#Notizen zu Namen

14. Februar 2011 | Grosse Rochade mit gutem Ergebnis

Schaffhauser Nachrichten, Stein / Diessenhofen
Edith Fritschi

Zwei Ehemalige und fünf Neue bilden künftig das Diessenhofer Stadtratsgremium. Und dies wieder unter der Führung von Stadtammann Walter Sommer (FDP), der nun bereits seit 24 Jahren im Amt ist.
Sommer wurde denn auch mit dem besten Resultat gewählt und konnte 851 von 1076 abgegebenen Stimmen auf sich vereinigen. Das entspricht knapp 87,4 Prozent. Das absolute Mehr lag bei 488 Stimmen, auf Verschiedene entfielen 123 Stimmen, und leer legten 98 ein. Das zweitbeste Ergebniss erzielte der bisherige Stadtrat Markus Birk (SP) mit 816 Stimmen. Auch die fünf Neulinge wurde mit gutem Resultat gewählt. Urban Brütsch (CVP) erhielt 676 Stimmen, Stefan Gränicher (SVP) 600 Stimmen und Mirko Kelebuda (SP) 582 Stimmen. Urs Schum (SVP) wurde mit 667 Stimmen ins Amt gewählt und Andreas Wenger (FDP) mit 597. Das absolute Mehr lag bei 517 Stimmen, auf Verschiedene entfielen 878; leer eingelegt wurden 1373 Stimmen, und ungültig waren 3 Stimmen. Die Stimmbeteiligung lag bei rund 54,1 Prozent.
Stadtammann Walter Sommer zeigte sich über das Ergebnis sehr erfreut. «Ich hatte erwartet, dass alle im ersten Wahlgang gewählt würden», sagte er. «Und ich freue mich nun, dass wir nach dieser doch grossen Rochade mit fünf neuen Mitgliedern die Arbeit aufnehmen können.» Er schätzt die Chancen für eine gute Zusammenarbeit mit diesem Gremium als sehr gross ein.
Für den Stadtammann ist sein Wahlergebnis das beste, an das er sich erinnern kann. «Ich starte jetzt in meine siebte Amtsperiode», sagt er. Da ist es schön, dass die Leute mir nun erneut so viel Vertrauen entgegengebracht haben». Schliesslich stehe er häufig in der Öffentlichkeit und müsse manchmal auch unpopuläre Beschlüsse vertreten. «Deshalb bin ich froh, dass das Ergebnis besser ist als bei der letzten und der vorletzten Wahl», sagt der Stadtammann, der im Thurgau bald zu den Dienstältesten seiner Zunft gehören dürfte. Nun nimmt er mit dem fast komplett erneuerten Stadtrat immerhin sein 25. Amtsjahr in Angriff. So hatten alle Parteien Grund zum Feiern. Die FDP traf sich in der «Linde», die CVP stiess im «Il Ciclope» an, die SP kam im «Hirschen» zusammen, und die SVP feierte im Italienerrestaurant zwischen «Linde» und «Löwen».

#Notizen zu Namen

8. Februar 2011 | Die Hegauritter machten eifrig Politik

Schaffhauser Nachrichten
(mrh)

Bei der Vorstellung des Referenten durfte Kreisarchivar Wolfgang Kramer auch den Präsidenten des Hegau-Geschichtsvereins, Wilderich Graf von und zu Bodmann, Nachfahre eines des bedeutendsten Adelsgeschlechter des Hegaus, begrüssen. Eine grosse Zuhörerschaft hatte sich in der Stadthalle in Singen zusammengefunden, um einen Einblick in die für den Hegau äusserst spannende, aber auch komplexe Geschichtsepoche des 15. Jahrhunderts zu erhalten.
Mit dem Ende der Staufer verschwand 1268 auch das Herzogtum Schwaben. Damit setzte eine Zersplitterung ein. Adelige, Grafen und Ritter, aber auch Städte und Klöster, versuchten ihr Territorium zu stärken und zu erweitern. Verschiedene Pestwellen führten zu einer Agrarkrise. Eine sinkende Nachfrage löste einen Preisverfall aus, welcher der Landflucht Vorschub leistete. Die zunehmend gefährdeten Herrschaftsrechte über Leute und Dörfer bedrohten die Lebensgrundlagen des Adels, die von Abgaben ihrer Untertanen lebten. Dem Fürstabt von St. Gallen versagte die Stadt die Huldigung, und die Appenzeller verweigerten ihm gar die Steuern. Die den Aufständen folgenden kriegerischen Auseinandersetzungen endeten 1403 mit dem Sieg der Appenzeller über das durch Truppen aus Konstanz verstärkte Heer des Abts bei Vögelinsegg. Herzog Friedrich IV. von Österreich, dem eigentlichen Schirmherrn der bedrohten Adeligen, gelang es nicht, die wachsenden Unruhen einzudämmen.

**Bündnis der Hegauritter**
In dieser Situation schlossen 1406 Grafen, Herren und Ritter im Hegau, an der oberen Donau und im Allgäu ein Bündnis, um die bestehende Rechtsordnung zu bewahren. Patron dieser Vereinigung von Adeligen unterschiedlichen Ranges war der heilige Georg. Trotz unterschiedlicher lokaler Bezeichnungen sprach man von der Ritterschaft St. Georgenschild. Den Rittern wurde klar, dass nur mit Unterstützung ihr Anliegen zu realisieren war. 1407 konnte die Stadt Kon- stanz für ein Bündnis gewonnen werden. Der Erfolg blieb nicht aus: 1408 erlitten die Appenzeller bei Bregenz die entscheidende Niederlage. Nun interessierte sich auch Friedrich IV. für eine Verbindung mit der Ritterschaft. 1408 kam ein Bündnis mit dem damals noch österreichischen Schaffhausen zustande. Im Jahre 1411 wurde der Luxemburger Sigmund zum deutschen König gewählt. Seit 1407 mit dem Dogen von Venedig verbündet, hoffte Friedrich vergeblich, mit der Unterstützung der Venezianer in einem Krieg Sigmund besiegen und die Königswürde doch noch erringen zu können. Mit seiner Bündnispolitik versuchte er potenzielle Gegner zu neutralisieren. Doch ein grosser Teil des schwäbischen Adels ergriff Partei für König Sigmund. Führende Köpfe der Ritterschaft wurden zu Beratern und Dienstleuten Sigmunds. Wie Peter Scheck weiter ausführte, gehörte die Überwindung des Schismas der Kirche zu den Zielen Sigmunds; seit 1409 konkurrierten sich drei Päpste. Es gelang Sigmund auf den Rat der Hegauritter, Papst Johannes XXIII. für die Einberufung eines Konzils nach Konstanz zu gewinnen. Nachdem jedoch die Chancen des Johannes sanken, entschloss sich dieser 1415 mit Hilfe Friedrichs IV. zur Flucht nach Schaffhausen. König Sigmund verhängte deshalb die Reichsacht über den Herzog und forderte die Eidgenossen zur Eroberung des Aargaus auf. Die Reichritterschaft wurde beauftragt, die österreichischen Städte, darunter das sich sofort ergebende Schaffhausen, zu erobern.

**Wirtschaftliche Blüte**
Um sich gegen Friedrich abzusichern, schlossen sich sieben Städte (zu ihnen gehörte Schaffhausen) zum Bodenseebund zusammen. Die Städte entschlossen sich zu einer weitern Zusammenarbeit mit der Ritterschaft. Mit einer gemeinsamen Übereinkunft gelang es, der Teuerung entgegenzuwirken. Während rund zweier Jahrzehnte dominierte die Ritterschaft das Geschehen um den See und ermöglichte eine Zeit der wirtschaftlichen Blüte. Dem König schwebte vor, die Städte und die Ritterschaft in Schwaben zu einem grossen Landfriedensbündnis vereinen zu können. Mit dem Tode König Sigmunds 1437 und der neuerlichen Erlangung des Throns durch die Habsburger änderte sich die politische Konstellation grundlegend. Österreich versuchte vor allem, seinen früheren Besitz wieder zurückzuerlangen. Der Adel, seit dem Tode Sigmunds seines Rückhalts beraubt, entfremdete sich den Städten und geriet in das Schlepptau fürstlicher Politik. Was Sigmund mühevoll aufzubauen versuchte, brach innert kurzer Zeit auseinander. Die Ritterschaft existierte zwar noch längere Zeit, doch hatten die Adeligen keinen politischen Einfluss mehr.

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3. Februar 2011 | Neue Fraktion im Grossen Stadtrat

Schaffhauser Nachrichten, Stadt Schaffhausen
Robin Blanck

An einer früheren Ratssitzung wurde es bereits angedeutet, seit dem 1. Februar ist es eine Tatsache: Der Grosse Stadtrat ist um eine neue Fraktion reicher. Die bürgerlich-liberale Fraktion – so der Name der neuen Gruppierung – setzt sich zusammen aus FDP-Mann Walter Hotz, Till Hardmeier (JFSH), Res Hauser (JFSH), der für den zurückgetretenen Fabian Käslin in den Rat nachrückt, und dem umtriebigen Daniel Preisig (JSVP). An der Parteizugehörigkeit ändert sich mit dem Übertritt Preisigs – er ist weiterhin Mitglied von SVP und JSVP – nichts, das gilt auch für die übrigen Beteiligten. Preisigs Wechsel erfolge, wie es heisst, im Einverständnis mit seinen bisherigen Fraktionskollegen, gleichzeitig wird in der gestern Abend versandten Erklärung betont, die bürgerlich-liberale Fraktion werde mit der SVP/JSVP/EDU-Fraktion «eng zusammenarbeiten» – so sollen etwa die Fraktionssitzungen gemeinsam durchgeführt werden.
Gerade der Wechsel von Preisig – bisher Mitglied der SVP/JSVP/EDU-Fraktion – ist aber der entscheidende Punkt: Erst durch diese personelle Verstärkung erhält die Freiheitliche Gruppe FDP/JFSH, die von den FDP-Dissidenten Hotz/Hardmeier/Käslin gebildet wurde, die nötige Grösse, um eine Fraktion im Stadtparlament zu bilden. Das ist bedeutsam, denn der Fraktionsstatus bringt – neben einer Fraktionsentschädigung im Umfang von sechs Sitzungsgeldern je Fraktionsmitglied – gewichtige Vorteile mit sich, welche den drei Dissidenten nach dem Auszug aus der FDP-Fraktion verloren gegangen waren. Konkret: Die für die politische Arbeit und den Informationsfluss wichtigen Kommissionssitze werden gemäss Verteilschlüssel der Geschäftsordnung an die Fraktionen vergeben, fraktionslose Ratsmitglieder haben demgegenüber keinen Sitzanspruch. Zwar wurde mit persönlichen Vorstössen bereits versucht, den Dissidenten ihre Kommissionssitze wieder abzunehmen, doch gegen den entsprechenden Entscheid des Grossen Stadtrates wurde vor Obergericht Beschwerde eingereicht, und der Richterspruch in der Sache steht noch aus. Gleichwohl droht jetzt – nach dem Rücktritt des Geschäftsprüfungskommissionsmitglieds Fabian Käslin – der Sitzverlust: «Ohne die neue Fraktion würde der durch den Rücktritt von Fabian Käslin frei gewordene Kommissionssitz an die SP gehen», heisst es in Mitteilung. Gemäss der geltenden Regelung hat eine vierköpfige Fraktion 2,7 Kommissionssitze zugute, sprich: aufgerundet 3 Sitze. Als weiterer Grund für die Fraktionsgründung wird zudem darauf verwiesen, dass «die Mitglieder der Freiheitlichen Gruppe FDP/JFSH wieder in Spezialkommissionen Einsitz nehmen und Fraktionserklärungen abgeben» können.

**«Bestmögliche Lösung»**
Die Bildung einer neuen Fraktion wird von den Beteiligten als «bestmögliche Lösung» bezeichnet: «Ein Wechsel der freiheitlichen Gruppe zur SVP hätte FDP-intern zu unnötigen Irritationen geführt», heisst es in der Mitteilung. Gleichwohl wird mit dem Schritt auch evident, dass der Graben zwischen den Dissidenten und der FDP nicht ohne Weiteres wieder geschlossen werden kann: Nach dem Austritt der drei wurden im Hintergrund verschiedene Versuche unternommen, die Eintracht wiederherzustellen: «Leider konnte kein für beide Seiten tragfähiges Resultat gefunden werden», schreibt die neue Fraktion und wünscht sich eine «sachliche Zusammenarbeit mit der FDP-Fraktion».

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1. Februar 2011 | Neues zu Namen

Schaffhauser Bock

Hans Wäschle hat sein Amt als Verwalter des Ortsmuseums Beringen per Ende 2010 niedergelegt. Der Gemeinderat verdankt ihm das Engagement und den Einsatz, den er in den vergangenen zehn Jahren als Museumsgutsverwalter leistete.
Gleichzeitig trat Wäschle von seinem Amt als bfu-Sicherheitsdelegierter zurück. Neuer bfu-Sicherheitsdelegierter ist Martin Bollinger vom Bauamt Beringen.

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1. Februar 2011 | Notizen zu Namen

Schaffhauser Bock

Der Schaffhauser Jungfreisinnige Res Hauser rückt in den Grossen Stadtrat nach. Er ersetzt den per Ende Januar zurückgetretenen
Fabian Käslin. Aus zeitlichen Gründen gibt Hauser nun das Präsidium der JFSH ab. Sein Nachfolger ist der bisherige Vizepräsident Christian Mundt. Zum
neuen Vizepräsidenten wurde an der Parteiversammlung Alain Illi gewählt.

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28. Januar 2011 | Journal

Schaffhauser Nachrichten

Der Stadtrat erklärte an seiner Sitzung vom Dienstag den Jungfreisinnigen Andreas Hauser für den Rest der Amtsdauer 2009–2012 als in den Grossen Stadtrat gewählt. Hauser ersetzt den zurücktretenden Fabian Käslin, dies nachdem die beiden nächstplatzierten Kandidaten Christoph Schärrer und Yasar Tektas auf den Antritt ihrer Mandate verzichtet haben. Andreas Hauser ist Student und wurde 1987 geboren.

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13. Januar 2011 | Einer der bedeutendsten Architekten der Region

Schaffhauser Nachrichten, Region
Peter Schudel

Peter Ernst Schmid ist in Schaffhausen aufgewachsen und zählt zu den bedeutendsten Architekten der Region. Nach seinem Studium in Zürich und einem Praktikum in Teheran schloss er 1962 an der Abteilung für Architektur der ETH mit dem Diplom ab. Anschliessend arbeitete er als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Hochbauforschung der ETH. Ausgedehnte Studienreisen führten ihn nach Asien und Nordamerika, bevor er zur anderthalbjährigen Weiterbildung in Kalifornien weilte. Dort befasste er sich an der Stanford University und anschliessend in der Privatwirtschaft mit Planungsmethodik und Bedarfsbemessung. Sein besonderes Interesse galt jedoch der Informatik mit Schwerpunkt Computereinsatz in der Architektur. Er war unter anderem Präsident der Arbeitsgruppe für Datenverarbeitung des SIA und leitete zuletzt die Raumprogrammierungsgruppe für die Universität Zürich.
Nach dieser umfassenden Ausbildung trat er 1969 ins väterliche Büro Schmid Architekten SIA ein und führte parallel dazu seit 1975 die s + p Schmid Partner AG Schaffhausen. 1973 war er Mitbegründer und anschliessend Verwaltungsratspräsident der Planag, eines Zusammenschlusses von sechs Schaffhauser Architekturbüros; und seit dem Jahre 1976 leitete er die Beratungsstelle für Altbausanierung Pro Renova.
Die Liste der von ihm errichteten Objekte ist lang und enthält mehrheitlich Geschäftsbauten. Wie schon sein Vater war Peter Ernst Schmid auf Fabrikarchitektur spezialisiert, befasste sich aber auch mit andern Bauten jeglicher Art. Mit der Integration des Büros Scherrer + Hartung vor 15 Jahren erlangte die Schmid Partner AG zusätzlich die Kompetenz zur Restaurierung historischer Bauten. Hervorgehoben seien das Bürgerasyl und die Burg Hohenklingen in Stein am Rhein. Sie wurden nach den Vorgaben des Heimatschutzes mit viel Einfühlungsvermögen restauriert.
Mit seinem Wirken hat der Verstorbene unsere Heimat nachhaltig geprägt. Er war kein Architekt, der provozierte. Meines Erachtens gelang es ihm, das Funktionale mit dem Ästhetischen zu verbinden. Ich möchte mir jedoch kein fundiertes Urteil anmassen. Mit der Tatsache, dass architektonische Lösungen immer wieder Kritik hervorrufen, muss ein Architekt leben, denn wie heisst es doch: «de gustibus non est disputandum».
Nebenberuflich war der Verstorbene Präsident der Pflegekinder-Aktion sowie der Gemeinnützigen Gesellschaft Schaffhausen.
Peter Ernst Schmid war von geselliger Natur und Mitglied mehrerer Vereine, so der Scaphusia, des Lions Clubs und der «Zunft zun Schneidern». Meine Freundschaft mit ihm geht zurück auf die gemeinsame Zeit in der Scaphusia. In all den Jahren seither lernte ich ihn schätzen als liebenswerten und stets zu Spässen aufgelegten Farbenbruder. Er verfügte über einen feinen Humor. Mit seinem analytischen Geist war er jedoch kein Freund von oberflächlichem Geschwätz. Stets ging er einer Sache auf den Grund und war erst zufrieden, wenn ihm eine Erklärung plausibel schien. Im Gegenzug war er ein interessanter Gesprächspartner, mit dem man fundiert diskutieren konnte.
Mit Peter Ernst Schmid ist eine bedeutende Schaffhauser Persönlichkeit dahingegangen. Sein Tod hinterlässt viele Lücken, und ich verliere einen treuen Freund. Er wird in unserer Erinnerung weiterleben.
Seiner Familie entbiete ich mein herzliches Beileid.


Peter Ernst Schmid, 1937–2010
Bild zvg

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12. Januar 2011 | Qualitatives Wachstum im Zentrum

Schaffhauser Nachrichten, Diessenhofen / Hegau
Thomas Riesen

Brütsch wäre im Falle seiner Wahl die Brücke zu CVP (Parteipräsident der Region), Forum Attraktives Diessenhofen (Präsident), Bürgergemeinde (Vizepräsident und verantwortlich für Finanzen sowie Wald) sowie Waldwirtschaftsverband Thurgau (Präsident). Entsprechend wäre die Palette an Themen, die er im Stadtrat vertreten würde: Förderung der Wohn- und Lebensqualität, sichere Schulwege, Schaffung von Begegnungsplätzen, bessere Information der Bevölkerung. «Als Mitglied der CVP setzte ich mich für Familienanliegen, Förderung von KMU und ökologische Aspekte ein», wirbt der 45-jährige Vater von zwei Kindern. Gleichzeitig betont er: Im Stadtrat gehe es ihm vor allem um Sachpolitik, und «wesentlich sind Lösungen, die der Bevölkerung dienen».

**Notfalls Ämter abgeben**
Dazu kommt die Arbeit in den Kommissionen. Brütsch fände es sinnvoll, wenn sich Markus Birk (einziger bisheriger Kandidat) im Falle seiner Wahl festlegen würde und die neu gewählten Stadträte aufgrund ihrer Erfahrung und Interessen Einsitz nehmen. Für sich denkt er beispielsweise an die Energie- und die Finanzkommission. Doch Brütsch wäre auch für andere Möglichkeiten offen.
Angesichts seiner vielen Aufgaben stellt sich aber eine Frage: Hat er Zeit für ein Engagement als Stadtrat? «Ich kann mir vorstellen, gewisse Ämter abzugeben, zum Beispiel das CVP-Präsidium», sagt er und ergänzt: «Als Selbständiger kann ich meine Zeit selber einteilen, und es ist möglich, bis zu 20 Stellenprozent freizuschaufeln.» Wichtig ist Brütsch ebenso, dass er – trotz gutem Netzwerk – keine Einzelinteressen vertreten würde, auch wenn natürlich gewisse «Inputs» möglich seien. Aber letztlich müsse eine Lösung gefunden werden, die auf einer breiten Basis fundiere. Der Stadtrat müsse eine Kollegialbehörde sein, wo umgesetzt wird, was die Mehrheit der Bevölkerung will.
Den Verlust an Erfahrung durch die fünf Abgänge beurteilt er nicht als gravierend. Schliesslich seien da noch Stadtammann Walter Sommer und Stadtschreiber Armin Jungi. «Darüber hinaus bin ich in Diessenhofen verwurzelt, aktiv und weiss bereits einiges», sagt der Kandidat. Brütsch geht davon aus, dass er in einigen Sachgeschäften schnell eingearbeitet wäre. Um sich jedoch einen Überblick über alle Geschäfte zu verschaffen, geht er von einer Zeit zwischen einem halben und einem ganzen Jahr aus. Darüber hinaus stellt er fest, dass die grossen Würfe wie Verkehr («bis auf Kleinigkeiten»), Badi, Gestaltung der Rheinpromenade bereits durch den abtretenden Stadtrat vorbereitet oder teilweise erledigt wurden.

**In das Zentrum investieren**
Und doch bleiben Fragen für die Zukunft: Wie weit soll Diessenhofen noch wachsen? Haben die Stadträte des Zentrums nach der Auflösung des Bezirkes mehr Verantwortung für die Region? «Beim Zonenplan hat der Stadtrat gut gearbeitet. Beim Wachstum ist für mich Qualität wichtig, auch im Zentrum. Dort gebe es viel Wohnraum, in den man investieren könne. «Nach aussen ist irgendwann eine Grenze erreicht, und wir können die Landschaft nicht ganz zubauen. Unsere Grünflächen brauchen eine schützende Hand», betont Brütsch.
Er vertritt die Ansicht, dass es nichts schadet, wenn die Stadträte bei ihrer Arbeit künftig vermehrt an die Region denken. Doch sieht er diese Aufgabe vor allem bei den Vertretern im Grossen Rat, und Brütsch nennt gleich eine Aufgabe: Der Kanton drücke sich davor, das fehlende Stück Radweg in Richtung Stein am Rhein zu bauen. Die Anbindung an den öffentlichen Verkehr in Richtung Frauenfeld könne auch besser sein. Unabhängig davon kommt er zum Schluss: «Wir müssen uns langfristig Richtung Zürich orientieren, auch wenn mir das nicht sympathisch ist.» Dann gelte es Pendler und Neuzuzüger besser zu integrieren, «sonst lebt jeder nur in seinem Einfamilienhaus, und niemand engagiert sich mehr für die Gemeinschaft».


Urban Brütsch will trotz Vernetzung keine Einzelinteressen vertreten.
Bild Thomas Riesen

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8. Januar 2011 | Jornal

Schaffhauser Nachrichten, Region

Urs Fürer (SP) rückt für Marianne Streicher-Schwyn in den Grossen Stadtrat nach. Er ist Ergotherapeutund 1959 geboren. Auf die ebenfalls zurückgetretene Lotti Winzeler folgt Georg Merz (ÖBS). Er ist Apotheker und hat Jahrgang 1955.

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7. Januar 2011 | Auf Marc Winistörfer folgt David Wenger

Oltner Tagblatt / MLZ, Stadt / Region Olten
mgt

Für den per Ende Dezember 2010 aus dem Stadtparlament ausgeschiedenen Gemeinderat Marc Winistörfer rückt auf Vorschlag der SVP Stadt Olten Dr. iur. David Wenger nach. Dieser war bislang als wissenschaftlicher Mitarbeiter auf dem Generalsekretariat der SVP Schweiz tätig. Inskünftig arbeitet er an einer Habilitation und nimmt an der deutschsprachigen Andrássy-Universität in Budapest einen Lehrauftrag im Völkerrecht und Öffentlichen Recht wahr. David Wenger will sich als Oltner Gemeinderat insbesondere für tiefe Steuern, eine bürgernahe Verwaltung, gute Schulen und öffentliche Sicherheit einsetzen Die Vereidigung erfolgt im Januar anlässlich der Sitzung des Stadtparlaments.

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3. Dezember 2010 | Jugend forscht: Erster Schritt

Schaffhauser Nachrichten
(r.)

Die Vorausscheidung zum Nationalen Wettbewerb 2011 von Schweizer Jugend forscht hat am Samstag, den 27. November, am Berner Gymnasium Neufeld stattgefunden. 91 Jugendliche trafen sich, um ihre Forschungsarbeiten ein erstes Mal einer Fachjury zu präsentieren und über Verbesserungs- und Ausbaumöglichkeiten zu diskutieren. Insgesamt 80 Jugendliche konnten sich direkt oder mit Auflagen für den nächstjährigen Nationalen Wettbewerb von Schweizer Jugend forscht qualifizieren, welcher vom 28. bis zum 30. April 2011 an der ETH Zürich stattfinden wird. Zu den ausgewählten Jugendlichen aus der Deutschschweiz und der Romandie werden sich am 11. Dezember noch einige Tessinerinnen und Tessiner gesellen, welche an einem separaten Workshop in Lugano selektioniert werden.
Aus unserer Region sind zum Nationalen Wettbewerb im kommenden Jahr zugelassen: Timothy Odermatt aus Schaffhausen und Alessio Procopio aus Thayngen.

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2. Dezember 2010 | «Liebe ist nicht nur ein Gefühl, sondern bedingt auch Taten»

Schaffhauser Nachrichten; Region
Marielle Moser

Uwe Siegrist liebt seine Arbeit in der Brauerei Falken. Spannend und vielseitig sei sie, erzählt der Braumeister. Siegrist hat seine Lehre in der Schaffhauser Brauerei absolviert, anschliessend arbeitete er für längere Zeit in der Westschweiz und studierte in München. Heute lebt er wieder in Schaffhausen, aber seine Reiselust liess ihn trotzdem nicht mehr los. Und so begann er, eine mehrmonatige Weltreise zu planen. Mitten in den Vorbereitung hielt er jedoch inne: «Ich bekam plötzlich ein schlechtes Gewissen. Wie hätte ich sorglos herumreisen können, wo doch so viel Elend herrscht auf dieser Welt?», sagt Siegrist. Durch Zufall erfuhr er von einer Frau, die in Uganda einen Brunnen bauen liess und anschliessend weitere Einrichtungen wie Schulen errichtete. Der Schaffhauser war sofort überzeugt vom Nutzen eines solchen Projektes: «In Afrika sterben Tag für Tag Menschen an den Folgen von verseuchtem Wasser. Mit dem Bau eines Brunnens könnten viele Menschenleben gerettet werden.» Siegrist brach seine Vorbereitungen für die Weltreise ab und rief stattdessen das Projekt «Ein Brunnen für Uganda» ins Leben. Als gläubiger Mensch folgt Siegrist den Prinzipien der Nächstenliebe. Und die Liebe, so Siegrist, manifestiere sich schliesslich nicht nur durch Gefühle, sondern auch durch Taten. Die letzten Vorbereitungen für das Projekt laufen schon: Gleich nach Weihnachten will Siegrist nach Uganda fliegen und dort den Bau des Brunnens überwachen und aktiv mithelfen. Zwei Monate lang wird der Schaffhauser in Kimanto, einem Dorf nördlich von Kampala, leben – «in einer Lehmhütte ohne Strom und ohne fliessendes Wasser», wie er betont. Denn auf Luxus möchte er nicht angewiesen sein, vielmehr wolle er das Leben der Einheimischen besser nachvollziehen können. Bevor Siegrist aber nach Uganda reisen kann, muss er noch das nötige Geld zusammenbringen: Etwa 4000 Euro kostet das Projekt, Flug und teure Impfungen nicht eingerechnet. «Ich habe bereits viele Spenden erhalten, wofür ich sehr dankbar bin. Trotzdem reicht das Geld noch nicht», sagt Siegrist. Deshalb ist er eifrig auf der Suche nach weiteren Spendern und hat mittlerweile auch eine eigene Homepage erstellt. Manchmal kommt es sogar vor, dass er jemandem selbst bei einer flüchtigen Begegnung einen Einzahlungsschein in die Hand drückt. Eine Strategie, die aufzugehen scheint: «Die Leute sind zwar verdutzt, reagieren aber grösstenteils positiv», so Siegrist.

**Zur Person**
Alter 35
Zivilstand Ledig
Wohnort Feuerthalen
Hobbys Squashen, Wandern, Skifahren, Homepages erstellen
Aktuelle Lektüre Fachliteratur übers Bierbrauen, die Bibel


Will bald nach Uganda, um dort einen Brunnen zu bauen: Uwe Siegrist, Braumeister beim «Falken».
Bild: Marielle Moser

#Notizen zu Namen

18. November 2010 | Florian Keller neuer Präsident

Schaffhauser Nachrichten, Region
(GBS)

Die Delegiertenversammlung des Gewerkschaftsbundes Schaffhausen (GBS) hat den Vorstand neu gewählt. Nach anderthalbjähriger Vakanz und vorstandsinterner Reorganisation wurde Kantonsrat Florian Keller (AL, Schaffhausen) neu zum GBSPräsidenten gewählt, und Jacqueline Brauchli übernimmt in Personalunion die Stelle der Sekretärin und der Kassierin. Weiter gehören dem Vorstand Rene Meile, Roger Windler, Alex Granato, Nella Marin, Luca Tissi und André Käppler an. Im Weiteren hat der GBS die Parolen zu den Abstimmungen vom 28. November beschlossen. Er sagt ohne Wenn und Aber Nein zur Ausschaffungs-Initiative und zum Gegenvorschlag. Grundsätzlich gilt: Für ein gleiches Verbrechen kann nicht ein je anderes Recht angewendet werden; etwa ein Recht, das sich nach der Nationalität des Täters richtet. Und speziell gilt: Diskriminierung lehnt man ab, ganz – und nicht nur ein bisschen. Seit gut einem Jahrzehnt lancieren SVP und Gleichgesinnte ausländerfeindliche Volksinitiativen in schöner Regelmässigkeit. Immer wieder ritzen sie da – um es gelinde zu sagen – auch die Rechtsstaatlichkeit. Der andauernden Hetze kann man jedoch nicht nur ein bisschen entgegentreten. Man muss sie frontal ablehnen. Deshalb ist auch der Gegenvorschlag nicht akzeptierbar. Eine mit internationalem Recht kompatible Diskriminierung bleibt Diskriminierung. Ausländerinnen und Ausländer, die jahrelang oder gar seit Geburt in der Schweiz leben und arbeiten und Steuern bezahlen, gehören zu unserer Gesellschaft, auch wenn sie straffällig werden. Sie müssen wie straffällige Schweizer auch einer gerechten Strafe zugeführt werden. Eine Sonderjustiz für Migrantinnen und Migranten lehnt der GBS klar ab.

**Steuermissbrauch bekämpfen**
Ebenfalls einstimmig hat sich die Delegiertenversammlung des GBS für die Steuergerechtigkeits-Initiative ausgesprochen. Kleine Kantone und zentrumsnahe Gemeinden liefern sich seit Jahren einen kannibalischen Kampf um die reichen Steuerzahler. Kannibalisch ist dieses «Race to the Bottom» für die grösseren Gemeinden und Kantone, welche eine intakte Infrastruktur aufrechterhalten müssen und sich die Dumpingsteuersätze nicht leisten können. Leidtragende sind die Einwohnerinnen und Einwohner mit tiefen und mittleren Einkommen. Denn wo Steuern gesenkt werden, steigen in der Regel die Bodenpreise und die Mieten. Dieser Anstieg frisst bei diesen Menschen mehr vom Einkommen weg, als sie durch tiefere Steuern einsparen. Die ausgewogene Steuergerechtigkeits-Initiative fordert Mindeststeuersätze für Superreiche mit steuerbaren Einkommen über einer Viertelmillion und Vermögen über zwei Millionen Franken. In Schaffhausen müssten gerade einmal zwei Gemeinden ihre Steuersätze für Vermögende anpassen. Der Steuerwettbewerb wird nicht ausgeschaltet, aber es werden missbräuchlich tiefe Sätze für Superreiche verhindert, welche heute die Solidarität unter den Gemeinden und Kantonen einer Zerreissprobe aussetzen.
Der GBS lehnt ausserdem die SVPInitiative zum HarmoS-Austritt ab. Schaffhausen fährt heute gut mit einem Schulsystem, welches mit anderen Kantonen abgesprochen ist, und kann problemlos auf die vom SVP-Vorzeigekonservativen Ulrich Schlüer finanzierte Initiative verzichten.

#Notizen zu Namen

26. Oktober 2010 | Zu Ehren der Leberwurst und des saumäss’gen Dursts ehrenvoll getafelt

Schaffhauser Nachrichten, Stein / Diessenhofen
Mark Schiesser

Die Metzgete, jeweils zur Herbstzeit, hat Tradition. Es gibt sie, seit der Mensch sesshaft geworden ist und sich die Tierhaltung zu Nutzen gemacht hat. Es gibt aber auch einen schweizweit aktiven Verein, der sich den Erzeugnissen vom Borstentier – vom Schnörrli übers Öhrli, übers Füssli bis zum Schwänzli – verschrieben hat. Dieser nennt sich Verein zur Förderung des Ansehens der Blut- und Leberwürste (VBL) und unterstützt die artgerechte Schweinehaltung und die Pflege des Handwerks. Ihm gehören auch Verena Hauser aus Schaffhausen sowie Simone und Balz Rubli aus Ramsen an.
Am Samstag trafen sich die «Brüder und Schwestern im Schwein» im heimeligen Gewölbekeller vom Haus «zum Anker» in Ramsen, dem Wohnsitz von Balz Rubli, zur Saison-Eröffnungsmetzgete. Stehend und mit der Hand auf dem Bauch erfolgte das obligate Absingen der VBL-Hymne «Heil Dir, geliebtes Schwein», bevor man sich an die Einverleibung der kompletten Metzgete vom Steiner Metzgermeister Markus Villiger machte. Nun galt es bei der Verkostung besonders auf Konfektionierung, Schnitt, Fett und Homogenität – dabei geht es vorwiegend um die Bölleverteilung – Würzung und Geschmack von Chessifleisch, Blut- und Leberwurst sowie weiteren «Sauereien» zu achten und sie zu benoten. Ein besonderes Augenmerk galt auch der Munderotik und der Oralhaptik – so steht es im offiziellen Prüfungsformular –, wobei das eine mit dem anderen zusammenhängt und als Gefühl beschrieben wird, wenn man beispielsweise ein Stück Blutwurst in den Mund nimmt und es wie eine Auster zwischen Zungen und Gaumen zerdrückt. Wie viele Punkte all die «Schweinereien» am Ende erreichten, wurde noch nicht verraten. «Wir haben noch ein halbes Dutzend Metzgete zu testen», erklärte Roland E. Eglin, seines Zeichens Tafelmajor und Arzt im Ruhestand. Der vor über vierzig Jahren von Studenten gegründete Verein trifft sich regelmässig in der ganzen Schweiz zu Degustationen von Metzgete, die vom Tafelmajor ausgewählt und stets nach denselben Kriterien geprüft und ausgezeichnet werden.


Der Steiner Metzgermeister Markus Villiger (rechts), unterstützt von Alexander Rubli, beim Servieren von allem, was die Sau auch noch dazwischen hergibt.
Bild. Mark Schiesser

#Notizen zu Namen

23. Oktober 2010 | In Erinnerung an Ernst Maier

Schaffhauser Nachrichten, Region
Ulf Neumayer

Bekannt wurde CMC in den frühen 20er-Jahren durch die Elektrifizierung der SBB mit der Entwicklung und Fa-brikation von Hochspannungsapparaten und mit dem Bau von Schaltanlagen. Diese Sparte, die sein Vater gross gemacht hatte, betreute Ernst Maier vollamtlich bis zum Ende der Hochspannungsära CMC. Ernst Maier verstarb diesen August in seinem 91. Altersjahr.
Er verfolgte die Entwicklung der Technik und hatte sehr früh das Potenzial der Elektronik erkannt. Ich erinnere mich, dass er mit sogenannten elektronischen «Und/oder-Bauelementen» eine intelligente Verkehrssignalisation realisiert hat. Wenn man technische Probleme hatte, konnte man jederzeit kommen und Hilfe suchen. Er war ein hoch intellektueller Patron alter Schule, mit einem enormen Fachwissen. Der EM, wie er in der Belegschaft genannt wurde, war ein freundlicher, einfacher Mensch. Seine Bescheidenheit war sein Markenzeichen. Wenn er uns früher den Zahltag brachte, mussten wir nicht unterschreiben. «Wenn’s nicht stimmt, gehen Sie zum Buchhalter», pflegte er zu sagen. Das war noch Treu und Glauben. Wo findet man das heute noch? Wir erinnern uns an einen stillen, hilfsbereiten Menschen, der mit seiner Art viel zum Gedeihen der CMC beigetragen hat.

#Notizen zu Namen

21. Oktober 2010 | Brütsch kandidiert für den Stadtrat

Schaffhauser Nachrichten, Stein / Diessenhofen
(ge)

Die Mitglieder der CVP Region Diessenhofen nominierten an ihrer Parteiversammlung Urban Brütsch als Kandidaten für den Stadtrat von Diessenhofen. Der 45-jährige Vater von zwei Kindern wurde einstimmig nominiert. Brütsch führt das Büro «Wald, Natur und Umwelt». Darüber hinaus engagiert er sich in Vereinen und Organisationen.
Ebenfalls einig waren sich die Mitglieder der CVP in einer anderen Frage: Der Stadtrat von Diessenhofen soll nicht reduziert werden. Die Stimmbürgerschaft der Stadtgemeinde entscheidet am kommenden Wochenende über eine Reduktion von sieben auf fünf Mitglieder. Die CVPler sehen keinen Grund, das bewährte System zu ändern, und die Abstützung der Bevölkerung sei besser gewährleistet.

**Vorbereitung der Zukunft**
Im Anschluss an die Versammlung trafen sich die Teilnehmer der Versammlung mit ihren Parteikollegen aus Frauenfeld. Sie besuchten erst Steckborn und dann Diessenhofen, wo sie mit einem Apéro empfangen wurden. Die Frauenfelder liessen sich von lokalen Referenten interessante Informationen zur politischen Geschichte und zu politischen Themen der Region vermitteln. Der Hintergrund: Da die Mitglieder beider Regionen künftig im gleichen Bezirk politisieren, wollten sie sich und ihren Hintergrund besser kennenlernen. Ebenfalls Ja sagten die Mitglieder der CVP Region Diessenhofen zur Revision des Arbeitslosengesetzes. Sie waren der Meinung, dass die Sparmassnahmen unumgänglich und zumutbar seien.

#Notizen zu Namen

14. September 2010 | Die Welt ist das Haus, in dem wir wohnen

Schaffhauser Bock
Jurga Ruesch

Professor Dr. Jürg Fröhlich ist in Schaffhausen kein Unbekannter. 1946 in Schaffhausen geboren, absolvierte er hier die Schulen bis zur Matura und studierte in Zürich, Genf und Harvard Mathematik und Physik.
Wie hat sich nun das physikalische Weltbild seit den Zeiten Galileis und Newtons verändert, und was für Antworten gibt die heutige Physik auf die Frage nach der Wirklichkeit der Welt? Es würde den Rahmen sprengen, sämtliche Thesen und dazugehörige Erklärungen niederzuschreiben. Hier jedoch ein paar Bruchstücke, die dem Referat frei entnommen wurden.
Die Quantenmechanik hat den Abschied vom naiven Realismus des alten Weltbilds bedeutet. Jedoch was unter der Quantenmechanik genau zu verstehen ist, wissen selbst viele promovierte Physiker nicht. Jürg Fröhlich hält es für einen der intellektuellen Skandale unserer Zeit, dass die meisten Physiker noch immer grosse Mühe haben, klar und allgemein zu erklären, was die Quantenmechanik über den Ausgang von Experimenten an der Natur vorhersagt. Die Quantenmechanik spricht von Wahrscheinlichkeiten. Die mathematische Beschreibung der Wirklichkeit und unsere tägliche, unwissenschaftliche Wahrnehmung derselben klaffen immer mehr auseinander. Heute herrscht ein ganz anderes Weltbild, als es die griechischen und abendländischen Physiker zwischen 500 v. Chr. und 1600 n. Chr. hatten. Sie glaubten, im Buch der Natur den Willen Gottes lesen zu können. «Es gibt keinerlei Anzeichen dafür, dass früher eine andere Mathematik oder andere Naturgesetze galten. In diesem Sinne sind Mathematik und die Naturgesetze ausserhalb der Zeit und objektiv. Gleiches kann man von Religionen keinesfalls behaupten, und das müsste einen grossen Ansporn für die religiöse Toleranz darstellen. Die Mathematik hingegen ist nicht tolerant.» Wir nahmen auch Abschied vom deterministischen Weltbild der frühen Neuzeit zwischen 1600 und 1900, von Galilei, Kepler und Newton, die glaubten, aus einer vollständigen Kenntnis der Gegenwart mittels unverrückbarer Naturgesetze alles Geschehen berechnen zu können, Vergangenheit wie Zukunft. «Es gibt keine universelle, für alle Beobachter gleichermassen zutreffende Begriffe von Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft und von der zeitlichen Ordnung beliebiger Ereignisse. Diese Begriffe sind relativ und als Raum-Zeit-Punkte definiert, daher vom Raum-Zeit-Punkt abhängig, in dem sich der Betrachter gerade befindet. Das Leben eines Beobachters wird in der Raum-Zeit als eine sogenannt zeitartige Trajektorie dargestellt, einer Art Fahrplan, in dem Daten über verschiedenen Ereignisse eingetragen werden können. Der Fahrplan wird zweckmässigerweise durch die Zeit parametrisiert, die der Betrachter auf seiner Uhr abliest. Diese Zeit wird ‹Eigenzeit› genannt. Eine universelle, allen Beobachtern gemeinsame Zeit gibt es nicht!»
Die Entdeckungen im 20. Jahrhundert des naiven Determinismus und der Realismus der klassischen Naturbeschreibung Newtons, Eulers und ihrer Nachfolger wurden aus dem modernen physikalischen Weltbild entfernt. Dieses wird zunehmend zu einer mathematischen Konstruktion, die wir erdenken und mit der wir rechnen, aber nicht mehr plastisch vorstellen können. Zugleich hat die theoretisch-physikalische Grundlagenforschung die Basis gelegt für viele wesentliche Erfindungen wie Halbleitertechnologie, die unter anderem in jedem Mobiltelefon, Flachbildschirm oder Computer steckt.
Ein intensiver Dialog zwischen Geistes- und Naturwissenschaftler wäre laut Jürg Fröhlich begrüssenswert. Und dennoch könne die Existenz Gottes weder bewiesen noch widerlegt werden.
Organisiert wurde der Anlass vom Orden der Schweizerischen Odd Fellows, Rheinfall-Loge Nr. 9, im Rahmen des Zyklus «Geistiges Leben in der Loge». Dieser verfolgt das Ziel, Beiträge von Mitgliedern und externen Referenten zu Weltbildern oder Weltanschauungen zu präsentieren. Während seiner Ansprache betonte Obermeister Friedrich A. Rufer, dass der Vortrag von Jürg Fröhlich der Höhepunkt des Zyklus sei. Fröhlich spendet sein Referentenhonorar dem gemeinnützigen Verein Schönhalde.



Professor Jürg Fröhlich bei seinem Referat an der Kantonsschule

#Notizen zu Namen

10. September 2010 | Ein Physiker erklärt (nicht) die Welt

Schaffhauser Nachrichten, Neuhausen / Schaffhausen
(M. E.)

Wenn jemandem in der Zuhörerschaft nicht klar war, was «Quantisierung von Kontinuumstheorien» oder «Abschied vom Determinismus in der Relativitätstheorie» bedeutet, wurde er vom Referenten getröstet. «Macht nichts, wenn Sie das nicht verstehen», meinte Jürg Fröhlich in seinem Vortrag immer wieder. Nur als er gegen Schluss ankündigte «Ihre Leidenszeit ist bald vorbei», irrte er. Zu leiden gab es nämlich nichts, weil man den Ausführungen trotz der Komplexität der Materie und der enormen Fremdwort- und Fachbegriffsdichte gebannt lauschte. Das wiederum lag an der Souveränität des Dozenten, der seinen Vortrag mit witzigen, manchmal auch ironischen Anspielungen und pointierten Unterstreichungen spickte und so die wissenschaftlichen Kernaussagen verdeutlichte. Höchstens gestand man sich ein, dass man in der Schule dem Physikunterricht wohl nicht ganz so aufmerksam gefolgt war wie dieser mehrfach mit Preisen ausgezeichnete Fachmann, der in der Munotstadt 1946 das Licht der Welt erblickt, hier an der Kantonsschule das Maturitätszeugnis erhalten, in Zürich, Genf und Harvard Mathematik und Physik studiert und promoviert hatte, Professor am Institut des Hautes Etudes in Paris gewesen war und seit 1982 an der ETH in Zürich lehrt. Am Mittwoch war Fröhlich auf Einladung der Rheinfall-Loge des Ordens der «Odd Fellows Schaffhausen» in seine Heimatstadt zurückgekehrt, um in der Mensa der Kantonsschule einen öffentlichen Vortrag zum Thema «Wie ‹brüchig› ist die Wirklichkeit? Zum Weltbild der modernen Physik» zu halten. Das knappe Hundert Zuhörerinnen und Zuhörer folgte, gemessen an den Fragen, die dem Referenten nach dessen Vorlesung gestellt wurden, den Darlegungen des Professors erstaunlich aufmerksam und sachkundig.
Fröhlich machte den Wandel des physikalischen Weltbildes in jenen Zeiten Galileo Galileis und Isaac Newtons deutlich, als die Naturwissenschaften nicht mehr in den Naturgesetzen die Spur Gottes als Weltenschöpfer zu erkennen versuchten: «Die moderne Physik hat aufgehört, die Welt zu erklären; wir beschränken uns auf die Beschreibung von Phänomenen.» Die Folgen (in der theoretischen Physik): «Es gibt keine Gewissheiten mehr, sondern nur Wahrscheinlichkeiten und Tendenzen.» Das sieht Fröhlich nicht als Negativum, sondern als «Befreiung»: Heute stünden die Religionen nicht mehr ausserhalb von Zeit und Objektivität. Das sei keine Absage an Moral und Philosophie, aber «es gibt keinen Bogen von der Physik zum Spirituellen». Dennoch sei der Dialog zwischen Philosophen und Naturwissenschaftern wichtig. Diese Aussage war ganz im Sinn der ideellen Ziele der Odd Fellows, welche – so Fritz Rufer, Obermeister der Rheinfall-Loge, in seiner Begrüssung – die Brüderlichkeit aller Menschen sich auf ihre Fahne geschrieben haben und in ihrem Kreis Freundschaft, Liebe und Wahrheit nachzuleben sich bemühen.

#Notizen zu Namen

10. September 2010 | Die Hinrichtung des Giftmörders Schilling

Schaffhauser Nachrichten, Region
Robin Blanck

Die unvermittelt aufgeflammte Diskussion um die Wiedereinführung der Todesstrafe hat kürzlich für Schlagzeilen gesorgt. Bereits im 19. Jahrhundert wurde das Thema kontrovers debattiert, der Schaffhauser Ständerat Hermann Freuler hatte mit seinem Vorstoss bei der Wiedereinführung der Todesstrafe eine wesentliche Rolle gespielt (siehe Artikel unten). Am 23. Juli 1847 wurde die «Capitalstrafe» das letzte Mal im Kanton Schaffhausen ausgeführt: Johannes Schilling, 34, Barbier und Taglöhner aus Löhningen, wurde auf dem Köpferplatz mit dem Richtschwert enthauptet.
Der letzte Tag in Schillings Lebens begann früh mit der Stimme des Gerichtsschreibers, der das Todesurteil, welches das Kantonsgericht «einmüthig» ausgesprochen hatte, vom Fenster des Rathauses aus nochmals verlas. Schilling hatte ein Begnadigungsgesuch gestellt, dieses war am 21. Juli vom Kantonsrat beurteilt worden, nur ein Votum gab es für die Begnadigung. Dazu hiess es im «Tage-Blatt»: «Diese Theorien klingen allerdings sehr menschenfreundlich, aber sie widerstreiten der Idee von Gerechtigkeit.» Mit 56 gegen 5 Stimmen wurde das Urteil bestätigt und angeordnet, die Hinrichtung um 5 Uhr morgens zu vollziehen, um das «übliche Gezwänge und die damit verbundenen Umständlichkeiten» zu vermeiden.

**Giftmord an der eigenen Frau**
Nach der frühmorgendlichen Verlesung des Urteils wurde Schilling auf ein Fuhrwerk geladen, und der Zug machte sich, begleitet von 25 «Cavalleristen», auf den Weg zum Richtplatz. In den letzten Tagen vor der Hinrichtung hatte der Verurteilte besseres Essen als die übliche «Delinquentenkost» erhalten. Ausser Geistlichen und Verwandten durfte er keinen Besuch empfangen, allerdings dürfte die Verwandtschaft nach den Vorfällen, die zur Verurteilung geführt hatten, kein grosses Interesse an dieser Möglichkeit mehr gehabt haben. Denn Schilling hatte seine eigene Frau vergiftet: Am Morgen des 23. Januar 1847 wurde Elisabeth Schilling tot auf ihrem Bett gefunden. Der Ehemann vergoss Tränen und gab sich ahnungslos: Er habe den ganzen Abend in einem Andachtsbüchlein gelesen. Die Schwiegermutter berichtete, sie habe den Ehemann am Vorabend aufgefordert, den Arzt zu holen, doch Schilling hatte abgelehnt: Weil der Frau schon öfter «trümmelig» gewesen sei, wollte er bis zum nächsten Morgen warten. Um 8 Uhr morgens war seine Frau tot. Das überraschte die Nachbarn und das Dorf, nicht aber Johannes Schilling. Der Mageninhalt der Toten wurde im Labor untersucht, der Befund war eindeutig: Vergiftung mit Arseniksäure. Schilling wurde sofort verhaftet. Noch am gleichen Abend musste der Landjäger aber erneut in das Haus in Löhningen: Eines der sechs Kinder des Ehepaars Schilling lag tot in der Stube.

**Ersatz für den Scharfrichter**
Für den Tag der Hinrichtung hatte der Rat alles bis in Detail geplant: Auf dem Zug zum Köpferplatz wurden Wein und Wasser für allfällige Bedürfnisse des Delinquenten mitgenommen, während des letzten Gangs von Johannes Schilling wurde während einer halben Stunde eine Glocke des St. Johanns geläutet. Die Ermittlungen in dem Fall waren umfassend gewesen: Nach Bekanntwerden der Arsenikvergiftung wurden Erkundigungen eingezogen. Die Nachbarn wussten, dass das Ehepaar «in immerwährendem Streit und Zank» gestanden hatte; und um Johannes Schillings Leumund war es nicht gut bestellt. Entlastet wurde Schilling vom Verdacht des Kindsmordes: Wie die Autopsie ergab, war das Kind an einer Hirnhautentzündung gestorben. Dieses Ergebnis hielt man jedoch vor Schilling bewusst geheim. Im Zentrum stand vielmehr die Frage, wie das Gift in den Körper der Frau gelangt war. Am Tag seiner Hinrichtung hatte Schilling sein Henkermal früh erhalten, dieses aber nicht wie sonst üblich zusammen mit dem Scharfrichter verzehrt. Weshalb man in diesem Fall von der Praxis abrückte, ist unklar, vielleicht hatte es etwas damit zu tun, dass nicht der Schaffhauser Scharfrichter mit der Enthauptung beauftragt worden war. Denn im Vorfeld war festgelegt worden, dass für den inzwischen 62-jährigen Amtmann, «insofern er wegen vorgerückthen Alters die Execution nicht getröulich ausführen würde», eine Vertretung zu suchen sei. Diese wurde in der Person des St. Galler Scharfrichters gefunden. David Stokar hat in seiner Dissertation einen Fall aus dem Jahr 1765 geschildert, bei dem der Scharfrichter bei zwei Hinrichtungen mehrmals zuschlagen musste, «was für die Zuschauer ein miserabel Spectacel» gewesen sei. Johannes Schilling hatte nach der Tat seine Unschuld beteuert. Doch das Verhöramt liess nicht locker. Immer wieder mit dem Mordverdacht konfrontiert, gestand Schilling am 20. März: Als seine Frau am 21. Januar damit beschäftigt war, drei Tünnen vorzubereiten, habe er in einen der drei Kuchen, in die rechts neben dem Griff liegende Ecke, Arsen im Umfang «einer Stutzerkugel» gestrichen und mit Nidel zugedeckt. Das Gift hatte Schilling früher zur Bekämpfung von Mäusen gekauft und eingesetzt; was davon noch übrig war, benutzte er für sein Verbrechen. Als der Kuchen fertig gebacken war, habe er ihn aufgeschnitten, den Kindern und sich je ein Stück genommen und der Frau die vergiftete Ecke vorgesetzt. Dann habe er zugesehen, «wie sie dasselbe zum Kaffee verzehrt habe», was ihm vom Gericht später als besondere Grausamkeit ausgelegt wurde.

**Mord wegen Nachlässigkeit**
Als Motiv für seine Tat gab Schilling an, er habe mit seiner Frau immer sehr «scharf» sein und ihr im Bezug auf die Kinder alles vorschreiben müssen. Die Anweisungen habe diese aber nicht befolgt und die Kinder und den Hof vernachlässigt. Er selbst habe die Kinder mehrfach «trockenlegen» und von Ungeziefer befreien müssen, behauptete Schilling; in einem solchen Moment habe er den Vorsatz gefasst, seine Frau zu ermorden. Zum Geständnis beigetragen hatte der für Schilling noch ungeklärte Tod der Tochter: Schilling befürchtete nämlich nicht ohne Grund bereits bei seiner Inhaftierung, gleichzeitig sein Kind getötet zu haben. Schliesslich war es so weit, wie das «Tage-Blatt» berichtete: «Kurz nach 6 Uhr fiel das Haupt des Giftmörders Joh. Schilling von Löhningen durch das Schwert. Schon in frühster Morgenstunde hatte sich eine grosse Schaar Zuschauer eingefunden, um diesen Akt der Gerechtigkeit mit anzusehen. Schilling empfand in den letzten Tage tiefe Reue.» Die «Schaffhauser Zeitung» schrieb, dass die Hinrichtung «in bester Ordnung» vor sich gegangen sei und der Verurteilte, «mit Ergebung in sein Schicksal und gefasst seinem Ende entgegen zu gehen» geschienen habe. Und der «Schweizerische Courier» schliesslich befand, die Hinrichtung sei «glücklich von statten» gegangen. Es war das letzte Mal, dass das Richtschwert verwendet wurde, ab 1859 war nur noch der Einsatz einer Guillotine zulässig, die jedoch nie in Schaffhausen verwendet wurde.

Literatur: Max Ruh, in «Schaffhauser Magazin» (2, 1984), S. 29. David Stokar. Verbrechen und Strafe in Schaffhausen vom Mittelalter bis in die Neuzeit.


**Wiedereinführung der Todesstrafe Schaffhausen war politisch und mit seiner Guillotine beteiligt**

Schaffhauser, die Schweizer Geschichte geschrieben haben, sind nicht gerade zahlreich. Hermann Freuler gehört ohne Zweifel zu ihnen: Mit einer Motion im Ständerat brachte er in den Siebzigerjahren des 19. Jahrhunderts die Diskussion um die Wiedereinführung der Todesstrafe in der Schweiz ins Rollen. Nach einigem Hin und Her in den eidgenössischen Räten wurde am 18. Mai 1879 dem Volk schliesslich eine Verfassungsänderung zur Abstimmung vorgelegt, die mit 52,5 Prozent Ja-Stimmen knapp angenommen wurde. Schaffhausen steuerte eine 60-Prozent-Mehrheit bei. Die Todesstrafe war erst fünf Jahre zuvor gestrichen worden, als das Volk 1874 einer Totalrevision der Verfassung von 1848 zugestimmt hatte. Freulers Vorschlag zielte nicht auf eine generelle Wiedereinführung, sondern wollte nur den Kantonen die 1874 gestrichene Kompetenz zurückgeben, in ihrem Gebiet die Todesstrafe wiedereinzuführen. Die Botschaft des Bundesrates zum Vorstoss Freulers erschien am 7. März 1879. Bereits in der wenige Tage später angelaufenen Frühjahrssession wurde die Botschaft in beiden Räten durchberaten. Im Ständerat, in den er vom Grossen Rat Schaffhausen 1875 gewählt worden war, hielt Freuler eine dreistündige (!) Rede zu seinem Vorstoss. Schon knapp zwei Monate später kam dann die Vorlage vors Volk. Umsonst hofften die Gegner auf ein ablehnendes Ständemehr – 13 ganze und 4 Halbkantone stimmten zu. Pikantes Detail am Rande: Das «Schaffhauser Intelligenzblatt», Vorläufer der heutigen «Schaffhauser Nachrichten», dessen Redaktor Hermann Freuler später werden sollte, lehnte die Vorlage ab, obwohl alle Schaffhauser Parlamentarier dafür gewesen waren.
Bereits 1863, nach einem Raubmord, schaffte sich der Kanton Schaffhausen eine Guillotine an, genau gesagt: Er kaufte sie für 2200 Franken dem Kanton Zürich ab. In der Folge wurde sie nie in Schaffhausen eingesetzt, anderen Kantonen aber leihweise zur Verfügung gestellt, zumal es sich wohl um das einzige noch vorhandene Fallbeil handelte. 1885 sprach das Luzerner Obergericht Jakob Mattmann des Mordes schuldig; deshalb wurde die Schaffhauser Guillotine angefordert. Bis 1894 bleibt sie in Luzern, 1892 wird dort Ferdinand Gatti hingerichtet und die «Maschine» an andere Kantone ausgeliehen: 1894 nach Schwyz und ins Wallis, dann kommt sie zurück nach Schaffhausen. 1896 reist das Gerät wieder nach Luzern, zwei Jahre später wieder in die Heimat, 1902 nach Freiburg. 1904 haben die Schaffhauser genug und verkaufen ihre Guillotine für 1000 Franken an Luzern. In der Innerschweiz wird sie weiterhin eingesetzt: 1910 werden Matthias Muff und 1915 Anselm Wütscher hingerichtet, 1924 Clemens Bernet (Altdorf), 1939 Paul Irniger (Zug) und in der Nacht vom 18. Oktober Hans Vollenweider (Sarnen): Vollenweider ist der letzte Täter, der in der Schweiz hingerichtet wurde. Die Schaffhauser Guillotine verschwand und lag während vieler Jahre, in Kisten verpackt, im Lager des Historischen Museums Luzern. Im Jahr 2003 wurde das Museum einer Erneuerung unterzogen, seither wird die Guillotine wieder ausgestellt. (khz/rob)

Literatur: Eduard Joos, in Schaffhauser Kantonsgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts, 2. Band, Schaffhausen 2002, Seite 909.

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9. September 2010 | Wie der Schaffhauser so ist

Schaffhauser Nachrichten, Region
Erwin Künzi

Kommt er, oder kommt er nicht? Diese Frage bewegte am Dienstagabend alle, die für die Veranstaltung der Radio- und Fernsehgenossenschaft Zürich Schaffhausen (RFZ) zum Thema «Karrierestart im Grenzbereich» auf den Munot gekommen waren. Diese Frage betraf allerdings nicht Peter Hartmeier, der an der Diskussion hätte teilnehmen sollen: Schon im Vorfeld hatte der Mediensprecher der UBS Forfait geben müssen, da er mit seinem Chef Oswald Grübel auf Reisen war. Die Frage galt Matthias Ackeret, dem Chefredaktor des Kommunikationsmagazins «Persönlich», der die Diskussion hätte leiten sollen, aber zum geplanten Beginn um 18 Uhr immer noch nicht in der Munot-Kasematte, wohin die Veranstaltung wegen des schlechten Wetters verlegt worden war, eingetroffen war. Gegen 18.15 Uhr erschien er aber, nachdem er den Stau überwunden hatte.
So konnte eine muntere Diskussion beginnen, die bald einmal vom vorgegebenen Thema abwich und sich Schaffhausen und seinen Bewohnerinnen und Bewohnern zuwandte. Zuerst schilderte «10vor10»-Moderatorin Daniela Lager, wie sie vor gut 25 Jahren nach Schaffhausen zu Radio Munot gekommen war und wie aus dem für ein Jahr geplanten Aufenthalt ein dreijähriger wurde. «An Schaffhausen hat mich die Mitmachkultur der Leute fasziniert, sei es im kulturellen oder im politischen Bereich. Es wurde nicht einfach konsumiert, sondern es wurde angepackt, etwa in der Kammgarn. Politische Themen wurden rege diskutiert, und es war klar, dass man an Abstimmungen und Wahlen teilnimmt», erzählte Lager. Kurt Amsler, einst Regierungsrat, dann Direktor der Schaffhauser Kantonalbank, später Präsident des Verbandes der schweizerischen Kantonalbanken, bezeichnete die Schaffhauser als «die Preussen der Schweiz». Oft hätten sie in fast vorauseilendem Gehorsam als Erste Bundesgesetze umgesetzt, was er nicht zuletzt auf den Einfluss von ennet der Grenze zurückführte. Der sei vor allem deshalb gewachsen, weil während vieler Jahre die Schaffhauser Bauern oft tüchtige deutsche Frauen geheiratet hätten, was sich auf den Schaffhauser Charakter ausgewirkt habe. Für Eduard Looser, den ehemaligen Rektor der Pädagogischen Hochschule Schaffhausen, ist das Leben in Schaffhausen nicht zuletzt von den kurzen Wegen geprägt: «Man kennt sich», sagte er. Er kritisierte aber, dass der Schaffhauser oft ein «Kümmerer» sei, der sich kleiner mache, als er sei. So feiere man, dass man «bloss e chlini Stadt» sei, dabei wolle die Wirtschaftsförderung gleichzeitig Weltkonzerne nach Schaffhausen holen. In der Diskussion mit dem Publikum kam auch die Verschlossenheit der Schaffhauser gegenüber Fremden zur Sprache. Diese Verteidigungshaltung sei auf den Zweiten Weltkrieg zurückzuführen, als Schaffhausen von den Nazis umzingelt gewesen sei, meinte Looser. Daniela Lager erinnerte sich, dass sie nicht zuletzt dank ihrem Beruf rasch Kontakt mit den Einheimischen gefunden habe, dass sie aber auch viele Auswärtige gekannt habe, bei denen das nicht der Fall gewesen sei. Keine Probleme bei der Kontaktfindung gab es beim anschliessenden Apéro.

#Notizen zu Namen

19. August 2010 | Haltiner – Wegen Nähe zur UBS in der Kritik – Umstrittene Rolle des abtretenden Finma-Chefs bei der Bankenrettung

Neue Zürcher Zeitung
(sda/Reuters)

Das Eidgenössische Finanzdepartement (EFD) hat erklärt, dass die Suche nach einem Nachfolger des abtretenden Finma-Präsidenten Eugen Haltiner eingeleitet sei und dem Bundesrat bis im November ein Vorschlag präsentiert werden soll. In der Mitteilung lobt das EFD die von Haltiner orchestrierte erfolgreichen Zusammenführung der drei Finma-Vorgängerbehörden. Zudem wird Haltiners Anteil daran gewürdigt, dass die Schweiz die Finanzkrise im internationalen Vergleich gut überstanden habe.
Kritik einstecken musste Haltiner dagegen für die Handhabung der UBS-Krise. Vor seinem Wechsel zu der Behörde im Jahr 2006 war er selbst bei der UBS angestellt. Wegen seiner früheren Manager-Stellung bei der UBS kamen Zweifel auf, ob er für die Aufsicht über die Banken geeignet sei.
Für Unmut sorgte etwa die Tatsache, dass Haltiner parallel zur Tätigkeit bei der Finma eine Pension seines ehemaligen Arbeitgebers UBS bezog. Haltiner hatte sich 57-jährig als UBS-Topmanager frühpensionieren lassen, bevor er 2006 Präsident der Eidgenössischen Bankenkommission (EBK) und 2009 der Finma wurde.
Während der UBS-Steueraffäre musste sich der 62-Jährige wiederholt den Vorwurf der «mangelnden Distanz» gefallen lassen. Links- wie Rechtsparteien, aber auch Kleinaktionäre der UBS gehörten zu den Kritikern.

**Rüge des Bundesrates**
Auch der Bundesrat ermahnte Haltiner und die Schweizer Bankenaufsicht: Die Vorgängerkommission der heutigen Finma, die EBK, habe vor und während der Finanzkrise zu wenig Druck auf die UBS ausgeübt, bilanzierte die Landesregierung im vergangenen Mai.
Die EBK habe sich zu stark auf die Einschätzungen der UBS verlassen und mit zu wenig Nachdruck auf die Problembehebung bei der Bank gedrängt, hiess es weiter. Einen Zusammenhang zwischen Haltiners UBS-Vergangenheit und der laschen Aufsicht wollte der Bundesrat allerdings nicht sehen: Das habe nichts miteinander zu tun. Haltiner sei bei heiklen Entscheiden jeweils in den Ausstand getreten.
Haltiner war 1973 zur damaligen Schweizerischen Bankgesellschaft (SBG) gegangen und hatte bei der späteren UBS jahrelang das Schweizer Firmen- und Privatkundegeschäft geleitet.

**Umstrittene Herausgabe von Kundendaten**
Kritik brachte Haltinger auch die Herausgabe von UBS-Kundendaten an die USA ein. Das Bundesverwaltungsgericht kam zum Schluss, dass diese rechtswidrig war. Von verschiedenen Seiten wurde deshalb im Januar der Rücktritt des Finma-Präsidenten gefordert.
Haltiner sagte damals, er sei bis Ende 2011 gewählt. «Selbstverständlich erfülle ich meine Aufgabe nur, wenn ich das Vertrauen des Bundesrats habe», fügte er an. Den Vorwurf des rechtswidrigen Vorgehens wies Haltiner zurück. Er vertrat die Ansicht, dass die Finma eine genügende Rechtsgrundlage gehabt habe, um die Daten herauszugeben.
Die Herausgabe der Kundendaten habe dazu beigetragen, dass es keine Strafklage gegen die Bank gegeben habe, verteidigte er das Vorgehen. Eine Klage hätte die Existenz der UBS unmittelbar gefährdet. Ausserdem habe der Bundesrat sich mit dem Vorgehen einverstanden erklärt.

**Strafanzeige von US-Kunden**
«Die juristische Beurteilung verunsichert mich nicht, ich habe richtig gehandelt», sagte Haltiner in einem Interview mit der NZZ am 9. Januar 2010 – sehr zum Ärger des Bundesverwaltungsgerichts. Dessen Präsident Christoph Bandli kritisierte in der Folge diese Äusserung.
Juristisch liegt der Ball nun beim Bundesgericht: Die Finma zog das Urteil weiter. Die Richter in Lausanne müssen nun entscheiden, ob die Finma die Auslieferung von rund 285 UBS-Kundendaten an die amerikanischen Behörden anordnen durfte.
Hängig ist auch eine Strafanzeige gegen die FINMA und Haltiner. Sie wurde von Anwälten eingereicht, die US-Kunden der UBS vertreten. Die Bundesanwaltschaft hat Vorabklärungen eingeleitet. Ein Strafverfahren wurde bislang nicht eröffnet.

**Bankiers würdigen Arbeit Haltiners**

(sda) Die Bankiervereinigung attestiert dem abtretenden Präsidenten der Finanzmarktaufsicht, Eugen Haltiner, «höchste Verdienste». Die von Kritikern monierte Nähe Haltiners zur Grossbank UBS konnte die Vereinigung nie nachvollziehen, wie ihr Sprecher Thomas Sutter sagte.
Die Schweizerische Bankiervereinigung (SBVg) habe Haltiner immer als integeren, sachkundigen und verlässlichen Gesprächspartner erlebt, sagte Sutter am Mittwoch auf Anfrage der Nachrichtenagentur SDA.
Obwohl Haltiner als Präsident der Finanzmarktaufsicht oft andere Interessen als die SBVg verfolgt habe, habe die Bankiervereinigung ihn immer als lösungsorientierten Gesprächspartner erlebt.
Sutter würdigte insbesonders die Rolle der von Haltiner präsidierten Finma beim Rettungspaket der Eidgenossenschaft für die UBS im Oktober 2008 sowie die erfolgreiche Integration der drei Finma-Vorgängerorganisationen. Dies während der Finanzkrise geschafft zu haben, sei eine grosse Leistung, sagte Sutter.
Die FINMA entstand Anfang 2009 aus der Eidgenössischen Bankenkommission (EBK), der Kontrollstelle für die Bekämpfung der Geldwäscherei und dem Bundesamt für Privatversicherungen (BPV).
Für die Nachfolge Haltiners wünsche sich die SBVg eine sachkundige, integere Person mit Praxiserfahrung und internationaler Ausstrahlung. Sie müsse sich im Umfeld zwischen Politik und Wirtschaft gut bewegen können.

#Notizen zu Namen

19. August 2010 | Eugen Haltiner tritt auf Ende Jahr zurück – Präsident der Finanzmarktaufsicht gibt Demission bekannt.

Neue Zürcher Zeitung
(sda)

Haltiner, der heute 62 Jahre alt ist, hatte 2006 das Präsidium der damaligen Eidgenössischen Bankenkommission (EBK) übernommen. In dieser Funktion habe er wesentlich an der Weiterentwicklung der Finanzmarktaufsicht mitgewirkt und den Aufbau der Finma vorangetrieben, schreibt das EFD. Anfang 2009 übernahm Haltiner das Präsidium der neu geschaffenen Finma.
Haltiner habe einen wesentlichen Beitrag dazu geleistet, dass die Schweiz die Finanzkrise im internationalen Vergleich gut überstanden habe, heisst es weiter. Die Massnahmen zur Stabilisierung des Schweizer Finanzplatzes, an deren Entwicklung er an vorderster Front mitgearbeitet habe, hätten die Schweizer Volkswirtschaft vor grossem Schaden bewahrt.

#Notizen zu Namen

19. August 2010 | Von Anfang an der falsche Mann

Tages-Anzeiger
Markus Diem Meier

Die Finma (früher Bankenkommission) hat als Regulierungsbehörde zu verhindern, dass Finanzinstitute zu grosse Risiken eingehen und dafür zu sorgen, dass sie die Regeln einhalten. In diesem Sinn hat der nun zurücktretende Eugen Haltiner als oberster Chef der Finma und zuvor der Bankenkommission versagt. Denn es war die Pflicht seines Gremiums, die Grossbank UBS gut genug zu überwachen, damit sie nicht in das doppelte Schlamassel geriet, das einerseits die Volkswirtschaft der Schweiz bedroht und andererseits den Ruf des Landes massiv geschädigt hat. In dieses Schlamassel haben einerseits die Milliardenspekulation der Grossbank mit verbrieften Immobilienschrottpapieren in den USA geführt und andererseits die dort systematisch betriebene Beihilfe zum Steuerbetrug.
Genau für diese Bank hat Haltiner die unglaublich lange Zeit von 30 Jahren gearbeitet – am Schluss in ihren obersten Führungsgremien. In dieser Bank hat ihn eine Kultur geprägt, die heute zum Glück infrage gestellt wird. Die Nachfolger in der UBS tun jedenfalls alles, um sie abzuschütteln. In dieser Kultur liegt auch der wahre Grund für die Krise, in die die Bank gestürzt ist und mit der sie dem Land insgesamt geschadet hat. Diese Kultur wurde durch ein bis zum Grössenwahn gesteigertes Machtbewusstsein geprägt. Für die Anliegen der Öffentlichkeit blieb kaum Achtung übrig. Das war besonders deutlich beim Untergang der Swissair zu spüren. Auch Regulierung galt als lästig. Regulierungsbehörden hatten vor allem dafür zu sorgen, dass die Bank in ihren Geschäften nicht behindert wird. Wegen dieser Kultur war Eugen Haltiner von Anfang an der Mann, den man am allerwenigsten zum Chef der Aufsicht hätte machen dürfen.

**Zweifel am Sinn von Regulierung**
Schon bei seinem Amtsantritt am 1. Februar 2006 – damals noch als Chef der Finma-Vorgängerbehörde Bankenkommission – zweifelte der neue oberste Chef der wichtigsten Regulierungsbehörde öffentlich am Sinn von Regulierung überhaupt. Sie sollten stärker auf ihre Notwendigkeit mit Blick auf die Wettbewerbsfähigkeit der Banken überprüft werden, erklärte er. Diese banktypische Gewichtung jener Zeit wurde der UBS und dem Land in der Krise zum Verhängnis: Denn ihre gigantischen Gewinne zuvor und ihre herausragende Stellung im internationalen Wettbewerb hatte die Bank vor allem der Tatsache zu verdanken, dass die Aufsicht zu wenig genau hingeschaut hat, sodass sie unbemerkt Regeln brechen konnte. Als Konsequenz daraus ist die Bank beinahe untergegangen.
Noch nach dem Ausbruch der Finanzkrise, am 23. Dezember 2007, erklärte Eugen Haltiner in einem Interview: «Die von der UBS rechtzeitig ergriffenen Massnahmen und die offenbar konservativen Wertberichtigungen haben die Situation nach heutiger Kenntnis wieder in ein Gleichgewicht gebracht.» Möglicherweise war er wirklich nicht besser informiert. Doch dann hat er seinen Job nicht gemacht. Vielleicht konnte und wollte er das wahre Ausmass der Krise einfach nicht sehen, weil es nicht in sein Weltbild gepasst hat.

**Die alte Garde des Bankgeheimnisses tritt ab**
Eugen Haltiner verlässt seinen Posten fast zeitgleich mit Hans-Rudolf Merz. Das ist kaum Zufall. Beide haben sich bei der UBS, beziehungsweise der Bankgesellschaft, einem der Vorgängerinsitute, schon Mitte der 70er-Jahre kennengelernt. Gemeinsam haben sie die UBS durch die Herausgabe von Kundendaten im Februar 2009 vor einem Prozess in den USA bewahrt und damit das Ende des Bankgeheimnisses eingeleitet. Ausgerechnet sie, die mit einem Bankensystem gross geworden sind, die dieses Geheimnis als wichtigen Pfeiler ihres Geschäfts betrachtet hat. Beide mussten erkennen, dass die Banken, wie sie sie gekannt haben, nicht mehr existieren oder zumindest nicht mehr existieren dürfen. Der Wind hat gedreht. Staatliche Aufsicht gilt nicht mehr als störend, sondern als notwendig. In eine solche Welt passt Eugen Haltiner nicht hinein, schon gar nicht als oberster Regulierer.

#Notizen zu Namen

19. August 2010 | Haltiner tritt zurück

Tages-Anzeiger
(sam/sda)

Der Bundesrat habe am Mittwoch den Rücktritt Haltiners zur Kenntnis genommen, teilte das Finanzdepartement (EFD) mit. Haltiner, der heute 62 Jahre alt ist, hatte 2006 das Präsidium der damaligen Eidgenössischen Bankenkommission (EBK) übernommen. In dieser Funktion habe er wesentlich an der Weiterentwicklung der Finanzmarktaufsicht mitgewirkt und den Aufbau der Finma vorangetrieben, schreibt das EFD. Anfang 2009 übernahm Haltiner das Präsidium der neu geschaffenen Finma.
Haltiner habe einen wesentlichen Beitrag dazu geleistet, dass die Schweiz die Finanzkrise im internationalen Vergleich gut überstanden habe, heisst es weiter. Die Massnahmen zur Stabilisierung des Schweizer Finanzplatzes, an deren Entwicklung er an vorderster Front mitgearbeitet habe, hätten die Schweizer Volkswirtschaft vor grossem Schaden bewahrt.

**Suche eingeleitet**
Der Bundesrat sprach Haltiner den Dank aus «für seine geleisteten Dienste im Interesse des Finanzplatzes und die stets ausgezeichnete Zusammenarbeit». Über die Nachfolge will er im November entscheiden. Das Finanzdepartement schreibt, es habe die Suche nach geeigneten Kandidatinnen und Kandidaten eingeleitet.
Laut der Finanzmarktaufsicht (Finma) legt deren Präsident Eugen Haltiner sein Mandat auf eigenen Wunsch nieder. Der Entscheid sei ihm nicht leicht gefallen, teilte die Finma am Mittwoch mit. Haltiner wird in der Mitteilung mit folgenden Worten zitiert: «Obwohl mir mein Entscheid nicht leicht gefallen ist, erfolgt er zu einem verantwortbaren Zeitpunkt. Die Fusion zur Finma konnte dank grossem Einsatz aller Beteiligten erfolgreich abgeschlossen werden. Ich bin überzeugt, dass sich die Finma unter ihrer starken Geschäftsleitung zielgerichtet weiterentwickeln und solide verankern wird.»

**«Enormer Einsatz»**
Verwaltungsrat und Geschäftsleitung der Finma danken Haltiner für seinen «enormen Einsatz». Die Finma sei heute auf gutem Kurs, hält Finma -Direktor Patrick Raaflaub fest. Dies sei massgeblich das Verdienst von Haltiner. «Ich bedaure seinen Rücktritt ausserordentlich», wird Raaflaub in der Mitteilung zitiert.

#Notizen zu Namen

19. August 2010 | Finma-Präsident Eugen Haltiner tritt per Ende des Jahres zurück

Schaffhauser Nachrichten, Titelseite / Wirtschaft
sda

Der Entscheid zum Rücktritt sei ihm nicht leicht gefallen, erklärte der aus Schaffhausen stammende Haltiner. Er hinterlasse eine gut funktionierende Behörde. «Die Finma wird sich unter ihrer starken Geschäftsleitung zielgerichtet weiterentwickeln.» Haltiner trete auf eigenen Wunsch zurück, hiess es weiter. Der Schritt habe nichts mit der Kritik an seiner Person zu tun, hielt Finma-Sprecher Alain Bichsel fest.

Haltiner hatte 2006 das Präsidium der damaligen Eidgenössischen Bankenkommission (EBK) übernommen, nachdem er zuvor bei der UBS Mitglied des Group Managing Board gewesen war.

**Lob vom Finanzdepartement**
Als EBK-Präsident habe Haltiner wesentlich den Aufbau der Finma vorangetrieben, würdigte ihn das Eidgenössische Finanzdepartement (EFD). Anfang 2009 übernahm Haltiner dann das Präsidium der Finma. Auch dank dem Finma-Präsidenten habe die Schweiz die Finanzkrise im internationalen Vergleich gut überstanden, schreibt das EFD. So hätten die Massnahmen zur Stabilisierung des Finanzplatzes Schweiz die hiesige Volkswirtschaft vor grossem Schaden bewahrt. Ins gleiche Horn blies die Bankiervereinigung: Sie würdigte unter anderem die Rolle der Finma beim Rettungspaket für die UBS im Oktober 2008. Über Haltiners Nachfolge will der Bundesrat im November entscheiden. Die Suche nach geeigneten Kandida-ten ist eingeleitet. Als mögliche Nachfolger werden der St. Galler Privat- bankier Konrad Hummler, der Genfer Privatbankier Ivan Pictet sowie Peter Siegenthaler, ehemaliger Direktor der Eidgenössischen Finanzverwaltung, genannt. Finanz- und Wirtschaftspolitiker sind sich einig: Die Nachfolgerin oder der Nachfolger müsse Persönlichkeit und Rückgrat haben. Der neue Präsident der Finanzmarktaufsicht solle die Welt der Grossbanken kennen, ohne an ihrem Gängelband zu gehen.

**Kritik wegen UBS**
Im Gegensatz zum Lob nach der Rücktrittsverkündung steht die Kritik während Haltiners Amtszeit: Wegen seiner früheren Managerstellung bei der UBS kamen immer wieder Zweifel auf, ob er für die Aufsicht über die Banken geeignet sei. Für Unmut sorgte etwa die Tatsache, dass Haltiner parallel zur Tätigkeit bei der Finma eine Pension seines ehemaligen Arbeitgebers UBS erhielt. Vom Bund bezog er 320 000 Franken Lohn pro Jahr, wie dem Kaderlohnreport zu entnehmen ist. Er hatte sich 57-jährig als UBS-Topmanager frühpensionieren lassen.

**Zu wenig Druck ausgeübt**
Während der UBS-Steueraffäre musste sich der ehemalige Bankier wiederholt den Vorwurf der «mangelnden Distanz» gefallen lassen. Links- wie Rechtsparteien, aber auch Kleinaktionäre der UBS gehörten zu den Kritikern. Auch der Bundesrat ermahnte Haltiner und die Schweizer Bankenaufsicht: Die EBK habe vor und während der Finanzkrise zu wenig Druck auf die UBS ausgeübt, bilanzierte die Landesregierung im vergangenen Mai.

**Umstrittene Herausgabe von Daten**
Kritik brachte Haltiner auch die Herausgabe von UBS-Kundendaten an die USA ein. Das Bundesverwaltungsgericht kam zum Schluss, dass diese rechtswidrig war. Von verschiedenen Seiten wurde deshalb im Januar der Rücktritt des Finma-Präsidenten gefordert. Haltiner sagte damals, er sei bis Ende 2011 gewählt. «Selbstverständlich erfülle ich meine Aufgabe nur, wenn ich das Vertrauen des Bundesrats habe», fügte er an. Den Vorwurf des rechtswidrigen Vorgehens wies Haltiner zurück.

**Strafanzeige von US-Kunden**
Juristisch liegt der Ball beim Bundesgericht: Die Finma zog das Urteil weiter. Die Richter in Lausanne müssen nun entscheiden, ob die Finma die Auslieferung von rund 300 UBS-Kundendaten an die US-Behörden anordnen durfte. Hängig ist auch eine Strafanzeige gegen die Finma und Haltiner. Sie wurde von Anwälten eingereicht, die US-Kunden der UBS vertreten. Die Bundesanwaltschaft hat Vorabklärungen eingeleitet. Ein Strafverfahren wurde bislang nicht eröffnet. (sda)


**Haltiner-Rücktritt Politiker wünschen sich einen zweiten Philipp Hildebrand**

Haltiners Nachfolger soll zwar von Banken etwas verstehen, aber nicht von einer Grossbank kommen, sagte Hans Geiger, emeritierter Professor am Institut für schweizerisches Bankenwesen, gestern. Geiger empfiehlt darum einen Privatbankier für das Finma-Präsidium: «Das sind keine angestellten Manager, sondern sie tragen Verantwortung», sagte er.
Vom Finma-Präsidenten erwarte man profunde Kenntnisse vor allem der Grossbanken, wodurch Leute aus deren Dunstkreis bei der Nachfolge automatisch im Vordergrund stünden, sagt dagegen der Solothurner CVP-Nationalrat Pirmin Bischof. Der Schlüssel liegt für ihn in der Persönlichkeit. Nationalbank-Präsident Philipp Hildebrand etwa habe gezeigt, dass man sich vom Einfluss der Banken lösen könne. «Eine solche Persönlichkeit schafft Vertrauen gegenüber der Bevölkerung, aber auch gegenüber den Banken», sagte Bischof.

**Beim Lohn gibt es ein Problem**
Gleich tönt es bei Wirtschaftspolitikern der anderen Bundesratsparteien. FDP-Nationalrat Philipp Müller weist jedoch auf das Problem der Entlöhnung hin. Einem Wunschkandidaten, der die «Tricks dieser Herrschaften» kenne und trotzdem unabhängig sei, müsse man einen Vertrag mit langfristigen Perspektiven und einen sehr guten Lohn anbieten können. Auch dann werde das Salär noch unter dem liegen, was sich in der Privatwirtschaft verdienen lasse. Darum brauche es jemanden, der Freude an dem Job habe.

**Biss gegenüber Banken und Politik**
Auch Hansruedi Wandfluh, Präsident der nationalrätlichen Wirtschaftskommission, nennt Fachwissen und Unabhängigkeit als wichtigste Anforderungen an den Haltiner-Nachfolger. «Es braucht jemanden, der sich gegenüber den Banken, wenn nötig aber auch gegenüber der Politik, durchsetzen kann», sagte der Berner SVP-Politiker. Für SP-Nationalrat Roger Nordmann kommt die Unabhängigkeit noch vor der Fachkompetenz. Der Finma-Präsident müsse die Branche zwar gut kennen, Bankenspezialist müsse er aber nicht unbedingt sein, sagte der Waadtländer. Der Wirtschaftsdachverband Economiesuisse betont neben dem Praxisbezug die Bedeutung der internationalen Vernetzung des Finma-Präsidenten. So könne der Präsident einen international guten Ruf der Finma gewährleisten, sagte Geschäftsleitungsmitglied Thomas Pletscher. (sda)

**Kommentar**

**Er war einer der Retter der UBS**

*Von Hans Wicki*

Endlich, dürfen die Kritiker von Eugen Haltiner zu seinem Rücktritt als Präsident der Finanzmarktaufsicht Finma sagen. Eigentlich schade, denn er hat einen guten Job gemacht, heisst es dagegen aufseiten der Befürworter. Und der Mann, der in den vier Jahren seiner Tätigkeit, erst als Präsident der Eidgenössischen Bankenkommission und dann der Finma, so viel Lob wie Tadel auf sich gezogen hat, wird mit der Reaktion beider Seiten leben.
Zuerst zum Vorwurf, er habe zeit seines Wirkens der UBS zu nahe gestanden. Er hat es in der Grossbank zum Top-Manager gebracht und galt als ausgewiesener Kenner des Bankenwesens. Dass er wegen dieser Qualifikation den Bundesjob angetragen erhielt, darf deshalb nicht erstaunen. Und er ist, wenn es die Situation erforderlich machte, in den Ausstand getreten. Vielleicht hat gerade die gescholtene Nähe dazu beigetragen, dass er in der UBS-Krise erstaunlich kaltblütig handeln konnte. Mit der Herausgabe der umstrittenen Kundendaten trug er mass- geblich dazu bei, dass der Grossbank nicht nur ein Rattenschwanz von Klagen erspart blieb, sondern dass sie das US-Geschäft weiter betreiben kann und somit sich wieder erholen konnte. Dass Haltiner dabei mit Zustimmung des Bundesrates – man kann auch sagen auf dessen Befehl – handelte, muss im Nachhinein als mutig betrachtet werden. Mittlerweile ist die UBS wieder so stark, dass sie die an die Nationalbank abgetretenen toxischen Papiere zurückkaufen würde – so die SNB dies zuliesse. Doch die Zinsen bessern die SNB-Bilanz auf und sichern die Kantonsbeiträge.

#Notizen zu Namen

19. August 2010 | Zum Tod des Althistorikers Peter Frei

Neue Zürcher Zeitung; Ausgaben-Nr. 191; Seite 14; Zürich und Region
Thomas Ribi (rib)

Was kann man über vergangene Epochen wirklich wissen? Peter Frei hätte die Frage zurückhaltend beantwortet. Als Althistoriker, der seine Informationen aus einem Trümmerfeld oft zufällig überlieferter Zeugnisse gewinnen musste, mahnte er stets zu Skepsis. Zugleich aber beharrte er darauf, dass eine sorgfältige Lektüre und Interpretation der Quellen zu konkreten, gesicherten Ergebnissen führen kann. Und er zeigte seinen Studierenden an der Universität Zürich in Vorlesungen und Seminarübungen immer wieder exemplarisch, in welchem Spannungsfeld die Geschichtswissenschaft steht: auch unscheinbare Quellen wie Grabinschriften, Lagerlisten oder Verwaltungstexte in sorgfältiger Lektüre zum Reden zu bringen – ohne mehr in sie hineinzuinterpretieren, als sie hergeben können.

**Klassische Antike und Orient**
Peter Frei, der am 7. August gestorben ist, suchte den Zugang zur alten Welt vor allem über deren schriftliche Hinterlassenschaft. Mit dem Studium der Klassischen Philologie, der Indogermanistik und der Alten Geschichte hatte der 1925 Geborene dafür eine solide Basis gelegt. Schon früh richtete er den Blick über die «klassische Antike», über Griechenland und Rom hinaus. Die Kulturen des alten Orients, die Völker des Alten Testaments, die Grossreiche der Hethiter, Perser und Assyrer und die Völker Kleinasiens waren es, die er in den Mittelpunkt seiner Arbeit stellte.
Voraussetzung dafür war vor allem die umfassende Kenntnis der Sprachen des antiken östlichen Mittelmeerraums. Das Hethitische, das Akkadische, das Aramäische, das Hebräische und die kleinasiatischen Idiome: Peter Frei verband die Kenntnis der Sprachen und ihrer linguistischen Grundlagen mit einem klaren Blick für historische Zusammenhänge, was ihn unter Fachkollegen zu einem Ratgeber machte, dessen Urteil man vertraute. In interdisziplinären Lehrveranstaltungen mit Vertretern der alttestamentlichen Wissenschaft, der Orientalistik oder der Byzantinistik galt seine Aufmerksamkeit besonders den Wechselwirkungen zwischen den Grossreichen und den Randkulturen der alten Welt. In einer kürzlich erschienenen Monografie zur Geschichte des antiken Kleinasien hat Peter Frei die Summe seiner Beschäftigung mit dem Hethiterreich, mit den Lykiern, Phrygiern, Lydern und anderen Völkern zwischen Mesopotamien und der Ägäis so knapp wie eindringlich zusammengefasst.

**Lehren und Erfahren**
Generationen von Historikern hat Peter Frei an der Universität Zürich von 1968 bis 1993 mit den Grundlagen der Alten Geschichte vertraut gemacht. In langjähriger Feldforschung widmete er sich daneben der Edition antiker und byzantinischer Inschriften aus West-Kleinasien – ein Unternehmen, an dem er mit seiner Frau bis zu seinem Tod arbeitete. Neben der wissenschaftlichen Tätigkeit setzte sich Frei zudem in universitären Gremien und als Erziehungsrat für die Universität ein. Schliesslich führte er auf Studienreisen regelmässig Studentengruppen in den Vorderen Orient, vor allem in die Türkei. Vieles von dem, was in Seminaren und Kolloquien anhand von Texten behandelt worden war, bekam da in der Landschaft ein konkretes Gesicht. Wer je mit Peter Frei gereist ist, hat auch das gelernt: dass sich manches nicht lehren, sondern nur erfahren lässt.

#Notizen zu Namen

13. August 2010 | Die Kandidaten kreuzen die Klingen

Schaffhauser Nachrichten, Region
Interview Zeno Geisseler und Erwin Künzi

*Meine Herren, wechseln wir zu Beginn mal die Rollen. Sie sind für die nächsten fünf Minuten nicht Kandidat, sondern Wahlkampfmanager Ihres Kontrahenten. Also: Ernst Landolt, warum sollen wir Matthias Frick in den Regierungsrat wählen?*

Ernst Landolt: Matthias Frick ist jung und unverbraucht. Er hat keine politischen Altlasten und kann unbelastet in diesen Wahlkampf gehen. Als Wahlkampfmanager würde ich zudem herausstreichen, dass Frick, obwohl er links steht, vom Land kommt, also eigentlich aus den Stammlanden der SVP. Das ist aussergewöhnlich.

*Matthias Frick, wie verkaufen Sie als temporärer Kampagnenleiter Ernst Landolt?*

Matthias Frick: Ernst Landolt ist ein Kandidat der SVP, wie man sie gerade auf nationaler Ebene weniger kennt. Er ist zum Bespiel offen gegenüber erneuerbaren Energien. Und er getraut sich, eine eigene Meinung zu haben, die vom Kurs der nationalen Mutterpartei abweicht. Ich sehe ihn fast ein wenig als Vertreter der BGB (Bauern-, Gewerbeund Bürgerpartei, einer Vorgängerin der SVP, Red.).

*Sie beide bringen einen unterschiedlich gefüllten politischen Rucksack mit. Ernst Landolt sass zehn Jahre im Gemeinderat von Rüdlingen, hat also Exekutiverfahrung. Matthias Frick sitzt im Kantonsrat. Was ist wichtiger?*

Landolt: Ich sehe es nicht als Nachteil an, den Ratsbetrieb nicht aus erster Hand zu kennen. Mit Rosmarie Widmer Gysel und Erhard Meister haben wir derzeit auch zwei Regierungsräte, die vorher nicht im Parlament waren. Und Reto Dubach war kein Kantonsrat, sondern Staatsschreiber.

Frick: Es ist ganz klar ein Vorteil, dass ich den Kantonsrat und die Kommissionsarbeit aus erster Hand kenne. Was man aus der Zeitung erfährt, ist nicht das Gleiche, wie wenn man selbst im Rat sitzt und mitdiskutiert.

Landolt: Gut, aber so lange sitzt du auch noch nicht im Kantonsrat. Wir sprechen von anderthalb Jahren. Im Übrigen bin ich Mitglied der Schweizerischen Landwirtschaftskammer, des nationalen Parlaments der Landwirtschaft. Auch da muss man Mehrheiten finden, Kommissionsarbeit leisten, ich bin also nicht ganz ohne Parlamentserfahrung.

*Sie, Herr Frick, kandidieren ohne jegliche Exekutiverfahrung für das höchste Exekutivamt im Kanton. Das sind nicht gerade ideale Voraussetzungen.*

Frick: Jeder Exekutivpolitiker hatte irgendwann seinen ersten Arbeitstag im Amt. Keiner wurde als Gemeinderat oder Regierungsrat geboren. Ernst Landolt wurde seinerzeit als Gemeinderat auch ins kalte Wasser geworfen.

*Kommen wir zu den Sachthemen. In der Stadt Schaffhausen wird über eine massive Steuersenkung abgestimmt. Unterstützen Sie diese Vorlage?*

Landolt: Aus dieser Diskussion halte ich mich heraus. Ich komme aus Rüdlingen und masse mir nicht an, mich in eine städtische Vorlage einzumischen. Umgekehrt hätte ich das auch nicht gern.

*Dann fragen wir ganz grundsätzlich: Sind Steuersenkungen gut?*

Landolt: Ich bin gegen unbedarfte Steuersenkungen um jeden Preis. Ich sehe auf Kantonsebene zwar durchaus noch Potenzial, insbesondere bei den Unternehmenssteuern. Aber der Kanton muss seine Aufgaben wahrnehmen können und die Infrastruktur in Schuss halten. Dazu braucht er Steuereinnahmen. Das gilt auch für eine Gemeinde. Sind alle Strassen voller Schlaglöcher, wird die Gemeinde nicht attraktiver, wenn die Steuern sinken, dafür aber Geld für die Infrastruktur fehlt.

*Matthias Frick, Sie wohnen auch nicht in der Stadt. Haben Sie trotzdem eine Meinung zu den Steuersenkungen?*

Frick: Natürlich. Ich bilde mir auch ein Urteil, wenn in Amerika ein neuer Präsident gewählt wird, und ich bin überzeugt, dass selbst Ernst Landolt dazu eine Meinung hat, die er auch kundtut. Aber zur Steuervorlage: Sie will die Steuern um 15 Prozent senken, und das ist überhaupt nicht durchdacht.

*Warum nicht?*

Frick: Die jungfreisinnigen Initianten sollen bitte mal zeigen, wo sie wirklich sparen wollen. Wenn der Stadtrat keine USM-Haller-Möbel mehr kaufen darf, ist das ja schön und gut. Aber damit spart man vielleicht 10 000 Franken. Bis zu den geplanten 15 Millionen Franken Einsparungen ist es noch ein weiter Weg. Ohne Stellenabbau wird das nicht gehen, und das unterstütze ich nicht.

*Eine wichtige Aufgabe der Regierung ist es, optimale Bedingungen für die Wirtschaft zu schaffen. Was heisst das aus Ihrer Sicht?*

Landolt: Das ist eine Kernaufgabe, und das ist auch mein Ziel, deshalb sehe ich ja bei den Unternehmenssteuern noch Potenzial. Das hilft, neue Unternehmen anzusiedeln.

Frick: Ich bin auch für die Ansiedlung neuer Firmen. Aber nicht um jeden Preis. Wir müssen selektiv vorgehen. Nur Unternehmen, die nachhaltig wirtschaften und umweltfreundliche Produkte herstellen, sollen bei der Ansiedlung unterstützt werden.

Landolt: Wir haben bereits viele Gesetze und Verordnungen, an die sich die Unternehmen halten müssen. Keine Firma kann einfach schalten und walten, wie sie will. Wenn wir weitere Hürden aufstellen und höhere Auflagen schaffen, dann werden die Firmen einfach nicht mehr zu uns kommen.

Frick: Die Zahl der potenziellen Firmen wird sich zwar verringern. Wenn wir uns aber auf die kleine Gruppe nachhaltiger Unternehmen fokussieren, können wir diese dafür umso stärker fördern.

Landolt: Kannst du mir eine einzige Firma nennen, die in den letzten zehn Jahren angesiedelt wurde, die wir nicht hätten holen sollen?

Frick: Ich rede von der Zukunft. Und hier brauchen wir genaue Vorgaben und müssen uns konsequent der Nachhaltigkeit verpflichten.

*Das ist ein gutes Stichwort: Wie stark soll die Landschaft geopfert werden, um alternative Energien zu nutzen, etwa Windturbinen auf dem Randen?*

Frick: Die Landschaft ist schon jetzt stark von den Menschen geprägt. Wir haben keine unberührten Urwälder mehr, das ist alles Kulturland. Windräder am Horizont können durchaus einmal als schön, natürlich oder heimatlich betrachtet werden, genauso wie die in Reih und Glied angeordneten Tannenwälder. Deshalb finde ich es nicht so schlimm, wenn wir Windräder auf den Randen stellen.

*Mit der gleichen Logik könnte man auch eine Autobahn durchs Klettgau befürworten.*

Frick: Rein vom ästhetischen Standpunkt her schon. Aber nachhaltig wäre das nicht. Ein Windrad schon. Das besteht im Wesentlichen aus einem Betonsockel und einem Stahlturm. Diese Anlage kann man leicht wieder entfernen.

Landolt: Der Kanton muss die erneuerbaren Energien so stark wie möglich nutzen und fördern. Ich sehe Potenzial im Holz – Schaffhausen ist ein Waldkanton –, in der Sonnenenergie, im Biogas und im Wasser. Wenn der Rhein ohne negative Folgen für die Umwelt etwas mehr gestaut werden könnte, sollte man das tun. Wind ist durchaus ein Thema. Wichtig ist, alle Energieformen zusammen zu betrachten.

*Am Anfang des Gesprächs mussten Sie Werbung für Ihren Gegner machen, jetzt dürfen Sie sich selbst verkaufen. Also: Warum sollen die Bürger gerade Sie in den Regierungsrat wählen?*

Frick: Die Gesamtbevölkerung sollte in der Regierung besser repräsentiert werden. Ich bin ein Vertreter der jungen Generation. Und ich bin der Kandidat, der sich konsequent für die Nachhaltigkeit einsetzt. Ich bin für ein gerechtes Steuersystem, das die Nichtprivilegierten privilegiert. Die Abgabenlast für die Normalverdiener muss gesenkt werden. Ich befürworte den Steuerwettbewerb nur bis zu einem gewissen Grad, weil zu drastische Senkungen grosse Nachteile mit sich bringen. Deshalb wäre ich der ideale Kandidat für den Regierungsrat.

Landolt: Unser Kanton hat noch viel Potenzial, und ich werde meinen Beitrag dazu leisten, dieses Potenzial zu nutzen. Ich werde mich mit aller Kraft dafür einsetzen, dass unsere Wirtschaft optimale Rahmenbedingungen hat, dass Arbeitsplätze geschaffen und nicht abgebaut werden. Weiter möchte ich, dass unser Kanton attraktiver für Zuzüger wird. Zentral ist der Erhalt einer hohen Lebensqualität, wichtig ist aber auch ein gesundes Augenmass bei der Steuerbelastung. Nicht zuletzt brauchen wir gute Verkehrsverbindungen. Und – das ist ganz wichtig: Das urbane Zentrum des Kantons und die Landschaft müssen gleich behandelt werden, gerade auch bei der Wirtschaftsförderung.

#Notizen zu Namen

13. August 2010 | Grosser Bahnhof für die Weltmeister

Schaffhauser Nachrichten
(hcs.)

Wer sich am Donnerstag kurz vor 19 Uhr dem Bootshaus des Ruderclubs Schaffhausen näherte, der spürte, hier muss etwas Grosses los sein. Zum einen waren viel mehr Leute in Langwiesen als sonst, und zum anderen hing eine Blache «Alex + Markus – Weltmeister herzlich willkommen» über dem Eingang, und es war aufgedeckt zum von Kanton und Stadt gesponserten Apéro. Als RCS-Präsident Christian Rohr seine Begrüssungsansprache begann, waren Regierungsrat Christian Amsler, Stadtrat Peter Käppler, der Feuerthaler Gemeindepräsident Jürg Grau, Kantirektor Urs Saxer und die beiden Ruder-Weltmeistern von 1982, Stephan Netzle und Konrad Trümpler an Prominenz anwesend.

Sie wollten alle den Schaffhauser U-19-Weltmeistern die Ehre erweisen. Solche Feste sind selten genug, zum letzten Mal war das bei Netzle/Trümpler vor 28 Jahren der Fall. Superlative wie «Sie haben alle deklassiert», «a historic moment» oder «a piece of magic, das seid ihr sicher» waren in der Rede von Clubpräsident Christian Rohr gewiss nicht übertrieben. «Ihr habt auch hart gearbeitet dafür», betonte er, «die sieben wöchentlichen Trainings im Winter habt ihr auf zehn gesteigert. In den vier Wochen vor dem Anlass in Sarnen war es mit euren welschen Bootskollegen sogar dreimal täglich.» Dem gebührt grosse Anerkennung. Rohr hob mit Manuel Studach, der die beiden über 195 cm grossen Talente als Erster förderte, Roland Altenburger, der ihnen mit Markus Handschin zusammen den Feinschliff verpasste, und Nationaltrainer Simon Cox das Trainerteam wie auch die Familien, die hinter diesem tollen Erfolg stünden, hervor. In der Folge lobten die Behördenvertreter Christian Amsler («Ihr seid wichtige Botschafter für die Region») und Peter Käppler die Weltmeister, Amsler übergab ihnen zwei Aufkleber «Das kleine Paradies» fürs Boot und mit Käppler einen gemeinsamen Check über 1000 Franken. Jürg Grau, Präsident der kleineren RCS-Bootshaus-Standortgemeinde, war mit Bargeld gekommen. Zum Schluss dankte Markus Kessler allen, aber besonders ihren Trainern für die grosse Unterstützung. Das Schlusswort gehörte dem Kantischüler Alex Plüss: «Ich danke der Kanti Schaffhausen, die mir das mit ermöglicht hat. Es gibt vielleicht bessere Bedingungen, aber es macht mich sehr stolz, für die Schweiz zu rudern.»



Aus den Händen des Schaffhauser Regierungsrates Christian Amsler nehmen Markus Kessler und Alex Plüss (r.) den gemeinsamen Check des Kantons und der Stadt Schaffhausen, vertreten durch Stadtrat Peter Käppler (l.), entgegen.
Bilder H. C. Steinemann

#Notizen zu Namen

12. August 2010 | Ein Achtungserfolg für Matthias Frick? – Die Regierungsratsersatzwahl vom 29. August ist praktisch schon entschieden

Schaffhauser AZ, Kanton
Bernhard Ott

Das ist nicht zuletzt die Folge der klugen Nomination der SVP. Als Nachfolger für den per Ende 2010 zurücktretenden Erhard Meister hat sie keinen Hardliner, sondern den vergleichsweise grünen Bauernsekretär und Landwirt Ernst Landolt aufgestellt, der auch bei anderen Parteien geschätzt wird. Landolt polarisiert nicht, darum wird es der SVP leicht fallen, den frei werdenden Sitz zu behaupten.
Die Nomination Landolts war einer von diversen Gründen, warum die SP auf eine eigene Kandidatur verzichtete. Hätte die SVP einen «Fundi» präsentiert, wäre die Ausgangslage wohl anders gewesen. Aber noch ein anderer Grund sprach gegen eine eigene Kandidatur: Die SP vertritt nach wie vor den Anspruch, aufgrund ihres Wähleranteils stünden ihr zwei Sitze im Regierungsrat zu. Sie konnte darum die SVP als wählerstärkste Partei nicht mit einer anderen Elle messen.
Das bedeutet allerdings nicht, dass die Linke nun einfach geschlossen den Namen Landolt auf den Stimmzettel schreiben wird. Mit Matthias Frick von der AL steht eine Alternative zur Verfügung, die die Wahl im Schlafwagen verhindert. Matthias Frick ist zwar mit seinen 24 Jahren noch eindeutig zu jung und zu unerfahren für ein Regierungsamt, aber dass er und seine Partei sich trotz geringer Erfolgsaussichten engagieren, verdient Respekt – und einen Achtungserfolg an der Urne.
Mit der Wahl des AL-Kandidaten können wir demonstrieren, dass wir uns mittelfristig eine andere Zusammensetzung der Schaffhauser Regierung wünschen, eine, die das effektive Gewicht der politischen Lager besser repräsentiert als heute. Nicht wählen zu gehen oder leer einzulegen, ist zwar auch eine Möglichkeit, diese Varianten sind aber weniger aussagekräftig als ein gutes Wahlergebnis für Matthias Frick.

#Notizen zu Namen

9. August 2010 | Sensationelle U-19-Ruderer holen Gold

Schaffhauser Nachrichten
(hcs.)

Im Verlaufe der Junioren-WM in Tschechien ruderte sich der Schweizer Vierer mit in die Favoritenrolle. Sowohl den Vorlauf als auch den Halbfinal gewann das U-19-Quartett Augustin Maillefer (Lausanne Sports Aviron), Alex Plüss, Markus Kessler (beide Ruderclub Schaffhausen), Louis Margot (Forward Rowing Club Morges) und Steuermann Marco Brechbühl (Seeclub Luzern) souverän. Und am Sonntag dominierten die Schweizer auch den Final. Schweizer Junioren holten an Titelkämpfen letztmals 1997 eine Medaille und erst die dritte Goldmedaille für ein Schweizer Juniorenboot überhaupt. Die letzten Goldmedaillen liegen noch länger zurück. 1994 gewannen der Junioren-Achter und der Juniorinnen-Doppelzweier in München den Titel.

Mit einem Start-Ziel-Sieg unterstrichen die von Junioren-Nationaltrainer Simon Cox gecoachten jungen Ruderer und ihr Steuermann die ihre Favoritenrolle, in welche sie sich im Verlaufe der WM hineingerudert hatten. Die beiden Schaffhauser mit den zwei Welschen und dem Luzerner Steuermann hatten den Vorlauf sowie den Halbfinal gewonnen und einen starken Eindruck hinterlassen, den stärksten aller 14 Boote. Nach der schnellsten Vorlauf- und Halbfinalzeit wurde die Konkurrenz auf das Schweizer Boot aufmerksam. Im Finalrennen startete das Schweizer Boot wiederum am schnellsten und übernahm die Führung. Das war wichtig, um den anderen Halbfinalsieger Italien von Beginn weg unter Druck setzen zu können. Bei 500 Metern hatten die Schweizer bereits eine drei Viertel Bootslänge Vorsprung. Bei der Hälfte waren es gute 2,5 Sekunden. Die dritten 500 Meter waren während der ganzen Regatta eine Stärke der Schweizer – auch im Final. 500 Meter vor dem Ziel war Verfolger Italien endgültig abgeschüttelt, und der Vorsprung betrug nun etwas mehr als eine ganze Bootslänge. Die Stimmung beim Zieleinlauf im Ruderstadion von Roudnice kochte, und sogar der Streckenkommentator wechselte 100 Meter vor der Zieleinfahrt von Englisch auf Schweizerdeutsch. Mit einem Vorsprung von 2,2 Sekunden holten sich die jungen Schweizer die Goldmedaille. Aus den Händen von Denis Oswald, dem Schweizer Präsidenten des Weltruderverbandes Fisa, nahmen die frisch gekürten Weltmeister ihre Medaillen entgegen. Der Schaffhauser Clubtrainer von Alex Plüss und Markus Kessler, Roland Altenburger, war extra nach Roudnice gereist, um seine Ruderer am Beckenrand zu unterstützen. Auch er freute sich wie die Athleten ernorm über diesen tollen Erfolg: «Wir haben vor allem im Winter hart gearbeitet für diese Medaille. In den letzten vier Wochen vor dem Anlass haben die vier in Sarnen noch den letzten Schliff bekommen.» Für die vier sei nun vieles möglich, er hoffe auf einen Platz an den Olympischen Spielen 2012 in London.



Der Schweizer Vierer mit Steuermann rudert souverän in den Final: Augustin Maillefer, die Schaffhauser Alex Plüss und Markus Kessler sowie Louis Margot.
Bild Roland Altenburger