#Allgemeines

12. September 2010 | Schülerdelegation der Kantonsschule in Peking

Schaffhauser Nachrichten, Region
Joel Gauss und Paul Kohlhaas

Nach einem langen Flug und einer kurzen Nacht in Peking mussten wir mit unseren Siebensachen in das 50 Kilometer ausserhalb von Peking gelegene Xianghe weiterziehen, wo die Wemun-(WE-Model-United-Nations-)Konferenz stattfand. In den einzelnen Komitees, welche die verschiedenen Unterorganisationen der Vereinten Nationen repräsentierten, vertrat unsere Delegation das Land Kanada. Warum Kanada und nicht die Schweiz? Diese «Übungsanlage» zwang uns, uns in die Denkweise eines uns weniger bekannten Staates hinein zu versetzen und dementsprechend zu agieren. Im Vorfeld der Konferenz hatten wir uns gemeinsam mit Geschichte, Politik und Wirtschaft Kanadas beschäftigt; jeder Einzelne musste sich zudem in spezielle Fragestellungen für ein ihm zugewiesenes UNO-Komitee einarbeiten.

**Weltweite Probleme aller Art**
An der Konferenz schliesslich wurde in den Komitees vier Tage lang – nach den strengen Regeln der UNO – über weltpolitische Probleme aller Art debattiert und nach realistischen Lösungskonzepten gesucht. Im Unep (United Nations Environment Programme) wurde beispielsweise die Problematik nuklearer Abfälle behandelt, wobei es galt, die unterschiedlichen Lösungsansätze und Interessen der einzelnen Staaten, unter anderem durch das Eingehen von Kompromissen, auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen. Die sprachlichen Ansprüche während der Sitzungen waren für uns Schweizer verhältnismässig hoch, da es für uns, im Gegensatz zu der Mehrzahl der anderen Delegierten, die erste Teilnahme an einer solchen Konferenz war und unsere Muttersprache nicht Englisch ist. Trotzdem trug jeder von uns aktiv zu den Lösungsfindungen bei. Vier harte Arbeitstage später war jeder mit seiner Leistung zufrieden, und trotz anfänglicher kommunikativer Schwierigkeiten wurde die Schaffhauser Delegation in der Schlusszeremonie sogar ehrenvoll erwähnt.

**Die Stadt und ihre Geschichte**
Nach Peking zurückgekehrt, kamen wir gleich in den Genuss eines anspruchsvollen und hochwertigen Programms, das uns die Stadt und ihre Geschichte, die chinesische Mentalität und die Probleme und Chancen der chinesischen Volkswirtschaft näherbringen sollte. Wir besuchten nicht nur die obligaten touristischen Sehenswürdigkeiten wie die Verbotene Stadt und den Platz des Himmlischen Friedens, wir hatten auch Gelegenheit, Einblick in ein typisches altes Wohnviertel zu erhalten: Mit Rikschas fuhren wir ins ein solches – Hutong genanntes – Viertel. Mit Hutong wird zum einen eine alte typische Gasse bezeichnet, zum anderen aber auch ein aus solchen Gassen und den an ihnen liegenden Häusern bestehendes Wohnviertel. Die Häuser sind bestenfalls zweistöckig und nur durch sehr enge Gassen voneinander getrennt. Bei einer dort ansässigen Familie kamen wir erstmals in den Genuss chinesischer Alltagskost, welche uns um Klassen besser schmeckte als das Essen im Hotel. Die Hutongs sind heute durch die stürmische Entwicklung der Stadt bedroht. Spannend waren auch die beiden Tage, an denen wir Peking in Kleingruppen erkundeten. Es gab vier Themenbereiche, aus denen wir schon vor der Reise einen hatten auswählen und uns darauf fokussieren können: chinesische Kunst, Chinas wirtschaftliche Entwicklung, Urbanisierung und Religion/Philosophie in China. Die Gruppen bestanden aus etwa je zehn Personen, bunt gemischt aus Amerikanern, Indern und Schweizern. Jeder Gruppe war ein orts- und sprachkundiger Teamleader zugeteilt. Ein kleines Guide Book half uns bei der Planung. Für die beiden Tage standen uns pro Kopf 210 Yuan (ca. 35 Franken) zur Verfügung; damit mussten wir Essen, Transporte und Eintritte bezahlen. Wir sollten uns nicht wie Touristen, sondern wie durchschnittliche Chinesen bewegen müssen!

**Abstecher aufs Land**
Den Höhepunkt der zehntägigen Peking-Tour bildete ein zweitägiger Abstecher in eine ländliche Region 100 Kilometer ausserhalb der Hauptstadt. Ziel und Zweck dieses Ausflugs war nicht nur die eindrückliche Wanderung auf der Grossen Mauer, sondern es sollte uns auch die allgegenwärtige Diskrepanz zwischen dem ländlichen und dem städtischen Leben und zwischen dem Lebensstandard auf dem Land und jenem in der Stadt gezeigt werden. Nach einer zweistündigen Busfahrt auf einer ganz neuen Autobahn fanden wir uns plötzlich in einer Gegend wieder, in der die Modernisierung erst flüchtig Fuss gefasst hatte. Dort werden Lastwagen wieder zu Maultieren und der Kühlschrank zu einer gegen Norden ausgerichteten Höhle. Gemüse und Fleisch produziert hier jeder für den Eigenbedarf selbst, und Maisfelder prägen die Landschaft, etwaige Überschüsse sind die einzige Einkommensquelle. Unser Chinabild hat sich radikal verändert: China, das wir bis anhin nur mit einigen Schlagworten assoziiert hatten, ist für uns ein spannendes Land geworden mit sehr unterschiedlichen Facetten, mit wunderschönen, aber auch schockierenden. Die weitere Entwicklung des Landes werden wir gespannt und mit ganz anderen Augen verfolgen.


**Modellkonferenz**
Mit den Mechanismen der UNO vertraut machen

Im vergangenen Herbst ist die Kantonsschule angefragt worden, ob sie eine Delegation nach Peking an eine UNO-Modellkonferenz mit anschliessendem Peking-Programm senden möchte. Ziel solcher Konferenzen, die insbesondere in den USA verbreitet und beliebt sind, ist es, Jugendliche mit den komplizierten Mechanismen der UNO vertraut zu machen. Für dieses Projekt wurden von der Schulleitung Schülerinnen und Schüler ausgesucht, die im Unesco-Club der Schule aktiv mitmachen und somit ihr Interesse an gesellschaftlichen und politischen Fragen auch ausserhalb des regulären Unterrichts unter Beweis stellen. Anfangs August reisten 13 Kantischülerinnen und -schüler mit den Lehrern Hans-Ruedi Dütsch und Alex Wanner nach China. Einen Teil der Kosten für die Reise mussten sich die Schüler mit Ferienjobs verdienen, Sponsoren, die Eltern und die Schule kamen für den Rest auf.

#Notizen zu Namen

10. September 2010 | Ein Physiker erklärt (nicht) die Welt

Schaffhauser Nachrichten, Neuhausen / Schaffhausen
(M. E.)

Wenn jemandem in der Zuhörerschaft nicht klar war, was «Quantisierung von Kontinuumstheorien» oder «Abschied vom Determinismus in der Relativitätstheorie» bedeutet, wurde er vom Referenten getröstet. «Macht nichts, wenn Sie das nicht verstehen», meinte Jürg Fröhlich in seinem Vortrag immer wieder. Nur als er gegen Schluss ankündigte «Ihre Leidenszeit ist bald vorbei», irrte er. Zu leiden gab es nämlich nichts, weil man den Ausführungen trotz der Komplexität der Materie und der enormen Fremdwort- und Fachbegriffsdichte gebannt lauschte. Das wiederum lag an der Souveränität des Dozenten, der seinen Vortrag mit witzigen, manchmal auch ironischen Anspielungen und pointierten Unterstreichungen spickte und so die wissenschaftlichen Kernaussagen verdeutlichte. Höchstens gestand man sich ein, dass man in der Schule dem Physikunterricht wohl nicht ganz so aufmerksam gefolgt war wie dieser mehrfach mit Preisen ausgezeichnete Fachmann, der in der Munotstadt 1946 das Licht der Welt erblickt, hier an der Kantonsschule das Maturitätszeugnis erhalten, in Zürich, Genf und Harvard Mathematik und Physik studiert und promoviert hatte, Professor am Institut des Hautes Etudes in Paris gewesen war und seit 1982 an der ETH in Zürich lehrt. Am Mittwoch war Fröhlich auf Einladung der Rheinfall-Loge des Ordens der «Odd Fellows Schaffhausen» in seine Heimatstadt zurückgekehrt, um in der Mensa der Kantonsschule einen öffentlichen Vortrag zum Thema «Wie ‹brüchig› ist die Wirklichkeit? Zum Weltbild der modernen Physik» zu halten. Das knappe Hundert Zuhörerinnen und Zuhörer folgte, gemessen an den Fragen, die dem Referenten nach dessen Vorlesung gestellt wurden, den Darlegungen des Professors erstaunlich aufmerksam und sachkundig.
Fröhlich machte den Wandel des physikalischen Weltbildes in jenen Zeiten Galileo Galileis und Isaac Newtons deutlich, als die Naturwissenschaften nicht mehr in den Naturgesetzen die Spur Gottes als Weltenschöpfer zu erkennen versuchten: «Die moderne Physik hat aufgehört, die Welt zu erklären; wir beschränken uns auf die Beschreibung von Phänomenen.» Die Folgen (in der theoretischen Physik): «Es gibt keine Gewissheiten mehr, sondern nur Wahrscheinlichkeiten und Tendenzen.» Das sieht Fröhlich nicht als Negativum, sondern als «Befreiung»: Heute stünden die Religionen nicht mehr ausserhalb von Zeit und Objektivität. Das sei keine Absage an Moral und Philosophie, aber «es gibt keinen Bogen von der Physik zum Spirituellen». Dennoch sei der Dialog zwischen Philosophen und Naturwissenschaftern wichtig. Diese Aussage war ganz im Sinn der ideellen Ziele der Odd Fellows, welche – so Fritz Rufer, Obermeister der Rheinfall-Loge, in seiner Begrüssung – die Brüderlichkeit aller Menschen sich auf ihre Fahne geschrieben haben und in ihrem Kreis Freundschaft, Liebe und Wahrheit nachzuleben sich bemühen.

#Notizen zu Namen

10. September 2010 | Die Hinrichtung des Giftmörders Schilling

Schaffhauser Nachrichten, Region
Robin Blanck

Die unvermittelt aufgeflammte Diskussion um die Wiedereinführung der Todesstrafe hat kürzlich für Schlagzeilen gesorgt. Bereits im 19. Jahrhundert wurde das Thema kontrovers debattiert, der Schaffhauser Ständerat Hermann Freuler hatte mit seinem Vorstoss bei der Wiedereinführung der Todesstrafe eine wesentliche Rolle gespielt (siehe Artikel unten). Am 23. Juli 1847 wurde die «Capitalstrafe» das letzte Mal im Kanton Schaffhausen ausgeführt: Johannes Schilling, 34, Barbier und Taglöhner aus Löhningen, wurde auf dem Köpferplatz mit dem Richtschwert enthauptet.
Der letzte Tag in Schillings Lebens begann früh mit der Stimme des Gerichtsschreibers, der das Todesurteil, welches das Kantonsgericht «einmüthig» ausgesprochen hatte, vom Fenster des Rathauses aus nochmals verlas. Schilling hatte ein Begnadigungsgesuch gestellt, dieses war am 21. Juli vom Kantonsrat beurteilt worden, nur ein Votum gab es für die Begnadigung. Dazu hiess es im «Tage-Blatt»: «Diese Theorien klingen allerdings sehr menschenfreundlich, aber sie widerstreiten der Idee von Gerechtigkeit.» Mit 56 gegen 5 Stimmen wurde das Urteil bestätigt und angeordnet, die Hinrichtung um 5 Uhr morgens zu vollziehen, um das «übliche Gezwänge und die damit verbundenen Umständlichkeiten» zu vermeiden.

**Giftmord an der eigenen Frau**
Nach der frühmorgendlichen Verlesung des Urteils wurde Schilling auf ein Fuhrwerk geladen, und der Zug machte sich, begleitet von 25 «Cavalleristen», auf den Weg zum Richtplatz. In den letzten Tagen vor der Hinrichtung hatte der Verurteilte besseres Essen als die übliche «Delinquentenkost» erhalten. Ausser Geistlichen und Verwandten durfte er keinen Besuch empfangen, allerdings dürfte die Verwandtschaft nach den Vorfällen, die zur Verurteilung geführt hatten, kein grosses Interesse an dieser Möglichkeit mehr gehabt haben. Denn Schilling hatte seine eigene Frau vergiftet: Am Morgen des 23. Januar 1847 wurde Elisabeth Schilling tot auf ihrem Bett gefunden. Der Ehemann vergoss Tränen und gab sich ahnungslos: Er habe den ganzen Abend in einem Andachtsbüchlein gelesen. Die Schwiegermutter berichtete, sie habe den Ehemann am Vorabend aufgefordert, den Arzt zu holen, doch Schilling hatte abgelehnt: Weil der Frau schon öfter «trümmelig» gewesen sei, wollte er bis zum nächsten Morgen warten. Um 8 Uhr morgens war seine Frau tot. Das überraschte die Nachbarn und das Dorf, nicht aber Johannes Schilling. Der Mageninhalt der Toten wurde im Labor untersucht, der Befund war eindeutig: Vergiftung mit Arseniksäure. Schilling wurde sofort verhaftet. Noch am gleichen Abend musste der Landjäger aber erneut in das Haus in Löhningen: Eines der sechs Kinder des Ehepaars Schilling lag tot in der Stube.

**Ersatz für den Scharfrichter**
Für den Tag der Hinrichtung hatte der Rat alles bis in Detail geplant: Auf dem Zug zum Köpferplatz wurden Wein und Wasser für allfällige Bedürfnisse des Delinquenten mitgenommen, während des letzten Gangs von Johannes Schilling wurde während einer halben Stunde eine Glocke des St. Johanns geläutet. Die Ermittlungen in dem Fall waren umfassend gewesen: Nach Bekanntwerden der Arsenikvergiftung wurden Erkundigungen eingezogen. Die Nachbarn wussten, dass das Ehepaar «in immerwährendem Streit und Zank» gestanden hatte; und um Johannes Schillings Leumund war es nicht gut bestellt. Entlastet wurde Schilling vom Verdacht des Kindsmordes: Wie die Autopsie ergab, war das Kind an einer Hirnhautentzündung gestorben. Dieses Ergebnis hielt man jedoch vor Schilling bewusst geheim. Im Zentrum stand vielmehr die Frage, wie das Gift in den Körper der Frau gelangt war. Am Tag seiner Hinrichtung hatte Schilling sein Henkermal früh erhalten, dieses aber nicht wie sonst üblich zusammen mit dem Scharfrichter verzehrt. Weshalb man in diesem Fall von der Praxis abrückte, ist unklar, vielleicht hatte es etwas damit zu tun, dass nicht der Schaffhauser Scharfrichter mit der Enthauptung beauftragt worden war. Denn im Vorfeld war festgelegt worden, dass für den inzwischen 62-jährigen Amtmann, «insofern er wegen vorgerückthen Alters die Execution nicht getröulich ausführen würde», eine Vertretung zu suchen sei. Diese wurde in der Person des St. Galler Scharfrichters gefunden. David Stokar hat in seiner Dissertation einen Fall aus dem Jahr 1765 geschildert, bei dem der Scharfrichter bei zwei Hinrichtungen mehrmals zuschlagen musste, «was für die Zuschauer ein miserabel Spectacel» gewesen sei. Johannes Schilling hatte nach der Tat seine Unschuld beteuert. Doch das Verhöramt liess nicht locker. Immer wieder mit dem Mordverdacht konfrontiert, gestand Schilling am 20. März: Als seine Frau am 21. Januar damit beschäftigt war, drei Tünnen vorzubereiten, habe er in einen der drei Kuchen, in die rechts neben dem Griff liegende Ecke, Arsen im Umfang «einer Stutzerkugel» gestrichen und mit Nidel zugedeckt. Das Gift hatte Schilling früher zur Bekämpfung von Mäusen gekauft und eingesetzt; was davon noch übrig war, benutzte er für sein Verbrechen. Als der Kuchen fertig gebacken war, habe er ihn aufgeschnitten, den Kindern und sich je ein Stück genommen und der Frau die vergiftete Ecke vorgesetzt. Dann habe er zugesehen, «wie sie dasselbe zum Kaffee verzehrt habe», was ihm vom Gericht später als besondere Grausamkeit ausgelegt wurde.

**Mord wegen Nachlässigkeit**
Als Motiv für seine Tat gab Schilling an, er habe mit seiner Frau immer sehr «scharf» sein und ihr im Bezug auf die Kinder alles vorschreiben müssen. Die Anweisungen habe diese aber nicht befolgt und die Kinder und den Hof vernachlässigt. Er selbst habe die Kinder mehrfach «trockenlegen» und von Ungeziefer befreien müssen, behauptete Schilling; in einem solchen Moment habe er den Vorsatz gefasst, seine Frau zu ermorden. Zum Geständnis beigetragen hatte der für Schilling noch ungeklärte Tod der Tochter: Schilling befürchtete nämlich nicht ohne Grund bereits bei seiner Inhaftierung, gleichzeitig sein Kind getötet zu haben. Schliesslich war es so weit, wie das «Tage-Blatt» berichtete: «Kurz nach 6 Uhr fiel das Haupt des Giftmörders Joh. Schilling von Löhningen durch das Schwert. Schon in frühster Morgenstunde hatte sich eine grosse Schaar Zuschauer eingefunden, um diesen Akt der Gerechtigkeit mit anzusehen. Schilling empfand in den letzten Tage tiefe Reue.» Die «Schaffhauser Zeitung» schrieb, dass die Hinrichtung «in bester Ordnung» vor sich gegangen sei und der Verurteilte, «mit Ergebung in sein Schicksal und gefasst seinem Ende entgegen zu gehen» geschienen habe. Und der «Schweizerische Courier» schliesslich befand, die Hinrichtung sei «glücklich von statten» gegangen. Es war das letzte Mal, dass das Richtschwert verwendet wurde, ab 1859 war nur noch der Einsatz einer Guillotine zulässig, die jedoch nie in Schaffhausen verwendet wurde.

Literatur: Max Ruh, in «Schaffhauser Magazin» (2, 1984), S. 29. David Stokar. Verbrechen und Strafe in Schaffhausen vom Mittelalter bis in die Neuzeit.


**Wiedereinführung der Todesstrafe Schaffhausen war politisch und mit seiner Guillotine beteiligt**

Schaffhauser, die Schweizer Geschichte geschrieben haben, sind nicht gerade zahlreich. Hermann Freuler gehört ohne Zweifel zu ihnen: Mit einer Motion im Ständerat brachte er in den Siebzigerjahren des 19. Jahrhunderts die Diskussion um die Wiedereinführung der Todesstrafe in der Schweiz ins Rollen. Nach einigem Hin und Her in den eidgenössischen Räten wurde am 18. Mai 1879 dem Volk schliesslich eine Verfassungsänderung zur Abstimmung vorgelegt, die mit 52,5 Prozent Ja-Stimmen knapp angenommen wurde. Schaffhausen steuerte eine 60-Prozent-Mehrheit bei. Die Todesstrafe war erst fünf Jahre zuvor gestrichen worden, als das Volk 1874 einer Totalrevision der Verfassung von 1848 zugestimmt hatte. Freulers Vorschlag zielte nicht auf eine generelle Wiedereinführung, sondern wollte nur den Kantonen die 1874 gestrichene Kompetenz zurückgeben, in ihrem Gebiet die Todesstrafe wiedereinzuführen. Die Botschaft des Bundesrates zum Vorstoss Freulers erschien am 7. März 1879. Bereits in der wenige Tage später angelaufenen Frühjahrssession wurde die Botschaft in beiden Räten durchberaten. Im Ständerat, in den er vom Grossen Rat Schaffhausen 1875 gewählt worden war, hielt Freuler eine dreistündige (!) Rede zu seinem Vorstoss. Schon knapp zwei Monate später kam dann die Vorlage vors Volk. Umsonst hofften die Gegner auf ein ablehnendes Ständemehr – 13 ganze und 4 Halbkantone stimmten zu. Pikantes Detail am Rande: Das «Schaffhauser Intelligenzblatt», Vorläufer der heutigen «Schaffhauser Nachrichten», dessen Redaktor Hermann Freuler später werden sollte, lehnte die Vorlage ab, obwohl alle Schaffhauser Parlamentarier dafür gewesen waren.
Bereits 1863, nach einem Raubmord, schaffte sich der Kanton Schaffhausen eine Guillotine an, genau gesagt: Er kaufte sie für 2200 Franken dem Kanton Zürich ab. In der Folge wurde sie nie in Schaffhausen eingesetzt, anderen Kantonen aber leihweise zur Verfügung gestellt, zumal es sich wohl um das einzige noch vorhandene Fallbeil handelte. 1885 sprach das Luzerner Obergericht Jakob Mattmann des Mordes schuldig; deshalb wurde die Schaffhauser Guillotine angefordert. Bis 1894 bleibt sie in Luzern, 1892 wird dort Ferdinand Gatti hingerichtet und die «Maschine» an andere Kantone ausgeliehen: 1894 nach Schwyz und ins Wallis, dann kommt sie zurück nach Schaffhausen. 1896 reist das Gerät wieder nach Luzern, zwei Jahre später wieder in die Heimat, 1902 nach Freiburg. 1904 haben die Schaffhauser genug und verkaufen ihre Guillotine für 1000 Franken an Luzern. In der Innerschweiz wird sie weiterhin eingesetzt: 1910 werden Matthias Muff und 1915 Anselm Wütscher hingerichtet, 1924 Clemens Bernet (Altdorf), 1939 Paul Irniger (Zug) und in der Nacht vom 18. Oktober Hans Vollenweider (Sarnen): Vollenweider ist der letzte Täter, der in der Schweiz hingerichtet wurde. Die Schaffhauser Guillotine verschwand und lag während vieler Jahre, in Kisten verpackt, im Lager des Historischen Museums Luzern. Im Jahr 2003 wurde das Museum einer Erneuerung unterzogen, seither wird die Guillotine wieder ausgestellt. (khz/rob)

Literatur: Eduard Joos, in Schaffhauser Kantonsgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts, 2. Band, Schaffhausen 2002, Seite 909.

#Notizen zu Namen

9. September 2010 | Wie der Schaffhauser so ist

Schaffhauser Nachrichten, Region
Erwin Künzi

Kommt er, oder kommt er nicht? Diese Frage bewegte am Dienstagabend alle, die für die Veranstaltung der Radio- und Fernsehgenossenschaft Zürich Schaffhausen (RFZ) zum Thema «Karrierestart im Grenzbereich» auf den Munot gekommen waren. Diese Frage betraf allerdings nicht Peter Hartmeier, der an der Diskussion hätte teilnehmen sollen: Schon im Vorfeld hatte der Mediensprecher der UBS Forfait geben müssen, da er mit seinem Chef Oswald Grübel auf Reisen war. Die Frage galt Matthias Ackeret, dem Chefredaktor des Kommunikationsmagazins «Persönlich», der die Diskussion hätte leiten sollen, aber zum geplanten Beginn um 18 Uhr immer noch nicht in der Munot-Kasematte, wohin die Veranstaltung wegen des schlechten Wetters verlegt worden war, eingetroffen war. Gegen 18.15 Uhr erschien er aber, nachdem er den Stau überwunden hatte.
So konnte eine muntere Diskussion beginnen, die bald einmal vom vorgegebenen Thema abwich und sich Schaffhausen und seinen Bewohnerinnen und Bewohnern zuwandte. Zuerst schilderte «10vor10»-Moderatorin Daniela Lager, wie sie vor gut 25 Jahren nach Schaffhausen zu Radio Munot gekommen war und wie aus dem für ein Jahr geplanten Aufenthalt ein dreijähriger wurde. «An Schaffhausen hat mich die Mitmachkultur der Leute fasziniert, sei es im kulturellen oder im politischen Bereich. Es wurde nicht einfach konsumiert, sondern es wurde angepackt, etwa in der Kammgarn. Politische Themen wurden rege diskutiert, und es war klar, dass man an Abstimmungen und Wahlen teilnimmt», erzählte Lager. Kurt Amsler, einst Regierungsrat, dann Direktor der Schaffhauser Kantonalbank, später Präsident des Verbandes der schweizerischen Kantonalbanken, bezeichnete die Schaffhauser als «die Preussen der Schweiz». Oft hätten sie in fast vorauseilendem Gehorsam als Erste Bundesgesetze umgesetzt, was er nicht zuletzt auf den Einfluss von ennet der Grenze zurückführte. Der sei vor allem deshalb gewachsen, weil während vieler Jahre die Schaffhauser Bauern oft tüchtige deutsche Frauen geheiratet hätten, was sich auf den Schaffhauser Charakter ausgewirkt habe. Für Eduard Looser, den ehemaligen Rektor der Pädagogischen Hochschule Schaffhausen, ist das Leben in Schaffhausen nicht zuletzt von den kurzen Wegen geprägt: «Man kennt sich», sagte er. Er kritisierte aber, dass der Schaffhauser oft ein «Kümmerer» sei, der sich kleiner mache, als er sei. So feiere man, dass man «bloss e chlini Stadt» sei, dabei wolle die Wirtschaftsförderung gleichzeitig Weltkonzerne nach Schaffhausen holen. In der Diskussion mit dem Publikum kam auch die Verschlossenheit der Schaffhauser gegenüber Fremden zur Sprache. Diese Verteidigungshaltung sei auf den Zweiten Weltkrieg zurückzuführen, als Schaffhausen von den Nazis umzingelt gewesen sei, meinte Looser. Daniela Lager erinnerte sich, dass sie nicht zuletzt dank ihrem Beruf rasch Kontakt mit den Einheimischen gefunden habe, dass sie aber auch viele Auswärtige gekannt habe, bei denen das nicht der Fall gewesen sei. Keine Probleme bei der Kontaktfindung gab es beim anschliessenden Apéro.

#Allgemeines

3. September 2010 | Freiburger trauern ihrer Brauerei nach

Schaffhauser Nachrichten, Wirtschaft
Denise Lachat

Françoise Cotting reicht ein Sandwich über den Tresen und einen Apfelsaft. Bier trinkt die Angestellte der Snackbar Passagio im Freiburger Bahnhof selber zwar keines, doch für Cardinal ginge sie sofort auf die Strasse. Schon 1996 war sie dabei, als 10 000 Menschen gegen die von Feldschlösschen geplante Schliessung der Traditionsbrauerei demonstrierten. Warum? «Weil ich durch und durch Freiburgerin bin und Cardinal nun einmal ein Teil von Freiburg ist.» Alex Portmann, Buschauffeur bei den Freiburger Verkehrsbetrieben, bekräftigt das. Cardinal gehöre zu Freiburg wie die Kappelerbrücke zu Luzern. Dass Feldschlösschen die Brauerei schliessen wolle, sei schlicht zum Weinen. Falls das Bier nicht mehr in Freiburg gebraut werde, droht er mit Boykott. «Wo soll es herkommen, aus Rheinfelden? Das können Sie vergessen, dann wechsle ich die Marke sofort.»
Zu Hilfe kommt den Cardinal-Mitarbeitern auch das soziale Netzwerk Facebook: Bis gestern Donnerstag hatten sich über 16 000 Personen der Gruppe «Rettet Cardinal» angeschlossen. Mails werden an den Carlsberg-Konzern geschickt, und ein Mitglied empfiehlt einen nationalen Cardinal-Tag. «Warm ums Herz» werde ihm dabei, sagt Ren Fragnière, der Personalvertreter von Cardinal.

**Genossenschaft als Lösung?**
Im Vergleich zum Elan in der Bevölkerung fallen die Reaktionen der Behörden eher lau aus. Die Kantonsregierung klopfte in einer Medienmitteilung am Dienstag zwar auf den Tisch und schrieb, sie sei zum Handeln entschlossen, in der «Libert» aber sagt der kantonale Volkswirtschaftsdirektor Beat Vonlanthen (CVP) nur, eine Volksbewegung für Cardinal könne zeigen, dass die Bevölkerung wirklich betroffen sei. Doch ob die Botschaft in Kopenhagen – dem Standort der Carlsberg-Gruppe, zu der Feldschlösschen gehört – ankomme, sei nicht sicher. Als «eher illusorisch» bezeichnet Vonlanthen zudem die Idee von Emmanuel Kilchenmann, Präsident der jungen CVP. Kilchenmann denkt an die Gründung einer Genossenschaft, die Feldschlösschen nicht nur die Brauerei, sondern auch die Marke Cardinal abkauft. Eine Genossenschaft? «Warum nicht», sagt Alex Portmann, der Buschauffeur. Doch er versteht die Zurückhaltung der Behörden angesichts der Aussage von Feldschlösschen, die Brauerei in Freiburg sei bloss zu 40 Prozent ausgelastet. Dass sich der Erfolg von 1996 nicht wiederholen lasse, befürchtet auch Françoise Cotting. Damals seien rund 220 Angestellte betroffen gewesen, heute nur noch 75. «Um die Schliessung ein zweites Mal abzuwenden, bräuchte es wohl mindestens 20 000 Demonstranten in der Stadt.» Mit von der Partie wäre der Verkäufer am Bahnhofskiosk. «Selbstverständlich demonstriere ich für Cardinal, das habe ich schon 1996 gemacht.» Hinter dem «Passage du Cardinal» liegt das Brauerei-Areal ruhig in der Mittagssonne. Zu Gesicht bekommen die Besucher einzig zwei Männer eines Sicherheitsdienstes. Feldschlösschen hat sie engagiert, wie lange sie bleiben, wissen sie noch nicht. Zugang zu den Produktionsanlagen habe die Öffentlichkeit ohnehin nicht, erklärt Markus Werner, Leiter Kommunikation der Feldschlösschen AG. Aus Gründen der Sicherheit und der Hygiene, sagt er und ergänzt: «Die Angestellten sollen ungestört arbeiten können.» Wo sie das in Zukunft tun, ist offen. 18 der 75 Mitarbeiter sollen frühzeitig pensioniert werden, 57 erhielten ein Stellenangebot. Rund 90 Prozent hätten das Angebot zum Gespräch angenommen, teilt Feldschlösschen mit, dessen Betriebsspitze sich gestern in Bern mit Vertretern der Gewerkschaft Unia und der Cardinal-Betriebskommission traf, um Vorschläge zu diskutieren. Am Grundsatzentscheid, so teilte Feldschlösschen weiter mit, werde aber nicht gerüttelt.

#Allgemeines

1. September 2010 | Aus für Cardinal-Brauerei in Freiburg

Schaffhauser Nachrichten, Wirtschaft
(sda)

57 der Angestellten in Freiburg erhalten von der Feldschlösschen- Gruppe, zu der Cardinal gehört, in den nächsten Tagen ein Angebot für eine neue Stelle. Die restlichen 18 werden vorzeitig pensioniert, wie Feldschlösschen-Chef Thomas Metzger am Dienstag in Freiburg vor den Medien bekannt gab. Nach der Schliessung will Feldschlösschen das Areal in Freiburg verkaufen.

**Folge eines dänischen Entscheids**
Feldschlösschen begründet den Entscheid mit einem Beschluss der Carlsberg-Gruppe, zu der die Schweizer Nummer 1 im Biergeschäft seit 2000 gehört. Das dänische Mutterhaus habe entschieden, die bisher in Rheinfelden angesiedelte Produktion von alkoholfreiem Exportbier ins Elsass zu Kronenbourg zu verlagern. Hinter diesem Entscheid stehen laut Metzger die Globalisierung des Handels, der damit steigende Druck auf die Profitabilität, der rückläufige Bierkonsum in Westeuropa und Überkapazitäten in diesem Gebiet. Kronenbourg könne zudem billiger produzieren als Feldschlösschen, sagte Metzger auch. Dazu kommt, dass bei Cardinal in den letzten Jahren die Anlagen nur zu 40 Prozent ausgelastet waren. In dieser Situation habe es nichts anderes gegeben, als die Bierproduktion in Rheinfelden zu konzentrieren, so Metzger. An der Marke Cardinal – der Nummer 2 in der Schweiz – will Feldschlösschen nicht rütteln: Cardinal bleibe «ein wichtiger Pfeiler im umfassenden Bierportfolio», schreibt das Aargauer Unternehmen in einer Mitteilung. Die zahlreichen Sponsoringverträge von Cardinal würden weitergeführt. Um in Freiburg Entlassungen zu vermeiden, werde es auch an ande- ren Unternehmensstandorten in der Schweiz zu vorzeitigen Pensionierungen kommen. Überrascht reagierte der Freiburger Staatsrat. Die Kantonsregierung hat eine Taskforce auf die Beine gestellt, die mit Feldschlösschen das Gespräch sucht. 1996 war bei Cardinal der Abbau von 200 der damals 300 Stellen geplant. Kurze Zeit später protestierten in der Saanestadt 10 000 Menschen auf der Strasse gegen den Entscheid. 80 000 unterzeichneten eine Petition an Feldschlösschen. Danach nahm das Aargauer Unternehmen den Beschluss zurück.


**Cardinal-Schliessung Personal ist schockiert, einige wollen kämpfen, andere haben resigniert**

Das Personal der von der Schliessung bedrohten Brauerei Cardinal in Freiburg ist gemäss Angaben der Gewerkschaft Unia «schockiert». Die Mehrheit der Angestellten traf sich am Dienstagnachmittag zu einer Aussprache. Kampfmassnahmen wurden nicht beschlossen.
Hingegen fordere die Belegschaft Feldschlösschen auf, wie bei einer Massenentlassung das Personal zu konsultieren, sagte der Unia-Gewerkschaftssekretär für Freiburg, Armand Jaquier. Das bedeutet, dass die Cardinal-Belegschaft das Recht haben will, bis in vier Wochen Feldschlösschen Alternativen zur Schliessung vorlegen zu können. Die Belegschaft sei klar der Meinung, dass es die Möglichkeit gebe, in Freiburg Arbeitsplätze zu erhalten, so Jaquier.
**Schwankende Stimmung**
Die Cardinal-Belegschaft sei nicht nur schockiert, sondern auch aufgewühlt und wütend. Jaquier sprach aber auch von zwei Geisteszuständen bei den Angestellten: Widerstand und Resignation. An der Versammlung auf dem Werksgelände nahmen ihm zufolge 50 bis 60 Personen teil, also die Mehrheit der 75 Angestellten.

#Alt-Scaphusia

1. September 2010 | Ernst Maier olim Chätzli

Wir erfüllen die schmerzliche Pflicht, unsere EMEM und AHAH vom Hinschied unseres lieben Farbenbruders

Ernst Maier olim Chätzli
Dipl. El.-Ing. ETH
Generation 1935

in Kenntnis zu setzen.

Der Totensalamander findet am Mittwoch, 29. September 2010 um 20.00 Uhr in der Bude statt.

Die Trauerfeier findet am Freitag, 3. September 2010 um 15.00 Uhr in der Kapelle des Waldfriedhofs statt.

#Alt-Scaphusia

21. August 2010 | Sommerabend auf dem Munot vom 21. August 2010 mit Verbindungen von nah und fern

Informationen zu diesem Anlass finden Sie unter:

Einladung zum Sommerabend auf dem Munot

Einladung als PDF

#Alt-Scaphusia

20. August 2010 | Peter Frei olim Pan

Wir erfüllen die schmerzliche Pflicht, unsere EMEM und AHAH vom Hinschied unseres lieben Farbenbruders

Peter Frei olim Pan
Prof. Dr. phil.
Generation 1942

in Kenntnis zu setzen.

Der Totensalamander findet am Mittwoch, 22. September 2010 um 20.00 Uhr in der Bude statt.
Laudatio: Dr. Robert Amsler v/o Corpus

Die zivile Trauerfeier fand im Familienkreis statt.

#Notizen zu Namen

19. August 2010 | Haltiner – Wegen Nähe zur UBS in der Kritik – Umstrittene Rolle des abtretenden Finma-Chefs bei der Bankenrettung

Neue Zürcher Zeitung
(sda/Reuters)

Das Eidgenössische Finanzdepartement (EFD) hat erklärt, dass die Suche nach einem Nachfolger des abtretenden Finma-Präsidenten Eugen Haltiner eingeleitet sei und dem Bundesrat bis im November ein Vorschlag präsentiert werden soll. In der Mitteilung lobt das EFD die von Haltiner orchestrierte erfolgreichen Zusammenführung der drei Finma-Vorgängerbehörden. Zudem wird Haltiners Anteil daran gewürdigt, dass die Schweiz die Finanzkrise im internationalen Vergleich gut überstanden habe.
Kritik einstecken musste Haltiner dagegen für die Handhabung der UBS-Krise. Vor seinem Wechsel zu der Behörde im Jahr 2006 war er selbst bei der UBS angestellt. Wegen seiner früheren Manager-Stellung bei der UBS kamen Zweifel auf, ob er für die Aufsicht über die Banken geeignet sei.
Für Unmut sorgte etwa die Tatsache, dass Haltiner parallel zur Tätigkeit bei der Finma eine Pension seines ehemaligen Arbeitgebers UBS bezog. Haltiner hatte sich 57-jährig als UBS-Topmanager frühpensionieren lassen, bevor er 2006 Präsident der Eidgenössischen Bankenkommission (EBK) und 2009 der Finma wurde.
Während der UBS-Steueraffäre musste sich der 62-Jährige wiederholt den Vorwurf der «mangelnden Distanz» gefallen lassen. Links- wie Rechtsparteien, aber auch Kleinaktionäre der UBS gehörten zu den Kritikern.

**Rüge des Bundesrates**
Auch der Bundesrat ermahnte Haltiner und die Schweizer Bankenaufsicht: Die Vorgängerkommission der heutigen Finma, die EBK, habe vor und während der Finanzkrise zu wenig Druck auf die UBS ausgeübt, bilanzierte die Landesregierung im vergangenen Mai.
Die EBK habe sich zu stark auf die Einschätzungen der UBS verlassen und mit zu wenig Nachdruck auf die Problembehebung bei der Bank gedrängt, hiess es weiter. Einen Zusammenhang zwischen Haltiners UBS-Vergangenheit und der laschen Aufsicht wollte der Bundesrat allerdings nicht sehen: Das habe nichts miteinander zu tun. Haltiner sei bei heiklen Entscheiden jeweils in den Ausstand getreten.
Haltiner war 1973 zur damaligen Schweizerischen Bankgesellschaft (SBG) gegangen und hatte bei der späteren UBS jahrelang das Schweizer Firmen- und Privatkundegeschäft geleitet.

**Umstrittene Herausgabe von Kundendaten**
Kritik brachte Haltinger auch die Herausgabe von UBS-Kundendaten an die USA ein. Das Bundesverwaltungsgericht kam zum Schluss, dass diese rechtswidrig war. Von verschiedenen Seiten wurde deshalb im Januar der Rücktritt des Finma-Präsidenten gefordert.
Haltiner sagte damals, er sei bis Ende 2011 gewählt. «Selbstverständlich erfülle ich meine Aufgabe nur, wenn ich das Vertrauen des Bundesrats habe», fügte er an. Den Vorwurf des rechtswidrigen Vorgehens wies Haltiner zurück. Er vertrat die Ansicht, dass die Finma eine genügende Rechtsgrundlage gehabt habe, um die Daten herauszugeben.
Die Herausgabe der Kundendaten habe dazu beigetragen, dass es keine Strafklage gegen die Bank gegeben habe, verteidigte er das Vorgehen. Eine Klage hätte die Existenz der UBS unmittelbar gefährdet. Ausserdem habe der Bundesrat sich mit dem Vorgehen einverstanden erklärt.

**Strafanzeige von US-Kunden**
«Die juristische Beurteilung verunsichert mich nicht, ich habe richtig gehandelt», sagte Haltiner in einem Interview mit der NZZ am 9. Januar 2010 – sehr zum Ärger des Bundesverwaltungsgerichts. Dessen Präsident Christoph Bandli kritisierte in der Folge diese Äusserung.
Juristisch liegt der Ball nun beim Bundesgericht: Die Finma zog das Urteil weiter. Die Richter in Lausanne müssen nun entscheiden, ob die Finma die Auslieferung von rund 285 UBS-Kundendaten an die amerikanischen Behörden anordnen durfte.
Hängig ist auch eine Strafanzeige gegen die FINMA und Haltiner. Sie wurde von Anwälten eingereicht, die US-Kunden der UBS vertreten. Die Bundesanwaltschaft hat Vorabklärungen eingeleitet. Ein Strafverfahren wurde bislang nicht eröffnet.

**Bankiers würdigen Arbeit Haltiners**

(sda) Die Bankiervereinigung attestiert dem abtretenden Präsidenten der Finanzmarktaufsicht, Eugen Haltiner, «höchste Verdienste». Die von Kritikern monierte Nähe Haltiners zur Grossbank UBS konnte die Vereinigung nie nachvollziehen, wie ihr Sprecher Thomas Sutter sagte.
Die Schweizerische Bankiervereinigung (SBVg) habe Haltiner immer als integeren, sachkundigen und verlässlichen Gesprächspartner erlebt, sagte Sutter am Mittwoch auf Anfrage der Nachrichtenagentur SDA.
Obwohl Haltiner als Präsident der Finanzmarktaufsicht oft andere Interessen als die SBVg verfolgt habe, habe die Bankiervereinigung ihn immer als lösungsorientierten Gesprächspartner erlebt.
Sutter würdigte insbesonders die Rolle der von Haltiner präsidierten Finma beim Rettungspaket der Eidgenossenschaft für die UBS im Oktober 2008 sowie die erfolgreiche Integration der drei Finma-Vorgängerorganisationen. Dies während der Finanzkrise geschafft zu haben, sei eine grosse Leistung, sagte Sutter.
Die FINMA entstand Anfang 2009 aus der Eidgenössischen Bankenkommission (EBK), der Kontrollstelle für die Bekämpfung der Geldwäscherei und dem Bundesamt für Privatversicherungen (BPV).
Für die Nachfolge Haltiners wünsche sich die SBVg eine sachkundige, integere Person mit Praxiserfahrung und internationaler Ausstrahlung. Sie müsse sich im Umfeld zwischen Politik und Wirtschaft gut bewegen können.

#Notizen zu Namen

19. August 2010 | Eugen Haltiner tritt auf Ende Jahr zurück – Präsident der Finanzmarktaufsicht gibt Demission bekannt.

Neue Zürcher Zeitung
(sda)

Haltiner, der heute 62 Jahre alt ist, hatte 2006 das Präsidium der damaligen Eidgenössischen Bankenkommission (EBK) übernommen. In dieser Funktion habe er wesentlich an der Weiterentwicklung der Finanzmarktaufsicht mitgewirkt und den Aufbau der Finma vorangetrieben, schreibt das EFD. Anfang 2009 übernahm Haltiner das Präsidium der neu geschaffenen Finma.
Haltiner habe einen wesentlichen Beitrag dazu geleistet, dass die Schweiz die Finanzkrise im internationalen Vergleich gut überstanden habe, heisst es weiter. Die Massnahmen zur Stabilisierung des Schweizer Finanzplatzes, an deren Entwicklung er an vorderster Front mitgearbeitet habe, hätten die Schweizer Volkswirtschaft vor grossem Schaden bewahrt.

#Notizen zu Namen

19. August 2010 | Von Anfang an der falsche Mann

Tages-Anzeiger
Markus Diem Meier

Die Finma (früher Bankenkommission) hat als Regulierungsbehörde zu verhindern, dass Finanzinstitute zu grosse Risiken eingehen und dafür zu sorgen, dass sie die Regeln einhalten. In diesem Sinn hat der nun zurücktretende Eugen Haltiner als oberster Chef der Finma und zuvor der Bankenkommission versagt. Denn es war die Pflicht seines Gremiums, die Grossbank UBS gut genug zu überwachen, damit sie nicht in das doppelte Schlamassel geriet, das einerseits die Volkswirtschaft der Schweiz bedroht und andererseits den Ruf des Landes massiv geschädigt hat. In dieses Schlamassel haben einerseits die Milliardenspekulation der Grossbank mit verbrieften Immobilienschrottpapieren in den USA geführt und andererseits die dort systematisch betriebene Beihilfe zum Steuerbetrug.
Genau für diese Bank hat Haltiner die unglaublich lange Zeit von 30 Jahren gearbeitet – am Schluss in ihren obersten Führungsgremien. In dieser Bank hat ihn eine Kultur geprägt, die heute zum Glück infrage gestellt wird. Die Nachfolger in der UBS tun jedenfalls alles, um sie abzuschütteln. In dieser Kultur liegt auch der wahre Grund für die Krise, in die die Bank gestürzt ist und mit der sie dem Land insgesamt geschadet hat. Diese Kultur wurde durch ein bis zum Grössenwahn gesteigertes Machtbewusstsein geprägt. Für die Anliegen der Öffentlichkeit blieb kaum Achtung übrig. Das war besonders deutlich beim Untergang der Swissair zu spüren. Auch Regulierung galt als lästig. Regulierungsbehörden hatten vor allem dafür zu sorgen, dass die Bank in ihren Geschäften nicht behindert wird. Wegen dieser Kultur war Eugen Haltiner von Anfang an der Mann, den man am allerwenigsten zum Chef der Aufsicht hätte machen dürfen.

**Zweifel am Sinn von Regulierung**
Schon bei seinem Amtsantritt am 1. Februar 2006 – damals noch als Chef der Finma-Vorgängerbehörde Bankenkommission – zweifelte der neue oberste Chef der wichtigsten Regulierungsbehörde öffentlich am Sinn von Regulierung überhaupt. Sie sollten stärker auf ihre Notwendigkeit mit Blick auf die Wettbewerbsfähigkeit der Banken überprüft werden, erklärte er. Diese banktypische Gewichtung jener Zeit wurde der UBS und dem Land in der Krise zum Verhängnis: Denn ihre gigantischen Gewinne zuvor und ihre herausragende Stellung im internationalen Wettbewerb hatte die Bank vor allem der Tatsache zu verdanken, dass die Aufsicht zu wenig genau hingeschaut hat, sodass sie unbemerkt Regeln brechen konnte. Als Konsequenz daraus ist die Bank beinahe untergegangen.
Noch nach dem Ausbruch der Finanzkrise, am 23. Dezember 2007, erklärte Eugen Haltiner in einem Interview: «Die von der UBS rechtzeitig ergriffenen Massnahmen und die offenbar konservativen Wertberichtigungen haben die Situation nach heutiger Kenntnis wieder in ein Gleichgewicht gebracht.» Möglicherweise war er wirklich nicht besser informiert. Doch dann hat er seinen Job nicht gemacht. Vielleicht konnte und wollte er das wahre Ausmass der Krise einfach nicht sehen, weil es nicht in sein Weltbild gepasst hat.

**Die alte Garde des Bankgeheimnisses tritt ab**
Eugen Haltiner verlässt seinen Posten fast zeitgleich mit Hans-Rudolf Merz. Das ist kaum Zufall. Beide haben sich bei der UBS, beziehungsweise der Bankgesellschaft, einem der Vorgängerinsitute, schon Mitte der 70er-Jahre kennengelernt. Gemeinsam haben sie die UBS durch die Herausgabe von Kundendaten im Februar 2009 vor einem Prozess in den USA bewahrt und damit das Ende des Bankgeheimnisses eingeleitet. Ausgerechnet sie, die mit einem Bankensystem gross geworden sind, die dieses Geheimnis als wichtigen Pfeiler ihres Geschäfts betrachtet hat. Beide mussten erkennen, dass die Banken, wie sie sie gekannt haben, nicht mehr existieren oder zumindest nicht mehr existieren dürfen. Der Wind hat gedreht. Staatliche Aufsicht gilt nicht mehr als störend, sondern als notwendig. In eine solche Welt passt Eugen Haltiner nicht hinein, schon gar nicht als oberster Regulierer.

#Notizen zu Namen

19. August 2010 | Haltiner tritt zurück

Tages-Anzeiger
(sam/sda)

Der Bundesrat habe am Mittwoch den Rücktritt Haltiners zur Kenntnis genommen, teilte das Finanzdepartement (EFD) mit. Haltiner, der heute 62 Jahre alt ist, hatte 2006 das Präsidium der damaligen Eidgenössischen Bankenkommission (EBK) übernommen. In dieser Funktion habe er wesentlich an der Weiterentwicklung der Finanzmarktaufsicht mitgewirkt und den Aufbau der Finma vorangetrieben, schreibt das EFD. Anfang 2009 übernahm Haltiner das Präsidium der neu geschaffenen Finma.
Haltiner habe einen wesentlichen Beitrag dazu geleistet, dass die Schweiz die Finanzkrise im internationalen Vergleich gut überstanden habe, heisst es weiter. Die Massnahmen zur Stabilisierung des Schweizer Finanzplatzes, an deren Entwicklung er an vorderster Front mitgearbeitet habe, hätten die Schweizer Volkswirtschaft vor grossem Schaden bewahrt.

**Suche eingeleitet**
Der Bundesrat sprach Haltiner den Dank aus «für seine geleisteten Dienste im Interesse des Finanzplatzes und die stets ausgezeichnete Zusammenarbeit». Über die Nachfolge will er im November entscheiden. Das Finanzdepartement schreibt, es habe die Suche nach geeigneten Kandidatinnen und Kandidaten eingeleitet.
Laut der Finanzmarktaufsicht (Finma) legt deren Präsident Eugen Haltiner sein Mandat auf eigenen Wunsch nieder. Der Entscheid sei ihm nicht leicht gefallen, teilte die Finma am Mittwoch mit. Haltiner wird in der Mitteilung mit folgenden Worten zitiert: «Obwohl mir mein Entscheid nicht leicht gefallen ist, erfolgt er zu einem verantwortbaren Zeitpunkt. Die Fusion zur Finma konnte dank grossem Einsatz aller Beteiligten erfolgreich abgeschlossen werden. Ich bin überzeugt, dass sich die Finma unter ihrer starken Geschäftsleitung zielgerichtet weiterentwickeln und solide verankern wird.»

**«Enormer Einsatz»**
Verwaltungsrat und Geschäftsleitung der Finma danken Haltiner für seinen «enormen Einsatz». Die Finma sei heute auf gutem Kurs, hält Finma -Direktor Patrick Raaflaub fest. Dies sei massgeblich das Verdienst von Haltiner. «Ich bedaure seinen Rücktritt ausserordentlich», wird Raaflaub in der Mitteilung zitiert.

#Notizen zu Namen

19. August 2010 | Finma-Präsident Eugen Haltiner tritt per Ende des Jahres zurück

Schaffhauser Nachrichten, Titelseite / Wirtschaft
sda

Der Entscheid zum Rücktritt sei ihm nicht leicht gefallen, erklärte der aus Schaffhausen stammende Haltiner. Er hinterlasse eine gut funktionierende Behörde. «Die Finma wird sich unter ihrer starken Geschäftsleitung zielgerichtet weiterentwickeln.» Haltiner trete auf eigenen Wunsch zurück, hiess es weiter. Der Schritt habe nichts mit der Kritik an seiner Person zu tun, hielt Finma-Sprecher Alain Bichsel fest.

Haltiner hatte 2006 das Präsidium der damaligen Eidgenössischen Bankenkommission (EBK) übernommen, nachdem er zuvor bei der UBS Mitglied des Group Managing Board gewesen war.

**Lob vom Finanzdepartement**
Als EBK-Präsident habe Haltiner wesentlich den Aufbau der Finma vorangetrieben, würdigte ihn das Eidgenössische Finanzdepartement (EFD). Anfang 2009 übernahm Haltiner dann das Präsidium der Finma. Auch dank dem Finma-Präsidenten habe die Schweiz die Finanzkrise im internationalen Vergleich gut überstanden, schreibt das EFD. So hätten die Massnahmen zur Stabilisierung des Finanzplatzes Schweiz die hiesige Volkswirtschaft vor grossem Schaden bewahrt. Ins gleiche Horn blies die Bankiervereinigung: Sie würdigte unter anderem die Rolle der Finma beim Rettungspaket für die UBS im Oktober 2008. Über Haltiners Nachfolge will der Bundesrat im November entscheiden. Die Suche nach geeigneten Kandida-ten ist eingeleitet. Als mögliche Nachfolger werden der St. Galler Privat- bankier Konrad Hummler, der Genfer Privatbankier Ivan Pictet sowie Peter Siegenthaler, ehemaliger Direktor der Eidgenössischen Finanzverwaltung, genannt. Finanz- und Wirtschaftspolitiker sind sich einig: Die Nachfolgerin oder der Nachfolger müsse Persönlichkeit und Rückgrat haben. Der neue Präsident der Finanzmarktaufsicht solle die Welt der Grossbanken kennen, ohne an ihrem Gängelband zu gehen.

**Kritik wegen UBS**
Im Gegensatz zum Lob nach der Rücktrittsverkündung steht die Kritik während Haltiners Amtszeit: Wegen seiner früheren Managerstellung bei der UBS kamen immer wieder Zweifel auf, ob er für die Aufsicht über die Banken geeignet sei. Für Unmut sorgte etwa die Tatsache, dass Haltiner parallel zur Tätigkeit bei der Finma eine Pension seines ehemaligen Arbeitgebers UBS erhielt. Vom Bund bezog er 320 000 Franken Lohn pro Jahr, wie dem Kaderlohnreport zu entnehmen ist. Er hatte sich 57-jährig als UBS-Topmanager frühpensionieren lassen.

**Zu wenig Druck ausgeübt**
Während der UBS-Steueraffäre musste sich der ehemalige Bankier wiederholt den Vorwurf der «mangelnden Distanz» gefallen lassen. Links- wie Rechtsparteien, aber auch Kleinaktionäre der UBS gehörten zu den Kritikern. Auch der Bundesrat ermahnte Haltiner und die Schweizer Bankenaufsicht: Die EBK habe vor und während der Finanzkrise zu wenig Druck auf die UBS ausgeübt, bilanzierte die Landesregierung im vergangenen Mai.

**Umstrittene Herausgabe von Daten**
Kritik brachte Haltiner auch die Herausgabe von UBS-Kundendaten an die USA ein. Das Bundesverwaltungsgericht kam zum Schluss, dass diese rechtswidrig war. Von verschiedenen Seiten wurde deshalb im Januar der Rücktritt des Finma-Präsidenten gefordert. Haltiner sagte damals, er sei bis Ende 2011 gewählt. «Selbstverständlich erfülle ich meine Aufgabe nur, wenn ich das Vertrauen des Bundesrats habe», fügte er an. Den Vorwurf des rechtswidrigen Vorgehens wies Haltiner zurück.

**Strafanzeige von US-Kunden**
Juristisch liegt der Ball beim Bundesgericht: Die Finma zog das Urteil weiter. Die Richter in Lausanne müssen nun entscheiden, ob die Finma die Auslieferung von rund 300 UBS-Kundendaten an die US-Behörden anordnen durfte. Hängig ist auch eine Strafanzeige gegen die Finma und Haltiner. Sie wurde von Anwälten eingereicht, die US-Kunden der UBS vertreten. Die Bundesanwaltschaft hat Vorabklärungen eingeleitet. Ein Strafverfahren wurde bislang nicht eröffnet. (sda)


**Haltiner-Rücktritt Politiker wünschen sich einen zweiten Philipp Hildebrand**

Haltiners Nachfolger soll zwar von Banken etwas verstehen, aber nicht von einer Grossbank kommen, sagte Hans Geiger, emeritierter Professor am Institut für schweizerisches Bankenwesen, gestern. Geiger empfiehlt darum einen Privatbankier für das Finma-Präsidium: «Das sind keine angestellten Manager, sondern sie tragen Verantwortung», sagte er.
Vom Finma-Präsidenten erwarte man profunde Kenntnisse vor allem der Grossbanken, wodurch Leute aus deren Dunstkreis bei der Nachfolge automatisch im Vordergrund stünden, sagt dagegen der Solothurner CVP-Nationalrat Pirmin Bischof. Der Schlüssel liegt für ihn in der Persönlichkeit. Nationalbank-Präsident Philipp Hildebrand etwa habe gezeigt, dass man sich vom Einfluss der Banken lösen könne. «Eine solche Persönlichkeit schafft Vertrauen gegenüber der Bevölkerung, aber auch gegenüber den Banken», sagte Bischof.

**Beim Lohn gibt es ein Problem**
Gleich tönt es bei Wirtschaftspolitikern der anderen Bundesratsparteien. FDP-Nationalrat Philipp Müller weist jedoch auf das Problem der Entlöhnung hin. Einem Wunschkandidaten, der die «Tricks dieser Herrschaften» kenne und trotzdem unabhängig sei, müsse man einen Vertrag mit langfristigen Perspektiven und einen sehr guten Lohn anbieten können. Auch dann werde das Salär noch unter dem liegen, was sich in der Privatwirtschaft verdienen lasse. Darum brauche es jemanden, der Freude an dem Job habe.

**Biss gegenüber Banken und Politik**
Auch Hansruedi Wandfluh, Präsident der nationalrätlichen Wirtschaftskommission, nennt Fachwissen und Unabhängigkeit als wichtigste Anforderungen an den Haltiner-Nachfolger. «Es braucht jemanden, der sich gegenüber den Banken, wenn nötig aber auch gegenüber der Politik, durchsetzen kann», sagte der Berner SVP-Politiker. Für SP-Nationalrat Roger Nordmann kommt die Unabhängigkeit noch vor der Fachkompetenz. Der Finma-Präsident müsse die Branche zwar gut kennen, Bankenspezialist müsse er aber nicht unbedingt sein, sagte der Waadtländer. Der Wirtschaftsdachverband Economiesuisse betont neben dem Praxisbezug die Bedeutung der internationalen Vernetzung des Finma-Präsidenten. So könne der Präsident einen international guten Ruf der Finma gewährleisten, sagte Geschäftsleitungsmitglied Thomas Pletscher. (sda)

**Kommentar**

**Er war einer der Retter der UBS**

*Von Hans Wicki*

Endlich, dürfen die Kritiker von Eugen Haltiner zu seinem Rücktritt als Präsident der Finanzmarktaufsicht Finma sagen. Eigentlich schade, denn er hat einen guten Job gemacht, heisst es dagegen aufseiten der Befürworter. Und der Mann, der in den vier Jahren seiner Tätigkeit, erst als Präsident der Eidgenössischen Bankenkommission und dann der Finma, so viel Lob wie Tadel auf sich gezogen hat, wird mit der Reaktion beider Seiten leben.
Zuerst zum Vorwurf, er habe zeit seines Wirkens der UBS zu nahe gestanden. Er hat es in der Grossbank zum Top-Manager gebracht und galt als ausgewiesener Kenner des Bankenwesens. Dass er wegen dieser Qualifikation den Bundesjob angetragen erhielt, darf deshalb nicht erstaunen. Und er ist, wenn es die Situation erforderlich machte, in den Ausstand getreten. Vielleicht hat gerade die gescholtene Nähe dazu beigetragen, dass er in der UBS-Krise erstaunlich kaltblütig handeln konnte. Mit der Herausgabe der umstrittenen Kundendaten trug er mass- geblich dazu bei, dass der Grossbank nicht nur ein Rattenschwanz von Klagen erspart blieb, sondern dass sie das US-Geschäft weiter betreiben kann und somit sich wieder erholen konnte. Dass Haltiner dabei mit Zustimmung des Bundesrates – man kann auch sagen auf dessen Befehl – handelte, muss im Nachhinein als mutig betrachtet werden. Mittlerweile ist die UBS wieder so stark, dass sie die an die Nationalbank abgetretenen toxischen Papiere zurückkaufen würde – so die SNB dies zuliesse. Doch die Zinsen bessern die SNB-Bilanz auf und sichern die Kantonsbeiträge.

#Notizen zu Namen

19. August 2010 | Zum Tod des Althistorikers Peter Frei

Neue Zürcher Zeitung; Ausgaben-Nr. 191; Seite 14; Zürich und Region
Thomas Ribi (rib)

Was kann man über vergangene Epochen wirklich wissen? Peter Frei hätte die Frage zurückhaltend beantwortet. Als Althistoriker, der seine Informationen aus einem Trümmerfeld oft zufällig überlieferter Zeugnisse gewinnen musste, mahnte er stets zu Skepsis. Zugleich aber beharrte er darauf, dass eine sorgfältige Lektüre und Interpretation der Quellen zu konkreten, gesicherten Ergebnissen führen kann. Und er zeigte seinen Studierenden an der Universität Zürich in Vorlesungen und Seminarübungen immer wieder exemplarisch, in welchem Spannungsfeld die Geschichtswissenschaft steht: auch unscheinbare Quellen wie Grabinschriften, Lagerlisten oder Verwaltungstexte in sorgfältiger Lektüre zum Reden zu bringen – ohne mehr in sie hineinzuinterpretieren, als sie hergeben können.

**Klassische Antike und Orient**
Peter Frei, der am 7. August gestorben ist, suchte den Zugang zur alten Welt vor allem über deren schriftliche Hinterlassenschaft. Mit dem Studium der Klassischen Philologie, der Indogermanistik und der Alten Geschichte hatte der 1925 Geborene dafür eine solide Basis gelegt. Schon früh richtete er den Blick über die «klassische Antike», über Griechenland und Rom hinaus. Die Kulturen des alten Orients, die Völker des Alten Testaments, die Grossreiche der Hethiter, Perser und Assyrer und die Völker Kleinasiens waren es, die er in den Mittelpunkt seiner Arbeit stellte.
Voraussetzung dafür war vor allem die umfassende Kenntnis der Sprachen des antiken östlichen Mittelmeerraums. Das Hethitische, das Akkadische, das Aramäische, das Hebräische und die kleinasiatischen Idiome: Peter Frei verband die Kenntnis der Sprachen und ihrer linguistischen Grundlagen mit einem klaren Blick für historische Zusammenhänge, was ihn unter Fachkollegen zu einem Ratgeber machte, dessen Urteil man vertraute. In interdisziplinären Lehrveranstaltungen mit Vertretern der alttestamentlichen Wissenschaft, der Orientalistik oder der Byzantinistik galt seine Aufmerksamkeit besonders den Wechselwirkungen zwischen den Grossreichen und den Randkulturen der alten Welt. In einer kürzlich erschienenen Monografie zur Geschichte des antiken Kleinasien hat Peter Frei die Summe seiner Beschäftigung mit dem Hethiterreich, mit den Lykiern, Phrygiern, Lydern und anderen Völkern zwischen Mesopotamien und der Ägäis so knapp wie eindringlich zusammengefasst.

**Lehren und Erfahren**
Generationen von Historikern hat Peter Frei an der Universität Zürich von 1968 bis 1993 mit den Grundlagen der Alten Geschichte vertraut gemacht. In langjähriger Feldforschung widmete er sich daneben der Edition antiker und byzantinischer Inschriften aus West-Kleinasien – ein Unternehmen, an dem er mit seiner Frau bis zu seinem Tod arbeitete. Neben der wissenschaftlichen Tätigkeit setzte sich Frei zudem in universitären Gremien und als Erziehungsrat für die Universität ein. Schliesslich führte er auf Studienreisen regelmässig Studentengruppen in den Vorderen Orient, vor allem in die Türkei. Vieles von dem, was in Seminaren und Kolloquien anhand von Texten behandelt worden war, bekam da in der Landschaft ein konkretes Gesicht. Wer je mit Peter Frei gereist ist, hat auch das gelernt: dass sich manches nicht lehren, sondern nur erfahren lässt.

#Allgemeines

17. August 2010 | «Einen Weidling zu bauen, ist spannend»

Schaffhauser Nachrichten, Regionale Wirtschaft
Alfred Wüger

Auf dem Gelände der Firma Kohler in Thayngen kurvt ein Mitarbeiter, der ein Liedchen pfeift, um die Bretterstapel. Es ist Beat Kuhn. «Ja», wird er später sagen, «wir sind ein zufriedenes Völklein hier.»

Als Erstes führt er uns in die «Werft», das ist der Bereich der Zimmerei, wo die Weidlinge gebaut werden. Ausserdem sind ein Schreiner und ein Schlosser eingemietet. Beat Kuhn: «Wir sind eine Hallengemeinschaft.» Die Zimmerei Kohler ist der einzige Betrieb in der Region, der Stachelweidlinge herstellt, und zwar nur Stachelweidlinge. «Wir haben diesen Betriebszweig von Peter Wanner übernommen.» Peter «Peti» Wanner ist unter Weidlings- und Rheinenthusiasten eine bekannte Grösse. Vor rund 20 Jahren baute er seinen ersten Weidling – Beat Kuhn: «Damals tat das in der Region keiner mehr» –, und danach bekam er Aufträge, und das Geschäft wuchs. Peter Wanner zog es dann in die Welt hinaus, und er verkaufte sein Know-how an die Zimmerei Kohler, deren Chef, Urs Kohler, auch ein begeisterter Weidlingfahrer ist, und so übt Beat Kuhn dieses Handwerk nun seit rund neun Jahren aus. «Ich mache das megagern, einen Weidling zu bauen. Das ist Handwerk, da braucht man auch einmal einen Stechbeitel. Und Augenmass! Es ist eine spannende Arbeit.»

**Mehrheitlich aus hiesigem Holz**
Eine Sägerei aus Wilchingen liefert das gut gelagerte Holz. Zehn Meter lange Bretter. Die Bäume wachsen in Beggingen. Der Boden und die Seitenwände des Weidlings werden aus Tannenholz gefertigt und die Bretter mit Hilfe von Schablonen zugeschnitten. «Dann werden die Bodenbretter nach oben gebogen, in Form gepresst und mit den Spanten und den Seitenbrettern verschraubt.» Das werde nur mit Kraft, ohne Dampf, gemacht, sagt Beat Kuhn. Fast 1000 Schrauben würden für ein einziges Boot verwendet. Dann sind da noch die charakteristischen Bänder, die mit einer Art Riesenbostitchklammern festgemacht sind. «Die Bretter liegen mit angeschrägten Kanten aneinander, und unter dieser schmalen Trapezleiste befindet sich eine Gummidichtung.» Die ersten drei Jahre ist ein Weidling dicht, danach muss er vor dem Einwassern jeweils verschwellt werden. Wenn wir das fertige Schiff auf dem Bock in der «Werft» der Zimmerei Köhler genau betrachten, sehen wir verschiedene Farben, obwohl es nicht bemalt ist. Das Tannenholz der Seitenwände und des Bodens hat einen Grünstich. «Das Holz», sagt Beat Kuhn, «ist wie die Telefonmasten gegen Fäulnis druckimprägniert.» Die festgetackerten Leisten sind rötlich: Lärchen- oder Douglasienholz. Die Scheuerleiste oben ist ebenfalls rötlich und ganz glatt. «Das ist afrikanisches Sipo, das einzige exotische Holz, das wir verwenden. Es gibt keine Spiesse, und an dieser Kante hält man sich ja oft fest.» Und dann gibt es noch die beiden «Scho» genannten Hölzer vorne und hinten, wo die Ringe für die Ketten eingelassen sind. Sie sind, wie die Spanten, aus Eiche. Vier Holzarten sind es also, aus denen ein Weidling gebaut wird.

**Unikate trotz Schablone**
Und obwohl die Zimmerei Kohler nur ein einziges Modell herstellt, und das erst noch mit Schablonen, ist jedes Boot anders. Eine Woche dauern die Vorbereitungsarbeiten, und eine weitere muss man rechnen, bis der Weidling fertig zusammengesetzt ist. Dann ist er 350 Kilogramm schwer, 9,2 Meter lang, am Boden 86 cm breit, und von Scheuerleiste zu Scheuerleiste sind es 1,50 Meter. Kostenpunkt: knapp 10 000 Franken, Lebensdauer: 15 bis 20 Jahre.
Jetzt hat man zwar ein Schiff, aber fahren könnte man damit nicht. Es fehlt das Zubehör. Neben Kette, Anker, Brettern zum Anlehnen, Lampen – all das kriegt man auch bei Kohler – insbesondere Stachel und Ruder. «Stellen Sie die auch her?» – «Die Stachel kaufen wir ein», sagt Beat Kuhn, «und zwar in der Kistenfabrik Muothathal.» Früher seien die Pontoniere des Militärs Hauptabnehmer gewesen, und da habe es auch in Mannenbach am Untersee einen Hersteller gegeben. Die Ruder würden sie in der «Werft» selber verleimen. «Konrad Trümpler fräst sie dann aus. Er ist eigentlich Pilot und macht das zum Ausgleich.» Auch Kinderruder haben die Thaynger Weidlingsbauer im Angebot. Damit sich früh üben kann, wer ein Meister werden will. Denn das «Schwellen», wie die charakteristische Bewegung mit dem Stehruder genannt wird, mit der man das Boot in der Flussmitte manövriert, sei gar nicht so einfach. Beat Kuhn weiss es, obwohl er selber kein Weidlingfahrer ist. «Wir hatten keinen Weidling, und so bin ich nicht damit aufgewachsen. Ich fahre sehr gerne mit, aber sonst baue ich sie lieber und gehe schwimmen.»


**Zur Person**

Ausbildung
Beat Kuhn wuchs in Neuhausen auf und lebt seit 20 Jahren in Schaffhausen. Nach der Sekundarschule lernte er – Sohn eines Schreiners – Zimmermann. «Ich liebe meinen Beruf.»
Freizeit
Nein, lacht Beat Kuhn, einen eigenen Weidling habe er nicht. «Ich fahre lieber mit und gehe an den Rhein, um zu baden.» Er ist Vater von drei Kindern. «Da bin ich ausgelastet.» Die Familie ist gerne draussen in der Natur, geht mit in die Jungwacht/Blauring-Lager, um zu kochen, Skifahren ist wichtig, und wenn es ums Lesen geht, schlägt Beat Kuhn gerne die «WOZ» auf.
Meine Stärke
«Ich habe recht viel Ausdauer, wenn es sein muss.» Er zögert. «Man spricht nicht gerne über die Stärken, oder?»


**Frisch von der Leber weg – Sieben Fragen zu Sinn und Glück im Leben**

Interview Alfred Wüger

*Wo sehen Sie sich in zehn Jahren?*
Beat Kuhn: Ich würde immer noch gerne Dachstühle und Weidlinge bauen. Ich habe gefunden, was ich haben muss.

*Waren Sie ein guter Schüler?*
Vielleicht wäre ich besser ge-wesen, wenn ich für die Schule mehr Zeit gehabt hätte. Ich streifte schon damals lieber im Wald herum, als drinzusitzen.

*Was waren Ihre Lieblingsfächer?*
Rechnen, Geometrie, Biologie, Geografie.

*Was ist für Sie Glück?*
Die Familie und dass es so ist, wie es ist. Auch bei der Arbeit. Wir sind ein zufriedenes Völkchen hier.

*Was wünschen Sie den Menschen allgemein?*
Mehr Ruhe und weniger Hektik. Was man heute nicht erledigen kann, das erledigt man eben morgen.

*Was würden Sie niemals in Ihrem Leben tun?*
Wenn es zu umgehen ist in meinem Leben, dann möchte ich nicht in einem Büro arbeiten. Die Freiheit auf dem Bau und in der Werkstatt ist gross. Wir haben Eigenverantwortung und können vieles selber entscheiden.

*Haben Sie Haustiere?*
Nein, das haben wir nicht. Drei Kinder reichen.

#Allgemeines

17. August 2010 | Seit 211 Jahren frei und unabhängig

Schaffhauser Bock
Marcel Tresch

Seit mehr als zwei Jahrhunderten wird in der Munotstadt bestes Bier gebraut. Für das Traditionsunternehmen eine Ehrensache, dass Braumeister Oskar Dommen seit 1984 persönlich die hochstehende Qualität der Zutaten, der Produktion und des Bieres ganz persönlich überprüft. Die Brauerei ist eine besondere Kunst, die ein feines Gespür, ein enormes Fachwissen, ein besonderes handwerkliches Geschick sowie die Liebe zum Beruf erfordert. Dabei ist die fachspezifische Erfahrung eines erstklassigen Braumeisters durch nichts zu ersetzen. Das äusserst beliebte Falken-Bier aus dem Fulachtal wird seit 1984 von Oskar Dommen gebraut, wobei er die Rohstoffe sorgfältig auswählt, die Rezeptur behutsam abstimmt und eine exakte Steuerung der Brauvorgänge sicherstellt. «Das sind äusserst wichtige Vorgänge», so der Braumeister, «damit das Bier jederzeit gleich gut schmeckt.» Darin liegt auch eines der Geheimnisse begründet, dass die Schaffhauser Brauerei seit 1799 bewahren konnte, was einen guten Gerstensaft ausmacht: Eigenständigkeit und Geschmack. Auf das Erstere ist das Traditionsunternehmen in einem weitern Sinn mit Recht stolz. Trotz Wirtschaftskrisen, Weltkriegen, Konkurrenzkämpfen, Brauereiübernahmen durch nationale und internationale Grosskonzerne, gesellschaftlichem und technologischem Wandel ist die Brauerei Falken seit 211 Jahren unabhängig geblieben. Und so soll es auch in Zukunft bleiben. Für das Schaffhauser Unternehmen geht es nicht immer nur um Profite, sondern in erster Linie um ein Stück Lebensqualität, die wiederum eine Haltung gegenüber der Braukunst ist, die sich direkt auf das Produkt überträgt. Damit ist ein weiteres Geheimnis gelüftet: das Geheimnis der Gelassenheit ohne Hektik, oder wie es der Slogan einschlägig ausdrückt: «Viel Zeit für ein gutes Bier.»

**Freiheit, Selbstständigkeit und Stolz**
Die Anfänge der Schaffhauser Traditionsbrauerei gehen auf das Jahr 1799 zurück. Damals wurde das Bier im Haus «Zum Zedernbaum» gebraut. Der Ausschank aber erfolgte in der Liegenschaft «Zum grossen Falken» an der Vorstadt. Damit ist auch die Namensgebung und der geläufige Begriff «Falken-Bier» erklärt und begründet. Der Falke steht auch im Firmenlogo ganz klar im Vordergrund. Der Greifvogel verkörpert schliesslich, was dem Unternehmen äusserst wichtig ist: Freiheit, Unabhängigkeit sowie der Stolz auf ein wirklich gutes Bier. Als 1895 die eidgenössische Postverwaltung den «Zedernbaum» erwarb, siedelte die Brauerei drei Jahre später in die neuerstellten Räumlichkeiten im Fulachtal am heutigen Standort über. Seither hat der Betrieb, der derzeit über 70 Angestellte beschäftigt, sämtliche Höhen und Tiefen erlebt. Dennoch konnte sich die Schaffhauser Brauerei auf dem sich stets verändernden Schweizer Biermarkt behaupten sowie die angestrebte Eigenständigkeit wahren. Im konsequent modernisierten und den neuesten Anforderungen angepassten Fachbetrieb werden heute täglich 46 000 Liter Bier gebraut, während zwölf bis 15 Wochen in 95 Lagertanks mit einem totalen Fassungsvermögen von 2,3 Millionen zwischengelagert und danach in der vollautomatischen Füll- und Verschliessungsanlage in 24 000 Flaschen pro Stunde abgefüllt. Der Gesamtgetränkeverkauf liegt bei zehn Millionen Litern. Ein Betriebsrundgang bringt für Laien Erstaunliches zu Tage. Moderne Betriebsanlagen gewährleisten eine hochstehende Bierqualität. Zudem überraschen die Dimensionen und Ausmasse der Brauerei. Neben der angesprochenen Tagesproduktion und dem hohen Lagervolumen verfügt der Betrieb zum Beispiel auch über Silos für 2600 Tonnen Malz, das einem Zweijahresbedarf entspricht. Zudem sorgen rund 20 Fahrzeuge in verschiedensten Grössen für einen reibungslosen Lieferservice in den Hauptabsatzgebieten der Kantone Schaffhausen, Thurgau und Zürich. Neben dem eigenen Produkt bietet die Brauerei den Service eines Voll-Getränkesortimenten-Lieferanten – unter anderem in den eigenen Getränkemärkten Schaffhausen und Stein am Rhein – an. Innovationen und Trends sorgen zudem für eine Vielfalt an verschiedenen Bieren. Neben dem traditionellen Falken Lager hell und dunkel sind auch Edelfalke, Falken Prinz, Munot-Weizen, Falken Panaché, Falken Alkoholfrei, Zwo Acht mit reduziertem Alkoholgehalt, Falken Festbier, Falken Eidgenoss, First Cool und anderes mehr erhältlich.

**Die Braumeister der Brauerei Falken seit 1898:**
• 1898–1938 – Karl Binder
• 1936/38–1945 – Fritz Kutter
• 1945–1951 – Hans Locher
• 1951–1959 – Aristide Juillerat
• 1959–1971 – Fritz Cambensy
• 1971–1984 – Hans Sonderegger
• seit 1984– Oscar Dommen


Ein Blick in den Betrieb der Schaffhauser Brauerei Falken AG zeigt Interessantes.


Die Flaschen-Reinigungs-Maschine hat eine Leistung von 24 000 Flasche pro Stunde.


Braumeister Oskar Dommen überprüft seit 26 Jahren die Qualität der Falken-Biere.


Erfolgreich: GL Markus Höfler, VR-Präsi Jürg P. Spahn, VR-Vize-Präsi Philipp Moersen (v.l.).


Symbol für Freiheit und Unabhängigkeit.

#Notizen zu Namen

13. August 2010 | Die Kandidaten kreuzen die Klingen

Schaffhauser Nachrichten, Region
Interview Zeno Geisseler und Erwin Künzi

*Meine Herren, wechseln wir zu Beginn mal die Rollen. Sie sind für die nächsten fünf Minuten nicht Kandidat, sondern Wahlkampfmanager Ihres Kontrahenten. Also: Ernst Landolt, warum sollen wir Matthias Frick in den Regierungsrat wählen?*

Ernst Landolt: Matthias Frick ist jung und unverbraucht. Er hat keine politischen Altlasten und kann unbelastet in diesen Wahlkampf gehen. Als Wahlkampfmanager würde ich zudem herausstreichen, dass Frick, obwohl er links steht, vom Land kommt, also eigentlich aus den Stammlanden der SVP. Das ist aussergewöhnlich.

*Matthias Frick, wie verkaufen Sie als temporärer Kampagnenleiter Ernst Landolt?*

Matthias Frick: Ernst Landolt ist ein Kandidat der SVP, wie man sie gerade auf nationaler Ebene weniger kennt. Er ist zum Bespiel offen gegenüber erneuerbaren Energien. Und er getraut sich, eine eigene Meinung zu haben, die vom Kurs der nationalen Mutterpartei abweicht. Ich sehe ihn fast ein wenig als Vertreter der BGB (Bauern-, Gewerbeund Bürgerpartei, einer Vorgängerin der SVP, Red.).

*Sie beide bringen einen unterschiedlich gefüllten politischen Rucksack mit. Ernst Landolt sass zehn Jahre im Gemeinderat von Rüdlingen, hat also Exekutiverfahrung. Matthias Frick sitzt im Kantonsrat. Was ist wichtiger?*

Landolt: Ich sehe es nicht als Nachteil an, den Ratsbetrieb nicht aus erster Hand zu kennen. Mit Rosmarie Widmer Gysel und Erhard Meister haben wir derzeit auch zwei Regierungsräte, die vorher nicht im Parlament waren. Und Reto Dubach war kein Kantonsrat, sondern Staatsschreiber.

Frick: Es ist ganz klar ein Vorteil, dass ich den Kantonsrat und die Kommissionsarbeit aus erster Hand kenne. Was man aus der Zeitung erfährt, ist nicht das Gleiche, wie wenn man selbst im Rat sitzt und mitdiskutiert.

Landolt: Gut, aber so lange sitzt du auch noch nicht im Kantonsrat. Wir sprechen von anderthalb Jahren. Im Übrigen bin ich Mitglied der Schweizerischen Landwirtschaftskammer, des nationalen Parlaments der Landwirtschaft. Auch da muss man Mehrheiten finden, Kommissionsarbeit leisten, ich bin also nicht ganz ohne Parlamentserfahrung.

*Sie, Herr Frick, kandidieren ohne jegliche Exekutiverfahrung für das höchste Exekutivamt im Kanton. Das sind nicht gerade ideale Voraussetzungen.*

Frick: Jeder Exekutivpolitiker hatte irgendwann seinen ersten Arbeitstag im Amt. Keiner wurde als Gemeinderat oder Regierungsrat geboren. Ernst Landolt wurde seinerzeit als Gemeinderat auch ins kalte Wasser geworfen.

*Kommen wir zu den Sachthemen. In der Stadt Schaffhausen wird über eine massive Steuersenkung abgestimmt. Unterstützen Sie diese Vorlage?*

Landolt: Aus dieser Diskussion halte ich mich heraus. Ich komme aus Rüdlingen und masse mir nicht an, mich in eine städtische Vorlage einzumischen. Umgekehrt hätte ich das auch nicht gern.

*Dann fragen wir ganz grundsätzlich: Sind Steuersenkungen gut?*

Landolt: Ich bin gegen unbedarfte Steuersenkungen um jeden Preis. Ich sehe auf Kantonsebene zwar durchaus noch Potenzial, insbesondere bei den Unternehmenssteuern. Aber der Kanton muss seine Aufgaben wahrnehmen können und die Infrastruktur in Schuss halten. Dazu braucht er Steuereinnahmen. Das gilt auch für eine Gemeinde. Sind alle Strassen voller Schlaglöcher, wird die Gemeinde nicht attraktiver, wenn die Steuern sinken, dafür aber Geld für die Infrastruktur fehlt.

*Matthias Frick, Sie wohnen auch nicht in der Stadt. Haben Sie trotzdem eine Meinung zu den Steuersenkungen?*

Frick: Natürlich. Ich bilde mir auch ein Urteil, wenn in Amerika ein neuer Präsident gewählt wird, und ich bin überzeugt, dass selbst Ernst Landolt dazu eine Meinung hat, die er auch kundtut. Aber zur Steuervorlage: Sie will die Steuern um 15 Prozent senken, und das ist überhaupt nicht durchdacht.

*Warum nicht?*

Frick: Die jungfreisinnigen Initianten sollen bitte mal zeigen, wo sie wirklich sparen wollen. Wenn der Stadtrat keine USM-Haller-Möbel mehr kaufen darf, ist das ja schön und gut. Aber damit spart man vielleicht 10 000 Franken. Bis zu den geplanten 15 Millionen Franken Einsparungen ist es noch ein weiter Weg. Ohne Stellenabbau wird das nicht gehen, und das unterstütze ich nicht.

*Eine wichtige Aufgabe der Regierung ist es, optimale Bedingungen für die Wirtschaft zu schaffen. Was heisst das aus Ihrer Sicht?*

Landolt: Das ist eine Kernaufgabe, und das ist auch mein Ziel, deshalb sehe ich ja bei den Unternehmenssteuern noch Potenzial. Das hilft, neue Unternehmen anzusiedeln.

Frick: Ich bin auch für die Ansiedlung neuer Firmen. Aber nicht um jeden Preis. Wir müssen selektiv vorgehen. Nur Unternehmen, die nachhaltig wirtschaften und umweltfreundliche Produkte herstellen, sollen bei der Ansiedlung unterstützt werden.

Landolt: Wir haben bereits viele Gesetze und Verordnungen, an die sich die Unternehmen halten müssen. Keine Firma kann einfach schalten und walten, wie sie will. Wenn wir weitere Hürden aufstellen und höhere Auflagen schaffen, dann werden die Firmen einfach nicht mehr zu uns kommen.

Frick: Die Zahl der potenziellen Firmen wird sich zwar verringern. Wenn wir uns aber auf die kleine Gruppe nachhaltiger Unternehmen fokussieren, können wir diese dafür umso stärker fördern.

Landolt: Kannst du mir eine einzige Firma nennen, die in den letzten zehn Jahren angesiedelt wurde, die wir nicht hätten holen sollen?

Frick: Ich rede von der Zukunft. Und hier brauchen wir genaue Vorgaben und müssen uns konsequent der Nachhaltigkeit verpflichten.

*Das ist ein gutes Stichwort: Wie stark soll die Landschaft geopfert werden, um alternative Energien zu nutzen, etwa Windturbinen auf dem Randen?*

Frick: Die Landschaft ist schon jetzt stark von den Menschen geprägt. Wir haben keine unberührten Urwälder mehr, das ist alles Kulturland. Windräder am Horizont können durchaus einmal als schön, natürlich oder heimatlich betrachtet werden, genauso wie die in Reih und Glied angeordneten Tannenwälder. Deshalb finde ich es nicht so schlimm, wenn wir Windräder auf den Randen stellen.

*Mit der gleichen Logik könnte man auch eine Autobahn durchs Klettgau befürworten.*

Frick: Rein vom ästhetischen Standpunkt her schon. Aber nachhaltig wäre das nicht. Ein Windrad schon. Das besteht im Wesentlichen aus einem Betonsockel und einem Stahlturm. Diese Anlage kann man leicht wieder entfernen.

Landolt: Der Kanton muss die erneuerbaren Energien so stark wie möglich nutzen und fördern. Ich sehe Potenzial im Holz – Schaffhausen ist ein Waldkanton –, in der Sonnenenergie, im Biogas und im Wasser. Wenn der Rhein ohne negative Folgen für die Umwelt etwas mehr gestaut werden könnte, sollte man das tun. Wind ist durchaus ein Thema. Wichtig ist, alle Energieformen zusammen zu betrachten.

*Am Anfang des Gesprächs mussten Sie Werbung für Ihren Gegner machen, jetzt dürfen Sie sich selbst verkaufen. Also: Warum sollen die Bürger gerade Sie in den Regierungsrat wählen?*

Frick: Die Gesamtbevölkerung sollte in der Regierung besser repräsentiert werden. Ich bin ein Vertreter der jungen Generation. Und ich bin der Kandidat, der sich konsequent für die Nachhaltigkeit einsetzt. Ich bin für ein gerechtes Steuersystem, das die Nichtprivilegierten privilegiert. Die Abgabenlast für die Normalverdiener muss gesenkt werden. Ich befürworte den Steuerwettbewerb nur bis zu einem gewissen Grad, weil zu drastische Senkungen grosse Nachteile mit sich bringen. Deshalb wäre ich der ideale Kandidat für den Regierungsrat.

Landolt: Unser Kanton hat noch viel Potenzial, und ich werde meinen Beitrag dazu leisten, dieses Potenzial zu nutzen. Ich werde mich mit aller Kraft dafür einsetzen, dass unsere Wirtschaft optimale Rahmenbedingungen hat, dass Arbeitsplätze geschaffen und nicht abgebaut werden. Weiter möchte ich, dass unser Kanton attraktiver für Zuzüger wird. Zentral ist der Erhalt einer hohen Lebensqualität, wichtig ist aber auch ein gesundes Augenmass bei der Steuerbelastung. Nicht zuletzt brauchen wir gute Verkehrsverbindungen. Und – das ist ganz wichtig: Das urbane Zentrum des Kantons und die Landschaft müssen gleich behandelt werden, gerade auch bei der Wirtschaftsförderung.

#Notizen zu Namen

13. August 2010 | Grosser Bahnhof für die Weltmeister

Schaffhauser Nachrichten
(hcs.)

Wer sich am Donnerstag kurz vor 19 Uhr dem Bootshaus des Ruderclubs Schaffhausen näherte, der spürte, hier muss etwas Grosses los sein. Zum einen waren viel mehr Leute in Langwiesen als sonst, und zum anderen hing eine Blache «Alex + Markus – Weltmeister herzlich willkommen» über dem Eingang, und es war aufgedeckt zum von Kanton und Stadt gesponserten Apéro. Als RCS-Präsident Christian Rohr seine Begrüssungsansprache begann, waren Regierungsrat Christian Amsler, Stadtrat Peter Käppler, der Feuerthaler Gemeindepräsident Jürg Grau, Kantirektor Urs Saxer und die beiden Ruder-Weltmeistern von 1982, Stephan Netzle und Konrad Trümpler an Prominenz anwesend.

Sie wollten alle den Schaffhauser U-19-Weltmeistern die Ehre erweisen. Solche Feste sind selten genug, zum letzten Mal war das bei Netzle/Trümpler vor 28 Jahren der Fall. Superlative wie «Sie haben alle deklassiert», «a historic moment» oder «a piece of magic, das seid ihr sicher» waren in der Rede von Clubpräsident Christian Rohr gewiss nicht übertrieben. «Ihr habt auch hart gearbeitet dafür», betonte er, «die sieben wöchentlichen Trainings im Winter habt ihr auf zehn gesteigert. In den vier Wochen vor dem Anlass in Sarnen war es mit euren welschen Bootskollegen sogar dreimal täglich.» Dem gebührt grosse Anerkennung. Rohr hob mit Manuel Studach, der die beiden über 195 cm grossen Talente als Erster förderte, Roland Altenburger, der ihnen mit Markus Handschin zusammen den Feinschliff verpasste, und Nationaltrainer Simon Cox das Trainerteam wie auch die Familien, die hinter diesem tollen Erfolg stünden, hervor. In der Folge lobten die Behördenvertreter Christian Amsler («Ihr seid wichtige Botschafter für die Region») und Peter Käppler die Weltmeister, Amsler übergab ihnen zwei Aufkleber «Das kleine Paradies» fürs Boot und mit Käppler einen gemeinsamen Check über 1000 Franken. Jürg Grau, Präsident der kleineren RCS-Bootshaus-Standortgemeinde, war mit Bargeld gekommen. Zum Schluss dankte Markus Kessler allen, aber besonders ihren Trainern für die grosse Unterstützung. Das Schlusswort gehörte dem Kantischüler Alex Plüss: «Ich danke der Kanti Schaffhausen, die mir das mit ermöglicht hat. Es gibt vielleicht bessere Bedingungen, aber es macht mich sehr stolz, für die Schweiz zu rudern.»



Aus den Händen des Schaffhauser Regierungsrates Christian Amsler nehmen Markus Kessler und Alex Plüss (r.) den gemeinsamen Check des Kantons und der Stadt Schaffhausen, vertreten durch Stadtrat Peter Käppler (l.), entgegen.
Bilder H. C. Steinemann

#Notizen zu Namen

12. August 2010 | Ein Achtungserfolg für Matthias Frick? – Die Regierungsratsersatzwahl vom 29. August ist praktisch schon entschieden

Schaffhauser AZ, Kanton
Bernhard Ott

Das ist nicht zuletzt die Folge der klugen Nomination der SVP. Als Nachfolger für den per Ende 2010 zurücktretenden Erhard Meister hat sie keinen Hardliner, sondern den vergleichsweise grünen Bauernsekretär und Landwirt Ernst Landolt aufgestellt, der auch bei anderen Parteien geschätzt wird. Landolt polarisiert nicht, darum wird es der SVP leicht fallen, den frei werdenden Sitz zu behaupten.
Die Nomination Landolts war einer von diversen Gründen, warum die SP auf eine eigene Kandidatur verzichtete. Hätte die SVP einen «Fundi» präsentiert, wäre die Ausgangslage wohl anders gewesen. Aber noch ein anderer Grund sprach gegen eine eigene Kandidatur: Die SP vertritt nach wie vor den Anspruch, aufgrund ihres Wähleranteils stünden ihr zwei Sitze im Regierungsrat zu. Sie konnte darum die SVP als wählerstärkste Partei nicht mit einer anderen Elle messen.
Das bedeutet allerdings nicht, dass die Linke nun einfach geschlossen den Namen Landolt auf den Stimmzettel schreiben wird. Mit Matthias Frick von der AL steht eine Alternative zur Verfügung, die die Wahl im Schlafwagen verhindert. Matthias Frick ist zwar mit seinen 24 Jahren noch eindeutig zu jung und zu unerfahren für ein Regierungsamt, aber dass er und seine Partei sich trotz geringer Erfolgsaussichten engagieren, verdient Respekt – und einen Achtungserfolg an der Urne.
Mit der Wahl des AL-Kandidaten können wir demonstrieren, dass wir uns mittelfristig eine andere Zusammensetzung der Schaffhauser Regierung wünschen, eine, die das effektive Gewicht der politischen Lager besser repräsentiert als heute. Nicht wählen zu gehen oder leer einzulegen, ist zwar auch eine Möglichkeit, diese Varianten sind aber weniger aussagekräftig als ein gutes Wahlergebnis für Matthias Frick.

#Alt-Scaphusia

11. August 2010 | Herbert Lempen olim Calm

Wir erfüllen die schmerzliche Pflicht, unsere EMEM und AHAH vom Hinschied unseres lieben Farbenbruders

Herbert Lempen olim Calm
lic. oec. HSG
Generation 1959

in Kenntnis zu setzen.

Der Totensalamander findet am Mittwoch, 25. August 2010 um 20.00 Uhr in der Bude statt.

Die Trauerfeier findet am Mittwoch, 18. August 2010 um 13.30 Uhr in der Kapelle des Waldfriedhofs statt.

#Notizen zu Namen

9. August 2010 | Sensationelle U-19-Ruderer holen Gold

Schaffhauser Nachrichten
(hcs.)

Im Verlaufe der Junioren-WM in Tschechien ruderte sich der Schweizer Vierer mit in die Favoritenrolle. Sowohl den Vorlauf als auch den Halbfinal gewann das U-19-Quartett Augustin Maillefer (Lausanne Sports Aviron), Alex Plüss, Markus Kessler (beide Ruderclub Schaffhausen), Louis Margot (Forward Rowing Club Morges) und Steuermann Marco Brechbühl (Seeclub Luzern) souverän. Und am Sonntag dominierten die Schweizer auch den Final. Schweizer Junioren holten an Titelkämpfen letztmals 1997 eine Medaille und erst die dritte Goldmedaille für ein Schweizer Juniorenboot überhaupt. Die letzten Goldmedaillen liegen noch länger zurück. 1994 gewannen der Junioren-Achter und der Juniorinnen-Doppelzweier in München den Titel.

Mit einem Start-Ziel-Sieg unterstrichen die von Junioren-Nationaltrainer Simon Cox gecoachten jungen Ruderer und ihr Steuermann die ihre Favoritenrolle, in welche sie sich im Verlaufe der WM hineingerudert hatten. Die beiden Schaffhauser mit den zwei Welschen und dem Luzerner Steuermann hatten den Vorlauf sowie den Halbfinal gewonnen und einen starken Eindruck hinterlassen, den stärksten aller 14 Boote. Nach der schnellsten Vorlauf- und Halbfinalzeit wurde die Konkurrenz auf das Schweizer Boot aufmerksam. Im Finalrennen startete das Schweizer Boot wiederum am schnellsten und übernahm die Führung. Das war wichtig, um den anderen Halbfinalsieger Italien von Beginn weg unter Druck setzen zu können. Bei 500 Metern hatten die Schweizer bereits eine drei Viertel Bootslänge Vorsprung. Bei der Hälfte waren es gute 2,5 Sekunden. Die dritten 500 Meter waren während der ganzen Regatta eine Stärke der Schweizer – auch im Final. 500 Meter vor dem Ziel war Verfolger Italien endgültig abgeschüttelt, und der Vorsprung betrug nun etwas mehr als eine ganze Bootslänge. Die Stimmung beim Zieleinlauf im Ruderstadion von Roudnice kochte, und sogar der Streckenkommentator wechselte 100 Meter vor der Zieleinfahrt von Englisch auf Schweizerdeutsch. Mit einem Vorsprung von 2,2 Sekunden holten sich die jungen Schweizer die Goldmedaille. Aus den Händen von Denis Oswald, dem Schweizer Präsidenten des Weltruderverbandes Fisa, nahmen die frisch gekürten Weltmeister ihre Medaillen entgegen. Der Schaffhauser Clubtrainer von Alex Plüss und Markus Kessler, Roland Altenburger, war extra nach Roudnice gereist, um seine Ruderer am Beckenrand zu unterstützen. Auch er freute sich wie die Athleten ernorm über diesen tollen Erfolg: «Wir haben vor allem im Winter hart gearbeitet für diese Medaille. In den letzten vier Wochen vor dem Anlass haben die vier in Sarnen noch den letzten Schliff bekommen.» Für die vier sei nun vieles möglich, er hoffe auf einen Platz an den Olympischen Spielen 2012 in London.



Der Schweizer Vierer mit Steuermann rudert souverän in den Final: Augustin Maillefer, die Schaffhauser Alex Plüss und Markus Kessler sowie Louis Margot.
Bild Roland Altenburger

#Notizen zu Namen

4. August 2010 | Matthias Frick: «Ich bin ein Lokalpatriot»

Schaffhauser Nachrichten
Zeno Geisseler

Die Kantonsschule ist für jeden Schüler ein prägender Ort. Manche finden hier ihre erste grosse Liebe. Andere stellen die Weichen für ihre berufliche Zukunft. Für Matthias Frick war seine Zeit an der Kantonsschule Schaffhausen wesentlich für seine politische Entwicklung. Deshalb hat der Regierungsratskandidat der Alternativen Liste die Schule als Anfangspunkt unserer kleinen Reise durch die Region gewählt. Sie soll uns an Orte führen, die wichtige Wegmarken für ihn sind.
«Ich bin schon vor der Kanti politisiert gewesen», sagt Frick, als wir uns auf ein Mäuerchen mit Blick auf die Stadt setzen. «Aber hier wurden mir die Augen geöffnet für Zusammenhänge auf der Welt, die ich vorher nicht gesehen hatte.» Besonders der Geografielehrer, Herr Jud, hatte es dem Schüler angetan. Die Umwelt war im Unterricht ein Thema, die Auswirkungen unseres Konsumverhaltens. «Ich erkannte, wie wichtig Ökologie und Nachhaltigkeit sind», sagt Frick. «Erstaunt war ich nur, dass das nicht alle in meiner Klasse so sahen wie ich.»

**Scaphusia: Frick v/o Labor**
Während der Kantizeit trat er auch der Mittelschulverbindung Scaphusia bei. Ein Linker in einer Verbindung? «Die Scaphusia ist apolitisch», sagt Frick. «Viele Mitglieder sind aber politisch engagiert, auch in der Linken.» Florian Keller, wie Frick ein Gründungsmitglied der Alternativen Liste, ist ein Farbenbruder – und zusammen sitzen sie im Kantonsrat. In der Scaphusia erhielt Frick den Vulgo «Labor». «Arbeit, Mühe», übersetzt er. «Das passt gut zu mir. Ich kann in meiner Freizeit nicht nichts machen, bei mir muss immer etwas laufen.» Seit 2006 studiert Frick Geschichte und Politologie an der Universität Zürich. Zu 40 Prozent arbeitet er im Staatsarchiv (siehe auch Kasten oben rechts). Die Saat für Fricks politisches und ökologisches Engagement wurde in seiner Familie ausgebracht. Die Mutter hat jeweils Fair-Trade-Produkte gekauft, der Vater war in der Gewerkschaft VPOD aktiv und kandidierte mehrmals auf der SP-Liste. «Er nahm mich an 1.-Mai-Umzüge mit, auf dem Rücken trug er eine batteriebetriebene Sirene», erinnert sich Frick. Sein vielleicht erstes politisches Erlebnis waren die Demonstrationen im Zusammenhang mit der GSoA-Initiative gegen den Kauf neuer Kampfflugzeuge. Das war 1993, er war damals acht Jahre alt. Heute ist Frick sowohl im VPOD wie auch in der GSoA Mitglied. Wir nehmen die S-Bahn nach Hüntwangen-Wil. Der Ausbau des öffentlichen Verkehrs sei für den Kanton Schaffhausen zentral, sagt der GA-Besitzer. Ihn stört aber, dass Strassen und öffentlicher Verkehr gleichberechtigt ausgebaut werden sollen. Nachhaltig sei das nicht. Der ÖV müsse viel stärker gefördert werden. Vom Perron aus sieht man in der Ferne die Bauarbeiten für den Ausbau auf Doppelspur. Sind wir deshalb hier? «Ja, aber nicht nur», sagt Frick. Von Hüntwangen-Wil aus nimmt er jeweils den Zug nach Zürich, wo er studiert und unter der Woche lebt. Das machen viele Pendler aus dem Klettgau so. Die meisten fahren mit dem Auto zum Bahnhof. Auch Matthias Frick. Den Ausbau des ÖV zu fördern und gleichzeitig Auto zu fahren, ist für ihn kein Widerspruch. Er sieht das pragmatisch: «Die Fahrt mit dem Zug via Schaffhausen dauert anderthalbmal so lang und ist nur einmal in der Stunde möglich.» Wenn der Halbstundentakt komme, werde er mit Sicherheit häufiger den Zug nehmen. Oder, wie er schelmisch anfügt, «wenn es einen Eisenbahntunnel zwischen Erzingen und Hüntwangen gäbe». Auf dem Parkplatz des Bahnhofs steht ein VW Passat, Baujahr 1991. «Der hat 402 000 Kilometer», sagt Frick nicht ohne Stolz, «und verbraucht 7 Liter auf 100 Kilometer». Wir fahren über den Berg nach Trasadingen zu seinem Elternhaus. In Trasadingen ist Frick aufgewachsen, hier ist seine Heimat. «Ich bin kein Nationalpatriot», sagt er. «Aber ein Lokalpatriot.» Kann er sich auch vorstellen, in Trasadingen politisch tätig zu werden, ein Gemeinderatsamt zu übernehmen? «Das ist derzeit kein Thema. Der jetzige Gemeinderat macht seine Sache sehr gut.» Frick öffnet das Garagentor. Auf einer Hebebühne steht das Skelett eines Volvo Amazon, Baujahr 1968. Er hat das Coupé in Deutschland gekauft, für 200 Euro, und eigenhändig von der deutschen Grenze nach Trasadingen geschoben. Jetzt restauriert er den Wagen. Auch das ist eine Form von Nachhaltigkeit.

**Realistische Erwartungen**
Wir gehen zum Bahnhof Trasadingen. Bald kommt der Zug zurück nach Schaffhausen. Würde Matthias Frick in den Regierungsrat gewählt, würde sein Leben völlig auf den Kopf gestellt. Wird es so weit kommen? «Bei den letzten Wahlen waren die Bürgerlichen zerstritten, die SP führte eine grosse Kampagne mit einem sehr guten Kandidaten. Und trotzdem wurde der FDP-Vertreter gewählt», sagt Frick. «Jetzt stehen FDP und SVP Schulter an Schulter, und der einzige Gegner ist ein 25-jähriger Student von der Alternativen Liste. Es wird schwierig werden.»

**Matthias Frick Student und Kantonsrat**
Persönliches. Matthias Frick, Jahrgang 1985, wuchs in Trasadingen auf und besuchte in Schaffhausen die Kantonsschule. Nach einem Zwischenjahr begann er 2006 an der Universität Zürich ein Studium der Geschichte und der Politologie. Frick arbeitet als Werkstudent mit einem Teilzeitpensum im Staatsarchiv Zürich in der Aktenerschliessung. Frick ist Mitglied der Gewerkschaft VPOD, der GSoA, von Klar! Schaffhausen, des VCS, der Scaphusia und von Pro Specie Rara. Politisches. Matthias Frick wurde bereits im Elternhaus politisiert. Er ist Gründungsmitglied der Alternativen Liste und wurde im Herbst 2008 für den Wahlkreis Klettgau in den Kantonsrat gewählt. Frick setzt sich speziell für die Verkehrs- und Energiepolitik ein und engagiert sich in den entsprechenden Spezialkommissionen des Kantonsrats.

#Allgemeines

3. August 2010 | Nur die Grossen schlagen auf

Schaffhauser Nachrichten, Wirtschaft
Reto Wäckerli

Die Stange und das Grosse werden in vielen Schweizer Beizen teurer: Feldschlösschen, das zum dänischen Carlsberg-Konzern gehört, schlug im Juli bei den Marken Feldschlösschen und Cardinal um 4 Prozent auf. Heineken, das Haldengut, Calanda und Eichhof braut, verlangt ab dem 1. Oktober im Schnitt 2,5 Prozent mehr, wie Firmensprecherin Carmen Wyss einen Bericht der Zeitung «Sonntag» bestätigt. Von den Preiserhöhungen betroffen sind in beiden Fällen nur Bierfässer und Mehrwegflaschen, wie sie vor allem in der Gastronomie verwendet werden. Einwegflaschen und Büchsen bleiben verschont. Die Preiserhöhung ist erstaunlich. Denn die Brauereien beklagen gleichzeitig, dass in den Schweizer Restaurants immer weniger Bier getrunken wird. Theoretisch müsste eine geringere Nachfrage aber zu einem härteren Preiskampf und somit zu tieferen Preisen führen. «Wir können diese Erhöhung nicht eins zu eins nachvollziehen», sagt Anton Schmutz, Direktor von GastroSuisse, dem Dachverband der Schweizer Hoteliers und Wirte.

**Falkenbier zieht nicht mit**
Überrascht sind auch kleinere Brauereien. «Wir haben eine Anpassung bis jetzt nicht einmal diskutiert», sagt Ernst Zingg, Verkaufsdirektor der St. Galler Brauerei Schützengarten. Denn die Preise für Hopfen und Malz seien gesunken. «Wir können nun wieder zu normalen Bedingungen einkaufen.» Auch bei der Schaffhauser Brauerei Falken ist eine Preiserhöhung kein Thema: «Wir beobachten den Markt dauernd, derzeit gibt es aber keinen Grund, von unseren Partnern mehr Geld zu verlangen», sagt Verkaufs- leiter Markus Höfler. Die Wirte hätten genug andere Sorgen. Schützengarten und Falken sind im Vergleich zu Feldschlösschen und Heineken Zwerge. Die beiden Riesen haben einen Marktanteil von rund 70 Prozent. Der Verdacht steht deshalb im Raum: Nützen die beiden Platzhirsche ihre Marktmacht aus? Haben sie sich sogar abgesprochen? Die Unternehmen widersprechen energisch: «Das Bierkartell gibt es schon lange nicht mehr», sagt Carmen Wyss von Heineken. «Was die anderen Brauereien machen, entzieht sich unseren Kenntnissen», sagt Markus Werner von Feldschlösschen. Beide begründen die Preiserhöhungen mit einer veränderten Kostenstruktur: «Der Betrieb einer Reinigungsanlage beispielsweise bleibt gleich teuer, auch wenn wegen der rückläufigen Nachfrage weniger Mehrwegflaschen zu reinigen sind», sagt Werner. Bei Heineken wird zudem darauf verwiesen, dass dies die erste Preiserhöhung seit fast zwei Jahren sei. Bei den Rohstoffpreisen sei man zudem an langfristige Verträge gebunden. Und der Aufwand für die Energie und die Logistik habe zugenommen – was auch die Verantwortlichen bei Schützengarten und Falken einräumen. Für sie rechtfertigt dies trotzdem keine Preiserhöhung.

**«Es gibt kein Bierkartell»**
Also doch ein Kartell von Feldschlösschen und Heineken? Die Wettbewerbskommission (Weko) winkt ab. «Bei der letzten Überprüfung haben wir festgestellt, dass im Schweizer Biermarkt niemand eine marktbeherrschende Stellung hat», sagt der stellvertretende Direktor Patrik Ducrey. Gaststätten könnten auf andere Anbieter ausweichen. Und um eine Untersuchung wegen Preisabsprachen einzuleiten, brauche es deutliche Indizien. Etwa, dass die Erhöhung gleichzeitig erfolge. Das ist im Fall von Feldschlösschen und Heineken nicht so.

**Flexibilität ist schwierig**
Auch Anton Schmutz vom Wirtedachverband GastroSuisse will nicht von einem Kartell sprechen. «Die beiden Brauereien haben aber eine starke Stellung.» Und die Bindung eines Wirts an eine Brauerei sei wegen der Logistik und der oft lang laufenden Verträge stark. «Viele Wirte können deshalb nicht so flexibel reagieren, wie sie eigentlich möchten.»

#Allgemeines

3. August 2010 | In der Beiz wird der Gerstensaft teurer

Schaffhauser Nachrichten, Front
(wä)

Viele Schweizer Wirte müssen neue Getränkekarten drucken. Denn die beiden grössten Brauereien des Landes, Feldschlösschen und Heineken, wollen mehr Geld für ihr Bier. Feldschlösschen erhöhte per 1. Juli die Preise für Mehrwegflaschen und Fassbier um 4 Prozent. Heineken, das etwa Haldengut, Calanda und Eichhof braut, zieht im Oktober mit etwa 2,5 Prozent nach. Beim Importbier Miller sind es sogar 10 Prozent.
Kleinere Brauereien halten sich hingegen mit Preiserhöhungen zurück. Bei der Schaffhauser Brauerei Falken und dem St. Galler Schützengarten sind sie zum Beispiel kein Thema.

#Notizen zu Namen

31. Juli 2010 | Landolt und Frick kreuzten die Klingen

Schaffhauser Nachrichten, Region
Erwin Künzi

Der Auftakt zum gestrigen SN-Wahlpodium im Zunftsaal zun Kaufleuten war erstaunlich entspannt: «Wir haben der Einfachheit halber schon bald einmal Duzis gemacht», erklärte SVP-Kandidat Ernst Landolt, zum Verhältnis zum Gegenkandidaten befragt, und AL-Kandidat Matthias Frick meinte: «Ernst Landolt macht einen sympathischen Eindruck, und wenn er in einer anderen Partei wäre, könnte man ihn durchaus wählen.» Dann stellten die beiden noch fest, dass sie einen grünen Daumen haben: Während Frick Dahlien züchtet, sind es bei Landolt Sonnenblumen.
Doch dann wurde es ernst, als SN-Chefredaktor Norbert Neininger, nachdem er die Kandidaten kurz vorgestellt hatte, wissen wollte, wie es die beiden mit Atommüll-Endlagern auf Schaffhauser Boden halten würden. Die Schaffhauser Regierung habe den Auftrag, sich gegen solche Lager zu wehren, und diesen Auftrag würde er im Falle einer Wahl ernst nehmen und erfüllen, erklärte Ernst Landolt. Persönlich sei er der Meinung, dass man alles daransetzen müsse, dass das Endlager nicht in die Region Schaffhausen komme. Schaffhausen unternehme grosse Anstrengungen, um für Neuzuzüger attraktiv zu sein, und da passe ein solches Lager nicht. Matthias Frick pflichtete bei und forderte, auch andere mögliche Standorte in der Schweiz müssten genau abgeklärt werden. Gegensätzliche Standpunkte ergaben sich bei der Frage nach den Atomkraftwerken. Frick plädierte für den Ausstieg aus der Kernenergie: «Der Kanton muss aus dieser schmutzigen Energie aussteigen, wenn er glaubwürdig sein will.» Diesem Ausstieg stand Landolt skeptisch gegenüber: «Wenn wir jetzt die AKW abstellen, gehen rasch die Lichter aus», meinte er und warnte vor «Energieromantik». Voraussetzung für einen Ausstieg sei, dass der Atomstrom durch erneuerbare Energien ersetzt werden könne: «Hier ist uns Deutschland um Längen voraus, hier müssen wir ansetzen.» Damit konnte sich Frick wieder einverstanden erklären: «Je mehr wir in die erneuerbaren Energien investieren, je rascher haben wir sie, und desto schneller kann man die AKW abschalten.» Also Windräder auf dem Randen aufstellen?, fragte Neininger. Ja, wenn jeder Windstoss ausgenutzt werden muss, so Landolt; es werde Diskussionen wegen des Landschaftsschutzes geben, aber: «Vielleicht kommen wir gar nicht darum herum.» Weniger Skrupel, Windräder aufzustellen, hatte Frick: «Die Landschaft in der Schweiz ist ohnehin gänzlich vom Menschen gestaltet, und damit passen die Räder auch auf den Randen.» Bei den Sonnenkollektoren waren sich beide wieder einig: «Wenn man ernsthaft für erneuerbare Energie ist, braucht es sie flächendeckend», (Landolt) und: «In 20 Jahren wird es auch auf dem Munot Sonnenkollektoren haben.» (Frick). Themawechsel: Wie halten es die Kandidaten mit dem Steuerwettbewerb? Den braucht es, denn tiefe Steuern sind ein wichtiger Standortfaktor, meinte Landolt. Es gebe aber auch Grenzen: «Im Kanton Zug können immer mehr normale Leute es sich nicht mehr leisten, dort zu wohnen, weil die tiefen Steuern so viele Gutverdienende angezogen haben. Das will ich nicht, man muss einen guten Mix finden.» Attraktivierung ja, aber bei den Firmen, die mit den günstigen Steuern angelockt würden, müsse man auch darauf achten, ob diese nachhaltige Produkte herstellten, so Frick: «Eine Firma wie Transocean in Zug brauchen wir bei uns im Kanton Schaffhausen nicht.» Während beim Thema «Gemeindefusionen» Einigkeit herrschte («Muss von den Gemeinden selber kommen und kann nicht von oben verordnet werden»), gingen beim Schulkonkordat HarmoS die Meinungen auseinander. «Diese Koordinierung des Schulwesens ist seit 150 Jahren fällig. Es kann nicht sein, dass die Schule von Kanton zu Kanton verschieden ist.» sagte der AL-Kandidat. Etwas differenzierter fiel die Haltung von Ernst Landolt aus: Der Grundsatz sei okay, vor allem, dass überall die gleichen Stundenpläne eingeführt würden. Mit anderen Aspekten von HarmoS habe er aber mehr Mühe: «Die Gemeinden müssen ihren Schulalltag noch gestalten können, und das ist jetzt gefährdet.» Zum Schluss wollte Gesprächsleiter Norbert Neininger wissen, warum das Schaffhauser-volk gerade Ernst Landolt beziehungsweise Matthias Frick in die Regierung wählen solle. «Weil ich ein Vertreter der Linken bin und für Ökologie und die wirtschaftlich Schwachen einstehe», empfahl sich Frick. «Weil ich einen Beitrag dazu leisten will, Schaffhausen weiterzubringen», erklärte Landolt.


Podium zur Regierungsrats-Ersatzwahl
**Die Stimmen aus dem Publikum**

Mehr klare Statements, mehr Erfahrung und ein Zweierticket …
«Jobsharing» lautete die Losung von Sabine Wirth Thommen: Die beiden Kandidaten sollten sich das Amt teilen. Sie kommt wie Katrin Geier aus Buchberg – und die beiden Frauen kennen sowohl Frick als auch Landolt seit mehr als 20 Jahren. Überraschungen gab für sie das Podium also (fast) keine her. Nur der souveräne Auftritt von Matthias Frick überraschte sie angenehm.
Christian Müller, Landwirt aus Thayngen, fand, dass man den beiden Kandidaten härtere Fragen hätte stellen sollen, «etwa zum Thema Asyl oder AHV/IV-Missbrauch», sagte Müller. Vom Kandidaten Frick war Müller nicht enttäuscht, «er braucht aber noch mehr Lebenserfahrung – auch politische muss er noch zulegen». Allzu viel Neues hat Müller gestern nicht erfahren, «die Katze wurde nicht aus dem Sack gelassen».
Für Adrian Ackermann und Mirella Walter war ihr Kandidat Frick der Gewinner des Duells. «Es braucht einen Vertreter der jungen Generation», waren sie sich einig. «Oft waren die beiden ja einer Meinung», fand Walter. Anerkennung gab es von Ackermann auch für den SVP-Mann: «Landolt hat gezeigt, dass er mehr Erfahrung hat – aber er hängt doch sehr stark dem Altbekannten nach.»
Für wen Till Aders – der Präsident der AL – Sympathien hegt, ist keine Frage. Er fand, sein Kandidat Frick habe mit Fachwissen gepunktet. Aus der Schule kennt Oscar Köllner Matthias Frick. Und er konnte versichern: Matthias Frick ist auch als Regierungsratskandidat total authentisch.
Als positiv bezeichnete Matthias Wipf den Umstand, dass die Bevölkerung aus zwei Kandidaten auswählen kann. «Für die Demokratie ist das begrüssenswert», sagte er. Weniger zufrieden war er mit dem Auftritt der beiden Kandidaten: «Ich hätte mir von beiden klarere Aussagen und Visionen gewünscht.»
Matthias Freivogel und Esther Bänziger hielt es während der Debatte im Zunftsaal kaum mehr auf den Stühlen, die beiden Sozialdemokraten machten sich sogar mit Zwischenrufen bemerkbar. «Landolts Aussagen zu HarmoS waren falsch», monierte Bänziger. Und auch Freivogel geizte nicht mit Kritik: «Wer einmal das Volkswirtschaftsdepartement übernehmen will, muss wissen, dass das Sicherheitszentrum ein Thema ist!»
Andreas Schirrmacher kennt Frick von der Scaphusia her. Und trotzdem: Die Stimme seines Kollegen ist er sich auch nach dem gestrigen Abend nicht sicher. Auch wenn er zum Teil Ansichten mit Frick teilt und gut findet: Die Ideen zur Umsetzung – Stichwort Energie – überzeugten ihn nicht immer, Landolt machte ihm den sichereren Eindruck und steht ihm sachpolitisch näher. Zufrieden war Fricks Wahlkampfleiter José Krause. Ihm gefielen die kurzen Sätze seines Kandidaten. «Aber ein bisschen angriffiger hätte er schon auftreten können.»
(rob/dk)

#Notizen zu Namen

30. Juli 2010 | Letzte Chance für zwei Ausflugsplätze

Schaffhauser Nachrichten, Stein/Diessenhofen
Thomas Riesen

Diessenhofen Idyllisch gelegen sind die beiden Feuerstellen «Mörderbuck» unterhalb der Klinik St. Katharinental. Direkt daneben eine Anlegestelle für Gäste vom Rhein her und auch Wander- und Radweg sind ganz in der Nähe. Kein Wunder, sind die Grillplätze an schönen Tagen sehr begehrt. Doch damit könnte es bald vorbei sein. Eine der beiden Grillstellen wurde im Frühling verwüstet und wiederhergerichtet. Jetzt ist das gleiche noch einmal passiert – bei beiden Plätzen gleichzeitig. «Wir sind bereit, etwas für die Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen, aber so geht es nicht», sagt Urban Brütsch, Präsident des Forstreviers und in der Bürgergemeinde (sie hat die beiden Feuerstellen gesponsert, die Red.) für den Wald zuständig. Das sei eine «Sisyphos-Arbeit». Und der Revierförster Jakob Gubler ergänzt: «Die Feuerstellen waren solide gebaut, die drei Stützen in Beton gegossen und die Grillroste mit Ketten verbunden. Das hat Kraft gebraucht.»

**Grillroste gestohlen**
Unabhängig davon: Derzeit können beide Grillstellen nicht genutzt werden, denn die Grillroste wurden von den Vandalen gleich mitgenommen. Anzeige erstattet hat bis jetzt jedoch weder Brütsch noch Gubler. «Gegen wenn denn? Das bringt doch nichts», sagt der Revierförster, und auf die Frage, wer es gewesen sein könnte, sagt Brütsch: «Für einen Wanderer oder Velofahrer wäre es wahrscheinlich eher mühsam gewesen einen grossen Grillrost mitzunehmen. Eventuell war es ein Besucher vom Rhein her.» Gleichzeitig wissen er und Gubler aus Erfahrung, dass man mit einer Feuerstelle umso mehr Probleme hat, je besser zugänglich sie ist. Dann werde auch mit dem Auto herangefahren und zum Beispiel das bereitgestellte Holz gestohlen. Das sei bei anderen Feuerstellen beobachtet worden. Andererseits kennen sie diese neue Art von Problemen bei den anderen, grösseren Grillstellen, die sie unterhalten, nicht, weil diese weniger gut zugänglich sind. Es stellt sich also die Frage: Wie weiter? Brütsch und Gubler haben sich im Vorfeld des Gespräches darüber Gedanken gemacht und sind zum Schluss gekommen, das beide Plätze noch einmal schön hergerichtet werden. Sollte es in nächster Zeit jedoch noch einmal zu einem Fall von Vandalismus kommen, werden sie geschlossen. Das bedeutet in der Praxis ein Grillverbot beim «Mörderbuck», denn Grillieren ist im Schaarenwald nur an offiziellen Feuerstellen erlaubt. «Das wäre schade, denn bisher hatten wir hier mit Abfällen nur wenig und sonst gar keine Probleme», sagt der Revierförster.

**Kosten von rund 2000 Franken**
Die Kosten für eine Sanierung der beiden Feuerplätze betragen rund 2000 Franken, schliesslich seien sie bereit, etwas Solides, Schönes zur Verfügung zu stellen. Ergänzend hat Gubler bei der Stadtgemeinde Diessenhofen angefragt, ob sich diese möglicherweise daran beteiligt, und dazu das Gespräch mit Stadtammann Walter Sommer gesucht. Dieser weilt in den Ferien. Stellvertretend sagt der Stadtschreiber Armin Jungi: «Ich könnte mir vorstellen, dass ein solches Gesuch im Stadtrat eine Chance hätte.» Auf die Frage, ob die Stadtgemeinde bei ihren Feuerstellen beim «Tote Maa» und in der Badi ebenfalls schlechte Erfahrungen mit Vandalismus gemacht hat, sagt er: «Das gab es auch schon, ist jedoch eine Weile her. Wir haben eher ein Problem mit dem Abfall.»

#Allgemeines

30. Juli 2010 | Qualitätssiegel für Brauerei Falken

Schaffhauser Nachrichten, Wirtschaft
(sda)

Zehn mittlere und kleinere Schweizer Privatbrauereien haben sich gestern auf dem Tellspielareal bei Interlaken auf Qualität eingeschworen. Sie alle wurden mit dem Qualitätssiegel der deutschen Vereinigung Brauring ausgezeichnet. Das Qualitätssiegel soll die kleinen Brauereien im hart umkämpften Biermarkt stärken und ihnen einen Wettbewerbsvorteil gegenüber den grossen Weltkonzernen verschaffen. Von dem Gütesiegel sollen Konsumenten, Gastronomen und der Handel profitieren, schreiben die Brauereien in einer gemeinsamen Mitteilung. Mediengerecht inszeniert, leisteten die Vertreter der zehn Brauereien vor den Kulissen des Tellspiels einen Qualitätsschwur. Damit verpflichten sie sich unter anderem, ihre Biere einer jährlichen Prüfung bei einem unabhängigen Institut zu unterziehen. Das Siegel erhielten die Brauereien Felsenau (Bern), Rugen (Interlaken), H. Müller (Baden), Brauerei Baar (Baar), Locher (Appenzell), Falken (Schaffhausen), Adler (Schwanden), Rosengarten (Einsiedeln), Stadtbühl (Gossau) und Sonnenbräu (Rebstein). Die Kooperationsgesellschaft Brauring, die das Qualitätssiegel vergibt, wurde 1973 gegründet und zählt heute 200 Brauereien in Deutschland und 26 in der Schweiz und Österreich zu ihren Mitgliedern.

#Notizen zu Namen

28. Juli 2010 | Alternative Liste stellt Kandidaten vor

Schaffhauser Nachrichten, Region
Zeno Geisseler

Die Regierungsratswahl ist für die Alternative Liste eine Riesenchance. Ein Sitzgewinn wäre für die jungen Linken zwar eine grosse Überraschung, und das sehen die Aktivisten ganz realistisch. Aber der Kampf um die Nachfolge von SVP-Regierungsrat Erhard Meister ist in jedem Fall eine erstklassige Plattform, um Programm, Parolen und Personen zu promoten. Wer als Einziger der SVP die Stirn bietet, hat die Aufmerksamkeit auf sicher. Da sind die 10 000 Franken, die der AL für den Wahlkampf zur Verfügung stehen, gut eingesetztes Geld, egal, wer den Sitz am 29. August letztlich holt.
An der gestrigen Vorstellung ihres Kandidaten Matthias Frick war denn die Regierungsratswahl zwar das Hauptthema, die AL nutzte den Anlass aber auch, um auf andere politische Anliegen aufmerksam zu machen, namentlich auf ihre Hochschul-Initiative, über die am gleichen Tag abgestimmt wird. Trotzdem versteht die AL die Kandidatur nicht als Alibi-Übung. Es sei wichtig, den Sitz in der Regierung nicht kampflos dem politischen Gegner zu überlassen, sondern dem Volk eine Auswahl zu bieten, sagte AL-Präsident Till Aders. Frick sei trotz seiner 25 Jahre jemand, der für den Regierungsrat geeignet sei. Nicht zuletzt, weil er als Kantonsrat im Gegensatz zum SVP-Nominierten die Parlaments- und Kommissionsarbeit gut kenne. Frick selbst versteht sich getreu der AL-Linie als Vertreter der Jungen und der ökologisch engagierten Linken: «Wir haben schon genug Babyboomer in unserer Regierung», sagt er. Die Steuerprivilegien für Gutsituierte gehörten abgeschafft, der Schutz der Arbeitnehmer müsse ausgebaut werden. Zudem soll die Nachhaltigkeit beim Wachstum des Kantons eine viel grössere Rolle spielen. Weiter gelte es, mit allen Mitteln den Zuwachs des Privatverkehrs einzudämmen. Mit dem Bau des Galgenbucktunnels und dem Ausbau der A4 nach Winterthur etwa seien völlig falsche Grundsteine gelegt worden. Frick sieht sich dennoch nicht als ideologiegesteuerter Ökofundamentalist. Er wolle eine lösungsorientierte Sachpolitik betreiben und sei durchaus auch kompromissbereit. Das lebt er auch vor: Frick besitzt zwar ein Generalabonnement der SBB, in die Ferien nach Frankreich fährt er aber in seinem eigenen Auto. Und wenn er in der Freizeit nicht gerade Bäume veredelt, schraubt er in der Garage an einem Oldtimer herum.


Matthias Frick
Zur Person

Ausbildung Matthias Frick, geboren 1985, wuchs in Trasadingen auf. Kantonsschule in Schaffhausen, seit 2006 Student (Geschichte und Politologie) an der Universität Zürich. Daneben tätig in der Aktenerschliessung im Staatsarchiv Zürich. Politisches Frick ist Gründungsmitglied der Alternativen Liste und wurde im Herbst 2008 in den Kantonsrat gewählt. Schwerpunkte: Verkehr und Energie. Engagements Matthias Frick ist Mitglied der Gewerkschaft VPOD, der Gruppe für eine Schweiz ohne Armee (GSoA), von Klar! Schaffhausen, des VCS, der Mittelschulverbindung Scaphusia und der Pro Specie Rara.

#Notizen zu Namen

27. Juli 2010 | Manchmal ist ein Schritt über die Schwelle notwendig

Schaffhauser Nachrichten, Kolumne
Felix Schwank

Unserer Zeit wird nachgesagt, sie sei nicht geschichtsbewusst. Die Tageszeitung scheint das zu widerlegen. Mit einem Jubiläumsbericht pro Woche darf man rechnen. Die Jubiläumsreden sind geblieben, stehen aber oft im Schatten der kulturellen Beigaben. Ihnen gilt die Freude jener, die das Unternehmen weitertragen. Das Traditionelle wird noch gestreift. Der Stadtpräsident sagt es mit Bezug auf die 300 jährige Steigschule zum Beispiel so: «Ich habe dieses Schulhaus in guter Erinnerung, trotzdem ist der Unterricht im Steigschulhaus nicht immer angenehm gewesen. Wenn wir nicht gemacht haben, was der Lehrer wollte, sind die Strafen klar gewesen.» Ich weiss es von ihm, dass Willy Pfunder, der zu Thomas Feurers Zeit dort Lehrer war, «Kopfnüsse» verteilte. Nein, Körperstrafen, das habe es bei ihm nicht gegeben. Dies sagte der Lehrer in einem Kreis, in welchem ein ganz früher Pfunder-Schüler dabei war. Ein Lächeln umspielte dessen Mund, dann redete er seinen ehemaligen Lehrer mit dem Cerevis an, den man Willy Pfunder bei der Scaphusia zugeteilt hatte: «Weisst du nicht mehr, Uhu, wie du die Sünder im Turnen zu den Ringen befohlen hast, wo die Seile herunterhingen. Übers Knie hast du sie genommen und die Seile doppelt. Uhu gab es zögernd zu, aber mit dem Beifügen, es sei die Ausnahme gewesen. Die Strafen seien klar gewesen, hat Thomas Feurer gesagt. Hat er «Kopfnüsse» kassiert, weil er, wie er sagt, manchmal bei den Abweichlern war?
Willy Pfunder war als Lehrer das, was wir heute als gute, alte Schule bezeichnen würden. Bei einem meiner Besuche kam er auf die Rechtschreibung zu sprechen. Ich habe mir dazu ein paar Notizen gemacht und finde in meinem Tagebuch unterm 9. März 1986 Folgendes: «Ich (W. Pf) habe festgestellt, dass es ca. 300 Rechtschreibfehler gibt, die immer wieder vorkommen. Gegen diese Fehler habe ich einen Schlachtplan gemacht. Ich habe Diktatserien geschaffen, in denen die 300 Wörter nach und nach vorkommen. Verpackt in eine kleine Geschichte. Die Sache durfte nie langweilig werden. Die hartnäckigsten Fehler habe ich durch Wiederholung der Wörter ausgemerzt. In der 5. Klasse konnte bei mir praktisch jeder fehlerfrei schreiben.»
Der Unterricht im Steigschulhaus sei nicht immer angenehm gewesen, erinnert sich der Stadtpräsident. Das Exakte, das in den Sätzen Pfunders zum Ausdruck kommt, hat das Mühsame zum Begleiter. Das muss so sein und wird so bleiben, auch wenn wir dem Spielerischen, das zu Kreativem führt, seinen Platz einräumen. Folgt die Steigschule, ja unsere Schule, dieser Tradition – und sie wird vom Lehrer sichergestellt -, bleibt vom Jubiläum das Wesentliche.
Wenn nun im Kanton Zürich in den nächsten Jahren 1000 Lehrer fehlen, wird es auch für Schaffhausen eng. Der unselige Streit über die geleiteten Schulen, der bei uns Zeichen der Sturheit trägt, ist zu beenden. Es gibt andere Mittel, um den Lehrern mehr Möglichkeiten zu geben, ihren Unterricht zu gestalten. Dazu gehört sicher, dass man die Computer zügelt, die zu viel Papier auf die Lehrerpulte herunterladen. Wo gut bezahlte Schulräte als Ephoren (Aufseher) mit den Problemen nicht mehr fertig werden, könnte ein Trouble-Shooter eingesetzt werden. Die geleitete Schule neigt nach Ansicht vieler zur Überverwaltung. Wer die Schule vom Spargebot ausnehmen will, tut ihr nichts Gutes. Es überrascht, wie harsch die Politik in Schaffhausen mit jungen Leuten umspringt, die sich an das Wort «sparen» wagen. Natürlich wird auch übers Ziel hinausgeschossen. Meine Freisinnigen täten gut daran, die Reihen zu schliessen. Wenn einer, der in der Partei weit oben steht, meint, die Türe bleibe offen, dann sage ich ihm als ehemaliger Parteipräsident: «Offene Türen erzeugen allenfalls Durchzug. Manchmal ist ein Schritt über die Schwelle nötig.» Wenn es beim Freisinn so lottert wie jetzt, sind die nächsten Wahlen verloren. Das sind harte Worte, ich weiss.
Und wenn ich es friedlich haben will, verziehe ich mich gerne ins Engadin. Hochzeitstag! Der 59.! Ob sich da ein Jubiläum anbahnt, liegt nicht in unserer Hand. Wir fuhren hin. Ein trüber Tag. Die Strasse aber jenseits des Flurlinger Tunnels trocken. Da braust von rechts einer daher. Einfahrt ja, aber da noch ein Zweiter, mit Vollgas. Leicht. auf die Bremse und dann die Frage, macht dieses diesige Wetter die Lenker verrückt? Die Quittung kommt auf der Zürcher-Oberland-Autobahn, auf jenem Stück, das die Geschwindigkeit bei höchstens 80 km/h haben will. Ein Schatten im Rückspiegel. Schon vorbei. Ein Sportwagen, ein zweiter, ein dritter, alle auch deutlich über 120 km/h. Kein Rennen, einfach so, weil Sonntag ist. Weil man damit rechnet, auch die Polizei habe Sonntag. Die Fahrt über den Julier war sonnig. Nach Bivio das grosse gelbe Blühen der Wiesen, das Mäandern der Bäche, die von den Hängen sprudeln. Im Engadin zog der Scheibenwischer knarrende Spuren. Werde ich zum ersten Mal bei Regen in Sils einfahren? Nein, der Himmel war uns gnädig, blaute auf, wir zogen gegen den See. Aber der Wind war stürmisch, so stürmisch, dass ich meinen kosmetischen Spruch vom Faltenglätter Malojawind unterdrückte. Dann der Abend. Es gebe für uns einen Apero. Es gab mehr. Es gab eine Überraschung: Unter der Tür stand unsere Tochter mit wunderbaren Rosen im Arm. Welch ein Segen doch Kinder sind. Und Kindeskinder. Am goldenen Hochzeitstag vor neun Jahren waren wir, mit Marianne, den Blumenweg von Baseglia nach Grevasalvas gegangen. Diesmal wagten wir es noch von Plaun da Lej aus, das halbwegs liegt. Langsam, mit vielen Halten folgten wir dem Strässchen. Die Sonne spielte mit dem Gelb der Trollblumen. Dazwischen Gruppen jener Veilchen mit dem langen Sporn, deren warmes Violett uns erfreute. Längerer Halt bei einem weiss herabschäumenden Bach und dann das Dörfchen. Grevasalvas, Heidifilm. Wir sassen in der Sonne, dachten daran, dass wir früher über die Sumpfwiesen mit dem Wollgras nach Blaunca gestiegen waren. Und dann, auf nassem, bachbettartigem Weg, hinunter nach Pila, wo jener Giovanoli haust der, wie man sagte, die besten Würste im Tal bereitete. Wir kamen ins Träumen, blickten hinunter auf den gleissenden See. Unser kleines Jubiläum war von tiefer Dankbarkeit erfüllt.