#Allgemeines

19. Mai 2010 | Neuer Wirt auf der Munotzinne

Schaffhauser Nachrichten, Stadt Schaffhausen
Jan Hudec

Für Touristen gehört der Munot zweifelsohne zu den Schaffhauser Hauptattraktionen. Dass ein Munotbesuch auch für die Schaffhauser spannend ist, hat unter anderem mit dem breiten Veranstaltungsprogramm auf der Munotzinne zu tun. Gestern hat der Munotverein über die anstehenden Aktivitäten und einige personelle Veränderungen informiert.
Auf den 1. Juli bekommt der Munot einen neuen Wirt. Christian Strassgschwandtner wird sich um das leibliche Wohl der Gäste kümmern. «Ich bin seit 1987 in der Schweiz und habe viel Erfahrung im Catering-Bereich gesammelt», sagt der gebürtige Österreicher über sich. In Schaffhausen führt er unter anderem das «Sudhuus» im Herblingermarkt. Nun wird er die Gastronomie im Hombergerhaus übernehmen und damit auch auf dem Munot. «Es soll auf dem Munot ein kleines, aber attraktives gastronomisches Angebot geben», sagt Strassgschwandtner. Ein wichtiger Vorsatz sei aber auch, dass es für die Gäste keine langen Wartezeiten aufs Essen geben werde. Der Munotvorstand hat auch einen Rücktritt zu verzeichnen: Peter Pfeiffer, der seit 1998 13-mal das Kino-Open-Air als Projektleiter organisiert hat, verabschiedet sich aus dem Vorstand. Neu im Vorstand sind Daniel Schmid, Thomas Spichtig und Michael Fuchs. Der Ausstieg von Peter Pfeiffer bedeutet keinesfalls das Aus für das beliebte Munot-Kino-Open-Air, dieses Jahr wird es vom 9. bis zum 14 August stattfinden. Gezeigt werden «21», ein Film über ein Black-Jack-Team, das mit mathematischen Methoden Casinos ausnimmt, «Crazy Heart», in dem Jeff Bridges einen gealterten Country-Star spielt (für die Rolle erhielt er einen Oscar), «Giulias Verschwinden» mit Bruno Ganz in der Hauptrolle, «Invictus», Clint Eastwoods Film über Nelson Mandela, die Neuverfilmung von «Sherlock Holmes» und schliesslich «The Blind Side», für den Sandra Bullock den Oscar als beste Hauptdarstellerin bekommen hat. Zu den grossen Anlässen zählt sicherlich auch das Konzert mit dem Mundartsänger Florian Ast auf der Munotzinne am 25. Juni. Als Vorband spielen «The Rockets» aus Schaffhausen. Zwischen dem 3. Juli und dem 28. August werden auf der Zinne acht Munotbälle veranstaltet. Das Grösste für die Kleinen ist das Munot-Kinderfest. Falls das Wetter stimmt, findet es am 25. August statt, sonst wird es auf einen der Folgetage verschoben. Die Erstklässler aus Neuhausen dürfen wegen des Neuhauser Jubiläums gratis teilnehmen.



**Programm Die grossen Anlässe auf dem Munot**

Programm: 13. Juni Ökumenischer Gottesdienst mit Pfarrer Paulus Bachmann und Gemeindeleiter Christoph Cohen. 15., 22., 29. Juni Munot-Quadrille, kostenlose Einführungskurse. 25. Juni Munot-Konzert mit Florian Ast, als Vorband spielen «The Rockets» aus Schaffhausen. 3. Juli bis 28. August Diese Saison finden acht Munotbälle statt. 9. bis 14. August Munot-Kino-Open-Air, unter anderem mit den Filmen «Invictus», «Giulias Verschwinden» und «The Blind Side». 25. August Munot-Kinderfest. Die Erstklässler aus Neuhausen können gratis teilnehmen. 31. Dezember Munot-Silvester.

#Allgemeines

17. Mai 2010 | Aus der Schule ins Leben hinein tanzen

Schaffhauser Nachrichten, Die andere Seite
Alfred Wüger

Um 20 Uhr 30 öffneten sich die Türen des Park Casinos, und nach und nach strömten sie herein: die Absolventinnen und Absolventen der Kantonsschule und der Fachmittelschule. Im Foyer wieseln Mia Rajcic – sie wird die Hotelfachschule besuchen–, Nora Leutert – sie will nach Ecuador und nachher Germanistik studieren–, Nadia Filippi und Nina Brauchart vom OK herum und finden mitten im Trubel Zeit für ein paar Worte. Nach dem Apéro mit Champagner und Snacks findet im grossen Saal der Tanz statt – mit klassischen Tänzen zunächst, dann soll es wilder werden … Lehrer Hans-Rudolf Dütsch weilt noch draussen. «Ich bin gekommen, um den Schülern die Ehre zu erweisen.» Es sei spannend, sie einmal in anderer Kleidung und in einer anderen Rolle zu sehen. Judith Meisterhans will in England Geschichte studieren, und Samuel Vogelsanger blickt der Zeit als Armeedurchdiener entgegen, danach will er das Physikstudium aufnehmen. Beatrice Strasser wird sich zur Primarlehrerin ausbilden lassen, und Christoph Elsener und Sabrina Kamm sind ihre Begleiter an den Ball. Es ist kühl vor der Tür, und allzu lange möchten wir die leicht geschürzten Damen nicht aufhalten. Drinnen stossen Lucas Seiler, angehender Sinologe, Anna Ebi, Sebastian Ebi und Tabea Näf an, während in einem Nebenraum ganze Klassen und Traumpaare von Erika Bühlmann fotografiert werden. Lehrer Alex Wanner ist mit Gattin Sigrid Wanner da, die sagt: «1998 fand der erste Abschlussball statt, eine Austauschschülerin hatte die Idee aus Amerika mitgebracht.» Nach und nach leert sich das Foyer, aber drinnen im Saal schwingen erst ganz wenige das Tanzbein. Dabei soll doch das Ballkönigspaar erkoren werden …! Über der Box für die Stimmkarten prangt ein Triptychon von Christine Seiterle. Musik, Party. Jetzt ist der Tanzboden fast voll.

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11. Mai 2010 | «Marke stärker als das Produkt»

Schaffhauser Bock
Daniel Thüler

Der 36-jährige Dany Bahar hat trotz seines jungen Alters bereits eine spektakuläre Karriere hinter sich. Der in Silvaplana aufgewachsene Engadiner stieg wie der Blitz vom KV-Stift bei einem Autozulieferer zur rechten Hand von Red-Bull-Gründer Dietrich Mateschitz auf, bevor er als Verkaufs- und Marketingchef zum Autobauer Ferrari wechselte. Im vergangenen Herbst übernahm Bahar schliesslich die operative Führung des britischen Sportwagenherstellers Lotus.
Normalerweise scheut Bahar öffentliche Auftritte wie der Teufel das Weihwasser («Eigentlich mache ich das nicht gern.») und auch Interviews gibt er praktisch keine, doch die Commercia Schaffhausen konnte ihn, dank persönlichen Kontakten, trotzdem für die Wirtschaftsdebatte gewinnen.

**Identifikation schaffen**
«Was haben Red Bull, Ferrari und Lotus gemeinsam?», fragte Bahar zu Beginn seines unterhaltsamen Referats und gab gleich selber die Antwort: «Es sind Produkte, die kein Mensch braucht. Es gibt keinen rationalen Grund, sie zu kaufen, sondern man erwirbt sie vor allem aufgrund der Identifikation mit der Marke.» Dies zeige auf, dass eine Marke stärker sein könne als das eigentliche Produkt. Um Identifikation zu schaffen, seien Werte, Emotionen und Attribute nötig, die mit der Marke assoziiert werden. «Im Falle von Ferrari denkt man nicht unbedingt zuerst an einen Sportwagen, sondern beispielsweise an Rennen, Siege, die Farbe Rot, Tradition oder Caps. Die Marke Red Bull hingegen ist stark mit Extremsportarten verknüpft, obwohl das Produkt ein Getränk ist», erklärt Dany Bahar. «Attribute vermitteln den Käufern ein bestimmtes Lebensgefühl, anders zu sein. Sie können die Konsumenten ein Leben lang begleiten, ähnlich wie bei einer Ehe.» Bei der Werbung setze er vor allem auf Events, statt auf Fernsehspots oder Zeitungsinserate: «Emotionen können so besser rübergebracht werden.» Bei Lotus habe er jetzt die Aufgabe, die Marke neu aufzubauen und zu etablieren.

**Plattform für den Austausch**
Die Wirtschaftsdebatte der Handelsschulverbindung Commercia dient zum gegenseitigen Gedanken- und Erfahrungsaustausch von jungen und erfahrenen Berufsleuten. So waren am letzten Dienstag neben Vertretern der regionalen Wirtschaft, Politik und Bildung auch zahlreiche Schülerinnen und Schüler der Handelsschule KVS zugegen. Ein Verbindungsmitglied hält jeweils ein Co-Referat, in diesem Fall Cyrille Leuzinger v/o Chrono. Anschliessend gibt es eine Diskussionsrunde mit dem Publikum, moderiert von Martin Schläpfer v/o Pipe.

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8. Mai 2010 | Quantensprung trotz dramatisierter Debatte

Schaffhauser Nachrichten, Region
Martin Schweizer

Ob mit oder ohne Anführungszeichen, es ist ein Reizwort: Wer heute das Thema auch nur antippt, hat einen schweren Stand. «Waldsterben»? Gibts nicht, gabs nie, alles erfunden, meinen selbst wohlgesinnte Kollegen. Ein Medienmärchen. Eine «Jahrhundertlüge» wie der «Klimatod», so vor kurzem auch der Schaffhauser Michael E. Dreher, der in den Achtzigerjahren als Reaktion auf die Walddebatte die Auto-Partei gründete.
Wer mahnt oder warnt, betreibt neuerdings ohnehin Alarmismus. Mit dieser Keule kann man jedes Umweltproblem vom Tisch wischen: Klimawandel, Ölpest, Naturkatastrophen – nichts, was uns wirklich beunruhigen müsste. Kopf in den Sand. Wegschauen. Doch oft stimmt ja die Diagnose, ist Skepsis durchaus angebracht – es wird immer wieder mal übertrieben, mitunter masslos. Nicht nur von Medien, auch von Behörden, von Politikern, von Experten. Jüngst haben sich selbst honorige Klimaforscher rund um den Klimarat mit gezinkten Zahlen in die Nesseln gesetzt und damit an Glaubwürdigkeit eingebüsst.

**So düster war die Lage nie**
Thema «Waldsterben», auch in Bezug auf das Klima. Rückblickend kann man sich vermutlich schnell darauf einigen, dass der apokalyptische Begriff von Anfang an irreführend war und noch immer ist. Und dass der Zustand des Waldes in den Achtzigerjahren im Allgemeinen nicht differenziert genug dargestellt wurde. So düster wie geschildert war die Lage nie. Das Pendel sollte jetzt allerdings nicht auf die andere Seite ausschlagen, denn was damals von Fachleuten beobachtet und registriert wurde, war nicht einfach falsch. Die tristen Bilder, aufgenommen in den Schaffhauser Wäldern vor bald drei Jahrzehnten hauptsächlich von Fotograf Max Baumann, existieren und sind archiviert – die serbelnden Fichten, Föhren und Weisstannen. Die ausgelichteten Kronen, die Dürrständer, die später sukzessive gefällt und, weil von Borkenkäfern befallen, noch an Ort und Stelle verbrannt wurden. Das ist bis heute der Fall. In Erinnerung auch: die mächtigen und nach einem Sturm umgestürzten Eichen mit ihren schwarzen, angefaulten Wurzelwerken, die auf einen übersäuerten Boden hindeuteten. An der Sitzung des Grossen Rates vom August 1985 zeigte Baumann, damals auch Kantonsrat, ausnahmsweise und vom Ratsbüro gebilligt Dias von kranken Bäumen, Randenföhren vor allem. Der Rat war tief beeindruckt, Forstdirektor Ernst Neukomm sagte dazu, man wolle eine Verbesserung der Luftqualität anstreben und kranke Bestände im Wald durch «resistentere Baumarten» ersetzen. Bald werde eine eigentliche «Rekultivierungsoffensive» anlaufen. Das geschah denn auch, jahrelang wurde im ganzen Kanton und schweizweit aufgeforstet.

**Sorge um Luftqualität**
Schwelend war damals auch der Konflikt um die im Herblingertal geplante Glasfabrik, von der aufgebrachte Bürger einen zusätzlichen Schadstoffausstoss und damit eine weitere Gefährdung des Waldes befürchteten. Die Wogen gingen hoch, junge Leute formierten sich zu einer Gruppierung «Mir wänd läbe!» und gingen mit Transparenten auf die Strasse. In Bern fand, 1985, eine Sondersession der eidgenössischen Räte statt. Wo stehen wir heute? Der Schaffhauser Wald lebt, hat überlebt – wohl auch dank der damals angekündigten Massnahmen zur Luftreinhaltung und dank einer intensiven Waldpflege der kantonalen, kommunalen Forstbetriebe und privater Waldbesitzer. Dennoch: Die Situation in unseren Wäldern ist nach wie vor komplex, die Analyse unter Fachleuten keineswegs eindeutig. So heisst es beim Bundesamt für Umwelt (Bafu), man rede zwar nicht mehr vom «Waldsterben», die Wälder stünden jedoch noch immer «unter dauerndem Stress, der sie verletzlicher gegenüber Krankheiten und meteorologischen Extremereignissen» mache. Die Schadstoffbelastung beeinträchtige überdies «die Funktion des Waldes als Grundwasserfilter».

**Forschung zum Klimawandel**
Tendenziell nehme die Waldfläche in der Schweiz wohl zu, die Auswirkungen seien im Blick auf die Artenvielfalt und der Waldreservate indes nicht nur positiv. Im vergangenen Juli startete das Bundesamt und die Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft zudem ein Forschungsprogramm, mit dem die Auswirkungen des Klimawandels auf den Wald untersucht werden. Als gravierend wiederum schätzen die deutschen Behörden die aktuelle Lage ein, gemäss ihrem jüngsten Waldzustandsbericht (2009) weise rund zwei Drittel aller Bäume in Deutschland Kronenverlichtungen auf und sei somit krank. Ein Drittel der Bäume, darunter vor allem Buchen und Eichen, wird im Bericht als mittel oder stark geschädigt bezeichnet.

**«Über eine Million Nadelbäume …»**
Ganz ähnlich klang es in den Achtzigerjahren bei uns. Wie aber beurteilt man die Situation heute? Wir sprachen mit Exponenten, die damals direkt in der Verantwortung standen, so mit dem ehemaligen Regierungsrat und Forstdirektor Ernst Neukomm, mit Kantonsforstmeister Bruno Tissi, mit dem damals amtierenden Kantonschemiker Roger Biedermann, mit Walter Vogelsanger, Forstmeister der Stadt Schaffhausen, und seinem Vorgänger Rolf Fehr. Auch Felix Schwank, damals Stadtpräsident und zugleich Forstreferent, nahm Stellung, anhand von seinen Tagebüchern. Die Antworten decken sich zum Teil, fallen in der Wertung aber unterschiedlich aus. Gestützt wurden unsere Fragen auf eine am 8. Dezember im Rathaus durchgeführte Pressekonferenz mit Regierungsrat Ernst Neukomm und dem (2003 verstorbenen) Kantonsforstmeister Robert Walter. Die zentrale Aussage lautete damals gemäss SN: «Über eine Million Nadelbäume sind kränkelnd, krank oder abserbelnd.»

**Frage 1: War die Diagnose zum «Waldsterben» 1983 richtig, übertrieben oder falsch?**
Ernst Neukomm: «Die Diagnose war nicht falsch. Meine Forstleute erklärten damals, über eine Million Bäume seien nicht mehr gesund, man erkenne das an starken Nadel- und Blattverlusten.» Bruno Tissi: «Der Gesundheitszustand von Waldbäumen wird anhand der Benadelung beziehungsweise der Belaubung beurteilt. Die Benadelung speziell der Fichten war im Herbst 1983 schlecht. Die damalige Beurteilung war korrekt.» Walter Vogelsanger: «Die Diagnose war wohl übertrieben, der Wald war nicht in seiner Existenz bedroht.» Rolf Fehr: «Kann sein, dass wir überreagierten. Aber die Schäden waren da. Es erreichten uns damals auch die Schreckensbilder aus der damaligen DDR und Osteuropa, das machte Angst.»

**Frage 2: War die damals in der ganzen Schweiz geführte Walddebatte sinnvoll oder, wie da und dort behauptet, hysterisch?**
Roger Biedermann: «Sie war sinnvoll, denn die Luftverschmutzung war sehr hoch, der Wald hat zweifelsohne gelitten. ‹Sterben› war allerdings nicht das richtige Wort.» Bruno Tissi: «Forstleute und Teile der Bevölkerung waren über die Veränderungen im Wald tief besorgt. Das hat bei vielen Menschen zu einer persönlichen Betroffenheit geführt. Die Wissenschaft hat sich auf das Thema gestürzt, was zu einem Kampf um Forschungsgelder führte. Die Folge war eine zunehmende Vermischung von Indizien und wissenschaftlich gesicherten Erkenntnissen. Letztlich hat die Debatte aber zu einem besseren, breiteren und vernetzten Umweltbewusstsein beigetragen. Ohne das ‹Waldsterben› hätte es den Quantensprung in der Umwelttechnologie nie gegeben.» Walter Vogelsanger: «Die Debatte war durchaus sinnvoll und notwendig, nahm aber rasch hysterische Züge an.» Ernst Neukomm: «Die Reaktion war richtig und nicht ohne Erfolg, denn sie erhöhte das Umweltbewusstsein bei Behörden und bei der Bevölkerung.»

**Frage 3: Welche Massnahmen zur Verbesserung der Situation und vorab der Luftqualität wurden damals ergriffen?**
Rolf Fehr: «Man hat viel versucht, in Deutschland wollte man sogar mit dem Einsatz von Kalk gegen den sauren Waldboden vorgehen. Ich zweifle, ob all die technischen Massnahmen so hilfreich waren. Wichtiger für den Wald erscheint mir eine ökologische und nachhaltige Bewirtschaftung.» Roger Biedermann: «Das Luftreinhaltekonzept hatte und hat Zähne, man denke an den Katalysator und die Schwerverkehrsabgabe. Man kann das auch zahlenmässig und an Beispielen belegen, man stellt einen starken Rückgang der flüchtigen Kohlenwasserstoffe aus der Industrie und der Stickoxide von Autos und Zementwerken fest. Zögerlich war dagegen der Kanton, ein griffiges Energiegesetz wurde nie realisiert.» Walter Vogelsanger: «Man hat, glaube ich, viel erreicht. Thematisiert wurden unter anderem neben dem Katalysator sparsame Autos, abbaubare Schmierstoffe, bleifreies Benzin, Filter-anlagen in Heizungen und naturnaher Waldbau. Die Massnahmen setzte man erfolgreich und zügig um. Ohne die Diskussion um das Waldsterben wäre wohl nicht viel gegangen.» Bruno Tissi: «Ohne die Walddebatte wäre der Katalysator nie so rasch und flächendeckend eingesetzt, der Schwefelgehalt im Heizöl nicht eliminiert worden.» Ernst Neukomm: «Es gab zahlreiche Massnahmen, zum Beispiel im Energiesektor. Ins Baugesetz kamen neue Vorschriften zur Wärmedämmung, im Forstbereich wurden Holzschnitzelheizungen gefördert. Die Glasfabrik, die einen grossen Stickoxidausstoss erzeugt hätte, konnte verhindert werden. Die Schadstoffbelastung in der Luft wurde reduziert.»

**Frage 4: Wo stehen wir heute, wie gesund ist der Schaffhauser Wald?**
Bruno Tissi: «Die Benadelung und Belaubung der Bäume ist im Jahre 2009 signifikant besser als in den Jahren der Waldsterbedebatten 1983 bis 1986. Früher wurden in Waldschadensberichten allerdings noch zusätzliche Indikatoren erfasst und Veränderungen im Bodenhaushalt festgestellt, die sich negativ auf die Nährstoffversorgung der Bäume auswirken können.» Rolf Fehr: «Der Wald ist nach wie vor gefährdet, für den Laien aber weniger sichtbar, weil auffällige Bäume in den letzten Jahren immer rasch entfernt oder von Stürmen wie dem ‹Lothar› umgelegt wurden.» Ernst Neukomm: «Der Wald ist heute gesünder, auch wegen der Pflege, man legt mehr Wert auf Mischwälder.» Walter Vogelsanger: «Die Situation ist ähnlich wie vor zwanzig Jahren, bei einigen Baumarten wie der Weisstanne vielleicht etwas besser. Die Problematik wird jetzt aber durch die aktuelle Klimadiskussion überlagert.» Roger Biedermann: «Ich bin nicht Förster, weiss aber, dass der Wald langfristig wegen Überdüngung, Emissionen des Schwerverkehrs und vor allem wegen der Landwirtschaft, die zu viel Stickstoff auf die Böden bringt, gefährdet ist.»

**Frage 5: Ist die Diskussion um das «Waldsterben» vergleichbar mit jener über die Klimaveränderung?**
Roger Biedermann: «Das CO2-Problem wurde von uns mit Blick auf eine andere Energiepolitik schon Ende der Siebzigerjahre thematisiert. Die Klimaveränderung wird wahrscheinlich dramatisch sein. Wir müssen handeln, denn jedes Jahr verursacht ja auch zusätzliche Kosten. Zudem sind unsere Ressourcen beschränkt, zum Beispiel das Öl, was leider verdrängt wird.» Bruno Tissi: «Die Debatte um die Klimaveränderung hat gewisse Parallelen zum ‹Waldsterben›: Es gibt viele Indizien und wenig gesicherte Erkenntnisse. Unbestritten ist, dass es einen Klimawandel gibt, doch auf die wichtigsten Fragen fehlen uns noch die Antworten.» Walter Vogelsanger: «Die heutige Diskussion um das Klima ist vergleichbar mit jener vor 26 Jahren. Die Emotionen gehen hoch, allerdings weiss man noch weniger als bei der Walddebatte, wohin die Reise geht und was wir allenfalls zu erwarten haben.» Ernst Neukomm: «Waldsterben und Klimawandel kann man nicht miteinander vergleichen. Eine Klimaveränderung hat globale Folgen für Menschen, Tier und Pflanzen. Sie könnte zu Dürren, Überschwemmungen und Hungersnöten führen.» Rolf Fehr: «Die Situation ist komplex. Eine anhaltende Klimaerwärmung und längere Phasen der Trockenheit hätten aber zweifellos auch Auswirkungen auf den Wald.»

**Schlussfolgerung**
Frühling, Mai. Es grünt und blüht. Es ist zu hoffen, dass der schöne Schein nicht trügt und uns die Wälder mit ihren mannigfaltigen Schutz- und Erholungsfunktionen und ihrem Artenreichtum noch viele Jahre, Jahrzehnte und über Generationen hinweg erhalten bleiben.


**Föhrensterben Kanton veranlasst Kartierung, der Bund lanciert das Sofortprogramm Sanasilva**

Die überaus hitzig geführten Diskussionen und Aktivitäten rund um das «Waldsterben» begannen in den Jahren 1982/83, der Bund leitete damals unter dem Namen Sanasilva ein Sofortprogramm ein, aufgrund dessen die Kantone Schadenserhebungen durchzuführen hatten.
An 1000 Orten in der Schweiz wurden zudem Stichproben von Fichten erhoben, Nadeln zur Untersuchung an die Versuchsanstalt Birmensdorf gesandt. Federführend in Schaffhausen war die kantonale Forstdirektion mit Regierungsrat Ernst Neukomm an der Spitze, der die Öffentlichkeit laufend über den Stand der Dinge unterrichtete, so auch am 8. Dezember 1983, wo er erklärte: «Die Lage ist ernst. Wenn die Natur nicht korrigierend eingreift, gehen wir alle sehr schwierigen Zeiten entgegen.» Die Ursache der Kronenverlichtungen und des – für jedermann gut sichtbaren – Föhrensterbens auf dem Merishauser Randen konnte schon damals nicht abschliessend eruiert werden, als «Mitverursacher» wurde indes die Luftverschmutzung namhaft gemacht – Grund genug für Ernst Neukomm, sich anders als der Gesamtregierungsrat gegen die geplante Glasfabrik zu wenden. (-zer.)


**Rückblick auf die Achtzigerjahre**
**«Es gab das Waldsterben. Bei uns starben zwar keine Wälder, aber sie kränkelten, serbelten»**

Ins Tagebuch 1982 hatte ich mir den NZZ-Artikel vom 30. Dezember geklebt: In Schweden gebe es 4000 vom sauren Regen schwer geschädigte Seen. Vom Tannensterben seien in Deutschland Hunderttausende Hektaren Wald betroffen. «Time» wusste zu berichten, in Deutschland würde man das Waldsterben mehr fürchten als das Raketenrüsten. Bilder von toten Wäldern aus Braunkohlegebieten tauchten auf.
Es gab das Waldsterben. Bei uns starben zwar keine Wälder. Aber sie kränkelten, serbelten. Die Diskussion um das Waldsterben hat eine Vorgeschichte: die Ölkrise. Man sprach von der Kohle, die das Erdöl eventuell ersetzen sollte. Wir prüften Fernheizungen, Wärmeverwertung. Orientierten uns im Ruhrgebiet. Der Stadtrat beschloss, Erdgas als Heizmittel zu fördern. Der frühere Wirtschaftsminister Schwarz, jetzt in der Ruhrgasspitze, versicherte mir, dass es für die Schweiz Erdgas zur Genüge gebe. Unser Bedarf bewege sich in der Grösse eines Messfehlers dessen, was Deutschland beziehe.
Parallel zu diesen Ereignissen liefen all die Fragen um die Glasfabrik. Am 26. 11. 1982 hatte mich GF auf die Sache aufmerksam gemacht. Ende Februar orientierte ich mich in Luxemburg über die Firma Guardian, am 4. 10. 1983 erteilte der Stadtrat die Baubewilligung. Am 13. 12. 83 folgte die Baubewilligung des Regierungsrates, alles unter Vorwegnahme einer strengeren Luftreinhalteverordnung, derentwegen wir auch in Kontakt mit dem Bund standen. Das diesbezügliche Gespräch fand am 16. 11. 84 bei Bundesrat Egli in Bern statt. Bern hatte schon im 1984 auf eine Kleine Anfrage hin erklärt, die Auflagen des Kantons würden den Bedingungen der neuen Luftreinhalteverordnung entsprechen. Wenn dem so war, warum wurde nicht gebaut?
Eine Millioneninvestition im zweistelligen Bereich kam für die Amerikaner nur in Frage, wenn man mit den Grenzwerten der Luftreinhalteverordnung auf der sicheren Seite war. Erst am 2. 12. 1984 war in Schaffhausen eine Volksinitiative «Sauberes Schaffhausen» knapp abgelehnt worden. Ziel der Initiative war offensichtlich die Verhinderung der Glasfabrik. Die Stimmung in weiten Teilen der Bevölkerung machten sich die beiden neu für den Regierungsrat Kandidierenden zunutze, beide erklärten ihre Gegnerschaft zur Glasfabrik. Das Dossier wechselte vom Befürworter Paul Harnisch zum Gegner Hermann Keller. Singen wehrte sich gegen die Glasfabrik. Dass die Nachbarschaft mehr Stickoxide abgab, als es Schaffhausen getan hätte, wenn die Glasfabrik ohne Auflage betrieben worden wäre, blieb ohne Konsequenz.
Als am 17. März 1986 eine heftige Debatte im Grossen Rat stattfand, schrieben die «Schaffhauser Nachrichten» in einem Kommentar: «Jedermann kann inzwischen wissen, dass sowohl der Regierungsrat, der Stadtrat wie die Guardian entschlossen sind, den zu Recht befürchteten Schadstoffausstoss drastisch zu reduzieren. Wieso kann man sie in diesem Bestreben eigentlich nicht unterstützen? Geht es am Ende wirklich nur darum, eine wie auch immer geplante und allenfalls sogar ‹grüne› Glasfabrik zu verhindern – koste es, was es wolle?»
Es verging dann kein ganzer Monat mehr, bis mir der Zürcher Anwalt der Guardian mitteilte, diese verfolge das Projekt Schaffhausen vorläufig nicht mehr weiter. Einige Zeit später dann ein letztes Gespräch, das der Anwalt mit einem Dank schloss und der Bemerkung, das Projekt sei für Schaffhausen vielleicht eine Schuhnummer zu gross gewesen. Das tat weh und unterstrich mein Votum in der letzten Kantonsratsdebatte: Lautstärke ist im Umweltschutz gross, weniger gross aber der Sachverstand.
Umweltfragen – von der Kernenergie bis zur Klimaveränderung – bleiben uns auch in Zukunft nicht erspart. Dabei werden die Emotionen hochgehen. Wo sie aber ins Hysterische abgleiten, sind brauchbare Resultate gefährdet.

Felix Schwank, ehemaliger Stadtpräsident und Forstreferent der Stadt Schaffhausen

#Allgemeines

7. Mai 2010 | «Der Angeklagte sollte Gefühle zeigen»

Schaffhauser Nachrichten, Hintergrund
Luca De Carli

*Ein sehr erfolgreicher Jungakademiker (29) nimmt einen Lehrauftrag in einer grossen Hafenstadt an und erliegt dem Reiz des Milieus. Schmeisst Habilitation und sein bislang gelebtes Leben hin. Können Sie mir erklären, wie es dazu kam, Herr Landmann?*
Valentin Landmann: Damals in Hamburg wollte ich darüber schreiben, wie Personenkreise, die nicht zu einem Richter gehen können, trotzdem ihr Recht durchsetzen. Nach welchen Regeln diese Personen leben. Für meine Untersuchung habe ich versucht, in eine neue Sphäre einzudringen. Habe unter anderem meine ersten Kontakte zu den Hells Angels gehabt. Ich erlebte, wie in einer ersten grossen Welle in ganz Europa Polizeiaktionen gegen diese durchgeführt wurden. Das waren Alibiübungen – Versuche, zu zeigen, dass etwas gegen die organisierte Kriminalität unternommen wird. Ich habe damals erfahren, was es heisst, wenn Randgruppen verteufelt werden. Am Beispiel der Hells Angels und einiger anderer Gerichtsfälle, die ich in dieser Zeit mitverfolgt hatte, stellte ich fest, dass meine Lebensaufgabe nicht länger in der Wissenschaft lag. Ich wollte zu den Leuten. Dorthin, wo ich eine klaffende Wunde sah. Wollte nicht länger Schönheitschirurg, sondern Notfallarzt sein. Auch wenn der Schönheitschirurg sehr wohl eine wichtige Funktion ausübt.

*Wie fanden Sie in Hamburg überhaupt einen Zugang zu den Hells Angels?*
Landmann: Ich klopfte, völlig naiv, bei ihnen im Klublokal an. Dass sie sich damals überhaupt auf ein Gespräch mit mir einliessen, erstaunt mich bis heute. Mit einem bleichgesichtigen Bürolisten, der vor der Tür steht und fragt, ob es sich bei den Hells Angels um Verbrecher handle. Ich hatte damals ja auch meine Vorurteile. Zu meinem Erstaunen entstanden aus diesem ersten Kontakt sehr gute Gespräche. Irgendwie muss ich ihr Interesse geweckt haben.

*Sie stammen aus einem sehr bürgerlichen, intellektuellen Elternhaus. Wie reagierte Ihr altes Umfeld auf den neuen Lebenswandel?*
Landmann: Meine Mutter war Schriftstellerin. Sie stand immer zu mir, als ich begann, mich für Leute am Rand der Gesellschaft einzusetzen. Obwohl ich natürlich nicht ausschliesslich Aussenseiter, sondern auch mal einen Bankdirektor als Mandanten hatte. Aber dieses Einstehen dafür, dass der Staat korrekt zu den Leuten ist, sachgerechte Urteile fällt und nicht irgendwelche Gruppen kriminalisiert, dafür hat sich auch meine Mutter ihr ganzes Leben lang eingesetzt. Sie verstand deshalb meinen Schritt – hätte es aber sicher auch gerne gesehen, wenn ich die akademische Karriere fortgesetzt hätte.

*Gibt es Mandate, die Sie ablehnen? Fälle, mit denen Sie nichts zu tun haben wollen?*
Landmann: Ich sage nicht, dass ich bei bestimmten Taten jemanden als Mandanten grundsätzlich nicht annehme. Ich habe auch schon Lustmörder vertreten, deren Taten niemals entschuldigt werden können. Habe bei sinnlosen Morden das Mandat übernommen. Ich bin aber dazu gestanden und habe meine Arbeit als richtig empfunden. Es geht dabei immer um die Frage, wie und warum ein Verbrechen passiert ist. Nicht darum, eine Tat zu entschuldigen, sondern den Täter zu verteidigen – und in Ausnahmefällen auch darzulegen, dass er es gar nicht war. Ein Mandat lehne ich allerdings immer dann ab, wenn jemand etwas Unkorrektes von mir erwartet.

*Was verstehen Sie darunter?*
Landmann: Irgendeine Schlaumeierei. Es gibt Leute, die solches von ihrem Anwalt erwarten. Seltsamerweise sind das aber nie die Gangster. Die wissen, was sie von mir erwarten können und was ich machen darf. Brave Bürger aber wollen nach ihrer Verhaftung plötzlich, dass ich für sie alle möglichen Hebel in Bewegung setze, Leute zu Aussagen veranlasse. Da mache ich nicht mit. Oder jemand will einen andern mit meiner Hilfe über den Tisch ziehen und mich dafür am Gewinn beteiligen. Vielleicht bin ich ein zu schlechter Kaufmann, um bei solchen Aktionen mitzumachen. Ich bin nie reich geworden und werde es wohl nie werden. Dafür kann ich in den Spiegel schauen – auch wenn ich in meinem Leben grosse Fehler gemacht habe.

*Einer dieser Fehler brachte Sie fast um die Grundlage Ihrer Existenz. Sie wurden Anfang der Neunzigerjahre wegen Geldwäscherei und Gehilfenschaft zur Finanzierung des Drogenhandels angeklagt und sassen mehrere Wochen im Bezirksgefängnis Winterthur in Untersuchungshaft.*
Landmann: Ich half einem wegen eines Haschischdeliktes vorbestraften Mann. Bei seiner ersten Straftat hatte ich ihn noch nicht vertreten. Ein Bekannter von mir unterstützte ihn dann beim Aufbau eines Renovationsunternehmens und bat mich, ihm einige Türen zu öffnen. Ich willigte ein und trat für ein Honorar von 2000 Franken als Verwaltungsrat in sein Unternehmen ein. Nicht realisiert hatte ich, dass dieser Mann zwar Renovationen vornahm, sich aber gleichzeitig wieder an sehr umfangreichen Drogengeschäften beteiligte.

*Sie rechtfertigen Ihr Engagement damit, dass Sie Ihrem Klienten bei der Resozialisierung helfen wollten.*
Landmann: Ich betrachte die Unterwelt als Spiegel der Gesellschaft. Die beiden Sphären weisen eindeutig Parallelen auf. Ich war deshalb immer der Meinung und bin es selbst heute noch bis zu einem gewissen Grad, dass jemand, der seine Wünsche mit legalen Mitteln verwirklichen kann, keinen Grund hat, zu illegalen zu greifen. Man muss deshalb in der Resozialisierung die Leute so fördern, dass sie ihre Fähigkeiten legal einsetzen können. Klar ist allerdings, dass es immer Anreize geben wird, Illegales zu tun. Die Lehre aus diesem Fall war, dass ich nie mehr aus sozialen Gründen zu so günstigen Konditionen eine Aufgabe übernahm. Für 2000 Franken war es mir schlicht nicht möglich, zig Stunden damit zu verbringen, das Unternehmen zu kontrollieren. Hätte ich genauer hingeschaut, wären mir aber mit Sicherheit Unstimmigkeiten aufgefallen. Das wurde mir schliesslich auch von den Behörden zur Last gelegt. 1* Heute gehe ich aus Prinzip nicht mehr in Verwaltungsräte. Bleibe bei dem, was ich kann: der Verteidigung.

*Beim Prozess gegen die vier ehemaligen Angestellten des Zürcher Pflegezentrums Entlisberg fiel auf, dass Ihre Mandantin vor Gericht am offensichtlichsten Reue zeigte. War das sie selber oder die Verteidigungsstrategie ihres Anwaltes?*
Landmann: Meine Mandantin war von Anfang an bereit, zu ihrer Tat zu stehen. Natürlich haben aber auch die vielen gemeinsamen Gespräche zu diesem Schritt beigetragen.

*Lässt sich ein Gericht, das sich auf Fakten stützen muss, überhaupt durch Reuebekundungen beeinflussen?*
Landmann: Eine rein formale Bekundung im Stil von «Es tut mir leid» reicht nicht. Wichtig ist aber, dass ein Gericht aus all den Aussagen eines Angeklagten erkennt, wie er heute zu seiner Tat steht. Dass er das Unrecht einsieht. Dass man ihm wirkliches Bedauern anmerkt. Solches Verhalten kann eine Strafe um bis zu einem Drittel reduzieren. Deshalb verstehe ich die Strategie der Verteidigung im Fall der Schläger von München als Aussenstehender nicht.

*Die drei Jugendlichen haben bislang vor Gericht ja konsequent geschwiegen.*
Landmann: Das ist für mich schlicht nicht nachvollziehbar. Ich vertrat vor Kurzem einen jungen Mann, der einen Raubüberfall begangen hatte. Der Überfall geschah in einer alkoholisierten Gruppe von als Problemfälle bekannten Männern. Mein Mandant stand zu seiner Tat. Er konnte seine Tat zwar nicht erklären, aber glaubhaft versichern, dass er sein damaliges Verhalten heute nicht mehr versteht. Das wäre auch das Mindeste, was Gericht und Öffentlichkeit im Fall München erwarten dürften. Dass man zumindest eine Erklärung bekommt, was in den drei Jugendlichen an diesem Abend vorging. Wie so etwas Entsetzliches passieren konnte. Die Tat kann so niemals entschuldigt werden, aber die Aussagen trügen zu einem besseren Verständnis bei. Ich glaube deshalb, dass sich die Verteidigung mit ihrer Strategie eine grosse Chance auf ein sachgerechtes Urteil verspielt.

*Sie haben einmal gesagt, dass Ihre Hauptaufgabe als Verteidiger darin besteht, dem Gericht Ihren Mandanten vorzustellen.*
Landmann: Nicht die Tat zu entschuldigen, sondern sie zu erklären. Dass ein Täter bereit ist, über seine Tat zu sprechen, ist bei Annahme eines Mandates oft noch nicht der Fall. Die Bereitschaft entwickelt sich meist in den Gesprächen. Irgendwann kommt man zu einem Punkt, an dem der Mandant in einen Dialog tritt. Anfängt, seine Gefühle zu zeigen. Er muss ja nicht seine Tat begründen können. Er muss Gefühle zeigen. Beschreiben, was damals in ihm vorging. Das öffnet dann zum ersten Mal den Blick auf das Ganze. Dieser Blick fehlt einem Richter, wenn ein Täter nicht bereit ist zu sprechen. Es gibt aber auch Täter, die nicht darüber sprechen können. Für diese übernimmt dann der Anwalt.

*Was, wenn Sie als Anwalt aber ein ganz anderes Bild von Ihrem Mandanten haben als dieser von sich selbst?*
Landmann: Standardsätze über eine schlechte Kindheit genügen nicht, um mildernde Umstände zu erreichen. Es braucht schon eine detaillierte Aufarbeitung. Sollten Mandant und Anwalt eine andere Sicht des Sachverhalts haben, muss der Anwalt das Gespräch suchen. Er kann aber nicht eine total andere Haltung einnehmen. Am Schluss entscheidet immer der Mandant, wie weit sein Anwalt gehen darf.

*Wie verbreitet ist Ihre Berufsauffassung unter den Verteidigern?*
Landmann: Eine Generalisierung ist nicht möglich. Für mich ist die Darstellung der Tat wichtig. Es gibt aber diverse, von mir hoch geachtete Verteidiger, die einen anderen Stil pflegen. Ich bin einfach der Meinung, dass ich mit meiner Art der Verteidigung sehr oft Erfolge erziele. Erfolg bedeutet für mich ein sachgerechtes Urteil; ein Urteil, hinter dem letztlich alle Parteien stehen können.

1* Das Bezirksgericht Zürich hat Valentin Landmann 1996 wegen mehrfacher qualifizierter Geldwäscherei zu einem Jahr Gefängnis bedingt und zu einer Busse von 15 000 Franken verurteilt. Vom Vorwurf der Finanzierung des Drogenhandels und der Gehilfenschaft zu Begünstigung und Urkundenfälschung wurde er freigesprochen. Das Anwaltspatent wurde ihm nicht entzogen.


*Zur Person*

Valentin Landmann (59) ist seit 1984 selbständiger Rechtsanwalt in Zürich. Zuvor lehrte er an der Universität, war Bezirksanwalt und Ersatzrichter. Sein Studium schloss er in nur sechs Semestern mit der höchsten Auszeichnung ab. Auch seine Dissertation erhielt das Prädikat «summa cum laude». 1979 nahm er einen Lehrauftrag am Max-Planck-Institut in Hamburg an. Dort kam er in Kontakt mit dem Milieu, beschloss, sein Leben zu ändern, und zerriss seine Habilitation. Bekannt wurde er als Anwalt des Zürcher Ablegers der Hells Angels. Er verteidigte aber auch einen der Fraumünster-Posträuber sowie im Wetziker Taximord. Zudem schrieb er mehrere Bücher. (ldc)

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6. Mai 2010 | «Marken sind wichtiger als Produkte»

Schaffhauser Nachrichten, Regionale Wirtschaft
Philipp Lenherr

Schaffhausen Es war eine der seltenen Gelegenheiten, den 36-jährigen Marketingprofi, der in Graubünden aufgewachsen ist, über seine Arbeit sprechen zu hören. Der heutige CEO und Miteigentümer der englischen Lotus Group hat seine Karriere als KV-Stift bei einem Autozulieferer in Wil begonnen. Dass er nur selten Einladungen für Referate annimmt, hat einen simplen Grund: «Eigentlich mache ich das nicht gerne.» Am Dienstagabend hat er es auf Einladung der Handelsschulverbindung Commercia Schaffhausen im gut gefüllten Keller des Haberhauses in der Neustadt trotzdem getan.

**Marken vermitteln Werte**
«Es geht um die Marke, nicht um das Produkt», stellte Bahar gleich im ersten Teil seines Referats klar. Mit Blick auf Ferrari und Red Bull, beide ehemalige Arbeitgeber von Bahar, und Lotus könne man sogar sagen, «dass es keinen rationalen Grund gibt, deren Produkte zu kaufen». An der Stärke der Marken liege es, dass die Produkte trotzdem gekauft würden. Entscheidend seien Werte, Eigenschaften und Charaktere, für die die Marken stünden. «Der Konsument wünscht, sich mit der Marke zu identifizieren», so Bahar. Es sei deshalb beispielsweise kein Zufall gewesen, dass Red Bull sich von Anfang an ein rebellisches Image gegeben habe. Bei der vorab jugendlichen Zielkundschaft ist das offenbar gut angekommen. Die Diskussionen um ein Verbot des aufputschenden Süssgetränks in einigen Ländern haben der Marke Red Bull mehr genützt als geschadet – der Reiz des Verbotenen lässt grüssen. Ganz andere Werte gelten hingegen bei Ferrari: Tradition, Kompetenz, hohe Leistung und die Farbe Rot beispielsweise. Diese und einige weitere «core values» stellen laut Bahar die Basis für jegliche Aktivität von Ferrari dar. «Sind die Werte definiert, müssen sie konsequent angewendet werden», so Bahar. Ferrari ist dies so konsequent gelungen, dass wohl fast jeder beim Anblick eines roten Sportwagens automatisch an Ferrari denkt.

**«Der britische Porsche»**
An einem ganz anderen Punkt steht Bahar bei Lotus. Der Name Lotus war bis zum Comeback in diesem Jahr lange Zeit aus der Formel 1 verschwunden. Und auch die Lotus-Sportwagen stehen vor grossen Veränderungen. «Bei Lotus sind wir jetzt daran, neue Werte der Marke festzulegen. Diese werden dann die neue Lotus-Welt definieren», so Bahar. Wie die neue Lotus-Welt und die zukünftigen Sportwagen aussehen werden, konnte und wollte er am Dienstagabend in Schaffhausen noch nicht offenlegen. Einen kleinen Vorgeschmack, in welche Richtung es gehen wird, gab er trotzdem: «Lotus soll der britische Porsche werden.» Ein Wandel,der, wie könnte es anders sein, natürlich bei der Marke und nicht bei den Produkten beginnt.


**Commercia Die Schaffhauser Handelsschulverbindung**
Die 1918 gegründete Handelsschulverbindung zählt heute rund 100 Mitglieder im Altherrenverband und hatte in den letzten Jahren jeweils etwa sechs bis zwölf Mitglieder in der Aktivitas. Die meisten Mitglieder sind oder waren Lernende der Handelsschule KVS.
Im Vordergrund steht die Pflege von Kontakten innerhalb der Verbindung sowie zu Angehörigen von anderen Verbindungen. Die Aktivitas treffen sich alle zwei Wochen zum Stamm, die Altherren einmal monatlich. Die Verbindung ist konfessionell und politisch neutral. Die Farben der Commercianer sind Violett-Weiss-Violett. (ple)

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27. April 2010 | Aus für die Glimmstängel in den Restaurants

Schaffhauser Bock, Front
Marcel Tresch

Grundlage des Verbots, das ab dem 1. Mai 2010 in Kraft tritt, ist das Bundesgesetz zum Schutz vor dem Passivrauchen. «Darauf basierend», so Max Reiner, Präsident von Gastro Schaffhausen, «haben insgesamt 15 Kantone noch schärfere und einschränkendere Bestimmungen erlassen.» Im Gegensatz zum Kanton Schaffhausen, der in seiner gesetzlichen Verordnung lediglich die Vorgaben des Bundes umsetzt und Raucherlokale sowie so genannte Fumoirs zulässt. Als äusserst störend empfindet Reiner, dass nicht – wie bei anderen eingeführten Gesetzen – Übergangsfristen oder zum Beispiel auf eine bestimmte Zeit befristete Versuche vorgesehen sind. Lobenswert findet der Sternen-Wirt aus Lohn dagegen, dass die Gäste in den Fumoirs auch in Zukunft bedient werden können. Während die meisten Gastro­betriebe auf Grund ihrer Grösse für die Öffentlichkeit ohnehin zu rauchfreien Zonen werden, können einige Restaurants, die kleiner als 80 Quadratmeter sind, als Raucherlokale geführt werden. Zur Erteilung einer Bewilligung benötigt der Staat vom Gesuchsteller vier Angaben. Neben den Plänen des Lokals und der Einwilligung des Hauseigentümers sind dies aus baulicher Sicht die technischen Angaben zur Belüftung sowie vor allem die Bestätigung, dass die Angestellten zur Arbeit im Raucherlokal bereit sind.

**Einheitliche Raucher-Beschriftung**
Max Reiner ist einer von rund 60 Gesuchstellern, die im ganzen Lokal das Rauchen zulassen oder ein Fumoir erstellen wollen, die zwischenzeitlich eine Bewilligung erhielten. Entsprechend hat er bereits ein transparentes Schild mit der Aufschrift «Raucherrestaurant – Nichtrau- cher herzlich willkommen!» installiert. Für Fumoirbetreiber wurde eigens ein Kleber kreiert, der auf die Rauchmöglichkeit im Restaurant aufmerksam macht. Beides kann bei Gastro Schaffhausen bezogen werden. Angestrebt wird eine einheitliche Beschilderung, um bereits von weit her erkenntlich zu machen, wo geraucht werden darf. «Einerseits ist das für die Touristen gut», so Max Reiner, «andererseits wollen wir alle Gäste willkommen heissen und die Raucher nicht noch mehr diskriminieren.» Auch wenn der Wirt mit dem Rauchverbot leben kann, befremdet ihn, dass er für die Bewilligung 300 Franken zu bezahlen hatte, obwohl in seinem Lokal schon immer geraucht wurde.

**Einbussen wird es bestimmt geben**
Dass der Bund wenigstens den 1. Mai als Inkraftsetzungsdatum für das Nichtrauchen festgelegt hat, bezeichnet der Gastro-Schaffhausen-Präsident als sinnvoll. «Vorausgesetzt, das Wetter macht die ersten Monate mit», betont Reiner, «können sich die Gäste an die neue Situation gewöhnen, dass sie vor der Restauranttüre rauchen müssen.» Dass bei den Wirtsleuten zumindest die Befürchtung vor Umsatzeinbussen wenn nicht gar eine Existenzangst grassiert, wagt er niemandem abzusprechen. Aus seiner Sicht könnten vor allem grössere und grosse Restaurationsbetriebe, verbunden mit späteren Personalentlassungen, vom Verbot betroffen sein. «Umsatzeinbussen wird es ganz sicher geben», mutmasst Reiner. Doch dies ist nicht seine einzige Befürchtung. Sowohl die Lärmemissionen in der Nacht als auch die dadurch verbundenen Reklamationen dürften steigen, womit – in erster Linie in der Stadt Schaffhausen – das Risiko polizeilicher und behördlicher Restriktionen ebenfalls möglich wäre.

**Motto «Abwarten und Tee trinken»**
Die Probleme ähnlich gelagert sieht Ntallas Georgios, stellvertretender Geschäftsführer der räumlich grossen Kammgarn-Beiz: «Dadurch, dass sich die Leute noch mehr als bisher auf der Strasse aufhalten, ist auch mit entsprechend mehr Problemen zu rechnen.» In Bezug auf das komplette Verbot wird sich für ihn nicht viel verändern. Vor allem zu Essenszeiten sei in der Kammgarn immer Rücksicht von den Rauchern genommen worden. Unter dem Motto «Abwarten und Tee trinken» wird man nun das Gästeverhalten in den Frühlings- und Sommermonaten gut beobachten und gegebenenfalls Massnahmen ergreifen. Ob ab dem 1. Mai weniger Leute die Kammgarn-Beiz besuchen werden, sei sehr schwierig abzuschätzen. Mit einem Schulterblick über die innerstaatlichen Grenzen sei in den anderen Kantonen, die das Rauchverbot schon vor längerer Zeit in Kraft gesetzt haben, festzu- stellen, dass sich die Restaurantbesucher rasch an die neue Situation gewöhnt hätten. Entsprechend sieht er der Zeit ab und nach dem 1. Mai gelassen entgegen. «Einige freuen sich darüber, andere wiederum nicht», lacht Georgios. Als mögliche Massnahme, den doch vielen qualmenden Kammgarn-Gästen den Aufenthalt vor dem Lokal so angenehm wie möglich zu machen, kann sich der Restaurationsangestellte durchaus eine schön gestaltete Raucherinsel vor dem Haus vorstellen.

**Alte neue Kunden als Rückkehrer**
Luciano Di Fabrizio und Freddy Schlumpf, zusammen Betreiber mehrerer Lokalitäten, nehmen «das, was jetzt kommt» re­lativ gelassen und sind gespannt, wie die Reaktionen der Gäste ausfallen. Für Feststellungen von allfälligen Umsatzeinbussen fehlt ihnen die Vergleichsmöglichkeit. In anderen Kantonen seien sowohl Rückgänge als auch Steigerungen festgestellt worden. Dennoch ist Di Fabrizio in einem gewissen Sinn beruhigt, dass sie für ihr «Eckhaus» an der unteren Stadthausgasse für das Erdgeschoss und für den ersten Stock die mündliche Zusage als Raucherlokal erhalten haben. Im Cuba Club will er nun den Sommer abwarten. Seine Angestellte Angela Schneider kann sich gut vorstellen, dass einige Gäste für gewisse Zeit aus Protest den Bars und Restaurants fern bleiben. Dafür bestünde die Möglichkeit, dass dafür die Nichtraucher als alte neue Kunden zurückkehrten. Luciano Di Fabrizio schliesst aber bezüglich Personal Massnahmen nicht aus, sollten sich krasse Umsatzeinbussen einstellen. Aus baulicher Sicht könnte er sich ab Herbst eine gehobene Smoker-Lounge vorstellen.

**Lieber die Toleranz als ein Verbot**
Auf die Bewilligung für ein Raucherrestaurant hofft «Sunne Beizli»-Wirtin Jeannette Hugentobler aus Neunkirch. Sie begründet ihr Begehren damit, dass sie eine typische Dorfbeiz mit Handwerkern und Kunden, die ihr Feierabendbier geniessen, als mehrheitlich rauchende Stammkundschaft betreibt. Das Nichtrauchen um die Mittagszeit und dann, wenn sich jemand am Qualm stört, werde ohnehin heute bereits eingehalten. «Mir wäre die gegenseitige Toleranz lieber als ein Verbot mit Hintertürchen gewesen», betont die Wirtin.


Einheitliche Beschriftung der Raucherrestaurants.

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24. April 2010 | Mit Ethikunterricht gegen Abzockertum

Schaffhauser Nachrichten, Region
Erwin Künzi

Im September 2008 musste in New York die Investmentbank Lehman Brothers Konkurs anmelden, womit die globale Finanzkrise eingeläutet wurde und die Diskussion um abzockende Banker weltweit begann; in Schaffhausen nahm zur gleichen Zeit an der Kantonsschule eine von der Schulleitung eingesetzte Arbeitsgruppe, die sich aus aktiven und ehemaligen Schülerinnen und Schülern sowie aus Lehrkräften zusammensetzte, ihre Arbeit auf. Sie hatte den Auftrag abzuklären, wie die Bereiche Ethik und Politische Bildung besser im Unterricht verankert werden könnten. Die beiden Ereignisse in New York und Schaffhausen hatten insofern einen Zusammenhang, als das eine das andere bedingte. Bereits im Jahr zuvor, 2007, hatte Thomas Cerny, damals noch Kantonsschüler, sich in einem Artikel im «Kanti-Bulletin» Gedanken darüber gemacht, dass an der Kantonsschule nicht nur Fachwissen unterrichtet werden sollte, sondern auch der verantwortungsvolle Umgang damit im späteren Leben. In einem Grundsatzpapier, das er später für die AG schrieb und das den SN vorliegt, formulierte er folgende Fragen: «Doch genügen ausgezeichnete berufliche Fähigkeiten, um für gesellschaftsrelevante Entscheidungen gewappnet zu sein? Was sind die Voraussetzungen für einen vernünftigen Entscheid? … Was aber macht jenes Ganze aus? Welche Dinge muss man mit einbeziehen? Hat der Kantonsschulabsolvent – zumindest ansatzweise – Antworten auf diese Fragen? Oder, grundlegender noch, ist er sich beim Verlassen der Kantonsschule dieser Fragen überhaupt bewusst?»
Dass solche Fragen auch andere Schülerinnen und Schüler beschäftigten, zeigte das Echo auf den Artikel im Jahr 2007. Es entstand eine Gruppe, die sich des Themas annahm (siehe auch Artikel auf dieser Seite), aktiv wurde und schliesslich, wie gesagt, im Herbst 2008 offiziell installiert wurde. «Seither erfolgt an der Kantonsschule eine ständige Auseinandersetzung mit der Frage, wie und in welchem zeitlichen Rahmen man den Schüler vermehrt dazu anregen kann, seine Handlungsfreiheit in den Bereichen des Zusammenlebens als Mensch (Ethik) und des Zusammenlebens als Bürger (Politische Bildung) zu begreifen und zu ergreifen», heisst es dazu in dem Papier. Die AG kam zum Schluss, dass der Ausgangspunkt zu einer Beschäftigung mit diesen Fragen die Persönlichkeit jedes Einzelnen sei: «Denn nur die eigene, selbst reflektierte Persönlichkeit kann das integrative Element sein, welches die einzelnen fachlichen Fähigkeiten zu einer ganzheitlichen Sicht verknüpft. Für die Erarbeitung dieser Sicht in der Auseinandersetzung mit sich selbst sollte mehr Zeit eingeräumt werden.» Wie diese Auseinandersetzung konkret erfolgen soll und wie zudem neben der Vermittlung von Fachwissen auch ethische Fragen in den Unterricht integriert werden sollen, das soll mit Hilfe von Versuchen herausgefunden werden. «Meistens gibt es nicht von vornherein die ideale Musterlösung; man soll ausprobieren dürfen, um sich von einer Sache überzeugen zu können. Gleichzeitig will der Versuch durchdacht, gut geplant und – wenn möglich – zuerst in kleinerem Rahmen durchgeführt werden. …. Vor diesem Hintergrund nun kommt der Kantonsschule Schaffhausen eine Pionierrolle zu, denn sie kann genau dieses überlegte Ausprobieren leisten und dadurch möglicherweise als Wegbereiterin für eine erfolgreiche Weiterentwicklung dienen.» Im Idealfall, so heisst es in dem Grundlagenpapier, können die Diskussionen im Klassenverband dazu führen, dass gemeinsame Wertegrundlagen entwickelt werden. «Und das ist etwas, was wir gerade heute in den Zeiten der sogenannten Wertekrise brauchen – neben richtig verstandener Freiheit und der dazugehörenden Verantwortung als Voraussetzungen für eine funktionierende freiheitliche Gesellschaft» ist dazu abschliessend in dem Papier zu lesen. Im Gespräch mit den SN machte Thomas Cerny, der heute 21 Jahre alt ist und nach einem Jahr Studium der Politikwissenschaft in England zurzeit in Zürich Medizin studiert, weitere Ausführungen zum Thema. «Mit der Bildung soll man auch vermittelt bekommen, dass man sich mit seinen Fähigkeiten und Möglichkeiten in einem gesellschaftlichen Kontext bewegt, der gegeben ist durch das Spannungsfeld zwischen individuellem Leben und der komplex verknüpften Gemeinschaft. Geschieht dies nicht, passiert das, was wir heute mit der sogenannten Abzockerei erleben.» Der Gang an die Öffentlichkeit sei durch die aktuelle Diskussion zu den Wahlpflichtfächern bedingt. «Wir wollten einen Pflock einschlagen mit dem Ziel, dass Ethik und Politische Bildung, die nicht mit der Staatskunde verwechselt werden dürfen, im Unterricht mehr Gewicht erhalten und Versuche in diese Richtung stattfinden können.» Einen ersten Erfolg kann die AG bereits verbuchen: Ab 2011/12 wird die Ethik aufgewertet (siehe Artikel auf dieser Seite).


**Ethik und Politische Bildung**
Was bisher an der Kantonsschule geschah und noch geschehen wird

Seit Herbst 2008 existiert an der Kantonsschule Schaffhausen eine Arbeitsgruppe, welche im Auftrag der Schulleitung die Frage prüft, wie die Bereiche der Ethik und der Politischen Bildung im bestehenden Fächerkanon stärker und gezielter gefördert werden können. Die gleichnamige Arbeitsgruppe «Ethik und Politische Bildung» geht auf eine Initiative von aktiven und ehemaligen Schülerinnen und Schülern zurück, die aus alltäglichen Beobachtungen innerhalb und ausserhalb des Schulbetriebs den Bedarf für ein eigenständiges Fach Ethik und Politische Bildung feststellten.
Sie wandten sich hierauf an Lehrpersonen, von denen sie annehmen konnten, dass sie ein solches Projekt unterstützen würden, und stellten dieses an einer Lehrerkonferenz vor. Daraufhin erhielt die Gruppe aus Lehrern und Schülern den Auftrag, Perspektiven und Möglichkeiten zu erarbeiten und der Lehrerschaft sowie der Schulleitung in geeigneter Form zu präsentieren. Inzwischen ist einiges geschehen: In einer ersten Phase ging es darum, Informationen und Erfahrungen zu sammeln und auszuwerten. Hierzu besuchte die AG die Kantonsschule Solothurn, wo Ethik als eigenständiges und verbindliches (promotionsrelevantes) Fach unterrichtet wird; man lud Referenten zum Thema an die Kantonsschule ein, führte unter allen fortgeschrittenen Kantonsschulklassen eine Umfrage durch und verfolgte die Entwicklung im gesamten deutschsprachigen Raum aufmerksam. Die Resultate, Diskussionen und Auswertungen führten zur Überzeugung, dass ein eigenständiges Fach in den Bereichen Ethik und Politische Bildung nötig ist, und mündeten unter anderem in einen 60-seitigen Bericht. Aktuell wird die Teildisziplin Ethik innerhalb des Fachs Deutsch – ausgehend von der Literatur – in drei Klassen erprobt. Im Sommer werden erste Resultate vorliegen, welche die nächsten Schritte bestimmen. Einer dieser Schritte steht von Seiten der Schulleitung bereits heute fest: Ab dem Schuljahr 2011/12 müssen sich die Schülerinnen und Schüler der 4. Klassen für ein interdisziplinäres Angebot als kantonales Wahlfach entscheiden. Während eines Jahres wird in drei Lektionen pro Woche ein Thema, das zwei verschiedene Fächer betrifft, interdisziplinär behandelt. Wie Prorektor Pasquale Comi erklärte, macht eine Einführung, die die beiden Fachlehrer im Teamteaching unterrichten, den Auftakt. Dann wird auf die beiden Fächer aufgesplittet, und zum Schluss werden die gewonnenen Erkenntnisse zusammengeführt und die Resultate präsentiert. Angeboten werden sollen rund zehn Fächerkombinationen zu verschiedenen Themen. «Da soll auch die Ethik ihren Platz haben, zum Beispiel in Kombination mit Naturwissenschaften», erläuterte Comi. Zurzeit wird das Angebot erarbeitet, das bis zum Herbst stehen soll. Die Ausschreibung erfolgt im Winter 2010/11, und die Schülerinnen und Schüler können sich bis zum Februar 2011 anmelden. Kursbeginn ist dann im Sommer 2011. Damit ist allerdings die Grundforderung der AG erst teilweise erfüllt. (Thomas Cerny/ek)


**Stichwort Ethik**

Fragestellung
Die philosophische Disziplin Ethik sucht nach Antworten auf die Frage, wie in bestimmten Situationen gehandelt werden soll – also: «Wie soll ich mich in dieser Situation verhalten?» Die einfachste und klassische Formulierung einer solchen Frage stammt von Immanuel Kant: «Was soll ich tun?» Ihre Ergebnisse bestehen in anwendbaren ethischen (beziehungsweise moralischen) Normen, die beinhalten, dass unter bestimmten Bedingungen bestimmte Handlungen geboten, verboten oder erlaubt sind. Insofern als in der Ethik nach allgemeingültigen Antworten auf die Frage nach dem richtigen Handeln gesucht wird, stellt sich die Frage nach der Möglichkeit allgemeingültiger ethischer Normen und deren Begründung. Diese Diskussion über die Grundlagen der Ethik, ihre Kriterien und Methoden, ist ein wichtiger Teil der philosophischen Disziplin Ethik.

Ziele
Die Ethik ist von ihrer Zielsetzung her eine praktische Wissenschaft. Es geht ihr nicht um ein Wissen um seiner selbst willen, sondern um eine verantwortbare Praxis. Sie soll dem Menschen (in einer immer unüberschaubarer werdenden Welt) Hilfen für seine moralischen Entscheidungen liefern. Dabei kann die Ethik allerdings nur allgemeine Prinzipien guten Handelns oder ethischen Urteilens überhaupt begründen. Die Anwendung dieser Prinzipien auf den einzelnen Fall ist im Allgemeinen nicht durch sie leistbar, sondern Aufgabe der praktischen Urteilskraft und des geschulten Gewissens. Dabei spielt für die richtige moralische Entscheidung neben der Kenntnis allgemeiner Prinzipien die Schulung der Urteilskraft in praktischer Erfahrung eine wichtige Rolle. (Quelle: Wikipedia)

#Allgemeines

22. April 2010 | «Der Name Paradies soll für uns auch Programm sein»

Schaffhauser Nachrichten, Region
Edith Fritschi

Gastgeber» steht auf seiner Visitenkarte, und genau das möchte er sein. Jens Hopf kennt das Metier bestens. «Zuerst habe ich Koch gelernt, doch das ist lange her», sagt der Gastronom, der zuletzt sieben Jahre lang im Engadin tätig war. «Auf 2200 Metern haben wir eine Skihütte geführt und sind mit den Skiern zur Arbeit gekommen», erzählt er. Nun, da er im «Paradies» in der Wirtewohnung residiert, hat er keinen Arbeitsweg mehr. «Schade, sonst hätte ich gerne das Velo genommen.» Hopf führt das «Paradies» zusammen mit seiner Lebens- und Geschäftspartnerin Tabea Melcher, die aus den Bergen stammt. Auch sie ist gelernte Gastronomin und wird an der Front tätig sein, derweil Hopf primär das Organisatorische machen wird. «Aber wenn Not am Mann ist, springe ich ein.» Früher hat Hopf mit einem Kollegen zusammen das «Fischerhaus» in Kreuzlingen geführt und war dann im «Palace» in Gstaad im Management und später als Sommelier bei Wolfgang Kuchler im «Schäfli» in Wigoltingen tätig. «Wein ist mein Hobby», sagt er.
Ins «Paradies» gekommen ist er, weil er eine neue Herausforderung gesucht und das entsprechende Inserat entdeckt hatte. «Vorher habe ich den Ort nicht gekannt», sagt der gebürtige Deutsche aus Rostock, der seit über 20 Jahren in der Schweiz arbeitet. Er war sofort begeistert von der schönen Lage, und mit der Besitzerin Georg Fischer war man sich schnell einig. Zurzeit wird im «Paradies» auf Hochtouren für die Eröffnung am 1. Mai gearbeitet. Doch schon ab morgen ist dort das «soft opening», will heissen: «Wir sind parat für Gäste, können sie bewirten und nutzen die Zeit für letzte Optimierungen.» Vor gut einem Monat hat Hopf angefangen, und seither hat sein Arbeitstag 18 Stunden. Mobiliar wurde teilweise ausgewechselt, und auch sonst gibt es Umgestaltungen. So wird es wieder einen grösseren Selbstbedienungsbereich mit Kiosk geben. «Für eine Bewirtung der vorhandenen 400 Plätze reichen die Kapazitäten der Küche nicht aus», sagt Hopf. Die Chillout-Lounge, die die Compass Group eingerichtet hat, ist verschwunden, und der verglaste Pavillon wird für Bankette genutzt. Preislich will man für jedes Portemonnaie etwas bieten und für Familien attraktiv sein. «Der Name Paradies soll für uns auch Programm sein», sagt Hopf, dessen oberstes Ziel es ist, die Leute zufriedenzustellen und sie mit einer klassischen, aber modern interpretierten Küche zu verwöhnen. Und die Fische werden in der Beiz am Rhein eine grosse Rolle spielen.


Zur Person

Alter
42 Jahre

Zivilstand
Ledig

Wohnort
Paradies/Schlatt

Hobbys
Velo- und Skifahren

Aktuelle Lektüre
Ein Wein-Fachbuch

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20. April 2010 | Gesang, Papier, Vögel, Wandel und Aufbruch

Schaffhauser Bock
Stéphanie Stamm

Es war dunkel in der Mensa der Kantonsschule. Gespannt warteten die Zuschauer auf den Beginn der Darbietung. Plötzlich gingen die Notenpultlichter an. Aurelia Reiser und Anna Ebi (Violine) sowie Stefan Behrbohm (Cello) und Nico Haltiner (Piano, Korrepetitor) begannen die ersten Töne zu spielen, währenddem, noch immer im Dunkeln, eine Chorsängerin auf die Bühne trat, zu der sich weitere Sänger gesellten. Schien die Bühne zuerst gross und leer, so füllte sie sich nun allmählich mit Leben. Elegant sassen einige Mitglieder des Kammerchores am Bühnenrand, andere wiederum fügten sich geschickt in das grösser werdende Ensemble ein. Es entstand eine kompakte und doch fluktuierende Masse, die schliesslich die ganze Fläche einnahm. Mit einem berührenden Arrangement aus einem französischen Film wurde das Musical «Passages… ou le chant des oiseaux» eröffnet.

**Papier als tragendes Element**
Die Chorsänger, die gleich zu Beginn in einer herrlich leichten Choreographie souverän agierten, nahmen sich nun raumhohen, hängenden Papierstücken an, ris- sen sie zu Boden, formten neue Elemente und erzeugten mit ihnen Windbewegungen. Das Papier spielte fortan in Form von Schwänen, anderen Vögeln oder gefalteten Fliegern während der ganzen Vorführung eine tragende und überaus wichtige Rolle. Genauso wie die Thematik des beginnenden Frühlings, Wandels und Aufbruchs. Stets war die Choreographie von weichen und fliessenden Bewegungen geprägt. Das Bühnenbild wurde von hellen Farben beherrscht, ebenso die Mitwirkenden, die viel Helles, Pastellfarbenes sowie blumige Accessoires trugen.

**Engagierte Lehrpersonen**
Nach dem ruhigen Anfang mit Streicher- und Klavierklängen ging es musikalisch in eine völlig andere Richtung. Das Quintett des Band-Workshops zeigte sein Können am Saxophon, Bass, Schlagzeug, Piano und an der Gitarre. Daneben spielte die Workshop-Betreuerin an einem zweiten Klavier. Der Sound gab nun der Szenerie gemäss einer Stelle im Programmheft einen anderen Charakter: «Was in einem Moment eindeutig und klar erscheint, ist im nächsten nur noch Erinnerung, kündet von Wandel und Aufbruch.»
Die Produktion stand unter der Leitung von Musiklehrer und Kammerchorleiter Ulrich Waldvogel Herzig, der in Colette Roy-Gfeller eine ideale Regisseurin fand, mit der er schon mehrmals zusammenarbeitete. Die Kooperation läuft derart gut, dass die beiden bis im September bereits wieder ein Projekt erarbeiten werden. Neben ihnen waren auch die Musiklehrerinnen Maya Lüscher Verdes, Béatrice Zeindler, Christiane Mathé und Zeichenlehrer Silvio Vanzella für das Projekt und dessen Gelingen mitverantwortlich.

**Mitspracherecht der Schülerschaft**
Im letzten Juni begann die Projektarbeit zwischen Dirigent und Regisseurin. Ende Januar 2010 fanden die ersten Kammerchorproben statt. In nur knapp drei Monaten haben die Kantischüler eine Produktion auf die Beine gestellt, die sich absolut sehen liess. Wahrscheinlich war es der Feuereifer, der die jungen Menschen gepackt hatte. Es waren nämlich sie, die das Programm weitgehend mitbestimmt hatten. «Ich habe die Schüler gefragt, was sie in einem nächsten Projekt singen wollen. Viele haben Lieder aus zwei verschiedenen Musik-Spielfilmen genannt. Dies fand ich soweit eine gute Idee, doch wollte ich zudem etwas anspruchsvollere Musik einfliessen lassen; dies zeigt sich zum Beispiel in einem Renaissance-Stück, für das wir denn auch die meiste Probenzeit aufwenden mussten», so Waldvogel Herzig zur Entstehung des Musicals.

**Mit Schalk die Texte vorgetragen**
Aus dem grossen Kreis des Kammerchors tat sich zweimal eine kleine Gruppe junger Frauen und Männer hervor, die vielstimmig ihre Lieder zum Besten gaben. Besonders ein «Kyrie» erntete spontanen Szenenapplaus des Publikums, das bis dahin ganz verzaubert ruhig zugehört hatte. Ebenso verzückten die drei Kurzgeschichten «Der Artist», «Die Revolution» und «Der Schwan», die von einer Schülerin und einem Schüler in einem makellosen Deutsch und einer hervorragenden Artikulation sowie mit einem gewissen – nötigen – Schalk vorgetragen wurden.

**Hohe Anforderungen an die Schüler**
Auch die anderen tollen Einzelleistungen waren keineswegs zu verachten. Da überzeugten beispielsweise die Solosänger genauso wie die Schauspieler und Tänzerinnen. Ulrich Waldvogel Herzig betonte schliesslich das grosse Engagement, das seitens seiner Schüler kam, ja kommen musste. «Sie haben sich alle angestrengt. Von Colette Roy-Gfeller ging ein eher abstraktes Regiekonzept aus, das sehr hohe Anforderungen an sämtliche Ausführenden stellte. Sie haben es schliesslich gut umsetzen können.»
Am Ende der Aufführung war allen Beteiligten ein Kränzchen zu winden und ein nicht enden wollender, lang anhaltender Applaus zeugte von der allgemeinen Begeisterung des Publikums.

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15. April 2010 | «Passages … ou le chant des oiseaux»

Schaffhauser Nachrichten, Stadt Schaffhausen
Mark Liebenberg

Künstlerische Betätigung ist das Salz in der Suppe gymnasialer Ausbildung. Schön zu sehen, dass man sich auch in Zeiten erhöhten Leistungsdrucks Zeit nimmt, an den Kantonsschulen kreative Leistungen zu fördern. Dass dann nicht einfach eine Talentshow oder ein steifes Chorkonzert resultiert, sondern eine poetische Bühnenshow, die Themen wie Aufbruch und Wandlung vielfach reflektiert, ist dem beherzten, ausdauernden und ideenreichen Einsatz eines Ulrich Waldvogel-Herzig (Gesamtleitung, Arrangements), den Betreuerinnen der Chöre sowie Colette Roy-Gfeller (Regie) zu verdanken.
Alles ist in Bewegung auf der Mensa-Bühne, Papierflieger kommen zum Einsatz, Packpapierrollen sind einmal die Meereswellen, einmal werden daraus Tiere geformt oder der Rhythmus gegeben – Dutzende hübscher kleiner Ideen werden mit einfachsten Mitteln realisiert. Nicht eine Geschichte als Ganzes, sondern kleine Episoden, Songs, Chöre, Szenen und pantomimische Handlungen verdichten sich im Verlaufe der rund anderthalbstündigen Performance (ein detailliertes Programm vermisst man schmerzlich!) zu einem Geflecht von Stimmungsbildern, durchtränkt von subtilem Witz und leiser Poesie. Mit welcher Leichtigkeit hier alles durcheinander fliesst, wie eine sanfte Brise den Impuls gibt und die kleinen Momentaufnahmen und bewegten Bilder in Zeitlupe vonstatten gehen. Und wie das alles – fast wie in der impressionistischen Malerei – zu einem Gemälde voller Souplesse wird, das ist schön anzusehen und noch schöner anzuhören. Französisch durchdrungen ist der Abend, es dominiert als Singsprache, und zwar in Renaissancegesängen wie in moderneren Vokalwerken. Dazu kommen Popsongs und Filmmusik, in kurzen Intermezzi dargeboten von der Band und dem Klaviertrio. Es durchzieht die Revue eine vielleicht bisweilen befremdliche poetische Melancholie, eine sublime Erdenschwere gar, die so gar nicht zu den jungen Menschen mit ihren Träumen und Hoffnungen passen will, die hier auf der Bühne stehen. Doch wer jemals achtzehn war und sich ehrlich zurückerinnert wird verstehen, dass diese Zeit ihren Reiz hat: ein bisschen Weltschmerz ist noch nicht Depro oder Emo und wenn man das mit Hilfe von Bewegung und Musik ausdrücken kann – umso besser. Und alle Tristesse verfliegt, wenn die rund 80 Sänger und Musiker zum Schluss mit Inbrunst den «Body electric» singen. Und schon vorher sind einige musikalische Höhepunkte zu erleben. Eine Ensembleleistung, die sich sehen lassen kann. Das ganze Programm wird übrigens – alle Achtung – auswendig dargeboten. Die Chöre sind sehr gut vorbereitet, herausragend das 16-köpfige Vokalensemble von Béatrice Zeindler mit drei starken Darbietungen. Immer wieder treten aus dem grossen Chor Einzelne heraus, die als Duett, Solo, als Geschichtenleser, als Pantomimen ihre kurzen Geschichten erzählen. Zu viele, um sie hier namentlich zu erwähnen. Zu erleben sind sie noch heute Donnerstagabend. Es lohnt sich.

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14. April 2010 | Wer selber Bier braut, tut’s mit Ernst

Schaffhauser Nachrichten, Region
Alfred Wüger

«Wenn es nicht schäumt, dann schäumt es nicht, dann nützt es auch nichts, wenn man das Bier aus einem halben Meter Höhe ins Glas giesst.» Das erste Kriterium auf dem Bewertungsblatt der «Swiss Homebrewing Society», das es auszufüllen gilt, ist der Schaum. Und der zu testende Gerstensaft von der wunderschönen Farbe dunklen Bernsteins, der in den Gläsern schimmert, weist tatsächlich keinerlei Schaumkrone auf. Der Geruch könnte als «unauffällig» bezeichnet werden, der Geschmack hingegen als «stiltreu gut», die Bittere als «leicht abweichend», die Rezenz … «Was ist das?» Urs Meier gegenüber weiss es: «Das ist das Prickeln auf der Zunge, das von der Kohlensäure kommt. Das Gegenteil wäre schal.» Nein, schal ist dieses Bier gar nicht: «Stilnähe recht genau» wird angekreuzt – und dann zusammenzählen für den Gesamteindruck: 24 Punkte. Möglich wären 45.
Auf den Tischen überall Körbchen mit Brotwürfeln, wie beim Degustieren von Wein. «Es ist schwieriger, Bier zu degustieren als Wein», sagt Urs Meier, «denn das Bier kann man nicht einfach ausspucken, weil man sonst die Rezenz nicht mehr spürt.» Die, wenn auch kleinen, Gläser zur Gänze leeren darf man allerdings auch nicht, denn sonst …

**Steuern zahlt, wer Bier verkauft**
Während im Saal des Hotels Promenade die rund dreissig Personen – ganz wenige Frauen sind da – die besten drei Biere in jeder der acht Kategorien erküren, unterhalten wir uns im Nebenraum, wo der von den Teilnehmenden selbst gebraute Gerstensaft in mehreren Kühlschränken lagert, mit Rolf Gnädinger. Natürlich braut er, von Beruf Finanzer, auch selber. «Wir verkaufen auch von unserm Bier», sagt er, «im Party-Service-Stil.» Auf diese Verkäufe ist eine Biersteuer – es gilt die Selbstdeklaration – zu entrichten, sie beträgt 10 bis 20 Rappen pro Liter. «Wie kamen Sie zu Ihrem Hobby?» Zuerst sei die Freude am Bier gewesen, sagt Rolf Gnädinger, und dann sei er «aus Zufall» bei einem Anlass auf ein Buch gestossen und habe es versucht. Hopfen, Malz, Hefe, Wasser braucht man. Kaufen können die Hobbybrauer die Zutaten bei Anbietern, die sich auf diesen Markt spezialisiert haben.

**Wer braut, braucht Zeit**
«Und wieso brauen Sie selber?» – «Wieso macht man eigene Gomfi?», fragt Beat Joss zurück. «Es macht Spass», sagt er. Seine Frau ist auch anwesend. «Ich habe durch meinen Mann gelernt, das Bier zu lieben», sagt sie. «Mir genügt es, beim Brauen zu helfen.» Christoph Eichenberger gar kam erst über das Brauen zum Biertrinken. Es gibt eben unter den Mitgliedern der Swiss Homebrewing Society viele Tüftler. Wie hatte Urs Meier gesagt? «Aus den gleichen Ausgangsstoffen kann ich, je nach ihrer Behandlung, ganz unterschiedliche Biere brauen.» Und obwohl man, so Beat Joss, «ein Einsteiger-Set für 150 Franken» bekommt, sollte gut überlegen, wer sich eins anschafft, denn die Arbeit ist sehr zeitaufwendig. Ueli Schläpfer, der Präsident der Swiss Homebrewing Society, ein Mann mit exorbitant gezwirbeltem Schnurrbart, dessen Enden auf beiden Seiten steil nach oben stehen, hat denn auch – er ist Offsetdrucker von Beruf – kein anderes Hobby. Klar könne man, während das Bier koche, im Garten etwas erledigen, aber: «Ein Sud gibt mehrere Stunden, ein Doppelsud fast einen Tag Arbeit.» Einige ziehen das Bier in Flaschen ab – «weil es einfacher ist» –, andere bevorzugen Fässer.

**Eine Urkunde für die Besten**
«Was bekommt der Sieger?» Rolf Gnädiger wiegelt ab: «Es gibt heute keinen Pokal für die Besten, sondern eine Urkunde. Wichtiger für uns ist der Austausch von Erfahrungen und sind die persönlichen Begegnungen.»

#Allgemeines

13. April 2010 | Wirte versuchen, das Rauchverbot zu umgehen

Schaffhauser Nachrichten
Jan Hudec

Ein Verbot macht erfinderisch. Ab 1. Mai darf in Bars und Restaurants nicht mehr geraucht werden, und das in der ganzen Schweiz. Viele Wirte freut das wenig, in Basel, wo ein besonders strenges Verbot gilt, haben sie jedoch eine vermeintliche Gesetzeslücke entdeckt. Über 100 Gastronomiebetriebe haben sich dort zum Verein «Fümoar» zusammengeschlossen. Die Gäste können sich für zehn Franken einen Mitgliederausweis kaufen und verzichten mit ihrer Unterschrift auf den Schutz vor dem Passivrauchen. Kurz: Die Mitglieder können in den 100 Lokalen weiterqualmen.
Wäre ein solcher Raucherverein auch in Schaffhausen möglich? «Wir haben natürlich auch davon gehört», sagt Max Reiner, Präsident von Gastro Schaffhausen, «aber wir wissen nicht, ob das toleriert würde.» Rechtlich steht die Fümoar-Lösung tatsächlich auf wackeligen Beinen. Auch die Basler Regierung hat ihre Zweifel angemeldet. Denn das Bundesgesetz schreibt vor, dass nicht mehr als zwei Personen in verrauchten Räumen arbeiten dürfen. In Schaffhausen will man daher abwarten, wie sich die Situation in Basel entwickelt, sagt Reiner. «Wenn das Modell aber funktionieren sollte, könnte ich mir vorstellen, dass sich auch in Schaffhausen ein solcher Verein bildet.» Allerdings hätten sich die Schaffhauser Wirte bereits mit der neuen Situation arrangiert und Schaffhausen habe ja auch ein wenig strengeres Rauchverbot als andere Kantone. So können Lokale mit einer Fläche von unter 80 Quadratmetern eine Bewilligung für ein Raucherlokal beantragen, die übrigen können ein abgeschlossenes Fumoir einbauen. Über 40 Wirte im Kanton haben die Bewilligung für ein Raucherlokal beantragt, weitere zehn Gastronomen wollen ein Fumoir einrichten, wie Beat Hartmeier, Leiter der Gewerbepolizei, erklärt. Dass sich in Schaffhausen ebenfalls ein Verein von Raucherlokalen bildet, lasse das Kantonale Gastgewerbegesetz nicht zu. «Restaurants und Hotels, die öffentlich zugänglich sind, müssen sich in jedem Fall an das Rauchverbot halten», so Hartmeier. Daran ändere auch eine Vereinszugehörigkeit nichts. Das Rauchverbot gelte schliesslich auch für die Klubhäuser der Fussballvereine. Wer sich nicht ans Verbot hält, muss im schlimmsten Fall damit rechnen, dass ihm die Wirtebewilligung entzogen wird, oder es drohen Bussen.

#Allgemeines

9. April 2010 | Ein kleiner Sandstrand, (fast) wie am Meer

Schaffhauser Nachrichten, Weinland
(ga)

In den Sechzigerjahren wurde auch unser Rheinufer kanalisiert. Viel Geld wurde aufgewendet, um den Fluss zu bändigen. Die heutigen Einsichten und Erkenntnisse lehren, dass eine Uferzone möglichst natürlich zu sein hat, damit die Fische ihren Laichplatz finden und Rückzugsgebiete haben, wo sie sich vom Stress erholen können.
Finanziell getragen wurden die Renaturierungsarbeiten bei der Langwieser «Rheinwiese» durch den Ökofonds der städtischen Werke. Wer sich für den Bezug von Clean-Solution-Ökostrom entschieden hat und einen Rappen mehr für das Kilowatt Energie bezahlt, wirkt indirekt an diesen Projekten im Einzugsgebiet des Kraftwerkes mit. Neben der neu gestalteten Uferzone wurden oberhalb des Bunkers zwei Buhnen erstellt. Sie dienen zur Flussregulierung, dazwischen entstehen aber auch Stillwasserzonen ohne Strömung. Diese Buhnen bestehen aus Steinen und Pflanzenmaterial: Wurzelstöcke und Äste wurden zusammengebunden und mit Gewichten im Rhein versenkt. Damit die Badegäste zu den Ruhezonen genügend Abstand halten, wird zur Kennzeichnung der Stelle noch eine Tafel angebracht werden. Wo die Möglichkeit bestand, wurden bereits andere Uferzonen durch die Schaffhauser Kraftwerke AG naturgetreu saniert. So zum Beispiel im Bereich der «Inner Gründen» in Flurlingen (die SN berichteten). Fast nicht möglich sind solche Sanierungen am Rande von Wohngebieten, da die meisten Privatanstösser damit nicht einverstanden wären. So wird die Uferzone in Feuerthalen und der Stadt Schaffhausen nicht verändert werden können. Die Badegäste dürfen sich bereits jetzt auf die Saison freuen, denn anstelle der glitschigen Steine und Treppen zeigt sich eine sanft abfallende Uferpartie aus Kies, und ein kleiner Sandstrand lädt zum Träumen ein.

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9. April 2010 | «Wir halten uns an das Bundesrecht»

Schaffhauser Nachrichten, Nachgefragt
Walter Joos

Die Vertreter der Gastronomie loben in der jüngsten Ausgabe ihres Verbandsorgans die pragmatische Haltung der Thurgauer Behörden bezüglich der am 1. Mai in Kraft tretenden Bestimmungen zum Schutz der Nichtraucher.

*Herr Hartmann, wie verhalten sich die Behörden im Kanton Schaffhausen in Sachen Schutz vor dem Passivrauchen?*
Beat Hartmann: Wir halten uns an das Bundesrecht. Der Regierungsrat hat die zur Umsetzung des neuen Bundesrechts nötigen Anpassungen in der geltenden Gastgewerbeverordnung vorgenommen. Die kantonalen Vorschriften enthalten – mit Ausnahme der Meldepflicht von Raucherräumen als Ordnungsvorschrift – im Vergleich zum Bundesrecht keine schärferen Bestimmungen.

3Gilt das auch bezüglich der Anforderungen an die Lüftungen der Fumoirs?*
Hartmann: Hier gibt es die vom Verband der Schweizerischen Lebensmittelinspektoren ausgearbeiteten Richt-linien. Die haben allerdings lediglich empfehlenden Charakter.

*Heisst das, dass – wie im Thurgau – das Vorhandensein eines Fensters zur Lüftung eines Fumoirs genügt?*
Hartmann: Das ist meines Erachtens eine sehr optimistische Auslegung der neuen Bestimmungen. Aus unserer Sicht muss die vorhandene Lüftung ausreichend Gewähr dafür bieten, dass kein Rauch in die mit einem Rauchverbot belegten Räume dringt. Zudem muss ein Fumoir auch in baulicher Hinsicht klar von den übrigen Gasträumen abgetrennt sein.

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7. April 2010 | Gasthaus Paradies steht demnächst unter neuer Leitung

Schaffhauser Nachrichten, Region
Walter Joos

Im Gasthaus Paradies weht ab sofort ein frischer Wind. Die 2007 von Georg Fischer zur Führung des bekannten Ausflugsrestaurants am Rhein verpflichtete Compass Group hat ihr vertraglich vereinbartes Engagement laut Daniela Corboz, Leiterin Marketing und Kommunikation der international tätigen Gastrounternehmung, am 31. März beendet. Als neue Pächter hat die Stiftung Paradies Jens Hopf und Tabea Melcher verpflichtet. Frank Schaefer wird gleichzeitig neuer Küchenchef. Dies bestätigte Bettina Schmidt, Leiterin der Konzernkommunikation von Georg Fischer, gestern auf Anfrage. Die neuen Wirtsleute haben in den vergangenen sieben Jahren das Restaurant Alpetta oberhalb von Schuls im Engadin geführt und sind nun ab dem 1. Mai dieses Jahres im Gasthaus Paradies präsent. Auch das Catering im Ausbildungszentrum Paradies der Georg Fischer AG ist in Zukunft nicht mehr Sache der Compass Group. Dieses wird in Zukunft von Dorothea Walder, Leiterin des Klostergutes Paradies, in eigener Regie organisiert. Dabei kommen je nach Anlass und dem Wunsch der Teilnehmer verschiedene externe Lieferanten zum Einsatz. Zu den wichtigen Partnern zählen unter anderen Milan Acimovic vom Hotel Bahnhof in Schlatt sowie Albin und Christof von Euw vom Restaurant Gemeindehaus in Beringen.
Keine Änderung erfährt dagegen der Betrieb des Hombergerhauses. Die als Wohlfahrtsbetrieb gegründete Gaststätte an der Ebnatstrasse wird weiterhin von Jörg Gnotke und seinem zur Compass Group gehörenden Team betrieben. Laut Bettina Schmidt laufen zurzeit Gespräche über eine Optimierung des im letzten Jahr in personeller Hinsicht stark reduzierten Betriebes (SN vom 20. November 2009). Für grössere Anlässe werden die Mahlzeiten nicht mehr in der Küche des Hombergerhauses zubereitet, sondern von der Zentrale der Compass Group in Zürich angeliefert. Das gilt auch bezüglich des Caterings auf dem Munot, das in früheren Jahren in der Verantwortung von Walter Reutimann lag. Der Munot-Verein hat gemäss Aussage von Präsident Urs Saxer die 2008 vertraglich vereinbarte Zusammenarbeit mit der Compass Group für die kommende Saison erneuert. Zu den Aufgaben des Dienstleistungsbetriebes gehört neben der Bewirtung der Gäste anlässlich der im Sommer regelmässig stattfindenden Abendunterhaltungen auch die Führung des Munot-Bistros zugunsten der auf den Munot kommenden Touristen. Laut Jörg Gnotke wurde das Bistro auf der Munotzinne bereits über die vergangenen Osterfesttage von den Besuchern frequentiert.

#Allgemeines

3. April 2010 | Das am 1. Mai in Kraft tretende nationale Rauchverbot ist ein Skandal

Schaffhauser Nachrichten, Titelseite
Heinrich Villiger

Der Tabakgenuss wurde immer wieder bekämpft: von Sultanen, Kaisern, Päpsten und anderen Würdenträgern. So erklärte etwa der türkische Sultan Murad IV. (1612–1640) das Rauchen zum Kapitalverbrechen. Trotzdem genoss die Menschheit den Tabak fröhlich weiter, sei es beim Rauchen, beim Kauen, beim Schnupfen oder bei den indianischen Naturvölkern auch als Heilmittel oder bei religiösen Handlungen. Die Hetzkampagnen gegen das Rauchen begannen mit dem Aufkommen der sogenannten NGO, der Nichtregierungsorganisationen, von denen einige Hundert dem Rauchen den Kampf angesagt haben, angeführt von der WHO, der Weltgesundheitsorganisation, über zahlreiche Krebsforschungsinstitute bis hin zu unserer Lungenliga. Alle diese Organisationen leben von staatlichen Zuschüssen und Spenden, und um diesen Geldsegen zu erhalten, sind sie gezwungen, Erfolge nachzuweisen.
Dass Rauchen ungesund ist, be-zweifelt heute niemand. Ebenso wenig bestreitet die Tabakindustrie, dass Rauchen Krebs und andere Krankheiten erzeugen kann. Das steht ja inzwischen aufgedruckt auf allen Packungen von Tabakfabrikaten, das weiss jedes Kind. Und trotzdem rauchen die Menschen weiter, durchaus im Bewusstsein, welche Risiken sie damit eingehen, aber dass sie dafür selbst verantwortlich sind. Das gilt ja nicht nur für den Tabakkonsum, sondern genauso für Alkoholgenuss, Essgewohnheiten, Leistungssport. Um das Ziel der WHO, eine «rauchfreie Gesellschaft» bis zum Jahr 2020, zu erreichen, sind also weitere Massnahmen nötig, und so konzentrieren die Tabakgegner ihre Angriffe heute auf den «Passivrauch», dem angeblich weltweit jährlich nebst sechs Millionen Rauchern nochmals einige Millionen Passivraucher zum Opfer fallen würden. Diese Zahlen entbehren jedoch jeder Grundlage. Es gibt bis heute keine medizinisch eindeutigen Beweise, dass eine Todesursache ausschliesslich dem Passivrauchen zuzuordnen ist – und keinen Totenschein, auf dem steht: Todesursache Passivrauchen. Die WHO hat mit ihrer weltweit in Gang gesetzten Kampagne eine Lawine ausgelöst, was naheliegend ist, denn uns allen liegt die Gesundheit der Menschheit am Herzen. Die WHO verschleiert damit jedoch ihre Ineffizienz in anderen Bereichen wie Kindersterblichkeit in den Entwicklungsländern, Hungersnöten, Seuchenbekämpfung sowie nicht annähernd ausreichender ärztlicher Versorgung in den Ländern der Dritten Welt und so weiter. Nichtsdestotrotz übt die WHO einen enormen Druck in Sachen Bekämpfung des Tabakgenusses insbesondere auf die Mitgliedsländer der EU aus und damit indirekt auch auf die Schweiz, weil sich die Schweiz bekanntlich bemüht, unsere Gesetzgebung EU-kompatibel zu gestalten. Zur Bildung von rauchfreien Zonen liegt etwa eine Empfehlung des Rates der Kommission der Europäischen Gemeinschaft im Umfang von 23 Seiten vor. Dazu gehören selbstredend auch die Rauchverbote, die am 1. Mai in der Schweiz in Kraft treten werden. Leider spricht kein Mensch davon, dass die EU keine Kompetenz bei der Rauchergesetzgebung hat. Es ist nicht nachvollziehbar, dass der Staat durch die gesetzlichen Rauchverbote in der Gastronomie das Hausrecht des Gastronomen aushebelt. Jeder Gastronom – und das gilt sinngemäss auch für die Händler von Tabakwaren – muss selbst entscheiden dürfen, ob er sein Lokal als Raucher- oder als Nichtraucherbetrieb führen will. In Bereichen, wo der freie Wettbewerb spielen kann, hat der Staat nichts verloren. Der zunehmenden Bevormundung des erwachsenen Bürgers ist ein Ende zu setzen. Das hat nichts mehr mit Gesundheitsschutz zu tun, sondern ist staatliche Willkür. Deshalb unterstützen wir die Volksinitiative der IG Freie Schweizer Wirte gegen das nationale Rauchverbot.

Heinrich Villiger ist Zigarrenfabrikant.

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31. März 2010 | Ein Puppenspiel mit Nazifiguren

Schaffhauser Nachrichten, Stadt Schaffhausen
Simon Brühlmann

Eine gewisse Neugier erschien berechtigt: Was wird uns hier erwarten? Schon vorab war bekannt, dass das Stück «Der Schicklgruber» die letzten Tage Adolf Hitlers zum Thema hatte, welche auch den Inhalt des deutschen Kinofilms «Der Untergang» gebildet hatten. Doch nun wollte Neville Tranters «Stuffed Puppet Theatre» diese abgründigen Szenen mit Handpuppen darbieten – und obendrein auch noch in englischer Sprache. Kann das gut gehen?
Tranter ist einer der grossen internationalen Meister des Puppentheaters, und so hatte er das Publikum bereits in seinen Bann gezogen, noch ehe die Aufführung richtig begann. Als er sich (in seiner Uniform als Hitlers Adjudant) stumm auf die Bühne stellt, wird es still im Publikum. Tranter braucht nicht zu sprechen oder zu gestikulieren, sein Blick allein genügt – sein langes Zaudern, bevor der Puppenspieler eine der gruseligen Nazifiguren in die Hände nimmt –, um eine einzigartige Spannung zu erzeugen. Diese Spannung wird an zentralen Stellen durch Bühnenlicht und schauerliche Musik intensiviert; alles genau aufeinander abgestimmt. So gehen beispielsweise das Luftwaffenlied, das Goehring singt, und das «Lied vom Tod» durch Mark und Bein – schauerlich und doch erschreckend schön. Die Musik wird nie zum blossen Beiwerk: Aus den Lautsprechern ist neben kratziger Swingmusik auch eine englische Version von Marlene Dietrichs «Lily Marleen» zu hören. Und beim leitmotivisch eingesetzten «Der Mond ist aufgegangen» betont Tranter die düstere Seite des Liedtextes, die Todesthematik, die man bei diesem Lied oftmals vergisst. Andererseits kommt auch das Heitere nicht zu kurz. Schlag auf Schlag kommen die Zoten, die sich mit Schwerpunkt auf Hitlers Gesundheitsfanatismus und auf «Fröilein» Brauns Geilheit (infolge Hitlers sexuellen Desinteresses) konzentrieren. Das ist manchmal köstlich, doch häufig steht die Klischiertheit des Skripts hinter der Subtilität von Tranters Ausdrucksmöglichkeiten zurück. «You piece of Scheisse!» beschimpft Hitler etwa Goehring. Kaum subtiler ist bei an- derer Gelegenheit Goehring selbst: «I have to drop my Lombs!», er müsse nun dringend kacken. Insgesamt waren die Zuschauer hell begeistert. Tranter und das perfekt eingespielte Team im Hintergrund: Sie hatten den herzhaften Applaus verdient. Dass Tranters «Stuffed Puppet Theatre» die Schaffhauser überhaupt mit einer Aufführung beehrte, ist übrigens die Leistung der Organisatoren vom Theater «Schauwerk» – dies sei hiermit verdankt.

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29. März 2010 | AH-Stamm am 9.4.2010 anstatt 2.4.2010

Wegen Karfreitag findet der AH-Stamm im April nicht am 2.4.10 statt. Er wird um 1 Woche verschoben: **Aprilstamm am 9. 4. 2010**

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23. März 2010 | Über die Tragik und den Showmaster in Gelb

Schaffhauser Bock
Jurga Ruesch

Der Australier Neville Tranter verbreitete mit «Schicklgruber alias Hitler» mit teils makabren Dialogen und ausdrucksstarkem Spiel Gänsehaut und brachte die erstarrten Gemüter der Zuschauer dann doch immer wieder zum Lachen. Worüber wurde gelacht? Der Galgenhumor gepaart mit starker schauspielerischer Leistung über die geschichtlichen Ereignisse, die alles andere als erfreulich waren, gewannen am Ende an aussagestarken Botschaften, in dem jeder einzelne Charakter mit den eigenen Ängsten im Angesicht des nahenden Todes konfrontiert wurde. Neville Tranter gründete das Stuffed Puppet Theatre 1976 in Australien. Nachdem er 1978 am Festival of Fools in Amsterdam aufgetreten war, übersiedelte er in die Niederlande, wo er seither sein Puppentheater für Erwachsene weiterentwickelt hat. Mittels teilweise lebensgrosser, sprechender Puppen konfrontiert er sein Publikum mit dessen ureigenen Ängsten und Träumen, Bedürfnissen und Wünschen auf eigenartig grausame und erbarmungslose, zugleich aber auch poetische Weise. Tatort: Berlin, der 20. April 1945. Man ist bemüht, im dunklen und dreckigen Bunker den 56. Geburtstag von Adolf Hitler mit viel Speis und Trank zu feiern. Die Telefonverbindungen fallen aus. Draussen tobt der Krieg. Schüsse im Hintergrund. Hitler geht früh zu Bett und ärgert sich, dass auf der Geburtstagtorte nur eine Kerze brennt. Das Ende naht und diese Tatsache, dass die Zeit der Nazis vorbei ist, ist allen Beteiligten bewusst. Das Zyankali steht schon bereit.

**Der Tod unterbricht die Dialoge**
Genau das ist der Moment, als Neville Tranter mit seinen Puppen die Atmos-phäre zu hinterfragen beginnt. Ein unerträgliches Schweigen auf der Bühne, eine Kerze wird angezündet, Drapierungen werden von den Puppen entfernt. «It’s just not fair», protestiert die Puppe, die Rolle von Adolf Hitler zu übernehmen. Lieber möchte sie die Rolle des Joseph Goebbels oder Eva Braun spielen. «Ich bin ein Profi», sagt sie schlussendlich und bekommt den Adolf-Hitler-Schnauz. Neville Tranter schlüpft in die Rolle von Hitlers Adjutanten Heinz Linge. Der Showmaster in Gelb, der Tod, unterbricht mit seinen Auftritten immer wieder die Dialoge in dem er «it’s magic time!» ruft. Der Tod versucht einen Vogel aus dem Hut zu zaubern und am Ende zieht er einen Pleitegeier heraus. Joseph Goebbels und Eva Braun unterhalten sich über Trivialitäten, der kleine Helmut Goebbels kommentiert das Lied «Der Mond ist aufgegangen» und schenkt seinem Vater keine Aufmerksamkeit. Eva Braun wünscht sich Kinder. Sie hat ein Hochzeitskleid an. Hermann Göring singt vor Freude, weil er die Gunst des Führers wiedererlangt hat.

**Kein Mitleid mit den Charakteren**
Hitler begegnet dem Tod. Der kleine Helmut träumt, er sei gestorben und erwacht voller Angst. Joseph Goebbels versucht den Führer zu überzeugen, dass er noch einmal zum Volk spricht. Aber Hitler schweigt. Eva Braun hat ihr Ziel erreicht. Sie ist Frau Hitler. Heinz Linge erhält den Auftrag, die sechs Kinder von Goebbels zu töten. Eva Braun und Joseph Goebbels sterben. Hitler und der Tod unterhalten sich. «Gott ist tot» sagt der Tod und lässt Parallelen zu Nietzsches berühmtem Zitat erahnen. Adolf Hitler will nicht sterben, worauf der Tod sagt: «I know the feeling.» Das Lachen bleibt buchstäblich im Hals stecken. Die gespielten Szenen sind beängstigend real. Das Innere der Rollen wird mit sämtlichen Abscheulichkeiten nach aussen gekehrt. Man empfindet kein Mitleid mit den Charakteren und wenn man lacht, dann nur, um das eigene Gleichgewicht wieder ins Lot zu bringen. Die Bilder haben sich auf die Netzhaut gebrannt und genau dies macht dieses Schauspiel so unvergesslich. Der Tod und die Gier nach Leben, begleitet von der Hoffnungslosigkeit, Absurdität mit Galgenhumor gepaart bleiben den Zuschauern noch lange präsent.


Neville Tranter spielt die Figuren Hermann Göring und Adolf Hitler.

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19. März 2010 | Nicht immer wieder die Steinzeit zum Auftakt

Schaffhauser Nachrichten, Region
Erwin Künzi

Vor rund drei Wochen trafen sich ehemalige Maturandinnen und Maturanden auf Einladung der Kantonsschule, um davon zu berichten, wie sie das in Schaffhausen erworbene Wissen an den Hochschulen anwenden können. Dabei gab es auch Kritik, etwa zum Fach Geschichte: «Wir beginnen in der Primarschule, in der Sek und in der Kanti mit der Steinzeit – aber nie haben wir eingehend Schweizer Geschichte», liess sich ein Ex-Kantischüler in den SN zitieren (siehe SN vom 1. März). Diese Äusserung sorgte in der Fachschaft Geschichte der Kantonsschule für Aufruhr. Es sei eben genau nicht so, dass auf jeder Schulstufe Geschichte unterrichtet werde ohne Rücksicht darauf, was voranging, erklärten Hans-Ruedi Dütsch und Markus Kübler, die beide an der Kantonsschule Geschichte unterrichten, gegenüber den SN.

**Verbindliche Lehrpläne**
Diese Aussage untermauerten sie mit folgenden Fakten: Seit drei Jahren gibt es für die Sekundarschule im Fach Mensch+Mitwelt, in das die Geschichte integriert ist, einen verbindlichen Lehrplan (siehe auch Kasten auf dieser Seite). Die Kantonsschule selber, beziehungsweise ihre Fachschaft Geschichte, hat 2004 den Lehrplan angepasst. Geschichte, genauer das Fach «Geschichte und Staatskunde», wird an der Kantonsschule je nach Ausbildungsprofil während zweier bis dreier Lektionen pro Woche unterrichtet. Ab der dritten Klasse kommt das Ergänzungsfach «Geschichte der Antike» mit drei Lektionen pro Woche dazu, und ab der vierten Klasse wird zusätzlich das kantonale Wahlfach «Geschichte und Staatskunde» mit zwei Lektionen pro Woche angeboten. «Diese beiden Lektionen können genutzt werden, um aktuelle Themen, etwa beim Nahostkonflikt, zu erörtern», sagte Hans-Ruedi Dütsch. Um einen möglichst nahtlosen Übergang von der Sekundarschule zur Kantonsschule zu gewährleisten, finden seit zwei Jahren zwischen den Fachlehrpersonen der beiden Schulstufen Schnittstellengespräche statt. In diesen wird besprochen, was die Schülerinnen und Schüler in der Sekundarschule im Fach Geschichte tatsächlich durchgenommen haben und was sie mit der entsprechenden Hilfe nach dem Übertritt in die Kantonsschule wieder abrufen können. Dabei zeigte sich, dass die kleine Anzahl an Geschichtsstunden in der Sekundarschule ein Problem ist und dass es Wiederholungen braucht.

**Warm-up-Blätter**
Aus diesem Grund hat die Fachschaft Geschichte sogenannte Warm-up-Blätter entwickelt. Mit diesen kann der Stoff aus der Sekundarschule aufgefrischt werden, und der folgende Unterricht knüpft daran an. Bis jetzt gibt es solche Blätter zu den Themen «Entdeckungen und Eroberungen», «Absolutismus», «Absolutismus und Aufklärung» sowie «Die Reformation». Das Blatt wird in einer Lektion durchgearbeitet, mit einem kleinen Test zum Schluss, in dem die Schülerinnen und Schüler erklären müssen, ob Feststellungen wie «Mission bedeutet das Schicken von Waren in fremde Länder» und «Hölle und Fegefeuer sind eigentlich dasselbe» richtig oder falsch sind. Geplant sind insgesamt acht solcher Blätter, deren Inhalt mit den Sekundarlehrkräften abgesprochen ist. Diese haben in einer Umfrage im letzten Herbst übrigens einstimmig erklärt, dass sie die Verbindlichkeit der zu erarbeitenden Grundlagen, eben diese Warm-up-Blätter, respektieren. Die Gespräche zwischen den beiden Stufen gehen weiter, und bereits ist geplant, am 2. und 3. Juli im Rahmen einer Tagung gemeinsam weitere Blätter zu entwickeln.

**Als Maturaarbeit beliebt**
Aber auch zwischen den unteren Stufen wird koordiniert: Als der Lehrplan für die Sekundarstufe eingeführt wurde, nahm man Rücksicht auf den Stoff, der in der Primarstufe vermittelt wird. «Es stimmt deshalb nicht, dass die Linke nicht weiss, was die Rechte tut», erklärte Markus Kübler. Und an der Zukunft des Geschichtsunterrichts wird auch schon gebaut: Künftig sollen den Lernenden Kompetenzen vermittelt werden, die ihnen ein selbständiges Arbeiten ermöglichen; die Fachschaft Geschichte arbeitet am entsprechenden Lehrplan für die Kantonsschule, aber «dass es dann auch stimmt, braucht Zeit», gab Markus Kübler zu bedenken. Die Kantischülerinnen und -schüler werden es zu schätzen wissen: Das Fach Geschichte ist beliebt und liegt bei den Maturaarbeiten zusammen mit der Biologie an der Spitze.

**Geschichtsunterricht Die Fakten**
Primarschule Geschichte innerhalb des Faches Mensch+Mitwelt während neun Jahren. Start in der 1.Klasse mit dem Thema «Zeit», Abschluss in der 9. Klasse mit dem Zweiten Weltkrieg und der Nachkriegszeit. Sekundarschule Geschichte innerhalb des Faches Mensch+Mitwelt während dreier Jahre. Start in der 1.Klasse mit den Themen historische Quellen, Entdeckungen, Aufklärung und Französische Revolu- tion bis zur 3. Klasse mit Zweitem Weltkrieg und der Nachkriegszeit. Kantonsschule Geschichte als «Geschichte und Staatskunde» während vier Jahren. Start in der 1. Klasse mit einem Epochenüberblick und unter anderem Refor-mation und Absolutismus, bis zur 4. Klasse mit unter anderem dem Zweiten Weltkrieg, Dritte-Welt-Konflikten und EU. Ab 3. Klasse Ergänzungsfach Geschichte der Antike, ab 4. Klasse zusätzlich zwei Lektionen «Geschichte und Staatskunde» als kantonales Wahlfach.

#Allgemeines

17. März 2010 | Strengere Regeln für aktive Raucher

Schaffhauser Nachrichten
Walter Joos

Am 1. Mai 2010 treten die auf der nationalen Ebene erlassenen Bestimmungen zum Schutz der Bevölkerung vor dem sogenannten Passivrauchen in Kraft. Das neue Bundesrecht hat zum Ziel, die Bevölkerung vor den schäd- lichen Auswirkungen des Passivrauchens zu schützen. Der Regierungsrat hat in den vergangenen Monaten die zur Umsetzung des neuen Bundesrechts nötigen Anpassungen in der geltenden Gastgewerbeverordnung vorgenommen und am letzten Freitag im Amtsblatt publiziert. Die kantonalen Vorschriften enthalten – mit Ausnahme der Meldepflicht von Raucherräumen – laut einer Mitteilung des Departementes des Innern keinerlei über das Bundesrecht hinaus gehende schärfere Bestimmungen.

**Rauchverbot am Arbeitsplatz**
Von den neuen Vorschriften sind sowohl die bestehenden Gastronomiebetriebe als auch alle übrigen geschlossenen Räume, die mehreren Personen dauernd oder vorübergehend als Arbeitsplatz dienen, betroffen. Hier darf ab dem 1. Mai grundsätzlich nicht mehr geraucht werden. Das Rauchverbot gilt insbesondere in Schalterräumen, Gängen, Cafeterias, Kantinen und Sitzungszimmern. Ebenfalls rauchfrei sind ab dem genannten Datum alle geschlossenen Räume, die öffentlich zugänglich sind. Dazu zählen zum Beispiel Spitäler, Heime, Schulen, Kinos, Museen, Einkaufszentren, Sportanlagen und selbstverständlich sämtliche Fahrzeuge des öffentlichen Verkehrs sowie alle Restaurants. Bezüglich der möglichen Ausnahmen wurden für Gastronomiebetriebe besondere Auflagen erlassen (siehe Kasten).

**15 Gesuche für Raucherlokale**
Wie Beat Hartmann als Leiter der Gewerbepolizei des Kantons Schaffhausen gestern auf Anfrage erklärte, liegen zurzeit ein gutes Dutzend Gesuche aus den verschiedensten Gemeinden zur Führung eines Raucherlokals vor. Wer die Voraussetzungen erfüllt, erhält vom Departement des Innern eine entsprechende Bewilligung. Für die Gesuchsteller besteht allerdings ein gewisses Risiko, dass die Vorschriften über das Passivrauchen innerhalb von drei bis vier Jahren aufgrund einer von der Lungenliga unter dem Titel «Ja zum Schutz vor dem Passivrauchen für alle» lancierten Volksinitiative weiter verschärft wird. Investitionen in besonders leistungsfähige Lüftungsanlagen sowie andere Aufwendungen zum Betrieb eines Raucherlokals sind aufgrund der möglichen weiteren Entwicklung an der Gesetzesfront nach Möglichkeit innerhalb weniger Jahre zu amortisieren.

**Wenig Meldungen für ein Fumoir**
Für die Inhaber von grösseren Gastwirtschaftsbetrieben besteht gemäss den neuen Vorschriften die Möglichkeit, bestimmte Räume als sogenanntes Fumoir zu betreiben. Dieses muss durch feste Elemente von den anderen Räumen auf dichte Weise abgetrennt sein und über eine selbsttätig schliessende Tür verfügen. Das Fumoir darf ausserdem nicht als Durchgang zu anderen Räumen dienen und höchstens einen Drittel der Gesamtfläche aller Ausschankräume aufweisen. Das Fumoir darf ferner den Gästen nicht länger zugänglich sein als die übrigen Schankräume und muss bei jedem Eingang gut sichtbar als solches gekennzeichnet sein. Mit Ausnahme von Raucherwaren dürfen dort zudem keine Leistungen, Produkte, Dienstleistungen und Unterhaltungsmöglichkeiten angeboten werden, die im übrigen Betrieb nicht erhältlich sind. Meldungen über den Betrieb eines Fumoirs liegen bei den Behörden zurzeit lediglich zwei vor.


**Raucherlokale Ausnahmeregelung mit einer ganzen Reihe von besonderen Voraussetzungen**

Wie aus den vom Departement des Innern publizierten Bestimmungen hervorgeht, können einheimische Besitzer von Gastwirtschaftsbetrieben unter Beachtung von bestimmten Voraussetzungen ihr Restaurant auf Gesuch hin als Raucherlokal weiterführen. Dabei darf allerdings die Gesamtfläche aller dem Publikum zugänglichen Räume – dazu zählen neben der eigentlichen Gaststube insbesondere auch alle weiteren Schankräume, Spielbereiche, Foyers, Garderoben, Gänge und Toiletten – die Limite von 80 Quadratmeter nicht übersteigen. Ein Raucherlokal muss über eine ausreichende Belüftung verfügen, die den von der Gesellschaft Schweizerischer Lebensmittelinspektoren erlassenen Vorgaben genügt. In einem Raucherlokal dürfen ferner nur Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer beschäftigt werden, die einer Tätigkeit in einem solchen Betrieb im Arbeitsvertrag ausdrücklich zustimmen. Schwangere Frauen, stillende Mütter und Jugendliche unter 18 Jahren dürfen – unabhängig von einem allfällig vorhandenen Einverständnis – weder in Raucherräumen noch in Raucherlokalen beschäftigt werden. Ein Raucherlokal muss ausserdem bei allen Eingängen von aussen deutlich als solches gekennzeichnet werden. (W. J.)

#Allgemeines

4. März 2010 | Die Rheinuferstrasse dient 2011 wieder als Festplatz

Schaffhauser Nachrichten, Region
(ek)

Noch immer erzählen viele Menschen, die 2001 die 500-Jahr-Feier in Schaffhausen besuchten, von diesem Fest. Dabei findet vor allem die Rheinuferstrasse Erwähnung, die für diesen Anlass gesperrt und in eine Beizenmeile umfunktioniert wurde. Gleiches soll wieder im kommenden Jahr geschehen, und zwar vom 24. bis zum 26. Juni. An diesen drei Tagen findet «Schaffusia 2011» statt, ein Fest für die gesamte Region Schaffhausen, wie das OK schreibt. Dieses ist Ende Januar gegründet worden und wird von Karin Spörli geleitet. Dem OK steht ein Patronatskomitee zur Seite. Diesem gehören von der Regierung Rosmarie Widmer Gysel und Reto Dubach sowie Stadtpräsident Thomas Feurer, Stadtrat Peter Käppler, der Steiner Stadtpräsident Franz Hostettmann, Hanspeter Kern, Gemeindepräsident von Buchberg, und Giorgio Behr, Bernhard Klauser, André Müller und der Kulturbeauftragte der Stadt Schaffhausen, Jens Lampater, an.
Das OK hat auch schon einige Ideen für das Fest, das das Salz zum Thema hat und unter dem Motto «Das Salz im kleinen Paradies» steht, entwickelt: Neben einem umfangreichen Programm auf der Rheinuferstrasse soll am 24. Juni auf dem Fronwagplatz ein Erkersingen mit verschiedenen Tenören stattfinden. Dazu gibt es ein grosses Feuerwerk, und am Samstag wird auf dem Herrenacker ein Konzert durchgeführt. Am Fest sollen Vereine, Gruppierungen, Gastrobetriebe und Marktfahrer aus der ganzen Region mitmachen. Sie sollen bis Mitte April angeschrieben werden. Beteiligt ist auch der Verein Agglomeration Schaffhausen. Fest steht auch, dass das Unterstadtfest Teil von «Schaffusia 2011» sein wird und dass weitere «Schaffusia»-Feste immer ein Thema haben sollen. «Die verantwortlichen Gremien freuen sich sehr, eine einmalige und mit der Region Schaffhausen verbundene Veranstaltung realisieren zu können», so das OK.

#Allgemeines

1. März 2010 | Alumni: «Bitte mehr Selbständigkeit!»

Schaffhauser Nachrichten
Anna Rosenwasser

«Ehemalige Zöglinge» ist in etwa die Übersetzung für Alumni. Etwas verloren warteten sie auf Einlass, die Zöglinge des Maturajahrganges 2008. Viele von ihnen waren zuvor am jährlichen Besuchstag der Kantonsschule gewesen. Neu war dabei das anschliessende Ehemaligentreffen in der Mensa. Schon im November hatte die Kantonsschule alle Maturanden vom vorletzten Jahr zu einem «Gedankenaustausch bei einem Apéro riche» eingeladen. Die Kanti sei interessiert daran, wie es ihnen mit ihrem Rucksack an Wissen ergangen sei, hiess es im Schreiben. Rund 25 Prozent der 160 Ex-Maturanden folgten am vergangenen Samstag dieser neuartigen Einladung.
Mit ihren Rucksäcken voll Reisen, Arbeitserfahrung und Uni-Leben setzten sich die Alumni sogleich klassenweise zusammen. Leicht nostalgisch plauderten sie bei Apfelschorle und Fleischhäppchen. Urs Saxer begrüsste die Maturanden. «Der Drang ins Gymnasium ist nach wie vor ungebrochen», nahm der Rektor gleich vorweg. Dennoch wolle die Kantonsschule an sich arbeiten. Erst kürzlich seien zwei gewichtige Studien zu der Verkürzung auf vier Jahre erschienen. Diese Untersuchungen, zusammen mit Rückmeldungen von Professoren, malten allerdings kein gutes Bild der Kantonsschulabgänger: Das selbständige Arbeiten und die schriftliche Ausdrucksfähigkeit seien unzureichend. Die Schulleitung der Kantonsschule Schaffhausen hat diese Ergebnisse eingehend diskutiert. «Wir wollen nicht auf die Politiker warten», hielt Saxer fest. Deshalb wird dem Erziehungsdepartement in Bälde ein Bericht über die Verbesserungsmassnahmen vorgelegt. Hier kommen die Alumni ins Spiel: Denn wer kann die Kanti besser bewerten als diejenigen, die dort vier Schülerjahre durchlebt haben? Nach einer kurzen Präsentation der wichtigsten Verbesserungsvorschläge waren die Ex-Schüler selbst am Zug. Sie sollten besprechen, was ihnen im Nachhinein in der Kantonsschule am wertvollsten schien – und welche Fächer und Kompetenzen ihrer Ansicht nach fehlten. Die Plauderstimmung mündete in ernsthafte Diskussionen, deren Ergebnisse auf die Papiertischtücher geschrieben wurden. Saxer notierte anschliessend die Punkte, die die Klassen für die wichtigsten hielten. Dabei zeigten sich die Prioritäten der Ehemaligen: Studierende forderten vor allem mehr Selbständigkeit, viele Abgänger zusätzliche Inhalte wie Statistik. Vor allem dem Englisch wurde viel Bedeutung beigemessen. Markus Gut bemängelte den Geschichtsunterricht: «Wir beginnen in der Primarschule, in der Sek und in der Kanti mit der Steinzeit – aber nie haben wir eingehend Schweizer Geschichte!», monierte der ehemalige Schüler. Nicht selten deckte sich die Kritik der Alumni auch mit den Vorschlägen vonseiten der Schule. Geplant ist nach dem ersten Ehemaligentreffen nun ein jährliches Wiedersehen der Abschlussklassen, etwa bei einem Nachtessen mit einem Lehrer. Diese Art der Rückmeldung hiess der Grossteil der Anwesenden gut. Die Tafel, an denen Saxer die Vorschläge seiner ehemaligen Zöglinge notiert hatte, fotografierte der Rektor sorgfältig ab. Das Ergebnis wird er dem Erziehungsdepartement zusammen mit dem Bericht präsentieren. Die Alumni indes entliess er wieder – nach einer Diskussionsrunde, die so reich war wie ihr Apéro.


**«Die Erwartungen wurden erfüllt»**

Kantonsschulrektor Urs Saxer äusserte sich nachstehend zur Idee der Alumni-Treffen.

*Ist das Treffen so verlaufen, wie Sie es erwartet und sich erhofft hatten?*
Urs Saxer: Ja, ich bin zufrieden! Der anwesende Viertel aller Alumni diskutierte ernsthaft und intensiv. Dementsprechend kamen klare und aussagekräftige Rückmeldungen. Die Erwartungen sind also durchaus erfüllt.

*Wie kam es zu den Alumni-Treffen?*
Saxer: In der Öffentlichkeit findet eine Diskussion über die Qualität der Gymnasien statt. Ehemalige können uns am besten sagen, was das angeeignete Wissen gebracht hat – und direkte Gespräche bringen oft klarere Informationen als der schriftliche Weg!

*Inwiefern werden die Vorschläge der Ehemaligen umgesetzt?*
Saxer: Sie bestärken einige unserer Vorhaben und zeigen uns die Richtung. Was ich bisher nicht in dieser Form gehört habe, ist beispielsweise die Forderung nach mehr Selbständigkeit im Laufe der vier Jahre. Auch die Idee des Lehrer-Feedbacks werde ich, zusammen mit weiteren Punkten, an der Lehrerkonferenz vorstellen. Deshalb wollen wir die Gespräche weiterführen.

Interview Anna Rosenwasser

#Allgemeines

24. Februar 2010 | Grosser Kater bei den Brauereien

Schaffhauser Nachrichten, Wirtschaft
Christian Gurtner

Die Schweizerinnen und Schweizer haben im letzten Jahr nicht besonders tief ins Bierglas geschaut. Unter dem Strich wurden 0,2 Prozent weniger Gerstensaft getrunken als im Vorjahr. Da die Bevölkerung in diesem Zeitraum stark gewachsen ist, ging der Pro-Kopf-Konsum wohl recht deutlich zurück. Wie viele Liter genau Herr und Frau Schweizer im Durchschnitt tranken, ist noch nicht bekannt. «Der Konsum war aber sicher rückläufig», bestätigt Marcel Kreber, Direktor des Schweizer Brauereiverbands.

Für den Rückgang macht Kreber drei Faktoren verantwortlich. Einmal sei das Wetter letztes Jahr zwar teilweise sehr warm, der Sommer aber nicht überragend gewesen. Zudem sei der Effekt der Fussball-EM im eigenen Land, von dem die Bierbrauer im Vorjahr profitiert hätten, weggefallen. Und auch die Wirtschaftskrise habe die Brauereien getroffen. «In der Krise wird zwar nicht unbedingt weniger Bier getrunken, aber es gibt eine Verschiebung hin zu billigerem Bier.» So nahmen die Bierimporte um 7,2 Prozent zu, während die Inlandproduktion um 1,9 Prozent schrumpfte.

**Carlsberg hängt Heineken ab**
Dass beim Bier nicht richtig zugelangt wurde, spürten auch die Platzhirsche auf dem hiesigen Biermarkt. Vor allem der Nummer zwei, dem holländischen Heineken-Konzern, schwammen die Felle davon. Besser lief es Branchenführer Carlsberg. Feldschlösschen, die Schweizer Tochter der dänischen Firma, konnte ihren Marktanteil erneut steigern (von 42 auf 44 Prozent) und so auch den Umsatz erhöhen. Die führende Brauerei der Schweiz verdiente mit dem Bierverkauf im letzten Jahr deutlich mehr Geld. Ein wichtiger Grund für das Umsatzplus von 3,6 Prozent bei Feldschlösschen ist jedoch die Integration der Biermarken «1664» und «Kronenbourg», die Anfang des letzten Jahres im Zuge der Übernahme von Scottish & Newcastle durch Carlsberg zur Gruppe stiessen. Lässt man diese Übernahme ausser Acht, hat die Firma, die in Rheinfelden, Freiburg und Sitten Bier braut, um 2,0 Prozent zugelegt. Weltweit konnte Carlsberg klar mehr Bier verkaufen. Weil sich der Durchschnittspreis der verkauften Biere verringerte, ging der Umsatz aber zurück. Heineken büsste in der Schweiz derweil 4,4 Prozent des Umsatzes ein. Dank Kosteneinsparungen und eines besseren Produktemixes sei der Gewinn aber gestiegen, gibt der Konzern an, ohne genaue Zahlen mitzuteilen. Zu Heineken Switzerland gehören die Marken Haldengut, Calanda, Ittinger Klosterbräu und seit dem Jahr 2008 die Brauerei Eichhof, deren Integration im vergangenen Jahr abgeschlossen wurde. Betrachtet man den Weltmarkt, konnte Heineken den Umsatz steigern, obwohl der Konzern weniger Bier verkaufte. Heineken widerfuhr also genau das Gegenteil von dem, was Carlsberg passierte.

**Angst vor dem Alkoholgesetz**
Was die Zukunft angeht, sind die beiden Bierriesen skeptisch. Bei Heineken rechnet man mit einem rückläufigen Bierkonsum in der Schweiz. Auch Feldschlösschen ist für das laufende Jahr zurückhaltend. Und mittelfristig drohten mit dem neuen Alkoholgesetz «weitere unnötige Regulierungen», schreibt die Brauerei in einer Mitteilung. Das Gesetz, das frühestens 2013 in Kraft tritt, befindet sich zurzeit in der Vernehmlassung. Der Bundesrat will damit die Schaffung rechtlicher Grundlagen für gezielte Massnahmen gegen Billigstangebote sowie für zeitlich und örtlich limitierte Alkoholverbote abklären.

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18. Februar 2010 | Abwechslungsreiche Präsentationen

Schaffhauser Nachrichten, Stadt Schaffhausen
Fabienne Meister

Endlich hat das Warten ein Ende. Die Schüler arbeiten seit einem Jahr an ihren Abschlussarbeiten und dürfen diese seit gestern präsentieren. In ihren Präsentationen stellen sie ihr angesammeltes Wissen über ein frei gewähltes Thema der Öffentlichkeit vor. Gemäss Thomas Stamm, einem der drei Prorektoren an der Kantonsschule Schaffhausen, wählten die Schüler am häufigsten Themen aus den Bereichen Geschichte, Geografie, Biologie und Bildnerischems Gestalten. Es gebe jedoch keinen Trend, wie etwa eine auffällige Zahl an Arbeiten über die Wirtschaftskrise. Im Gegenteil, er freut sich über die Vielfalt der Themen der Arbeiten mit einem Umfang zwischen 30 und 50 Seiten. «Naturwissenschaftliche Theorien und historische Analysen sind aber hoch im Kurs», so Stamm. Häufig wird ein Arbeitsfeld ausgesucht, das bereits durch ein Hobby, Familienangehörige oder Freunde bekannt ist.
Diese Arbeit wird heute noch mit den Prädikaten sehr gut, gut oder ungenügend bewertet. Sie gilt jedoch nur bei den Prädikaten sehr gut und gut als angenommen. Das Bestehen dieser umfangreichen Arbeiten ist Bedingung, um zur Schlussklausur zugelassen zu werden. «Zukünftig wird diese Aufgabe für die Abschlussanwärter jedoch keine Hürde mehr darstellen», fügt Stamm hinzu. Die eidgenössischen Richtlinien wurden geändert, und das bisherige Prädikat wird durch Noten ersetzt. Sollten diese dann ungenügend sein, so hat der Schüler die Möglichkeit, diese mit anderen Fächern doppelt zu kompensieren. Die Präsentationen der Maturaarbeiten wie auch selbständigen Arbeiten der Fachmittelschule Schaffhausen sind für die Öffentlichkeit zugänglich. Auf der Internetseite der Kantonsschule sind alle Daten für die Präsentationen vermerkt. Als Abschluss findet die Prämierungsveranstaltung mit ausgewählten Arbeiten am 27. Mai um 19.00 Uhr in der Aula der Kantonsschule statt.

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20. Januar 2010 | Sache … Sächeli

Schaffhauser Nachrichten

Am Montag konnte die Senioren-Uni mit einem ganz besonderen Gast aufwarten, nämlich Eugen Haltiner, Verwaltungsratspräsident der Finma. Ein besonderer Gast will auch besonders angekündigt sein. Dies übernahm alt Stadtpräsident Marcel Wenger, der ans Publikum gerichtet gleich zu Beginn meinte: «Warum schauen Sie überhaupt noch die Arena? Die Senioren-Uni ist viel aktueller.» In der Folge erinnerte er an seine gemeinsame Kantonsschulzeit mit Haltiner. «Wir waren damals beide Präsidenten einer Verbindung: er von der Scaphusia und ich von den Munötlern.» In einem gemeinsamen Projekt hätten sie es geschafft, die beiden Verbindungen für kurze Zeit zu fusionieren, allerdings mit gewissen Schwierigkeiten: «Weil wir keinen Alkohol tranken und die Scapher Alkohol trinken mussten.» Gerade deshalb seien auch nicht alle Altherren einverstanden gewesen. «Wir haben uns aber entschieden, diesen Merger als Erfolg zu verkaufen, und es war auch einer», schloss Wenger.