSH) ist Regierungsrat Christian Amsler. Als Mitglieder wurden Hans Jürg Keller, Thomas Meinen, Elisabeth Roth Hauser, Werner Schraff, Beat Stöckli und Thomas Tritschler ernannt.

**Aufsichtskommissionen BBZ**
Präsident der Aufsichtskommission der Berufsfachschule (BBZ) ist Regierungsrat Christian Amsler. Als Mitglieder wurden Marco Altmann, Rolf Dietrich, Andrea Dörig, Daniel Gysin, Gabriela Lenhard, Ruedi Leu, Thomas Maag, Beat Moretti, Jürg Pfister, Bruno Rapold, Urs Renggli, Peter Sandri, Ernst Schläpfer, Manfred Schmid und Pius Zehnder ernannt. Präsident der Aufsichtskommission der Höheren Fachschulen BBZ ist weiterhin Erwin Gfeller. Als Mitglieder wurden Rolf Dietrich, Ruedi Federer, Roland Frosini, Jörg Gerber, Markus Greulich, Susanne Hagen, René Meile, Martin Onken, Ernst Schläpfer, Thomas Wittwer, Urs Zehnder und Rita Maria Züger ernannt.

**Konsultativkommission Wirtschaft**
Vorsitzender bleibt Regierungsrat Ernst Landolt. Als Mitglieder wurden Thomas Feurer, Stephan Rawyler, Karlheinz Baumann, Barbara Müller-Buchser, Martin Vogel, Martin Burkhardt, Roland Kammer, Florian Keller, Edgar Weiss, Nora Winzeler, Thomas Imobersteg, Vivian Biner und Daniel Sattler ernannt.

**Alterskommission**
Vorsitzende ist Regierungsrätin Ursula Hafner-Wipf. Als Mitglieder wurden als Gemeindevertreter Christian Di Ronco, Neuhausen am Rheinfall, Peter Keller, Stein am Rhein, Daniel Meyer, Hallau, Eva Neumann, Beringen, Daniela Stauffer, Neunkirch, Monica Studer, Schaffhausen, Paul Zuber, Thayngen, und als Seniorenvertreter Hermann Amstutz, Markus Kübler, René Rohrbasser sowie als Vertreter der Leistungserbringer Elsbeth Fischer-Roth, Daniel Gysin, Jan Kuchynka, Andrea Monterosso, Norbert Stettler und Lotti Winzeler ernannt.

**Verwaltungskommission PK**
Als Arbeitgebervertreter in der Verwaltungskommission der Kantonalen Pensionskasse wurden vom Regierungsrat Thomas Feurer, Stadtpräsident Schaffhausen, Stephan Rawyler, Gemeindepräsident Neuhausen am Rheinfall, Andreas Liberato, Schaffhauser Kantonalbank, Hanspeter Meister, Direktor Spitäler Schaffhausen, Ralph Kolb, Bereichsleiter Finanzen Stadt Schaffhausen, und Astrid Makowski, Personalleiterin Kanton Schaffhausen, ernannt. Die Delegiertenversammlung der Pensionskasse hat als Arbeitnehmervertreter Werner Bianchi, Controller Stadt Schaffhausen, Michael Gerike, Kantonsschullehrer, Stefan Klaiber, Schaffhauser Kantonalbank, Peter Möller, Leitender Jugendanwalt, Ernst Schläpfer, Rektor BBZ, Alfred Schweizer, Verband der Rentnerinnen und Rentner, Walter Widmer, Gruppenleiter Stiftung Impuls, Christine Wüscher, Handelsschule KV Schaffhausen, gewählt.

**Fachausschuss KSD**
Vorsitzende ist Regierungsrätin Rosmarie Widmer Gysel. Als Vizepräsident amtet Jörg Steinemann, Schaffhauser Kantonalbank. Als Mitglieder wurden Werner Bianchi, Controller Stadt Schaffhausen, Lukas Fässler, Rechtsanwalt und Informatikexperte, Zug, und Hans Heinrich Schärrer, ehem. Projektleiter IBM, Neuhausen am Rheinfall, ernannt.

**Natur- und Heimatschutz**
Als Präsident wurde David Hilty, Stein am Rhein, gewählt. Als Mitglieder wurden Manuel Bergamini, Schaffhausen, Roland Hofer, Thayngen, Britta F. Schmid, Schaffhausen, Urs Weibel, Stein am Rhein, Konradin Winzeler, Neuhausen am Rheinfall, sowie Josef Würms, Ramsen, ernannt.

**Steuerkommission gewählt**
Vorsitzender ist Andreas Wurster. Als Mitglieder wurden René Meile, Stein am Rhein, und Alain Staub, Beringen, gewählt. Ersatzmitglieder sind Jürg Tanner, Schaffhausen, und Ulrich Burkhard, Dörflingen.

**Jägerprüfungskommission**
Präsident ist weiterhin Andreas Vögeli, Departementssekretär. Als Mitglieder wurden Beat Hartmann, Schaffhausen, Daniel Leu, Schaffhausen, Silvio Lorenzetti, Stein am Rhein, Markus Purtschert, Schaffhausen, Patrick Wasem, Beringen, Karl Heinz Gysel, Wilchingen, Harry Müller, Bargen, Werner Stauffacher, Merishausen, Helmut Weiss, Büsingen, André Moritz, Ramsen, und Michael Ryser, Thayngen, ernannt.

**Wahl der Sportfonds-Kommission**
Präsident ist Peter Boser. Als Mitglieder wurden Peter Baumann, Roland Bernath, Katrin Huber Ott, Fredi Meyer, Christian Naef, Hans Peter Schöttli, Jörg Egestorff und Roland Wanner ernannt.

**Kommission aufgelöst**
Der Regierungsrat hat die Kommission für Jugend+Sport auf Ende der Amtsdauer 2009–2012 aufgelöst und den Mitgliedern der Kommission für ihre teilweise langjährige Kommissionsarbeit seinen besten Dank ausgesprochen. Der Hauptgrund für die Auflösung der Kommission liegt beim Bundesamt für Sport, welches in den letzten Jahren wesentliche Aufgaben der kantonalen Kommissionen übernommen hat.

**Flurnamenkommission**
Vorsitzender bleibt Hannes Schärer, Kantonsgeometer. Als Mitglieder wurden Eduard Joos, Schaffhausen, und Alfred Wüger, Schaffhausen, ernannt.

#Allgemeines

8. Dezember 2012 | Abschied für eine Legende

Schaffhauser Nachrichten. Regionale Wirtschaft
Rolf Fehlmann

Zwei Drittel des Schweizer Biermarktes seien in den Händen der grossen Konzerne, sagte der scheidende «Falken»-Verwaltungsratspräsident Jürg P. Spahn in seinem Jahresbericht, und trotzdem erlebe die Schweiz mit 354 einheimischen Brauereien eine Bierrenaissance. Mit 57,5 Litern pro Kopf liege der Bierkonsum in der Schweiz allerdings deutlich hinter Spitzenreitern wie Tschechien (160 Liter) und Deutschland (107 Liter). Für die Brauerei Falken gelte es, «den Multis die Stirn zu bieten», sich mit Spezialitäten zu profilieren und regional verwurzelt zu bleiben: Falken-Bier sei nicht nur «ein Schluck Heimat» – das Unternehmen sei auch ein sicherer Wert, der Zuversicht ausstrahle und das Vertrauen in die Region stärke. Dafür gebühre den Mitarbeitenden wie den Aktionären gleichermassen Dank.
«Bier braut Heimat», kalauerte auch «Falken»-Geschäftsführer Markus Höfler, der in seinem Jahresrückblick unter anderem die baulichen Veränderungen erwähnte – Abbruch der Mälzerei, Erweiterungsbau für das Dosenkompetenzzentrum – und dies mit einem emotionalen Video dokumentierte. Das Geschäftsergebnis bezeichnete er als «insgesamt befriedigend», und er zeigte die Anstrengungen des Unternehmens auf, um die rückläufige Absatzentwicklung in der Gastronomie mit verstärkten Aktivitäten abzufedern, um «Falken»-Spezialitäten wie zum Beispiel den «Eidgenoss» auch überregional im Handel zu verankern. Frenetischen Applaus erntete Jürg P. Spahn nach Abschluss aller statutarischen Geschäfte mit seiner legendären «Derniere» in Versform – da bekamen Banker und Bundesräte in brillant geschliffener Sprache ebenso ihr Fett ab wie Sport, Wahlen und Busse in Schaffhausen. In seiner Laudatio blickte Ständerat Hannes Germann auf die Ära Spahn zurück und würdigte ihn als grosses Vorbild in Bezug auf Korrektheit und Sprache – die jungen Männer der Studentenverbindung Scaphusia hätten sich damals als treffsicher erwiesen, als sie Spahn den Verbindungsnamen «Niveau» gaben. Philipp Moersen schliesslich war es vergönnt, seinen Vorgänger in den noblen Orden «Ad Gloriam Cerevisiae» («Zur Ehre des Bieres») aufzunehmen – wahrlich ein würdiger Abschied für eine Legende.


**Falken-Aktie**
Rund 11 000 Franken pro Stück muss man derzeit auslegen

Falken nicht nur im Kühlschrank, sondern auch im Depot zu haben, möchten nicht wenige – nur schon wegen der legendären Generalversammlungen: «Wir können bei uns feststellen, dass die Nachfrage vor der GV jeweils steigt», sagt Martin Vogel, Chef der Schaffhauser Kantonalbank. Interessenten stammten meist aus der Region oder hätten einen Bezug zu Schaffhausen.
Der Investmentgedanke steht nicht im Vordergrund. Falken sei eine Liebhaber-Aktie, sagt Vogel. Nicht der finanzielle, sondern der emotionale Wert zählt also, doch auch der hat seinen Preis: Laut KB stehen die Aktien zurzeit bei rund 11 000 Franken. Allerdings wird der Titel nur selten und nur ausserbörslich gehandelt. «Die Nachfrage ist gross, das Angebot ist klein», sagt Vogel. Der Preis habe sich im Verlauf des Jahres eher seitwärts bewegt. Insgesamt gibt es 1800 Stammaktien und 1200 Prioritätsaktien. Prioritäts-aktien haben generell bei der Ausschüttung des Gewinnes ein Vorrecht, die beiden Typen kosten jedoch etwa gleich viel. Die Mehrheit der 3000 Aktien ist in Familienbesitz. (zge)


**Brauerei Falken**
Zahlen und Fakten für 2011/12

Gesamtertrag 20512414 Fr.
Total Aufwand 20177200 Fr.
Sachaufwand 11016909 Fr.
Personalaufwand 5004543 Fr.
Reingewinn 335214 Fr.
Dividende 50 Fr. brutto
Anzahl Mitarbeitende 55
Verwaltungsrat bis 2012 Jürg P. Spahn (Präsident), Philipp Moersen (Vize), Ronald Forster (Mitglied)
Verwaltungsrat ab 2013 Philipp Moersen (Präsident), Ronald Forster (Vize), Markus Höfler (Delegierter), René Zeier (Mitglied)

#Allgemeines

5. Dezember 2012 | Zwischen 40 Jahren und der Ewigkeit

Schaffhauser Nachrichten, Region
Robin Blanck

Nicht die tiefen Temperaturen dieser Tage, sondern auch die lange Warteliste für einen Weidlingspfosten lassen vielen Rhein-Fans das Blut in den Adern gefrieren. Den Inhabern wird von der Stadt eine Sondernutzung gewährt (siehe Artikel unten), künftig sollen aber mehr Personen in den Genuss einer Rheinfahrt kommen, weil der Stadtrat wie bereits gemeldet verschiedene Möglichkeiten prüft, um die Wartezeit zu verkürzen (siehe SN vom 14. November). Im Fokus stehen dürfte dabei unter anderem die Erblichkeit der Liegeplätze. Betrachtet man andere Gemeinden mit Rheinanstoss, wird klar, dass es beträchtliche Unterschiede gibt: Die Gemeinde Feuerthalen etwa hat keine Vorschrift für die Weitergabe eines Pfosten, in der Praxis existiert aber eine Regelung. Möglich ist eine Weitergabe nur innerhalb einer Haltergemeinschaft, wenn diese zehn Jahre Bestand hatte. Das heisst: Wenn beispielsweise ein Mitglied einer dreiköpfigen Haltergemeinschaft die Gruppe verlässt, kann ein anderes Mitglied den Pfosten nur übernehmen, wenn dieses schon seit zehn Jahren mit dabei ist. Das gilt auch für die Vererbung innerhalb der Familie: Eine Haltergemeinschaft zwischen den Familienangehörigen ist Pflicht für die Vererbung. Aber: Angeregt durch die Debatte im Grossen Stadtrat, denkt man im Gemeinderat über eine Revision des Reglements nach, wie der Feuerthaler Bausekretär Robert Schwarzer auf Anfrage der SN erklärt. Die Warteliste in Feuerthalen ist gemäss Auskunft von Schwarzer überblickbar, dies nicht zuletzt, weil bereits vor Jahren eine Wartelistengebühr eingeführt wurde: Jedes Jahr stellt die Gemeinde den auf der Warteliste verzeichneten Personen eine Rechnung über zehn Franken, gleichzeitig wird der Angeschriebene darüber informiert, auf welcher Position er sich befindet. «Das hat die Warteliste von etwa 200 auf gegen 80 reduziert», erinnert sich Schwarzer.
Die Bootsliegeplätze in Stein am Rhein werden von der Steiner Stadtpolizei verwaltet, die entsprechende Verordnung enthält keine Angaben zur Weitergabe innerhalb der Familie. Bei einem Todesfall in der Familie kann der Platz auf den Ehepartner übergehen, wie auf Anfrage erklärt wird. Im Übrigen habe die Warteliste Priorität: «In 99 Prozent der Fälle erfolgt die Weitergabe nach der Warteliste», sagt Stadtpolizist Beat Hirschi. Einen Vererbungsautomatismus gibt es gemäss Hirschi nicht, ausgeschlossen ist eine direkte Weitergabe aber nicht: «Weil die meisten sich schon früh auf die Warteliste setzen lassen, kann manchmal ein Pfosten übernommen werden, weil der Nachkomme ganz oben auf der Liste steht», sagt Hirschi. Wie die Gemeinde die Vergabe in Zukunft regeln wird, muss sich erst noch weisen, denn auch in Stein am Rhein wird an einer neuen Regelung gearbeitet, in der unter anderem die Höhe der geltenden Gebühren angepasst werden könnte – inhaltlich will man sich aber derzeit noch nicht äussern. Die Gemeinde Schlatt unterhält Bootsliegeplätze im Altparadies, eine Vererbung ist gemäss Gemeinderat Hans Möckli aber nicht erlaubt. «Wir hatten deswegen schon Streitfälle, unsere Regelung ist aber bestätigt worden», sagt Möckli. Wird ein Pfosten frei, hat der Nächste auf der Warteliste Anrecht auf den Platz.

**40 Jahre plus Verlängerung**
Einige Kilometer rheinaufwärts regelt seit 2002 eine Verordnung die Vergabe der Diessenhofer Bootsplätze. Zentral: Die Konzessionsdauer ist auf 40 Jahre beschränkt, wobei «bei begründeten Ausnahmefällen» eine Verlängerung um 10 Jahre gewährt werden kann. «Bisher gab es noch keinen solchen Fall», sagt Armin Jungi, Stadtschreiber von Diessenhofen. Deshalb sei auch nicht klar, wie der Stadtrat diese Regelung tatsächlich auslegen würde. Stirbt der Inhaber eines Diessenhofer Pfostens, geht der Platz längstens fünf Jahre an den überlebenden Ehegatten oder einen in Diessenhofen wohnenden direkten Nachkommen über. Auch in Diessenhofen wird eine Wartelistegebühr erhoben: 20 Franken beim Eintrag und danach jeweils alle 5 Jahre. Zwischen 60 und 70 Leute seien aktuell auf der Warteliste, «die Wartezeit beträgt Grössenordnung 25 Jahre», sagt Jungi. Nicht ausgeschlossen ist auch in Diessenhofen, dass das geltende Reglement in den kommenden Jahren von den Behörden nochmals einer Überarbeitung unterzogen wird – ein Abgleich mit den Reglementen anderer Gemeinden und vielleicht auch eine Anpassung der Gebühren könnten Gegenstand der Revision sein. In Wagenhausen ist ein Übertrag des Bootsliegeplatzes auf Ehepartner, Konkubinatspartner respektive Partner in eingetragener Partnerschaft oder direkte Nachkommen beim Tod oder schwerer Invalidität des Platzinhabers erlaubt, ähnlich ist die Situation in Rheinau: Grundsätzlich geht es nach der Warteliste, eine Vererbung beim Todesfall des Inhabers an Ehepartner oder Kinder ist aber erlaubt, denn diese Möglichkeit sei in der vom Kanton Zürich erlassenen «Verordnung über das Stationieren von Schiffen» explizit enthalten.


**Nachgefragt Marisa Miguel, Rechtsdienst Bau**
«Den Benützern wird eine Sondernutzung eingeräumt»

Mieten die Pfosteninhaber ihre Pfosten von der Stadt? Und gibt es einen Vertrag zwischen der Stadt und dem jeweili- gen Inhaber? Wir sprachen mit Marisa Miguel über diese Punkte.

*Welche Form von rechtlichem Verhältnis geht die Stadt mit den Inhabern eines Weidlingspfostens ein?*
Marisa Miguel: Beim Rhein handelt es sich um eine öffentliche Sache im Gemeingebrauch. Gebrauchsrechte an öffentlichen Sachen im Gemeingebrauch werden grundsätzlich nicht über privatrechtliche Verträge geregelt, sondern über Bewilligungen. Dem Benützer eines Weidlingspfostens wird eine sogenannte Sondernutzung eingeräumt. Die Vergabe von Bootsliegeplätzen wird in der Stadt Schaffhausen im Reglement über die Benützung der Bootsliegeplätze geregelt. Ein ähnliches Beispiel wäre die gebührenpflichtige Bewilligung für den Betrieb eines Boulevardcafés auf dem öffentlichen Grund. Beim Weidlingspfosten handelt es sich allerdings nicht um einen gesteigerten Gemeingebrauch wie bei den Cafés: Weil der entsprechende Platz am Pfosten nicht gleichzeitig auch von jemand anderem benutzt werden kann, muss das als Sondernutzung betrachtet werden.

*Ohne Vertrag wäre damit die Stadt theoretisch auch berechtigt, die Pfosten jederzeit zurückzufordern?*
So einfach ist es nicht: Man müsste zuerst prüfen, ob bei der Einräumung einer Sondernutzung ein «wohlerworbenes Recht» entsteht. Im Falle der Nutzung von Weidlingspfosten in der Stadt Schaffhausen ist dies aber nicht der Fall, weil sich dies nicht aus dem Reglement ableiten lässt. Das besagte Reglement sieht vor, dass die Verwaltungspolizei berechtigt ist, das Gebrauchsrecht jederzeit sofort und entschädigungslos aufzuheben, sofern die Gebühr nicht fristgemäss entrichtet oder die Verpflichtungen aufgrund des Reglements nicht erfüllt werden.

*Es gibt also keinen Vertrag, und ein «wohlerworbenes Recht» ist ein Pfosten auch nicht. Wie und ab wann könnte die Stadt nach einer Anpassung des Reglements – etwa im Sinne einer Befristung oder eines Verbots der Weitergabe – diese neuen Regeln in Kraft setzen?*
Das ist eine Frage des intertemporalen Rechts. Das angepasste Reglement müsste eine Bestimmung enthalten, die klar regelt, wie sich das neue Recht zu bestehenden Sachverhalten verhält und ab wann es in Kraft tritt. Klar ist, dass auf neue Vergaben von Bootsliegeplätzen dann auch das neue Reglement Anwendung finden würde. Die Antwort auf die Frage, auf welche Sachverhalte das alte Recht noch anzuwenden wäre, hängt aber vor allem davon ab, wie das Interesse des Betroffenen am Schutz des Vertrauens in die Weitergeltung des bisherigen Rechts gewichtet wird. Denn die Anwendung des neuen Rechts könnte eine Verletzung des Vertrauensschutzprinzips, eines Grundprinzips des Verwaltungsrechts, darstellen. Insbesondere dann, wenn die Betroffenen im Vertrauen auf die Weitergeltung des bisherigen Rechts Dispositionen getroffen haben, die sich ohne Nachteil nicht wieder rückgängig machen liessen. Beispiel: Wenn ein Betroffener kurz vor Inkrafttreten des neuen Reglements einen neuen Weidling gekauft hat. Die Betroffenen haben Anspruch auf eine angemessene Übergangsregelung.

*Würde ein Verbot der Weitergabe vor oder nach der nächsten Weitergabe in Kraft treten? Bisher konnten die Inhaber davon ausgehen, dass eine Weitergabe möglich sei …*
Diese Frage müsste von den Übergangsbestimmungen des neuen Reglements beantwortet werden. Für einen neuen Nutzer, dem das Nutzungsrecht weitergegeben wurde, müsste ein Verbot der Weitergabe gelten, da der neue Nutzer keinen Vertrauensschutz geniesst. Ein Verbot der Weitergabe für die bisherigen Inhaber würde meines Erachtens mit dem Vertrauensschutzprinzip kollidieren. Man müsste eine Interessenabwägung zwischen dem Interesse an der richtigen Anwendung des neuen Rechts und dem Vertrauensschutzprinzip machen.

*Welche Rechte an einem solchen Pfosten können Inhaber überhaupt geltend machen?*
Gegen Bezahlung der Benützungsgebühr hat ein Inhaber das Recht, den Bootsliegeplatz ausschliesslich zu nutzen. Er hat kein Eigentum daran, aber ein Nutzungsrecht, das ihm von der Stadt eingeräumt wurde.

Interview Robin Blanck


**Einwohner zuerst**
Ein umstrittenes Recht für die eigenen Bürger

Nebst Regelungen zur Weitergabe führen verschiedene Reglemente auch eine Einwohnerbevorzugung auf: Laut der Wagenhauser Ordnung sollen «in erster Linie» Einwohner der Gemeinde einen Platz bekommen, maximal zwei Fünftel können Campingplatzmietern zur Verfügung gestellt werden. Die Diessenhofer Ordnung legt fest, dass nur Personen mit Wohnsitz in der Gemeinde einen Platz erhalten, ganz ähnlich ist es in Schlatt, dort werden aber – wenn die Platzverhältnisse es zulassen – auch Auswärtige zugelassen. Solche Einwohnerbevorzugungen sind auch in verschiedenen anderen Gemeinden vorhanden, rechtlich stehen sie aber auf wackligen Füssen: Das frühere Reglement der Stadt Schaffhausen enthielt ebenfalls einen solchen Artikel, 1988 war dieser aber nebst anderen Gegenstand einer abstrakten Normenkontrolle durch das Schaffhauser Obergericht: Der Artikel wurde aus dem Reglement gekippt, weil er die Rechtsgleichheit verletzte. (rob)

#Allgemeines

30. November 2012 | Die Leere in den Naturwissenschaften

Schaffhauser Nachrichten, Stadt Schaffhausen
Anna Rosenwasser

Im Rahmen von «ETH unterwegs» wurde die Kantonsschule Schaffhausen am Mittwoch und Donnerstag von der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich besucht. Die Studienorientierung, die mit Aktionstagen durch diverse Schweizer Mittelschulen tourt, hat zum Ziel, die «Lust auf Naturwissenschaften und Technik» zu wecken – und selbstverständlich auch für ein Studium an der ETH zu werben.

**Illuster besetztes Podium**
Während am Mittwochnachmittag eine Chemie-Experimentalvorlesung stattfand und am Donnerstag Vorträge über Nanopartikel bis hin zu Origami gehalten wurden, fand am Mittwochabend in der Mehrzweckhalle ein Inputreferat zum Thema Ingenieurmangel in der Schweiz statt. Die Veranstaltung «Wo bleiben die Ingenieure?» war öffentlich und beinhaltete auch eine Podiumsdiskussion unter der Moderation von Wissenschaftsjournalist Felix Würsten. Dazu war mit Thomas Vogel, Prorektor der ETH und Bauingenieur, Erziehungsdirektor Christian Amsler, Thomas Metzler, Geschäftsführer der Georg Fischer Wavin AG, Monika Walther, Geschäftsführerin der Siftung kihz, sowie Kantirektor Urs Saxer eine illustre Gästeschar zur Diskussionsrunde geladen worden. Das Inputreferat zum Thema hielt Thomas Vogel. Der Referent beleuchtete für das «nicht allzu zahlreich erschienene, aber umso interessiertere Publikum» das Schweizer Bildungssystem. Vogel erläuterte nicht nur kurz die fünf Departemente der ETH, sondern auch aktuelle Entwicklungen. Während die Informatik momentan «eher durchzogen» sei, boome der Studiengang des Maschineningenieurs, so Vogel. Der ETH-Prorektor forderte ausserdem klar eine angemessene Honorierung, damit Ingenieurinnen und Ingenieure nicht abwanderten. Dazu zeigte Vogel Zahlen aus dem Kanton Zürich. «Dass die Frauen weniger verdienen», was auf der Grafik klar erkennbar war, «das ist einfach so.» Die Frauen waren denn, wenn auch im Titel der Veranstaltung nicht erkennbar, ein zentrales Thema der Diskussion. Die Teilnehmenden waren sich einig, dass die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen zu verbessern sind; so seien in Lehrpositionen und Professuren zu wenig weibliche Vorbilder enthalten.

**Es fehlt an**
Nicht nur mangelt es dem Schweizer Ingenieurwesen an Frauen – es mangelt der Schweiz auch an Ingenieuren. «Es fehlen Leute, die bahnbrechende Produkte entwickeln», hielt Thomas Metzler fest, Geschäftsführer der Georg Fischer Wavin AG. 80 Prozent ihrer Ingenieure stammen aus dem Ausland. Daraufhin wurde eine Erhöhung der Maturandenquote dis-kutiert. Diesem «zweischneidigen Schwert» hielt Kantonsschulrektor Urs Saxer entgegen, dass in der Kanti Ingenieurswissenschaften prominent gefördert würden. Regierungsrat Christian Amsler fand, dass ohnehin viel früher angesetzt werden müsse, etwa in Eltern-Kind-Aktivitäten rund um die Naturwissenschaften. Als grösstes Anliegen äusserten Walther und Saxer das Umdenken bei Rollenmodellen. Zum Abschluss versicherte Metzler dem ETH-Prorektor, sie würden gerne ETH-Ingenieurinnen und Ingenieure einstellen, «wenn es denn hätte!»

#Allgemeines

27. November 2012 | Falken mit neuer Abfüllstrasse für Dosenbier

Schaffhauser Nachrichten, Regionale Wirtschaft
Rolf Fehlmann

Dieser Druck auf den roten Startknopf sei «ein Highlight» seiner Karriere, sagte Verwaltungsratspräsident Jürg P. Spahn gestern anlässlich der Eröffnung der neuen Abfüllstrasse für Dosenbier.

**Lohnfüllung für Brauereien**
Das symbolische Betätigen des Startknopfes markiert nicht nur die Inbetriebnahme ihres neuen Dosenkompetenzzentrums (wie Falken die Abfüllanlage offiziell bezeichnet) – die Schaffhauser Brauerei macht gleichzeitig einen wichtigen Schritt in ein Tätigkeitsfeld, das den Schweizer Biermarkt beeinflussen wird: «Dieses Dosenkompetenzzentrum steht im Lohnauftrag auch anderen unabhängigen schweizerischen Brauereien offen», sagte Spahn. Damit sei das Unternehmen in der Lage, eine steigende Nachfrage abzudecken, erläuterte er. Die Nachfrage nach Dosenbier sei nämlich «mit zweistelligen Zuwachsraten pro Jahr» gewachsen; und fast alle grösseren Brauereien seien auf diesen Zug aufgesprungen, auch Falken. Weil jedoch alle Abfüllanlagen für Dosenbier in der Schweiz von global agierenden Konzernen weitestgehend für deren eigenen Bedarf betrieben würden, seien die meisten unabhängigen Brauereien «mangels Abfüllmöglichkeiten im Inland gezwungen, ihre in der Schweiz gebrauten Biere im nahen Ausland in Dosen abfüllen zu lassen, zum Beispiel im süddeutschen Raum», so Spahn. Auslöser für den Gedanken, das Lohnfüllgeschäft als weiteres strategisches Standbein der Brauerei Falken auszubauen, war ausgerechnet der Wegfall des grossen Lohnfüllkunden Thurella, der 2010 seinen Betrieb einstellte. Mit ihrem Schritt ins Lohnfüllgeschäft mit Dosenbier für unabhängige Brauereien verschafft Falken diesen jetzt die Möglichkeit, ihre gesamte Wertschöpfungskette innerhalb der Schweizer Landesgrenzen zu betreiben: «Swissness wird immer wichtiger, auch im Bewusstsein der Konsumenten», ist Spahn überzeugt, und darum strahle diese neue Anlage weit über die Region Schaffhausen hinaus: «Dieses Dosenkompetenzzentrum bringt Umsätze aus dem Ausland in die Schweiz zurück, es sichert Arbeitsplätze und zeichnet die Brauerei Falken als zukunftsgerichtetes Unternehmen aus.» Lediglich neun Monate nach dem Entscheid des Verwaltungsrates, die Anlage zu realisieren, laufe diese, und man habe alle gesteckten Ziele erreicht, berichtete Philipp Moersen, Vizepräsident des Verwaltungsrates. Im Zusammenhang mit dem Projekt habe man zusätzlich je eine Lehrstelle geschaffen für einen Logistiker und einen Lebensmitteltechnologen; und bei der Vergabe der Arbeiten für die bauliche Erweiterung seien, «wo immer möglich, Firmen aus der Region berücksichtigt worden». Von den sieben spezialisierten Lieferfirmen, die Komponenten für das Dosenkompetenzzentrum geliefert haben, stammen deren sechs ebenfalls aus der Schweiz. Noch bevor gestern der erste Dosen-Sixpack die Abfüllstrasse verliess, war die Auslastung der neuen Anlage bereits weit ins Jahr 2013 hinein gesichert: «Die Abfüllung von zehn Millionen Dosen ist bereits durch Verträge zugesagt, und weitere stehen kurz vor dem Abschluss», sagte Moersen.


**Dosenbier-Abfüllstrasse 15 000 Dosen pro Stunde in allen gängigen Grössen**

Das neue Dosenkompetenzzentrum der Brauerei Falken ist die einzige Abfüllstrasse für Dosenbier in der Schweiz, die nicht von den beiden Konzernen Heineken und Carlsberg betrieben wird und den unabhängigen Brauereien für das Abfüllen von Dosenbier zur Verfügung steht. Die technischen Daten der neuen Anlage sind beeindruckend: Unter Volllast kann sie 15 000 Dosen pro Stunde abfüllen. Während des Abfüllvorganges nehme das Bier höchstens 0,04 mg/l Sauerstoff auf, was äusserst wenig sei und ein Merkmal für die hohe Qualität darstelle, wie Falken betont. Neben den verbreiteten 50-cl- und 33-cl-Dosen können auch die kleineren 25-cl-«Slim Can»-Dosen befüllt werden. Auf der Anlage lassen sich 25 verschiedene Verpackungseinheiten verarbeiten; besonders gefragt ist die Fähigkeit, die Dosen in Schrumpffolie einzuschweissen, statt sie in Karton zu verpacken. (rf.)

#Allgemeines

27. November 2012 | Meilenstein in der Firmengeschichte der Brauerei Falken: Falken füllt neu auch Dosen ab

Schaffhauser Bock
von Daniel Thüler

Der grosse Stolz des Verwaltungsrats und der Geschäftsleitung der Brauerei Falken AG war deutlich spürbar an der gestrigen offiziellen Einweihung des neuen Dosenkompetenzzentrums («Es ist ein Meilenstein in der Firmengeschichte»): Hier kann die Schaffhauser Brauerei künftig pro Stunde 15 000 50-cl- oder 33-cl-Dosen abfüllen, und nach einer späteren Erweiterung auch 25-cl-Slim-Cans (bekannt durch «Red Bull»). «Es gibt nur zwei weitere Dosenabfüllanlagen in der Schweiz», erklärt VR-Präsident Jürg P. Spahn. «Und diese sind in festen Händen von ausländischen Grossbrauereien, die nicht mit kleineren zusammenarbeiten wollen. Unabhängige Schweizer Brauereien waren deshalb bisher gezwungen, ihr Bier jenseits der Grenze abfüllen zu lassen – dem schaffen wir nun Abhilfe.» Gerade beim lokalen Bezug der Biere, dem zunehmenden Absatz von Dosenbier und dem grösseren Bewusstsein der Konsumenten für «swissness» sei dies enorm wichtig. Das hätten auch die anderen Brauereien erkannt: «Die Nachfrage ist bereits deutlich höher als wir erwartet haben.»

**Verlust wird zur Chance**
Am Anfang des neuen Dosenkompetenzzentrums stand der Verlust eines wichtigen Kunden. «Nebst der Produktion unserer Falken-Biere und dem Getränkehandel sind wir auch zu einer guten Adresse für Lohnfüllungen für andere Brauereien und Produzenten nichtalkoholischer Getränke geworden», erklärt Spahn. «Im Herbst 2010 wurde Thurella geschlossen, wodurch wir einen wichtigen Partner im Bereich Lohnfüllungen verloren haben.» Statt den Verlust nicht einfach mit Bedauern zur Kenntnis zu nehmen, wollte der Verwaltungsrat ihn mindestens kompensieren. «Die Geschäftsleitung suchte nach Alternativen», so Jürg P. Spahn, «mit dem Ziel, die freigewordenen Kapazitäten wieder auszulasten, auch um die Arbeitsplätze zu erhalten und längerfristig zu sichern. So kam der Gedanke zum Ausbau des Lohnfüllgeschäftes als weiteres strategisches Standbein der Brauerei Falken.» Bier in Dosen verzeichne zurzeit zweistellige Zuwachsraten pro Jahr. Wie Falken-Geschäftsleiter Markus Höfler sagt, werde am eigenen Sortiment deshalb nicht geschraubt – Bier aus Flaschen habe für Falken nach wie vor einen sehr hohen Stellenwert. Geplantes Volumen übertroffen Wie Philipp Moersen sagte, seien für den Bau möglichst Firmen aus der Region berücksichtigt worden. «Am 5. Juni 2012 wurde mit den Bauarbeiten begonnen, nun sind wir bereits fertig», erklärt er. «Parallel zum Bau haben wir mit potenziellen Lohnfüllpartnern die vorbesprochenen Verträge abgeschlossen, und so können wir heute mit Stolz festhalten, dass wir die ursprünglich geplanten Anfangsvolumen weit übertroffen haben und weitere Verträge kurz vor dem Abschluss stehen.» Ein positiver Aspekt sei auch, dass eine zusätzliche Lehrstelle für einen Lebensmitteltechnologen sowie eine Lehrstelle für einen Logistiker geschaffen werden konnten.

#Notizen zu Namen

24. November 2012 | Hallau: Referate im Gemeinderat neu verteilt

Schaffhauser Nachrichten, Klettgau / Reiat
(r.)

Die neuen Gemeinderatsmitglieder Dieter Buess und Daniel Meyer sind in der alten Legislaturperiode an der Sitzung vom 20. November 2012 unter dem Präsidium von Werner Pfistner in Pflicht genommen worden. Anschliessend nahmen die beiden Kollegen als Gäste an den Verhandlungen der zahlreichen Geschäfte des Abends teil. Der neu gewählte Hallauer Gemeinderat hat am späten Dienstagabend im Anschluss an die ordentliche Sitzung vom 20. November 2012 unter Ausschluss von Werner Pfistner und Gabriela Buff sowie unter dem Vorsitz des neuen Gemeindepräsidenten die Referatsbesetzungen ab 2013 eingehend diskutiert und für die nächste vierjährige Legislaturperiode die erforderlichen Beschlüsse gefasst.

**Präsident behält Finanzreferat**
Alfred Neukomm übernimmt von Werner Pfistner die Geschäftsbereiche, die zum Präsidium gehören wie die Leitung der Gemeinderatssitzungen und der Gemeindeversammlung, die Aufsicht über die Geschäfte des Gemeinderates, die Kanzlei, das Bürgerrechtswesen, die Pflege der dorfübergreifenden Kontakte mit den Klettgauer Gemeinden und dem Kanton, die grenzüberschreitenden Gespräche, die Förderung der Weiterentwicklung der Gemeinde, den Bereich Tourismus, ferner die Polizeiaufgaben (Verkehr, Wirtschaft, Gewerbe usw.), den Störfall- und den Katastrophenschutz sowie die Leitung von Katastrophenstab, Wahlbüro und das Präsidium der Arbeitsgruppe Einbürgerungen, das Ortsmuseum sowie das Gemeindearchiv. Alfred Neukomm führt weiterhin das Finanz- und Personalreferat (Zentralverwaltung, Steuerverwaltung, Personal- und Versicherungswesen), die Information nach innen und aussen, übergibt aber das Werkreferat, das bisher dem Gemeindepräsidium zugeordnet war, einem Gemeinderatskollegen.

**Neu gebildetes Baureferat**
Ab Neujahr 2013 gibt es ein Bau-(Hochbau) und ein Werkreferat (Tiefbau). Das neu gebildete Baureferat, das vor allem mit den Baugesuchen zu tun hat, übernimmt Dieter Buess. Verschiedene Bereiche gehören ferner zu diesem Referat: die Umsetzung des kantonalen Baugesetzes sowie der Bau- und Nutzungsordnung, der Betrieb und Unterhalt von Gemeindeliegenschaften, die Bau- und die Feuerpolizei, die Raumplanung, die Objekte im Baurecht, die Verwaltung von Liegenschaften, das Pachtwesen, der Natur- und Landschaftsschutz sowie das Bestattungswesen. Das Werkreferat mit dem Tiefbau betreut künftig Hans Neukomm. Nebst der Wasser- und der Elektrizitätsversorgung mit dem Kraftwerk Wunderklingen gehören auch die Entsorgung (Abfallwesen und Abwasserverband Klettgau), die Planung, die Erstellung und der Unterhalt aller Tiefbauten mit den Strassen und Werkleitungen, ferner der Forst mit dem Jagdwesen, die öffentlichen Anlagen, der Privatverkehr, der Unterhalt von öffentlichen Gewässern und Ufern sowie die Wanderwege und auch die Arbeitssicherheit in dieses Referat. Hans Neukomm-Schneider wurde als amtältestes Mitglied des Gemeinderats (nach Alfred Neukomm-Ammann) zum Vizepräsidenten der Hallauer Exekutive gewählt.

**Keine weiteren Veränderungen**
Das Schulreferat bleibt weiterhin in den Händen von Liliana Goetz-Gianini. Diese beinhaltet die Aufsicht über die Organisation des Schulwesens, die Vertretung des Gemeinderats in der Schulbehörde und die Jugendarbeit (auch Mitglied in der Jugendkommission) sowie den Jugendschutz. Die Aufsicht und der Vollzug des Erbschaftswesens sind die weiteren Tätigkeiten wie die kulturellen Belange, die Freizeitangebote, die Kontakte zu den Vereinen (allgemeine Vorstandssitzung) und die Standortförderung. Das Sozialreferat führt ab Neujahr Daniel Meyer. Im Zentrum stehen der Betrieb und der Unterhalt des Alters- und Pflegeheims am Buck, die Sozialhilfe, das Gesundheitswesen (inkl. Spitex und die Gesundheitsprävention), die Arbeitslosenhilfe, das Asylwesen und die Alimentenbevorschussung. Er gehört künftig der Kantonalen Alterskommission an, ebenso der Regionalkonferenz Atommüll-Endlager Südranden. Daniel Meyer ist ferner für den öffentlichen Verkehr zuständig.

**Inpflichtnahme des Präsidenten**
Die Inpflichtnahme des neuen Gemeindepräsidenten erfolgt am 11. Dezember 2012 durch den Regierungsrat in Schaffhausen. In dieser neuen Zusammensetzung kann der Gemeinderat ab Neujahr 2013 seine Regierungsaufgaben unter besten Voraussetzungen erfüllen und an der Gemeinderatssitzung vom 8. Januar 2013 die ersten Geschäfte behandeln. Gemäss den Ausführungen von Alfred Neukomm-Ammann hat das Milizsystem für die Gemeinden trotz komplexerer Aufgaben nicht ausgedient. Es brauche aber auch mehr Verständnis für die Milizarbeit. Bei Strukturreformen oder anderen Neuerungen in den Gemeinden dürfe man dabei nie die Grundidee aus den Augen lassen: Staatliche Institutionen haben das Wohl der Bevölkerung zu verfolgen und die beschränkten Ressourcen effektiv und effizient einzusetzen.

#Alt-Scaphusia

22. November 2012 | Kurt Hausammann olim Obelix

Wir erfüllen die schmerzliche Pflicht, unsere EMEM und AHAH vom Hinschied unseres lieben Farbenbruders

Dr. med. Kurt Hausammann olim Obelix
Arzt
Generation 1971

in Kenntnis zu setzen. Wir werden das Andenken an den Verstorbenen in Ehren bewahren.

Die Abdankung findet am Donnerstag, 29. November 2012, 14.30 Uhr in der Reformierten Kirche Ermatingen statt.

Der Totensalamander findet am Mittwoch, 12. Dezember 2012 um 20.00 Uhr in der Bude statt. Den Nekrolog hält verdankenswerterweise Dr. med. Jürg Häggi v/o Moses.

#Allgemeines

21. November 2012 | Das lange Warten auf einen Pfosten

Schaffhauser Nachrichten, Front, Region
Robin Blanck

Über 600 Personen warten derzeit auf einen der begehrten Weidlingspfosten: Darunter sind nicht nur Schaffhauser, sondern auch Personen aus der ganzen Schweiz und anderen Ländern. Geführt wird die legendäre Warteliste von der Verwaltungspolizei. Die Interessenten auf den vordersten Plätzen haben sich Anfang der 70er-Jahre auf die Liste setzen lassen, entsprechend älter sind auch sie geworden, wenn sie demnächst einen Pfosten erhalten: Der Erste auf der Liste für Weidlinge ohne Motor ist heute 63 Jahre alt, der Erste auf der Warteliste für Motorboote 75 Jahre.


**Einen Pfosten gibt es meist erst ab 60**

Weidlingsenthusiast F. muss sich noch etwas gedulden, dennoch ist er jetzt da, wo Hunderte andere auch sein möchten: auf Platz 1 der Warteliste für einen Bootsliegeplatz. Das bedeutet: F. erhält den nächsten Pfosten zugesprochen, der frei wird. Im Jahr 1981, im Alter von 32 Jahren, hat er sich mit dem Vermerk «ohne Motor» auf die Liste setzen lassen. Nun, nach 31 Jahren Wartezeit und im Alter von 63 Jahren, ist der Pfosten in greifbare Nähe gerückt. Weil seit 1986 ein Ausgleich zwischen motorbetriebenen und motorlosen Weidlingen vorgeschrieben ist und noch immer ein kleines Übergewicht von Motorbooten besteht, wurden seither nur Pfosten an Besitzer motorloser Weidlinge vergeben. Deshalb ist die Wartezeit dort kürzer als auf der Warteliste der Personen mit Motorboot: Der Interessent, der ganz oben auf der Motorbootliste steht, wartet seit 1971, seither sind 41 Jahre vergangen. Damals war der Mann 34-jährig, seinen eigenen Weidlingspfosten bekommt er also frühestens im Alter von 75 Jahren.

**Älteste Interessenten sind 79**
Das sind keine Einzelfälle, auf der «Warteliste mit und ohne Motor.xls», wie die Datei auf dem Computer der städtischen Verwaltungspolizei heisst, gibt es dafür zahlreiche Beispiele: Auch auf nachfolgenden Plätzen warten Interessenten, die sich in der ersten Hälfte der 70er-Jahre für einen Pfosten vormerken liessen. Die ältesten Wartenden haben Jahrgang 1933, jene auf der Motorbootliste sind meist deutlich vor 1950 geboren worden. Das illustriert das Problem: Die 276 Pfosten sind heiss begehrt, aber weil pro Jahr nur gerade vier Wechsel stattfinden, muss man sich gedulden. Auf die Liste setzen lassen kann man sich heute im Alter von 16 Jahren, betrachtet man die Wartezeit von gegen 40 Jahren, erhält ein Interessent seinen Pfosten kurz vor dem 60. Altersjahr. Vermutlich dürfte die effektive Wartezeit aber noch höher liegen, zumal die Liste dauernd wächst: 2011 kamen 25 Personen neu auf die Liste, 2012 waren es bisher 18, der letzte Neuzugang datiert vom 7. November. Drei Wartelisten gibt es: eine für Personen, die ein Wassergefährt ohne Motor besitzen (188 Personen), für jene, die eine motorbetriebenes Boot haben (180 Personen), und für solche, die sich beide Möglichkeiten offenhalten (251). Macht zusammen 619 Personen, wobei manche sich gleich auf mehreren Listen eingetragen haben, sodass die Zahl der Wartenden leicht tiefer sein dürfte.

**Nicht alle sind noch interessiert**
Allerdings ist nicht bei allen auf der Liste klar, ob das Interesse auch weiterhin vorhanden ist: Wird schriftlich Verzicht erklärt oder ist eine Person verstorben, wird die Liste angepasst. Bleibt das aus oder wird auch auf schriftliche Nachfrage nicht geantwortet, bleibt der Interessent auf der Liste.

**Weitergabe an Nachkommen**
Dass es nur wenig Wechsel gibt, hat einerseits mit dem Umstand zu tun, dass Pfosten selten freiwillig zurückgegeben werden, andererseits mit den geltenden Regelungen: Gemäss heutiger Praxis ist es erlaubt, den Liegeplatz an direkte Nachkommen weiterzugeben, wenn diese auch auf der Warteliste stehen. Zwingend nötig ist ein Platz auf der Liste aber nicht: Wenn die Nachkommen sich bereit erklären, dem Ausgleichspassus im Reglement Folge zu leisten, ist eine Weitergabe «ausnahmsweise» erlaubt. Konkret heisst das: Als Nachkomme eines Inhabers mit Motorweidling müsste man sich derzeit bereit erklären, bei der Übernahme auf den Motor zu verzichten. Das gilt natürlich nur bis zum Gleichstand zwischen motorlosen und motorbetriebenen Booten, danach wäre eine Vererbung unter Beibehaltung der Antriebsart möglich.

**Interessenten aus den USA**
Einem rascheren Wechsel steht auch die Regelung entgegen, welche es ausdrücklich erlaubt, den Pfosten auch nach dem Wegzug aus Schaffhausen zu behalten. Das hat auch Folgen für die Interessenten: Auf der Warteliste finden sich Adressen aus der ganzen Schweiz, aber auch aus Norddeutschland oder den USA. «In der Regel handelt es sich um Personen aus Schaffhausen, die weggezogen sind», sagt Alois Sidler, Chef der Verwaltungspolizei.

**Stadtrat kann Reglement anpassen**
Um die Wartezeit zu verkürzen, hat der Grosse Stadtrat am vergangenen Dienstag ein Postulat von Till Hardmeier (siehe SN vom 14. November) überwiesen, das vom Stadtrat entsprechende Massnahmen verlangt. Wichtig dabei: Beschränkt sich der Stadtrat auf eine Änderung des «Reglements über die Benützung der Bootsliegeplätze», liegt die Umsetzung allein in der Kompetenz der städtischen Exekutive. Eine befristetes Nutzungsrecht oder auch das Verbot, die Pfosten an Nachkommen zu vererben – beides Ansätze, die für erheblichen Aufruhr sorgen dürften –, müssten nicht durch den Grossen Stadtrat oder das Stimmvolk genehmigt werden. Der Stadtrat ist nur dazu verpflichtet, dem Grossen Stadtrat Bericht zu erstatten. Der Rat seinerseits könnte die Abschreibung des Postulats ablehnen, mehr aber nicht. Die Betroffenen könnten sich gegen die Änderung des Reglements mit individuellen Rechtsmitteln zur Wehr setzen oder eine abstrakte Normenkontrolle durch das Obergericht verlangen. Anders sähe es aus, wenn der Stadtrat beispielsweise eine dritte Reihe Bootspfähle einschlagen wollte: Das würde wahrscheinlich aufgrund der Finanzkompetenzen dazu führen, dass das Stadtparlament befragt werden müsste.

**Stichproben bei Haltern**
Damit nach Möglichkeit Missbrauch verhindert wird – etwas, dass jemand den Pfosten eines Verstorbenen einfach übernimmt oder Pfosten verbotenerweise untervermietet werden –, macht die Verwaltungspolizei Stichproben: Es wird überprüft, wer die Gebühren für den Pfosten begleicht und auf wen der Weidling zugelassen ist. Werden Unstimmigkeiten festgestellt, tritt man in Kontakt mit dem Halter. «Das meiste kommt an den Tag, wenn wir die Rechnungen verschicken», sagt Sidler. Wird ein Weidling vernachlässigt, etwa indem man eindringendes Wasser nicht mehr schöpft, kontaktiert die Verwaltungspolizei den Halter. Bei wiederholter Vernachlässigung wird der Entzug des Pfostens angedroht. Der Entzug kann unverzüglich erfolgen, wenn die Pflichten nicht eingehalten werden oder die Gebühren nicht entrichtet werden. «Droht der Entzug, wird in der Regel rasch reagiert», sagt Sidler.

#Allgemeines

20. November 2012 | Bier vom Discounter statt in der Beiz

Schaffhauser Nachrichten, Wirtschaft
(sda)

In der Schweiz wird immer mehr ausländisches Bier getrunken. Der Marktanteil beträgt inzwischen fast 24 Prozent. Trotz des Booms an Kleinbrauereien ist der Absatz der heimischen Hersteller im Braujahr 2011/12 (per Ende September) dagegen erneut gesunken. Damit setzten sich die Trends der letzten Jahre fort, wenn auch weniger prägnant. Für den Schweizer Brauerei-Verband (SBV) ist es ein Hoffnungsschimmer, dass sich das Absatzwachstum der Importbiere von 7,1 Prozent im Vorjahr auf 4,1 Prozent verlangsamt hat und sich das Minus der schweizerischen Bierproduktion (–0,3 Prozent) in Grenzen hält.
Insgesamt wuchs der Schweizer Biermarkt im vergangenen Braujahr um 0,7 Prozent auf rund 4,6 Millionen Hektoliter. Der Pro-Kopf-Konsum dürfte aber weiter gesunken sein, nahm doch die Wohnbevölkerung in den letzten Jahren stets um rund 1 Prozent zu.

**Einwanderer bleiben ihrem Bier treu**
Die Einwanderer bleiben teilweise Biermarken aus der Heimat treu. So stammen 12,2 Prozent der importierten Biere aus Portugal, 14,5 Prozent aus Frankreich und 51 Prozent aus Deutschland. Dieser Neuzuzügereffekt sei aber nicht entscheidend für den Markttrend, sagte SBV-Direktor Marcel Kreber an einer Medienkonferenz in Zürich. Gewichtigere Faktoren seien die Frankenstärke und das unsichere Wirtschaftsumfeld. Der Einkaufstourismus habe nochmals zugenommen, ebenso die Verlagerung weg von der Gastronomie in den Detailhandel. Diese Entwicklung werde durch Rauchverbote verstärkt, sagte Verbandspräsident Markus Zemp. Allerdings müssen die Restaurantbesucher für Bier auch immer tiefer in die Tasche greifen: Für Aufsehen sorgte im Sommer der Wirteverband Basel-Stadt, der sich gegen neuerliche Preiserhöhungen von rund 4 Prozent der dominierenden Lieferanten Heineken und Carlsberg wehrte und Direktimporte organisierte. Den Bierkonsum drückten auch die rückläufigen Gästezahlen in den Tourismusregionen. Entscheidenden Einfluss hat das Wetter: So lasteten die durchzogenen Sommermonate auf dem Absatz, wie Zemp sagte. Gutes Grillwetter sei für die Brauereien wichtiger als einzelne Grossereignisse wie die Fussball-Weltmeisterschaft. Der Wettbewerb sei intensiv. Dies begünstige die Innovation und steigere die Qualität, auch wenn nicht alle neuen Biersorten lange bestehen blieben, sagte Kreber. Der Boom von Klein- und Kleinstbrauereien sei gut für die Vielfalt und damit das Image von Bier. Sie erreichen aber nur eine Marktnische. Von den über 350 Brauereien in der Schweiz gehören die 16 grössten zum SBV. Diese brauen über 97 Prozent des in der Schweiz hergestellten Bieres. Ihr Umsatz beträgt rund 1 Milliarde Franken. Immer bedeutender wird der Marktanteil der Importbiere, der von 22,9 Prozent im Vorjahr auf 23,7 Prozent gestiegen ist. Der Anteil der ausländischen Marken ist noch höher, denn das in der Schweiz gebraute Bier der beiden dominierenden Konzerne Carlsberg und Heineken wird vom SBV zum inländischen Bier gezählt.

**Gegen politische Eingriffe**
Angesichts des schrumpfenden Absatzes wehren sich die Schweizer Bierbrauer gegen Eingriffe der Politik, auch wenn sie ebenfalls keine Freude an Alkoholexzessen von Jugendlichen oder an Abfallbergen auf Ausgangsmeilen haben. So wehrt sich der Verband bei der laufenden Revision des Alkoholgesetzes gegen nächtliche Alkoholverkaufsverbote im Detailhandel. Auch das Ansinnen von Getränkegrossisten für ein Pflichtpfand lehnt er ab, betrage doch der Glasrücklauf gut 95 Prozent.


**Schaffhauser Biermarkt Auch Brauerei Falken spürt den rückläufigen Inlandkonsum**

Den Trends, welche das Braujahr 2011/12 prägten, konnte sich auch die Schaffhauser Brauerei Falken nicht entziehen, wie Markus Höfler, Geschäftsführer der Brauerei Falken, auf Anfrage der «Schaffhauser Nachrichten» ausführte.
«Als Brauerei in der Grenzregion spüren wir den Einkaufstourismus deutlich, ebenso wie die Verlagerung des Konsums vom Gastgewerbe in den Detailhandel», sagte Höfler. «Trotzdem behaupten wir uns gut und sehen keinen Anlass zum Jammern.» Den Löwenanteil ihrer Umsätze mache die Brauerei Falken nach wie vor mit ihrem klassischen Lagerbier, erläuterte Höfler. «Den Rest tragen die Spezialitäten bei. Damit können wir zwar wachsen; wir sind jedoch nicht in der Lage, den rückläufigen Konsum inländischer Biere vollständig zu kompensieren.» Wegen kleinerer Herstellmengen, spezieller Zutaten und eines höheren Anteils an nicht automatisierbaren Produktionsschritten seien Spezialitäten zwar aufwendiger, meinte Höfler, doch trügen sie dazu bei, «dass wir als Brauerei kontinuierlich Innovationskraft zeigen können.» (rf.)

#Allgemeines

15. November 2012 | Kunstauktion an der Kanti für den guten Zweck

Schaffhauser Nachrichten, Region
Selina Zehnder

Ein Projekt der besonderen Art stellt die Schülerorganisation (SO) der Kantonsschule Schaffhausen auf die Beine: eine Kunstausstellung mit anschliessender Auktion unter dem Motto «Kunst für warme Füsse». «Bis jetzt konnten wir rund 20 verschiedene Künstler dazu bewegen, unserem Projekt ein Kunstobjekt beizusteuern», erklären Vicky Mäder und Melvin Steiger, die beiden Hauptorganisatoren der Kunstausstellung. Der Grossteil der Mitwirkenden seien Schüler. Aber auch Werke des Zeichenlehrers Silvio Vanzella und von Hans Funke, dem verstorbenen Vater einer ehemaligen Kanti-Prorektorin, werden vertreten sein. Dabei seien die Kunstobjekte nicht nur Gemälde und Skulpturen, sondern auch selbst verzierte Jutetaschen und eigens dafür geschriebene Gedichte, welche in Gemälden dargestellt werden. «Unser Ziel war es, mindestens 20 Bilder und Skulpturen zu organisieren. Das haben wir inzwischen sogar übertroffen. Denn einige Künstler steuern gleich mehrere Objekte für die Auktion bei», berichtet Mäder.
Die zündende Idee für das Projekt stammt nicht von der SO selbst. «Im Frühling dieses Jahres kam eine Schülerin auf uns zu und fragte, ob wir nicht mit einem Projekt die Hilfsorganisation ‹ungerwägs› unterstützen könnten», sagt Steiger. Nach reichlicher Überlegung hätten sich die jungen Leute dann entschlossen, eine Kunstausstellung mit anschliessender Auktion zu organisieren. «Mit Kunst ist es möglich, Leute für so ein Projekt zu begeistern», meint Steiger. Der Erlös der Auktion geht vollumfänglich an die Organisation «ungerwägs» aus Bern. «Der Erlös wird Kindern in Moldavien, dem ärmsten Land Europas, zugutekam», erklären die beiden. Denn rund 70 Prozent der Kinder leiden in Moldavien im Winter unter ständiger Kälte. Mit dem Erlös soll ihnen geholfen werden – daher auch das Thema des Projekts: «Kunst für warme Füsse». Während der Ausstellung und der Auktion werde es ausserdem eine Kollekte geben. «So können auch diejenigen, welche kein Kunstwerk ersteigert haben, spenden.»

**Nur noch kleinere Arbeiten**
Die Vorbereitungen für kommenden Samstag laufen im Moment auf Hochtouren. Zwar hätten Vicky Mäder und Melvin Steiger mithilfe des übrigen SO-Vorstandes schon das meiste organisiert, doch würden jetzt noch kleinere Arbeiten anfallen: Bilder einholen, Apéro einkaufen, Präsentationsmedien organisieren, Mindestgebote festlegen und so weiter. «Nun hoffen wir natürlich, dass am Samstagmittag möglichst viele Interessierte kommen werden und entweder ein Bild ersteigern oder sonst spenden.» Denn nur so können die Veranstalter am Schluss der Hilfsorganisation wirklich einen Betrag überweisen, der sich auch sehen lassen kann.

**Ausstellung: «Kunst für warme Füsse»**

Am Samstag, dem 17. November, findet in der Mensa im Ergänzungsbau der Kantonsschule eine durch die Schülerorganisation der Kanti organisierte Kunstausstellung mit anschliessender Auktion statt. Ab 11 Uhr können die Interessierten einen Apéro mit musikalischer Begleitung durch Schüler der Kanti geniessen. Um 11.15 Uhr findet die offizielle Begrüssung statt, wobei die Präsidentin von «ungerwägs», Margret Stoll, die Hilfsorganisation vorstellen wird. Danach haben die Besucher während einer Stunde Zeit, die Kunstwerke zu betrachten und mitzubieten. Das Prinzip, so die beiden Hauptorganisatoren Vicky Mäder und Melvin Steiger, sei dabei wie bei einer Ebay- oder Ricardo-Auktion. Nach Ablauf der Zeit wird verkündet, wer welches Bild ersteigert hat. Die Bezahlung kann direkt bar oder per Einzahlungsschein erfolgen. (sze)

#Allgemeines

14. November 2012 | Weidlingspfosten: Stadtrat will auch eine befristete Nutzung prüfen

Schaffhauser Nachrichten, Stadt Schaffhausen
Robin Blanck

Geduld war bisher die Kardinaltugend all jener, die sich einen Weidlingspfosten wünschten: Der Grosse Stadtrat hat nun gestern einen Vorstoss überwiesen, der dafür sorgen soll, dass die Wartezeit – gesprochen wird von Zeiträumen zwischen 30 und 50 Jahren – künftig verkürzt werden soll. Mit 23 gegen 7 Stimmen wurde ein Vorstoss von Till Hardmeier (JFSH) überwiesen, der eine Prüfung der entsprechenden Möglichkeiten durch den Stadtrat verlangt hatte. Brisant: Der Stadtrat hat nicht nur die Bereitschaft signalisiert, einen Ausbau der Kapazitäten und eine Gruppenbevorzugung zu prüfen, sondern auch eine Befristung der Nutzungsdauer für die Weidlingspfosten. Stadträtin Jeanette Storrer nannte hier als möglichen Zeitraum eine Untergrenze von 20 Jahren. Nicht weiter verfolgen will die Stadt die Idee, auf ihrem Land Bootstrockengaragen zu erstellen. Das sei dem schönen Rheinufer abträglich und zudem nicht Aufgabe der öffentlichen Hand. Heute führt die Stadt drei Wartelisten: eine für Interessenten mit einem Schiff mit Motor, eine für solche ohne und eine für jene, die beide Optionen angegeben haben. Die letzte Liste ist mit 250 Wartenden die längste, insgesamt summieren sich die drei Listen auf 600 Personen, wobei manche Personen auf verschiedenen Listen eingetragen sind.
Ausserdem stimmte der Grosse Stadtrat gestern der Vorlage zum Freien Platz zu und überwies ein Postulat zum Bau von Fotovoltaikanlagen auf städtischen Gebäuden.

**Das Warten soll ein Ende haben**

*Mit 23 gegen 7 Stimmen wurde das Weidlingspostulat überwiesen. Trockengaragen für Boote bauen will der Stadtrat aber nicht.*

Die Debatte um die 278 Weidlingspfosten, welche von der Stadt bewirtschaftet werden, ist alt, die Klage über die lange Wartezeit ein bekanntes Problem. Was aber soll man tun, um das Warten zu verkürzen? Till Hardmeier hat seine Vorschläge im Rahmen eines Postulates aufgezeigt: eine zusätzliche Reihe Pfosten einschlagen, Gruppen bei der Vergabe der Pfosten bevorzugen, ein Mobility-ähnliches Angebot auf privater Basis ermöglichen, Bootstrockengaragen bauen oder auch – schärfster Ansatz – bei zu geringer Nutzung des Weidlings den Pfosten entziehen. Den Weg sah Hardmeier aber als zweitrangig an, «ich will einfach, dass die Wartezeit verkürzt wird», sagte er. Und aus dem Stadtrat kam keine Ablehnung, für die Mehrheit der Vorschläge zeigte man sich bei der Stadt empfänglich. Stadträtin Jeanette Storrer äusserte sich zu den drei möglichen Wegen, das Postulat umzusetzen. Weg 1: Änderungen im Reglement – etwa durch die Bevorzugung von Gruppen oder auch die Beschränkung der Nutzungsdauer oder Verbot der Vererbung. Bereits heute sei es nicht möglich, den Pfosten an einen Nachkommen zu übergeben, wenn dieser nicht auf der Warteliste stehe. Eine Nutzungsklausel bringe grossen Kontrollaufwand, zudem gebe es immer Gründe, wieso man den Weidling gerade jetzt nicht brauchen könne. Der Stadtrat sei aber bereit, eine Befristung der Liegeplätze – als «reines Beispiel» nannte Storrer «20 Jahre oder mehr» – zu prüfen, ebenso eine Abgabe des Liegeplatzes beim Wegzug aus dem Kanton Schaffhausen. Für den Stadtrat prüfenswert sei auch die Frage nach der Gruppenbevorzugung. Einen oder mehrere Bootspfähle für ein Boots-Sharing einzusetzen – analog Mobility – beurteilt der Stadtrat ebenso als mögliche Option, die verfolgt werden könnte.
Weg 2 zur Verkürzung der Wartezeit: mehr Pfosten. Hier wies Storrer darauf hin, dass der kantonale Richtplan den Bau zusätzlicher Liegeplätze begrenze. Gleichwohl sei man bereit, einen Ausbau der Kapazitäten an den wenigen verbleibenden Stellen abzuklären. Weg 3 zum Pfosten: Bau von Bootstrockengaragen. In diesem Punkt war es vorbei mit dem Verständnis der Stadt, weil das nun nicht Aufgabe der öffentlichen Hand sei, wie Storrer erklärte. Wenige Wellen geschlagen habe das Anliegen bei der SVP, «das Verkehrsaufkommen muss auch nicht um jeden Preis erhöht werden», lehnte Ernst Spengler das Postulat ab. Eine dritte Reihe Pfosten und damit eine starke Zunahme des Verkehrs lehnte auch Georg Merz (ÖBS) ab, der Gruppenbevorzugung konnte er aber einiges abgewinnen. Thomas Hauser (FDP) stellte sich hinter die Forderung und drängte vor allem auf einen Ausbau der Anzahl Liegeplätze. Er rief in diesem Zusammenhang dazu auf, sich bei der Revision des Richtplans im Kantonsrat für mehr Pfosten einzusetzen. Zustimmung gab es auch von Beat Steinacher (SP), «auch wenn einzelne Vorschläge Stirnrunzeln hervorgerufen haben».

#Notizen zu Namen

13. November 2012 | Kernkraft: Das Gefühl von Sicherheit

Schaffhauser Nachrichten, Region
Mark Liebenberg

Die Fragestellung war klar und einfach: «Sind unsere Kernkraftwerke sicher?» – dass die Antwort kaum ebenso klar und einfach ausfallen würde, war vorprogrammiert. Hans Wanner, Direktor des Eidgenössischen Nuklearinspektorats (Ensi), fasste das Dilemma so zusammen: «Würde ich Nein sagen, würden Sie mich fragen, wieso wir dann unsere Atomkraftwerke nicht sofort abstellen. Würde ich Ja sagen, würden Sie mich fragen, wie ich Sicherheit definiere.»
Wanner, der in Schaffhausen geboren und aufgewachsen ist, doktorierte an der ETH in Chemie und arbeitete ab 1994 beim Bundesamt für Energie. Seit zwei Jahren ist er der Direktor des Ensi und damit für die Überwachung der Sicherheit der vier schweizerischen Kernkraftwerke verantwortlich. Aus dieser Optik leitete Wanner den Begriff der Sicherheit zum einen durch bestehende Gesetze und Regelungen her. Wanner erwähnte die Ausserbetriebnahmeverordnung und Betriebs- und Bewilligungsvorschriften sowie Sicherheitsanalysen, welche sein vom Bundesamt für Energie und von den AKW-Betreibern unabhängiges Inspektorat anordnet oder periodisch erstellen lässt. Zum anderen müsse aber der Faktor Zeit in die Beurteilung einfliessen. «Was denken Sie, steigt oder sinkt die Sicherheit eines Kernkraftwerks im Laufe der Zeit?» Tatsache sei, sie steige. Weil das Ensi konsequent und mit gesetzlichem Auftrag die Nachrüstung der Meiler mit neuer Technologie durchsetze, die auch neue Erkenntnisse in der internationalen Atomforschung auf aktuellstem Stand einschliesse. So seien Mühleberg und Beznau heute die um ein Vielfaches sichereren Kernkraftwerke als damals, als sie in Betrieb genommen wurden. «Sicherheit ist kein Zustand, der einmal erreicht wird und den man dann einfach erhalten kann. Sicherheit ist ein andauernder Prozess.»
So viel zur Innenschau. Nun gebe es aber Ereignisse, welche die Sicherheitsdiskussion entscheidend beeinflussen können – wie zum Beispiel die Katastrophe in Fukushima Daichi. Innerhalb weniger Tage und Wochen änderten sich die Rahmenbedingungen völlig, zumindest in der deutschsprachigen Welt. Es sei der Atomausstieg beschlossen worden, und das Ensi habe schnell reagiert und, wie Wanner sich ausdrückt, «aus den Fehlern in Fukushima die Lehren gezogen» und entsprechende Nachbesserungen bei den Schweizer Betreibern sofort durchgesetzt. Die vier Schweizer Atommeiler stünden im internationalen Vergleich sogar sehr gut da, sagte Wanner mit Hinweis auf den EU-Stresstest. Wanner versuchte auch, dem Publikum zu vermitteln, dass gerade die Unfälle in Tschernobyl und Fukushima stark auf menschliches Ver- sagen zurückzuführen seien. Auch daran arbeiteten das Ensi und die AKW-Betreiber unermüdlich. Und: «Nicht jeder Unfall in einem Kernkraftwerk, nicht jede Kernschmelze führen zu einer Umweltkatastrophe mit entweichender Radioaktivität und Verstrahlungen.» Das zeigten zwei Unfälle in den AKW in den USA, wo keine Radioaktivität entwich, obwohl es eine Kernschmelze gab (Harrisburg) oder der Reaktor überflutet wurde (Fort Calhoun).
Ausschliessen könne man einen Unfall jedoch nie, so Wanner. Er könne nur garantieren, dass man in der Schweiz nach höchsten internationalen Standards die Sicherheit der Atomanlagen stetig anpasst. Das Ziel sei erreicht, wenn sich die Bevölkerung sicher fühle. Das habe auch mit Vertrauen zu tun. Wanner gab daher den Ball an das überaus interessierte und diskutierfreudige Publikum zurück und fragte: «Fühlen Sie sich sicher?» Wanner fügte an, dass eine Umfrage ergeben habe, dass zwar rund sechs von zehn Personen der Atomkraft gegenüber negativ eingestellt seien, aber nur 19 Prozent glaubten, die Schweizer Atomkraftwerke seien nicht sicher.

#Allgemeines

13. November 2012 | Kater danach – Wieso uns Alkohol so zusetzt

Schweizer Familie, Gesundheit
Wunderwerk Mensch

Das liegt daran, dass der Körper in einer feuchtfröhlichen Nacht viel Flüssigkeit und Mineralstoffe verliert. Jetzt hilft nur eines: ein herzhaftes Katerfrühstück und viel Wasser.
Die Niere reguliert den Wasser- und Elektrolythaushalt. Es geht vor allem um lebensnotwendige Salze wie Natrium, Kalium und Kalzium. Die Niere filtert Wasser und Mineralstoffe aus dem Blut und führt beides dem Organismus zu. Dafür produziert der Körper ein spezielles Hormon. Trinken wir Alkohol, wird dieses gehemmt. Die Folge: vermehrter Harndrang und das Ausscheiden von Wasser und Salzen, die dem Körper dann fehlen.
Beim Abbau von Alkohol wird zudem eine chemische Substanz freigesetzt. Zusammen mit dem Flüssigkeits- und Mineralstoffdefizit löst sie Schwindel, Kopfweh und Übelkeit aus. Je schneller wir den Verlust von Flüssigkeit und Salzen mit Rollmops und Wasser ausgleichen, desto schneller fühlen wir uns wieder besser.

#Notizen zu Namen

10. November 2012 | Lesung und Buchtaufe: Felix Graf im Windler-Saal in Stein am Rhein

Schaffhauser Nachrichten, Stein / Diessenhofen





Grossandrang herrschte am Donnerstagabend im Windler-Saal, als Felix Graf, der gebürtige Steiner mit Wohnsitz in Schaffhausen, sein Büchlein «Land der Dinge» im Rahmen der Steiner Volkshochschule aus der Taufe hob und den rund 120 Anwesenden daraufhin markante, humorvolle Passagen daraus vorlas. Auf kleinem Raum und in bildhafter Sprache stellt Graf, Kurator am Landesmuseum, Erlebnisse, Erinnerungen und Gedanken über Aktuelles und Vergangenes in einen schlüssigen Zusammenhang. Für die Steiner, von denen sich einige in den Texten wiederfanden, las er Passagen, die sich mit Stein und dem Untersee befassen. Nach der Lesung kauften sich nicht wenige das Büchlein und liessen es vom Autor signieren. Natürlich nutzte man die Gelegenheit für Gespräche mit Graf – hier der ehemalige Pfarrer Christoph Buff (r.). Und man stiess mit Steiner Stadtwein, den die Gemeinde spendiert hatte, auf das Werk an.
Bild Edith Fritschi

#Alt-Scaphusia

7. November 2012 | Peter Bolliger olim Schluck

Wir erfüllen die schmerzliche Pflicht, unsere EMEM und AHAH vom Hinschied unseres lieben Farbenbruders

Peter Bolliger olim Schluck
Dipl. Ing. ETH
Generation 1941

in Kenntnis zu setzen. Wir werden das Andenken an den Verstorbenen in Ehren bewahren.

Der Trauergottesdienst findet am Dienstag, 13. November 2012, 14.00 Uhr in der Reformierten Kirche in Uitikon-Waldegg statt.

Der Totensalamander findet am Mittwoch, 12. Dezember 2012 um 20.00 Uhr in der Bude statt. Den Nekrolog hält verdankenswerterweise Dr. Hans Bohner v/o Schmuck.

#Notizen zu Namen

7. November 2012 | Eine Kopfreise durch Orte und Zeiten

Schaffhauser Nachrichten
Edith Fritschi

Panta rhei; alles fliesst ineinander in diesem «Land der Dinge», wie Felix Graf sein «Tagebuch 2011 bis Februar 2012» nennt. «Ich führe», sagt Graf, Sohn des einstigen Steiner Stadtpräsidenten Koni Graf, der von 1953 bis 1964 am Ruder war, «zwei Tagebücher. «Eines seit über 30 Jahren, und das zweite, das literarische, seit eineinhalb Jahren.» Ersteres sei sein Skizzenbuch und Steinbruch für die Nummer 2, die er nun öffentlich gemacht hat für Freunde und Bekannte. «An irgendeinem Punkt hat sich das Büchlein wie von selbst geschrieben», erzählt er im «Wystübli des Frieden», einer Lieblingsbeiz von ihm, wenn er nicht im «Rothen Ochsen» jasst. So, wie er zwischen Schaffhausen, wo er wohnt, Zürich, wo er arbeitet, und Stein, wo seine «Vergangenheit und Jugend wohnt», hin- und herpendelt, so pendelt er auch zwischen Zeiten, Orten und Ebenen in seinem ansprechend gestalteten Buch, mit Varlins Regenschirm als Titelbild, hin und her.

**Eintauchen in die Sprache**
Der Schirm als Schlüssel ins Land der Dinge, in ein Kopfland voller «Waren und Wörter», wie ein von Felix Graf konzipiertes Ausstellungsmodul für das Landesmuseum heisst. Denn der studierte Gräzist und Althistoriker arbeitet seit 22 Jahren am Landesmuseum; seit 2009 als Ausstellungs- und Sammlungskurator. Und er schreibt. Schreibt Kolumnen und wissenschaftliche Artikel über die Dinge, die ihn im Museum umgeben. Nun dieses Bändchen: Man kann sagen, es sei der gelungene Versuch, die «Cronica», eine beliebte literarische Gattung in der portugiesischen Literatur, auch im Deutschen einzubürgern. «Wer einmal die Literatur Portugals und Brasiliens entdeckt hat, ist für immer an sie verloren», erzählt Graf und: «Ich tauche in die Sprache ein. Erst über das Portugiesische erschliesst sich mir die Latinität, um die ich mich zur Zeit des sogenannten Studiums mit mässigen Erfolg bemüht habe», heisst es zu Beginn des Tagebuchs. «Portugiesisch als Schlüssel zum Latein. Unbeabsichtigt. Und portugiesisch als Fenster zur Welt. Das mit Absicht.» Dieses Fenster öffnet Felix Graf weit. Schweift gedanklich mit Störchen nach Afrika und auf die Insel Werd, ins Allerheiligen, ins Museum Stemmler und dann in eine mit Azulejos ausgeschmückte Kapelle am Meer im portugiesischen Faro. Von Grafs «Cronica» war auch seine Portugiesischlehrerin in der Sprachschule Altstadt begeistert. Nicht einmal mehr die Muttersprachler könnten diese so schreiben wie er, meinte sie, als er ihr ein paar Blätter zur Korrektur mitbrachte. Ein Jahr, vier Jahreszeiten, fliessende Übergänge, im Buch angekündigt durch verschiedenfarbige Blätter mit feinen Tierzeichnungen und Prosatexten, unterbrochen von Gedichten wie einem «Rhysonett» auf Dialekt und auf Portugiesisch: Das ist weit entfernt von einem seelenentblätternden Tagebuch. Vielmehr tut sich beim Lesen ein farbiges Panoptikum auf, das sich mit dem Hier und Jetzt genauso befasst wie mit früheren Zeiten, mit der Suche nach der Etymologie von Worten und Begriffen, mit Betrachtungen und persönlichen Empfindungen. Mitunter malt Graf auch mit der Sprache: «Sonniger, aber noch kühler Sommertag. Der Unterluft raut die von Lichtreflexen blitzende Oberfläche des waschküchenwassergrünen Flusses auf. Am Morgen ein dreiviertelstündiger Lauf am Rhein und im Freien.» Inspirieren liess er sich von Orten, Menschen und Autoren, unter anderem auch vom sprachgewaltigen Schriftsteller Gerhard Meier (1917–2008) und dessen «Amrainer Tetralogie» mit dem «Land der Winde». So kam schliesslich Grafs Titel «Land der Dinge» fast wie von selbst zustande.

**Man trifft auf Bekannte**
«Es ist», sagt er, «auch ein wenig das Anschreiben gegen die Vergänglichkeit.» Diese wurde ihm während einer längeren Krankheitsphase und eines Spitalaufenthalts mehr als bewusst. Und er begab sich ins Tröstliche der Literatur, die ihm wiederum Inspiration für Eigenes wird. Es dürften sich einige Leute erkennen in diesem Büchlein, andere sind beim Namen genannt; ebenso kann man einen fragmentarischen Blick in eine Steiner Kindheit der 50er- und 60er-Jahre werfen. Stein, die Gegend drumherum, die Weinberge, der Rhein und der nahe Untersee sind Graf wichtig. Gleichwohl ist er vor 24 Jahren nach Schaffhausen gezogen. «Vielleicht», sagt er, «wäre es mir bei aller Liebe ein wenig eng geworden.» Da er in Zürich arbeitet, ist Schaffhausen als Wohnort praktischer. Er liebt den Weg, zum Bahnhof durch die morgendliche Stadt am Museum vorbei, die Fahrt im Zug, die er zum Wachwerden, Lesen, Denken nutzt. Hier war auch die Begegnung mit Varlins Regenschirm, in Form einer Rubrik, die er für eine Zeitung schrieb. Und da begann dieser Schirm zu tanzen, zu lachen, zu singen, kurz: Er bekam ein Eigenleben, das er jetzt auf dem Buchdeckel weiterführen kann. Und der Autor hat schon wieder Stoff für ein neues Büchlein. «Der geht mir so schnell nicht aus», sagt Graf. Er kann es fast nicht mehr lassen. «Erst die schriftstellerische Bearbeitung verleiht dem Lebensrelief vollplastische Form», schreibt er unter dem Titel «Klassische Archäologie». Und dann heisst es andernorts noch: «Schreiben ist Reisen an Ort.»

Am 8.11.2012 um 19 Uhr stellt Felix Graf sein Büchlein im Rahmen des Winterprogramms der Volkshochschule Stein am Rhein im Windler-Saal vor.



Felix Graf wohnt in Schaffhausen, ist gebürtiger Steiner, arbeitet in Zürich und liebt die portugiesische Sprache.
Bild Edith Fritschi

#Notizen zu Namen

5. November 2012 | Einblicke in das geheime Kriegsbuch

Schaffhauser Nachrichten
Hermann-Luc Hardmeier

«Ein Angriff auf Schaffhausen ist nicht unrealistisch!» Das dachte man zumindest im 17. Jahrhundert zur Zeit des Dreissigjährigen Krieges. Deshalb zeichnete man Pläne, wie man die Stadtmauer verstärken und undurchdringbar machen könnte. Eine zehn Meter tiefe Schanzenanlage war beispielsweise auf der heutigen Munot-Sportanlage geplant. Auch detaillierte Aufstellungen über Soldaten, Waffen und weitere Kriegsmaterialien wurden auf Plänen und in einem Buch mit dem Titel «Geheimes Kriegsbuch Schaffhausen» niedergeschrieben. Zu sehen gab es dies und noch viel mehr am Tag der offenen Tür in Schweizer Archiven im Stadtarchiv mit dem Thema Stadtentwicklung. Auch im Staatsarchiv und den Archiven in Stein am Rhein und Schleitheim wurden historische Schätze wie Bücher, Karten und Filme gezeigt. Im Stadtarchiv führte Peter Scheck im Verlaufe des Tages gut 130 Besucherinnen und Besucher durch die Ausstellung.

**Fotos, von einer Drohne gemacht**
Besonders stolz war er auch auf Flugaufnahmen, die eine Drohne von Schaffhausen im Auftrag des Stadtarchivs aufgenommen hatte. Eine Drohne und das Stadtarchiv? Ist das nicht ein wenig zu modern? Stadtarchivar Peter Scheck muss über solche Klischees schmunzeln. Die technologischen Fortschritte beschäftigen ihn schliesslich täglich: «Die zunehmende Elektronisierung der Gesellschaft ist eine unserer Hauptherausforderungen. Die Datenmenge auf immer neueren Datenträgern macht auch vor den Archiven nicht halt. Wer liest in 100 Jahren noch ein Word-2007-Dokument?», fragte Scheck rhetorisch. «Wir müssen diese Daten ‹haltbar› archivieren und standardisieren.» Über diese Aufgabe freut er sich übrigens sehr: «Die Lösung dieser Probleme ist hochspannend und braucht graue Hirnzellen.» Auch das Internet ist aus dem Stadtarchiv nicht mehr wegzudenken. Die ganzen Bestände sind online einsehbar. Zu den Kunden zählen Ahnenforscher, interessierte Bürger, Architekten mit Fragen zu Gebäuden oder Kantonsschüler mit Maturarbeiten. Pro Jahr kommen etwa 1000 Besucher beziehungsweise Forscher selber vorbei.

**350 Laufmeter Akten**
Viele stellen ihre Fragen aber auch via E-Mail. Darunter gibt es natürlich auch sehr skurrile Anfragen: «Please send me everything about Schaffhausen», war beispielsweise in einer Mail zu lesen, die Peter Scheck eines Tages aus Australien erhielt. «Sollte ich nun unsere 350 Laufmeter Akten in Containerschiffen nach Übersee verschicken?», scherzte Peter Scheck. Der Archivtag zog viele Besucherinnen und Besucher an, und die Organisatoren waren zufrieden.

#Notizen zu Namen

2. November 2012 | Amsler verzichtet, Faccani rutscht nach

Schaffhauser Nachrichten
(rob)

Gestern hat die Stadt Schaffhausen über die nachrückenden Kandidaten informiert, unklar war einzig noch, ob Dieter Amsler (FDP) für Raphaël Rohner (FDP), der aufgrund seiner Wahl in den Stadtrat ausscheidet, nachrücken wird. Jetzt ist klar: Dieter Amsler verzichtet nach reiflicher Überlegung darauf, den frei werdenden Sitz zu übernehmen, und scheidet damit – nach 16 Jahren im Grossen Stadtrat – aus. An seine Stelle rückt der mit 2762 Stimmen nächstplatzierte Diego Faccani (Bild) für die FDP nach: Er sass bisher noch nie im Grossen Stadtrat.
Weiter gemeldet wurden die bereits bekannten Verzichte: Bei den Juso verzichtet Seraina Fürer für Patrik Simmler, Susi Stühlinger und Till Aders verzichten zugunsten von Leonardo Pivetta und Bea Will, und bei den Jungfreisinnigen verzichtet Florian Hotz für Res Hauser. Der Stadtrat wird von den ent-sprechenden Änderungen nach Vorliegen aller Erklärungen an seiner nächsten Sitzung vom kommen- den Dienstag formell Kenntnis nehmen.