#Aktivitas

25. Juli 2010 | Das neue Quartalsprogramm ist online!

[Quartalsprogramm August – Oktober](https://scaphusia.ch/anlaesse/anlaesse-der-aktivitas/)

#Allgemeines

14. Juli 2010 | «Wir wollen die Lebensqualität erhalten»

Schaffhauser Nachrichten, Region
Walter Joos

*Schaffhausen entwickelt sich – trotz der stetig zunehmenden Anstrengungen seitens der Wirtschaftsförderer – im Vergleich zu den benachbarten Standorten in einem eher bescheidenen Masse. Warum?*
Thomas Holenstein: In Schaffhausen sterben Jahr für Jahr mehr Menschen, als im gleichen Zeitraum geboren werden. Dieser negative Geburtenüberschuss muss zuerst kompensiert werden. Ohne Neuzuzüger würde unsere Bevölkerung schrumpfen. In den letzten Jahren ist es uns in zunehmendem Masse gelungen, diesem unerfreulichen Trend Einhalt zu gebieten.

*Die Wirtschaftsförderer plädieren stets für ein möglichst günstiges Steuerklima. Unter dem Strich zahlen die Steuerpflichtigen jedoch nach wie vor mehr als in den benachbarten Gemeinden im Kanton Zürich.*
Marcus Cajacob: Regierung und Parlament haben in den letzten Jahren eine Vielzahl von konkreten Schritten zur Verbesserung des Steuerklimas für natürliche und juristische Personen unternommen. Bei den natürlichen Personen nähern wir uns der im Kanton Zürich geltenden Steuerbelastung in kleinen Schritten an. Zudem wurde vor zwei Jahren eine erhebliche Entlastung bei den juristischen Personen beschlossen. Die damit verbundenen Steuerausfälle wurden innerhalb kurzer Zeit durch zusätzlich akquirierte Unternehmen kompensiert. Wir bewegen uns also stetig in der richtigen Richtung.

*Nach Ansicht verschiedener Politiker ist die Steuerbelastung nicht unbedingt der wesentlichste Faktor bei einer Standortwahl. Wo liegen denn aus Ihrer Sicht die Prioritäten?*
Ueli Jäger: Die Attraktivität eines Standortes hängt von einer ganzen Reihe von Faktoren ab. Dazu gehören zum Beispiel auch die Verkehrsanbindung, das Bildungsangebot, der Gesundheitsdienst und die Verfügbarkeit von geeigneten Immobilien.

*Regierung und Stadtrat setzen in wirtschaftlicher und in demografischer Hinsicht auf ein weiteres kontinuierliches Wachstum. Warum können wir uns denn nicht einfach mit der vorhandenen Substanz zufrieden geben?*
Holenstein: Wachstum ist für uns kein Selbstzweck. Es geht dabei in erster Linie um den Erhalt der Lebensqualität der heutigen und der künftigen Einwohner sowie um die Sicherstellung der staatlichen Leistungsfähigkeit sowie einer angemessenen Nachfrage im Bereich des Konsums. Ohne die Schaffung von neuen Arbeitsplätzen und den Zuzug neuer Einwohner geraten wir auf fatale Weise ins Hintertreffen.

*Sie rücken bei Ihren Imagekampagnen stets unsere paradiesischen Verhältnisse in den Vordergrund. Gleichzeitig huldigen Sie einer Wachstumsstrategie, welche unserer viel gelobten Überschaubarkeit kaum förderlich sein dürfte.*
Cajacob: Das heisst, dass wir pro Kopf unter dem Strich mehr Steuern zur Sicherstellung der staatlichen Dienstleistungen und der vorhandenen Infrastruktur zahlen müssten. Ein moderates Wachstum ist aus unserer Sicht eine Notwendigkeit. Wir wollen damit eben gerade die Lebensqualität erhalten.

*Um das angestrebte Wachstum zu ermöglichen, brauchen wir aufgrund der in den letzten Jahren gemachten Analysen mehr attraktiven Wohnraum und mehr verfügbares Bauland.*
Jäger: Der Wohnraumbedarf nimmt nicht nur wegen der erwarteten Neuzuzüger kontinuierlich zu. Die Statistiken zeigen, dass auch die bereits ansässige Bevölkerung immer mehr Wohnflächen beansprucht. Um unsere demografische Struktur zu verbessern, besteht eindeutig Handlungsbedarf. Wir brauchen gut situierte Familien mit Kindern. Überalterte Immobilienbestände drücken zudem auf die Mietpreise und hemmen damit potenzielle Investoren.

*Ist es denn primär eine Sache der öffentlichen Hand, das Immobilienangebot zu verbessern?*
Holenstein: Der Wohnungsbau soll auch in Zukunft in erster Linie durch private Investoren erfolgen. Der Kanton, die Stadt und die Gemeinden haben jedoch eine Vielzahl von Möglichkeiten, um die Attraktivität unserer Region als Wohnort und Lebensraum zu steigern. Die Regierung hat die Notwendigkeit zum Handeln erkannt. Unter Federführung des Baudepartements prüft eine breit abgestützte Arbeitsgruppe geeignete Massnahmen. Beispielsweise Anreize für Sanierungen, die Schliessung von Baulücken oder Verdichtungen.

*Nach den Vorstellungen des Stadtrates soll die Stadt vor allem nach «innen» wachsen. Besteht dabei nicht die Gefahr, dass eine Vielzahl von attraktiven Grünflächen im Siedlungsgebiet verschwindet?*
Holenstein: Wir wollen unsere weitgehend intakte Umwelt so weit wie möglich schonen. Aus diesem Grund möchten wir nicht einfach weiteres Kulturland erschliessen und zubetonieren. Wir verfügen an verschiedenen Orten über seit längerer Zeit ungenutzte Potenziale und möchten daher die bestehenden Siedlungsräume qualitativ aufwerten und diese besser nutzen. Dazu gehören auch die Nutzung von freien Flächen im Siedlungsgebiet und die damit mögliche Erhaltung von Grünflachen ausserhalb.

*Die Wirtschaftsförderung setzt im wirtschaftlichen Bereich in erster Linie auf den Zuzug von international tätigen Unternehmen im Bereich von Dienstleistungen.*
Cajacob: Wir sind in erster Linie dort aktiv, wo wir eine Chance und einen maximalen «return on investment» für den Kanton und die Gemeinden haben. Wir haben in den vergangenen Jahren nicht nur für zusätzliche Steuereinnahmen, sondern auch für die Schaffung einer Vielzahl von neuen Arbeitsplätzen gesorgt. Wir sind ausserdem bestrebt, bestimmte Schwerpunkte zu setzen. Ein erstes Beispiel ist das in enger Zusammenarbeit mit der Branche entstandene Ausbildungszentrum für Verpackungsspezialisten.

*Aus Sicht der ländlichen Gemeinden streben Sie vor allem eine Stärkung des urbanen Zentrums an. Möchten Sie das übrige Gebiet des Kantons in einen regionalen Naturpark verwandeln?*
Jäger: Unsere Strategie beruht auf bereits bestehenden natürlichen und historisch gewachsenen Schwerpunkten. Neben der unabdingbaren Stärkung des urbanen Zentrums soll sich auch die Landschaft mit ihren gewachsenen Dorfstrukturen und Naturräumen weiter entwicklen. Dazu bedarf es keiner neuen Vorschriften, sondern der Planung und der Umsetzung von möglichst breit abgestützten Projekten. Hierzu zählt auch die Auseinandersetzung mit den Chancen und Risiken eines regionalen Naturparks. Wir sind überzeugt, dass sich mit Hilfe einer integralen Stärkung des Tourismus, des Weinbaus, der Landwirtschaft und der Naherholung auch für die ländlichen Gebiete neue Perspektiven eröffnen.

*Stehen Ihre angestrebten Ziele – Clusterbildung in bestimmten wirtschaftlichen Bereichen und Schaffung von regionalen Naturparks – nicht in einem gewissen Widerspruch?*
Cajacob: Die Kombination von innovativen Entwicklungen im Zentrum der Region und die gleichzeitige Nähe zu einer teilweise fast unberührten Landschaft innerhalb einer überschaubaren Region zählten zu den eigentlichen Vorzügen unseres Kantons. Die damit verbundene Vielfalt wird sowohl von der einheimischen Bevölkerung als auch von den Neuzuzügern gleichermassen geschätzt.

*Je mehr wir unsere natürlichen Grenzen überschreiten und Schaffhausen in den Sog der «greater Zurich area» gerät, desto grösser ist doch die Gefahr, dass Siedlungsdruck und Verkehrsbelastung zunehmen.*
Jäger: Wir können – davon sind wir überzeugt – unsere Position im Wettbewerb der Standorte ohne gleichzeitige Aufgabe unserer Trümpfe ausbauen. Wir streben aus diesem Grunde in erster Linie ein moderates Wachstum mit nachhaltiger Ausrichtung an.

**Strategische Zielsetzung Stärkung des Standortes**

Vorrangiges Ziel von Regierung und Parlament sind nach wie vor die Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit sowie die weitere Attraktivierung des Kantons Schaffhausen als Wohn- und Wirtschaftsstandort. Die volkswirtschaftliche Basis soll weiter vergrössert und diversifiziert werden, mit dem Ziel, zukunftsträchtige Arbeitsplätze zu schaffen, zusätzliches Steuersubstrat für Kanton und Gemeinden zu generieren sowie die notwendigen Investitionen am Standort Schaffhausen auszulösen.
Weiter wollen die Behörden von Kanton und Stadt die verschiedenen Träger der Projekte zur Regional- und Standortentwicklung bei der Realisierung ihrer Vorhaben tatkräftig unterstützen. Die 2009 gestartete Imagekampagne «Schaffhausen – ein kleines Paradies» wird – in den Grundzügen unverändert – auch im laufenden Jahr fortgesetzt.

**Standortentwicklung «Es gibt nichts Gutes, es sei denn, man tut es»**

Den einheimischen Behörden und den von ihnen beauftragten Wirtschaftsförderern ist es in den letzten zwölf Jahren gelungen, die Rahmenbedingungen für die Bevölkerung und die Wirtschaft in den Bereichen öffentlicher und privater Verkehr, Bildung und Steuern schrittweise zu verbessern. Dank einer zielgerichteten, auf eine nachhaltige Entwicklung ausgerichteten Politik konnten im Laufe der Jahre neue Arbeitsplätze geschaffen, Investitionen ausgelöst, der Konsum erhöht und in einem erheb-lichen Masse zusätzliche Steuereinnahmen generiert werden. Damit sich der Kanton Schaffhausen gemäss der zu Beginn dieses Jahrtausends vom Regierungsrat definierten Leitidee als attraktiver Lebensraum und Wirtschaftsstandort mit hoher Lebensqualität und zu einem Kompetenzzentrum für nachhaltige Entwicklung entwickeln kann, müssen die heute vorhandenen Rahmenbedingungen aus der Sicht der Wirtschaftsförderer in den kommenden Jahren verbessert werden. Die Behörden haben in den letzten Jahren eine ganze Reihe von Projekten entwickelt und die zu deren Realisierung notwendigen finanziellen und recht-lichen Grundlagen geschaffen. Dazu zählen unter anderem das vom Verein Agglomeration Schaffhausen am 22. November 2007 gutgeheissene Agglomerationsprogramm sowie das vom Parlament am 19. Mai 2008 gutgeheissene Gesetz zur Förderung der regionalen Standortentwicklung. Mit diesen Erlassen wurden wesentliche Grundlagen geschaffen, zu einer möglichst raschen Umsetzung der im Interesse einer gedeihlichen Entwicklung von Stadt und Land geplanten Investitionen. Dazu zählt auch die Bereitschaft des Bundes, die konkreten Massnahmen in finanzieller Hinsicht massgeblich zu unterstützen. Der Handlungsbedarf ist unbestritten. Doch es gibt – zumindest laut Erich Kästner – nichts Gutes, es sei denn, man tut es. (W. J.)

#Notizen zu Namen

9. Juli 2010 | In Zukunft heissts «chrampfe und gnüüsse»

Schaffhauser Nachrichten, Region
Erwin Künzi

«China ist die grosse Herausforderung, und Sie müssen sich damit auseinandersetzen.» Auf diesen Satz spitzte Wirtschaftsförderer Thomas Holenstein seine Ausführungen an die Maturandinnen und Maturanden zu, bevor diese ihre Maturzeugnisse in Empfang nehmen konnten. Urs Saxer, der Rektor der Kantonsschule, hatte Holenstein nicht zuletzt deshalb eingeladen, weil dieser während einiger Jahre den Wirtschaftsstandort Schweiz in China vertreten hatte. Was er über das aufstrebende Reich der Mitte zu sagen hatte, war eindrücklich. Nach einem kurzen geschichtlichen Abriss kam Holenstein auf die Gegenwart zu sprechen: «In China läuft ein gesellschaftliches Experiment, das einen totalitären Staat mit der Marktwirtschaft verbindet.» Die Chinesen würden mit dem Westen als Vorbild und mit schweizerischen Tugenden an ihrem Wohlstand arbeiten. Ohne Zweifel werde das 21.Jahrhundert das chinesische Jahrhundert sein, mit Folgen auch für die Schaffhau- ser Maturanden, die sich mit dieser Herausforderung auseinanderzusetzen hätten. Einfach nur den Wohlstand zu geniessen, gehe nicht mehr: Es müssten Leistungen erbracht und für die Demokratie gekämpft werden. Mit den Worten «Chrampfe und gnüüsse – es braucht beides» schloss Holenstein.

**Gratulation der Regierung**
Seine Rede war der nachdenklichere Teil einer stimmungsvollen Feier, zu der Angehörige, Freunde, Lehrkräfte und weitere Personen, die sich mit den erfolgreichen Prüflingen verbunden fühlten, in die Kirche St. Johann gekommen waren. Die Grüsse und Gratulationen des Regierungsrats überbrachte Christian Amsler, der Vorsteher des Erziehungsdepartements, der die Gelegenheit nutzte und für den Lehrerberuf warb. «Sie sind die Zukunftshoffnung des kleinen Paradieses Schaffhausen», rief er den erfolgreichen Absolventen der Maturaprüfung zu, bevor diese klassenweise die blumengeschmückte Bühne betraten und aus der Hand von Urs Saxer ihre Zeugnisse erhielten. Jede und jeder bekam den verdienten Applaus, und wenn die Prüfungsleistung besonders gut war, eine Einladung zum Förderprogramm der schweizerischen Studienstiftung oder ein Schreibset. Immer wieder unterbrochen wurde die Zeugnisübergabe durch musikalische Einlagen, die durchs Band von hauseigenen Kräften, das heisst von Schülerinnen und Schülern der Kantonschule, bestritten wurden. Zum Schluss wurde Fabian Kraxner für die beste Maturaprüfung 2010 ausgezeichnet: Aus der Hand von Richard Ronner erhielt er für seinen Notendurchschnitt von 5,78 den Anerkennungspreis der Stiftung der Verbindung Munot. Zum Schluss wurde gemeinsam das alte Studentenlied «Gaudeamus igitur» gesungen.

**Profil M musisch/sprachlich**
Nina Ackermann, Schaffhausen, beabsichtigte Ausbildung: Rechtswissenschaften; Michael Bänziger, Neuhausen am Rheinfall, noch nicht entschieden; Nina Böni, Flurlingen, noch nicht entschieden; Anita Bosshard, Beringen, Pädagogische Hochschule; Belinda Brauchli, Wilchingen, Theater; Aline Bürgin, Schaffhausen, Psychologie; Nadine Burkert, Schaffhausen, Praxis; Linda Burri, Schaffhausen, Kunst; Anabel Da Pra, Schaffhausen, noch nicht entschieden; Gianluca Di Deo, Neuhausen am Rheinfall, Humanmedizin; Leonie Eaton, Uhwiesen, Auslandsaufenthalt; Anna Eichrodt, Schaffhausen, Auslandsaufenthalt; Andrea Engel, Diessenhofen, Physik; Jacqueline Fäs, Neuhausen am Rheinfall, Information/Dokumentation; Jonas Fischer, Schleitheim, Humanmedizin; Anna Fontana, Dachsen, Rechtswissenschaften; Anna Fryscak, Schaffhausen, Praxis; Silvana Geisshüsler, Stetten SH, Pharmazie; Janina Graule, Schaffhausen, Humanmedizin; Tanja Griadunova, Basadingen, Kunst; Vanessa Guidetti, Ramsen, Umweltwissenschaften; Nina Helg-Kurmann, Schaffhausen, noch nicht entschieden; Janine Hofer, Lohn SH, Hotellerie; Sibil Hofer, Schaffhausen, Architektur; Robin Hübscher, Schaffhausen, noch nicht entschieden; Leonie Hunter, Schaffhausen, Politikwissenschaft; Nino Keller, Schaffhausen, Praxis; Vera Küng, Schaffhausen, Rechtswissenschaften; Anja Leu, Schaffhausen, Auslandsaufenthalt; Dominique Looser, Schaffhausen, Pädagogische Hochschule; Pauline Lüthi, Flurlingen, Auslandsaufenthalt; Selina Lüthi, Thayngen, Pädagogische Hochschule; Johanna Mattern, Trasadingen, Auslandsaufenthalt; Désirée Metzler, Dachsen, Praxis; Valentina Missio, Beringen, Pädagogische Hochschule; Arlène Müller, Löhningen, Pädagogische Hochschule; Ramona Neidhart, Schaffhausen, Wirtschaftswissenschaften; Anna Portmann, Schaffhausen, Humanmedizin; Lorena Ricci, Schaffhausen, Tourismus; Claudia Rohr, Schaffhausen, Information/Dokumentation; Franca Schaad, Neuhausen am Rheinfall, Praxis; Carola Schabert, Schaffhausen, Auslandsaufenthalt; Kathrin Schäppi, Thayngen, Russisch; Joscha Schraff, Gächlingen, Jazzschule; Lina Stahel, Beringen, Musik; Beatrice Strasser, Stein am Rhein, Pädagogische Hochschule; Michaela Tobler, Neuhausen am Rheinfall, Pädagogische Hochschule; Jules Trümpler, Schaffhausen, Agronomie; Yasemin Tüzel, Schaffhausen, Auslandsaufenthalt; Manuel von Burg, Lohn SH, noch nicht entschieden; Manuela Voss, Stetten SH, Auslandsaufenthalt; Lynn Walter, Löhningen, Praxis; Karin Wäspe, Uhwiesen, Soziale Arbeit; Sara Wohlwend, Ramsen, Pädagogische Hochschule.

**Profil N naturwissenschaftlich/mathematisch**
Lea Behlau, Flurlingen, beabsichtigte Ausbildung: Humanmedizin; Christoph Bohren, Thayngen, Umweltwissenschaften; Niculin Detreköy, Diessenhofen, Physik; Claudia Deuber, Osterfingen, Erdwissenschaften; Robin Dreyer, Hemishofen, Maschinenbau; Florian Fanger, Thayngen, noch nicht entschieden; Christopher Gabriel, Schaffhausen, noch nicht entschieden; Simon Gmür, Schaffhausen, Wirtschaftswissenschaften; Elisabeth Güttinger, Schaffhausen, Umweltwissenschaften; Ralph Hartmeier, Schaffhausen, Wirtschaftswissenschaften; Felix Hauser, Schaffhausen, Praxis; Matthias Karst, Stein am Rhein, Sprachen; Luca Keller, Dörflingen, Maschinenbau; Blanka Krznaric, Schaffhausen, Wirtschaftswissenschaften; Marco Lang, Uhwiesen, Maschinenbau; Marco Mächler, Schaffhausen, Wirtschaftswissenschaften; Armon Mändli, Lohn SH, noch nicht entschieden; Hannes Müller, Dörflingen, Maschinenbau; Laura Neumann, Beringen, Praxis; Fritz Prengel, Beringen, Auslandsaufenthalt; Nico Reber, Schaffhausen, Auslandsaufenthalt; Katharina Rieker, Diessenhofen, Wirtschaftswissenschaften; Andrin Rohner, Dachsen, Maschinenbau; Corinne Ruh, Buch SH, Agrar-/Lebensmittelwissenschaft; Silvan Scheerer, Gächlingen, Wirtschaftswissenschaften; Bettina Schlatter, Beringen, Humanmedizin; Nicolas Schmid, Schaffhausen, Maschinenbau; Robert Spleiss, Schaffhausen, Informatik; Jasper Stücheli, Schaff-hausen, Praxis; Michael Waldvogel, Feuerthalen, Auslandsaufenthalt; Andri Weber, Hallau, Biologie; Lukas Wehren, Stetten SH, Maschinenbau; Christoph Werner, Beggingen, Humanmedizin; Raphael Widmer, Beringen, Maschinen-/Elektrotechnik.

**Profil S sprachlich/altsprachlich**
Nina Brauchart, Schaffhausen, beabsichtigte Ausbildung: Internationale Beziehungen; Kathleen Di Paolo Cortes, Schaffhausen, Internationale Beziehungen; Anita Djordjevic, Schaffhausen, Rechtswissenschaften; Katarina Dujmovic, Schaffhausen, Pädagogische Hochschule; Anna Ebi, Gächlingen, Humanmedizin; Minhet Fakic, Neuhausen am Rheinfall, Pädagogische Hochschule; Ladina Feucht, Schaffhausen, Auslandsaufenthalt; Nadia Filippi, Schaffhausen, Sprachen; Leticia Hollenstein, Schaffhausen, Sprachen; Ronja Hübscher, Beringen, Auslandsaufenthalt; Andreas Hunziker, Schaffhausen, Umweltwissenschaften; Fabian Kraxner, Diessenhofen, Zahnmedizin; Nora Leutert, Schaffhausen, Sprachen; Jessica Mazzola, Thayngen, Sprachen; Silvio Meier, Schaffhausen, Praxis; Julian Miguez, Uhwiesen, Geschichte; Tabea Näf, Gächlingen, Wirtschaftswissenschaften; Mia Rajcic, Schaffhausen, Hotellerie; Enrico Regazzoni, Feuerthalen, Altertumswissenschaften; Pascal Richter, Schaffhausen, Auslandsaufenthalt; Lilith Ritzmann, Flurlingen, Rechtswissenschaften; Gianluca Scheidegger, Schaffhausen, Wirtschaftswissenschaften; Deborah Schneider, Neunkirch, Humanmedizin; Martin Schnetzler, Siblingen, Wirtschaftswissenschaften; Fabienne Schober, Uhwiesen, Rechtswissenschaften; Claude Schwyn, Beringen, noch nicht entschieden; Shena Seger, Schaffhausen, Praxis; Lucas Seiler, Schaffhausen, Rechtswissenschaften; Stefanie Stammer, Beringen, Architektur; Camilla Stauffacher, Neuhausen am Rheinfall, Auslandsaufenthalt; Matthias Tanner, Löhningen, Rechtswissenschaften; Janine Thöni, Schaffhausen, Humanmedizin; Lara Toffolon, Flurlingen, noch nicht entschieden; Tibor Vàradi, Löhningen, noch nicht entschieden; Samuel Vogelsanger, Beggingen, Physik; Laura Walter, Schaffhausen, Hotellerie; Bruce Weder, Schaffhausen, Humanmedizin; Carole Werdenberg, Schaffhausen, Umweltwissenschaften; Ladina Wunderli, Thayngen, Hotellerie; Philipp Zens, Schaffhausen, Auslandsaufenthalt.

#Notizen zu Namen

6. Juli 2010 | Plüss / Kessler überzeugend

Schaffhauser Nachrichten
Roland Altenburger

Der Ruderclub Schaffhausen durfte nach einer erfolgreichen Saison mit einigen Erwartungen an den Rotsee zu der Schweizer Meisterschaft reisen. Seit über 25 Jahren zum ersten Mal wieder konnten Männer A des RCS das Podest besteigen. Jedoch nicht alle Erwartungen oder Hoffnungen konnten erfüllt werden. Die Hitze im Rotseebecken machte den Athleten zu schaffen, ein Gewitter am Samstag hatte sogar einen Rennunterbruch zur Folge. Die Rennen konnten aber alle unter fairen Bedingungen abgewickelt werden.

**Silber im Männer-Zweier**
Alex Plüss und Markus Kessler (beide Jahrgang 1992) fuhren im Zweier ohne Steuermann der Männer gegen zwei routinierte Spitzenruderer ein gutes Rennen um das SRV-Fanion. Die Luzerner Mario Gyr/Michael Schmid konnten ihren Titel wohl erfolgreich verteidigen, mussten sich allerdings sehr anstrengen, um die beiden kecken Schaffhauser Junioren in Schach halten zu können. Im Männer Skiff drang David Aregger (20) in den A-Final vor, indem er auf den sechsten Platz ruderte. Er bereitet sich nun auf seinen internationalen Einsatz bei der U-23-WM im weissrussischen Brest (22. bis 25. Juli) vor. Im Einerrennen der leichten Frauen schaffte Patricia Holenstein ebenfalls den Einzug ins A-Finale, wo sie in einem guten Rennen Platz vier erreichte.

**Gold und Meistertitel bei den U 19**
Alex Plüss und Markus Kessler holten in ihrer Kategorie Junioren U 19 im Zweier ohne Steuermann den Meistertitel nach einem weiteren souveränen Sieg. Somit blieben sie in der ganzen Saison ungeschlagen und dürfen mit grossen Ambitionen an der Junioren-WM im tschechischen Roudnice (vom 5. bis 8. August) für den Schweizer Ruderverband (SRV) im Vierer starten. Im Leichtgewichts-Doppelzweier der Frauen trafen die Schwestern Lea (23) und Patricia Holenstein (19) auf Kaderruderinnen und konnten nicht in den Kampf um die Spitze eingreifen. Sie wurden aber immerhin Dritte.

**Bronze im Achter**
Der Seeclub Zürich entschied das Rennen im Achter der Männer nicht ganz unerwartet in einem harten Kampf knapp vor der überraschenden Grasshopper-Crew und der Renngemeinschaft Schaffhausen/Kreuzlingen für sich. Das war enttäuschend für die RCS/RCK-Ruderer (mit Nico Stahlberg David Aregger, Alex Plüss, Markus Kessler, Daniel Rohr, Joel Horni, Mathias Stehrenberger, Severin Studach und Steuermann Samuel Ess), hatten sie doch bisher alle Rennen dieser Saison dominiert. Im Gegensatz zu den Zürcher Booten konzentrierten sich die Schaffhauser indes nicht nur auf den Achter und mussten eventuell für jedes harte Rennen büssen. Der Seeclub gewann in 5:52:80 hauchdünn mit 17 Hundertstelsekunden Vorsprung auf die Grasshoppers; Schaffhausen/Kreuzlingen verloren mit 5:57:57 fast fünf Sekunden auf die Erstklassierten, holten aber klar vor Vevey, Baden und Morges die Bronzemedaille – für Plüss/ Kessler war es die dritte SM-Medaille. Nicht ganz erfüllt wurden die Erwartungen bei den übrigen Junioren. Einzig bei den U 15 im Doppelzweier konnten Marvin Lüddecke und Christian Ess das B-Finale gewinnen, im Doppelvierer reichte es den jüngsten Schaffhausern (Marvin Lüddecke, Valentin Hoff, Marek Stahel und Christian Ess) zum 6. Platz.



RCS-Präsident Christian Rohr durfte den beiden erfolgreichsten Schaffhausern die Goldmedaille überreichen: Markus Kessler (links) und Alex Plüss (rechts) holten Gold im Zweier U 19, Silber im Zweier der Aktiven und Bronze im Achter.
Bild Roland Altenburger

#Allgemeines

1. Juli 2010 | Für die Technik begeistern

Schaffhauser Nachrichten, Region
Jan Hudec

Der Schweiz fehlen die Techniker. Viel zu wenige Maturanden entscheiden sich für ein naturwissenschaftliches Studium. Diese Malaise ist zwar lange erkannt, doch man kann schliesslich niemanden zwingen, Chemie oder Maschinenbau zu studieren. Der Weg kann nur über die richtige Motivation führen, und genau das versucht die Kantonsschule derzeit mit einer Technikwoche, an der je eine dritte Klasse des N- und des S-Profils teilnimmt.

**Kampf der Roboter**
«Gegen die Greifarme habt ihr eh keine Chance», prahlt ein Schüler, während er seinen Lego-Roboter auf dem Spielfeld platziert. Es ist Mittwochnachmittag kurz nach drei, und der Höhepunkt des Tages steht auf dem Programm, ein Roboterduell. Das Spielprinzip ist einfach: Das Spielfeld sind zwei Rampen, die sich in der Mitte treffen. Auf der Kante liegen Pingpongbälle, die die Schüler mit einem selbst zusammengebauten und programmierten Roboterfahrzeug in die gegnerische Hälfte schubsen müssen. Das Wichtigste ist aber, dass der Roboter die Arbeit selbst macht, eingreifen dürfen die Schüler nicht. Die knapp 20 Jugendlichen stehen um den Tisch herum und fiebern bei den Duellen mit. «Ich finde das Programm heute genial», sagt Simon Galli. Jetzt, wo es um den Wettkampf geht, sind alle voll bei der Sache, auch jene, die sonst nicht viel mit Technik anfangen können. «Es geht darum, ihnen zu zeigen, dass das keine Magie ist, die die Roboter bewegt», sagt Vance Carter, der den Kurs leitet.

**Das Verständnis fördern**
«Eine Technikwoche führen wir zum ersten Mal durch», erklärt Prorektor Georg Keller, der das Projekt lanciert hat. «Wir wollen damit erreichen, dass das Verständnis für die Technik bei den Schülern wächst und damit auch die Motivation grösser wird, ein entsprechendes Studium zu absolvieren.» Die Technikwoche läuft an der Kantonsschule aber erst als Versuch, an dem nur zwei dritte Klassen teilnehmen. Nur zwei Klassen sind es, weil die Teilnehmerzahl begrenzt ist, denn die Kantonsschule lässt die Technikwoche vom Verein IngCH durchführen. IngCH ist ein Verein aus verschiedenen Unternehmen, darunter ABB, Roche und auch GF, der es sich zum Ziel gesetzt hat, den Nachwuchs für technische Berufe zu fördern. «Referenten, Kursleiter und das Material bekommen wir kostenlos zur Verfügung gestellt», so Keller. Ziel ist, dass die Technikwoche an der Kantonsschule künftig für einen ganzen Jahrgang angeboten wird. Mittels einer Befragung soll aber zuerst evaluiert werden, ob das Angebot etwas bringt und inwieweit es angepasst werden muss, «schliesslich wollen wir die Schüler ja nicht noch davon abschrecken, einen technischen Beruf zu ergreifen.»

**Frust, weil andere frei haben**
Die Roboter zu programmieren, macht den Schülern sichtlich Spass, immerhin ist es auch ein ziemliches Erfolgserlebnis, wenn sie ihr Fahrzeug zum Beispiel mittels Händeklatschen steuern können. Die Technikwoche als Ganze stösst bei den Schülern aber nicht nur auf Wohlwollen. Neben dem praktischen Teil stehen auch Vorträge zur Technikgeschichte sowie Ausflüge an die ETH oder in technische Betriebe auf dem Programm, und da haben Fabian Müller und Simon Galli auch ein paar Längen geortet. «Eines der Referate war recht langweilig.» Ansonsten gefällt den beiden die Technikwoche aber ganz gut. Überhaupt nichts anfangen mit den ersten beiden Tagen konnten Laura Seifert und Hannah Kwasnicki. Die Vorträge fanden sie ziemlich öde, und ein technischer Beruf komme für sie ohnehin nicht in Frage. Seifert will Lehrerin werden und Kwasnicki im sozialen Bereich arbeiten, «daran ändert auch die Technikwoche nichts». Was die Schüler aber am meisten ärgert: Weil die Maturprüfungen laufen, haben die anderen frei, «und das bei diesem Wetter.» Die Schüler werden dies wohl irgendwann verschmerzen können. Ganz deutlich hat sich aber gezeigt, dass sie sich von praktischen Anwendungen am ehesten begeistern lassen. Nur logisch also, dass die Kantonsschule ab nächstem Jahr zumindest einmal für alle Erstklässler praktische Übungen in der Physik anbieten will.

#Allgemeines

29. Juni 2010 | Gastkolumne – Technikwoche

Schaffhauser Bock, Titelseite
Urs Saxer

An der Kantonsschule Schaffhausen gibt es verschiedene Themenwochen: Es gibt Sportwochen, Projektwochen, Wirtschaftswochen und diese Woche ganz neu, auch eine Technikwoche. Die Welt der Technik ist faszinierend und spannend. Für viele Schülerinnen und Schüler ist diese Welt aber auch gleichzeitig etwas fremd, vielleicht wegen der enormen Komplexität oder der rasanten technologischen Entwicklung. Technik ist aber immer auch ein Teil unserer Kultur und wir müssen uns mit den technologischen Entwicklungen und dem damit verbundenen Fortschritt intensiv auseinandersetzen. Die schweizerische Wirtschaft benötigt dringend mehr Naturwissenschaftler und Ingenieure. In den Legislatur- und Regierungszielen unseres Erziehungsdepartementes ist die Förderung der Naturwissenschaften sogar explizit aufgeführt. Nun sind für den Mangel an Naturwissenschaftlern und Ingenieuren nicht nur die Gymnasien verantwortlich, das Interesse ist bereits auf Sekundarstufe und auf der Primarstufe zu wecken. Gleichzeitig sind auch die Anreize auf dem Arbeitsmarkt für technikorientierte Berufe zu verbessern. In der Kantonsschule wollen wir mit der Technikwoche bei den Klassen ein besseres Verständnis für naturwissenschaftliche Phänomene und Zusammenhänge und damit auch ein grösseres Interesse an Naturwissenschaften und Technik und den entsprechenden Berufen fördern. Die Zielsetzungen der Technikwoche lassen sich nur mit vertieften Kontaktmöglichkeiten zu den naturwissenschaftlich-technischen Studien- und Berufsbereichen erreichen. Für diese Kontakte danke ich im Namen der Schülerinnen und Schüler allen beteiligten Schaffhauser Unternehmungen ganz herzlich.

#Notizen zu Namen

22. Juni 2010 | Die ÖBS wählt drei neue Vorstandsmitglieder

Schaffhauser Nachrichten

Die Wahl von neuen und die Verabschiedung von zurücktretenden Vorstandsmitgliedern sowie die Rechnungsabnahme waren Traktanden an der GV der ÖBS Schaffhausen.
Gewohnt humorvoll und souverän führte Präsidentin Iren Eichenberger durch die Generalversammlung der Ökoliberalen Bewegung Schaffhausen (ÖBS). In ihrem Jahresbericht wies auf die zahlreichen Aktivitäten der ÖBS inner- und ausserhalb der Parlamente im vergangenen Jahr hin. Gleich fünf bewährte und teilweise langjährige Vorstandsmitglieder musste die ÖBS an diesem Abend verabschieden. Es waren dies aus Schaffhausen alt Kantonsrat René Schmidt und Bürgerratspräsidentin Brigitte Oechslin, aus Neuhausen die ehemaligen Sektionspräsidenten Ueli Furrer und Fränzi Vögele und aus Bibern der Steiner Stadtschreiber und frühere Erziehungsrat Stephan Brügel. Ihnen allen wurde mit herzlichem Applaus, freundlichen Worten und einer Flasche Süssmost für ihr grosses Engagement für die ÖBS gedankt.
Die Präsidentin konnte der Versammlung drei engagierte neue Vorstandsmitglieder zur Wahl vorschlagen. Mit Applaus gewählt wurden Apotheker Georg Merz aus Schaffhausen, die Thaynger Einwohnerrätin Maria Härvelid und als Vertreter der jungen Generation der Neuhauser Michael Bernath. Unberührt von der Finanzkrise blieb die Kasse der ÖBS. Die Rechnung, die von Kantonsrätin Regula Widmer verantwortet wurde, schloss mit einem erfreulichen Gewinn, sodass ein kleines Polster für die anstehenden Wahljahre entstanden ist. Weiter wurde bekannt, dass die ÖBS am 24. Juni die beiden Regierungsratskandidaten Ernst Landolt und Matthias Frick zu einem Hearing einladen und dann über eine allfällige offizielle Unterstützung entscheiden wird. Bereits früher hatte sich die ÖBS im Rahmen des ersten ÖBS-Forums des Jahres intensiv mit der Bildungspolitik beschäftigt. Unter der Leitung von ÖBS-Erziehungsrätin Ruth Gloor wurden unter anderem HarmoS, das neue Schulgesetz und der Berufsauftrag für Lehrpersonen diskutiert. Dabei ergab sich in der Diskussion, dass die ÖBS nicht gegen neue Schulleitungen ist, dass bei der Umsetzung aber gewisse Rahmenbedingungen berücksichtigt werden müssen. Weiter wurde betont, dass der neue Berufsauftrag nicht zu einem Kontrollinstrument für die Lehrpersonen werden soll. Im Herbst wird sich die ÖBS in einem weiteren Forum noch einmal mit der Bildungspolitik auseinandersetzen. (ÖBS/S. B.)

#Allgemeines

22. Juni 2010 | Jedem sein Bier

Coopzeitung
Stefan Fehlmann

«Zuerst wird man ja mal ausgelacht, wenn man den Leuten sagt, dass man ein Biersommelier ist», erklärt Walter Tobler. Kein Wunder: Jeder weiss, was ein Weinsommelier ist. Schliesslich gehört dieser in der gehobenen Gastronomie zum guten Ton und findet sich fast schon in jedem besseren Restaurant oder Hotel.
Ein Biersommelier hingegen ist so etwas wie ein bunter Hund. Und entsprechend selten. Ganze acht dürfte es davon in der Schweiz derzeit geben. Das stört Walter Tobler aber nicht. Denn der 53-jährige Wirt aus Überzeugung, wie er selber von sich sagt, weiss es besser: «Im Grunde genommen sind ein Bier- und ein Weinsommelier das Gleiche. Nur dass Bier meiner Meinung nach ungemein vielfältiger ist als Wein.» Das war auch mit ein Grund, warum er sich vor drei Jahren in München und Salzburg zum diplomierten Biersommelier ausbilden liess, eine Ausbildung, die in der Schweiz nicht existiert.
«Bier hat mich immer fasziniert. Ich war neugierig und wollte Argumente für das Bier haben», sagt Tobler. Was nicht verwunderlich ist, immerhin schenkt er in seinen Betrieben, so etwa im historischen «Zum Goldenen Leuen», auch bekannt als «National oder Naz» im St. Galler Klosterviertel eigenes, «huus-braui»-Bier aus. Zusammen mit seinem Braumeister entwickelt er regelmässig neue Biere und führt Degustationen durch. Zudem gibt er sein Wissen auch an der Ostschweizer Gastronomiefachschule weiter.
Nur: Wie wird Bier eigentlich degustiert? «Im Grunde genommen genau gleich wie Wein. Mich interessieren die Farbe, der Schaum, der Geruch und schliesslich das, was im Mund passiert», erklärt Tobler und fügt lachend an: «Mit dem kleinen Unterschied, dass wir das Bier nicht ausspucken wie den Wein, sondern trinken.» Was aber nicht heissen will, dass Biersommliers schlicht und einfach Schluckspechte sind. Vielmehr muss das Bier auch geschluckt werden, um seine Bitterkeit zu bestimmen, und diese zeigt sich eben erst im sogenannten Nachtrunk. Ansonsten kommt beim Bierdegustieren ein ähnliches Vokabular zum Tragen wie beim Wein. So kann ein Bier schon einmal nach frischem Heu riechen und nach Schokolade schmecken. Und es gibt ein spezielles Degustationsglas. Dieses ist unten schmal, öffnet sich zur Mitte und verschliesst sich gegen oben wieder, bevor es sich nochmals leicht öffnet.
Dazu der Fachmann: «Mit dem unteren, schmaleren Teil können wir die Farbe bestimmen, der sich öffnende Teil hilft den Geschmack zu entfalten, derweil die Verengung den Schaum komprimiert, damit sich dessen Struktur bestimmen lässt.» Das klingt spannend und schreit nach der Probe aufs Exempel mit ein paar ausgesuchten Spezialitäten aus dem breiten Biersortiment, welches Coop in grösseren Supermärkten anbietet. Tobler ist von der internationalen Auswahl sehr angetan. Zum Beispiel vom «Schneider Weisse», ein würziges Weizenbier aus Bayern. Dummerweise ist das mitgebrachte Muster ein wenig zu warm. Bier muss kühl sein. 4 bis 6 Grad sind ideal. «Je leichter das Bier, desto kühler sollte es sein. Einzig die dunklen, schweren englischen Stout-Biere vertragen ein wenig Temperatur», klärt er auf. Trotzdem, das Weizenbier schmeckt ihm. Ihm gefallen der kräftige Charakter, die Karamellfarbe und das Bananenaroma. Klingt interessant.
Und würde er für ein gutes Essen auch Bier statt Wein empfehlen? «Unbedingt», erklärt er im Brustton tiefster Überzeugung. «Dieses Bier etwa passt garantiert gut zu Frischkäse und auch zu Fleisch.» Und dann zeigt sich ein Leuchten in seinen Augen: «Und zum Dessert sowieso.» Sein Tipp? Frische Erdbeeren! Warum nicht, einen Versuch wärs wert. Prost!





Foto: Christoph Sonderegger

#Notizen zu Namen

18. Juni 2010 | Die Stadtfahne

Schaffhauser Nachrichten, Sport
Matthias Dubach

Wer in Durban während der Partie Spanien – Schweiz im Moses- Mabhida-Stadion genau auf den Bildschirm schaute, konnte je nach Kameraeinstellung am Fernseher eine Schaffhauser Stadtfahne auf der Tribüne entdecken, sekundiert von einem Banner der Falken-Brauerei. Die Fans, welche mit den Fahnen auf ihre Herkunft hinwiesen, heissen Lorenz Textor, Andreas Grieder, Marco Zeltner, Simon Meyer und Turgut Gülay (v. l.). Schon vor dem Spiel posierte das Quintett siegesgewiss an der Strandpromenade von Durban.





Text und Bild Matthias Dubach

#Notizen zu Namen

11. Juni 2010 | Schaffhausen ist bereit für den Anstoss

Schaffhauser Nachrichten, Region
Daniel Wunderli und Robin Blanck

Heute beginnt das grosse Fussballfest in Südafrika, auch in Schaffhausen hat sich in den letzten Tagen die Vorfreude auf die Fussball-Weltmeisterschaft bemerkbar gemacht, wenn auch nicht im selben Umfang wie noch vor zwei Jahren, als die Schweiz die Europameisterschaft zusammen mit Österreich ausgerichtet hatte.
Im Kindergarten Munothalde in Schaffhausen herrscht echte WM-Stimmung: In der Garderobe des Kindergartens findet ein Match statt, «wir sind die Spielvi» – «wir die Schweiz!», rufen die Knaben, dann Schuss und Tor. Jubelgeschrei, es steht 2:2. «Das nächste Goal entscheidet», sagt Kindergärtnerin Patrizia Walter, die einen nicht benutzten Raum des Munothalden-Kindergartens in eine WM-Spielwiese verwandelt hat: Es gibt Luftballons mit Fussballmuster, einen Tschüttelikasten, Fussball-Memory, Bücher, Girlanden mit den Fahnen der teilnehmenden Nationen und – nebst vielen weiteren Attraktionen – natürlich auch ein eigenes WM-Studio mit Spielplan und einem Poster der Schweizer Nati. Im WM-Studio wird gerade emsig gearbeitet, die alte Schreibmaschine von Patrizia Walter steht nie still, Interviews werden geführt, die Kinder als Reporter. Wie bereits in früheren Jahren hat Walter die WM-Werkstatt eigens für die Kinder zusammengestellt, für die Kindergärtnerin ist das Thema vertraut: «Ich bin selber Fussballfan», gesteht sie, die früher auch öfter die Spiele des FCS besucht hat. Die Begeisterung für das runde Leder geht zurück auf Walters Cousine Monika Stahel, die 1964 am ersten für Frauen zugelassenen Schiedsrichterkurs teilgenommen hat. Eine junge Reporterin mit Mikrofon in der Hand interviewt den Kollegen von der Zeitung: Man ist sich einig, Alex Frei wird spielen können. Plötzlich Jubel in der Garderobe: Die Schweiz schlägt die Spielvi – auch ohne Frei. In der Garage von Urs Zahner in Flurlingen ist auch schon alles bereit für den WM-Auftakt, richtig los geht es aber nicht morgen, sondern erst am Montag, 21. Juni: Am Tag der Sommersonnenwende, genau um 16 Uhr, wenn die Schweiz gegen Chile spielt, wird er zusammen mit seinen Freunden mit dem Brauen eines «Sommersonnenwende-WM-Biers» beginnen. Vor fünf Jahren hat ihm sein Schwager ein Buch über das Bierbrauen geschenkt, seither wurde die Garage zur Brauerei und damit zur Produktionsstätte des «Mondlinger Bräus» umfunktioniert. Rund 50 Liter Bier ergibt ein Brauvorgang, «wenn alles ideal läuft», sagt der Chiropraktiker mit Praxis in Schaffhausen. Das WM-Bier werden die Brauer allerdings nicht mehr während der Weltmeisterschaft geniessen können: Nach einer Gärung von bis zu sieben Tagen muss das Bier noch vier bis sechs Wochen kühl gelagert werden. Auf dem Trockenen bleiben muss die Mondlinger-Bräu-Truppe aber nicht – schliesslich lagern ja noch ein paar Flaschen mit den von Daniela Räss gestalteten Etiketten in der Garage. Für den Schaffhauser Lorenz Textor und seine fünf Mitreisenden beginnt die WM heute auf dem Flughafen Kloten: Von dort reist man nach Kapstadt, im Gepäck sind Tickets für alle drei Gruppenspiele der Schweizer Mannschaft, dafür werden die Schaffhauser während zweier Wochen quer durchs Land reisen und weitere Partien besuchen. Die Vorfreude auf das Ereignis währt aber schon fast vier Jahre: 2004 schauten sich Textor und ein Freund in Dortmund das WM- Spiel Schweiz – Togo an, das brachte sie auf die Idee, auch bei der WM in Südafrika dabei zu sein. An einem Abend im Schaaren wurde der Vorschlag mit den Freunden – auch sie Mitglieder der Mittelschulverbindung Scaphusia – diskutiert und für gut befunden. Weil aber solche Vorhaben vier Jahre im Voraus meist von allen unterstützt werden, aber die meis- ten plötzlich nicht mehr mitziehen, wenn es Ernst gilt, wurde der Verein «Falkenprinzen» gegründet: Die Mitglieder verpflichten sich, das nötige Geld im Voraus einzuzahlen und an der Reise teilzunehmen. Als legitime Rücktrittsgründe – mit Rückerstattung des eingezahlten Geldes – gelten gemäss Statuten etwa ausbildungsbedingte Absenzen, nicht aber die Entbindung eines Kindes: «Wir wussten, dass wir 2010 30 Jahre alt sein würden und dass Verpflichtungen die Reise verhindern könnten», sagt Architekt Textor, der in den vergangen beiden Jahren in New York seinen MBA gemacht hat. Tatsächlich mussten mehrere Vereinsmitglieder absagen, sodass vier Kollegen aus dem gleichen Scaphusia-Jahrgang, der sogenannte Jahrgangsgötti aus der Verbindung und ein weiteres Verbindungsmitglied übrig blieben. «Gegen Spanien sehe ich kaum eine Möglichkeit, dass die Schweiz gewinnt, gegen die beiden anderen Teams liegt etwas drin», ist Textor überzeugt. Für Fussballverrückte, welche die Spiele nicht in Südafrika verfolgen können, besteht die Möglichkeit, eines der drei Public Viewings im Kanton aufzusuchen. Das grösste Public Viewing ist die «Ersparniskasse Arena Schaffhausen» im Mosergarten. Mitorganisator Luciano Di Fabrizio versichert, dass es noch freie Plätze gibt. Die Sitzplätze für eines der Spiele mit Schweizer Beteiligung würden aber langsam rar, so Di Fabrizio. «Für das dritte Spiel der Schweizer Nationalmannschaft gegen Honduras sind bereits jetzt alle Sitzplätze ausverkauft.» Stehplätze seien aber nach wie vor erhältlich. Der Grund dafür sei die Tatsache, dass dies das einzige Spiel der Schweizer in der Gruppenphase sei, welches am Abend stattfinde. Ein Rahmenprogramm vor und nach den Spielen gibt es im Mosergarten nicht. «Nach den Spielen dürfen die Besucher aber gerne noch in der Arena verweilen», sagt Di Fabrizio. Von Sonntag bis Donnerstag schliesst diese nämlich erst um halb eins, an den Wochenenden gar erst um halb zwei. In der «Clientis Arena» in Beringen können die Fans die WM unter freiem Himmel verfolgen. Die Organisatoren Christof und Albin von Euw vom Restaurant Gemeindehaus haben gestern Nachmittag mit dem Aufbau begonnen. Wie viele Besucher sie für die Spiele erwarten könnten, sei schwer einzuschätzen sagt Christof von Euw. «Das hängt stark von der Witterung ab.» Platzreservationen sind beim Public Viewing in Beringen nicht möglich, da der Eintritt frei ist. «Wer zuerst da ist», so von Euw, «der mahlt zuerst.» Bei grossem Ansturm können aber kurzfristig noch Stehtische aufgestellt werden. Die Organisatoren des Public Viewing im Stadtgarten in Stein am Rhein sind ebenfalls bereit für den heutigen Anpfiff. «Für die Spiele der Nationalmannschaft, sowie das Eröffnungsspiel und den Final sind die 70 Plätze im VIP-Bereich und viele Tische bereits besetzt», sagt Mitorganisator Oliver Schmid. Trotzdem gibt es an der Abendkasse noch genügend Einzeleintritte. «Bis zu 350 Leute dürfen wir ins Zelt lassen, erst danach müssen wir Leute abweisen.» Vor den Spielen der Nati werden in Stein am Rhein jeweils Bands aus der Region die Besucher auf die Matches einstimmen.

#Notizen zu Namen

8. Juni 2010 | Ein Oberstaatsanwalt und elf Staatsanwälte

Schaffhauser Nachrichten, Region
Walter Joos

Die Staatsanwaltschaft setzt sich in Zukunft aus drei verschiedenen Abteilungen zusammen. Diese unterstehen dem gestern vom Parlament mit 56 Stimmen vom Staatsanwalt zum ersten Staatsanwalt beförderten Peter Sticher. Die elf weiteren von der erweiterten Justizkommission vorgeschlagenen und vom Parlament ohne zusätzliche Nominationen gewählten Staatsanwälte gehörten bisher zum grössten Teil dem Untersuchungsrichteramt an. Sie bilden künftig die allgemeine Abteilung der Staatsanwaltschaft und haben die ihnen zugewiesenen Fälle bis zum rechtskräftigen Abschluss unter grösstmöglicher Eigenverantwortung im Grundsatz selbständig zu führen. Mit Ausnahme von Monika Jehli hatten sich alle übrigen sechs bisherigen Untersuchungsrichter bereits mindestens einmal im Parlament zur Wahl gestellt.

**Mannschaft ist vollständig**
Martina Fankhauser kam gestern als einzige Kandidatin auf 58 Stimmen. Für Monika Jehli, Thomas Rapold und Dominique Kübler wurden je 57, für Willy Zürcher und Gaudenz Kind je 56 Stimmen ausgezählt. Peter Neukomm musste sich mit 50 Stimmen begnügen. Kerstin Lehniger mit 57 Stimmen und Deborah Schneckenburger mit 56 Stimmen wurden als Staatsanwältinnen der Verkehrsabteilung, Peter Möller mit 55 Stimmen und Barbara Wüthrich Frey mit 53 Stimmen zu Staatsanwälten der Abteilung Jugendanwaltschaft gewählt. Damit ist die insgesamt 1100 Stellenprozent umfassende Mannschaft von Peter Sticher komplett.

**Reserve für den Übergang**
Nicht ganz zufrieden zeigte sich gestern Markus Müller (SVP, Löhningen) über die Tatsache, dass Richard Jezler als bisher vom Parlament gewählter Staatsanwalt-Stellvertreter zwecks Abbau vorhandener Pendenzen als ausserordentlicher Staatsanwalt für einige Jahre mit einem reduzierten Pensum weiterbeschäftigt wird.Nach Auskunft von Kommissionspräsident Willi Josel (SVP, Neuhausen) dient diese Regelung auch der Sicherstellung eines möglichst reibungslosen Übergangs auf das neue Arbeitsmodell innerhalb der neu formierten Staatsanwaltschaft. Das Obergericht geht davon aus, dass bei gleichbleibender Belastung aufgrund der rationelleren Abläufe ab 2013 ein halbes Pensum bei der Staatsanwaltschaft eingespart werden kann.

**Vierköpfige Leitung**
Noch offen ist die in der Kompetenz der Regierung liegende Wahl der leitenden Staatsanwälte, die in Zukunft je einer der drei Abteilungen vorstehen. Die von der durch Regierungspräsident Erhard Meister, Obergerichtspräsident David Werner, Kantonsgerichtspräsident Werner Oechslin, Staatsanwalt Peter Sticher und Rechtsanwalt Jürg Uhlmann erweiterten Justizkommission vorgeschlagenen Kandidaten – Willy Zürcher als Leiter der allgemeinen Abteilung, Kerstin Lehniger als Leiterin der Verkehrsabteilung und Peter Möller als Leiter der Jugendanwaltschaft – gelten dem Vernehmen nach jedoch als gesetzt. Peter Sticher als erster Staatsanwalt und die von der Exekutive ernannten drei leitenden Staatsanwälte bilden zusammen die Geschäftsleitung. Sie sind in Zukunft in erster Linie für die einheitliche fachliche Führung der gesamten Staatsanwaltschaft verantwortlich.


**Kantonsgericht**
Parlament bestätigt die Funktion von Ernst Sulzberger

Ernst Sulzberger wurde gestern vom Kantonsrat mit 55 Stimmen als Vizepräsident des Kantonsgerichtes bestätigt. Bisher beschränkte sich das Parlament auf die Wahl des Kantonsgerichtspräsidenten und der Kantonsrichter und überliess die Bestellung des Vizepräsidenten dem Kantonsgericht. Neu muss nun – analog den bereits bisher für das Obergericht geltenden Vorschriften – sowohl der Präsident als auch der Vizepräsident des Kantonsgerichtes durch den Kantonsrat gewählt werden. Der Grund dafür liegt in der Möglichkeit, der Vizepräsidentin respektive dem Vizepräsidenten die Führung einer Kammer zu übertragen. Auch das entspricht der beim Obergericht geübten Praxis. Dem Kantonsgericht gehören neben Präsident Werner Oechslin und Vizepräsident Ernst Sulzberger mit Annette Dolge, Manuela Hardmeier, Nicole Hebden und Markus Kübler vier weitere Juristen an. Als Ersatzrichter kommen Andrea Berger-Fehr, Christof Brassel, Hans Hakios, Michèle Hubmann Trächsel und Marcus Andreas Textor zum Einsatz. (W. J.)

#Allgemeines

5. Juni 2010 | Der Falke ist im Coop-Regal gelandet

Schaffhauser Nachrichten, Regionale Wirtschaft
Philipp Lenherr

In der Region Schaffhausen ist das normale Falken-Lagerbier schon lange in den Coop-Filialen erhältlich. Seit mehr als zwei Jahren produziert die Brauerei Falken zudem für Coop alkoholfreies Biobier. Rechtzeitig zu Beginn der Grillsaison ist es der Brauerei nun gelungen, gleich zwei weitere Biere in die Coop-Regale zu bringen.

**Biolagerbier und «Eidgenoss»**
Mitte Mai lancierte Coop das neue Biolagerbier unter dem Label Naturaplan, welches von der Brauerei Falken hergestellt wird und schweizweit im Coop erhältlich ist. Den Hinweis auf die Schaffhauser Brauerei findet der aufmerksame Biertrinker auf der Rückseite der Flasche. Viel eher auf den ersten Blick als Falkenbier zu erkennen ist hingegen der «Eidgenoss», welcher ebenfalls seit Mitte Mai bei Coop in allen grösseren Filialen der Deutschschweiz verkauft wird. Der Falke ist also gleich doppelt in den Coop-Regalen gelandet, vielerorts wahrscheinlich auf der verkaufstechnisch attraktiven Augenhöhe im Regal. «Wir sind wirklich stolz auf die nun ausgebaute Zusammenarbeit mit Coop. Wir sind die einzige unabhängige Brauerei in der Deutschschweiz, die das geschafft hat», so Geschäftsleiter Markus Höfler auf Anfrage. Um das Naturaplan-Biobier liefern zu dürfen, musste die Brauerei zahlreiche Anforderungen erfüllen. «Nötig war zum Beispiel die Bio-Zertifizierung, die wir bereits hatten», so Höfler. Weiter würden Grossverteiler wie Coop zahlreiche Anforderungen an die Produktionsabläufe stellen, die sogenannten «Food Standards». «Wir haben kürzlich zum zweiten Mal die Zertifizierung für den International Food Standard (IFS) erhalten, und das auch noch auf höherem Niveau», so Höfler. Ein nicht zu unterschätzender Aufwand für eine kleine Brauerei, der sich offenbar gelohnt hat.

**Expandieren – für die Region**
Neben dem Vorstoss in die Coop-Regale hat die Brauerei Falken in letzter Zeit auch andere Anstrengungen unternommen, um neue Absatzkanäle für ihre Gerstensäfte zu erschliessen – mit Erfolg. So schenkt der in Zürich stadtbekannte «Sternen-Grill» beim Bellevue seit wenigen Tagen nur noch Falkenbier aus. Zahlreiche Stadtzürcher und Auswärtige werden dort wohl ihre erste Bekanntschaft mit Falkenbier machen. Und auch am Zürifäscht Anfang Juli wird dieses Jahr einmal mehr Falkenbier ausgeschenkt werden. Die Expansion nach Zürich wird also fortgesetzt, und die Coop-Regale sind erobert – fühlt sich der Falke etwa nicht mehr wohl in seinem angestammten Schaffhauser Horst? Markus Höfler verneint vehement. Viel eher scheint der Falke mehr Platz für Ausflüge zu brauchen. «Schaffhausen ist und bleibt unser Heimmarkt. Es ist auch nicht so, dass unsere Sponsoring-Engagements in Zürich und anderswo auf Kosten der Aktivitäten hier vor Ort gehen», so Höfler. Die teilweise langjährige Unterstützung von Anlässen in der Region soll fortgeführt werden. Die Handballer der Kadetten, die FCS-Kicker und die Kanti-Girls beispielsweise brauchen sich also um eine weitere Zusammenarbeit keine Sorgen zu machen. Mit dem Nordostschweizer Jodlerfest und dem «Festival» auf dem Herrenacker stehen zudem diesen Sommer zwei Grossanlässe auf dem Programm, die von der Brauerei ebenfalls unterstützt werden. «Alle unsere Anstrengungen in diesem Bereich, insbesondere auch die in Zürich, machen wir letztendlich nur für Schaffhausen. Es geht darum, die Zukunft unserer Brauerei und der rund 60 Arbeitsplätze zu sichern», so Höfler. Da die Brauerei in ihrem Heimmarkt bereits einen hohen Marktanteil hat und der Sprung über die Grenze ins «Bierland» Deutschland wenig Sinn machen würde, bleibt Zürich als Expansionsgebiet übrig. Dass durch die erweiterte Zusammenarbeit mit Coop nun auch die schweizweite Präsenz deutlich erhöht werden kann, ist für die über 200 Jahre alte Brauerei natürlich sehr positiv. Von den Coop-Regalen aus werden die in Schaffhausen produzierten Biere ab diesem Sommer noch den Weg zu der einen oder anderen Grillparty finden, die bisher ausserhalb der Reichweite von Falken waren.

#Allgemeines

2. Juni 2010 | Das beruhigende Geheimnis des Rotweins

Journal of the Science of Food and Agriculture
Marcello Iriti (Universität Mailand) et al.

Italienische Forscher haben möglicherweise entdeckt, warum ein Glas Rotwein am Abend so angenehm entspannend wirkt: Einige der beliebtesten Rotweintrauben enthalten in ihren Schalen das Schlafhormon Melatonin, konnten die Botaniker zeigen. Besonders die Arten Nebbiolo, Croatina, Cabernet Sauvignon und Sangiovese, eine der Haupttrauben des Chianti, waren reich an Melatonin. Sollte sich bestätigen, dass das Hormon auch noch nach dem Keltern im fertigen Wein vorhanden ist, wäre Rotwein sogar noch gesünder als bislang angenommen: Melatonin reguliert nämlich nicht nur den Schlaf- und Wachzyklus, sondern kann genau wie die anderen im Rotwein enthaltenen Antioxidantien auch die berüchtigten freien Radikale unschädlich machen.
Lange Zeit glaubten Forscher, das auch als „Jetlag-Hormon“ bekannte Melatonin werde ausschließlich in der Zirbeldrüse von Wirbeltieren produziert. Mittlerweile konnte das Hormon jedoch auch bei Bakterien, verschiedenen Einzellern, Pilzen, einigen wirbellosen Tieren und einer ganzen Reihe von Pflanzen nachgewiesen werden. Seine Hauptfunktion scheint in allen Organismen etwa die gleiche zu sein: Es reguliert die Stoffwechselprozesse, die einem Tag-Nacht-Rhythmus folgen. Bei Tieren ist das beispielsweise der Schlaf, bei Pflanzen unter anderem der Zeitpunkt des Blühens.
Da Melatonin neben seiner hormonellen Funktion auch als Antioxidans wirken und schädliche freien Radikale unschädlich machen kann, suchen Forscher bereits seit längerer Zeit nach melatoninhaltigen essbaren Pflanzen. Fündig wurden sie bereits bei verschiedenen Kräutern, Samen und Früchten. Auch die Schalen einiger roter Traubenarten enthalten das Hormon, konnten die Forscher um Marcello Iriti nun zeigen. Allerdings ist der Melatoningehalt vor allem im Vergleich zu einigen Heilpflanzen hier eher gering: Während Johanniskraut beispielsweise bis zu vier Mikrogramm Melatonin pro Gramm enthält, kommen die Traubenschalen gerade auf ein tausendstel Mikrogramm pro Gramm. Trotzdem glauben Iriti und seine Kollegen, dass diese Menge für einen gesundheitsfördernden und beruhigenden Effekt ausreicht. Sie wollen nun prüfen, ob das Hormon die Bearbeitung beim Keltern übersteht und auch im Rotwein selbst noch nachweisbar ist.
Andere Forscher sind jedoch skeptisch. Es sei nicht sicher, dass Iriti und seine Kollegen tatsächlich Melatonin gefunden hätten, gibt beispielsweise der Hirnforscher Richard Wurtman vom Massachusetts Institute of Technology in einem Kommentar im Magazin Chemistry & Industry zu bedenken. Die verwendeten Methoden seien nicht zuverlässig genug und die Ergebnisse müssten zuerst mit anderen Verfahren reproduziert und bestätigt werden.

#Allgemeines

2. Juni 2010 | Die gestaltete Wand als Notenblatt

Schaffhauser Nachrichten, Region
Daniel Wunderli

Die dritte Klasse mit Schwerpunktfach Gestaltung hat sich zusammen mit ihrem Lehrer Eduard Schwyn vorgenommen, eine Wandfläche im Zwischentrakt des Schulhauses zu gestalten. «Wir standen vor der leeren Fläche und bemerkten, dass sich diese in einem Durchgangsbereich befindet», so Schwyn. Auf die Wand gehe selten jemand direkt zu, aber viele Male am Tag daran vorbei. Dieses Vorbeigehen haben sich die Schüler der Klasse zum Thema gemacht und versucht, unterschiedliche Bewegungsmuster visuell festzuhalten. Sie taten dies mit Hilfe von Stanzresten, welche Schwyn von einer Kartonfabrik erhalten hatte. Daraus stellten die Schüler auf einem Streifen Papier den Rhythmus des Vorbeigehens in Form eines Reliefs dar. Aus den aneinandergefügten Streifen entstand dann die fertige Komposition.
«Als ich vor der gestalteten Wand stand, dachte ich mir, dass das Werk aussieht wie visualisierte Musik», so Schwyn. Das Optische in Musik umzusetzen, hat sich an der Vernissage der Kantonsschüler Timon Happle zur Aufgabe gemacht. In einem minutenlangen Solokonzert am Schlagzeug übertrug er die verschiedenen Rhythmen des Wandreliefs auf die Trommeln seines Schlagzeugs. Der dreidimensionalen Darstellung von menschlichen Bewegungsabläufen ist ein zweiter Teil der Ausstellung gewidmet. Der schwierigen Aufgabe nahmen sich unter anderem Felix Hauser und Elisabeth Güttinger an. Mit vierkantigen Balsahölzchen schufen sie eine Skulptur von zwei Judokämpfern in Aktion. «Zuerst haben wir Skizzen gemacht und versucht, die Proportionen der Figuren richtig darzustellen», erklärt Hauser. Beim Zusammenbauen der Figuren waren dann starke Nerven gefragt, wie Güttinger betont: «Das ist keine exakte Wissenschaft, man muss immer wieder ausprobieren, bis man mit dem Ergebnis zufrieden ist.» Die fertigen Balsaholzfiguren wurden von den Schülern auch fotografiert: einmal sachlich nüchtern, dann durch farbiges Licht in Szene gesetzt. Die gestrige Vernissage war gut besucht. Neben Schülern und Eltern war auch Regierungsrat Christian Amsler anwesend. Beim anschliessenden Apéro konnten sich die Besucher dann über die ausgestellten Werke unterhalten.

#Aktivitas

1. Juni 2010 | Grosskartell

Das diesjährige Grosskartell findet nicht wie bis anhin angegebenen am Sa. 05.06.2010, sondern am **Fr. 04.06.2010** statt.

#Allgemeines

1. Juni 2010 | Interessantes über Altstadt-Baugestein

Schaffhauser Bock
(dat)

Zwei Klassen der Kantonsschule Schaffhausen haben unter der Leitung von Anna Jablonkay (Fachschaft Geographie-Geologie) im Rahmen der Aktion «Die Schweiz entdeckt die Geologie» einen Plakatrundgang durch die Schaffhauser Altstadt erstellt. Am Samstag und Sonntag konnte dieser als Anlass genommen werden, einen kleinen geologischen Bildungs-Spaziergang zu unternehmen.
Die Tafeln enthielten viel interessante Informationen. So konnte man erfahren, dass für den Bau des Klosters Allerheiligen (1049–1064) vor allem Kalkfels, Bollensteine, Sand und Kies verwendet wurde, was es alles oberhalb einer Felsbank am Rheinufer gab. Beim anschliessenden Ausbau wurde unter anderem auch grauer Plattensandstein aus Rorschach und roter Schilfsandstein aus Schleitheim sowie Mörtelguss mit rötlichem Ziegelzuschlag verwendet.
Auf dem Plakat im Rathausbogen wurde erklärt, dass die Pflastersteine, auf denen man gerade steht, aus Tessiner Granit oder Bündner Gneis bestehen. Sie werden in Bögen angeorndet, einerseits aus ästhetischen Gründen, andererseits weil die Steine weniger auseinander rutschen, wenn der Druck von Fahrzeugrädern gegen die Bogenform wirkt. Fixiert sind die Steine mit Zement-Mörtel.
Wer am Sonntag den Rundgang abging, hatte teilweise Pech – aufgrund des Reges und des Windes wurde leider etwa die Hälfte der Plakate von den Ständern gerissen.

#Allgemeines

29. Mai 2010 | Von Männern gegründet, von Frauen getragen

Schaffhauser Nachrichten, Region
Wolfgang Schreiber

Zum Festakt «200 Jahre Gemeinnützige Gesellschaft Schaffhausen (GGS)» gestern Abend im Park Casino Schaffhausen ging Annemarie Huber-Hotz, Präsidentin der Schweizerischen Gemeinnützigen Gesellschaft, in ihrer Festansprache speziell auf den Wert der privaten gemeinnützigen Tätigkeit ein. «In Ihrem Einsatz für das gemeinnützige und freiwillige Engagement liegt auch eine mögliche Gegenstrategie zum kalten und eigennützigen Profitdenken in der Wirtschaft, dessen Exzesse wir in der jüngsten Zeit miterleben mussten», sagte Annemarie Huber-Hotz, die von 2000 bis 2007 als erste Bundeskanzlerin amtete. Sie wies darauf hin, «dass der Ausdruck ‹Profit› mehr bedeuten kann als nur Geld», und erwähnte den Philosophen Otfried Höffe, der schrieb: «In der Tat ist der pekuniäre Profit nur eine der vielen Währungen, in denen die Menschen das messen, worauf es ihnen letztlich ankommt. Nur oberflächliche Menschen geben sich mit Äusserlichem zufrieden … Wer mehr will, nämlich ein halbwegs gelungenes Leben, sucht Anerkennung – sowohl durch die Familie, Freunde und Mitbürger als auch durch sich selbst.» Die Präsidentin der Schweizerischen Gemeinnützigen Gesellschaft bestätigte: «Gemeinnütziges Engagement und Freiwilligenarbeit bringen einen persönlichen Profit, sie bringen Menschen zusammen, die dieselben Werte teilen, und: Die Zeit, die wir aus freien Stücken für die Familie, für Freunde und für die Gesellschaft einsetzen, ist sinnvoll verbrachte Zeit. Den Profit, den wir daraus ziehen, erhalten wir in der Währung Glück und Befriedigung.»
Die 200-jährige Geschichte der Gemeinnützigen Gesellschaft Schaffhausen kann in der Tat als eine Geschichte von Win-win-Situationen gelesen werden. Das ging auch aus den Begrüssungsworten des Präsidenten der Schaffhauser Gemeinnützigen Gesellschaft, Christoph Waldvogel, hervor. Regierungspräsident Erhard Meister lobte die vielen erfolgreichen Projekte der Gemeinnützigen Gesellschaft und unterstrich, dass gemeinnütziges Tätigsein, dass freiwillige Arbeit für die Gemeinschaft noch immer ein wichtiger Motor unserer Gesellschaft sei, dass sie quasi die Seele der Schweiz ausmache, und dies trotz ausgebautem Sozialstaat. Er zollte dem freiwilligen Engagement der vielen Mitglieder der Gemeinnützigen Gesellschaft, von der er sagte, «sie ist von Männern gegründet, aber heute von Frauen getragen», seine Anerkennung und sprach den Dank der Regierung aus. Die 200-jährige Geschichte der Gesellschaft wurde vom Historiker Adrian Knöpfli kurz vorgestellt. Von den aktuellen Aktivitäten, den Ferienlagern und vom Pradotel Churwalden berichtete Michael Schmid in einer Diashow, Willi Wasser zeigte Ausschnitte aus seinem Film über die Idem. Das 13-köpfige Vokalensemble der Kantonsschule Schaffhausen mit Alexander Wanner am Klavier, geleitet von Beatrice Zeindler, gab der 200-Jahr-Feier den gesanglich-künstlerischen Rahmen.


**Gemeinnützige Gesellschaft**
«Dass es sie nach 200 Jahren noch gibt, ist eine Erfolgsgeschichte»

Die Gemeinnützige Gesellschaft Schaffhausen (GGS) feiert 2010 ihr 200-jähriges Bestehen. Der Wirtschaftshistoriker Adrian Knoepfli hat die Geschichte der GGS unter dem Titel «Von ‹wohlthätigen Menschenfreunden› gegründet» (*) nachgezeichnet.

*Wer waren diese Gründer, diese «wohlthätigen Menschenfreunde»?*
Adrian Knoepfli: Diesen Titel habe ich in einem Aufruf gefunden, den 1810 die beiden Schaffhauser Johann Jacob Altorfer und Johann Jacob Stokar veröffentlicht haben. Sie wandten sich an «wohlthätige Menschen» mit der Bitte, Geld zu spenden, damit zwei blinde Knaben aus Schaffhausen zwecks Bildung nach Zürich in eine Blindenanstalt geschickt werden konnten. «Wohlthätige Menschen» waren es denn auch, die die GGS gegründet haben. Sie erkannten, dass die Situation vieler Menschen, bedingt auch durch die Kriegswirren dieser Zeit, schlecht war und dass etwas unternommen werden musste, um ihnen zu helfen. Es war eine Initiative von oben für die Armen unten. Diese Hilfe war aber nicht ganz uneigennützig, denn sie sollte auch den Aufstand der Armen verhindern.

*Dann rekrutierte sich die GGS also eher aus den Gutbetuchten?*
Knoepfli: In der GGS war seit der Gründung immer die Oberschicht vertreten, etwa durch Fabrikanten, Pfarrer und Lehrer. Es gehörte zum guten Ton, dort dabei zu sein.

*Bereits im 19. Jahrhundert begann die GGS mit der Organisation von Ferienlagern für Kinder, was sie heute noch tut. Wie hat sich diese Aktivität im Lauf der Zeit gewandelt?*
Knoepfli: Die Ferienlager bilden die kontinuierlichste Tätigkeit der GGS, ihre Durchführung war jeweils mit viel Herzblut verbunden, wie man den Berichten dazu entnehmen kann. An den Lagern nahmen Unterschichtkinder teil, die auch gesundheitlich davon profitieren sollten. Die Idee zu solchen Lagern ging von einem Pfarrer Bion in Zürich aus, der die ersten durchführte. Diese wurden an vielen Orten und bald auch in Schaffhausen nachgeahmt. Als die Schaffhauser Initianten Geld für ein Ferienheim suchten, wandten sie sich an die GGS. Diese nahm sich der Sache an und betrieb seit 1895 das Ferienheim in Büttenhardt. Später erwarb die GGS für die Lager ein Hotel in Heiden, 1974 erfolgte der Wechsel nach Churwalden. Nachdem die städtischen Stimmbürger dem dortigen Jugendzentrum einen Beitrag verweigert hatten, realisierte es die GGS selber und wandelte das Zentrum später ins Pradotel um. Dieses ist heute das wichtigste Asset der GGS.

*Waren diese Ferienlager der GGS nie gefährdet?*
Knoepfli: In einem gewissen Grade schon, denn nach dem Zweiten Weltkrieg änderten sich die Feriengewohnheiten, und es war oft schwierig, Leiter zu finden. Doch die GGS meisterte alle Probleme, und die Lager gibt es heute noch.

*Gilt das auch für die anderen Aktivitäten der GGS?*
Knoepfli: Nein, vieles verschwand, da zunehmend der Sozialstaat Aufga- ben übernahm, um die sich früher die GGS gekümmert hatte. Dass es die GGS nach 200 Jahren aber immer noch gibt, ist zweifellos eine Erfolgsgeschichte.

Interview Erwin Künzi

(*) Adrian Knoepfli: Von «wohlthätigen Menschenfreunden» gegründet. 200 Jahre Gemeinnützige Gesellschaft Schaffhausen, 1810–2010. Schaffhausen 2010.

#Allgemeines

29. Mai 2010 | «Erlebnis Geologie»

Schaffhauser Nachrichten, Region
(dj.)

Das in der Disziplin der Geologie vereinigte Wissen prägt unseren Alltag stark. Aus unseren Wasserhähnen fliesst stets sauberes Wasser. Unsere Häuser stehen auf zuverlässigen Fundamenten. Wir wissen zwar nicht genau, wann ein isländischer Vulkan ausbrechen wird, aber wir verstehen die dahinterliegenden Prozesse ziemlich gut. All dies dank dem Fachwissen der Geologen – doch woraus sind die Häuser in Schaffhausen gebaut?
Zwei Klassen der Kantonsschule sind während eines Monats im Geografieunterricht dieser Frage nachgegangen. Die Schüler redeten mit Hausbesitzern, durchsuchten das Stadtarchiv und interviewten Denkmalschützer. Das so gesammelte Wissen haben sie nun auf 19 grossen Plakaten aufbereitet, die dieses Wochenende als Stadtrundgang in der Stadt verteilt sind, von der Stadtmauer beim Schwabentor bis zum Munot. Der Mohrenbrunnen auf dem Fronwagplatz etwa besteht aus Mägenwiler Muschelsandstein aus dem Aargau, der vor 21 Millionen Jahren entstand, als das Meer bis ins Mittelland vorstiess. Das Gestein bildete sich aus Schalen von Muscheln und Schnecken, die sich im Meeresboden einlagerten und dann zusammengepresst wurden. Die auf den Plakaten gebotenen Informationen zur Baugeschichte und zum jeweils verwendeten Gestein überzeugen, die Präsentation ist leider nicht vollständig geglückt. Die Texte sind etwas lang und zu wenig gegliedert. Die Auflösung der Bilder ist relativ zur Plakatgrösse oft etwas knapp. An diesem Wochenende finden neben dem Plakatrundgang unter dem Titel «Erlebnis Geologie» auch verschiedene Führungen statt. Am Samstag um 14 Uhr starten beim Infopavillon am Rheinfall zwei Angebote, ein klimageschichtlicher Spaziergang und eine geologische Velotour. Am Sonntag erklärt der Geologe Iwan Stössel in Schleitheim die Spuren des Gipsabbaus in der Gemeinde.

#Allgemeines

28. Mai 2010 | «Diese Arbeiten haben uns am besten gefallen»

Schaffhauser Nachrichten, Region
Daniel Wunderli

Prorektor Thomas Stamm begrüsste gestern Abend in der Aula der Kantonsschule Schaffhausen die 22 Schüler, deren Maturaarbeiten von ihren Betreuern zur Prämierung vorgeschlagen wurden, sowie die zahlreich erschienenen Eltern, Kollegen und Gäste, darunter auch Regierungsrat Christian Amsler. Er berichtete kurz von seinen eigenen Erfahrungen als Verfasser und Betreuer ähnlicher Arbeiten.
Die Preisverleihung eröffnete dann Georg Freivogel von der Buchhandlung Fass, die den Preis für die ausgezeichnete Arbeit im Fachbereich Sprache stiftet. «Es sind nicht die besten Arbeiten, die wir als Jury prämiert haben, sondern jene, die uns am besten gefallen haben», so Freivogel. Einfach habe es sich die Jury nicht gemacht: «Über vier Stunden haben wir in der entscheidenden Sitzung beraten, welche Arbeiten heute prämiert werden sollen.» Den Preis im Fachbereich Sprache erhielt dann Ladina Wunderli für ihre Maturaarbeit über die Planung eines Workshops für den Englischunterricht. Im Fachbereich Naturwissenschaften präsentierte Jakob Walter von der Naturforschenden Gesellschaft Schaffhausen zwei Arbeiten. Als Erstes eine Arbeit von Christoph Bohren, der anhand von Videoaufnahmen das Brutverhalten der Mehlschwalben analysierte, sowie die Arbeit von Nicolas Schmid über die umwelttechnischen Aspekte des Holzbaus. Die Preise in diesem Fachbereich wurden von der Firma Cilag finanziert. «Ich komme gleich zur Sache», sagte Peter Scheck vom Historischen Verein und überreichte Katarina Dujmovic den Preis für ihre Arbeit über die Auswirkungen des Jugoslawienkriegs auf die kroatische Stadt Vukovar. Daneben wurde die Arbeit von Sara Wohlwend zur Solarenergie-Nutzung in Deutschland und der Schweiz prämiert. Der von der Bank Wegelin gestiftete Preis in der Kategorie Kunst ging an Anja Leu, die ein Theaterstück mit dem Titel «Irre?» zum Thema Normalität verfasst hat. Für den musikalischen Rahmen sorgte das famose Schülerensemble «Bansemble» unter der Leitung von Andrew Kendrick.


**Maturaarbeiten**
Die nominierten Arbeiten

*Fachbereich Sprachen*
Nora Leutert: «Irrlichtern» – eine Erzählung Valentina Missio: La Sciroccana. Una trasmissione radiofonica in italiano Michaela Tobler, Karin Wäspe: Kinder für Kinder – Ein Theaterprojekt Ladina Wunderli: Creating a Workshop

*Fachbereich Naturwissenschaft und Mathematik*
Christoph Bohren: Mehlschwalben. Analyse des Brutverhaltens mit Hilfe einer Videokamera Anna Ebi: Trüffeln auf dem Südranden Janina Graule: Muttermilch oder Säuglingsnahrung – Was ist das Beste für Mutter und Kind? Elisabeth Güttinger: Ammoniten – Eine stammesgeschichtliche Interpretation der Gattungen Staufenia, Ludwigia und Brasilia Andrin Rohner, Luca Keller: Strömungskanal selbst gebaut. Technische Experimente an Weidlingsmodellen Nicolas Schmid: Mit Holzbau gegen den Klimawandel Deborah Schneider: Neuerhebung von Fledermaus- Gebäudequartieren im Kanton Schaffhausen Bruce Weder: Ernährungstherapie mit chinesischen Kräutern

*Fachbereich Geistes- und Sozialwissenschaften*
Katarina Dujmovic: Vukovar: Werden die Wunden jemals verheilen? Ralph Hartmeier: Erfahrungen aus der Jugendorganisation im Handgepäck – Bessere Chancen im Berufsleben Vera Küng, Carola Schabert: Bombardierung der Stadt Schaffhausen im Zweiten Weltkrieg am Schicksalstag des 1. April 1944 – Entwurf einer Stadtführung Lilith Ritzmann: Sanierungsprojekt «Linth 2000» Bettina Schlatter: Gelähmt! Und dann? Ist Schaffhausen rollstuhlfreundlich? Fabienne Schober: Das Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom bei Kindern – Störungsbild, Problemfeld Schule Sara Wohlwend: Solarenergie-Nutzung in der Schweiz und in Deutschland – Ein Vergleich anhand von Stein am Rhein und Gottmadingen

*Fachbereich Kunst und Sport*
Aline Bürgin: Mara – Wenn das Leben aus den Fugen gerät (Musical) Tanja Griadunova: Russland, meine zweite Heimat Anja Leu: Irre? – Ein Theaterstück zum Thema Normalität


**Maturaarbeiten**
Die prämierten Arbeiten

*Prämiert Fachbereich Naturwissenschaften*
«Mehlschwalben. Analyse des Brutverhaltens mit Hilfe einer Videokamera», so lautet der Titel der ausgezeichneten Arbeit von Christoph Bohren aus Thayngen. Er hat eine Kolonie Mehlschwalben mit der Kamera gefilmt und dabei viel Wissenswertes herausgefunden. Zwei Beispiele: Die Jungvögel vertilgen bis zu 500 Gramm Insekten, bevor sie flügge werden.Wenn Schwalben ihre Jungen füttern, wird das Nest rund 500-mal pro Tag angeflogen.

*Prämiert Fachbereich Naturwissenschaften*
Nicolas Schmid aus Schaffhausen hat sich mit dem Potenzial des Holzbaus im Kampf gegen die Erderwärmung auseinandergesetzt. In seiner Arbeit «Mit Holzbau gegen den Klimawandel» verglich er einen Schaffhauser Kindergarten in Holzbauweise mit einem fiktiven Gebäude aus konventionellen Materialien. Dabei konnte er in detaillierten Berechnungen zeigen, dass der Holzbau weniger Treibhausgase verursacht als herkömmliche Bauweisen.

*Prämiert Geistes- und Sozialwissenschaften*
Katarina Dujmovic aus Schaffhausen hat über die wechselvolle Geschichte der ostkroatischen Stadt Vukovar und die Auswirkungen des Jugoslawienkrieges geschrieben. Ihre Arbeit heisst «Vukovar: Werden die Wunden jemals verheilen?». Weiter hat sie mit sechs serbischen und sechs kroatischen Bewohnern der Stadt Interviews geführt. Die im Titel gestellte Frage konnte sie nicht definitiv beantworten, jedoch macht sie auch Vorschläge, um das Zusammenleben der Volksgruppen zu verbessern.

*Prämiert Geistes- und Sozialwissenschaften*
Die ausgezeichnete Arbeit von Sara Wohlwend aus Ramsen heisst «Solarenergie-Nutzung in der Schweiz und in Deutschland – ein Vergleich anhand von Stein am Rhein und Gottmadingen». Der Maturandin ist aufgefallen, dass es in Gottmadingen speziell viele Sonnenenergie-Anlagen gibt. Die Frage, wie die Situation im Vergleich zur Schweiz aussieht, hat sie in ihrer eigenständigen und originellen Arbeit systematisch untersucht und dabei die unterschiedlichen Fördermassnahmen diskutiert.

*Prämiert Fachbereich Kunst*
An der Theaterarbeit von Anja Leu aus Schaffhausen lobte Laudator Thomas Stamm die saubere Ausführung, sowohl in der Inszenierung wie auch in der schriftlichen Präsentation. Die Arbeit hat den Titel «Irre? – ein Theaterstück zum Thema Normalität». Anja Leu betrieb für ihr selbst geschriebenes Stück grossen Aufwand und inszenierte es packend mit Schulkollegen im Theater Central in Neuhausen. In der Klinik des Stücks werden drei Pfleger durch ihren Alltag an den Rand der Normalität getrieben.

*Prämiert Fachbereich Sprachen*
Ladina Wunderli aus Thayngen hat einen Workshop für den Englischunterricht in der 3. Sekundarklasse entwickelt. Ziel der Arbeit mit dem Titel «Creating a Workshop» war es, dass die Schüler Freude am Sprachunterricht haben. Sie entwarf ergänzende Unterrichtsmaterialien rund um eine fiktive Weltreise in englischsprachige Länder. Getestet hat Ladina Wunderli den Workshop in einer 3.-Sek-Klasse in Thayngen. Ihr Workshop kam bei der Klasse wie auch beim Lehrer sehr gut an.

#Allgemeines

27. Mai 2010 | Mundartrock auf der Munotzinne

Schaffhauser Bock
Judith Klingenberg

Auf der Munotzinne ist für grosse und kleine Besucher auch diesen Sommer wieder einiges los – vom Kinderfest über die Munotbälle bis zum Grosskonzert und Kino-Open-Air. Damit an den Veranstaltungen auch das leibliche Wohl der Gäste nicht zu kurz kommt, setzt der Munotverein seit Jahren auf die Zusammenarbeit mit dem Hombergerhaus. „Eine bewährte Zusammenarbeit“, sagte Präsident Urs Saxer an der Präsentation des Jahresprogramms vor den Medienvertretern. Nun ergibt sich bei der Betriebsführung auf den 1. Juli eine Änderung: Christian Strassgschwandtner ersetzt den Geranten Jürgen Gnotke von der Compass Group. Somit übernimmt Strassgschwandtner gleichzeitig die Bewirtung auf dem Munot. Für den ausgewiesenen Gastrofachmann, der aus Salzburg stammt, seit 23 Jahren in der Schweiz lebt und seit acht Jahren das Restaurant Sudhuus im Herblingermarkt führt, geht damit ein grosser Wunsch in Erfüllung.

**Gastroangebot: Klein und attraktiv**
„Ich hatte früher viel mit Catering zu tun und vermisste diesen Bereich in den letzten Jahren“, sagte Strassgschwandtner. Durch die Übernahme des Hombergerhauses und der Munotgastronomie sei er nun in der glücklichen Lage, wieder einen Catering-Bereich aufzubauen. Das Sudhuus im Herblingermarkt wird derweilen seine Frau Tamara weiterführen. Für das gastronomische Angebot auf dem Munot hat er sich schon einiges überlegt. Wegen der nicht einfachen Infrastruktur und um lange Wartezeiten zu vermeiden, setzt er auf ein kleines, aber attraktives Angebot.

**Konzert als Alternative zur WM**
Attraktiv ist auch das Unterhaltungsangebot auf der Munotzinne, das Saxer und Vorstandsmitglied Thomas Stamm vorstellten. Für das grosse Openair-Konzert konnte der Munotverein den Berner Mundartrocker Florian Ast verpflichten. „Wir setzen damit die mit Plüsch, Züri West und Patent Ochsner begonnene Tradition fort“, sagte Saxer. Als Vorgruppe spielen The Rockets aus Hemmental. Dass der Konzerttermin vom 25. Juni mit dem Match Schweiz-Honduras zusammenfällt, bezeichnete er als unglücklichen Zufall. Für Nicht-WM-Fans dürfte das Konzert aber eine willkommene Alternative darstellen, zeigte er sich überzeugt.

**Kino-Open-Air mit sechs Filmen**
Als zweites Highlight geht dann vom 9. bis zum 14. August das Kino-Open-Air über die Bühne. Die 14. Ausgabe startet mit dem Film „21“, der vor allem ein junges Publikum ansprechen dürfte. Weiter gehts mit dem Musikfilm „Crazy Heart“ mit Jeff Bridges in der Hauptrolle, dem Schweizer Film „Giulias Verschwinden “ mit Bruno Ganz, „Invictus“, Clint Eastwoods Film über den eben zum Präsidenten Südafrikas gewählten Nelson Mandela, die Neuverfilmung „Sherlock Holmes“ und „The Blind Side“ mit Sandra Bullock in der Hauptrolle. Erstmals wird das Kino-Open-Air nicht mehr von Peter Pfeiffer organisiert, da dieser nach 13 Jahren aus dem Vorstand zurückgetreten ist. Als neue Vorstandsmitglieder konnte der Munotverein Daniel Schmid, Thomas Spichtig und Michael Fuchs gewinnen. Saxer: „Mit ihnen verfügen wir über einen breit abgestützten Vorstand.“

**Munotbälle und Kinderfest**
Die Open-Air-Saison auf dem Munot startet am 13. Juni mit einem ökumenischen Gottesdienst. Anschliessend können sich Interessierte jeweils am Dienstag dreimal in die Munot-Quadrille einführen lassen. Ab dem 3. Juli finden dann insgesamt acht mal die traditionellen Munot-Bälle statt und am 25. August das Munot-Kinderfest, an dem die Neuhauser Erstklässler wegen des Gemeinde-Jubiläums gratis teilnehmen dürfen.

#Allgemeines

27. Mai 2010 | Gastkolumne – Gemeinnützige Gesellschaft Schaffhausen

Schaffhauser Bock
Christoph Waldvogel

Die Gemeinnützige Gesellschaft Schaffhausen (GGS) feiert dieses Jahr ihren 200. Geburtstag. Ein stattliches Alter für eine Institution, die seit jeher auf die Unterstützung freiwillig und uneigennützig tätiger Menschen zählen darf. Freiwilligenarbeit? Kürzlich wurde ich gefragt, ob es denn solche Organisationen wie die GGS heute überhaupt noch brauche. Meine Antwort: Stellen Sie sich einmal vor, alle freiwillig tätigen Menschen würden einen Monat lang in den Streik treten. Es würde sehr schnell sichtbar, wo überall durch Freiwilligenarbeit Lücken ausgefüllt werden, und wo meist unspektakuläre Arbeit geleistet wird. Der Uno-Tag der Freiwilligenarbeit im Dezember zeigte auf, dass auch in diesem Gremium der Stellenwert erkannt wird. Es ist mehr denn je notwendig, dass wir über den Wert der Gemeinnützigkeit nachdenken, dass der Sinn für die soziale Verantwortung in unserer Gesellschaft gestärkt wird, und dass jenen, die nicht nur darüber nachdenken, sondern auch handeln – nämlich den vielen Freiwilligen – für ihren wertvollen Einsatz Dank und Anerkennung ausgesprochen wird. Die Nachfrage nach den Dienstleistungen der GGS ist nach wie vor gross. Die Arbeit der IDEM-Mitarbeitenden in den Spitälern Schaffhausen wird hoch geschätzt, unsere Angebote an sinnvollen und kreativen Ferienwochen für Kinder werden rege genutzt. In unserem „Pradotel“ in Churwalden, das von einer einfachen Gruppenunterkunft zu einem zeitgemässen, familienfreundlichen Betrieb entwickelt wurde, können wir in attraktiver Umgebung vielen Ansprüchen mit beschränkten Budgets gerecht werden. Ich danke nicht nur den freiwillig Mitarbeitenden der GGS, sondern allen Menschen, die einen wichtigen Beitrag in unserer Gesellschaft leisten.

#Allgemeines

27. Mai 2010 | Ohne Raucher weniger Umsatz

Schaffhauser Bock
Judith Klingenberg

„Es ist ungerecht“, ärgern sich Renate und Gebhard Caviezel, die das Restaurant Stauffacher in Buchthalen führen. Im beliebten Quartierrestaurant machen sich die Gäste rar, seit sie im Lokal nicht mehr rauchen dürfen. „Bei uns verkehren fast ausschliesslich Raucher, obwohl zuvor rund ein Drittel der Fläche für Nichtraucher reserviert war“, erklärt das Wirtepaar. Ebenso wie damals würden sich aber auch heute kaum nichtrauchende Gäste blicken lassen. Und die Stammgäste halten sich nur noch kurz im Lokal auf. „Nach dem Mittagessen zahlen und gehen sie, statt wie früher noch gemütlich Kaffee zu trinken“, sagt Renate Caviezel. Auch abends an der Bar sei nicht mehr viel los, „viele trinken ihr Bier jetzt zu Hause oder weichen aus in Restaurants ohne Rauchverbot, von denen es rundherum etliche gibt.“ Dass der Gästeschwund auf den Umsatz drückt, liegt auf der Hand. Das Ausmass will das Wirtepaar zu diesem Zeitpunkt noch nicht beziffern, sondern erst die weitere Entwicklung abwarten. Aber dass mit der jetzigen Lösung die einen von den andern profitieren, halten sie für höchst ungerecht. „Wenn schon ein Rauchverbot, dann müsste es für alle gelten, dann gäbe es auch kein Ausweichen auf andere Restaurants.“

**Rund ein Drittel weniger Umsatz**
Ähnliche Erfahrungen macht Werner Halwachs, Geschäftsführer des Agip-Tankestellenshops in Neuhausen am Rheinfall. Er verkauft am Morgen weniger Kaffee, registriert kürzere Aufenthalte bei den zu Mittag essenden Gästen und deutlich gelichtete gesellige Runden am Abend. „Viele frühere Gäste lassen sich gar nicht mehr blicken“, sagt er. Dies spürt er auch in der Kasse. Auf rund ein Drittel schätzt er den Umsatzeinbruch. Dennoch will er deswegen nicht in Panik ausbrechen. „Erst einmal abwarten, wie sich die Situation weiterentwickelt, vielleicht pendelt sich das Ganze wieder ein“, hofft er.

**Zahl der Raucherlokale steigt stetig**
Max Reiner, Präsident von Gastro Schaffhausen, weiss um die Nöte der unfreiwillig vom Rauchverbot betroffenen Wirte. „Quartierbeizen und Tankstellenshops leiden am meisten“, sagt er. „Die rauchenden Gäste weichen auf benachbarte Raucherlokale aus oder bleiben auf der Baustelle. “ Es erstaunt denn auch nicht, dass die Zahl der Raucherrestaurants laufend ansteigt. Inzwischen haben rund hundert Lokale im Kanton eine Bewilligung, wie Beat Hartmann, Chef der Gewerbepolizei, auf Anfrage erklärt. Insgesamt wurden bisher rund 75 Bewilligungen für Raucherlokale und über 20 für Raucherräume ausgestellt. Hartmann: „Es kommen täglich ein bis zwei neue dazu.“

**Bisher keine Verstösse**
Aus behördlicher Sicht ist die Einführung des Rauchverbots problemlos verlaufen.“Es wurden bisher keine Verstösse festgestellt“, sagt Hartmann. Einzig mit der Beschilderung der Raucherlokale, wozu die Wirte verpflichtet sind, habe es nicht auf Anhieb überall geklappt. „Manche Wirte sind der Ansicht, die Gemeinde werde ihnen das erforderliche Schild zustellen“, so Hartmann. Die Gewerbepolizei werde nun mit einem Rundschreiben nochmals darauf hinweisen, dass jeder Wirt selber ein Schild besorgen und anbringen muss. Wie dieses Schild aussehe, sei egal, gesetzlich vorgeschrieben sei nur die deutliche Kennzeichnung des Raucherlokals.

**Beschilderung weckt Kreativität**
Gastro Schaffhausen hat eigens Plexiglastafeln anfertigen lassen, die für 130 Franken bezogen werden können. „Unser Wunsch ist ein einheitliches Bild“, sagt Präsident Reiner. Allerdings lässt die Nachfrage stark zu wünschen übrig. Gerade mal zehn Stück wurden bisher abgesetzt. Die Mehrzahl der Wirte hat die Beschilderung in Eigenregie vorgenommen. Das Resultat: Vom blossen Handgekritzel bis zur Zier mit Kunst- und Comicfiguren reichen die Hinweise auf den Schildern der Raucherrestaurants. Um die Auswirkungen des Rauchverbots zu analysieren, will Gastro Schaffhausen nun eine längerfristige Umfrage starten.

#Allgemeines

22. Mai 2010 | Auf Tuchfühlung mit der Wirtschaft

Schaffhauser Nachrichten, Regionale Wirtschaft
Philipp Lenherr

Paradies Sitzt die Krawatte richtig? Wohin mit den Händen, während man vor einer Versammlung spricht? Auch zu solchen Fragen erhalten die Teilnehmer der Wirtschaftswoche beiläufig einige Tipps. Im Zentrum der Wirtschaftswoche standen aber unternehmerische Entscheide und ihre Auswirkungen – nicht nur auf das Unternehmen selber, sondern auch auf Umwelt und Gesellschaft.

**Simulation im Zeitraffer**
Ermöglicht wird das durch das computergestützte Planspiel Wiwag, welches von den Teilnehmern bestimmte Entscheidungen verlangt und dann deren Auswirkungen berechnet. Simuliert werden fünf Geschäftsjahre, wobei ein Geschäftsjahr jeweils einen Tag lang dauert. Für Konkurrenz ist natürlich auch gesorgt – jeweils drei bis vier Firmen des Planspiels stellen dasselbe Produkt her und müssen ihre Entscheidungen möglichst so treffen, dass sie der Konkurrenz zumindest eine Nasenlänge voraus sind. Zu den Produkten gehören beispielsweise Rollschuhe und Velohelme. Eine wichtige Rolle spielen natürlich die Finanzen. Wie viel Lohn erhalten die Mitarbeiter? Wie hoch soll die Dividende für die Aktionäre ausfallen? Auch Personalentscheide müssen gefällt werden. Wer wird gefeuert, wer neu eingestellt? Oder wie viel Geld fliesst in Forschung und Entwicklung?

**«An die Wirtschaft heranführen»**
Unterstützt werden die Teilnehmer von Fachlehrern aus der ganzen Schweiz, die hauptberuflich nicht als Lehrer tätig sind, sondern in verschiedenen Bereichen arbeiten. «Die Wirtschaftswoche soll die jungen Menschen an die Mechanismen der Wirtschaft heranführen. Wichtig ist auch, dass bei dieser Gelegenheit Lernende und Kantonsschüler zusammengebracht werden», so Regierungsrat Christian Amsler, der gestern bei den Schlusspräsentationen zu Besuch war. Für die Industrie- und Wirtschaftsvereinigung Schaffhausen (IVS), die die Wirtschaftswoche mit jährlich 35 000 Franken unterstützt, ist es auch eine Gelegenheit, die Teilnehmer auf die zahlreichen verschiedenen Berufe in den regional ansässigen Betrieben aufmerksam zu machen, so Madeleine Hartmann, Leiterin der IVS-Geschäftsstelle. Ein Firmenbesuch steht ebenso auf dem Programm wie eine Diskussion unter Sozialpartnern. Auch wenn diese erste Tuchfühlung mit der Wirtschaft nur ein Planspiel war, gab es den einen oder anderen Moment, in dem die CEO und Personalverantwortlichen der Planspielfirmen ins Schwitzen geraten sind. Etwa dann, wenn am Schluss der Präsentation nicht vorhersehbare Fragen aus dem Publikum gekommen sind – durchaus eine realistische Situation.


**Wiwag Schulungs- konzept und Unternehmenssimulation**

Wiwag ist ein betriebswirtschaftliches Schulungskonzept auf der Grundlage einer computergestützten Unternehmenssimulation. Betriebswirtschaftliche Grundlagenkenntnisse werden am Beispiel der Führung eines mittelgrossen Produktionsunternehmens vermittelt und erlebbar gemacht. Nach einer Einführungs- und Einarbeitungsphase finden die Planspielrunden statt. Am Schluss steht die Generalversammlung der Aktionäre, an der die Ergebnisse der Simulation präsentiert werden. (ple)

#Notizen zu Namen

20. Mai 2010 | «Sie sollen ihre Wurzeln kennenlernen»

Schaffhauser Nachrichten, Stein / Diessenhofen
Edith Fritschi

Stein am Rhein Ist er es, oder ist es sein Zwilling? Gegen die Birchmeiers im Doppel hat man keine Chance – das räumt auch Hansueli Birchmeier ein. Der Berufsschullehrer am BBZ, der mit seiner Familie seit über 20 Jahren in Stein am Rhein heimisch ist, unterrichtet Allgemeinbildung und ist Berufsverantwortlicher für die Pharmaassistenten. Auch sein Zwillingsbruder Christian unterrichtet am BBZ, allerdings ist er zuständig für die Gastroberufe. Ein Glück, dass nur Hansueli im Komitee für junge Auslandschweizer ist. Sonst wäre das Gespräch verwirrlich geworden. «Ja, auch unsere Schüler können uns nicht oder kaum auseinanderhalten, allenfalls an der Kleidung», sagt Birchmeier.
Er gehört zum Steiner Stadtbild wie Christian, ist in diversen Vereinen aktiv, doch nun geht es weniger ums «No e Wili», den SAC oder andere Vereine, sondern um die Kinder aus der sogenannten «fünften Schweiz», die dank Birchmeiers Engagement Ferien in der Heimat verbringen können, die sie oft nur aus dem TV oder vom Hörensagen her kennen.

**Ehrenamtliche Arbeit**
«Wieder einmal werden diesen Sommer rund 320 Auslandschweizer Kinder aus der ganzen Welt hier Urlaub machen», freut sich Birchmeier. Er ist Präsident, Kassier und Protokollführer des Schaffhauser Komitees in Personalunion. Eigentlich ist er das Komitee. Und zum Job gekommen ist er wie die Jungfrau zum Kinde: «Ich habe den Posten von Raymond Caluori, dem früheren Direktor der Gewerbeschule (heute BBZ), übernommen», sagt er. Selbstverständlich arbeitet er ehrenamtlich. Es macht ihm Spass, die Mittel zu sammeln, damit junge Leute mit Schweizerpass aus dem Ausland für ein paar Wochen in die Schwei reisen können: «Sie sollen ihre Wurzeln kennenlernen.» Es seien überdies lauter Jugendliche, die finanziell nicht auf Rosen gebettet seien und sich einen Aufenthalt kaum leisten könnten, meint er. Das Komitee möchte vor allem Kindern aus sozial schwächeren Familien ihr Ursprungsland näherzubringen. Sie sol-len Essen, Mentalität, Traditionen, das Staatsgebilde und die Landschaft hier kennenlernen», sagt Birchmeier. Ein wenig Kummer bereitet ihm, dass die Spendefreudigkeit der Leute und Organisationen abgenommen hat und es in den letzten Jahren schwieriger war, Gelder aufzutreiben. Bis vor etwa 20 Jahren wurden die Jugendlichen noch in Gastfamilien untergebracht. Doch davon sei man abgekommen. «Es ist nicht mehr ganz zeitgemäss, die Leute fühlen sich wohler in Gruppen», sagt Birchmeier. Er selbst ist nicht in der Organisation aktiv, sondern sorgt dafür, dass die Spenden fliessen. Das Geld wird weitergeleitet nach Bern, wo die von der Zewo anerkannte Stiftung für junge Auslandschweizer ihr Sekretariat hat. Von dort aus werden die Lager organisiert. «Wir haben auch immer weniger Schenkungen und Legate als früher», bedauert der Schaffhauser Präsident. Der administrative Aufwand zum Beispiel in Schaffhausen ist null, da Birchmeier gratis arbeitet. Er hat auch die letzte Sitzung des Stiftungsrates organisiert, und die fand, wen wundert’s, in Stein am Rhein statt. Dort wurde er zum Vizepräsidenten der Stiftung (Dachorganisation) gewählt.

**Mehr Anmeldungen als Plätze**
Ausser einem Besuch in den jeweiligen Ferienkolonien hat Birchmeier aber nur wenig mit den Aufenthalten zu tun. «Mitmachen kann ich nicht, weil das Ganze während meiner Arbeitszeit stattfindet.» Doch er bekommt viele begeisterte Rückmeldungen in Form von Briefen oder Mails. «Wir haben Leute, die waren selbst als Kinder da, und die schicken nun die Enkel», freut er sich. «Das Bedürfnis ist jedenfalls vorhanden, und manche würden gar jedes Jahr wiederkommen.» Doch es gibt mehr Anmeldungen als freie Plätze. Es sieht so aus, als wolle Birchmeier den Job als Präsident des Schaffhauser Komitees weiterhin machen. Dies, obwohl der Vater von vier Kindern viele andere Hobbys hat. Seit einem halben Jahr etwa lernt er Alphorn spielen – zusammen mit seinem Sohn; er jobbt am Wochenende manchmal und sehr gern als Hüttenwart in der SAC Randenhütte im Naturschutzgebiet, und er hat sehr viel Freude am Umgang mit jungen Menschen. Wohl auch deshalb setzt er sich für die die Ferien von Auslandschweizer Kindern ein.


**Lange Tradition: Ferien für die Jugendlichen aus der «fünften Schweiz»**

Die Stiftung für junge Auslandschweizer hat eine fast 100-jährige Tradition. Gegründet wurde sie 1917 unter dem Titel Schweizerhilfe, und sie holte damals Auslandschweizer Kinder aus den Krisengebieten in die Schweiz. Bald darauf tat sie sich mit der ebenfalls neu gegründeten Pro Juventute zusammen. In der Krise der 30er-Jahre und im Umfeld des Zweiten Weltkriegs wurde die Stiftung immer wichtiger für Auslandschweizer Familien in Not. In den 50er-Jahren waren zwar Nothilfeleistungen nicht mehr so nötig wie während des Krieges, dafür sollen junge Auslandschweizer ihre Wurzeln kennenlernen können. Während die Schweizerhilfe die Mittel auftrieb, organisierte die Pro Juventute die Aufenthalte. In den 70er-Jahren nahm die Zahl der Teilnehmer stetig ab, zudem waren immer weniger Familien bereit, Ferienkinder aufzunehmen. Auch die Bedürfnisse änderten sich, weshalb man nun eher Ferienlager organisierte, als die Kinder in Familien zu platzieren. Im Oktober 1997 beschloss man, den Namen Schweizerhilfe gegen Stiftung für junge Auslandschweizer auszutauschen. Per 1. Oktober löste sich die Stiftung aus der Partnerschaft mit der Pro Juventute, die durch die Diskussion um die Kinder der Landstrasse in Misskredit geraten war. Man organisierte mit einer Mitarbeiterin eigene Sommerlager. Aber auch das Fundraising zählte zu den Stiftungsaufgaben. Auf die Dauer zeigte es sich, dass Organisation und Qualitätssicherung der Lager zu aufwendig waren; man machte sich auf die Suche nach neuen Partnern und fand diese unter dem Dach der Auslandschweizer Organisation.
Seit 1996 kauft die Stiftung für junge Auslandschweizer Infrastruktur und personelle Leistungen beim Auslandschweizer Sekretariat ein. Auch die Ferienorganisation läuft unter diesem Dach. So finden jährlich acht bis neun Sommerlager statt, wobei die Stiftung bedürftige Familien mit Zuschüssen an Reise und Lagerkosten ganz oder teilweise unterstützt. Die Mittel – vor allem Spenden – werden von 22 Kantonalkomitees aufgetrieben, die jährliche Sammlungen durchführen. So können jährlich rund 400 Kinder aus fünf Kontinenten an Ferienlagern teilnehmen. Die meisten kommen aus europäischen Ländern. Die Stiftung führt Sommer- und Winterlager durch. Für 2010 sind diese im Bündnerland, im Kanton Waadt, in den Flumserbergen und in Obwalden geplant. Dazu eine Reise kreuz und quer durch die Schweiz. Es muss jeweils ein Elternteil der Angemeldeten das Schweizer Bürgerrecht besitzen. Die Geschäftsstelle in Bern wird mit 170 Stellenprozenten geführt und ist in das Auslandschweizer Sekretariat integriert. (efr.)

Stiftung für junge Auslandschweizer Sektion Schaffhausen : PK 82-2145-1.


Blick in den letzten Jahresbericht: Hansueli Birchmeier, Präsident des Schaffhauser Komitees Stiftung für junge Auslandschweizer, sammelt Geld, damit auch künftig Ferienlager für junge Gäste aus aller Welt stattfinden können.

#Allgemeines

19. Mai 2010 | Neuer Wirt auf der Munotzinne

Schaffhauser Nachrichten, Stadt Schaffhausen
Jan Hudec

Für Touristen gehört der Munot zweifelsohne zu den Schaffhauser Hauptattraktionen. Dass ein Munotbesuch auch für die Schaffhauser spannend ist, hat unter anderem mit dem breiten Veranstaltungsprogramm auf der Munotzinne zu tun. Gestern hat der Munotverein über die anstehenden Aktivitäten und einige personelle Veränderungen informiert.
Auf den 1. Juli bekommt der Munot einen neuen Wirt. Christian Strassgschwandtner wird sich um das leibliche Wohl der Gäste kümmern. «Ich bin seit 1987 in der Schweiz und habe viel Erfahrung im Catering-Bereich gesammelt», sagt der gebürtige Österreicher über sich. In Schaffhausen führt er unter anderem das «Sudhuus» im Herblingermarkt. Nun wird er die Gastronomie im Hombergerhaus übernehmen und damit auch auf dem Munot. «Es soll auf dem Munot ein kleines, aber attraktives gastronomisches Angebot geben», sagt Strassgschwandtner. Ein wichtiger Vorsatz sei aber auch, dass es für die Gäste keine langen Wartezeiten aufs Essen geben werde. Der Munotvorstand hat auch einen Rücktritt zu verzeichnen: Peter Pfeiffer, der seit 1998 13-mal das Kino-Open-Air als Projektleiter organisiert hat, verabschiedet sich aus dem Vorstand. Neu im Vorstand sind Daniel Schmid, Thomas Spichtig und Michael Fuchs. Der Ausstieg von Peter Pfeiffer bedeutet keinesfalls das Aus für das beliebte Munot-Kino-Open-Air, dieses Jahr wird es vom 9. bis zum 14 August stattfinden. Gezeigt werden «21», ein Film über ein Black-Jack-Team, das mit mathematischen Methoden Casinos ausnimmt, «Crazy Heart», in dem Jeff Bridges einen gealterten Country-Star spielt (für die Rolle erhielt er einen Oscar), «Giulias Verschwinden» mit Bruno Ganz in der Hauptrolle, «Invictus», Clint Eastwoods Film über Nelson Mandela, die Neuverfilmung von «Sherlock Holmes» und schliesslich «The Blind Side», für den Sandra Bullock den Oscar als beste Hauptdarstellerin bekommen hat. Zu den grossen Anlässen zählt sicherlich auch das Konzert mit dem Mundartsänger Florian Ast auf der Munotzinne am 25. Juni. Als Vorband spielen «The Rockets» aus Schaffhausen. Zwischen dem 3. Juli und dem 28. August werden auf der Zinne acht Munotbälle veranstaltet. Das Grösste für die Kleinen ist das Munot-Kinderfest. Falls das Wetter stimmt, findet es am 25. August statt, sonst wird es auf einen der Folgetage verschoben. Die Erstklässler aus Neuhausen dürfen wegen des Neuhauser Jubiläums gratis teilnehmen.



**Programm Die grossen Anlässe auf dem Munot**

Programm: 13. Juni Ökumenischer Gottesdienst mit Pfarrer Paulus Bachmann und Gemeindeleiter Christoph Cohen. 15., 22., 29. Juni Munot-Quadrille, kostenlose Einführungskurse. 25. Juni Munot-Konzert mit Florian Ast, als Vorband spielen «The Rockets» aus Schaffhausen. 3. Juli bis 28. August Diese Saison finden acht Munotbälle statt. 9. bis 14. August Munot-Kino-Open-Air, unter anderem mit den Filmen «Invictus», «Giulias Verschwinden» und «The Blind Side». 25. August Munot-Kinderfest. Die Erstklässler aus Neuhausen können gratis teilnehmen. 31. Dezember Munot-Silvester.

#Allgemeines

17. Mai 2010 | Aus der Schule ins Leben hinein tanzen

Schaffhauser Nachrichten, Die andere Seite
Alfred Wüger

Um 20 Uhr 30 öffneten sich die Türen des Park Casinos, und nach und nach strömten sie herein: die Absolventinnen und Absolventen der Kantonsschule und der Fachmittelschule. Im Foyer wieseln Mia Rajcic – sie wird die Hotelfachschule besuchen–, Nora Leutert – sie will nach Ecuador und nachher Germanistik studieren–, Nadia Filippi und Nina Brauchart vom OK herum und finden mitten im Trubel Zeit für ein paar Worte. Nach dem Apéro mit Champagner und Snacks findet im grossen Saal der Tanz statt – mit klassischen Tänzen zunächst, dann soll es wilder werden … Lehrer Hans-Rudolf Dütsch weilt noch draussen. «Ich bin gekommen, um den Schülern die Ehre zu erweisen.» Es sei spannend, sie einmal in anderer Kleidung und in einer anderen Rolle zu sehen. Judith Meisterhans will in England Geschichte studieren, und Samuel Vogelsanger blickt der Zeit als Armeedurchdiener entgegen, danach will er das Physikstudium aufnehmen. Beatrice Strasser wird sich zur Primarlehrerin ausbilden lassen, und Christoph Elsener und Sabrina Kamm sind ihre Begleiter an den Ball. Es ist kühl vor der Tür, und allzu lange möchten wir die leicht geschürzten Damen nicht aufhalten. Drinnen stossen Lucas Seiler, angehender Sinologe, Anna Ebi, Sebastian Ebi und Tabea Näf an, während in einem Nebenraum ganze Klassen und Traumpaare von Erika Bühlmann fotografiert werden. Lehrer Alex Wanner ist mit Gattin Sigrid Wanner da, die sagt: «1998 fand der erste Abschlussball statt, eine Austauschschülerin hatte die Idee aus Amerika mitgebracht.» Nach und nach leert sich das Foyer, aber drinnen im Saal schwingen erst ganz wenige das Tanzbein. Dabei soll doch das Ballkönigspaar erkoren werden …! Über der Box für die Stimmkarten prangt ein Triptychon von Christine Seiterle. Musik, Party. Jetzt ist der Tanzboden fast voll.

#Notizen zu Namen

14. Mai 2010 | Blicke in die Vergangenheit

Schaffhauser Nachrichten, Stadt Schaffhausen
Ilda Özalp

Die neu erschienene Ausgabe der «Schaffhauser Beiträge zur Geschichte» – herausgegeben vom Historischen Verein des Kantons Schaff- hausen – präsentierten am Dienstag Roland E. Hofer, Präsident der Redaktionskommission, und Christoph Waldvogel, Präsident der Gemeinnützigen Gesellschaft Schaffhausen (GGS), im Hotel Kronenhof. Der diesjährige Band beinhaltet als ersten und ausführlichsten Aufsatz die 200-jährige Geschichte der GGS. Für die Aufarbeitung ihrer Geschichte beauftragte die GGS vor vier Jahren den Wirtschaftshistoriker und -journalisten Adrian Knöpfli, der auf die Wünsche der Auftraggeber einging, indem er sich auf die Geschichte der GGS Schaffhausen konzentrierte und daneben eine Sprache wählte, die für jedermann verständlich ist. «Es ist eine gelungene Publikation in einem schlichten Rahmen geworden», sagt Christoph Waldvogel. Dies passe zu einer gemeinnützigen Organisation, fügt er an.
Weitere Beiträge des Bands handeln von der Wasserversorgung im mittelalterlichen und neuzeitlichen Schaffhausen, der Geschichte der Kirche Lohn sowie den Historienbildern in der Rathauslaube. Aber auch verschiedene Biografien, Leinenstickereien im ausgehenden 16. Jahrhundert, ein aufsehenerregender Gerichtsfall und die Vorgeschichte des Museums zu Allerheiligen sind Gegenstand der Studien. Die Zeitspanne der Untersuchungen umfasst in der aktuellen Ausgabe das 16. bis 21. Jahrhundert. «Die Studien zeigen, wie reich und faszinierend die Geschichte der Region ist», sagt Hofer.


**Gemeinnützige Gesellschaft Schaffhausen Seit 200 Jahren Freiwilligenarbeit**

Die Gemeinnützige Gesellschaft Schaffhausen (GGS) wurde 1810 gegründet und ist in drei verschiedenen Feldern aktiv: Sie leistet Freiwilligenarbeit im Kantonsspital und im Psychiatriezentrum Breitenau, unterhält eine Gruppenunterkunft in Churwalden und bietet Ferienlager für Schaffhauser Kinder an. Im Kantonsspital und im Psychiatriezentrum leisteten letztes Jahr 60 Freiwillige mehr als 3000 Einsatzstunden. Die Helfer gingen unter anderem mit den Patienten spazieren oder halfen ihnen bei der Einnahme von Mahlzeiten. 2009 führte die GGS sieben Ferienlager durch. Nun ist, in Zusammenarbeit mit dem Historischen Verein des Kantons Schaffhausen, eine Publikation zur 200-jährigen Geschichte der GGS erschienen. Am 28. Mai findet im Park Casino Schaffhausen eine Jubiläumsfeier statt. (dj.)

Christoph Waldvogel und Roland E. Hofer präsentieren die neu erschienene Auflage der «Schaffhauser Beiträge zur Geschichte».

#Allgemeines

11. Mai 2010 | «Marke stärker als das Produkt»

Schaffhauser Bock
Daniel Thüler

Der 36-jährige Dany Bahar hat trotz seines jungen Alters bereits eine spektakuläre Karriere hinter sich. Der in Silvaplana aufgewachsene Engadiner stieg wie der Blitz vom KV-Stift bei einem Autozulieferer zur rechten Hand von Red-Bull-Gründer Dietrich Mateschitz auf, bevor er als Verkaufs- und Marketingchef zum Autobauer Ferrari wechselte. Im vergangenen Herbst übernahm Bahar schliesslich die operative Führung des britischen Sportwagenherstellers Lotus.
Normalerweise scheut Bahar öffentliche Auftritte wie der Teufel das Weihwasser («Eigentlich mache ich das nicht gern.») und auch Interviews gibt er praktisch keine, doch die Commercia Schaffhausen konnte ihn, dank persönlichen Kontakten, trotzdem für die Wirtschaftsdebatte gewinnen.

**Identifikation schaffen**
«Was haben Red Bull, Ferrari und Lotus gemeinsam?», fragte Bahar zu Beginn seines unterhaltsamen Referats und gab gleich selber die Antwort: «Es sind Produkte, die kein Mensch braucht. Es gibt keinen rationalen Grund, sie zu kaufen, sondern man erwirbt sie vor allem aufgrund der Identifikation mit der Marke.» Dies zeige auf, dass eine Marke stärker sein könne als das eigentliche Produkt. Um Identifikation zu schaffen, seien Werte, Emotionen und Attribute nötig, die mit der Marke assoziiert werden. «Im Falle von Ferrari denkt man nicht unbedingt zuerst an einen Sportwagen, sondern beispielsweise an Rennen, Siege, die Farbe Rot, Tradition oder Caps. Die Marke Red Bull hingegen ist stark mit Extremsportarten verknüpft, obwohl das Produkt ein Getränk ist», erklärt Dany Bahar. «Attribute vermitteln den Käufern ein bestimmtes Lebensgefühl, anders zu sein. Sie können die Konsumenten ein Leben lang begleiten, ähnlich wie bei einer Ehe.» Bei der Werbung setze er vor allem auf Events, statt auf Fernsehspots oder Zeitungsinserate: «Emotionen können so besser rübergebracht werden.» Bei Lotus habe er jetzt die Aufgabe, die Marke neu aufzubauen und zu etablieren.

**Plattform für den Austausch**
Die Wirtschaftsdebatte der Handelsschulverbindung Commercia dient zum gegenseitigen Gedanken- und Erfahrungsaustausch von jungen und erfahrenen Berufsleuten. So waren am letzten Dienstag neben Vertretern der regionalen Wirtschaft, Politik und Bildung auch zahlreiche Schülerinnen und Schüler der Handelsschule KVS zugegen. Ein Verbindungsmitglied hält jeweils ein Co-Referat, in diesem Fall Cyrille Leuzinger v/o Chrono. Anschliessend gibt es eine Diskussionsrunde mit dem Publikum, moderiert von Martin Schläpfer v/o Pipe.

#Allgemeines

8. Mai 2010 | Quantensprung trotz dramatisierter Debatte

Schaffhauser Nachrichten, Region
Martin Schweizer

Ob mit oder ohne Anführungszeichen, es ist ein Reizwort: Wer heute das Thema auch nur antippt, hat einen schweren Stand. «Waldsterben»? Gibts nicht, gabs nie, alles erfunden, meinen selbst wohlgesinnte Kollegen. Ein Medienmärchen. Eine «Jahrhundertlüge» wie der «Klimatod», so vor kurzem auch der Schaffhauser Michael E. Dreher, der in den Achtzigerjahren als Reaktion auf die Walddebatte die Auto-Partei gründete.
Wer mahnt oder warnt, betreibt neuerdings ohnehin Alarmismus. Mit dieser Keule kann man jedes Umweltproblem vom Tisch wischen: Klimawandel, Ölpest, Naturkatastrophen – nichts, was uns wirklich beunruhigen müsste. Kopf in den Sand. Wegschauen. Doch oft stimmt ja die Diagnose, ist Skepsis durchaus angebracht – es wird immer wieder mal übertrieben, mitunter masslos. Nicht nur von Medien, auch von Behörden, von Politikern, von Experten. Jüngst haben sich selbst honorige Klimaforscher rund um den Klimarat mit gezinkten Zahlen in die Nesseln gesetzt und damit an Glaubwürdigkeit eingebüsst.

**So düster war die Lage nie**
Thema «Waldsterben», auch in Bezug auf das Klima. Rückblickend kann man sich vermutlich schnell darauf einigen, dass der apokalyptische Begriff von Anfang an irreführend war und noch immer ist. Und dass der Zustand des Waldes in den Achtzigerjahren im Allgemeinen nicht differenziert genug dargestellt wurde. So düster wie geschildert war die Lage nie. Das Pendel sollte jetzt allerdings nicht auf die andere Seite ausschlagen, denn was damals von Fachleuten beobachtet und registriert wurde, war nicht einfach falsch. Die tristen Bilder, aufgenommen in den Schaffhauser Wäldern vor bald drei Jahrzehnten hauptsächlich von Fotograf Max Baumann, existieren und sind archiviert – die serbelnden Fichten, Föhren und Weisstannen. Die ausgelichteten Kronen, die Dürrständer, die später sukzessive gefällt und, weil von Borkenkäfern befallen, noch an Ort und Stelle verbrannt wurden. Das ist bis heute der Fall. In Erinnerung auch: die mächtigen und nach einem Sturm umgestürzten Eichen mit ihren schwarzen, angefaulten Wurzelwerken, die auf einen übersäuerten Boden hindeuteten. An der Sitzung des Grossen Rates vom August 1985 zeigte Baumann, damals auch Kantonsrat, ausnahmsweise und vom Ratsbüro gebilligt Dias von kranken Bäumen, Randenföhren vor allem. Der Rat war tief beeindruckt, Forstdirektor Ernst Neukomm sagte dazu, man wolle eine Verbesserung der Luftqualität anstreben und kranke Bestände im Wald durch «resistentere Baumarten» ersetzen. Bald werde eine eigentliche «Rekultivierungsoffensive» anlaufen. Das geschah denn auch, jahrelang wurde im ganzen Kanton und schweizweit aufgeforstet.

**Sorge um Luftqualität**
Schwelend war damals auch der Konflikt um die im Herblingertal geplante Glasfabrik, von der aufgebrachte Bürger einen zusätzlichen Schadstoffausstoss und damit eine weitere Gefährdung des Waldes befürchteten. Die Wogen gingen hoch, junge Leute formierten sich zu einer Gruppierung «Mir wänd läbe!» und gingen mit Transparenten auf die Strasse. In Bern fand, 1985, eine Sondersession der eidgenössischen Räte statt. Wo stehen wir heute? Der Schaffhauser Wald lebt, hat überlebt – wohl auch dank der damals angekündigten Massnahmen zur Luftreinhaltung und dank einer intensiven Waldpflege der kantonalen, kommunalen Forstbetriebe und privater Waldbesitzer. Dennoch: Die Situation in unseren Wäldern ist nach wie vor komplex, die Analyse unter Fachleuten keineswegs eindeutig. So heisst es beim Bundesamt für Umwelt (Bafu), man rede zwar nicht mehr vom «Waldsterben», die Wälder stünden jedoch noch immer «unter dauerndem Stress, der sie verletzlicher gegenüber Krankheiten und meteorologischen Extremereignissen» mache. Die Schadstoffbelastung beeinträchtige überdies «die Funktion des Waldes als Grundwasserfilter».

**Forschung zum Klimawandel**
Tendenziell nehme die Waldfläche in der Schweiz wohl zu, die Auswirkungen seien im Blick auf die Artenvielfalt und der Waldreservate indes nicht nur positiv. Im vergangenen Juli startete das Bundesamt und die Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft zudem ein Forschungsprogramm, mit dem die Auswirkungen des Klimawandels auf den Wald untersucht werden. Als gravierend wiederum schätzen die deutschen Behörden die aktuelle Lage ein, gemäss ihrem jüngsten Waldzustandsbericht (2009) weise rund zwei Drittel aller Bäume in Deutschland Kronenverlichtungen auf und sei somit krank. Ein Drittel der Bäume, darunter vor allem Buchen und Eichen, wird im Bericht als mittel oder stark geschädigt bezeichnet.

**«Über eine Million Nadelbäume …»**
Ganz ähnlich klang es in den Achtzigerjahren bei uns. Wie aber beurteilt man die Situation heute? Wir sprachen mit Exponenten, die damals direkt in der Verantwortung standen, so mit dem ehemaligen Regierungsrat und Forstdirektor Ernst Neukomm, mit Kantonsforstmeister Bruno Tissi, mit dem damals amtierenden Kantonschemiker Roger Biedermann, mit Walter Vogelsanger, Forstmeister der Stadt Schaffhausen, und seinem Vorgänger Rolf Fehr. Auch Felix Schwank, damals Stadtpräsident und zugleich Forstreferent, nahm Stellung, anhand von seinen Tagebüchern. Die Antworten decken sich zum Teil, fallen in der Wertung aber unterschiedlich aus. Gestützt wurden unsere Fragen auf eine am 8. Dezember im Rathaus durchgeführte Pressekonferenz mit Regierungsrat Ernst Neukomm und dem (2003 verstorbenen) Kantonsforstmeister Robert Walter. Die zentrale Aussage lautete damals gemäss SN: «Über eine Million Nadelbäume sind kränkelnd, krank oder abserbelnd.»

**Frage 1: War die Diagnose zum «Waldsterben» 1983 richtig, übertrieben oder falsch?**
Ernst Neukomm: «Die Diagnose war nicht falsch. Meine Forstleute erklärten damals, über eine Million Bäume seien nicht mehr gesund, man erkenne das an starken Nadel- und Blattverlusten.» Bruno Tissi: «Der Gesundheitszustand von Waldbäumen wird anhand der Benadelung beziehungsweise der Belaubung beurteilt. Die Benadelung speziell der Fichten war im Herbst 1983 schlecht. Die damalige Beurteilung war korrekt.» Walter Vogelsanger: «Die Diagnose war wohl übertrieben, der Wald war nicht in seiner Existenz bedroht.» Rolf Fehr: «Kann sein, dass wir überreagierten. Aber die Schäden waren da. Es erreichten uns damals auch die Schreckensbilder aus der damaligen DDR und Osteuropa, das machte Angst.»

**Frage 2: War die damals in der ganzen Schweiz geführte Walddebatte sinnvoll oder, wie da und dort behauptet, hysterisch?**
Roger Biedermann: «Sie war sinnvoll, denn die Luftverschmutzung war sehr hoch, der Wald hat zweifelsohne gelitten. ‹Sterben› war allerdings nicht das richtige Wort.» Bruno Tissi: «Forstleute und Teile der Bevölkerung waren über die Veränderungen im Wald tief besorgt. Das hat bei vielen Menschen zu einer persönlichen Betroffenheit geführt. Die Wissenschaft hat sich auf das Thema gestürzt, was zu einem Kampf um Forschungsgelder führte. Die Folge war eine zunehmende Vermischung von Indizien und wissenschaftlich gesicherten Erkenntnissen. Letztlich hat die Debatte aber zu einem besseren, breiteren und vernetzten Umweltbewusstsein beigetragen. Ohne das ‹Waldsterben› hätte es den Quantensprung in der Umwelttechnologie nie gegeben.» Walter Vogelsanger: «Die Debatte war durchaus sinnvoll und notwendig, nahm aber rasch hysterische Züge an.» Ernst Neukomm: «Die Reaktion war richtig und nicht ohne Erfolg, denn sie erhöhte das Umweltbewusstsein bei Behörden und bei der Bevölkerung.»

**Frage 3: Welche Massnahmen zur Verbesserung der Situation und vorab der Luftqualität wurden damals ergriffen?**
Rolf Fehr: «Man hat viel versucht, in Deutschland wollte man sogar mit dem Einsatz von Kalk gegen den sauren Waldboden vorgehen. Ich zweifle, ob all die technischen Massnahmen so hilfreich waren. Wichtiger für den Wald erscheint mir eine ökologische und nachhaltige Bewirtschaftung.» Roger Biedermann: «Das Luftreinhaltekonzept hatte und hat Zähne, man denke an den Katalysator und die Schwerverkehrsabgabe. Man kann das auch zahlenmässig und an Beispielen belegen, man stellt einen starken Rückgang der flüchtigen Kohlenwasserstoffe aus der Industrie und der Stickoxide von Autos und Zementwerken fest. Zögerlich war dagegen der Kanton, ein griffiges Energiegesetz wurde nie realisiert.» Walter Vogelsanger: «Man hat, glaube ich, viel erreicht. Thematisiert wurden unter anderem neben dem Katalysator sparsame Autos, abbaubare Schmierstoffe, bleifreies Benzin, Filter-anlagen in Heizungen und naturnaher Waldbau. Die Massnahmen setzte man erfolgreich und zügig um. Ohne die Diskussion um das Waldsterben wäre wohl nicht viel gegangen.» Bruno Tissi: «Ohne die Walddebatte wäre der Katalysator nie so rasch und flächendeckend eingesetzt, der Schwefelgehalt im Heizöl nicht eliminiert worden.» Ernst Neukomm: «Es gab zahlreiche Massnahmen, zum Beispiel im Energiesektor. Ins Baugesetz kamen neue Vorschriften zur Wärmedämmung, im Forstbereich wurden Holzschnitzelheizungen gefördert. Die Glasfabrik, die einen grossen Stickoxidausstoss erzeugt hätte, konnte verhindert werden. Die Schadstoffbelastung in der Luft wurde reduziert.»

**Frage 4: Wo stehen wir heute, wie gesund ist der Schaffhauser Wald?**
Bruno Tissi: «Die Benadelung und Belaubung der Bäume ist im Jahre 2009 signifikant besser als in den Jahren der Waldsterbedebatten 1983 bis 1986. Früher wurden in Waldschadensberichten allerdings noch zusätzliche Indikatoren erfasst und Veränderungen im Bodenhaushalt festgestellt, die sich negativ auf die Nährstoffversorgung der Bäume auswirken können.» Rolf Fehr: «Der Wald ist nach wie vor gefährdet, für den Laien aber weniger sichtbar, weil auffällige Bäume in den letzten Jahren immer rasch entfernt oder von Stürmen wie dem ‹Lothar› umgelegt wurden.» Ernst Neukomm: «Der Wald ist heute gesünder, auch wegen der Pflege, man legt mehr Wert auf Mischwälder.» Walter Vogelsanger: «Die Situation ist ähnlich wie vor zwanzig Jahren, bei einigen Baumarten wie der Weisstanne vielleicht etwas besser. Die Problematik wird jetzt aber durch die aktuelle Klimadiskussion überlagert.» Roger Biedermann: «Ich bin nicht Förster, weiss aber, dass der Wald langfristig wegen Überdüngung, Emissionen des Schwerverkehrs und vor allem wegen der Landwirtschaft, die zu viel Stickstoff auf die Böden bringt, gefährdet ist.»

**Frage 5: Ist die Diskussion um das «Waldsterben» vergleichbar mit jener über die Klimaveränderung?**
Roger Biedermann: «Das CO2-Problem wurde von uns mit Blick auf eine andere Energiepolitik schon Ende der Siebzigerjahre thematisiert. Die Klimaveränderung wird wahrscheinlich dramatisch sein. Wir müssen handeln, denn jedes Jahr verursacht ja auch zusätzliche Kosten. Zudem sind unsere Ressourcen beschränkt, zum Beispiel das Öl, was leider verdrängt wird.» Bruno Tissi: «Die Debatte um die Klimaveränderung hat gewisse Parallelen zum ‹Waldsterben›: Es gibt viele Indizien und wenig gesicherte Erkenntnisse. Unbestritten ist, dass es einen Klimawandel gibt, doch auf die wichtigsten Fragen fehlen uns noch die Antworten.» Walter Vogelsanger: «Die heutige Diskussion um das Klima ist vergleichbar mit jener vor 26 Jahren. Die Emotionen gehen hoch, allerdings weiss man noch weniger als bei der Walddebatte, wohin die Reise geht und was wir allenfalls zu erwarten haben.» Ernst Neukomm: «Waldsterben und Klimawandel kann man nicht miteinander vergleichen. Eine Klimaveränderung hat globale Folgen für Menschen, Tier und Pflanzen. Sie könnte zu Dürren, Überschwemmungen und Hungersnöten führen.» Rolf Fehr: «Die Situation ist komplex. Eine anhaltende Klimaerwärmung und längere Phasen der Trockenheit hätten aber zweifellos auch Auswirkungen auf den Wald.»

**Schlussfolgerung**
Frühling, Mai. Es grünt und blüht. Es ist zu hoffen, dass der schöne Schein nicht trügt und uns die Wälder mit ihren mannigfaltigen Schutz- und Erholungsfunktionen und ihrem Artenreichtum noch viele Jahre, Jahrzehnte und über Generationen hinweg erhalten bleiben.


**Föhrensterben Kanton veranlasst Kartierung, der Bund lanciert das Sofortprogramm Sanasilva**

Die überaus hitzig geführten Diskussionen und Aktivitäten rund um das «Waldsterben» begannen in den Jahren 1982/83, der Bund leitete damals unter dem Namen Sanasilva ein Sofortprogramm ein, aufgrund dessen die Kantone Schadenserhebungen durchzuführen hatten.
An 1000 Orten in der Schweiz wurden zudem Stichproben von Fichten erhoben, Nadeln zur Untersuchung an die Versuchsanstalt Birmensdorf gesandt. Federführend in Schaffhausen war die kantonale Forstdirektion mit Regierungsrat Ernst Neukomm an der Spitze, der die Öffentlichkeit laufend über den Stand der Dinge unterrichtete, so auch am 8. Dezember 1983, wo er erklärte: «Die Lage ist ernst. Wenn die Natur nicht korrigierend eingreift, gehen wir alle sehr schwierigen Zeiten entgegen.» Die Ursache der Kronenverlichtungen und des – für jedermann gut sichtbaren – Föhrensterbens auf dem Merishauser Randen konnte schon damals nicht abschliessend eruiert werden, als «Mitverursacher» wurde indes die Luftverschmutzung namhaft gemacht – Grund genug für Ernst Neukomm, sich anders als der Gesamtregierungsrat gegen die geplante Glasfabrik zu wenden. (-zer.)


**Rückblick auf die Achtzigerjahre**
**«Es gab das Waldsterben. Bei uns starben zwar keine Wälder, aber sie kränkelten, serbelten»**

Ins Tagebuch 1982 hatte ich mir den NZZ-Artikel vom 30. Dezember geklebt: In Schweden gebe es 4000 vom sauren Regen schwer geschädigte Seen. Vom Tannensterben seien in Deutschland Hunderttausende Hektaren Wald betroffen. «Time» wusste zu berichten, in Deutschland würde man das Waldsterben mehr fürchten als das Raketenrüsten. Bilder von toten Wäldern aus Braunkohlegebieten tauchten auf.
Es gab das Waldsterben. Bei uns starben zwar keine Wälder. Aber sie kränkelten, serbelten. Die Diskussion um das Waldsterben hat eine Vorgeschichte: die Ölkrise. Man sprach von der Kohle, die das Erdöl eventuell ersetzen sollte. Wir prüften Fernheizungen, Wärmeverwertung. Orientierten uns im Ruhrgebiet. Der Stadtrat beschloss, Erdgas als Heizmittel zu fördern. Der frühere Wirtschaftsminister Schwarz, jetzt in der Ruhrgasspitze, versicherte mir, dass es für die Schweiz Erdgas zur Genüge gebe. Unser Bedarf bewege sich in der Grösse eines Messfehlers dessen, was Deutschland beziehe.
Parallel zu diesen Ereignissen liefen all die Fragen um die Glasfabrik. Am 26. 11. 1982 hatte mich GF auf die Sache aufmerksam gemacht. Ende Februar orientierte ich mich in Luxemburg über die Firma Guardian, am 4. 10. 1983 erteilte der Stadtrat die Baubewilligung. Am 13. 12. 83 folgte die Baubewilligung des Regierungsrates, alles unter Vorwegnahme einer strengeren Luftreinhalteverordnung, derentwegen wir auch in Kontakt mit dem Bund standen. Das diesbezügliche Gespräch fand am 16. 11. 84 bei Bundesrat Egli in Bern statt. Bern hatte schon im 1984 auf eine Kleine Anfrage hin erklärt, die Auflagen des Kantons würden den Bedingungen der neuen Luftreinhalteverordnung entsprechen. Wenn dem so war, warum wurde nicht gebaut?
Eine Millioneninvestition im zweistelligen Bereich kam für die Amerikaner nur in Frage, wenn man mit den Grenzwerten der Luftreinhalteverordnung auf der sicheren Seite war. Erst am 2. 12. 1984 war in Schaffhausen eine Volksinitiative «Sauberes Schaffhausen» knapp abgelehnt worden. Ziel der Initiative war offensichtlich die Verhinderung der Glasfabrik. Die Stimmung in weiten Teilen der Bevölkerung machten sich die beiden neu für den Regierungsrat Kandidierenden zunutze, beide erklärten ihre Gegnerschaft zur Glasfabrik. Das Dossier wechselte vom Befürworter Paul Harnisch zum Gegner Hermann Keller. Singen wehrte sich gegen die Glasfabrik. Dass die Nachbarschaft mehr Stickoxide abgab, als es Schaffhausen getan hätte, wenn die Glasfabrik ohne Auflage betrieben worden wäre, blieb ohne Konsequenz.
Als am 17. März 1986 eine heftige Debatte im Grossen Rat stattfand, schrieben die «Schaffhauser Nachrichten» in einem Kommentar: «Jedermann kann inzwischen wissen, dass sowohl der Regierungsrat, der Stadtrat wie die Guardian entschlossen sind, den zu Recht befürchteten Schadstoffausstoss drastisch zu reduzieren. Wieso kann man sie in diesem Bestreben eigentlich nicht unterstützen? Geht es am Ende wirklich nur darum, eine wie auch immer geplante und allenfalls sogar ‹grüne› Glasfabrik zu verhindern – koste es, was es wolle?»
Es verging dann kein ganzer Monat mehr, bis mir der Zürcher Anwalt der Guardian mitteilte, diese verfolge das Projekt Schaffhausen vorläufig nicht mehr weiter. Einige Zeit später dann ein letztes Gespräch, das der Anwalt mit einem Dank schloss und der Bemerkung, das Projekt sei für Schaffhausen vielleicht eine Schuhnummer zu gross gewesen. Das tat weh und unterstrich mein Votum in der letzten Kantonsratsdebatte: Lautstärke ist im Umweltschutz gross, weniger gross aber der Sachverstand.
Umweltfragen – von der Kernenergie bis zur Klimaveränderung – bleiben uns auch in Zukunft nicht erspart. Dabei werden die Emotionen hochgehen. Wo sie aber ins Hysterische abgleiten, sind brauchbare Resultate gefährdet.

Felix Schwank, ehemaliger Stadtpräsident und Forstreferent der Stadt Schaffhausen

#Allgemeines

7. Mai 2010 | «Der Angeklagte sollte Gefühle zeigen»

Schaffhauser Nachrichten, Hintergrund
Luca De Carli

*Ein sehr erfolgreicher Jungakademiker (29) nimmt einen Lehrauftrag in einer grossen Hafenstadt an und erliegt dem Reiz des Milieus. Schmeisst Habilitation und sein bislang gelebtes Leben hin. Können Sie mir erklären, wie es dazu kam, Herr Landmann?*
Valentin Landmann: Damals in Hamburg wollte ich darüber schreiben, wie Personenkreise, die nicht zu einem Richter gehen können, trotzdem ihr Recht durchsetzen. Nach welchen Regeln diese Personen leben. Für meine Untersuchung habe ich versucht, in eine neue Sphäre einzudringen. Habe unter anderem meine ersten Kontakte zu den Hells Angels gehabt. Ich erlebte, wie in einer ersten grossen Welle in ganz Europa Polizeiaktionen gegen diese durchgeführt wurden. Das waren Alibiübungen – Versuche, zu zeigen, dass etwas gegen die organisierte Kriminalität unternommen wird. Ich habe damals erfahren, was es heisst, wenn Randgruppen verteufelt werden. Am Beispiel der Hells Angels und einiger anderer Gerichtsfälle, die ich in dieser Zeit mitverfolgt hatte, stellte ich fest, dass meine Lebensaufgabe nicht länger in der Wissenschaft lag. Ich wollte zu den Leuten. Dorthin, wo ich eine klaffende Wunde sah. Wollte nicht länger Schönheitschirurg, sondern Notfallarzt sein. Auch wenn der Schönheitschirurg sehr wohl eine wichtige Funktion ausübt.

*Wie fanden Sie in Hamburg überhaupt einen Zugang zu den Hells Angels?*
Landmann: Ich klopfte, völlig naiv, bei ihnen im Klublokal an. Dass sie sich damals überhaupt auf ein Gespräch mit mir einliessen, erstaunt mich bis heute. Mit einem bleichgesichtigen Bürolisten, der vor der Tür steht und fragt, ob es sich bei den Hells Angels um Verbrecher handle. Ich hatte damals ja auch meine Vorurteile. Zu meinem Erstaunen entstanden aus diesem ersten Kontakt sehr gute Gespräche. Irgendwie muss ich ihr Interesse geweckt haben.

*Sie stammen aus einem sehr bürgerlichen, intellektuellen Elternhaus. Wie reagierte Ihr altes Umfeld auf den neuen Lebenswandel?*
Landmann: Meine Mutter war Schriftstellerin. Sie stand immer zu mir, als ich begann, mich für Leute am Rand der Gesellschaft einzusetzen. Obwohl ich natürlich nicht ausschliesslich Aussenseiter, sondern auch mal einen Bankdirektor als Mandanten hatte. Aber dieses Einstehen dafür, dass der Staat korrekt zu den Leuten ist, sachgerechte Urteile fällt und nicht irgendwelche Gruppen kriminalisiert, dafür hat sich auch meine Mutter ihr ganzes Leben lang eingesetzt. Sie verstand deshalb meinen Schritt – hätte es aber sicher auch gerne gesehen, wenn ich die akademische Karriere fortgesetzt hätte.

*Gibt es Mandate, die Sie ablehnen? Fälle, mit denen Sie nichts zu tun haben wollen?*
Landmann: Ich sage nicht, dass ich bei bestimmten Taten jemanden als Mandanten grundsätzlich nicht annehme. Ich habe auch schon Lustmörder vertreten, deren Taten niemals entschuldigt werden können. Habe bei sinnlosen Morden das Mandat übernommen. Ich bin aber dazu gestanden und habe meine Arbeit als richtig empfunden. Es geht dabei immer um die Frage, wie und warum ein Verbrechen passiert ist. Nicht darum, eine Tat zu entschuldigen, sondern den Täter zu verteidigen – und in Ausnahmefällen auch darzulegen, dass er es gar nicht war. Ein Mandat lehne ich allerdings immer dann ab, wenn jemand etwas Unkorrektes von mir erwartet.

*Was verstehen Sie darunter?*
Landmann: Irgendeine Schlaumeierei. Es gibt Leute, die solches von ihrem Anwalt erwarten. Seltsamerweise sind das aber nie die Gangster. Die wissen, was sie von mir erwarten können und was ich machen darf. Brave Bürger aber wollen nach ihrer Verhaftung plötzlich, dass ich für sie alle möglichen Hebel in Bewegung setze, Leute zu Aussagen veranlasse. Da mache ich nicht mit. Oder jemand will einen andern mit meiner Hilfe über den Tisch ziehen und mich dafür am Gewinn beteiligen. Vielleicht bin ich ein zu schlechter Kaufmann, um bei solchen Aktionen mitzumachen. Ich bin nie reich geworden und werde es wohl nie werden. Dafür kann ich in den Spiegel schauen – auch wenn ich in meinem Leben grosse Fehler gemacht habe.

*Einer dieser Fehler brachte Sie fast um die Grundlage Ihrer Existenz. Sie wurden Anfang der Neunzigerjahre wegen Geldwäscherei und Gehilfenschaft zur Finanzierung des Drogenhandels angeklagt und sassen mehrere Wochen im Bezirksgefängnis Winterthur in Untersuchungshaft.*
Landmann: Ich half einem wegen eines Haschischdeliktes vorbestraften Mann. Bei seiner ersten Straftat hatte ich ihn noch nicht vertreten. Ein Bekannter von mir unterstützte ihn dann beim Aufbau eines Renovationsunternehmens und bat mich, ihm einige Türen zu öffnen. Ich willigte ein und trat für ein Honorar von 2000 Franken als Verwaltungsrat in sein Unternehmen ein. Nicht realisiert hatte ich, dass dieser Mann zwar Renovationen vornahm, sich aber gleichzeitig wieder an sehr umfangreichen Drogengeschäften beteiligte.

*Sie rechtfertigen Ihr Engagement damit, dass Sie Ihrem Klienten bei der Resozialisierung helfen wollten.*
Landmann: Ich betrachte die Unterwelt als Spiegel der Gesellschaft. Die beiden Sphären weisen eindeutig Parallelen auf. Ich war deshalb immer der Meinung und bin es selbst heute noch bis zu einem gewissen Grad, dass jemand, der seine Wünsche mit legalen Mitteln verwirklichen kann, keinen Grund hat, zu illegalen zu greifen. Man muss deshalb in der Resozialisierung die Leute so fördern, dass sie ihre Fähigkeiten legal einsetzen können. Klar ist allerdings, dass es immer Anreize geben wird, Illegales zu tun. Die Lehre aus diesem Fall war, dass ich nie mehr aus sozialen Gründen zu so günstigen Konditionen eine Aufgabe übernahm. Für 2000 Franken war es mir schlicht nicht möglich, zig Stunden damit zu verbringen, das Unternehmen zu kontrollieren. Hätte ich genauer hingeschaut, wären mir aber mit Sicherheit Unstimmigkeiten aufgefallen. Das wurde mir schliesslich auch von den Behörden zur Last gelegt. 1* Heute gehe ich aus Prinzip nicht mehr in Verwaltungsräte. Bleibe bei dem, was ich kann: der Verteidigung.

*Beim Prozess gegen die vier ehemaligen Angestellten des Zürcher Pflegezentrums Entlisberg fiel auf, dass Ihre Mandantin vor Gericht am offensichtlichsten Reue zeigte. War das sie selber oder die Verteidigungsstrategie ihres Anwaltes?*
Landmann: Meine Mandantin war von Anfang an bereit, zu ihrer Tat zu stehen. Natürlich haben aber auch die vielen gemeinsamen Gespräche zu diesem Schritt beigetragen.

*Lässt sich ein Gericht, das sich auf Fakten stützen muss, überhaupt durch Reuebekundungen beeinflussen?*
Landmann: Eine rein formale Bekundung im Stil von «Es tut mir leid» reicht nicht. Wichtig ist aber, dass ein Gericht aus all den Aussagen eines Angeklagten erkennt, wie er heute zu seiner Tat steht. Dass er das Unrecht einsieht. Dass man ihm wirkliches Bedauern anmerkt. Solches Verhalten kann eine Strafe um bis zu einem Drittel reduzieren. Deshalb verstehe ich die Strategie der Verteidigung im Fall der Schläger von München als Aussenstehender nicht.

*Die drei Jugendlichen haben bislang vor Gericht ja konsequent geschwiegen.*
Landmann: Das ist für mich schlicht nicht nachvollziehbar. Ich vertrat vor Kurzem einen jungen Mann, der einen Raubüberfall begangen hatte. Der Überfall geschah in einer alkoholisierten Gruppe von als Problemfälle bekannten Männern. Mein Mandant stand zu seiner Tat. Er konnte seine Tat zwar nicht erklären, aber glaubhaft versichern, dass er sein damaliges Verhalten heute nicht mehr versteht. Das wäre auch das Mindeste, was Gericht und Öffentlichkeit im Fall München erwarten dürften. Dass man zumindest eine Erklärung bekommt, was in den drei Jugendlichen an diesem Abend vorging. Wie so etwas Entsetzliches passieren konnte. Die Tat kann so niemals entschuldigt werden, aber die Aussagen trügen zu einem besseren Verständnis bei. Ich glaube deshalb, dass sich die Verteidigung mit ihrer Strategie eine grosse Chance auf ein sachgerechtes Urteil verspielt.

*Sie haben einmal gesagt, dass Ihre Hauptaufgabe als Verteidiger darin besteht, dem Gericht Ihren Mandanten vorzustellen.*
Landmann: Nicht die Tat zu entschuldigen, sondern sie zu erklären. Dass ein Täter bereit ist, über seine Tat zu sprechen, ist bei Annahme eines Mandates oft noch nicht der Fall. Die Bereitschaft entwickelt sich meist in den Gesprächen. Irgendwann kommt man zu einem Punkt, an dem der Mandant in einen Dialog tritt. Anfängt, seine Gefühle zu zeigen. Er muss ja nicht seine Tat begründen können. Er muss Gefühle zeigen. Beschreiben, was damals in ihm vorging. Das öffnet dann zum ersten Mal den Blick auf das Ganze. Dieser Blick fehlt einem Richter, wenn ein Täter nicht bereit ist zu sprechen. Es gibt aber auch Täter, die nicht darüber sprechen können. Für diese übernimmt dann der Anwalt.

*Was, wenn Sie als Anwalt aber ein ganz anderes Bild von Ihrem Mandanten haben als dieser von sich selbst?*
Landmann: Standardsätze über eine schlechte Kindheit genügen nicht, um mildernde Umstände zu erreichen. Es braucht schon eine detaillierte Aufarbeitung. Sollten Mandant und Anwalt eine andere Sicht des Sachverhalts haben, muss der Anwalt das Gespräch suchen. Er kann aber nicht eine total andere Haltung einnehmen. Am Schluss entscheidet immer der Mandant, wie weit sein Anwalt gehen darf.

*Wie verbreitet ist Ihre Berufsauffassung unter den Verteidigern?*
Landmann: Eine Generalisierung ist nicht möglich. Für mich ist die Darstellung der Tat wichtig. Es gibt aber diverse, von mir hoch geachtete Verteidiger, die einen anderen Stil pflegen. Ich bin einfach der Meinung, dass ich mit meiner Art der Verteidigung sehr oft Erfolge erziele. Erfolg bedeutet für mich ein sachgerechtes Urteil; ein Urteil, hinter dem letztlich alle Parteien stehen können.

1* Das Bezirksgericht Zürich hat Valentin Landmann 1996 wegen mehrfacher qualifizierter Geldwäscherei zu einem Jahr Gefängnis bedingt und zu einer Busse von 15 000 Franken verurteilt. Vom Vorwurf der Finanzierung des Drogenhandels und der Gehilfenschaft zu Begünstigung und Urkundenfälschung wurde er freigesprochen. Das Anwaltspatent wurde ihm nicht entzogen.


*Zur Person*

Valentin Landmann (59) ist seit 1984 selbständiger Rechtsanwalt in Zürich. Zuvor lehrte er an der Universität, war Bezirksanwalt und Ersatzrichter. Sein Studium schloss er in nur sechs Semestern mit der höchsten Auszeichnung ab. Auch seine Dissertation erhielt das Prädikat «summa cum laude». 1979 nahm er einen Lehrauftrag am Max-Planck-Institut in Hamburg an. Dort kam er in Kontakt mit dem Milieu, beschloss, sein Leben zu ändern, und zerriss seine Habilitation. Bekannt wurde er als Anwalt des Zürcher Ablegers der Hells Angels. Er verteidigte aber auch einen der Fraumünster-Posträuber sowie im Wetziker Taximord. Zudem schrieb er mehrere Bücher. (ldc)