#Notizen zu Namen

17. Dezember 2008 | Sache … Sächeli – Rennende Sofakönige

Schaffhauser Nachrichten, Region

Radio-Munot-Moderator Yves Keller ist nicht gerade das, was man landläufig als Sportskanone bezeichnet. So gesehen, hat der selbsternannte Sofakönig seit dem Montagmorgen ein echtes Problem. Keller hatte sich nämlich mit den Hörern eine Wette geliefert. Um die Weihnachtsaktion des Senders zugunsten des Schulprojekts Lucecitas in Nicaragua anzukurbeln, bot er an, 12 Stunden am Stück durch die Region Schaffhausen zu rennen, falls das Spendenbarometer bis gestern Dienstag um 10.00 Uhr auf über 20 000 Franken klettern sollte. Diese Spendengrenze wurde nun am Montagmorgen durchbrochen. Jetzt werde er wohl einiges an seinem Lebensstil ändern müssen, meint Keller mit einem mulmigen Gefühl im Magen. Mut macht ihm der Arzt Jean-Jacques Fasnacht. Wenn der Moderator jetzt mit dem Training beginne, sollte er bis zum Sommer bereit sein für den Lauf. Zudem dürften Keller seine Erfahrungen mit aussergewöhnlichen Aufgaben Mut machen. So reiste er im Sommer 2007 ohne Geld durch Deutschland und musste sich dabei sogar das Essen erbetteln. Daher kann er zumindest schlank mit seinem Aufbautraining beginnen.

#Notizen zu Namen

12. Dezember 2008 | «Wachstumsrate ist beunruhigend»

Schaffhauser Nachrichten, Region
Erwin Küenzi

*Markus Schärrer, die Kosten der Spitäler Schaffhausen sollen höher sein als an anderen vergleichbaren Spitälern. Wie kommen Sie zu dieser Aussage?*
Markus Schärrer: Für diese Vergleiche gibt es zwei Referenzpunkte. Der eine ist die Krankenhausstatistik, die im Auftrag des Bundes erhoben wird. Sie enthält die ökonomischen Daten aus den Betriebsrechnungen. Der andere ist die medizinische Statistik. Sie listet Behandlungen nach Fallgruppen auf. Die Spitäler müssen für jeden Patienten Daten an diese Statistik liefern. Die Daten werden für jeden Patienten einer diagnosebezogenen Fallgruppe (DRG) zugeordnet. Diese Gruppen werden, je nachdem, ob es sich um einen Blinddarm oder eine Herzoperation handelt, mit einer entsprechenden Punktzahl gewichtet. Ab 2012 ist geplant, die Entschädigung der Spitäler aufgrund dieser Punkte festzulegen. Diese Vereinheitlichung mit den DRG erlaubt es auch, Spitäler zu vergleichen.

*Und was heisst das für die Spitäler Schaffhausen?*
Macht man die Berechnung mit diesen DRG-Punkten, so kommen die Zürcher Spitäler auf Basiskosten zwischen 7300 und 9000 Franken pro Fall. Schaffhausen liegt hier bei über 9000 Franken pro Fall. Oder mit anderen Worten: Wäre Schaffhausen ein Zürcher Spital, wäre es, von den Universitätsspitälern einmal abgesehen, das teuerste.

*Wie zuverlässig ist diese Berechnung?*
Es gibt einen Kreis von Spitälern, die unter sich eigene Benchmarks erstellen und diese vergleichen. Da kommen im Detail etwas andere Resultate heraus, aber das Ergebnis zum Schluss ist das gleiche: Schaffhausen ist teuer. Wir haben ein Kostenniveau, das in der Westschweiz normal wäre. Aber in der Ost- und der Zentralschweiz gehört Schaffhausen zu den teuersten Spitälern.

*Warum ist das so?*
Die Gründe dafür liegen zum Teil im Betrieb selber. Die Effizienz gewisser Abläufe muss angeschaut werden. Zudem ist die Zusammenführung der Spitäler Schaffhausen noch nicht in allen Teilen optimal vollzogen. Im weiteren sind die baulichen Voraussetzungen an vielen Orten nicht mehr optimal. Die neusten Gebäude des Kantonsspitals sind schon 30 Jahre alt. Die Grundrisse wurden noch ganz auf stationäre Behandlungen ausgerichtet. Seit Jahren werden die ambulanten Patienten aber immer wichtiger. Heute ist betrieblich beides vermischt. Mit baulichen Anpassungen könnten wir kostenmässig einiges herausholen; Planungen in diese Richtung laufen zurzeit. Zu guter Letzt spielt auch eine Rolle, dass Schaffhausen bei den Fachdisziplinen ein breiteres Angebot hat als zum Beispiel ein Bezirksspital im Kanton Zürich oder im Aargau.

*Können Sie dafür ein Beispiel nennen?*
Wir haben zum Beispiel Spezialisten für Gefässverengungen oder für Nierenkrankheiten. In der Bauchchirurgie, der Gynäkologie und der Urologie werden Leistungen erbracht, die klar über dem Niveau eines normalen Bezirksspitals liegen. Früher wurden Spezialitäten von niedergelassenen Ärzten abgedeckt. Heute arbeiten viele Spezialisten im Spital, und das hat Folgen, da diese oft eine Kaderposition einnehmen, mit dem entsprechenden Lohn und dem Aufwand für die Infrastruktur. Das Verhältnis Fachärzte – Oberärzte hat sich in Richtung Fachärzte verschoben. Die Schaffhauser Öffentlichkeit muss sich die Frage stellen: Wollen wir das, und sind wir bereit, die entsprechenden Kosten zu tragen?

*Wie würden Sie diese Frage beantworten?*
Ich gehe davon aus, dass die Schaffhauser Bevölkerung auch weiterhin bereit ist, etwas mehr zu zahlen für ein gutes Spital, das eine wohnortnahe Versorgung sichert und zudem auch gute Arbeitsplätze in der Region erhält. Der Kostenunterschied zu den Zürcher und den Thurgauer Spitälern darf aber nicht zu gross werden.

*Wo und wie soll im Spital konkret gespart werden?*
Wir vom Gesundheitsamt verhandeln mit den Spitälern vor allem über den Leistungsauftrag und über die jährlichen Kostenbeiträge des Kantons. Aber die Analyse der betrieblichen Abläufe und die daraus folgenden Sparmassnahmen sind Sache des Spitalrats. Was die Breite des Angebots angeht, so braucht es dazu den Austausch zwischen Betrieb und Politik, da letztere den Leistungsauftrag formuliert. Falls höhere Kosten gut begründet sind, kann die Politik auch ja dazu sagen.

*Können Sie das an einem Beispiel erläutern?*
Nehmen wir den Rettungsdienst. Hier lautet die Zielvorgabe, dass die Ambulanz in 90 Prozent aller Fälle innerhalb einer Viertelstunde am Notfallplatz ist. Das kostet natürlich. Gibt man als Vorgabe 20 oder gar 30 Minuten wie in verschiedenen anderen Kantonen oder nimmt man in der Nacht mit reduzierten Pikettdiensten höhere Risiken in Kauf, so sinken die Kosten. Es stellt sich also die Frage: Will man sich die Zielvorgabe 15 Minuten rund um die Uhr leisten?

*Besteht aber nicht die Gefahr, dass diese Sparmassnahmen beim Betrieb, die der Spitalrat zu verantworten hat, auf Kosten der Patienten gehen?*
Das ist das Killerargument, das immer kommt. Es gibt aber auch gute Beispiele, dass dem nicht so sein muss.

*Nämlich?*
Das Limmattalspital, das eine ähnliche Grösse hat wie das Schaffhauser Spital, lag innerhalb des Kantons Zürich zehn Prozent über den Durchschnittskosten und musste deshalb sparen. Innerhalb von anderthalb Jahren wurden beim Betrieb sieben Millionen Franken eingespart, was 60 bis 70 Stellen entspricht. Zuerst gab es einen riesigen Wirbel, aber schliesslich wurde das Sparziel erreicht. Nach dieser Übung ergaben Patienten- wie Personalbefragungen eine höhere Zufriedenheit als vorher. Dem Patienten fallen ineffiziente Abläufe negativ auf, ihre Beseitigung ist in seinem Sinne. Die Gleichung «Teuer = viel Personal = gute Betreuung» stimmt so nicht. Letztlich sind Patienten wie Personal an optimalen Abläufen interessiert. Es gibt in jeder Organisation Dinge, die sich eingebürgert haben und bei denen es sich lohnt, sie zu überprüfen. Das gilt auch für die Spitäler Schaffhausen.

*Was würde passieren, wenn sich die Spitäler Schaffhausen nicht dem Kostenniveau der Spitäler in den Nachbarkantonen anpassen?*
Spitäler können es sich gegenüber den Krankenkassen nicht mehr leisten, teurer zu sein als ihre Nachbarn. Die Zusatzkosten, welche die Kassen nicht zahlen, müssen vom Kanton übernommen werden. Ich erinnere daran, dass der Kanton Schaffhausen heute rund 69 Millionen Franken pro Jahr an seine Spitäler zahlt, das ist ein Viertel seiner Steuereinnahmen. Dieser Betrag wird heute als Block überwiesen. In Zukunft wird es Standardbeiträge pro Patient geben, die gleich hoch sind wie in den anderen Spitälern. Daneben wird ein Rest bleiben, der klarer als bisher zeigt, um wie viel teurer Schaffhausen ist.

*Geht das konkreter?*
Nehmen wir an, die oben beschriebenen Basiskosten pro Fall werden auf 8500 Franken festgesetzt. Davon zahlen die Krankenkassen 45 und der Kanton 55 Prozent. Ich darf aber daran erinnern, dass die Basiskosten heute bei uns über 9000 Franken betragen; die Krankenkassen werden aber nur 45 Prozent von 8500 Franken bezahlen; der Rest bleibt dem Kanton.

*Dann ist Sparen unvermeidlich?*
Das ist so, das zeigt uns ein Blick auf die Kostenentwicklung: Im Durchschnitt zahlt heute jeder erwachsene Kantonseinwohner mehr als 400 Franken pro Monat für das öffentliche Gesundheitswesen: 300 Franken an die Krankenkassen und zusätzlich über 100 Franken aus Steuermitteln an die Spitäler. Seit Jahren wachsen die Kosten im Gesundheitswesen durchschnittlich um vier Prozent pro Jahr, was einen Zuwachs in zehn Jahren von mehr als 50 Prozent bedeutet. In zehn Jahren müssten wir also schon mehr als 600 Franken monatlich pro Einwohner bezahlen. Das ist kein Bagatellproblem, diese Wachstumsrate ist beunruhigend. Wenn wir für die gleiche Leistung immer mehr Geld vom Bürger wollen, machen wir unseren Job nicht. Wir müssen einen gesellschaftlichen Konsens finden, was wir für das Gesundheitswesen bezahlen wollen und wo die obere Grenze ist. Und von den Investitionen in die Spitäler Schaffhausen haben wir noch gar nicht gesprochen. Für die grossen Bauvorlagen, die in Vorbereitung sind, braucht es auch wieder Geld.

#Allgemeines

6. Dezember 2008 | Falkenaktionäre feiern gutes Braujahr

Schaffhauser Nachrichten, Regionale Wirtschaft
Hans-Caspar Ryser

Getreu dem Motto «Man muss die Feste feiern» wie sie fallen, strömten gestern 280 Falkenaktionäre ins Park Casino Schaffhausen, um an der Generalversammlung 2008 der Brauerei Falken AG als einem der traditionsreichsten gesellschaftlichen Anlässe im Wirtschaftsleben von Schaffhausen teilzunehmen. Den Aktionären war denn auch die Zufriedenheit ins Gesicht geschrieben, konnten sie doch unter anderem über die Gewinnverwendung eines wiederum sehr erfolgreichen Braujahres befinden.

**Betrieblicher Gewinnanteil erhöht**
«Es freut mich ganz besonders, dass es uns zum vierten Mal in Folge gelungen ist, trotz eines schwierigen Marktumfeldes und verdoppelter Rohstoffpreise sowohl beim Umsatz als auch beim Gewinn zuzulegen», brachte Verwaltungsratspräsident Jürg P. Spahn das erfreuliche Braujahr auf den Punkt. Ganz besonders befriedigt zeigte er sich, dass sich der betriebliche Gewinnanteil gegenüber den Immobilieneinkünften nochmals erhöht habe. Dies sei neben den leicht gesteigerten Bierverkäufen insbesondere der strikten Kostendisziplin zu verdanken. Und dann wurde der VR-Präsident sogar etwas pathetisch: «Falken ist Teil von Schaffhausen, ein Stück regionale Identität, welche wir bewusst pflegen und die unsere Marktstellung in der Region erklärt und sichert.» Bei einem ausgewiesenen Jahresgewinn von 290 774 Franken seien die Rückstellungen von 7 auf 8 Millionen erhöht worden. Mit einem Eigenkapital von 3,89 gegenüber 3,75 Mio. Franken im Vorjahr sei das Unternehmen nach wie vor sehr solide finanziert.

**Einkünfte reinvestieren**
Dies ermögliche es, einen Grossteil der Einkünfte in den Ausbau der Produktion zu reinvestieren. Diese Investitionen in die Zukunft der Falkenbrauerei wertete Spahn als «Ausdruck einer zuversichtlichen Einschätzung der Entwicklungschancen unserer mittelgrossen Brauerei». Die Brauerei Falken verfüge somit über hervorragende Trümpfe, wenn es um die Sicherung der Eigenständigkeit gehe. Und dies könne angesichts der Fusionen im weltweiten Biermarkt gar nicht genug hoch gewertet werden, betonte Spahn gegenüber den SN. Einen ganz besonderen Dank richtete der VR-Präsident an die Mitarbeitenden, welche ganz entscheidend zum Erfolg des Unternehmens beitragen. In seinem Jahresbericht beleuchtete CEO Philipp Moersen das «intensive Braujahr» und würdigte die 25 Jahre Amtszeit des VR-Präsidenten.

**Alle Traktanden genehmigt**
Die Kapitalgeber genehmigten die vorgeschlagene Gewinnverwendung, die Wahl der VR-Mitglieder Jürg P. Spahn, Philipp Moersen und Ronald Forster für eine weitere Amtszeit von drei Jahren sowie die Revisionsstelle.Der Bilanzgewinn von 337 089 Franken werde je zur Hälfte zur Auszahlung einer unveränderten Dividende von 10 Prozent und für den Gewinnvortrag verwendet. Mit dem Reim «Weg mit faulem Ramschpapier, setzen wir auf Falkenbier» leitete der Präsident in seinem lyrischen Jahresrückblick zum legendären Ochsenmaulsalat von Braumeister Oskar Dommen über.

Brauerei Falken: Jahreskennzahlen 2007/08

07/08 06/07
Nettoerlös 22.80 22.24
Jahresgewinn 0.29 0.26
Umlaufvermögen 5.50 5.85
Anlagevermögen 12.42 11.48
Fremdkapital 14.04 13.58
Eigenkapital 3.89 3.75
Rückstellungen 8.17 7.06
Flüssige Mittel 0.36 0.39
Personalbestand 65 MA 65 MA
Dividende pro Aktie 50 50

In Millionen Franken. Dividende in Franken

#Notizen zu Namen

27. November 2008 | Kopf der Woche Bernhard Uhlmann, ehemaliger Chef des Filmpodiums Zürich und Co-Direktor der Cinémathèque Suisse

Schaffhauser Nachrichten, Region
Claudia Härdi

Während man Bernhard Uhlmanns Anekdoten aus der Film- und Kinowelt zuhört, wird einem schnell klar, dass es sich bei Uhlmann um einen hochgradig angefressenen Filmfan und einen versierten Filmkenner handelt, der sein berufliches Leben hauptsächlich dem bewegten Bild und dem Kino – den Geschichten auf der grossen Leinwand – gewidmet hat. Der Name Bernhard Uhlmann wird heute zweifelsohne mit dem Stichwort Film in Zusammenhang gebracht. Nicht nur in der Filmwelt, auch in Schaffhausen ist er kein Unbekannter. Zurzeit läuft das Kinoprogramm «Klassiker & Raritäten» im Kino Kiwi-Scala, das er zusammengestellt und organisiert hat. Jeweils am letzten Sonntag des Monats können sich die Schaffhauser – in bequeme Plüschsessel gefläzt – der Nostalgie alter Filmklassiker hingeben. Während des Interviews fällt ein Dutzend Namen bekannter Regisseure und alter Klassiker. Er scheint wirklich jeden zu kennen. Er habe sogar den Meister des Thrillers, Alfred Hitchcock – der während der Première seines Films «Frenzy» in Zürich weilte –, kennengelernt, erzählt er. Unzählige Geschichten von Bekanntschaften mit Filmgrössen, deren Namen und Bedeutung jüngere Generationen höchstens aus dem Filmlexikon kennen – wenn überhaupt –, gibt Uhlmann während des Gesprächs zum besten. Ein Einblick in eine faszinierende Welt. Uhlmanns biographische Filmspur begann mit einer Anstellung bei der Condor Film AG in Zürich. Lange war er in Zürich für das Filmpodium, die Filmförderung und das Jazz-Festival verantwortlich. Vor allem das Filmpodium wurde sein geistiges Kind. Uhlmann erzählt: «Ich habe 1971 das bescheidene Filmpodium Zürich ausgebaut. Immer montags wurden spezielle Filme gezeigt. Meist solche, die es in Zürich sonst nicht zu sehen gab. So habe ich das Junge Deutsche Kino nach Zürich gebracht.» «Er ist ein armer umherirrender Schnürsenkelverkäufer», so hätten ihn seine Kollegen im Zusammenhang mit seiner Arbeitssituation beschrieben, erzählte Uhlmann. Ab 1983 fand das Filmpodium dann eine wirkliche Heimat im Zürcher Kino «Studio 4». 1993 führte diese Spur in die Cinémathèque Suisse. Erst arbeitete er als Direktionsassistent von Freddy Buache, später wurde er Co-Direktor neben Hervé Dumont. Uhlmann ist mittlerweile pensioniert. «Man wird mich aber noch stets jedes Jahr am Filmfestival La Rochelle antreffen. Es ist das beste Filmfestival, das ich kenne», sagt er vergnügt.

**Zur Person**
Alter 66
Zivilstand Geschieden, 3 Töchter
Wohnort Schaffhausen
Hobbys Film und Jazz
Aktuelle Lektüre «A Very Dangerous Citizen – Abraham Polonsky and The Hollywood Left» von Paul Buhle und Dave Wagner, USA 2001.

#Notizen zu Namen

13. November 2008 | Kurt Bächtold feiert heute seinen 90. Geburtstag

Schaffhauser Nachrichten, Region
Eduard Joos

«Meinem Vater und der Heimat» widmete der junge Kurt Bächtold seine umfangreiche Doktorarbeit über die Verwaltung des Stadtstaates Schaffhausen, die so umfangreich war, dass nur ein Teil gedruckt wurde. Alles ist in der Arbeit und Widmung bereits enthalten, was Kurt Bächtolds Wirken und seine Bedeutung ausmachen sollte: Die Liebe zu Stadt und Landschaft Schaffhausen, die unbestechliche historische Neugier und die Verpflichtung, der nächsten Generation echte Werte zu erhalten.

**Der Redaktor**
Historiker, welche Geschichte nicht nur als Liebe zur Vergangenheit verstehen, sondern als Auftrag zur Zukunftsbewältigung, suchen ein Publikum: Sie werden Lehrer oder Journalisten. Kurt Bächtold trat nach dem Studium, das von Aktivdiensteinsätzen unterbrochen war, 1948 in die Redaktion der «Schaffhauser Nachrichten» ein, die noch vom freisinnigen Geist Ernst Uhlmanns stark geprägt war. Bis Bächtold 1968 die Redaktion verliess, um die Leitung der Stadtbibliothek zu übernehmen, wirkte er in der berühmten «Viererbande» mit Heinz Bollinger, Heinz Dutli und Erwin Waldvogel in dieser Tradition an der Spitze des freisinnigen Lokalblattes, das sich aber bereits ab 1952 einem von der FDP unabhängigen Kurs verpflichtet fühlte.

**Der Politiker**
Als nämlich 1952 der Jungliberale SN-Redaktionskollege Hans Moser von der FDP zum Regierungsratskandidaten erkoren wurde, setzte sich die Redaktion unter Kurt Bächtold von ihm ab und unterstützte nach dem unpopulären Bau des Flusskraftwerks Rheinau («Rheinauskandal») andere Kandidaten, um die Schaffhauser Regierung aus den Angeln zu heben. Der Kampf gegen «Rheinau» hatte mit einem Zeitungsartikel von Kurt Bächtold unter dem Titel «Kulturschande» begonnen. Auch wenn «Rheinau» letztlich doch gebaut wurde, Bächtold hatte die grünen Tendenzen der Schaffhauser entdeckt, genutzt und mit Gesinnungskollegen zum Rheinaubund geformt, die den Natur- und Heimatschutz in der Bundesverfassung verankerten und gegen zerstörerische Neuerungen des technischen Zeitalters zu Felde zogen. Damit war Kurt Bächtold ein Grüner der ersten Stunde, Grün war damals noch eine Farbe der FDP. 1961 wurde Kurt Bächtold glanzvoll in den Ständerat gewählt, in dem er den Kanton Schaffhausen bis 1979 vertrat. Dank seiner offenen, umgänglichen Art wurde er für 1971 zum Präsidenten der kleinen Kammer gewählt. 1973–1979 vertrat Kurt Bächtold die Schweiz im Europarat in Strassburg.

**Der Historiker**
Bächtold hat mit einer historischen Doktorarbeit begonnen und als Redaktor immer auch die geschichtliche Dimension der Politik berücksichtigt. Er nahm sich die Zeit, daneben auch geschichtliche Artikel und Aufsätze zu publizieren. Als Leiter der Stadtbibliothek sass er ab 1968 inmitten der Quellen und intensivierte seine publizistische Tätigkeit. Es gibt heute kaum ein kulturgeschichtliches Schaffhauser Thema, zu dem sich Kurt Bächtold nicht geäussert hat, die Broschüren und Medienartikel gehen in die Hunderte. Wir verdanken Bächtold die fundiert geschriebenen Ortsgeschichten von Beggingen, Büttenhardt, seinem Heimatort Osterfingen und Wilchingen; 1989 ernannte ihn Wilchingen darum zum Ehrenbürger. Als letztes grosses Œuvre verfasste Kurt Bächtold für die neue Kantonsgeschichte das Kapitel Kultur im 19. Jahrhundert. Da er alles wusste, musste er selbst die Quellen oft gar nicht mehr angeben, er war die Quelle. Kurt Bächtold ist darum der Schaffhauser Universalhistoriker schlechthin, dem wir für sein umfassendes Wirken zu grossem Dank verpflichtet sind.

#Notizen zu Namen

11. November 2008 | Kurt Bächtold zum Neunzigsten – Ein aussergewöhnlicher Zeitzeuge wird 90

Schaffhauser Bock
René Steiner

Der Wohnsitz der Familie liegt seit Jahrzehnten am Schaffhauser Vögelingässchen direkt über dem naturnah belassenen Rhein. Ein Privileg. Aber eine Vorzugslage, die erarbeitet ist. Kurt Bächtold war der Erste, der gegen die Hochrheinschifffahrt wirksam die Sturmglocken läutete. Und er wirkte in den vorderen Reihen mit, als es darum ging, die Rheinlandschaft beim Schaarenwald gegen den dort geplanten Nationalstrassenbau zu schützen.

Der 1918 in Merishausen geborene Lehrerssohn war Journalist, wurde Politikerund bleibt bedeutendster Lokalhistoriker und Schriftsteller. In mehr als einer dieser Sparten wurde er durch den Historiker Dr. Karl Schib, seinen Kantonsschullehrer, geprägt. Von diesem bekam er auch die Anregung zu seiner Doktorarbeit der Philosophie: «Verwaltung des Stadtstaates Schaffhausen zwischen Reformation und Revolution». Damit war ein publizistischer Schwerpunkt gesetzt. Bächtold ergänzte die vermehrt stadtorientierten Lokalhistoriker Karl Schib und Carl August Bächtold mit Arbeiten zur Geschichte der Schaffhauser Landschaft. Unter den über 1200 Titeln seiner Bibliographie fallen über ein halbes Dutzend Gemeindegeschichten besonders ins Gewicht. Neben verschiedenen Chroniken oder Vereinsgeschichten fallen in seinen Werken Arbeiten über Carl August Bächtold und insbesondere auch seine Jugendnachbarin Ruth Blum in Wilchingen auf. Der dortige Gemeindehausplatz mit dem Dreigestirn Hallauer-Blum-Bächtold muss publizistisch besonders anregend gewirkt haben. Der Osterfinger Kurt Bächtold bekam 1989 von der Gemeinde Wilchingen das Ehrenbürgerrecht verliehen.

Das eindrückliche gedruckte Werk, das den Tag überdauert, soll und darf aber das «Tagesgeschäft», nicht vergessen lassen. Statt einem Eintritt in die Basler Chemie dauerte ein als Volontariat geplanter Kurzaufenthalt bei den «Schaffhauser Nachrichten» mehr als zwei Jahrzehnte: K.B. war ab 1947 zunächst Lokal-, dann Inland- und schliesslich bis 1968 Auslandsredaktor an der Vordergasse. Nachher betreute er anderthalb Jahrzehnte die Stadtbibliothek, ergänzte sie mit der Freihandbibliothek in der Agnesenschütte und.bearbeitete die Johannes- und Georg von Müller-Nachlässe.

Es mag noch in der Lokalredaktion gewesen sein, als K.B. den Widerstand gegen das neu geplante Kraftwerk Rheinau in den grösseren Zusammenhang mit der Hochrheinschifffahrt stellte. Er forderte damals schlicht den Rücktritt des gesamten Schaffhauser Regierungsrates, welcher im Gegensatz zur bürgerlichen Jugendbewegung die Hochrheinschifffahrt als Wirtschaftsmotor befürwortete: Krach mit der freisinnigen Stadtpartei und Rücktritt aus dem städtischen Parlament! Doch die Generation um Bächtold hatte die Umwelt- und Naturschutzbewegung in den Fünfzigerjahren richtig vorausgesehen. Als 1961 für einen heftig umstrittenen Wahlgang ein Ständeratskandidat benötigt wurde, nominierte der Schaffhauser Freisinn den damaligen Auslandsredaktor des Intelligenzblattes. K.B. gewann und packte am 6. März 1961erstmals seine Berner Koffer. Knapp drei Jahre darauf folgte bei der Bauernpartei der Steiner Stadtpräsident Konrad Graf erstmals dem Hochrhein-Schifffahrer Ernst Lieb in den Ständerat. Während 16 gemeinsamen Jahren wirkte das schon fast legendäre Natur- und Umwelt-Duo Bächtold-Graf im «Stöckli» als weitgehend ungeteilte Schaffhauser Standesstimme. Ein Parlamentskollege wies bei ihrem Rücktritt darauf hin, dass er sich nur an eine unterschiedliche Stellungnahme in einer grundsätzlichen Frage erinnern könne: Bei der sogenannten «Burgdorfer-Initiative» auf 12 autofreie Sonntage sagte der radikalere Graf «Ja», während der liberaler gesinnte Bächtold sie ablehnte.

Kurt Bächtold wirkte während seiner Berner Zeit ausserdem etliche Jahre im Strassburger Europarat und einige Jahre in der Interparlamentarischen Union mit. Für das Jahr 1974 wählte ihn der Ständerat mit glänzender Stimmenzahl zum fünften Schaffhauser Ratspräsidenten seit der Bildung des Bundesstaates im Jahre 1848. Als die beiden ehemaligen Kantonsschulkollegen im Jahre 1978 gemeinsam zurücktraten, würdigte der Regierungsrat ihr weitgehend gemeinsames Wirken mit einer besonderen Geste: Die beiden «Standesvertreter wurden durch den Regierungspräsidenten mit einer Trachtengruppe in Bern abgeholt.

Persönlich bin ich dem Jubilar erstmals vor 45 Jahren begegnet: Er war damals engagierter, landschaftsorientierter Gegner, ich Befürworter der Eingemeindung von Herblingen. 1978 habe ich ihn eingeladen, als Autor am damals neugegründeten «Schaffhauser Magazin» mitzuwirken. Er musste contre coeur absagen. Sein Stammverleger, der Verlag der «Schaffhauser Nachrichten», drohte mit einer Sperrung: Schaffhauser «Hallstein-Doktrin» haben wir das unliberale Gebaren schon damals genannt. Fünf Jahre später sagte er uns für das Heft mit dem Titelthema über seine Heimatgemeinde Wilchingen zu. Ich erinnere mich noch exakt an seine Stellungnahme: «Wenn das die Leitung der ‘Schaffhauser Nachrichten’ und der ‘Meierei’ nicht begreift, dass ich als Wilchinger hier mitarbeiten muss, kennen sich diese Leute in der Psyche der Schaffhauser nicht aus.» Seit da hat Kurt Bächtold im «Magazin» unter meiner Verantwortung fast 250 Beiträge geschrieben. Bei den «Schaffhauser Nachrichten» blieb er gesperrt… Der Vorgang ist symptomatisch, aber von grundsätzlicher Bedeutung. Unsere direkte Demokratie hat eine weitgehend exakte Gewaltenteilung Volk-Exekutive- Legislative und richterliche Kompetenz. Aber die informativen Kräfte, die Medien, werden zunehmend verfilzt.

Gottfried Keller, Politiker als Erster Staatsschreiber des Kantons Zürich und weitbekannter Schriftsteller, feierte einen hohen runden Geburtstag auf dem Bürgenstock. Er trug sich unter falschem Namen in die dortige Hotelliste ein. Er wurde entdeckt, Und beim Frühstück durch die Stadtmusik überrascht… Jetzt ist es auf dem Bürgenstock unwirtlich. Kurt Bächtold, der vor zwei Jahren den Tod seiner Frau, Rös Bachtold-Egloff, zu beklagen hatte, verreist für die Tage vor und nach dem 13. November mit seinen vier Kindern nach Paris, einem seiner Studienorte. Unsere besten Geburtstagswünsche begleiten ihn.

#Notizen zu Namen

5. November 2008 | «Unsere Arbeit wird sehr positiv bewertet»

Schaffhauser Nachrichten, Region
Walter Joos

Herr Looser, wie gut hat sich die Pädagogische Hochschule Schaffhausen (PHSH) in ihrer nunmehr fünfjährigen Existenz im Kanton als neue Bildungsinstitution etabliert?

Eduard Looser: Wir haben uns mit viel Engagement und grosser Beharrlichkeit als erste im Kanton Schaffhausen bestehende Hochschule in die im Bildungswesen bestehende Landschaft auf dynamische Weise integriert. Eine beachtliche Zahl von aktiven und ausgebildeten Lehrkräften – vorab der Volksschulstufe – arbeitet heute neben dem Lehrpersonal der PHSH mit an der Aus- und Weiterbildung der Lehrerinnen und Lehrer. Master, Bachelor, Diplome, Zertifikate, Zusatzqualifikationen – jeder Abschluss mit seiner definierten Anzahl Credit-Points – sind heute keine Fremdwörter mehr.

*Wie wird denn das bestehende Bildungsangebot von der PHSH von den potentiellen und den bereits im pädagogischen Bereich tätigen Lehrpersonen genutzt?*

Immer mehr junge Leute aus den Mittelschulen und der Berufswelt – aber auch amtierende Lehrerinnen und Lehrer – nutzen die neuen Möglichkeiten der Mobilität in der Aus- und Weiterbildung. Damit wird es möglich, sowohl marktbezogen als auch unter dem Aspekt der persönlichen Entwicklung die eigenen Kompetenzen optimal zu fördern und gewinnbringend einzusetzen. Beiträge aus Schaffhauser Forschungsprojekten, welche in Zusammenarbeit zwischen Dozierenden und Studierenden der PHSH und praktizierenden Lehrpersonen entwickelt wurden, finden heute in einschlägigen internationalen Kreisen Beachtung.

*Im Vorfeld der Gründung wurde von einer Belegung der neuen PHSH von bis zu 120 Studentinnen und Studenten ausgegangen. Heute besuchen 82 Studierende Ihre Schule. Rechtfertigt diese Zahl langfristig den Fortbestand des bisherigen Betriebes?*

In der Abstimmungskampagne wurde 2002 als Planungsannahme tatsächlich von bis zu 120 Studierenden ausgegangen. Diese Zahl erwies sich in der Folge als zu hoch. Mit der heutigen Zahl von gut 80 Studierenden ist die PHSH jedoch in jeder Hinsicht lebensfähig: Zum einen vermag sie den in der Region Schaffhausen vorhandenen Bedarf bestens abzudecken. Zum andern erhält fast die Hälfte der abgehenden Diplomanden jeweils ohne Probleme gute Stellen in den umliegenden Kantonen und in der übrigen Schweiz. Die PHSH wurde im Sommer vor zwei Jahren durch die Schweizerische Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren (EDK) ohne jeden Vorbehalt anerkannt. Ich betrachte dies als erfreuliches Ergebnis der konzentrierten Aufbauarbeit des gesamten Schulteams. Die Pädagogische Hochschule Zürich leistete dazu wertvolle Schützenhilfe.

*Wie steht es mit dem finanziellen Aufwand des Kantons für die PHSH, und wie gross ist der Anteil der Studierenden aus anderen Kantonen?*

Der Aufwand für die Pädagogische Hochschule beläuft sich gemäss dem aktuellen Entwurf zum Staatsvoranschlag 2009 auf brutto etwas mehr als vier Millionen Franken. Davon entfallen 2,3 Millionen auf die Ausbildung. Der Anteil der Studierenden aus anderen Kantonen beträgt seit der Gründung der PHSH stets etwa 35 Prozent. Die aus andern Kantonen stammenden Studierenden stellen einerseits eine Bereicherung unserer Schule und ihrer Kultur dar. Andrerseits sind die mit ihrer Wahl und dem Besuch unserer Schule verbundenen Fachhochschulbeiträge durch die entsprechenden Wohnortkantone zugunsten unserer Staatskasse – sie belaufen sich 2009 auf 690 000 Franken – willkommen.

*Die Hochschullandschaft wird sich künftig weiter verändern. Dazu zählen einerseits der neue Masterplan sowie andererseits die bevorstehende Revision der rechtlichen Grundlagen. Welche Auswirkungen hat dies für die PHSH?*

Mit der Revision des Hochschulförderungsgesetzes – die entsprechende Vorlage dürfte demnächst von den eidgenössischen Räten beraten werden – sollen konkrete Antworten auf die weitere Expansion, die Diversifizierung und die Demokratisierung des Hochschulwesens gegeben werden. Die Regelung des Verhältnisses zwischen den verschiedenen Hochschultypen ist angesichts der unterschiedlichen Traditionen und Hierarchien keine leichte Aufgabe. Die PHSH ist jedoch im Lichte der kommenden Hochschulgesetzgebung und des Masterplans mit ihrem Studienangebot gut aufgestellt. Unsere Arbeit wird überall sehr positiv bewertet. Wir erfüllen ausserdem alle vom Bund und von den Kantonen verlangten Auflagen.

*Sehen Sie in Bezug auf die künftige Entwicklung einen konkreten Handlungsbedarf?*

Der Blick auf die Landkarte zeigt, dass in der Ostschweiz – im Gegensatz zu anderen Regionen unseres Landes – eine grosse Zahl von Pädagogischen Hochschulen existiert. Das bedeutet, dass sich die vorhandenen Trägerschaften ernsthaft überlegen müssen, wie sie – ohne die Vorzüge der regionalen Verwurzelung im Bildungsbereich aufzugeben – der Forderung nach verstärkter Vernetzung und Koordination in Bezug auf Zulassung, Angebote, Qualifikation, Qualitätsmanagement und Forschung in Zukunft entsprechen können. Der Trend zur intensiven Zusammenarbeit zwischen den Pädagogischen Hochschulen wird sich in Zukunft verstärken.

#Notizen zu Namen

3. November 2008 | Stadtschulrat mit fünf neuen Gesichtern bestückt

Schaffhauser Nachrichten, Schaffhausen / Neuhausen
Jan Hudec

Die Ausgangslage war spannend im Rennen um den Stadtschulrat. Neun Kandidaten hatten sich für die sechs Sitze beworben, entsprechend schwierig war eine Wahlprognose. Und tatsächlich war das Rennen ziemlich eng, immerhin acht Kandidaten erreichten das absolute Mehr von 1703 Stimmen. Einziger nicht Gewählter ist Grossstadtrat Paul Dill (SVP) mit 1616 Stimmen. Überhaupt markierte die SVP das Schlusslicht, so schaffte auch ihr zweiter Kandidat, Mariano Fioretti, den Sprung in die städtische Schulbehörde nicht und erreichte mit seinen 1711 Stimmen nur den achten Platz. Ein schlechter Tag für die SVP, fing sie damit doch, neben ihrem schwachen Abschneiden im Kampf um den Stadtrat, im Stadtschulrat noch eine zweite Schlappe ein.

Am anderen Ende der Liste befindet sich Vreni Osterwalder (SP), die sich über ein Glanzresultat freuen konnte. Mit 3325 Stimmen distanzierte sie die Konkurrenz um beinahe 1000 Stimmen. «Ich denke, das gute Ergebnis ist sicher auch zustande gekommen, weil die Wählerinnen und Wähler meine langjährige Arbeit, die ich als Lehrerin geleistet habe, schätzen», meinte Osterwalder. Sie freue sich darauf, sich nun weiterhin für die Schule einsetzen zu können. Mit Andreas Wüthrich hat auch der zweite SP-Kandidat den Sprung in den Stadtschulrat geschafft. Er erreichte mit 2232 Stimmen das fünftbeste Resultat. Als kleine Überraschung darf sicherlich der Erfolg des AL-Kandidaten Simon Stocker gewertet werden, der als jüngster Bewerber angetreten war und mit 2425 die zweitbeste Stimmenzahl erreicht hat. «Ich bin schon ziemlich überrascht. Ein derart gutes Resultat hätte ich nicht erwartet, zumal wir ja die kleinste Partei sind, die hier angetreten ist», sagte der verblüffte Stocker. Geholfen hätten sicher die Unterstützung der SP und wohl auch ein gewisser Bekanntheitsgrad, den er sich als Grossstadtrat habe erarbeiten können. Auch die FDP wird im neu zusammengesetzten Gremium zwei Mitglieder stellen. Marcel Sonderegger (mit 2265 Stimmen) und Manuela Roost Müller (2249 Stimmen) erreichten das dritt- respektive viertbeste Resultat. Eher enttäuschend verlief die Wahl dagegen für die beiden bisherigen CVP-Stadtschulräte, die ebenfalls zur Wahl angetreten waren. Natalie Zumstein schaffte mit 2001 Stimmen und dem sechstbesten Resultat zwar noch den Sprung ins Gremium, für den zweiten Bisherigen, Christian Eichholzer, reichte es mit 1724 Stimmen jedoch nicht mehr. «Es ist sicher schade, jetzt nicht mehr Mitglied des Stadtschulrats zu sein», bedauerte Eichholzer die Abwahl nach acht Jahren Mitgliedschaft im Stadtschulrat. «Die Arbeit im Gremium wird mir fehlen.» Man habe bei den Jugendlichen etwas bewirken können. Etwas sorgenvoll in die Zukunft blickt Natalie Zumstein: «Ich glaube, es wird schwierig mit fünf neuen Mitgliedern.» Diese müssten sich jetzt zuerst alle einarbeiten, und das werde sicher einige Zeit in Anspruch nehmen. «Ich erwarte jedenfalls eine arbeitsintensive Zeit.» Gelassener sieht es Simon Stocker: «Ich glaube nicht, dass die neue Zusammensetzung negative Auswirkungen haben wird.» Es stünden ohnehin einige Veränderungen an. Der Stadtschulrat wird mit dem Schulreferenten der nächsten Amtsperiode noch ein weiteres Mitglied erhalten.

#Allgemeines

1. November 2008 | «Heute schleust er wieder auf die Tür zum schönen Paradeis …» Weihnachtslied

Schaffhauser Nachrichten, Meinungen
Michael E. Dreher

Aus wohlwollender Distanz teile ich die Skepsis, die etwa in den SN-Artikeln «Ein ‹kleines Paradies› unter vielen andern» zwischen den Zeilen und in «Effort genügt nicht» von Walter Joos ziemlich unverblümt zu lesen war. Die Schweiz ist ein schönes Land mit unzähligen beein-druckenden bis spektakulären Aussichtslagen auf Flüsse, Seen, Berge, Städte. Von den 41,290 km2 Territorium sind gemäss Arealstatistik nur rund 6,500 km2 in irgendeiner Form überbaut. Schöne Lagen gibt es in Schaffhausen wie in allen andern Kantonen auch. Nichts Spezielles also. Wer schon auf der Aare von Biel nach Solothurn gefahren ist, wird selbst die Rheinfahrt nach Stein am Rhein nicht mehr als ausserordentlich einmalig empfinden, es sei denn auf dem Bierschiff der Scaphusia.

Paradies (gr. Parádeisos) bedeutet ursprünglich «umfriedetes Grundstück», also ein Hag, eine Mauer, ein Graben um das Paradies, damit keiner hereinkommt, der nicht hinein gehört. So betrachtet wäre ein kleines Paradies oder sogar das Paradies Schweiz ein durchaus interessanter Ansatz. Aber darum geht’s nicht. Der Sinn dieser Kampagne ist ja primär, Zuzüger für die grüne Region am Rhein zu motivieren. Ein gelber Prospekt lädt die Bevölkerung ein, ihre Ideen und Begründungen pro kleines Paradies einzusenden. Er ist hübsch gemacht, zum Beispiel sitzt man auf dem Weidling und lässt die Füsse im Rhein planschen, ein Zeichen von Lebensqualität. Von 40 Jahren Wartefrist für einen Pfosten (SN vom 29. Oktober) ist allerdings nirgends die Rede. Die übrigen Fotos sind völlig beliebig und könnten für jede Region stehen. Was also dürfte das Resultat sein? Die Kampagne bestätigt den Einwohnern, die bereits in der Region wohnen, ihr Auskommen haben und etabliert sind, dass sie im kleinen Paradies leben. Sie kann vielleicht auch bewirken, dass mehr junge Leute die Pendlerei nach Süden auf sich nehmen, weil sie in der Region keinen passenden Arbeitsplatz finden, aber Familie und Freundeskreis vor Ort haben. Ob sie allerdings jemanden, der in einem andern kleinen Paradies wohnt, ohne konkrete Verbesserung der Lebensumstände zum Umzug veranlassen wird, ist eine offene Frage und nach meiner Einschätzung unwahrscheinlich. Unser Land besteht aus unzähligen kleinen Paradiesen, die alle mindestens den Wohn- und Freizeitwert der grünen Region am Rhein haben. Das ist nicht wegzudiskutieren. Zuzug kann jedoch als Folge von neuen Firmenansiedlungen erfolgen. Auch einzelne Deutsche werden sich für die Ansiedlung entscheiden, schon wegen der Nähe zur A81. Aber was soll jemand mit Wohnsitz in den Regionen Zugersee, Vierwaldstättersee oder Zürichsee veranlassen, nordwärts zu ziehen, um alsdann die Mühsal der Pendlerei zum Beispiel nach Zürich auf sich zu nehmen? Es sind in erster Linie gutbezahlte Jobs und hervorragende Verkehrsverbindungen, also kurze Wege, die zu einem Domizilwechsel führen. Zwar ist wenigstens eine Miniautobahn bis Andelfingen im Bau, dann aber geht’s noch jahrelang zweispurig weiter bis zur A1 in Winterthur. Und der Viertelstundentaktfahrplan nach Zürich? Werde ich ihn noch erleben? Steuerliche Anreize – zum Beispiel Erbschaftssteuermodell Schwyz oder eine Vermögenssteuer auf einen Pro-memoria-Wert reduziert – hätten jedoch sicher Wirkung. Nehmen wir also an, die Kampagne trage etwas zur Imageverbesserung bei. Und das wäre ja immerhin etwas. Viel Glück!

Dr. iur. Michael E. Dreher stammt aus Schaffhausen, wohnt seit 1975 in Küsnacht, war von 1987 bis 1999 Nationalrat der Autopartei und ist heute in der Parteileitung der SVP des Kantons Zürich.

#Notizen zu Namen

31. Oktober 2008 | Petition gegen das neue Schulgesetz

Schaffhauser Nachrichten, Klettgau / Reiat
Karin Lüthi

Am Mittwochabend fand in der Mehrzweckhalle in Rüdlingen ein ausserordentlich gut besuchter Informationsanlass zum neuen Schulgesetz statt. Zu diesem Anlass eingeladen hatten die Gemeindebehörden der beiden Dörfer sowie der Zweckverband der örtlichen Orientierungsschule.

Die Behörden befürchten mit der Einführung des neuen Schulgesetzes eine massive Verteuerung der Volksschule, was Mehrausgaben von mehreren Steuerprozenten zur Folge hätte. Regierungsrätin Rosmarie Widmer Gysel stellte zusammen mit Teilprojektleiter Ruedi Leu in einem ausführlichen, gut dokumentierten Vortrag das neue Schulgesetz und dessen Verwaltungsstrukturen sowie insbesondere den zukünftigen Finanzierungsmodus für Unterrichts- und Infrastrukturpauschalen vor.

**Schule nicht um jeden Preis**
Zankapfel war denn auch die Handhabung der Unterrichtspauschale, die vorsieht, dass nicht mehr wie bis anhin die Lehrerpensen mitfinanziert werden, sondern sich die Finanzierung nach der Anzahl der Schüler eines Schulverbandes richtet. Rüdlingen und Buchberg stehen hinter einer Schaffhauser Schule, wie die Rüdlinger Gemeindepräsidentin Käty Leutenegger in ihrem Grusswort sagte, doch nicht um jeden Preis. Obwohl die beiden Dörfer bereits daran sind, die Optimierung der örtlichen Schulstrukturen in die Wege zu leiten, ist schon jetzt absehbar, dass es wegen der ungünstigen geographischen Lage weitab von anderen Schaffhauser Gemeinden nicht möglich sein wird, die Schule so zu straffen, dass die Schülerzahlen in kostenneutrale Höhe rücken würden.

**Flexiblere Schulpauschalen**
Schon immer musste aus diesen geographischen Gründen, die als unveränderbare Tatsachen zu akzeptieren sind, mit dem Kanton nach kreativen Lösungen gesucht werden. Eine solche Lösung sehen die Behörden in einer flexibleren Handhabung der Schülerpauschalen, so wie es auch im angrenzenden Kanton Thurgau möglich ist. Das neue Thurgauer Schulgesetz zeigt sich in Bezug auf soziale Lasten, die einer Gemeinde mit hohem Ausländeranteil wegen der umfangreichen Fördermassnahmen zufallen, flexibel. Einen ähnlichen Passus wollen auch die beiden Gemeinden des südlichen Kantonsteils in das neue Schaffhauser Schulgesetz eingebaut sehen. Auf die geographischen Gegebenheiten muss nach Meinung Rüdlingens und Buchbergs Rücksicht genommen werden: In Zeiten, in denen sich die Schülerzahlen negativ entwickeln und vom Kanton darum deutlich weniger Geld entrichtet wird, soll entsprechend flexibel eine Geopauschale ausbezahlt werden, die es Rüdlingen und Buchberg erlaubt, ohne massive Erhöhung der Volksschulkosten eine qualitativ hochstehende Volksschule anzubieten.

**Letzte Lesung am 10. November**
Regierungsrätin Widmer Gysel betonte ihre Dialogbereitschaft, zeigte während der anschliessenden öffentlichen Diskussion allerdings wenig konkrete Handlungsspielräume auf. Das Gesetz sei nun so weit fortgeschritten, dass es vor der letzten Lesung im Kantonsrat vom 10. November stehe, solche Änderungen könnten nicht einfach noch ergänzt werden. Die beiden Gemeinden haben nun den Weg einer Petition eingeschlagen, in welcher der Kantonsrat ersucht wird, der ausserordentlichen geographischen Situation des südlichen Kantonsteils Rechnung zu tragen und Hand zu bieten für eine Lösung, die in besonderen Situationen, das heisst bei negativer Schülerzahlentwicklung, spezielle Schülerpauschalen vorsieht.

**Opfer des eigenen Erfolgs**
In seinem Schlusswort brachte Hanspeter Kern, Gemeindepräsident von Buchberg, zum Ausdruck, es scheine, dass die beiden Dörfer Opfer ihres eigenen Erfolgs würden – wären sie nämlich arme Gemeinden, wäre längst eine Sonderlösung gefunden worden. Ganz klar wurde auch, dass der südliche Kantonsteil das neue Schulgesetz vehement bekämpfen wird, sollte es zu keiner einvernehmlichen Lösung kommen.

#Allgemeines

27. Oktober 2008 | Würdiges Jubiläum der Commercia

Schaffhauser Nachrichten, Region
Walter Joos

Mit einem sportlichen Wettkampf in der Schiessanlage des nördlich von Rüdlingen gelegenen Egghofs, der Generalversammlung des Altherrenverbandes in der Zunftstube zun Kaufleuten an der Vordergasse, der Ehrung der verstorbenen Verbindungsmitglieder bei der Schillerglocke und einem festlichen Couleurball im Park Casino in Schaffhausen gingen am Samstag die Feierlichkeiten zum neunzigjährigen Bestehen der Handelsschulverbindung Commercia zu Ende. Den Auftakt zum Jubiläum bildete am Freitag die Vernissage der in den letzten drei Jahren von einem dreiköpfigen Autorenteam sorgfältig nachgeführten Vereinsgeschichte im Restaurant Frieden (SN vom 25. Oktober). An der Generalversammlung des Altherrenverbandes wurde Stefan Staub v/o Kata als Nachfolger von Jürg Weber zum neuen Präsidenten gewählt. Jürg Weber v/o Tagg und Urban Werner v/o Solar wurden zudem zu neuen Ehrenmitgliedern des Altherrenverbandes ernannt.

– Florian Genther v/o Tulpe – auf unserem Bild in Begleitung seiner charmanten Couleurdame – wirkte als umsichtiger Aktuar und als Mitglied des Vorstandes der Aktivitas an der Organisation und der Durchführung des glanz-vollen 90. Stiftungsfestes der Commercia Schaffhausen mit.

– Lorenz Leuzinger v/o Macchina (links) und David Schöttli v/o Libero (rechts) hiessen die Ehrengäste sowie die von ihren Couleurdamen begleiteten Aktiven und Altherren als Chargierte der Aktivitas im festlich geschmückten Park Casino zum unterhaltsamen Couleurball und zum vorzüglichen Festbankett willkommen.

– Michael Müller v/o Tui, Steffi Vögele v/o Yules und Adrian Haggenmacher v/o Ogeschi nahmen als Vertreter der Verbindung Agronomia Helvetica – sie gehört wie die Commercia dem jeweils in Bremgarten zusammentretenden Kartell an – an den Jubiläumsfeierlichkeiten in Schaffhausen teil.

– Thomas Hurter – auf unserem Bild zusammen mit Ehefrau Cornelia – gratulierte den Mitgliedern der Aktivitas und des Altherrenverbandes zum runden Geburtstag und lobte in seiner kurzen Festansprache die vielfältigen Aktivitäten und die Pflege der kameradschaftlichen Bande innerhalb der Commercia.

– Martin Leu v/o Jet – auf unserem Bild an der Seite seiner attraktiven Couleurdame – gehört seit vielen Jahren dem bisher von Jürg Weber v/o Tagg präsidierten Vorstand des Altherrenverbandes an. In dieser Funktion engagiert er sich für die Erhaltung der vielfältigen Aktivitäten der Commercia.

– René Schmidt – auf unserem Bild zusammen mit Ehefrau Barbara – nahm als amtierender Rektor der Handelsschule des Kaufmännischen Vereins Schaffhausen am Jubiläumsfest im Park Casino teil. Als Schulleiter freute er sich über das ausgezeichnete Einvernehmen zwischen Schulleitung und Verbindung.

#Allgemeines

25. Oktober 2008 | Erstaunliche Vielfalt sinnvoller Aktivitäten

Schaffhauser Nachrichten, Region
Walter Joos

Verbindungen sind für viele heranwachsende Menschen der Ausgangspunkt individeller Charakterschulung, ausgeprägter Persönlichkeitsbildung sowie lebenslanger freundschaftlicher Beziehungen unter gleichaltrigen Kommilitonen und mit Angehörigen jüngerer oder älterer Generationen. Die während der Ausbildung geknüpften Kontakte erweisen sich für viele Angehörige einer Verbindung im Verlauf der weiteren persönlichen und beruflichen Entwicklung als wertvolles Netzwerk und eigentliches menschliches Kapital. Diese Tatsache wird insbesondere bei den unterschiedlichen Anlässen der auf studentischen Regeln basierenden Körperschaften sichtbar gemacht.

**Jubilierende Verbindungen**

Im laufenden Kalenderjahr ist es gleich mehreren Burschenschaften und Altherrenverbänden vergönnt, ein grosses Jubiläum zu feiern. So gedachte die am 8. Februar 1908 gegründete Kantonsschulverbindung Munot bereits vor den Sommerferien ihres hundertjährigen Bestehens. Die bereits seit 1858 existierende Kantonsschulverbindung Scaphusia feierte ihr 150-Jahr-Jubiläum im September mit einer Folge von sich über vier Tage erstreckenden Feierlichkeiten. Das Zentenarium der Fortuna – in dieser Verbindung haben sich die ehemaligen Absolventen des Technikums Winterthur zusammengeschlossen – liegt schon sechs Jahre zurück. Der unter dem Kürzel KTV bekannte Kantonsschul-Turnverein blickt dieses Jahr auf eine 80 Jahre überdauernde Existenz zurück. Bereits zehn Jahre früher wurde im Schloss Laufen die Commercia gegründet. Sie feiert darum heute mit einem vielfältigen Programm (siehe Kasten) ihr neunzigjähriges Bestehen.

**Schiessen – Kegeln – Jassen**

Vielfältige Aktivitäten, ein unerschütterliche Wille zur Überwindung von immer wieder die eigene Existenz bedrohenden Schwierigkeiten und ein bemerkenswerter innerer Zusammenhalt zeichnen die Geschichte der einheimischen Handelsschulverbindung aus. Dabei standen nicht etwa die studentischen Kommerse an der ersten Stelle. Einen hohen Stellenwert haben in der Commercia auch das Schiessen, das Kegeln und das Jassen. Bergtouren, Weidlungsfahrten und Handballspiele spielen eine ebenso zentrale Rolle wie Wirtschaftsdebatten und die traditionellen Treffen mit den zum gleichen Kartell gehörenden Verbindungen in Bremgarten.

**Wappnen für spätere Zeiten**

«Es ist bekannt, dass Freunde in der Phase der Ausbildung oft entscheidender auf die Gestaltung der Charaktere einwirken als die Eltern und Erzieher», schreibt Albert Fuchs v/o Spatz in der 1928 verfassten ersten Chronik der Commercia. Diese Jahre in der Verbindung zu verbringen heisse, sich zu wappnen für spätere Zeiten und abgeklärt zu werden für die Gefahren des Lebens an fremden Orten, stellt der 1980 als Eherenmitglied verstorbene Gründer der Commercia fest. Die in der Verbindung geknüpften Kontakte erweisen sich im Laufe des Lebens in vieler Hinsicht als besonders wertvoll. Mancher alte Herr hat einem oder mehreren Kommilitonen den Einstieg in eine neue Umgebung, in eine erfolgreiche Laufbahn oder in ein neues Betätigungsfeld erleichtert. Gleichzeitig sichert die Verbindung für viele ausgewanderte Commercianer einen guten Draht zur Vaterstadt.

**Intervention des Regierungsrates**

Die mit der Pflege studentischer Traditionen verbundenen Werte wurden im Laufe der vergangenen Jahrzehnte immer wieder von verschiedenen Seiten angezweifelt. Auch die Leitung der Handelsschule des Kaufmännischen Vereins Schaffhausen war den Commercianern alles andere als wohl gesinnt. Dabei kam es mitunter zu offenen Auseinandersetzungen. 1937 musste sogar die Regierung zugunsten der Commercia intervenieren.

**«Vivat – Crescat – Floreat»**

Auch die wirtschaftlichen Krisen, die kriegerischen Auseinandersetzungen in den benachbarten Staaten sowie die sich wandelnde Einstellung der Handelsschüler gegenüber einer Verbindung bescherten der Commercia immer wieder Probleme. Mehr als einmal wurde der Fortbestand der Aktivitas in Frage gestellt. Doch die Commercia erwies sich als beständig. Dies ist in erster Linie einer kleinen Zahl von besonders engagierten Angehörigen des Altherrenverbandes zu verdanken. Wer in der Chronik der jubilierenden Verbindung blättert, stösst bei der Meisterung kleinerer und grösserer Herausforderungen immer wieder auf die gleichen Namen. Zur finanziellen Unterstützung von weiterbildungswilligen Mitgliedern besteht seit 50 Jahren eine Stiftung, die zinslose Darlehen zur Verfügung stellt und erfolgreiche Weiterbildungsabschlüsse mit einer Anerkennungsprämie honoriert. Gleichzeitig besteht seit 1997 ein Sonderfonds zur finanziellen Unterstützung von besonderen Aktivitäten. Dazu zählen etwa die Wirtschaftsdebatten und die Herausgabe der unter dem Motto «Vivat – Crescat – Floreat» nachgeführten Geschichte des Vereins.

**Vernissage Engagiertes Trio veröffentlicht die Geschichte der Commercia**

Jürg Weber v/o Tagg (links) stellte vor drei Jahren eine Arbeitsgruppe zur Nachführung der interessanten Geschichte der Commercia zusammen. Gemeinsam mit Walter G. Elsener v/o Jux (Mitte) und Arthur Tschudi v/o Eros (rechts) sammelte der Präsident des Altherrenverbandes eine Vielzahl von Akten zur Erstellung einer kompakten Chronologie über die Entwicklung sowie die Höhen und Tiefen der einheimischen Handelsschulverbindung. Gestern wurde die insgesamt 65 Seiten umfassende Schrift anlässlich einer Vernissage im Restaurant Frieden vorgestellt und von den Autoren zuhanden der anwesenden Mitglieder signiert. Das erste Exemplar der gut gestalteten Broschüre überreichte Jürg Weber Stadtarchivar Peter Scheck.

**Festprogramm Von der Vernissage bis zum Couleurball mit Bankett**

Zum Auftakt der Feierlichkeiten zum 90-jährigen Bestehen der Commercia stiessen die Aktiven und die Altherren gestern Freitag im Restaurant Frieden mit den Autoren auf die neuaufgelegte Geschichte der ehrwürdigen Handelsschulverbindung an.
Heute Samstag treffen sich die Commercianer am Vormittag vorerst auf dem Egghof in Rüdlingen mit Flinte, Blasrohr, Pfeil und Bogen zum traditionellen Commercia-Schiessen. Anschliessend stehen ein Imbiss und das Absenden auf dem Programm. Die Generalversammlung des Altherrenverbandes findet am Nachmittag im Zunftsaal zun Kaufleuten an der Vordergasse statt. Nach der Behandlung der statutarischen Geschäfte und der Aufnahmen folgt die Ehrung der verstorbenen Verbindungsmitglieder bei der Schiller-Glocke. Der Couleurball und das Festbankett im Park Casino bilden heute abend den glanzvollen Abschluss der Jubiläumsfeier. Dabei hält Nationalrat Thomas Hurter die Festansprache. Showeinlagen und musikalische Darbietungen beschliessen das festliche Rahmenprogramm. (W. J.)

**Commercia Schaffhausen Commercio et Amicitiae**

Am 5. Oktober 1918 wurde im Schloss Laufen am Rheinfall unter dem Motto «Commercio et Amicitiae» – Handel und Freundschaft – die Commercia Schaffhausen als Handelsschulverbindung aus der Taufe gehoben. Aufgrund der heute noch gültigen Satzungen bestehen die ordentlichen Zusammenkünfte der aktiven Mitglieder aus einem ersten wissenschaft- lichen und einem zweiten gemüt-lichen Teil. Der erste Teil besteht in der Regel aus Vorträgen, Aufsätzen, Reden oder Deklamationen. Der zweite Teil besteht aus einer diszipinierten und fröhlichen Runde nach im «Comment» fest-gehaltenen Grundsätzen. Heute Samstag feiern die Aktiven und Altherren der Commercia sowie deren Angehörige in Schaffhausen das 90. Stiftungsfest. (W. J.)

#Allgemeines

21. Oktober 2008 | Falken-Bier wird um fünf Prozent teurer

Schaffhauser Nachrichten, Regionale Wirtschaft
Hans-Caspar Ryser

Jeweils im Herbst, wenn die Blätter fallen, steigen die Bierpreise. Auch dieses Jahr kommt die Brauerei Falken mit der schlechten Kunde für Bierliebhaber nach abgeschlossenem Braujahr im Oktober. In einer Medienmitteilung gab die Traditionsbrauerei gestern bekannt, dass sie die Bierpreise auf den ersten Januar 2009 um durchschnittlich fünf Prozent erhöhen wolle.

**Hopfen und Malz doppelt so teuer**

«Gestiegene Kosten bei den Rohstoffen, den Energie-, Verpackungs-, Transport- und Lohnkosten haben uns gezwungen, die Preise neu zu kalkulieren und nach oben anzupassen», erklärte dazu Philipp Moersen, Geschäftsführer der Brauerei Falken. Wie Markus Höfler, Leiter Marketing und Verkauf, den SN gegenüber erklärte, haben sich die Preise von Braugerste zur Malzherstellung und für den Hopfen praktisch verdoppelt. Dies sei auch eine Folge der geringeren Verfügbarkeit auf den Weltmärkten aufgrund des höheren Bierkonsums in China sowie der Verwendung von Braugerste zur Bioethanolherstellung. Durch eine laufende Optimierung der Prozesse und Produktionsabläufe versuche zwar die Brauerei Falken, die Preise möglichst stabil zu halten. Doch bei derart hohen Rohstoffkosten liessen sich Preiserhöhungen nicht mehr vermeiden, bedauert Höfler. Alljährlich investiere die Brauerei in die Rationalisierung der Produktion im Umfang des erzielten Umsatzes. So sei jüngst in eine neue Verpackungsanlage investiert worden.

**Preiserhöhung nicht überraschend**

Für Max Reiner, Präsident des Branchenverbandes Gastro Schaffhausen mit eigenem Restaurant in Lohn, kommt die Preiserhöhung für das Bier nicht ganz überraschend, da er vom Branchenverband bereits im Sommer darauf vorbereitet worden sei. «Bei einer Preiserhöhung von fünf Prozent für das Lagerbier gehe ich davon aus, dass sich der Preis für eine Stange Bier um ungefähr 10 Rappen erhöhen wird», rechnet Reiner. Doch entschieden sei diesbezüglich noch gar nichts, zumal die Preisgestaltung individuell erfolge und Preisabsprachen verboten seien.

**Eurojahr hat nicht «eingeschenkt»**

Der Verkauf von Bier und Kleidung hat etwas gemeinsam: Weder die Konjunkturlage noch Grossereignisse wie die Euro 08 sind für den Verkaufserfolg ausschlaggebend, sondern allein das Wetter. Der Sommer sollte warm, aber nicht zu heiss, die Übergangszeiten Frühling und Herbst möglichst warm sein, damit die Bierrechnung schliesslich aufgeht. Gemäss Höfler habe das Braujahr 2007/2008 mit einem recht milden Herbst und einem warmen Frühling verheissungsvoll begonnen. Im Hinblick auf ein umsatzstarkes Eurojahr habe die Brauerei Falken mit dem neulancierten Fussballbier «Trainings-Lager» schon deutlich vor den anderen Biermarken Präsenz im Markt markiert und die Fangemeinde in der Region mit dazugehörendem Fanzubehör auf die Fussball-Europameisterschaft eingestimmt. Doch die Brauerei hatte die Rechnung ohne das Wetter gemacht: Während der ersten EM-Woche herrschte nasskaltes Wetter, das erst gar keinen Durst aufkommen liess. Und mit dem frühen Ausscheiden der Schweizer war das EM-Geschäft eh gelaufen. Somit erstaunt es wenig, dass die ambitiösen Budgetzahlen nicht ganz erreicht werden konnten. Trotzdem gibt sich Moersen mit dem Braujahr zufrieden. Auch beim Ausbau der Marktanteile in südlicher Richtung seien weitere Fortschritte erzielt worden.

#Allgemeines

3. Oktober 2008 | Er prägt seit genau 25 Jahren das Falken-Bier

Schaffhauser Nachrichten, Regionale Wirtschaft
Alfred Wüger

Seit 25 Jahren ist Oskar Dommen Braumeister in der Brauerei Falken AG. Er wuchs in Hochdorf im Kanton Luzern auf und erlernte dort den Beruf des Bierbrauers, weil sein Vater auch in der Brauerei gearbeitet hat. «In den Schulferien ging ich in der Brauerei jeweils ‹schnuppern›, wie man heute sagt, die Arbeit gefiel mir, und so dauerte es denn auch nicht lange, und ich hatte einen Lehrvertrag.»

**Das Handwerk des Mälzers**
Nach zweieinhalb Jahren hängte Oskar Dommen noch die achtmonatige Lehre als Mälzer (Verarbeitung von Braugerste zu Braumalz) an. Dazu musste er nach Basel, wo eine Malzfabrik stand. Heute gibt es in der Schweiz keine spezifischen Mälzereien mehr, sie wurden in den 1970er-Jahren alle geschlossen, weil sie mit dem Ausland nicht mehr mithalten konnten. «Es war billiger, das fertige Braumalz zu importieren, als die Braugerste in der Schweiz zu verarbeiten.» Nach wie vor bezieht die Brauerei Falken das Braumalz aus Deutschland, Tschechien oder Frankreich. Der Weg des jungen Bierbrauers Oskar Dommen führte bald ins Ausland. «Auch heute noch ist es die Pflicht der Bierbrauer, dass sie sich auf Wanderschaft, die sogenannte Walz, begeben.» Zuerst war Oskar Dommen in Fribourg, dann arbeitete er als Bierbrauer in Afrika. Er hatte ein Inserat in einer Fachzeitschrift gesehen, meldete sich, bekam dann bald die Aufforderung, sich mit den notwendigen Impfungen zu versehen, «und fünf Wochen später stieg ich ins Flugzeug». Im Auftrag einer deutschen Firma, die in Kano im Norden Nigerias eine neue Brauerei in Betrieb nahm. Das war 1968 und der Vertrag des damals 21-jährigen Oskar Dommen auf 18 Monate befristet.

**Neue Brauerei in Afrika aufbauen**
«Ich konnte mithelfen, einen neuen Betrieb aufzubauen und einzufahren, das war sehr spannend und lehrreich. Es gibt ein Bankgeheimnis, und es gibt ein Braugeheimnis», sagt Falken-Braumeister Oskar Dommen im Labor, wo stets etwas Neues ausprobiert wird. «Damals war die Welt in Afrika noch in Ordnung.» Von der 68er-Revolte in Europa bekam der junge Bierbrauer praktisch nichts mit, er war ausgezogen, die Welt zu erkunden, pflegte aber immer einen Briefkontakt mit seinen Eltern und der Schweiz. Und dann hiess es: ‹De Dommen macht e guete Job, etz cha-n-er uf Swaziland›.» (Ein kleines Königreich in Südafrika).

**Nach zweieinhalb Jahren zurück**
Der heutige Braumeister stösst sich von der Tischkante ab, fährt mit dem Bürostuhl nach hinten und sogleich wieder nach vorn und lacht. «Dort blieb ich dann zwei Jahre und sechs Monate, ha ja, ich wollte ein wenig länger an einem Ort bleiben!» Jetzt hatte Oskar Dommen genügend Geld gespart, um in Berlin das Braumeisterstudium zu absolvieren. Danach arbeitete er als stellvertretender Brauführer in einer Brauerei in der Innerschweiz, heiratete und ging mit seiner Frau noch einmal nach Afrika, diesmal ins französischsprachige Togo, danach ins wieder englischsprachige Gambia an der Westküste. Das alles immer für denselben deutschen Arbeitgeber. «Wie braute man das Bier dort?» – «Genau gleich wie hier, etwas spritziger vielleicht, leichter im Geschmack, ein Tropenbier eben, mit etwas mehr Kohlensäure.» (Der Kohlensäuregehalt im Bier entsteht während des Gärprozesses auf natürliche Weise). In Dakar kamen die beiden Söhne zur Welt. «Als die Zeit kam, wo sie eingeschult werden sollten, entschieden wir uns, in die Schweiz zurückzukehren.» Da war Oskar Dommen 36. Und so leicht, wie er in Afrika die Fremdsprachen gelernt hatte, so leicht fand er in der damaligen Zeit in der Schweiz wieder eine Arbeit. «Ich entschied mich für Schaffhausen.»

**Bio-Standard eingeführt**
In den letzten 25 Jahren habe sich viel geändert, sagt Oskar Dommen. «Der Markt für Getränke, die Produkte- und Verpackungsvielfalt und das Umfeld ist breiter geworden, die gesetzlichen Auflagen wurden strenger, und es herrscht ein Verdrängungswettbewerb. Um konkurrenzfähig zu bleiben, müssen wir die Kosten im Griff haben und ein ganz wichtiger Punkt, die Qualität muss stimmen. In diesem Zusammenhang haben wir schon seit längerer Zeit verschiedene Qualitätsstandards z. B. IFS (International Food Standard) und die Richtlinien der Bio Suisse eingeführt. «Das alles gehört zu meinen vielfältigen Aufgaben, und ausserdem bin ich verantwortlich für die ganze Technik, die verschiedenen Herstellungsprozesse und die Rezepturen.»

**Grosse Vielfalt an Bieren**
Schon kurz nach sechs Uhr morgens ist Oskar Dommen im Büro und bereitet sich für den sehr abwechslungsreichen Arbeitstag vor. Das eigentliche Handwerk des Bierbrauens ist dabei mittlerweile nur noch eine von seinen vielen Managementaufgaben, aber eine wichtige, denn der Braumeister hat die Geschmackspalette der Falken-Biere massgeblich geprägt. «Weizenbier, Maisbier, Schwarzbier, Festbier ZwoAcht, um nur einige zu nennen, die müssen sich unterscheiden. Die Vielfalt der zur Verfügung stehenden Rohstoffe ist begrenzt. Die Differenzierungen herauszukitzeln, das ist die Kunst des Braumeisters.» – «Wie gehen Sie vor, wenn Sie ein neues Bier kreieren?» – «Die erste Frage heisst: ‹Wie soll das Bier schmecken?› Dann: ‹Welche Rohstoffe nehme ich, welches Brauverfahren, welche Gärung?› Das schreibe ich dann alles auf. Ich mache ein Rezept, das wir dann im Team diskutieren und ausprobieren. Wenn die Probe trinkreif ist, das geht einige Wochen, ‹gut Ding will Weile haben›, führen wir eine Verkostung durch.» Etwa zwanzig Personen werden eingeladen, das Bier zu degustieren, Leute aus der Produktion, Handwerker, Büroangestellte, Fachleute begutachten das neue «Gebräu» anhand eines Verkostungsrasters. Die Kriterien hat man in der Brauerei Falken AG nicht aus den Fingern geschnippt, sondern sie stehen im Einklang mit den nationalen und internationalen Degustationspaneelen. Ist die Probe für gut befunden worden, besteht die Herausforderung darin, das neue Bier in genau derselben Qualität in grösseren Mengen herzustellen. «Wir sprechen da von 20 000 Litern pro Sud.» Wenn Oskar Dommen erzählt, spürt man die grosse Begeisterung für seinen Beruf aus jedem Satz. Was er denn zum Ausgleich mache, oder sei ein solcher für ihn gar nicht nötig. «O doch, ein Ausgleich ist wichtig.»

**«Ironman» und Skifahrer**
«Bis vor zehn Jahren habe ich intensiv Triathlon trainiert, habe drei Mal den Transswiss-Triathlon als Finisher absolviert, bin ein ‹Ironman› und begeisterter Skifahrer.» Heute hat er diese «extremen» sportlichen Tätigkeiten «nicht mehr nötig». Der Sport ist aber nebst der beruflichen Weiterbildung und dem Studium von Fachliteratur seine Domäne geblieben. «Auf dem Velo kann ich denken, und während dem Joggen kann ich Probleme lösen.» 1996 bestieg Oskar Dommen den Kilimandscharo. Während meiner Afrikazeit war ich oft mit dem Flugzeug über den Berg geflogen, immer sagte der Pilot, jetzt kommt links oder rechts der Kilimandscharo, da musste ich dann einfach einmal rauf!»

**Neue Ideen mit Bedacht**
Oskar Dommen, der Braumeister mit Leib und Seele und bald 62. Der Ruhestand ist nicht mehr allzu fern. «Was kann Ihr Nachfolger Neues bringen?» – «Das ist eine heikle Frage, denn die Brauerei Falken AG pflegt eine Philosophie der Kontinuität. Ein Nachfolger soll nicht alles auf einmal umkrempeln, neue Ideen wollen langsam eingebracht werden, denn die Kunden reagieren sehr sensibel, und die Rezepturen sind in ‹Stein gemeisselt.› Ich habe damals das Bestehende übernommen und nach und nach erweitert.» Oskar Dommens jüngerer Sohn jedenfalls, der auch Bierbrauer, das heisst Lebensmitteltechnologe Fachrichtung Bier, ist, wird nicht in die Fussstapfen seines Vaters treten. Und was macht der Vater, wenn er pensioniert ist? «Beim DEZA», sagt er, «dem Departement für Entwicklungszusammenarbeit, suchen sie immer wieder Spezialisten, die weltweit Entwicklungsprojekte bearbeiten.» Lohn gebe es keinen, nur die Spesen und Versicherungen werden vergütet. «Ich habe einen Berufskollegen, der war schon in Nepal, Peru, Kasachstan im Einsatz – so was würde mich reizen.» Voraussetzung sei natürlich eine gute Gesundheit, sagt Oskar Dommen und fügt herzhaft lachend hinzu: «Ich bin ein grenzenloser Optimist und nehme mir trotz der schnelllebigen Zeit die Musse für ein gutes Bier!» (Welches wohl?)

#Allgemeines

3. Oktober 2008 | Serverumzug

Am kommenden Wochenende vom 4./5. Oktober 2008 zieht die Scaphusia-Website auf einen neuen Server um. Aus diesem Grund kann es vorkommen, dass die Seiten vorübergehend nicht erreichbar sind. Wir bitten um Verständnis.

Aufgrund der neuen technischen Umgebung wird es leider nicht mehr möglich sein, generell „cerevis@scaphusia.ch“ E-Mail-Adressen anzubieten. Wer jedoch auf eine solche Adresse angewiesen ist, melde sich bitte beim Webmaster.

#Notizen zu Namen

30. September 2008 | Bei den drei Jungparteien herrscht Freude

Schaffhauser Nachrichten, Region
Robin Blanck

Zu den grossen Gewinnern gehörten bei diesen Kantonsratswahlen die Kleinen, oder auch: die Jungen. Die drei Schaffhauser Jungparteien konnten ihre Sitzzahl trotz Parlamentsverkleinerung deutlich steigern: Die stärkste Jungpartei ist nach wie vor die Junge SVP (JSVP) mit deutlich über 5 Prozent Stimmenanteil. «Für die Junge SVP war das ein sehr gutes Wochenende, wir haben genau unser Ziel – die drei Sitze halten – erreicht», sagt Daniel Preisig, der das Wahlkomitee präsidierte und nun neu zusammen mit Ueli Kleck (bisher) und Manuela Schwaninger (bisher) in den Grossen Rat einziehen wird. Obwohl die JSVP «bereits recht stark war, konnte sie weiter zulegen, und das trotz neuer Konkurrenz auf dem Land und härterer Konkurrenz in der Stadt», spielt Preisig darauf an, dass diesmal auch die beiden anderen Jungparteien ausserhalb des Wahlkreises Schaffhausen angetreten sind. Den Wahlerfolg führt Preisig zum einen auf die politischen Aktivitäten der JSVP in den letzten vier Jahren zurück, zum anderen sei auch die Kampagne sehr gut angekommen. Dass man trotz höherem Stimmenanteil als die Alternative Liste (AL) auf drei Sitze kam, hatte gemäss Preisig mit Pech zu tun: «Wir hatten einen rechnerischen Anspruch auf 3,35 Sitze – und da wurde abgerundet.»

**Mit Glück zum dritten Sitz**
«Rundungsglück» hatte demgegenüber die Alternative Liste (AL) bei der Mandatsverteilung: Am Schluss standen ihr 2,51 Sitze zu, und bei diesem Wert wird gegen oben gerundet. «Mit drei Sitzen haben wir nicht gerechnet», sagt Christoph Lenz, Medienverantwortlicher der Partei. Die AL wird künftig mit Florian Keller (bisher), Jonas Schönenberger und Matthias Frick auch drei Vertreter in den Kantonsrat senden. Diese Personen werden die Wahl – wie die Gewählten der anderen Jungparteien auch – annehmen. Im Rat sei eine weitere Zusammenarbeit der AL mit der SP wahrscheinlich. Zum ersten Mal sei die Partei in allen Wahlkreisen angetreten, das habe sich ausgezahlt. Dass die Partei im Wahlkreis Schaffhausen den höchsten Stimmenanteil unter den Jungparteien erhielt, resultiert laut Lenz aus der Parteitätigkeit: «Von den Kleinparteien waren wir wohl am aktivsten: Da war die Lehrstelleninitiative im Kanton und die Referenden gegen die Stadtbildvorlage und den Video-Artikel in der Stadt. Das zahlt sich aus.» Die Jungfreisinnige Partei (JFSH) wird ab 2009 erstmals im Kantonsrat mitreden, gleich zwei Mandate konnte sie ergattern. Entsprechend zufrieden ist denn auch Präsident Fabian Käslin: «Wir sind völlig überrascht, aber mit dem Resultat natürlich extrem zufrieden.» Dass die Umstellung auf den Pukelsheim der Jungpartei dabei in die Hände gespielt hat, bestreitet Käslin nicht. «Wir hatten aber auch starke Kandidaten in der Stadt und auf dem Land», sagt Käslin, «zum anderen hat die Partei mit ihrem klaren Bekenntnis zur kompromisslosen Freiheit an Profil gewonnen.» Im Rat rechnet Käslin damit, dass man mit der FDP-Mutterpartei weiterhin eine Fraktion bilden wird.

#Allgemeines

20. September 2008 | Kantifest: Reise durch Zeit und Kultur

Schaffhauser Nachrichten,
Christoph Merki

Hoch über der Stadt thronen die Gemäuer der Kantonsschule Schaffhausen. Tag für Tag werden die Schüler dort mit Wissen berieselt. Doch alle vier Jahre wird einmal der Ausnahmezustand ausgerufen, und das Lernen wird zur Nebensache. Es wird gehämmert, gesägt und gemalt, kreative Dekorationsideen werden umgesetzt und nicht zuletzt für die nötigen kulinarischen Leckereien gesorgt. Das Kantifest gilt von jeher als der Höhepunkt auf dem Weg zur Matur, aber auch als willkommene Gelegenheit für ehemalige Schüler, nach langer Zeit die steile Treppe auf den Emmersberg wieder einmal emporzusteigen.

Welch anziehenden Charme die Kunde über die «rauschende Vergnügungsnacht», wie das Kantifest angekündigt wurde, verbreitete, liess sich gestern mühelos am grossen Besucherstrom beobachten. In den sonst schlicht erscheinenden Schulzimmern wurden von den Schülern gemütliche Bars oder heimelige Beizchen eingerichtet. Jedes Zimmer hatte sein eigenes Motto, welches von den jeweiligen Klassen selbst ausgewählt wurde. Der Phantasie waren dabei keine Grenzen gesetzt. «Ich finde es toll, was in solch kurzer Vorbereitungszeit von den Schülern fertiggebracht wurde», zeigte sich die Sportlehrerin Sabrina Conti beeindruckt. Von einer Chemie-Bar und dem Wiener Kaffeehaus über die Mittelalter-Schenke bis hin zum Schoggiparadies und dem mexikanisch angehauchten Popocatépetl lud das Angebot zu einer imaginäre Reise durch Zeit und Kulturen auf engstem Raum. Natürlich durfte auch das Paradies für Biertrinker nicht fehlen, die Klasse 2mc stellte ihr Zimmer unter das Motto «Hofbräuhaus» und bot dementsprechend Weissbier vom Fass feil, natürlich serviert von Schülerinnen in traditionellen Dirndlkleidern. «Wir waren ganz überrascht, als uns die Bedienung siezte», lachten die beiden ehemaligen Schüler Matthias Werner und Denis Widmer, «dabei kommt es uns vor, als wären wir erst grad noch hier zur Schule gegangen.» Als ganz besondere Attraktion liess es sich der unter «Chemie-Kalle» bekannte Wahlschotte nicht nehmen, trotz Pensionierung nochmals mit seinem Dudelsack aufzuspielen. «Man sieht ehemalige Schüler und freut sich», meinte er schmunzelnd. Nebst den Gaumenfreuden bot auch das diesjährige Fest Freuden für Augen und Ohren. So konnten sich die Gäste in der Mensa und der Aula von einfangenden bis mitreissenden Tanz- und Musikeinlagen begeistern lassen. Wer danach selbst seine Gesangskünste zum Besten geben wollte, besuchte das Zimmer der 3sa und wurde Kandidat des Kantivision-Songcontests. Karaoke und kühle Drinks wurden zu Garanten für amüsante Unterhaltung. Insgesamt standen den Besuchern über 30 verschieden dekorierte Schulzimmer zum vergnüglichen Verweilen offen. «Es war mal schön, etwas Praktisches zu machen und hier am Fest Freunde zu treffen», war der Kantischüler Nico Müller über die Abwechslung vom Schulalltag begeistert.

#Notizen zu Namen

20. September 2008 | «Lehrer war ich gerne …»

Schaffhauser Nachrichten, Neuhausen
Hermann-Luc Hardmeier

Jeder Neuhauser kennt ihn, die ehemaligen Rosenbergschülerinnen und -schüler sowieso, die historisch Interessierten, die Rheinfallbesucher, die Bleuler-Malschule-Liebhaber: Robert Pfaff, Sekundarlehrer, Lokalhistoriker, Ehrenbürger. Er feiert morgen Sonntag, 21. September, seinen 80. Geburtstag. Bescheiden und dankbar schaut er auf rund 40 Schuljahre zurück, die er noch vor dem Studium in Zürich und Paris in Hemishofen begann. «In zwei Jahren musste ich den ganzen Primarschulstoff der Klassen 1 bis 4 und 5 bis 8 durchnehmen, ich wusste nachher als Sekundarlehrer genau, was die Schüler mitbrachten.» Mit Recht ist er auf diesen Pädagogikmarathon stolz, den Lehrern wurde damals noch zugetraut, fehlende Module selbständig zu erwerben.

**Sekundarlehrer von Format**
Nach dem Studium wurde Robert Pfaff 1956 direkt ans Rosenbergschulhaus in Neuhausen am Rheinfall gewählt, wo er bis zur Pensionierung 1993 volle 37 Jahre als Sekundarlehrer wirkte. Es war die stabile Zeit des Gremiums Fehrenbacher, Geissmann, Schoch unter anderem, die unter Oberlehrer Reinhard Gasser ein eingespieltes Team bildeten. Robert Pfaff war ein leidenschaftlicher und beliebter Geschichtslehrer von natürlicher Ausstrahlung und Sachkompetenz. Schülerinnen und Schüler wussten, woran sie bei ihm waren. Das historische Grundgerüst musste abrufbar sitzen und jederzeit nach Aufschnellen mit sicherer Stimme vorgetragen werden können.

**Ruf an die Kantonsschule**
Das pädagogische Geschick blieb auch an der Kantonsschule nicht verborgen, die während rund 20 Jahren auf Robert Pfaff zählen konnte, wenn bei Stundenüberhang ein Teilpensum zu übernehmen war. Auch als Maturitätsexperte wirkte Robert Pfaff jeweils souverän mit. Der Historische Verein berief Pfaff in den Vorstand und 1973–77 ins Präsidium. 15 Jahre sass er im Kirchenstand und amtete für vier Jahre als Kirchgemeindepräsident. Dass bei der letzten Renovation der katholischen Kirche die Malereien von Johann Schneider nicht unter weissem Putz verschwanden, ist ihm zu verdanken.

**Autor und Ehrenbürger**
Der Reallehrer Albert Steinegger war es, der im Schüler Robert Pfaff die Liebe zur Geschichte weckte. In der Kantonsschule wurde Pfaff von Dr. Karl Schib in seiner Berufung bestärkt. Wie bei seinen Vorbildern blieb es nicht beim Unterrichten, Robert Pfaff publizierte auch. Nebst vielen andern Aufsätzen erschienen aus seiner Feder etwa Die «Bleuler Malschule auf Schloss Laufen» und 1996 die «Foto-Ortsgeschichte von Neuhausen am Rheinfall», die von grosser Detailkenntnis zeugen. 1998 wurde Robert Pfaff für sein umfassendes Wirken mit dem Ehrenbürgerrecht von Neuhausen am Rheinfall ausgezeichnet. Nachdem sein Sohn Matthias, Kunstmaler in San Francisco, und sein vietnamesischer Adoptivsohn Dominic, Techniker, ausgeflogen waren, wurde es an der Büchelerstrasse ruhig. 2000 verlor er seine Frau Ruth Pfaff-Schweizer. Nun lebt Robert Pfaff als Pensionär der ersten Stunde im neueröffneten Altersheim Rabenfluh, wo ihm die betreute Hotelatmosphäre bestens zusagt. Wir gratulieren dem Jubilar und wünschen weiterhin beste Gesundheit.



Sekundarlehrer, Lokalhistoriker, Ehrenbürger: Robert Pfaff kann morgen seinen 80. Geburtstag feiern.
Bild Eduard Joos

#Allgemeines

10. September 2008 | Von einem blau-weissen Banner …

Schaffhauser Nachrichten, Sache … Sächeli

Verwundert rieben sich am letzten Samstag viele Stadtschaffhauserinnen und -schaffhauser die Augen: Auf dem Munot wehte nicht wie gewohnt die Stadtfahne, sondern ein riesiges blau-weisses Banner. Was war geschehen? Hatte die Stadt heimlich den Übertritt zum Kanton Zürich erklärt, um einen tieferen Steuerfuss anbieten zu können, und hatte jetzt die Fahne ihres neuen Heimatkantons gehisst? Hatte irgendeine Kommission des Wohnortmarketings herausgefunden, Weiss-Blau eigne sich besser für die Stadtfahne, um vermögende Zürcher anzulocken? Oder sollten die neuen Farben besser mit der in Zukunft zu propagierenden Vorstellung vom kleinen Paradies korrespondieren (blauer Himmel mit weissen Wolken über paradiesischen Zuständen)? Alles ganz anders, wie sich herausstellte: Das Banner gehörte der Kantonsschulverbindung Scaphusia und war aufgezogen worden, da diese am letzten Wochenende ihr 150-Jahr-Jubiläum feiern konnte.

#Allgemeines

9. September 2008 | «Zum Feiern gehören Genossen»

Schaffhauser Nachrichten, Region
Walter Joos

Die Feierlichkeiten zum 150-jährigen Bestehen der Scaphusia gehören – zumindest offiziell – der Vergangenheit an. Der Bummel von Neunkirch nach Wilchingen, ein stärkender Zwischenhalt bei der Bergkirche St. Othmar, die anschliessende Wanderung durch die Rebberge nach Osterfingen und der abschliessende Umtrunk in der Bergtrotte bildeten gestern Montag bei strahlender Sonne und aufgeräumter Stimmung den krönenden Abschluss des Jubiläums der traditionsreichen Kantonsschulverbindung.

**Bier zur Labung, Wurst zur Stärkung**
Rund 160 Aktive, Altherren und zugewandte Orte nahmen zur Mittagsstunde den Weg durch die Ausläufer des Südrandens unter die Füsse. Ziel der ersten Etappe war der im Auftrag der Organisatoren des «Klettgauertages» – Marco Cecconi v/o Libero und Tobias Meyer v/o Vox – zur Gartenwirtschaft umgestaltete Vorplatz bei der Wilchinger Bergkirche. Dort gab es vorerst Bier und Wurst zur Labung und Stärkung, ehe Hans Ritzmann als ehemaliger Gemeindepräsident die Angehörigen der Scaphusia an einem der schönsten Aussichtspunkte der Region herzlich willkommen hiess. Dabei wies er auf die Verbundenheit der Verbindung mit dem Klettgau hin und zitierte gleichzeitig aus seinem demnächst erscheinenden neuen Gedichtband.

**Dichterische Weisheiten**
«Zur Arbeit kann ich alleine sein, zum Feiern gehören Genossen», lautete eine der in Versform gekleideten Lebensweisheiten des unermüdlichen Heimatdichters. Hans Ritzmann wies zudem auf die Vorteile der grenznahen Gemeinden als Wohnorte hin, hielt ein Plädoyer für möglichst eigenständige Gemeinden und lobte die hohe Qualität der einheimischen Weine. Der Steuerfuss einer Gemeinde sei kein Massstab für Lebensqualität und eine aufgeweckte Bevölkerung, betonte er und wies auf die Vision eines Monolithen als architektonisches Symbol für den wiedererstarkten Rebbau hin. Doch auch die Wirkung des Weines sei letztlich begrenzt, erklärte Hans Ritzmann. Er vermöge nämlich nur jene Qualitäten zu fördern, die er beim einzelnen Individium vorfinde …

**Hervorragende Gesangsvorträge**
Der von Ruedi Leu v/o Banner dirigierte Jubiläumschor verblüffte die jubilierenden Farbenbrüder auch beim gestrigen Bummel sowohl in Wilchingen als auch in Osterfingen mit hervorragenden gesanglichen Einlagen. Zum glänzenden Finale in der Bergtrotte trugen aber auch nach anhaltendem Bierkonsum – im Rahmen des viertägigen Jubiläums rannen rund 4500 Liter durch die durstigen Kehlen – unter anderem der von Paul und Rosmarie Richli gekelterte Jubiläumswein der Scaphusia sowie die von Peter Schudel v/o Mufti vorgetragene Abschiedsode vom «Bierfurz» des gestiefelten Katers bei. Punkt 18.58 Uhr – die dem Gründungsjahr entsprechende Tageszeit – erklärte Ueli Böhni v/o Süüle das viertägige Jubiläumsfest als offiziell beendet. Dem Vernehmen nach will jedoch ein «harter Kern» der Scaphusia heute zwischen Siblingerhöhe und Randental weiterzechen.



Nach einer Zwischenverpflegung bei der Bergkirche Wilchingen ging es weiter zur Trotte in Osterfingen.
Bild: Mark Schiesser

#Allgemeines

8. September 2008 | Jubiläum «150 Jahre Scaphusia»: Von Böllerschüssen, Staatsempfängen und Ehrenbechern

Schaffhauser Nachrichten, Splitter

Mit einem «Urknall» und einem blau-weiss-blauen «Niederschlag» wurde das Jubiläum der Scaphusia am Freitag im Garten des Hombergerhauses eröffnet. Aber auch am Samstag und Sonntag begleiteten immer wieder Böllerschüsse und Fanfarenstösse die Aktivitäten der festfreudigen Verbindung. So feuerten Mitglieder des Munotvereins von der Zinne mit allen Rohren, als das Extraschiff gestern zum Ausflug nach Stein am Rhein ablegte. Auch an der Schifflände zu Diessenhofen wurden zu Ehren der Scaphusia mehrere Salutschüsse gezündet. E Mit Trommeln sowie mit einem kraftvollen studentischen Gesang trotzen die Aktivitas und die Alten Herren der Scaphusia am samstäglichen Fackelcortège von der Kantonsschule bis zum Mosergarten dem vergleichsweise starken Regen. Der Niederschlag vermochte die Festfreunde am Jubiläumscommers in der Kammgarn auf jeden Fall in keiner Weise zu trüben. Höhepunkt des Abends waren die von Peter Schudel v/o Mufti inszenierten Produktionen. Im Rahmen des grandiosen Dreiakters sorgten die drei Weisen aus dem Morgenland, sechs Bierträger von der Brauerei Falken und der Staatsempfang mit der von Matthias Sallenbach v/o Plus meisterhaft imitierten Bundesrätin Micheline Calmy-Rey für beste Unterhaltung. E Die hohe Wertschätzung der Scaphusia spiegelt sich auch in der grossen Zahl prominenter Gratulanten. So überrachten Regierungsrat Reto Dubach, Rektor Urs Saxer und Altherrenpräsident Thomas Gross v/o Knall im Stadttheater die Grüsse der Kantonsregierung, der Kantonsschule und des Kartells. Auf dem Munot wurde die Jubiläumsgemeinde von Stadtrat Thomas Feurer und Altherrenpräsident JürgWeber v/o Tagg im Namen der Stadtbehörden und der einheimischen Verbindungen begrüsst, und in der Mehrzweckhalle Schanz in Stein am Rhein kredenzte Stadtpräsident Franz Hostettmann nach seiner Grussadresse zuhanden der ganzen Corona den Ehrengästen und den anwesenden 100-Semestrigen den goldenen Becher.

#Allgemeines

8. September 2008 | Jubiläum «150 Jahre Scaphusia»: Fest der Feste. Das viertägige Jubiläumsfest geht heute im Klettgau zu Ende.

Schaffhauser Nachrichten, Region
W.J.

Das am Freitag mit einem Ball im Hombergerhaus eröffnete Jubiläum zum 150-jährigen Bestehen der Scaphusia (siehe SN vom 6. September) wurde am Samstag am frühen Nachmittag mit einer Würdigung und einer Kranzniederlegung am Grab von Hermann Freuler, dem 1903 verstorbenen Gründer der Verbindung fortgesetzt. Nach dem anschliessenden Festakt im Stadttheater begaben sich die jubilierenden Farbenbrüder zu einem von Stadt und Kanton offerierten Apéro sowie zum gemeinsamen Nachtessen auf den Munot. Vor dem Cortège durch die Altstadt nahmen die Scaphusianer einen Augenschein von der im Rahmen ihres Jubuläms geschenkten Uhr in der Kantonsschule. Der zweite Jubiläumstag wurde mit dem grossen Festcommers in der Kammgarn auf gesellige Weise abgeschlossen.

Gestern Sonntag standen die Schifffahrt nach Stein am Rhein, der aus meteorologischen Gründe vom Rathausplatz in die Mehrzweckhalle Schanz verschobene Frühschoppen sowie eine Wanderung und das Mittagessen auf Burg Hohenklingen auf dem Programm. Vor der Rückfahrt mit dem Motorschiff Arenenberg nach Schaffhausen überreichte Ueli Böhni v/o Süüle Stadtpräsident Franz Hostettmann in einem symbolischen Akt das Modell der bereits auf dem Burgfried montierten Wetterfahne als Geschenk der Scaphusia an die Stadt Stein am Rhein. Heute wird das Jubiläum mit einem Katerbummel von Neunkirch zur Wilchinger Bergkirche und einem Umtrunk in der Osterfinger Bergtrotte abschlossen.

#Allgemeines

6. September 2008 | Jubiläum «150 Jahre Scaphusia»: «Verbindung als Ort der Solidarität»

Schaffhauser Nachrichten, Region
Walter Joos

«Mir kommt es vor, als würde man in den Anstalten, in denen höhere Bildung vermittelt werden soll, die Studierenden mit Einmachgläsern verwechseln», stellte Jürg Fröhlich v/o Proton in seinem Festvortrag am Jubiläum der Scaphusia fest. Die jungen Leute werden – so die Überzeugung des Professors für theoretische Physik an der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich – mit «vorgekochter Information» und «viel oberflächlichem Spezialwissen» – meist direkt aus dem Internet – abgefüllt, das bereits nach wenigen Jahren «sauer», das heisst überholt ist. Statt der Überfütterung mit «schlecht integriertem Vielwissen» sollte unser Bildungswesen so Jürg Fröhlich – den Schülerinnen und Schülern wieder jenes Grundwissen und jene Grundfertigkeiten vermitteln, die auch in zwanzig oder fünfzig Jahren noch nützlich sind.

**Zusammenhänge erkennen**
Jürg Fröhlich ist überzeugt, dass es im Bildungswesen vor allem um die Vermittlung der historischen Fundamente unserer Zivilisation und ihrer Wissenschaften, um die Erörterung von Errungenschaften und Fehlentwicklungen, um das Erkennen von Zusammenhängen geht. Dazu zählt er auch die Entdeckung der eigenen Begabungen und die Förderung von selbstständigem Denken. In dieser Hinsicht kann eine Verbindung wie die Scaphusia nach Ansicht des Ordinarius einen wesentlichen Beitrag leisten. Sie kann insbesondere die Urteilskraft, Ausdrucksfähigkeit und Zivilcourage fördern, Neugierde wecken sowie Anreize zu wissenschaftlicher Tätigkeit und künstlerischem Gestalten vermitteln. «Sie kann die jungen Leute aber auch darauf aufmerksam machen, dass es zwar in erster Linie auf Inhalte ankommt, aber auch auf die gute Form in dieser formlosen Zeit, und dass man im Disput den Gegner und den Anders-denkenden mit Respekt behandeln soll», betonte Jürg Fröhlich.

**Tatendrang beflügeln**
Der bemerkenswerte Festvortrag, in dem der Referent das 150-jährige Bestehen der Verbindung in den Kontext mit einer ganzen Reihe von weiteren Jubiläen stellte sowie der «Wahrheit des Seins und des Lebens» nachspürte, endete mit einem Plädoyer auf die Menschlichkeit und einem Lob auf die Scaphusia. Dabei gab Jürg Fröhlich seiner Hoffnung Ausdruck, dass auch die heranwachsende Generation in der Verbindung eine Quelle von Zuversicht, Hoffnung, unkonventionellem und positivem Denken, Kreativität und Zivilcourage findet, das sie zu originellen Einfällen, beachtenswerten Leistungen und mutigen Taten zu beflügeln vermag.

**Verständnis fördern**
Den Gedankenaustausch mit Angehörigen unterschiedlicher Generationen und Lebenswege erachtet Jürg Fröhlich in einer Verbindung als besonders bereichernd. Zudem sieht er in der jubilierenden Scaphusia aber auch einen Ort der Solidarität.

**Menschlichkeit vertiefen**
«Es scheint mir wichtig, dass die Verbindung auch ein Ort ist, wo man die Augen für die Befindlichkeit der Mitmenschen schärft und lernt, ihnen beizustehen, wenn sie uns nötig haben», erklärte der Referent. Jede Generation habe das Ihre dazu beizutragen, dass unsere Welt menschlicher werde.


Festakt: Nach dem Gesang des von Ruedi Leu v/o Banner dirigierten Jubiläumschors begrüsst der Altherrenpräsident Martin Frey v/o Pauke (am Rednerpult) die jubilierenden Farbenbrüder und ihre Gäste im Stadttheater.
Bild: Mark Schiesser

#Allgemeines

6. September 2008 | Jubiläum «150 Jahre Scaphusia»: Rauschende Ballnacht im Hombergerhaus

Schaffhauser Nachrichten, Region
W.J.

Mit einem Apéro, kabarettistischen Einlagen von Jürg Uhlman v/o Sancho, Simon Meyer v/o Brodel und Peter Früh v/o Arcus sowie den gesanglichen Darbietungen des von Ruedi Leu v/o Banner dirigierten Jubiläumschors begann gestern im Garten des Hombergerhauses das Jubiläum zum 150-jährigen Bestehen der Kantonsschulverbindung Scaphusia. Noch vor dem grossen Bankett, dem von Christian Hunziker dargebotenen Poetry-Slam auf die Scaphusia im 21. Jahrhundert und den vom Ensemble Waideles interpretierten Walzerklängen stach OK-Präsident Ueli Böhni v/o Süüle das erste Fass an. Edy Ulrich v/o Pfiff und Max Duttlinger v/o Divico (Bild) stiessen darauf erfreut auf das bis zum kommenden Montag dauernde Jubiläum an.



Bild: Fabian Stamm

#Notizen zu Namen

6. September 2008 | Aktivitas: Warum treten junge Männer der Scaphusia bei?

Schaffhauser Nachrichten, Region

David Freitag v/o Artis ist Präsident der Aktivitas, also der aktiven Mitglieder an der Kantonsschule. Der 19-Jährige aus Neunkirch ist seit eineinhalb Jahren bei der Scaphusia. Schon sein Götti sei bei einer Verbindung gewesen; «als diverse Freunde mich angesprochen haben, wollte ich selber herausfinden, wie es in einer solchen Verbindung tatsächlich zu und her geht», sagt Freitag. Und es hat ihm gefallen: «Freundschaft, das Zusammensein mit anderen, gemeinsame Erlebnisse: Das alles macht eine Verbindung aus.» Andreas Hunziker v/o Fidel aus Schaffhausen ist als Fuxmajor der Scaphusia dafür verantwortlich, dass sich die Jungmitglieder – im ersten Jahr ihrer Zugehörigkeit Fuxen genannt – anständig benehmen, und zugleich führt er sie in das Verbindungsleben ein. Als ein Freund der Scaphusia beitrat, schaute auch Hunziker einmal vorbei – und blieb. Auch für ihn stehen die Freundschaft und das Zusammengehörigkeitsgefühl im Vordergrund: «Man verliert sich – wie das sonst halt bei Freunden immer wieder passiert – nie total aus den Augen», sagt der 19-Jährige. Dass die Scapher auch dem Biergenuss nicht abgeneigt sind, ist für Hunziker zwar nicht unwichtig, «aber wenn es nur darum ginge, wäre ich nicht beigetreten». In der Hälfte seiner Fuxenzeit ist Lucas Seiler aus Buchthalen. Der 16-jährige Schweizer mit chinesischen Wurzeln trägt den Cerevis Yang. Anfangs interessierte er sich nicht für die Verbindung, auch er trat nach einem Besuch bei. Zusammenhalt, Freundschaften, die ein Leben lang halten, und das gerade auch zu älteren Verbindungsmitgliedern, das alles gefällt ihm – «das erlebt man in anderen Vereinen nicht». Ebenfalls noch ein halbes Jahr muss Fux Leo Häggi v/o Simba aus Schaffhausen darauf warten, in den Burschenstand aufgenommen zu werden. Auch bei ihm erwachte das Interesse am Verbindungsleben mit dem Besuch der «Bude» – dem Vereinslokal im Restaurant «Falken». Die Ambiance in fröhlicher Runde mit Kollegen hat Häggi auf Anhieb gefallen.


David Freitag v/o Artis


Andreas Hunziker v/o Fidel


Lucas Seiler v/o Yang


Leo Häggi v/o Simba

#Notizen zu Namen

6. September 2008 | «Freundschaften fürs Leben schliessen» – Interview mit Martin Frey v/o Pauke, Präsident der Alt-Scaphusia

Schaffhauser Nachrichten, Region
Robin Blanck

*Sollen wir noch auf das Bier warten?*
Martin Frey (lacht): Nein, ich kann nur Wasser anbieten. Ernsthaft: Scapher trinken nicht hemmungslos Bier. Unsere Devise heisst: «Litteris et Amicitiae» (Wissenschaft und Freundschaft). Während im sogenannten «ersten Akt» unserer Zusammenkünfte die Wissenschaft – etwa im Rahmen von Vorträgen – im Zentrum steht, ist es im zweiten Akt die Freundschaft. Und dort wird auch Bier getrunken. Das war 150 Jahre so und wird auch weiterhin so sein. Aber das sind ja gerade eben nicht Massenbesäufnisse wie bei den Botellones. Da wird in gewisser Disziplin und Regel getrunken – wobei ich nicht ausschliessen will, dass auch einmal eines über den Durst getrunken wird.

*Sie haben das Stichwort Botellón genannt: Alkohol und Jugend sind derzeit wieder ein Reizthema. Geht das an der Scaphusia spurlos vorbei?*
In den frühen Anfängen stand die Wissenschaft im Vordergrund, von den 1860er Jahren an kam der «zweite Akt» hinzu – offenbar hat das der Scaphusia nicht geschadet –, im Gegensatz zu allen anderen Verbindungen hat sie die Zeiten gut überstanden …

*…Sie spielen darauf an, dass die Scaphusia als einzige Schaffhauser Mittelschulverbindung noch aktive Mitglieder an der Kanti hat …*
Richtig.

*Wie erklären Sie sich diese Entwicklung – der Alkoholgenuss allein kann das ja kaum bewirkt haben?*
Alkohol ist ja für die jungen Leute heute eher ein Hinderungsgrund! Bei den Bierregeln, die früher sehr strikt waren, ist man deshalb heute liberaler, und der Besuch von Veranstaltungen unter der Woche ist auch nicht mehr ganz so zwingend. Das hat sich über die Jahre verändert, da muss man auch eine gewisse Flexibilität an den Tag legen. Ich glaube, wir haben – ohne dabei zu übermarchen – den Zeitgeist jeweils richtig erkannt. Was aber immer noch sehr wichtig ist, sind die «Freundschaften fürs Leben», die in der Scaphusia geschlossen werden.

*Dann steht die Freundschaft im Zentrum?*
Das kann man so sagen. Nehmen Sie unser Jubiläum: Da kommen auch viele Leute aus Übersee. Diese treffen nach Jahren wieder auf ihre alten Freunde, und schon nach wenigen Minuten ist man einander über die gemeinsame Vergangenheit in der Verbindung wieder völlig vertraut. Üblicherweise trennen sich die Wege nach der Matur, die Verbindung bietet als «Mutter Scaphusia» Gewähr dafür, dass man sich im Abstand von Jahren immer wieder einmal an einem Generationentreffen oder einem Weihnachtskommers begegnet.
*Wird die Pflege von Freundschaften heute nicht immer mehr über Portale wie Facebook oder überhaupt die modernen Kommunikationstechniken erfolgen, so dass die Verbindungen überflüssig werden?*
Nein, überhaupt nicht! Die jetzigen Aktiven machen ja fast alles über das Internet und Mobiltelefone – wir haben ja auch eine Homepage, die nachgeführt und rege genutzt wird. Das Gegenteil ist der Fall: Auch im Zeitalter des Internets hat das gesprochene Wort letztlich immer noch erste Priorität. Auch in 200 Jahren wird unser Wahlspruch «Scaphusia vivat, crescat, floreat in aeterna tempora!» (Die Scaphusia möge bis in alle Zeiten leben, gedeihen und blühen!) noch Bestand haben.

*Wie steht es mit der politischen Ausrichtung der Verbindung?*
Die Scaphusia ist apolitisch – es treten beispielsweise gleich viele Scaphusianer von freisinniger wie von linker Seite bei den Kantonsratswahlen an. Früher war das anders, die Grenzen sind heute fliessender – auch das gehört vermutlich zum Erfolgsrezept der Scaphusia mit dazu.

*Natürlich auch die unvermeidliche Frage: Frauen dürfen immer noch nicht beitreten?*
Richtig. Das steht bei uns auch nicht zur Diskussion – die Fidelitas hat das ja probiert und hatte keinen Erfolg. Ich glaube, dass zumindest in Schaffhausen kein derartiges Bedürfnis besteht. Die holde Weiblichkeit ist nach wie vor als «Besen» die Begleitperson an den Bällen oder an einem «Besen-Bummel».

*Im Rahmen der 150-Jahr-Feierlichkeiten findet ein Ball statt: Haben Sie Ihren «Besen» schon?*
Ja, das ist meine Frau, die ich schon in meiner Aktivzeit vor genau 40 Jahren kannte.

*Das Jubiläumsprogramm dauert bis und mit Montag. Welches ist Ihr persönlicher Höhepunkt?*
Für mich ist eigentlich das ganze viertägige Programm ein einziger Höhepunkt. Ich freue mich ausserordentlich auf das Jubiläum, denn das Organisationskomitee unter der Leitung von Ueli Böhni v/o Süüle, das den ganzen Ablauf seit Jahren minutiös geplant hat, hält mir den Rücken frei. Mir bleibt als Altherren-Präsident nur die Rolle einer «Galionsfigur». Es wird dies für mich auch das erstemal sein, dass ich alle vier Tage besuchen kann: Beim 125-Jahr-Jubiläum im Jahr 1983 hatte ich als Anwalt in Schaffhausen frisch angefangen und musste deshalb den Katerbummel am Montag streichen.



Martin Frey steht als Präsident der Alt-Scaphusia dem Altherren-Verband mit über 300 Mitgliedern vor.
Bild: Selwyn Hoffmannn

#Notizen zu Namen

29. August 2008 | Neues Forstrevier gegründet

Schaffhauser Nachrichten, Region
ge

Am Mittwochabend fand im Restaurant «Baumgarten» in Kaltenbach die Gründungsversammlung des neugebildeten «Forstreviers am Rhein» statt. Rund 20 Waldbesitzer nahmen an der Versammlung teil. Als Gast weilte auch Kantonsforstingenieur Paul Gruber in der Runde. Eingangs erklärte Kreisforstingenieur Heinz Kuhn, warum es zur Fusion der bisherigen Forstreviere Diessenhofen (bisher Förster Hans Weber) und Wagenhausen (bisher Förster Jakob Gubler) kam. Einerseits schreibt das Waldgesetz von 1994 vor, dass die Forstreviere reorganisiert werden müssen. Andererseits geht der Diessenhofer Förster Hans Weber Ende September in Pension. Das ebnete den Weg zu dieser Revierzusammenlegung.
Unter Leitung des Diessenhofer Bürgerpräsidenten Bruno Giuliani wurde eine sechsköpfige Arbeitsgruppe gebildet, die den Zusammenschluss gut vorbereitet hatte. So wurde an der Versammlung nur kurz diskutiert, und niemand machte Opposition.

**«Das kann ja nur gutgehen»**
Wichtigste Traktanden waren die Anpassung der Statuten an die neue Situation, die Wahl des Vorstandes und die Wahl des vorgeschlagenen Försters Jakob Gubler. Dieser ist seit 1985 Förster im Revier Wagenhausen und wird nun auch Förster im bisherigen Revier Diessenhofen. Alle Vorschläge der Arbeitsgruppe wurden einstimmig genehmigt. In den neuen Vorstand des «Forstreviers Rhein» wurden gewählt: Urban Brütsch aus Diessenhofen als Präsident und als Vertreter der Waldbesitzer, Bruno Giuliani, Heinz Kuhn, Andrea Isler, Karl Vetterli und Max Erzinger. Der Vorsitzende, Giuliani, wies darauf hin, dass Urban Brütsch studierter ETH-Forstingenieur sei und dass der neugewählte Förster Jakob Gubler nun zwei Ingenieure als Chefs habe. «Das kann ja nur gutgehen», meinte Giuliani dazu.

**Revier ist lebensfähig**
Das Budget für das Langzeitjahr wurde von Kassierin Andrea Isler vorgestellt. Es zeigt einen Überschuss von 2400 Franken auf und wurde diskussionslos genehmigt. Zum Schluss überbrachte Paul Gruber die Grüsse des neuen Departementchefs Jakob Stark, der in nächster Zeit alle 30 Thurgauer Forstreviere besuchen wird, um sich so einen Überblick über den Thurgauer Forst zu schaffen. Auf die Frage aus dem Publikum, ob es demnächst noch zu weiteren Revierzusammenschlüssen kommt, erklärte Gruber, dass dies im Thurgau je nach Situation bei den Förstern möglich sei. Das neue Revier mit gut 600 Hektaren habe aber eine gut Grösse und sei lebensfähig.

#Notizen zu Namen

20. August 2008 | AZ: «Mehr Qualität und mehr Umfang»

Schaffhauser Nachrichten, Medien
Erwin Küenzi

*Bernhard Ott, die «schaffhauser az» wird dieses Jahr 90 Jahre alt. Was war sie, als sie 1918 startete, was ist sie heute?*
Bernhard Ott: 1918 war sie ein Kind des Generalstreiks. Nur 14 Tage nach dem erfolglosen Abbruch des Streiks wurde sie in aller Eile aus dem Boden gestampft. Der Schaffhauser SP stand zwar seit 1902 das «Echo vom Rheinfall» als Sprachrohr zur Verfügung, das in Neuhausen produziert wurde, aber diese Zeitung gehörte einem Verleger namens Waigel, der gegen den Generalstreik war. Darum wünschten sich SP und Gewerkschaften eine eigene Zeitung und gründeten die «Arbeiter-Zeitung». Die erste Ausgabe erschien am 30. November 1918. Seit 1968 heisst die «Arbeiter-Zeitung» «AZ». Seit 1998 ist sie eine Wochenzeitung, mit einer entsprechend anderen inhaltlichen Ausrichtung. Das Schwergewicht liegt jetzt auf der Hintergrundrecherche, nicht mehr auf der Tagesaktualität.

*Die «AZ» war lange Zeit das offizielle Organ der SP. Ist sie das heute noch?*
Nein, die «AZ» ist keine Parteizeitung mehr, aber sie ist eine Zeitung geblieben, die Partei ergreift und klar links von der Mitte steht. Das bleibt auch so, denn damit unterscheidet sich die «AZ» von anderen Schaffhauser Zeitungen und erhält sich damit ihre Position in der Schaffhauser Medienlandschaft.

*Die «AZ» startete als Tageszeitung, heute kommt sie nur noch einmal pro Woche heraus. Warum?*
Finanzielle Probleme zwangen uns zur Umwandlung der «AZ» in eine Wochenzeitung. 1998 sprangen innerhalb kürzester Zeit mit Coop und Denner zwei wichtige Inserenten ab. Wir mussten folglich massiv Kosten senken und konnten die Tageszeitung nicht mehr weiterführen.

*Was sind die wichtigsten Änderungen, die die «AZ» im Laufe-ihrer Geschichte durchgemacht hat?*
Am Anfang war die «AZ» wie alle anderen Schaffhauser Zeitungen eine Vollzeitung, mit Ausland, Sport und allem, was dazugehört. Ab 1970 wurden Ausland und Inland nicht mehr selber produziert, sondern im Rahmen von sogenannten Mantellösungen von einer zentralen Redaktion übernommen. Daneben gab es viele technische Änderungen, wie im übrigen Zeitungsgewerbe auch. Was im Laufe der vergangenen 90 Jahre immer wieder wechselte, war die Trägerschaft: Bis 1975 wurde die «AZ» von einer Genossenschaft herausgegeben. Bis 1996 fungierte die Unionsdruckerei AG als Verlegerin. Seit 1996 ist die «AZ» wieder selbständig. Jetzt wird sie von der az Verlags AG getragen, die aus rund 50 Aktionären besteht.

*Was sind das für Leute, die heute die «AZ» lesen?*
Alle möglichen, auch ausserhalb des linken Kuchens. Im Detail wissen wir es aber nicht, da die letzte Leserbefragung schon 13 Jahre zurückliegt.

*Kann die «AZ» in zehn Jahren ihren 100. Geburtstag feiern?*
Wenn ich das wüsste, würde ich mich als Prophet selbständig machen. Die Antwort auf diese Frage hängt von verschiedenen Faktoren ab, zum Beispiel von der Bereitschaft der Inserenten, auch weiterhin bei uns Inserate zu schalten, denn zwei Drittel unserer Einnahmen stammen aus dem Inserateverkauf. Ebenso wichtig ist aber eine genügend grosse Zahl von Abonnentinnen und Abonnenten. Heute haben wir eine Normalauflage von 3000 Exemplaren. Dazu kommen rund vier Grossauflagen pro Jahr. Aus Anlass unseres Jubiläums schalten wir nun gleich vier Grossauflagen nacheinander, um uns in unserer neuen Aufmachung zu präsentieren.

*Was machen Sie, damit die «AZ» weiterbestehen kann?*
Wir werden ab morgen einen neuen, modernen Auftritt mit Farbe haben. Ausserdem wollen wir künftig mehr Zeitung bieten, sowohl punkto Umfang wie auch punkto Qualität.

#Notizen zu Namen

16. August 2008 | «Liberal» – vom Denkansatz zum Unwort

Schaffhauser Nachrichten, Diverses
Michael E. Dreher, Küsnacht

Kollegen aus dem Welschen orten die Ursache des Niedergangs der Liberalen Partei zwar auch bei den Euroturbos und im rotgrünen Kurs einiger Exponenten, vor allem aber im Verlassen der klassisch freisinnigen Linie, die das Markenzeichen der liberalkonservativen Parti Libéral war. In diese Lücke sei die SVP gestossen.
Bei der FDP ist die Entwicklung ähnlich verlaufen. Schon während meiner Zeit an der HSG (1966–69) und danach erst recht war unser Idol der schlagkräftige FDP-Nationalrat Dr. Otto Fischer. Er bekämpfte die von FDP-Bundesrat G. A. Chevallaz und dem Politestablishment verlangten Höchstsätze von 12 Prozent bei der Mehrwertsteuer und 15 Prozent bei der direkten Bundessteuer 1977 erfolgreich; sonst hätten wir heute wohl 500 Milliarden Franken Bundesschulden. Gelegentliche etatistische Entgleisungen der FDP korrigierte Fischer mit dem Schweizerischen Gewerbeverband via Referendum. Die Grand Old Party war führend in Wirtschafts-, Finanz-, Steuer- und Wehrfragen. Im Parlament war sie – noch bis 1991 – ein Whos who der Schweizer Wirtschaft und Gesellschaft. Und mit der Hammerparole «Mehr Freiheit weniger Staat, mehr Eigenverantwortung» hatte die FDP einen Riesenerfolg.
Dann verlor sie Überblick und Augenmass: 1983 mit der Jahrhundertlüge «Waldsterben», 1988/89 mit dem Abschuss der hochqualifizierten Bundesrätin Elisabeth Kopp, 1992 mit dem EWR und generell in der Asylpolitik. So geriet die FDP aus dem Tritt, bis heute.
Auch wenn sie sich künftig FLP nennen will, bleiben die Schläuche alt und der Inhalt abgestanden (siehe auch SN vom 16. 7. 2008). Der Begriff «liberal» ist erodiert, zum politischen Unwort geworden. Jede linke Gruppe nennt sich «liberal», wenn sie sich in der Mitte anbiedern will. Beispiel: Die neuerdings «grünliberale» Verena Diener war im Nationalrat in 91 Prozent aller Abstimmungen mit den Linksex-tremen. Über Nacht wurde sie «liberal». Auch die Splittergruppe BDP wird als «Abspaltung der liberalen Kräfte» von der SVP bezeichnet: der grosse Liberale Samuel Schmid?
«Liberal» ist konturlos, steht für politische Beliebigkeit und mobilisiert nicht mehr. Dazu kommt seit vielen Jahren das Fehlen von Leadertypen an der Spitze der FDP, und die politische Themenführerschaft ist längst an die SVP übergegangen. Eine FLP (Ferrovia Lugano–Ponte Tresa) bringt allenfalls ein neues Logo, aber keinen Aufbruch. Gegen Blocher oder gegen die SVP zu sein reicht als Programm für die Wende nicht ganz; auch nicht, wenn man «Wir Liberalen» oder gar «Hop Sviz» schreibt. Doch ein Grund zur Freude ist das Formtief des einzigen Bündnispartners der SVP nicht.

**Und in Schaffhausen?**
Wer die Schaffhauser Politszene aus der Distanz betrachtet, sieht oft klarer als die Vollblutpolitiker vor Ort. Folglich ist zu fragen, wie es denn um den Führungswillen einer Partei bestellt sei, die unfähig war, einen glaubwürdigen Kandidaten für das Stadtpräsidium aufzubauen. Dafür erklärt der FDP-Anwärter für das Vollamt öffentlich, er kandidiere nur wegen der höheren Pension. Wahrlich ein individueller Ansatz im Interesse des Volkes! Solche Äusserungen – von der Parteiführung ohne Distanzierung hingenommen – zeigen den tatsächlichen Zustand der FDP viel deutlicher als alles Wahlgelaber.

Dr. Michael E. Dreher, Küsnacht am Zürichsee, war zwölf Jahre Nationalrat der Autopartei und ist heute in der Parteileitung der SVP des Kantons Zürich.


Weiterer Artikel zu diesem Thema:

Schaffhauser Nachrichten, Sache … Sächeli
20.08.2008

Hohen Besuch durfte die Kantonsschulverbindung «Scaphusia» begrüssen, als sie am letzten Freitag ihr Geschenk an die Kantonsschule, eine Bodenuhr, einweihte. Michael E. Dreher war eigens aus Küsnacht angereist, um bei dem feierlichen Akt dabei zu sein. Dreher, der während zwölf Jahren für die Autopartei im Nationalrat sass, ist heute Mitglied der Parteileitung der SVP des Kantons Zürich, nachdem er seine Politkarriere im heimatlichen Schaffhausen bei der FDP begonnen hat. Dieser las er übrigens am letzten Samstag im SN-Forum unter dem Titel «Liberal – vom Denkansatz zum Unwort» die Leviten, wobei er vor allem die Stadtschaffhauser FDP wegen ihres Vorgehens bei der Stadtpräsidentenwahl tadelte.

#Allgemeines

16. August 2008 | Möge die Aktivitas die Bodenuhr in Beschlag nehmen

Ansprache von EM Dr. Hans-Rudolf Dütsch v/o Socius
anlässlich der Übergabe des Geschenks (Bodenuhr) der Scaphusia an die Kantonsschule Schaffhausen

Liebe Anwesende
Vertreter der Schulleitung, der Lehrerschaft und der Schülerschaft
Vertreter der Medien
Lieber Herr Koch
Liebe Scaphusianer

**Einleitendes**
Ich möchte Sie alle ganz herzlich begrüssen.
Es ist mir eine grosse Ehre und Freude, einige Worte zur Einweihung der Bodenuhr, welche die Altherrenschaft der Verbindung Scaphusia anlässlich ihres 150. Stiftungsfestes der Kantonsschule schenkt, sagen zu dürfen.
In jungen Jahren ist es ja so, dass der Geburtstag Feiernde in der Regel reichlich beschenkt wird, wird der Jubilar aber älter, ist er selber häufig der Schenkende! Das gilt nun auch für die Scaphusia!
Warum aber macht die Scaphusia ausgerechnet der Kanti ein Geschenk?
Die Kanti und die Scaphusia sind eigentlich siamesische Zwillinge, beide sind ohne den anderen fast nicht denkbar, auch wenn ich zugeben muss, dass die Kanti ohne Scaphusia denkbarer ist als die Scaphusia ohne Kanti! Die Kantonsschule wurde vor 157 Jahren aus der Taufe gehoben, die Scaphusia 7 Jahre später gegründet. Abgesehen von einigen Bubenstreichen dürfte die Scaphusia der Kanti meist zur Ehre gereicht haben. Grosse Geister sind aus Kanti und Scaphusia hervorgegangen.
Liebe Anwesende, mit meinem ganzen Gewicht stehe ich – Sie hören richtig – stehe ich auf dem scaphusianischen Geschenk an die Kanti, das demnächst vom Altherrenpräsidenten Herrn Dr. Frey enthüllt werden wird. Das allein zeigt schon, dass es sich beim Geschenk um etwas ausserordentlich Solides handeln
muss. Etwas, das zwar nicht für die Ewigkeit, das aber doch für eine lange Zeitdauer, geschaffen worden ist und das ein Sinnbild ist für das 150 Jahre lange Zusammengehen von Kanti und Scaphusia. Es handelt sich – ich verrate hier kein Geheimnis – um eine grosse Uhr, genauer um eine Bodenuhr. Das Spezielle an dieser Uhr ist eben, dass sie nicht wie die meisten Uhren irgendwo hängt, sondern dass sie in den Boden eingelassen ist, dass man auf ihr stehen kann.

**Exkurs zur Zeit und zur Zeitmessung**
Es gab Zeiten, in denen sich die Menschen noch wenig um eine genaue Zeitmessung kümmerten oder kümmern mussten, wo der krähende Hahn durchaus als Zeitmesser genügen konnte. Schon in der Antike kannte man die Sonnen- und Wasseruhren, im 13. Jh. kamen Räderuhren und ab Mitte 14. Jh. Turmuhren auf. Fabrikbetrieb und Eisenbahnverkehr zwangen im 18. und 19. Jh. zu immer genauerer Zeitmessung. Und heute gilt es als absolute Selbstverständlichkeit, dass beim Läuten um 10 vor Acht alle Schäfchen schön brav in ihren Bänken sitzen! Jeder Kantischüler verfügt über eine Mehrzahl von äusserst genauen Zeitmessern!
Kein Grund also, würde man meinen, die Schülerschaft mit einer weiteren Uhr zu beglücken. Aber: Diese spezielle Uhr wird inbesondere in den grossen Pausen und bei Regen ein natürlicher Treffpunkt der Scaphusianer werden. Der Ort ist nämlich genial gewählt: Alle Wege führen zur Bodenuhr: aus dem Altbau, aus dem Fördererbau und auch aus dem Ergänzungsbau! Alle jungen Männer, die sich hier versammeln, haben zudem den Überblick über all die vielen schönen jungen Frauen, die an der Kanti bekanntlich immer zahlreicher werden und zwangsläufig hier vorbeiflanieren werden!

**Chronos und Kairos**
Die Griechen kannten nicht nur ein Wort für die Zeit, sondern zwei. Sie haben unterschieden zwischen Chronos und Kairos. Chronos stand für die Zeit im quantitativen Sinne, Kairos für die Zeit im qualitativen Sinn. Chronos kann mit einer gewöhnlichen Uhr gemessen werden, es ist die Menge Sand, die in einer bestimmten Zeit durch das Nadelöhr von oben nach unten rinnt.
Kairos steht für den richtigen Zeitpunkt etwas zu tun oder eben nicht zu tun. Wenn der richtige Zeitpunkt da ist, muss man die günstige Gelegenheit beim Schopf packen, sie kommt so schnell nicht wieder.
In der griechischen Mythologie ist Kairos der Gott der günstigen Gelegenheit und der besonderen Chance und des rechten Augenblicks und laut dem Dichter Ion von Chios (490-421 v. Chr.) der jüngste Sohn des Zeus.
Vom Bildhauer Lysippos wird er als blühender Jüngling mit geflügelten Schuhen dargestellt, dem eine Haarlocke in die Stirn fällt, während er am Hinterkopf nur spärliche Anzeichen von Haarwuchs erkennen lässt.
Die Redensart, „die Gelegenheit beim Schopf“ zu packen, wird auf diese Darstellung des Gottes zurückgeführt: Wenn die Gelegenheit vorbei ist, kann man sie am kahlen Hinterkopf nicht mehr fassen.

**Zurück zu unserer Bodenuhr**
Uhren sind immer auch ein Wertgegenstand.
Früher waren Uhren beliebte Konfirmationsgeschenke und viele bürgerliche Paare haben zu ihrer Hochzeit eine Wanduhr geschenkt bekommen. Und heute sind IWC- und Rolexuhren begehrte Statussymbole. Auch die teuersten dieser Statussymbole sind in der Regel keine Unikate. Genau dies gilt aber für unsere Bodenuhr: Sie ist mit viel Liebe und Sachverstand und als Unikat geschaffen worden.
Natürlich rankt um Uhren auch viel Aberglaube. Weit herum wird das Stillstehen einer Uhr mit dem Tod in Verbindung gebracht. Sympathischer ist die Vorstellung vom Liebeszwang: Befestigt ein Partner ein Haar seiner Partnerin oder die Partnerin ein Haar ihres Partners am Pendel oder Zeiger der Uhr, wird dieser gezwungen, dem anderen dauernd nachzulaufen sprich treu zu bleiben. Nach menschlichem Ermessen sollte diese Bodenuhr nie stillstehen und auch keinem eifersüchtigen Scaphusianer wird es gelingen die Uhr zu öffnen, um ein Haar der Angebeteten am Zeiger zu befestigen.

Es ist keine Selbstverständlichkeit, dass wir heute diese Bodenuhr einweihen können.
Ein ganz grosser Dank geht an Herrn Koch, der das Bodenuhrprojekt geleitet hat.
Ein Dank auch der Schulleitung, die ohne zu zögern diesem Projekt ihren Segen gegeben hat und last but not least ein grosser Dank an die ganze Altherrenschaft der Scaphusia, welche das Projekt finanziert hat.
Möge die Aktivitas die Bodenuhr in Beschlag nehmen, möge die Aktivitas auch die Zeichen der Zeit erkennen: Es gibt die richtige Zeit für die Musse, die richtige Zeit fürs Lernen, die richtige Zeit für die Liebe und die richtige Zeit für litterae et amicitae.
Ich danke Ihnen.