#Notizen zu Namen

28. April 2009 | In keinem Geschichtsbuch zu finden

Schaffhauser Nachrichten, Stein / Diessenhofen
Mark Schiesser

Alte Geschichten werden immer wieder gerne gehört, vor allem wenn sie von Jakob Bryner stammen, der seine ganze Jugendzeit auf Burg Hohenklingen verbrachte, wo seine Eltern im Jahre 1911 die Schlosspacht übernahmen. «Erstaunlich, wie sich mein Vater als 85-Jähriger noch minutiös erinnert hat», erklärt seine Tochter Ursula Thüler-Bryner. Damit die vielen interessanten Einzelheiten seiner Schilderungen nicht vergessen würden, ermunterte sie ihn damals, seine Erlebnisse ins Diktaphon zu sprechen, und bot ihm an, seine Aufzeichnungen schriftlich zu verarbeiten. Pünktlich zum 90. Geburtstag waren dann die «Jugenderinnerungen eines alten Staaners» erschienen. eine Mischung aus persönlichen und Naturerlebnissen sowie Beschreibungen. «Er wäre dieses Jahr 100 Jahre alt geworden», erinnerte Ursula Thüler, die am Sonntag auf Burg Hohenklingen einige Kostproben aus dem Buch las.

#Allgemeines

21. April 2009 | Singen macht klug

Coop-Zeitung, Kinder und Familie
Matthias Zehnder

Es klingt fantastisch, wenn die über 140 Kinder und Jugendlichen der Luzerner Kantorei singen. Kein Zweifel: Das sind alles hochmusikalische Kinder. Oder? Eberhard Rex, der musikalische Leiter der Luzerner Kantorei, schüttelt den Kopf: «Jedes Kind kann singen lernen.»
Er stelle immer wieder fest: «Musikalische Spiele können Kinder fast immer machen. Es sind also eigentlich alle Kinder mit einer Eigenschaft ausgestattet, die man als Musikalität bezeichnen könnte.» Die Musikalität eines Kindes äussere sich nicht primär darin, dass es von sich aus singen könne oder begabt sei für ein Instrument. «Die Grundbedingung für Musikalität ist ein Gefühl für Rhythmus», erklärt Rex.
Wenn ein Kind partout den richtigen Ton nicht trifft und fern jeder Melodie vor sich hinbrummelt, hat das laut Eberhard Rex nichts damit zu tun, dass das Kind nicht singen, sondern damit, dass es nicht zuhören kann. «Diese Kinder haben nicht gelernt, andere und sich selbst zu hören. Das ist oft verbunden mit einer Konzentrationsschwäche.» Singen lernen und zuhören lernen sei eng miteinander verbunden. «Wenn ein Kind singen lernt, dann kann es sich mit der Zeit auch besser konzentrieren.»
In der Luzerner Kantorei lernen die Kinder deshalb nicht nur singen, sondern auch still zu sein, zuzu-hören und sich zurück-zunehmen – nicht gerade Dinge, die heute populär sind. Eberhard Rex ist das klar: «Im Zeitalter von Music Star ist ein Kinderchor eine eher konservativ scheinende Einrichtung. Aber die Fähigkeit zur Stille und ein gewisser Teamgeist sind Stärken, die auch ein Music Star besitzen muss, um überhaupt die Spitze zu erreichen.»
Rex lässt die Kinder in der Kantorei erleben, dass Erfolg durch Training und harte Arbeit erzielt wird. «Kinder brauchen Erfolg, und da, wo sie Erfolg haben, werden sie stark», ist Rex überzeugt. Ist diese Leistungsorientierung kindergerecht? «Die Kinder haben in der Regel kein Problem mit hohen Anforderungen – schon eher die Eltern.» Kinder seien oft viel leistungsorientierter, als ihre Eltern glauben. «Wir geben den Kindern die Möglichkeit, die Leistung erbringen zu können, die sie erbringen wollen.»
Eine Leistung, die den Kindern nicht nur im Chor etwas bringt. Die Stimme, mit der die Kinder singen, ist das persönlichste Ins-trument, das es gibt. Wer seine Stimme zu beherrschen lernt, der lernt auch, seine Persönlichkeit auszudrücken. Oder wie Rex es sagt:«Stimmbildung ist Persönlichkeitsbildung. Wer öffentlich singen kann, der ist auch in der Lage, hinzustehen und öffentlich seine Meinung zu sagen.»
Das kling alles gut. Doch weshalb singen immer weniger Kinder? «Musik ist heute total verfügbar, immer und überall, und verdrängt dadurch das eigene Singen», erklärt Eberhard Rex. Dazu komme: «Die Welt ist so lärmig, dass Musik leicht überhört wird.» Für die Musik sei das fatal.» Vor einem Konzert gibts bei uns im Chor zehn Minuten Silentium: Da wird nichts mehr gesungen, nichts geredet, jeder horcht in sich hinein. Es ist die Stille, die es braucht, damit Musik entstehenkann.»?

**Interview mit Eberhard Rex**
Künstlerischer Leiter der Luzerner Kantorei

Seit August 2000 ist Eberhard Rex künstlerischer Leiter der Luzerner Kantorei. Kinder aus seinen Chören sind in der Schweiz als Sänger gefragt und singen zum Beispiel immer wieder in Opern-aufführungen oder im Fernsehen. Rex gilt deshalb in der Schweiz als einer der führenden Kindermusikpädagogen. In der Luzerner Kantorei singen über 100 Kinder aus der ganzen Innerschweiz. Die Kantorei ist nicht als gemischter Chor organisiert: Buben und Mädchen üben getrennt in einem Knaben- und einem Mädchenchor.

*In der Kantorei singen bestimmt nur ganz musikalische Kinder.*
Das kann man so nicht sagen. Sicher: Die Kinder brauchen von sich aus einen Zugang zur Musik. Die Frage ist aber: Was bedeutet „musikalisch“? Musikalität äussert sich nicht im Singen-Können oder Begabt-Sein für ein Instrument. Die Grundbedingung für Musikalität ist ein Gefühl für Rhythmus. Wenn ein Kind ein gewisses Gefühl für Rhythmus hat, dann ist es musikalisch. Ich stelle das immer wieder fest bei Kindern: So gut wie jedes Kind ist in der Lage, musikalische Spiele zu spielen. Es sind also eigentlich alle Kinder mit der Eigenschaft ausgestattet, die man als „Musikalität“ bezeichnen könnte.

*Es kommt aber immer wieder vor, dass in einer singenden Kindergruppe ein paar Buben weit ab von der Melodie etwas vor sich hinbrummeln, das mit dem Lied nicht viel zu tun hat.*
Ja, das gibt es. Das ist aber weniger ein Defizit im Singen-Können als ein Defizit im Hören-Können, vor allem im Zuhören-Können. Die Kinder haben nicht gelernt, andere und sich selbst zu hören. Das ist oft verbunden mit einer Konzentrationsschwäche. Wenn man es schafft, die Kinder dazu zu bringen, zuzuhören und sich selbst zu hören, dann lernen sie auch singen. Umgekehrt kann man es auch nutzen: Wenn ein Kind singen lernt, dann kann es sich mit der Zeit auch besser konzentrieren.

*Das heisst: Wenn Kinder nur brummeln, dann fehlt ihnen nichts ausser der Übung?*
Ja, es fehlt nur die Übung, die Gewöhnung daran. Ob Kinder singen, merkt man ihnen sofort an. Es ist ein riesiger Unterschied in Schulklassen. Wir besuchen um Umkreis von Luzern jetzt gerade viele Schulklassen. Man merkt es schon, wenn man in die Klasse hineinkommt, ob in der Klasse gesungen wird oder nicht. Und zwar nicht daran, ob sie einen mit einem Lied begrüssen, sondern daran, wie aufmerksam sie sind. Eine aufmerksame Klasse singt viel. Die Kinder sitzen dann auch gespannt und erwartungsvoll da. Kinder sind eigentlich von Natur aus gespannt und erwartungsvoll. Diese Aufnahmefähigkeit lässt sich unglaublich trainieren und steigern.

*Die Aufnahmefähigkeit ist da, aber verstopft – zum Beispiel durch Medien?*
Überall da, wo nur einseitig kommuniziert wird, wo man sich nur berieseln lässt, wo man kein reales, sondern nur ein virtuelles Gegenüber hat, stumpft dieses Vermögen ab, ja. Übrigens nicht nur die Aufnahmefähigkeit, auch andere Fähigkeiten. Viele Kinder sind ja heute nicht einmal mehr in der Lage, einen Purzelbaum zu machen.

*Wie lässt sich die Aufnahmefähigkeit wiederherstellen?*
Das ist das, was wir im Chor trainieren, wenn die Kinder zu uns kommen. Wir trainieren die Konzentration auf einen Punkt. Zum Beispiel müssen die Kinder lernen, still zu sitzen. Das ist heute gar nicht mehr selbstverständlich, dass Kinder über einen längeren Zeitraum, etwa eine Viertelstunde, still sitzen und sich konzentrieren können. Wir waren früher 35 oder 40 Kinder in einer Klasse, da hatte es schon auch mal einen, der nicht still sitzen konnte – aber nur einen. So verbreitet wie das heute ist, war das früher nie. ADHS und ähnliche Phänomene kannte man namentlich noch nicht. Ganz ehrlich – wir hatten es zu unserer Kinderzeit aber auch viel leichter als die Kinder heute. Multimediale Dauerberieselung, bildschirmorientiertes, egozentrisches Spielzeug, virtuelle Bewegungsräume anstatt Spielen im Wald belasten die psychische Entwicklung permanent . Heute müssen Kinder es richtiggehend üben, sich zu konzentrieren und sich von den vielfältigen attraktiven visuellen und auditiven Eindrücken abzugrenzen. Wir erwarten von den Kindern im Chor, dass sie während eines Konzerts still stehen und sich konzentrieren können. Wenn sie dazu in der Lage sind, dann können sie meist auch zuhören und schön singen.

*Woher kommt das, dass Kinder sich nicht mehr zurücknehmen und zuhören können?*
Sie werden ungewollt dazu erzogen. Kinder bekommen heute vielfach in die Wiege gelegt, dass sie immer und überall Mittelpunkt der Welt sind. Die Vermittlung dieses Empfindens wird oft gleichgesetzt oder damit verwechselt, dem Kind zu zeigen, dass es geliebt wird. Keine Frage: Kinder müssen uns wichtig sein. Wenn sie dabei aber nicht lernen, dass es Ebenen gibt, auf denen sie nicht der Mittelpunkt sind oder auch nur für einen kurzen Moment warten müssen, haben sie später Mühe, sich mass- und respektvoll mit ihren Mitmenschen auseinanderzusetzen. Ich habe gerade ein sehr spannendes Buch gelesen, das dieser Frage nachgeht: „Warum unsere Kinder Tyrannen werden“, des Kinder- und Jugendpsychiaters Michael Winterhoff. Er hat jahrelang die Entwicklung von Kindern in seiner Praxis beobachtet und stellt fest, dass immer mehr Kinder keine Gelegenheit haben, ihre Psyche altersgemäss auszubilden. Ein schwergewichtiges Thema ist dabei die Partnerschaftlichkeit in der Erziehung: Kinder werden früh in Entscheidungsprozesse von Erwachsenen einbezogen. Zum Beispiel ist es für ein sechsjähriges Kind unmöglich zu entscheiden, ob es in einen Chor gehen soll oder nicht. Das kann ein Kind einfach nicht beurteilen, weil es im Moment lebt. Die Eltern fragen aber die Kinder immer wieder, ob sie im Chor singen möchten. Die Eltern wissen: Das wäre ja gut fürs Kind, aber das Kind sagt: Ich möchte jetzt grad nicht.

*Die Laune des Kindes dominiert also die Entscheidung?*
Genau: Kinder leben im Jetzt und leben nach der Laune. Dieser Laune wird oft zu schnell nachgegeben. Kinder sind nicht in der Lage, eine Entscheidung zu fällen, die möglicherweise Konsequenzen hat für viele Jahre.

*Wie gehen Sie damit in der Kantorei um?*
Zunächst versuchen wir natürlich die Laune, also die Motivation der Kinder für uns zu gewinnen und machen uns dabei deren Begeisterungsfähigkeit zunutze. Aber immer unter der Prämisse: Kein Chaos in der Probe, immer hat der Chorleiter absolut das Sagen, kein Kind ist wichtiger als das andere, und individualistisches Hervortun Einzelner wird nicht unterstützt. Ziemlich konservativ möchte man meinen, im Zeitalter von Music Star. Aber unsere Kinder akzeptieren das problemlos von Anfang an und diejenigen, die längere Zeit im Chor sind, haben erstaunlicherweise mit Musicstar kaum mehr was am Hut. Verstehen sie mich recht: Music Star brauchts auch. Kinder brauchen Helden, vor allem solche, die zeigen, dass Erfolge durch Training und harte Arbeit erzielt werden. Ich nutze aber dann eher Beispiele aus dem Sport, da sind die Zusammenhänge von Engagement und Erfolg deutlicher. Kinder brauchen Erfolg, und da, wo sie Erfolg haben, werden sie stark. Wir versuchen den Kindern, Erfolg zu vermitteln, aber einen Erfolg, den sie selbst erarbeitet haben. Das ist manchmal hart und benötigt viel Einsatz, es geht manchmal auch an die Grenze, aber nur an dieser Grenze stellt sich auch Befriedigung und Entwicklung ein. Da sind die Kinder dann auch zu Recht stolz. Man könnte deshalb auch sagen: Musikalität ist der Schnittpunkt von verschiedenen Eigenschaften und gehört zur Persönlichkeit.

*Sie sprechen von hartem Training – woran arbeiten Sie genau?*
Auf der rein technischen Ebene erarbeiten wir gemeinsam ein bestimmtes Programm. Da geht es also darum, dass jedes Kind zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Noten singt. Es geht aber um mehr als das. Wir versuchen in jeder Probe auch zu vermitteln, dass man sich persönlich für die Musik einsetzen muss und dass es jeden braucht. Wenn einer nur mitsingt und sich vom Kollektiv mitschleppen lässt, schmälert er die Teamleistung. Jeder muss die Verantwortung für das Ganze übernehmen. Das führt dann zu einer nicht geahnten Entwicklung. Wir haben schon auch die hochmusikalischen Kinder, wir haben aber auch viele ganz normale Kinder. Wenn jeder seine persönliche Begabung in den Chor einbringt, dann wächst das Ganze in unglaublicher Weise.

*Jetzt singen Sie aber nicht Rock und Pop, sondern klassische Musik. Finden das nicht viele Kinder schrecklich uncool?*
Ein Kind würde von sich aus diese Frage nicht stellen, es unterscheidet nicht zwischen Klassik und Pop, nur zwischen gefallen und nicht gefallen. Wenn wir heute eine Bach-Motette singen, kommt das für Kinder schon ein bisschen elitär daher. Klassische Musik wird heute oft als nicht kindgerecht bezeichnet und verrät doch nur ein gestörtes Verhältnis der Erwachsenen-Gesellschaft zur Kunst. Die Frage nach dem Kindgerechten hat mit Klassik nichts zu tun. Kindgerecht ist: Lernen wollen, Leistung bringen wollen. Wir geben den Kindern die Möglichkeit, die Leistung erbringen zu können, die sie erbringen wollen. Deshalb definieren wir die musikalische Palette, die wir den Kindern anbieten nicht über das Label „Klassik“, sondern es ist die Musik, die sie authentisch mit ihren Stimmen darstellen können, das heisst, die nicht im Studio technisch zu dem gemacht ist, wonach sie auf der CD klingt. Unter diesem Aspekt ist auch eine Bach-Motette extrem cool.

*Überfordert das die Kinder?*
Was ist Überforderung? Man hat mir zu Beginn gesagt: Wenn du so viel verlangst, springen dir die Kinder ab. Das ist nicht passiert, im Gegenteil: Die Kinder merken, wenn etwas authentisch ist. Die Kinder haben kein Problem mit hohen Anforderungen. Dinge, zu denen Kinder jahrhundertelang selbstverständlich in der Lage waren, können doch eigentlich heute in unserer aufgeklärten Gesellschaft keine Überforderung sein. Sollen wir denn Kinder vor ihren eigenen Fähigkeiten verschonen? Eher sind es die Eltern, die sich gelegentlich nicht vorstellen können, zu welchen musikalischen Leistungen ihre Kinder fähig sind. Diese Eltern reden dann gerne von der Überforderung der Kinder und meinen dabei unbewusst ihren eigenen fehlenden Zugang zur Klassik. Ich kann mich daran erinnern, dass auch meine Eltern damals diesen Zugang erst durch mein Musizieren gefunden haben. Sich gemeinsam auf das Abenteuer Musik einzulassen, das schweisst zusammen, das gibt eine Art Geheimbund. Wir sind eine eingeschworene Truppe und gehen miteinander durchs Feuer. „Keine Lust“ ist keine Option.

*Die Kinder singen nicht nur im Chor, sie haben auch Stimmbildung.*
In der Stimmbildung lernt das Kind die technischen Fertigkeiten, die es benötigt, um im Chor mithalten zu können. Die Stimme ist das Instrument – das Kind muss lernen, sein Instrument, also seine Stimme, zu beherrschen. Die Stimme ist das persönlichste Instrument, das es gibt. Man lernt deshalb in der Stimmbildung auch, seine Persönlichkeit auszudrücken. Stimmbildung ist deshalb auch Persönlichkeitsbildung.

*Wie drückt sich das aus?*
Wer öffentlich singen kann, der ist auch in der Lage, hinzustehen und öffentlich seine Meinung zu sagen. Als wir 2005 anlässlich des Jubiläums der Schweizergarde in Rom auftraten, sangen unsere Kinder und Jugendlichen die Soli selbst: Der Sopransolist war 12 Jahre alt, der Tenorsolist war 14, der Basssolist war 16 Jahre alt. In der Kirche sassen 2500 Personen. Welcher Erwachsene wäre da einfach hingestanden und hätte gesungen? Sich da zu trauen, zu singen und sich damit zu äussern, das lernt man in der Stimmbilung. Ein „Gloria in excelsis deo“ zu singen, das ist ein Bekenntnis. Nicht unbedingt religiöses, aber ein musikalisches Bekenntnis – und ein Bekenntnis zu seiner Person. Es sind nicht alle zum Solisten geboren, aber die, die fähig sind, ein Solo zu singen, erarbeiten sich in der Stimmbildung die nötigen Werkzeuge dazu.

*…wenn sie die nötige Musikalität mitbringen.*
Wenn wir nur Kinder aus Musikerfamilien hätten, könnten wir nicht überleben. Ich erinnere mich an einen Buben, der konnte keine zwei Töne unterscheiden. Nach drei Jahren Arbeit sang er an der Oper einen der Knaben in der „Zauberflöte“. Einfach deshalb, weil sich der Bub darauf eingelassen hat. Wir haben immer wieder Kinder, denen es nicht leicht fällt. Es gibt auch manchmal Tränen. Wenn die Kinder sich aber auf die Arbeit einlassen, dann haben sie auch Erfolg.

*Jetzt können und wollen nicht alle Kinder gleich in eine Kantorei eintreten. Wie kommen alle anderen Kinder wieder zum Singen?*
Früher hat die Mutter mit den Kindern gesungen. Das war der einfachste Weg. Das kann beim Einschlafen sein, am Tisch, im Familienkreis. An diesem Punkt kommen die Erwachsenen ins Spiel: Die empfinden das Singen oft als peinlich – Kinder nie. Wenn Kinder heute nicht mehr singen, liegt das an den Erwachsenen. Die heutige Elterngeneration ist vielfach geprägt durch eine Kinderzeit im Einfluss der 68er-Revolte. Im Bruch mit den Traditionen der Vorfahren verschwand auch das Singen aus den Kinderstuben. Aber ausgehend von Schulen und Kindergärten ist langsam wieder ein Umkehren der Entwicklung zu spüren. Vielleicht müssen die Erwachsenen das Singen wieder von den Kindern lernen.

*Liegt es vielleicht auch daran, dass einem, angesichts von CDs, DVDs, Fernsehen und Internet das eigene Singen arg kümmerlich vorkommt?*
Das ist das eine: Man traut sich kaum, gegen die Perfektion anzutreten. Das andere ist: Die Medienpräsenz ist heute so hoch, dass man gar nicht mehr zu singen braucht. Musik ist total verfügbar, immer und überall, und verdrängt dadurch das eigene Singen. Die Welt ist so lärmig, dass das Singen „unplugged“ allzu leicht überhört wird. Die Menschen heute brauchen anscheinend den Dauerlärm, haben Angst vor dem Nichts, haben Angst, in der Stille irgend etwas zu verpassen. Für die Musik ist das fatal. Bei uns im Chor gibt’s darum zehn Minuten vor einem Konzert ein Silentium: Da wird nichts mehr gesungen nichts geredet, jeder horcht in sich hinein. Es ist die Stille, die es braucht, damit Musik entstehen kann.

#Notizen zu Namen

21. April 2009 | «Meine Jugend auf Burg Hohenklingen»

Schaffhauser Bock
(ut)

In seinen Jugenderinnerungen erzählt Jakob Bryner, wie er als kleiner Knabe seinen Vater bei der täglichen Arbeit begleitete und Bekanntschaft machte mit dem Wald, der Wiese und der mannigfaltigen Tierwelt rund um die Burg. Sein Schulweg führte ihn durch den Klingenwald hinunter nach Stein am Rhein, wo er sich häufig bei seiner Grossmutter aufhielt. Dort hatte er reichlich Gelegenheit, die zahlreichen Handwerker im Städtchen bei ihrer Arbeit zu beobachten. Jakob Bryner erzählt, wie es damals in der Schule zu- und herging und wie er mit seinen Freunden die freie Zeit mit Spielen verbrachte, die heute fast vergessen sind. Er beschreibt die Arbeiten in Feld und Stall, schildert einen Waschtag, die Sunnete und die jährliche Metzgete. Daneben berichtet er von den damaligen lndustriebetrieben und erzählt von der Einrichtung der modernen Errungenschaften wie Telefon und Strom. Einige Begebenheiten aus seiner Studentenzeit runden das Werk ab und sorgen für ein spannendes, kurzweiliges und humorvolles Lesevergnügen.
Für einmal steht nicht das spektakuläre, in Zeitungen und Geschichtsbüchern dargestellte Zeitgeschehen im Mittelpunkt, sondern der Alltag in einer schweizerischen Kleinstadt zwischen 1910 und 1930.
Die Erstausgabe des Buches erschien vor zehn Jahren unter dem Titel «Jugenderinnerungen eines alten Staaners». Damals ermunterte die Tochter Ursula Thüler-Bryner ihren Vater, seine stets gern gehörten Schilderungen aus seiner Jugendzeit auf Band zu sprechen, und verarbeitete die Aufzeichnungen zu einem Buch. 2006 ist Bryner im Alter von 97 Jahren verstorben.
Meine Jugend auf Burg Hohenklingen, Erinnerungen eines alten «Staaners». Das Buch von Jakob Bryner mit vielen Fotografien der damaligen Zeit hat 170 Seiten und kostet 29 Franken.
Erhältlich bei: Ursula Thüler, Hauptstrasse 60, 8224 Löhningen (ursula.thueler@bluewin.ch) sowie in den meisten Buchhandlungen in der Region, auf der Burg Hohenklingen und im Shop von Tourismus Stein am Rhein.
Lesung im Rahmen der Aktion «Orte und Worte – Literaturlandschaft am Untersee» am Sonntag, 26. April 2009, 11 Uhr, Burg Hohenklingen, Stein am Rhein. Es liest Ursula Thüler-Bryner, die Tochter des Autors.

**Leseproben aus dem Buch**
aus dem Kapitel «Kinderjahre»:
Meine frühesten Kindheitserinnerungen reichen zurück bis in die Zeit vor dem Ausbruch des ersten Weltkrieges. Mir klingt noch der Name «Titanic» in den Ohren, der Name eines grossen Meerschiffes, das an einen Eisberg gestossen und mit über tausend Menschen gesunken sei. Ich erlebte in diesen Jahren ein Erdbeben und hörte klagen über Hochwasser, das die Keller der Häuser an der Schifflände überflutet habe. Und eines Tages sah ich am Himmel eine tief brummende «Zigarre» erscheinen, die die Grossen «Zeppelin» nannten …
Unvergesslich ist mir jene Nacht geblieben, als mich das Sturmgeläute der Elfuhrglocke jäh aus dem Schlaf riss und die Mutter ins Elternschlafzimmer stürzte, wo mein Bettchen stand. «D‘ Ziegelhütte im Niederfeld brännt! Dörfsch cho luege, ich leg di grad a.» Im Vorbeigehen sah ich vom obersten Treppenabsatz aus den Vater am Seil der grossen Glocke ziehen, aber die Mutter führte mich in aller Eile in die Stube. Dort konnte ich auf der Sitzbank am Fenster stehend die Feuersbrunst am Rhein unten gut beobachten. Am nächsten Tag ging ich mit meiner Schwester Berteli ins Städtchen hinunter, um die Brandstätte mit den schwarzen Mauerruinen und den verkohlten, zum Teil noch rauchenden Balken aus der Nähe anzuschauen.

aus dem Kapitel «Alltag auf Burg Hohenklingen»:
So um halb sieben Uhr, wenn die Neuenburger Pendule im Elternschlafzimmer die halbe Stunde in wohlklingendem Ton angekündigt hatte, konnte ich von meinem Bettchen aus beobachten, wie der Vater aufstand und die Kerze auf dem Nachttisch anzündete. Er zog sich an und stieg mit dem Kerzenständer in der Hand die grosse Treppe hoch, um den Milchkessel in der Küche zu holen. Auf dem Weg zum Stall schloss er mit dem langen, schweren Torschlüssel das Burgtor auf, das den ganzen Tag über unverriegelt blieb. Kurz darauf machte auch die Mutter Licht und stand auf. Sie half mir beim Ankleiden, denn das war damals ein ziemlich kompliziertes Geschäft. Ich denke dabei vor allem an die langen, handgestrickten wollenen Strümpfe, an deren oberem Rand ein Knopf angenäht war. Zwei mit Knopflöchern versehene Elastbänder verbanden sie mit dem «Gstältli», einer Art Unterhemd, das am unteren Rand mit den entsprechenden Knöpfen versehen war. Auch Mutter und ich gingen dann im Schein der Kerze die Treppe hinauf und durch den kalten Saal in die Küche. Hier wurde als Erstes die mehr Licht spendende Petrollampe angezündet und ich durfte die Kerze ausblasen.

aus dem Kapitel «Schulzeit»:
Im Frühjahr 1915 marschierte ich als stolzer Erstklässler mit dem Thek am Rücken zum Schulhaus. Die hölzerne Federschachtel mit dem Schiebedeckel und das Schwammbüchsli samt Inhalt klapperten so schön, wenn ich rannte! Diese Dinge hatte ich schon zu Weihnachten bekommen. Damals erhielt man nur notwendige oder mindestens nützliche Sachen geschenkt. In späteren Jahren bekam ich sogar einmal einen Handleiterwagen, der für den allgemeinen Gebrauch bestimmt war, und freute mich dennoch riesig darüber! (…) Zum Gebrauch für Lehrer und Schüler stand hinten in einer Zimmerecke der Spucknapf, «Speuztrucke» genannt, gefüllt mit einer Schicht Sägemehl. Reallehrer Biedermann brauchte keine solche Trucke, wie ich ein paar Jahre später feststellen konnte. Er öffnete bei Bedarf einfach einen Fensterflügel und jagte den heraufgezogenen «Grünen» in hohem Bogen und mit zischendem Geräusch vom zweiten Stock hinaus in Richtung Schlosserei Schneider.

aus dem Kapitel «Fabriken und Industriebetriebe»:
In den Fabrikräumen der lang gezogenen Teigwarenfabrik Lieb, Siegrist & Co. – später die Paniermehlfabrik Lieb AG – kannte ich mich besonders gut aus. Mit den beiden Söhnen der Familie Lieb, Köbi und Noldi, genannt «Nudle», beide um einige Jahre älter als ich, und mit Bruno Siegrist verband mich eine jahrelange Freundschaft. In der Fabrik durfte ich die aus der Teigwarenmaschine herausquellenden, lauwarmen Spaghetti, Nudeln oder Makkaroni auffangen und probieren – Mailänderliteig schmeckte zwar besser! Zwei breite, scharfe, sich drehende Flügelmesser schnitten die eng aneinanderliegenden Teigwürstchen von der auswechselbaren Formscheibe ab. Die feuchten Teigwaren fielen in ein Metallgefäss und gelangten dann in einen Trockenraum. Nach dem Trocknungsprozess wurden sie in mit blauem Packpapier ausgekleidete Kisten abgepackt und per Bahn zum Bestimmungsort geschickt. Die Kisten wurden vom «Kistenmacher» auf Vorrat soweit zusammengenagelt, dass nur noch der Deckel eingepasst werden musste. Einen schöneren Spielplatz als das Kistenlager hätten wir Buben uns – besonders bei Regenwetter – nicht wünschen können. Die Kisten dienten uns als Kutschen- oder Autositze und für den Mauer- oder Wohnungsbau. Der Kistenmacher freute sich wohl nicht besonders, wenn wir uns in seinem Revier breit machten. Aber was konnte er schon ausrichten, denn der Fabrikantensohn Bruno war schliesslich mit von der Partie.

aus dem Kapitel «Mensur*»:
In der Schweiz war die Durchführung von Mensuren schon vor 1920 verboten worden, sie fanden aber offensichtlich im Verborgenen dennoch statt. Einmal in einem echten Rittersaal fechten zu dürfen, das musste von besonderem Reiz sein! Von der ganzen Angelegenheit sollte ich zwar nichts erfahren, aber als neugieriger Sechstklässler hatte ich am nächsten Tag den Grund der aussergewöhnlichen Geschäftigkeit bald ausspioniert und herausgefunden, dass ich die Szene von der alten Treppe aus unbeobachtet verfolgen konnte. Die Fechter wurden so vorbereitet, dass sie vor lebensgefährlichen Verletzungen geschützt waren. Dabei wurde der Halsschlagader besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Der Kopf blieb frei, ausgenommen die Augen, denen eine Spezialbrille den notwendigen Schutz bot. In eine Art Lederjacke gekleidet, wartete der Fechter schliesslich, bis er vom Rittersaal her aufgerufen wurde…

*studentischer Zweikampf mit Säbel


Soldatenspiel. 1916 (Jakob Bryner, der Autor des Buches, 7-jährig, vierter von rechts)


Familie Bryner, Pächter- und Gastwirtfamilie auf Hohenklingen von 1911-1932 (Autor, 6-jährig, 2.v.l.)

#Allgemeines

17. April 2009 | Eine ganz besondere Verbundenheit

Schaffhauser Nachrichten, Beilage zum Sechseläuten
Von Eugen Haltiner, Präsident Finma

Heimat ist der Ort, mit dem Kindheits- und Jugenderinnerungen verbunden sind, wo die ersten Schuljahre verbracht werden, wo, wo, wo – noch vieles liesse sich anfügen wie in meinem Fall die Kommersjahre in der Scaphusia mit jeweils einem streng geordneten 1. Akt, einem trotz Zucht des Fuxmajors etwas weniger geordneten 2. Akt und der anschliessenden, von Unbeteiligten öfter als Nachtruhestörung empfundenen Sangeslust, getreu dem Motto «ex est commercium, initium fidelitatis». Nicht zu missen sind aber auch die gemeinsamen Erlebnisse aus militärischen Diensten im Füs Bat 61 und, und, und … Dies ist kein Aufruf, wegen der Heimatgefühle das ganze Leben in dieser vertrauten Umgebung zu verbringen, denn erst ausserhalb der Grenzen, südlich des Rheines und hinter dem Kohlfirst beginnen die Lehr- und Wanderjahre. Führt der Weg dann zurück – tant mieux für Schaffhausen! Werden anderswo Wurzeln geschlagen, so bleibt die besondere Verbundenheit, die sich in jeder Begegnung mit Ehemaligen und Ehemaligem wieder erneuert.

#Alt-Scaphusia

17. April 2009 | Todesfall

Wir erfüllen die schmerzliche Pflicht, unsere EMEM und AHAH vom Hinschiede unseres lieben Farbenbruders

Hanns Deggeller olim Forsch
aktiv 1935-1937

in Kenntnis zu setzen. Wir werden das Andenken an den Verstorbenen in Ehren bewahren.

Der Totensalamander findet am Mittwoch, 13. Mai 2009 um 20.00 Uhr in der Bude (ev. kleiner Falkensaal) statt.

Die Abdankung mit anschliessender Urnenbeisetzung findet am Montag, 27. April 2009 um 13.30 Uhr im Waldfriedhof statt.

#Notizen zu Namen

16. April 2009 | Neues zu Namen

Schaffhauser Bock

Beim Kongress der Jungfreisinnigen Schweiz in Laax wurde Fabian Käslin neu in den nationalen Vorstand gewählt. Käslin präsidierte die letzten drei Jahre die Jungfreisinnigen des Kantons und der Stadt Schaffhausen (JFSH) und hat nun sein Amt abgegeben. An der Mitgliederversammlung wurde das Präsidium nun aufgeteilt. Den Kanton präsidiert neu Markus Bührer, für das städtische Präsidium wurde Res Hauser gewählt.

#Notizen zu Namen

16. April 2009 | «Anfangs wurde ich teilweise kritisch beäugt»

Schaffhauser Nachrichten, Sport
(bsi)

Wenn Hans Stamm heute zum Vereinspräsidenten des FC Schaffhausen gewählt wird wird er an der Präsidentenversammlung auch auf diese drei Kollegen treffen: Matthias Sallenbach, Christian Signer und Marc Winzeler. Sie sind die jüngsten Vorsteher eines regionalen Fussballclubs. Ein Gespräch über Herausforderungen, Probleme und Anerkennung.

*Sie sind alle unter 30 Jahre alt und bereits Präsidenten. Welche Rolle spielt die Jugend, auf Ihr Amt bezogen?*
Marc Winzeler: Anfangs wurde ich wegen meines Alters teilweise kritisch beäugt. Die Anerkennung habe ich mir aber mittlerweile erarbeitet. Es gab frischen Wind in den Verein. Da ist es ein Vorteil, dass ich jung bin. Christian Signer: Bei mir war es etwas anders, da einen die Leute in einem kleinen Dorf wie Ramsen sowieso kennen. Matthias Sallenbach: Ein älterer Vereinspräsident hat sicher einen Vorteil, wenn es um das Suchen von Sponsoren geht. Da hilft das in der Regel grössere Beziehungsnetz. Auch finde ich es nicht immer einfach, als Junger einem 40-jährigen Clubmitglied Anweisungen zu erteilen … Winzeler: … die Erfahrung im Sponsoring habe ich auch gemacht. Ein potentieller Geldgeber möchte natürlich gerne ein Gegengeschäft abschliessen. Als Junger ist es nicht immer einfach, darauf einzugehen.

*Oft wird geklagt, die Jungen würden lieber konsumieren, statt im Verein mitzuwirken. Sind Sie eine Ausnahme?*
Sallenbach: Das glaube ich nicht. Wir haben einen jungen Vorstand. Pauschal kann man nicht sagen, die Jungen machen zu wenig. Leute für eine Vorstandsarbeit zu gewinnen ist unabhängig vom Alter schwierig. Signer: Auch unser Vorstand ist altersmässig gut durchmischt. Wir versuchen, die Mitarbeit im Verein so attraktiv wie möglich zu gestalten. Die Juniorentrainer verwalten zum Beispiel ein eigenes Budget, und wir sind bestrebt, pro Juniorenteam stets zwei Personen zu finden. So reduziert sich die Belastung, und man findet eher Funktionäre. Egal, ob alt oder jung.

*Wie sehr suchen Sie als junge Club- vertreter die Zusammenarbeit mit anderen Vereinen der Region?*
Signer: Von der geographischen Lage Ramsens her ist es schwierig, die Zusammenarbeit mit anderen Clubs zu intensivieren. Die Hauptaufgabe gilt also dem eigenen Verein. Sallenbach: Was sich in Feuerthalen entspannt hat, ist das Verhältnis zum FC Flurlingen. Mit Präsident Uwe Maier pflege ich ein enges Verhältnis, im Juniorenbereich treten wir gemeinsam als Cholfirst United auf. Da haben die neuen Leute in den beiden Vorständen die alte Rivalität überwunden. Winzeler: Zusammenarbeit hat meist mit persönlichen Kontakten zu tun, unabhängig vom Alter. In meinem Fall trifft das auf den FC Lohn und auf Präsident René Seiler zu.

*Als Präsident ist man Anlaufstelle für alle. Wo liegen die Reize dieses Amtes? Was nervt Sie auf der anderen Seite?*
Sallenbach: Die Pflege von Kontakten und das Organisieren des Vereins liegen mir. Reklamationen nachzugehen oder Leuten, die ihre Aufgaben nicht erledigen, ist bei mir wenig beliebt. Signer: Natürlich sind Beschwerden unliebsam. Dafür gefällt es mir, am Sonntag auf dem Platz zu stehen und zu sehen: Im Verein läuft es gut. Dann hat sich die Arbeit im Hintergrund gelohnt. Winzeler: Gemeinsam etwas zu erreichen ist meine Motivation für das Präsidentenamt. Gewöhnen musste ich mich an die Tatsache, dass viele Spieler die Arbeit hinter den Kulissen nicht interessiert und dass ich mich im Doppelamt als Präsident und als Spieler manchmal unbeliebt machen muss. Signer: Stimmt. Als Spieler und als Präsident muss ich auch aufpassen, was ich sage. Es hat verbindlichen Charakter. Es ist beruhigend zu sehen, dass meine Amtskollegen mit den gleichen Problemen kämpfen (lacht).


**Kurzportraits Der Bezug zum Verein, die Ziele und Anliegen der drei jungen Vereinspräsidenten**

Matthias Sallenbach ist am 14. Juni 1986 geboren. Seit nunmehr fünf Jahren gehört Sallenbach dem Vorstand des FC Feuerthalen an, seit Sommer 2007 ist er der Präsident. Der 24-Jährige hat die Juniorenabteilung beim Viert- ligisten durchlaufen, spielte im Fanionteam und ist derzeit noch in der 5.-Liga-Mannschaft aktiv. Die Verbesserung der Infrastruktur ist ein Ziel von ihm, genauso wie das Erhalten und Ausbauen der Juniorenabteilung inklusive qualifizierten Trainern. Eher als Vision bezeichnet Sallenbach die Errichtung eines Clubhauses.

Christian Signer wird am 13. Juli 29 Jahre alt. Er ist seit knapp einem Jahr Präsident des FC Ramsen und spielt seit Jahren als Verteidiger im 3.-Liga-Team. Vor seiner Wahl zum Vereinsober-haupt sammelte Signer Erfahrungen als Juniorentrainer und half beim Organisieren diverser Clubanlässe. Christian Signer setzt auf die Juniorenförderung und will, dass der FCR weiterhin zwei Aktivmannschaften stellt. Die Erweiterung des Clubhauses steht ebenfalls an.

Marc Winzeler steht dem Sporting Club Schaffhausen seit Oktober 2007 vor. Der langjährige Fanionspieler des 4.-Liga-Vereins feierte am 5. März seinen 29. Geburtstag und hat vor, den Club mittelfristig zurück in die 3. Liga zu führen. Eine von den F- bis zu den A-Junioren durchgehende Nachwuchsabteilung ist ein weiteres Anliegen Winzelers.

#Allgemeines

16. April 2009 | Weniger Schüler an Kantiprüfung

Schaffhauser Nachrichten, Region
(r.)

317 Schülerinnen und Schüler haben sich für das nächste Schuljahr in der Kantonsschule angemeldet, dies waren fünf Prozent weniger als letztes Jahr. 205 Schüler haben die Aufnahmeprüfungen bestanden, was einer Erfolgsquote von 65 Prozent entspricht. Die Aufteilung auf die verschiedenen Abteilungen und Ausbildungsprofile ist ausgeglichen: 40 Schüler werden in die Fachmittelschule (FMS) eintreten. In der Maturitätsschule wird mit acht neuen ersten Klassen eine Klasse weniger als im Vorjahr geführt: 63 Schüler beginnen im musisch-neusprachlichen Ausbildungsprofil M, 61 Schüler im naturwissenschaftlich-mathematischen Profil N und 41 Schülerinnen und Schüler im sprachlich-altsprachlichen Profil S mit Latein. Die erfolgreichen Prüflinge starten nach den Sommerferien in die Probezeit, die ein Semester dauert.

#Allgemeines

15. April 2009 | Erster «Suff» im Kindesalter

Schaffhauser Nachrichten, Von Tag zu Tag
(sda)

Jeder siebte 13-Jährige betrinkt sich mindestens einmal pro Monat. Dabei unterscheiden sich Mädchen und Jungen kaum in ihrem Trinkverhal-ten. Probleme, an günstigen Alkohol zu kommen, haben die Jugendlichen nicht. Hinzu kommt, dass häufig im Freundeskreis oder im Elternhaus gebechert wird – also an Orten ausserhalb behördlicher Kontrolle, wie die Schweizerische Fachstelle für Alkohol- und andere Drogenfragen (SFA) feststellt.
Zwar habe der Alkoholkonsum von Jugendlichen seit 2002 abgenommen, schreibt die SFA in einer gestern veröffentlichten Auswertung der europäischen Schülerstudie von 2007. Er sei aber immer noch auf einem hohem Niveau. Die Studie «European School Survey Project on Alcohol and Other Drugs» (ESPAD) wurde in 43 Ländern durchgeführt. Die Schweiz beteiligte sich – finanziert von der SFA – zum zweitenmal. Gemäss der ESPAD-Studie betrinkt sich in der Schweiz fast jeder siebte Jugendliche im Alter von 13 Jahren mindestens einmal pro Monat. Fast die Hälfte der Befragten hatte im Monat vor der Umfrage Alkohol konsumiert. Mehr als drei Viertel der 13-Jährigen konsumierte mindestens einmal im Leben Alkohol, gut 7 Prozent taten dies 40-mal oder häufiger. Die festgestellten Alkoholkonsum-Muster hält die SFA für bedenklich. «Je früher Alkoholräusche erlebt werden und je früher regelmässig konsumiert wird, desto grösser ist das Risiko, ein Alkoholproblem zu entwickeln.» Um Kinder und Jugendliche davor zu bewahren, sieht die SFA verschiedene Ansätze. Dazu gehört eine bessere Überwachung der Alkoholabgabe sowohl in Geschäften als auch in Bars, Discos und Restaurants. Wichtig sei eine gute Schulung des Verkaufs- und Servicepersonals.

**Zentrale Rolle der Eltern**
Eine zentrale Rolle spielen laut SFA auch die Eltern. Eine gute Eltern-Kind-Beziehung mit gegenseitigem Vertrauen sei massgebend. Jugendliche mit dieser Voraussetzung neigten dazu, Alkohol erst später zu versuchen. Sie tränken weniger und hätten später weniger Alkoholprobleme. Die Haltung der Eltern zum Alkoholkonsum sei prägend. Sie müsse klar und konsequent sein. Probiere das Kind ein alkoholisches Getränk aus, sollten Eltern das ernst nehmen, ohne diese erste Erfahrung zu dramatisieren. Dem Kind seien die Wirkung und die Risiken von Alkohol zu erklären.

#Notizen zu Namen

15. April 2009 | Jungfreisinnige

Schaffhauser Nachrichten, Region
(r.)

Nach drei Jahren als Präsident der Jungfreisinnigen Schaffhausen (JFSH) hat Fabian Käslin seinen Rücktritt bereits nach dem äusserst erfolgreichen Wahljahr 2008 bekanntgegeben. Er möchte sich in Zukunft auf sein Mandat im Grossen Stadtrat sowie seine Vorstandstätigkeit bei den Jungfreisinnigen Schweiz konzentrieren. In den drei Jahren unter Käslin haben die JFSH ihren Mitgliederbestand auf über 60 vervielfacht. Der Wähleranteil im Kanton und Stadt Schaffhausen konnten deutlich gesteigert werden.
Als Nachfolger von Fabian Käslin wählte die Jahresversammlung auf kantonaler Ebene den bisherigen Finanzchef Markus Bührer. Der 21-jährige Thaynger studiert Wirtschaftswissenschaften an der Universität Zürich. Bührer betonte in seiner Antrittsrede, dass die JFSH bei den Mitgliedern und beim Wähleranteil weiterwachsen wollen. Neben den starken Sektionen Stadt Schaffhausen, Reiat und Buchberg/Rüdlingen sollen die JFSH auch in den anderen Sektionen verstärkt in Erscheinung treten. Die starke Präsenz der Jungpartei soll weiter gepflegt werden. Mit parlamentarischen Vorstössen, Initiativen oder wie zuletzt in Thayngen mittels Referendum werden die Jungfreisinnigen weiter ihre kompromisslos freiheitliche Politik pflegen, so Bührer. Neben Markus Bührer wurde auch Res Hauser einstimmig gewählt. Er übernimmt ab sofort das Präsidium der Jungfreisinnigen der Stadt Schaffhausen. Der 21-jährige Wirtschaftsstudent stammt aus Buchthalen und ist Mitglied des Schaffhauser Bürgerrates sowie Stimmenzähler der Stadt Schaffhausen. Hauser betonte, dass die JFSH ihrem kompromisslos freiheitlichen Kurs treu bleiben müssten – gerade in Steuerfragen. Hier sei in Schaffhausen deutlicher Nachholbedarf vorhanden.

**«Nein» und Stimmfreigabe**
Neben den statutarischen Geschäften beschäftigten sich die JFSH auch noch mit der Parolenfassung zu den bevorstehenden eidgenössischen Abstimmungen. Der Entscheid zur Ablehnung der Vorlage über biometrische Pässe und Reisedokumente fiel mit grosser Mehrheit. Mit der Statuierung einer zentralen Datenbank zur Speicherung der Ausweisdaten und der Aufhebung der Wahlmöglichkeit zwischen biometrischen und nicht biometrischen Ausweisschriften schiesse die Gesetzesrevision weit über das Ziel und den von Schengen geforderten Standard hinaus, so die Jungfreisinnigen. Aus liberaler Sicht könne einer derartigen Entwicklung hin zum gläsernen Bürger nicht zugestimmt werden. Mit einer Ablehnung dieser Vorlage wird der Weg für ein neues Gesetz ohne Datenbank und mit Passwahlmöglichkeit geebnet. Bei der Vorlage zur Komplementärmedizin beschlossen die JFSH die Stimmfreigabe. Die Gegner der Vorlage betonten, dass alternative Heilmethoden mittels Zusatzversicherungen abgedeckt werden müssten. Die Befürworter der Komplementärmedizin führten ins Feld, dass die alternativen Heilmethoden die Schulmedizin entlasten könnten und so deren Kosten senken würden. Zudem sei die Komplementärmedizin ein Bedürfnis der heutigen Gesellschaft.

#Notizen zu Namen

9. April 2009 | Neues zu Namen

Schaffhauser Bock

Als Nachfolger von Edgar Zehnder wurde der Schaffhauser Peter Scheck (SVP) als Mitglied im Kantonsrat für den Rest der Amtsperiode 2009 bis 2012 ab dem 1. Mai gewählt.

#Notizen zu Namen

7. April 2009 | Bedeutet «konkrete Kunst» tatsächlich nur sich selbst?

Schaffhauser Bock
Jurga Ruesch

Wenn konkrete Kunst nur sich selbst behauptet, hat sie überhaupt das «Recht» sich eine Kunst zu nennen? Wo fängt Kunst an und wo hört Kunst auf? Man sagt: Kunst ist, wenn sie sich auf die Substanz reduziert. Was ist Substanz? Noch dazu derart vergrössert? Ist konkrete Kunst vielleicht in Wirklichkeit eine verborgene stoisch-emotionale Geradlinigkeit des Künstlers? Kennen Sie ein paar mögliche Antworten? August Scherrer aus Stein am Rhein, Chemie-Laborant und später Ofenbauer im eigenen Betrieb, hat eine. Er präsentierte am vergangenen Freitag seine Bilder der konkreten Kunst unter dem Titel «Konkret» in der Galerie Kraftwerk Schaffhausen. Er sagte lächelnd: «Konkrete Kunst ist nicht zeitgemäss, sozusagen altmodisch und sagt nichts tief Verborgenes aus.» So schlicht wie der Titel, so schlicht auch seine ausgestellten Bilder. Die Symbolik ist einfach: Kreise, Rechtecke, Quadrate, Linien. Seine Bilder schaffen Freiräume für ein kreatives Sehen. Sie sind «nur» das, was man sieht. Ein Kreis ist ein Kreis, eine Linie ist eine Linie ohne Anspruch auf eine mühsame Interpretation. Perfektion und Zusammenspiel der Formen und Farbe im Dienste der harmonischen Komposition. Ein solches Bild kann man nicht korrigieren, beim kleinsten Fehler ist es «zum Tode» verurteilt. Mit Trocknungsprozess dauert es eine Woche, bis so ein Werk fertig ist. August Scherrer hat von 1990 bis 2004 als Kurator des Museums «Lindwurm» in Stein am Rhein und als Kunstförderer agiert. Nur wenige wissen, dass er selber bereits seit der Schulzeit malt. Sein Wunsch ist es, Ästhetik und Präzision zu erzeugen. Er liess sich von Künstlern wie Max Bill, Paul Lohse und Victor Vasarely inspirieren. Ein Liebhaber und Kenner der konkreten Kunst würde zuerst mit der Lupe ein Bild auf Perfektion untersuchen, bis er eins kaufen würde. «Alexander E. Rubli ist mein erster Fan und hat bereits fünf Bilder von mir», so Kunstmaler August Scherrer über den Laudator, der sich in seiner Rede als Kenner erwiesen hat: «Man muss sich in seine Bilder nicht einfühlen. Entweder mag man es, oder nicht», sagte Rubli und zitierte anschliessend den vielfältigen Künstler Christian Emil Marie Küpper, der sich später Theo van Doesburg nannte: «Nichts ist konkreter, nichts ist wirklicher als eine Linie, als eine Farbe, als eine Fläche. Es ist das «Konkretwerden» des menschlichen Geistes».

Für August Scherrer ist dies seine zehnte Ausstellung. «Weil ich nicht schreiben und nicht musizieren kann, male ich», so August Scherrer über seinen Werdegang als Kunstmaler. Annerkennung war allgegenwärtig. Nebst den zahlreichen Gästen ehrte den Künstler auch der Schriftsteller Pirmin Meier mit seiner Anwesenheit.
Ausstellungsdauer in der Galerie im Kraftwerk vom 3. bis 26. April.

Wenn nicht emotional, dann geistig auf jeden Fall anspruchsvoll; als ein karges geometrisches Vokabular der Ästhetik und der Harmonie.

#Notizen zu Namen

7. April 2009 | Konkrete Bilder ohne Schnickschnack

Schaffhauser Nachrichten, Schaffhausen / Neuhausen
Simon Staufer

Vernissage

August Scherrers Bilder haben keine Namen. Wer an einem Kauf interessiert ist, findet die Objekte auf einer nüchternen Liste mit nüchternen Zahlen: 80×80 cm, 40×40 cm oder 4x70x70 cm, wenn es sich etwa um eine vierteilige Gruppe handelt. Seine Serie trägt den einfachen Titel «Konkret», und konkrete Kunst ist es auch, mit der sich Scherrer auseinandergesetzt hat. «Kein Firlefanz», meint auch Scherrers guter Freund, der Sekundarschullehrer Alexander E. Rubli, in seinen einleitenden Worten, «kein Schnickschnack.» – Präzis und perfekt», nannte er die Bilder und eröffnete damit am Freitag Scherrers Vernissage in der Galerie Kraftwerk.

Vieles ist grau bei August Scherrer. Seine Werke sind kunstvoll präzise erstellte, schnörkel- und makellose geometrische Figuren in meist kalten Farbtönen. Das matte Abendlicht gab den Werken einen blässlichen, milchigen Ton, die letzten Sonnenstrahlen, die am Anfang der Veranstaltung in die Galerie hineinschienen, liessen sie ganz besonders trocken wirken. Das, meinte Redner Rubli, sei auch etwas vom Faszinierendsten an dieser Kunst: «Je nach Licht sind das ganz andere Bilder». August Scherrer, gelernter Chemielaborant und seit gut vier Jahren im Ruhestand, hat mit Kunst schon eine längere persönliche Beziehung. Er stammt aus Stein am Rhein, wo er über längere Zeit das Museum «Lindwurm» führte und mit verschiedensten Kunstgenres in Berührung kam. «Vor allem habe ich zwar andere Künstler ausgestellt», meint er dazu, «aber ich hatte mich auch schon seit langem in meiner Freizeit selbst künstlerisch betätigt.» 1986 stellte Scherrer zum erstenmal selbstproduzierte Kunst aus, seit einigen Jahren hat er ein eigenes Atelier – «das ist auch wichtig, wenn man selbst tätig sein will. Ich mache höchstens zwei Ausstellungen im Jahr, aber auch dafür brauche ich das Atelier. Dabei will ich gar nicht viel produzieren.» In ein Bild investiert der Künstler etwa eine Woche seiner Zeit. «Ich muss zeichnen, abkleben, trocknen lassen, das ist ein ganzer Prozess, der Stufe um Stufe abläuft.» Die Präzisionsarbeit, die Scherrer leistet, wirkt in der mechanischen Umgebung des Kraftwerks gut aufgehoben. Es sind dezidiert einfache Bilder und Formen, abstrakt und unverspielt. «Diese Bilder passen überall hin», resümierte Rubli, «sie sind einfach da. Entweder man mag sie, oder man mag sie nicht.» Der Künstler siehts ähnlich: «Die Interpretation überlasse ich anderen.»

#Notizen zu Namen

1. April 2009 | Die Finma ist mit sich selber zufrieden

Schaffhauser Nachrichten, Inland
Michael Brunner

*Die Finma steht in der Kritik. Was gibt sie sich selber für Noten?*
Gute. Laut Finma-Verwaltungsratspräsident Eugen Haltiner hat die Aufsichtsbehörde ihren Auftrag erfüllt. «Wir haben nach Ausbruch der Finanzkrise eigentlich unabhängig, zeit- und sachgerecht entschieden.»

*Also hat die Finma in ihren eigenen Augen alles richtig gemacht?*
Nicht ganz. Haltiner macht einen Vorbehalt. Die Vorgängerbehörden, aus denen die Finma hervorging, hätten Hinweise auf die Finanzmarktkrise nicht rechtzeitig erkannt. Aber die Aufsichtsbehörden anderer Staaten seien da auch nicht weitsichtiger gewesen.

*Zieht die Finma aus den Problemen der Vergangenheit Lehren?*
Teilweise. Laut Haltiner würde der Finma-Verwaltungsrat «in allen Teilen» gleich entscheiden. Laut Finma-Direktor Patrick Raaflaub soll aber die Aufsichtstätigkeit verbessert werden. Insbesondere werde künftig hartnäckiger und kritischer nachgefragt. Auch würden die Eigenmittelvorgaben erhöht.

*Nimmt die Finma die Kritik gar nicht wahr, dass sie zu einem so positiven Urteil kommen kann?*
Doch. Haltiner merkte mit einem Augenzwinkern an, die Finma sei schon nach wenigen Wochen ohne besonderes Werbebudget einem breiten Publikum bekannt. Für die Entscheide der Finma könne die öffentliche Meinung aber nicht ausschlaggebend sein. Ziel der Aufsichtsbehörde müsse es sein, Gläubiger, Investoren und Versicherte sowie die Funktionsfähigkeit des Finanzmarktes zu schützen.

*Massiv in der Kritik stand nicht zuletzt Haltiner selber, weil er als ehemaliger UBS-Mitarbeiter zu wenig unabhängig sei. Was sagt er zu diesem Vorwurf?*
Weil der Finma-Verwaltungsrat gemäss Gesetz Geschäfte von grosser Tragweite zu entscheiden habe, müssten in diesem Gremium Fachleute vertreten sein. Daher brauche es Leute aus der Praxis. Nähe sei vielmehr eine Stärke der Finma. Er sieht daher auch keinen Grund zurückzutreten.

*Warum hat die Finma bei der Herausgabe von UBS-Kundendaten und der Schwächung des Bankgeheimnisses den schwarzen Peter auf sich genommen? Die UBS hätte ja auch selber das Bankgeheimnis verletzen können.*
In den Augen der Finma gab es keine Alternative zur Herausgabe der Daten. Die Bank wäre ansonsten «in die Luft gegangen», nannte es Patrick Raaflaub gestern vor den Medien. Auch sei es klüger gewesen, dass dies die Finma statt der UBS übernommen habe, weil die Behörde juristisch weniger angreifbar sei.

*Will die Finma auch in der umstrittenen Frage der Bonizahlungen im Bankenbereich etwas unternehmen?*
Ja. Ende Mai soll ein Rundschreiben in die Anhörung gehen. Dabei soll auf eine Lohnobergrenze verzichtet werden, wie Raaflaub sagte. Die Vergütungssysteme sollen aber so umgestaltet werden, dass sie nicht mehr zu «schädlichen Risiken» verleiten.

*Die Finma klagte zuletzt, ihr würden Mitarbeitende fehlen. Ist das noch immer so?*
Ja. Zurzeit sind noch rund 60 Stellen vakant. Wegen der Finanzmarktkrise und dem damit verbundenen Stellenabbau bei den Banken und Versicherungen glaubt die Finma aber, dass sie als Arbeitgeber attraktiver wird – und sie diese Lücke bald schliessen kann. Bis dahin muss sie sich laut Haltiner auf die wichtigsten Fälle konzentrieren.

*Wie schätzt die Finma den weiteren Verlauf der Finanzmarktkrise ein? Geraten in der Schweiz auch bisher gesunde kleinere und mittlere Banken in Schwierigkeiten?*
Laut Raaflaub sind neue Schocks möglich. Zudem führe der allgemeine Wirtschaftsabschwung zu mehr Kreditausfällen. Es sei schwierig zu sagen, wie stark dies die heute sehr robusten kleineren Schweizer Banken treffen werde.


**Finma Die Kritikpunkte auf einen Blick**

Entstehung und Funktion Die Finanzmarktaufsicht Finma besteht seit Anfang Jahr. Sie ist das Ergebnis aus der Fusion von Eidgenössischer Bankenkommission, Bundesamt für Privatversicherungen und Kontrollstelle für die Bekämpfung der Geldwäscherei. Trotz kurzer Lebensdauer steht die Finma bereits massiv in der Kritik. Fehler Im Zusammenhang mit der Bewältigung der Finanzmarktkrise werden ihr schwere Fehler vorgeworfen. Angekreidet wird ihr die Nähe ihrer Exponenten zu einzelnen Firmen. Bonizahlungen Die Finma hat es der UBS trotz dem Bezug von Staatshilfe erlaubt, Boni in Milliardenhöhe an ihre Mitarbeitenden auszuzahlen. Für viele ein Skandal. Daten an die USA Die Finma hat die UBS in einem für Experten fragwürdigen Verfahren angewiesen, Daten über Kunden, die Steuerbetrüger sein sollen, auszuliefern. (mbr)

#Notizen zu Namen

1. April 2009 | Die Finanzmarktaufsicht lobt sich für ihr Krisenmanagement

Schaffhauser Nachrichten, Titelseite
(sda)

Sie habe ihren Auftrag in der Finanzkrise erfüllt, mit einem Vorbehalt jedoch. Unzufrieden zeigte sich der aus Schaffhausen stammende Finma-Präsident Eugen Haltiner an der Jahresmedienkonferenz von gestern damit, dass die Behörde Hinweise auf die Finanzkrise nicht rechtzeitig erkannte. «Weder die nationalen Behörden noch die internationalen Gremien verfügten über die Weitsicht, die Unabhängigkeit und die Kompetenzen, diesen Fehlentwicklungen entgegenzutreten», sagte Haltiner. Die Nähe der Finma zum Finanzsektor verteidigte das frühere Kadermitglied der Grossbank UBS: «Die Erfahrung lehrt eindeutig, dass es diese Nähe braucht.» Der geschickte Verbund von Lehre und Praxis sei eine der Stärken der Finma. Für einen Rücktritt sehe er keinen Grund, sagte Haltiner.

Würden wieder gleich handeln

Die Finma habe ihr Mandat wahrgenommen, also die Gläubiger, die Investoren und die Versicherten sowie die Funktionsfähigkeit der Finanzmärkte geschützt, sagte Haltiner. «Der Massstab unserer Entscheide ist nicht die öffentliche Meinung.» Nach Ausbruch der Krise habe die Finma unabhängig, zeit- und sachgerecht entschieden und würde wieder gleich handeln. Auch der Entscheid, die Grossbank UBS zur Übergabe von gegen 300 Kundendaten wegen mutmasslichen Steuerbetrugs an die US-Behörden anzuweisen, sei «gut vorbereitet» gewesen. Wegen der angedrohten Strafklage habe keine Alternative bestanden. «Die UBS wäre in die Luft gegangen», sagte Finma-Vizepräsident Daniel Zuberbühler. Handlungsbedarf sieht die Finma nach den Exzessen bei den Managerlöhnen, nachdem sie der UBS trotz gigantischen Verlusten Boni in Milliardenhöhe genehmigte. Ende Mai soll ein neues Rundschreiben für die Finanzbranche in die Anhörung gehen. Die Vergütungssysteme sollen demnach nicht mehr zu «schädlichen Risiken» verleiten.

#Notizen zu Namen

27. März 2009 | Auf Egger folgt Sonderegger an der Spitze der FDP Stadt

Schaffhauser Nachrichten, Region
Robin Blanck

Es war gestern um 20.34 Uhr, als Martin Egger nach acht Jahren an der Spitze der städtischen FDP die Parteileitung seinem Nachfolger Marcel Sonderegger übergab. Kurz zuvor hatte die Parteiversammlung im Güterhof den selbständigen Unternehmer einstimmig gewählt. Der Ingenieur gehört dem Vorstand bereits seit acht Jahren an, seit 2002 ist er für die Finanzen der städtischen FDP zuständig. Durch eine Kampfwahl musste der zweifache Vater nicht, gleichwohl legte er Motivation und Ziele für das Amt kurz dar: Statt nur die Faust im Sack zu machen, sei es nötig, sich für das Gemeinwohl zu engagieren. Als Parteipräsident sehe er seine Hauptaufgabe in der Mitgliederwerbung, politisch mache er sich auf rauhere Zeiten gefasst. Zudem stelle er fest, «dass der Neoliberalismus in den letzten Jahren die Tendenz hatte, Problemfälle an den Staat abzuschieben.» Als Partei müsse sich die FDP überlegen, ob es hier nicht auch andere Lösungen gebe. «Der soziale Pakt zwischen Unternehmern und Mitarbeitern ist in letzter Zeit etwas ver-lorengegangen», sagt Sonderegger, «ich hoffe, dass ich als Parteipräsident hier wieder für eine Verbesserung sorgen kann.» Gleichzeitig will er sich dafür einsetzen, dass die Partei ihre grüne Seite – sprich: Umweltanliegen – entdeckt.
Die Übergabe der Amtsgeschäfte ging einher mit der Vorstellung einer Initiative, die gestern ebenfalls einstimmig von der Parteibasis beschlossen wurde: Unter dem Titel «Sitzungsgelder vor das Volk» wird gefordert, dass künftig Beschlüsse des Grossen Stadtrates «über die Festsetzung des Sitzungsgeldes oder ständiger Entschä-digungen dem fakultativen Referendum unterstehen». Damit will sich die FDP gegen die vom Grossen Stadtrat kürzlich beschlossene Einführung von Fraktionsentschädigungen und die Erhöhung der Sitzungsgelder zur Wehr setzen. Gestern wurde auch der abtretende Präsident Martin Egger verabschiedet, der sein Amt mit einem weinenden und einem lachenden Auge abgibt: «Ich überlasse einem fähigen Nachfolger eine gesunde Partei, auch haben mir die vergangenen acht Jahre auf der Kommandobrücke Spass gemacht», sagte Egger, dem zum Abschluss von Fraktionspräsident Raphaël Rohner im Namen der Partei ein Wochenendausflug überreicht wurde. Neu in den Parteivorstand gewählt wurde gestern abend Res Hauser: Der Sohn von Thomas und Katrin Hauser – beide im Grossen Stadtrat aktiv – ist ausserdem für das Präsidentenamt der Jungfreisinnigen der Stadt vorgeschlagen.

#Notizen zu Namen

24. März 2009 | Führungswechsel bei den Jungfreisinnigen

Schaffhauser Nachrichten,
(r.)

Bereits nach den letzten Kantonsratswahlen hat Fabian Käslin seinen Rücktritt als Präsident der Jungfreisinnigen Kanton und Stadt Schaffhausen auf die Mitgliederversammlung 2009 hin bekanntgegeben. «In seiner dreijährigen Amtszeit konnten die Jungfreisinnigen einen starken Zuwachs – sowohl bei den Mitgliedern als auch beim Wähleranteil – verzeichnen», heisst es in der Mitteilung der Jungfreisinnigen. Nach dem Rücktritt von Fabian Käslin hält es der Vorstand nun für angebracht, durch die Trennung von städtischem und kantonalem Präsidium klare Verhältnisse innerhalb der JFSH zu schaffen. An der Mitgliederversammlung vom 9. April wird der Vorstand deshalb Markus Bührer als Präsidenten der Jungfreisinnigen Kanton und Res (Andreas) Hauser als Präsidenten der Jungfreisinnigen Stadt vorschlagen. Der bisherige Kassier Markus Bührer ist seit 2008 Vorstandsmitglied der Jungfreisinnigen. Der 21-jährige Thaynger studiert Wirtschaftswissenschaften an der Uni Zürich und engagiert sich in verschiedenen Vereinen. Aktuell bekämpft er als Co-Präsident des Referendumskomitees in Thayngen die Erhöhung des Steuerfusses. Der 22-jährige Res Hauser aus Buchthalen ist seit zwei Jahren Mitglied der Jungfreisinnigen. Seit diesem Jahr bekleidet er das Amt des Bürgerrates der Stadt.

#Allgemeines

11. März 2009 | Kein Bier, kein Tabak – Frankreichs Jugend soll rauschfrei leben

Schaffhauser Nachrichten, Ausland
Ansgar Haase

Jugendliche, die sich ins Koma saufen, Mädchen, die mit 16 Jahren Kette rauchen, und eher feuchte als fröhliche Feiern zum bestandenen Schulabschluss: Mit all dem soll in Frankreich bald für immer Schluss sein. Das Nachbarland macht Ernst mit der Verschärfung des Jugendschutzes: Die erste Parlamentskammer beschloss ein Verkaufsverbot von Alkohol und Tabakwaren an unter 18-Jährige. Nur die zweite Kammer muss noch zustimmen, damit das Gesetz in Kraft tritt.

Bislang durften junge Franzosen ab 16 Jahren munter zu Zigaretten und zu Getränken mit geringem Alkoholgehalt greifen. Künftig soll nicht einmal mehr ein Glas Wein zum Essen erlaubt sein. Auch den sogenannten Flat-Rate-Partys mit Alkohol zum Pauschalpreis hat wohl die letzte Stunde geschlagen. Eine «glasklare» Politik hatte Gesundheitsministerin Roselyne Bachelot bereits im Februar angekündigt.

**Zustimmung und Skepsis**
Die Reaktionen auf den harten Vorstoss der französischen Regierung sind gespalten. Während die Gesundheitsministerin sich von dem Gesetz einen erheblichen Beitrag im Kampf gegen das weitverbreitete Komasaufen oder die Nikotinabhängigkeit erhofft, zeigt sich die Bevölkerung skeptisch. «Auf dem Papier mag das eine gute Massnahme sein», urteilte ein junger Mann am Dienstag im französischen Radio. Letztlich komme aber doch selbst ein Zwölfjähriger heute schon an Alkohol. Selbst Forscher zeigen sich zurückhaltend. «Wir sprechen nie vom wirtschaftlichen und sozialen Druck», kritisiert Marie Choquet vom nationalen Gesundheitsinstitut Inserm. Auch Ursachen wie Schulstress fänden im Kampf gegen Alkoholmissbrauch unter Jugendlichen zu wenig Beachtung.

**Kein Fest ohne Alkohol**
Hintergrund der französischen Gesetzesinitiative ist vor allem die steigende Zahl der bekanntgewordenen Massenbesäufnisse. Wie in der Schweiz und anderen europäischen Ländern treffen sich französische Jugendliche am Wochenende, um sich grundlos «wegzuschiessen». Nicht selten enden solche Partys mit schweren Alkoholvergiftungen. Rund zwei Drittel der 16-Jährigen in Frankreich geben bei Umfragen an, problemlos sogar an Schnaps zu kommen. Selbst 12- und 13-Jährige müssen Eltern schon mit lebensbedrohlichen Vergiftungen aus dem Spital abholen. Soziale Grenzen scheint es nicht zu geben. Dass es die französische Gesundheitsministerin Bachelot mit ihrer Null-Toleranz-Strategie gegen Alkoholmissbrauch relativ leicht hatte, dürfte nicht zuletzt am Präsidenten Nicolas Sarkozy liegen, der eigenen Angaben zufolge keinen Tropfen Alkohol trinkt. (dpa)

#Allgemeines

11. März 2009 | «Wir haben gute Trümpfe»

Schaffhauser Nachrichten, Region
Walter Joos

«Es stehen uns eine Reihe schwieriger Jahre bevor.» Zu dieser Erkenntnis gelangte Serge Gaillard gestern anlässlich der vierten Wirtschaftsdebatte der Handelsschulverbindung Commercia im Keller des Kulturklubs Haberhaus. Im Zentrum der seit 2006 bestehenden Veranstaltungsreihe standen diesmal die Möglichkeiten der Arbeitsmarktpolitik zur Milderung der aus der weltweiten Finanzkrise zu erwartenden Konsequenzen. Dabei vertrat der heute als Direktor für Arbeit im Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) tätige Ökonom die Auffassung, dass die im vergangenen Jahr mit unerwarteter Wucht über nahezu alle Nationen hereingebrochene Rezession auch unsere Wirtschaft in einer ganz besonderen Weise herausfordert.

**Erfreulich gute Ausgangslage**
Nach Ansicht des Referenten steht die Schweiz heute vergleichsweise gut da. Sie befinde sich weder bezüglich des Binnenmarktes noch bezüglich der Lage auf dem Immobilienmarkt in einer eigentlichen Krise. Unser Land habe gute Trümpfe und verfüge über eine Vielzahl finanziell gesunder und wettbewerbsfähiger Unternehmen. Daraus resultiere eine gewisse Robustheit gegenüber den aktuellen konjunkturellen Schwankungen. Angesichts der starken wirtschaftlichen Verflechtungen mit dem Ausland gerate die Schweiz – so Serge Gaillard – allerdings durch die teilweise dramatischen Einbrüche im Bereich der Exportwirtschaft in einer Vielzahl von Branchen unter zunehmenden Druck.

**Zuversicht und Optimismus**
Trotz der momentan eher düsteren Aussichten zeigte der Vertreter des Staatssekretariats für Wirtschaft gestern in Schaffhausen viel Selbstvertrauen und einen bemerkenswerten Optimismus. Er rechnet zwar mit einer weiteren Zunahme der Kurzarbeit und der Zahl der Arbeitslosen. Mittelfristig glaubt er jedoch daran, dass wir die Krise dank einer Reihe von klugen Massnahmen ohne grösseren Schäden überwinden können. So sei es bisher den Behörden über weite Strecken gelungen, die Bankenwelt und das mit ihr verbundene Kreditsystem einigermassen zu stabilisieren. Regierung und Parlament seien ausserdem daran, den ihnen zur Milderung der Krise zur Verfügung stehenden wirtschaftlichen Spielraum auf sinnvolle Weise zu nutzen. Lobende Worte fand Serge Gaillard für die grossen Bestrebungen von Politik und Wirtschaft zur Sicherstellung einer ausreichenden Zahl von neuen Lehrstellen sowie zu einer möglichst raschen Wiedereingliederung von arbeitslos gewordenen Menschen in die Erwerbstätigkeit. Der Referent sprach sich gestern im Haberhaus ausserdem zugunsten staatlicher Bestrebungen zur Behebung der momentanen konjunkturellen Flaute aus. Zu den aus der Sicht des Staatssekretariats für Wirtschaft möglichen Impulsen zählte er unter anderem einen rascheren Ausbau der Infrastruktur der Schweizerischen Bundesbahnen und der zur Erschliessung weiter Landesteile existierenden Privatbahnen, eine speditive Umsetzung der im Rahmen der neuen Regionalpolitik des Bundes von den einzelnen Kantonen ausgearbeiteten Projekte sowie eine gezielte Sanierung von bereits bestehenden öffentlichen Bauten und Anlagen. Auch im Bereich des Umweltschutzes und der Tourismusförderung sieht der Direktor für Arbeit konkrete Möglichkeiten zur Ankurbelung der Wirtschaft. Dabei dürfe sich der Bund aus seiner Sicht für eine beschränkte Zeitdauer allenfalls stärker verschulden.

**Die Steuern von morgen**
Laut dem Koreferenten David Schöttli – er widersprach Serge Gaillard in diesem Punkt – sind die Schulden von heute allerdings oft die Steuern von morgen. Zum Schluss erkundigte sich Diskussionsleiter Martin Schläpfer nach der Meinung des Referenten zum Bankkundengeheimnis. «Was moralisch fragwürdig geworden ist, gereicht unserem Land langfristig mit Sicherheit nicht zum Vorteil», unterstrich Serge Gaillard seine Haltung.

#Notizen zu Namen

11. März 2009 | Forschung mit möglichen Auswirkungen

Schaffhauser Nachrichten, Diessenhofen
Margrith Pfister-Kübler

An der Preisverleihung des Wettbewerbs «Die Thurgauer Jugend denkt die Zukunft» im Ausbildungszentrum Wolfsberg konnte Silvan Bachmann, Maturand an der Kantonsschule Kreuzlingen, nicht teilnehmen. Die Grippe hatte ihn im Griff. An seiner Stelle nahm seine Schwester Simone Andrea Bachmann die Auszeichnung entgegen, stolz darauf, dass der jüngere Bruder die Forschungstradition fortsetzt. Simone Andrea Bachmann wurde nämlich von Think Tank im Jahr 2007 für ihre naturwissenschaftliche Arbeit «Sonderwaldreservat Schaaren» ausgezeichnet. Beide wurden dabei vom Biologielehrer Max Bührer aus Neuhausen begleitet.

**Gute wissenschaftliche Qualität**
Christoph Tobler, Mitglied des Stiftungsrates TTT und Beauftragter für den Jugendwettbewerb: «Bachmanns Arbeit hätte einen ersten Platz verdient, aber weil das Thema nicht thurgauspezifisch ist, hat die Auszeichnung nur für die zweite Kategorie gereicht. Von der wissenschaftlichen Qualität her, ist es eine sehr gute Arbeit.» Die Arbeit hat in Fachkreisen und bei anderen Kantonen einen «initialen» Effekt ausgelöst; sie wird bereits zum Anlass genommen, weitere Abklärungen zu treffen, so die Einschätzung von Achim Kayser vom Amt für Umwelt, Bodenschutzfachstelle. Kayser sagt: «Konkret hat das AWEL Zürich, Abteilung Betrieblicher Umweltschutz, Peter Dellava, ein Projekt initiiert und einen Kredit von 50 000 Franken gesprochen. Der Kanton Thurgau wird sich voraussichtlich personell daran beteiligen. Auch der EMPA hat man Bachmanns Arbeit mit Interesse aufgenommen. Die Ergebnisse werden dann massgebend für den weiteren Umfang und konkret auch für die Vollzugspraxis der Kantone sein.» Im Kanton Thurgau haben, so Kayser, die Ergebnisse bereits jetzt zu einer Präzisierung der Bewilligungspraxis geführt, indem sie Eingang finden in die Baubewilligungen im Gewässerschutz (Auflage bei Versickerungsbecken), Abwasser von Metalldachflächen, Gewässerschutz (Einleitung in Gewässer oder in eine Meteorwasserleitung).

**Praktikum als Auslöser**
Doch was gab den Ausschlag bei Silvan Bachmann für seine Forschungen? «Ein Praktikum an der WSL (Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft) in Birmensdorf im Jahr 2006 hat das Interesse am Boden in mir geweckt. Darum wollte ich eine Maturaarbeit, in welcher der Boden eine zentrale Rolle spielt, schreiben. Auch sollte es etwas sein, das noch nicht untersucht wurde und für die Forschung von Interesse ist», erklärt Silvan Bachmann, begeisterter Pfadfinder, seine Forschungsfreude, in die er weit über 200 Stunden investiert hat. Zwölf Kantone hat Silvan Bachmann angeschrieben, um Versickerungsmulden zu erforschen. Im Thurgau konnte er in Weinfelden forschen, weitere Objekte lagen in den Kantonen Baselland, Bern, Solothurn. Die Untersuchungsergebnisse zeigen, dass der Einsatz von Zink und die Verwendung von polyesterbeschichteten Zinkdächern zu Emissionen führen. Langfristig müsse im Interesse von Umwelt und Bodenschutz unbedingt nach Alternativen gesucht werden.

**Maturaabschluss und Studium**
Als seine Hobbys bezeichnet der junge Forscher Pfadi und Klavier (Spielen, Komponieren und dazu auch Singen). Ausserdem spielt er Tennis, fährt Snowboard, fotografiert und vergnügt sich mit Bildbearbeitung am PC. Silvan Bachmanns nächstes Ziel? «Ein guter Maturaabschluss, eventuell ein Sprachaufenthalt vor Studienbeginn und ab September 2009 an die ETH zum Studium der Umweltnaturwissenschaften.»

#Notizen zu Namen

4. März 2009 | Andreas Hauser neu im Bürgerrat

Schaffhauser Nachrichten, Region
(r.)

Walter Joos reichte am 22. Januar seinen Rücktritt aus dem Bürgerrat ein. Dies teilt die Stadtkanzlei mit. Der Stadtrat nahm davon Kenntnis und dankt ihm für seinen langjährigen Einsatz. Die Fraktion FDP/JFSH schlug daraufhin Andreas Hauser von der Jungen FDP als Nachfolger vor. Der Stadtrat wählte ihn als Mitglied des Bürgerrates für den Rest der Amtsperiode 2009 bis 2012.

#Notizen zu Namen

4. März 2009 | Sache … Sächeli – Von Spielplätzen, Wirtschaftsförderern, Fasnachtsscherzen, Grabsteinen, Slam-Poeten und Juroren

Schaffhauser Nachrichten, Region

Schaffhausen hat seit kurzem neben Thomas Holenstein einen zweiten Wirtschaftsförderer. Er heisst Michael E.Dreher, ist ehemaliger Nationalrat der Autopartei und Anwalt. Zurzeit ist er rund um die Uhr ehrenamtlich für den Kanton im Einsatz. So konnten ihn am letzten Samstag kurz nach 12 Uhr Passanten auf dem Platz in Schaffhausen beobachten, wir er am Handy versuchte, einen potentiellen Investor von Schaffhausen zu überzeugen. Mit lauter Stimme, für jedermann hörbar, pries er die steuerlichen Vorteile seines Heimatkantons an und erklärte, Schaffhausen habe mehr zu bieten als Zug und Schwyz. Sollte also hierzulande ein Wirtschaftsboom ausbrechen, so sind die Gründe dafür jetzt klar.

#Notizen zu Namen

24. Februar 2009 | FINMA-Chef referiert vor Farbenbrüdern

Schaffhauser Bock
Ursula Litmanowitsch

Der Avis kommt kurzfristig am Freitag. «Scaphusia»-Altherr und Ex-Nationalrat Dr. Michael E. Dreher v/o Aal, MBA HSG, Rechts- und Wirtschaftskonsulent mit eigener Firma «Dr. Dreher & Partner AG», im zürcherischen Zollikon domiziliert, schickt um 4.54 per E-Mail einen Hinweis an die lokalen Redaktionen ab: «Bereits 71 Angemeldete zum Vortrag von Dr. Eugen Haltiner, Finanzmarktaufsicht FINMA…». Nachdem der in Schaffhausen aufgewachsene Finma-Chef Haltiner seit Tagen im Fokus der zum Teil empörten Öffentlichkeit steht, reibt man sich verwundert die Augen ob dem bevorstehenden «Heimspiel».
Der Vortrag von «Altherr Chanel» im «Falken» sei schon vergangenen Dezember aufgegleist worden, sagt dann am Samstagabend Severin Knecht v/o Pivot, seines Zeichens Präsident der Aktivitas der Schaffhauser Kantonsschulverbindung «Scaphusia». Es ist kurz nach 18 Uhr. Um 19.30 soll’s losgehen.
Im «Falken» am Stammtisch der «Scapher» diskutieren bereits ein paar Altherren. Im hinteren Teil des Restaurants sitzt Aal mit seinen Gästen zu Tisch: Eugen Haltiner v/o Chanel, Heinz Kummer v/o Lynkeus, Albert Keller v/o Zahm, sowie Peter Hartmeier v/o Che (Commercia) und Unternehmer Peter Dreher delektieren sich bei «Züri-Gschnätzletem und Röschti» sowie einem Bier.
Im oberen Stock treffen derweil die ersten Gäste ein. Und um 18.40 Uhr auch zwei Securitas. Tomislav Babic hat sie angefordert: «Sicher ist besser» sagt der Falkenwirt.
Die Securitas stellen sich am Eingang zum Saal auf, sagen, sie würden allerdings nicht mit einer möglichen Randaliererei rechnen. Der grosse Falkensaal füllt sich mit rund 160 Gästen, vorab aktiven und ehemaligen Farbenbrüdern, wie sich die Verbindungsmitglieder nennen. Auch von der «Commercia» und der «Vitodurania» (Vito) sind viele anwesend. Er habe, so Mike Dreher später, diese mehr spontan wegen ihres mutmasslichen ökonomischen Sachverstandes eingeladen.
Der Anlass ist als Werbung für Spefuxen gedacht. So heissen die Interessenten vor ihrem Eintritt in eine Verbindung. Einer ist mit Freundin anwesend. Er sei beeindruckt, wird er am Schluss sagen und die Freundin meint, sie stelle es ihm frei, ob er Scapher werden wolle: «Das muss er selber wissen.» Unter all den Anwesenden zählt man rund ein Dutzend Frauen.
Der auf dem Flyer als Dr. ès. sc. éc. angekündigte Eugen Haltiner (er hat im Welschland studiert und promoviert) betritt den Saal. Man duzt sich unter Farbenbrüdern. «Hoi Chanel!» Und einer meint: «Schön, dass man Dich auch wieder mal sieht…». Dr. Haltiner vulgo Chanel begrüsst Pauke, Aetti, Quax, Harz, Duc und Forsch, den «ältesten Scaphusianer der Welt» wie Dr. Dreher den 91jährigen Hanns Deggeller bezeichnet.
Dann betritt Dreher, Gründer der ehemaligen Autopartei und Initiant des Abends, die Szene, respektive das Rednerpult. Er heisst die Gäste, von denen sich die meisten mit einem Passugger 0,5 Dezi zu fünf Franken eingedeckt haben, herzlich willkommen. Beim Vorstellen des Gastreferenten und dessen Palmares erwähnt Aal auch Chanels militärischen Grad als Oberst im Generalstab: «Das ist auch nicht nichts!» Unter den Anwesenden wird Tagi-Chefredaktor Peter Hartmeier, bereits im Inner-Circle des Dinner-Vorspiels dabei, nochmals namentlich begrüsst: «Bei ihm bin ich mir zwar nicht ganz sicher, ob ich ihn als Commercianer oder als Journalisten sehen soll», sagt Aal.
Dann tritt «Chanel» in Aktion. Seinen Übernamen oder Cerevis nach der Modeschöpferin Coco Chanel (Erfinderin des kleinen Schwarzen) hat er übrigens, so ist zu erfahren, aufgrund seiner Vorliebe zur diskreten Eleganz. Unter seinem grauen Anzug blitzt auf weissem Hemd und rotgestreifter Kravatte der «Farbenbändel» in blau-weiss. Erkennungsmerkmal im über 150-jährigen Freundschaftsbund der Renommierverbindung, die zum Kerngeschäft der Falken AG ein ziemlich entspanntes Verhältnis hat. Doch vorerst, wie erwähnt trinken alle nur Wasser. Das Bier kommt später und soll reichlich geflossen sein, wie man hört.
Nach wenigen Minuten entledigt sich Chanel, leicht genervt, des nicht richtig funktionierenden Mikrofons, welches zur Verstärkung seiner Sprechstimme per Bügel am rechten Ohr appliziert ist und meint: «Ich mach es ohne, ich hab ja eine laute Stimme und werde auch so gehört.» Der Titel des Referates: «Wer sieht den Wald, wer nur die Bäume?- Die Rolle der Finanzmarktaufsicht». Haltiner legt in freier Rede und mit Verve einen Vortrag aus dem Effeff hin. Mit fachspezifischen Tabellen untermalt und sehr theorielastig. Aber mit dynamischen Gesten das Gesprochene in augenfälliger Weise untermalend.
Als aufmerksamer Laie kann man heraushören, dass «die Schweizer Banken gesund» sind, der Vergleich der UBS zur Swissair «völlig daneben» sei, oder dass die Behauptung eine «fahrlässige Unterstellung» sei, ohne Massnahmenpaket wäre die UBS bankrott gegangen: «Diese 6 Milliarden sind ein Investment», sagt der Finma-Chef und langjährige UBS-Mann mit geradezu vibrierender Empathie. Um sich gleich darauf zurückzunehmen und zu präzisieren, er würde über jede Bank so reden, nicht nur über die Grossbank, bei der er angestellt gewesen sei. Er führt weiter aus, dass die Verweigerung der Herausgabe von Kundendaten eine Anklage der UBS zur Folge gehabt hätte: «Eine Anklage der Bank wäre das Todesurteil gewesen.» Auch weist er wiederholt auf die «exzellenten Kontakte» zum Zentralbank-System der Vereinigten Staaten, FED, hin. Haltiners Antworten auf die zahlreichen Fragen der Anwesenden sind präzis, ausführlich und authentisch. Er kommt nie ins Stocken, nie ins Schleudern.
Der insgesamt überzeugende und unverschnörkelte Auftritt von Chanel ist, wie durch Aal im Vorfeld angekündigt, punkt 21.45 Uhr zu Ende: «Die wissenschaftliche Tränke hat uns gelabt» fasst Dr. Dreher zusammen. Jetzt beginnt der gemütliche Teil. Um 23.30 sei man dann in die «Bude» disloziert und gegen 01.00 Uhr habe sich Chanel von seinen Farbenbrüdern verabschiedet.
O alte Burschenherrlichkeit, wohin bist Du entschwunden?



Verbindung verbindet: Michael E.Dreher, Wirtschaftskonsulent, Finma-Chef Eugen Haltiner, Tagi-Chefredaktor Peter Hartmeier

#Allgemeines

24. Februar 2009 | Auf einen Augenblick – Ulrich-Schoop-Skulptur an der Kantonsschule

Schaffhauser Nachrichten, Stadt Schaffhausen
(ch)

Zur Einweihung des Neubaus der Kantonsschule Schaffhausen hat die Mittelschulverbindung Scaphusia der Kantonsschule eine Skulptur des Zürcher Bildhauers Max Ulrich Schoop (1903–1990) geschenkt. Das Geschenk, so heisst es in der Schaffhauser Mappe von 1969, sei ein Zeichen der Verbundenheit mit den Alma Mater Scaphusiensis. Die Skulptur sei auch ein Dank «für die meist als schön empfundenen Jahre» an der Kantonsschule. Mit der Skulptur, deren aufragenden Flügel, habe der Künstler symbolhaft die Situation der Jugend zum Ausdruck gebracht, kann man in der Mappe weiterlesen. Schoop, der Künstler dieses Werkes, besuchte 1923 die Kunstgewerbeschule in Zürich und erlernte danach erst das Handwerk eines Grafikers, bevor es ihn nach München in die Lehre bei dem Bildhauer Fritz Behn zog. Fritz Behn gehört zu den profiliertesten deutschen Tierbildhauern des 20. Jahrhunderts, der mit seinen Skulpturen wohl auch den Künstler Max Ulrich Schoop inspirierte. Schoop lebte zwölf Jahre in Paris, wo er der «Abstraction-Création», einer Künstlerorganisation, angehörte. 1940 zog es ihn wieder in die Schweiz, wo er in Zürich lebte und arbeitete.

#Notizen zu Namen

23. Februar 2009 | Als Förster im Finanzdschungel tätig

Schaffhauser Nachrichten, Region
Doris Kleck

Das Schweizervolk entzieht seinem einstigen Vorzeigeunternehmen UBS die Liebe – und in diesem Prozess ist auch Eugen Haltiner, der Präsident der Finanzmarktaufsicht (Finma), unter Dauerbeschuss geraten. Ob die Genehmigung von Bonuszahlungen oder der Steuerdeal und damit die Verletzung des Bankkundengeheimnisses mit den USA: Haltiner – «der Mann mit besonderem Talent zum Prügelknaben» (Artikel Tages-Anzeiger) – muss die Kritik einstecken. Zuweilen hat man gar das Gefühl, dass sich Bundespräsident Hans-Rudolf Merz nur allzu gerne hinter der «unabhängigen» Finma und deren Präsidenten versteckt, wenn es gilt, unpopuläre Entscheidungen zu rechtfertigen. Am Samstagabend aber gab es keine Kritik. Haltiner absolvierte als v/o Chanel ein Heimspiel: Für seine Farbenbrüder der Kantonsschulverbindung Scafusia [Scaphusia] hielt er im Schaffhauser Stammlokal einen Vortrag und stellte sich den Fragen der 140 Zuhörer.

**Beherzter Verteidiger**
Der Schaffhauser Haltiner äusserte sich eloquent, kompetent, manchmal auch etwas gar technisch zum Thema «Finanzkrise: Was liegt hinter uns und was noch vor uns?». Keine Zeichen von Anspannung, auch wenn der Finanzsektor für ihn als Chef der Aufsicht einen «Dschungel» darstellt, den die Finma nur «begrenzt kontrollieren und in seiner Gesamtheit verstehen kann». Und auch wenn er darauf hinwies, dass die Immobilienpreise in den USA erst auf das Niveau von 2003 gefallen sind – gehen sie weiter zurück, drohen weitere gewaltige Verwerfungen an den Finanzmärkten. Trotzdem versuchte Haltiner Optimismus zu verbreiten: «Die Schweizer Banken sind gesund.» Und die sechs Milliarden Franken, welche der Bund in Form einer Wandelanleihe in die UBS eingeschossen hat, seien keine A-fonds-perdu-Ausgaben, sondern ein «werthaltiges Investment, wenn wir denn der UBS Sorge tragen.» Haltiner verteidigte die UBS beherzt. Er würde dies auch bei allen anderen Banken in dieser Situation tun. Wohlwissend, dass er als ehemaliger UBS-Manager besonders unter Beobachtung steht.

**Wenn Gestalter fehlen**
Die Aufgabe der Finma besteht im Kontrollieren der Finanzintermediäre. Das Gestalten der Rahmenbedingungen auf dem Finanzmarkt ist aber Sache der Politik. Haltiner lobte zwar den Bundesrat für das UBS-Rettungspaket vom letzten Oktober, ganz subtil übte er aber auch Kritik an der (internationalen) Politik. Wie bei der Regulierung von Hedge-Funds oder Private-Equity-Gesellschaften nur «geredet statt gehandelt» wird, wie die EU und die USA seit Wochen über die Bildung einer «Bad Bank» – nach dem Modell der Schweiz – lavieren, aber keine Massnahmen ergreifen oder wie in Bezug auf die Schweiz die Bankgeheimnisproblematik in der Vergangenheit nicht angegangen wurde. In diesem Zusammenhang verteidigte der Finma-Chef die Herausgabe von Bankkundendaten an die USA. Er sprach von einem «besonderen Fall UBS»: Die Grossbank habe amerikanisches Recht verletzt. Eine Klage wäre einem Todesurteil gleichgekommen, und das hätte sich die Schweizer Volkswirtschaft nicht leisten können. Von einer Aufweichung des Bankgeheimnisses wollte er deshalb nichts wissen. Persönlich freue es ihn aber, dass eine Debatte über die Zukunft des Bankgeheimnisses ausgelöst wurde. «Die Unterscheidung zwischen Steuerhinterziehung und Steuerbetrug will das Ausland nicht verstehen», sagte Haltiner. Überdies hielt er fest, dass es sich bei den Delikten der UBS um «eine limitierte Anzahl Fälle» handelte. Von Systematik keine Spur: «Auf der Ebene von Konzernleitung und Verwaltungsrat war das kein Thema.»




Finma-Präsident Eugen Haltiner verteidigt beherzt die Vorgehensweise sowohl der Finma als auch der UBS.
Bild: Selwyn Hoffmann

#Notizen zu Namen

20. Februar 2009 | Eugen Haltiner, ein Mann mit besonderem Talent zum Prügelknaben

Tages-Anzeiger
vin/ap

Einen Traumstart hat die seit Anfang 2009 aktive Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (FINMA) wahrlich nicht hingelegt. Obwohl einer ihrer wichtigsten Exponenten schon im letzten November eine Reduktion der UBS-Boni von zehn auf zwei Milliarden Franken in Aussicht gestellt hatte, brach ein wahrer Entrüstungssturm über die FINMA herein, als Ende Januar durchsickerte, dass die Aufsichtsbehörde für 2008 variable Zahlungen in dieser Grössenordnung bewilligt hat.
An vorderster Front steht die FINMA auch bei der Beilegung der Steueraffäre der UBS in den USA und dürfte nun von Anwälten der betroffenen UBS-Kunden mit Klagen eingedeckt werden. Die FINMA steht in der Dauerkritik. Mit dem Ex-UBS-Manager Eugen Haltiner an der Spitze ist die Aufsichtsbehörde als Prügelknabe prädestiniert.

**Schutzschild des Bundesrats**
In beiden Fällen wird man den Verdacht nicht los, dass die FINMA dem Bundesrat auch als eine Art Schutzschild diente, damit er selber den Kopf nicht hinhalten musste. Zumindest die Genehmigung von Gehältern gehört sicher nicht zu den Kernaufgaben der Finanzmarktaufsicht und war im Vornherein eine Aufgabe, mit der keine Lorbeeren zu holen waren.
Der Startschuss zur integrierten Finanzmarktaufsicht über Banken und Versicherungen und die dem Geldwäschereigesetz unterstellten Finanzintermediäre fiel schon vor über zehn Jahren. Atypisch für das Schweizer Finanzmarktrecht ist die Entstehungsgeschichte der FINMA insofern, als es sich nicht um einen gesetzgeberischen Schnellschuss handelte, mit dem die Schweiz auf ausländischen Druck und Kritik am Bankgeheimnis reagierte. Vielmehr ging das Vorhaben durch zwei Expertenkommissionen und mehrere Vernehmlassungen, mit entsprechenden Verzögerungen und Reibungsverlusten.

**Bürgerliche Politiker schwächten FINMA**
Wenn der FINMA nun fehlender Biss oder gar Willfährigkeit vorgeworfen wird, hat das auch damit zu tun, dass dem Finanzmarktaufsichtsgesetz im jahrelangen politischen Prozess manche Zähne gezogen wurden. Überregulierung lautete das Schlagwort, mit dem der von bürgerlichen Politikern unterstützte Finanzplatz gegen jede Gesetzesverschärfung antrat.
So hatte die FINMA-Vorgängerin Eidgenössische Bankenkommission (EBK) zum Beispiel bereits im Jahre 2002 dafür plädiert, das sogenannte Kundenverfahren bei der Amtshilfe abzuschaffen. Also jenes weltweit einmalige Verfahren, das den von der Amtshilfe betroffenen Bankkunden Beschwerderechte einräumt. Wegen der damit verbundenen zeitlichen Verzögerung platzte den USA im Fall UBS nun der Kragen. Nach heftigem Widerstand, namentlich aus dem Kreis der Auslandbanken, wurde das Kundenverfahren lediglich gestrafft. Die Dauer der Verfahren sollten so auf sechs Monate begrenzt werden – ein Ziel, dass im Falle der USA nicht erreicht wurde. FINMA-Chef Haltiner hatte schon Ende 2006 gewarnt, dass das Problem damit nicht gelöst sei und der Druck des Auslands steigen werde.

**Griffige Sanktionen verhindert**
Am Widerstand von Banken und der politischen Mehrheit scheiterte auch das Vorhaben der EBK, die FINMA mit einem griffigen Arsenal von Sanktionen auszurüsten. Der 2003 von der EBK vorgelegte Sanktionenbericht wurde auf dem Höhepunkt der Überregulierungsdebatte in der Luft zerrissen.
Politischer Wille oder besser gesagt Unwille ist auch der Grund, wieso die von der FINMA und ihren Exponenten wiederholt angeprangerten Lücken im Kampf gegen den Marktmissbrauch immer noch von Experten gewälzt werden. «Im Interesse der Reputation des Finanzplatzes Schweiz ist eine wirksame Marktaufsicht zwingend», forderte die EBK vor anderthalb Jahren.
Revidiert wurde unter dem Druck der Swissfirst-Affäre im Eiltempo einzig die Insiderstrafnorm. Weitergehende Vorschläge werden im Auftrag von Bundesrat Hans-Rudolf Merz von einer Expertengruppe gewälzt. Sie soll ihre Erkenntnisse in der zweiten Jahreshälfte vorlegen. Erst dann will der Finanzminister entscheiden, ob ein gesetzgeberischer Handlungsbedarf besteht.



Der ehemalige UBS-Manager ist als Prügelknabe prädestiniert: Eugen Haltiner.
Bild: Keystone

#Notizen zu Namen

19. Februar 2009 | Maturarbeit – Fremde Materie in Französisch perfekt gemeistert

Schaffhauser Nachrichten, Aus- und Weiterbildung
Karl Hotz

«L’architecture de l’habitat mobile» – nicht gerade ein Titel, den man für eine Maturarbeit an der Kantonsschule Schaffhausen erwartet. Aber ihr Verfasser, Severin Knecht, legt eben eine «Maturité bilingue» ab. Die Präsentation seiner Arbeit ist in doppeltem Sinne beeindruckend. Da ist einmal der Inhalt: Severin Knecht hat nicht nur ein Haus in der Grösse der weltweiten Container entworfen und mit einem 3-D-Programm für Architekten bis ins Detail durchgedacht und davon auch ein Holzmodell gebaut; da ist auch die Art der Präsentation: Wenn man die Augen schliesst, hat man keinen Moment den Eindruck jemandem zuzuhören, der nicht französischer Muttersprache ist. Damit auch alle verstehen, wovon er redet, hat Knecht vor der Präsentation ein Vocabulaire verteilt, das bautechnische und architektonische Begriffe erläutert – die Zuhörer (Eltern, Bekannte und Schulkollegen) hätten sonst womöglich Mühe gehabt, dem Vortrag in seinen fachtechnischen Verästelungen zu folgen. Ein perfektes Beispiel dafür, welchen Wert eine zweisprachige Matur haben kann. Chapeau!

#Allgemeines

19. Februar 2009 | Maturité bilingue und Immersion

Schaffhauser Nachrichten, Aus- und Weiterbildung
Karl Hotz

Es ist schon fast eine Binsenwahrheit: Unsere Welt wächst immer mehr zusammen. Darum wird auch der souveräne Umgang mit fremden Sprachen immer wichtiger. Ein Weg dazu sind die sogenannten zweisprachigen Maturitäten. Dabei gibt es zwei Formen. Bei der ersten Variante wird – zumindest bei uns in Schaffhausen – das dritte Schuljahr statt auf dem Emmersberg in einer französischsprachigen Mittelschule in der Romandie absolviert – die sogenannte Maturité bilingue. In der Variante zwei wird ein Teil der Fächer ab der zweiten Klasse vollständig in Englisch absolviert. Hier spricht man von der sogenannten Immersionsmethode. Wir unterhielten uns mit Rektor Urs Saxer und Protektor Pasquale Comi, der die Evalutionsphase leitete, über Ziel und Erfahrungen der neuen Methode.

**«Keine Elite der Elite»**
Eines stellt Urs Saxer gleich eingangs klar: «Bei uns ist, anders als teilweise in anderen Kantonen, der Zugang zu beiden Formen sehr offen. Wir wollen keine Elite der Elite, für die die Maturité bilingue oder die Immersionsmethode eine Art Belohnung ist.» Für einen Aufenthalt in der französischsprachigen Schweiz reicht beispielsweise die Note 4,5 in Französisch sowie ein Gesamtnotendurchschnitt in gleicher Höhe. Und beim Immersionsunterricht heisst es in den Richtlinien, er sei für alle Schülerinnen und Schüler des Sprachlich-Altsprachlichen Profils (S) offen, die Freude daran hätten, Fremdsprachen auf eine neue Art zu lernen, und motiviert seien, mit Ausdauer an Problemlösungen zu arbeiten. Zugelassen sind zudem sowohl Schülerinnen und Schüler, die Englisch im Schwerpunktfach, als auch solche, die es im Freifach belegen.

**Erste Tests vor acht Jahren**
Die ersten Versuche mit den neuen Formen, so Pasquale Comi, seien an der Schaffhauser Kantonsschule in den Jahren 2001 bis 2003 unternommen worden. Damals wurden die Fächer Mathematik und Geschichte in englischer Sprache unterrichtet. Die Erfahrungen waren so positiv, dass ab 2004 jährlich ein neuer Klassenzug des sogenannten Ausbildungsprofils S (sprachlich-altsprachlich) in einem erweiterten Pilotversuch in den beiden Fächern und zusätzlich in Physik in Englisch unterrichtet wurden. Auch dieser Pilot verlief sehr positiv, so dass die Kantonsschule dem Erziehungsrat den Antrag stellte, diese Maturitätsform definitiv einzuführen. Im Oktober letzten Jahres wurde der Antrag gutgeheissen. Die Ergebnisse wurden sehr sorgfältig evaluiert. Bei zwei Parallelklassen zeigte sich beispielsweise im Jahre 2006, dass die Klasse mit dem Immersionsunterricht das Tempo am Anfang etwas drosseln musste, bis der fachspezifische und allgemeine Wortschatz erarbeitet war. Doch schon nach wenigen Wochen glichen sich die Unterschiede aus. Ein Jahr später wurden Vergleichsprüfungen im Fach Geschichte durchgeführt – ohne signifikante Unterschiede. Eine letzte Umfrage kurz vor der Matur ergab das gleiche Resultat. Die Lehrkräfte der Immersionsklassen stellten allerdings im Unterricht ein grösseres Interesse fest – was natürlich auch daran liegen könnte, dass eher die Aktiveren und Interessierteren sich überhaupt für eine zweisprachige Matur entscheiden. Und die Maturprüfungen bestätigten schliesslich die vorherigen Resultate: Alle zweisprachigen Schülerinnen und Schüler erhielten das Maturzeugnis, und Experten, die beide Klassen begutachteten, stellten keinerlei Unterschiede fest. Wenig überraschend stellten die Englischlehrer fest, dass die Immersionsklasse beim Hören, Sprechen und Lesen, etwas weniger im Schreiben, überdurchschnittliche Erfolge erzielten – mit unerwarteten Folgen: In der Freifachklasse stellte die Englischlehrerin fest, dass sich die Schülerinnen und Schüler, die die Immersionsklassen nicht besuchten, gehemmter verhielten und sich weniger zu Wort meldeten, weil die Immersionsschüler deutlich besser waren.

**Die gleichen Prüfungen**
Ebenso sorgfältig wurden die Leistungen in Mathematik und Physik verglichen, was fast noch ein wenig einfacher war, denn es konnten in beiden Gruppen einfach die identischen Prüfungsaufgaben gestellt werden. Auch hier wurde festgestellt, dass zu Beginn die Immersionsklassen im Fach Physik etwas schlechter abschnitten – vermutlich wegen des bereits erwähnten gedrosselten Lerntempos. Doch mit der Zeit glichen sich die Unterschiede praktisch aus. In der Mathematik waren die Erfolgsquoten bei den einzelnen Prüfungsfragen zwar unterschiedlich, doch bei den Gesamtnoten schnitten die Immersionsklassen bei den vergleichbaren Fragen leicht besser ab. Umgekehrt war es bei der Entwicklung der Zeugnisnoten in Physik nach einem Jahr: Während die Noten der Immersionsklassen im Durchschnitt ganz minim um 0,03 Punkte sanken, stiegen jene der Normalklasse um 0,2 – alles in allem aber auch keine signifikanten Unterschiede.

**Auch ein Anreiz für die Lehrkräfte**
Rektor Urs Saxer rückt aber auch noch einen anderen Punkt in den Vordergrund: «Wir sehen vor allem den Immersionsunterricht auch als Herausforderung und Entwicklungsmöglichkeit für die Lehrkräfte.» Man verzichte darauf, das sogenannte «Proficiency», einen anerkannten Standard für Englischkenntnisse, zur Bedingung zu machen, man setze einfach sehr gute Englischkenntnisse voraus, insbesondere auch im sprachlichen Ausdruck. Aber natürlich biete man den Lehrkräften, die Immersionsunterricht erteilen wollten, die Gelegenheit zur Weiterbildung. Diese Möglichkeit werde, vor allem in Form von Sprachaufenthalten auch gerne wahrgenommen. Es brauche zudem von allen auch einen Sondereinsatz: «So müssen beispielsweise sämtliche Unterlagen ins Englische übersetzt werden. Und auch sonst braucht die Vorbereitung der Lektionen etwas mehr Aufwand.» Lehrkräfte, die Immersionsklassen unterrichten, erhalten deshalb eine Lektion Entlastung. Sowohl Urs Saxer wie auch Pasquale Comi sind sehr erfreut, dass der Erziehungsrat nun definitiv grünes Licht für die neuen Unterrichtsformen erteilt hat. «Das wertet das Angebot der Kantonsschule Schaffhausen auf», ist Saxer überzeugt.


**Austauschjahr Noten werden übernommen**

Bei der «Maturité bilingue» wechseln Schülerinnen und Schüler in der dritten Klasse der Kantonsschule für ein ganzes Jahr an ein Gymnasium in Lausanne. Sie absolvieren dort den ganz normalen Unterricht. Voraussetzung ist aber, dass auch Schülerinnen und Schüler aus Lausanne nach Schaffhausen wechseln.
Die Grundlagen- und die Wahlfächer werden in Lausanne grundsätzlich weitergeführt. Alle Noten aus Lausanne werden übernommen, so dass – wenn nicht etwas anderes dazwischen kommt – die Matur zusammen mit der Stammklasse in Schaffhausen abgelegt werden kann. Die Maturaarbeit muss allerdings zwingend auf Französisch geschrieben werden – in welchem Fach ist aber offen.


**Immersion Geschichte in Englisch gemeistert**

«Nein, im Fach Geschichte ist die Sprache kaum ein Problem – man findet den Anschluss rasch wieder, auch wenn man einmal ein Wort nicht versteht» – so und ähnlich die Antworten auf die Frage, wie schwierig es sei, dem Geschichtsunterrricht in Englisch zu folgen.
Und in der Tat, wenn man den Schülerinnen und Schülern von Hans-Rudolf Dütsch zuhört, wie sie das ungemein komplexe Thema «Konzentrationslager Auschwitz» diskutieren, kommt man zur Ansicht: «Das kann doch gar nicht so schwierig sein.» Insbesondere in der zweiten Lektion, als drei Kurzvorträge zu verschiedenen Aspekten gehalten werden, muss man dann aber als Zuhörer verflixt gut aufpassen, um immer alles mitzubekommen und zu verstehen, worum es im Detail geht. Dass dann, wenn Zusatzfragen gestellt werden, sowohl Fragende wie Antwortende manchmal nach Begriffen suchen müssen, erinnert einen aber dann wieder daran, dass hier ja im Rahmen der Immersionsmethode ein ganzes Fach in Englisch absolviert wird und das für die Schaffhauser Schülerinnen und Schüler ja eine Fremdsprache ist. Dass Hans-Rudolf Dütsch, der als Jugendlicher drei Jahre in den USA gelebt und nun als Vorbereitung noch das «Proficieny» in England abgelegt hat, selber nicht nur sehr gut Englisch spricht, sondern manchmal fast unmerklich ein wenig hilft, erleichtert die Sache natürlich. Dütsch ist übrigens von der Immersionsmethode begeistert und hat festgestellt, dass die Beteiligung am Unterricht eher stärker ist als in der Muttersprache. Dass er viele Unterlagen für den Unterricht nun doppelt, weil in zwei Sprachen, erstellen muss, nimmt er denn auch ohne Murren in Kauf.

**Den Faden wieder finden**
Noch etwas haben übrigens die Schüler festgestellt: «In Mathematik und Physik ist, vor allem an Anfang, der Unterricht nicht so einfach. Verpasst man den Anschluss, weil man einen Begriff nicht versteht, ist es schwieriger den Faden wieder zu finden.»

#Notizen zu Namen

19. Februar 2009 | 3 Fragen an: Kurt Gehring, Departementssekretär Departement des Innern

Schaffhauser Nachrichten, Stadt Schaffhausen

*1 Das Departement des Innern des Kantons Schaffhausen wird im Jahr 2010 eine Jagdprüfung durchführen. Wie viele melden sich durchschnittlich an die Prüfung an?*
Im Kanton Schaffhausen gibt es rund 250 aktive Jägerinnen und Jäger. Die Ausbildung eines verantwortungsvollen und kompetenten «Nachwuchses» ist für die Hege und die Jagd sehr wichtig. Jährlich melden sich durchschnittlich zwölf Kandidatinnen und Kandidaten zur Prüfung an.

*2 Welche Voraussetzungen muss jemand mitbringen?*
Zulassungsvoraussetzung ist der Besuch des vom Schaffhauser Jagdschutzverein organisierten einjährigen Vorbereitungskurses mit breiter praktischer und theoretischer Ausbildung.

*3 Was wird geprüft?*
Nur wer die erste Hürde einer anspruchsvollen Schiessprüfung mit verschiedenen Programmen bestanden hat, wird in einer zweiten Phase während eines halben Tages in freier Natur in folgenden Fächern geprüft: Jagdrecht, Wildkunde und Wildbrethygiene, Jagdkunde und Brauchtum, Hundewesen, Waffenkenntnis sowie Ökologie und Waldkunde.

#Allgemeines

18. Februar 2009 | 1. Berner Stamm 2009