#Allgemeines

9. April 2011 | Schon wenig Alkohol kann Krebsrisiko steigern

Schaffhauser Nachrichten, Von Tag zu Tag
(dpa)

Eine eben veröffentlichte europäische Untersuchung weist darauf hin, dass schon kleine Mengen regelmässig konsumierten Alkohols die Gefahr von Krebs deutlich erhöhen. «Unsere Daten zeigen, dass viele Krebserkrankungen hätten vermieden werden können, wenn der Alkoholkonsum auf zwei Getränke täglich bei Männern und ein Getränk täglich bei Frauen beschränkt worden wäre. Das sind die Empfehlungen vieler Gesundheitsorganisationen», erläutern die Autoren der Studie. Sie veröffentlichten ihre Ergebnisse in der neuesten Ausgabe des «British Medical Journal». Die Grenzmenge liegt demnach bei 24 Gramm Alkohol pro Tag für Männer und 12 Gramm für Frauen. Das entspricht etwa eineinhalb Flaschen Bier für Männer und einem kleinen Glas Weisswein für Frauen.
360 000 Probanden nehmen teil
Laut Studie ist derzeit jede zehnte Krebserkrankung bei Männern und eine von 33 bei Frauen durch Alkoholkonsum zumindest begünstigt. Dabei geht es um bösartige Tumore in der Mund- und Rachenhöhle, an den Stimmbändern und in der Speiseröhre sowie um Darm- und Leberkrebs. Die Untersuchung ist Teil einer Langzeitstudie in Bezug auf den Zusammenhang zwischen Ernährung und Krebs (European Prospective Investigation of Cancer). Daran nehmen etwa 360 000 Probanden aus Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien, Grossbritannien, den Niederlanden, Griechenland und Dänemark teil. Die Studie war in den 1990er-Jahren begonnen worden. «Die Menschen trinken heute sogar noch mehr, und das könnte dazu führen, dass noch mehr alkoholbedingte Krebserkrankungen auftauchen», sagte Autorin Naomi Allen von der Universität Oxford.

#Allgemeines

15. März 2011 | Schwarze Null statt eines schwarzen Lochs

Schaffhauser Nachrichten, Region
Robin Blanck

Schon länger sorgen die fünf Restaurantbetriebe im Besitz der Stadt (Theaterrestaurant, «Altes Schützenhaus», «Alter Emmersberg», Park Casino, Weinstube zum kleinen Käfig) für Diskussionen: Häufige Pächterwechsel, geringe Erträge und ein wachsender Investitionsbedarf liessen immer wieder die Frage auftauchen, ob die öffentliche Hand an ihren Lokalen festhalten soll oder nicht. Mit einer jetzt an das Parlament überwiesenen Vorlage zeigt der Stadtrat auf, wie es in Zukunft mit seinen Gastrobetrieben weitergehen soll. Fazit: In das Gros wird investiert, ein Betrieb soll im Baurecht abgegeben werden.

**Schwarze Null mit fünf Betrieben**
Die fünf Betriebe und die dafür notwendigen Investitionen sollen die Stadt nichts kosten: Das ist das von Baureferent Peter Käppler formulierte Ziel. Um das zu erreichen, untersuchte ein externer Experte die Lokale im Auftrag der Stadt: 50 000 Franken hat dieses nicht öffentliche «Gastronomiekonzept» gekostet. In drei Betriebe soll investiert werden: Das Theaterrestaurant sieht der Stadtrat als Ergänzungsbetrieb zum Stadttheater an und will dieses attraktive Lokal an zentraler Lage behalten. Aber: In den letzten Jahren war der Umsatz zu tief, das soll sich jetzt ändern – nach Investitionen von 230 000 Franken. Deutlich mehr Geld will der Stadtrat für das Park Casino in die Hand nehmen: Die Umsätze des Betriebes mit herrlicher Parkanlage sind stabil, dennoch will die Stadt das Casino als Kongressstandort neu positionieren. Im kommenden Jahr sollen 250 000 Franken, 2014 ebenso viel und 2016 weitere 800 000 Franken in den Betrieb fliessen, macht total 1,3 Millionen Franken. Das «Alte Schützenhaus» schliesslich gehört wie die beiden anderen genannten Lokale zu den «Restaurants mit hoher Bedeutung». Im Jahr 2013 will die Stadt für bauliche Massnahmen rund 1,1 Millionen Franken einsetzen, 2015 140 000 Franken und 2018 nochmals 390 000 Franken. Unter dem Strich: 1,6 Millionen. Insgesamt belaufen sich damit die Investitionen auf 3,1 Millionen. Die heutigen Mindesteinnahmen für die Stadt setzen sich zusammen aus den Umsatzbeteiligungen respektive der Fixmiete: Das Theaterrestaurant bringt ab dem dritten Jahr mindestens 78 000 Franken (Sockelmiete und Umsatzbeteiligung), das Park Casino 50 000 Franken (Umsatzbeteiligung), das «Alte Schützenhaus» 75 000 (Umsatzbeteiligung) und die Weinstube 12 000 Franken (Fixmiete). Dazu kommt noch der Baurechtszins vom «Alten Emmersberg», sodass unter dem Strich Einnahmen von mindestens 235 000 Franken an die Stadt fliessen. Die Stadt rechnet damit, dass diese Mindestbeträge durch gute Leistungen übertroffen werden können und die Restaurants so jährlich rund 270 000 Franken abwerfen.

**«Emma» als Baurecht**
Als entbehrlich betrachtet wird der «Alte Emmersberg»: Die Pachterträge sind «stetig sinkend», der Investitionsbedarf hingegen gross. Nur: Die unumgänglich gewordene Sanierung (innen und aussen) würde mit 1,6 Mio. Franken zu Buche schlagen – Geld, das die Stadt derzeit nicht hat. Gleichwohl will die Stadt den leer stehenden Betrieb, der bis zur Fertigstellung des Künzle-Heim-Neubaus als Heimküche diente, als Quartierrestaurant erhalten: Deshalb soll die «Emma», wie das Lokal auch liebevoll genannt wird, bis im Sommer 2011 mit einer entsprechenden Auflage an einen Baurechtsnehmer abgegeben werden. Der zu erwartende jährliche Baurechtszins wird mit 20 000 Franken beziffert. Im Kern der Anstrengungen steht das Ziel, die Rentabilität langfristig zu steigern. Gleichzeitig aber agiert die Stadt in der Restaurant-Frage auch nach der von ihr formulierten Immo-Strategie: Die Stadt behält Gastrobetriebe, sofern deren Lage strategisch wichtig ist und sie damit Einfluss auf die Quartier- und Stadtentwicklung nehmen kann. Abzuwarten bleibt, wie der Grosse Stadtrat auf die Vorschläge reagiert: Jüngst hat der Stadtrat im Parlament harsche Kritik für mehrere Immobilienvorlagen einstecken müssen.

**Theaterrestaurant Investieren**
Das repräsentative Restaurant im Herzen der Schaffhauser Altstadt ist betrieblich eng verflochten mit dem Stadttheater. Das Lokal ist bekannt für seine Qualität und verfügt über eine Terrasse. Die Pachterträge waren in den letzten Jahren zu tief. Massnahmen: Die Stadt will Unterhaltsarbeiten in der Küche und Verbesserungen im Eingangsbereich realisieren, dazu die Restaurant- und Gartenmöbel erneuern. Kosten: 230 000 Franken.

**Park Casino Relaunch**
Wichtiges Lokal für Veranstaltungen und Tagungen in einem umfangreichen Grundstück in der Freihaltezone. Das bekannte Lokal weist stabile Umsatzzahlen auf, es mangelt aber an Parkplätzen, das Foyer muss aufgewertet werden, die Abläufe sind nicht optimal. Massnahmen: Das Casino wird als Kongressstandort neu lanciert, infrastrukturelle Anpassungen und Aufwertungen werden realisiert. Kosten: 1,3 Millionen Franken bis 2016.

**Altes Schützenhaus Investieren**
Der Betrieb auf der Breite ist Lokal für Vereine und Parteien und «somit im öffentlichen Interesse». Als Stärke hebt die Stadt die Akzeptanz, die heterogene Kundschaft und die Erreichbarkeit hervor, negativ bewertet werden der Zustand bezüglich Infrastruktur und der bauliche Zustand. Der Umsatz war bisher leicht steigend. Massnahmen: Umfangreiche Sanierungsarbeiten im ganzen Gebäude bis 2018. Kosten: 1,6 Millionen Franken.

**Zum kleinen Käfig Erhalten**
Das Lokal liegt in einem städtischen Gebäude in der Fussgängerzone und damit an guter Lage, gleichwohl wird es als «nicht von öffentlichem Interesse» taxiert. Als Schwäche gelten das Erscheinungsbild sowie der bauliche und infrastrukturelle Zustand. Verpachtet ist es für eine Fixmiete. Massnahme: Bis zu einem möglichen Verkauf des ganzen Hauses soll das Lokal erhalten bleiben, nur der ordentliche Gebäude- und Geräteunterhalt wird durchgeführt.

#Allgemeines

8. März 2011 | Das letzte Glas in der alten «Tanne»

Schaffhauser Nachrichten, Schaffhausen / Neuhausen
Martin Schweizer

Die über Schaffhausen hinaus bekannte und beliebte Wirtsstube war seit bald fünfzehn Jahren nur noch am Samstagvormittag, ab halb zehn bis zwölf Uhr, geöffnet. Ein Stammgast, meist Albert Ineichen, holte jeweils den Wein aus dem Keller, Fräulein Zimmermann machte den Service – bis, ja, bis am vergangenen Samstag, als den Gästen ohne Vorwarnung mitgeteilt wurde, dass die Wirtschaft fortan definitiv geschlossen bleiben würde.

**Alles hat ein Ende**
Es musste eines Tages so kommen, Margrit Zimmermann, die sich bis heute gern altmodisch mit «Fräulein» anreden lässt, hat Beschwerden; sie ist nicht mehr so gelenkig und so flott auf den Beinen wie einst im Mai, was in ihrem Alter nicht wirklich verwundern kann. Trotzdem zeigten sich die meisten Gäste, die treuen und die sporadisch auftauchenden, überrascht und konsterniert, dass nun alles ein Ende haben soll.
Eine «Hiobsbotschaft» seis gewesen, sagte ein Gast und sprach aus, was wohl viele Besucher des schlichten und irgendwie zeitlos wirkenden Lokals dachten. Man gewöhnt sich eben an regelmässige Zusammenkünfte mit vertrauten Gesichtern, an gesellige Stammtische, die manchmal den Charakter von Ritualen bekommen. Das Bedauern über die Schliessung der «Tanne» war deshalb gross, wie auch Fotograf Rolf Wessendorf am Samstag beim letzten Glas feststellen konnte.

**Kein Rummel um Person**
Er hat die «Tanne» und ihre Gäste über Jahre hinweg begleitet und porträtiert. Ein langjähriger Gast und Freund der Gastgeberin war auch Ernst Rahm-Kunz, der gestern am Telefon von allzu grosser Publizität abriet, Margrit Zimmermann schätze den Rummel um ihre Person nicht. Tatsächlich ist die bald 93-jährige Wirtin bekannt als eine bescheidene, zurückhaltende und zugleich liebenswürdige Person, die nie im Rampenlicht der Öffentlichkeit stehen wollte. Andererseits ist die von der Familie Zimmermann seit 1912 geführte «Tanne» in Schaffhausen mittlerweile eine Institution, die man nicht übersehen kann – und nicht ignorieren darf, zumal die Stadt Schaffhausen eine Option auf die altehrwürdige Liegenschaft hat.

**Kleine Leibrente**
Laut einem bereits 1998 abgeschlossenen Vertrag wird die Stadt Besitzerin der «Tanne», sobald Margrit Zimmermann, die keine erbberechtigte Nachkommen hat, das Haus verlässt – eine grosszügige Geste. Die Stadt hat sich im Gegenzug verpflichtet, Fräulein Zimmermann eine kleine Leibrente auszurichten. Eine weitere Klausel besagt, dass die Einwohnergemeinde das «historische Cachet» des Hauses auch nach der Schliessung des Restaurants erhalten muss.

**Nicht ins Altersheim**
Wie das geschehen soll, ist offen – und muss im Moment auch nicht entschieden werden. Denn Gewährsleute wollen wissen, dass Fräulein Zimmermann noch keineswegs beabsichtigt, ins Altersheim zu ziehen. Vorläufig wohnt sie weiterhin an der Tanne, und das, so ist zu hoffen, noch lange über ihren jetzt erlangten und wohlverdienten Ruhestand hinaus.



Nicht nur die Stammgäste waren treu, auch sie hielt ihren Gästen über Jahre und Jahrzehnte die Treue: Fräulein Zimmermann, die bescheidene und liebenswürdige Wirtin der «Tanne», die am Samstag das letzte Glas ausschenkte.
Archivbild Bruno Bührer

#Allgemeines

7. März 2011 | „weggeschaut“

Die Beiträge des Kurzfilmwettbewerbs der Stiftung „Scaphusia-Preis“ „weggeschaut“ sind nun auf den Internetseiten der Kantonsschule Schaffhausen verfügbar: http://kanti.ch/Weggeschaut.10183.0.html.

Siehe auch den Bericht im „Litteris et Amicitiae“ 1-2011.

#Allgemeines

3. März 2011 | Nachgefragt

Schaffhauser Nachrichten, Stadt Schaffhausen
Interview: Erwin Künzi

Am letzten Samstag hat die Kantonsschule Schaffhausen im Rahmen des Alumnitags als erste Schule in der Schweiz alle, die vor einem Jahr bei ihr die Maturitätsprüfung abgelegt hatten, eingeladen und erhob per Fragebogen ihre Erfahrungen an der Schule (siehe SN vom 28. Februar). Aus diesem Anlass erklärte Rektor Urs Saxer: «Wir haben die teuersten Maturanden der Schweiz.»

*Urs Saxer, wie kommen Sie zu dieser Aussage?*
Saxer: Im jüngsten Bildungsbericht 2010 wird der Kanton Schaffhausen mit den höchsten durchschnittlichen Ausgaben pro Schüler im Gymnasium aufgeführt (Zahlen 2005), nämlich mit rund 25000 Franken pro Jahr. Das heisst, im Jahr 2005 haben wir auf der «Inputseite» von allen Kantonen in der Schweiz am meisten in unsere Kantonsschüler investiert.

*Was sind die Gründe dafür, dass Schaffhausen diesen Spitzenplatz belegt?*
Saxer: Die Differenzen zwischen dem «teuersten» Kanton (Schaffhausen) und dem «billigsten» (Waadt) sind enorm (60 Prozent der Durchschnittskosten) und lassen sich – gemäss den Autoren des Bildungsberichts – auch nicht einfach erklären. Es stehen verschiedene Vermutungen im Raum, der einzige Faktor in einem messbaren Zusammenhang mit den Ausgaben ist die Zahl der Lektionen pro Jahr. Und hier ist der Kanton Schaffhausen auch Spitzenreiter: Mit knapp 1500 Lektionen pro Jahr erhalten die Schülerinnen und Schüler an der Kantonsschule am meisten Unterrichtszeit geboten.

*Leiten Sie aus diesem Spitzenbetrag einen Handlungsbedarf ab?*
Saxer: Aus meiner Sicht besteht permanenter Handlungsbedarf in dem Sinne, dass man die Ergebnisse dieser Investitionen («Outputseite») genau im Auge behalten muss. Und das ist nicht ganz einfach. Wir bemühen uns im Rahmen unserer Alumnitage, die Erfahrungen unserer Abgängerinnen und Abgänger einzuholen. Dazu haben wir mit den Autoren des Bildungsberichts 2010 eine Längsschnittbefragung ausgearbeitet. Dabei wollen wir Rückmeldungen zu den erworbenen Kompetenzen an der Kantonsschule Schaffhausen und deren Stellenwert in weiterführenden Ausbildungsgängen ermitteln, um Rückschlüsse auf Qualität, Angemessenheit und Effizienz unseres Unterrichts ziehen zu können. Entscheidend ist schliesslich das Preis-Leistungs-Verhältnis. Und wir wollen bei den Leistungen zu den Besten gehören.

#Allgemeines

28. Februar 2011 | Die Schaffhauser Kanti geht neue Wege

Schaffhauser Nachrichten, Die andere Seite
Alfred Wüger

«Wir haben die teuersten Maturanden der Schweiz», sagte Urs Saxer in seiner Begrüssung der jungen Frauen und Männer, die vor knapp einem Jahr die Maturitätsprüfung abgelegt haben, «aber wir bieten auch mit Abstand am meisten Unterrichtsstunden an.» Und das sei gut so, denn: «Je mehr Lektionen, desto besser die PISA-Werte.» Dennoch könne die Kanti nicht einfach weitermachen wie bisher, denn im Umgang mit Bildungspolitikern brauche es handfeste Argumente. Deshalb die Befragung Ehemaliger. Die Schaffhauser Kanti ist schweizweit die erste Schule, die das tut. Ziel: «Wir wollen euch fragen, was wir besser machen können. Ihr könnt das am besten beurteilen.» Und dann sassen die Ehemaligen in ihren ehemaligen Schulzimmern und füllten den Fragebogen aus. Anabel Da Pra, angehende Religionswissenschaftlerin: «Wir tragen Verantwortung für kommende Schülergenerationen.» Johanna Mattern und Carola Schabert, die zurzeit im Service arbeitet, pflichten bei. Ohne grosse Motivation füllen Leonie Eaton und die künftigen Medizinstudierenden Aline Bürgin und Gianluca Di Deo den Fragebogen aus: «Dieser Alumni-Tag ist wie eine Klassenzusammenkunft, die wir nicht selber organisieren mussten.» Christoph Werner findet den Fragebogen gut. «Es hat bis jetzt noch nie jemand gefragt, wie wir die Schule finden.» Die Naturwissenschaften seien sehr gut aufgestellt, finden Andri Weber und auch der Biochemiestudent Jonas Fischer. Die Wahl der Studienrichtung hänge von den schulischen Fähigkeiten, der familiären Herkunft, dem sozialen Umfeld, persönlichen Motiven sowie allenfalls einer Kosten-Nutzen-Rechnung ab, hatte Urs Saxer gesagt, der selber auch einmal die Studienrichtung gewechselt hat. Und Prorektor Thomas Stamm: «Der Druck auf die Schule darf uns nicht einengen.» Eine umfassende Bildung ist eben nur in Freiheit möglich.

#Allgemeines

22. Februar 2011 | Schweizer Bierbrauer unter Druck

Schaffhauser Nachrichten, Wirtschaft
Reto Wäckerli

Rheinfelden Feldschlösschen hat eigentlich keinen Grund zum Klagen. Beinahe jedes zweite Bier, das in der Schweiz getrunken wird, reifte in einem Gärtank des Schweizer Marktführers. Und doch herrscht leichte Katerstimmung: Der Bierumsatz in Franken ging letztes Jahr um 1,7 Prozent zurück; die verkaufte Menge in Litern reduzierte sich um 0,3 Prozent. Detailliertere Zahlen veröffentlicht das Tochterunternehmen des dänischen Carlsberg-Konzerns nicht. Ähnlich durchzogen tönt es bei Heineken Switzerland, der Nummer zwei im Schweizer Markt: Der Umsatz mit den drei Kernmarken Eichhof, Calanda und Haldengut war laut einer Sprecherin leicht rückläufig; besser gelaufen sei hingegen der Verkauf der Sorten Heineken, Ittinger Klosterbräu sowie Desperados.
Die Katerstimmung bei den beiden Marktführern überrascht. Denn insgesamt wurde 2010 in der Schweiz volumenmässig ein Prozent mehr Bier verkauft als im Vorjahr. Allerdings konnten die einheimischen Brauereien – und dazu zählen auch die Schweizer Tochtergesellschaften der globalen Giganten Carlsberg und Heineken – 0,5 Prozent weniger Bier absetzen. Der Import von ausländischem Bier nahm hingegen um 6,7 Prozent zu. Mittlerweile kommt jedes fünfte Bier, das in der Schweiz getrunken wird, aus dem Ausland. Vor zehn Jahren war es erst jedes siebte. «Das macht uns zu schaffen», sagt Feldschlösschen-Sprecher Markus Werner. Bei Feldschlösschen erklärt man sich die Zunahme der Importe unter anderem mit den Überkapazitäten bei den deutschen Brauereien. «Um ihre Anlagen auszulasten, brauen sie eine zu grosse Menge – und setzen diese dann zu einem tiefen Preis in der Schweiz ab», sagt Werner. «Über 50 Prozent des importierten Biers ist Dosenbier – also vielfach Billigbier», sagt auch Marcel Kreber, Direktor des Schweizer Brauerei-Verbands. Dieses Bier werde vor allem über den Detailhandel verkauft, der als Absatzkanal immer wichtiger werde. «Dort folgt Tiefpreisaktion auf Tiefpreisaktion.»

**Der Stammtisch stirbt aus**
In den Restaurants, die traditionellerweise Schweizer Gerstensaft ausschenken, werde hingegen weniger Bier verkauft. «Die Rauchverbote und die angespannte Wirtschaftslage zeigen Wirkung», sagt Kreber. Unter Druck sei das Schweizer Bier aber auch, weil die Generation der Stammtisch-Biertrinker am Aussterben sei. Hinzu kämen die Einwanderer: «Es kann ihnen niemand verübeln, dass sie auch in der Schweiz ihr bisheriges Lieblingsgetränk aus der Heimat trinken wollen.» Dieser Prozess werde von den Detailhändlern unterstützt, indem sie etwa Bier aus dem Balkan importierten. Die Schweizer Brauer hoffen, dass sich das Blatt wendet: Ein Vorteil sei, dass in der Schweiz seit einem Jahr TV-Werbung für Bier geschaltet werden dürfe. «Das war für uns bis anhin ein Wettbewerbsnachteil gegenüber der Konkurrenz aus Deutschland, die im deutschen Fernsehen vor jeder Sportsendung auf ihre Produkte hinweisen konnte.» Ausserdem verweist Marcel Kreber auf «die stattliche Biervielfalt» in der Schweiz. Die 16 Brauereien, die beim Brauerei-Verband Mitglied seien, hätten über 300 verschiedene Biermarken im Sortiment. «Diese Vielfalt gilt es zu entdecken.» Denn eines ist für Kreber keine Frage: Der Rückgang des Schweizer Biers gegenüber dem ausländischen habe nichts mit der mangelnden Qualität des einheimischen Gerstensafts zu tun: «Unsere Braukultur hat Tradition.»

#Allgemeines

22. Februar 2011 | Kopieren/einfügen an der Kanti

Schaffhauser Nachrichten, Region
Daniel Jung

Im Zusammenhang mit den Vorwürfen gegen den deutschen Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg, der bei seiner Doktorarbeit mehrere Textteile undeklariert übernommen haben soll, wird derzeit wieder intensiv über Plagiarismus diskutiert – wenn Verfasser von wissenschaftlichen Texten Ideen und Formulierungen übernehmen, ohne die Quelle anzugeben. Wir haben uns erkundigt, wie das Berufsbildungszentrum (BBZ) und die Kantonsschule damit umgehen.
«In einer Schule wie der unseren wird mit nichts anderem gearbeitet, als mit geistigem Eigentum von anderen», erklärte Ernst Schläpfer, Rektor des BBZ. Schläpfer geht davon aus, dass abgekupferte Passagen in Arbeiten regelmässig vorkommen, sieht dies jedoch auch als Teil des Lernprozesses. Schlimm sei es, wenn ganze Seiten oder Kapitel ohne Quellenangabe verwendet würden. Solch grosse Abschnitte seien aber oft relativ leicht erkennbar, weil sie sich sprachlich vom Rest abheben. Falls im Internet abrufbar, liessen sich solche Teile auch relativ einfach von der Lehrperson bestimmen. «In solchen Fällen gibt es Notenabzug oder – das finde ich weit empfehlenswerter – sogar die Rückweisung der Arbeit», so Schläpfer. Speziell heikel ist die Frage des Plagiats bei der Matura-Arbeit zum Abschluss der Kantonsschule, weil Aufwand und Anspruch hoch sind. In Paragraf 30 der Promotions- und Maturitätsverordnung heisst es: «Schülerinnen und Schüler, denen ein Plagiat oder die Verwendung unerlaubter Hilfsmittel nachgewiesen wird, werden nicht zur Maturitätsprüfung zugelassen.» An der Kanti gab es seit Einführung der Matura-Arbeit vor zehn Jahren bisher aber nur einen konkreten Plagiatsvorwurf. Obwohl dieser vom Schüler abgestritten wurde, konnte das Plagiat nach dem Einreichen der Arbeit nachgewiesen werden. «In diesem Fall wurde der Schüler aufgrund der expliziten Lüge von der Kantonsschule ausgeschlossen», erklärte Rektor Urs Saxer. Wie die Zeitung «Sonntag» berichtete, verwenden immer mehr Gymnasien eine Anti-Plagiats-Software zur Überprüfung von Matura-Arbeiten, etwa in den Kantonen Zürich und Thurgau. Angesichts der intensiven Betreuung an der Kanti Schaffhausen seien solche technischen Mittel in Schaffhausen aber nicht nötig, findet Saxer: «Aufgrund unseres Betreuungskonzepts drängt sich ein Einsatz einer entsprechenden Software aus meiner Sicht nicht auf», erklärte der Kanti-Rektor. So verzichtet die Schule bei der Bewertung von Matura-Arbeiten auf eine standardisierte elektronische Kontrolle. «Diese Arbeiten werden sehr eng betreut», erklärte Saxer. Durch die regelmässigen Zwischenbesprechungen sei die Entstehung der Arbeiten gut einsehbar. «Insofern können wir bereits während des Entstehungsprozesses allfällige Passagen, welche vermutlich nicht korrekt zitiert werden, direkt ansprechen», so Saxer.

#Allgemeines

8. Februar 2011 | Die Geschichte der Scaphusia in Bildern

Schaffhauser Nachrichten, Region
von Zeno Geisseler

Vor zwei Jahren hat die Schaffhauser Mittelschulverbindung Scaphusia ihr 150-Jahr-Jubiläum begangen. Jetzt hat die Verbindung eine umfangreiche Festschrift veröffentlicht, welche die Scaphusia in einem neuen Licht erscheinen lässt, und dies wortwörtlich: im Zentrum steht das Bild. Jeder einzelne der über 1000 historisch verbürgten Scaphusianer sollte mindestens einmal abgebildet werden. Dies war das erklärte Ziel, das sich der Altherrenverband bereits 2002 gab. Er verabschiedete sich damit bewusst vom üblichen Modell der Jubiläumschronik, welche im Wesentlichen die Geschichte der Korporation von den Anfängen bis zur heutigen Zeit nacherzählt. Die Verbindung hatte schon zu vier früheren Jahrestagen eine jeweils aufdatierte Vereinsgeschichte publiziert. Eine Ausgabe ähnlichen Zuschnitts erachteten die Farbenbrüder nicht als sinnvoll.

**Altes und Neues**
Entstanden ist ein aufwendig gestalteter Bildband, der nicht nur für die Mitglieder der Verbindung von Interesse ist. Auch wenn man die meisten der abgebildeten Personen nicht kennt, erkennt man beim Durchblättern der Porträts, Zeichnungen und Momentaufnahmen, wie sich das Selbstverständnis von jungen Mittelschülern über die Jahrzehnte wandelte und wie sich die Verbindung, trotz aller Traditionen, über die Zeit entwickelte. Die Requisiten veränderten sich, die Kleidung, die Frisuren. Es wird aber auch deutlich, was in all den Jahren gleich geblieben ist: die Kameradschaft und Freundschaft, Band und Mütze, natürlich die Rolle des Biers, die Lebenslust der Jugend und der Schalk, aber auch der Stolz und das Selbstbewusstsein der Scaphusianer. Nicht zuletzt ist die Bilderchronik der Scaphusia auch eine Dokumentation der technischen Entwicklung der Fotografie: In den ersten Jahren der Verbindungsgeschichte war es sehr teuer und aufwendig, sich ablichten zu lassen, entsprechend selten (und im Fotostudio gestellt) sind die wenigen Aufnahmen aus dieser Zeit. Doch schon um die Jahrhundertwende gab es Kameras für den Massenmarkt, und Kodak hatte den Rollfilm erfunden. Bilder der Scaphusia gab es nun nicht mehr nur aus dem Studio, die Aktivitas in Vollwichs, mit Fahne und Rapieren, sondern auch von Bummeln auf dem Lande, von Ausflügen mit dem Weidling auf dem Rhein und sogar (bereits 1894) von einem Nachmittag in der Rhybadi, die jungen Farbenbrüder nur in erstaunlich modern wirkende Shorts bekleidet und mit Band und Mütze geschmückt. Das Zusammentragen der Aufnahmen war ein aufwendiger Prozess. Eine Projektgruppe unter der Leitung von Staatsarchivar Roland E. Hofer v/o Ortho erfasste die Archivbestände digital, zudem wurden auch die Alten Herren eingeladen, Aufnahmen aus ihren privaten Fotoalben zur Verfügung zu stellen. Insgesamt kamen so über 3000 Fotos zusammen, aus welchen die Aufnahmen für den Bildband zusammengestellt werden konnten. Das Ziel, alle 1052 Farbenbrüder abzubilden, wurde annähernd erreicht. Im Band finden sich Aufnahmen von 962 Scaphusianern.

**Vorbild aus Basel**
Naturgemäss fehlen vor allem von ganz frühen Generationen Fotos. Die erste Porträtaufnahme stammt von 1866 oder 1867, genau lässt sich das nicht mehr eruieren. Verbürgt ist aber ihre Entstehungsgeschichte: Die junge Schaffhauser Verbindung besuchte die (ebenfalls auch heute noch existierende) Mittelschulverbindung Paedagogia Basiliensis in Basel und kehrte schwer beeindruckt in ihre Heimatstadt zurück. Angetan hatten es ihr vor allem die Fotografien an den Wänden der Bude der Basler. Am 24. Februar 1866 fasste die Aktivitas den Beschluss, sich ebenfalls fotografieren zu lassen, wobei die jüngeren Mitglieder sich anerboten, die beträchtlichen Kosten dafür zu tragen. Diese erste Aufnahme ist der Auftakt zu einer Bilderreise bis in die heutige Zeit. Der Band wurde chronologisch aufgebaut, jede Generation erhält also ihre eigene(n) Seite(n). Die Bilder sind mit den Verbindungsnamen der Abgebildeten beschriftet, zudem werden wichtige historische Ereignisse in Stichworten erwähnt. Diese Gegenüberstellung ist aus zwei Gründen bemerkenswert: Sie unterstreicht erstens, wie lange es die Scaphusia schon gibt, zweitens erhält man eine Vorstellung davon, welche Ereignisse die jungen Studenten damals wohl beschäftigten. Dazu reicht nur schon ein Blick auf die Geschehnisse in den Jahren 1866 bis 1872: Einweihung des Moserdamms in Schaffhausen, Russland verkauft Alaska an die USA, Karl Marx veröffentlicht «Das Kapital», die IWC wird gegründet, der Suezkanal wird eröffnet, der Bahnhof Schaffhausen wird eingeweiht, Deutschland und Frankreich im Krieg, Baubeginn des Gotthard-Tunnels. In einem zweiten Teil kommen die Generationen zu Wort, die seit dem 125-Jahr-Jubiläum 1983 der Verbindung beigetreten sind. Damit wird eine Tradition fortgesetzt, die bei der damals veröffentlichten Festschrift ihren Anfang genommen hatte. Die Schilderungen sind naturgemäss subjektiv, sie bieten aber einen guten Eindruck davon, was es in den letzten 25 Jahren hiess, Mitglied der bedeutendsten Verbindung auf dem Platz Schaffhausen zu sein. Abgerundet wird die Festschrift mit Texten und Bildern über das Jubiläumsfest von 2008. Alles in allem ist der Jubiläumsband ein gelungenes Beispiel dafür, wie man die Geschichte einer traditionellen Vereinigung auf eine neue Art und Weise erfassen kann.

*Fokus Scaphusia: Eine Verbindungsgeschichte in Bildern, herausgegeben im Auftrag des Altherrenverbands der Scaphusia Schaffhausen. Das Buch kann im Buchhandel nicht erworben werden, es ist aber in den Bibliotheken und in den Archiven einsehbar.*



**Nomen est omen**
Wie man in der Scaphusia heisst

Das Jubiläumsbuch zeigt nicht nur in Bildern, wie sich eine Verbindung entwickelt, sondern auch mit einem Index nach Cerevis, also den Übernamen, welche die Verbindungsmitglieder erhalten haben. Auffallend häufig erscheinen Namen aus der Bibel («Goliath», «Hiob», «Esau», sogar «Eva»), aus der griechischen und der römischen Mythologie und Geschichte («Ajax», «Caligula», «Paris», «Pan» und natürlich «Amor» und «Bacchus»), aus der Literatur («Falstaff», «Tasso», «Winnetou», «Romeo»), in Anlehnung an Getränke («Chianti», «Sekt», «Schampus»), sowie beschreibende Namen («Gispel», «Flink», «Flott», «Fidel»). Bemerkenswert ist, dass die jüngeren Generationen (nach 2000) eher zu althergebrachten Namen neigen wie «Zeus», «Ratio», «Fesch» und «Schwank». Englische Bezeichnungen aber, die man eher in der Generation «Facebook» erwarten würde, sind selten. «Flirt» etwa hiess zum letzten Mal ein Scaphusianer der Generation 1920. Das beliebteste Cerevis stammt übrigens aus dem Reich der Tiere: Neun Farbenbrüder wurden auf den Namen «Spatz» getauft (der letzte allerdings in der Generation 1930). (zge)




Die erste Porträtaufnahme der Scaphusia, entstanden 1866/67. Der Fotograf war Alphonse Tronel, der 1861 das erste Fotoatelier in der Stadt Schaffhausen eröffnet hatte.


Fuxenbummel Diessenhofen, 1926.


Generationen 1983 und 1984. Hinten André Lorenzetti v/o Domingo, Urban Brütsch v/o Wipfel, vorn Mario Elser v/o Pfoschte, Guido Facchani v/o Capo, Richard Habenberger v/o Hyperion.


Weidlingsfahrt nach Diessenhofen, 2006. José Krause v/o Drift, Florian Theiler v/o Pronto, Raphael Iff v/o Brevis, Julian Kraft v/o Ferox, Till Aders v/o Zauder, Andreas Schirrmacher v/o Recte, Andreas Wüscher v/o Codex und Mattias Greuter v/o Bilbo.

Bilder aus dem besprochenen Band.



Originalseite aus den Schaffhauser Nachrichten als PDF (384 KB)

#Allgemeines

28. Januar 2011 | Kanti: Grösste Fotovoltaikanlage der Stadt eingeweiht

Schaffhauser Nachrichten
Daniel Jung

«Die Nutzung der Sonne ist ein Muss», sagte Regierungspräsident Reto Dubach gestern an der Einweihung der grossen Fotovoltaikanlage, die in den letzten Monaten auf den Flachdächern der Kanti installiert wurde. Nun sind der Förderer-Neubau, die Förderer-Turnhalle und der Mensa-Erweiterungsbau mit modernen Fotovoltaikmodulen ausgestattet. Insgesamt 1272 Quadratmeter umfasst die Anlage, die einen geschätzten Jahresertrag von 75 000 kWh leisten und somit rund 15 Prozent des gesamten Kantonsschulverbrauchs decken soll. Neben Elektrizität wird die Anlage für die Kantonsschule aber auch Stoff für Lektionen oder Projektarbeiten liefern. Schon im nächsten März werden zwei Maturarbeiten präsentiert, die sich mit dem Thema Fotovoltaik und Energieeffizienz befassen. «Die neue Anlage passt gut in das Kanti-Konzept der nachhaltigen und ökologischen Entwicklung», sagte Kanti-Prorektor Thomas Stamm. «Die heutige Generation ist sich der Umweltproblematik sehr bewusst.»

**Solarstrom verzwanzigfachen**
«Die Hausdächer von heute sind die Kraftwerke von morgen», sagte Dubach als Vorsteher des Kantonalen Baudepartementes. Er stellte bei der Einweihung auch die Pläne der Schaffhauser Regierung vor, die in den nächsten Jahren die Produktion von erneuerbaren Energien klar steigern will. Derzeit werden nur etwa 0,1 Prozent des Schaffhauser Stroms durch Solarstromanlagen erzeugt, im Kanton erst 0,5 Prozent der geeigneten Dachfläche für die Produktion von Solarstrom genutzt. Bis 2017 möchte die Regierung diese Zahlen verzwanzigfachen und die Produktion von Solarstrom von heute 450 auf 9000 bis 10 000 Megawattstunden steigern. Zu diesem Zweck hat der Regierungsrat in seinem «Impulsprogramm Solarenergie» fünf Pfeiler festgehalten: Solaranlagen unter 35 Quadratmetern benötigen neu keine Baubewilligung mehr; die Förderbeiträge für Solaranlagen werden erhöht; die Abnahme von ins Netz eingespeistem Solarstrom wird garantiert; der Kanton agiert als Vorbild; die Informationsanstrengungen werden verstärkt. Die Kanti-Anlage ist ein Schritt in Richtung dieses ambitiösen Ziels.

#Allgemeines

11. Januar 2011 | Bier und Käse – eine tolle Heirat

Coopzeitung Nr. 2
Martina Gradmann

Käse schliesst den Magen», sagt eine alte Volksweisheit. Doch gerade nach diesen Tagen mit vielen opulenten Mahlzeiten, kann Käse ganz schön schwer im Magen liegen. Nach einem Käsefondue beispielsweise soll ein Kirsch oder ein Obstler bei der Verdauung helfen. Auch diese Weisheit hält sich hartnäckig, obwohl Forscher des Universitätsspitals Zürich unlängst belegt haben, dass Alkohol die Verdauung kalorienreicher Käsemahlzeiten deutlich verlangsamt. Schaden würde der Alkohol allerdings auch nicht.
Noch immer gilt zu edlen Käsesorten der Wein als statthafter Begleiter. Doch auch Bier eignet sich ganz hervorragend zum Käse. Wer also nicht auf Alkohol zu Käse verzichten möchte, könnte sich dazu oder danach ein Bier gönnen. Denn gekühltes Bier mit acht bis zehn Grad Celsius fördert die Verdauung, während zu kaltes Bier die Verdauung lähmt. Für Feinschmecker und Bierfreunde ist diese Symbiose nichts Neues, doch Skeptiker wollen erst einmal überzeugt werden. Zu tun hat das auch damit, dass Bier als etwas Lapidares gilt. Dabei ist es ein Produkt, das mit viel handwerklichem Können hergestellt wird und deshalb mindestens so viel Aufmerksamkeit verdient wie Käse oder Wein. Bier wirkt umhüllend im Magen, ist appetitanregend und eignet sich deshalb auch gut als Aperitifgetränk. Denn zum Aperitif sollte man keine Säure zu sich nehmen, also keinen Weisswein oder Orangensaft. Besser ist Apfelsaft oder eben Bier und dazu die passenden Käsehäppchen.
«Es gibt Geschmacksstoffe im Käse, die das Bier besonders gut zur Geltung bringen, und gewisse Biersorten unterstreichen hervorragend die Qualität vieler Käsesorten», weiss Annagret Schlumpf, diplomierte Käsesommelière. Vor allem aromatische, fruchtige und nicht allzu bittere Biere verstärken die Qualität vieler Käsesorten. Und doch erscheint uns die Verbindung von Bier und Käse ungewöhnlich. Weshalb uns ein Bier manchmal besser mundet als ein Glas Wein, hat mit den unterschiedlichen Inhaltsstoffen zu tun. So liefern beispielsweise die Aromen aus der Getreidestärke einen süsslich-vollmundigen Geschmack, der Hopfen trägt die nötige Bitterkeit bei und die natürliche Säureund der CO2-Gehalt des Bieres den Frischeeindruck. Und auch den Käse macht ein komplexes Geschmacksgeflecht aus würzigen, süssen und säuerlichen Komponenten reizvoll.
Welches Bier zu welchem Käse? Auch hier gebe es wie beim Wein eine Grundregel, betont die Fachberaterin: Konsens statt Kontraste. Am besten passen folglich Bier und Käsesorten zusammen, die einen ähnlichen Charakter haben. Konkret heisst das:
• zu einem jungen Käse passt ein frisches Bier;
• zu einem feingliedrigeleganten Bier wäre ein junger Schafs- oder Ziegenkäse besonders gut geeignet;
• ein alter würziger Käse verlangt eher nach einem kräftigen, malzbetonten Bier;
• bei stark alkoholhaltigen Bieren darf es gereifter Hartkäse oder ein Rotschimmelkäse sein;
• Blauschimmelkäse wiederum eignet sich gut zu Bieren mit etwas mehr Hopfenbittere (ein Fachbegriff für die natürliche, anregende Bitterkeit des Hopfens);
• Zu cremigem Käse passt ein stark kohlesäurehaltiges Bier.
Wichtig sei, so die Käsesommelière, dass man die Konsistenz des Käses beachte, denn der Fettgehalt habe grossen Einfluss auf den Geschmackseindruck. Salz, Säure und Bitterstoffe beim Käse verstärken sich in Kombination mit einem Getränk. «Die Verbindung von Säure, Alkohol und starken Gewürzen bewirkt oft eine explosionsartige Verschärfung der Wahrnehmung von Gewürzen», weiss sie. Und sie ergänzt:
• Süsse in Getränken und Süsse im Käse ergänzen einander;
• Fette im Käse können Bitterstoffe und Säure in Getränken neutralisieren;
• Die Geschmacksintensität von Käse und Getränken soll ausgewogen sein;
• Kaltvergorene Biere (Lager) mit geringer Hopfen bittere sind passende, angenehme Begleiter für viele Käsetypen;
• Dunkle, malzige Biere lassen sich mit Edelschimmelkäse oder geräucherten Käsen kombinieren und
• Weissbier ist ein guter Partner für Frischkäse und würzige, kräftige Käse.