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23. November 2016 | Alkoholkonsum in der Schweiz auf niedrigstem Niveau

Schaffhauser Nachrichten
sda

Der verregnete Frühling und der nicht bessere Frühsommer haben den Bierabsatz in der Schweiz getrübt. Im abgelaufenen Braujahr 2015/16 (per Ende September) sank der Ausstoss um 0,6 Prozent auf 4,62 Millionen Hektoliter. Den Trend konnte selbst die Fussball-Europameisterschaft nicht wenden. «Hauptgrund für diesen Rückgang war der nasskalte Frühling 2016, welcher der Lust auf ein frisches, kühles Bier abträglich war», stellte der Schweizer Brauerei-Verband (SBV) gestern in Zürich fest. Juli und August seien auch weniger heiss gewesen als vor einem Jahr.
«Noch nie wurden in der Schweiz so wenige alkoholhaltige Getränke getrunken wie heute», sagte SBV-Direktor Marcel Kreber. Seit Beginn der Aufzeichnungen sei noch nie ein solcher Tiefstand erreicht worden, sei es bei Wein, Spirituosen oder Bier. Pro Kopf flossen noch etwas über 55 Liter Bier durch die Kehle. Im Vorjahr war es noch etwa ein halber Liter mehr gewesen. Das habe auch mit dem geänderten Konsumverhalten zu tun. Über Mittag würden immer weniger alkoholhaltige Getränke getrunken, sagte Kreber. Bei Geschäftsessen würden die Leute immer mehr Wasser oder Süssgetränke bestellen.

**Auch Bierimporte gesunken**
Dabei waren sowohl der Ausstoss der Schweizer Brauereien als auch die Importe leicht rückläufig. Der Inlandsausstoss sank um 0,7 Prozent auf ,44 Millionen Hektoliter. Die Bierimporte verzeichneten ebenfalls ein Minus von 0,3 Prozent auf 1,19 Millionen Hektoliter Bier. Mittlerweile stammen knapp 26 Prozent aller Biere aus dem Ausland.

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12. November 2016 | Über 100 000 Liter Bier in 150 Jahren

Schaffhauser Nachrichten
Gregory von Ballmoos

In der Bude, dem Vereinszimmer der Scaphusia, wird um 19 Uhr noch geputzt. Es riecht nach abgestandenem Bier und Zigarettenrauch. Laurin Wiesendanger v/o Kubus, Präsident der Scaphusia, lernt in einer Ecke für die Schule. Er erklärt, dass die Bude jeden Mittwoch von den Fuxen, also den jüngsten Mitgliedern, geputzt werden müsse. Das «Fuxenjahr» hat er schon lange hinter sich. Der 19-Jährige packt seine Arbeitsmappe zusammen und begibt sich nach unten in den öffentlichen Teil des Restaurants Falken an den Stammtisch der Scaphuisa. Dort feierte die Mittelschulverbindung am Donnerstag einen besonderen Anlass.
Am 10. November 1866 hatte Dr. med. Ernst Tiegel v/o Tanne den Abendschoppen gegründet. Man traf sich vorerst am Dienstag in der Burg am Schwabentor. Seither hat man das Lokal mehrmals gewechselt. Vor über 100 Jahren kam man dann in den «Falken» – so steht es in der Geschichte der Scaphusia geschrieben. über die Motivation der Gründer kann nur spekuliert werden. Alt Nationalrat Michael E. Dreher v/o Aal: «Der Stammtisch diente wohl dazu, sich über das Geschehen in der Stadt auszutauschen. Gell, me verzellt sich i de Stadt, dass …» Sein Sitznachbar Andreas Wüscher v/o Codex bringt es auf den Punkt: «Der Stammtisch von damals ist das heutige WhatsApp.»
«Silentium Corona!», ruft Präsident Kubus. Die Gespräche verstummen. Codex versucht, seinen Satz noch zu beenden, der Präsident weist ihn zurecht und zwingt ihn, von seinem Bier zu trinken. So will es der Comment, das Gesetz der Verbindung. Der Präsident hat das Sagen, er stimmt auch den ersten Cantus an. Die knapp 20 anwesenden Scaphusianer singen mit voller Inbrunst den «Heiteren Lebenslauf» – auswendig. Begleitet werden sie vom Studenten Lars Wicki v/o Klimper am Klavier. «Der Junge ist sensationell», sagt Aal, «er macht alles mit dem Gehör, Notenlesen kann er nicht.»
Im Restaurant sitzen auch noch andere Gäste, Gespräche können sie keine führen, zu laut ist der Gesang der Verbindungsmitglieder. «Der Wein macht alles gleich», heisst es in der letzten Zeile des Cantus. So ähnlich ist es auch in der Scaphusia. Zwar gibt es eine klare Hierarchie, so sind die Fuxen etwa für den Biernachschub verantwortlich und die Burschen für die Organisation. Trotzdem stossen alle miteinander an.

**«Girls» hat’s keine**
An diesem Abend sind auffallend viele junge Männer dabei. Aal findet das schön. Der 72-Jährige geniesst den Austausch mit der jungen Generation. Nur Frauen gehören nach wie vor nicht zu der Mittelschulverbindung. Aal verweist auf die Tradition. Es gebe nun mal Sachen für die «Girls» und für die «Boys». Und Codex erzählt, es habe mal einen Versuch gegeben, eine Frauenverbindung aufzubauen, dieser sei aber gescheitert.
Nach dem Gesang widmen sich die Scaphusianer wieder dem Gespräch. Natürlich geht es vor allem um die Präsidentschaftswahl in Amerika, aber auch die alten Geschichten der Scaphusia werden erzählt. Es wird spekuliert, wie viel Bier in den letzten 150 Jahren an den Abendschoppen getrunken wurde. Die Resultate der Bierrechnungen nehmen astronomische Züge an. Man einigt sich dann aber auf etwas über 100 000 Liter.

Videobeitrag 150 Jahre Abendschoppen


150 Jahre Abendschoppen feiert man bei der Mittelschulverbindung Scaphusia mit ziemlich viel Bier.
Bild zvg

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1. November 2016 | Eine Busse wegen Lebensmittelkontrolle

Schaffhauser Nachrichten
Daniel Jung

Per Strafbefehl wurde Tomislav Babic zu einer Busse von 1000 Franken verurteilt. Zusätzlich muss der Präsident von Gastro Schaffhausen und Pächter des Restaurants Falken eine Staatsgebühr von 400 Franken bezahlen. Grund für die Strafanzeige waren Mängel im Restaurant Falken, welche das Lebensmittelinspektorat Schaffhausen in den letzten Jahren
wiederholt festgestellt hatte.
Im Strafbefehl erwähnt sind leicht verderbliche Lebensmittel, die unsachgemäss und zu warm gelagert wurden. Kritisiert werden stark verschmutzte Geschirrspüler, Rahmdosen mit ungereinigten Düsen und nicht korrekt datierte Vorräte. In Fritteusen fanden die Inspektoren zu oft benutztes Frittieröl. Zudem wurden bei mehreren Kontrollen auch bauliche Mängel kritisiert.

**«Das ist sehr bedauerlich»**
«Ich bin seit 31 Jahren in der Gastronomie tätig», sagt Tomislav Babic. In dieser ganzen Zeit sei er regelmässig vom Lebensmittelinspektorat kontrolliert worden. «Nun habe ich die erste Busse erhalten – das ist für den Betrieb und für mich sehr bedauerlich.»
Besonders gravierend sind die Ergebnisse von zwei Laboruntersuchungen, die im Oktober 2013 und im Januar 2016 durchgeführt wurden. In beiden Fällen wurden jeweils sechs Lebensmittelproben entnommen. Jeweils zwei wurden beanstandet, da Hygienekriterien verletzt wurden. 2013 handelte es sich um Risotto, das den Toleranzwert für aerobe, mesophile Keime um das 27-Fache überschritt, und um Spätzli, bei denen der Toleranzwert für Enterobacteriaceae um das 4,8-Fache überschritten wurde.

**«Dringender Handlungsbedarf»**
«Diese Bakterien sind ein Indikator für die Qualität eines Lebensmittels», sagt Kurt Seiler, Amtsleiter des Interkantonalen Labors Schaffhausen, zu dem auch das Lebensmittelinspektorat Schaffhausen gehört. «Werden Toleranzwerte so massiv überschritten, dann besteht in einer Küche in hygienischer Hinsicht dringender Handlungsbedarf.»
Im Januar 2016 wurden die Toleranzwerte noch deutlicher überschritten – bei einer Probe von vorgekochten Spaghetti gar um das 1020-Fache. Bei einem Mischgemüse wurde ein Toleranzwert um das 2,8-Fache verletzt.

**Ärger mit der Kühlung**
Bezüglich der beanstandeten Spaghetti betont Babic, dass diese nicht in den Verkauf gelangt wären. «Jeder Koch hätte es gemerkt, dass diese Teigwaren nicht mehr in Ordnung waren», sagte er. Die Probe wurde einer Kühlschublade entnommen, in der während höchstens 24 Stunden vorgekochte Nudeln gelagert werden. Zum betreffenden Zeitpunkt gab es gemäss Babic technische Probleme mit der Kühlung.
«Das darf nicht passieren», sagt der Gastronom und entschuldigt sich bei seinen Kunden. Die Vorkommnisse seien äusserst ärgerlich. Generell betont der Präsident von Gastro Schaffhausen die Wichtigkeit der Lebensmittelkontrolle für die ganze Branche. «Sie ist ein nötiges und absolut willkommenes Instrument», sagt er. Jeder Gastronom werde durch die Kontrolle auf mögliche Schwachstellen hingewiesen.

**Interne Kontrollen versagt**
Babic räumt ein, dass die interne Selbstkontrolle im Restaurant Falken nicht zu jeder Zeit optimal funktioniert habe. Immer dann, wenn Probleme erkannt worden seien, seien Sofortmassnahmen eingeleitet worden. Jedoch ist Babic nicht mit allen Kritikpunkten des Lebensmittelinspektorats einverstanden. So wurden bei einer Nachkontrolle am 27. April zwei grössere Portionen original verpacktes Fleisch bemängelt und schliesslich beschlagnahmt. Im Strafbefehl steht, Babic habe Kalbsbrust bei 14,2 statt 4 Grad und Kalbsleber bei 10 statt 3 Grad «massiv zu warm gelagert». Der Wirt bestreitet hier nicht die Temperaturmessergebnisse. Er erklärt jedoch, dass die Fleischportionen an diesem Tag aufgetaut worden seien und noch am selben Tag hätten verbraucht werden sollen. Von einer ungekühlten «Lagerung» könne daher nicht die Rede sein. Trotzdem räumt Babic ein Versäumnis ein: Die vakuumverpackten Fleischportionen waren nicht korrekt mit Auftaudaten versehen.

**Externe Berater beigezogen**
Babic betont, dass im Restaurant Falken aufgrund der negativen Kontrollergebnisse bereits verschiedene Verbesserungen eingeführt wurden. Nachdem im August 2014 zu oft benutztes Frittieröl bemängelt worden war, hat der Betrieb ein elektronisches Messgerät zur überprüfung der Ölqualität angeschafft. Nachdem mehrmals die ungenügende Datierung von Vorräten und Produkten im Tiefkühler kritisiert worden war, hat Babic ein modernes Etikettiergerät gekauft. Teigwaren würden inzwischen in kleineren Portionen vorgekocht. Zudem musste der Wirt in diesem Zusammenhang auch schon einer Arbeitskraft kündigen. Ebenfalls hat Babic in Absprache mit dem Lebensmittelinspektorat bereits im Februar unabhängige Berater aus Zürich beigezogen, um die Abläufe in Produktion und Lagerung zu optimieren. Der Wirt versichert, dass inzwischen alle Mängel sowohl in der Produktion als auch in der Lagerung behoben wurden.
Bestand zu irgendeiner Zeit eine Gefährdung der Gäste? «Bei massiven überschreitungen ist die Gefahr, dass auch krankmachende Keime vorkommen, immer vorhanden. Allerdings hätten wir die Küche geschlossen, wenn eine direkte Gesundheitsgefahr bestanden hätte oder wenn uns Erkrankungsfälle zu Ohren gekommen wären», sagt Kurt Seiler vom Interkantonalen Labor. «Die von uns gemessenen massiven überschreitungen der Toleranzwerte weisen in erster Linie auf Probleme mit der Hygiene hin.»

**Strafanzeigen sind selten**
Klar sei, dass bei Lappalien keine Anzeigen gemacht würden. Das Interkantonale Labor zieht die Staatsanwaltschaft gemäss Seiler generell erst dann bei, wenn schwerwiegende hygienische Mängel festgestellt werden, wenn Missstände wiederholt vorkommen oder amtliche Verfügungen nicht eingehalten werden. «Und wir reichen auch dann Anzeige ein, wenn in Laboranalysen wiederholt Höchstwerte überschritten werden», so Seiler.
Im Kanton Schaffhausen gibt es rund 1100 kleinere und grössere Lebensmittelbetriebe, die vom Lebensmittelinspektorat kontrolliert werden. Im Jahr 2015 führte dieses 393 Hygieneinspektionen durch. «95 Prozent der Betriebe sind gut», sagt Seiler. 173 Betriebe (44 Prozent) zeigten sich 2015 gar vorbildlich, in 188 Fällen (47 Prozent) musste lediglich auf Kleinigkeiten hingewiesen werden. Im letzten Jahr wurden bei 32 Inspektionen (8 Prozent) Mängel mit einer Verfügung beanstandet. Nur in einem einzigen Fall war es 2015 zu einer Anzeige bei der Staatsanwaltschaft gekommen. Im laufenden Jahr waren es bisher drei. «Es sind also ganz wenige pro Jahr», sagt Seiler.

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19. Oktober 2016 | Immer der Nase nach ins Metzgetemekka

Schaffhauser Nachrichten
Maria Gerhard

Wenn jetzt noch einige trockene Strohhalme über die Strasse wehen, könnte man sich an einen Western erinnert fühlen. Steinenkreuz heisst der Ortsteil von Rüdlingen. Er besteht aus ein paar Häusern, einem Brunnen und der wohl kleinsten Verkehrsinsel der Schweiz. Die Bank im Bushäuschen quietscht, wenn man sich daraufsetzt. Ansonsten aber am letzten Samstag: Stille. Plötzlich braust ein Linienbus heran, stoppt, vier Männer und Frauen steigen aus. Eifrig gestikulierend und diskutierend pilgern sie in Richtung Wirtschaft zum Steinenkreuz. Direkt vor dem Eingang ist eine lange Eisenstange einbetoniert; an deren oberem Ende, hoch über den Köpfen, ist ein Schild befestigt: «Heute Metzgete». Freunde von Rippli, Wädli und Blutwurst sind hier richtig. Von aussen macht der Gasthof zwar nicht viel Aufhebens. Aber ein Blick des Unwissenden ins Internet auf «tripadviser» reicht. Die zahlreichen Beurteilungen halten sich zwischen «ausgezeichnet» und «sehr gut». Ein selbst ernannter Metzgetefachmann aus Zürich fasst sein Gaumenfreude so zusammen: «Die Blutwurst ist etwas vom Besten bezüglich Geschmack und Konsistenz. Auch das Wädli ist hervorragend, frisch und schmackhaft.» Also mit der Nase voran immer dem Sauerkrautgeruch hinterher, hinein ins Metzgetemekka.

**Ein Betrieb in fünfter Generation**
Innen ist die Wirtschaft urchig-gemütlich. Hier wird es jedes zweite Wochenende bis zum 11. Dezember eine Metzgete geben. Nach einer Pause geht es dann wieder am 20. Januar los, alle vierzehn Tage bis zum 19. März 2017. Hinter der Theke steht Regula Meyer und zapft Bier. Sie ist die Mutter des Inhabers. Die Wirtschaft wird in fünfter Generation geführt. 1860 wurde der Gasthof in Dokumenten bereits erwähnt. Regula Meyer und ihr Mann haben ihn einst renoviert und vergrössert, ohne dabei etwas von der Grundsubstanz zu zerstören. Im Gegenteil, wo früher eine Holzvertäfelung war, besticht jetzt die blanke Steinmauer mit ihrem groben Charme. «Vor dem Anbau war die Stube ganz klein», erinnert sie sich zurück. Dann kamen mehr und mehr Gäste, und das «Steinenkreuz» musste sich vergrössern. Leider ist ihr Mann vor einigen Jahren gestorben. Heute führt ihr Sohn Stefan die Geschäfte, unterstützt wird er dabei von seiner Schwester Rita. In der Küche bereitet Stefan Meyer, er ist gelernter Koch, gerade die Leberli zu. In einer grossen, eckigen Edelstahlwanne sieden bei rund 80 Grad zahlreiche Blut- und Leberwürste. «Fürs Mittagessen haben sich achtzig Gäste angekündigt», sagt er. Nervös sei er deshalb noch lange nicht. Schon als Junge habe er in der Küche mitgeholfen. «Man braucht eine gewisse Ruhe, dann geht das schon.»

**Blauburgunder und frisches Brot**
Der Dampf dringt durch die Küchentür in die Wirtschaft. Fast alle Tische sind besetzt. Tatsächlich stehen auf dem Parkplatz vor allem Autos aus dem Kanton Zürich und aus Schaffhausen, aber auch aus dem Aargau. «Wir haben aber auch Stammgäste aus Luzern», sagt Stefan Meyer. So weit hatten es Verena und Georg Müllhaupt nicht. Sie kommen aus Hallau. Das Ehepaar entpuppt sich als grosse Metzgetefans. «Wir kommen seit zwanzig Jahren hierher», sagt sie, «es ist immer ein Höhepunkt. Das ist die beste Metzgete im ganzen Kanton.» Alle vierzehn Tage bis in den März werden sie hier speisen. «Und wenn mein Mann keine Zeit hat, dann komme ich eben mit den Töchtern und den Schwiegersöhnen», sagt sie. Wobei das Paar auch ab und an zur Abwechslung in der Mühle Wunderklingen in Hallau zu Gast ist. «Ich esse immer das Gleiche: Leberwurst, Sauerkraut und Apfelstücke.» Ihr Mann nimmt dafür die Blutwurst. «Und wenn uns das nicht reicht, wird eben noch eine Bratwurst bestellt», sagt Verena Müllhaupt. Zur Mahlzeit gibt es einen Blauburgunder und frisches Brot. Beides sind ebenfalls Erzeugnisse der Wirtsfamilie Meyer.
Wenn der Gürtel bereits spannt, ist es Zeit für einen kleinen Hofrundgang. Gleich neben der Küche ist die wohlig warme Backstube, dort geht gerade der Brotteig auf. Es riecht nach Mehl. Tritt man in den Hinterhof hinaus, steht man vor dem Schlachtraum. «Wir schlachten immer am Dienstag, die Würste werden dann am Donnerstag gemacht», sagt Stefan Meyer. Die Schweine wachsen auf dem Hof auf. Als Ferkel wiegen sie 20 Kilogramm, nach vier Monaten sind es dann bereits 120 Kilogramm. Der Stall liegt auf der anderen Strassenseite, gegenüber der Gastwirtschaft. «Wir hatten im Sommer noch zehn Schweine», sagt Stefan Meyer, während er den Riegel der Stalltür langsam aufschiebt, «davon sind jetzt noch acht übrig.»
Und denen geht es anscheinend sehr gut. Die Schweine suhlen sich freudig im Stroh oder knabbern sich gegenseitig an den Ohren. Meyer pfeift ein paar Töne. Die Tiere halten plötzlich inne, spitzen die Ohren, rühren sich nicht mehr. «Sie lieben es, wenn man pfeift», so Meyer. Schweine müsse man immer etwas beschäftigen, sonst würde es ihnen recht schnell langweilig. Ob er es nicht manchmal bedauere, die Tiere schlachten zu müssen? Meyer schaut kurz auf die rosa Schweine. Dann zuckt er fast schon entschuldigend mit den Schultern und sagt: «Es gehört halt auf unserem Betrieb dazu.»

**Schon kommen die nächsten Gäste**
Später in der Wirtschaft muss der Wirt gleich wieder in seine Küche. Es ist zwar erst drei Uhr, doch am Abend haben sich weitere achtzig Gäste angekündigt. Ausserdem weiss man ja nie, wer plötzlich noch hereinschneit. Zum Beispiel zehn Velorennfahrer. Als die Männer, teilweise haben sie ihre Helme noch auf, das Wirtshaus betreten, hört man das «Klick, Klick» der Veloschuhe. Auf dem Rücken ihrer leuchtend roten Trikots steht in Weiss: Winterthur. «Ist noch was übrig?», fragt einer scherzhaft Regula Meyer. «Kommt nur rein», sagt sie und legt frische Gedecke auf. So, wie es aussieht, wird der Tag noch recht stressig werden für die Wirtsfamilie.


**VBL Ein Verein protestiert gegen verwöhnte Fleischesser**

Es gibt ihn tatsächlich, den Verein zur Förderung des Ansehens der Blut- und Leberwürste (VBL). Er wurde 1968 in Unter-Albis im Kanton Zürich gegründet, zum Protest gegen allzu verwöhnte Fleischesser. «Wir wollen, dass die Schweine möglichst umfassend verwertet werden», sagt Präsident Peter Bolliger. So werde man den Tieren am meisten gerecht. Seit über 30 Jahren treffen sich die Mitglieder zu Metzgeten im ganzen Land und prüfen nach den immer gleichen Kriterien. Zu den rund 100 ordentlichen Mitgliedern und einigen Ehrenmitgliedern gesellen sich auch Personen im Ausland sowie an der Schweizerischen VBL-Akademie eingeschriebene Studenten. Nach mehreren Semestern Ausbildung werden diese zur Degustationsprüfung zugelassen. Bei Bestehen derselben wird der Kandidat zum Experten vereidigt und als Vollmitglied in den Schoss des VBL aufgenommen.
Während der Saison, Ende September bis Mitte März, lädt der VBL zum Teil wöchentlich zu einem Testessen ein. «Die Qualität der Erzeugnisse wird bewertet, aber auch, wie die Tiere gehalten und geschlachtet werden», sagt Bolliger. In der Regel wird jedes Jahr der VBL-Preis verliehen. Auch aus dem Kanton Schaffhausen kommen Preisträger: Darunter das Restaurant Mühle Wunderklingen in Hallau (2013), die Metzgerei zum Bären in Stein am Rhein (2011) und der Gasthof Freihof in Dörflingen (2008). «Der Kanton Schaffhausen ist tatsächlich gut aufgestellt, was die Metzgete angeht», sagt Bolliger, «auch die Qualität des Fleisches ist sehr gut!» Es ist ihm aber noch wichtig anzumerken: «Bei uns geht es nicht so ernst zu. Wichtig sind Genuss und Geselligkeit, die Bewertungen sind nur ein Nebenprodukt.». In diesem Jahr sind sie vor allem in der Innerschweiz unterwegs.(mcg)



Von der Leberwurst zur Blutwurst: Auf dieser Schlachtplatte liegt alles, was es zu einer anständigen Metzgete braucht. Passend dazu werden Salzkartoffeln und Sauerkraut gereicht.
Bilder Maria Gerhard



Das Schild vor der Wirtschaft weist den Gästen den Weg.



Die Leberli hat Wirt Stefan Meyer gerade erst in der Pfanne angebraten. Jetzt sind sie bereit zum Servieren.

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18. Oktober 2016 | Winterpause und eine sanfte Renovation

Schaffhauser Nachrichten
Edith Fritschi

Die Tourismussaison in Stein am Rhein ist zu Ende, man merkt es allerorten. Auch die Weinstube zum «Rothen Ochsen» ist seit Ende September geschossen. Laut Besitzerin Katharina Keller wird das Lokal im März wieder eröffnet. Für Pächter Roberto de Cardenas ist die Zeit im «Rothen Ochsen» nach über sechs Jahren zu Ende. Sein Pachtvertrag wurde nicht mehr verlängert, da Keller Eigenbedarf angemeldet hat. Das habe ihn etwas überrascht, sagt de Cardenas, der in der Gegend bleiben möchte und sich längerfristig nach etwas Neuem umschauen wird.
Den Winter über will Hausbesitzerin Keller das Lokal sanft renovieren, bevor im Frühling wieder eröffnet wird. Vor allem im hintern Bereich und in der Küche gebe es einiges zu machen, sagt sie. Künftig wird Keller das Lokal nicht mehr verpachten, sondern eine Fachperson für die Geschäftsführung einstellen, damit sie das Konzept selbst bestimmen kann. «Ich möchte, dass das Lokal wieder mehr ein Treffpunkt für die Steiner wird. Bisher war man zu sehr auf den Tourismus ausgerichtet», sagt Keller. Natürlich wolle man auch Touristen ansprechen, doch generell sollten die Einheimischen den «Rothen Ochsen» wieder mehr als Begegnungsort nutzen. Das Konzept solle dahingehend geändert werden.


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15. Oktober 2016 | Eine Bierdose von Studenten designt

Schaffhauser Nachrichten, Regionale Wirtschaft
Jeannette Vogel

Im Sommer 2015 gab die Brauerei Falken AG aus Schaffhausen Studierenden der Hochschule Luzern den Auftrag, eine Bierdose für die Altersgruppe der 20- bis 30-Jährigen zu entwerfen. Die fünf Studierenden haben während des Studiums in Business Administration für die Brauerei Falken eine Biermarke kreiert. Sie haben sich Gedanken über die Dose, den Namen und den Vertrieb gemacht, mit dem Ziel, «den Nerv der Zeit» zu treffen.

**Für die «Hülse» entschieden**
Die fünf Studierenden, Ricarda Vogt, Daniel Gasser, Fabian Elmiger, Tobias Thurnherr und Florian Knupfer, haben der Brauerei ihre verschiedenen Ideen präsentiert, Falken hat sich für die «Hülse» entschieden. Aus dem Grunddesign der Studierenden wurde die «Hülse» von der Brauerei weiterentwickelt. Falken hat die Dose etwa mit einem Schweizer Kreuz versehen sowie mit lebensmitteltechnischen Details ergänzt und schliesslich das Produkt diesen Sommer heraus­gebracht.
Der Inhalt, ein halber Liter unfiltriertes, untergäriges Lagerbier, wurde von der Brauerei bestimmt. Ebenso der wiederverschliessbare Verschluss aus Kunststoff. Die Vorder- und die Rückseite der Bierdose sind reduziert gestaltet, sie geben wenig Informationen preis – das Wort Bier fehlt ganz. Auf der metallgrauen Büchse ist eine stilisierte weisse Humulus Lupulus (Hopfenblüte) und das Wort «Hülse», ebenfalls in weiss, zu sehen.

Tobias Thurnherr ist einer der fünf Studierenden, der das Designkonzept mitentwickelt hat. Er freut sich, dass die «Hülse» seit rund drei Monaten auf dem Markt ist.

*Sind Sie zufrieden mit dem Endprodukt?*
Auf jeden Fall – als Student macht man viele Gruppenarbeiten, die dann in der Schublade verschwinden –, jetzt können wir Bier aus der von uns entworfenen Dose trinken, darauf sind wir stolz.

*Wie sind Sie und Ihre Mitstudenten auf den Namen «Hülse» für das Bier gekommen?*
Wir wählten das Wort Hülse, weil es in der Deutschschweiz ein Ausdruck für Dosenbier ist. Wir dachten: Cool – jeder sagt ihm so, aber keiner hat das Wort aufgegriffen und als Produktnamen verwendet.

*Wie kamen Sie auf die Idee mit der stilisierten Hopfenperle und dem speziellen Schriftzug?*
Wir wollten eine stylische Dose – kein «Stadt-Streuner-Bier». Das Design haben wir Ricarda zu verdanken, der Frau in unserem Fünferteam. Sie kam eines Morgens mit dem Vorschlag. Die Brauerei hat ihn dann nicht vollständig übernommen, wir hatten eine grössere Hopfenblüte designt. Eine, die sich um die Rundungen der Büchse schmiegt.

*Sie haben eine graue Grundfarbe und eine weisse Schrift für die Dose gewählt – warum?*
Jede Farbe hat eine andere Symbolik – Orange wird mit Billigprodukten gleichgesetzt, ich denke da an Marken von zwei bestimmten Grossverteilern. Blau und Rot sind klassische Farben für Bierdosen – doch wir wollten uns abheben. Es ist nicht nur die Farbe, die «unser Bier» anders macht, sondern auch die Dosenoberfläche, sie ist leicht rau im Gegensatz zu anderen Dosen.

*Gibt es etwas, was Ihnen weniger gefällt?*
Ja, der wiederverschliessbare Verschluss. Meine persönliche Meinung ist, dass es ihn gar nicht braucht. Ich habe noch nie ein Bier aufgemacht und es nicht ausgetrunken. Dazu kommt, dass er nicht ganz einfach zu handhaben ist, er ist nicht sehr praktisch.



«Hülse», das neue Falken-Bier, wurde von Studierenden entworfen.
Bild Jeannette Vogel

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5. Oktober 2016 | Jungunternehmer für eine Woche

Schaffhauser Nachrichten
Jeannette Vogel

Minuten vor den Generalversammlungen ging es hoch her: «Typisch Mann», rief eine weibliche Stimme, «die Regie funktioniert», eine männliche, «keine leeren Stühle in der ersten Reihe», tönte es von weiter vorne.
Rund 60 Kantonsschüler aus dem naturwissenschaftlichen und altsprachlichen Bereich sowie einige Berufslernende schlüpften während einer Woche im Klostergut Paradies in die Rolle von Unternehmensleitern. «Unsere Wirtschaftswoche ist ein Glücksfall, da sie von der IVS, der Industrie- & Wirtschafts-Vereinigung Schaffhausen, unterstützt wird», sagte Thomas Stamm, Prorektor der Kantonsschule Schaffhausen, und: «Ich bin von der Teamleistung beeindruckt.» Mit Unterstützung eines computerbasierten Lehrkonzeptes erhielten die Schüler einen praxisnahen Einblick in die Geschäftsführung. Vier Firmen beschäftigten sich mit dem Thema Sitzmöbel. Andere Unternehmen befassten sich mit Produkten wie etwa Turnschuhen. Klassenlehrer Thomas Pfenniger fasste das Ziel der Wirtschaftswoche wie folgt zusammen: «Wir wollten die Teilnehmer coachen und herausfordern.»

**Im Stuhl-Business tätige Firmen**
Pünktlich um 13 Uhr begannen die Generalversammlungen. Unter den Anwesenden befanden sich auch Erziehungsdirektor Christian Amsler und Thomas Imobersteg vom Vorstand der IVS. Die vier im Stuhl-Business tätigen Aktiengesellschaften hatten je 15 Minuten Zeit.
Eines war allen Präsentationen gemeinsam – sie boten nebst Zahlen und Fakten auch gute Unterhaltung. Die «Sit AG» fing zügig mit ihrem Werbeslogan «Sitz immer trendy» an. Gefolgt von der «My Chair AG», deren CEO sagte: «Wir haben uns früh von der Konkurrenz abgehoben.» Souverän stellte er dann das Nachhaltigkeitskonzept des Unternehmens vor. Der Finanzchef kam danach zum Zuge und sagte den Aktionären, dass er die Mitarbeiter mit hohen Löhnen zufriedenstelle. Er fand auch erklärende Worte für den wechselhaften Geschäftsgang; «Wir haben unsere Fehlentscheidungen erst ausgebadet und dann ausgebügelt.»
Die Firma «Comfychair» kam ebenfalls rasch zur Sache: «Natürlich haben wir Verluste gemacht, denn die Produktionskosten waren höher als unsere Verkaufspreise.» Die Aktiengesellschaft habe sich dann wieder fangen können – auch dank aktiven Werbemassnahmen, wie etwa einem öffentlichen Probesitzen.
Die einzige der vier Firmen, die voll auf Swissness setzte und daher einen schweizerdeutschen Name trug, war die «Vierbei AG». Das Unternehmen bewarb seinen Stuhl als «unschlagbares Gesamtpaket für stilsichere Leute». Es musste nur einmal einen Mitarbeiter entlassen: «Die Person hat sich unmöglich aufgeführt.» Der Personalzuständige brachte es dann auf den Punkt, als er sagte: «Die Mitarbeiter liegen uns am Herzen, auch wenn sie nur virtuell sind.»
Nach den Präsentationen gab es Beifall, und Lehrer Marco Neuhaus sagte: «Das war so gut, es hätte mich fast vom Stuhl gehauen», und doppelte dann augenzwinkernd nach: «Für jede schlechte Grafik gab es eine gute Antwort.» Christian Amsler war beeindruckt von den Jungunternehmern – durch ihre innovativen Geschäftsideen und die positiven Aussichten fühlten sich die Aktionäre gut aufgehoben, auch kritische Fragen seien unterhaltsam und kompetent beantwortet worden. Amsler gab den zukünftigen Wirtschaftskapitänen auf den Weg: «Seid auch mal emotional.»
Thomas Stamm dankte den Teilnehmern für ihr fünftägiges Engagement und sagte: «Ihr seid die beste Werbung für unsere Wirtschaftswoche.» Er fügte hinzu: «Keine Angst, euer Ruf ist intakt, niemand hat euch als Streber bezeichnet.»

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29. September 2016 | Bald wird das erste «CM-Bier» gezapft

Schaffhauser Nachrichten
Saskia Baumgartner

Die Menükarte ist noch nicht gedruckt, die offizielle Eröffnung der neuen Braustube im Chübelimoserhaus findet erst in eineinhalb Wochen statt – doch das Reservierungsbuch ist schon jetzt gut gefüllt. «Wir haben bereits Buchungen bis nächsten März», sagt Initiant Josef Eugster.
2015 hat der Unternehmer zusammen mit Architekt Lukas Berger der Gemeinde das historische Gebäude im Zentrum von Neuhausen abgekauft. In den oberen Stockwerken befindet sich nach der kürzlich abgeschlossenen Sanierung nun das Architekturbüro Bergers, im Erd- und Kellergeschoss die Gasthausbrauerei, das Projekt von Eugster.
Der Unternehmer und Präsident der SVP Stadt Schaffhausen hat von den Einheimischen bislang nur positive Rückmeldungen bekommen. Die Neuhauser scheinen froh, dass dem Gebäude, in dem sich einst der Eisenwarenladen von Karl Moser, dem «Chübelimoser», befand neues Leben eingehaucht wird.
Eugster ist sich der hohen Erwartungen der Bevölkerung an den neuen Gastrobetrieb bewusst: «Alles steht und fällt mit dem Gastgeber», sagt er mit einem Blick zu Werner Drost. Der deutsche Küchenchef, noch wohnhaft im Thurgau, antwortet mit einem selbstsicheren Lächeln. Warum ist Eugsters Wahl auf Drost gefallen und nicht etwa auf einen Gastronomen aus der Region? Interessenten aus der Schaffhauser Gastroszene gab es ebenfalls.
Zum einen, so Eugster, sei Drost nicht nur gelernter Koch, sondern auch ausgebildeter Bäcker. Zum anderen habe ihn dessen Initiative überzeugt. Drost habe viele Ideen und in den vergangenen drei Jahrzehnten schon selbständig mehrere Betriebe aufgebaut. Unter anderem hat er auch schon ein Lokal in Bayern geleitet, in dem es eine ähnliche Hausmannskost gab, wie sie im Chübelimoserhaus geplant ist.
Drost selbst sagt, dass er sich auf das Inserat gemeldet habe, weil ihn die Kombination eines Restaurants mit hauseigener Brauerei gereizt habe. Zusammen mit Koch Rudi Ernst hat er sich schon Gerichte wie etwa eine Bierrahmsuppe ausgedacht, und er will Speisen passend zum jeweiligen Saisonbier anbieten.
Dieses brauen wird Simon Neuhold. Der Brauer und Mälzer ist bereits Brauführer einer Brauerei in Winterthur. «Anders als dort werden mir die Leute in Neuhausen beim Arbeiten zusehen können», sagt er. Denn: Die glänzenden Kupferkessel stehen mitten in der Gaststube – im einstigen Verkaufsladen. Rund 40 Personen finden in der Stube Platz, etwa genauso viele im dazugehörigen Eventkeller.

**Das «CM-Bier»: ein helles Lager**
Die Kupferkessel sind bereits gefüllt. Neuhold ist seit Mitte August, seit der Anlieferung der Brauereiausstattung, im Chübelimoserhaus tätig. Das künftige Hausbier, das «CM-Bier», kann bald gezapft werden. «Es handelt sich um ein helles Lager mit einer leichten Karamellnote», so der Bierbrauer. Neuhold erklärt, dass er keinem bestimmten Trend wie aktuell den Craft-Bieren folgen wollte. «Ein eigenes, klassisches Bier herzustellen, ist auch eine Kunst.» Eugster pflichtet ihm bei. «Ich wollte einfach ein Bier haben, das nach Bier schmeckt und nicht etwa nach ­Banane.»
Die passenden Gläser mit dem «CM»-Logo sollen in diesen Tagen geliefert werden, sodass am 8. Oktober bei der offiziellen Eröffnung des Brauhauses angestossen werden kann.



Simon Neuhold (links) braut künftig das Bier im Chübelimoserhaus, Werner Drost ist für die Gastronomie zuständig. Wo sich einst der Verkaufsladen des Eisenwaren- geschäfts befand, ist heute die Gaststube. Aus früheren Zeiten beibehalten worden ist der grosse Holzschrank im Hintergrund, der restauriert wurde.
Bild Selwyn Hoffmann

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26. September 2016 | Die Filmwelt zog die Gäste in ihren Bann

Schaffhauser Bock
Jessica Bischof

Die Schaffhauser Kantonsschülerinnen und -schüler haben sich am letzten Freitag ins Zeug gelegt. Sie gestalteten mit viel Kreativität und Liebe zum Detail das Kantifest rund um das Thema Film: Zu Klassikern wie «Herr der Ringe», «Men in Black», über den «Schuh des Manitu» bis hin zu «Cool Runnings» gestalteten die Klassen der Stufe zwei bis vier ihre Zimmer. So wurden die Gäste im «Aladdin»-Zelt vom Rauch der Shisha­pfeife und orientalischen Gerüchen umhüllt. Im Zimmer zum Film «The Great Gatsby» versetzten die Schülerinnen und Schüler die Interessierten mit aufwendigen Kostümen und passender Musik sofort in die Goldenen Zwanziger zurück. Einiges grusliger ging es im düsteren Zimmer von Frankenstein zu. Auch dort konnten die Gäste zum Motto passende Getränke ausprobieren. Reichlich Dessert boten die Schülerinnen und Schüler mit den bekannten Filmen «Charlie und die Schokoladenfabrik» und «Grease»: Zuckerwatte, Schokoladenbrunnen und selbst gemachtes Popcorn. Neugierige konnten sich bei «Harry Potter» verkleiden und ein passendes Erinnerungsfoto schiessen lassen. Wie Profis spielten die Schülerinnen und Schüler mit den Gästen Poker oder ­Roulette im «James Bond»-Zimmer zu «Casino Royal». Wer es etwas wilder wollte, besuchte das Zimmer zu «Fluch der Karibik» und fühlte sich wie auf dem Schiff «Black Pearl». Passend dazu spielte das Jugendorchester der Kantonsschule einen Filmmusik-Hit nach dem anderen. Rund vier Stunden lang boten sie hausgemachte Musik. Die Aula platzte aus allen Nähten. Chefin des ­Organisationskomitees Vrenzi Winzeler freute sich über 3000 Gäste: «Es ist schön zu sehen, wie gross das Interesse ist. Das traditionelle Fest findet nur alle vier Jahre statt, sodass jeder Schüler einmal während seiner Kantizeit mitwirken kann.»

Legende



Rund 3000 Neugierige liessen sich am vergangenen Freitag von der Filmwelt verzaubern.



Regierungsrat Christian Amsler (l.) und Gattin Liliane, die sich an der Kanti kennen­lernten, sowie Kantonsrat Lorenz Laich mit Gattin Bettina freuten sich sehr auf das Fest.



Anders Bollen (l.) und Laurin Wiesendanger freuten sich, dass der Anzug Wirkung zeigte und sie beim Poker gute Karten hatten.



Die Naturwissenschaftsschüler Said Dogan (l.) und Dominik Bohl präsentierten im «Frankenstein»-Zimmer eine Chemieshow und freuten sich über die gut besuchte Bar.



Simona Volpe (l.) und Selina Frauenfelder schwärmen für «The Great Gatsby» und Hauptdarsteller Leonardo DiCaprio.



Nach der Rollschuh-Choreografie zum Film «Grease» versorgten Kathrin Fäth (l.) und Valeria Huber die Besucherinnen und Besucher mit Leckereien.



«Eigentlich sind wir zu grosse Schisshasen, um Horrorfilme zu schauen», gaben Aline Tektas (l.) und Mara Röllin zu.



Nora Nema, Lea Miori und Verena Kempter (v.l.) wählten «Madagaskar», um mit bunten Cocktails und Hula-Musik tropisches Ambiente ins Zimmer zu bringen.



Noëlle Bollinger (l.) und Eva Grüninger waren böse Piratinnen, passend zu ihrem Zimmer «Fluch der Karibik».



Jonas Wolter (l.) und Lars Waldvogel verzauberten Gäste im Klassenzimmer, das wie in den «Harry Potter»-Filmen aussah.



Simona Styger war noch lange nicht schlecht vom Schokoladenbrunnen. Bruder Nathan hat zum ersten Mal davon gegessen.



Nadine de Breet, Pia Leu und Marc Wanner (v.l.) hatten viele Stunden mit dem Aufbau des Aladdinzeltes zu tun, freuten sich dann aber über ihren kleinen Orient.

#Allgemeines

24. September 2016 | Hommage an Kultstreifen statt Unterricht

Schaffhauser Nachrichten
Anna Rosenwasser

Wer sich nicht allzu dumm anstellt, verbringt meist vier Jahre an der Kantonsschule. Höhepunkte sind dabei nicht nur abenteuerliche Lektionen im Labor oder der Maturstreich, sondern auch das Kantifest: Alle vier Jahre findet es statt, sodass die allermeisten genau einmal im Laufe ihrer Kantizeit dabei mitwirken. Jede einzelne Klasse plant für diesen Anlass, für den jeweils bis zu 3000 Besuchende erwartet werden, ein Zimmer, das sie nach einem bestimmten Thema gestaltet.
Das Kantifest 2016 stand unter dem Motto «Filmwelten», was dem Anlass einen roten Faden verlieh. Von 16 Uhr bis Mitternacht galt es, die alten und neuen Räume der Bildungsinstitution zu bestaunen – für einmal nicht wegen der Skelette aus dem Biologieunterricht oder wegen der umstrittenen Statuen. Das Abenteuer begann am Filme-Kantifest bereits in den Gängen. Dort warben Schilder, Tücher, Sprüche und Rätsel für die jeweiligen Räume, zahlreiche Verkleidete wandelten umher, sodass manch einer sich tatsächlich auf einem Filmset hätte wähnen können. Richtig szenisch dann wurde es in den Zimmern selbst. Wo sonst Grammatik oder Arithmetik gelehrt wird, wurden nun vier Wände kunstvoll verzaubert – in vier Fällen gar im wahrsten Sinne des Wortes, da sich doch glatt vier Räume dem fiktiven Harry-Potter-Universum widmeten, in dessen Kanti-Version man sich mit Brille und Quidditch-Besen ablichten oder die Zukunft voraussagen lassen konnte. Ein weiteres Highlight war das «Grease»-Projekt, das sich dem Kultfilm aus den Siebzigern nicht nur mit Bar und Musik widmete, sondern bei dem auch stündlich eine (vom Publium bejubelte) Tanzeinlage im Lichthof des Neubaus gezeigt wurde.
Neu konnten sich die Klassen mit den Kantifest-Projekten für eine Auszeichnung bewerben. Diese Projekte wurden erst im Voraus für die Konzeptionierung und dann am Fest für die Durchführung ausgezeichnet. Eine weitere Neuerung hingegen sorgte für Erstaunen bei den Besucherinnen und Besuchern: Essen durfte neu, so die Sicherheitsvorschriften, nicht mehr in den Räumen der Bauten verkauft werden, sondern war nur noch auf dem Pausenplatz verfügbar. Lediglich Süsses war neben den zahlreichen Getränken erhältlich (was beispielsweise den drei Räumen rund um «Charlie und die Schokoladenfabrik» besonders zugutekam). In der Aula im Altbau sowie in der Mensa des Ergänzungsbaus widmete man sich zudem musikalisch dem Thema: Mal klassisch, mal poppig interpretierten unterschiedliche Bands und Ensembles Soundtracks aus neuen und alten Filmen.
Wem der Schluss um Mitternacht zu früh war, konnte an der offiziellen Afterparty im Club Orient weiterfeiern. Vereinzelte Kantischülerinnen und -schüler mussten sich vertrösten lassen: Der Eintritt war ab 16.



Neu gab es in den Gebäuden der Kantonsschule am Kantifest keine ganzen Mahlzeiten – aber immerhin Süsses, wie etwa hier im Lichthof des Neubaus, wo Nikolija Vasic Zuckerwatte aushändigt.
Bild Anna Rosenwasser

#Allgemeines

13. September 2016 | Als dem Fräulein der Kalbskopf ausging – Hotel Tanne-Stammgäste erinnern sich an die Beiz und ihre Wirtin

Schaffhauser Nachrichten
Maria Gerhard

Fragt man die einstigen Stammgäste der «Tanne» nach ihrer früheren Beiz, kommt erst ein melancholisches «Ach, jaa …» und dann: «Das war einmalig dort!» Und dann geht es los. Jeder hat eine Geschichte zu erzählen, in der meist das Fräulein Zimmermann, die bereits verstorbene Wirtin, eine Rolle spielt. Gemeinsam mit ihren Brüdern hat sie die Beiz im Herzen von Schaffhausen geführt. Damals ist oft auch Fotograf Rolf Wessendorf anwesend gewesen und hat fast jeden, der dort ein und ausging auf Fotos verewigt. Kartons voll mit Schwarz-Weiss-Bildern lagern noch bei ihm zu Hause. Sehr oft ist die Wirtin darauf zu sehen: Wie sie aus dem Keller den Wein holt oder am Ausschank die Zeitung liest. «Hören Sie doch einmal auf, mich zu fotografieren!», soll sie im Scherz geschimpft haben. «Aber dann liess sie es doch zu», sagt Wessendorf heute. Die Idee, dass die «Tanne» als Weinstube wieder im alten Glanz erstrahlen soll, wenn der Grosse Stadtrat der Sanierungsvorlage zustimmt (SN vom 20. August), gefällt ihm gut.

**Die «Muse» sass am hintersten Tisch**
Die ersten Fotos in der «Tanne» machte Wessendorf 1973. Schon damals war er begeistert von «Beizenaufnahmen», wie sie Robert Doisneau in Paris, Bill Brandt in London und der Schweizer Jakob Tuggener gemacht hatten. «Und in der «Tanne» hat einfach alles gepasst», sagt der 85-Jährige. Später wurden seine Fotos auch in dem Buch «Die ‹Tanne› – ein Stück Schaffhausen» veröffentlicht. Wirklich inspiriert habe ihn allerdings seine «Muse». Und das war nicht etwa Margrit Zimmermann, sondern Fräulein Ursula Rüefli. «Sie sass meist allein an einem der hinteren Tische, lass Zeitung und trank ihren Wein», erinnert sich der Fotograf. Sie war für ihn die typische Beizengängerin.
Doch Wessendorf ging auch selbst in die Geschichte der «Tanne» ein – auf humorige Weise. Das kam so: «Der Wessendorf kam mal zu spät», erzählt Künstler Erwin Gloor. «Als er dann da war und sich mir gegenüber gesetzt hatte, wollte er einen Kalbskopf bestellen.» Das Gericht gab es traditionell jeden Mittwochabend. Fräulein Zimmermann musste ihn aber enttäuschen: «Ich hab noch an sie gedacht, als ich den letzten Kalbskopf verkauft habe», sagte sie. Gloor lacht heute noch darüber. «Immerhin, der Kalbskopf war berühmt, die Leute kamen von weit her, um ihn zu essen.»

**Für jedes Zweierli in den Keller**
Gloor erinnert sich auch gerne noch an die zwei Brüder der Wirtin. «Der eine war der Koch, ein richtiges Original», sagt Gloor, «für jedes Zweierli ist er im Keller verschwunden und hat sich auch etwas Wein genehmigt.» Mit jedem Gang sei die Nase röter geworden. Der andere Bruder, er kam erst später in die Beiz, sei immer gut angezogen gewesen. «Er war ganz früher bei einer Bank beschäftigt», sagt Gloor, «hat aber dann auch gewirtet.»
Der Künstler hofft, dass die «Tanne» so bleibt, wie sie bisher eingerichtet war, mit den Zeitungen von 1955 und den Zinntellern. «Dann wird es wieder meine Stammbeiz.»

**Es braucht gute Investoren**
Journalistin Bea Hauser ist jedenfalls überzeugt von der Vorlage. «Ich finde das eine gute Sache», sagt sie. Die «Tanne» sei ein Liebhaberobjekt. Falls die Vorlage angenommen wird, hofft sie daher, dass sich gute Investoren finden lassen. Man müsse aufpassen, dass der Stil von dem Wirtshaus erhalten bleibe. Hauser hat schon mit sieben Jahren dort ihre Vivi Kola getrunken. «Meine Eltern waren Stammgäste», sagt sie, «mein Vater war dort zum Jassen.» Am mittleren Tisch hätten sich immer die älteren Männern über Politik unterhalten. «Das war immer zum Heulen.»
An die Kartenspieler kann sich auch der ehemalige Direktor des Museums Allerheiligen, Gérard Seiterle, erinnern. Damals hat er in seiner Galerie «Schleuse» Gott und die Welt ausgestellt, wie er sagt. Nach den Vernissagen ging es in die «Tanne», die stets auch ein Hotel war. «Ich habe ab und zu Gäste dort einquartiert», sagt er. Einen Schlüssel hätten diese nicht bekommen. Und so konnte es schon einmal vorkommen, dass sie spät in der Nacht vor verschlossener Tür standen und Seiterle sie abholen musste. Er ist gespannt, wie es mit der Beiz weitergeht. «Ich schau bestimmt mal vorbei.»
Einer, der etwas Bedenken hat, dass die Stadt für ein solches Objekt nicht genug Einfühlungsvermögen hat, ist Schreiner Niklaus Roost. Wenn in der «Tanne» ein Nagel eingeschlagen werden musste, war er da. «Fräulein Zimmerman hat mich bei technischen Problemen immer gerufen.» An die Beiz müsse man mit viel Liebe und Sorgfalt ran. Und letztlich ist es vielleicht doch so, wie es der Künstler Réne Moser ausdrückt: «Das lässt sich nicht wiederholen! Denn eine Gaststätte besteht aus der Seele des Wirts oder der Wirtin.»



Sie war die gute Seele der «Tanne» in Schaffhausen: Fräulein Margrit Zimmermann – die auf das «Fräulein» besonderen Wert legte – und ihre Beiz waren über die Stadt hinaus bekannt. Zahlreiche treue Gäste gingen bei ihr ein und aus, um den guten Wein zu kosten. Fotografiert wurden sie dabei von Rolf Wessendorf, der auch diese Aufnahme von der Wirtin gemacht hat. Nach ihrem Tod stand die Kultbeiz leer. Jetzt will sie der Stadtrat sanieren, dabei soll die Weinstube erhalten bleiben. Die Stammgäste freut’s: Ihre meist humorigen Erinnerungen teilen sie gerne.



In froher Runde an ihrem Stammtisch: Ralph Sinniger, Peter Von Burg, Kunstlehrerin Ev Haeny, Künstler Erwin Gloor und (mit der Zigarette in der Hand) Carlo Domeniconi. Über ihren Köpfen die Weinkarte. Für ihre gute Auswahl hat Fäulein Zimmermann sogar Preise bekommen.
Bilder Rolf Wessendorf



Der Fotograf einmal selbst vor der Linse: Rolf Wessendorf (l.) mit Roland Schöttle, der ein Buch über die «Tanne» initiiert hat.



Hat sich immer wieder hinter ihren Tresen zurückgezogen: Fräulein Zimmermann beteiligte sich nur selten an Gesprächen.



Ist skeptisch, dass die «Tanne» wieder so aussehen wird wie früher: Zimmermann Niklaus Roost.



Ein Hoch auf die «Tanne»: Der ehemalige Direktor des Museums zu Allerheiligen, Gérard Seiterle, hebt das Glas.



Künstler René Moser ist sich sicher: «Es wird nicht mehr wie früher.»



Sind das nicht Max und Moritz? Stammgast Ursula Rüefli war die «Muse» von Fotograf Rolf Wessendorf.

#Allgemeines

20. August 2016 | Das Hotel Tanne soll für 3,6 Millionen saniert werden: Moderne Studios in der historischen «Tanne»

Schaffhauser Nachrichten
Daniel Jung

Der Schaffhauser Stadtrat möchte das Hotel Tanne in der Schaffhauser Altstadt für 3,6 Millionen Franken sanieren. Die Weinstube im historischen Haus soll originalgetreu erhalten bleiben. Die Gästezimmer werden zu modernen Einzimmerstudios umgebaut. Diese sollen künftig im Rahmen eines gehobenen «Bed & Breakfast»-Betriebs oder als «Serviced Apartments» vermietet werden. Für einen eigenständigen Hotelbetrieb ist das Haus zu klein, auch wenn künftig die Remise im Innenhof ebenfalls genutzt wird. Die Stadt sucht für den Betrieb einen Pächter und veranstaltet dafür einen Konzeptwettbewerb. Die Jahresmiete beträgt mindestens 120 000 Franken.


**Moderne Studios in der historischen «Tanne»**

«Heute ist ein besonderer Tag», sagte Finanzreferent Daniel Preisig gestern vor den Medien. Gemeinsam mit weiteren Vertretern der Stadt stellte Preisig die Vorlage des Stadtrats zur Sanierung und Verpachtung des Hotels Tanne in der Altstadt vor. «Die ‹Tanne› ist ein Stück Schaffhausen, und die Sanierung ist mein Lieblingsprojekt», so der Finanzreferent.
Der Stadtrat möchte das historische Gebäude – erstmals verzeichnet wurde es 1817 – sanieren und anschliessend als Gastrobetrieb verpachten. Preisig rechnet mit Kosten von 3,6 Millionen Franken. Die stimmungsvolle Weinstube wird originalgetreu erhalten, die Möblierung der Gaststube nur sanft aufgefrischt. Die Küche wird gänzlich erneuert. Die sanitären Anlagen sowie Lagerräume des Restaurants werden neu in der Remise im Hof untergebracht, welche via einen neu zu erstellenden, überdachten Übergang erreicht werden kann. Die Remise ist ein ehemaliger Stall im Innenhof, welcher derzeit als Garage genutzt wird. Zwei weitere Garagen im Innenhof und ein Anbau an die Remise werden entfernt. Neu soll ein Teil des Innenhofs an warmen Tagen als Gartenbeiz mit Pergola genutzt werden können.

**Hotelnahe Nutzung**
Für die übrigen Gebäudeteile sieht der Stadtrat eine hotelnahe Nutzung vor – für den wirtschaftlichen Betrieb als eigentliches Hotel sei das Haus aber zu klein. Im 2. und im 3. Obergeschoss des Hauptgebäudes sowie im Dachgeschoss der Remise sind insgesamt neun Einzimmerstudios vorgesehen, welche mit Dusche, WC und Teeküche ausgestattet werden. Weil die bestehenden Zimmer zu klein und die Wände kaum schallisoliert sind, wird dieser Bereich stark verändert. Die Studios sollen künftig als «Serviced Apartments» oder im Rahmen eines gepflegten «Bed und Breakfast»-Betriebes vermietet werden. «Wir wollten eine möglichst hotelnahe Nutzung, die aber wirtschaftlich betrieben werden kann», sagte Preisig.
Im ersten Obergeschoss, direkt über der Weinstube, sollen als Ergänzung für den Gastrobetrieb eine Stube oder eine Lounge sowie – wie früher – ein Sitzungszimmer für Vereine und andere Organisationen eingerichtet werden. Alternativ wären auf diesem Geschoss auch Büros möglich. Zum Sanierungsprojekt gehören zudem eine neue Treppe an der dem Innenhof zugewandten Seite des Hauses. Die bestehende Treppe erfüllt die heutigen Anforderungen nicht mehr. Die Umbauarbeiten an der historischen Liegenschaft werden in enger Abstimmung mit der Schaffhauser Denkmalpflege vorgenommen, wie Urs Wildberger, Projektleiter Hochbau, erklärte. So wird etwa versucht, wertvoll verzierte Heizkörper in den Obergeschossen weiter zu nutzen. «Allein zum schützenswerten Mobiliar gibt es ein über 100seitiges Dokument», sagte Wildberger.

**Ein Ort der Begegnung**
Das Hotel Tanne wurde der Stadt im Jahr 2011 von der früheren Eigentümerin, Fräulein Margrit Zimmermann, als Schenkung übertragen, und zwar mit der vertraglichen Verpflichtung, die Weinstube integral zu erhalten. «Es ist dem Stadtrat ein grosses Anliegen, mit dem übertragenen Erbe sorgfältig umzugehen», sagte Baureferent Raphaël Rohner. Der Stadtrat wünsche sich, dass die «Tanne» wieder zum Ort der Begegnung und der Diskussion werde, wie sie das früher einmal war.
«Das Projekt ist ein weiterer konkreter Schritt zur Aufwertung der Schaffhauser Altstadt», sagte Rohner. Klar sei jedoch, dass die Verpachtung der Liegenschaft für die Stadt nur eine bescheidene Rendite bringen wird – der Stadtrat rechnet mit einer Nettorendite von 0,0 bis 0,5 Prozent. «Als Finanzer habe ich an dem Projekt keine Freude», sagte Preisig. Trotzdem sei es dem Stadtrat wichtig, die Sanierung dieses emotional bedeutsamen «Kulturguts» nun anzupacken. Die Wiedereröffnung soll der Stadt touristische, kulturelle und wirtschaftliche Impulse geben.

**Vorlage an den Grossen Stadtrat**
Die Bauarbeiten und der Vergabewettbewerb (siehe Kasten) können nach der Verabschiedung der Vorlage durch den Grossen Stadtrat starten. Da der Anteil der ungebundenen Kosten 1,5 Millionen Franken beträgt, wird der Kreditbeschluss dem fakultativen Referendum unterstellt. Die Wiedereröffnung der «Tanne» ist für 2018 geplant.


**Verpachtung Für die ganze Liegenschaft erwartet die Stadt 120 000 Franken Zins pro Jahr**

Grundsätzlich kann der Schaffhauser Stadtrat Verpachtungen in eigener Kompetenz durchführen. «Weil die ‹Tanne› für die Stadt aber eine hohe emotionale und lokalpolitische Bedeutung hat, haben wir das Verpachtungsmodell freiwillig in die Vorlage genommen», sagte Finanzreferent Daniel Preisig gestern. So soll auch dieses vom Parlament abgesegnet werden.
Der Stadtrat sieht vor, die ganze Liegenschaft – Restaurant, Stube im 1. Stock sowie die neun Einzimmerstudios – zur Pacht auszuschreiben. Dafür wird ein Konzeptwettbewerb durchgeführt. Dabei hofft der Stadtrat auf Vorschläge, die Rücksicht auf die Geschichte nehmen und gleichzeitig innovativ sind. Neben dem Betriebskonzept werden im Wettbewerb auch die Wirtschaftlichkeit und die Kompetenz des Wirts berücksichtigt.
Bereits stehen die finanziellen Rahmenbedingungen fest. Für die Weinstube ist eine Sockelmiete von 24 000 Franken pro Jahr oder acht Prozent des Umsatzes vorgesehen. Die Räume im ersten Stock kosten zusätzlich 6000 Franken. Die neun Studios sollen insgesamt für 90 000 Franken verpachtet werden. Unterm Strich macht das 120 000 Franken pro Jahr. Um die Wirtschaftlichkeit zu verbessern, wird es dem Pächter erlaubt, in der Liegenschaft einen Weinhandel zu betreiben. «Am liebsten hätten wir einen Pächter für die ganze Liegenschaft», sagte Preisig. Sollte das nicht klappen, so hat die Stadt bereits Alternativszenarien durchgerechnet.
Der Stadtrat würde es begrüssen, wenn sich aus dem Kreis der ehemaligen (Stamm-)Gäste ein Trägerverein oder eine Genossenschaft für die ideelle und allenfalls auch finanzielle Unterstützung der «Tanne» bilden würde. Sollte sich diese Trägerschaft noch vor der Verpachtung bilden, so könne eventuell gar eine gewisse Mitsprache gewährt werden.(dj.)



«Hotel Tanne» an der Tanne in Schaffhausen



Blick vom Innenhof: Das Hotel Tanne gehört seit 2011 der Stadt Schaffhausen. Ab 2018 soll das Haus wieder als Weinstube und Unterkunft genutzt werden.



Im Erdgeschoss der Remise im Innenhof werden sanitäre Anlagen und ein Lagerraum entstehen. Im ersten Stock sind zwei Einzimmerstudios geplant.



Im Innenhof: Hochbauprojektleiter Urs Wildberger, Roger Düring, Leiter Immobilien im Finanzreferat, Finanzreferent Daniel Preisig und Baureferent Raphaël Rohner (v. l.).
Bilder Selwyn Hoffmann



Übersicht zu den geplanten Nutzungen in der Remise im Innenhof (links) und im Hotel (rechts). Die beiden Gebäude sollen neu durch einen gedeckten Übergang verbunden werden.
Plan Aellig + Lamparsky Architekten / Grafik SN

#Allgemeines

9. August 2016 | Die Scaphusia und Stein am Rhein

Steiner Anzeiger, Historisches
Christian Birchmeier

An der Kantonschule in der Munotstadt gab es einst drei Schaffhauser Verbindungen: Die Scaphusia (blaue Mützen), die abstinente Verbindung Munot (rote Mützen) und der Kantonsschulturnverein KTV (schwarze Mützen). Davon existiert heute nur noch die 1858 gegründete Scaphusia. Daneben sind in Schaffhausen noch die Technikerverbindung Fortuna (grüne Mützen) und die KV-Verbindung Commercia (violette Mützen) bekannt. Es gibt heute wohl nur noch wenige Institutionen, in denen über die Schulzeit hinausreichende Kontakte und Freundschaften derart intensiv gepflegt werden, wie dies in den Verbindungen der Fall ist.

**Kaum verändert**
Wohl ist jede Generation durch den Zeitgeist geprägt. Vieles hat sich geändert, musste sich verändern. Doch die Traditionen, die alten Bräuche und Rituale, der Stammtischbetrieb, der Comment, das Liedergut, die Sprache – alles Attribute, die auf alten studentischen Traditionen gründen – haben sich kaum verändert und werden auch in Zukunft durch die jungen Aktiven gepflegt und dadurch die überlieferten Werte hochgehalten.

**Bereichernd und wertvoll**
Als äusseres Merkmal ihrer Verbundenheit tragen sie ihre bunten Mützen und das Band, ob als junger Aktiver oder als weisshaariger Alter Herr. Als «Fuxe» eingetreten (man erhält dabei seinen Cerevis oder Vulgo/Übernamen), nach zwei Semestern zum Burschen erkoren und nach Beendigung der Schule in den Altherrenverband aufgenommen, bleibt man Zeit seines Lebens untereinander «in Verbindung».
Das Jahresprogramm der Aktivitas ist im Sommersemester geprägt durch Weidlingsfahrten auf dem Rhein, Bummel durch die Schaffhauser Landschaft, den Besuch des Munotballs und das Treffen mit anderen Verbindungen aus dem Raume Ostschweiz. Im Wintersemester überwiegen hauptsächlich Vortrags- und Diskussionsabende über vornehmlich aktuelle, zeitgenössische Themen, an denen der Kontakt und das Zusammensein mit Alten Herren, oft Träger wichtiger Funktionen und Positionen in Industrie, Wirtschaft, Medizin, Politik, Wissenschaft, Kunst usw., so bereichernd, interessant und wertvoll sind. Das Halten von eigenen Vorträgen schult das Auftreten, die Sprache, erweitert den geistigen Horizont und zwingt die Teilnehmer zu begründeten Ansichten und Argumentationen zu einem Thema. Aber auch gesellschaftliche Anlässe wie Bälle, Kommerse, Stammtischbesuche, Stiftungsfeste oder die jährlich stattfindenden Generationentreffen bereichern das Programm.

**Mächtiger Frühschoppen**
Für die pensionierten Alten Herren findet alle 14 Tage eine gemeinsame Wanderung durch die Schaffhauser Landschaft statt, was der seelischen, körperlichen und geistigen Rüstigkeit förderlich ist. Bekanntester Anlass dürfte der jeweils kurz vor Weihnachten stattfindende Weihnachtskommers der Verbindung Scaphusia sein.
Schon seit jeher hat die Scaphusia an ihren grossen Jubiläen wie dem 50., 75., 100., 125. und 150. Stiftungsfest, zuletzt im Jahre 2008, meist als viertägige Feierlichkeiten durchgeführt, bei denen traditionsbedingt schon immer ein Steiner Tag durchgeführt wurde. Mit dem eigens dafür organisierten Schiff (meistens die «Schaffhausen») kamen die Aktiven und Alten Herren, meistens 200 bis 300 an der Zahl –, von Schaffhausen den Rhein aufwärts zu einem mächtigen Frühschoppen auf den Rathausplatz in Stein am Rhein.

**Goldener Becher kredenzt**
Nach dem Empfang durch die Steiner Stadtmusik bewirteten die Steiner Pontoniere den gewaltigen Frühschoppen, an dem es sich der jeweilige Stadtpräsident (oft selber Farben tragend) nicht nehmen liess, die Corona persönlich zu begrüssen und den Ehrengästen den Goldenen Becher zu kredenzen. Zu Fuss oder mit Kutschen ging es dann hoch hinauf zur Burg Hohenklingen, wo jeweils das Mittagessen eingenommen wurde, ehe es am Abend wiederum mit dem Schiff zurück nach Schaffhausen ging.
Anlässlich des 150-Jahr-Jubiläums liess es sich die Scaphusia nicht nehmen, der Stadt Stein am Rhein mittels eines schönen (zeitlich vorgeschobenen) Geschenkes ihre stete Verbundenheit und Dankbarkeit für die herzliche Aufnahme auszudrücken. Sie schenkte der Stadt anlässlich der Renovation der Burg Hohenklingen eine Wetterfahne, die seither auf der Spitze des Turmdachs angebracht ist.

**Steiner Kartelltag**
Als Folge des 100-Jahr-Jubiläums der Scaphusia 1958 finden sich seit 1959 jeden Spätherbst Freunde der vier befreundeten Mittelschul- Kartellverbindungen Thurgovia (Frauenfeld), Vitodurania (Winterthur), Rhetorika (St. Gallen) und Scaphusia zum Alt-Herren-Kartelltreffen der Region Untersee und Rhein.
Dabei trifft man sich meistens in Stein am Rhein im «Rothen Ochsen» zu einem Schoppen, gefolgt von einem eineinhalbstündigen kulturhistorischen Teil (meist Besichtigung kulturhistorischer Art) und dem gemeinsamen Nachtessen und gemütlichen Beisammensein wiederum im «Rothen Ochsen».

**Steiner Stamm**
Seit 1983/84 findet Mitte Februar, April, Juni, August und November ebenfalls im «Rothen Ochsen» zu Stein am Rhein der sogenannte Steiner Stamm statt. Er hat sich aus den Zusammentreffen des für den beim 125-Jahr- Jubiläum durchgeführten «Steiner Tag» verantwortlichen Subkomitees unter der Leitung von Franz Lorenzetti v/o Blasius entwickelt. Je nach Anzahl Teilnehmer und Stimmung steigt neben den interessanten Gesprächen gelegentlich eine humorvolle Produktion (meist aus der Feder von Dr. Schudel v/o Mufti) und werden Lieder nach bester scaphusianischer Tradition, begleitet am Piano von AH Mufti, gesungen.
Ein Chronist aus den Reihen der Scaphusia hat einmal vermerkt: Ist die Bude (das Studentenlokal) im «Falken» zu Schaffhausen das Herz der Verbindung, so ist Stein am Rhein deren Seele!

**Viele Steiner Kantonsschüler in der Scaphusia**
Schon seit dem Gründungsjahr 1858 fanden immer wieder Steiner Kantischüler den Weg in die Scaphusia. Noch heute leben viele ehemalige Kantonsschüler als «Alte Herren» der Scaphusia in der Region und in Stein am Rhein selber.
Eine illustre Schar origineller Vulgos (Cerevis oder Übernamen) hat sich da angehäuft, so zum Beispiel: Chretzer, Schärbe, Chäch, Topos, Modest, Luuser, Batze, Sog, Mentor, Sonus, Safran, Zäckli, Lumen, Verus, Becher, Blasius, Keiler, Domingo, Balz, Lento und andere mehr.

**Die Ärztedynastie Böhni**
In der Scaphusia gibt es einige Familien, deren Väter und Söhne über Generationen der Scaphusia beigetreten sind. Die längste direkte Linie treffen wir in der Ärztefamilie Böhni von Stein am Rhein mit fünf Vertretern an:
Ernst Böhni
(v/o Amor, Elias), Eintritt 1872
Walter Böhni
(v/o Gwaag), Eintritt 1911
Hanspeter Böhni
(v/o Schlingel), Eintritt 1945
Ueli Böhni
(v/o Süüle), Eintritt 1977 (zurzeit Altherren-Präsident)
Stephan Böhni
(v/o Limes), Eintritt 2011 (stud. oec)
In dieser Liste der Familientradition folgt die Familie Wanner (aus dem Klettgau stammend) mit 4 Generationen sowie weitere Familie mit drei Generationen.
Bis zum heutigen Tag haben der Studentenverbindung Scaphusia rund 1100 Mitglieder angehört. Zurzeit sind rund ein halbes Dutzend Kantonsschüler in der Aktivitas.



Scaphusia-Gruppenbild vor dem Steiner Rathaus anlässlich des 50. Stiftungsfestes im Sommer 1908.
Bild zvg



Farben und Zirkel der fünf Schaffhauser Verbindungen.
Bild zvg



Vertreter der Scaphusia mit der neuen Wetterfahne, einem zeitlich vorgezogenen Geschenk anlässlich der 150-Jahr-Feier 2008.
Archivbild Sr.



Die neue Wetterfahne wird auf dem Turmspitz montiert (16. Juni 2006).
Archivbild Sr.



Dampfschiff «Schaffhausen» mit Schlagseite: Ankunft in Stein am Rhein anlässlich der 100-Jahr-Feier am 24. August 1958.
Bild zvg



Frühschoppen am «Steiner Tag» auf dem Rathausplatz anlässlich der 125-Jahr-Feier am 28. August 1983.
Bild zvg

#Allgemeines

8. August 2016 | Welcher der vier Betrunkenheits-Typen sind Sie?

Die Welt
Fanny Jiménez

Ein Mann existiere nicht, bevor er trinke. Das sagte Ernest Hemingway, der Mann, der nicht nur schon zu Lebzeiten als einer der besten amerikanischen Literaten galt, sondern auch gern Wodka aus der Flasche trank und Rum, Mojito und Martinis in sich hineinschüttete wie andere Wasser.
Er mag es radikal formuliert haben, aber die US-Psychologen Rachel Pearl Winograd, Douglas Steinley und Kenneth Sher von der University of Missouri-Columbia vermuteten, dass ein Körnchen Wahrheit in diesem Satz liegt. Nicht in dem Sinne, dass man ohne Alkohol im Blut ein niemand ist.
Sondern dass Menschen, wenn sie betrunken sind, bestimmte Facetten ihrer Persönlichkeit entdecken und preisgeben, die normalerweise nur verborgen in ihnen schlummern. Nicht jeder verhalte sich gleich, wenn er zu viel trinke, schreiben die drei Wissenschaftler in einer Studie, die sie gerade im Fachjournal «Addiction Research & Theory» veröffentlicht haben. «Manche verändern sich dann weitaus dramatischer als andere.»

**Studie mit 187 «drinking buddies»**
Dass Alkohol das Wesen von Menschen beeinflusst, sie offener macht, risikofreudiger und leider auch etwas langsamer im Denken, das weiss man schon seit den späten 60er-Jahren. Trotzdem, so die Forscher, habe es bislang keine einzige Untersuchung dazu gegeben, ob es unterschiedliche Typen von Betrunkenen gibt.
Das wollten sie ändern. Die Psychologen rekrutierten 187 «drinking buddies»: Studenten der Uni, die schon öfter zusammen etwas zu viel gebechert hatten – und daher wussten, was mit der Persönlichkeit ihres Freundes passierte, wenn er betrunken war. Beide wurden dazu befragt, wie sie sich dann selbst wahrnahmen und wie ihr Freund ihr Verhalten beurteilen würde.
Dann jagten sie alle Beschreibungen durch eine statistische Analyse, die alle Daten der Versuchsteilnehmer danach filterte, welche Verhaltensweisen oft zusammen auftraten. Vier unterschiedliche Profile von Betrunkenen entdeckten die Forscher – und gaben ihnen Namen berühmter Charaktere, die das jeweilige Profil symbolisieren.

**Von «Hemingway» bis «Mr. Hyde»**
Der erste Typ und mit 40 Prozent der häufigste ist «Hemingway». Ganz wie der grosse Ernest kann er trinken und trotzdem er selbst bleiben. Dieser Typ wird durchaus betrunken, verändert aber seine Persönlichkeit nicht sonderlich stark.
Der zweite Typ ist mit 14,5 Prozent «Mary Poppins». Dieser Typ ist schon nüchtern immer freundlich und wird im betrunkenen Zustand noch reizender – und offener. Das sind jene, die am Ende der Party alle umarmen und ihnen sagen, wie gern sie sie haben.
Der dritte Typ, der 22,5 Prozent ausmacht, nennt sich «verrückter Professor». Er ist im Alltag schüchtern und introvertiert, wird aber zum wilden Partylöwen und Showtänzer, sobald er trinkt.
Den vierten Typ, auf den rund 20 Prozent der Teilnehmer fielen, haben die Forscher «Mr. Hyde» genannt, nach der dunklen Seite des Dr. Jekyll. Er verändert sich dramatisch, sobald Alkohol durch seinen Körper fliesst, wird besonders unvorsichtig, feindselig und aufbrausend oder aber übermässig weinerlich bis hin zur Untröstlichkeit.
Dieser vierte Typ war auch der, der häufig Probleme bekommt, wenn er trinkt: Blackouts, Prügeleien und Probleme mit der Polizei wurden hier oft angegeben. Wer sich sehr verändert, sobald er trinkt, ist also ein Risikokandidat, schlussfolgern die Wissenschaftler. Was sie besonders erstaunte: Zwei Drittel der Mr. Hydes waren Frauen.

#Allgemeines

28. Juli 2016 | Forscher lassen Bier aus Urin brauen

Schaffhauser Nachrichten
Arne Verliefde

Unter dem Motto «Pinkeln für die Wissenschaft» haben belgische Wissenschaftler rund 1000 Liter Urin gesammelt. Daraus waren mit einer speziellen Anlage Stickstoff, Kalium und Phosphor gefiltert und rund 950 Liter Trinkwasser gewonnen worden. Nach der Prüfung durch staatliche Labors soll das Wasser zum Brauen eines Spezialbieres genutzt werden.
Die Forscher hätten Besucher eines Festivals gebeten, in ein spezielles Pissoir zu pinkeln, wie Wasserexperte Arne Verliefde von der Universität Gent gestern der Nachrichtenagentur DPA erklärte. Die Wissenschaftler testeten dabei ein Verfahren, um Düngerstoffe und Trinkwasser aus Urin zu filtern.

**Biertradition**
Hauptziel des Projektes ist es, billigen Dünger für Entwicklungsländer herzustellen. Das Pinkelbier soll Vorurteile überwinden, sagte Verliefde. «Ich weiss, dass viele das eklig finden.» Dabei sind doch gerade die Belgier für ihre Biertradition bekannt – und jetzt ein Bier aus Urin? «Hier machen wir aber Witze, dass die Niederländer das schon seit Jahrhunderten tun», sagte Verliefde.

**«Leckeres Bierchen»**
Trinkwasser aus Urin sei geschmacksneutral und schadstofffrei. Gemeinsam mit der Genter Stadtbrauerei «De Wilde Brouwers» (Die wilden Brauer) haben die Forscher bereits aus geklärtem Abwasser Bier gebraut. «Das ist ein leckeres Bierchen», sagt der Wasserexperte.

**Tests bei Fussballspielen**
Das Filterverfahren der Belgier soll in Entwicklungsländern eingesetzt werden. «Bauern dort haben oft keinen Zugang zu billigem Dünger», erklärte Verliefde. Aus 1000 Liter Urin könne man genug Dünger gewinnen, um 135 Kilogramm Mais zu produzieren. Um schnell eine grosse Menge Urin zu sammeln, sollten die Anlagen auf Festivals, bei Fussballspielen oder an Flughäfen aufgestellt werden.
An sich ist es technisch schon länger möglich, aus Urin Trinkwasser zu gewinnen, um beispielsweise Astronauten auf einer Raumstation zu versorgen.(dpa)

#Allgemeines

21. Juli 2016 | Flashmob, Hobbit-Dorf und «Harry Potter» am Kantifest

Schaffhauser Nachrichten
Tito Valchera

Was haben «Harry Potter», «Herr der Ringe» und «Grease» gemeinsam? Sie alle werden Gegenstand des nächsten Kantifestes vom 23. September sein. Für das Fest haben die Schulklassen das Motto «Film» ausgewählt. Sämtliche Projekte, die für das Kantifest geplant sind, haben sich danach zu richten: die Musik, die Dekoration, das ­Essen und die Getränke wie auch die Attraktionen und Spiele. In der Vorbereitungsphase des Fests hat die Kantonsschule Schaffhausen erstmals einen Projektwettbewerb lanciert. Am Wettbewerb haben zehn Schulklassen teilgenommen und in ihren Portfolios das jeweilige Projekt beschrieben und visualisiert. Gestern hat das OK des Kantifests in der Aula die Preise für die Siegerprojekte überreicht.

**Stündlicher Flashmob**
«Nach der Sichtung der eingegangenen Projekte hätten alle einen Preis verdient», sagte OK-Chefin Vreni Winzeler. Mit «Grease» (Klassen 1mb/2sb), «Herr der Ringe» (Klassen 1sa/1sb) und «Harry Potter» (Klassen 1nb/2ma) wurden drei gleichwertige Siegerprojekte ohne Rangliste ausgewählt. Sie erhielten jeweils 500 Franken Preisgeld. «Die drei Portfolios bestechen durch Sorgfalt in der Ausführung und durch originelle Ideen», sagte Winzeler. Die Jury, bestehend aus dem OK Kantifest, hatte Idee, Konzept und Originalität, aber auch die Durchführbarkeit sowie den effizienten Umgang mit den vorhandenen Ressourcen bewertet. Bei «Grease» wird stündlich ein Flashmob im Lichthof des Neubaus geboten. Dazu haben einige Schüler die Tanzchoreografie professionell eingeübt, und Schülerinnen mit Rollschuhen und Bauchläden kurven herum. «Herr der Ringe» trumpft mit einem Hobbit-Dorf samt Spieleparcours auf. Die Besucher werden dabei von Hobbits, Elfen und Konsorten betreut. Bei «Harry Potter» sind eine Liveband, ein Quiz und eine Zugfahrt mit Endlosschleife vorgesehen.

**Projektgemeinschaften gebildet**
Wichtig für Winzeler: «Verschiedene Klassen haben sich zu Projektgemeinschaften zusammengeschlossen, um das aktive Miteinander zu üben.» Die drei Siegerprojekte könnten noch einen weiteren Preis gewinnen. Am Kantifest wird eine externe Jury alle Projektteilnehmer erneut bewerten – und Preise dafür vergeben, wie gut die Klassen ihre Konzepte umgesetzt haben.



An der Preisverleihung des Kantifest-Wettbewerbs waren in der Aula die folgenden Gewinner anwesend (v. l.): Noëlle Roth, ­Julia Rieser (beide Klasse 2ma); Kathrin Wolter und Louisa Stocker (beide Klasse 1mb); Remo Bosshard, Valeria Huber und Flavia Grossenbacher (alle Klasse 2sb).
Bild Tito Valchera

#Allgemeines

5. Juli 2016 | Abstimmungspropaganda oder ein harmloses Mail?

Schaffhauser Nachrichten
Zeno Geisseler

Titelseite
Ein internes Mail der Kantonsschule Schaffhausen wird zum Politikum. Kantonsrat Andreas Gnädinger (SVP, Siblingen) wirft der Schulleitung vor, sich mit einem Mail an alle Mitarbeiter in den Abstimmungskampf um die Einführung von kostenpflichtigen Freifächern an der Kanti eingemischt und sogar gewissen Druck auf die Mitarbeiter ausgeübt zu haben. Der Rektor der Kantonsschule, Pasquale Comi, weist die Vorwürfe zurück. Die Schulleitung habe in keiner Weise dazu aufgefordert, sich gegen die Sparmassnahmen zu äussern.(zge)


Die Abstimmungen vom Wochenende sind vorbei, das Schaffhauservolk hat fünf Massnahmen aus dem Entlastungsprogramm 2014 abgelehnt. Darunter war auch der Vorschlag, dass gewisse Freifächer an der Kantonsschule künftig kostenpflichtig sein sollten.
Diese Vorlage beschäftigt die Politik nun erneut. Es geht dabei aber nicht um die inhaltliche Frage, sondern darum, ob an der Kantonschule unstatthafte politische Werbung gemacht worden ist. Kantonsrat Andreas Gnädinger (SVP, Siblingen) schreibt in einer Kleinen Anfrage, dass die Schulleitung der Kantonsschule in einer offiziellen Mitteilung an alle Mitarbeiter zur Opposition gegen die Sparmassnahmen im Bildungsbereich aufgerufen habe.

**«Nicht akzeptabel»**
Gnädinger zitiert dazu einen Abschnitt aus dem besagten Mail (siehe Kasten «Im Wortlaut). «Eine Einmischung der Schulleitung in den Abstimmungskampf ist meines Erachtens nicht akzeptabel», schreibt Gnädinger. Dies vor allem dann, wenn auch noch Druck auf die Mitarbeiter ausgeübt werde, sich mit ihrer Unterschrift aktiv am Abstimmungskampf zu beteiligen.
Gnädinger will nun von der Regierung wissen, wie sie die Situation einschätze. Unter anderem fragt er, ob es der Regierungsrat für legitim erachte, wenn sich die Kantonsschule in den Abstimmungskampf gegen das Entlastungspaket einbringe, und er will wissen, was die Regierung davon halte, dass im Lehrerzimmer Plakate gegen die Sparvorlage gelagert und ausgegeben worden seien.
Generell fragt er, in welchem Rahmen sich Mitarbeiter im öffentlichen Dienst in ihrer offiziellen Stellung an Abstimmungskämpfen beteiligen dürften.
Eigentlich liegt der Ball, also die Kleine Anfrage, nun bei der Regierung, und es ist an ihr, sie zu beantworten. Kantonsschulrektor Pasquale Comi wollte die Vorwürfe aber nicht einfach auf sich sitzen lassen. «Die Schulleitung der Kantonsschule hat in keiner Weise aufgefordert, sich gegen die Sparmassnahmen zu äussern», schrieb er gestern in einem Mail an die SN. Doch was hat es dann mit der offiziellen Mitteilung auf sich?
Comi erklärt auf Nachfrage, dass es sich dabei um ein allgemeines Informationsmail handle und dass neben der Schulleitung auch Dritte Mitteilungen auf diesem Weg streuen könnten. Dort gebe es etwa auch Meldungen der Kita oder der Informatik oder auch mal ein Dankeschön eines Lehrers für ein Geschenk zum Jubiläum. «Früher wären solche Informationen einfach an ein Anschlagbrett gehängt worden, heute werden sie eben per Mail verschickt», sagt er. Es sei völlig falsch, zu glauben, die Schulleitung stecke hinter dem Aufruf. «Die Schulleitung hat ja diese Entlastungsvorschläge eingebracht», sagt Comi. «Wir könnten sie ja nun sicher nicht bekämpfen.»

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23. Juni 2016 | Falken mit wiederverschliessbarer Dose

Schaffhauser Nachrichten
Rolf Fehlmann

Die Idee einer Bierdose, die sich wie eine Mineralwasserflasche nach dem ersten Öffnen wieder dicht verschliessen lässt, spaltet Konsumentinnen und Konsumenten in zwei Lager – bei einer nicht repräsentativen Spontanumfrage reichten die Reaktionen denn auch von «Bieridee» bis «genial».
Die Schaffhauser Brauerei Falken ist jedenfalls davon überzeugt, dass der Markt ein Bier in wiederverschliessbaren Dosen annehmen wird, wie Falken-CEO Markus Höfler im Gespräch mit den SN versichert. Ende Juli werde Falken schweizweit ein naturtrübes Spezialbier namens «Hülse» in der wiederverschliessbaren Halbliterdose auf den Markt bringen. Den Verschluss aus Kunststoff habe Falken nicht selbst entwickelt, so Höfler, den kaufe man von einem deutschen Unternehmen zu. Dieses habe Erfahrung mit dem System und liefere grosse Stückzahlen an Brauereien in Osteuropa und Russland. Höfler: «Die Brauerei Falken ist jedoch die erste und bislang einzige Brauerei in der Schweiz, die den Deckel mit diesem speziellen Verschluss auf ihrer Dosenabfüllanlage verarbeiten kann.»
Was aber, wenn diese Innovation floppt? Höfler gibt sich zuversichtlich: «Wir haben das System zwei Detailhandelsketten vorgestellt, die in der Schweiz operieren, und diese haben bei uns ihre Bestellungen platziert. Dementsprechend produzieren wir.» Der Mehrpreis des Spezialverschlusses – Höfler nennt keine konkreten Zahlen – sei kein Hindernis für den kommerziellen Erfolg: «Weil die ‹Hülse› ein Spezialbier in einer wiederverschliessbaren Dose ist, kann man den Preis nicht direkt mit dem anderer Biere vergleichen.» Auch was einen möglichen Eintrag von Bakterien durch das Trinken aus der Dose angeht, hat Höfler keine Bedenken. Das System sei auch nach dem Wiederverschliessen dicht. Und was ist mit Recycling, wenn der Kunststoffverschluss mit in die Alusammlung wandert? Die wiederverschliessbare Bierdose bleibe uneingeschränkt rezyklierbar, bestätigt Höfler.



Ein Verschluss aus Kunststoff ermöglicht nach dem ersten Öffnen ein dichtes Wiederverschliessen der angebrochenen Bierdose. Auch bei mehrmaligem Öffnen soll der Inhalt länger frisch bleiben. Im Bild ein Vorserienmuster.
Bild Rolf Fehlmann

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3. Juni 2016 | Das grosse Finale vor der Maturaprüfung

Schaffhauser Nachrichten
Anna-Barbara Winzeler

Köche, Fischer, Bauern, Bäcker ­– am Donnerstagmorgen zogen die Arbeiter scharenweise durch Schaffhausen. Angeführt wurden sie von Soldaten in Uniform und Guerillakämpfern. Ist in Schaffhausen die Revolution ausgebrochen?
Nur ein wenig: Die offizielle letzte Schulwoche der Maturanden stand dieses Jahr unter dem eher heiklen Thema «Diktatur». Gestern stand das «Finale 2016» an, früher bekannt unter dem Namen «Maturstreich»: Die jüngeren Mitschüler durften sich als das arbeitende Volk verkleiden, und schon bewegte sich die gesamte Schülerschaft der Kantonsschule in Richtung Kammgarn. Dort wurde zuerst der Diktator (dargestellt von Fabian Bolli) von der Revolution gestürzt. Im Anschluss folgten ein Wochenrückblick und Auszeichnungen besonderer Maturanden: Wer ist die fröhlichste Schülerin? Wer hatte die meisten Absenzen? Wer den grössten Bizeps? Und als krönenden Abschluss gab’s einen Sketch der Lehrer und der Schulleitung zum Thema Macht. Da wurden die Pausen gestrichen, das Kantifest ins St. Johann verlegt und die Projektwoche in die Weihnachtsferien. Auch hier musste es die Revolution richten.
Nach dem wilden Finale folgt nun die Matura, die Reifeprüfung. Statt gegen das System wird nun nur noch mit dem Lernstoff gekämpft. Rektor Pasquale Comi wünschte den Maturanden in der Schlussrede «viel Glück und Erfolg».



Wasser und Mehl als Waffen: Die Maturanden der Kantonsschule machten bei der Inszenierung ihrer Willkürherrschaft keine halben Sachen.
Bild Anna-Barbara Winzeler

#Allgemeines

28. Mai 2016 | Barack Obama, die Tomoffel und 3-D

Schaffhauser Nachrichten
Maria Gerhard

Wenn Jugendliche ausgezeichnet werden, bewegt das vor allem auch die Eltern. Ein «Wow» entfuhr auch Regina Ackermann-Müller, als bekannt gegeben wurde, dass die Maturaarbeit ihrer Tochter ausgezeichnet werden würde. Carla Müller hat über «Les bisses», historische Wasserleitungen im Wallis, geschrieben. Sie gehört zu den acht Glücklichen, die am Donnerstagabend in der Kantonsschule Schaffhausen mit einer Urkunde und 500 Franken belohnt wurden. Insgesamt waren 16 von 136 Absolventen nominiert. Doch wie Prorektor Detlef Roth erklärte: «Alle nominierten Schüler haben gewonnen an Erkenntnis und an Freude, die ihnen die Arbeit gemacht hat.» Die Prämierung sei nur das Sahnehäubchen auf einer bereits leckeren Torte. Den Nominierten gratuliere er von Herzen. Auch Rektor Pasquale Comi erklärte: «Das Niveau ist sehr hoch.»

**Inspiriert von der Grossmutter**
Nach so viel Lob für die jungen Frauen und Männer ging es dann an die Verkündung der prämierten Maturaarbeiten. So mancher Schüler rutschte ungeduldig auf seinem Stuhl herum. Im Bereich Sprache wurden Julia Hoff und Thomas Leu mit dem Preis der Schaffhauser Buchhandlung Fass und dem Preis von «hofer.kick architekten» ausgezeichnet. Julia Hoff hat über den «Treck von Jestetten» eine Erzählung verfasst. Inspiriert wurde sie von ihrer Grossmutter, die von der Räumung dieses Gebietes nach dem Zweiten Weltkrieg betroffen war. Leu setzte sich mit «A New Era – An Analysis of the Presidency of Barack Obama» auseinander. Architekt Urs Kick hielt die Laudatio auf die beiden.

**Ein Legomännchen im Kurzvideo**
Im Bereich Geistes- und Sozialwissenschaften überzeugten Carla Müller und Lea Klauser. Sie erhielten den Preis des Historischen Vereins Schaffhausen, überreicht von Peter Scheck. Er zeigte sich vor allem von Klausers Arbeit «Das Schweizerische Initiativrecht – Ein Fall für eine Revision?» überrascht. «Dass man sich in so jungen Jahren mit Staatsrecht auseinandersetzt, gehört nicht zum Normalfall.»
Ninja Moor mit dem Thema «Wasserparameter in der Aquaristik» und Sarah Gschwend mit «Urban Gardening und die Tomoffel – Ein Vergleich von herkömmlichen Tomaten- und Kartoffelpflanzen und der Tomoffel» nahmen freudig den Preis der Naturforschenden Gesellschaft Schaffhausen entgegen. Jakob Walter durfte die jungen Frauen auszeichnen. Im Bereich Kunst und Sport wurde der Preis von den Schaffhauser Platzbanken vergeben: Markus Landolt von der Migros Bank gratulierte Janik Lobsiger und Jonas Bolliger. Letzterer hat mit seiner Tanzaufführung, die er auf Film festgehalten hat, die Jury begeistert. Thema: «Wie das Leben klingt – Leben ist Rhythmus, Bewegung und Tanz». Lobsiger beschäftigte sich mit der «Produktion einer 3-D-Animation mit Motion Tracking». In dem Kurzvideo dreht sich alles um ein Legomännchen.
Untermalt mit Musik wurde der Abend von Lehrer Peter Marti und den Schülerinnen Lara Noemi Weisshaupt und Mahela Stamm. Zum Ausklang gab es einen Apéro auf der Terrasse.

**Ausgezeichnet: Die nominierten und die prämierten Maturaarbeiten 2016**

*Kunst und Sport*

· Prämierte Arbeit: Jonas Bolliger: Wie das Leben klingt – Leben ist Rhythmus, Bewegung und Tanz
· Prämierte Arbeit: Janik Lobsiger: Produktion einer 3-D-Animation mit Motion Tracking
· Deborah Kipfer: Jessy ist einfach anders: eine Bildergeschichte – Die positiven Seiten eines AD(H)S-Kindes

*Geistes- und Sozialwissenschaften*

· Prämierte Arbeit: Carla Müller: Les bisses – un voyage de découverte
· Sophie Schäfer: Les Grands Travaux der 5. Republik – Funktion, Bedeutung und Akzeptanz der Pariser Bauten unter präsidialem Einfluss
· Prämierte Arbeit: Lea Klauser: Das Schweizerische Initiativrecht – Ein Fall für eine Revision?
· Stefanie Bruder: Knabenmusik Schaffhausen – Ein Verein im Wandel der Zeit
· Cédric Kupferschmid: Soldatenweg Hemishofen – Ein Konflikt zwischen Bikern, Wanderern und Jägern
· Lukas Dütsch: Kanti-Fonds – Wie Schülerinnen und Schüler der Kanti Schaffhausen gemeinsam investieren könnten
· Niklaus: Fair-Trade-Shirts für Kantonsschülerinnen und Kantonsschüler

*Sprachen*

· Lia Budowski: «Am Ende der Welt» – Theorie und Theater
· Prämierte Arbeit: Thomas Leu: A New Era – An Analysis of the Presidency of Barack Obama
· Prämierte Arbeit: Julia Hoff: Der Treck von Jestetten – Eine Erzählung

*Naturwissenschaften und Mathematik*

· Noah Näf: Bau eines digitalen pH- und Temperaturmessgerätes
· Prämierte Arbeit: Sarah Gschwend: Urban Gardening und die Tomoffel – Ein Vergleich von herkömmlichen Tomaten- und Kartoffelpflanzen und der Tomoffel
· Prämierte Arbeit: Ninja Moor: Wasserparameter in der Aquaristik



Haben sich für die Verleihung in Schale geworfen: Die Maturaarbeiten dieser Schüler waren nominiert, doch nur acht davon gingen am Abend mit einem Preis nach Hause.
Bild Luisa Kehl

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24. Mai 2016 | Unternehmergeist als ein Weg aus der Krise

Schaffhauser Nachrichten
Rolf Fehlmann

Ein Jubiläum der besonderen Art feierte gestern Abend im Haberhauskeller die Handelsschulverbindung Commercia Schaffhausen, und mit ihr rund 180 junge, aber auch ältere Interessierte: Die zehnte Ausgabe der Commercia-Wirtschaftsdebatte kreiste um die Frage, ob wir angesichts der zahlreichen Krisen der letzten zehn Jahre Angst vor der Zukunft haben und letztlich um unseren Wohlstand bangen müssten.
Unter der Leitung von Moderator Martin Schläpfer (Leiter Direktion Wirtschaftspolitik des Migros-Genossenschafts-Bundes) debattierten diese Frage fünf Exponenten aus Wirtschaft, Verwaltung und Politik: Giorgio Behr (Schaffhauser Unternehmer), Konrad Hummler (Publizist und ehemaliger Bankier), Oswald Grübel (ehemaliger CEO der beiden Grossbanken Credit Suisse und UBS), Serge Gaillard (Direktor der Eidgenössischen Finanzverwaltung) sowie Rudolf Strahm (ehemaliger Preisüberwacher). Dass nicht nur Herren gesetzteren Alters die Debatte verfolgten, sondern auch Schülerinnen und Schüler des KV und der Kantonsschule, ist laut Marcel Schönenberger, Präsident des Commercia-Altherrenverbandes, «eine Besonderheit, auf die wir als Organisatoren immer grossen Wert legen».
Zu Beginn kreiste die Diskussion um die Frage, ob nach der Finanz- und Bankenkrise die Banken wieder fit seien, um ihre Funktion im Dienste der Weltwirtschaft wahrzunehmen. Die Banken hätten zugunsten der Sicherheit ein Korsett angelegt bekommen, diagnostizierte Grübel; darum werde die Wirtschaft lange Zeit nicht wachsen. Die Banken seien durch die Regulierung zwar stabiler geworden, aber nicht besser, ergänzte Hummler; und Behr fragte: «Wie kann jemand fit sein, wenn er sich nicht bewegen kann?» Die Schweiz laufe derweil Gefahr, die Zukunft des Werkplatzes zu verpassen. Und Gaillard meinte, die Finanzbranche habe durch ihr riskantes Verhalten die Weltwirtschaft an den Rand des Abgrunds gebracht. Da sei es nachvollziehbar, dass das Pendel jetzt auf die andere Seite ausschlage. Strahm sagte, es dauere mindestens zehn Jahre, um den Schaden aus der Finanz- und Bankenkrise zu heilen. Schmerzhaft für die Schweiz sei die Erkenntnis gewesen, dass sie kein Sonderfall mehr sei, sondern globale Spielregeln übernehmen müsse. Dennoch war die Debatte über weite Strecken von trotzigem Optimismus geprägt: Obwohl der Franken gegenüber dem Euro um 20 Prozent aufgewertet worden sei, brächen die Schweizer Industrieexporte nicht ein, sondern stagnierten bloss, bemerkte Gaillard. Und auf den kritischen Einwand aus dem Publikum, die Schweizer seien doch eigentlich für ihren Wohlstand selber verantwortlich, sagte Grübel: «Der Rest der Welt tut etwas gegen Ihren Wohlstand – aber Sie selbst müssen sich fragen, wie Sie diesen Wohlstand halten können.» Letztlich müsse man selber für Veränderungen arbeiten, forderte Hummler; Behr wiederum bezeichnete die Tendenz vieler Spezialisten zum freischaffenden Arbeiten als Chance, sein Schicksal seiber in die Hand zu nehmen: «Das ist ein ganz konkreter Ansatz.»


**Commercia Schaffhausen: Die Verbindung der Kaufleute pflegt eine bald 100jährige Tradition**

«Commercio et amicitiae» («dem Handel und der Freundschaft») – so lautet die Devise der 1918 gegründeten Verbindung für angehende Kaufleute. Die Verbindung zählt heute 105 Mitglieder im Altherrenverband und vereinigt Absolventen der Handelsschule des Kaufmännischen Vereins sowie anderer kaufmännischer Lehranstalten. Stammlokal der Commercianer ist das Restaurant Adler in Schaffhausen.
Die Commercia Schaffhausen bezweckt die fachliche und allgemeine Aus- und Weiterbildung, die Schulung rhetorischer Fertigkeit und guter Umgangsformen sowie die Förderung einer besonderen Freundschaft unter den Mitgliedern. Weiter wird die Vermittlung kameradschaftlicher Kontakte zu Angehörigen anderer Verbindungen, insbesondere im Schosse des Bremgartenkartells, gefördert.(ple)



Die Debatte kam in Fahrt, als sich Ex-Preisüberwacher Rudolf Strahm (r.) mit dem Schaffhauser Unternehmer Giorgio Behr (3. v. l.) fetzte. Der Publizist und Ex-Bankier Konrad Hummler (l.), Oswald Grübel (2. v. l.), Ex-CEO von CS und UBS, sowie Serge Gaillard (2. v. r.), Direktor der Eidgenössischen Finanzverwaltung, folgten dem Schlagabtausch gespannt. Moderator Martin Schläpfer (3. v. r.), Leiter Direktion Wirtschaftspolitik des Migros-Genossenschafts-Bundes, liess Strahm und Behr ausreden.
Bild Bruno Bührer

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21. Mai 2016 | Wein und Wohnen in der «Tanne»

Schaffhauser Nachrichten
Pascal Schmidlin

Auf der alten Registrierkasse in der Weinstube des Hotels Tanne im Herzen der Stadt Schaffhausen liegt eine feine Staubschicht. Das Tageslicht schielt durch die alten Fenster und wirft fahles Licht auf die hölzernen Tische und Stühle. Man fühlt sich in der Zeit zurückversetzt. «Es sieht noch aus wie zu Fräulein Zimmermanns Zeiten», sagt Baureferent Raphaël Rohner, am Stammtisch in der Ecke sitzend. Und wirklich, man hat das Gefühl, jeden Moment werde die ehemalige Wirtin und Besitzerin des Hotels mit einem Glas Wein in der Hand die steile Treppe vom Weinkeller heraufsteigen und es zusammen mit einer ihrer berühmten kalten Platten auftischen. Doch seit Jahren beherrscht Stille die Räumlichkeiten. Das soll sich aber bald ändern. «Die ‹Tanne› ist ein wichtiges Projekt für uns, und wir wollen sie wieder zum Leben erwecken», sagt Finanzreferent Daniel Preisig. Noch zu Lebzeiten vermachte Fräulein Zimmermann die Liegenschaft der Stadt Schaffhausen – unter einer Bedingung: «Die Weinstube muss integral erhalten bleiben», erläutert Preisig die damals getroffene Abmachung.

**Wiedereröffnung im Herbst 2018**
Passiert ist jedoch seit März 2011 wenig. Damals schenkte Margrit Zimmermann im stolzen Alter von 93 Jahren zum letzten Mal ein Glas Wein aus, bevor sie sich zur Ruhe setzte und schliesslich im Frühjahr 2014 verstarb. Derzeit arbeitet der Stadtrat eine Vorlage für die Sanierung aus, die noch diesen Sommer dem Grossen Stadtrat vorgelegt werden soll. Geplantes Investitionsvolumen: drei Millionen Franken. «Im Herbst 2018 soll der Wein wieder fliessen», sagt Preisig. In den unteren Geschossen sei eine sanfte Sanierung geplant, erklärt Urs Wildberger, Projektleiter im städtischen Hochbauamt. Das heisst, die Weinstube wird auch nach der Sanierung noch von jedem ehemaligen Gast sogleich wiedererkannt werden. «Es soll das Bijou bleiben, das es bereits jetzt ist», so Rohner.

**Hotelschild wird restauriert**
Auch das Inventar bleibe erhalten, sagt Roger Düring, Abteilungsleiter Immobilien bei der Stadt. Zusammen mit der Denkmalpflege habe man ein ausführliches Inventar erstellen lassen. Deshalb zieren kleine Aufkleber mit Nummern einen Grossteil der Gegenstände im Gebäude. «So kommt anschliessend alles wieder an seinen angestammten Platz», sagt Düring. Das betrifft übrigens auch das alte «Hotel Tanne»-Schild über dem Eingang. «Das müssen wir retten, sonst geht es kaputt», so Düring. Deshalb werde es demnächst abmontiert und einem Kunstschlosser zur Restaurierung übergeben. Nach der Sanierung wird es wieder aufgehängt. «Man muss keine Angst haben, dass künftig ein Leuchtschild am Hotel prangen wird», sagt Wildberger lachend.
In den oberen Geschossen der «Tanne» sei eine grössere Umnutzung geplant, erklärt Preisig. «Vorstellbar ist eine hotelnahe Nutzung der Räumlichkeiten», sagt er. Schliesslich sei die «Tanne» ein Hotel gewesen, und man wolle möglichst nahe an der ursprünglichen Nutzung bleiben. Deshalb prüfe man im zweiten Stock und im Mansardengeschoss sogenannte «Service-Appartements», also Zimmer, die etwa von Geschäftsleuten für mehrere Wochen gemietet werden können. Der erste Stock der Liegenschaft wird als Pufferzone dienen. Dort könnten etwa eine Lounge oder auch Büroräumlichkeiten entstehen, sagt Rohner. «Die Ansprüche an die Akustik sind heute höher, weshalb im ersten Stock keine Zimmer möglich sind», sagt er. Denn die Wände und die Decken sind dünn. Der Boden knarrt bei jedem Schritt, und durch die Wände hört man jedes Wort, das im Nebenraum gesprochen wird. Nach der Sanierung werde das im zweiten Stock und im Mansardengeschoss aber nicht mehr der Fall sein, da der Umbau so gestaltet werde, dass die Zimmer den heutigen Ansprüchen genügen, sagt Wildberger.
Auch im lauschigen Hinterhof wird es Änderungen geben. So wird die unansehnliche Doppelgarage abgerissen, um den Hof zu vergrössern. «An warmen Sommertagen kann man dann draussen im Schatten sein Glas Wein geniessen», so Rohner. Zudem wird auch die alte Remise im Hof umgebaut. Geplant sind dort im Erdgeschoss die sanitären Anlagen der Weinstube und ein Lager. Im Dachgeschoss der Remise sind zwei moderne Studios denkbar.

**Pächter wird Weinstube führen**
Bereits jetzt ist klar, dass die Stadt die Weinstube nicht selbst betreiben wird. «Wir werden sie verpachten», sagt Preisig. Erste Interessenten hätten schon bei der Stadt angeklopft. Das Konzept der Beiz soll im Vergleich zu früher nicht gross geändert werden. «Es soll eine Weinstube bleiben und sicher keine Pizzeria werden», sagt Wildberger. Noch seien aber nicht alle Details ausgearbeitet, so Preisig. Eines wird sich aber sicher ändern: «Die ‹Tanne› wird in Zukunft wie heute üblich ein Nichtraucherlokal sein», betont Rohner. Gequalmt werden müsse dann draussen.


**Peter Hartmeier «Eine der schönsten Beizen der ganzen Schweiz»**

Einer, der die «Tanne» bestens kennt, ist Peter Hartmeier. Der ehemalige Chefredaktor des «Tages-Anzeigers» war dort bis zum Schluss Stamm- gast. In den letzten Jahren als Wirtin öffnete Fräulein Zimmermann die «Tanne» nur noch am Samstagmorgen – wo drei Stammtische erhalten blieben, wie Hartmeier erzählt. Am «Runden» sass eine Gruppe älterer Frauen. Am langen Tisch in der Mitte «honorige Männer». «Dieser Tisch war auch als 14/18-Tisch bekannt», sagt Hartmeier. Dies, weil jemand einmal spasseshalber behauptete, die Männer dort hätten im Ersten Weltkrieg die Grenze bewacht. Am letzten Tisch, in der hinteren Ecke, trafen sich die «Jungen». «Dazu gehörten neben mir etwa der Kunstmaler Erwin Gloor, die Journalistin Bea Hauser, die Lehrerin Ev Haeny oder auch der ehemalige Ständerat Kurt Schüle», erzählt er. Bei einem Halben Rot- oder Weisswein sei dann im verqualmten Lokal über Welt-, Kultur- und Lokalpolitik diskutiert worden. «Zuweilen auch laut und hitzig.» Fräulein Zimmermann stand meistens hinter dem Tresen und beobachtete das Geschehen aus der Distanz. «Sie hat sich nie in die Diskussionen eingemischt», so Hartmeier. Seltene Male habe sie eine trockene oder spitze Bemerkung von sich gegeben – mehr aber nicht.
Dass die Weinstube im Sinne von Fräulein Zimmermann erhalten bleibt, freut ihn. «Die ‹Tanne› ist schliesslich eine der schönsten Beizen der ganzen Schweiz», sagt Hartmeier. Für die Zukunft wünscht er sich, dass Menschen unterschiedlicher politischer Couleur an den Tischen zusammensitzen und debattieren werden – wie das früher der Fall gewesen sei. Er selber werde sicher wieder regelmässig ins Lokal gehen. Und dort mit Freunden aus dem In- und Ausland bei einem Glas Wein zusammensitzen.
(psc)


**Hotel Tanne: So soll es nun weitergehen**

Vorlage
Im Sommer soll die Vorlage dem Parlament präsentiert werden – und dann 2017 mit der Sanierung begonnen werden.

Kosten
Das Investitionsvolumen beträgt drei Millionen Franken. Über eine Million davon sind gebundene Ausgaben, deshalb kann der Grosse Stadtrat abschliessend über die Vorlage entscheiden.

Eröffnung
Im Herbst 2018 soll die Weinstube voraussichtlich wiedereröffnet werden. (psc)



Das Gästebuchund die braune Kasse auf dem Tresen des Hotels Tanne haben bereits etwas Staub angesetzt. Seit Jahren liegt die historische Liegenschaft in der Schaffhauser Altstadt brach – was sich aber bald ändern soll. Bei einem Rundgang durch das Gebäude haben Roger Düring, Abteilungsleiter Immobilien bei der Stadt, Urs Wildberger, städtischer Projektleiter Hochbau, Finanzreferent Daniel Preisig (v. l.) und Bau­referent Raphaël Rohner (nicht im Bild) erklärt, wie die «Tanne» künftig genutzt werden soll. Ziel ist, im Herbst 2018 die Weinstube wieder zu eröffnen. Bis dahin sind umfassende Sanierungsarbeiten nötig, die insgesamt rund drei Millionen Franken kosten werden.
Bilder Selwyn Hoffmann



Urs Wildberger, Roger Düring und Daniel Preisig (v. l.) in Fräulein Zimmermanns ehemaligem Schlafgemach. Dieses werde dem künftigen Pächter der «Tanne» überlassen, der es dann etwa als Büro nutzen könne, erklärt Düring.



Schmucke Details wie etwa das Wandbild im ersten Stock bleiben erhalten.



Urs Wildberger, Roger Düring, Daniel Preisig und Raphaël Rohner (v. l.) informieren am Stammtisch in der alten Weinstube über den geplanten Umbau der «Tanne».

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19. Mai 2016 | «Mir ist wichtig, dass sich die Leute hier zu Hause fühlen»

Schaffhauser Nachrichten
Maria Gerhard

**Kopf der Woche: Roland Bosshard von der «Hopfenstube» in Schaffhausen rüstet sich für die Sommersaison**

Es macht einen guten Eindruck, wenn der Wirt seine Gäste so gut kennt, dass er sie mit dem Vornamen begrüssen kann. «Hallo, Sylvia», Roland Bosshard schüttelt einer älteren Dame die Hand. Sie lacht und lässt sich in einem der Korbstühle vor der «Hopfenstube» auf dem Herrenacker in Schaffhausen nieder. Ein Rosensträusschen steht auf dem Tisch. Den Kaffee kann man jetzt wieder draussen geniessen. Bosshard ist in seinem Element.
Ein kurzes Gespräch hier, ein paar Worte da. Der 27-Jährige nimmt sich Zeit. Ein echter Wirt eben, der anscheinend immer gute Laune hat. Für Bosshard ein Teil seines Konzepts.
«Mir ist wichtig, dass sich die Leute hier zu Hause fühlen, dass sich keiner komisch vorkommt», sagt er. Vor allem für die Stammgäste sei immer ein Platz frei. «Wo sonst sitzen noch vier Generationen an einem Tisch und philosophieren?» So, wie es in einer Beiz eben sein soll! Und wenn sich einer der Gäste Fischstäbchen wünsche, dann gebe es eben am nächsten Tag Fischstäbchen mit Rahmspinat. Bosshard: «Wir kochen wie bei Mama zu Hause.»
Wenn er in Fahrt kommt, redet Bosshard gern. Er hat aber auch seine ruhigen Momente: In einer Pause setzt er sich selbst in einen der Korbstühle, lehnt sich zurück, zündet eine Marlboro an. In seiner Beiz darf man auch drinnen rauchen. Die Hemdsärmel sind nach oben geschlagen, am linken Oberarm zeigt sich eine Tätowierung. Wenn Bosshard lacht – das tut er oft –, werden markante Schneidezähne sichtbar. Er hat dann was von einem Lausbuben.

**Dem Lehrmeister getrotzt**
Tatsächlich hatte er als Kind schon einen recht starken Willen. «Wenn ich mit meinen Eltern an einem schönen Ort Urlaub machte, wollte ich immer nur in die Küche des Hotels schauen», erzählt er. Eine Kochlehre nach der Schule lag da nahe. «Ich hab allerdings abgebrochen, weil ich einen bösen Lehrmeister hatte. Der hat mir die Arbeit verdorben», sagt Bosshard. Also absolvierte er die Handelsschule, um dann doch wieder in der Gastronomie zu landen. Mit gerade 21 Jahren betrieb er in Zürich mit vier Freunden einen Nachtclub. Bosshard zückt sein Handy, zeigt ein Foto. An einem Tisch sitzt unter anderem US-Schauspieler Samuel Jackson. «Wir haben es als Einzige in der Schweiz geschafft, zehn Hollywoodstars auf einmal zu bewirten.» Nach drei Jahren suchte Bosshard jedoch eine neue Herausforderung in Schaffhausen.
Seine Eltern leben hier. «Statt Stars und Sternchen bediene ich jetzt meine Oma», sagt er. Die 92-Jährige lese oft ihre Zeitung in der «Hopfenstube». Das Familiäre ist Bosshard heute wichtiger als Party all night long.


**Zur Person**
Alter: Seit gestern 27
Zivilstand: Ledig
Wohnort: Neuhausen
Hobbys: Fussballschauen, Reisen
Aktuelle Lektüre: Teletext am Abend vor dem Einschlafen



Wenn die «Hopfenstube» gut gefüllt ist, freut sich besonders der Betreiber Roland Bosshard.
Bild Maria Gerhard

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18. Mai 2016 | «D Johanne» feiert ihr Wiegenfest in Gottmadingen

Schaffhauser Nachrichten
(jcg)

Johanna Pfleghaar ist vielen als «d Johanne vom «Waldheim» Büsingen» bekannt. Heute Mittwoch darf sie im Gottmadinger Altenpflegeheim St. Hildegard, wo sie seit einiger Zeit lebt, ihren 103. Geburtstag feiern. Es geht ihr dem Alter entsprechend gut. Sie kann immer noch an Aktivitäten des Heims teilnehmen und ist regelmässig in dessen Café anzutreffen. Auch gönnt sie sich jeden Abend vor dem Schlafengehen immer noch ein Fläschchen Bier.
Mit ihren vielen Verwandten, die vor allem aus dem Raum Überlingen stammen, hat Johanna Pfleghaar ihr hohes Wiegenfest bereits am Pfingstmontag gefeiert, und zwar an der Stätte ihres langjährigen Wirkens, im Büsinger «Waldheim». Im St.-Hildegard-Heim wird heute nur noch in kleinem Rahmen gefeiert, mit einer fröhlichen Kaffeerunde über Mittag, zu dem ihre Tischgenossen und das Café-Team eingeladen sind.

**«Bekannt dank ihrer Geselligkeit»**
Die 1913 Geborene hat beide Weltkriege selbst miterlebt und weiss immer noch gern vieles von früher zu erzählen – etwa wie sie ihren langen Schulweg stets auf Schusters Rappen absolviert hat. «Nicht nur für Büsingen, sondern für die ganze Gegend ist Johanna Pfleghaar eine bekannte Persönlichkeit», sagt der Büsinger alt Bürgermeister Gunnar Lang. «Vor allem dank ihrer Geselligkeit.»


#Allgemeines

30. April 2016 | Bierkonsumenten den Hopfen näherbringen

Schaffhauser Nachrichten
Mark Gasser

Die Biertrinker näher zu «ihrem» Bier und Hopfen bringen, das sie konsumieren: Diese Devise liess die Unterstammheimer Hopfentropfen GmbH zwei neue Angebote schaffen.
Fast jede Woche habe er Anfragen von Kunden aus der ganzen Schweiz erhalten, die eine Aktie zeichnen wollten, sagte Geschäftsinhaber Markus Reutimann. Und wer ihn kennt, der ahnt, dass da bereits die nächste Idee bei ihm schlummerte. Der umtriebige Urheber von Events wie der Bierolympiade auf dem Hopfenbetrieb, dem Stammer Bierfestival und dem Wettbewerb um den «schönsten Bierbauch» wusste auch dieses Bedürfnis zu bedienen. «Ich klärte mit der Lokalbank und mit Rechtsanwälten ab, die bestätigten: Ich kann die Plauschaktie anbieten», erzählte Reutimann gestern vor Medienvertretern und Neo-Aktionären.
So kam es, dass nun mit dem gestrigen Tag des Bieres die ersten drei Aktien à 1000 Franken veräussert wurden. Der Clou: Die «Dividende» beträgt jährlich 20 Franken (2 Prozent), welche in Form von Gutscheinen für Produkte auf dem Hopfenbetrieb ausgezahlt werden. Höhepunkt ist am Samstag nach dem Samichlaustag die Plauschgeneralversammlung mit Einblick in die Bierherstellung sowie einem üppigen Aktionärsdinner. Dabei wird der Warengutschein von 20 Franken verteilt. «Viele fanden es eine coole Idee: Die Aktien eignen sich auch als Geschenk, etwa für Konfirmanden», so Reutimann.
Mit der zweiten Idee des Ehepaars Reutimann haben bereits Winzer in der Region erfolgreich experimentiert: der Patenschaft einer Hopfenpflanze (statt einer Rebe). Mit einer solchen wird während fünf oder zehn Jahren für 300 oder 500 Franken die aufwendige Pflege des Hopfengartens unterstützt. Entlang des Pfades stehen die beschrifteten Pflanzen, deren Urkunde den Paten zugeschickt werden. «Auf Facebook dokumentieren wir auch das Wachstum der Pflanzen», so Reutimann. Und beim gemeinsamen Suchen werde der ganzen Familie der Hopfen nähergebracht. Mit einem Wort: nachhaltiger Agrotourismus mit reutimannscher Handschrift.

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29. April 2016 | «Wir brauchen keine Einzelroboter»

Schaffhauser Nachrichten
Sophie Boldog

**Strengere Maturprüfungen: Christian Amsler ist skeptisch**
(Frontseite)

Schweizer Hochschulen klagen über schlechte Deutsch- und Mathekenntnisse. Anfang dieser ­Woche hat Bildungsminister Johann Schneider-Ammann strengere Maturitätsprüfungen gefordert, bei denen das Kompensieren von schlechten Noten in Mathematik und der Erstsprache erschwert werden soll. Der Schaffhauser Erziehungsdirektor Christian Amsler steht dieser Verschärfung kritisch gegenüber: «Die alleinige Fokussierung auf diese zwei Fächer finde ich nicht die richtige Richtung», sagt er. Vielmehr sollten die angehenden ­Studierenden individuell und besser auf das Hochschulstudium vorbereitet und darin unterstützt werden. Dazu habe die Konferenz der kantonalen ­Erziehungsdirektoren (EDK) bereits verschiedene Projekte am Laufen. ­Studienabbrüche und -wechsel sollen so eingedämmt werden.
(sbo)


**Interview**
*Erziehungsdirektor Christian Amsler über die Verschärfung der Maturität*

*Was denken Sie über die Verschärfung der Matura in den Kernfächern Mathematik und der Erstsprache?*
Zuerst muss ich ­sagen, dass ich es begrüsse, dass der nationale Bildungsminister mitdiskutiert. Die Grundaussage ist sicherlich diskussionswürdig und auch prüfenswert. Im Detail habe ich da aber schon gewisse Vorbehalte.

*In welcher Hinsicht?*
Die Matura hat eine relativ breite Allgemeinbildung abzudecken. Die Studierfähigkeit in verschiedensten Disziplinen ist also ein klares Ziel. Dass man sich nur auf zwei Teildisziplinen fokussiert und ausschliesslich dort einen Schwerpunkt setzt, empfinde ich daher nur bedingt geschickt. Mit der Aussage allein kann ich daher nicht viel anfangen.

*Die zwei Hauptfächer sollen nicht mehr mit guten Noten in Musik oder Sport kompensiert werden dürfen. ­Finden Sie das einen fairen Ansatz?*
Der Kritikpunkt von Johann Schneider-Ammann ist ja, dass Maturanden zu leicht kompensieren können. Ich finde es wichtig, dass man den herangehenden Studenten zeigt, dass sie in jedes Fach investieren müssen. Und ­dabei nicht in einem Bereich nach­lassen, nur weil diese schlechte Note ­sowieso kompensiert werden kann. Das Gymnasium hat klar den Anspruch auf eine breite humanistische Bildung, die alle Disziplinen umfasst. Diese Breite empfinde ich als sehr wichtig, sie sollte auch nicht ohne Grund aufgegeben werden. Wir brauchen keine Einzelroboter nur in einem Bereich, plakativ gesagt. Der Ansatz von Bundesrat Schneider-Ammann ist schon richtig, aber ich möchte dagegen ankämpfen, dass man zu stark allein auf zwei Bereiche fokussiert.

*Wieso?*
Es ist sofort eine Wertung da. Man sagt ganz eingeschränkt, dass die zwei Fächer Deutsch und Mathematik die wichtigsten sind. Beides sind Kernfächer, ja, aber es muss auch für Schüler gewährleistet sein, eine Universität besuchen zu dürfen, die in anderen Bereichen stark sind. Nur weil jemand beispielsweise in Mathematik schwach ist, wäre es unfair, diesen Schüler vom Studium auszuschliessen. Die alleinige Fokussierung auf diese zwei Fächer finde ich daher nicht die richtige Richtung.

*Was wäre dann die richtige Richtung?*
Dass Schüler, die in bestimmten Bereichen Mühe haben, speziell ­gefördert werden. Da gibt es verschiedene Ansatzpunkte, beispielsweise den klassischen Nachhilfeunterricht. Die jungen Leute müssen aber wie gesagt auch selber investieren. In der schweizerischen Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren (EDK) laufen zudem auch Teilprojekte unter dem Namen «Gymnasiale Maturität: Langfristige Sicherung des prüfungsfreien Hochschulzugangs», mit denen wir den richtigen Weg anpeilen.

*Welche Ziele haben diese Teilprojekte?*
Durch Studien und Laufbahnberatung, durch Verbesserung der Kommunikation zwischen der Gymnasial- und der Hochschulwelt und durch definierte basale fachliche Studienkompetenzen sollen die häufigen Studienabbrüche und -wechsel eingedämmt werden. Wenn man nämlich die jungen Schulabgänger während des Gymnasiums besser vorbereiten und unterstützen würde, wäre es eher gewährleistet, dass die Maturanden für den gewählten Studiengang auch wirklich geeignet und bei ihrer Studienwahl sicherer sind.

*Fühlen sich Kantischüler in diesem Thema alleingelassen?*
Das höre ich immer wieder, und genau hier könnte man mehr tun. Denn es gibt viele junge Leute, die noch nicht genau wissen, was sie studieren wollen. Eine gute Unterstützung und Beratung der angehenden Studenten halte ich für wichtig und sinnvoll.

*Weshalb fordert Schneider-Ammann eine Verschärfung, wenn die EDK ja bereits Verbesserung in diesen Bereichen anstrebt?*
Vielleicht liegt es daran, dass im Ausland, vor allem in Asien, Ausnahmetalente im Wirtschafts- und Forschungsgebiet besonders gefördert ­werden. Wir müssen aber auch Sorge tragen, dass hier zum Beispiel Mathe­genies nicht zu kurz kommen und die Schweiz in diesen Bereichen nicht ­zurückfällt.

*Schneider-Ammann will lieber ­weniger, dafür gute Maturanden. Wie stehen Sie dazu?*
Nicht zu viele finde ich schon auch richtig. Gute und ein hohes Niveau ebenfalls. In der Romandie ist die Maturitätsquote beispielsweise viel höher als bei uns in Schaffhausen. Dazu muss man aber auch sagen, dass dort das Maturitätsniveau tiefer ist.

*Wie sieht es hier in Schaffhausen aus?*
So, wie wir in Schaffhausen unterwegs sind, ist es sehr gut! Die ­Maturitätsquote liegt hier bei etwa 15 Prozent. Von der ETH und den Unis bekommen wir immer hervorragende Rückmeldungen, dass wir ein sehr ­hohes Niveau an unserer Kantonsschule haben. Aber auch schweizweit, mit dem Ausland verglichen, haben wir wirklich gut ausgebildete Maturanden, davon bin ich überzeugt. Von daher finde ich nicht, dass wir künstlich unsere Maturitätsquote runterschrauben müssen. Wir sind gut aufgestellt, dies gilt es zu bewahren!


**Strengere Matura**
Worum geht es

Hochschulen klagen
Zu viele Maturanden erreichen in der Erstsprache und in Mathematik kein angemessenes Hochschulniveau.

Das Departement
für Wirtschaft, Bildung und Forschung (WBF)will die Maturitätsprüfungen schweizweit harmonisieren, und es soll schwieriger werden, ungenügende Mathe- und Deutsch­noten mit guten Leistungen in anderen Fächern zu kompensieren.

Vorgehen
WBF und Erziehungs­direktorenkonferenz wollen die Forderungen zur Verschärfung der Maturität überprüfen.


30.04.2016
Schaffhauser Nachrichten

**Wider die Uni-Untauglichkeit**
Mark Liebenberg

Bei den Maturitätsprüfungen sollen Mathe und die Erstsprache stärker gewichtet werden als bis anhin. Diese Forderung erhob Bildungsminister Johann Schneider-Ammann. Das entspringt nicht einer magistralen Laune nach mehr Strenge, sondern einem echten Problem: Schweizer Hochschulrektoren klagen, dass viele Maturanden das mathematische und das sprachliche Rüstzeug für ein Hochschulstudium nicht mehr mitbrächten.
Universitäten und Bildungspolitiker begrüssen es, dass die Schrauben fester angezogen werden sollen. Muss nun also an der Maturprüfung strenger selektioniert werden? Man muss anders fragen: Ist es fair, junge Menschen mit der Illusion an die Uni zu entlassen, fit für ein Hochschulstudium zu sein, wenn sie bisher ungenügende Noten in Schlüsselfächern mit guten Leistungen in Sport oder Musik relativ einfach kompensieren konnten?
Nein, ist es nicht. Es ist deshalb erfreulich zu hören, wenn etwa an der Kantonsschule Schaffhausen die Hochschultauglichkeit der Kantonsschüler mit mehr Nachhilfeangeboten und verbesserter Studienwahlberatung gefördert wird. Denn auch darin dürfte Einigkeit bestehen: Niemand will Zulassungsprüfungen an den Hochschulen.
Natürlich kann man fragen, wozu ein Schüler, der Literatur und Theater studieren will, Differenzialrechnen beherrschen sollte. Doch was ist die Matur? Ein Reifezeugnis. Dazu gehört auch, Dinge zu meistern, die einen weniger interessieren ­­­– genügende Leistungen genügen. Mit dem dualen Bildungssystem gibt es zudem eine ganze Palette von Ausbildungswegen, die ebenfalls von einem Hochschul- oder Fachhochschulabschluss führen können.

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25. April 2016 | Braukunst kennt keine Krise

Migros Magazin Nr. 17
von Reto E. Wild

«Braukunst kennt keine Krise» als pdf

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18. April 2016 | Den deutschen Brauern droht ein Kater

Schaffhauser Nachrichten
Roland Losch

Hopfen, Malz, Hefe und Wasser – gut ausgewogen machen allein diese vier Zutaten ein schmackhaftes Bier aus. Diese Brauerweisheit geht auf das deutsche Reinheitsgebot aus dem Jahr 1516 zurück. Zu seinem 500. Geburtstag machen die Brauer ein grosses Fass auf – selbst die Bundeskanzlerin Angela Merkel wird zum Festakt in Ingolstadt am 22. April erwartet.
Zwar machen die jüngsten Zahlen Mut: Der Bierabsatz stieg 2015 leicht, es gab wieder mehr Brauereien und Beschäftigte, die Vielfalt ist grösser denn je. Und nicht zuletzt die bevorstehende Fussball-Europameisterschaft lässt die Brauereien auf einen grossen Schluck hoffen.

**Deutsche trinken weniger Bier**
Aber der Branche droht ein mächtiger Kater. Denn nüchtern betrachtet kämpft sie gegen den Trend. 1976 tranken die Bundesbürger im Durchschnitt 151 Liter Bier, heute sind es noch 106 Liter.
Jürgen-Michael Gottinger, Branchenexperte bei der Münchner Unternehmensberatung W&P, schaut auf die alternde Bevölkerung, die gesellschaftlichen Trends und rechnet mit einem weiteren deutlichen Rückgang bis 2025:
«Eine Katastrophe für die deutschen
Brauereien.»

**Kampf um Marktanteile**
Schon heute liefern sich die Braukonzerne einen erbitterten Preiskampf. Ihre Pilsbiere schmecken den meisten Biertrinkern, sind aber nur noch schwer zu unterscheiden – da greifen die meisten Käufer zum billigeren Angebot. «Heute wird jede vierte
Flasche Bier über Aktionen verkauft», sagt Gottinger. Und dieser Anteil steige jedes Jahr um ein Prozent.
Eine Brauerei kann so zwar kurzfristig ihre vollen Lager leeren. Aber sie erobert keine Marktanteile, sondern schmälert vielmehr ihren Gewinn, weil auch die Stammkunden lieber auf die nächste Aktion warten. Und manchmal untergräbt es auch den Wert einer Marke. «Gewinner ist der Verbraucher. Er bekommt sein Lieblingsbier billiger», sagt der Unternehmensberater.
Auch viele mittelständischen Brauereien haben dem Preisdruck
nicht standgehalten und mussten aufgeben, wie Lothar Ebbertz sagt, Hauptgeschäftsführer des Bayerischen Brauerbundes. Andere dagegen sind mit einer regionalen Ausrichtung und konsequenter Markenpflege erfolgreich – «authentisch, präsent vor Ort, mit
tadelloser Qualität» können sie auch höhere Preise durchsetzen: «Sie werden als Spezialität wahrgenommen.»

**Mikrobrauereien im Trend**
Gottinger nennt als Beispiele hierfür das Münchner Augustiner oder das Tegernseer. «Originelle regionale Marken sind im Trend.» Auch Flensburger ist so im hart umkämpften Pils-Markt erfolgreich unterwegs: Die Brauerei konnte ihren Absatz im vergangenen Jahr um acht Prozent steigern. «Flens hat viel mit Emotion zu
tun», sagte Geschäftsführer Andreas Tembrockhaus. Die Flasche mit dem Bügelverschluss, die norddeutsche Identität, aber auch der herbe Geschmack trügen dazu bei.
Dass die Zahl der Brauereien in Deutschland im vergangenen Jahr um weitere 31 auf 1388 stieg, liegt an neuen Gasthof- und Mikrobrauereien – sie produzieren keine 1000 Hektoliter im Jahr, machen aber inzwischen die Hälfte aller Brauereien aus.
Beflügelt wurde die Entwicklung von Craft Beer, meist hopfenbetont-fruchtigen Sorten, die mit ganz neuen Aromen spielen und viele Biertrinker neugierig gemacht haben. Dafür sind Feinschmecker dann auch bereit, zwei Euro pro Flasche zu zahlen. Mit einem Marktanteil im Promillebereich spielen Craft-Biere aber bisher keine grosse Rolle.

**Alkoholfreies Bier boomt**
Viel wichtiger ist ein anderer Trend: «Alkoholfreies Bier brummt wie der Teufel», sagt Ebbertz. Laut Deutschem Brauerbund wuchs der Marktanteil im vergangenen Jahr weiter kräftig auf 5,6 Prozent. Brauereien bewerben ihre Alkoholfreien heute als Lifestyle-Getränke, kalorienarm, gesund, als isotonische Getränke für
Sportler.
Denn die Deutschen achten mehr auf Gesundheit und Fitness – da hat es die Flasche Pils mit 430 Kilokalorien und fünf Prozent Alkohol schwerer. «Früher war jedes vierte Getränk ein Bier – heute ist Mineralwasser der Durstlöscher. Bier und Limo verlieren», sagt Gottinger. «Wo früher ein Stammtisch war, ist heute ein Fitnessstudio. Die Freizeit wird anders verbracht. Auch im Chatroom gibt keiner eine Saalrunde aus», sagt Ebbertz. Am Arbeitsplatz wird ebenfalls volle Leistungsfähigkeit erwartet – ein Bier zum Mittagessen in der Kantine ist in den allermeisten Unternehmen längst passé. Da passt es ins Bild, dass die Stadt Berlin über ein Alkoholverbot diskutiert.

**Wachstum weltweit**
Weltweit wächst der Bierkonsum dagegen. China und Brasilien sind riesige Märkte und produzieren selbst weit mehr Bier als Deutschland. Und im internationalen Geschäft dominieren Braugiganten wie AB-Inbev und SABMiller, die aktuell eine Megafusion im Wert von rund 100 Milliarden Euro festzurren, oder Heineken. Selbst die grössten deutschen Braukonzerne wie Radeberger oder Oettinger sind im Vergleich nur Zwerge. Vor allem Belgier und Niederländer seien weltweit auf Einkaufstour gewesen, als sich die Deutschen auf ihren rasant wachsenden heimischen Markt konzentriert hätten, erklärt Ebbertz. Jetzt sei der Kuchen weitgehend verteilt.
(dpa)

**1516**
*Eines bayerischen Herzogs Verfügung*

Das Reinheitsgebot des Bieres wurde 1516 von Herzog Wilhelm IV. von Bayern verfügt. Es gilt als das weltweit älteste Lebensmittelgesetz der Welt. «Ganz besonders wollen wir, dass forthin allenthalben in unseren Städten, Märkten und auf dem Lande zu keinem Bier mehr Stücke als allein Gersten, Hopfen und Wasser verwendet und gebraucht werden sollen», heisst es in dem Gebot von 1516. «Wer diese unsere Anordnung wissentlich übertritt und nicht einhält, dem soll von seiner Gerichtsobrigkeit zur Strafe dieses Fass Bier, so oft es vorkommt, unnachsichtlich weggenommen werden.»
Frühe Vorschriften zu Qualität und Preis des Bieres wurden bereits im 12. Jahrhundert erlassen. Eine Festlegung auf Wasser, Malz und Hopfen als Rohstoffe erfolgte für München 1487 durch Herzog Albrecht IV. von Bayern.
Als Vorläufer des Reinheitsgebots gilt unter anderem eine «Biersatzordnung», die Herzog Georg den Reichen 1493 für das damals von ihm regierte Teilherzogtum Niederbayern erliess. Albrechts Sohn Wilhelm IV. dehnte 1516 das Reinheitsgebot auf ganz Bayern aus. 1906 wurde es zum Reichsgesetz und galt somit für ganz Deutschland.
(dpa)

**Reinheitsgebot**
*Nur Malz, Hopfen, Wasser und Hefe dürfen rein*

Nach dem deutschen Reinheitsgebot von 1516 dürfen zum Bierbrauen nur Wasser, Gerste und Hopfen verwendet werden. Ausserdem wird Hefe zum Gären
gebraucht. Die heutigen Zutaten im Überblick:

**MALZ**
wird je nach Biersorte aus Gerste oder Weizen gewonnen. Das Getreide wird mit Wasser vermengt, damit es keimt. Danach wird das Grünmalz ähnlich dem Rösten von Kaffee in der Darre getrocknet. Es gibt mehr als 40 Sorten wie helles und dunkles Malz, Rauch- oder Caramelmalz.

**HOPFEN**
sorgt für den mehr oder weniger bitteren Geschmack des Bieres. Zudem beeinflusst er die Schaumkrone und erhöht die Haltbarkeit. Es gibt Bitter- und Aromahopfen. Der Braumeister kann aus über 200 Sorten auswählen. Meist nimmt er mehrere Sorten für einen Sud. In der Hallertau, zwischen München und Nürnberg, liegt das grösste Hopfenanbaugebiet der Welt.

**WASSER**
ist der Hauptbestandteil jedes Biers. Seine Mineralstoffe beeinflussen den Geschmack. So wird das malzig-süsse Münchner Dunkelbier mit hartem Wasser gebraut. Das feinherbe Pils hingegen braucht weiches, kalkarmes Wasser. Laut der Trinkwasserverordnung sind die Anforderungen an Brauwasser höher als die an Trinkwasser.

**HEFE**
verwandelt bei der Gärung den Malzzucker in Alkohol, Kohlensäure und Wärme. Die Hefe prägt auch das Aroma des Biers massgeblich mit. Es gibt 200 Hefestämme. Brauer unterscheiden zwischen obergärigen Hefen für Weizen- und untergärigen für Gerstenmalz. Untergärige Hefen sinken an den Boden der Flüssigkeit, obergärige Hefen steigen auf.
(dpa)

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17. April 2016 | Bier ist unser Gegengift – 500 Jahre Reinheitsgebot

NZZ am Sonntag, Wissen
von Gunther Hirschfelder

«500 Jahre Reinheitsgebot» als pdf

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7. April 2016 | Die Kantone ziehen die Schraube an

Schaffhauser Nachrichten
Lukas Leuzinger

Wer die Matura bestanden hat, der darf an einer Schweizer Universität oder ETH studieren. Dieser Grundsatz gilt heute im Schweizer Hochschul­bildungssystem. Eine Aufnahme­prüfung gibt es – ausser für das Medizinstudium – nicht.
Allerdings wurde in jüngerer Zeit vor allem vonseiten der Hochschulen Kritik laut, das Niveau der Matura sei zu tief. Tatsächlich gab eine landesweite Evaluation aus dem Jahr 2007 – neuere Erhebungen gibt es nicht – Anlass zu Bedenken. Knapp ein Viertel der Gymnasiasten hatte eine ungenügende Mathematiknote im Maturazeugnis. Betrachtet man nur die schriftliche Abschlussprüfung, waren sogar 41 Prozent der Maturanden ungenügend. Bei der Erstsprache (Deutsch in der Deutschschweiz, Französisch in der Westschweiz) schrieb jeder fünfte Schüler eine ungenügende Note. Durch die Matura fällt deswegen kaum jemand, weil ungenügende Noten durch genügende in anderen Fächern ausgeglichen werden können. Doch reichen diese Mathematik- und Sprachkenntnisse für ein Studium an einer Hochschule?

**Bruchrechnen und Schreiben**
Auch der Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren (EDK) bereitet das Niveau der Maturanden in manchen Fächern Sorgen. Sie hat deshalb den seit 1994 bestehenden Rahmenlehrplan für die Maturitätsschulen ergänzt, wie sie gestern mitteilte. Das Papier, das als Grundlage für die kantonalen Lehrpläne dient, listet die Kompetenzen in Mathematik und Erstsprache genauer auf, die Maturanden bis zum Ende ihrer Mittelschulzeit erlangen sollen. Die Schüler sollen etwa Bruchrechnen können, den Satz des Pythagoras beherrschen oder «argumentativ schlüssige und angemessen verknüpfte Texte formulieren können».
Grundlage für die Ergänzungen ist eine Untersuchung des Erziehungswissenschafters Franz Eberle von der Universität Zürich. Eberle und sein Team befragten Studenten verschiedener Fachrichtungen und Universitäten dazu, welche Fähigkeiten in Mathematik und Erstsprache sie im ersten Studienjahr häufig brauchten. Darauf aufbauend erarbeiteten die Wissenschafter einen Katalog von Kompetenzen, die «in vielen Studienrichtungen» vonnöten sind.

**«Es braucht Grundkenntnisse»**
Im Gespräch betont Eberle, es gehe nicht darum, mehr Mathematiker und Germanisten hervorzubringen. «Wer eine ungenügende Note in Mathe- matik hat, wird wahrscheinlich nicht Mathematik studieren. Aber auch wenn er Psychologie studiert, braucht er gewisse mathematische Grundkenntnisse.» Das Gleiche gelte für die ­Sprache. Der Erziehungswissenschafter ergänzt, dass die mathema­tischen Anforderungen in den Sozialwissenschaften, aber auch in den Wirtschaftswissenschaften tendenziell zugenommen hätten. Eberle, der auch die Evaluation der gymnasialen Ausbildung durchgeführt hat, betont aber, dass das Niveau der Matura grundsätzlich zufriedenstellend sei.
Neben der Ergänzung des Rahmenlehrplans haben die Erziehungsdirektoren eine Reihe von Empfehlungen an die Kantone beschlossen. Beispielsweise sollen sie die Maturaprüfungen zwischen den einzelnen Kantonsschulen harmonisieren. Weiter soll der Dialog zwischen Gymnasien und Hochschulen verstärkt und die Studien- und Laufbahnberatung an den Mittelschulen verbessert werden. Ob diese Massnahmen fruchten, wird sich schon bald zeigen: Die EDK und der Bund planen eine neuerliche landesweite Evaluation der Matura. Der genaue Zeitpunkt ist aber noch offen.
Bei den Gymnasien stösst die Ergänzung des Rahmenlehrplans auf grundsätzlich positives Echo. «Dieses Vorgehen ist sinnvoll – und gut schweizerisch», sagte Marc König. Er ist Rektor der St. Galler Kantonsschule am Burggraben und Präsident der Konferenz der Schweizerischen Gymnasialrektoren. Die Schulen seien in der Lage, sicherzustellen, dass die Gymnasiasten die geforderten Kompetenzen erwerben. Zentral ist für König, dass der prüfungsfreie Zugang zu den Hochschulen gewährleistet bleibt.

**«Nicht die einzigen Kompetenzen»**
Auch bei den Hochschulen zeigt man sich zufrieden. Man begrüsse die Klärung der Kompetenzen in Mathematik und Erstsprache, erklärte Martina Weiss vom Verband Swissuniversities. Allerdings seien sie nicht die einzigen massgeblichen Kompetenzen für die Studierfähigkeit. Ihr Erwerb dürfe «nicht auf Kosten anderer im Rahmen der Allgemeinbildung zu erwerbender Kompetenzen erfolgen».