#Allgemeines

25. Juni 2012 | Und alles dreht sich im Tanzkreis

Schaffhauser Nachrichten
Alexander Joho

Schaffhausen Der Munotball ist ein Traditionsanlass – und das seit über 100 Jahren. Alte Hasen wie Heidi und Werner Siegrist, beide Lehrer (er pensioniert, sie in zwei Wochen), sind bereits als Kantonsschüler gerne vorbeigekommen. «Die Atmosphäre ist halt schon einzigartig, und der Munot bedeutet für mich auch ein Stück Heimat» erzählt mir Werner Leu. Zu den Neulingen an diesem Abend zählen Heinz Fischer und Irma Ackeret aus dem Zürcher Oberland, die erst seit drei Jahren regelmässig beim Munotball anzutreffen sind. «Wir waren früher auf die Volkstanzszene in Zürich fixiert, doch dann wurde es immer schwieriger und teurer, bis dann gar nichts mehr ging. Umso mehr freut es uns, jetzt hier beim Munotball mittanzen zu können.» Die beiden Saxofonisten Jürg Hiltenbrand und Felix Meisterhans haben über die Gage Stillschweigen vereinbart, für sie ist klar: «Die Ambiance allein entschädigt tausendfach. So was gibt es in der Schweiz nur an wenigen Orten.» Vom Rentnerdasein noch etwas weiter entfernt sind Dario Righes und Laura John, die zusammen mit ihren Freunden am Tisch den Altersdurchschnitt um einige Jahre nach unten drücken. «Meine Grossmutter hat mir davon erzählt, und nun kommen wir auch schon das fünfte oder sechste Mal hierher», erklärt mir Laura John. Am anderen Ende des Altersspektrums sind Jürg und Ursel Comminot anzusiedeln, beide seit bald 50 Jahren dabei. «Hier in Schaffhausen kennt uns jeder», sagt Jürg Comminot, der seit Jahren immer im selben Tanzoutfit am Ball auftaucht. Das schönste Lob erhält der Munotball von Silvia Germann aus dem Kanton Zürich, die zusammen mit Tanzpartner Boris Wismer aufgekreuzt ist: «Wir sind zum ersten Mal hier, und es gefällt uns super, nur ans Tanzen im Kreis muss ich mich noch gewöhnen.»



Der traditionelle Quadrille-Tanz nach neun Uhr abends stellte auch für die Scaphusianer einen Höhepunkt dar.



Kennen den Munotball bereits aus Kantizeiten: Heidi und Werner Siegrist.



Volkstanzknappheit in Zürich hat sie nach Schaffhausen geführt: Irma Ackeret und Heinz Fischer.



Seit bald 50 Jahren fester Bestandteil des Munotballs: Ursel und Jürg Comminot.



Sie wurde von der Grossmutter auf den Ball aufmerksam gemacht: Laura John mit Dario Righes.


Bei der tollen Ambiance ist die Gage zweitrangig: Jürg Hiltenbrand und Felix Meisterhans von der Nostalgie-Big-Band.



Das schönste Outfit an diesem Abend: Boris Wismer mit Tanzpartnerin Silvia Germann.

Bilder Selwyn Hoffmann

#Allgemeines

8. Juni 2012 | Die Wasserschlacht von Hogwarts

Schaffhauser Nachrichten, Region
Daniel Jung

Gestern Morgen wurden an der Kanti sonderbare Fächer unterrichtet: alte Runen, Verwandlung, Wahrsagerei und Geschichte der Zauberei. Doch kaum hatten diese von Schülern unterrichteten Lektionen begonnen, übernahmen dunkel gewandete «Todesser» die Schule.
Als Höhepunkt der letzten regulären Schulwoche der Maturandenklassen an der Kanti fand gestern der Maturstreich statt. Diesmal stand die Woche unter dem Motto «Harry Potter», und die Kanti verwandelte sich ins Zauberinternat Hogwarts. Die Maturanden hatten fantasievolle Kostüme angezogen, sie trugen Masken oder aufwendige Schminke. In den Tagen davor hatten sie in der grossen Pause mit einer Feuerkelchprozession, Zauberschach und einem «Quidditch»-Spiel für Unterhaltung gesorgt. Die unteren Klassen wurden gestern vor knifflige Aufgaben gestellt: Die Erstklässler mussten eine Zauberverkleidung aus Zeitungspapier basteln, die Zweitklässer einen Besen für ein Wettrennen fertigen und die dritten Klassen ein Produkt für Zauberlehrlinge präsentieren. Vorgestellt wurden die Ergebnisse in der Munotturnhalle. Doch bevor alle Klassen dort ankamen, kam es auf dem ganzen Gelände zu einer grossen Wasserschlacht, bei der niemand ganz trocken blieb. In der Turnhalle äusserte sich danach der «sprechende Hut» frech über die Angewohnheiten verschiedener Lehrkräfte. Passend zur Zeit der Castingshows fanden dann diverse Wahlen statt, von der schönsten Schülerin bis zum goldigen Lehrer. Am Schluss übergaben die Maturanden die Herrschaft an Kantirektor Urs Saxer, in dem sie den dunklen «Lord Voldemort» erkannt hatten.



Mit Wasserpistolen und -ballonen geleiteten die düsteren «Todesser» die Kantiklassen am Maturstreich in die Munothalle.


Die Schüler der ersten Klassen bekamen den Auftrag, aus Zeitungspapier ein Zauberkostüm zu basteln.


Gelüftete Masken: Beim Spektakel zum Abschluss der Kantischulzeit waren viele Schüler verkleidet.
Bilder Simon Brühlmann

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25. Mai 2012 | Lehrschwimmen für Führungskräfte in spe

Schaffhauser Nachrichten, Region
Mark Liebenberg

Steve Jobs präsentiert auf dem Video aus dem Jahr 2007 gerade sein erstes iPhone. Gespannt folgen die vier Teams im Raum dem Auftritt und machen sich Notizen. Zur Gestik, zur Sprache, zum Aufbau der Rede und welche Botschaften platziert werden. Jobs erzählt seine Geschichte in einer einfachen Sprache, die ein 9-jähriges Kind versteht und ebenso die Grossmutter. Wie eine Show kommt das daher, die Kursteilnehmer lachen amüsiert, als der Apple-Guru auf humorvolle Art die Funktionen dieses neuartigen Geräts erklärt – nicht wenige haben heute, fünf Jahre später, selber ein solches Phone im Hosensack.
Die Kursdozenten Thomas Berchtold und Ruedi Boxler sind Kommunikationsprofis. Sie bringen an jenem vierten Kurstag der Wirtschaftswoche den Kantons- und Handelsschülern im Klarissensaal des Klostergutes Paradies in Schlatt bei, von welcher Bedeutung gute Kommunikationsstrategien beim Führen eines Unternehmens sind. Die Mehrheit der 18 Kursteilnehmer ist von der Kantonsschule.

**Wissen und Erlebnisse vermitteln**
Wie jedes Jahr während der Wirtschaftswoche, sollen Jugendliche hautnah erleben, was es heisst, ein Unternehmen zu führen. Angeleitet von erfahrenen Führungskräften aus der Privatwirtschaft managen die Jugendlichen in fünf Tagen ihr virtuelles Unternehmen. Sie wählen einen Namen für die Firma, verteilen die Funktionen, legen fest, was diese Firma wie tun will und legen los. Alle Firmen vertreiben dabei das gleiche Produkt. Ein computerbasiertes Planspiel simuliert dabei den Markt und das wirtschaftliche Umfeld der Unternehmung. Die Studenten lernen, Strategien zu entwickeln, sich mit den Aktivitäten der Konkurrenz und der Marktentwicklung auseinanderzusetzen, sich klug zu organisieren und Marketingkonzepte umzusetzen. Jeder Kurstag ist dabei ein Geschäftsjahr. Über Nacht kann sich die Lage drastisch verändern, und es müssen neue Strategien her. Am Freitag, dem letzten Kurstag, stellen die Teams ihr Unternehmen im Plenum vor und berichten, warum welche Entwicklung eingetreten ist. Das Ziel ist, über das eigene Handeln vorhandenes Wirtschaftswissen zu verinnerlichen und darüber hinaus das Interesse und die Freude an wirtschaftlichen Themen zu wecken. Bei den Teilnehmern des Kurses im Klarissensaal ist dieser Erfolg weitgehend eingetreten (siehe unten). Auch sie werden vielleicht eines Tages Führungsverantwortung übernehmen. Als «Projekt- und Erlebniswoche» beschreibt die Ernst-Schmidheiny-Stiftung, die das Konzept entwickelte, den Kurs. Er wird gemeinsam mit den kantonalen Industrie- und Handelskammern und mit der Unterstützung zahlreicher grosser und kleiner Schweizer Unternehmungen ermöglicht.


**Was Kantonsschüler denken Keine Angst vor der Krise, aber lieber einen krisensicheren Beruf wählen**

**Moritz Stocker, Schaffhausen**: «Ich habe gelernt, als virtueller CFO für ein Unternehmen Verantwortung zu tragen und die Konsequenzen der eigenen Entscheidungen abzuschätzen. Natürlich entwickelt man mit der Zeit einen gewissen Ehrgeiz, besser zu werden, auch wenn es sich ja nur um ein Planspiel handelt. Ich überlege mir, nach der Matur Mathematik zu stu-dieren. Aber wenn es nur halb so viel Spass macht, ein echtes Unternehmen zu führen, wie hier, dann würde mich das schon reizen. Nur fehlt in der Realität natürlich jedes Sicherheitsnetz. Ich bin vielleicht blauäugig, aber ich glaube, die jetzige Wirtschaftskrise ist überschätzt. Europa geht vielleicht ein bisschen kaputt, aber wir als Schweiz werden auch diese Krise überleben.»

**Marija Vasic, Neuhausen am Rheinfall**: «Ganz neu für mich und spannend ist, die unternehmensinternen Abläufe und die Organisationsstrukturen kennenzulernen. Ich gebe es zu: Ich habe es mir einfacher vorgestellt, so ein Unternehmen zu führen. Als CEO unseres virtuellen Unternehmens merke ich, dass man mega viel Verantwortung trägt und ständig den Überblick behalten muss, zum Beispiel über den Börsenkurs. Koordination ist auch sehr wichtig – es ist alles sehr realistisch aufgebaut. Und Menschen ent-lassen ist definitiv keine einfache Entscheidung; nicht einmal wenn es nur eine Übung ist! Vor der momentanen Krise habe ich eigentlich keine Angst, aber nach der Kanti will ich Jura studieren, das ist ein krisensicherer Job.»

**Valentin Fischer, Hemmental**: «Zwar haben wir in der Kanti ja Recht und Wirtschaft, aber man gewinnt dort mehr so den Blick von aussen auf die Vorgänge in einem Unternehmen. Der grosse Pluspunkt hier im Kurs ist, dass man selber in der Haut eines Firmenkaders steckt und zum Teil schwierige Entscheidungen treffen und die Fol-gen verantworten muss. Ich werde anschliessend an die Matur hoffentlich in St. Gallen Recht und Wirtschaft studieren. Mein Fernziel ist es, Wirtschaftsanwalt zu werden. Die aktuelle Krise ist meines Erachtens keine Krise des Systems. Unser Wohlstand ist nicht bedroht. Es haben einige Menschen in den Banken falsche Entscheide getroffen, so what? Es sind Probleme, die man lösen kann.»

**Lisa-Marie Hüttenberger, Stein am Rhein**: «Mich fasziniert vor allem der Bereich Marketing und Kommunikation. Gestern haben wir die Vier-P-Lehre behandelt (Produkt, Promotion, Placement, Preis), das war neu für mich. Den Kurs habe ich in Graubünden vor zwei Jahren schon einmal gemacht, jetzt lerne ich aber viel mehr. So ein Tag geht schneller vorbei als an der Kanti, weil es so interessant ist. Die Dozenten sind sehr gut. Nach der Matur werde ich nicht Wirtschaft studieren, mich reizt eher etwas im Bereich Personalmanagement. Daher will ich Kommunikationswissenschaften studieren und danach vielleicht einen MBA machen. Die Weltwirtschaft macht mir schon Sorgen. Wenn man sieht, wie Spanien und Italien kämpfen.»
(lbb)

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22. Mai 2012 | Ball auf dem Munot

Coop-Zeitung Nr. 21, Freizeit & Unterhaltung
mz

Der Munot ist das Wahrzeichen Schaffhausens. Zwischen 1563 und 1585 als Rundfestung erbaut, konnte sie nur einmal ihre Militärtauglichkeit unter Beweis stellen: 1799 zogen die französischen Truppen nach einer Belagerung unverrichteter Dinge ab. In der Folge diente derMunot beim Aufbau der Stadt als Steinbruch, wurde bis 1839 renoviert und ist seit über 100 Jahren Austragungsort der festlichenMunotbälle. AchtMal finden
diese im Sommer statt, dieses Jahr zwischen dem 23.Juni und dem 25.August. Das Manko der nicht ganz ebenen Tanzfläche wiegen die live aufspielenden Big Bands problemlos auf. Höhepunkt jedes Balles sind die Quadrillen, die jeweils nach dem Läuten des Munotglöckleins um 21.20 und um 22.20 Uhr aufgeführt werden.


Eindrucksvoll: der Munot, der über Schaffhausen thront und wacht.


**Munotglöcklein**
Auf des Munots altem Turme
Sie ist 420 kg schwer, 70 cm hoch, hat einen Durchmesser von 90,5 cm und klingt auf G: die Glocke im Munot oder – wie sie in ihrer Heimatstadt Schaffhausen genannt wird – das Nüniglöggli. Früher kündigte ihr Geläut die Schliessung der Stadttore an, heute ist deren Ausklingen der Startschuss zur ersten Quadrille bei den Munotbällen.


**Quadrillenkurse**
Getrippelt wie gerannt
Die zwei Quadrillentänze sind die tänzerischen Höhepunkte der Munotbälle. Die Stammbesuchern beherrschen die Schrittfolgen aufgrund jahrelanger Erfahrung. Wer sie lernen möchte, um selber mittrippeln und mitrennen zu können, besucht einen der Quadrillenkurse, die 2012 am 5. und 12. Juni (20.15 Uhr) auf der Munotzinne stattfinden.

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7. Mai 2012 | Maturaball

Schaffhauser Nachrichten, Region

Getanzt und gefeiert wurde am diesjährigen Maturaball in der Schaffhauser Kanti, der von Fabienne Spahn organisiert worden war. Zu Beginn war die Stimmung noch nicht ausgelassen, was sich im Laufe der Zeit änderte. Zur Einstimmung auf den Ballabend gab es einen Apéro im Foyer, dann begrüsste das Organisationskomitee die Anwesenden mit einer Eröffnungsrede, und im Laufe des Abends liefen die Gäste zur vollen Form auf, die Stimmung wurde immer besser, wozu nicht zuletzt «dj 2eazy» beitrug. Allmählich kam Partystimmung auf, und es wurde heftig das Tanzbein geschwungen. Masken aber trugen nur die wenigsten Besucher.



Bild Lukas Seebacher

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20. April 2012 | Abbruch in die Zukunft

Schaffhauser Nachrichten, Stadt Schaffhausen
Sebastian Babic

Die Brauerei Falken schafft sich seit gestern auf ihrem Areal Platz für neue, zukunftsweisende Projekte.
Bereits seit den Sechzigerjahren, steht die Malzproduktion in Schaffhausen und der ganzen Schweiz still. Die Mälzerei der Falkenbrauerei wurde daher bis vor Kurzem als Lagerhalle genutzt, wobei auch Betriebswohnungen in den oberen Stockwerken vorhanden waren. Tempi passati. «Der Unterhalt eines solchen Gebäudes kostet Geld, und da ohnehin grössere Investitionen in das Gebäude angestanden wären, haben wir uns entschieden, es abzureissen», erklärt Markus Höfler, Geschäftsleiter der Brauerei Falken, die Beweggründe. Zudem sei es meist günstiger, ein Gebäude abzureissen und ein neues zu bauen, als zu renovieren. «So können wir uns ausserdem Optionen für verschiedene Projekte offenhalten», so Höfler weiter.
Man hätte bei der Brauerei diverse neue Nutzungsmöglichkeiten im Kopf, um aber keine falschen Erwartungen in der Bevölkerung zu wecken, wolle man noch nicht explizit darüber sprechen, da diese Projekte noch nicht konkret seien. «Lieber zuerst eine grüne Wiese und danach über Neues nachdenken als umgekehrt», sagt der Geschäftsleiter. «Jedenfalls wird es anstelle der Mälzerei weder eine neue Lagerhalle noch Parkplätze, Wohnungen oder ein weiteres Bürogebäude geben.» Wenn die Brauerei etwas Neues baue, werde es mit Sicherheit eine Investition in die Technik sein, eine Investition in die Werterhaltung der Brauerei, versichert Höfler.
Die Arbeiten laufen bereits seit Montag auf Hochtouren und werden noch mindestens sechs Wochen in Anspruch nehmen. Vom vergangenen Montag bis zum Mittwoch wurde das Gebäude auf den Abriss vorbereitet und wurden Stoffe aus der Mälzerei rezykliert. Gestern begann der eigentliche Abriss. Die neu entstandene Fläche wird vorerst brachliegen: «Wir lassen einen lockeren Boden zurück. Er muss nur befahrbar sein; Tennis wird man darauf nicht spielen können.»



Der Abrissbagger gräbt seine Schaufel in die Mälzerei und trägt so die erste Fassade Stück für Stück ab.
Bild Simon Brühlmann

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19. April 2012 | Mit Hopfen, Malz und viel Leidenschaft

Schaffhauser Nachrichten, Region
Mark Liebenberg und Jan Hudec

Erde, Wasser, Feuer, Luft – das Gerstenkorn, das aus dem Samen in der Erde wächst, das Wasser, in dem das geschrotete Malz gemaischt wird, die Feuerflammen, die an die Braupfanne züngeln und den Sud erhitzen, und die kohlensäurigen Luftbläschen, die im vergärenden Gerstentrunk entstehen: Im Bierbrauprozess kommt ein komplexes Zusammenspiel der vier Elemente zustande. Das Resultat aber ist etwas vom Schönsten und Besten, das die Menschheit überhaupt hervorgebracht hat, seit irgendjemand in Mesopotamien seinen Getreidebrei einige Tage stehen liess und feststellte, dass dieser zu gären begann. Gerüchten zufolge war es auch der bei der Gärung entstehende Alkohol, der dem darauffolgenden Experimentiergeist Flügel verlieh.
Über 5000 Jahre nach den ersten schriftlichen Zeugnissen des Bierbrauens bittet Urs A. Meier in seine Braustube in einem alten Bauernhaus auf der Breite. Den Ingenieur packte die Bierlust Anfang der Neunzigerjahre, als das Heimbrauen so richtig im Trend lag. Nach ersten Gehversuchen in der Küche baute und schweisste er sich bald seine Gerätschaften selber zusammen. Auch den ganzen Vorgang vom Gerstenkorn über das Schroten bis zum fertig gerösteten Malz exerzierte Meier mit Erfolg anfänglich selber – heute bezieht er für den Brauvorgang fertige Produkte beim Händler: «Mich reizte von Anfang an nicht nur das Produkt, sondern die technisch-analytischen Details und das Messen und Rechnen beim Brauen», sagt Meier. An verschiedensten Rezepturen pröbelt er lange herum und hält alles akribisch im Braubuch fest. So verfügt er nicht nur über einen hochmodernen Braukessel, sondern auch über eine 30 Liter fassende Experimentieranlage. Dort tüftelt der Technikfreak an etwa zehn Tagen im Jahr an Amberbieren, Porter und weiteren Spezialbieren. «Besonders ehrgeizig war ich beim Herstellen eines Klons des weltberühmten «Samichlausbiers» der Brauerei Hürlimann, sagt der 59-Jährige und holt sogleich eine wahre Preziose aus dem Keller: Ein «Samichlaus», Jahrgang 1996. «Zum Vergleich.» Ein Vergleich, den er keineswegs scheuen muss (siehe Degustationsnotiz). «Im Grunde braue ich Biere für Weintrinker», sagt Meier schmunzelnd. Vorderhand tut er dies für den Eigengebrauch und für Freunde und Feste. Gibt es Burggütli-Bräu bald auch zu kaufen? «Vielleicht, wenn ich pensioniert bin.»

**Gutes Bier vom Hof**
In Mutters Küche begann Bruno Gnädingers Brauerkarriere. Einen Tag lang schuftete er vor über 15 Jahren mit seinem Bruder an Kochtöpfen herum – und am Ende schauten kümmerliche zehn Liter Bier heraus. Bald begannen die Brüder aus Ramsen, im grösseren Stil zu brauen und rüsteten einen ausrangierten 170-Liter-Dampfkochtopf aus einer Grosskantine zum Braukessel um. Seither produziert Gnädinger auf seinem Hof gegen 1500 Liter Gnädinger-Bräu jährlich, das meiste davon für Feste, Vereinsanlässe und dergleichen mehr. Und natürlich kann man ab Hof das leckere Lagerbier beziehen. Ein kleiner Nebenerwerb. «Aber es soll ein Hobby bleiben», sagt der 40-Jährige, schliesslich ist daneben noch eine Hühnereierfarm zu betreuen. Ausserdem: «Die Leute sollten neben Gnädinger-Bier ruhig auch mal ein Falken trinken.»

**Minibrauerei im Keller**
Vor dem Haus an der Hegaustrasse spielen Kinder. Thomas Müller bittet freundlich herein, in die Bar, die eigentlich ein Veloraum ist. Daneben, im nächsten Raum, steht die selbst gebaute Abfüllanlage und daneben ein stählernes Ungetüm aus einer ostdeutschen Metzgerei, in der rund 200 Liter Malzsirup mit Hopfen und Wasser gekocht werden können. In der Waschküche stehen Harassen aufgestapelt und in einer kleinen Kammer daneben ein grosser Tank, in dem das Bier gelagert wird. Kurz: Thomas Müller hat seinen ganzen Keller in eine Minibrauerei umfunktioniert. Was sagt seine Frau dazu? «Tja, das Haus gehört mir», sagt er lachend. Er habe sich mit ihr gut arrangiert, schliesslich habe es oben in der Wohnung auch noch genug Platz. 2000 bis 3000 Liter Bier stellt Müller in der «Brauerei.SH» pro Jahr her. Natürlich nicht alles für den Eigenbedarf. «Ich verkaufe das Bier auch, allerdings im kleinen Rahmen, an Nachbarn, Freunde oder für Feste.» Gelegentlich verkauft er auch ein Monatsbier an die Kammgarn. Geld verdienen kann er damit freilich nicht. «Es ist ein selbsttragendes Hobby, sofern man denn die Arbeitsstunden nicht rechnet.» Angefangen hat alles ganz klein. 1998 hat er sich an einer Messe einen kleinen Brau-Kit gekauft, mit fertigen Zutaten und Rezept. Das war ihm aber bald zu langweilig, und so fing er selbst an zu experimentieren, kaufte sich immer neue und grössere Geräte und probierte allerlei Rezepte aus. Mittlerweile stellt er diverse Biersorten her: vom hellen Lager über ein Red Ale und Stout bis zum Bocksbier (siehe auch Degustation rechts). «Ich will einfach ein Bier brauen, das so ist, wie ich es gerne trinke, das ich aber so nicht im Laden bekomme», sagt Müller.


**Marke Eigenbräu**

**Perlen heimischer regionaler Bierproduktion**
**Urs Meiers Niggi-Näggi 1997** (13% Vol., über 30° Stammwürze) ist unverkennbar dem legen- dären Samichlausbier der untergegangenen Brauerei Hürlimann nachempfunden. Dieser Doppelbock steht dem Original in nichts nach und zeichnet sich dagegen mit weniger erschlagener Süsse, dafür mit erdigen, fast hölzernen, rauchigen Tönen aus. Fast likörartig, sirupartig, mit Lakritznote. Ein Kunstwerk von einem Bier, und das nach 15 Jahren!
Am letzten Chlausentag gebraut, ist **Niggi-Näggi 2011** (9% Vol., 16° Stammwürze) aus **Meiers Burggütli-Bräu** ein vielversprechender und bekömmlicher Enkel des oben beschriebenen Urahnen. Tiefdunkles Braun, eine fast cremige Substanz und ein ganz sanfter Sauerstich machen aus dem Gerstensaft einen soliden, bereits jetzt aromatischen Bock. Das unfiltrierte, untergärige Bier wird in der Flasche noch zulegen.
**Thomas Müllers Alte Henne** von der Brauerei.SH schmeckt keineswegs so, wie der Name befürchten liesse. Es ist vollmundig, kräftig und würzig mit einer angenehmen Bitternote, im Abgang leicht rauchig. Ein echtes Männerbier. Die cremige Kohlensäure sorgt dafür, dass es noch leichter die Kehle hinuntergleitet.
**Thomas Müllers Weggess Stout** hat ein grosses Vorbild: Guinness. An das irische Nationalgetränk kommt es nicht nur von der Farbe her nahe heran. Es ist arm an Kohlensäure, dafür reich an Geschmack. Die charakteristische Kaffeenote sticht deutlich hervor, nur der Schaum ist nicht so zäh wie beim Original.
**Bruno Gnädingers Lager Hell** aus Ramsen (5% Vol., ca. 11° Stammwürze) überzeugt mit seiner robusten Bitterkeit und seinem überaus geschmeidigen malzigen Körper. Ein vollmundiges, sehr gehaltvolles Bier mit gut abgestimmter Kohlensäure. Erinnert fast an herbere Pilsnerbiere. Das geborene Festbier.
**Das Dunkle Lager von Gnädinger Bräu** (5% Vol., ca. 13° Stammwürze) ist ein überraschend leichtfüssiges dunkles Bier – ideal für die Sommersaison. Transparentes Rötlichbraun, florale Noten, feiner Hopfenextrakt, leicht karamellige Malz- töne, aber durchwegs schlank und bekömmlich. Ein idealer Durstlöscher mit Gehalt. Noch etwas kohlensäurearm. (lbb/jhu)


**Falken-Brauerei «Die Kleinbrauer sind keine Feinde»**

Die Kleinbrauerszene ist zwar sehr aktiv, doch wer in Schaffhausen von Bier spricht, spricht in erster Linie von der Brauerei Falken. Es gibt fast kein Restaurant in der Region, das nicht von diesem Traditionsbetrieb beliefert wird – obwohl auch einige der Kleinbrauer ihre Biere mittlerweile an die Gastronomie und an Privatkunden verkaufen. Falken-Geschäftsleiter Markus Höfler hat damit keine Pro-bleme: «Das sind keine Feinde.» Zwar gehe jede Flasche, die ein anderer hier absetze, letztlich auf ihre Kosten. «Aber jeder, der in der Schweiz ein gutes Bier braut, hilft mit, das Kulturgut Bier und die Biervielfalt zu erhalten.» Falken verschliesse sich auch nicht, wenn ein Kleinbrauer eine technische Frage habe, zur Qualität etwa oder zum richtigen Malz.
Morgen, am ersten Tag des Schweizer Bieres, hat Falken keine speziellen Anlässe in der Region geplant. «Am Willen liegt es nicht», sagt Höfler, «und schon gar nicht am Mangel an guten Ideen. Aber wir haben schon sehr viele Projekte am Laufen, unter anderem wird derzeit die Mälzerei abgerissen.» Dazu komme das anspruchsvolle Tagesgeschäft. «Wir haben sozusagen jeden Tag ‹Tag des Schweizer Bieres›», sagt Höfler. Es sei ihr «Daily Business», ein hochstehendes Bier zu brauen und die Bierkultur hochzuhalten. Was aber nicht ausschliesse, dass man im nächsten Jahr etwas zum «Tag des Schweizer Bieres» mache, sagt Höfler. Beschlossen aber ist noch nichts. (zge)



Der Tüftler: Urs A. Meier hat sich seine Braustube selber zusammengebaut und stellt an etwa zehn Tagen im Jahr Spezialbiere her – bislang vorwiegend für den Eigenbedarf. Besonders angetan haben es ihm dunkle Starkbiere.
Bild Mark Liebenberg

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5. April 2012 | «Mit der Zukunft ist es so eine Sache»

Schaffhauser Nachrichten, Regionale Wirtschaft
Philipp Lenherr

Die beiden prominenten Referenten Oswald Grübel und Rudolf Strahm sorgten am vergangenen Dienstagabend an der diesjährigen Auflage der Commercia-Wirtschaftsdebatte im Schaffhauser Haberhaus für einen besonders grossen Andrang. Die jüngsten Entwicklungen im Steuerstreit mit Deutschland verliehen dem Anlass zusätzliche Brisanz, sodass die geladenen Gäste den Aussagen der beiden profunden Kenner der Materie umso interessierter folgten.
Der Vollblutbanker Grübel, der der Branche seit seiner Ausbildung zum Bankkaufmann Anfang der 1960er-Jahre bis zum Schluss seines Berufslebens im vergangenen Herbst treu geblieben ist, und der ehemalige SP-Nationalrat und Preisüberwacher Rudolf Strahm betrachten das Thema zwar von unterschiedlichen Standpunkten aus – die Diskussion an der Wirtschaftsdebatte der Schaffhauser Verbindung der Kaufleute (siehe Kasten) ist aber sachlich verlaufen. In einzelnen Punkten waren sich die beiden Referenten sogar einig. «Mit der Zukunft ist es so eine Sache», sagte Grübel einleitend zur Fragestellung der Debatte, «Hat der Finanzplatz Schweiz noch Zukunft?». Klar geäussert hat er sich aber daraufhin zu einzelnen Aspekten des Themas. Zu reden gaben natürlich die Haftbefehle, die die Schweizer Bundesanwaltschaft gegen deutsche Steuerfahnder wegen des Ankaufs von Daten-CD erlassen hat. «Wenn die Haftbefehle rechtens sind, sehe ich nichts Falsches daran», so Grübel. «Wir haben zwei Rechtssysteme, die sich widersprechen. Beide haben recht», so Strahm dazu. «Das hat schon vor über zehn Jahren angefangen», sagte Grübel über die schleichende Erosion des Bankgeheimnisses in der Schweiz. Unsere Gesellschaft sei dabei, sich zu einer transparenten Gesellschaft zu entwickeln, stellte er nüchtern fest, und «Transparenz ist der Feind des Geheimnisses. In einer Facebook-Gesellschaft kann es keine Geheimnisse mehr geben.» Er ist überzeugt, dass viele ausländische Bankkunden ohne Bankgeheimnis ihr Geld nicht mehr in die Schweiz bringen werden beziehungsweise dass vorhandene Vermögen abgezogen werden. Die Weissgeldstrategie, von Grübel als «Unwort des Jahres» bezeichnet, sei gar nicht umsetzbar, da es weltweit so viele unterschiedliche Steuergesetze gebe, dass es unmöglich sei, den Überblick zu behalten. Wenn schon, sollte eine solche Strategie aber für alle Länder gelten, und nicht nur für Deutschland und die USA. Mit Blick auf den Steuerstreit mit Deutschland bezeichnete er es als klaren Fehler, dass die Schweiz bilaterale Verhandlungen mit einzelnen Ländern führe, anstatt mit der EU nach einer Lösung zu suchen, die für alle EU-Länder gilt. In diesem Punkt stimmte Strahm ihm zu.

**Immer nur auf Druck reagiert**
In zahlreichen anderen Punkten waren sich der ehemalige Banker und der frühere SP-Politiker nicht einig. Strahm kritisierte beispielsweise, dass die Schweiz punkto Bankgeheimnis seit Jahrzehnten immer nur auf Druck des Auslands, aber nie aus eigenem Antrieb aktiv wurde. Auch betonte er, dass die Bedeutung der Schweizer Banken, die rund sechs bis sieben Prozent zum Bruttoinlandsprodukt beitragen, eher überschätzt werde. Gar nicht einig waren sich die beiden Referenten bezüglich der Kursuntergrenze des Schweizer Frankens zum Euro. Grübel bezeichnete diesen Vorgang als «unerhört» und wies darauf hin, dass durch die Abschwächung des Frankens auch «das Volksvermögen reduziert wurde», und das einzig und allein, um exportorientierten Betrieben unter die Arme zu greifen, die es versäumt hätten, sich gegen Währungsschwanken abzusichern. SP-Mann Strahm wiederum nahm die Exportindustrie in Schutz und bezeichnete die Intervention der Nationalbank als erfolgreiche Stabilisierung der Situation. Die Frage nach der Zukunft des Finanzplatzes Schweiz konnte an der Veranstaltung nicht eindeutig beantwortet werden. Strahm jedenfalls geht davon aus, dass die EU sich durchsetzen wird. «Moralisch sind wir bei der Beihilfe zur Prellung eines anderen Staates nicht im Recht», betonte er. Auch Grübel mochte in dieser Frage keinen Optimismus versprühen. Für ihn ist aber klar, dass ein Bedeutungsverlust des Schweizer Finanzplatzes Folgen für die ganze Wirtschaft hätte. Der Finanzplatz Schweiz habe dem Land seit Jahrzehnten tiefere Zinsen als in den Nachbarländern beschert. Mit diesem Vorteil könnte es bald vorbei sein.


**Commercia Schaffhausen Verbindung der Kaufleute**

Commercio et Amicitiae «Dem Handel und der Freundschaft», so lautet die Devise der 1918 gegründeten Verbindung für angehende Kaufleute. Die Verbindung zählt über 100 Mitglieder im Altherrenverband und vereinigt Absolventen der Handelsschule des Kaufmännischen Vereins sowie anderer kaufmännischer Lehranstalten. Stammlokal der Commercianer ist das Restaurant Adler in Schaffhausen. Ziele Die Commercia Schaffhausen bezweckt die fachliche und allgemeine Aus- und Weiterbildung, die Schulung rhetorischer Fertigkeit und guter Umgangsformen sowie die Förderung einer besonderen Freundschaft unter den Mitgliedern. Weiter wird die Vermittlung kameradschaftlicher Kontakte zu Angehörigen anderer Verbindungen, insbesondere im Schosse des Bremgartenkartells, gefördert.

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3. April 2012 | Gewicht – Woher kommt der Bierbauch?

Schweizer Familie, 14/2012
Wunderwerk Mensch

Bier enthält zwar Kohlenhydrate und Kalorien. Trotzdem ist es nicht allein verantwortlich für dicke Bäuche. Das hat eine Studie des Londoner University College bestätigt: Männer, die wöchentlich drei Liter Bier tranken, nahmen nicht zu. Im Gegensatz zu anderen alkoholischen Getränken ist Bier keine Kalorienbombe. Sogar Milch und Apfelsaft übertreffen es in Sachen Nährwert.
Das Problem ist, dass Biertrinker im Gegensatz zu Weinliebhabern oft masslos statt massvoll trinken. Literweise Bier – ja. Literweise Wein – eher nein. Ausserdem verstärken Kohlensäure und Alkohol die Produktion von Magensäure, wirken also appetitanregend. Wer Bier trinkt, isst nebenher häufig Deftiges.
Hopfen wird auch als Arznei eingesetzt, etwa gegen Appetitlosigkeit. Malz ist ebenfalls gesund, vor allem durch die Vitamine, die für Stoffwechsel wichtig sind. Fett und Cholesterin sind im Bier hingegen nicht zu finden. Am Bierbauch ist also die falsche Ernährung schuld – und wie so oft: die fehlende Bewegung. Bierhumpen stemmen gilt nicht als Sport.

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1. April 2012 | Unser flüssig Brot …

Salz & Pfeffer, Nr. 2, März/April 2012
Martin Wartmann

Bier macht süchtig. Bier ist Schuld am Jugendalkoholismus und Vandalismus. Biertrinker sind dumm und doof?… Es wird immer noch gepflegt, das Bild vom Alkoholiker und vom Proletariergesöff Bier. Die Fotos in den Zeitungen und die Aufzeichnungen am Fernsehen zeigen leer gesoffene Bierflaschen, Schlägereien und zerbrochenes Glas. Und sogleich folgt ein Bericht darüber, dass man Alkoholverkauf im Allgemeinen und den Bierverkauf im Besonderen sofort einschränken muss. Promillesenkung, Verkaufsverbot, Verfügbarkeitsbeschränkung und Steuererhöhung werden propagiert. Und zu guter Letzt die Deklaration auf der Etikette: «Bier schadet Ihrer Gesundheit».
Was der Staat unter dem Titel «Gesundheitsvorsorge» und «Alkoholprävention» plant, ist in der «WHO campaign against alcoholism» aus dem Jahr 2007 ersichtlich. Unsere Politstrategen haben es mitunterzeichnet und wollen die Massnahmen bis 2017 umsetzen. Unter anderem sollen eine Null-Promille-Regel eingeführt, die Altersgrenzen und Steuern erhöht und die Verfügbarkeit eingeschränkt werden. Schön, dass sich Vater Staat so rührend um uns sorgt. Und erst noch mit Salamitaktik, so wie es die Mutter früher immer tat. Sie hat uns auch nicht alles auf einmal weggenommen. Mal ists der Rauch, dann das böse Fett. Und vorzugsweise der Alkohol, mit dem «bösen Bier» voraus. Von Wein und vom Schnaps im Kafi fertig spricht man nicht. Denn sie stehen unter dem Heimatschutz der Bauernlobby. Und vor dieser hat man Angst.
Klar, Alkohol ist ein gefährliches Zellgift. Niemand, am allerwenigsten der Brauer, hat Freude am Missbrauch. Dafür hat er sein Bier nicht gebraut. Das Bier, so wie der Wein auch, gehört seit Jahrtausenden in unseren Kulturkreis. Von den Besäufnissen im Mittelalter kann man in Geschichtsbüchern lesen. Und trotz Räuschen wurden aus Generationen von Studenten gute Akademiker und aus Rekruten gestandene Männer. 95 Prozent der Bevölkerung geht problemlos mit Alkohol um, Bier und Alkoholkonsum im Allgemeinen gehen sogar massiv zurück. Die meisten von uns leben sehr vernünftig, ohne staatliche Aufsicht. Ob es weise ist, die Probleme einer Minderheit mit Massnahmen zu Lasten der Mehrheit zu lösen, ist fraglich. Prohibitionsformen führen oft zum Gegenteil von dem, was man damit bezweckte. Aus Untersuchungen weiss man, dass die Wurzeln der Sucht kaum über den Bierpreis zu bekämpfen sind. Zudem besteht Bier nicht nur aus Wasser und Alkohol, dient nicht nur zum Besaufen und ist nicht nur das Getränk der Randalierer. Bier ist Kultur. Und Bier begleitet uns seit Jahrtausenden, ob als Getränk, Nahrungsmittel oder Essensbegleiter. Und es wirkt dank einer riesigen Palette an wertvollen Inhaltsstoffen mit vielfältigen positiven Wirkungen auf unseren Organismus. Höchste Zeit, sich dies wieder einmal bewusst zu machen.

**Aus dem ersten Getreide geboren**
Die Gerste, der Hauptrohstoff des Bieres, gehört zu den ganz wenigen Pflanzen, welche die Entwicklung der menschlichen Hochkultur von Anfang an begleitet hat. Bereits die Sumerer (4000 v. Chr.) brachten Gerste zum Keimen und «vermälzten» sie für die Herstellung von Brot und Bier. In China zählt die Gerste zu den fünf heiligen Pflanzen. Der Grieche Ilias feierte die Gerste als das «Mark der Männer» und Pythagoras verteilte in seiner Denkschule den Schülern Gerstenspeisen zur Stärkung der Geisteskraft. Dass das Mälzen – also das Keimenlassen zur Bildung der Enzyme – die vielfachen Eigenschaften des Grundnahrungsmittels verstärkt, wissen die Menschen längstens. Auch die Gärung ist den Menschen seit Jahrtausenden bekannt. Man wusste zwar nicht, weshalb sich die süsse Getreidesuppe in ein berauschendes Getränk verwandelte, aber man spürte die wohltuenden Wirkungen auf den Organismus. Bier gehörte darum, wie alles Mystische und Unerklärbare auch, ins Reich der Götter. Der Gärungsverursacher Hefe wurde um 1830 vom Bierbrauer Hansen am Carlsberg-Institut in Kopenhagen entdeckt. Die Zusammenhänge der Gärung begriff man aber erst einige Generationen später. Heute kennt man das Erfolgsgeheimnis des Bieres. Es liegt in der Kombination von Keimen, Mälzen und Gären. Der Einzeller Hefe kann sich in der Bierwürze aus dem reichen Angebot an durch Keimung und Maischen aufbereiteten Vitaminen, Mineralien und Aminosäuren aus der Gerste bedienen. Daraus bildet er eine ganze Reihe Wirkstoffe, vor allem Vitamine, welche in unserem Körper weiter wohltuend wirken.
Nicht umsonst findet man in der Medizingeschichte jahrtausendealte Hinweise auf die Heilwirkung des Bieres und des darin enthaltenen «Zeugs». Mit «Zeugs» meinte man den Bodensatz, die Hefe. Sie war als Wunderheilmittel begehrt. Die berühmte Nonne Hildegard von Bingen (um 1050 n. Chr.) empfahl sogar ein Bad darin. Heute findet das «Geläger» aus den Biertanks gelegentlich den Weg in die Drogerien, wo man es für teures Geld als homöopathisches Heilmittel kaufen kann. Billiger ist ein frisches Glas unfiltriertes Zwickel- oder Weizenbier.

**Kohlenhydrate, die Dickmacher**
Die Getreidestärke, die als Dickmacher verschrien ist, baut sich in den Keim-, Maische- und Kochprozessen im Sudhaus ab. In der Bierwürze findet man nur noch leicht verwertbare Abbauprodukte der Stärke, unter anderem Dextrin sowie Glucose, Fructose, Saccharose und Pentosane. Sie werden durch die Hefe in Alkohol und Kohlensäure verwandelt. Bier enthält pro Liter noch rund 28 Gramm Kohlenhydrate. Das entspricht etwa 400 Kilokalorien oder 1800 Kilojoule. Süssgetränke, Säfte und Weine enthalten weit mehr Kalorien als Bier.
Die noch vorhandenen Kohlenhydrate im Bier sind leicht verdaulich. Sie bilden ein Gegengewicht zur Wirkung des Alkohols und fördern den Stoffwechsel. Die Behauptung, Bier mache dick, stimmt nicht. Vielmehr ist Dickwerden eine Frage der gesamten Ernährung. Was man zum Bier isst, hat mehr Einfluss auf die Figur als das Bier selber. Man kann dem Bier höchstens vorwerfen, es mache Appetit auf dick machende Gerichte.

**Das Wasser machts**
Hauptbestandteil von Bier ist Wasser. Unser Körper braucht im Schnitt pro Tag 2,8 bis 3 Liter Wasser. Der Wasserhaushalt ist eine komplexe Geschichte und hat viel mit Salzen und dem sogenannten osmotischen Druck zu tun. Es sei aber festgestellt, dass die Wasserzufuhr in Form von Bier den Flüssigkeitshaushalt des Körpers durch die isotonische Wirkung unterstützt. Vor allem alkoholfreies Bier gilt als erstklassiges, isotonisches Getränk, nicht zuletzt dank seinen vielen wertvollen Inhaltsstoffen.

**Eiweiss – Proteine und Aminosäuren**
In jedem Liter Bier stecken rund 5000 Milligramm Proteine. Sie stammen aus der Gerste und werden durch Keimen und Maischen zur leicht verdaubaren Nahrung abgebaut. Das Eiweiss hat zudem Einfluss auf den stabilen Schaum und gibt dem Bier seine Vollmundigkeit. Proteine finden sich in allen Zellen und verleihen ihnen Struktur. Sie sind «molekulare Maschinen», welche Metaboliten transportieren, Ionen pumpen, chemische Reaktionen katalysieren und Signalstoffe erkennen. Ohne sie geht es nicht.

**Mineralstoffe**
Bier enthält viele Arten von Mineralstoffen. Sie stammen aus dem Brauwasser sowie aus der Gerste. Die Zusammensetzung unterscheidet sich beachtlich: Bier aus magnesiumhaltigem Brauwasser beispielsweise belebt den Darm. Wer es sich nicht gewohnt ist, merkt es sehr schnell und deutlich.

**Vitamine**
Vitamine kann der Körper nicht selber aufbauen. Sie regulieren die Verwertung von Kohlenhydraten, Proteinen und Mineralstoffen und stärken das Immunsystem. Zudem sind sie unverzichtbar beim Aufbau von Zellen, Blutkörperchen, Knochen und Zähnen. Die vielen im Bier enthaltenen Vitamine entstehen bei der Keimung im Korn sowie während der Gärung in der Hefe.

**Hopfenbitterstoffe und Hopfenöle**
Hopfenbitterstoffe (Humulon) wirken auf unser Nervensystem, sind keimtötend und verlängern die Haltbarkeit von Bier. Hopfenextrakte finden heute in der alternativen Medizin immer mehr Anwendung. Den Weg ins Bier fand Hopfen um 800 n. Chr. über die Heilkräutergärten der Mönche, denen vor allem die haltbar machende Wirkung wichtig war.


**Nahrung seit Jahrtausenden**

Das **Papyrus Ebers** (1555 v. Chr., Ägypten) beschreibt den Bodensatz des Bieres als sehr heilsam, er helfe alt zu werden.

**Hippokrates** (460–377), Ahnherr der Ärzte, empfahl Bierhefe als Hilfe gegen Fieber.

**Plinius** (23–79 n. Chr.) schreibt darüber, wie ägyptische Frauen den Bierschaum als Schönheitsbad für die Haut verwendeten.

**Paracelsus** bezeichnete Bier als «göttliche Medizin» und Hildegard von Bingen (1098–1179) empfahl zur Gesunderhaltung regelmässig Bier zu trinken.

Die **Bücher des Mittelalters** erzählen von wahren Wundern der wertvollen «Artzney Bier». Um das Jahr 1900 wütete in den USA die Pellagra-Seuche, eine Hautkrankheit, die zum Tod führen kann. Mit einer gigantischen Hefe-Vitamin-Kur mit Abfallhefen, welche lastwagenweise verteilt wurden, bekämpfte das Rote Kreuz diese Seuche landesweit mit grossem Erfolg.

Das **Deutsche Kaiserreich** baute im 1. Weltkrieg in Hefe-Zucht und Trocknungsfabriken 30?000 Tonnen Trockenhefe auf, welche der Kriegsnahrung beigemischt wurde.

In den letzten Tagen von **Stalingrad** – Bierstadt im Russischen Reich – überlebten Tausende nur dank Hefe, welche als Notnahrung in den Bottichen der halb zerbombten Brauereien aus ungeniessbaren Essensresten gezüchtet wurde. In russischen Gefangenenlagern züchteten sich unterernährte Insassen in Holzeimern selber Hefe, um sich überlebensnotwendige Vitamine zuzuführen.


Foto: © Marco Desscouleurs – Fotolia.com / Fotoretusche: Balz Egger

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23. März 2012 | Der Serviceclub RT 9 in der Mondlinger Brauerei

Schaffhauser Nachrichten, Neuhausen / Schaffhausen
(h./r.)

In der Garage von Urs B. Zahner riecht es nicht nach Motorenöl oder modrigen Kartons, sondern nach warmem Biersud. Als die Mitglieder des Schaffhauser Serviceclubs RT 9 beim Braumeister eintreffen, wird gerade der Sud filtriert, und die Besucher helfen, das Bier in Flaschen abzufüllen. Obwohl RT 9 immer wieder lokale Betriebe besucht, um Neues zu entdecken, ist der Abend in der Mondlinger Brauerei in Flurlingen speziell: Das gebraute Bier wird nämlich im Mai am 50-Jahr-Jubiläum von RT 9 Schaffhausen der internationalen Gästeschar ausgeschenkt. Diese kommen zum Euromeeting in Schaffhausen zusammen.

**Auch in der «Fischerzunft»**
«Unser Bier gibt es sogar in der ‹Fischerzunft›», erklärt Zahner stolz, «und wir sind nun auch von der Eidgenössischen Alkoholverwaltung als offizielle Kleinbrauerei anerkannt worden.» Nach dem ersten Schluck weiss man, warum – es schmeckt würzig und gut. Aber nur schon die Bernsteinfarbe verlockt zum Probieren. Auch bei den Flaschenetiketten von Daniela Räss (Plakate Kleine Bühne Schaffhausen) und dem historischen Geschirr spürt man, dass jedes Detail in der Brauerei mit Liebe gestaltet wurde. Der Braumeister Urs B. Zahner hat mit einem 50-Liter-Topf von einem Kollegen begonnen, Bier zu brauen, und probiert immer mal wieder neue Rezepte, wie zum Beispiel Marronibier, aus. Mit Erfolg, denn sein Weizenbier und auch das Zwickelbier haben je den 2. Platz bei der Prämierung der Swiss Homebrewing Society erreicht. Bevor der RT-9-Präsident Michael Vögeli die Besprechung der Vorbereitungsarbeiten fürs Euromeeting eröffnet, serviert Zahner Weisswürste und «Brezen» – das bewährte Menü in der Mondlinger Brauerei. Man fragt sich dann auf dem Heimweg, was wohl sonst noch alles für versteckte Welten hinter Garagentüren verborgen sind.



Urs B. Zahner beim Bierbrauen in seiner Garagenbrauerei.
Bild zvg

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13. Februar 2012 | Lob und Tadel

Wer Gutes tut, wird von den Schaffhauser Fasnächtlern jeweils mit dem «Bsetzi» geehrt, wer etwas Schlechtes getan hat, erhält den «Chnorz» aufgebrummt. Am Samstag war es wieder so weit, die Fasnächtler luden zur Verleihung der beiden Auszeichnungen.
Zuerst war der «Bsetzi» an der Reihe. Als Redner waltete der Schwyzer Nationalrat Alois Gmür, der auch Braumeister in der Brauerei Rosengarten in Einsiedeln ist. Er vergab den «Bsetzi» an die Brauerei Falken. «Sie ist seit jeher unabhängig und eigenständig», lobte er. «Und sie produziert keine 08/15-Pfütze wie einige der Grossbrauereien.» Markus Höfler, der Geschäftsleiter der Brauerei Falken, nahm die Auszeichnung dankend entgegen, er lobte zudem das Fasnachtskomitee für dessen Arbeit. Dann war die Reihe am «Bsetzi». Laudator Heinz Hegetschweiler übergab ihn dem Musik-Collegium Schaffhausen, und zwar für dessen Terminplanung. Die Meisterkonzerte fänden ausgerechnet während der Fasnacht statt, dabei kenne man die Termine der Fasnacht doch schon weit im Voraus, und man komme gut aneinander vorbei. Heini Stamm vom MCS nahm die Schelte sportlich und bedankte sich für den «Chnorz». Die Meisterkurse könne man eben nur in den Sportferien durchführen, und dann sei halt auch die Fasnacht. Im Übrigen hätten die Fasnächtler auch schon kurzfristig die Fasnacht verschoben. Stamm brachte aber die frohe Botschaft mit, dass das MCS 2013 und 2014 mit seinen Konzerten ausweiche, was von der Festgemeinde mit grossem Applaus quittiert wurde.

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9. Februar 2012 | Warnstreik

Schaffhauser Nachrichten, Region
(rob)

Nicht nur Lehrpersonen der Unter- und der Oberstufe treten am kommenden Montag in den Streik, auch an der Kantonsschule wollen gemäss jüngsten Angaben 8 der total 120 Lehrpersonen an der Aktion auf dem Herrenacker teilnehmen. Dies erklärt Urs Saxer, Rektor der Kantonsschule, gegenüber den SN. Trotz der Absenzen wird der Unterricht an der Kantonsschule stattfinden – wenn auch in angepasster Form: Die rund 120 Schüler werden während der Abwesenheit der jeweiligen Lehrpersonen von Rektor Saxer und Prorektor Pasquale Comi in der Mensa respektive einem weiteren Schulzimmer im Vorlesungsbetrieb mit Arbeitsblättern unterrichtet. Auch das Thema für diese Lektionen ist bereits gesetzt: «Streik – geschichtlicher Rückblick und rechtliche Grundlagen in Frankreich respektive der Schweiz». Persönlich beurteilt Saxer den Streik zwar durchaus als legitimes Mittel, insgesamt sei das aktuelle Vorgehen aber eher «kontraproduktiv» und überstürzt: «Als Lehrer und Elternteil wünsche ich mir, dass die Solidarität mit den berechtigten Anliegen der Lehrerschaft des Kantons Schaffhausen auf eine konstruktivere Art als in der Teilnahme an diesem – aus meiner Sicht allzu spontan organisierten – Streik gesucht wird.» Um eine für die Eltern akzeptable Kinderbetreuung innerhalb der Schulen zu organisieren, brauche es eine bedachtere Planung und mehr Zeit. Saxer: «Wenn man an Streik als ‹Lösungsansatz› denkt, kann man als Lehrer auch an die unterrichtsfreie Zeit denken, diese gehört ja auch zu unserer Arbeitszeit. In diesem Sinne wäre eine Aktion an einem Samstagmorgen auf dem Fronwagplatz aus meiner Sicht als nächster Schritt besser geeignet gewesen.»
Beim Berufsbildungszentrum (BBZ) rechnet man nicht damit, dass am kommenden Montag Lehrkräfte abwesend sein werden: «Ich habe keine Kenntnis von solchen Absenzen», sagt BBZ-Direktor Ernst Schläpfer auf Anfrage der SN. «Wir sind für die Ausbildung der Schüler zuständig, und die können ja nichts für die vorhandenen Probleme», sagt Schläpfer, «deshalb gehe ich davon aus, dass bei den meisten BBZ-Lehrkräften die Überzeugung besteht, dass es andere Wege gäbe, die Forderungen zu deponieren.» Kritik übt Schläpfer etwa an der Lohnentwicklungsskala des Kantons, die im Zusammenhang mit dem neuen Personalgesetz erarbeitet wurde: «Diese ist nicht stimmig», sagt Schläpfer. Sie bevorteile Quereinsteiger. Personen, die aber gleich nach dem Studium den Lehrerberuf ergriffen, würden oft enttäuscht: «Bei der Einstellung wird eine Lohnentwicklung von jährlich 1,5 Prozent suggeriert, aber am Ende geht diese Rechnung nicht auf.» So könne es dazu kommen, dass ein Junglehrer nach fünf Jahren gegen 1000 Franken unter dem in Aussicht gestellten Lohn verdiene. «Das geht einfach nicht auf», sagt Schläpfer, der den Fehler nicht beim Erziehungsdepartement, sondern beim Personalamt sieht. Gemäss Anfrage wird auch bei der Handelsschule Schaffhausen nicht damit gerechnet, dass Lehrkräfte am Montag abwesend sein werden.

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2. Februar 2012 | Durchblick: Unter dem Weiher liegt still der See

Schaffhauser Nachrichten, Stein / Diessenhofen

Die Forstleute haben in der Gegend von Mammern ausgeholzt. Dank dieser Massnahme werden die Höhenweg-Wanderer von Mammern nach Steckborn – oder auch umgekehrt – im Bereich der Ruine Neuburg mit einem wunderschönen Blick gleich auf zwei Gewässer verwöhnt. Unser Bild zeigt den Weiher unterhalb der Ruine Neuburg mit prächtiger Aussicht auf den Untersee.


Bild Margrith Pfister-Kübler

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1. Februar 2012 | Feldschlösschen erhöht Bierpreise

Schaffhauser Nachrichten, Wirtschaft
(sda)

Die Brauerei Feldschlösschen reagiert auf die starke Konkurrenz aus dem Ausland: Alle in der Schweiz produzierten Biere werden durchschnittlich 4,4 Prozent teurer. Das Geld will die Carlsberg-Tochter und Nummer eins im Schweizer Biermarkt in die Werbung stecken, um ihre Schweizer Biere besser zu vermarkten. «Mit der Preiserhöhung wollen wir den Vormarsch der billigen Importbiere stoppen, indem wir mehr in unsere heimischen Biere investieren», sagt Markus Werner, Leiter Unternehmenskommunikation von Feldschlösschen, der Nachrichtenagentur SDA. Es gehe darum, Innovationen zu fördern, das Sponsoring auszubauen, die Biervielfalt zu pflegen und breite Werbeaktivitäten umzusetzen.

**Effizienzsteigerungen**
Die Biertrinker zahlen somit direkt einen Teil der Marketingkosten des Unternehmens. Die erhöhten Marktinvestitionen würden indes nicht vollumfänglich in einer Preiserhöhung umgesetzt, sagt Werner. Ein Teil der Mehrkosten würde auch mit Effizienzsteigerungen kompensiert. Die Investitionen in den Biermarkt und die höheren Transportkosten könnten jedoch nicht allein mit Effizienzsteigerungen wettgemacht werden. Wie viel Feldschlösschen an zusätzlichen Mitteln erwartet und wie hoch das Werbebudget des Unternehmens ist, kommuniziert die Brauerei nicht. Die Preisanpassung gilt ab dem 1. Mai und betrifft gemäss Feldschlösschen alle Gebinde (Einweg- und Mehrwegflaschen, Dosen, Fass) sowie alle Verkaufskanäle (Gastronomie, Detailhandel und Getränkehandel). Eine Preisanpassung sei nie populär, sagt Werner. «Nicht zu reagieren aber wäre verantwortungslos.» Schliesslich habe sich der Marktanteil an Importbieren in den vergangenen zehn Jahren fast verdoppelt. Im Jahr 2000 betrug der Anteil an ausländischen Bieren in der Schweiz rund 576 000 Hektoliter oder knapp 14 Prozent des Gesamtkonsums. 2011 (von Oktober 2010 bis September 2011) tranken Herr und Frau Schweizer bereits 22,9 Prozent Importbiere. Feldschlösschen gehe es mit dem Schritt auch darum, den Produktionsstandort Schweiz zu stärken. Der grösste Schweizer Getränkehändler produziert in der Schweiz neun Biermarken. Nebst den beiden Zugpferden Feldschlösschen und Cardinal werden auch regionale Marken wie Hürlimann, Valaisanne, Gurten und Warteck hergestellt. Zudem braut Feldschlösschen die Carlsberg- und Tuborg-Biere für den hiesigen Markt in der Schweiz. Das Unternehmen beschäftigt in der Schweiz gemäss eigenen Angaben rund 1300 Personen.

**Markenbewusstsein ging verloren**
Der Schweizer Brauerei-Verband (SBV) will den Schritt von Feldschlösschen nicht kommentieren, das müsse jedes Unternehmen selber entscheiden, sagte Verbandsdirektor Marcel Kreber auf Anfrage. Der ständige Anstieg der Bierimporte macht aber auch Kreber Sorgen. Das Markenbewusstsein sei verloren gegangen. Das will der Verband nun wieder aufpolieren. «Wir versuchen, die Wertigkeit des Schweizer Biers zu fördern, starten verschiedene PR-Aktionen und geben so den Brauereien Schützenhilfe», sagt Kreber. Unter anderem hat der SBV am 19. April den «Tag des Schweizer Biers» geplant. Seit 1990/91 ist der Bierausstoss in der Schweiz um 15 Prozent zurückgegangen.

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30. Dezember 2011 | «Tor zu Thurauen»: Erste Bilanz

Schaffhauser Nachrichten, Weinland
M. G.

Bundesrätin Doris Leuthard und der Zürcher Regierungsrat Markus Kägi haben am 20. August mit Hunderten Gästen den Abschluss der ersten Etappe des Grossprojektes «Hochwasserschutz und Auenlandschaft Thurmündung» und die Eröffnung des Naturzentrums Thurauen in der Steubisallmend bei Flaach gefeiert. Im Rahmen des Projekts hat der Kanton Zürich in den letzten drei Jahren das Ufer der Thur renaturiert und rund die Hälfte der veranschlagten 54 Millionen für diese letzte Etappe, die «Königsetappe» der gesamten Renaturierungsmassnahmen entlang der Thur, verbaut. Herzstück des neuen Flaacher Erholungsmekkas ist das Naturzentrum Thurauen: Als Schmelztiegel für Wissensdurstige, Erholungsuchende und Naturliebhaber, die sich das Auengebiet erklären lassen wollen, bietet die Ausstellung viel Anschauungsunterricht.
Erfolg ist den Betreibern des Naturzentrums, sprich: der interaktiven Ausstellung, des Lehrpfads und des neuen Restaurants Rübis & Stübis, beschieden. Laut der Stiftung PanEco sind bislang 7000 Besucher in die Thurauen gekommen, davon 5200 in die Ausstellung, darunter Schulklassen, Firmen-, Behörden- und Fachgruppen – etwa Wasserbaufachleute und Ingenieure, aber auch Familien und Rentner. «Es kamen mehr, als wir erwartet hatten. Längerfristig rechneten wir mit zwischen 6000 und 10 000 Besuchern pro Jahr», sagt Kaspar Hitz, Geschäftsführer der Stiftung PanEco. Dies, obwohl die Saison erst im August begann. Nun müsse die Zukunft weisen, ob es sich um einen Anfangsansturm gehandelt habe, der mit dem Auftritt der Bundesrätin an der Eröffnung Momentum erhalten habe. Doch mit zukünftig 10 000 Gästen wäre er zufrieden. Denn zu viele Kunden würden auch das Personal – etwa bei den Führungen – an seine Grenzen bringen. «Wachstum um jeden Preis ist daher nicht gesund. Lieber 10 000 statt 15 000 Kunden, dafür werden diese gut betreut», sagt Hitz. Auf eine treue Stammkundschaft, vorab aus dem Weinland, könne er aber jetzt schon zählen. Viele besuchen wandernd die Thurauen, andere nur das Naturzentrum, welches gemäss Leistungsauftrag als «Tor zu den Thurauen» den sanften Tourismus pflegt. Seit Kurzem teilen sich auch drei Personen die Ranger-Aufgaben. Das Restaurant bietet ausschliesslich Gerichte aus saisonalen Ingredienzen aus der Region oder zumindest der Schweiz an. Die Öffnungszeiten des Naturzentrums seien mehrmals ausgedehnt worden – ein weiterer Erfolgsindikator: Das Zentrum mit der Ausstellung war etwa im Winter viel öfter als einen Sonntag im Monat – die Minimalvorgabe vom Kanton – geöffnet. Das Restaurant muss unterschiedliche Kundengruppen bedienen und hat daher auch zwei Betriebsmodi entwickelt. Im Sommerhalbjahr sorgten das Naturzentrum, der benachbarte Campingplatz und das Schwimmbad für Massenkundschaft. Im Winter würden eher Gruppen bedient im Rahmen von Tagungen (Anlassgeschäfte).

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27. Dezember 2011 | Öko statt Bier auf dem Cardinal-Areal

Schaffhauser Nachrichten, Wirtschaft
Raphael Corneo

Den Kanton Freiburg hat man bisher eher weniger mit Cleantech und Innovationen in Verbindung gebracht. Doch das soll sich nun ändern. Mitten in Freiburg auf dem ehemaligen Cardinal-Gelände soll ein Innovationspark entstehen. Das Bauvorhaben soll zum Leuchtturmprojekt werden und über die Kantonsgrenzen hinweg leuchten.
Im Sommer 2010 hat der dänische Bierkonzern Carlsberg beschlossen, den Produktionsstandort in Freiburg zu schliessen. Seit Juli dieses Jahres wird das Bier nicht mehr in Freiburg, sondern bei der Carlsberg-Tochter Feldschlösschen in Rheinfelden gebraut. «Der Entscheid von Carlsberg, den Standort zu schliessen, war für den Kanton und die Stadt eine Tragödie. Nun haben wir daraus eine Chance gemacht», sagt Beat Vonlanthen, Staatsrat und Volkswirtschaftsdirektor des Kantons Freiburg. Ab Ende 2013 sollen im Cardinal-Innovationspark mehrere Hundert Arbeitsplätze geschaffen werden. «Wir wollen den ersten Innovationspark der Schweiz bauen, der vollständig emissionsfrei ist», sagt Vonlanthen.

Das Projekt nimmt Formen an
Das ist auch deshalb eine grosse Herausforderung, weil beim Bau des Parks einige Gebäude erhalten werden sollen. Auch diese müssen CO2-frei werden. «Wir sind uns bewusst, dass es nicht einfach wird. Trotzdem sind wir aber überzeugt, dass es keine Illusion ist und wir es schaffen können», sagt Vonlanthen. Wer genau auf dem Areal einziehen wird, ist noch nicht klar. «Die Mieter werden ausgewählt. Dabei liegt unser Augenmerk vor allem auf Unternehmen aus dem Bereich nachhaltige Entwicklung», sagt Vonlanthen. Doch auch Restaurants und ein Cardinal- Museum sollen auf dem Areal entstehen. Das Besondere an dem Park wird zudem sein, dass er mitten in der Stadt Freiburg steht und auch mit dem öffentlichen Verkehr gut erreichbar ist. Für die Umsetzung des Projekts hat man sich einen ehrgeizigen Zeitplan gesetzt. Anfang Dezember wurde ein Ideenwettbewerb lanciert, der noch bis Februar 2012 dauern wird. Nächstes Jahr soll dann der Architekturwettbewerb stattfinden und schon 2013 mit dem Bau begonnen werden. «Bei einem Projekt wie diesem ist es wichtig, dass von Anfang an alle Akteure bei der Planung miteinbezogen werden», sagt Emmanuel Rey, Professor für nachhaltiges Bauen an der ETH Lausanne. Dabei müssen auch die Hochschulen eine grosse Rolle übernehmen und können bei der Planung miteinbezogen werden. Rey und weitere Forscher der ETH Lausanne haben bei der Entwicklung des Ökoquartiers rund um den Bahnhof Neuenburg mitgeholfen, zu dem auch das neue Gebäude des Bundesamtes für Statistik gehört.

Weitere Parks sind geplant
Doch der Technologiepark auf dem Cardinal-Areal ist nur eines der Innovationsprojekte im Kanton Freiburg. «In der Schweiz sind momentan 20 Ökoquartiere geplant. Allein vier davon in unserem Kanton», sagt Vonlanthen stolz. Neben dem Cardinal-Park sollen auch in Bulle, in Romont und in Villaz-St-Pierre Ökoquartiere entstehen. «In Bulle soll ein CO2-neutrales Quartier mit Wohnungen, einem Hotel, Geschäften und einem Freizeitkomplex entstehen», erklärt Michel Cailleau, Projektträger der Ökoquartiere in Bulle und in Romont sowie Verwaltungsratspräsident des Immobilienentwicklers Abadia. Das Quartier in Bulle entsteht auf dem Areal einer ehemaligen Kaserne, das in Romont in der ehemaligen Industriezone «En Raboud». «Dabei wollen wir nicht nur mit Architekten, sondern auch mit Soziologen und den Bürgern selber zusammenarbeiten», sagt Cailleau. Auch Thierry Dewarrat, Direktor der EnergieConcept S. A., die das Mandat für die energietechnische Begleitung der Projekte hat, ist überzeugt, dass das wichtig ist: «Ökoquartiere brauchen bewusste Nutzer, die geschult werden müssen», sagt er. Dem soll nicht nur bei dem Projekt in Bulle, sondern auch bei dem in Romont Beachtung geschenkt werden.

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10. Dezember 2011 | Falken kann dem Gegenwind standhalten

Schaffhauser Nachrichten, Regionale Wirtschaft
Philipp Lenherr

In der Agenda vieler Aktionäre der hiesigen Brauerei hat die Generalversammlung im Dezember einen fixen Platz, gehört sozusagen zur Vorweihnachtszeit wie andere wiederkehrende Termine auch. 346 Aktionäre sind der Einladung zur Generalversammlung ins Park Casino in Schaffhausen gestern Abend gefolgt.
Was Verwaltungsratspräsident Jürg Spahn den Anwesenden zu Beginn der Versammlung zu sagen hatte, war zunächst wenig feierlich. Ausgehend von der Weltwirtschaftslage näherte er sich via dem globalen und dem nationalen Biermarkt dem eigentlichen Thema des Abends: der Brauerei Falken AG.
Die Schweizer Wirtschaft habe sich 2010 zwar schnell von der Krise erholt, sei aber ebenso schnell im Zuge der Frankenstärke und der Schuldenkrise wieder auf einen Abwärtspfad geraten, so der langjährige Verwaltungsratspräsident der Brauerei.
Der globale Biermarkt ist zwar einmal mehr gewachsen, allerdings in einer für kleine, unabhängige Brauerein unvorteilhaften Art: zulegen konnten vor allem die ganz grossen Bierkonzerne wie beispielsweise Anheuser-Busch.

**Schweizer Brauereien unter Druck**
Auch auf dem Schweizer Biermarkt hat sich die Dominanz der internationalen Konzerne einmal mehr bemerkbar gemacht: Der inländische Biermarkt ist zwar um bescheidene 0,7 Prozent gewachsen, die inländische Produktion jedoch um 1,1 Prozent gesunken. Der Marktanteil von Importbier ist auf 22,9 Prozent gestiegen. Eine weitere, anhaltende Tendenz sieht Spahn in der anhaltenden Verlagerung von den Gaststätten zum Detailhandel. Dieser Entwicklung Vorschub geleistet haben dürften die Folgen des schweizweiten Rauchverbots in Gastronomiebetrieben. Für zusätzlichen Druck sorgte schliesslich die Frankenstärke, die gerade in einer Grenzregion wie Schaffhausen den Einkaufstourismus gefördert hat. «Auch in der Brauerei Falken hat der Import von Billigbier und die Frankenstärke spuren hinterlassen», so Spahns Fazit. Dass das Vorjahresergebnis gehalten werde konnte, sei deshalb als Erfolg zu werten. Geschäftsführer Markus Höfler belegte Spahns Ausführungen mit weiteren Zahlen, und zeigte sich überzeugt, dass die Schaffhauser Brauerei mit ihrer Strategie auf dem richtigen Weg sei. «Regionalität, Tradition und Swissness sind in», so Höfler. Weil aber im Schaffhauser Heimmarkt kaum mehr Wachstumschancen vorhanden seien, müssen solche weiterhin in Zürich gesucht werden, vorzugsweise in Zusammenarbeit mit renomierten Gastronomiebetrieben. Um den Entwicklungen im Schweizer Biermarkt Paroli zu bieten, habe die Brauerei im vergangenen Jahr Effizienz und Sicherheit gesteigert.

**Verwaltungsräte bestätigt**
Während Philipp Moersen, Vizepräsident des Verwaltungsrates, und Ronald Forster, Mitglied des Verwaltungsrates, für eine volle Amtsdauer von drei Jahren wieder gewählt wurden, wurde Präsident Jürg Spahn lediglich noch für ein Jahr gewählt. «Da die Altersgrenze bei 72 Jahren liegt, könnte auch ich mich nochmals für eine volle Amtsdauer wählen lassen», so der 69-Jährige. Weil er eine Verjüngung des Gremiums für angezeigt hält, verzichtete er jedoch darauf, und liess sich stattdessen für ein letztes Jahr im Amt bestätigen.
Wie üblich fasste Spahn schliesslich das vergangene Braujahr lyrisch zusammen und löste mit Versen wie «Gestern drehte man den Schalter von Zuppiger auf Walter» grosses Gelächter unter den Anwesenden aus. Ob dichterische Fähigkeiten auch zum Anforderungsprofil seines Nachfolgers gehören, blieb offen. Nächstes Jahr wird Spahn sie jedenfalls noch ein letztes Mal unter Beweis stellen können.


**Getroffen: Die Falken-GV ist ein wichtiger Treffpunkt für viele Schaffhauser und ist für eine sehr ausgelassene Stimmung bekannt**

*Thomas Minder*
hat bisher noch nie an der GV teilgenommen – dieses Jahr ist er eingeladen worden. «Produzierende Betriebe sind mir sympathisch, und Eigenständigkeit ist heute eine Leistung.» Mit der Brauerei sei er verbunden durch seine Mithilfe beim Bau einer Nische für Falken.

*Dario Zimmermann*
hat seinen Kollegen begleitet und nimmt zum ersten Mal am Anlass teil. Ihm sei aufgefallen, dass wenig junge Leute und kaum Frauen unter den Gästen seien: «Es wäre nicht schlecht, wenn man etwas junges Blut in die Aktiengesellschaft bringen könnte.»

*Susanne Sieber*
war schon 1998 dabei, als die GV noch in der Brauerei stattfand: «Damals hatte es neben mir nur zwei weitere Frauen.» Besonders gefreut hat sie sich auf das Gedicht: «Auch heute war es wieder super und sehr aktuell. Nur Minder wurde darin nicht erwähnt.»

*Markus Müller, SVP-Kantonsrat*
ist zum dritten Mal hier und freut sich darauf, viele Bekannte zu treffen. «Das erste Mal war ich als Kantonsratspräsident eingeladen, dann bekam ich Freude daran und habe eine Aktie gekauft.» Nächstes Jahr wolle er seine Frau mitnehmen.

*Thomas Kunz*
ist in Schaffhausen aufgewachsen und wohnt ausserhalb. Er will Bekannte von früher wiedersehen: «Einige habe ich schon gesehen. Leider hat es keinen Platz mehr an ihrem Tisch – aber ich habe Zeit, mein Zug fährt erst um zwei, der letzte notfalls um drei Uhr.»


**Brauerei Falken AG Kennzahlen 2010/11**

10/11 09/10
Nettoerlöse 20,49 22,28
Jahresgewinn 0,329 0,331
Umlaufvermögen 6,18 6,39
Anlagevermögen 12,02 11,83
Fremdkapital 13,79 13,98
Eigenkapital 4,41 4,24
Rückstellungen 10,86 10
Flüssige Mittel 0,489 0,412
Personalaufwand 5,36 5,53
Dividende
pro Aktie (in Fr.)
50 50
#Allgemeines

6. Dezember 2011 | Ersatzwahl ins Kantonsgericht

Schaffhauser Nachrichten
von Erwin Künzi

06.12.2011
Kantonsgerichtswahl mit Nebengeräuschen
Die Ersatzwahl ins Kantonsgericht hat mit einer Überraschung geendet
von Erwin Künzi

Die Ersatzwahl ins Kantonsgericht, die durch den Wechsel von Annette Dolge an die Spitze des Obergerichts nötig geworden war, sorgte bereits im Vorfeld für Diskussionen. Der Grund: die Zusammensetzung der Wahlvorbereitungskommission. Diese besteht aus der Justizkommission des Kantonsrats, dem zuständigen Regierungsrat sowie vier Vertretern der Schaffhauser Justiz. Stimmberechtigt sind allerdings nur die Mitglieder der Justizkommission. So kam es denn, dass die Repräsentanten der Justiz sich geschlossen für Eva Bengtsson, Schreiberin am Obergericht, aussprachen, während die drei Mitglieder der Justizkommission, die an der Wahlsitzung teilnahmen, ebenso klar Marcus Andreas Textor favorisierten. Und da nur sie stimmberechtigt waren, wurde Textor offiziell dem Kantonsrat zur Wahl vorgeschlagen. Das empörte die Vertreter der Justiz, die ganze Sache wurde öffentlich, und es kam auch zu Filzvorwürfen (siehe SN vom 24. November).

Gespaltene Kommission
Auf diese Vorgeschichte ging Willi Josel (SVP, Neuhausen), der Präsident sowohl der Justizkommission wie der Wahlvorbereitungskommission, gestern ein. Er schilderte, wie es innerhalb der Kommission zu diesem Wahlvorschlag gekommen war. Er habe zweimal angesichts der gespaltenen Kommission und der Abwesenheit von zwei Kantonsräten versucht, den Entscheid zu verschieben, sei aber damit nicht durchgedrungen. Für die Zukunft wolle die Kommission eine Lösung für diesen Spagat suchen und diese dem Kantonsrat unterbreiten. Als erster Fraktionssprecher erklärte Heinz Brütsch (FDP, Büttenhardt), Textor wie Bengtsson seien zu einem Gespräch eingeladen worden, und die Mehrheit der Fraktion habe sich für Textor ausgesprochen. Dass die Profis der Justiz für Bengtsson, die Kommission aber für Textor gewesen sei, sei unschön, aber zu akzeptieren, meinte Werner Bächtold (SP, Schaffhausen). Was nicht gehe, sei, dass Medienschaffende von Mitgliedern der Wahlvorbereitungskommission informiert worden seien. Es gehe auch nicht an, dass die Justiz einen solch starken Druck auf die Kommission ausübe. Für die Zukunft forderte Bächtold, dass die Kommission immer in Vollbesetzung tagen müsse, und der Kommissionsbericht müsse ausführlicher sein. Auch die SP/AL-Fraktion hörte beide an und sprach sich für Bengtsson aus, weil der zu wählende Richter es vor allem mit Familienrecht zu tun bekomme. Das gleiche Argument gab auch bei der ÖBS/EVP-Fraktion den Ausschlag, wie Bernhard Egli (ÖBS, Schaffhausen) erklärte. In der Folge wurde Eva Bengtsson mit 29 Stimmen vor Marcus Andreas Textor mit 25 Stimmen gewählt. Daraufhin ergriff Willi Josel nochmals das Wort: Bei dieser Wahl seien das Amtsgeheimnis mehrfach sowie die Gewaltenteilung verletzt worden. Die Justizkommission werde jetzt alle Beteiligten befragen und erwarte von denjenigen, die das Amtsgeheimnis verletzt haben, dass sie ihren Rücktritt aus der Wahlvorbereitungskommission erklären.


26.11.2011
Leider nur gut gemeint
von Erwin Künzi

Es war, wie so oft im Leben, gut gemeint: Bei der Vorbereitung der Wahlen von Justizpersonal wie Richtern und Staatsanwälten sollte die Justiz bereits frühzeitig mit einbezogen werden. Neu sollte nicht mehr die aus fünf Mitgliedern des Kantonsrats bestehende Justizkommission allein dem Parlament Wahlvorschläge unterbreiten, sondern eine Wahlvorbereitungskommission, der auch Vertreter der Schaffhauser Justiz angehören. Stimmberechtigt würden aber allein die Parlamentarier sein. Im ersten Umgang funktionierte das einigermassen gut, jetzt ist es zum Krach gekommen (siehe SN vom 24. November), als die Kantonsräte sich bei der Ersatzwahl ins Kantonsgericht für einen Kandidaten aussprachen, die Justizvertreter dezidiert anderer Meinung waren und am Schluss die Politiker entschieden.
Es konnte wenig verwundern, dass in dieser Situation bald einmal Filzvorwürfe auftauchten. Aber: Wir sind in Schaffhausen, wo «ein dä ander kännt», wie es im bekannten Lied von Dieter Wiesmann heisst. Da kommt es unweigerlich zu engeren Kontakten, und der Grat zwischen dem, was der eine für Verfilzung hält und der andere einfach für eine gute Vernetzung, ist sehr schmal. In diesem Fall scheint das Problem aber anderswo zu liegen: In dieser Wahlvorbereitungskommission dürfen die einen – die Politiker – entscheiden, die anderen – die Justizvertreter – aber nur mitreden. So will es die Gewaltentrennung. Wäre es da nicht ehrlicher, wieder zum alten System mit klaren Fronten zurückzukehren? Im Klartext: Die Justizkommission alleine, also die Kantonsräte, schlägt das zu wählende Justizpersonal vor. Bei der Vorbereitung dieser Vorschläge konsultiert sie, falls nötig, die Vertreter der Justiz und lässt deren Hinweise bei Bedarf in ihre Wahlempfehlung einfliessen.


24.11.2011
Umstrittene Wahl in das Kantonsgericht
Am 5. Dezember nimmt der Kantonsrat eine Ersatzwahl ins Kantonsgericht vor. Umstritten sind dabei nicht die Kandidierenden, sondern die Rolle der Wahlvorbereitungskommission
von Erwin Künzi

Am 1. April 2012 tritt Annette Dolge die Nachfolge von Obergerichtspräsident David Werner an. Damit wurde das Amt als Kammervorsitzende des Kantonsgerichts, das sie zurzeit innehat, frei. Das Kantonsgericht wählte am 9. September aus seiner Mitte Kantonsrichter Markus Kübler zum neuen Kammervorsitzenden. Das wiederum hiess, dass ein neuer Kantonsrichter gebraucht wird, der das Amt von Markus Kübler übernimmt, und zwar ebenfalls auf den 1. April 2012. Gesucht war ein Kantonsrichter mit einem 50-Prozent-Pensum, der vom Kantonsrat gewählt werden muss. Und an diesem Punkt kam die Wahlvorbereitungskommission ins Spiel.
Diese Kommission ist, wenn man so will, ein Kind des neuen Justizgesetzes, das seit dem 1. Januar dieses Jahres in Kraft ist. Vorher machte die fünfköpfige Justizkommission des Kantonsrats dem Parlament Wahlvorschläge. Mit dem neuen Justizgesetz wurde aber eine spezielle Wahlvorbereitungskommission geschaffen, in der nicht nur die gesamte Justizkommission, sondern auch die Justiz vertreten ist (siehe Kasten auf dieser Seite). Die Idee dahinter war, die Justiz bereits frühzeitig bei der Wahl von neuen Richtern und Staatsanwälten mit einzubeziehen. Allerdings war für die Justizvertreter nur eine beratende Rolle vorgesehen; entscheiden, wer zur Wahl vorgeschlagen wird, dürfen nur die fünf Kantonsräte der Justizkommission. Der Artikel 3 des Justizgesetzes, der die rechtliche Grundlage für diese Wahlvorbereitungskommission bildet, wurde von der Regierung bereits am 1. Mai 2010 in Kraft gesetzt. Damit konnte die Kommission ihre Arbeit rechtzeitig aufnehmen und die Wahlvorschläge, die mit dem neuen Justizgesetz nötig wurden, ausarbeiten. Dieser erste Auftritt der Wahlvorbereitungskommission ging letztes Jahr ohne grössere Nebengeräusche über die Bühne. Jetzt, mit der anstehenden Ersatzwahl ins Kantonsgericht, musste sich diese Kommission zum ersten Mal im, wenn man so will, Alltag bewähren. Auf eine Ausschreibung hin meldeten sich für das Amt des Kantonsrichters 15 Personen, 5 wurden zu einer Anhörung eingeladen. Dabei stellte die Kommission fest, wie in ihrem Bericht nachzulesen ist, «dass alle 5 Personen, welche sich der Kommission vorgestellt haben, die Wahlvoraussetzungen erfüllen und grundsätzlich wählbar sind». Die Mitglieder der Kommission mussten anschliessend reihum erklären, wen sie dem Kantonsrat für die Wahl vorschlagen wollten. Und dabei kam es zum Eklat. Zuerst meldeten sich die vier Vertreter der Justiz. Sie sprachen sich alle eindeutig für Eva Bengtsson aus, zurzeit Schreiberin am Schaffhauser Obergericht. Anderer Meinung waren die drei Vertreter der Justizkommission (zwei konnten, zum Teil aus gesundheitlichen Gründen, nicht an der Sitzung teilnehmen): Sie empfahlen Marcus Andreas Textor, Anwalt bei einer Anwaltskanzlei in Zürich, zur Wahl. Und da nur sie stimmberechtigt waren, wurde Textor zum offiziellen Kandidaten bestimmt, was auch so kommuniziert wurde (siehe SN vom 8. November).

Helle Empörung
Bei den Vertretern der Justiz herrschte daraufhin helle Empörung. Sie hatten sich für Bengtsson ausgesprochen, weil diese von 2004 bis 2011 als Schreiberin am Kantonsgericht gearbeitet und in dieser Funktion über 100 Gerichtsentscheide formuliert hatte. Mit ihr würde das Kantonsgericht jemanden erhalten, der nicht nur das Gericht bestens kennt, sondern auch gut ins Team passen würde. «Textor ist gut, aber sie ist besser», meinte einer der Justizvertreter gegenüber den SN. Er und die anderen können nicht verstehen, warum man die Justizvertreter in die Kommission geholt hat, um dann doch gegen ihre geschlossene Meinung zu entscheiden. Prompt kamen Vermutungen auf, für den Wahlvorschlag ausschlaggebend gewesen seien die Parteizugehörigkeit von Textor (zwei Mitglieder der Justizkommission sind in der gleichen Partei wie er) sowie der Umstand, dass dieser, wie ein Mitglied der Justizkommission auch, früher einer bestimmten Kantonsschulverbindung angehört hat. Diese Unterstellungen weist der Präsident der Justizkommission, Kantonsrat Willi Josel (SVP, Neuhausen), entschieden zurück. «Es gab gute Gründe, die für Textor sprachen, dessen Fähigkeiten, das Richteramt zu versehen, übrigens niemand in Zweifel zog». erklärte er gegenüber den SN. Für Josel persönlich war die Tätigkeit Textors bei einer Anwaltskanzlei ein Pluspunkt: «Er musste sich dem rauen Wind der Privatwirtschaft aussetzen, und die Erfahrungen, die er dabei machte, kommen dem Gericht zugute.» Zudem sei Textor vom Kantonsrat bereits zum Ersatzrichter am Kantonsgericht gewählt worden, wo er seine Arbeit gut mache. Auf die einhellige Meinung der Justizvertreter angesprochen, meinte Josel: «Es gilt die Gewaltentrennung, aber natürlich nicht nur in eine Richtung. Und für die Richterwahl ist nun einmal die Politik zuständig, nicht die Justiz.» Der Kantonsrat wird an seiner Sitzung vom 5. Dezember als erstes Geschäft die Ersatzwahl ins Kantonsgericht vornehmen. Neben Textor, der von der Wahlvorbereitungskommission vorgeschlagen wird, hat auch Bengtsson ihre Kandidatur angemeldet.


Richterwahl. Die Fakten

Gesetzliche Grundlage
Justizgesetz, Artikel 3: «Dem Kantonsrat obliegende Wahlen bereitet eine Wahlvorbereitungskommission vor. Sie steht unter dem Vorsitz der Präsidentin oder des Präsidenten der Justizkommission und setzt sich aus folgenden Personen zusammen:
a.) Mitglieder der Justizkommission,
b.) Vorsteherin oder Vorsteher des zuständigen Departements,
c.) Vertretung des Obergerichts,
d.) Vertretung des Kantonsgerichts,
e.) Vertretung der Staatsanwaltschaft,
f.) Vertretung der Schaffhauser Anwaltskammer.
Sie unterbreitet dem Kantonsrat Wahlvorschläge. Die Mitglieder der Justizkommission sind stimmberechtigt.» Dieser Artikel wurde am 1. Mai 2010 von der Regierung in Kraft gesetzt.

Zusammensetzung
Die Wahlvorbereitungskommission setzt sich wie folgt zusammen: Justizkommission des Kantonsrats mit Willi Josel (SVP, Neuhausen), Präsident; Andreas Gnädinger (SVP, Schaffhausen), Vizepräsident; Florian Hotz (JFSH, Schaffhausen); Florian Keller (AL, Schaffhausen), Heinz Rether (ÖBS, Thayngen). Ernst Landolt, Regierungsrat. Justiz: David Werner, Präsident des Obergerichts; Werner Oechslin, Präsident des Kantonsgerichts; Peter Sticher, Erster Staatsanwalt; Jürg Uhlmann, Vertreter der Anwaltskammer. Stimmberechtigt sind nur die 5 Mitglieder der Justizkommission.

#Allgemeines

17. November 2011 | Stadt hat «Tanne» übernommen

Schaffhauser Nachrichten, Stadt Schaffhausen
Robin Blanck

Seit dem letzten Freitag gehört die Liegenschaft Tanne 3 mit der traditionsreichen Weinstube der Stadt: Das kam nicht überraschend, sondern war schon länger mit der heute 93-jährigen Besitzerin Margrit Zimmermann so geplant (siehe dazu auch SN vom 8. März 2011). In den letzten 15 Jahren war das Lokal nur noch jeweils am Samstagmorgen für zwei Stunden geöffnet, eine kleine, aber konstante Gästeschar traf sich noch in der Weinstube. Seit März des Jahres entfielen auch diese Stunden, und das Lokal blieb geschlossen. Bereits 1998 wurde abgemacht, dass bei Geschäftsaufgabe die Stadt die Liegenschaft übernehmen wird. Im Gegenzug wurden zwei Dinge zugesichert: Einerseits soll die besondere Eigenart der Wirtschaft mit historischer Ausstattung erhalten werden, «soweit dies mit den gesetzlichen Bestimmungen und Auflagen in Einklang zu bringen ist», wie es in der gestern versandten Mitteilung heisst. Andererseits wurde vereinbart, dass Margrit Zimmermann statt eines einmaligen Kaufpreises für das Gebäude von der Stadt eine bescheidene Leibrente erhält.
Den Zeitpunkt der Übertragung konnte die Eigentümerin und Wirtin selber wählen. Bis vor Kurzem bewohnte Margrit Zimmermann, wie schon ihr ganzes Leben, das Haus an der Tanne; gesundheitliche Gründe legten aber einen Übertritt in ein städtisches Altersheim nahe. «Ihr geht es den Umständen entsprechend gut», sagt Baureferent Peter Käppler auf Anfrage der SN.

**Weder zugänglich machen**
Die Weinstube selbst ist derzeit geschlossen, «bei der Stadt besteht der feste Wille, dass man das Lokal künftig wieder der Öffentlichkeit zugänglich macht», sagt Käppler. In welcher Form das erfolgen soll, könne man heute noch nicht festlegen. Offen ist derzeit auch, wann das passieren soll, zumal erst noch Investitionen für einen Weiterbetrieb notwendig sind. Käppler: «Es handelt sich um ein Stück Schaffhauser Identität, mit dem wir sorgfältig umgehen wollen, deshalb soll zuerst eine saubere Analyse vorgenommen und dann – ohne Zeitdruck – dem Grossen Stadtrat eine Vorlage präsentiert werden.» Mit dem «Alten Emmersberg», dem Park Casino, dem «Alten Schützenhaus», dem «Kleinen Käfig» und dem Theaterrestaurant besitzt die Stadt bereits heute fünf Restaurationsbetriebe, die auch künftig weitergeführt werden sollen.

#Allgemeines

17. November 2011 | Schweizer Brauereien weiter unter Druck

Schaffhauser Nachrichten, Regionale Wirtschaft
Philipp Lenherr

Fast 4,6 Millionen Hektoliter Bier sind im Braujahr 2010/11 in der Schweiz getrunken worden. Dies entspricht einem Zuwachs von 0,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, wie der Schweizer Brauerei-Verband gestern mitteilte. Trotz diesem leichten Wachstum ist die Produktion der Schweizer Brauereien um 1,1 Prozent gesunken – die Bierimporte hingegen sind einmal mehr deutlich angestiegen, deren Marktanteil beträgt mittlerweile fast 23 Prozent. Mit Abstand am meisten Bier wird aus Deutschland importiert. Eine Entwicklung, die Schweizer Brauereien Sorgen bereitet. «Die stete Zunahme der Bierimporte stellt unsere schweizerische Braubranche vor Herausforderungen», so der Präsident des Schweizer Brauerei-Verbandes, Nationalrat Markus Zemp. Zu dieser Entwicklung beigetragen haben seiner Ansicht nach die Verschlechterung der Wirtschaftslage und der günstige Euro. Auch das Rauchverbot in Gaststätten, welches am 1. Mai 2010 in Kraft trat, habe sich ausgewirkt. Die Brauerei Falken konnte ihr Jahresergebnis in diesem anspruchsvollen Umfeld halten (siehe unten).

**Verlagerung zum Detailhandel**
Das neue, schweizweite Rauchverbot dürfte auch dazu beigetragen haben, dass die Verlagerung von der Gastronomie in den Detailhandel weiter angehalten hat. Als Indiz dafür sieht der Brauerei-Verband den hohen Anteil von Dosen und Einwegflaschen, welche die Gebinde der Importbiere dominieren. Wer sein Feierabendbier nicht an einem rauchfreien Stammtisch einnehmen will, tut dies offenbar vermehrt zu Hause in der guten Stube – mit Zigarette oder Stumpen, und im Glas perlt wohl auch öfter als in der Beiz ein Importbier.

**Markteingriffe befürchtet**
Neues Ungemach sehen die hiesigen Brauereien aus Bundesbern auf sich zukommen: Gesetzesvorhaben wie die Revision des Alkoholgesetzes könnten zu Eingriffen in die Markt- und Wirtschaftsfreiheit der Brauer führen, so die Befürchtung. Gegensteuer gibt der Verband mit einem kürzlich erstmals angelaufenen Ausbildungskurs zum Schweizer Bier-Sommelier, mit dem die Bierkompetenz in der Schweizer Gastronomie erhöht werden soll. Zudem findet am 19. April 2012 erstmals der «Tag des Schweizer Bieres» statt, an dem Schweizer Bierkultur und Brauereitradition erlebbar sein sollen.


**Brauerei Falken In schwierigem Umfeld das Ergebnis gehalten**

Die Brauerei Falken AG weist für 2010/2011 einen Jahresgewinn von rund 329 000 Franken aus, wie der gestern veröffentlichten Einladung zur Generalversammlung der Aktionäre zu entnehmen ist. Damit konnte die hiesige Brauerei das Vorjahresergebnis trotz verschiedenen negativen Einflüssen auf dem Vorjahresniveau halten. «Auch wir haben natürlich unter der Frankenstärke und dem Import von Billigbier gelitten», sagt Geschäftsführer Markus Höfler auf Anfrage. Angesichts des harten Umfelds sei dies ein positives Ergebnis.

**Strategie beibehalten**
«Wir halten an unserer Strategie fest, wir wollen uns nicht über einen tiefen Preis profilieren. Stattdessen setzen wir auf Qualität und Dienstleistungen», so Höfler weiter. Auch an der hauptsächlichen Ausrichtung auf die Region soll sich nichts ändern. Neben den Bierimporten des Handels bekommt die Falken-Brauerei auch den Einkaufstourismus zu spüren, der statistisch nicht erfasst wird. «Dem gegenüber stehen aber eine grosse Loyalität der Schaffhauser zu regionalen Produkten sowie eine überdurchschnittliche Dichte gastronomischer Betriebe auf hohem Niveau», sagt Markus Höfler. (ple)

#Allgemeines

10. November 2011 | Sex ist kein Tabuthema im Unterricht

Schaffhauser Nachrichten, Region
Silvia Krauer

Ende Oktober musste ein Gymnasiallehrer aus Zürich vor dem Bezirksgericht erscheinen, weil er seinen Schülern im Sprachunterricht durch seine Auswahl literarischer Werke Pornografie zugänglich gemacht haben soll. Der Fall wirft die Frage danach auf, welche Werke an den Schulen gelesen werden dürfen und wo die Grenzen liegen. Wie werden der literarische Kanon und die Themen, die im Sprachunterricht an Gymnasien behandelt werden, vorgegeben und kontrolliert?
In den meisten Kantonen bezieht sich der gymnasiale Lehrplan auf die Epochen der Literaturgeschichte, die vermittelt werden müssen, nicht aber auf die Auswahl der einzelnen Werke oder gar der Themen, die innerhalb eines Werkes besonders hervorgehoben werden sollen.

**Was soll man, was darf man lesen?**
So wird dies auch an der Kantonsschule Schaffhausen gehandhabt. Bei der Auswahl der Werke handle der jeweilige Sprachlehrer nach eigener Verantwortung, informiert Detlef Roth, Fachschaftsvorstand Deutsch an der Kantonsschule Schaffhausen. Roth erinnere sich nicht, dass seit seinem Stellenantritt als Lehrer vor fünf Jahren Beschwerden bezüglich des Umgangs mit sexuellen Thematiken in der behandelten Literatur eingegangen wären. Er selber ist der Meinung, dass das Thema der sexualisierten Gesellschaft, wie es sich in der Literatur der letzten zehn bis zwanzig Jahre spiegle, durchaus an der gymnasialen Oberstufe diskutiert werden könne. «Ob ein Lehrer dies jedoch tun will oder nicht, ist ihm freigestellt», ergänzt Roth, der diese Freiheit angemessen findet, denn «nicht jeder fühlt sich kompetent, im Unterricht Diskussionen über Themen wie Sexualität zu führen. Daher soll auch niemand dazu gezwungen werden, sich aufs Glatteis zu wagen.» Auch der Rektor der Kantonsschule, Urs Saxer, erinnert sich an keine diesbezüglichen Beschwerden in den letzten fünfzehn Jahren: «Der einzige Vorfall, der in diese Richtung geht, war eine Nachfrage von Eltern bezüglich des Vokabulars, das eine Französischlehrkraft als Vorbereitung für einen Sprachaufenthalt in Frankreich zusammengestellt hatte. Unter dem Passivwortschatz befanden sich einzelne obszöne Ausdrücke, deren Verständnis die Lehrkraft als nützlich beurteilt hatte.»

**Auch Schülerwünsche zählen**
«Bei der Themenwahl hat nicht nur der Lehrer viel Freiraum, sondern auch den Schülern wird häufig die Gelegenheit gegeben, mitzubestimmen, unter welchen Aspekten sie ein Buch lesen möchten», erklärt Roth. Der Haltung, dass ein literarisches Werk gerade von der Vielfalt an Bezügen lebe, würde sich wohl so mancher Sprachlehrer anschliessen. Als aktuelles Beispiel eines literarischen Werkes, in dem Sexualität ein zentrales, aber nicht das Kernthema bildet, nennt Roth den Roman «Der Vorleser» von Bernhard Schlink aus dem Jahr 1995, der an vielen Gymnasien bereits zum ungeschriebenen Kanon gehört und sich seit seiner Verfilmung im Jahr 2008 bei den Schülern noch grösserer Beliebtheit erfreut. Bis heute haben mehrere Generationen von Kantonsschülerinnen und -schülern diesen zum Klassiker avancierten Roman gelesen, trotz seiner sexuellen Thematik.

**Zielsetzung muss klar sein**
«Will ein Lehrer ein Buch wählen, das heikel sein könnte, wie zum Beispiel das Werk «Feuchtgebiete», muss er mir dieses nicht zur Kontrolle einreichen. Ich bin aber zur Stelle, falls sich Fragen oder Unsicherheiten ergeben», gibt Rektor Urs Saxer über die Situation an der Kantonsschule Schaffhausen Auskunft. «In jedem Fall ist es gut, wenn neue Bücher zuerst in der Fachschaft diskutiert werden und innerhalb des Teams Unterstützung finden», erklärt er den Usus an seiner Schule. Wichtig sei, dass die Zielsetzung klar sei: «Es soll von aussen nachvollziehbar sein, warum die Wahl gerade dieses Werkes das Erreichen der Lernziele fördert.»

**Sexualität nicht das einzige Thema**
Hinter der Frage nach Angemessenheit stehe diejenige der Verantwortung, findet Roth: «Wer soll heute für die Aufklärung verantwortlich sein, die Schule oder die Eltern?» Allerdings gibt es neben Sexualität noch viele andere heikle Themen, die im Unterricht zu schwierigen Situationen führen können. Saxer erinnert sich an einen Fall, wo eine Lehrkraft den Tod als Unterrichtsthema wählte, ohne zu wissen, dass eine Schülerin kurz zuvor eine enge Bezugsperson verloren hatte. Dies löste bei der Betroffenen Unsicherheit aus. Solche Schwierigkeiten sind bei der Wahl von Themen wie Abtreibung, Magersucht, Gewalt, Drogenkonsum oder eben Sexualität im Vornherein zu bedenken. «Der Lehrer muss eine solche Thematik ganz bewusst angehen», meint Roth.

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28. Oktober 2011 | Kanti: Mehr Solarstrom

Schaffhauser Nachrichten, Stadt Schaffhausen
(r.)

Die Solarstromanlage auf der Kantonsschule übertrifft die Erwartungen. In den ersten neun Monaten Betriebszeit hat sie rund 86 000 Kilowattstunden (kWh) Strom produziert, bei einem prognostizierten Jahresertrag von gut 75 000 kWh. Dies teilt das Baudepartement mit.
Neue erneuerbare Energien sollen bis 2017 mehr als 2000 Haushalte mit Strom versorgen. Damit die Sonne ihren Anteil übernehmen kann, hat der Regierungsrat Anfang des Jahres das Impulsprogramm Solarenergie lanciert. Es umfasst vier Massnahmen, von welchen eine die Vorbildrolle des Kantons bildet. Ein Beispiel hat der Kanton zum Start des Programms bereits umgesetzt: die Solarstromanlage auf der Kantonsschule. Sie ist seit Anfang 2011 in Betrieb. Der erzeugte Strom wird in erster Linie für den Eigenbedarf der Kanti eingesetzt. Dabei werden über 15 Prozent des Stromverbrauchs abgedeckt.

#Allgemeines

8. Oktober 2011 | Vertretbarer Aufwand

Schaffhauser Nachrichten
Robin Blanck

Man ist mit einem blauen Auge davongekommen: Es war nur ein Fehlalarm, als am 19. September ein bewaffneter Mann in der Nähe der Kantonsschule gesichtet wurde. Beim Vorfall wurden Sicherheitsmängel an der Kanti offenbar, die teilweise schon länger bekannt waren: Ein Teil der Zimmertüren ist nicht abschliessbar, die Lautsprecheranlage funktioniert nicht überall – besonders im erst vor wenigen Jahren erstellten Neubau muss in diesem Punkt von Fehlplanung gesprochen werden. Das soll nun behoben werden. Angesichts dessen, dass im Jahr 2011 Geld auch für weniger dringliche Belange wie eine Solaranlage oder die Fassadensanierung – beides bei der Kanti – ausgegeben wurde, dürfte einer raschen Umsetzung dieser einfachen Massnahmen nichts entgegenstehen. Dass die Probleme den Verantwortlichen schon deutlich länger bekannt waren und trotzdem zugewartet wurde, erstaunt: Eine Alarmierungsmöglichkeit via Lautsprecher dürfte kaum ein längeres Abwägen erfordern. In der lancierten Petition wird verlangt, dass die Probleme bis Ende Jahr gelöst werden sollen, die Schulleitung will dies in den Sportferien erledigen lassen. Auf diese 28 Tage – so viel Zeit liegt zwischen dem Jahresende und dem Beginn der Sportferien – kommt es nicht an. Sinnvollerweise stellt man im Zusammenhang mit Sicherheitsmassnahmen immer wieder die Frage nach dem Nutzen. Längst ist klar, dass Unfälle und Gewaltverbrechen sich nie ganz werden verhindern lassen. Deshalb kann man nicht völlig auf Sicherheitsmassnahmen verzichten, sondern es gilt ein vernünftiges Verhältnis von Aufwand zu Ertrag zu wahren. Eine Lautsprecheranlage für eine Schule, in der sich über 700 Schüler aufhalten, und ein paar Türschlösser sind auch unter diesem Aspekt ein vertretbarer Aufwand.

#Allgemeines

7. Oktober 2011 | Sicherheitsmängel schon länger bekannt

Schaffhauser Nachrichten
Robin Blanck

Als der 23-jährige bewaffnete Mann am 19. September festgenommen war und fest stand, dass es sich nicht um einen Amoklauf gehandelt hat, ging ein Aufatmen durch die Kantonsschule. Insgesamt, so das Fazit des Prorektors, sei alles gut abgelaufen, zudem wurde angekündigt, dass Lücken im Alarmierungssystem – etwa die Verschliessbarkeit der Zimmer und die Instandsetzung der Audioanlage für die Warndurchsagen – geschlossen werden können.
Eine Überraschung seien die Lücken indes nicht gewesen, vielmehr hätten die Verantwortlichen von Schulleitung, Erziehungsdepartement und Hochbauamt bereits seit Jahren Kenntnis dieser Mängel: Das ist der Petition «Taten statt Worte! – Eine Petition für mehr Sicherheit an der Kantonsschule Schaffhausen» zu entnehmen, die im Nachgang des Vorfalls von Lehrerinnen und Lehrern der Kantonsschule lanciert wurde und bei Lehrern, Schülern und Eltern zirkulierte. Gemäss Petitionstext haben im Rahmen einer Lehrerkonferenz im Juni 2009 Vertreter der Schaffhauser Polizei ein Referat zum Thema «Sicherheit und Notfälle» gehalten und dabei die Sicherheitsmängel aufgezeigt. Ebenso seien Verbesserungen angekündigt worden. Und: «Auch interne Testläufe zeigten die Mängel in aller Deutlichkeit auf!»

**Viermal Handlungsbedarf**
Die Petitionskommission, in der fast jede Fachschaft mit mindestens einer Lehrperson vertreten ist, legt auch eine vier Punkte umfassende Mängelliste vor: Die Mehrheit der Lehrpersonen hätten ihre Zimmertüren nicht abschliessen können, weil die Schlüssel nicht gepasst hätten. Zweitens wären die Durchsagen im Ergänzungsbau nicht zu hören gewesen, weshalb ein Schulleitungsmitglied die Warnung von Zimmer zu Zimmer gehend verbreiten musste. Dieser Mangel wird auch in Punkt drei angesprochen: Noch immer verfüge nicht jedes Schulzimmer über eine funktionierende Lautsprecheranlage. Und schliesslich sei erst kürzlich eingestellten Lehrern das verwendete Amok-Codewort gar nicht bekannt gewesen, weshalb sie von einem «technischen Defekt» im Wortsinn ausgegangen seien.

**750 Unterschriften in einer Woche**
Die 16 Mitglieder des Petitionskomitees stehen mit ihren Forderungen offenbar nicht alleine da: In knapp einer Woche sind über 750 Unterschriften von Schülern, Eltern und Lehrpersonen zusammengekommen, wie ein Mitglied der Petitionskommission gegenüber den SN erklärt. Die Erwartungen werden klar formuliert: Die Verantwortlichen sollen die Behebung der «Missstände, die das Leben und die Sicherheit der Schüler, Lehrer und Mitarbeiter gefährden» nicht aufschieben, sondern diese bis Ende des Jahres beheben. Man sei sich, so steht es in der Petition, bewusst, dass mit den angetönten Veränderungen Amokläufe zwar nicht verhindert, aber doch Menschenleben gerettet werden könnten. Nach den Ferien will die Kommission beschliessen, an wen nebst der Schulleitung die Petition überwiesen wird. Bei der Schulleitung stossen die Anliegen der Petenten nicht auf taube Ohren, wie Prorektor Pasquale Comi, der den Inhalt der Petition kennt, auf Anfrage der SN erklärt: «Ich habe Verständnis für die Forderungen», sagt Comi, der während des Alarms selber nachgeschaut hat, ob auch keine Schüler mehr auf dem Areal unterwegs sind. Aber: «Die Petition ist in erster Linie gut gemeint, notwendig war sie nicht mehr, weil wir schon vorher reagiert haben», sagt Comi. Bereits anlässlich der Konferenz, die am Abend des 19. Septembers stattgefunden hat, seien die Lehrpersonen, die den Alarm nicht hören konnten, aufgefordert worden, sich bei der Schulleitung zu melden und ihren jeweiligen Aufenthaltsort zur Alarmzeit anzugeben. Am Tag darauf wurde die Liste an der Schulleitungssitzung behandelt und ein Treffen mit Vertretern des Baudepartementes und der Schaffhauser Polizei am folgenden Montag angekündigt. Ziel des Treffens sei die Behebung der baulichen Unzulänglichkeiten im Zusammenhang mit dem Sicherheitskonzept. Am Mittwoch, also erst am Tag nach dieser Ankündigung, seien die Petitionsbögen aufgelegt worden, wie Comi betont. Die angekündigte Sitzung hat inzwischen stattgefunden und es wurde beschlossen, in den nächsten drei Wochen ein Detailkonzept zu erarbeiten und die nötigen Tests durchzuführen. Comi bestätigt, dass ein Teil der Probleme bereits seit 2009 bekannt waren: «Wir wussten von einer Evakuationsübung, dass Durchsagen über die auf dem Gang angebrachten Lautsprecher in den Zimmern praktisch nicht zu hören sind.» Konkret betroffen davon war etwa der neuste Teil der Schulanlage, der Ergänzungstrakt mit der Mensa. Als Folge des vermeintlichen Amoklaufs werden jetzt im Rahmen des Einbaus einer Wireless-Internet-Anlage auch gleich die nötigen Kabel für die Installation von Lautsprechern eingezogen, wie ein Augenschein vor Ort gestern zeigte. Auch die bisher mangelhafte Abschliessbarkeit der Schulzimmer war schon seit 2010 bekannt: «Nicht alle Lehrer verfügen über einen Schlüssel, um die verschiedenen Zimmer, in denen sie unterrichten, abzuschliessen», sagt Comi.

**Einheitliche Standards abwarten**
Wieso aber hat man offensichtliche Mängel nicht schon früher behoben? Gemäss dem Prorektor ist das darauf zurückzuführen, dass man in dieser Frage vonseiten des Hochbauamtes einheitliche Standards für alle kantonalen Schulen definieren wollte und dabei noch das Vorgehen anderer Kantone wie etwa Zürich abwarten wollte. «Das führte zur Verzögerung, die Behebung der Mängel war vom Hochbauamt für das Jahr 2012 vorgesehen», sagt Comi. Bildungsdirektor Christian Amsler weilt derzeit in den Ferien: «So lange ich den genauen Inhalt der Petition nicht kenne, kann ich mich dazu auch nicht äussern.» Er ist überzeugt, dass man man sich im Nachgang des Amoklaufs von Winnenden beim Erziehungsdepartement die nötigen Gedanken gemacht hat. Amsler: «Es ist möglich, dass wir die bauliche Seite nochmals anschauen müssen.»

**Kaum noch in diesem Jahr**
In den Sportferien 2012 soll nun die Lautsprecheranlage abschliessend angepasst und wo nötig sollen Verriegelungsvorrichtungen auf der Innenseite der Türen montiert werden, die ohne Schlüssel bedient werden können. Die Forderung der Petenten, die eine Umsetzung sämtlicher Massnahmen noch in diesem Jahr verlangen, kann kaum erfüllt werden: Zuerst müsse die Regierung die nötigen Ausgaben bewilligen, dann würden die Arbeiten ausgeschrieben und vergeben. Comi: «Und weil während der Schulzeit nicht gebaut werden kann, muss das in den Sportferien geschehen – das ist der schnellstmögliche Termin.»


**Augenzeugen Wie Kantischüler den Alarm erlebt haben**

Hört man sich bei Kantonsschülern um, die den Fehlalarm vom 19. September erlebt haben, so wird der Eindruck gestützt, das nicht alles wie geplant lief. Schüler Reto beispielsweise sagt, nur gerade eine Klasse sei nicht an den Pulten sitzen geblieben, schon gar nicht sei man unter die Tische gesessen. Im Ernstfall wäre die Schule nicht gerüstet gewesen – so sein Fazit. Thomas sagt, dass bei seiner Klasse die Türen nach der Durchsage abgeschlossen worden seien, der Unterricht aber normal weitergeführt worden sei. Es sei, so seine Einschätzung, nicht alles optimal gelaufen. Jasmin findet, dass gut reagiert worden sei, Annika hingegen erklärt auf Anfrage der SN: «In unserem Zimmer hörte niemand den Alarm und wir erfuhren erst nach Schulschluss von der ganzen Sache.» Berichtet wird überdies von Fällen, in denen Schüler und Lehrer auf dem Gang unterwegs waren, um herauszufinden, was genau los sei. (cco/rob)

#Allgemeines

5. Oktober 2011 | Wussten Sie schon…

Schaffhauser Nachrichten, Service
(mha.)

Schon im Mittelalter galten alkoholische Getränke als etwas Mystisches. Viele Menschen konnten sich damals nicht erklären, wie der berauschende Effekt zustande kam. Oft vermutete man dahinter den Einfluss einer Gottheit.
Nicht selten wurde Alkohol zu rituellen und religiösen Anlässen getrunken. In Griechenland waren insbesondere die Symposien, eine Art Trinkgelage, bei denen man philosophische Gespräche führte, sehr beliebt. Der Rausch galt damals als Erkenntnis fördernd. Gleichwohl unterlag der Alkoholkonsum in der Antike in der Regel einer strengen sozialen Kontrolle. In Athen wachte auch die Obrigkeit darüber, wann und wie viel Alkohol getrunken wurde. Ähnliches galt auch für die Menschen im alten Rom, wobei der Senat recht häufig gegen ausschweifende Trinkorgien durchgreifen musste. Frauen war übrigens im alten Rom der Alkoholkonsum gänzlich verboten.
Während sich die Griechen und die Römer vorwiegend mit Wein berauschten, hielten sich die Germanen lieber an Met und Bier. Diese Getränke hatten auch eine stark kultische Bedeutung. Mit ihnen ehrte man unter anderem den Gott Odin. Wichtige Beschlüsse wurden von den Germanen nur im berauschten Zustand getroffen, wobei Trinkzwang herrschte. Es sollte schliesslich niemand einen Vorteil aus dem Rausch der anderen ziehen können.
Auch im Mittelalter gehörte der Alkohol zum täglichen Leben. Zwar verurteilte die Kirche übermässige Trunkenheit als heidnisches Laster. Die damals überwiegend schlechte Qualität des Trinkwassers führte jedoch dazu, dass sich das Volk lieber an Wein und Bier hielt. Selbst Kindern wurden in der Regel mit Wasser verdünnte alkoholische Getränke verabreicht, wenn keine Milch zur Verfügung stand. Ein Quantum von 2 bis 3 Litern Wein dürfte auch im alten Schaffhausen bei erwachsenen Personen keine Seltenheit gewesen sein. Allerdings hatte beispielsweise der Weisswein damals kaum mehr als 6 bis 8 Volumenprozente. Und dennoch: Weil Alkohol praktisch rund um die Uhr getrunken wurde, führte das bei den meisten Menschen von damals zu einer Art Dauerbeschwipstheit. Zu Exzessen kam es in mittelalterlicher Zeit vor allem auch durch die Unsitte des Zutrinkens, welche bei jungen Leuten und Landsknechten sehr beliebt war. Wem in einer Wirtschaft zugetrunken wurde, musste in der Regel mit dem gleichen Quantum nachsteigen, wenn er nicht eine Prügelei riskieren wollte.
Mit der Reformation gab es dann auch in unserer Stadt zunehmend strengere Gesetze gegen den übermässigen Alkoholkonsum. Ihr tägliches Quantum Wein liessen sich aber die meisten Schaffhauser – Erwachsene wie Kinder – bis weit ins 19. Jahrhundert hinein nicht nehmen.

#Allgemeines

1. Oktober 2011 | Ein Finale mit Powerpoint

Schaffhauser Nachrichten, Region
Mark Liebenberg

In Teams von fünf Leuten hatten die rund 100 Kantons- und Berufsschüler während einer Woche Kurse zu unternehmerischen Aspekten besucht und ein fingiertes Unternehmen vorangebracht, das mit Hilfe einer computergestützten Unternehmenssimulation und mit konkreten Entscheidungen auf verschiedenen Führungsebenen auf die Erfolgskurve gebracht werden musste. Am Freitag galt es dann ernst: Die Ergebnisse der Geschäftstätigkeit, der Erfolg und die zukünftige Strategie mussten an einer fingierten Generalversammlung den Aktionären schmackhaft und überzeugend dargelegt werden.

**Simulierte Unternehmensführung**
So legte vor dem Plenum auch die Forma «Deep Divers» Rechenschaft ab. Sie produziert seit 14 Jahren Kopfhörer – was sie mit dem packenden Slogan «Dive into your world of music» verdeutlicht. CEO Matthias referiert gekonnt über die Grundstrategie, die Ziele und die Leitsätze. Zudem sind im zurückliegenden Jahr schwere Gewinneinbussen zu verzeichnen gewesen, was ein etwas verlegener CFO Sven dem Aktionariat erklären musste: «Tut mir leid», so der Finanzchef über die geringeren Dividendenzahlungen. «Wie der Phönix aus der Asche» sei das Unternehmen aber wieder in die Gewinnkurve eingebogen. Wie man merkt, legen die Schüler ein grosses Augenmerk auf die Situation der Arbeitnehmenden. So berichtet Judith vom Human Resources Management von einer erfreulichen Lohnentwicklung und attraktiven Weiterbildungen. Johanna gibt sodann kompetent zu Forschung und Entwicklung des Unternehmens sowie zur Anlagenentwicklung Bescheid und abschliessend gibt Mia eine Übersicht über das Marketing der Kopfhörerfirma. Auch sie tut dies sattelfest. Wie es scheint, haben die Schüler die Materie verstanden und somit wichtige Grundbegriffe der Betriebsökonomie verinnerlicht. Fast schon mit Pathos in der Stimme verbreitet der CEO nochmals gute Stimmung und legt die Schwerpnkte und konkreten Ziele des Unternehmens dar. Das Auditorium war entzückt und spendete Applaus. Unter den Zuhörenden waren auch Regierungsrat Christian Amsler und Vertreter des Erziehungsdepartements, der Industrie- & Wirtschafts-Vereinigung Schaffhausen, der Ernst-Schmidheiny-Stiftung und der Kantonsschule – jene Institutionen, die die traditionelle Wirtschaftswoche mittragen.

#Allgemeines

21. September 2011 | Polizei hat Festgenommenen freigelassen

Schaffhauser Nachrichten
(zge/ek)

Der Mann, der am Montag bei einem Grosseinsatz in Schaffhausen von der Polizei gefasst wurde, ist wieder frei. Wie Polizeisprecher Patrick Caprez gestern erklärte, sei keine Bedrohung von dem 23-Jährigen ausgegangen. Passanten hatten gemeldet, dass der Mann mit einer Waffe in Richtung Kantonsschule gehe. Die Polizei löste darauf in mehreren Schulen Amokalarm aus und postierte Polizisten. Bei der Festnahme stellte sich heraus, dass der Mann eine Schreckschusspistole, einen Schlagstock und einen Pfefferspray auf sich trug. Eine Verbindung zur Schule habe aber nicht bestanden, sagte Caprez. Der Mann wird nun wegen Widerhandlung gegen das Waffengesetz verzeigt.
Der Zwischenfall offenbarte Lücken im Alarmierungssystem der Kantonsschule. So konnte etwa die Durchsage, dass Schüler und Lehrer in den Zimmern bleiben sollten, nicht überall gehört werden. Nun sollten die Konsequenzen gezogen werden, sagte Prorektor Pasquale Comi: «Die Verschliessbarkeit der Zimmer soll verbessert und die Audioanlage à jour gebracht werden.»

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20. September 2011 | Amok-Alarm in Schaffhausen: Bewaffneter bei Schulhaus verhaftet

Schaffhauser Nachrichten
Zeno Geisseler

Ein 23-jähriger Schweizer hat gestern Nachmittag die Polizei und die Schulen in Atem gehalten. Um 14.15 Uhr geht bei der Polizei laut Mediensprecher Patrick Caprez die Meldung ein, dass bei der Bushaltestelle Frohberg ein Mann mit einer Schusswaffe hantiert habe und jetzt in Richtung Schulhäuser unterwegs sei. Die Polizei rückt sofort aus und zieht ein grosszügiges Dispositiv auf. Die Schulhäuser Emmersberg und Gelbhausgarten, das Bachschulhaus und die Kantonsschule sowie das Berufsbildungszentrum werden in Alarmzustand versetzt. In den Schulhäusern werden Polizisten postiert. «Die Schüler und die Lehrer mussten in den Zimmern bleiben, die Türen wurden abgeschlossen», erzählt Pasquale Comi, stellvertretender Rektor der Kantonsschule, «Hektik gab es aber keine.»

**Absichten unklar**
Um etwa 15 Uhr lässt sich der Mann widerstandslos unterhalb der Kantitreppe von der Polizei festnehmen. Kurz danach gibt es in den Schulhäusern Entwarnung. Wie Polizeisprecher Patrick Caprez sagte, trug der Mann bei der Verhaftung eine Schreckschusspistole auf sich, die sich optisch nicht von einer wirklichen Pistole unterschied. Weiter hatte er einen Teleskopschlagstock und einen Pfefferspray dabei. Noch ist unklar, warum der Mann diese Gegenstände bei sich hatte und was seine genauen Absichten waren. Laut Polizeiangaben bleibt der Mann vorläufig in Gewahrsam. Die Lehrerinnen und Lehrer der Kantonsschule wurden laut Comi gestern Abend um 17.15 Uhr über den Vorfall informiert, heute Dienstag erfahren die Schülerinnen und Schüler der Kanti mehr.

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5. September 2011 | Die Meister des Schweizer Biers in Schaffhausen

Schaffhauser Nachrichten
Nora Cetin

Was braucht es, um ein gutes Bier zu brauen? Erstens: Gerstenmalz oder andere stärkehaltige Rohstoffe, vor allem Getreide wie Weizen, Roggen, Mais, Reis, Hafer, Dinkel oder Emmer, aber auch Zutaten wie Kastanien oder Datteln eignen sich. Zweitens braucht man Hopfen. Er sorgt nicht nur durch seine edlen Aroma-, Bitter- und Gerbstoffe für den angenehm bitteren Geschmack eines Bieres, sondern hat auch einen positiven Einfluss auf die Haltbarkeit und die Schaumbildung des Getränks.
Entscheidend ist drittens für ein gutes Bier: Wasser. Für helles Bier wird im Normalfall weiches Wasser eingesetzt, für dunkle Biere kann auch härteres Wasser verwendet werden. Und viertens wäre da noch die Hefe. Sie hat wesentlichen Anteil am Charakter und Geschmack eines Bieres. All diese Inhaltsstoffe braucht es, um ein gutes Bier zu brauen. Aber all diese Zutaten wären verschwendet, wäre Hopfen und Malz verloren, wenn es da nicht den Braumeister geben würde, der mit diesen Zutaten zu arbeiten weiss. Um ein gutes Bier zu brauen, braucht es einen guten, einen erfahrenen Braumeister.

**Lebenselixier Bier**
Von überall aus der Schweiz waren die Mitglieder der Schweizerischen Braumeistervereinigung, wie schon im Gründungsjahr 1909, in Schaffhausen zusammengekommen. Nach einem vielfältigen Programm am Nachmittag, organisiert vom Gastgeber, der FalkenBrauerei AG, wurden die Braumeister und Braumeisterinnen am Abend offiziell in Schaffhausen begrüsst. Regierungsrat Reto Dubach würdigte das Bier mit einem kurzen Reim: «Bier, glaube mir, ist ein Lebenselixier.» Stadtpräsident Thomas Feurer lobte das Bier als perfektes Lebensmittel mit grosser handwerklicher Tradition, die nicht verloren gehen dürfe, und die Brauerei Falken als Vorzeigebetrieb der Region. Die längste Rede des Abends war jedoch nicht ein Loblied auf Schaffhausen oder auf das Bier, sondern eine Laudatio für einen ganz besonderen Braumeister. Jeder, der in den letzten 28 Jahren ein Bier aus der Falken Brauerei getrunken hat, hat seine Geschmacksnerven diesem Mann anvertraut: Oskar Dommen.

**Bis nach Afrika …**
Der Laudator Alfred Bucher, ehemaliger Technischer Direktor von Feldschlösschen und langjähriger Freund von Dommen, legte dem Laureaten nahe, ein Buch über sein Leben zu schreiben. Möglicher Titel: «I had a dream … to become a brewmaster». Dieser Traum hat sich für Oskar Dommen erfüllt und ihn, sogar mehrere Male, bis nach Afrika geführt, wo er etwa in Swasiland oder Gambia als Braumeister tätig war. Neben der Leidenschaft fürs Bier hat Oskar noch eine weitere, über die ein Buch geschrieben werden könnte: Triathlon. Laudator Bucher hatte auch für dieses Werk bereits einen Titel ersonnen: «Mit Hopfen und mit Malz im Blut läuft Oskar immer gut». Als Braumeister wählt Dommen die Rohstoffe sorgfältig aus, stimmt die Rezepturen behutsam ab und stellt eine exakte Steuerung der Brauvorgänge sicher. «Dank seiner Erfahrung und Begeisterung braute er Bier, über dessen Geschmack und Qualität man nichts weiter zu sagen braucht», so Bucher. Er übergebe seinem Nachfolger (Uwe Siegrist) Ende des Jahres eine intakte Brauerei auf dem neusten Stand der Technik. Zeit für ein gutes Bier hat Oskar Dommen in Zukunft noch mehr, vielleicht schafft er es dann auch, seinen Kaffe endlich einmal heiss zu geniessen: «Den Znüni-Kaffi lass ich nämlich immer irgendwo stehen und vergesse ihn, bis er kalt ist», sagt Dommen.



Oskar Dommen, Braumeister der Falken Brauerei, im Kreise seiner Berufskollegen.
Bild Nora Cetin