#Allgemeines

20. Mai 2014 | Gelebte rumänische Gastfreundschaft

Schaffhauser Nachrichten
Von Linus Zimmermann und Julian Stoffel

Bahnhof Schaffhausen, vier Uhr morgens, den 22. April. An die 20 müde Gesichter verabschieden sich von ihren Eltern oder Partnern und steigen vollbepackt mit Reisegepäck und Gastgeschenken in einen Reisecar mit dem Ziel Flughafen Stuttgart. Noch glauben nicht alle, dass die lang ersehnte Reise ins Herzen Rumäniens, in die siebenbürgische Kulturstadt Schässburg, begonnen hat.
Man konnte die rumänischen Gäste aus dem Sommer 2013 nicht vergessen, waren diese Tage doch ein grossartiges Erlebnis. Umso mehr freut man sich jetzt, die «alten» rumänischen Bekannten zu treffen und weitere lebensfrohe und offene Gleichaltrige aus Osteuropa in ihrem Heimatland kennenlernen zu dürfen.

**Auch ein Bildungsaustausch**
Der Reise sind einige Vorbereitungstreffen jeweils am Samstagmorgen vorausgegangen, die einerseits eine gewisse Vorfreude verstärkten, uns andererseits das Land und die rumänische Kultur etwas näherbrachten. Dabei wurden wir von unseren Lehrern, selbst erfahrene Rumänienexperten, eingehend über wirtschaftliche, historische und sprachliche Aspekte des Landes informiert. Ganz im Sinne des Reiseprojektes sollte niemand vergessen, dass diese Reise auch ein Bildungsaustausch sein soll, ein Vorwissen also fast Bedingung war. Die neun erlebten Tage in der angeblichen Heimatstadt Draculas ergänzten dieses Vorwissen mit unvergesslichen Erlebnissen und bisher unvergleichlichen Erfahrungen. Von den weitläufigen rumänischen Landzügen und den massiven Karpaten bis zur Unesco-Weltkulturstadt Schässburg, vom Unterrichtsbesuch am örtlichen, deutschsprachigen Josef-Haltrich-Lyzeum bis zur hautnah miterlebten Familienkultur in der Gastfamilie, von der rumänischen Feinkost direkt ab Hof bis zur traditionellen Volksmusik, von der rumänischen Sightseeing-Tour im Traktorenanhänger bis zum Verkehrsmittel Nummer eins des Landes, dem Taxi – in weniger als zwei Wochen erhielten wir einen unglaublich breiten Eindruck eines Landes.

**Riesengrosse Gastfreundschaft**
Rumänien wird oft auch als das Armenhaus Europas bezeichnet, aber trifft dies nach unseren Erfahrungen wirklich zu? Eins liesse dies auf jeden Fall nicht vermuten, nämlich die riesengrosse Gastfreundschaft, mit der wir empfangen und die ganze Woche hindurch mit Köstlichkeiten verpflegt wurden. Vielen von uns gelang es kaum einmal, zum Beispiel ein Taxi selber zu zahlen oder sogar zu offerieren, obwohl dies für uns im Vergleich viel weniger gekostet hätte als für die Rumänen. Allerdings stellte diese Gastfreundschaft für viele Rumänen wohl doch eine grössere Belastung dar, als sie es zugeben wollten. Obwohl Schässburg zu den eher reicheren Gegenden in Rumänien gehört, auch weil die alte Burg vor allem im Sommer viele Touristen anzieht, haben die meisten Familien trotzdem Probleme, mit den meist sehr tiefen Löhnen durchzukommen.

**Kaum Perspektiven**
Die Hoffnung vieler ruht dabei auf ihren Kindern und deren Schulbildung, also auf unseren Gastschwestern und Gastbrüdern. Viele Junge, gerade auch am Josef-Haltrich-Lyzeum, sehen aber kaum Perspektiven in Rumänien und haben deshalb vor, mit ihrem Abitur und ihren Deutschkenntnissen einmal zum Beispiel in Deutschland oder Österreich zu studieren. Für viele liegen die Probleme Rumäniens in der Politik und vor allem bei den vielen korrupten Politikern, die gegen die Abwanderung der Jugendlichen, die eigentlich oft gut gebildet wären, nichts unternehmen wollen. Es gibt nur wenige, die in dieser Situation noch genug Stolz für ihr Land aufbringen können, um dort zu bleiben und zu versuchen, eine Stelle mit einem einigermassen genügenden Einkommen zu bekommen. An einigem sind die Rumänen aber auf jeden Fall nicht arm, nämlich an Offenheit, Gastfreundschaft und am Sinn dafür, wie man gut zusammen feiert. Davon, meinen wir, könnten wir in der Schweiz uns gut auch einmal eine Scheibe abschneiden. Wir sind der Kantonsschule Schaffhausen und den zuständigen Lehrern in der Schweiz und in Rumänien sehr dankbar dafür, dass sie uns die Teilnahme an diesem Projekt ermöglicht haben, und hoffen, dass noch viele Schüler nach uns diese Möglichkeit wahrnehmen können. Für uns war dieser Austausch eine wunderschöne, spannende und bereichernde Erfahrung, bei der wir die Möglichkeit hatten, viele neue Kontakte zu grossartigen Personen zu knüpfen und ein Land kennenzulernen, das uns, glauben wir, trotz unterschiedlichen Lebensumständen weniger fremd ist, als man dies meinen könnte.



Die Schülerinnen und Schüler des Austausches mit ihren Lehrkräften. Ganz links: Lieselotte Baier und Meda Pop (Schässburg) und Eric De Pizzol, Rebekka Argenton und Hans-Ruedi Dütsch (Schaffhausen).
Bild zvg

#Allgemeines

20. Mai 2014 | Hoher Fussballbesuch – 8. Commercia-Wirtschaftsdebatte

Schaffhauser Bock
Daniel Thüler

Auch bei der 8. Wirtschaftsdebatte konnte die Handelsschulverbindung Commercia Schaffhausen auf namhafte Gesprächsgäste zählen: Der derzeit weltweit wohl bekannteste Schaffhauser, ex-Chelsea-Trainer Roberto Di Matteo, sowie der einstige FCS-Coach Rolf Fringer (der auch Di Matteo trainierte) stellten sich den Fragen von Moderator Martin Schläpfer.
Da Di Matteo, der seinen Lebensmittelpunkt derzeit in England hat, nur selten öffentliche Auftritte in seiner Heimat hat, galt das Publikumsinteresse mehr seiner Person als dem eigentlichen Thema «Milliardengeschäft Fussball». Er sehe sich heute als Europäer: «Ich bin in Schaffhausen aufgewachsen, spielte in der italienischen Nationalmannschaft und feierte meine grössten Erfolge als Trainer und Spieler in England.» Dennoch sei er mit der Heimat emotional noch eng verbunden: «Es ist mein Wunsch, dass ich einmal auf dem Waldfriedhof bestattet werde», sagte er, was mit grossem Applaus quittiert wurde. Wohin es ihn nach seinem Engagement bei Chelsea, wo er mit seiner Mannschaft den FA Cup und die UEFA Champions League 2011/12 gewann, verschlägt, konnte (oder wollte) er noch nicht sagen.
In Schaffhausen schloss Roberto Di Matteo damals seine KV-Lehre mit der Note 5,2 ab – zur Erinnerung an den berühmten Schüler und als Vorbild für die künftigen Auszubildenden, wird ihm zu Ehren eine Tafel mit seinem Porträt am KV-Schulhaus angebracht.



Fussballtrainer Roberto Di Matteo (links) im Gespräch mit Martin Schläpfer.
Bilder: Daniel Thüler



Rolf Fringer erzählte unter anderem Anekdoten von Roberto Di Matteo aus der gemeinsamen Zeit beim FC Schaffhausen.



Roberto Di Matteo, flankiert von Martin Schläpfer und Hannes Germann, mit der Tafel, die künftig das KV-Schulhaus ziert.

#Notizen zu Namen

20. Mai 2014 | Gastronomie wird massiv benachteiligt – GastroSchaffhausen zur Volksinitiative «Schluss mit der Mehrwertsteuer-Diskriminierung!»

Schaffhauser Bock
(sb.)

Die Branchengrenzen zwischen Gastgewerbe und Detailhandel ver­schwinden immer mehr. Gastronomie findet heute jederzeit und überall statt: Nicht nur in konventionellen Restau­rants, sondern auch in Tankstellen­shops, an den heissen Theken von Supermärkten, bei Kiosken und Imbiss­wagen, in Metzgereien und Bäckereien.
Gegen den Wettbewerb in einem freien Markt ist nichts einzuwenden. Aller­dings muss gewährleistet sein, dass alle Anbieter gleich lange Spiesse haben! Bei der Mehrwertsteuer ist das leider nicht der Fall, denn der Detailhandel und der Take-away-Anbieter verfügen über einen staatlich verordneten Wettbe­werbsvorteil gegenüber dem Gastgewer­be. Speisen und alkoholfreie Getränke werden im Detailhandel mit 2,5 Prozent besteuert, während sie im Gastgewerbe einer mehr als dreimal höheren Besteue­rung von 8 Prozent unterliegen. Das ist ungerecht und wettbewerbsverzerrend. Zudem ist die Satzdifferenzierung auf­grund geänderter Lebensgewohnheiten nicht mehr zeitgemäss.
Die Volksinitiative «Schluss mit der Mehrwertsteuer-Diskriminierung des Gastgewerbes!» verlangt keine Privile­gien, sondern lediglich die Aufhebung dieser sehr stossenden Ungerechtigkeit. Es ist Aufgabe der Politik, die Höhe der einzelnen Steuersätze festzulegen. Die Initiative greift in diesen Prozess nicht ein. Sie will lediglich erreichen, dass verzehrfertige Speisen und alkoholfreie Getränke unabhängig von ihrem Ver­zehrort gleich besteuert werden. Dessen ungeachtet gibt es gute Gründe für einen tiefen Mehrwertsteuersatz.

**Klare Diskriminierung**
Das traditionelle, bediente Gastgewerbe auf der einen und Take-away-Betriebe sowie der Detailhandel (vorgekochte und verzehrbereite Produkte) auf der anderen Seite stehen im Lebensmittelbe­reich in direkter Konkurrenz zueinander. Obwohl sich diese Produkte bezüglich Verarbeitungsgrad kaum unterschei­den, dürfen sie von den Konkurrenten des Gastgewerbes zu einem reduzierten Steuersatz verrechnet werden: Eine Piz­za vom Take-away, ein Kaffee von der Tankstelle oder ein Sandwich vom Kiosk werden gegenüber den genau gleichen Produkten im Restaurant steuerlich massiv begünstigt. Es besteht also eine klare Diskriminierung des Gastgewerbes durch die unterschiedliche Besteuerung gleichartiger Verpflegungsleistungen.
Die mit der Diskriminierung verbundene Wettbewerbsverzerrung ist massgeblich und wurde auch von der Eidgenössischen Finanzkontrolle ganz klar bestätigt.

**Massive Auswirkungen**
Die Differenz der zu bezahlenden Mehr­wertsteuer zwischen Detailhandel res­pektive Take-away-Betrieben und Gast­gewerbe beträgt heute für die teilweise genau gleichen Produkte 5,5 Prozent­punkte. Da die Mehrwertsteuer den End­kunden belastet wird, zahlt der Gast 5,5 Prozentpunkte mehr Mehrwertsteuer.
Warum muss ein Take-away-Betrieb für einen Kaffee, der 4 Franken kostet, 10 Rappen Steuern abliefern und das Res­taurant für den genau gleichen Kaffee 32 Rappen? Warum muss der Gastwirt dreimal mehr Steuern bezahlen? Dies ist eine massive Wettbewerbsverzerrung: Ein Restaurateur mit einem durch­schnittlichen Umsatz bezahlt so Jahr für Jahr rund 30 000 Franken mehr Steu­ern als vergleichbare Konkurrenten.

**Besteuerungsgrundsätze verletzt**
Ein wichtiger Besteuerungsgrundsatz ist, dass Steuern nicht zu Wettbewerbs­verfälschungen zwischen Unterneh­men, Branchen und Regionen führen dürfen. Es muss unbedingt das Prin­zip der Wettbewerbsneutralität gelten. Zudem muss auch der Grundsatz der Steuergerechtigkeit Geltung haben. Die Steuerlast ist gerecht auf die Steuer­pflichtigen zu verteilen.
Satzdifferenzierungen greifen jedoch massiv in das Gefüge des freien Marktes ein. Indem der Konsum von Lebensmit­teln aus Take-away-Betrieben relativ zum Konsum von Speisen und alkohol­freien Getränken aus dem Gastgewerbe künstlich verbilligt wird, verändern sich die Gleichgewichte im Markt. In Folge kommt es zu unerwünschten Fehlallo­kationen.

**Berufliche Mobilität heute gross**
Die Satzdifferenzierung im Lebensmittel­bereich nach geltendem Recht orientiert sich an der überholten Unterscheidung zwischen Grundnahrungsmitteln einer­seits und einer Konsumation im Restau­rant als «Luxusvorgang» andererseits.
Dies ist jedoch längst nicht mehr zeitge­mäss: Die berufliche Mobilität führt dazu, dass 2012 54,4 Prozent aller Essensfälle ausser Haus über Mittag (in der Zeit zwi­schen 11 und 15 Uhr) angefallen sind. Für den überwiegenden Teil der Restaurant­besucher stellt dies nicht eine bewusst ge­wählte «Luxushandlung» dar, sondern sie sind darauf angewiesen, sich in der Nähe des Arbeitsplatzes auswärts zu verpflegen; man könnte beinahe von einem «Pflicht­konsum » sprechen. Umgekehrt sind heute im Detailhandel fertig zu- oder aufbereitete Speisen er­hältlich, welche die Qualifizierung als blosse Grundnahrungsmittel längst hin­ter sich gelassen haben. Es drängt sich daher auf, diese vergleichbaren Angebo­te unbesehen ihrer Herkunft auch gleich zu besteuern.
Es ist ungerecht, dass das Mittagsmenü in der Betriebskantine dreimal stärker besteuert wird als der Kaviar im Delika­tessengeschäft. Es ist nicht einsichtig, warum beispielsweise Kaviar steuerlich begünstigt wird, während das Tagesme­nü in der Betriebskantine einem dreimal höheren Steuersatz als dieses Luxusnah­rungsmittel unterliegt.

**Rollenbild hat sich geändert**
Haushalte mit einem Bruttoeinkommen von durchschnittlich 3244 Franken ge­ben 6,9 Prozent davon im Gastgewerbe aus. Reichere Haushalte mit 10494 Franken Bruttoeinkommen geben hin­gegen dafür nur 5,9 Prozent aus. Das bedeutet, dass einkommensschwächere Haushalte die Gastronomie im Verhält­nis praktisch gleich stark nutzen wie reichere Haushaltungen.
Die steuerliche Unterscheidung von Essen in den eigenen vier Wänden und im Restaurant geht von einem über­kommenen Rollenbild aus: Die Frau kocht daheim und der Mann arbeitet auswärts. Gemäss diesem Verständnis kommt der Ehemann zum Mittagessen nach Hause, im Restaurant wird nur an speziellen Ereignissen gegessen. Dass dieses Rollenbild veraltet ist, scheint klar zu sein. Die Verpflegung im Restaurant ist denn auch kein Luxusakt, sondern für den allergrössten Teil der Angestell­ten eine Notwendigkeit.

**Umweltpolitisch falsch**
Auch aus umweltpolitischen Gründen ist nicht nachvollziehbar, dass Fertig­gerichte gegenüber der Verpflegung in der Gastronomie vergünstigt werden. Während Fertiggerichte eine Unmenge an Abfall produzieren (Stichwort: Lit­tering), wird in Restaurants Mehrweg­geschirr verwendet, und die Nahrungs­mittel stammen aus abfallmindernden Grosspackungen.


**Tomislav Babic zum neuen Gastropräsidenten gewählt**

(sb.) Gestern Nachmittag im Hotel Son­ne in Beringen wählten die Anwesen­den an der Generalversammlung von Gastro Schaffhausen Tomislav Babic zum neuen Präsidenten. Er übernimmt damit die Nachfolge von Gertrud Neu­komm. Ihren Rücktritt hat sie bereits vor einem Jahr angekündigt. Zwei Jahre lang war Gertrud Neukomm als Interimspräsidentin im Amt. Zuvor hat sie bereits einige Jahre als Präsidentin der Sektion Klettgau und anschliessend als Kassierin und Aktuarin von Gastro Schaffhausen im Vorstand mitgearbei­tet. Es sei vor zwei Jahren kein einfacher Anfang als Präsidentin gewesen, aber ein intensiver Austausch mit den neuen Vorstandsmitgliedern habe sie rasch nä­her zusammengebracht. Der Vorstand konnte immer als geschlossenes Gremi­um auftreten. Nach relativ kurzer Zeit begann der Vorstand mit der Umsetzung der ersten Projekte wie der Erstellung einer neuen informativen Homepage (www.gastrosh.ch), dem Aufbau von Dienstleistungsangeboten für die Mit­glieder und mit der Kontaktpflege mit zuständigen Behörden und Partnern. Auch die Mitarbeit und Zusammenar­beit mit GastroSuisse und den übrigen Kantonalverbänden sei anspruchsvoll und intensiv gewesen, so Gertrud Neukomm. Sie konnte in der Zeit als Präsidentin viele gute Kontakte pflegen und neue Freunde gewinnen. Darüber sei sie sehr glücklich. Jetzt freut sie sich auf mehr Zeit für sich selbst, für ihre Familie und ihre Enkel. Nun übernimmt Tomislav Babic das Zepter von Gastro Schaffhausen. Seine Wahl durch die Mitglieder interpretiert er in erster Linie als Erwartung an den Gesamtvorstand für weitere positive Veränderungen im Verband. Entsprechend werde er sich in seiner Amtsperiode dafür einsetzen, das Image der Branche in der Öffentlichkeit weiter zu verbessern. Auf lokalem Ni­veau will Tomislav Babic nach Wegen suchen, um die Politiker weiterhin und intensiv auf die Verschlechterung der Rahmenbedingungen für das Gewerbe aufmerksam zu machen. Er werde alles daran setzen, die Mitglieder für den gewaltigen Investitionsnachholbedarf zu motivieren. Dieser Nachholbedarf sei unter anderem auf die Zurückhaltung der Banken während der vergangenen zwei Jahrzehnte bei der Vergabe von Krediten zurückzuführen.



Der Vorstand von Gastro Schaffhausen: Andre Götti, Renato Pedroncelli, Peter Welter, Car­men Trüeb, die abtretende Präsidentin Gertrud Neukomm sowie der neugewählte Präsident Tomislav Babic.
Bild: zVg

#Alt-Scaphusia

19. Mai 2014 | Walter Roost olim Kabel

Wir erfüllen die schmerzliche Pflicht, unsere EMEM und AHAH vom Hinschied unseres lieben Farbenbruders

Walter Roost olim Kabel
Dipl. Masch. Ing. ETH
Generation 1945

in Kenntnis zu setzen. Wir werden das Andenken an den Verstorbenen in Ehren bewahren.

Die Beisetzung fand am 13. Mai 2014 in Rancho Bernardo, San Diego statt.

Die studentische Totenehrung wird am Mittwoch, 18. Juni 2014, um 20.00 Uhr im Verbindungslokal stattfinden.

#Allgemeines

15. Mai 2014 | Das Ringen um ein gutes Verhältnis Schweiz–EU

Schaffhauser Nachrichten
von Katja Meierund Mark Liebenberg

Anlässlich des Europatags besuchten am Dienstagabend der slowakische Botschafter, Ján Foltín, und Hannes Germann, Präsident des Ständerats, die Kantonsschule Schaffhausen.
Schwerpunkt des Abends war die Europa-Debatte nach dem 9. Februar. Foltin war sozusagen als Vertreter der Europäischen Union eingeladen worden und versuchte, den Schülerinnen und Schülern der dritten und vierten Klassen der Kanti die EU ein bisschen verständlicher zu machen.

**Für die Slowakei attraktives Modell**
Zu Beginn stellte Foltín die Slowakei vor und hob auch immer wieder das gute Verhältnis zwischen der Slowakei und der Schweiz und deren Ähnlichkeiten hervor. Ausserdem erklärte er den jungen Schülern, was genau die EU eigentlich ist, aus welchen Gründen die Slowakei 2004 EU-Mitglied wurde – und was dies dem Land seither für Vorteile bringt. Er betonte aber ausdrücklich: «Mein Ziel ist es nicht, überzeugte Europäer aus Ihnen zu machen.» Umso wichtiger sei ihm, dass auch die jungen Leute in der Schweiz die Europäische Union besser kennenlernten. Kein Hehl machte Foltín jedoch aus seinem Ärger über den Kroatien-Entscheid des Bundesrats: «Die Schweiz kann nicht ein EU-Mitglied anders behandeln als die anderen – das können wir nie akzeptieren!» Hannes Germann machte die Schüler darauf aufmerksam, dass die Schweiz von der Europäischen Union geografisch sozusagen «heftig umarmt» wird. Auch wenn das Verhältnis EU–Schweiz seit der Annahme der Masseneinwanderungs-Initiative vom 9. Februar gelitten habe, sei die Schweiz dennoch einer der verlässlichsten Partner und neben den USA der wichtigste Investor der EU. «Und genau deshalb liegt mir sehr viel daran, dass die Schweiz und die EU ein gutes Verhältnis haben und eine friedliche Zukunft planen können», so Germann. «Die Annahme der Masseneinwanderungs-Initiative hat eingeschlagen wie eine Bombe», sagte Germann. Man sei aber dabei, die Auswirkungen zu diskutieren und geeignete Lösungen zu finden. Aber Germann fand der EU gegenüber auch kritische Töne, vor allem zum Währungssystem und zu den aus Schweizer Optik oft unangenehm an Weltmachtrhetorik erinnernden Verlautbarungen von EU-Funktionären. «Nach den Europawahlen in zwei Wochen wird in der EU hoffentlich wieder Vernunft einkehren», hofft Germann. Schliesslich waren die Schülerinnen und Schüler an der Reihe und richteten ihre in den Wochen zuvor in Arbeitsgruppen vorbereiteten Fragen an Foltin und Germann. Ob das EU-Parlament in Zukunft eine ernster zu nehmende Rolle spielen werde und was ein Triumph von EU-kritischen Parteien bei der Europawahl Ende Mai bedeuten würde. «Die Radikalen haben keine Wunderlösungen», meinte Foltín und ist sich sicher, dass die Wähler dies schnell merkten. Auch ganz grundsätzliche Fragen kamen nun ins Spiel. Wie viel Ausdehnung erträgt die Europäische Union überhaupt? Wie kann man in Zukunft verhindern, dass die Verschuldung einzelner Staaten den ganzen Kontinent in die Krise stürzt? Der meistens angesprochene Foltín stand Rede und Antwort. Auf die Frage eines Schülers, ob das Zusammenfügen unterschiedlicher Nationen, die jede ihre eigene kulturelle Identität besitzt, sinnvoll ist, antwortete der slowakische Botschafter: «Die EU zwingt die Staaten nicht zum Beitritt.» Und zeigte dies am Beispiel der Slowakei. Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs Anfang der Neunzigerjahre war die EU für die Slowaken ein attraktives Modell. Die jungen Leute wollten reisen, ein Studium im Ausland und eine funktionierende Wirtschaft. Die Europäische Union ermöglichte dies der Slowakei. «Vergessen Sie nicht, dass die EU ursprünglich als Friedensprojekt gegründet wurde», warnt Foltín die Schüler, «jeder Staat kann selber entscheiden, ob er ein Mitgliedsland der EU sein will oder nicht.» Und auch die Sorge um das für dieses Jahr ausgesetzte Erasmus-Studentenaustauschprogramm und die Forschungszusammenarbeit umtrieb die angehenden Akademiker. Beide Politiker gaben Entwarnung: Zwar sei das Programm derzeit sistiert, aber weder die EU noch die Schweiz hätten ein Interesse daran, dass dies so bleibe.

#Allgemeines

14. Mai 2014 | «Ich habe mich gar nicht verändert»

Schaffhauser Nachrichten
von Pascal Schwyn

«Überhaupt nicht.» So lautete die Antwort von Roberto Di Matteo auf die Frage von Moderator Martin Schläpfer, inwiefern ihn der Gewinn der Champions League 2012 verändert habe. «Ich habe immer noch dieselbe Frau und gehe auch immer noch in die gleichen Restaurants», schmunzelte Di Matteo. Klar, sei es ein Höhepunkt gewesen. «Aber hoffentlich erst der Anfang einer langen Karriere.» Die rund 180 Gäste, neben Prominenz aus Wirtschaft, Politik und Sport auch Schülerinnen und Schüler der Handelsschule KV und der Kantonsschule, lauschten gestern Abend den Worten des redegewandten Duos – neben Roberto Di Matteo erschien nämlich auch sein Weggefährte Rolf Fringer. Beide waren von der Handelsschulverbindung Commercia zur 8. Wirtschaftsdebatte eingeladen worden. Idee dieser Veranstaltung ist es, einen Gedankenaustausch zu schaffen und es den jungen Menschen zu ermöglichen, Kontakte zu knüpfen. Und nun wurden für diese Diskussionsrunde erstmals Gäste aus der Welt des Sports eingeladen. «Wir sind sehr stolz, dass Roberto Di Matteo, die derzeit wohl berühmteste Persönlichkeit aus Schaffhausen, hier bei uns ist», freute sich Alexander Schlehan, Präsident des Altherren-Verbandes.

**Schaffhausen in Verzug**
Die Wege der beiden Gäste kreuzten sich erstmals 1987 in Schaffhausen. Ein Jahr später standen sie im Cupfinal: «Ein gewisser Roli Frei hatte damals in der 73. Minute eine sehr gute Idee und brachte mich für Rolf Fringer ins Spiel», scherzte Di Matteo. Für den heute 43-Jährigen war es die erste grosse Erfahrung als Spieler, Fringer wechselte danach auf die Trainerbank. Und er schenkte Di Matteo sein Vertrauen, installierte ihn als Libero: «Roberto konnte das Spiel sehr gut lesen und hat die Nase dafür gehabt, ein Spiel von der Defensive heraus einzufädeln. Er war schon damals ein Stratege», berichtete Fringer. Di Matteo verfolgt auch heute noch die Wege seines ersten Clubs: «Sie spielten eine gute Saison, leider reichte es nicht zum Aufstieg.» Aber die Challenge League sei schon das richtige Niveau, die Super League sei ein Level zu hoch für Schaffhausen. Auch die Stadionfrage wurde zum Thema: «Es wäre schon mal an der Zeit, ein neues Stadion zu bauen. Schade, ist Schaffhausen bei dieser Sache etwas in Verzug», meinte Di Matteo.

**Gemütlich mit Abramowitsch**
Es waren vor allem die Anekdoten aus vergangener Zeit, welche die Gäste zum Schmunzeln – aber auch zum Nachdenken – brachten. So zum Beispiel, als Di Matteo erzählte, dass er früher jeden Donnerstagabend Cervelats und Bratwürste verkauft habe und danach eine Metzgerlehre anfing. Nach zwei Wochen war allerdings bereits wieder Schluss. «Für meinen Vater war dies ein Bruch der Ehre, er hatte sich sehr geschämt», verriet der spätere KV-Absolvent. Als es dann ums harte Fussballgeschäft ging – sowohl Fringer als auch Di Matteo wurden bei ihren letzten Clubs entlassen –, wurde die Vergangenheit beiseitegelegt. Moderator Schläpfer sprach die teilweise fehlende Transparenz und den zunehmenden Einfluss branchenfremder Investoren im Milliardengeschäft Fussball an. «Ich sehe das nicht nur negativ. Es wird ja auch versucht, mit dem Financial Fairplay etwas dagegen zu unternehmen. Erst kürzlich wurde ja Manchester City bestraft», argumentierte Di Matteo. Gegen Ende der Veranstaltung wurde er dann gefragt, was für ein Typ denn Chelsea-Besitzer Roman Abramowitsch sei. «Er ist eigentlich ein sehr netter Mensch, mit dem ich auch ausserhalb des Fussballs zu tun hatte. Wir gingen ab und zu gemütlich essen», erzählte Di Matteo, der im November 2012 von Abramowitsch entlassen worden ist. Er sei halt der Chef und der Eigentümer, und er treffe die Entscheidungen. «Davon darf man sich aber nicht allzu sehr deprimieren lassen.» Der Vertrag mit Chelsea läuft im Juni aus – Di Matteo wäre also wieder verfügbar als Trainer. Zuletzt wurde spekuliert, dass er zu Frankfurt in die Bundesliga wechselt. Dazu äusserte sich Di Matteo natürlich nicht explizit: «Einige Offerten sind da, und jetzt gilt es, abzuwägen. Aber ich würde gerne ein interessantes Projekt übernehmen.» Zum Ende gabs noch Porträts für Referent und Gast: Roberto Di Matteo erhielt eine von Bruno Ritter entworfene Tafel, die an der Hauptfassade des KV aufgehängt wird. Und die Schlange stehenden Schülerinnen und Schüler ein Foto mit dem geduldigen Champions-League-Sieger. Dieser schloss auch gestern eine Rückkehr nach Schaffhausen nicht aus. Auch wenn das unerfreuliche Gründe hätte: «Es wäre schon mein Wunsch, wenn es irgendwann einmal so weit ist, in Schaffhausen auf dem Waldfriedhof beerdigt zu werden. Hier, wo ich geboren bin.» Er sei halt ein ganz bodenständiger Typ, meinte Fringer. Hat ihn der Gewinn der Champions League verändert? Überhaupt nicht …

#Notizen zu Namen

14. Mai 2014 | «Mosch niid übertriibe!»

Schaffhauser Nachrichten
Von Peter Hartmeier

Sie fehlte vom Tag an, als sie die «Tanne» verliess; sie fehlte, obwohl sie niemals grosse Worte machte. Meist stand «Fräulein Zimmermann», die legendäre Wirtin des Hotels Tanne, hinter dem dunklen Buffet, auf dem auch heute noch die uralte dunkelbraune Kasse steht. Von dort aus beobachtete sie die Gäste mit ihren auffallend blauen, wachen Augen. Gelegentlich schien ein Lächeln über ihr Gesicht zu huschen – durchaus mit einem spöttisch-amüsierten Anflug. Ein Lächeln, das Distanz signalisierte. Niemals hätte sich die Wirtin der «Tanne» einem Gast oder einer Gästegruppe aufgedrängt: Nur zu einer Handvoll lebenslangen Freunden und Freundinnen setzte sie sich bisweilen dazu – ich selbst durfte nie mit dieser Ehre rechnen. Sonst stand sie am Buffet – immer bereit, in den Keller zu steigen, um einen Einer, einen Zweier, einen Dreier oder einen Halben abzufüllen und auf den jeweiligen Tisch zu stellen. Die behende kleine Frau stieg wohl hunderttausend Mal in diesen Keller – bis zu ihrem letzten Tag als Wirtin.
Und sie war verschwiegen. Nie berichtete sie über ausfällige oder betrunkene Gäste, nie hätte sie rapportiert über seltsame politische Stellungnahmen, über Gerüchte, amouröse Liaisons oder spektakuläre Geschichten, die in ihrer Gaststube die Runde machten. Das Bankgeheimnis ist bekanntlich gefallen – das zimmermannsche Geheimnis hingegen blieb bestehen. Sie schwieg und lächelte. Margrit Zimmermann wirtete mit ihren beiden bereits verstorbenen Brüdern in einer der schönsten Gaststuben weit und breit; ihr Vater hatte sie vor 100 Jahren meinem Urgrossvater August Heinrich Widmer abgekauft – und seither blieb die Gaststube in ihrer originalen Art unbehelligt. In den letzten Jahren ihrer Tätigkeit als Wirtin öffnete sie die «Tanne» nur noch am Samstagmorgen, wo drei Stammtische erhalten geblieben waren: Da gab es den runden Stammtisch munterer mittelalterlicher Frauen gleich neben der Eingangstür; in der Mitte des Raumes stand ein langer Tisch, an dem sich honorige Männer trafen; dieser Tisch firmierte insgeheim unter dem Code 14/18: Irgendjemand hatte einmal behauptet, dass ein Teil dieser Gäste bereits den Ersten Weltkrieg erlebt hätte. In der hinteren Ecke, wo vergilbte, uralte Zeitungen aufgehängt waren, trafen sich unter dem Vorsitz einer sozialdemokratischen Feministin Liberale, Linke und allerhand Freidenker. Meist stritt man sich untereinander an den Tischen – in Ausnahmefällen – Europadiskussionen, Militär oder Frauenfragen – riefen sich Exponenten der einzelnen Tische auch aufgeregt Botschaften zu. Und über alldem wachte Margrit Zimmermann. Unerschütterlich, liebenswürdig und auf eine ganz eigenwillige Art stolz. Alle ihre Gäste hatten sich ihren Regeln unterzuordnen. Linke, Rechte, Konvertiten – und vor allem auch Kinder. Letztere wurden von der Wirtin mit besonders scharfem Auge beobachtet: Sie legte keinen Wert darauf, ein kinderfreundliches Lokal zu führen. Und trotzdem erzählen meine eigenen, mittlerweile erwachsenen Kinder noch heute von den samstäglichen Besuchen am Stammtisch bei Fräulein Zimmermann. Vor rund zehn Jahren schufen enge Freunde einen Bildband mit Fotografien von Rolf Wessendorf über das Leben in der «Tanne». Ich erinnere mich an die Buchvernissage, an der sich tout Schaffhouse traf: Bei Margrit Zimmermann glaubte ich damals so eine Art Verblüffung über das grosse Interesse an ihrer Person und gleichzeitig auch stille Genugtuung festgestellt zu haben. Nach der Aufgabe der «Tanne» wohnte sie im städtischen Altersheim. Bei meinem vorletzten Besuch sagte sie bereits bei der Begrüssung: «Es ist jetzt an der Zeit!», worauf ich fragte: «Wofür ist es Zeit?»; ihre Antwort: «Wir sagen uns jetzt Du. Ich bin Margrit.» Sie hatte mich damit völlig überrumpelt – sodass ich etwas hilflos meinte: «Das ist aber eine grosse Ehre.» Lächelnd fügte sie dann an: «Moosch niid übetriibe, Peter!» Ihr Schalk und ihre Bescheidenheit blieben ihr bis zu ihrem Tod.



Die frühere «Tanne»-Wirtin Margrit Zimmermann, im Hintergrund ihr Bruder Reinhard Zimmermann.
Archivbild Bruno Bührer

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14. Mai 2014 | Wirbel noch vor der Bistro-Eröffnung

Schaffhauser Nachrichten
von Robin Blanck

Zwei mögliche Standorte am Lindli hat die Stadt für das neue Sommerbistro ins Auge gefasst: einmal die Wegverbreiterung auf der Höhe des sogenannten Platanenplatzes mit einer Grösse von rund 220 Quadratmetern, dann den 120 Quadratmeter messenden Uferbereich beim sogenannten Rheinkänzeli gegenüber dem Pumpwerk. Wie die SN bereits jetzt wissen, soll das neue Angebot beim Standort Rheinkänzeli angesiedelt werden.
Gestern wollte man sich noch nicht zu Details äussern und verwies auf die für heute angekündigte Medienmitteilung. Wie die SN erfahren haben, sind die Bistropläne am Lindli aber nicht nur mit Freude aufgenommen worden: Einige Anwohner waren mit dem Standort Platanenplatz gar nicht einverstanden und haben kürzlich noch beim für die Bewilligung zuständigen Stadtrat Simon Stocker vorgesprochen: «Diesem Vorhaben am Platanenplatz stehen verschiedene Gründe entgegen», sagt Rechtsanwalt Markus Gnädinger, der einen Anwohner in der Sache vertreten hat. Dieser Bereich des Lindli liege in der städtischen Freihaltezone. In dieser sei es zwar erlaubt, kleinere Bauten und Anlagen zu bewilligen, die der Erholung oder dem Unterhalt dieser Flächen dienten, «also etwa ein Ruhebänkli oder ein Gerätschöpfli für die Stadtgärtnerei», sagt Gnädinger. Wenn dort nun aber ein regelmässig betriebenes Sommerbistro – «also letztlich eine Gartenbeiz» (Gnädinger) – erstellt würde, wäre das nicht mehr zonenkonform. Weitere Gründe hätten laut Gnädinger gegen den Standort Platanenplatz gesprochen, etwa der Umstand, dass der Ort in der überlagernden Naturschutz- und der Gewässerschutzzone liege, ebenso der alte Baumbestand. Mit dem Entscheid der Stadt, das Bistro am Rheinkänzeli zu installieren, ist das Problem zumindest für die Anwohner des Platanenplatzes vom Tisch. Gleichwohl: Auch das Rheinkänzeli liegt in der Freihaltezone. Allerdings gibt es bisher keine Anzeichen dafür, dass sich Opposition gegen diesen Standort formiert. Zum einen gibt es dort keine unmittelbaren Anwohner, zum anderen erkennen Vertreter von Umweltschutzanliegen derzeit keinen Handlungsbedarf. Laut Auskunft der Stadt steht der kantonale Fledermausbeauftragte dem Anliegen sehr positiv gegenüber, auch der WWF sieht die Artenvielfalt nicht bedroht. Aber selbst wenn jemand nicht einverstanden wäre, unternehmen könnte er faktisch nichts: Wie Patric Studer, Referatssekretär im Sozial- und Sicherheitsreferat, auf Anfrage erklärt, werde für den einjährigen Probebetrieb kein Baugesuch eingereicht. «Für einen Wagen, der theoretisch jeden Abend wieder wegfahren könnte, ist das nicht vonnöten», sagt Studer. Rechtsanwalt Markus Gnädinger sieht das anders: Für ihn ist klar, dass ein solches Lindli-Bistro eine Baubewilligung erfordert. Und: «Gemäss geltender Rechtssprechung ist auch ein Bus, den man während einer bestimmten Zeit in der Freihaltezone abstellt, nicht zonenkonform.» Klar ist zumindest, dass nach dem ersten Jahr Bilanz gezogen wird. «Dann wird man sehen, ob das Bistro überhaupt machbar ist», sagt Studer.
In der Freihaltezone dürfen aus Gründen des Natur-, Landschafts-, Ortsbild- und Heimatschutzes weder öffentliche noch private Bauten errichtet werden.Der Stadtrat kann in dieser Zone kleinere Bauten und Anlagen bewilligen, die der Erholung oder dem Unterhalt dieser Flächen dienen, sofern der Zweck der Zone gewahrt bleibt. (r.)



Hier erhält Schaffhausen sein Lindli-Bistro: Auf 120 Quadratmetern bietet das Rheinkänzeli Platz für eine Bestuhlung für bis zu 30 Personen.
Bilder Robin Blanck



Platanenplatz: Anwohner des Bereichs haben sich dagegen gewehrt, dass das Uferareal für ein Bistro genutzt wird.

#Allgemeines

13. Mai 2014 | «Ein Teil der Schaffhauser Identität»

Schaffhauser Nachrichten
Daniel Jung

Der Bau des Munots begann im Jahr 1564, vor 450 Jahren. Auf dem Hügel, auf dem schon zuvor Festungsanlagen gestanden hatten, wurde innert 25 Jahren die markante Rundfestung erstellt, die bald zum Wahrzeichen der Stadt wurde. Ihren ursprünglichen Zweck als Verteidigungsanlage erfüllte der Munot nur ein einziges Mal: im Jahre 1799, während eines Rückzugs der napoleonischen Truppen vor den Österreichern. Danach diente die Festung als Steinbruch für eine wachsende Stadt, bis sich der Kanti-Zeichenlehrer Johann Jakob Beck (1786–1868) für den Erhalt des Munots zu engagieren begann. In den 1830er-Jahren wurde der Munot auf seine Initiative hin restauriert und am 30. Oktober 1839 mit einem grossen Fest wieder eingeweiht. An diesem Tag wurde auch der Munotverein gegründet – mit dem ersten Munotvater Johann Jakob Beck.

**Ziel: 5000 Mitglieder**
Sein Nachfolger, der aktuelle Munotvereinspräsident Urs Saxer, kann in diesem Jahr das 175-Jahr-Jubiläum des grössten Schaffhauser Gesellschaftsvereins feiern. Derzeit hat der Munotverein knapp 4400 Mitglieder. «Unser Ziel ist es, im Jubiläumsjahr 5000 zu erreichen», sagte Saxer gestern auf der Munotzinne. «Der Munot ist nicht nur eine Touristenattraktion, sondern ein Teil der Schaffhauser Identität», sagte Peter Uehlinger, Vizepräsident des Vereins. Im Jubiläumsjahr stehen daher die gesellschaftlichen Anlässe im Zentrum. Los geht es am 24. Mai mit einem grossen Jubiläumstag, an dem normalerweise unzugängliche Gänge und Räume der Festung erkundet werden können. An diesem Tag sendet auch Radio Munot zum allerersten Mal vom namensgebenden Bauwerk. Auch im Jubiläumsjahr haben die traditionellen Veranstaltungen ihren Platz im Programm: Im Juni finden wiederum Kurse im alten Gesellschaftstanz, der Quadrille, statt, der an den acht Munotbällen getanzt wird. Kurz nach dem Munot-Kino-Open-Air findet Ende August wiederum das grosse Kinderfest statt. Gleich an zwei Abenden finden Anfang September dann die Munot Summer Nights statt, Konzertabende mit Rundbühne und hochkarätigen Künstlern. Zum Jubiläum erscheint keine historische Festschrift. «Es gab in den letzten 25 Jahren praktisch keine neuen Erkenntnisse», sagte Saxer. Dafür wird am Donnerstag eine Jubiläumsbroschüre in alle Haushalte geschickt.


**Projekt: Der Munotverein möchte den 1871 abgebrannten westlichen Wehrgang wieder aufbauen**

Bereits seit 2009 verfolgt der Munotverein die Idee, den westlichen Wehrgang wieder aufzubauen. Der Wehrgang war ein an der westlichen Flankenmauer aufgehängter, überdachter hölzerner Steg, welcher der Nahverteidigung diente. Der Verein hat bereits eine Machbarkeitsstudie verfasst und ist bisher auf viel Unterstützung gestossen – etwa beim Stadtrat. Ziel ist es, dass der westliche Wehrgang als neuer Zugang zum Munot von der Bachstrasse her dienen würde.
«Der Wehrgang ist im Jahr 1871 abgebrannt und wurde seither nicht mehr aufgebaut», sagte Architekt Manuel Bergamini, der im Munotverein der Baukommission vorsteht. Als Zeitrahmen für die Rekonstruktion spricht Bergamini von rund drei Jahren – noch sind aber einige Fragen offen. Derzeit erwarten die Verantwortlichen ein Gutachten der Eidgenössischen Kommission für Denkmalpflege, das eine grundsätzliche Stellungnahme enthalten soll. Um die Rekonstruktion zu unterstützen, hatte der Verein an der GV im März beschlossen, den Jahresbeitrag während fünf Jahren zweckgebunden um 20 Franken auf 50 Franken zu erhöhen. Der Verein möchte die Kosten von rund 1,2 Millionen Franken selbst tragen. Ebenfalls wird derzeit die Sanierung der westlichen Flankenmauer geplant. Für die Finanzierung und Ausführung dieses Bauprojekts ist jedoch die Stadt zuständig. (dj.)

Zum 175-Jahr-Jubiläum öffnet der Munot alle Tore, Gänge und Treppen. Die Besucher können die Festung auf vier Entdeckungspfaden frei erkunden. Im Rahmenprogramm gibt es eine Festwirtschaft, altes Handwerk mit Schmieden und Schuhmachern, Kinderprogramm, Führungen sowie einen Film zum Munot.



Sind bereit fürs grosse Jubiläumsjahr: Wehrgang-Projektleiter Manuel Bergamini (links), Munotvater Urs Saxer und Munotvereins-Vizepräsident Peter Uehlinger vor Informationstafeln zur Rekonstruktion des westlichen Wehrgangs.
Bild Eric Bührer

#Allgemeines

13. Mai 2014 | Alkohol fordert pro Jahr über drei Millionen Tote

Schaffhauser Nachrichten
(sda)

Weltweit sind 2012 mehr als drei Millionen Menschen durch Alkohol gestorben. Wegen des Konsums von Bier, Schnaps und Wein steige das Risiko von rund 200 Krankheiten wie Krebs, teilte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) mit. Zudem komme es infolge übermässigen Alkoholgenusses zu Gewalttaten. Hier müssten die Staaten gegensteuern, forderte der WHO-Experte Oleg Tschestnow gestern in Genf. Gemäss dem WHO-Bericht tranken die über 15-jährigen Menschen 2012 weltweit im Durchschnitt 6,2 Liter reinen Alkohol. Aber bloss 38 Prozent der Jugendlichen und Erwachsenen konsumierten überhaupt alkoholische Getränke, was bei ihnen dann eine jährlichen Menge von 17 Litern ergebe. Am stärksten von den sozialen und gesundheitlichen Folgen des Alkohols seien arme Menschen betroffen. Ihnen fehle meist auch eine hochwertige Gesundheitsversorgung. In der Schweiz wurden gemäss WHO 2006 pro Einwohner 11,1 Liter reiner Alkohol getrunken. Dabei tranken die Männer mehr, nämlich 15,2 Liter gegenüber 6,4 Liter bei den Frauen. Nach WHO-Angaben leiden 13,5 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer an den Folgen von Alkoholkonsum. Der durchschnittliche Konsum in der Schweiz entspricht fast dem doppelten des durchschnittlichen Konsums weltweit.

#Allgemeines

5. Mai 2014 | Eleganz und Stil am Maturball

Schaffhauser Nachrichten
Katja Meier

Rucksäcke, Schulbücher und Hefte wurden am letzten Samstag gegen Handtaschen, High Heels und Krawatten umgetauscht. Am diesjährigen Maturball überraschten viele mit farbenprächtigen Kleider. Ob weinrot, pastellblau, schweinchenrosa oder tannengrün – die Maturandinnen entsprachen genau dem diesjährigen Motto «Eleganz und Stil». Auch die jungen Männer fielen durch ausgefallene Westen, Fliegen oder Hosenträger auf.
Die Zusammenarbeit zwischen dem Organisationskomitee des Maturballs und den Verantwortlichen vom Schloss Laufen schien ausgesprochen gut gewesen zu sein. «Sie waren überaus grosszügig und zuvorkommend», meinte OK-Mitglied Aleksandra Vasic, «so kamen wir nie in Stress.» Maturand Nicca-Andrea Willi freute sich auf einen gemeinsamen Abend mit seiner Freundin Hanna Ochsner, die trotz schwerer Erkältung mühelos im kurzen Kleid und in High Heels herumlief. Dazu bekam sie auch Hilfe von einer Freundin für ihr Make-up und ihre aufwendige Lockenpracht. Andrina Lang liess sich für den grossen Abend von einem Profi schminken. Ihre farbigen Augen kamen einem Kunstwerk nahe. Die schöne Frisur aber machte sie sich selbst. Abschlussklässler Raphael Ruch und seine Begleiterin Naomi Dünki, die im rosafarbenen Kleid erschien, sahen beinahe aus wie Prinz und Prinzessin aus einem Märchen.

**Traditionelle Tänze einstudiert**
Nach dem Apéro konnten sich die Schüler und auch Lehrer am Buffet mit riesiger Auswahl bedienen. Am späteren Abend worden die Esstische beiseitegeschoben, und jeder, der wollte, durfte das Tanzbein zu den traditionellen Tänzen schwingen, die man in einem Kurs zuvor eingeübt hatte.



Kam nie in Stress: Das Organisationskomitee mit (v. l.) Laura Tamagni, David Wenner, Tamara Schmid, Aleksandra Vasic, Mara Tanner und Nora Mazzeo.
Bilder Simon Brühlmann



Nastassja Näf (l.) und Alina Gemperli, Abschlussklässlerinnen der Fachmittelschule, genossen den gemeinsamen Maturball.



Maturandin Andrina Lang, die sich von einem Profi schminken liess, wurde von ihrem Freund Renato Bosshard begleitet.



Der Viertklässler Nicca-Andrea Willi kam mit seiner Freundin Hanna Ochsner, die trotz Erkältung bezaubernd aussah.



Lisa Höhener und Benjamin Ritzmann freuten sich auf einen unvergesslichen Abend.



Maturand Raphael Ruch und seine Begleiterin Naomi Dünki wirkten beinahe wie Prinz und Prinzessin aus einem Märchen.



Sie in Schwarz, er mit roter Krawatte: Cleopatra Bollinger und Robin Wuigk, Abschlussklässler aus dem sprachlichen Profil.

#Allgemeines

2. Mai 2014 | Technische Berufe sollen beliebter werden

Schaffhauser Nachrichten
von Katja Meier

Es wurde intensiv getüftelt in der Wibilea AG. Kantischüler und Konstrukteurlehrlinge sassen jeweils in Zweiergruppen vor ihren Computern und versuchten, Steuerungen für ein Stapelmagazin zu programmieren. Immer wieder konnte man Gelächter von den acht Jungs hören, gelegentlich aber auch einen betrübten Seufzer, da die Programmierung dem einen oder anderen schon wieder nicht gelang.

**Robotik und Automation**
Als Angebot der Projektwoche, die jedes Jahr für die Drittklässler an der Schaffhauser Kantonsschule stattfindet, wurden die Techniktage in Zusammenarbeit mit IngCH und «go tec!» organisiert (siehe Kasten). Bereits zum zweiten Mal fand das Technikprojekt zusammen mit Lernenden der Wibilea statt. In Workshops wurden Schüler und Lernende in Themen wie Robotik und Automation eingeführt. Ein Besuch bei Bosch Packaging AG sollte den Jungen einen besseren Einblick in den Beruf des Ingenieurs verschaffen. Die Kantischüler hatten zusätzlich die Möglichkeit, die ETH und das Physik-Institut der Uni Zürich zu besuchen und wurden dort von Studierenden und Doktoranden über ein technisches Studium informiert.

**Technische Zusammenarbeit**
Die Drittklässler der Kantonsschule hatten die Wahl zwischen zahlreichen Projekten. Zehn Jungs entschieden sich für das dreitägige Technikprojekt. Zudem nahmen auch sechs Konstrukteurlehrlinge teil. «Wir wollten, dass auch die Lehrlinge in einen anderen Fachbereich Einblick gewinnen», sagte Thomas Maag, Geschäftsführer der Wibilea AG. «Ziel ist es nicht nur, den Jugendlichen die technischen Berufen näherzubringen, sondern auch die Zusammenarbeit zwischen Kantischülern und Lehrlingen», meinte Georg Keller, Prorektor der Kanti Schaffhausen. Die Jugendlichen sollen sich auch einmal in anderen Kreisen bewegen als in ihrem schulischen oder beruflichen Umfeld.

**Mehrheitlich positives Feedback**
Die Jungs, die intensiv am Arbeiten waren, schienen begeistert zu sein. Dem 17-jährigen Alstom-Lehrling Denis Stoijkov gefiel vor allem der Besuch in der Bosch Packaging AG: «Es war besonders spannend, auch mal in einen anderen Betrieb hineinzuschauen.» Obwohl die Techniktage nicht Dejan Bozins erste Wahl der Projektwoche waren, beeindruckten die verschiedenen Workshops den 18-jährigen Kantischüler trotzdem, und er meinte: «Falls es mit dem Medizinstudium nicht klappen sollte, könnte ich mir ein technisches Studium durchaus vorstellen.» Nach Angaben von Lea Hasler, Projektleiterin von IngCH, ist genau diese Entdeckung des technischen Berufs das Ziel der Unternehmensvereinigung. «Die Öffentlichkeit hat ein falsches Bild vom Ingenieurberuf», sagte Hasler. Die Lehrlinge und Kantischüler konnten durch dieses Projekt das weite Feld der technischen Berufe besser kennenlernen und beurteilen, ob ein technisches Studium oder eine Weiterbildung für sie infrage kommt. Daniel Novak aus Stetten fand das ganze Projekt zwar interessant, meinte aber: «Die verschiedenen Workshops haben mir gezeigt, dass ein technisches Studium vielleicht doch nicht mein Ding ist.» Auch das ist eine wichtige Erkenntnis. Der 17-jährige Kantonsschüler Simon Maron ist sehr interessiert an einem Studium im technischen Bereich. Durch das Technikprojekt gewann er einen realistischen Einblick, wie sein zukünftiges Studium aussehen könnte. Auffallend war, dass bei dem Technikprojekt junge Männer in der Überzahl waren. Die zehn Kantonsschüler stammten allesamt aus dem naturwissenschaftlichen Profil, bis auf einen Schüler, der das sprachliche Profil belegt. Unter den sechs Konstrukteurlehrlingen befand sich lediglich eine junge Frau. Technische Berufe seien eher unbeliebt bei jungen Frauen, sagte Maag: «Bei Mädchen ist schon im frühen Alter vieles vorgespurt.» Technikprojekte wie dieses, aber auch der Meitli-Technik-Tag, der ebenfalls von «go tec!» organisiert wird, sollen dazu beitragen, in technischen Berufen den Mangel an Frachkräften zu beheben und den Frauenanteil zu steigern.


**Jugendliche sollen technische Berufe lernen**

**Junge an Technik heranführen**
Ziel der Vereinigung IngCH ist es, Gymnasialschüler für ein technisches Studium zu begeistern. In Schaffhausen hat IngCH eine Technikwoche organisiert. Sie richtet sich an Kantonsschüler und Lernende der Wibilea AG, des Ausbildungszentrums für Elektro- und Maschinenberufe. Projektpartner ist die Initiative «go tec!» der Industrie- & Wirtschafts-Vereinigung Schaffhausen IVS. Die Technikwoche gibt jungen Leuten die Möglichkeit, Einblick in die Welt der Technik zu gewinnen. Damit soll ihnen der Beruf des Ingenieurs schmackhaft gemacht werden.

**Technik ist Teil unserer Kultur**
IngCH Engineers Shape Our Future ist eine Vereinigung verschiedenster Firmen. Sie macht die Öffentlichkeit darauf aufmerksam, wie wichtig Technik in Wirtschaft, Politik und Kultur für die heutige Gesellschaft ist, und versucht, das Technikverständnis der Jugend zu fördern. «Viele Jugendliche wissen nicht Bescheid über die Vielseitigkeit des Ingenieurberufes», sagt Lea Hasler, Projektleiterin von IngCH, «unsere Mitgliederfirmen wollen einen leistungsstarken Nachwuchs im Ingenieurbereich.» Neben der Technikwoche führt IngCH ausserdem Informationsveranstaltungen für Berufsberatungen durch.

**Partnerschaften**
IngCH wird von zahlreichen Unternehmen aus verschiedenen Branchen, wie ABB, Swisscom, SBB und UBS, finanziell unterstützt. Verschiedene Workshops, in denen man Einblick in Themen wie Robotik, Automation und Bionik gewinnt, werden an den Gymnasien durchgeführt. Darüber hinaus erhalten Gymnasiasten durch Referate von Experten auch noch zusätzliche Informationen bezüglich Studium und Weiterbildung. «Go tec!» als Unterstützung Genau so wie IngCH war auch die Projektgruppe «go tec!» der IVS an der Durchführung der Technikwoche beteiligt. Ihr Interesse ist es, die geringe Zahl an Fachkräften im technischen Berufsfeld zu steigern. Dies will sie erreichen, indem sie versucht, bei Jugendlichen die Faszination für Technik zu wecken und ihnen aufzuzeigen, welche Aufstiegsmöglichkeiten es in der Welt der technischen Berufe gibt. Zu «go tec!» gehören Partner wie Bosch Packaging Systems AG, Georg Fischer AG, BBC Group AG sowie die Wibilea AG, was die ganze Zusammenarbeit mit IngCH und Kantonsschule natürlich erleichtert hat. (kme)



An der Technikwoche in der Wibilea AG in Neuhausen haben sich Konstrukteurlehrlinge und Kantonsschüler intensiv mit Programmierung auseinandergesetzt – und hatten dabei so manche programmiertechnische Nuss zu knacken.



Die Projektwoche hat dem 17-jährigen Kantischüler Daniel Novak gezeigt, dass ein ETH-Studium vielleicht doch nicht sein Ding ist.



Kantischüler Dejan Bozin (l.) könnte sich ein Technikstudium gut vorstellen, und Alstom-Lehrling Denis Stojkov gefiel der Besuch bei Bosch am besten.



Simon Maron aus Dörflingen war gespannt auf den Besuch der ETH. Dieser sollte ihm zeigen, ob ein technisches Studium für ihn das Richtige ist.

Bilder Katja Meier

#Allgemeines

29. April 2014 | Hopfen und Malz verloren

Neue Zürcher Zeitung
Erich Aschwanden

Einem Grossteil der in Massen eingewanderten Deutschen kann man nicht vorwerfen, sie hätten sich hierzulande nicht um die Integration bemüht. Insbesondere der Swiss German Club, gemäss eigenem Anspruch «das exklusive, binationale Netzwerk Schweiz Deutschland», hat sich in den vergangenen Jahren verdient gemacht um die erwünschte Völkerverständigung.
Was haben die eifrigen Vereinsverantwortlichen nicht alles unternommen, um die wissbegierigen Zuzüger aus dem grossen Kanton mit den kleinen Kantonen und ihren Eigenheiten vertraut zu machen: Eine anspruchsvolle Wanderung zum Grossen Aletschgletscher durfte im abwechslungsreichen Programm ebenso wenig fehlen wie Segeln auf dem Vierwaldstättersee oder die Besichtigung und Degustation der Willisauer Ringli mit anschliessendem Fondueplausch. Schweizerischer kann man seine Aktivitäten fast nicht gestalten.
Und nach der mühseligen Phase der Assimilation erreicht uns nun diese Nachricht. Für Mitte August lädt der Swiss German Club seine Mitglieder zu einem zweitägigen Bierbrauseminar ein. Der Anlass findet nicht etwa in einer ureidgenössisch verankerten Brauerei wie Feldschlösschen oder Eichhof statt, wo Bier nach dem dänischen und niederländischen Reinheitsgebot gebraut wird. Nein, bei Gampertbräu im bayrischen Weissenbrunn sollen die Interessenten ihr Hobbybrauer-Diplom erwerben. Ausgerechnet in Bayern! Als ob man diesen Namen schon je im Zusammenhang mit der edlen Braukunst gehört hätte.
Gebraut wird also in heimischen Gefilden, trinken wollen die ehrenwerten Mitglieder des Swiss German Club den selbstgebrauten Gerstensaft dann allerdings erst in schweizerischen Gefilden an einem nachfolgenden Anlass, wie es in der Einladung heisst. Es fragt sich allerdings, ob unsere Gäste nach der glückstrunkenen und bierseligen Heimkehr überhaupt wieder zurück in die Schweiz kommen wollen. Irgendwie scheint in dieser deutsch-schweizerischen Beziehung Hopfen und Malz verloren zu sein.

#Notizen zu Namen

26. April 2014 | Prof. Dr. Felix W. Wehrli – Ehrenpromotion 2014 der Medizinischen Fakultät

Universität Zürich

Felix W. Wehrli, Ph.D., studierte Chemie an der ETH Zürich, wo er im Jahr 1968 in der Gruppe von Prof. W. Simon über Magnetresonanz-Analysen von Kohlenstoffmolekülen promovierte. Es folgten eine postdoktorale Forschungszeit an der ETH, einige Jahre in der Industrie, schliesslich der Aufbruch in die USA und dann die Berufung, zunächst – 1988 – zum Professor of Radiological Science in Radiology, dann – 1999 – jene zum Professor of Biochemistry & Biophysics an die University of Pennsylvania. Dort leitet er seit 1999 das Laboratory for Structural NMR Imaging.
Entscheidende Beiträge leistete Felix W. Wehrli unter anderem zur Quantifizierung des Metabolismus und der Gewebeperfusion des Gehirns, zur Myelinisierung des zentralen Nervensystems, zur endothelialen Dysfunktion bei peripherer arterieller Verschlusskrankheit sowie zur Knochenarchitektur und -mechanik. In mehr als 200 wissenschaftlichen Originalarbeiten und 14 Patenten zeigt sich seine grosse wissenschaftliche Schaffenskraft.
Im Laufe seiner wissenschaftlichen Tätigkeit erhielt Wehrli zahlreiche Auszeichnungen, unter anderem 1991 die Benennung zum Fellow der Society of Magnetic Resonance in Medicine, 2005 die Silver Medal der International Society of Magnetic Resonance in Medicine und 1998 den Sylvia Sorkin Greenfield Award der American Association of Physics in Medicine. Als langjähriger Editor des Journals «Magnetic Resonance in Medicine» beeinflusste er über viele Jahre weltweit die Wissenschaft auf dem Gebiet der nuklearen Magnetresonanz.
Felix W. Wehrlis wissenschaftliches Fundament wurde durch eine tiefgehende Ausbildung und langjährige wissenschaftliche Tätigkeit an der ETH Zürich gelegt. Auch nach seiner Berufung auf eine Professur in den USA blieb Wehrli der Schweiz und Zürich sehr verbunden. Wissenschaftliche Kontakte zu den Instituten der radiologischen Bildgebung des UniversitätsSpitals Zürich (USZ) entstanden durch die Fachgesellschaften der Magnetresonanz-Verfahren. Aufgrund des gemeinsamen Interesses an der Biomechanik des Knochens ist Felix W. Wehrli an Forschungsarbeiten des Instituts für Diagnostische und Interventionelle Radiologie des USZ zur Knochendichtemessung mit neuen Verfahren der Magnetresonanztomographie beteiligt.


#Notizen zu Namen

26. April 2014 | Dr. Felix W. Wehrli v/o Lord

Dr. Felix W. Wehrli v/o Lord, Professor am Department of Radiology der University of Pennsylvania Health System in Philadelphia (USA), wurde anlässlich des Dies academicus der Universität Zürich vom 26. April 2014 in Anerkennung seiner grossen Verdienste auf dem Gebiet der Magnetresonanztomographie und –spektroskopie die Würde eines Doktors ehrenhalber verliehen.
Wir gratulieren Lord zu dieser aussergewöhnlichen Ehrung!

#Allgemeines

26. April 2014 | Spardruck an der Kantonsschule

Schaffhauser Nachrichten
(ek)

Nach der Aufnahmeprüfung an die Kantonsschule steht fest, dass 58 Schülerinnen und Schüler das Profil N gewählt haben, also das Profil mit der naturwissenschaftlich-mathematischen Ausrichtung. Da die Kantonsschule Schaffhausen aufgrund des Sparprogramms ESH3 Klassen einsparen muss, müssen die Neueintretenden auf zwei Klassen à je 29 Schülerinnen und Schüler aufgeteilt werden. Das hat Kantonsrätin Martina Munz (SP, Hallau) auf den Plan gerufen. Mit diesen Klassengrössen steige der Selektionsdruck, da so grosse Klassen kaum bis zur Matur geführt würden, sagt sie. Zugleich werde der Forderung der Wirtschaft nach mehr Naturwissenschaftler und Ingenieuren nicht nachgelebt. In einer Kleinen Anfrage stellt sie der Regierung deshalb unter anderen folgende Fragen: Erachtet es die Regierung als sinnvoll, mit Sparmassnahmen die Bildungschancen der jungen Generation zu beschneiden? Unterstützt die Regierung die Forderung der Wirtschaft nach mehr Fachleuten im mathematisch-naturwissenschaftlichen Bereich? Ist sie bereit, an der Kantonsschule drei erste Klassen statt wie vorgesehen nur zwei für das N-Profil zu bilden? Munz fordert den Regierungsrat auf, ihre Fragen noch vor der definitiven Klasseneinteilung für das Schuljahr 2014/15 zu beantworten.

#Allgemeines

19. April 2014 | Mehr Frauen an der Kantonsschule

Schaffhauser Nachrichten
Saskia Baumgartner

Lag die Frauenquote bei den in der Probezeit eingetretenen Maturitätsschülern im Jahr 2013 noch bei 48 Prozent (siehe SN vom 29. April 2013), ist diese 2014 wieder stark angestiegen. Von den 158 jungen Menschen, welche die Aufnahmeprüfung in diesem Jahr bestanden haben, sind 98 weiblich und 60 männlich. Die Frauen machen somit 62 Prozent aus.
Urs Saxer, Rektor der Kantonsschule, vermutet, dass die unterschiedlichen Werte der letzten beiden Jahre vor allem auch mit den verhältnismässig tiefen Schülerzahlen zu tun haben. Dadurch würden sich schneller Ausreisser nach oben oder unten ergeben. «Ich vermute ausserdem, dass der Peergroup-Effekt mitspielt», so Saxer. Sprich: Junge Menschen machen die Wahl ihres Ausbildungswegs von ihren Freundinnen oder Freunden abhängig.

**Mehr Naturwissenschaftlerinnen**
Betrachtet man die diesjährige Geschlechterverteilung bei den einzelnen Ausbildungsprofilen M, N oder S (siehe Informationen am Ende des Artikels), fallen besonders die Zahlen des Profils N, der naturwissenschaftlich-mathematischen Ausbildung, ins Auge. Insgesamt 58 Schüler werden hier in die 1. Klasse eintreten. 24 von ihnen sind Frauen, das entspricht einem Anteil von 41 Prozent. In den letzten fünf Jahren war die Frauenquote noch nie so hoch. Urs Saxer wünscht sich, dass sich diese Entwicklung – mehr Frauen im Profil N – weiter fortsetzt. Auch generell sei dieses Ausbildungsprofil sehr wichtig. «Es heisst ja immer, dass uns die Ingenieure fehlen», sagt er. Der Rektor hofft, dass Schaffhauser Projekte wie etwa das von der Industrie- & Wirtschafts-Vereinigung Schaffhausen ins Leben gerufene «Go Tec» künftig Früchte tragen. Dieses Projekt richtet sich an jüngere Schulkinder, soll das Interesse an der Technik wecken und so dem Fachkräftemangel entgegenwirken.

**13 Prozent mehr Schüler**
Lässt man die Geschlechterverteilung einmal aussen vor und betrachtet die Gesamtzahl an Schülern, fällt auf, dass diese 2014 wieder angestiegen ist. Hat es 2013 einen Einbruch gegeben und lag die Zahl an erfolgreichen Prüflingen nur bei 137, sind es in diesem Jahr 158 Schüler, welche in die Maturitätsschule aufgenommen werden. Das entspricht einer Zunahme von 13 Prozent. Grund dafür ist sicher auch, dass 2014 mehr Kanti-Anwärter die Prüfung bestanden haben. 50 Prozent der Jugendlichen waren erfolgreich. Zum Vergleich: 2013 lag die Erfolgsquote nur bei 43 Prozent. War die Prüfung dieses Mal leichter? «Das kann man nicht sagen», erklärt Saxer. Die Lehrer hätten die Prüfung auf jeden Fall nicht anders als üblich bewertet, erklärt der Rektor. Saxer hält die Anzahl an erfolgreichen Prüflingen auch nicht unbedingt für entscheidend. Wichtiger sei die Zahl der verbleibenden Schüler, welche die Probezeit überstehen. «In der Probezeit liegt die Durchfallquote noch einmal bei 10 bis 15 Prozent», so Saxer.

**FMS: konstante Zahlen**
Neben der Maturitätsschule wird an der Kantonsschule Schaffhau- sen ausserdem die Fachmittelschule (FMS) angeboten. Auch wenn die Anzahl an Schülern, welche sich für diese Schule entscheiden, kleiner ist, halten sich die Werte hier relativ konstant. So haben in diesem Jahr 35 Jugendliche die Prüfung bestanden (2013: 39). Der Frauenanteil war mit 29 Bewerbern im Gegensatz zu den 6 männlichen sehr hoch, doch auch das ist an der FMS üblich (2013: 33 Frauen und 6 Männer).


**Kantonsschule: Die verschiedenen Ausbildungsprofile**
**Die Maturitätsschule** (Kanti) dauert vier Jahre und führt zur Maturität. Es gibt verschiedene Ausbildungsprofile, welche den Einstieg in bestimmte Studien begünstigen.
**Ausbildungsprofil M** (musisch-sprachlich): Schwerpunktfächer dieses Lehrgangs sind Kunstfächer, Altgriechisch oder moderne Fremdsprachen.
**Ausbildungsprofil N** (naturwissenschaftlich-mathematisch): Schwerpunktfächer sind Naturwissenschaften oder Wirtschaft und Recht.
**Ausbildungsprofil S** (sprachlich-altsprachlich mit Latein): Schwerpunktfächer sind Altgriechisch oder moderne Fremdsprachen.
**Die Fachmittelschule (FMS)* dauert in der Regel drei Jahre. Der Abschluss
**Fachmittelschulausweis** berechtigt zum Studium an einer Höheren Fachschule (FH). Nach dem 3. Jahr kann ein einjähriges Praktikum im Bereich Gesundheit, Naturwissenschaften, Soziales und Kommunikation oder ein 4. Ausbildungsjahr im Bereich Pädagogik angeschlossen werden. Dadurch wird die Fachmaturität erlangt.



Im August machen sich 158 neue Maturitäts- und 35 Fachmittelschüler auf den Weg zur Kantonsschule.
Bild Selwyn Hoffmann



Nach dem Einbruch im letzten Jahr erholen sind die Schülerzahlen wieder. 2014 sind sie ungefähr auf dem gleichen Niveau wie im Jahr 2012.
Grafik SN

#Allgemeines

15. April 2014 | Doppelt so viele Mädchen wie Knaben

Schaffhauser Nachrichten
(r.)

Deutlich mehr Mädchen als Knaben entscheiden sich im Kanton Schaffhausen für eine gymnasiale Schulausbildung: Wie die Kantonsschule Schaffhausen mitteilt, haben 198 Kandidierende die Aufnahmeprüfung für die Kanti bestanden. Davon sind 132 Mädchen und 66 Knaben. Im neuen Jahrgang kommen auf einen Knaben also genau zwei Mädchen.

**Einer von vier schafft es nicht**
Zur Prüfung angemeldet hatten sich 273 Personen. Die Erfolgsquote liegt somit bei 72 Prozent. Geprüft worden waren die Fächer Deutsch, Französisch/Latein und Mathematik. Die Anmeldezahlen haben sich auf dem gleichen Niveau wie im Vorjahr gehalten, auch die Erfolgsquote ist laut Kantonsschule vergleichbar. Die Aufteilung auf die verschiedenen Abteilungen und Ausbildungsprofile zeigt ein ausgeglichenes Bild: 37 Schülerinnen und Schüler werden in die zwei 1. Klassen der Fachmittelschule (FMS) eintreten. In der Maturitätsschule werden insgesamt sieben 1. Klassen geführt: 66 Schülerinnen und Schüler beginnen im musisch-neusprachlichen Ausbildungsprofil M, 58 im naturwissenschaftlich-mathematischen Profil N und 37 im sprachlich-altsprachlichen Profil S mit Latein. Die erfolgreichen Pru?flinge starten nach den Sommerferien in die Probezeit, welche ein Semester dauert.

#Allgemeines

9. April 2014 | Hundertjähriger ist «guet zwäg»

Schaffhauser Nachrichten
Von Wolfgang Schreiber

Die vielen Gratulationen zu seinem 100. Geburtstag nahm Paul Bührer gestern Vormittag in seinem Lehnstuhl entgegen. Wie man es von einem Hundertjährigen nicht anders erwarten kann. Als es galt, für ein Erinnerungsfoto mit seinen im Vollwichs erschienenen Farbenbrüdern der Fortuna zu posieren, da erhob sich der 100-Jährige ohne fremde Hilfe und ging, mit zwei Stöcken als Stütze, zu Christoph Steinmann, Urs Meier und Rolf Buck. Nach dem Foto setzte sich das Geburtstagskind wieder und hörte sich ein Gratulationsgedicht des Fortuna-Altherren-Präsidenten Hans Peter Stoll an. Er habe, so vertraute danach Paul Bührer den vielen Gästen an, sich Sorgen gemacht wegen seines bevorstehenden Geburtstags. Doch sein Sohn, Architekt Hans Paul Bührer, und seine Schwiegertochter Margrit haben mit ihrem Sohn Patrick das Geburtstagsfest vorzüglich organisiert: «Was mich geplagt hat, ist wieder weg», sagte ein dankbarer Paul Bührer. Er ist, wie man so schön sagt und wie es seine Angehörigen auch bestätigen: «guet zwäg». Er selbst, betreut von Spitex und dem Mahlzeitendienst, ist mit seiner Gesundheit zufrieden. Allerdings schränkt er ein: «Es ist nicht immer alles, wie man es gerne hätte.»
Die Odd-Fellows-Obermeister Luciano Bassi und Bruno Zanelli, die mit Eduard Brodbeck und Dieter Langhans von den Odd Fellows zum Gratulieren gekommen waren, erwähnen, dass Paul Bührer noch regelmässig an den Mittagessen der Wandergruppe der Rheinfall-Loge der Odd Fellows teilnimmt. Eine eidgenössische Seltenheit ergab sich, als Hans Brühlmann, Alfred Schweizer und Andreas Rickenbacher mit Paul Bührer das Glas erhoben. Damit waren vier Direktoren der Schaffhauser Gebäudeversicherung in einem Raum vereint. Paul Bührer war lange Zeit und bis zu seiner Pensionierung Direktor der Gebäudeversicherung. Im Verlaufe des Mittags hat Stadtrat Simon Stocker Paul Bührer gratuliert. Die Feuerwehr machte ihre Aufwartung mit der Drehleiter, und die Schlauchmusik des Feuerwehrvereins brachte ein musikalisches Ständchen dar. Die musikalisch grösste Freude, so sagte der Jubilar, hat ihm jedoch seine Urenkelin Lina Maria gemacht. Das Mädchen habe ihm am frühen Morgen schon gratuliert und mit heller Stimme «Happy Birthday, lieber Opa» gesungen. Dann habe ihm, noch bevor er zur Schule ging, auch Urenkel Julian gratuliert.
Die Urenkel, die Familie seines Enkels Herbert, leben mit Paul Bührer im gleichen Haus an der Nordstrasse. Das Haus hat Paul Bührer vor gut 60 Jahren mit seiner Frau Trudi, geborene Grimm, zum Heim für seine Familie gemacht. Seine Frau ist schon 1960 gestorben. Paul Bührer konnte später 30 Jahre lang glücklich mit seiner neuen Partnerin Esther Grimm-Kunz, einer Verwandten seiner Frau, leben, bis auch sie vor wenigen Jahren verstorben ist. Das Glück, im eigenen Heim und im Kreise von Angehörigen leben zu dürfen, mag dazu beigetragen haben, dass Paul ­Bührer so «guet zwäg» ist. Auch dass der Pensionierte von vielen Ämtern und ­Ehrenämtern loslassen konnte – er war einst Präsident der städtischen FDP –, mag sein hohes Alter möglich gemacht haben.
Auf die unvermeidliche Reporterfrage, wie er es denn gemacht habe, körperlich und geistig so rüstig zu bleiben, antwortete Paul Bührer: «Ich habe ganz normal gelebt, gegessen und getrunken, da ist nichts Besonderes zu vermelden. Auf Anraten meines Arztes trinke ich in letzter Zeit hie und da und ganz nach Laune ein Gläschen feinen Eiercognac. Das tut mir gut.»


**Hoher Geburtstag**
*Ein Glückwunsch der Kollegen*

Lieber Paul. Die alt Chefbeamten des Kantonalen Baudepartementes gratulieren Dir herzlich zum «runden» 100. Geburtstag. Einige von uns ­«Jüngeren» sind seit Deiner Aktivzeit als Verwalter der Kantonalen Gebäudeversicherung und Chef der Feuerpolizei (1959–1979) Deine Zeit- und Weggenossen. Du fehlst nur selten am Monatsstammtisch im «Alten Schützenhaus» «im Kreise der Lieben». Dort möchten wir Dich noch lange unter uns haben. Ein freundschaftliches «Prosit!» zum Ehrentrunk und mit dem Wandspruch aus dem Staats­keller ein froher Zuruf: «Man wünschet gute Zeyten!»
Ernst Rahm-Landis


Der hundertjährige Paul Bührer mit Fortuna-Verbindungsleuten: Christoph Steinmann, Urs Meier und Rolf Buck.
Bild Selwyn Hoffmann

#Allgemeines

9. April 2014 | Gewaltprävention an der Kanti

Schaffhauser Nachrichten
(r.)

Die Schaffhauser Polizei hat am Freitag am Gewaltpräventionstag der Kantonsschule Schaffhausen einen Workshop angeboten. 90 Schülerinnen und Schüler nutzten das Angebot. Von 7.50 bis 17.15 Uhr wurden sie von zwei Polizeifunktionären instruiert. In vier Gruppen aufgeteilt, lernten die 90 Schülerinnen und Schüler während der jeweils anderthalb Stunden dauernden Lektionen, wie sie Gefahren besser erkennen und damit umgehen können. In Beispielsituationen übten sich die motivierten Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Befreien aus Festhaltegriffen, in aktiven Verteidigungstechniken und im Einsetzen von Alltagsgegenständen als Verteidigungsmittel. Mit Präventionsschulungen dieser Art versucht die Schaffhauser Polizei, aktiv Übergriffe zu verhindern, das Bewusstsein für mögliche Gefahrenquellen zu schärfen und das richtige Verhalten für den Ernstfall zu schulen, wie es in der Mitteilung der Schaffhauser Polizei heisst.

#Allgemeines

5. April 2014 | Schlagende Verbindungen: Auf die Mensur!

NZZ am Sonntag
Ronald Roggen

Es ist morgens um 7 Uhr 30, dunkel und kalt. Der Präsident des Schweizerischen Waffenrings begrüsst eine grosse Schar Studenten und alte Herren, die in ihren Farben erschienen sind. Bald darauf steigt zwischen zwei Paukanten eine Partie. Mit scharfen Hieben. Die Mitglieder der Akademischen Turnerschaft Alemannia Basel, die zurzeit den Waffenring anführt, erscheinen in ihren Farben Rot-Weiss-Schwarz, die Helveter Karmesinrot-Weiss-Karmesinrot. Der Auftritt hat etwas Unentwegtes an sich. Sicherheit verbindet sich mit Stolz. Viele sind schon um 5 Uhr losgezogen, um den Gasthof rechtzeitig zu erreichen. Von ihren Wagen schleppten «Füchse», die eben erst in die Tradition des Verbindungslebens eingestiegen sind, schwere Kisten in den Saal, um ein Pauklokal herzurichten. Jede Verbindung hat ihren Bereich, mit Tischen, die nicht nur für die Fechtwaffen, also die Rapiere, gedacht sind, wie man sehen wird. Auf der andern Seite des Saals liegt eine freie Fläche, die für das wichtigste Geschehen des Tages reserviert bleibt.

**Keine falsche Schonung**
Dann der alte Ruf zur Mensur. Der Unparteiische hat Stellung bezogen. Vor ihm die beiden Paukanten, eskortiert von ihren Sekundanten, je einer zur Linken. Die Klingen der Paukanten verharren einen Moment lang gekreuzt in der Höhe. Zuvor hat der Unparteiische die Korbschläger mit ihren Klingen aus Spezialstahl genau überprüft. Die Klingenspitze ist vorschriftsgemäss stumpf. Aber Stahl bleibt Stahl. Mit ihrer Rechten halten die Paukanten ihren vertrauten Schläger fest im Griff, die Linke fasst den Gurt hinten an der Hose. Rumpf und Arme sind eingepackt. Die Augen sind geschützt, auch der Hals ist nicht mehr frei. Es herrscht Silentium im Saal, der Ofen ist angeheizt. Man steht um den ausgesparten Platz, wo die Partie gleich losgehen wird. Die Stimmung: eine Art Zwischenlage von Gelassenheit und angespannter Nervosität.
Jetzt folgen sich Hieb und Abwehr. Der metallene Klang begleitet durch die Partie. Das Publikum ist damit vertraut, es kennt diese «Dessins», die verschiedenen Fechtmuster, die ihre eigenen Regeln haben. Hier handelt es sich um eine Fuchsenpartie. Für die Burschen und alten Herren ist klar, dass diese Hochpartien – es gibt keine tiefen Hiebe – ein geringes Verletzungsrisiko aufweisen. Auf den Fuchsen, der seinen ersten richtigen Gang austrägt, wirkt die Partie trotzdem ernst.
Zehn Gänge sind durchzustehen, darauf gibt der Unparteiische ein «Kolloquium!» frei. Dann folgen weitere zehn Gänge. Dreissig Minuten in Spannung, eine gefühlte Stunde der Wahrheit. Das von einem lauten «Halt!» begleitete Einspringen der Sekundanten schliesst jeden Gang präzise ab. Das kann nach gefährlichen «falschen» Hieben auch vorzeitig geschehen. Oder dann, wenn ein Paukant offensichtlich Probleme hat. In unmittelbarer Nähe verfolgen zwei erfahrene Paukärzte die Partie. In einem Paukbuch wird die Partie protokolliert.
Im Halbstundentakt reiht sich Partie an Partie. Receptionspartien sind schon ein Stück schwieriger, sie erlauben die Burschifikation und sind so etwas wie das Gesellenstück zwischen dem niederen Stall der Füchse und dem erhabenen Salon der Burschen. Die Ordnung pflegt hier ihre bestimmten Formen. Dann eine Burschenpartie, heftiger, offensiver, mit deutlich höherem Risiko. Aber die Paukanten werden nach der Partie gemeinsam ein Bier heben. Die Klingen werden im Laufe der Partie desinfiziert. Bald darauf trifft ein Hieb die Haut. Es blutet. Aber die Partie geht weiter. Die Ärzte könnten einschreiten, tun es aber nicht. Keine falsche Schonung. Das wollen vor allem die Paukanten nicht. Nach der Partie liegt ein blessierter Paukant auf dem harten Tisch und wird vom Paukarzt genäht. Keine Anästhesie. Da muss der Paukant durch. Die Verletzung ist geringfügiger Natur. Und sie hat das Resultat der Mensur nicht gefährdet, wie es ohnehin kein Siegen und Verlieren gibt, was Aussenstehende überraschen mag.
Nach dem Auspauken also ein freundschaftlicher Zutrunk. «Wir haben nicht gegeneinander gefochten», sagt ein Helveter. «Wir fechten miteinander.» Ein Burschenkonvent innerhalb jeder Verbindung sagt dem einzelnen Paukanten, wie man ihn hinsichtlich Moral und Technik beurteilt hat. Er sei wie eine Eins dagestanden, wird ein Fuchse gelobt. Ausweichen und Abdrehen hätten ihm keine derart gute Note eingebracht. Einem Paukanten könnte auch eine Abfuhr drohen.
Die deutsche Sprache hat von den Mensuren einiges aufgenommen: eine «Abfuhr erteilen», «es gelingt etwas auf Anhieb», eine «Hängepartie». Manch einer hat schon oft die Mensursprache benutzt – ohne es zu wissen. «Abfuhr»: Das kann der Fall sein, wenn ein Paukant aufgrund einer Verletzung vor dem eigentlichen Ende der Partie herausgenommen werden muss. Damit ist nicht zwingend verbunden, dass er nicht bestanden hat. Einem Paukanten kann aber auch eine Abfuhr im Sinne einer nicht bestandenen Partie wegen schlechter Noten drohen.

**«Ein herrliches Gefühl»**
Für die Beteiligten ist klar: Man pflegt die «Contenance». Kein Vorprellen, aber auch kein Zurückweichen. Der Fechtkomment zwingt zur festgelegten Distanz unter den Paukanten. Bewegt wird nur der Schlagarm, der auch der Deckung dient. Treffer gibt es am Kopf. Das war es ja, die «mensura», welche die wilden Zweikämpfe von einst in geordnete Bahnen brachte. «Die studentischen Paukereien des 18. und frühen 19. Jahrhunderts», schreibt der Winterthurer Peter Hauser, der sich in diesem Fach auskennt, «waren ohne Ausnahme Duelle.» Aber das hat sich geändert. Heute sind die meisten Partien Bestimmungsmensuren, wo die Fechtchargierten entscheiden, wer mit wem zu pauken hat. Da braucht niemand mehr eine auslösende Beleidigung.
Die beschriebene Szenerie spielt in der Gegenwart. Wir befinden uns in der nördlichen Schweiz, unweit der Grenze. Es ist Samstag, und in den Städten machen die Menschen ihre harmlosen Einkäufe, während die schlagenden Verbindungen den ganzen Morgen hindurch im Saal des Gasthofes ihre harten Partien austragen, ehe ein Kommers, ein Umtrunk in feierlichem Rahmen, ihre Festfreude aufsteigen lässt. Es ist eine Freude mit alter Tradition, aber sie packt junge Leute von heute.
Etwas Ungewöhnliches, ohne Zweifel. Etwas, wofür man seine guten Gründe haben muss. «Es ist ein herrliches Gefühl», bekennt ein Paukant nach geschlagener Partie. Aber wie steht es mit jenem Studenten, der noch keine Erfahrung in Mensuren besitzt und jetzt die Partien genau verfolgt? Jahrgang 1991, Jura im dritten Semester. Warum gerade eine schlagende Verbindung? Sinn erschliesst sich durch Befragen. Er habe etwas «Steiles» gewünscht. Der junge Mann ist nicht der Typ, der aufdreht. Seine Sätze verraten Überlegung: «Ich suchte eine Verbindung mit klar definierten Regeln. Ich will stolz sein auf das, was ich tue, und klar auftreten.»
Er schätzt Autorität, «aber nur, wenn sie nicht erdrückt». Als er von Helvetern «gekeilt» wurde, also angeworben, «da spürte ich am stärksten, dass Herzblut dabei war». Respekt vor der ersten Mensur? «Auf jeden Fall! Aber ich habe aus freiem Willen zugestimmt. Es gibt ohne Zweifel ein Restrisiko, das kann man stark reduzieren.» Der Student übt fünfmal pro Woche im Fechtlokal. Das bewirkt einen starken Zusammenhalt.
Der Paukarzt ist stolz darauf, dass seine Farbenbrüder gut fechten: «Die Wahrscheinlichkeit einer Verletzung hängt ab von der Ausbildung und vom Training.» Zwei Ärzte der Helvetia stehen im Pauklokal im Einsatz, mit behelfsmässiger Infrastruktur. Die Ärzte wissen, dass die üblen Verletzungen selten geworden sind. «Gravierend könnten Verletzungen der Nase und der Wangen sein. Aber meistens bleibt es, wenn schon, bei kleinen Narben.» Ein Leichtverletzter sagt: «Während der Partie spürt man aufgrund des Adrenalins nicht viel.»
Es gibt weder Sieger noch Verlierer. Aber was dann? «Es geht darum, hinzustehen und sein Ding durchzuziehen.» Der Präsident der Berner Helvetia weiss, wovon er spricht. Er hat immer Respekt vor dem andern Paukanten, und seine Partie von eben verlief intensiv, auf hoher Schwierigkeitsstufe. Da braucht es offensichtlich mehr Überwindung als sonst. Auf keinen Fall zurückweichen, keinen Zentimeter, auch mit den Schultern nicht. «Man weiss wenig über die Spannung während einer Partie, bevor man selber drin steht.» Menschen in seiner persönlichen Umgebung stellen oft Fragen. Mensur? Akademisches Fechten? Den meisten Aussenstehenden ist das Ganze ein Buch mit sieben Siegeln.
Aber für das hohe Präsidium der Berner Helvetia ist Verbindung mehr als Schlagen. Und dass es bestimmte Menschentypen in eine schlagende Verbindung ziehe, glaubt er nicht: «Es gibt alle möglichen Menschen bei uns, zum Glück ist das so. Es sind auch alle Fakultäten vertreten.»
Der Kommers dauert nicht allzu lange. Die Verbindungen rücken wieder ab. Das Dorf hat von der Mensur, vom Wirt abgesehen, kaum etwas bemerkt. Hat sich hier Verbotenes abgespielt? 1937 stellte das neue Schweizerische Strafgesetzbuch das Duell unter Strafe. Aber die Mensur fiel nicht darunter, sie blieb straflos. Seit über 20 Jahren existiert das Duell im Schweizer Recht nicht mehr. Die Verletzung durch Mensur ist eine einfache Körperverletzung, die nicht von Amtes wegen verfolgt wird. Jeder Paukant hat eingewilligt, also entfällt auch jede Anzeige.

**Man fährt nicht zur Hölle**
Die Verbindungen sind mit der Mensur unterschiedlich umgegangen. Die welschen Helveter fechten nicht, und die Zofinger stossen heute ein Mitglied aus, das sich in Partien schlägt. Centralarchivar Paul Ehinger weiss um die leidige Geschichte dieses Paragrafen 14 der Statuten: «1865 hatte die Festversammlung das Duell verboten. Aber als es in der Zofingia Zürich reihenweise Austritte gab, gewährte der Gesamtverein 1887 den Zürchern eine Ausnahmestellung. Als auch diese 1903 fiel, kam es zur Spaltung: Die mensurfreundliche Mehrheit gründete die Neuzofingia.» 1990 stellte ein Zofinger an der Delegiertenversammlung die Frage, ob das Duellverbot nicht aufzuheben sei. 2007 wurde ein Streichungsantrag zum Paragrafen 14 gestellt, aber «wegen grosser Unruhe im Saal» fallengelassen.
Die Studentenschaft ausserhalb der Verbindungen schien das Mensurwesen nie heftig zu stören. 1965 druckte der Verband der Studierenden an der ETH in seinem «Poly-Liederbuch» vier Lieder mitsamt «Mensur-Strophen» ab. Die Studenten kauften es massenweise. 1982 zeigte das Zofinger Liederbuch noch immer eine solche Strophe: «Bis dass mein Hieber vom Corpus iuris wird besiegt, so lang, ihr Brüder, leb ich vergnügt. Edite, bibite …» Die katholische Kirche, deren altes kanonisches Recht die Mensur noch mit Exkommunikation belegt hatte, hat eingelenkt. Seit 1983 gibt es keine Strafe mehr für die Mensur. Aus römischer Sicht handelt ein Paukant zwar «sittlich verwerflich». Aber er landet nicht in der Hölle.
Wer sichergehen will, duelliert sich mit Bier: mit einem «Bierjungen» (1 Becher) oder einem «Doktor» (2 Becher). Einem «Bischof» (3 Becher) – oder gar mit einem «Papst» (4 Becher).



Stillleben mit Fechtutensilien im Trainingsraum der Studentenverbindung Helvetia Bern. Das Fotografieren der Paukanten, die an der Mensur die Klingen kreuzen, ist nicht erlaubt.
(Bild: Simon Tanner / NZZ)

#Allgemeines

2. April 2014 | Kantonsschüler brauchen über zwei Stunden am Tag für ihren Schulweg

Schaffhauser Nachrichten
von Jasmine Beetschen
Stolze 61 Minuten brauchen Schüler aus Kleinandelfingen für den Weg zur Zürcher Kantonsschule Rychenberg. Das sind über 16 Tage im Jahr, die ein Kleinandelfinger allein für den Schulweg im Zug und im Bus verbringt. Feuerthaler haben es da leichter. Sie sind auf ihrem Weg zur Kantonsschule Schaffhausen gerade einmal vier Minuten unterwegs – also rund einen Tag im Jahr. Für Diessenhofer und Hemishofer stellt sich die Frage, welche Kantonsschule näher liegt: Schaffhausen oder Frauenfeld? Nicht selten führt der Weg denn auch in den Nachbarkanton, da die Verbindungen schlichtweg besser sind. Dank einem Abkommen zwischen den Kantonen Schaffhausen, Thurgau und Zürich ist die freie Schulwahl auch kein Problem. So können Buchberger oder Rüdlinger nach Winterthur und müssen nicht durch den halben Kanton reisen, um zur Kantonsschule zu gelangen. «Die Schüler können für sich entscheiden, welcher Weg für sie am besten ist», erklärt dazu Peter Salathé von der Stipendiendienststelle Schaffhausen. Überlegungen wie diese und wie Kantischüler die Zeit während ihrer Fahrt zur Schule überbrücken, zeigt unser grosser Überblick. Dafür haben wir die Anzahl Kantonsschüler pro Gemeinde und die jeweilige Streckenzeit bis zur meistbesuchten Kantonsschule berechnet. Nicht nur mit einem Schulweg von 47 Minuten gehört Hemishofen an die Spitze der Statistik; auch mit stolzen 19 Kantonsschülern, auf 1000 Einwohner berechnet, weist die Gemeinde Höchstwerte auf.


**Viele Kantonsschüler aus Hemishofen, wenige aus Buch**
*Ein Überblick zeigt, wie viele Kantonsschüler eine Gemeinde hat und welche Strecken diese täglich auf sich nehmen.*

Viele kennen den Moment, wenn am Morgen die Busse voll mit Kantonsschülern sind und nicht selten grosses Gedränge herrscht. Da stellt sich oft die Frage: Woher kommen eigentlich all diese Schüler? In unserem grossen Überblick zeigen wir, wie viele Kantonsschüler aus jeder Gemeinde im Einzugsgebiet der SN kommen. Da wir nur die Zahlen aus diesem Jahr betrachten, können keine langjährigen Vergleiche oder definitive Aussagen zu den Zahlen gemacht werden, sondern nur ein Eindruck vom Moment verschafft werden.
Im Schuljahr 2013/14 sind Hemishofen mit 19 und Flurlingen mit 18 Kantonsschülern pro 1000 Einwohner die Spitzenreiter in puncto gemeindeeigene Kantonsschüler. Hans Wegmann, Schulleiter der Sekundarschule Kreis Uhwiesen, erklärt, dass viele Kinder aufgrund des weiten Schulweges nach Winterthur im Anschluss an die Primarschule zuerst die Schule in Uhwiesen besuchen, um anschliessend in die Kantonsschule Schaffhausen einzutreten – daher die hohe Anzahl Kantonsschüler aus dieser Gemeinde. «Es besteht allgemein ein hohes Interesse an gymnasialer Ausbildung, was die rege Nutzung der Vorbereitungskurse für die Aufnahmeprüfungen zeigt», sagt Wegmann. Dies bestätigt auch Roland Dorer, Schulleiter der Sekundarschule Diessenhofen. Aus Diessenhofen selbst kommen nur drei Kantonsschüler auf 1000 Einwohner, so gehört Diessenhofen zusammen mit Eschenz und Buch zu den Gemeinden mit den wenigsten Kantonsschülern. «Vor allem am Anfang nutzen viele Schüler die Kurse, doch mit der Zeit werden es schnell weniger», erklärt Dorer. Diessenhofen sei sowieso ein spezieller Fall. Da die Kantonsschulen Frauenfeld und Schaffhausen unterschiedliche Aufnahmeprüfungen haben, muss für zwei Prüfungen eine Vorbereitung möglich sein. Ein Unterschied besteht zum Beispiel auch darin, dass Schaffhausen eine Französischlektion mehr hat als Schulen im Thurgau. Dorer fragt sich aber, weshalb nach Bestehen einer der beiden Aufnahmeprüfungen nicht auch der prüfungsfreie Übertritt in die andere Kantonsschule möglich ist. «Die Wahl der Kantonsschule liegt in erster Linie beim Schüler», erklärt Peter Salathé von der Stipendiendienststelle Schaffhausen. Zwischen den Kantonen Schaffhausen, Thurgau und Zürich besteht ein Abkommen, sodass Schüler auch ausserkantonale Schulen besuchen können, ohne die Kosten dafür übernehmen zu müssen. Der Hauptgrund für diese Abkommen sind die teilweise sehr grossen Distanzen zwischen einigen Gemeinden und der jeweiligen Kantonsschule. So sind beispielsweise Schüler aus Feuerthalen schneller in Schaffhausen als in Winterthur. Genauso können Rüdlinger und Buchberger nach Winterthur an die Kanti, da die Verbindungen einfach kürzer sind. Für Schüler aus Kleinandelfingen, Unterstammheim oder Hemishofen sind die zurückzulegenden Strecken trotzdem beträchtlich: Nicht selten dauert ihre Fahrt rund eine Stunde.






**Erhebungen: Wie die
Zahlen zu verstehen sind
*
Die aufgeführte Streckenzeit zeigt
den Weg zur Kantonsschule mit
den meisten Schülern aus der jeweiligen Gemeinde. Gehen beispielsweise aus Buchberg vier
Schüler nach Schaffhausen und
sieben nach Bülach, wird der Weg
nach Bülach berechnet. Als Abfahrtsorte wurden jeweils der
Bahnhof oder die Haltestellen
Dorf, Gemeindehaus, Post oder
Zentrum ausgewählt.

Als allgemeine Ankunftszeit wurde
7.30 Uhr gesetzt, da in den meisten Schulen um etwa 8 Uhr die
erste Lektion beginnt. Es wurden
also nur Verbindungen berücksichtigt, die eine Ankunft am
Zielort vor diesem Zeitpunkt gewährleisten. Bei den Zürcher
Kantonsschulen Im Lee und Rychenberg wurden die Strecken
von der Gemeinde bis direkt zur
Schule, bei den anderen drei bis
zum entsprechenden Bahnhof berechnet. (jbe)


**Verbindungen haben sich in
diesem Jahr stark verbessert**
*Die Trasadingerin Michelle Hauser mag ihren Wohnort trotz des weiten Schulwegs.*
«Einmal fiel beim Aussteigen in Trasadingen eine Frau auf das Gleis und war zwischen Zug und Bahnsteig eingeklemmt – der Zugführer hat es aber gesehen, und wir konnten sie zusammen wieder herausziehen.» Auch wurde einmal kurz nach dem Bahnhof die Notbremse gezogen, worauf der Zug wieder zurückfuhr. Das sind nur zwei Beispiele von Situationen, die Michelle Hauser bisher auf ihrem Weg zur Kantonsschule Schaffhausen erlebt hat.
Vor dem neuen Fahrplan fuhren die Züge nur im Stundentakt. Auch war die Zugfahrt stets sehr mühsam, da die DB nicht immer zuverlässig war. Doch seit diesem Jahr haben sich Hausers Verbindungen stark verbessert. «Zu den Stosszeiten fahren die Züge sogar im Viertelstundentakt», freut sie sich. Für ihren Schulweg braucht die 18-Jährige insgesamt etwa 25 Minuten pro Weg.
Gegen die Langeweile während der Fahrt hört Hauser gerne Musik oder liest ein Buch. Meist seien noch Freunde mit im Zug, so könne sie sich unterhalten, oder sie lerne noch für eine anstehende Prüfung. Manchmal stellt sie sich vor, wie es wäre, einen kürzeren Schulweg zu haben. Sie wäre nach der Schule viel schneller zu Hause und könnte sogar über Mittag nach Hause. «Und ich könnte länger schlafen – das wäre schon toll», findet Hauser. Trotzdem mag sie den Ort, an dem sie wohnt, im Grunde sehr gern.

**Früher 100 Meter Schulweg, heute eine Stunde unterwegs.**
*Ronja Rauter kommt aus Rüdlingen. Das Zug- und Busfahren gehört bereits zum Alltag dazu.* «Ich habe mich langsam an meinen weiten Schulweg gewöhnt, doch zu Beginn war es schon eine grosse Umstellung », erzählt Ronja Rauter. Vor dem Besuch der Kantonsschule in Schaffhausen betrug ihr Schulweg gerade einmal 100 Meter. Nun braucht sie von der Haustür bis zur Schule für Hin- und Rückweg zusammen beinahe zwei Stunden. Wenn sie ab der ersten Lektion Schule hat, also um 7.50 Uhr, muss sie um 6.45 Uhr von zu Hause los.
Aber was macht man während dieser langen Zeit? «Meistens erledige ich in Zug und Bus Leseaufträge für die Schule, lese die «20Minuten» oder döse vor mich hin», so Rauter. An Stromausfälle und Defekte an den Zügen habe sie sich bereits gewöhnt. Am Morgen habe sie noch Glück und finde rasch einen Sitzplatz. Gegen Abend sehe es aber je nach Uhrzeit meist anders aus, denn teilweise gebe es dann keine freien Sitzplätze mehr. Mühsam sei der weite Weg vor allem dann, wenn der Stundentakt des Zugs nicht zum Stundenplan passe. «So muss ich teilweise vor und nach der Schule eine Stunde warten – nicht selten wird das, wenn wir am Abend noch einen Anlass oder Ähnliches haben, sehr spät», erklärt die 19-Jährige. In der Regel fahre so spät dann kein Bus mehr und jemand müsse sie am Bahnhof abholen.

**Wenn andere erst aufstehen, ist sie bereits in Schaffhausen**
*Etwa eine Stunde braucht Miriam Fischer für ihren Weg zur Kantonsschule Schaffhausen.*
Die Fahrt nach Frauenfeld dauert von Hemishofen aus etwa gleich lang wie nach Schaffhausen. «Daher habe ich mich für die Kantonsschule in Schaffhausen entschieden, denn hier kannte ich bereits viele Leute», erklärt Miriam Fischer. Die Hemishoferin muss um 6.30 Uhr in Hemishofen aus dem Haus, damit sie um 7.40 Uhr in der Kanti Schaffhausen ankommt. Damit gehört ihr Schulweg zu einem der längsten.
Schwierig sei für sie vor allem das Unverständnis von einigen Leuten, die direkt in Schaffhausen wohnten und überhaupt nicht einschätzen könnten, was ein langer Schulweg bedeute. «Wenn diese erst aufstehen und frühstücken, bin ich meist schon fast in Schaffhausen», so Miriam Fischer. Auch sei man sehr auf die Zuverlässigkeit des öffentlichen Verkehrs angewiesen. Von Hemishofen wegzuziehen, würde ihr jedoch sehr schwerfallen, da sie ihre gesamte Kindheit in dem Dorf verbracht hat. Während der Fahrt hört die 18-Jährige am liebsten Musik, bespricht die Hausaufgaben oder unterhält sich mit Freunden.
Der Zug ist vor allem morgens voll besetzt. Dadurch ist es nicht immer leicht, einen Sitzplatz zu finden. «Wenn ich aber in Stein am Rhein schnell genug einsteige, finde ich eigentlich immer einen Sitzplatz», erklärt sie.

#Notizen zu Namen

29. März 2014 | Selbstbewusste musikalische Werkschau

Schaffhauser Nachrichten
von Sabine Bierich

Im altehrwürdigen Treppenhaus der Kantonsschule haben sich einige Schüler auf die Stufen gesetzt. Aus den anliegenden Zimmern dringt gedämpft Musik. Hier und da ein Lachen. Der gläserne Aufzug transportiert ein paar junge Damen mit Flöten und Geigen zu den anderen Stockwerken und spuckt sie kurz vor Beginn des Konzerts vor der Aula wieder aus. Geschäftig huschen ein paar Lehrer hin und her.
Den auf der Treppe Sitzenden stehen mittlerweile eine Handvoll Zuschauer gegenüber, von Minute zu Minute werden es mehr. Eine konzentrierte Spannung liegt in der Luft. Ein Alphorn sucht sich, gefolgt von einem zweiten, einen Weg durch die Menge. Kurz darauf wird die Aula freigegeben zum Konzert. Lorenz Strologo macht den Anfang mit zwei Balkantänzen von Marko Tajcevic, mit perlenden Tönen hingebungsvoll. Klar strukturiert ist er später noch einmal mit «I got Rhythm» von Gershwin zu hören. Schwungvoll aus dem Bauch heraus nimmt Morris Schmid Mozarts «Rondo alla turca». Meditativ schwebend folgt Debussys «Claire de Lune» von Christiane von Stegmann. Mit dem Moosruf für zwei Alphörner schallt bestens intoniert das Alphorn von Lisa Stoll durch den Saal, das sie an der Seite ihres Lehrers Vaclav Medlik unglaublich melodisch zu spielen weiss.

**Begeisternd hohes Niveau**
Es ist beeindruckend und schön anzusehen, mit welchem Selbstbewusstsein die verschiedenen Musiker und Musikerinnen ihre Persönlichkeit in ihr Spiel einfliessen lassen, und klasse, auf welch hohem Niveau hier musiziert wird! Natürlich spielt hier und da die Nervosität dem ein oder anderen einen Streich, geht mal etwas daneben. Doch in allem liegt eine Verve, die die Zuhörer mitnimmt. Viola Bierich schlägt sich wacker mit Bachs 3. Satz aus dem Italienischen Konzert. Melanie Sidler bringt beredt den ersten Satz der Klaviersonate a-Moll D 537 von Schubert zu Gehör. Klein, aber fein vorgetragen vom Flötenquartett ist «La danse de l‘écharpe» von Cécile Chaminade. Mit schönem Ansatz bringen sie nachher auch die «Cantique de Jean Racine» von Fauré zu Gehör. Lukas Heieck wirft sich mit einer Chopin-Etüde ins Zeug. Mit «Gipsy» spielt das Violine-Ensemble auf, und vierhändig geht es mit vier jungen Damen und kleinen Leckerbissen am Klavier weiter. Enso Aellig heizt mit dem Drumset ein. Fats Wallers «Honeysuckle Rose» geht mit Lars Wicki am Klavier runter wie Sahne. Partystimmung kommt mit Songs von Bob Dylan, Adele und Katzenjammer auf – interpretiert von der Schulband. Mit samtigen Vocals sind Cindy Manser und Isabelle von Siebenthal dabei. Tastenzauber und Trompetenträume evozieren Andreas Zulauf an der Trompete und Raphael Ruch am Klavier mit Chick Chorea. Und Louis Strologo sorgt mit «All the things you are» von J. Kern am Klavier für Swing. Zum Abschluss glänzt das Brass-Ensemble mit Alphorn in einigen Sätzen aus Jean Daetwylers Suite für selbige – sinfonisch und mit Feuer!



Die Band mit Nicola Stamm an der E-Gitarre (links), Isabelle von Siebenthal und Cindy Manser am Gesang, Patrick Barandun am Bass, Kenny Truong an der akustischen Gitarre und Musiklehrer Andrew Kendrick am Cajon spielte unter anderem das Lied «A Bar in Amsterdam».
Bild Jeannette Vogel

#Allgemeines

28. März 2014 | Sozialistischer Abstinentenbund – Alkohol und Kapitalismus überwinden

Neue Zürcher Zeitung
Michael Kuratli

«Der denkende Arbeiter trinkt nicht, der trinkende Arbeiter denkt nicht!» Eine Losung, die vor hundert Jahren nichts Ungewöhnliches in der sozialistischen Bewegung war. Die Parole klingt heute wie eine schummrige Erinnerung an dogmatischere Zeiten. Unter der Zürcher Bevölkerung wiesen sich 2007 immerhin 14,4 Prozent als abstinent aus. Fast gleich viele gaben jedoch an, täglich Alkohol zu konsumieren; der Rest bewegt sich in der gemässigten Mitte.
Noch seltener ist die Kombination von Sozialismus und Abstinenz geworden, auch wenn sie nie populär war. Der letzte aktive Zürcher Vertreter des Sozialistischen Abstinentenbunds (SAB) ist 90 Jahre alt und lebt heute mit seiner Frau im Altersheim. Eine Verjüngung war dem Verein nicht beschieden. Dabei handelt es sich bei der Abstinenz- und Mässigungsbewegung um eine der einflussreichsten Sozialreformen der westlichen Welt.
Religiöse, sozialhygienische und eben politische Kreise machten sich aus ihren jeweiligen Ideologien heraus im ausgehenden 19. Jahrhundert gegen den Alkohol stark. Der Ameisenforscher und Eugeniker Auguste Forel, der 1889 die Trinkerheilstätte Ellikon an der Thur (heute Forel-Klinik) gründete, machte die Schweiz zu einer ideologischen Heimat der Alkoholfeinde. Als erste Organisation gründete sich das evangelische Blaue Kreuz 1877 in Genf. Es folgten die Katholiken sowie der Guttemplerorden, die Frauenverbände und die Sozialisten, die sich auf nationaler Ebene 1900 formierten. Die Alkoholfrage war ein Thema, das, ähnlich der Nachhaltigkeit heute, über der politischen Gesinnung stand und vom jeweiligen Lager instrumentalisiert wurde. Auf Bundesebene wurde der Kampf ebenfalls aufgenommen und 1887 nach einer Volksabstimmung das Alkoholmonopol gegründet.
Das Problem war zur vorletzten Jahrhundertwende hin gravierend: Alkoholismus grassierte als «Seuche» in den trostlosen Arbeiterquartieren der boomenden Industriestädte. Während über Jahrhunderte hinweg der Alkoholgenuss ein Luxus war, der höheren Schichten vorbehalten blieb, kam es mit dem verbreiteten Anbau der Kartoffel im 18. Jahrhundert zu einer «Demokratisierung» des Schnapses. Zum ersten Mal waren genügend Grundmasse und vereinfachte Geräte da, um Alkohol in grossen Mengen destillieren zu können. Der «Härdöpfeler» war zudem lukrativer für die Bauern und haltbarer als die Grundmasse. Ein gepflegter Suff war damit für jedermann erschwinglich.

**Das «Alkoholkapital» baut aus**
Ende des 19. Jahrhunderts hatte die Industrialisierung auch das Bier erreicht. In Zürich wurden die beiden grossen Brauereien, Löwenbräu im Kreis 5 und Hürlimann in der Enge, 1897 und 1898 errichtet. Der Bierbruder löste die Schnapsdrossel ab, deren Nahrung vom Bund mit hohen Steuern belegt worden war. Das Bier spielte in Arbeiterkreisen auch eine wesentliche Rolle als Nahrungsersatz.
Für die Sozialisten bedeutete der Alkohol damit auch einen ideologischen Kampf. Die Haltungen zum Problem gingen innerhalb der Linken aber auseinander. Die einen sahen den Alkohol als Hauptwiderspruch nach Marx und die Abschaffung erst mit der Überwindung des Kapitalismus gekommen. Die Pragmatiker plädierten dafür, das Thema unmittelbar anzupacken. Der SAB als wenig praxisbezogener Sammeltopf vereinte beide Tendenzen in sich. Die Bewegung lebte stark von einzelnen Exponenten, was eine Erklärung sowohl für das lange Überleben als auch das Aussterben der Bewegung ist.
Noch 1956 mussten die Backsteinpaläste der Bierbarone als Feindbild der Abstinenzler herhalten. In einer Publikation des ehemaligen Bundesrichters Eugen Blocher aus dem Jahre 1956, die vom SAB Schweiz herausgegeben wurde, bestärkt er die Ansicht des Physiologen und Wegbereiters der Abstinenzler Gustav von Bunges aus dem 19. Jahrhundert: Das «Alkoholkapital» knechte die Menschen mit seiner Massenproduktion «geistiger Getränke» und verderbe damit das Volk.
Nach der Zustimmung des Volkes zum schweizweiten Absinthverbot im Jahre 1908 konnten auch die linken Alkoholgegner in Zürich und anderen Orten Erfolge feiern. 1910 wurde das Volkshaus als Heimstätte der sozialen Bewegung eröffnet: alkoholfrei. Die Statuten des Betriebs waren so angelegt, dass es der Restaurantbetrieb auch auf ewig bleiben sollte. Doch die Bewirtschaftung durch den bürgerlichen «Zürcher Frauenverein für alkoholfreie Wirtschaften» (heute ZFV) war bei den Arbeitern unbeliebt. 1979 fiel das «ewige Verbot» wegen des veränderten «Destinärkreises» dann doch.
Auch das 1934 eröffnete «Café Boy» an der Sihlfeldstrasse, das zum europäischen Treffpunkt der Linken avancierte, ist der Abstinenzbewegung bis in die achtziger Jahre treu geblieben. Zahlreiche andere Gaststätten hielten über weite Strecken des 20. Jahrhunderts ebenfalls an sozialhygienischen Grundsätzen fest, wie etwa das ursprünglich «Vegetarierheim und Abstinenz-Café» genannte «Hiltl», das erst 1993 eine Weinkarte einführte.

**Der letzte Nüchterne**
Die zu Beginn noch «Sozialdemokratischer Abstinentenbund» genannte Organisation fusste stark in der Kommunistischen Partei und der SP. Als Letztere auf die Konsenspolitik umschwenkte, benannte man sich 1921 in Sozialistischer Abstinentenbund um. Damit hoffte man, den Austritt der politisch radikaleren Mitglieder zu verhindern. Doch den später nie mehr übertroffenen Höhepunkt von knapp 1200 Mitgliedern hatte der Bund bereits 1914 erreicht. Umso erstaunlicher ist es, noch heute lebende Mitglieder anzutreffen. Max Egli ist der letzte Vertreter der Zürcher Sektion des SAB. Der 90-Jährige lebt heute mit seiner Frau im Altersheim Klus-Park in Zürich. Man ist versucht, das hohe Alter des Paars mit dem gesunden Lebenswandel zu erklären. Bis er vor zwei Jahren an Demenz erkrankte, hat Max Egli fast monatlich seinen «Freundesgruss vom SAB Zürich» an seine MitstreiterInnen verschickt.

Seine «Werbung für alkohol- und suchtmittelfreie Lebensführung» strotzt vor unermüdlicher Kraft des Klassenkampfs. Und nicht nur Alkoholprävention lag dem hörbehinderten Gärtner mit seiner resoluten Schreibe am Herzen, auch zu sozial- und umweltpolitischen Themen nahm er bis zum Verlust der Schreibfähigkeit Stellung. Seine Wirkungskraft war aber wie jene des Mutterverbandes beschränkt, insbesondere da der Verein kaum je öffentliche Arbeit leistete. Mehr und mehr hatten sich in den letzten Jahren die Retouren des «Freundesgrusses» mit dem Vermerk «Verstorben» gehäuft, wie Max Eglis Frau Hedwig erzählt. Dieselbe Beobachtung macht man, wenn man in den Ausgaben des «SAB-Infos», des Vereinsorgans ab 1980, in Richtung Gegenwart blättert. Nachrufe auf verstorbene Mitglieder machen immer mehr des stets dünner werdenden Blatts aus. Dennoch schaffte es der SAB knapp über das 100-Jahr-Jubiläum hinaus, bis er 2002 seine Vereinsstrukturen aufgab.

**Sinkender Konsum**
Doch nicht nur die Mitgliederzahl des SAB ist mit der Zeit konstant gesunken. Auch der Pro-Kopf-Konsum von Alkoholika nimmt seit Jahrzehnten ab. Nach einem vorübergehenden Anstieg nach dem Zweiten Weltkrieg stagniert der Konsum seit ein paar Jahren bei 8,5 Litern reinen Alkohols. Auf den ersten Blick scheint es, als sei die Abstinenz- und Mässigungsbewegung das Opfer ihres eigenen Erfolgs geworden. Doch nach wie vor braucht es Betreuungsstellen für alkoholkranke Menschen und Prävention. Viele dieser Aufgaben sind heute staatlich geregelt. Abstinenz jedoch ist keines der Mittel, die die Gesetzgebung und die Eidgenössische Alkoholverwaltung (EAV) propagieren. Die Gesellschaft scheint im letzten Jahrhundert gelernt zu haben, mit dem Alkohol auszukommen. Im Umgang mit dem Kapitalismus scheiden sich die Geister bekannterweise nach wie vor.



Der Kampf gegen die Volksdroge Alkohol rief vor mehr als hundert Jahren auch die Sozialisten auf den Plan.
Bild: Schweizerisches Sozialarchiv

#Allgemeines

25. März 2014 | 36 Pfostenbesitzern droht der Entzug

Schaffhauser Nachrichten
von Robin Blanck

Meist kurz vor Ostern geht es los: An zwei bis drei Wochenenden wird geschliffen, gebürstet, gemalt, dann kommen die Weidlinge ins Wasser an den Pfosten. Für 36 Personen mit einem Liegeplatz auf Stadtgebiet könnte sich diese Frage künftig nicht mehr stellen: Denkbar ist, dass ihnen der Pfosten entzogen wird. Grund: Derzeit läuft wie bereits berichtet die Vernehmlassung für die Umsetzung des Postulats «Mehr Rhein für Schaffhausen». Der Stadtrat präsentiert dabei verschiedene Vorschläge, die an einem Treffen mit interessierten Kreisen am meisten Akzeptanz erhielten, unter anderem die Bevorzugung von Kantonsbewohnern bei der Vergabe der so heiss begehrten Pfosten. Im Fragebogen heisst es zu diesem Punkt: «Bei der Pfostenvergabe werden Bewohnerinnen und Bewohner aus dem Kanton Schaffhausen bevorzugt. Auswärtigen oder Weggezogenen wird der Pfosten entzogen, beziehungsweise diese haben kein Anrecht auf einen Pfosten.»

**Regelung bereits erprobt**
Wie die Verwaltungspolizei auf Anfrage erklärt, finden sich unter den 278 Inhabern eines Liegeplatzes 36 (13 Prozent) mit ausserkantonalem Wohnsitz, wobei sowohl Zürcher Gemeinden aus der näheren Umgebung auftauchen als auch Adressen in der Romandie, im Bündnerland oder in der Innerschweiz. «Diese Regelung wurde in Büsingen, in Stein am Rhein und weiteren Gemeinden am Bodensee eingeführt», sagt Simon Stocker, der als Sicherheitsreferent für diesen Bereich zuständig ist. Für die betroffenen Bootsbesitzer würde das den Verlust des Pfostens bedeuten – «hier wäre eine Übergangsfrist von mehreren Jahren denkbar», sagt Stocker, dem bewusst ist, dass eine Rückforderung ein vergleichsweise starker Eingriff wäre, weshalb er den Weg über eine Vernehmlassung gewählt hat. Das Reglement über die Vergabe der Liegeplätze könnte der Stadtrat grundsätzlich in eigener Kompetenz anpassen, dennoch möchte er zuerst die Stellungnahmen der betroffenen Kreise zu diesem heiklen Vorgehen einholen. Diskutiert worden sei eine Beschränkung des Anwärterkreises auf Einwohner der Stadt Schaffhausen, davon ist man aber rasch wieder abgekommen, zumal das Schaffhauser Obergericht eine solche Regelung 1988 in einem zentralen Urteil zum Pfosten-Streit aus dem Reglement gestrichen hatte. Die Einwohnerbevorzugung hätte sicher auch starken Einfluss auf die Länge der Wartelisten und damit die Wartezeit: 118 Personen, die auf einen Liegeplatz für ihr Wasserfahrzeug warten, würden unabhängig vom derzeitigen Listenplatz auf einen Schlag gestrichen und die Länge der Warteliste würde von aktuell 638 Personen auf 520 schrumpfen. Nebst Anpassungen am Reglement wurden auch andere Ideen eingebracht, etwa die Schaffung einer dritten Reihe von Pfosten oder eines Weidlingshafens. «Diesen Vorschlägen stehen entweder rechtliche oder finanzielle Probleme entgegen», gibt Stocker zu bedenken. Er ruft die Grundidee nochmals in Erinnerung: «Wir wollen die Benützung der einzelnen Pfosten respektive der dort angebundenen Weidlinge erhöhen.»

**Rasche Verbesserung**
Die Frage der Erblichkeit wurde in den Debatten ebenfalls tangiert, «daran wollten wir noch nicht rütteln», sagt Stocker, zumal es Familien gebe, welche ihren Weidling schon seit Generationen intensiv nutzten, und ein strenges Verbot der Pfostenweitergabe innerhalb der Familie einen schweren Eingriff dargestellt hätte. «Wir wollten zuerst dort ansetzen, wo eine schnelle Verbesserung der Situation erzielt werden kann», sagt Stocker. Aber die Regelung werde man im Gesamtstadtrat nochmals besprechen müssen. Jetzt sind aber zuerst die zur Vernehmlassung eingeladenen Gruppen dran und müssen sich bis Ende März zu den Ideen äussern.


**Mehr Rhein: Das Postulat Hardmeier**

Im November 2012 wurde vom Grossen Stadtrat ein Postulat mit dem Titel «Mehr Rhein für Schaffhausen» von Till Hardmeier (JFSH) überwiesen, um den langen Wartezeiten auf Pfosten respektive der eingeschränkten Zugänglichkeit des Rheins mit Wasserfahrzeugen entgegenzuwirken. Ab Juli 2013 wurde als erste Massnahme ein Weidling zur Miete angeboten. Im August fand ein Treffen der interessierten Kreise mit der Stadt statt, dabei kristallisierten sich mehrere Ideen heraus, die nun in einer Vernehmlassung genauer geprüft werden. Zur Stellungnahme eingeladen wurden der Boots-Club, die Pontoniere Schaffhausen, der Kanu-Club, der Fischereiverein Schaffhausen und die Parteien. (rob)

#Allgemeines

24. März 2014 | Keine Bestrafung reiner Männervereine

Neue Zürcher Zeitung, E-Paper
fon.

Universitäten sind Orte, an denen politische Korrektheit grossgeschrieben wird. Da passt eine Studentenverbindung, die einzig Männer aufnimmt, schlecht hinein. Das hat die Waadtländer Sektion der Zofingia erfahren. Die Universität Lausanne hatte dem Zofingerverein 2011 die Anerkennung als universitäre Vereinigung entzogen; dieser Status ist mit gewissen Vorteilen verbunden, etwa der Benutzung von Uni-Räumlichkeiten. Die Verantwortlichen begründeten dies damit, dass die Universität verpflichtet sei, die Gleichheit von Mann und Frau zu fördern, und die Zofingia dem nicht entspreche. Das Waadtländer Kantonsgericht schloss sich dem nicht an und hiess eine Beschwerde der Zofinger gut. Das Bundesgericht hat dieses Urteil in einer öffentlichen Sitzung bestätigt.
Unbestritten war, dass die Zofingia als privater Verein das Recht hat, nur Männer aufzunehmen. Hingegen war man sich innerhalb der II. Öffentlich-rechtlichen Kammer nicht einig, ob die Universität, die als staatliche Institution an die Gleichstellung der Geschlechter gebunden ist, für eine solche Assoziation Leistungen erbringen muss. Eine Minderheit wollte dies der Uni nicht zumuten. Die Mehrheit erkannte in der Nichtanerkennung aber einen indirekten Druck auf die Vereinsfreiheit und warnte davor, dass nicht nur die Zofinger, sondern auch andere, nicht gemischte Vereine, etwa Klubs schwuler Studenten, diesfalls keine Leistungen mehr erhielten. Auch hiess es, dass der Ausschluss der Zofingia für die Frauen keinen grossen Nachteil darstelle.

(Siehe auch nachfolgende Medienmitteilung des Bundesgerichts zum Urteil 2C_421/2013)



Bundesgericht
Tribunal fédéral
Tribunale federale
Tribunal federal

CH-1000 Lausanne 14
Korrespondenznummer 11.5.2/06_2014
Lausanne, 21. März 2014

*Medienmitteilung des Bundesgerichts*

Urteil vom 21. März 2014 (2C_421/2013)
**Zofingia behält Status einer universitären Vereinigung**

*Die nur Männern zugängliche Studentenverbindung Zofingia behält ihre Anerkennung als universitäre Vereinigung der Universität Lausanne. Das Bundesgericht weist die Beschwerde der Universität ab. Gemäss dem Urteil muss die verfassungsmässig garantierte Gleichberechtigung von Frau und Mann in den Hintergrund treten.*

Die Waadtländer Sektion des Schweizerischen Zofingervereins war von der Universität Lausanne 1994 als universitäre Vereinigung anerkannt worden. Dieser Status ist mit gewissen Privilegien verbunden. Anerkannte Gruppierungen dürfen Räumlichkeiten der Universität für Versammlungen nutzen und können sich auf der Internetseite der Universität präsentieren. 2011 entschied die Universität, der Zofingia die Anerkennung zu entziehen. Sie begründete dies im Wesentlichen damit, dass die Studentenverbindung nur Männer als Mitglieder aufnimmt, die Universität gemäss ihrer Charta aber verpflichtet sei, die Gleichheit von Frau und Mann zu fördern. Das Kantonsgericht des Kantons Waadt hob den Ausschluss 2013 auf. Die Universität gelangte ans Bundesgericht.
Die II. öffentlich-rechtliche Abteilung des Bundesgerichts weist die Beschwerde der Universität in ihrer Beratung vom Freitag ab. Gemäss dem Urteil hat die Zofingia als privater Verein das Recht, frei darüber zu bestimmen, wer bei ihr Mitglied sein darf. Ihr Entscheid, Frauen nicht aufzunehmen, kann sich auf das Grundrecht der Vereinigungsfreiheit stützen. Gleichzeitig garantiert zwar Artikel 8 der Bundesverfassung die Gleichberechtigung von Frau und Mann. In der konkret vorliegenden Kollision von Grundrechten muss die Garantie der Gleichberechtigung in den Hintergrund treten.

Kontakt: Peter Josi, Medienbeauftragter
Tel. +41 (0)21 318 97 16; Fax +41 (0)21 323 37 00
E-Mail: presse@bger.ch
Hinweis: Das Urteil wird nach Vorliegen der schriftlichen Begründung auf unserer Webseite www.bger.ch / „Rechtsprechung (gratis)“ / „Weitere Urteile ab 2000“ veröffentlicht werden (im Suchfeld die Urteilsreferenz 2C_421/2013 eingeben). Wann die schriftliche Begründung vorliegen wird, ist noch nicht bekannt.



Siehe auch weitere Artikel zu diesem Thema:

Denis Masmejan: Sociétés d’étudiants masculines: l’Université de Lausanne désavouée; Le Temps, 22.03.2014

(sda): Bundesgericht entscheidet: Zofingia-Studenten dürfen weiter auf Frauen verzichten; Aargauer Zeitung, 21.03.2014

Mathieu Signorell: Contre l’avis de l’UNIL, Zofingue peut rester un club pour hommes; Le Temps, 09.04.2010

Suzette Sandoz: Knaben dürfen unter sich sein; Neue Zürcher Zeitung, 16.03.2008

#Allgemeines

22. März 2014 | Sociétés d’étudiants masculines: l’Université de Lausanne désavouée

Le Temps
Denis Masmejan

La tradition est sauve. La société d’étudiants de Zofingue n’aura pas à admettre les femmes pour continuer à bénéficier du statut d’association reconnue par l’Université de Lausanne.
De justesse, par 3 voix contre 2, le Tribunal fédéral a donné gain de cause vendredi à la section vaudoise de la vénérable corporation d’étudiants fondée en 1820, toujours exclusivement masculine après bientôt deux siècles d’existence. Au terme de longues délibérations, les juges ont confirmé la décision favorable à Zofingue déjà prise par le Tribunal cantonal vaudois et ont rejeté le recours de l’Université. Celle-ci jugeait les statuts de la société d’étudiants incompatibles avec les valeurs d’égalité entre les sexes promues par l’Université, et par voie de conséquence lui refusait la reconnaissance en tant qu’association universitaire.
Ce jugement fera jurisprudence pour les quelques autres associations d’étudiants encore exclusivement masculines. A commencer par Helvetia – issue d’une scission au sein de Zofingue en 1832 –, dont le statut est également à l’examen auprès de l’Université.
Au-delà de sa dimension symbolique – et fortement controversée au sein de la cour elle-même –, la décision du Tribunal fédéral ne devrait avoir que «des enjeux minimes», a confié à l’issue de l’audience la responsable du service juridique de l’Université, Martine Ray-Suillot. En effet, la qualité d’association reconnue par l’Université ne confère que des menus avantages, tels que l’accès à un local, une présence lors de la journée de présentation des nouveaux étudiants ou l’utilisation des espaces publicitaires.
Avocat de la société d’étudiants, Philippe Dal Col, lui-même «vieux Zofingien», se garde de tout triomphalisme. «Nous sommes évidemment satisfaits, mais notre but est de maintenir de bonnes relations avec l’Université. Celle-ci doit maintenant accepter la diversité», confie-t-il, non sans reconnaître que la question de l’admission des femmes revient souvent au sein de l’association.
«Cette décision donne une image bien peu progressiste du Tribunal fédéral», a déploré la juge fédérale Florence Aubry Girardin. Chargée de présenter une proposition à ses collègues, elle s’exprimait en premier. Dès lors que l’enjeu de la reconnaissance par l’Université consiste, pour l’entité concernée, à bénéficier de certains avantages, «je ne vois pas pourquoi l’Université ne pourrait pas refuser de les fournir à des associations qui ne respectent pas l’égalité entre les hommes et les femmes».
Pour la majorité des juges, au contraire, la liberté d’association doit l’emporter sur le souci de l’Université, certes compréhensible, de n’accorder une reconnaissance officielle qu’à des associations partageant les valeurs qu’elle entend promouvoir.
Etablissant un parallèle avec les problèmes juridiques que pose la mise à disposition d’espace d’affichage sur le domaine public, le président de la cour, Andreas Zünd, a souligné qu’en tant qu’organe étatique, l’Université est aussi tenue par l’égalité de traitement. «Elle n’a pas le droit de préférer certaines associations à d’autres.» On peut imaginer une association universitaire ouverte aux femmes seulement, ou aux homosexuels, a ajouté un autre juge.
Le verdict réjouit Olivier Meuwly. «Quelle bonne nouvelle!» réagit l’historien et juriste, auteur d’un ouvrage sur les sociétés d’étudiants. Pour lui, il est bon que la liberté d’association l’ait emporté sans être «embourbée dans la morale». Mais pourquoi donc certaines sociétés d’étudiants persistent-elles à ne pas vouloir s’ouvrir aux femmes? «Il n’y a pas d’autre argument que la tradition, répond Olivier Meuwly. Ces sociétés sont nées à une époque où l’université était exclusivement masculine.» Dans les années 1970, des sociétés telles Stella ont admis les femmes afin d’élargir le recrutement.

Audience publique du 21 mars 2014 dans la cause 2C – 421/2013.

#Allgemeines

21. März 2014 | Bundesgericht entscheidet: Zofingia-Studenten dürfen weiter auf Frauen verzichten

Aargauer Zeitung
(sda)

Die Waadtländer Sektion der Studentenverbindung Zofingia ist im Jahre 1994 von der Universität Lausanne als universitäre Vereinigung anerkannt worden.
Eine Studentenverbindung ist ein Verband von Studenten, die Brauchtüme und Traditionen pflegt.
Die nur Männern zugängliche Studentenverbindung Zofingia behält ihre Anerkennung als universitäre Vereinigung der Universität Lausanne. Das Bundesgericht wies die Beschwerde der Universität am Freitag ab. Gemäss dem Urteil muss die verfassungsmässig garantierte Gleichberechtigung von Frau und Mann in den Hintergrund treten.
Die 1820 gegründete Studentenvereinigung Zofingia ist bis heute ein ausschliesslicher Männerklub. 1994 wurde die Waadtländer Sektion des Schweizerischen Zofingervereins von der Universität Lausanne zunächst trotzdem als universitäre Vereinigung anerkannt.
Dieser Status ist mit gewissen Privilegien verbunden. Anerkannte Gruppierungen dürfen Räumlichkeiten der Universität für Versammlungen nutzen und können sich auf der Internetseite der Universität präsentieren.

**Anerkennung wurde 2011 entzogen**
2011 entschied die Universität, der Zofingia die Anerkennung zu entziehen. Sie begründete dies im Wesentlichen damit, dass die Studentenverbindung nur Männer als Mitglieder aufnimmt, die Universität gemäss ihrer Charta aber verpflichtet sei, die Gleichheit von Frau und Mann zu fördern.
Das Kantonsgericht des Kantons Waadt hob den Ausschluss 2013 auf. Die Universität gelangte darauf ans Bundesgericht. Die II. öffentlich-rechtliche Abteilung des Bundesgerichts wies die Beschwerde der Universität in ihrer öffentlichen Beratung vom Freitag im Verhältnis von drei zu zwei ab.

**Zofingia kann selber bestimmen**
Gemäss dem Urteil hat die Zofingia als privater Verein das Recht, frei darüber zu bestimmen, wer bei ihr Mitglied sein darf. Ihr Entscheid, Frauen nicht aufzunehmen, könne sich auf das Grundrecht der Vereinigungsfreiheit stützen.
Gleichzeitig garantiert zwar Artikel 8 der Bundesverfassung die Gleichberechtigung von Frau und Mann. In der konkret vorliegenden Kollision von Grundrechten muss laut Bundesgericht aber die Garantie der Gleichberechtigung in den Hintergrund treten.

**«Wenig fortschrittliches» Bild gezeigt**
Es sei berechtigt, der Vereinigungsfreiheit den Vorzug zu geben, seien doch die Vorteile, welche die Universität den Vereinsmitgliedern bieten würden, sehr gering, sagte einer der Richter. Ausserdem existierten zahlreiche Vereine, die nicht beiden Geschlechtern offen stünden, seien es Männerchöre oder Organisationen von lesbischen Frauen, wurde weiter argumentiert.
Nicht einverstanden mit diesen Argumenten zeigten sich die beiden unterlegenen Richter, darunter die Bundesrichterin Florence Aubry Girardin. In ihren Augen muss eine Universität die Freiheit haben, eine Vereinigung nicht zu anerkennen, welche Frauen den Zugang verweigert.
Die Ablehnung des Rekurses verletzte die Autonomie der Universität Lausanne. «Mit diesem Entscheid zeigt man ein wenig fortschrittliches Bild des Bundesgerichts», bedauerte Aubry Girardin.

#Allgemeines

20. März 2014 | Wiffen-Prototyp im Rhein verankert

Schaffhauser Nachrichten
von Fiona Tinner

Nun steht sie, die neuartige Wiffe. Sie soll zukünftig der Unfallgefahr auf dem Rhein entgegenwirken (siehe SN vom Samstag). Am Dienstag wurde der Pfosten aus Stahl senkrecht in den Rhein gerammt. «Dies hat reibungslos funktioniert», sagte Roland Schwarz, Gewässeraufseher des Tiefbauamts des Kantons Schaffhausen. «Anfangs hatten wir Bedenken, denn die neue Wiffe ist nicht mehr aus Holz, sondern aus Stahl.» Dies hätte Probleme beim Hineinrammen in den Untergrund verursachen können. Hat es aber nicht. Die Initianten sind erleichtert.

**«Genug Hindernisse im Rhein»**
Die neue Wiffe ersetzt eine alte beim Campingplatz Schupfen. «Wir wollten keinen zusätzlichen Pfahl einpferchen», erklärt Schwarz. «Hindernisse hat es schon genug im Rhein.» Der Standort für die neuartige Wiffe musste genug Strömungsgeschwindigkeit aufweisen, damit die Standhaftigkeit der Wiffe getestet werden konnte. Das neue Schifffahrtszeichen hat einen drehbaren Schwimmkörper, an dem die kollidierten Fahrzeuge nicht mehr hängen bleiben, sondern von dem sie abgewiesen werden sollen.

**Ein Jahr Versuchsphase**
Ob der Prototyp sich bewährt hat und ob mehr solche Wiffen aufgestellt werden sollen, wird in einem Jahr entschieden. «Die Polizei wird einige Anfahrversuche durchführen», sagt Schwarz. «Wir werden auch beobachten, ob der Schwimmkörper sich nach einem Jahr noch dreht.» Man müsse zum Schluss alles nochmals beurteilen «um sicherzustellen, dass die neuartigen Wiffen sich auch wirklich lohnen», sagt Schwarz.

**Neue Wiffe nicht ohne Grund**
Kollisionen zwischen Schiffen, Schlauchbooten, Schwimmern und Wiffen sind nicht selten und haben in einzelnen Fällen zum Tod geführt. Das Ziel der Erhöhung der Sicherheit ist also nicht ohne Grund. Das kantonale Tiefbauamt suchte nach einer entsprechenden Lösung. Diese liess daraufhin die Studierenden der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften (ZHAW) Ideen dazu konzipieren. Eine Variante wurde von lokalen Ingenieuren und Metallbauern weiterentwickelt und steht heute als Prototyp im Rhein. Der Versuch wurde in Zusammenarbeit mit den zuständigen Thurgauer und deutschen Behörden, wie auch der Schifffahrtsgesellschaft Untersee und Rhein (URh) gestartet. Die Kosten belaufen sich voraussichtlich auf rund 35 000 Franken.



Das Rammschiff «Bär» vom Landratsamt Konstanz keilte die neue Wiffe im Bereich «Schupfen» senkrecht ein. Die alte Wiffe liess sich leicht herausziehen.


Die neuartige Wiffe ist aus Stahl anstatt aus Holz.
Bilder zvg

#Notizen zu Namen

15. März 2014 | «Naturwissenschaften liefern Antworten, die zu neuen Fragen führen»

Berner Zeitung, Einsteiger
Interview und Bild: Rolf Marti

**Der Philosoph Ludwig Hasler hat vor zwei Jahren vor Berner Gymnasiallehrpersonen gesagt, das Gymnasium sei weltfremd. Es fokussiere auf Schöngeistiges und vernachlässige naturwissenschaftliche Bildung. Einverstanden?**
*Küng*
Die Gymnasien stehen zwar im Ruf, abgehoben zu sein – aber in Bezug auf das Gymnasium Neufeld teile ich diese Auffassung nicht. Naturwissenschaftliche Bildung hat bei uns grosses Gewicht und eine lange Tradition.
*Lorenzetti*
Auch ich widerspreche Herrn Hasler. Die Gymnasien vernachlässigen weder natur- noch geisteswissenschaftliche Bildung. Sie pflegen beides.

**Tatsache ist: Viele Jugendliche meiden nach Möglichkeit Mathematik, Physik und Co. Offenbar sind naturwissenschaftliche Fächer – salopp ausgedrückt – nicht sexy.**
*Küng*
Das ist zu allgemein. Chemie und Biologie sind Boom-Fächer am Gymnasium, Physik und Anwendungen der Mathematik haben konstanten Zulauf. Aber sicher werden die Fächer als anspruchsvoll wahrgenommen …
*Lorenzetti*
… was aber nicht heisst, dass sie nicht sexy sind. Nur muss man das Feuer dafür – wie für alle anderen naturwissenschaftlichen Fächer – bereits in der Volksschule entfachen. Zudem ist es durchaus sexy, wenn man eine Formel versteht und nicht nur aufsagen kann.

**Was tun Ihre beiden Gymnasien, damit es in der Schweiz wieder mehr Ingenieure, Informatikerinnen, Chemiker, Physikerinnen usw. gibt? Wie werden allfällige Berührungsängste zu Mathematik und Physik abgebaut?**
*Küng*
Wir gehen im Unterricht vom Phänomen aus und versuchen, dieses mit naturwissenschaftlichen Modellen zu erklären. Die geschickte Themenwahl erlaubt die praktische Anwendung in der Laborsituation. Beispielsweise färben wir Wolle nach alten Methoden in grossen Färberkesseln, synthetisieren selber Farbstoffe und diskutieren diese quantenchemisch. Das macht Naturwissenschaften lebensnaher und interessanter als die alleinige Fokussierung auf Messbares und Berechenbares. Naturwissenschaftliche Bildung als Abenteuer. Es bleibt aber dabei: Wer Ingenieur werden will, muss irgendeinmal Freude an Zahlen haben.
*Lorenzetti*
Berührungsängste versuchen wir zudem durch positive Erlebnisse abzubauen. So pflegen wir eine Vortragsreihe mit Jungwissenschaftler/-innen, die über ihre Forschungsthemen erzählen. Oder wir besuchen Forschungszentren und sprechen mit den Fachleuten. Dank solchen Sonderveranstaltungen sowie Praktika und Freifächern im MINT-Bereich wird naturwissenschaftliche Bildung fassbar.

**An einigen Berner Gymnasien wird seit zwei Jahren mit einer Offensive versucht, mehr Jugendliche für MINT zu begeistern (Kasten). Beteiligen sich auch die Gymnasien Neufeld und Kirchenfeld daran?**
*Lorenzetti*
Wir begrüssen, dass die anderen Gymnasien den MINT-Themen mehr Gewicht geben. So kommen mehr Schüler/-innen damit in Kontakt. Wir haben eine andere Tradition: Bei uns gehört MINT seit jeher zum Kerngeschäft. Wir sind traditionelle MINT-Gymnasien und haben viel Erfahrung damit, junge Frauen und Männer mit naturwissenschaftlichem Interesse zur Hochschulreife zu begleiten.
*Küng*
Richtig, und dies mit guten Ergebnissen. Wir führen Klassen mit Schülern/-innen, die ausschliesslich naturwissenschaftliche Schwerpunktfächer belegen. Dies erlaubt es uns, auch in anderen Fächern auf die naturwissenschaftlichen Interessen unserer Schüler/-innen einzugehen.

**Damit sprechen Sie Jugendliche an, die sowieso schon MINT-begeistert sind. Wie holen Sie die Skeptiker/-innen ab, die sich beim Eintritt ins Gymnasium für einen Schwerpunkt entscheiden müssen?**
*Lorenzetti*
Wir versuchen, bei Jugendlichen und Eltern Vorurteile abzubauen. Die Schüler/-innen unserer Abteilungen haben beispielsweise mehr Lektionen Mathematik als andere und können sich so vertieft mit der anspruchsvollen Materie befassen.
*Küng*
Volksschüler/-innen bauen ihre Ängste am besten ab, indem sie uns besuchen. An unseren Gymnasien kann man sich jederzeit für einen halb- oder ganztägigen Besuch anmelden und sich begeistern lassen.

**Ein kurzer Werbeslogan zum Schluss: Wieso ist MINT-Unterricht interessant?**
*Lorenzetti*
Naturwissenschaften liefern Antworten, die zu neuen Fragen führen.
*Küng*
MINT fördert die Kultur des Nachdenkens, die Lust am Abenteuer Lernen.


**MINT-Offensive**

Der Schweiz fehlen Fachkräfte in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik (MINT).
Das Mittelschul- und Berufsbildungsamt des Kantons Bern will deshalb mit einer MINT-Offensive mehr Gymnasiasten/-innen für entsprechende Studienrichtungen motivieren. An drei Gymnasien wurden dazu Pilotprojekte lanciert.
Das Gymnase français de Bienne bietet z.B. Förderunterricht in Mathematik an, das Gymnasium Köniz-Lerbermatt führt zwei MINT-Klassen und das Gymnasium Thun-Schadau fördert Kontakte mit regionalen MINT-Unternehmen. An den Gymnasien Kirchenfeld und Neufeld haben MINT-Fächer seit jeher einen hohen Stellenwert. Beide führen eine entsprechende mathematisch-naturwissenschaftliche Abteilung.



«Wer das Gymnasium als Elfenbeinturm sieht, verkennt die Realität»: Matthias Küng (links) und André Lorenzetti