#Allgemeines

21. November 2012 | Das lange Warten auf einen Pfosten

Schaffhauser Nachrichten, Front, Region
Robin Blanck

Über 600 Personen warten derzeit auf einen der begehrten Weidlingspfosten: Darunter sind nicht nur Schaffhauser, sondern auch Personen aus der ganzen Schweiz und anderen Ländern. Geführt wird die legendäre Warteliste von der Verwaltungspolizei. Die Interessenten auf den vordersten Plätzen haben sich Anfang der 70er-Jahre auf die Liste setzen lassen, entsprechend älter sind auch sie geworden, wenn sie demnächst einen Pfosten erhalten: Der Erste auf der Liste für Weidlinge ohne Motor ist heute 63 Jahre alt, der Erste auf der Warteliste für Motorboote 75 Jahre.


**Einen Pfosten gibt es meist erst ab 60**

Weidlingsenthusiast F. muss sich noch etwas gedulden, dennoch ist er jetzt da, wo Hunderte andere auch sein möchten: auf Platz 1 der Warteliste für einen Bootsliegeplatz. Das bedeutet: F. erhält den nächsten Pfosten zugesprochen, der frei wird. Im Jahr 1981, im Alter von 32 Jahren, hat er sich mit dem Vermerk «ohne Motor» auf die Liste setzen lassen. Nun, nach 31 Jahren Wartezeit und im Alter von 63 Jahren, ist der Pfosten in greifbare Nähe gerückt. Weil seit 1986 ein Ausgleich zwischen motorbetriebenen und motorlosen Weidlingen vorgeschrieben ist und noch immer ein kleines Übergewicht von Motorbooten besteht, wurden seither nur Pfosten an Besitzer motorloser Weidlinge vergeben. Deshalb ist die Wartezeit dort kürzer als auf der Warteliste der Personen mit Motorboot: Der Interessent, der ganz oben auf der Motorbootliste steht, wartet seit 1971, seither sind 41 Jahre vergangen. Damals war der Mann 34-jährig, seinen eigenen Weidlingspfosten bekommt er also frühestens im Alter von 75 Jahren.

**Älteste Interessenten sind 79**
Das sind keine Einzelfälle, auf der «Warteliste mit und ohne Motor.xls», wie die Datei auf dem Computer der städtischen Verwaltungspolizei heisst, gibt es dafür zahlreiche Beispiele: Auch auf nachfolgenden Plätzen warten Interessenten, die sich in der ersten Hälfte der 70er-Jahre für einen Pfosten vormerken liessen. Die ältesten Wartenden haben Jahrgang 1933, jene auf der Motorbootliste sind meist deutlich vor 1950 geboren worden. Das illustriert das Problem: Die 276 Pfosten sind heiss begehrt, aber weil pro Jahr nur gerade vier Wechsel stattfinden, muss man sich gedulden. Auf die Liste setzen lassen kann man sich heute im Alter von 16 Jahren, betrachtet man die Wartezeit von gegen 40 Jahren, erhält ein Interessent seinen Pfosten kurz vor dem 60. Altersjahr. Vermutlich dürfte die effektive Wartezeit aber noch höher liegen, zumal die Liste dauernd wächst: 2011 kamen 25 Personen neu auf die Liste, 2012 waren es bisher 18, der letzte Neuzugang datiert vom 7. November. Drei Wartelisten gibt es: eine für Personen, die ein Wassergefährt ohne Motor besitzen (188 Personen), für jene, die eine motorbetriebenes Boot haben (180 Personen), und für solche, die sich beide Möglichkeiten offenhalten (251). Macht zusammen 619 Personen, wobei manche sich gleich auf mehreren Listen eingetragen haben, sodass die Zahl der Wartenden leicht tiefer sein dürfte.

**Nicht alle sind noch interessiert**
Allerdings ist nicht bei allen auf der Liste klar, ob das Interesse auch weiterhin vorhanden ist: Wird schriftlich Verzicht erklärt oder ist eine Person verstorben, wird die Liste angepasst. Bleibt das aus oder wird auch auf schriftliche Nachfrage nicht geantwortet, bleibt der Interessent auf der Liste.

**Weitergabe an Nachkommen**
Dass es nur wenig Wechsel gibt, hat einerseits mit dem Umstand zu tun, dass Pfosten selten freiwillig zurückgegeben werden, andererseits mit den geltenden Regelungen: Gemäss heutiger Praxis ist es erlaubt, den Liegeplatz an direkte Nachkommen weiterzugeben, wenn diese auch auf der Warteliste stehen. Zwingend nötig ist ein Platz auf der Liste aber nicht: Wenn die Nachkommen sich bereit erklären, dem Ausgleichspassus im Reglement Folge zu leisten, ist eine Weitergabe «ausnahmsweise» erlaubt. Konkret heisst das: Als Nachkomme eines Inhabers mit Motorweidling müsste man sich derzeit bereit erklären, bei der Übernahme auf den Motor zu verzichten. Das gilt natürlich nur bis zum Gleichstand zwischen motorlosen und motorbetriebenen Booten, danach wäre eine Vererbung unter Beibehaltung der Antriebsart möglich.

**Interessenten aus den USA**
Einem rascheren Wechsel steht auch die Regelung entgegen, welche es ausdrücklich erlaubt, den Pfosten auch nach dem Wegzug aus Schaffhausen zu behalten. Das hat auch Folgen für die Interessenten: Auf der Warteliste finden sich Adressen aus der ganzen Schweiz, aber auch aus Norddeutschland oder den USA. «In der Regel handelt es sich um Personen aus Schaffhausen, die weggezogen sind», sagt Alois Sidler, Chef der Verwaltungspolizei.

**Stadtrat kann Reglement anpassen**
Um die Wartezeit zu verkürzen, hat der Grosse Stadtrat am vergangenen Dienstag ein Postulat von Till Hardmeier (siehe SN vom 14. November) überwiesen, das vom Stadtrat entsprechende Massnahmen verlangt. Wichtig dabei: Beschränkt sich der Stadtrat auf eine Änderung des «Reglements über die Benützung der Bootsliegeplätze», liegt die Umsetzung allein in der Kompetenz der städtischen Exekutive. Eine befristetes Nutzungsrecht oder auch das Verbot, die Pfosten an Nachkommen zu vererben – beides Ansätze, die für erheblichen Aufruhr sorgen dürften –, müssten nicht durch den Grossen Stadtrat oder das Stimmvolk genehmigt werden. Der Stadtrat ist nur dazu verpflichtet, dem Grossen Stadtrat Bericht zu erstatten. Der Rat seinerseits könnte die Abschreibung des Postulats ablehnen, mehr aber nicht. Die Betroffenen könnten sich gegen die Änderung des Reglements mit individuellen Rechtsmitteln zur Wehr setzen oder eine abstrakte Normenkontrolle durch das Obergericht verlangen. Anders sähe es aus, wenn der Stadtrat beispielsweise eine dritte Reihe Bootspfähle einschlagen wollte: Das würde wahrscheinlich aufgrund der Finanzkompetenzen dazu führen, dass das Stadtparlament befragt werden müsste.

**Stichproben bei Haltern**
Damit nach Möglichkeit Missbrauch verhindert wird – etwas, dass jemand den Pfosten eines Verstorbenen einfach übernimmt oder Pfosten verbotenerweise untervermietet werden –, macht die Verwaltungspolizei Stichproben: Es wird überprüft, wer die Gebühren für den Pfosten begleicht und auf wen der Weidling zugelassen ist. Werden Unstimmigkeiten festgestellt, tritt man in Kontakt mit dem Halter. «Das meiste kommt an den Tag, wenn wir die Rechnungen verschicken», sagt Sidler. Wird ein Weidling vernachlässigt, etwa indem man eindringendes Wasser nicht mehr schöpft, kontaktiert die Verwaltungspolizei den Halter. Bei wiederholter Vernachlässigung wird der Entzug des Pfostens angedroht. Der Entzug kann unverzüglich erfolgen, wenn die Pflichten nicht eingehalten werden oder die Gebühren nicht entrichtet werden. «Droht der Entzug, wird in der Regel rasch reagiert», sagt Sidler.

#Allgemeines

20. November 2012 | Bier vom Discounter statt in der Beiz

Schaffhauser Nachrichten, Wirtschaft
(sda)

In der Schweiz wird immer mehr ausländisches Bier getrunken. Der Marktanteil beträgt inzwischen fast 24 Prozent. Trotz des Booms an Kleinbrauereien ist der Absatz der heimischen Hersteller im Braujahr 2011/12 (per Ende September) dagegen erneut gesunken. Damit setzten sich die Trends der letzten Jahre fort, wenn auch weniger prägnant. Für den Schweizer Brauerei-Verband (SBV) ist es ein Hoffnungsschimmer, dass sich das Absatzwachstum der Importbiere von 7,1 Prozent im Vorjahr auf 4,1 Prozent verlangsamt hat und sich das Minus der schweizerischen Bierproduktion (–0,3 Prozent) in Grenzen hält.
Insgesamt wuchs der Schweizer Biermarkt im vergangenen Braujahr um 0,7 Prozent auf rund 4,6 Millionen Hektoliter. Der Pro-Kopf-Konsum dürfte aber weiter gesunken sein, nahm doch die Wohnbevölkerung in den letzten Jahren stets um rund 1 Prozent zu.

**Einwanderer bleiben ihrem Bier treu**
Die Einwanderer bleiben teilweise Biermarken aus der Heimat treu. So stammen 12,2 Prozent der importierten Biere aus Portugal, 14,5 Prozent aus Frankreich und 51 Prozent aus Deutschland. Dieser Neuzuzügereffekt sei aber nicht entscheidend für den Markttrend, sagte SBV-Direktor Marcel Kreber an einer Medienkonferenz in Zürich. Gewichtigere Faktoren seien die Frankenstärke und das unsichere Wirtschaftsumfeld. Der Einkaufstourismus habe nochmals zugenommen, ebenso die Verlagerung weg von der Gastronomie in den Detailhandel. Diese Entwicklung werde durch Rauchverbote verstärkt, sagte Verbandspräsident Markus Zemp. Allerdings müssen die Restaurantbesucher für Bier auch immer tiefer in die Tasche greifen: Für Aufsehen sorgte im Sommer der Wirteverband Basel-Stadt, der sich gegen neuerliche Preiserhöhungen von rund 4 Prozent der dominierenden Lieferanten Heineken und Carlsberg wehrte und Direktimporte organisierte. Den Bierkonsum drückten auch die rückläufigen Gästezahlen in den Tourismusregionen. Entscheidenden Einfluss hat das Wetter: So lasteten die durchzogenen Sommermonate auf dem Absatz, wie Zemp sagte. Gutes Grillwetter sei für die Brauereien wichtiger als einzelne Grossereignisse wie die Fussball-Weltmeisterschaft. Der Wettbewerb sei intensiv. Dies begünstige die Innovation und steigere die Qualität, auch wenn nicht alle neuen Biersorten lange bestehen blieben, sagte Kreber. Der Boom von Klein- und Kleinstbrauereien sei gut für die Vielfalt und damit das Image von Bier. Sie erreichen aber nur eine Marktnische. Von den über 350 Brauereien in der Schweiz gehören die 16 grössten zum SBV. Diese brauen über 97 Prozent des in der Schweiz hergestellten Bieres. Ihr Umsatz beträgt rund 1 Milliarde Franken. Immer bedeutender wird der Marktanteil der Importbiere, der von 22,9 Prozent im Vorjahr auf 23,7 Prozent gestiegen ist. Der Anteil der ausländischen Marken ist noch höher, denn das in der Schweiz gebraute Bier der beiden dominierenden Konzerne Carlsberg und Heineken wird vom SBV zum inländischen Bier gezählt.

**Gegen politische Eingriffe**
Angesichts des schrumpfenden Absatzes wehren sich die Schweizer Bierbrauer gegen Eingriffe der Politik, auch wenn sie ebenfalls keine Freude an Alkoholexzessen von Jugendlichen oder an Abfallbergen auf Ausgangsmeilen haben. So wehrt sich der Verband bei der laufenden Revision des Alkoholgesetzes gegen nächtliche Alkoholverkaufsverbote im Detailhandel. Auch das Ansinnen von Getränkegrossisten für ein Pflichtpfand lehnt er ab, betrage doch der Glasrücklauf gut 95 Prozent.


**Schaffhauser Biermarkt Auch Brauerei Falken spürt den rückläufigen Inlandkonsum**

Den Trends, welche das Braujahr 2011/12 prägten, konnte sich auch die Schaffhauser Brauerei Falken nicht entziehen, wie Markus Höfler, Geschäftsführer der Brauerei Falken, auf Anfrage der «Schaffhauser Nachrichten» ausführte.
«Als Brauerei in der Grenzregion spüren wir den Einkaufstourismus deutlich, ebenso wie die Verlagerung des Konsums vom Gastgewerbe in den Detailhandel», sagte Höfler. «Trotzdem behaupten wir uns gut und sehen keinen Anlass zum Jammern.» Den Löwenanteil ihrer Umsätze mache die Brauerei Falken nach wie vor mit ihrem klassischen Lagerbier, erläuterte Höfler. «Den Rest tragen die Spezialitäten bei. Damit können wir zwar wachsen; wir sind jedoch nicht in der Lage, den rückläufigen Konsum inländischer Biere vollständig zu kompensieren.» Wegen kleinerer Herstellmengen, spezieller Zutaten und eines höheren Anteils an nicht automatisierbaren Produktionsschritten seien Spezialitäten zwar aufwendiger, meinte Höfler, doch trügen sie dazu bei, «dass wir als Brauerei kontinuierlich Innovationskraft zeigen können.» (rf.)

#Allgemeines

15. November 2012 | Kunstauktion an der Kanti für den guten Zweck

Schaffhauser Nachrichten, Region
Selina Zehnder

Ein Projekt der besonderen Art stellt die Schülerorganisation (SO) der Kantonsschule Schaffhausen auf die Beine: eine Kunstausstellung mit anschliessender Auktion unter dem Motto «Kunst für warme Füsse». «Bis jetzt konnten wir rund 20 verschiedene Künstler dazu bewegen, unserem Projekt ein Kunstobjekt beizusteuern», erklären Vicky Mäder und Melvin Steiger, die beiden Hauptorganisatoren der Kunstausstellung. Der Grossteil der Mitwirkenden seien Schüler. Aber auch Werke des Zeichenlehrers Silvio Vanzella und von Hans Funke, dem verstorbenen Vater einer ehemaligen Kanti-Prorektorin, werden vertreten sein. Dabei seien die Kunstobjekte nicht nur Gemälde und Skulpturen, sondern auch selbst verzierte Jutetaschen und eigens dafür geschriebene Gedichte, welche in Gemälden dargestellt werden. «Unser Ziel war es, mindestens 20 Bilder und Skulpturen zu organisieren. Das haben wir inzwischen sogar übertroffen. Denn einige Künstler steuern gleich mehrere Objekte für die Auktion bei», berichtet Mäder.
Die zündende Idee für das Projekt stammt nicht von der SO selbst. «Im Frühling dieses Jahres kam eine Schülerin auf uns zu und fragte, ob wir nicht mit einem Projekt die Hilfsorganisation ‹ungerwägs› unterstützen könnten», sagt Steiger. Nach reichlicher Überlegung hätten sich die jungen Leute dann entschlossen, eine Kunstausstellung mit anschliessender Auktion zu organisieren. «Mit Kunst ist es möglich, Leute für so ein Projekt zu begeistern», meint Steiger. Der Erlös der Auktion geht vollumfänglich an die Organisation «ungerwägs» aus Bern. «Der Erlös wird Kindern in Moldavien, dem ärmsten Land Europas, zugutekam», erklären die beiden. Denn rund 70 Prozent der Kinder leiden in Moldavien im Winter unter ständiger Kälte. Mit dem Erlös soll ihnen geholfen werden – daher auch das Thema des Projekts: «Kunst für warme Füsse». Während der Ausstellung und der Auktion werde es ausserdem eine Kollekte geben. «So können auch diejenigen, welche kein Kunstwerk ersteigert haben, spenden.»

**Nur noch kleinere Arbeiten**
Die Vorbereitungen für kommenden Samstag laufen im Moment auf Hochtouren. Zwar hätten Vicky Mäder und Melvin Steiger mithilfe des übrigen SO-Vorstandes schon das meiste organisiert, doch würden jetzt noch kleinere Arbeiten anfallen: Bilder einholen, Apéro einkaufen, Präsentationsmedien organisieren, Mindestgebote festlegen und so weiter. «Nun hoffen wir natürlich, dass am Samstagmittag möglichst viele Interessierte kommen werden und entweder ein Bild ersteigern oder sonst spenden.» Denn nur so können die Veranstalter am Schluss der Hilfsorganisation wirklich einen Betrag überweisen, der sich auch sehen lassen kann.

**Ausstellung: «Kunst für warme Füsse»**

Am Samstag, dem 17. November, findet in der Mensa im Ergänzungsbau der Kantonsschule eine durch die Schülerorganisation der Kanti organisierte Kunstausstellung mit anschliessender Auktion statt. Ab 11 Uhr können die Interessierten einen Apéro mit musikalischer Begleitung durch Schüler der Kanti geniessen. Um 11.15 Uhr findet die offizielle Begrüssung statt, wobei die Präsidentin von «ungerwägs», Margret Stoll, die Hilfsorganisation vorstellen wird. Danach haben die Besucher während einer Stunde Zeit, die Kunstwerke zu betrachten und mitzubieten. Das Prinzip, so die beiden Hauptorganisatoren Vicky Mäder und Melvin Steiger, sei dabei wie bei einer Ebay- oder Ricardo-Auktion. Nach Ablauf der Zeit wird verkündet, wer welches Bild ersteigert hat. Die Bezahlung kann direkt bar oder per Einzahlungsschein erfolgen. (sze)

#Allgemeines

14. November 2012 | Weidlingspfosten: Stadtrat will auch eine befristete Nutzung prüfen

Schaffhauser Nachrichten, Stadt Schaffhausen
Robin Blanck

Geduld war bisher die Kardinaltugend all jener, die sich einen Weidlingspfosten wünschten: Der Grosse Stadtrat hat nun gestern einen Vorstoss überwiesen, der dafür sorgen soll, dass die Wartezeit – gesprochen wird von Zeiträumen zwischen 30 und 50 Jahren – künftig verkürzt werden soll. Mit 23 gegen 7 Stimmen wurde ein Vorstoss von Till Hardmeier (JFSH) überwiesen, der eine Prüfung der entsprechenden Möglichkeiten durch den Stadtrat verlangt hatte. Brisant: Der Stadtrat hat nicht nur die Bereitschaft signalisiert, einen Ausbau der Kapazitäten und eine Gruppenbevorzugung zu prüfen, sondern auch eine Befristung der Nutzungsdauer für die Weidlingspfosten. Stadträtin Jeanette Storrer nannte hier als möglichen Zeitraum eine Untergrenze von 20 Jahren. Nicht weiter verfolgen will die Stadt die Idee, auf ihrem Land Bootstrockengaragen zu erstellen. Das sei dem schönen Rheinufer abträglich und zudem nicht Aufgabe der öffentlichen Hand. Heute führt die Stadt drei Wartelisten: eine für Interessenten mit einem Schiff mit Motor, eine für solche ohne und eine für jene, die beide Optionen angegeben haben. Die letzte Liste ist mit 250 Wartenden die längste, insgesamt summieren sich die drei Listen auf 600 Personen, wobei manche Personen auf verschiedenen Listen eingetragen sind.
Ausserdem stimmte der Grosse Stadtrat gestern der Vorlage zum Freien Platz zu und überwies ein Postulat zum Bau von Fotovoltaikanlagen auf städtischen Gebäuden.

**Das Warten soll ein Ende haben**

*Mit 23 gegen 7 Stimmen wurde das Weidlingspostulat überwiesen. Trockengaragen für Boote bauen will der Stadtrat aber nicht.*

Die Debatte um die 278 Weidlingspfosten, welche von der Stadt bewirtschaftet werden, ist alt, die Klage über die lange Wartezeit ein bekanntes Problem. Was aber soll man tun, um das Warten zu verkürzen? Till Hardmeier hat seine Vorschläge im Rahmen eines Postulates aufgezeigt: eine zusätzliche Reihe Pfosten einschlagen, Gruppen bei der Vergabe der Pfosten bevorzugen, ein Mobility-ähnliches Angebot auf privater Basis ermöglichen, Bootstrockengaragen bauen oder auch – schärfster Ansatz – bei zu geringer Nutzung des Weidlings den Pfosten entziehen. Den Weg sah Hardmeier aber als zweitrangig an, «ich will einfach, dass die Wartezeit verkürzt wird», sagte er. Und aus dem Stadtrat kam keine Ablehnung, für die Mehrheit der Vorschläge zeigte man sich bei der Stadt empfänglich. Stadträtin Jeanette Storrer äusserte sich zu den drei möglichen Wegen, das Postulat umzusetzen. Weg 1: Änderungen im Reglement – etwa durch die Bevorzugung von Gruppen oder auch die Beschränkung der Nutzungsdauer oder Verbot der Vererbung. Bereits heute sei es nicht möglich, den Pfosten an einen Nachkommen zu übergeben, wenn dieser nicht auf der Warteliste stehe. Eine Nutzungsklausel bringe grossen Kontrollaufwand, zudem gebe es immer Gründe, wieso man den Weidling gerade jetzt nicht brauchen könne. Der Stadtrat sei aber bereit, eine Befristung der Liegeplätze – als «reines Beispiel» nannte Storrer «20 Jahre oder mehr» – zu prüfen, ebenso eine Abgabe des Liegeplatzes beim Wegzug aus dem Kanton Schaffhausen. Für den Stadtrat prüfenswert sei auch die Frage nach der Gruppenbevorzugung. Einen oder mehrere Bootspfähle für ein Boots-Sharing einzusetzen – analog Mobility – beurteilt der Stadtrat ebenso als mögliche Option, die verfolgt werden könnte.
Weg 2 zur Verkürzung der Wartezeit: mehr Pfosten. Hier wies Storrer darauf hin, dass der kantonale Richtplan den Bau zusätzlicher Liegeplätze begrenze. Gleichwohl sei man bereit, einen Ausbau der Kapazitäten an den wenigen verbleibenden Stellen abzuklären. Weg 3 zum Pfosten: Bau von Bootstrockengaragen. In diesem Punkt war es vorbei mit dem Verständnis der Stadt, weil das nun nicht Aufgabe der öffentlichen Hand sei, wie Storrer erklärte. Wenige Wellen geschlagen habe das Anliegen bei der SVP, «das Verkehrsaufkommen muss auch nicht um jeden Preis erhöht werden», lehnte Ernst Spengler das Postulat ab. Eine dritte Reihe Pfosten und damit eine starke Zunahme des Verkehrs lehnte auch Georg Merz (ÖBS) ab, der Gruppenbevorzugung konnte er aber einiges abgewinnen. Thomas Hauser (FDP) stellte sich hinter die Forderung und drängte vor allem auf einen Ausbau der Anzahl Liegeplätze. Er rief in diesem Zusammenhang dazu auf, sich bei der Revision des Richtplans im Kantonsrat für mehr Pfosten einzusetzen. Zustimmung gab es auch von Beat Steinacher (SP), «auch wenn einzelne Vorschläge Stirnrunzeln hervorgerufen haben».

#Allgemeines

13. November 2012 | Kater danach – Wieso uns Alkohol so zusetzt

Schweizer Familie, Gesundheit
Wunderwerk Mensch

Das liegt daran, dass der Körper in einer feuchtfröhlichen Nacht viel Flüssigkeit und Mineralstoffe verliert. Jetzt hilft nur eines: ein herzhaftes Katerfrühstück und viel Wasser.
Die Niere reguliert den Wasser- und Elektrolythaushalt. Es geht vor allem um lebensnotwendige Salze wie Natrium, Kalium und Kalzium. Die Niere filtert Wasser und Mineralstoffe aus dem Blut und führt beides dem Organismus zu. Dafür produziert der Körper ein spezielles Hormon. Trinken wir Alkohol, wird dieses gehemmt. Die Folge: vermehrter Harndrang und das Ausscheiden von Wasser und Salzen, die dem Körper dann fehlen.
Beim Abbau von Alkohol wird zudem eine chemische Substanz freigesetzt. Zusammen mit dem Flüssigkeits- und Mineralstoffdefizit löst sie Schwindel, Kopfweh und Übelkeit aus. Je schneller wir den Verlust von Flüssigkeit und Salzen mit Rollmops und Wasser ausgleichen, desto schneller fühlen wir uns wieder besser.

#Allgemeines

31. Oktober 2012 | Stadt wird nicht Weidlingsvermieterin

Schaffhauser Nachrichten
Mark Liebenberg

Einen Weidling für alle – das hatten sich die Jungsozialisten gewünscht. In einer Volksmotion forderten sie die Stadt auf, ein «Weidlingssharing» anzubieten. Dafür solle die Stadt zwei der motorlosen Stocherkähne erwerben und über die Verwaltungspolizei an alle interessierten Personen vermieten. Und zwar für 20 Franken pro Tag für Jugendliche unter 25, für den doppelten Betrag für Personen über 25 Jahren. Die Ausgangslage, so Beat Steinacher (SP) sei, dass man heute gegen 30 Jahre Wartezeit für einen Weidlingsplatz am Rhein rechnen müsse. «Es ist klar, das ein Aufwandüberschuss resultieren würde», sagte Steinacher. Die Kosten seien aber vertretbar und sinnvoll, wenn man sie mit andere Ausgaben wie etwa Sportanlagen vergleiche. Sukkurs erhielten die Jungsozialisten auch von Iren Eichenberger (ÖBS). Weidlingsfahren sei ein Kulturgut, es handle sich also auch um eine Kulturfördermassnahme. Peter Möller (SP) plädierte ebenfalls für die Volksmotion – Detailfragen könnten fantasievoll gelöst werden, etwa in Zusammenarbeit mit dem Pontonierverein.
Dass der Teufel aber meist im Detail stochert respektive steckt, legte Stadträtin Jeanette Storrer dar. Die Anschaffungskosten für zwei Weidlinge bezifferte Storrer auf rund 30 000 Franken, dazu kämen Unterhaltskosten, Betreuungs- und Verwaltungsaufwand in unbekannter Höhe. Bootsvermietung und -bewirtschaftung sowie das Anbieten eines Einführungskurses, wie die Motion ebenfalls forderte, gehöre nicht gerade zu den Kernaufgaben der Stadt. Die bürgerliche Seite im Rat betonte, diese Mehrausgaben seien schwer vermittelbar, gebe es doch bereits heute unzählige Fahrgemeinschaften auf privater Basis sowie private Bootsvermieter. «Väterchen Staat sollte wirklich nur anbieten, was Must-Have ist», meinte Georg Merz (ÖBS). Jeder könne beim Pontonierverein das Weidlingsfahren erlernen, befand auch Beat Brunner (EDU). Walter Hotz (parteilos) hatte für die jungen Sozialisten gar den Rat übrig: «Zeigen Sie einmal selbst Initiative, statt alles dem Staat zu übertragen.»

#Allgemeines

10. Oktober 2012 | Kantifest

Schaffhauser Nachrichten, Region
(brr)

«Heisse Rhythmen jagten vor Wochenfrist durch die ehrwürdigen Räume der Schaffhauser Kantonsschule» – so heisst es zu Beginn einer Beilage der SN vom Montag, 8. Oktober 1962, zum damaligen Kantifest. Gegen 1200 Teilnehmer seien von der Feier «bezaubert» gewesen. Zum Vergleich: 2012 wurden 3500 Leute erwartet. Die Idee war aber schon damals die gleiche, denn die Schülerinnen und Schüler hatten das Innere des Altbaus (der Neubau entstand erst 1967) mit «einem beispiellosen Aufwand an Ideen und Arbeit» dekoriert: «Stockwerk für Stockwerk, Raum für Raum bildete eine Sehenswürdigkeit für sich.» Wie heuer war 1962 um 2 Uhr nachts das Fest zu Ende. Damals schloss Rektor Albert Wüscher, der ein «unauffälliges und verständnisvolles Regime» geführt habe, «mit grosser Autorität die Pforten seiner Alma Mater». In einem Punkt unterschied sich die Veranstaltung aber zu der diesjährigen: Wie im Artikel beschrieben, waren am nächsten Tag alle Burschen und Mädchen um 8 Uhr wieder zur Stelle, um abzuräumen. Beim Fest vor knapp drei Wochen hingegen wurden am Samstag nur grobe Aufräumarbeiten im und um das Haus getätigt – die grossen Abbauarbeiten fanden erst nach dem erholsamen Wochenende am Montag statt.


#Allgemeines

10. Oktober 2012 | Minderjährige erhalten Alkohol

Schaffhauser Nachrichten, Inland
(sda)

Minderjährige ab 16 Jahren dürfen in Freiburger Gaststätten weiterhin Bier und Wein konsumieren. Das Kantonsparlament hat das von der Regierung vorgeschlagene Verbot gestern abgelehnt und sich mit 86 zu 14 Stimmen bei 3 Enthaltungen für die geltende Regelung entschieden. Jugendlichen unter 18 Jahren ist also nur der Schnapskonsum untersagt.
Der Staatsrat wollte das Verbot im revidierten Gesetz über die öffentlichen Gaststätten ausdehnen, weil der Alkoholkonsum unter Jugendlichen beunruhigende Ausmasse annehme. Die grosse Mehrheit des Parlaments befand, Junge fänden sonst andere Wege, um sich mit Alkohol zu versorgen.

#Allgemeines

3. Oktober 2012 | Wie Wein wundersam wirken kann

Schaffhauser Nachrichten, Service
(mha.)

Die Feststellung, Wein sei das gesündeste und hygienischste Getränk, stammt vom französischen Bakteriologen Louis Pasteur. Bei seinen wissenschaftlichen Studien hatte er herausgefunden, dass mit Bakterien verseuchtes Wasser. durch Zusatz von Wein wieder trinkbar gemacht werden konnte.
Tatsächlich ist vergorener Traubensaft vermutlich das älteste Antibiotikum der Menschheitsgeschichte. Allerdings ist es nicht allein der im Wein enthaltene Alkohol, welcher den Kleinstlebewesen den Garaus macht. Um gegen Bakterien wirksam zu sein, müsste der Alkohol eine Konzentration von mindestens 70 Prozent aufweisen. Wie wissenschaftliche Untersuchungen zeigten, ist es das Zusammenspiel der verschiedenen im Wein enthaltenen Stoffe, welche antibiotisch wirken. Selbst in einer Verdünnung von 1:100 kann Wein dazu beitragen, dass das Wachstum von Staphylokokken (eitererzeugende Bakterien) gehemmt wird.
Die prophylaktische Wirkung des Weins, insbesondere bei Darmerkrankungen wie Ruhr und Cholera, war schon in der Antike bekannt. Vor allem in südländischen Armeen gehörte Wein stets zur Grundversorgung der Soldaten. So blieben beispielsweise italienische Truppen während des Ersten Weltkriegs dank einer täglichen Rotweinration weitgehend von diesen Krankheiten verschont, während in deutschen und in englische Einheiten Ruhr und Cholera relativ häufig auftraten.
Noch bis gegen Ende des 19. Jahrhunderts stand Wein als Heilmittel an der Spitze aller ärztlichen Verordnungen. Rotwein half bei Durchfallerkrankungen und allgemeiner Rekonvaleszenz, Weisswein regte die Nierenfunktion an, Champagner half bei Übelkeit und grippalen Infekten, Portwein kam bei akutem Fieber und bei Anämie zur Anwendung. Kein Wunder, verfügten praktisch alle Krankenhäuser der damaligen Zeit über einen grosszügigen Weinkeller. Das zeigt beispielsweise auch der Weinverbrauch im ElisabethHospital in Darmstadt im Jahre 1871. In einem Zeitraum von sechs Monaten wurden 755 Patienten folgende Mengen an Rebensaft verordnet: 6233 Flaschen Rotwein, 4633 Flaschen Weisswein, 60 Flaschen Champagner und 350 Flaschen Portwein. Es ist durchaus anzunehmen, dass einige Patienten in dieser stets voll besetzten Klinik fast ständig «benebelt» waren. Allerdings wusste schon der deutsche Dichterfürst Johann Wolfgang von Goethe: «Im Wein liegen gute und produktiv machende Kräfte. Aber es kommt beim Weintrinken stets auf die Zustände, die Zeit und die Stunde an. Und was dem einen nützet, schadet dem anderen.»

#Allgemeines

3. Oktober 2012 | Ellikern bleibt die Zukunft noch zu vage

Schaffhauser Nachrichten, Weinland
(M.G.)

Am 8. Oktober beginnen die Bauarbeiten für die zweite Etappe im Rahmen der Renaturierungen am Rhein und der Aufwertung der Auenlandschaft um die Thurauen. Dabei sind bauliche Eingriffe im Elliker Feld und in der Schöni geplant. Besonders nah geht diese zweite Etappe der Bevölkerung von Ellikon am Rhein, noch bevor der erste Bagger aufgefahren ist. Spätestens die unangekündigte Rodung einiger Pappeln auf dem Schönidamm im Elliker Feld unterhalb des Dorfes machte für viele nach der Mückenplage vom Sommer das Mass voll: Viele der 100 Elliker Einwohner wollten ihrem Frust Luft machen. Unter anderem in Form eines Briefes an Bundesrätin Leuthard (Uvek), den Kanton und die Axpo. Und jüngst kamen rund 40 Elliker zum eilig einberufenen Informationsanlass, an dem Walter Meier, Delegierter des Regierungsrates, ein gestörtes Vertrauensverhältnis zwischen der Elliker Bevölkerung und den Projektverantwortlichen registrierte. Zum Bröckeln dieses Verhältnisses hatten verschiedene Punkte geführt:

**1. Die Mückenplage**
Bereits im April 2010 war der betroffenen Bevölkerung versprochen worden, die Mückenanzahl zu überwachen. Es war offenkundig, dass ein (notwendiger) Eingriff verpasst wurde, nachdem im Juni 2012 der Rheinpegel auf 800 m³/s angestiegen war und ideale Bedingungen für die Mückenlarven schuf: Die Plage nahm im Juni/Juli 2012 Ausmasse an, die ans Hochwasser von 1999 erinnerten. Dr. Peter Lüthy, Fachmann für Stechmücken, führte die Plage auf den alten Thurlauf im Hinterland sowie den erhöhten Grundwasserpegel zurück und rechnete vor, dass die Plage den Gaststätten im Dorf Einbussen von rund 10 000 Franken bescherten. Inklusive der rund 180 Liter des Gegenmittels «Bacillus thuringiensis» zur Bekämpfung der Larven, des Arbeitsaufwandes und der Nachkontrolle würde der Krieg gegen die Insekten jeweils 15 000 Franken pro Jahr kosten. Lüthys Fazit: Ein Einsatz im alten Thurlauf und südlich davon lohnt sich und werde bereits fürs nächste Jahr geprüft. Nur: «Es ist ein Amphibienlaichgebiet von nationaler Bedeutung. Da muss ich grünes Licht aus Bern haben.» Dieses wollen die Projektverantwortlichen bis im November einholen, nachdem sie im vergangenen Jahr die Situation falsch eingeschätzt hätten. «Ich entschuldige mich persönlich dafür, dass wir das verpassten», so Meier.

**2. Die ominösen «Tümpel»**
Bis 2027 soll das heutige Ackerland im Elliker Feld von Brachflächen, Magerwiesen, Hecken, Obstbäumen und Schilfflächen geprägt sein. Offen ist indes das Resultat im Detail. Doch die latente Angst, dass die Ungenauigkeit bei der langfristigen Planung zu bösen Überraschungen führen könnte, war in Ellikon spürbar. Sowohl Elliker Landwirte als auch die übrigen Anwesenden ärgerte vor allem ein einstiger Landschaftsplan der Vertreterin von der kantonalen Fachstelle Natur, Corina Schiess. Sie versicherte zwar, dass die dort eingezeichneten Tümpel mitten in wertvollem Kulturland oberhalb des Schönigrabens im Elliker Feld nicht mehr aktuell seien. «Räumlich sind die Strukturen erst teilweise festgelegt», erklärte Schiess. Auch die neuen Pläne zeigten erst die Situation für die nächsten fünf Jahre. Darüber, wo bis 2027 weitere Bäume, Brachen, Niederbüsche und Hecken entstehen sollten, «sollen die Bewirtschafter auch mitreden», so Schiess. Bezüglich befürchteter Tümpel gab sie zu Protokoll, dass «eventuell kleinflächige bauliche Massnahmen» geplant seien, aber keine weiteren Gewässer mit schwankendem Pegel, die das Mückenrisiko erhöhten. Auf einen Vorschlag von Schiess, jährlich mit der Bevölkerung die weiteren Massnahmen bei einem Rundgang zu begutachten, erntete sie Lacher: Die Offenheit der zukünftigen Entwicklung der Elliker Schutzzone wurde der Baudirektion als Vagheit ausgelegt.

**3. Der fehlende Damm**
Ursprünglich sollte der abzubrechende hohe Damm am Rheinufer weiter zurückliegend in Form eines kleinen Walls ersetzt werden. Auf Intervention von Naturschutzverbänden wird aber auf die Option eines Walls gänzlich verzichtet. Die ökologische Begleitkommission hatte die «dammlose» Version abgesegnet. Nun wird die Axpo darangehen, im Rahmen der ihr übertragenen Aufwertungsmassnahmen den Damm entlang dem Rhein abzutragen. Für den kollektiven Aufschrei in Ellikon fand Walter Meier wenig Verständnis: Die offizielle Auflage sei 2005 regulär vonstattengegangen, und gemäss Projektfestsetzung durch den Regierungsrat (9. März 2005) «könnte auf den Ersatz des abgebrochenen Dammes … verzichtet werden, wenn mit allen Betroffenen eine Einigung erzielt werden kann». Dies sei der Fall gewesen bezüglich der Landbesitzer, die abtauschten, und der Pächter. «Es kam keine Reaktion aus Ellikon, mit dem Wunsch, der Damm sei zu streichen», so Meier.

**4. Parkflächen und Werkverkehr**
Eine besorgte Mutter wollte wissen, wie viele Lastwagen konkret täglich durch und um Ellikon in Richtung Marthalen und zurück fahren, auf dem Schulweg der Oberstufenkinder. Felix Hansmann, der über die Erdarbeiten der Axpo berichtete, erklärte: Die durchschnittlich 16 Lastwagen pro Tag sollen als Rundkurs die Schöni befahren und nicht durchs Dorf, sondern unterhalb Ellikons von Flaach her- und in Richtung Marthalen wegfahren. Laut Ralph Hächler von der WSB AG für Wasserbau könne bei ihm noch Humus bestellt werden – doch bei Aufschüttungen von mehr als 500 m² brauchten die Landwirte eine Baubewilligung. Auch die Einrichtung eines Buskurses wurde angeregt. Im Zusammenhang mit einem längst geforderten Anschluss Ellikons ans ÖV-Netz ist dieser Wunsch nicht neu. Die Gemeinderätin und Delegierte der Zürcher Planungsgruppe Weinland, Inge Stutz, liess durchblicken, dass der Kanton immerhin Hand geboten hat zur Prüfung eines Rundkurses Flaach–Ellikon–Alten–Marthalen–Flaach. Ein weiteres heisses Eisen sind in Ellikon die Wildparkierer. Trotz der Schaffung von gut 30 Schotterrasen-Plätzen ums Schulhäuschen sei das fürs Dorf nicht genug, so der Tenor. Punkto Parkplätzen meinte Stutz, die ZPW strebe an, temporäre Parkplätze bei der Elliker Brücke zu schaffen. Die Einwohnerin Susanne Friedrich fasste angesichts der Unwägbarkeiten und Verunsicherung in der Bevölkerung zusammen: Das 54-Millionen-Projekt überfordere Gemeinde, Kanton und Bund, und die Konsequenzen seien zu wenig abgeschätzt worden. «Es ist mindestens drei Schuhnummern zu gross.» In mehrfacher Hinsicht geriet die Diskussion zur Replik einer Veranstaltung vom 21. April 2010, bei der die Ängste der Bevölkerung zu Mückenplage, Verkehr und Landtausch zur Sprache kamen. Nur, jetzt war das Projekt in bedrohliche Nähe gerückt – und viele Unsicherheiten waren geblieben.

#Allgemeines

27. September 2012 | Seit 1983 schon in Schaffhausen, seit 1988 in der «Kerze»

Schaffhauser Nachrichten, Region
Zeno Geisseler

Die erste Bemerkung ist schon falsch. «Rolf, wie man hören kann, kommst du ja aus Bern.» – «Uh, nei!», sagt Rolf Könitzer, Wirt der «Kerze». «Aus der Matte!» Für Nichtberner ist dies einfach ein weiteres Quartier der Hauptstadt, für Stadtberner aber ist es eine eigene Welt. Der junge Rolf lernt in der Schule Geige, wie die Mutter, später dann Gitarre. Der Vater spielt Handorgel. Die Matte ist eine Welt, die «Rouf» schon lange hinter sich gelassen hat. Vor fast 30 Jahren, 1983, landete er nach einigen Wanderjahren in Schaffhausen und übernahm das «Domino». Dort wirtete er viereinhalb Jahre. Polo Hofer trat zweimal im «Domino» auf, er hatte mit Könitzer zusammen die Lehre gemacht, Handlithograf.
Am 1. Oktober 1988 wechselte Könitzer in die «Kerze», zusammen mit seiner Bea, einer Neuhauserin, die er im «Domino» kennengelernt und im Jahr zuvor geheiratet hatte. Die «Kerze» sollte eine Musikbeiz werden. «Damals gab es hier nur die Nachrichten aus dem Telefonrundspruch», sagt er. Fortan gab es die «Musikwochen», auch ein Toni Vescoli spielte schon in der kleinen Beiz in der Stadthausgasse. Wer damals die knarrende Holztreppe zur «Kerze» hochstieg, um sie viel später etwas weniger sicheren Schrittes wieder in der Gegenrichtung zu verlassen, war politisch klar zuzuordnen. «Grün-alternativ, Poch», sagt er. Heute sei dies ganz anders, die «Kerze» sei viel offener. Vom 16-jährigen Kantischüler bis zum Pensionierten kämen alle. Die meisten seien Stammgäste, viele von Anfang an. «Mein ältester Gast ist eine 82-jährige Dame. Sie kommt immer. Ausser, wenn ihr die Musik zu laut wird.» Morgen Freitag, am 28. September, feiert Könitzer 25 Jahre «Kerze». «Schön & Grob» spielen auf, Mundart, Oldies, Country, Folk und Blues. Er kennt einen der Musiker noch aus «Domino»-Zeiten. «Und es gibt Preise wie vor 25 Jahren», sagt Könitzer. «Die Flasche Bier für 3.50, s Halbeli für 15.» 25 Jahre? Der Wechsel war doch 1988? «Jo, eigetlech simer z früe», sagt er, «aber das war schon beim Zehnjährigen so. Erst am Abend haben wir gemerkt, dass es eigentlich erst neun Jahre sind.» Eine vorgezogene Feier weckt gewisse Befürchtungen. Hört er auf? Könitzer winkt ab. «Nenei.» Solange er noch könne, bleibe er. Die grosse Frage ist natürlich, ob er morgen selbst zu seiner Fender oder seiner Epiphone greifen wird. Zum Beispiel mit «Di chline Bäremutze», einem Lied, das sogar auf Youtube zu finden ist. Er lacht. «Mau luege!»

**Zur Person**
Alter 66
Zivilstand Witwer
Wohnort Schaffhausen
Hobbys Musik
Aktuelle Lektüre Mundartgedichte



Ging mit Polo Hofer zusammen in die Lehre, lernte Geige wie seine Mutter und wechselte dann auf Gitarre: Rolf Könitzer.
Bild Zeno Geisseler

#Allgemeines

22. September 2012 | Rauschende Partynacht in der Kanti

Schaffhauser Nachrichten, Region
Christoph Merki

Entspannung pur in der ersten Klasse des «Vol de Nuit» nach Rom. Verdient geniesst Beat Schnurrenberger die am Fenster vorbeiziehenden Wolken und das erfrischend sprudelnde Cüpli im originalen Flugzeugsitz. Im vierten Stock des Neubaus kommt fast schon das Gefühl grenzenloser Freiheit auf. Charmant bewirtet von Larissa Scheuermeier und Stephanie Baumann, geniessen ebenso Charlotte Ackermann und Bettina Schlick den halbstündigen Flug. «Wir bekommen wahnsinnig feines Essen», loben sie die Boardküche der Klasse 2mc. Ganz so idyllisch zeigt sich das Kantifest aber nicht überall. Vielmehr erwartet die Besucher, vielfach ehemalige Schüler, ein internationales Kunterbunt. Nicht nur die zum Teil liebevoll gebastelte Dekoration, auch die angebotenen kulinarischen Köstlichkeiten lassen die Gäste an verschiedenen Destinationen des Globus innehalten. Ein Hingucker sicherlich der original englische Doppelstockbus – mit Guinnessausschank, versteht sich.

**Ein Schnupf auf die alten Zeiten**
Um Kundschaft werbend, lässt sich die männliche Gilde der Klasse 3na etwas einfallen. Animierend tanzen sie für ihre Karaokebar. Für viele Besucher jedoch weckt der Gang auf den Emmersberg vor allem alte Erinnerungen. «Ich habe wie früher den Einer-Bus genommen und bin die Treppe hinauf zur Kanti gelaufen», zeigt sich Marco Torsello fast schon nostalgisch. Auch sei es interessant, die eigenen Schüler wieder zu treffen und von ihren Zukunftsplänen zu erfahren. Überschwänglicher die Reunion der letzten 5wa. Als hätten sie erst gestern noch die Schulbank gedrückt, darf ebenso ein Schnupftabak auf die alten Zeiten nicht fehlen. «Es ist super, hier werden alte Erinnerungen wach», strahlt Nicole Schnetzler. Ein Erlebnis ist der alle vier Jahre stattfindende Festanlass in den Mauern des Wissens aber auch für die Schüler selbst. «Die Zusammenarbeit ist grossartig», lobt Lehrerin Susanne Bernhard, «die Schüler geben vollen Einsatz.» Mit frischem Sushi und asiatischer Zimmerausstattung kommen so auch die Liebhaber fernöstlicher Gaumenfreuden auf ihre Kosten.

**Börsenspiele um Getränkepreise**
Ideenreich ebenso die «Wall Street Bar», welche die Preise der Drinks der Nachfrage anpasste. Gute Broker konnten sich so zwar nichts Bares ergattern, wohl aber mehr Prozente zu tieferen Preisen. Leckere Muffins und verführerische Kuchen laden bei der Klasse 3fa zum Verweilen im Wunderland von Alice ein. Beliebt bei den frühen Besuchern ist vor allem das asiatische Restaurant. Mit Bami Goreng und Nasi Goreng – auch als Take Away erhältlich – stärken sich viele Besucher vor dem Erkunden der 27 dekorierten Zimmer. Nebst kulinarischen Höhenflügen lohnt sich ebenso ein Innehalten in der Aula. Konzerte von Jazz über Blues bis hin zu Vokalensembles verwöhnen die Festbesucher auch mit akustischen Leckerbissen. Eigentlich reicht die Zeit gar nicht aus, um die vielen Eindrücke und Begegnungen wirklich geniessen zu können. Dennoch sind sich die meisten einig: Ein Kantifest ist jedes Mal wieder ein Highlight.


**Erinnerungsträchtige Schauplätze Ehemalige Schülerinnen und Schüler denken an kleine Anekdoten zurück**

**Tagsüber Malheure, nachts auf der Munotwiese**
Mit dem voll beladenen Tablett in der Mensa hat man sich das Horroszenario vielleicht schon einmal ausgemalt: Was, wenn man das Mittagessen aus Versehen fallen lässt? Hannah Kwasnicki ist diese Art von Malheur in einer originellen Variante geschehen. «Damals war ich ein so genanntes Gmües, also eine Erstklässlerin», erzählt sie. «Auf dem Tablett befand sich unter anderem eine Fantaflasche, die mir runterfiel. Auf dem Boden ging der Verschluss genau so fest auf, dass die gelbe Flüssigkeit rausspritzte. Die Flasche begann sich dadurch zu drehen, spritzte und schäumte – eine Riesensauerei. Einige begannen zu klatschen. Mir aber war es megapeinlich, vor allem als Erstklässlerin! Also hab ich einfach so getan, als wäre nichts passiert. Die Erinnerung an dieses peinliche Erlebnis in der Mensa bleibt bis heute.»
Ein Erlebnis auf der Munotwiese hatte Miriam Barner. Freunde der ehemaligen Kantischülerin feierten ihren Schulabschluss; zur After-Party ging es auf die Munotwiese. «Wir haben spontan dort übernachtet, etwa zwanzig Leute», erinnert sich Barner, die damals noch nicht zu den Abschliessenden gehörte. «Einige von uns, darunter ich, mussten am nächsten Tag direkt in die Schule. Im Unterricht bin ich eingeschlafen.»
Lehrer Urs Walter bringt vor allem mit der Turnhalle Denkwürdiges in Verbindung. «Unser Sportlehrer begrüsste uns jeweils mit der Frage: Wollt ihr Fussball, Volleyball oder Unihockey? Andere Spiele gab es nicht zur Auswahl», schildert Walter. Fünf Jahre lang musste sich die Klasse zwischen den drei Möglichkeiten entscheiden. «Am Morgen wählten wir gern Volleyball, dann mussten wir danach nicht duschen. Zur Mittagszeit, wenn wir uns bewegen wollten, wählten wir Fussball. Erst wenn’s draussen richtig heiss war, entschied sich unser Lehrer für Abwechslung: Dann mussten wir unter der Sommersonne auf der Tartanbahn rennen.»
Die beiden Exkantischülerinnen Anna-Lena Rusch und Jonna Tschannen verbinden mit einem Schulzimmer im Neubau ungewöhnliche Perspektiven. «Unsere Deutschstunden fanden in einem Raum statt, der den Blick über ganz Schaffhausen zuliess», erzählen Rusch und Tschannen. «In der Pause spielten wir ein Spiel, das wir ‹Schaffhausen auf dem Kopf› nannten: Hierfür lehnten wir uns rücklings auf den Fensterrahmen und besahen uns die Stadt aus dieser Perspektive. Das machte wach, war amüsant und gab uns wieder Energie für die nächste Deutschstunde.» Umso trauriger waren die beiden beim Besuch es Zimmers am diesjährigen Kantifest: Das erinnerungsträchtige Deutschzimmer wurde zu einem Kopierraum umfunktioniert.



Herzliche Umarmungen zur Begrüssung vor dem original englischen Doppelstockbus auf dem Pausenplatz im Kantiareal auf dem Emmersberg.


Beat Schnurrenberger lässt sich von den zwei Stewardessen Larissa Scheuermeier (r.) und Stephanie Baumann auf dem Flug nach Rom kulinarisch verwöhnen.


Mit charmantem Lächeln und imposantem Sombrero bewirten Naomi Dünki und Aleyna Ekinci (r.) von der 2mb die Gäste in mexikanischer Manier.

Bilder Selwyn Hoffmann

#Allgemeines

21. September 2012 | Vor der grossen Sause an der Kanti

Mark Liebenberg

Es herrscht eine Betriebsamkeit wie in einem Ameisenhaufen – seit Mittwoch, Schlag 12 Uhr mittags, gelten alle Anstrengungen und Mühen der Kantonsschüler für einmal nicht Mathe, Chemie oder Französisch, sondern sie schleppen Bretter durch die Korridore, malen hübsche Wanddekorationen und diskutieren angeregt über Dinge wie: Wo kommt das Sofa hin? Wer holt die Wärmeplatten ab? Wie bauen wir das Holzgerüst zusammen?

Für das grosse Fest heute Freitagabend wird für einmal mit den Händen gearbeitet. Dass dem Kantifest so durchaus auch ein pädagogischer Gedanke zugrunde liegt, erklärt Deutschlehrer und Co-Leiter des Organisationskomittees, Ralph Tanner, so: «Es ist uns wichtig, dass die Schüler lernen, was die Durchführung so eines Grossanlasses bedeutet, wie man budgetiert, Ideen und Konzepte entwickelt und sie dann praktisch umsetzt. Das ist für viele eine neue Herausforderung.» Auch lernen sich Lehrer und Schüler auf eine ganz andere Weise kennen.

**Innovative Themenbars**
Doch zuerst die Zahlen: 3500 Besucher werden erwartet, 750 Schüler und 120 Lehrer sind nicht nur für den Aufbau und den Betrieb der 26 verschiedenen Bars, Spelunken, Lounges, Imbissbuden und Restaurants verantwortlich, sondern auch für 13 verschiedene Konzerte und weitere künstlerische Darbietungen. Ein Fest für die Schüler selber, aber auch für die Eltern und Freunde sowie natürlich auch für die jeweils zahlreich erscheinenden Ehema-ligen der Schaffhauser Kantonsschule. Der ganze Anlass ist selbsttragend und kostet für Erwachsene 30 Franken, für Studenten 15. Die Vorbereitungen dauern bereits seit einem Jahr an. Nur alle vier Jahre führt die Kanti die Sause durch. Rektor Urs Saxer: «Jeder Kantonsschüler soll einmal in seiner Schulzeit ein solches Fest erleben und mitgestalten können.» Dass es dabei nicht einfach ums Partymachen geht, wie an einem beliebigen anderen Wochenende, sieht man an den innovativen Ideen, welche die Schüler umgesetzt haben. An oberster Stelle stehen die Themenbars und -restaurants: Sei es in der Wallstreet-Bar, im griechischen Tempel, einem Wiener Café, der Karaoke-Bar, dem Jägerrestaurant oder der Sportbar – für jeden Geschmack ist etwas dabei. Kulinarisch ist die ganze Welt vertreten: Sushi, Spaghetti, Mexikanisch, Crêpes, Spaghetti und Nordseefisch – alles da. Im Zimmer «Matte Watte» kann man sich einem Zweikampf auf dem Schwedenkasten stellen, im authentischen London-Bus im Innenhof englisches Feeling erleben, in der Science-Bar live Experimente erleben oder im «Vol de Nuit» in original Swissair-Flugzeugsesseln virtuell einen Nachtflug samt Bordmenü geniessen. Und sich dabei vom Bordpersonal bedienen lassen. Und, die Frage muss sein: Wie steht es mit dem Alkohol? «Die Schüler wissen über ihre Rechte und Pflichten Bescheid, und es sind stets Lehrpersonen in der Nähe», sagt OK-Leiter Detlef Roth. Hochprozentiges wird nur in verdünnter Form abgegeben und nur an über 18-Jährige. Aber schon vor vier Jahren, beim letzten Fest, habe man keine Zwischenfälle gehabt.


**Kantifest früher und heute Schicken Sie uns Ihre alten Erinnerungsfotos**

Wer erinnert sich nicht noch genau an «sein» Kantifest? Alle vier (früher: alle fünf) Jahre nur findet es statt und versammelt die grosse Familie der aktiven und ehemaligen Schüler und Lehrer zum grossen feuchtfröhlichen Fest der Kantonsschule Schaffhausen in die altehrwürdigen Mauern. Viele lustige, schöne, deftige und unvergessliche Erinnerungen und Erlebnisse hängen mit dem Kantifest zusammen – lassen Sie die Welt daran teilhaben! Schicken Sie uns Ihre alten Erinnerungsfotos, und teilen Sie Ihre schönen Erinnerungen. Per E-Mail an region@shn.ch oder persönlich am Empfangsschalter der «Schaffhauser Nachrichten» an der Vordergasse 58 abgeben. Annahmeschluss: heute, 17 Uhr. (lbb)



Alles ist hausgemacht, sogar die Dekoration für die Bars, Lounges und Restaurants: Rektor Urs Saxer, OK-Chefs Detlef Roth und Ralph Tanner (v. l. n. r.).
Bild Mark Liebenberg



Fast perfekt, die Illusion: Im Jahre 1986 konnte man sich in einem klassisch-edlen Wiener Café verlustieren.
Das Foto hat Heini Lanz den SN zur Verfügung gestellt.

#Allgemeines

31. August 2012 | Volksmotion: Weidlinge für alle

Schaffhauser Nachrichten, Stadt Schaffhausen

«Das Rheinufer gehört allen», mit diesen Worten stellten gestern Mirza Hodel und Timon Happle die Volksmotion «Weidlingssharing» der Juso vor. Die Motion mit 160 Unterschriften sieht vor, dass die Stadt Schaffhausen der Bevölkerung zwei Weidlinge ohne Motor zur Verfügung stellt. Diese Weidlinge können vom Volk gemietet werden. Die Kosten pro Tag sollen je nach Alter des Mieters maximal 40 Fr. pro Tag betragen. Mieten kann den Weidling jeder, der älter als 16 Jahre ist und einen Pontonierkurs besucht hat. Der Stadtrat selbst war zur Zeit der Übergabe aufgrund des Städtetages nicht vor Ort. Die Motion liegt nun beim Grossen Stadtrat, der darüber entscheiden wird, ob er das Anliegen unterstützen möchte.



Bild Selina Zehnder

#Allgemeines

30. August 2012 | Basler Wirte befeuern den Bierstreit

Schaffhauser Nachrichten, Wirtschaft
Lukas Leuzinger

Basel Über eine Handelsfirma lässt der Wirteverband Basel-Stadt künftig Bier von Carlsberg und Heineken importieren – vorbei an den offiziellen Kanälen der beiden Brauereikonzerne. Ab kommender Woche bietet der Verband das Bier sowie weitere Getränke in Pratteln seinen Mitgliedern an – teilweise deutlich unter den Schweizer Listenpreisen, wie er in einer Mitteilung schreibt.
Mit ersten Parallelimporten hatte der Verband im Mai begonnen. «Wir zeigen vor allem den Preistreibern Carlsberg und Heineken, dass wir ihre Geschäftspolitik nicht mehr länger tolerieren», sagt Maurus Ebneter vom Wirteverband Basel-Stadt. Hintergrund der Aktion ist die jüngste Preiserhöhung von Heineken. Der Konzern, zu dem unter anderem die Biermarken Eichhof, Calanda und Haldengut gehören, hatte im Juli angekündigt, die Preise per Oktober im Schnitt um 3,9 Prozent zu erhöhen. Heineken folgte damit Konkurrent Carlsberg: Dessen Zugpferd in der Schweiz, die Brauerei Feldschlösschen, hatte nur wenige Monate zuvor eine Preiserhöhung von 4,4 Prozent bekannt gegeben. Seit Jahren erhöhen die beiden grössten Anbieter auf dem Schweizer Biermarkt die Preise praktisch im Gleichschritt – allein seit 2007 um jeweils über 20 Prozent. «Das sieht nach einer Absprache aus», sagt Franziska Troesch-Schnyder, Präsidentin des Konsumentenforums. Sie vermutet, dass die zwei Konzerne ihre Macht ausnutzen. Nachdem Feldschlösschen Anfang Jahr die Preise erhöht hatte, reichte der Wirteverband Basel-Stadt gar eine Anzeige bei Preisüberwacher Stefan Meierhans ein. Dieser leitete Abklärungen ein, wie er auf Anfrage bestätigt. Meierhans sucht mit den betroffenen Parteien nach einer einvernehmlichen Lösung. Besonders ärgerlich sei auch die ungleiche Preissteigerung im Gastgewerbe und im Detailhandel. Laut Wirteverband erhöhten Carlsberg und Heineken zwischen 1995 und 2010 die Preise für Flaschenbiere nicht einmal halb so stark wie die Fassbierpreise. Die Bierkonzerne schieben den Schwarzen Peter zurück. Für den höheren Preis, den der Kunde im Restaurant für ein Bier bezahle, seien sowohl die Brauereien als auch die Wirte verantwortlich, sagt Olivier Burger, Mediensprecher von Heineken Schweiz. «Der Offenbierpreis ist seit 2007 von unserer Seite um 59 Rappen pro Liter gestiegen. Im gleichen Zeitraum hat sich der Preis für einen Liter in der Gastronomie aber um 2.23 Franken verteuert.» Den Vorwurf der Preisabsprache weisen die grossen Brauereien weit von sich. «Wir haben in der Schweiz einen hart umkämpften Markt», sagt Markus Werner, Mediensprecher bei Feldschlösschen. Auch bei den kleinen und mittelgrossen Brauereien sieht man kein wettbewerbsrechtlich bedenkliches Verhalten der grossen Konkurrenten. «Ich glaube nicht, dass es Preisabsprachen gibt», sagt Alois Gmür. Er leitet die Brauerei Rosengarten in Einsiedeln und ist Präsident der IG der Klein- und Mittelbrauereien. Die Listenpreise der Hersteller sagen laut Gmür ohnehin relativ wenig aus. Einerseits erhöhten Carlsberg und Heineken praktisch im Gleichschritt ihre Preise, gleichzeitig kämen sie den Wirten mit immer grosszügigeren Rabatten und anderen Leistungen entgegen. So erhalten viele Wirte Kredite von den Brauereien. Anderen Beizern finanzieren die Konzerne Anschaffungen. Alles wird individuell verhandelt, was Gmür als intransparent kritisiert. Seine Brauerei gewähre Mengenrabatte, aber keine Darlehen. (sda)

#Allgemeines

28. August 2012 | Schafuuser Züngli

Schaffhauser Nachrichten, Stadt Schaffhausen
(dj.)

Bisher war klar: Abgesehen von der Jugend haben die Jungsozialisten und die Jungfreisinnigen wenig gemeinsam. Doch in diesem Sommer betreiben sie «Anliegen-Sharing»: Die breite Schaffhauser Bevölkerung, und nicht nur die bereits seit dem Spätmittelalter ansässigen Familien, sollen vermehrt Zugang zu Weidlingen auf dem Rhein erhalten, was wegen der begrenzten Zahl der Anlegepfosten bisher schwierig war. Die Juso hat dafür die Volksmotion «Weidlingssharing» lanciert, der jungfreisinnige Grossstadtrat Till Hardmeier fordert in einem Postulat «Mehr Rhein für Schaffhausen». Die Juso setzt eher auf den Staat: Die Stadt soll zwei Weidlinge anschaffen, die günstig an die Bevölkerung vermietet werden. Gemäss Hardmeier soll ein privater Betreiber wie ein Carsharing-Anbieter Zugang zum Rheinvergnügen verschaffen. Genauer betrachtet sind die beiden Anliegen aber sehr ähnlich: Die Sehnsucht nach dem Rhein überflutet politische Gräben.

#Allgemeines

25. August 2012 | etwas

du kannst gerne ein animiertes gif einfügen.

#Allgemeines

23. August 2012 | Lehrstunde des feministischen Tanzes

Schaffhauser Nachrichten, Region
Eva Roselt

Auf der Zinne des Munots wurde kürzlich einmal mehr das Tanzbein geschwungen. Und was die Paare, die das Kursangebot nutzten, sich in der fünfgliedrigen Choreografie ertanzten, machte ihnen sichtlich Freude.
Obwohl die Quadrille (auch Française genannt) namentlich die Vierheit ins Zentrum ihrer Bewegungen stellt, lässt sie keinen Zweifel daran, dass jegliches Quadrat ohne Kreis verloren wäre. Ja, es entsteht gar der Verdacht, das es sich hier um einen feministischen Tanz handelt. Nicht nur, dass die Tänzer sich die Hände reichen und die meisten Bewegungen ganz ohne politische Scheu von links gesteuert werden: Kein Herr muss hier führen. Sie werden von der drückenden Dominanz ihres Geschlechts befreit. Es sind die Frauen, die ein wenig voranschreiten und die weitere Bögen tanzen. Dabei ist dies mitnichten ein kopfloser Tanz, und nach einer respektvollen Begrüssung wird promeniert. Diese würdigen Bewegungen lassen erahnen, wozu wir Menschen geschaffen wurden.

**Choreografische Ethik**
Es ist ein im doppelten Sinne taktvolles Zu- und Voneinander, ein umkreisendes Visavis, immer kollektiv und nie solistisch, ja sogar die gelegentlich beengende Zweiheit, die manches Paar aus seinem Alltag kennen mag, wird hier aufgehoben. Der Männertausch ist Programm und wäre selbstverständlich ohne Damentausch nicht denkbar. Wer hier Frivolität vermutet, wird enttäuscht. Die Hüften schweigen, und die choreografische Ethik gehorcht der Mathematik. In einer Zeit, die Tabledance mit Tanz verwechselt, die unter wachsender Vereinsamung und krankem Konsum leidet, war der Quadrille-Kurs auf dem Munot ein lohnendes Kursangebot. Es wäre auch unzureichend, das Erlernen dieses Gemeinschaftstanzes auf einen Akt der Traditionspflege zu reduzieren. Die Quadrille hat nämlich vielfältiges Potenzial. In ihr liegen etwa die Wurzeln des Cancan oder des irischen Square-Dance, der jüngst die Welt erobert hat. Die Schaffhauser beweisen einmal mehr ihre Aufgeschlossenheit, denn die Quadrille ist ein angelsächsischer Exportschlager, der über das napoleonische Frankreich seinen Weg auf die Munotzinne gefunden hat. Dem reichen Erfahrungsschatz und dem Vermittlungsvermögen von Annekäthi Bührer sei Dank, dass der Kurs ein Erfolg war. Ihre Schüler zeigten sich gelehrig und präsentierten schon nach kurzer Zeit ein sehenswertes Ergebnis. Musikalisch getragen wurden die Tänzer von der Organistin und Improvisationskünstlerin Stefanie Senn, die ihren Klavierauszug stets einfallsreich variierte. Auch wenn noch genug Platz für weitere Teilnehmer gewesen wäre, gab es keine Nachwuchsprobleme, denn der Quadrille-Kurs wurde glücklicherweise generationsübergreifend von jung bis alt genutzt. So soll es sein …



Annekäthi Bührer, pensionierte Balletttänzerin und Ballettschulleiterin, lehrt seit 14 Jahren die Quadrille.

#Allgemeines

23. August 2012 | Warten auf Bootspfosten soll verkürzt werden

Schaffhauser Nachrichten, Stadt Schaffhausen
(lbb)

Wenn man in Schaffhausen am Rhein sein Boot vor Anker legen, respektive es an einen der existierenden Pfosten ketten möchte, kann es durchaus sein, dass man dabei wartet, bis man aussieht wie Methusalem. 30 Jahre beträgt die durchschnittliche Wartezeit für die begehrten Pfosten, die man von der Stadt mieten kann. In einem Postulat mit dem Titel «Mehr Rhein für Schaffhausen» fordert Till Hardmeier (JFSH) jetzt vom Stadtrat, Varianten zu prüfen, wie diese Wartezeit verkürzt werden kann, beziehungsweise wie mehr Personen Zugang zum Rhein erhalten. das Postulat schlägt vor, etwa zu prüfen, mehr Pfosten zu bauen oder Gruppen (Vereine, Firmen, Zweckgemeinschaften) bei der Vergabe zu bevorzugen, damit mehr Leute Zugang bekommen. Weiter soll der Stadtrat erwägen, ob ein Konzept analog wie Mobility bei der Pfostenvergabe angewandt werden könnte oder wie allenfalls zusätzlicher Abstellraum in privaten Bootstrockengaragen bereitgestellt werden könnte.

**Vererbung der Pfosten verhindern**
Und schliesslich soll der Stadtrat auch prüfen, ob bei geringer Nutzung ein Pfosten entzogen werden könnte, ob die Vergabedauer reduziert und die «Vererbung» der Pfosten eingedämmt werden könnte. Für Rheinfans unter 50 Jahren, heisst es im Schreiben, sowie für Neuzuzüger, auf die Schaffhausen angewiesen sei, solle der schiffsmässige Zugang zum Rhein «interessant und fair» ausgelegt sein. «Wenn nur Urschaffhauser ein Boot haben können, ist das schade.» Damit Neue und Junge also nicht auf einen Bootspfosten warten müssten, bis sie graue Haare haben, sollen die genannten Ideen geprüft werden, fordern Hardmeier und seine Mitunterzeichner. Bereits im Jahre 1979 habe Grossstadtrat Thomas Hauser einen ähnlichen Vorstoss eingereicht, nun sei es an der Zeit, die Situation neu zu beurteilen und aufzuzeigen, wie das Pfostenmanagement funktioniert und alfällige Verbesserungen zu entwickeln.

#Allgemeines

21. August 2012 | Der Gerstensaft, die Frau und der Mann

Schaffhauser Nachrichten, Hintergrund
Katja Fischer de Santi

Darf eine Frau Bier trinken? Diese Frage hat eine junge Dame derart umgetrieben, dass sie sich an den Stilexperten einer grossen Zeitung wandte. Dieser holte weit aus, schwadronierte von subjektiver und objektiver Richtigkeit, um dann zum Schluss zu kommen: «Bier ist männlich, weil kraftvoll und herb. Wenn eine junge Frau ein Bier bestellt, signalisiert sie Selbstbewusstsein.»
Wir schreiben also das Jahr 2012. Frauen arbeiten als Kranführerinnen, leiten Banken und regieren Länder, und da soll allein das Bestellen eines Getränks weibliches Selbstbewusstsein demonstrieren? Die Frauenwelt müsste empört aufschreien. Tut sie aber nicht.

**Kein Fett, kein Zucker**
Denn die Bier trinkende Frau, sie ist 2012 noch immer eine Exotin. Das ist nicht nur ein Klischee, das belegen die Zahlen. Gut 435 Millionen Liter Bier wurden letztes Jahr in der Schweiz ausgeschenkt. Das macht pro Einwohner 57 Liter Bier. Doch nur gerade 14 Prozent dieser Menge wurden von Frauen getrunken. Denn 75 Prozent der Frauen geben an, selten oder nie Bier zu trinken. Das ist schade, denn Bier hätte durchaus das Zeug zum Frauengetränk. Es ist ein reines Naturprodukt, es enthält keine Zusatzstoffe, kein Fett und keinen Zucker und nur wenig Alkohol. Und es gibt tausend Sorten, es würde frau also nie langweilig werden. Aber eben – frau probiert es meist gar nicht mit dem Bier.

**Nicht besonders sexy**
Warum? Weil der Gerstensaft ein schlechtes Image hat. Und wer ist daran schuld? Der Mann, klar. Den Bier trinkenden Mann, den finden wir Frauen nicht so sexy. Vor allem dann, wenn er immer und überall «ä Stange» bestellt. Und an sein Bier nur zwei Ansprüche stellt: «Hauptsache kühl» und «Hauptsache, es gibt noch mehr». Das Mehr führt dann kurzfristig zum Bieratem, mittelfristig zum Bierrülpser und längerfristig zum Bierbauch. Alles keine schönen Assoziationen. Festzelte mit biergeschwängerter Luft sowie Bierdosen umklammernde Halbwüchsige verbessern das Image des Gerstensafts aus weiblicher Sicht nicht gerade.

**Bier trinkende Männer am Grill**
Und dann wäre da noch die Werbung. Zwar beteuern die Brauereien gerne, dass sie die weibliche Zielgruppe erschliessen wollen. Aber in den Fernsehspots stehen dann doch wieder nur Männer (mit Bier) um einen Grill, prosten sich Männer (mit Bier) zu, liegen sich Männer jubelnd (mit Bier) in den Armen. Frauen sind in der Bierwerbung nur dazu da, das Bier auszuschenken oder mit wehenden, blonden Haaren den Weizen dafür zu ernten.

**Die letzte Männerdomäne**
Auch Biersommelière Gaby Gerber muss zugeben, dass in der Bierwerbung viel zu wenig Frauen vorkommen. Die 39-Jährige ist seit 15 Jahren für Feldschlösschen tätig. Sie hat in dieser Zeit gelernt, sich in der Männerdomäne durchzusetzen. Sprüche muss sie sich aber noch heute manchmal anhören. Denn Frauen und Bier, da hört an manchen Stammtischen der Gleichberechtigungsgedanke auf. Frauen sollen Cüpli nippen und das Biertrinken gefälligst den Männern überlassen.

**«Bei uns Jungs ist das anders»**
All diesen Männern hat Ingo G. (23) aus der Seele gesprochen, als er in einem Leserbrief an die «Süddeutsche Zeitung» schrieb: «Frauen sollten kein Bier trinken, tun sie es doch, werden sie albern, dann träge und sind dann zu nichts mehr zu gebrauchen. Bei uns Jungs ist das anders. Wir verstehen es, haben wir erst einige Biere getrunken, den Abend mit tief greifenden Gesprächen ausklingen zu lassen.» Nur gut, Ingo, dass Du nicht weisst, dass es Frauen waren, welche die ersten Biere brauten.

**Brauende Frauen**
In den Brauhäusern des frühen Mittelalters sah man fast nur Frauen. Ein Braukessel gehörte damals in die Mitgift fast jeder Tochter, und es war Sitte, dass die Hausfrau, die Bier gebraut hatte, ihre Geschlechtsgenossinnen zu einem «Bierkränzchen» einlud. Nicht selten standen Frauen auch städtischen Brauereien vor. 1439 gab es in Oxford mehr Frauen als Männer im Braugewerbe. Dann entdeckten die Männer das Bier für sich und vertrieben die Frauen aus den Brauereien. Denn ob Frauen Alkohol trinken durften, war gesellschaftlich nicht immer gleich legitim. Dennoch haben sich die Frauen wahrscheinlich zu keinem Zeitpunkt der Geschichte den Biergenuss vorenthalten lassen. Nur damit Du das auch weisst, lieber Ingo G.

**Zu bitter? Stimmt nicht**
Dass das Bier weiblich ist, beweist auch die Tatsache, dass im Hopfen östrogenähnliche Stoffe enthalten sind. Diese ähneln den weiblichen Sexualhormonen und bewirken bei Bier liebenden Männern das Wachsen von Brüsten. Fragt man Frauen, warum sie kein Bier trinken, dann sagen sie: «Es ist mir zu bitter.» Und das stimmt. Gut gehopftes Bier schmeckt bitter. Falsch hingegen ist, dass Frauen geschlechtsbedingt keine Bitterstoffe mögen. «Dann müssten sie auch dem Campari, dem Aperol und dem Kaffee abschwören», sagt Biersommelière Gaby Gerber. Sie hat schon Hunderte Bierverkostungen durchgeführt und ist überzeugt: «Frauen mögen Bier nicht, weil sie nicht damit sozialisiert werden.» Auch den meisten jungen Männern munde der erste Schluck Bier nicht sonderlich. Aber sie trinken weiter, weil sich das für einen Mann gehört. Alle Kinder, egal, welchen Geschlechts, lehnten bittere Lebensmittel ab. Erst im Laufe des Erwachsenenlebens gewöhnt sich der Mensch an die Bitterstoffe – und wird süchtig danach. Denn es sind die Bitterstoffe, die in Verbindung mit Alkohol einen beruhigenden und leicht euphorisierenden Effekt auslösen.

**Eine zweite Chance**
«Es wäre an der Zeit», findet Gaby Gerber, «dass die Frauen dem Bier eine zweite Chance geben.» Denn es hat sich viel getan in der Welt, die Hopfen und Malz zusammenhält. In jedem Restaurant würden heute verschiedene Biersorten angeboten, kleine und grosse Brauereien kreierten laufend neue würzige oder auch mal honigmilde Biersorten, die auch dem feinsten Frauengaumen schmeichelten. Im Jahr 2012 ist ein Bier schon lange nicht mehr einfach nur herb. Und männlich, lieber Stilexperte, lieber Ingo G., war Bier noch nie.


**Brauerei Falken «Wir nehmen die Frau als Konsumentin ernst»**

Auf die Frage, warum die Frauen in der Schweiz so wenig Bier konsumieren, wüsste Markus Höfler, Geschäftsführer der Brauerei Falken, schon lange gerne eine abschliessende Antwort. «Frauen trinken in der Schweiz leider wirklich viel zu wenig Bier. Ich glaube, es liegt daran, dass das Biertrinken oft – und ich meine das nicht despektierlich – ein Arbeiterimage hat», so Höfler. In der Schweiz müsse ein Umdenken stattfinden, damit das Biertrinken auch für die Frau salonfähig werde – wie das beispielsweise in Deutschland oder England schon heute der Fall sei. «Die ganze Bierbranche nimmt die Frau als Konsumentin sehr ernst. Zusammen mit der IG Klein- und Mittelbrauerei arbeiten wir daran, das Image der Bier trinkenden Frau aufzuwerten.» Es daure aber wohl noch etwa eine Drittelgeneration, bis die Bier trinkende Frau ihren negativen Beigeschmack verloren habe und von beiden Geschlechtern vorbehaltlos akzeptiert werde. Dank der aktuellen Hitzewelle liefe der Biergesamtausstoss sehr gut, «auch wenn für Falken die optimale Temperatur zwischen 24 und 25 Grad Celsius liegt». Bei den momentanen Temperaturen griffen Frau wie Mann nämlich eher zu Wasser denn zu Alkohol. (aka)


**Veraltete Gleichung: Bier sei ein Proletariergesöff, Wein ein Edelgetränk, denken noch immer viele.**

Warum besingt man nur den Wein und nicht auch das Bier? So sinniert im anonymen Gedicht «Ein Fremder sitzt auf einem Fass» ein Hofbräuhausbesucher. Und er fragt irritiert: «Kann’s denn möglich sein / Gibt’s keine Dichter hier?» Worauf ihm ein Stammgast übers Maul fährt: «Gnua, s’ fehlt uns net / An Dichtern und Gesang / Wer aber was vom Bier versteht / Der trinkt’s und singt net lang.»
Da ist schon viel drin in dieser Hofbräuhaus-Poesie. Viel von der Rivalität und der Dualität zwischen dem Wein und dem Bier. Jener ist der geadelte Nektar der Noblen und Gesitteten, dieses das in rauen Mengen geschluckte Billigopium des niederen Volks, das Proletengesöff. Runter und fertig. Und dann noch eins. Nun, so dramatisch ist’s natürlich nicht. Nicht mehr. Aber die Vorstellung einer Hierarchie der vergorenen Säfte geistert noch durch manchen Kopf. Es ist bezeichnend, dass an Vernissagen, Apéros und Ehrungen die Buffets voller Wein-, Orangensaft- und Mineralwassergläser sind. Wer aber lieber ein Bier hat, muss sich darum bemühen. Und sich dafür rechtfertigen.

**Entweder-oder?**
Selbst in der Kunst gibt es hierarchische Abstufungen. Im Sinfonieorchester gelten die Bläser als dumpfe Biertrinker – was allerdings pragmatische Gründe hat, wie schon mal kolportiert wird: Der vom vielen Blasen dehydrierte Hornisten- und Posaunistenkörper verlangt nach Flüssigkeit. Bier tut dem Körper gut, lernen wir. Ach, warum denn immer dieses verflixte Rating-Denken? Warum überhaupt dieses Entweder-oder? Schon die alte Faustregel «Wein auf Bier, das rat ich dir; Bier auf Wein, das lasse sein» lässt ja ahnen, dass sich beides nicht grundsätzlich ausschliesst.

**Kulturelle Errungenschaften**
Fakt ist: Beides, Wein und Bier, sind jahrtausendealte Kulturgüter. Wein sei ein zum Kulturprodukt veredeltes Naturprodukt, Bier eine Kulturleistung des Menschen, unterscheiden Spitzfindige. Für beide Getränke und Genussmittel gibt es den richtigen, den perfekten Moment. Ein Glas Bordeaux nach einer anstrengenden Bergtour? Undenkbar. Und es komme keiner mit der Bemerkung: Genau darum unternähmen wahre Weinliebhaber keine anstrengenden Bergtouren.

**Ärzte empfehlen Bier**
Es gibt also Gelegenheiten genug, für beide. Und Argumente desgleichen. Dass Bier guttue, liessen die Schweizer Bierbrauer schon mal verlauten, hätten sie immer gewusst, doch hätten sie diese Botschaft vielleicht nicht so geschickt zu verbreiten gewusst wie die Weinproduzenten. Dass es im Übrigen auf die Menge ankommt, ist ihnen natürlich bewusst. Aber man darf staunen: In manchen Empfehlungen ist von einem Liter täglich die Rede. (bha)

#Allgemeines

7. August 2012 | Erkennen und Reagieren auf die Trends

Schaffhauser Bock
Marcel Tresch

Die Anfänge der Schaffhauser Traditionsbrauerei gehen auf das Jahr 1799 zurück. Damals wurde das Bier im Haus «Zum Zedernbaum» gebraut. Der Ausschank erfolgte aber in der Liegenschaft «Zum grossen Falken» an der Schaffhauser Vorstadt, womit auch die Namensgebung und der Begriff «Falken-Bier» erklärt ist. Der Falke steht im Firmenlogo ganz klar im Vordergrund. Der Greifvogel verkörpert schliesslich genau das, was dem Unternehmen seit je her wichtig ist: Freiheit, Unabhängigkeit und der Stolz auf ein wirklich gutes Bier. Für das Traditionsunternehmen war und ist es eine Ehrensache, dass Braumeister Oskar Dommen seit beinahe drei Jahrzehnten die hochstehende Qualität der Zutaten, der Produktion und des Bieres ganz persönlich überprüft. Aus Altersgründen vollzieht sich aber nun auf dieser Position ein fliessender Übergang und Generationenwechsel. Der Geschäftsleitung ist es jedoch gelungen, in der Person von Michael Hanreich einen versierten Fachmann zu engagieren und damit die Fortsetzung der erfolgreichen Braukunst zu gewährleisten. Der 42-jährige, neue Braumeister im Hause der Brauerei Falken stammt aus Bayern und zeichnet seit dem 1. Juni für die Produktion und Technik verantwortlich.

**Beeinflusst von diversen Faktoren**
Schon immer unterliegt der Schaffhauser Bierproduzent einerseits dem Witterungseinfluss sowie andererseits den aktuellen, immer wieder wechselnden (Geschmacks-) Trends der Kunden. Der Sommer – genauer die Monate von April bis Oktober – ist nach wie vor auch die Hohezeit der Biergeniesser, womit logischerweise die Umsätze höher als im Winter sind. «In diesem Jahr sind wir in Bezug auf die Umsätze noch nicht dort, wo wir gerne wären», so Markus Höfler, Geschäftsleiter der Brauerei Falken, womit er die Wetterkapriolen der vergangenen Wochen und Monate anspricht. Er macht auch keinen Hehl daraus, dass die Zahlen durch das Rauchverbot in der Gastronomie, durch das veränderte Konsumverhalten sowie durch den wachsenden Import beeinflusst werden. Auch die grosse Fussballeuphorie, wie etwa vor zwei und vier Jahren, als die Schweiz noch an den Grossturnieren teilnahm, ist in diesem Frühsommer ausgeblieben. Der grenznahe Produktionsstandort und die grosse Dichte an Ostschweizer Brauereien wirken sich ebenfalls auf den Marktanteil aus.

**Probleme als Herausforderungen**
Die Standort- und Importprobleme sind für die Brauerei Falken in Sachen Ab- und Umsatz eher zweitrangig. «Davon sind wir alle betroffen und wir alle leiden darunter», betont Markus Höfler. Für ihn ist ohnehin nicht die Quantität, dafür aber die Qualität und die Nachfrage entscheidend, welches Bier von den Kunden genossen wird. Für viele bedeuten Herausforderungen grosse Probleme. Die Brauerei Falken macht es sich aber seit je her zu eigen, dass Probleme eigentliche Herausforderungen sind. Dies wiederum verlangt ein schnelles Erkennen und Reagieren auf oft wechselnde Trends, das Umsetzen eigener Ideen, die Flexibilität aller und dass die Belegschaft von A bis Z an einem Strick zieht. «Wir sind in der glücklichen Lage», so Markus Höfler, «dass wir uns alle wie eine Familie fühlen und mit Stolz auch von unserer Brauerei reden.»

**Die Qualität liegt eindeutig im Trend**
Die Folge solchen Denkens und Handelns sind neue Produkte und Spezialitäten, die auch ausserhalb des eigenen Heimmarktes, welcher der eigenen Brauerei als ältere und jüngere Generation nach wie vor die Stange hält, laufend an Genussfreude und
Beliebtheit gewinnt. Dazu gehören unter anderem der «Eidgenoss», ein naturtrübes Amberbier, geschmeidig mit mildem Geschmack und daher auch ein Genuss für Damen, der seit jüngerer Zeit neben der Bügelflasche auch dem Kundenbedürfnis entsprechend in Einwegflaschen und handlichen Sixpacks erhältlich ist. Oder «Das Weizen» (ehemals «Munot Weizen»), ein obergäriges, naturtrübes Bier, gebraut unter Zusatz von Weizenmalz, das etwas stärker kohlensäurehaltig ist und das auf der Beliebtheitsskala der Biergeniesser immer höhere Stufen erklimmt. Dass die Nachfrage bezüglich Qualität im Vergleich zur Quantität einen immer höheren Stellenwert geniesst, zeigt darüber hinaus die erfreuliche Tatsache, dass die Schaffhauser Brauerei dank der sehr vielseitigen Dienstleistungen, der persönlichen Kontakte und der gehegten Kundenpflege eine gern gesehene Partnerin bei angesehenen, regionalen und nationalen Veranstaltungen ist. Dazu gehörten und gehören zum Beispiel das Orange Cinema in Zürich, Clowns und Kalorien in Neuhausen, das Theater-«SHpektakel» am Rhein, die ChillOut and Rock-Party in Urdorf, die Grossveranstaltung «Das Festival» auf dem Herrenacker, das Musikfest im weinländischen Marthalen, oder der Silvesterzauber der Zürcher Hoteliers in Zürich. Damit ist erneut ein Stück Lebensqualität verbunden, die sich in einem Slogan direkt auf das Produkt überträgt: «Viel Zeit für ein gutes Bier!»



Der Bayer mit «Bier im Blut»: Michael Hanreich (42) ist der neue Falken-Braumeister. Er lebt und arbeitet nach dem Motto: «Wer denkt, gut zu sein, hört auf, besser zu werden.»

#Allgemeines

30. Juli 2012 | Falken erhält das Brau-Ring-Siegel

Schaffhauser Nachrichten, Wirtschaft
(Mitg)

Ein Dutzend Brauer der IG unabhängiger Schweizer Klein- und Mittelbrauereien wurden dieser Tag im Schloss Frauenfeld mit dem Brau-Ring-Siegel für hervorragende Qualität ausgezeichnet. Unter ihnen auch Philipp Moersen von der Schaffhauser Brauerei Falken. Das unabhängige Labor Veritas in Zürich prüfte nach strengen, internationalen Kriterien die einheimische Bierqualität. Dazu Matthias Hajenski, Brau-Ring-Geschäftsführer: «Philipp Moersen hat das Qualitätssiegel für seine Biere echt verdient.»
Im Rahmen der kleinen Feier zeigten sich die IG-Verantwortlichen zudem von ihrer ritterlichen Seite. Drei ausgebildete Bier-Sommelièren wurden in den «Bier-Adelsstand» erhoben. Mit dem Schwert wurden sie zu «Ritterinnen der edlen Schweizer Biere» geschlagen. Sie werden künftig als Bier-Botschafterinnen die regionalen Schweizer Biere unterstützen. Philipp Moersen meinte dazu: «Wir möchten die Frauen nicht länger vernachlässigen. In der Schweiz entfallen beim Bierkonsum nur 14 Prozent auf weibliche Geniesser – das wollen wir ändern und sie bierisch emanzipieren.» Vor dem Hintergrund, dass es gerade die Schweizer Privatbrauer sind, die sehr lebhaft und innovativ für eine attraktive regionale Biervielfalt sorgen, versprechen sich die Verantwortlichen von der Charmeoffensive eine nachhaltige Wirkung. Bier soll nicht länger Männerdomäne bleiben. Ohne das Bier neu zu erfinden, seien in den regionalen Sortimenten köstliche Genüsse zu entdecken, an denen die Frauen ihre süffige Freude hätten. Darin waren sich nicht nur die neuen «Ritterinnen» einig. Bei den Germanen gehörte Bierbrauen zur hauswirtschaftlichen Ausbildung und im Mittelalter ein Braukessel zur Mitgift – Frauen haben also die Biergeschichte mit geschrieben. Jetzt wollen die Schweizer Bierbrauereien – gemeinsam mit den Frauen – an dieser faszinierenden Geschichte weiterschreiben.

#Allgemeines

28. Juli 2012 | Ein neues Schmuckstück auf der Kantonsschule

Schaffhauser Nachrichten, Region
(fn)

Der Stolz auf die geleistete Arbeit war den Handwerkern und allen voran Christian Gnädinger ins Gesicht geschrieben, als man gestern in einem festlichen Akt das Prunkstück der sanierten Dächer der Kantonsschule Schaffhausen, den Turm, fertigstellen konnte. Zur Zufriedenheit aller waren trotz Lieferschwierigkeiten alle Teile rechtzeitig auf den Dächern der Kanti angekommen und konnten somit montiert werden.
In wochenlanger Arbeit hatten vier verschiedene Spenglerfirmen die Dächer der Kantonsschule wieder zum Glänzen gebracht. Nicht nur, aber vor allem bei der Turmrenovation war viel Handarbeit gefragt. «Dieses Dach forderte allen Beteiligten höchste Handwerkskunst ab», sagt Christian Gnädinger, unter dessen Leitung die Arbeiten erfolgreich vonstatten gingen. «Deshalb sind wir alle sehr stolz auf unser Werk und werden die Arbeiten auf dem Dach dieses wunderschönen Gebäudes wohl auch in 20 Jahren noch in guter Erinnerung haben», so Gnädinger weiter. Auch von der Zusammenarbeit der vier Spenglerfirmen zeigte er sich begeistert: «Jeder schätzte die Arbeit des andern.» Auch Rektor Urs Saxer ist von den Bauarbeiten auf den Dächern seiner Schule begeistert. «Für die Schüler ist es toll, in einem solch schönen Gebäude ein und aus zu gehen», so Saxer.



Christian Gnädinger (links) und Mark Lenhard mit der Wetterfahne.
Bild Selwyn Hoffmann

#Allgemeines

25. Juli 2012 | Wenn sich tout Schaffhouse zur Musik verneigt

Schaffhauser Nachrichten, Region
Mark Gasser

Die Tanzbewegungen der Ballbesucher auf dem Munot erinnern einen an Kostümfilme, in denen die Adligen noch unter sich sind. Der Anstrich des Höfischen haftet dem Tanz an den Munotbällen auch heute noch an. Er ging nie ganz verloren, obwohl der Tanz, die Quadrille, seit Mitte des 19. Jahrhunderts an bürgerlichen Festen getanzt wurde. So kam der Tanz 1876 wohl auch auf den Munot.
Knickser der Damen, leichte Verneigungen der Herren wechseln sich ab mit 180-Grad-Drehungen, Promenaden und dem Wechsel der Partnerin an der Hand. Dabei gilt es stets, während der fünf Schrittfolgen oder Touren Haltung zu bewahren. Auch Hüftsteife sind hier nicht benachteiligt, mag man sagen: Der Hüftschwung ist der Quadrille ebenso fremd wie die Pirouette. Es gibt auch keine hüpfenden, sich verwirklichenden Solo-Dominatoren der Tanzfläche. Doch Rhythmusgefühl ist trotzdem unabdingbar, denn wer aus dem Takt fällt, der hat es nachher schwer, in der Gruppenformation mitzuhalten, ohne den andern auf die Füsse zu treten. «Es gibt Leute, die einfach etwas hin- und herlaufen. Ich bemühe mich und habe das Gefühl, ich könne im Takt die Schritte auch ausführen. Ausserdem soll es etwas elegant aussehen, etwa bei den Verneigungen. Und galant muss man als Mann sein beim Führen der Damen», erklärt Peter Uehlinger, der Vizepräsident des Munotvereins. Bereits als Kantonsschüler und aktiver Scaphusianer musste er jeweils an Samstagen im Sommer für die Munotbälle einen «Besen» – was im Verbindungsjargon eine Begleiterin bedeutet – organisieren. «Das verursachte schon etwas Aufregung. Aber mir machten die Bälle immer sehr viel Spass.» Einige wenige hätten sich gedrückt. Die Scaphusianer haben eine besondere Rolle: Sie müssen nach der dritten Tour die Paare abzählen und in zwei Gruppen einteilen.

**«Üebe dihaam i de Stube»**
Die Quadrille, auch Française genannt, wird an d en Munotbällen seit über 100 Jahren jeweils zweimal pro Abend zelebriert. Die Paare stehen sich in Reihen gegenüber und tanzen miteinander festgelegte Schrittfolgen, sogenannte Touren. Die Quadrille, der Munot und der Munotverein sind eng miteinander verbunden. Am 30. Oktober 1839 wurde der renovierte Munot mit einem grossen Fest wieder eingeweiht. An diesem Tag wurde auch der Munotverein gegründet. Hauptanlässe des Vereins sind in den Sommermonaten jeweils am Samstagabend die bekannten Munotbälle und eben: die Quadrille mit live gespielter Angot-Melodie oder Schützen-Quadrille von Strauss. Der Gesellschaftstanz wurde im 17. Jahrhundert in Frankreich und England erstmals erwähnt. Er gliedert sich heute in der Schaffhauser Version in fünf Touren mit Elementen wie «tour de main» oder «chaîne des dames» und dauert etwa 20 Minuten. Wenn die Elemente des Tanzes in einem der Kurse einmal erlernt sind, heisst es: «Üebe dihaam i de Stube», so Uehlinger. Etwas knifflig sei dann noch der Ablauf der Touren. Zur Hilfe verteilt der Munotverein gelbe Merkblätter. Der Munotverein brachte immer wieder neue Elemente und Kontrastprogramme zum Ball hervor, wie den Munot-Silvester, das Kino-Open-Air oder die Munot-Disco. Standfest im Programm verharrten indes die Munotbälle und die Quadrille. «Die Quadrille kann man nicht modernisieren. Dann wäre sie ja weder Fisch noch Vogel», sagt Uehlinger. Auch wenn er wollte, hätte der Munotverein keinen Grund zur Änderung: Jährlich tanzten Hunderte von Leuten die Quadrille. Auch die Kurse seien gut besucht.

**«Es läuft zu wenig», fand der Lehrer**
Doch ganz ohne Schaffhauser Modifikationen ist der Tanz nicht geblieben: In den 1920er-Jahren fand der Turnlehrer Emil Wechsler, «es laufe zu wenig» und es fehle dem Tanz der Schwung, erklärt Uehlinger. Kurzerhand erfand Wechsler die fünfte Tour dazu, den Galopp, nach dessen Ausführung am Schluss alle paarweise um die Zinne laufen. Bevor Ende Juni die Munotballsaison startet, wird die obligate Quadrille während dreier Kursabende vermittelt oder aufgefrischt. Beim ersten Kurs kämen in der Regel bis zu 100 Teilnehmer, um sich die beiden ersten Touren anzueignen, sagt die langjährige Tanzmeisterin Annekäthi Bührer. Die weiteren beiden Kursabende besuchten bis zu 300 Personen – die meisten davon «Wiederholungstäter». Während die Quadrille seit Langem keine Änderungen erfuhr, war die strenge Kleiderordnung immer wieder umstritten (siehe Kasten unten). Doch der Tanz ist auch heute noch ungefähr so robust in der bürgerlichen Zunftstadt Schaffhausen verankert wie die stadteigene Festung. Heute wird nicht mehr streng jeder Gast an den Munotbällen kontrolliert wie früher. «Einst musste man eine Unterschrift eines Vorstandsmitglieds als Empfehlung vorweisen, um überhaupt in den Verein eintreten zu können», weiss Uehlinger. Heute könne jeder Mitglied werden oder die Munotbälle besuchen, egal ob Stadtschaffhauser oder nicht. Viele Exilschaffhauser blieben aus Nostalgie oder Solidarität zur Heimat dem Verein treu. Dieser hat heute rund 4500 Mitglieder. «Wer einmal Mitglied ist, tritt nicht aus, sondern bleibt meist ein Leben lang Mitglied», sagt Uehlinger.



Bild: Selwyn Hoffmann


**Krawatten und Kittel
Munotball als Angriffsfläche für Diskussionen um den Dresscode – und der «munotgemäss festliche Chic»**

Es gab immer wieder Zeiten, da war nicht die Quadrille selber, sondern die steife Kleiderordnung auf dem Munot während der Bälle Anstoss für hitzige Diskussionen. Zu Beginn der 1970er-Jahre war im Zuge der Flower-Power-Bewegung das gesellschaftliche Fundament gelegt für einen handfesten «Krawattenstreit». Einige Mitglieder und Gäste der Munotbälle wollten sich mit der Tatsache nicht mehr abfinden, dass dieses Symbol für Spiessbürgertum den Ballabend begleitete. So ereiferte sich 1971 der Kolumnist Reinhard Nowak in den SN: «In einer Zeit, in der ‹Langhaarige› endlich nicht mehr pauschal als ‹asozial› bezeichnet werden, in der man (gottlob) öffentlich über die Pille und andere vor fünf Jahren noch ‹unmögliche› Dinge diskutieren kann, in diesem Zeitalter der Evolution schwingt sich die Leitung eines reinen Amüsementbetriebes (…) zum Sittenrichter empor.» Denn die Mode sei nun einmal kein Gradmesser dafür, was als «anständig» gelte, «und schon gar nicht das ganz und gar veraltete Statussymbol einer früheren elitären Gesellschaftsklasse, die Krawatte». Sogar im Stadttheater könne man im Rollkragenpullover erscheinen. Explizit distanzierte sich der Munotverein damals von einer erstmaligen Hot-Pants-Prämierung am Unterstadtfest, indem er im Kleingedruckten dem Gebot «Herren mit Kittel und Krawatte» nachschob, dass die Damen «bitte nicht in Hot Pants» zu erscheinen hätten. Was ohnehin unpraktisch wäre: Wie hätten da die Damen bei der letzten Tour, dem «Galopp», die Röcke raffen und losrennen können?
Erst um die Jahrtausendwende fiel die Krawattenpflicht, wenige Jahre nach der Lockerung der Kittelpflicht. Der Kittel war während der 1980er-Jahre ein Politikum. So machte sich ein verärgerter Mann in den SN Luft: «Wo bleibt da die Gleichberechtigung? Wer garantiert denn uns, dass in 100 Jahren nicht die Herren einmal mit schulterfreien Hemden zum Tanz gehen? Immerhin kleidete sich das männliche Geschlecht auch schon mit Seidenstrümpfen, Stöckelschuhen und gepuderten Perücken. Wieso verteidigt der Munotverein derart verbissen eine im Laufe der Geschichte gesehen kurzlebige Mode wie ein Stammesritual?» Dem Herrn war nach einer heissen Sommernacht und einer expliziten Aufforderung an die Männer, ihren Kittel wieder anzuziehen, der Kragen geplatzt. Diese Kleiderdebatten und die Tradition des Munotballs dürften nicht mit jener des Tanzes verwechselt werden, meint Vizepräsident Peter Uehlinger. Auch heute schreibt der Munotverein eine «munotgemäss festliche» Kleiderordnung vor. Um abgewiesen zu werden, muss der Herr aber schon gröber danebengreifen. Vereinspräsident Urs Saxer musste den Dresscode 2006 einmal notgedrungen genauer definieren, nachdem Vereinzelte die Munotbälle in kurzen Hosen oder T-Shirt besucht hatten. Um den Bällen die spezielle Ambiance zu verleihen und aus Achtung vor den übrigen Gästen erwarte man zumindest «Smart», «Business Casual» (Krawatte nicht zwingend) oder gar Abendgarderobe. Da hatte man es früher dank Krawatten- und Kittelobligatorium bei der Prüfung einfacher. (M. G.)



Kurs absolviert, Kittel und Krawatte an: Gerüstet für den Munotball.
Bild: zvg


**Der Kurs: Die Quadrille im Schnelldurchlauf**

**SN-Kursangebot** Die SN bieten einen zweistündigen Einführungskurs mit Tanzmeisterin Annekäthi Bührer und Livemusik an. Dabei werden im Sinne eines Schnupperkurses nur einzelne Elemente der Quadrille erlernt. Nur paarweise! Datum: 17. August von 19 bis 21 Uhr auf der Munotzinne, nur bei guter Witterung (Tel. 1600 gibt am 17. 8. Auskunft). Anmeldung: verlag@shn.ch oder Tel. 052 633 33 19.
**Quadrille-Kurse** Seit 1941 wird jedes Jahr auf dem Munot im Juni an drei Abenden ein Kurs angeboten, damit Interessierte den Tanz erlernen können. Am ersten Kursabend werden jeweils die ersten zwei Touren vorgestellt und eingeübt. An den weiteren beiden Abenden wird nachgeholt und Neues gelernt.



Bild: Selwyn Hoffmann


**Quadrille Die fünf wichtigsten Tipps**
**Keinen Korb geben** Den «14 Punkten des Munot-Vereins» von Karl Jezler (Munotvater von 1902 bis 1939) ist zur Quadrille zu entnehmen: «Die Damen kennen ihre Pflicht, Körbe geben gibt’s beim Munotvölklein nicht.» Das gilt noch heute, jedoch besuchen heute die Gäste meist paarweise die Munotbälle.
**Nicht promenieren** Weiter mahnt Jezler: «Wenn man tanzt, sollst Du nicht promenieren, sonst würdest Du die Tanzenden genieren.»
**Nicht stürmisch** Und: «Die Française tanze rein und fein, der Ringelreihen soll nicht stürmisch sein.»
**Kleiderordnung** Die Besucher des Munotballs haben sich «munotgemäss festlich» zu kleiden. Was das heisst, erklären wir im unteren Textkasten.
**Keine Retouchen** Stets hat der Munotverein gemäss einem GV-Beschluss aus dem Jahr 1916 darauf zu achten, «dass im Rahmen des Anstandes getanzt wird nach der Tanzordnung». Die Munot-Française solle überdies nicht durch Auftritte von Solotänzern verunstaltet werden und «ohne jede neuzeitliche Retouche» (1928) der Gegenwart erhalten bleiben.

#Allgemeines

19. Juli 2012 | Ferienjobs sind nicht leicht zu finden

Schaffhauser Nachrichten, Region
Tanja Bircher

Mit dem Wort Ferien assoziiert man Nichtstun, schlafen, ausgehen, reisen und relaxen – aber sicher nicht arbeiten. Dennoch tun dies viele Schüler und Studierende, um ihr Erspartes aufzustocken oder eben um sich anschliessend einige der oben erwähnten Aktivitäten leisten zu können. Bojana Milosevic ist eine von ihnen. Sie arbeitet während vier Wochen bei der Brauerei Falken. «Meine Hauptaufgabe ist es, das Leergut zu sortieren», sagt die 19-jährige Schaffhauserin. Der Tag beginnt um 6.45 Uhr und dauert bis um halb fünf. «Während der ersten Tage hatte ich Muskelkater», gibt Milosevic zu. Es sei harte Arbeit. Das Leergut kommt am Morgen an, «alles durcheinander», sagt sie. Sie sortiert dann die richtigen Flaschen in die richtigen Harasse. Wenn ein Harass voll ist, kommt er auf eine Palette, und wenn diese voll ist, wird sie mit der sogenannten Ameise nach draussen transportiert. «Mein tägliches Highlight ist, wenn ich eine Palette gefüllt habe und sie rausbringen kann», sagt Milosevic und lacht. Bei diesem Job freue man sich über Kleinigkeiten, die einem im Alltag gar nicht auffallen würden.

**Für Reisen und Konto**
Bojana Milosevic hat bereits letztes Jahr bei der Brauerei Falken einen Ferienjob angenommen. «Es hat mir gefallen, und ich verdiene gut», sagt sie: 20 Franken pro Stunde und das während vier Wochen. «Ich komme etwa auf 3000 Franken.» Vor Kurzem hat Milosevic die Matura abgeschlossen und will sich jetzt «ein bisschen etwas dazuverdienen – für eine Reise und das Sparkonto.» Im September beginnt sie mit dem Publizistik-Studium. Milosevic empfindet die Arbeit im Lager als willkommene Abwechslung. «Es ist mal etwas anderes, als immer über den Büchern zu grübeln», sagt sie. Jeden Morgen früh aufzustehen und den ganzen Tag auf den Beinen zu sein, sei allerdings gewöhnungsbedürftig.

**Absagen von allen Seiten**
Das gelte auch für die Umgangsformen der Männer. «Ich bin eine der wenigen Frauen im Lager und die Sprache unter den Jungs nicht gewöhnt», sagt sie. Von Respektlosigkeit will sie jedoch nichts wissen. Man behandle sie sehr anständig, es sei einfach ein anderes Klima. Milosevic hatte sich an verschiedenen Orten mit der Anfrage für einen Ferienjob gemeldet. Doch es hagelte Absagen. Restaurants suchen nur Serviceangestellte mit Erfahrung. «Aber wie soll man Erfahrung sammeln, wenn man nirgends eine Chance bekommt?» McDonalds bietet keine Ferienjobs an, Manor auch nicht, die Post und viele andere Firmen nur vereinzelt (siehe Kasten).


**Rarität: Wenige Firmen bieten Schülern und Studenten die Möglichkeit, in den Ferien zu arbeiten**

**Migros** «In diesem Sommer haben wir in Schaffhausen die spezielle Situation, dass die Filiale in der Vorstadt während der Sommermonate zwecks Umbau geschlossen ist. Die Mitarbeitenden arbeiten zu einem wesentlichen Teil in den weiteren Filialen der Region, wodurch wir in diesem Sommer ausnahmsweise keine Ferienjobs vergeben können», sagt Andreas Bühler, Leiter Kommunikation, Kulturprozent und Sponsoring.
**Coop** «Coop bietet auf Anfrage immer wieder Ferienjobs an. Das Angebot ist abhängig von Kapazitätsengpässen und kurzfristigen Ausfällen. Offiziell ausgeschriebene Stellen für die Sommerferien gibt es keine. Die Anfragen der Jobsuchenden werden individuell und situativ behandelt. Die Jobs richten sich in erster Linie an Schüler und Studenten mit einem Mindestalter von 15 Jahren. Weitere Voraussetzungen sind, engagiert, zuverlässig und flexibel zu sein. Bei den Ferienjobs handelt es sich vor allem um Arbeiten in der Verkaufsstelle (Regale auffüllen, Bedienung an der Kasse bei Einsätzen von mindestens drei Wochen) oder in der Logistik (Kommissionierung). In der Verkaufsstelle am Fronwagplatz in Schaffhausen arbeiten diesen Sommer mehrere Aushilfskräfte», so Markus Brunner, stellvertretender Leiter PR und Sponsoring Ostschweiz.
**Georg Fischer** «Am Standort Schaffhausen bieten wir nur sehr vereinzelt Ferienjobs an. Diese werden normalerweise ausschliesslich an die Kinder von Mitarbeitenden vergeben. Die Arten der Arbeiten sind unterschiedlich, das hängt vom Interesse des Schülers, aber auch vom Arbeitsanfall in einzelnen Abteilungen ab», sagt Beat Römer, Leiter Externe Kommunikation.
**Post** «Wir bieten nur vereinzelt Ferienjobs an. Das hat mit der Automatisierung und Spezialisierung in vielen Bereichen zu tun. Um die Schüler einzuarbeiten, reicht die Zeit meist nicht. Ausserdem ist im Sommer das Volumen der Zustellung und Sortierung sehr tief», so Mediensprecher Bernhard Bürki. (tab)

#Allgemeines

18. Juli 2012 | «Weidling- sharing»

Schaffhauser Nachrichten, Region
(ek)

Die Jungsozialisten führen ihren Wahlkampf für den Kantonsrat und den Grossen Stadtrat auf dem Rhein. Zuerst starteten sie in der Stadt Schaffhausen eine Volksmotion zum Thema «Weidling- sharing». Mit dieser fordern sie den Stadtrat auf, der Bevölkerung zwei Weidlinge ohne Motor zur Verfügung zu stellen, ebenso soll er einen Einführungskurs anbieten, in dem man das Stacheln lernen kann. So sollen auch Personen in den Genuss des Weidlingfahrens kommen, die wegen der langen Warteliste keine Chancen haben, einen Weidlingspfahl zu mieten. Im Vorgriff auf den geforderten Einführungskurs luden die Jusos am letzten Sonntag zur Weidlingsfahrt auf dem Rhein ein. Leider blieben sie dabei praktisch unter sich. Obs wohl am Wetter lag? Am nächsten Sonntag wollen sie es aber noch einmal probieren.

#Allgemeines

11. Juli 2012 | Unterstechen und Breitgeben für Einsteiger

Schaffhauser Nachrichten, Region
von Robin Blanck

Schnell und bequem oder schweisstreibend und langsam? Markus Baumer, Präsident der Pontoniere Schaffhausen, muss nicht lang überlegen. Er zieht den Stachelweidling dem Motorboot vor. Und damit ist er in Schaffhausen nicht allein, denn das Stacheln gehört seit Langem zum Kanon der typischen Schaffhauser Freizeitbeschäftigungen.
Technisch tönt es simpel: Der Weidlingsfahrer steht an der hinteren landseitigen Bordwand in Fahrtrichtung, der vordere Fuss zielt nach vorn, der hintere steht quer zur Fahrtrichtung. Der Fahrer drückt den Stachel mit beiden Händen in den Grund und bewegt den Weidling damit gegen die Strömung rheinaufwärts. Im besten Fall, so wie jetzt bei Markus Baumer, sieht das Ganze leicht aus. Baumer verlagert das Gewicht auf den Vorderfuss, hebt den Stachel hoch, bis der Arm ausgestreckt ist, der Eisenfuss des Stachels kommt im kiesigen Grund auf. Baumer drückt und verlagert das Gewicht auf den hinteren Fuss. Der Weidling gleitet rheinaufwärts. So einfach geht das, wenn man schon seit 26 Jahren stachelt und seit früher Kindheit mit dem «Geschirr», Stachel und Ruder, vertraut ist. Fehlt dieser Vorsprung, ist es etwas komplizierter.

**Vorsicht mit dem Drehpunkt**
«Man muss sich damit abfinden», sagt Markus Baumer und holt Luft, «dass das Schiff immer das Gegenteil von dem tut, was man hinten mit dem Stachel macht.» Das heisst: Drückt man mit dem Stachel den Weidling hinten vom Ufer weg («breit stossen»), dreht der Spitz gegen das Ufer. Zieht man das Heck mit dem Stachel Richtung Land («unterstechen»), bewegt sich der Bug Richtung Flussmitte. Dieses Verhalten ist nur ein scheinbares Paradox beim Weidlingsfahren. Daneben gibt es echte Paradoxe, etwa dass Menschen in Zeiten von Internet, bemannter Raumfahrt und rund hundert Jahre nach Erfindung des Aussenbordmotors noch immer ein Wassergefährt, dessen Form im Wesentlichen seit mehreren Hundert Jahren unverändert ist, mit Muskelkraft bewegen. Freiwillig. «Man erlebt den Rhein nur so richtig, wenn man von Hand unterwegs ist», sagt Baumer zwischen den einzelnen Stössen. Tatsächlich gibt es mehr Venedig bei uns als sonst wo. Der Ausflug mit dem Weidling hat seinen festen Platz im gesellschaftlichen Leben, der Weidling ist so etwas wie die Segelyacht der Schaffhauser, nur einfach in rustikaler, naturnaher Ausführung und weit weg von Protzigkeit. Die Warteliste für einen der begehrten Weidlingspfosten zählt inzwischen rund 600 Personen, nur gerade drei Wechsel pro Jahr gibt es. Man rechne. Nichts illustriert die Beliebtheit des Weidlingsfahrens besser als das.

**Nicht schlappmachen**
Und nichts illustriert den Umstand, dass Stacheln anstrengend ist, besser als die Schweisstropfen, die jetzt von Baumers Stirn fallen. «Das Schwierigste ist, mit möglichst wenig Kraft in einer Linie rheinaufwärtszukommen», sagt er, der seit 26 Jahren bei den Pontonieren ist, und fügt nach einem Atemzug an: «Und man sollte nicht nach 200 Metern schlappmachen.» Baumer macht nicht schlapp und stachelt schon mal bis nach Stein am Rhein. Baumer: Der Name passt zum Träger, der gegen 1,90 gross und die Art Freund ist, die man braucht, wenn bei einer Reifenpanne der Wagenheber streikt. Jahrelanges Training bei den Pontonieren und im Kanu-Club haben ihm die Postur eines Schwingers verliehen. Nicht jeder Stachler sieht so aus, aber etwas Kondition muss schon sein: Ein Weidling wiegt – Tannenholz hin oder her – gut und gern gegen 300 Kilo. Dazu kommt die Zuladung – all jene Familienangehörigen, Freunde und Bekannten, die gern eine ruhige Fahrt auf dem Rhein geniessen. Und das alles muss dann gegen die Rheinströmung flussaufwärts gedrückt werden. Bevor es so weit ist, muss der Neuling aber erst das Geradeausfahren beherrschen, dann kommen Kurven mit Unterstechen und Breitgeben hinzu. Beim Stacheln kommt es auch auf das Gleichgewicht an: Für das Unterstechen muss man sich etwas über die Bordwand hinauslehnen, was den kiellosen Weidling sofort in eine leichte Schräglage bringt. Stachler müssen das ausbalancieren können, sonst muss der Anfänger mit einer Abkühlung rechnen – er wäre nicht der Erste, dem es so ergeht, und schon gar nicht der Erste, der sich in Schaffhausen zu weit hinausgelehnt hat. «Möglichst wenig korrigieren», rät Baumer und tunkt den Griff des Stachels kurz ins Wasser, und das ist jetzt nur ein kleineres Paradox: Die Hand am Griff rutscht weniger, wenn dieser von Zeit zu Zeit nass gemacht wird. Aber aufgepasst, es gibt noch mehr zu beachten, denn Stacheln ist auch der Mittelweg zwischen Nähe und Distanz: Gerät man mit dem Weidling zu weit vom Ufer weg, ist der Flussgrund mit dem Stachel nicht mehr zu erreichen. Kommt man dem Land oder den an den im Rhein an Pfosten hängenden Booten zu nah, droht ein Zusammenstoss. Das überrascht die Fahrgäste mit einem heftigen Ruck und beschert dem Stachler einen mühsamen Neustart. Die Grundregel: die Extreme meiden, nicht zu hoch hinauswollen, in Ufernähe und im Gleichgewicht bleiben. Klar, das passt den Schaffhausern schon.

**Anerkennung nicht unwichtig**
Wenn es trotzdem zu einem der erwähnten Unfälle kommt, ist der Reputationsschaden für den Stachler angerichtet, und Anerkennung spielt halt auch eine nicht zu unterschätzende Rolle: «Es ist ein schönes Gefühl, wenn man oben ankommt», sagt Baumer. Mit oben meint er den Schaaren, das meistbesuchte Ziel der Weidlingsfahrer. Mit «ein schönes Gefühl» meint er die Genugtuung, die die Stachler empfinden, wenn sie die Herausforderung gemeistert haben – und das vor dem mitgeführten und dem fremden Publikum. Angesichts dessen erstaunt es wenig, dass vor allem Männer am Stachel stehen und sich zuweilen Testosteron und jahrtausendealte Instinkte bemerkbar machen: Es geht zwar nicht ums Tempo, und drängelndes Aufschliessen zu einem vorausfahrenden Weidling ist verpönt. Aber wer will denn schon nicht eine gute Figur machen, wenn Damen zugegen sind, die nichts zu tun haben, als durch ihre Sonnenbrillen zu schauen? Für Fortgeschrittene nur so viel: Die ultimative Demütigung besteht darin, einen anderen Weidlingsfahrer bei hohem Wasserstand (je tiefer das Wasser, desto anstrengender das Stacheln!) aussen an den Weidlingspfosten zu überholen. Wichtig: Sehr ungünstig ist es allerdings, wenn einen nach dem frechen Überholmanöver die Kräfte verlassen und man dem Überholten wieder Platz zum Vorbeiziehen lassen muss. Also: klug abwägen, Grundregel beachten.

**Frauen am Stachel**
Es geht aber natürlich auch anders, etwa wenn die Damen das Stacheln übernehmen, was man vermehrt beobachten kann. Selbst wenn es noch keine weiblichen Mitglieder bei den Pontonieren Schaffhausen gibt, in anderen Sektionen sind die Frauen mit dabei, und Baumer findet das begrüssenswert. «Frauen haben weniger Kraft und müssen daher technisch versiert sein, um rheinaufwärtszukommen», sagt er anerkennend. Und wer als Mann mentale Stärke beweisen will, kann sich einmal von einer Frau aufwärtsstacheln lassen und sich den hämischen Blicken und freundlichen Zurufen (sehr beliebt: «Lueg emol, dä fuul Siech!» oder «Etz mue si au no stachle!») aussetzen. Ein Erfolg stellt sich erst nach vielen Wiederholungen ein, «üben, üben, üben», wie Markus Baumer jetzt, da er den Weidling in die Flussmitte gebracht hat, sagt. Dann zieht er das Ruder in den Riemen. «Schwieriger zu lernen als das Stacheln ist das Rudern», sagt er jetzt. Stacheln ist also nur der Anfang.


**Stacheln Schnupperkurs auf dem Rhein**

Die PontoniereDiessenhofen laden SN-Leserinnen und -Leser zu einem Schnupperkurs im Stacheln ein – und das trotz den Vorbereitungsarbeiten zu ihrem Rheinfest am 21./22. Juli.
Die Teilnehmer können das Training der Jungpontoniere verfolgen, bevor sie dann selber einige praktische Übungen (je nach Wasserstand) unter der Begleitung der Mitglieder der Pontoniere Diessenhofen ausführen dürfen. Bei einem anschliessenden kleinen Umtrunk kann man dann die ersten Erkenntnisse Revue passieren lassen.
Der Einblick in das Stacheln findet am Freitag, 13. Juli, von 19 bis 20.30 Uhr statt, dauert ca. 1½ Stunden und ist kostenlos. Die Teilnehmerzahl ist auf 20 Personen beschränkt. Vorgängige Anmeldung bis Freitag, 13. Juli, um 12 Uhr an verlag@shn.ch oder Telefon 052 633 33 19.


**Stacheln
Die fünf wichtigsten Tipps**

**Stellung** In Fahrtrichtung stehen und sich möglichst wenig verdrehen.
**Körpereinsatz** Nicht nur mit den Armen arbeiten, sondern beim Stacheln den ganzen Körper und die Beine einsetzen.
**Lenken** Vorausschauend fahren und Strömungen in die Routenwahl ein-planen. Möglichst wenig korrigieren.
**Stachel zurückholen** Beim Heben des Stachels das Blatt (leicht verbreiterter unterer Teil des Stachels) so in die Strömung bringen, dass der Stachel fast wie von selbst in die richtige Ausgangsposition für den nächsten Stoss kommt. Rhythmus Ein gleichmässiger
**Rhythmus** erleichtert das Verlagern des Gewichts vom vorderen auf den hinteren Fuss und wieder zurück. (rob)



Beim Stacheln muss man den ganzen Körper einsetzen, sonst macht man schnell schlapp: Markus Baumer, Präsident der Pontoniere Schaffhausen, zeigt das Stacheln mit einem Pontonierweidling aus Kunststoff und ohne Stachelbalken.
Bild Robin Blanck

#Allgemeines

10. Juli 2012 | Knabenmusik spielt in Ostfriesland

Schaffhauser Bock
Knabenmusik Schaffhausen
Am Donnerstagabend, 28. Juni, ist es endlich soweit: Die Knabenmusik Schaffhausen (KMS) reist mit 64 Blasorchestermitgliedern, der Tambourengruppe und einigen Vorstandsmitgliedern nordwärts nach Ostfriesland. Diese Konzert reise und vor allem die Teilnahme an den Internationalen Rasteder Musiktagen sind der Höhepunkt und das Ziel der intensiven Vorbereitungen der letzten Monate.
Nach einer zwölfstündigen Busfahrt erreichen wir Rastede, wo uns nach dem Frühstück gleich eine Rasenshow-Probe auf dem Turnierplatz erwartet. Am Nachmittag bestreitet die KMS mit anderen Musikvereinen den Seniorennachmittag. Ebenso dürfen wir Teil eines Unterhaltungsabends für die lokale Bevölkerung sein.

**Die Nervosität steigt**
Am Samstagmorgen steigt die Nervosität, denn die KMS nimmt am Konzertwettbewerb in der Kategorie Harmonieorchester Mittel-/Oberstufe mit den Kompositionen «Seagate Overture» und «Ross Roy» teil. Dirigent Bruno Schmid ist mit den Vorträgen sehr zufrieden. Wir sind gespannt auf die Siegerehrung vom Sonntag.
Während des Wochenendes finden nebst dem Konzertwettbewerb eine Marsch- und Standspielbewertung sowie eine Showbewertung statt, wo sich 60 Vereine aus sieben Nationen in verschiedenen Stärkeklassen messen. Für die KMS-Mitglieder ist es sehr interessant, diese Wettbewerbe zu verfolgen.
Am Samstagabend darf die KMS auf dem grossen Reit-Turnierplatz vor voller Tribüne die eigens dafür einstudierte Showeinlage präsentieren. Das Publikum ist natürlich speziell begeistert von den Alphornklängen. Alsdann folgt der Aufmarsch sämtlicher Vereine zum gemeinsamen Vortrag der Europahymne und dem Feuerwerk, das besonders beeindruckt.

**Auf dem dritten Rang**
Am Sonntag findet das Finale der Showbewertung «European Open Championship» auf dem Turnierplatz statt, wo die KMS nochmals ihre Showeinlage präsentieren darf. Nach wiederholtem Aufmarsch aller Vereine mit gemeinsamem Spiel der Europahymne folgt die mit Spannung erwartete Siegerehrung. Die KMS erreicht mit 75,4 Punkten den dritten Rang und erhält als zusätzliche Auszeichnung die Silbermedaille, was natürlich alle restlos begeistert. Noch am gleichen Abend fahren wir nach Aurich, wo wir während der nächsten Woche in der Jugendherberge stationiert sind. Am Montag erkunden wir die Leuchttürme der Region. Danach steht ein Feierabendkonzert auf dem grossen Marktplatz in Aurich auf dem Programm, das viele Zuschauer anlockt.

**Tournee durch Ostfriesland**
Am Dienstag- und Mittwochmorgen wagen wir uns in zwei Gruppen auf den Ems-Jade-Kanal, für eine Paddelfahrt. Nach einer Einführung steigen wir mit gemischten Gefühlen in die bereitgestellten Kanus. Allzu weit kommen wir nicht, denn die Fahrt wird eine feucht-fröhliche Angelegenheit und wir kehren alle klatschnass zurück. Am Nachmittag fahren wir nach Papenburg zur Besichtigung der bekannten Meyer Werft, wo die grössten Kreuzfahrtschiffe hergestellt werden. Dabei kommt mancher nicht aus dem Staunen heraus. Im Anschluss dürfen wir in der Innenstadt von Papenburg ein Platzkonzert geben für die Bevölkerung, die hell begeistert ist.
Am Mittwoch besuchen wir das bekannte und verträumte Städtchen Greetsiel auf dem Weg in die Hafenstadt Emden. Dort begeben wir uns auf eine Hafenrundfahrt, bevor wir in der Musikschule Emden herzlich empfangen werden. Auf einer Openair-Bühne im Hof der Musikschule konzertiert das Blasorchester zum letzten Mal auf dieser Reise. Der Tambourengruppe unter der Leitung von Christian Ramò gelingt es besonders, das zahlreich erschienene Publikum in ihren Bann zu ziehen, welches nach zwei Zugaben das gesamte Konzert mit einer Standing Ovation würdigt.
Am Donnerstag ist ein Ausflug auf die ostfriesische Insel Langeoog geplant, wo wir uns beim Baden, Sonnen, Spielen und Velofahren vergnügen. Damit geht die von Birgitta Wehrli hervorragend organisierte Reise zu Ende. Allen Beteiligten wird diese Reise nicht nur durch die vielen musikalischen Highlights, sondern auch durch eine tolle Kameradschaft und unvergessliche Begegnungen in bester Erinnerung bleiben.



Die Knabenmusik Schaffhausen beim Showauftritt in Rastede.


Nun ist es offiziell: Der dritte Rang geht an die Knabenmusik Schaffhausen.


Besichtigung der ostfriesischen Leuchttürme.

Bilder: Werner Wehrli

#Allgemeines

6. Juli 2012 | Ziele, Familienglück und Karriere

Schaffhauser Nachrichten, Stadt Schaffhausen
Erwin Künzi

Alle, alle waren sie gekommen – Eltern, Geschwister, Verwandte, Freundinnen und Freunde, Lehrerinnen und Lehrer der Kantonsschule und, wie Regierungsrat Christian Amsler vermutete, auch einige «heimlich hereingeschlichene Verehrerinnen und Verehrer der Maturanden und Maturandinnen». Wie dem auch sei, in der mit Blumen und sechs Vertretern der Verbindung Scafusia in vollem Ornat geschmückten Kirche St. Johann war kaum ein Platz frei, als das Trompetenensemble der Kantonsschule die Feier eröffnete und Rektor Urs Saxer die Gäste begrüsste. «Wir haben mit euch auf dieses Ziel, eure Maturität, hingearbeitet, und wir möchten allen anderen, die euch auf diesem Weg begleitet haben, vor allem den Eltern, danken.» Das geschah auch, und zwar mit einem grossen Applaus.

**Gratulation zum Zwischenziel**
Das Ziel Matur griff auch Regierungsrat Christian Amsler in seiner Ansprache auf: «Sich im Leben Ziele zu setzen, ist die Basis jedes Erfolges. Wer keine Ziele hat, weiss nicht, was er will, und kann folglich nichts erreichen», meinte er. Jedes Ziel aber, das man erreiche, sei, wie jetzt die Matur auch, nur ein Zwischenziel. Zu diesem gratuliere er allen im Namen der Regierung. Die Maturrede wurde von Franziska Graf gehalten, deren Eltern aus Schaffhausen stammen, die aber in Lausanne aufwuchs und dort am Gymnase de Beaulieu 1994 mit der Matur abschloss. Heute ist sie Leiterin Marketing und Kommunikation bei der SSI Schäfer AG in Neunkirch. Neben 56 Maturanden konnten 89 Maturandinnen ihr Abschlusszeugnis in Empfang nehmen: Beim akademischen Nachwuchs sind die Frauen also in der Mehrheit. An sie wandte sich Graf in ihrer Rede. Kann man beziehungsweise frau Beruf und Familie überhaupt unter einen Hut bringen? Man kann, sagte sie dezidiert: «Geben Sie sich die Chance, sich gleichermassen einzubringen. Geben Sie sich die Chance, beides zu leben, wenn das Ihr Traum ist: Familie UND Beruf. Es gibt kein Richtig oder Falsch, wenn es von Herzen kommt», erklärte sie. (Die Rede von Franziska Graf ist auf Seite 20 in ganzer Länge abgedruckt.) Und dann war es endlich so weit: Klasse für Klasse kam auf die Bühne und nahm die Maturzeugnisse in Empfang, begleitet von Applaus. Der bewegendste Moment kam gegen das Ende der Feier: Eine Maturandin konnte ihr Zeugnis nicht entgegennehmen, weil sie im Spital liegt. Eine Mitschülerin aus ihrer Klasse ergriff das Mikrofon und wünschte ihr alles Gute, was die Anwesenden mit einem lang anhaltenden Applaus bekräftigten. Zwischen den Zeugnisübergaben demonstrierten diverse Kantonsschul-eigene Vokal- und Instrumentalensembles ihr Können. Nachdem Marion Thalmann für ihren Notenschnitt von 5,91 den Anerkennungspreis der Verbindung Munot für die beste Maturprüfung erhalten hatte, entliess Urs Saxer die Festgemeinde mit dem Hinweis auf das Kantifest vom 21. September zum Apéro.


**Abschluss 2012 Die Maturandinnen und Maturanden der Kantonsschule Schaffhausen**

*Profil M musisch/sprachlich*
Sanna Aellig, Dörflingen, beabsichtigte Ausbildung: Vermittlung von Kunst und Design; Armin Ajdarpasic, Schaffhausen, Englische Sprach- und Literaturwissenschaften; Marko Barbic, Schaffhausen, Produkt- und Industriedesign; Simona Belotti, Hemmental, Sekundarlehrerin; Florian Bolliger, Hemishofen, Musik; Elena Bolt, Neuhausen am Rheinfall, Psychologie; Ellen Brändle, Feuerthalen, Humanmedizin; Sibil Brassel, Stein am Rhein, noch nicht entschieden; Cynthia Brauchli, Wilchingen, Spanische Sprach- und Literaturwissenschaft; Réanne Cottens, Neunkirch, Rechtswissenschaften; Manuela de Ventura, Neunkirch, Soziale Arbeit; Susanne Dünner, Schaffhausen, Betriebswirtschaftslehre; Anna Eaton, Uhwiesen, Musik; André Eisele, Thayngen, Primarlehrer; Ramona Federer, Schaffhausen, Betriebswirtschaftslehre; Jonas Freitag, Neunkirch, Materialwissenschaft; Rebecca Furrer, Stetten, Sekundarlehrerin; Jonathan Gebrehgziabher, Schaffhausen, Infor- matik; Salome Gilg, Flurlingen, Rechtswissenschaften; Anne Gross, Schaffhausen, Rechtswissenschaften; Timon Happle, Schaffhausen, Sekundarlehrer; Mathias Hörnlimann, Schaffhausen Politikwissenschaften; Sarah Hübscher, Thayngen, Musik; Simona Hug, Buch, noch nicht entschieden; Jolanda Jakob, Beringen, Sekundarlehrerin; Blertë Kosumi, Schaff- hausen, Politikwissenschaften; Elena Lämmler, Schaffhausen, Geografie; Tim Lang, Uhwiesen, Kommunikation und Medienwissenschaft; Merima Licina, Neuhausen am Rheinfall, Geschichte; Martina Matic, Beringen, Sekundarlehrerin; Stjepan Muza, Schaffhausen, Geschichte; Sarah Neukomm, Schaffhausen, Rechtswissenschaften; Dominique Pfeuti, Löhningen, Physiotherapie; Sandra Raguz, Stein am Rhein, Slawische Sprach- und Literaturwissenschaften; Sabine Schäppi, Thayngen, Primarlehrerin; Linda Schlatter, Schaff-hausen, noch nicht entschieden; Julia Schmid, Schaffhausen, Humanmedizin; Jemima Schmidt, Schaffhausen, scuola teatro dimitri; Pascal Schneider, Schaffhausen, Aviatik (FH); Jetmira Serifi, Schaffhausen, Internationale Beziehungen; Aline Spleiss, Schaffhausen, Medien und Kunst, Vertiefung Fotografie; Jana Spörri, Siblingen, Primarlehrerin; Nicole Stamm, Schleitheim, Soziale Arbeit; Melanie Stocker, Neuhausen am Rheinfall, Humanmedizin; Moreno Tritto, Schaffhausen, Betriebswirtschaftslehre; Bettina Welti, Stetten, noch nicht entschieden; Simone Wullschleger, Schaffhausen, Theater-, Tanz- und Filmwissenschaft; Elif Yesilbag, Neuhausen am Rheinfall, Englische Sprach- und Literaturwissenschaften

*Profil N naturwissenschaftlich/mathematisch*
Vera Bachmann, Flurlingen, Hotellerie; Conny Bleuler, Hallau, Agronomie; Basil Bolt, Neuhausen am Rheinfall, Humanmedizin; Gaudenz Bösch, Beringen, Betriebswirtschaftslehre; Alice Brauchart, Schaffhausen, Bauingenieurwissenschaft; Katharina Brenig, Schaffhausen, Lebensmittelwissenschaften; Ulrich Brodowsky, Schaffhausen, Mathematik; Noah Bürgin, Schaffhausen, Kommunikation und Medienwissenschaft; Marion Busenhart, Lohn, Betriebswirtschaftslehre; Moritz Cavigelli, Stein am Rhein, Physik; Jithin Chellakudam, Schaffhausen, Humanmedizin; Annina Fahr, Stetten, Gesundheitswissenschaften und Technologie; Monika Falke, Neuhausen am Rheinfall, Humanmedizin; Daniel Frauenfelder, Schaffhausen, Humanmedizin; Pascal Frei, Feuerthalen, Maschinenwissenschaften; Coralie Friedli, Schaffhausen, Humanmedizin; Lukas Funke, Schaffhausen, Human-medizin; Casimir Fürer, Schaffhausen, Mathematik; Melanie Gut, Buch, Humanmedizin; Johanna Guttenson, Neuhausen am Rheinfall Biologie; Neno Halic, Schaffhausen, Betriebswirtschaftslehre; Rahel Haller, Schaffhausen, Physiotherapie; Daniel Häusermann, Schaffhausen, Chemie; Christian Heiduschke, Schaffhausen, Maschinenwissenschaften; Pirahash Karunakaran, Schaffhausen, Soziologie; Nico Klingler, Guntmadingen, Betriebswirtschaftslehre; Johanna Külling, Wilchingen, Humanmedizin; Slavisa Lazic, Schaffhausen, Betriebswirtschaftslehre; Svenja Leu, Schaffhausen, Humanmedizin; Nina Looser, Schaffhausen, Sekundarlehrerin; Katalin Maar, Schaffhausen, Rechtswissenschaften; Sandro Meyer, Neuhausen am Rheinfall, Humanmedizin; Helen Meyer, Schaffhausen, Maschinenwissenschaften; Bojana Milosevic, Schaffhausen, Kommunikation und Medienwissenschaft; Nina Moser, Neuhausen am Rheinfall, Humanmedizin; Alexander Mosler, Feuerthalen, Volkswirtschaftslehre; Janine Mühlebach, Neuhausen am Rheinfall, Sekundarlehrerin; Melani Müller, Thayngen, Primarlehrerin; Alexander Nakamura, Neunkirch, Informatik; Freddy Panakkal, Neuhausen am Rheinfall, Wirtschaftsinformatik; Joël Pfister, Stein am Rhein, Staatswissenschaften; Thomas Ritzmann, Wilchingen, Geografie; Ramona Ruh, Buch, Bauingenieurwissenschaft; Jasper Schabert, Schaffhausen, Politikwissenschaften; Lorenz Schmid, Basadingen, Geomatik und Planung; Noah Schumacher, Lohn, Chemie; Ahmet Sevik, Schaffhausen, Humanmedizin; Matthias Sidler, Wilchingen, Bauingenieurwissenschaft; Fabian Stelling, Feuerthalen, Maschinenwissenschaften; Michael Storrer, Thayngen, Sport- und Bewegungswissenschaften; Fabienne Tetzlaff, Hallau, Betriebsökonomie; Marion Thalmann, Beringen, Veterinärmedizin; Eric Vogelsanger, Beggingen, Agrarwissenschaften; Julian Vogelsanger, Beggingen, Maschinenwissenschaften; Vera von Burg, Lohn, Interdisziplinäre Naturwissenschaften; Manuela Wäckerlin, Gächlingen, Physiotherapie; Jacqueline Waldvogel, Stetten, Chemie; Debora Wanner, Beringen, Humanmedizin; Ralph Werner, Beggingen, Chemie; Chantale Widmer, Neuhausen am Rheinfall, Sekundarlehrerin; Felix Wohlgemuth, Neuhausen am Rheinfall, Betriebswirtschaftslehre; Sven Wyss, Neuhausen am Rheinfall, Sekundarlehrer; Markus Zimmermann, Trasadingen, Bauingenieurwissenschaft

*Profil S sprachlich/altsprachlich*
Eva Barbic, Schaffhausen, Künste, Gestaltung und Design; Noemi Baumgartner, Schaffhausen, Psychologie; Lara Bevilacqua, Neunkirch, Sekundarlehrerin; Jana Björnsen, Schlattingen, Geografie; Fabian Bollinger, Neuhausen am Rheinfall, Englische Sprach- und Literaturwissenschaften; Mia Dujmovic, Schaffhausen, Physiotherapie; Jasmin Feser, Buch, Betriebswirtschaftslehre; Bettina Gächter, Siblingen, Veterinärmedizin; Nicole Güntert, Schaffhausen, Psychologie; Michael Hürlimann, Schlatt, Betriebswirtschaftslehre; Anna Ioannidis, Schaffhausen, Humanmedizin; Isabelle Kaspari, Büttenhardt, Zahnmedizin; Anja Knuchel, Schaffhausen, Englische Sprach- und Literaturwissenschaften; Lorenz Kuhn, Schaffhausen, Maschinenwissenschaften; Judith Locher, Schaffhausen, Sozial- u. Kulturanthropologie/Ethnologie; Chiara Longhitano, Beringen, Physik; Valerie Lüddecke, Ramsen, Humanmedizin; Sonia Maliakal, Schaffhausen, Humanmedizin; Dario Muffler, Thayngen, Deutsche Sprach- und Literaturwissenschaften; Lisa Rütimann, Basadingen, Deutsche Sprach- und Literaturwissenschaften; Eric Schärrer, Thayngen, Visuelle Kommunikation; Isabelle Schneider, Schaffhausen, Humanmedizin; Alexandra Schneider, Schaffhausen, Rechtswissenschaften; Annebelle Smolders, Schaffhausen, Betriebswirtschaftslehre; Fabienne Spahn, Dachsen; Biologie; Lukas Stamm, Schaffhausen, Musik; Dominik Stauber, Hemmental, Physik; Alissia Steffenoni, Schaffhausen, Betriebswirtschaftslehre; Nicole Steiner, Neuhausen am Rheinfall, Gesundheitswissenschaften und Technologie; Fabienne Thöni, Schaffhausen, Deutsche Sprach- und Literaturwissenschaften; Levi Vogelsanger, Beggingen, Internationale Beziehungen; Michele Volpe, Schaffhausen, Physik; Sabrina Witzig, Uhwiesen, Kommunikation und Medienwissenschaft; Selina Zehnder, Oberhallau, Kommunikation und Medienwissenschaft


**«Finden Sie heraus, was Sie in Atem hält»**

*Maturfeier 2012 Rede von Franziska Graf, gehalten an der Maturfeier der Kantonsschule im St. Johannn.*

Liebe Eltern, liebe Lehrerinnen und Lehrer, liebe Gäste und natürlich … liebe Maturandinnen und Maturanden!
Ich möchte mich heute in erster Linie an Sie wenden. Es ist mir eine grosse Ehre, an diesem für Sie so schönen und wichtigen Tag, zu Ihnen zu sprechen. Etwas unsicher und ehrfürchtig stand ich vor der Aufgabe, für die heutige Feier Ihnen ein paar letzte Worte mit auf den Weg zu geben. Das ist eine grosse Verantwortung, deren Dimension mir erst im Zuge meiner Vorbereitung wirklich bewusst wurde. Was sagt man einem jungen Menschen, der stolz und voller Tatendrang dem Leben gegenübersteht und in eben dieses entlassen wird. Was hat man mir damals gesagt? Und in welchen Situationen habe ich mich darauf stützen können? Dazu kommt, ich stecke ja noch mittendrin, das heisst, ich kann mich nicht einmal auf mein hohes Alter berufen. Ich weiss, liebe Maturandinnen und Maturanden, dass ich versprochen habe, Sie nicht zu langweilen. Doch der Inhalt meiner heutigen Rede scheint etwas zu sein, das Sie – wie ich Ihrem Jahrbuch entnehmen konnte – offensichtlich berührt und worüber ich aus Erfahrung sprechen kann, trotz oder gerade wegen meines (relativ) jungen Alters. Und da Sie sich selbst als «intellektuell gebildet» beschreiben – auch das stammt aus Ihrem Jahrbuch – werden Sie, so hoffe ich, das eine oder andere für sich mitnehmen können. Ich begab mich also auf eine kleine Reise und – jetzt wird es romantisch, Frauen mögen das sehr – liess mein Leben wie einen Film Revue passieren. Ich hielt hin und wieder die Spule an, die Anfänge wurden ja noch nicht mit digitalen Full-HD-Kameras gedreht, und entnahm das, was ich mit Ihnen und, vor allem, in diesem Rahmen, mit gutem Gewissen teilen kann. Meine zwei jüngeren Schwestern und ich sind in Lausanne gross geworden. Da mein Vater als Monteur oft auf Reisen war und meine Schaffhauser Eltern als «Zugereiste» in der Suisse Romande nur ein begrenztes Netzwerk hatten (Kita-Plätze waren zu dieser Zeit noch nicht wirklich ein Thema), blieb meine Mutter bei uns zu Hause. Sie war immer da für uns und erst als ich acht war, begann sie wieder zu arbeiten. Hm, … «begann sie wieder zu arbeiten». Ich sehe viele von Ihnen, liebe Eltern und Lehrer, haben die Augenbrauen hochgezogen. Ist denn Putzen, Kochen, Einkaufen, Waschen, Erziehen, Trösten etwa keine Arbeit? Sollte es nicht heissen: gab sich der Doppelbelastung Familie und Beruf hin? Ich denke viele von Ihnen – liebe Eltern – kennen diese Situation, manchmal, weil es einfach nicht anders geht, manchmal, weil wir Frauen auch die Sehnsucht haben, uns selber durch unsere Karriere zu verwirklichen, weil wir das wertvoll und in schweisstreibender Arbeit Erlernte und Studierte nicht einfach so aufgeben wollen: Weil wir den Kopf wieder mit Dingen vollstopfen möchten, die nichts mit den zu oft belächelten Hausfrauenaufgaben zu tun haben. Sie sehen, worauf ich hinaus will. Müssen wir denn in der heutigen Zeit, in der wir leben, wirklich eine Wahl treffen? Muss der Job unter den Kindern leiden und vor allem: Müssen Kinder unter dem Job leiden? Wer trägt hier die Verantwortung? Die Mutter, der Vater, die Lehrer, die Arbeitgeber, die Politiker, die Religion oder das System? Wer bereitet die Frauen auf diese grosse Aufgabe vor? Und vor allem, wer bereitet die Männer darauf vor? Evolutionstheoretisch gesehen war anfänglich die Frage: Wer soll nun die Kinder gebären? Wir wollen hier jetzt gar nicht die Gründe aufrollen, warum es gerade die Frau traf. Fest steht, nun tut sich die Menschheit sichtlich schwer, diese Entscheidung rückgängig zu machen, und ganz ehrlich, wir Frauen würden diese Erfahrung nicht mehr missen wollen. Wir haben die Gewissheit: Die Entstehung eines Menschen hat sich nicht geändert, auch wenn wir uns oft für Superman und Superwoman halten und mit Gewalt in die Evolution eingreifen wollen. Manchmal denken wir, wir müssten uralt bewährte Abläufe, die einen tieferen, ja schon fast mystischen Sinn haben, neu entwerfen. Seit Jahrmillionen haben die vielen Unterschiede zwischen Mann und Frau auch die Arbeitsbereiche und Aufgabenteilung von Männlein und Weiblein gut abgesteckt. Haben wir nicht gerade die gleichen Bilder im Kopf? SIE sammelt Blaubeeren, und ER schleppt das Mammut zur Feuerstelle (heute würde man vielleicht eher sagen: SIE sammelt Schuhe, ER schleppt die Bierkästen zum Kühlschrank). Dieses System funktionierte mehr oder weniger gut bis zum Beginn der industriellen Revolution, als Man «n», hier als doppeldeutig aufzufassen, nicht mehr alles selber machen oder denken konnte und der Gesellschaftswandel in die Gänge kam. Da begannen sich diese Grenzen ganz automatisch zu verwischen, und Fragen kamen auf. Man, hier mit einem «n», begann sich literarisch, musikalisch, künstlerisch, philosophisch, psychologisch und gesellschaftlich mit diesem Thema auseinanderzusetzten. So sehr, dass sich auch die Politik über dieses neue Phänomen Gedanken machen musste und immer noch muss, und es auch zu Marketingzwecken gerne breitgetreten wird. Schon längst sind Schlagzeilen wie «Immer mehr Väter am Wickeltisch», «Erfolgsfaktor Familie», «Familienfreundlichkeit rechnet sich für alle» oder «Frauen verdienen gleiche Chancen im Beruf. Männer verdienen gleiche Chancen in der Familie» keine Seltenheit mehr und begleiten uns in unserem Alltag. Einige von Ihnen haben sich bereits in ihrer Maturaarbeit mit Geschlechterrollen beschäftigt – sei es mit der «Gleichberechtigung von Mann und Frau» oder dem «Einfluss von Kindertagesstätten auf die Schaffhauser Wirtschaft in Bezug auf die Arbeitsmöglichkeit der Eltern». Das Thema polarisiert und berührt seit Jahren, und wird es noch lange, wirft es doch so viele wichtige Fragen und Diskussionen auch in Bezug auf unsere Familienwerte und Traditionen auf. Aber wieso erzähle ich Ihnen das? Ein kleiner Abstecher in unsere nicht so entfernte Vergangenheit gibt einen Hinweis: Frauen wurden erst vor etwas mehr als 100 Jahren an Schweizer Universitäten zugelassen. Zuvor hatte man sich jahrzehntelang darüber gestritten, ob Mädchen, – und jetzt aufgepasst! – ob Mädchen von ihrer geistigen Leistungsfähigkeit und körperlichen Verfassung her überhaupt für ein Studium geeignet wären! Nun, liebe Maturandinnen und Maturanden, welch unglaublichen Weg sind wir seitdem gegangen! Es herrscht heute hier im St. Johann ein erhebliches Ungleichgewicht, das die ge- rade eben beschriebene Entwicklung bestätigt. 95 junge Frauen und 55 junge Männer feiern an diesem Tag ihren Abschluss. Das sind fast doppelt so viele Frauen wie Männer, und bedeutet: Wir haben auf dieser Ebene keine Ausreden mehr. Die Generationen vor Ihnen haben für Sie begonnen, den Weg zu ebnen, jetzt liegt es an Ihnen, den Weg weiter für Ihre Zukunft und Ihre Nachfolger auszubauen. 76 Prozent von Ihnen – das hat mir Herr Saxer verraten – werden direkt im Anschluss an die Matura an eine Uni gehen. Aus Ihrem Jahrbuch wurde ersichtlich, wie konkret doch die Zukunftspläne jedes Einzelnen hier sind, und ich war zutiefst beeindruckt, wie viele von Ihnen doch zum Beispiel Lehrer, Therapeutin, Arzt, Ferrari-Fahrer, Millionärsgattin oder König werden wollen. Doch speziell die Aussage einer jungen Frau stach für mich besonders hervor. Da stand: Spitzenanwältin ODER liebende Mutter. Schliesst denn das eine das andere aus?! Nur so viel kann und möchte ich Ihnen heute mitgeben: Liebe Maturandinnen und Maturanden, lassen Sie sich von niemandem einreden, dass Sie sich entscheiden müssen! Holen Sie sich die Bildung, die Ihre Grosseltern und Eltern vor Ihnen für Sie erkämpft und die Sie sich verdient haben. Geben Sie sich die Chance, sich gleichermassen einzubringen. Geben Sie sich die Chance, beides zu leben, wenn das Ihr Traum ist: Familie UND Beruf. Es gibt kein Richtig oder Falsch, wenn es von Herzen kommt. Machen Sie das, was Sie lieben, und glauben Sie fest daran. Würdigen Sie die Vorteile, die Ihnen das Leben, Ihre Umwelt und auch unsere Gesellschaft mitgibt. Hören Sie nie auf, sich für Dinge zu interessieren. Träumen Sie im grossen Stil, arbeiten Sie fleissig, lassen Sie nicht andere für Sie denken, entwickeln und beschützen Sie ihren moralischen Instinkt, und bilden Sie Ihren Charakter so weiter, dass Sie das Selbstbewusstsein auch dafür haben. Vergessen Sie nicht, Ihr Leben und andere zu lieben. Gehen Sie, erkunden Sie die Welt, und finden Sie das, was Sie in Atem hält. In der Familie, im Beruf oder in beidem. Als Maturajahrgang 2012 haben Sie sich «Harry Potter» als Motto für den letzten Schultag ausgesucht. Gerne möchte ich mit einem Zitat aus einem dieser Bücher schliessen. Da sagt der Schulleiter Dumbledore zu Harry: «Es sind unsere Entscheidungen, die zeigen, wer wir wirklich sind – viel mehr als unsere Fähigkeiten.» An dieser Stelle meine herzlichsten Glückwünsche zur bestandenen Maturaprüfung. Wir sind stolz auf Sie! Heute ist der Anfang, IHR Anfang. Vielen Dank!

#Allgemeines

4. Juli 2012 | Dem Paradies noch mehr Glanz verliehen

Schaffhauser Nachrichten, Regionale Wirtschaft
Hans Wicki

Der Renovationszyklus, dem das Klostergut Paradies in den letzten Jahren unterzogen wurde, ist beendet. Die gesamte Anlage, sie umfasst einschliesslich Umschwung etwa 75 Hektaren Fläche, gehört seit 1918 dem Schaffhauser Unternehmen Georg Fischer, das sie in eine Stiftung einbrachte. Seit 1974 nutzt der Konzern das Klostergut als Ausbildungszentrum, er hat es aber in den letzten Jahren zunehmend auch für Tagungen und Anlässe Auswärtiger zugänglich gemacht. Dazu wurden die Räumlichkeiten stetig erweitert und den Erfordernissen der heutigen Zeit angepasst, wozu Georg Fischer für Erneuerung und Unterhalt jährlich mehrere Hunderttausend Franken investierte.
Zum Schluss wurde das Refektorium vollständig modernisiert, wobei auch hier die Arbeiten unter dem gestrengen Auge des Denkmalschutzes erfolgten. Die umfangreichen Arbeiten dauerten von Mitte Dezember bis Ende Februar und machten aus dem vorher eher düsteren Saal einen lichtdurchfluteten Raum, nicht zuletzt weil die dunkle Decke ersetzt wurde durch eine weisse, in die ein ausgeklügeltes Beleuchtungssystem eingebaut wurde. Dank einer ausgefeilten Satellitenküche können bis zu 160 Gäste versorgt werden.

**Ideen eingebracht**
Als Gastgeberin waltet seit rund vier Jahren Dorothea Walder, die bereits in der Umbauphase ihre Kenntnisse als gelernte Hotelière einbringen konnte. Zu ihren Aufgaben gehört etwa die Versorgung von Kursteilnehmern von Georg Fischer, die immer etwa 70 Prozent der Belegung ausmachen. Mittlerweile scheint sich die Qualität der Tagungsräume und der Verpflegung herumgesprochen zu haben, denn allein letztes Jahr richtete sie die Räume her für etwa 1000 Seminare mit insgesamt etwa 10 000 Kursbesuchern. Zu einem Renner hat sich das Klostergut ausserdem für Hochzeiten und Bankette entwickelt. Allein dieses Jahr haben sich etwa 15 Paare angemeldet. Dabei können sie damit rechnen, dass sie mit ihren Gästen Garten und Refektorium für sich allein beanspruchen können. Sie habe sich, so die Gastgeberin, schon fast zu einer «Wedding-Planerin» entwickelt, wobei man ihr abnimmt, dass sie das Ambiente des Klosters mit der Umgebung zusammenzubringen versteht. Um auch späte Feiern zu ermöglichen, arbeitet Walder nach eigenen Angaben gut mit der Schaffhauser Hotellerie zusammen. Denn im Kloster gibt es keine Übernachtungsmöglichkeit. Die Idee zu einem ins Gelände eingepassten Hotel, die entsprungen war aus einer Diplomarbeit von Landschaftsarchitekten, leuchtet ihr zwar ein, hat ihrer Ansicht nach jedoch kaum Chancen, weiterverfolgt zu werden.

**Bis St. Gallen gefragt**
Ihr Hauptaugenmerk richtet die Gastgeberin auf die laufend eintreffenden Anfragen nach Terminen für Seminare und Anlässe. Im Kloster kann sie 13 Räume anbieten für Kleinstseminare und Veranstaltungen für weit über 160 Personen. Mittlerweile habe sich zum Knackpunkt entwickelt, wie viele Räume der Konzern für seine Tagungen beansprucht und wie viele ihr für andere Anlässe zur Verfügung stehen. Denn inzwischen liegen nicht nur Anfragen aus Zürich, sondern bereits aus St. Gallen vor. Das schreibt Walder dem Ambiente der klösterlichen Infrastruktur und der Umgebung zu. Sie habe es inzwischen geschafft, so Walder, den laufenden Betrieb in die schwarzen Zahlen zu bringen. Dabei stehen ihr fünf Personen (nicht alle Vollzeit) zur Seite. Für die Anlässe kann sie dann je nach Bedarf auf weitere zehn zurückgreifen, die sie auf Stundenbasis honoriert.