#Notizen zu Namen

1. Dezember 2017 | Schaffhauser Sammlung wird verkauft

Schaffhauser Nachrichten
Zeno Geisseler

Hugo von Ziegler war Schaffhauser durch und durch. Er verbrachte sein ganzes Leben in der Munotstadt, er war in der Scaphusia aktiv (v/o Lord), und er sammelte Schaffhauser Kunst. Als er 1966 im 77. Altersjahr verstarb, hinterliess der Bankier und Kunsthistoriker eine umfassende Sammlung an Schaffhauser Silberware, Münzen und, allem voran, Zeichnungen von Schaffhauser Künstlern aus dem 16. und 17. Jahrhundert.
Die Nachkommen von Zieglers haben Teile der Sammlung in den letzten Jahren in den Verkauf gegeben, so 2009 bei Sotheby’s in New York und 2012 beim Buch- und Kunstantiquariat August Laube in Zürich. Übernächste Woche, am 13. Dezember, versteigert das Pariser Auktionshaus Drouot nun das vielleicht umfassendste Konvolut aus der Kollektion Ziegler, insgesamt 75 Lose.
«Ziegler war Kunstsammler, aber seine grösste Passion war Schaffhausen», sagt Benjamin Peronnet vom Auktionshaus Drouot. «Er wollte die Geschichte Schaffhausens nachvollziehen.» Das zeigt sich auch bei seiner Sammlung: «Eines der allerersten Werke, das er erwarb, war eine Zeichnung eines Wappens einer Schaffhauser Familie», erzählt Peronnet.
Das wichtigste Werk, das nun angeboten wird, ist eine Serie von 13 Gouachen des Schaffhauser Malers Daniel Lindtmayer (1552–1606/07), «Christus und die Apostel», Schätzpreis 250 000 bis 350 000 Euro. Ursprünglich waren es sogar 14 Blätter gewesen, jedoch gilt das Blatt mit dem Apostel Judas Thaddäus als verschollen. Die Blätter messen etwa 24 auf 15 Zentimeter, sie sind also etwas kleiner als ein A4-Blatt.
Die Serie, oder Teile davon, war mehrere Male in Schaffhausen ausgestellt gewesen, laut Katalog 1939 und 1952 und zuletzt, laut SN-Archiv, 1997, als alle 13 Blätter gezeigt wurden.
Gouachen von Lindtmayer sind sehr selten. «Es sind nur noch zwei weitere bekannt», sagt Experte Peronnet, «eine befindet sich in der Zentralbibliothek Zürich, eine weitere im Museum zu Allerheiligen.»
In der Auktion finden sich auch Werke von Tobias Stimmer – jenem Künstler, der das Haus zum Ritter in der Vordergasse bemalte. Von ihm angeboten wird eine Federzeichnung von St. Paul, ziemlich genauso gross wie ein A4-Blatt und mit einem Schätzpreis von 40 000 bis 60 000 Euro.
Es gibt in der Auktion aber auch Werke mit interessantem Schaffhauser Bezug für kleinere Beträge. So etwa Studien zu Glasmalereien für Schaffhauser Familienwappen, zum Beispiel ein Doppelwappen von Hans Caspar Lang (1571–1645) mit den Wappen der von Waldkirchs und von Heidecks (800 bis 1200 Euro). Gar nur 80 bis 100 Euro beträgt der Schätzpreis für ein Buch mit Stimmer-Stichen. Dabei ist das Buch über 400 Jahre alt.
Werden diese Schaffhauser Kunstschätze, allen voran die 13 Lindtmayer-Gouachen, ihren Weg zurück in ihre Heimatstadt finden? Vielleicht sogar in die Sammlung des Museums zu Allerheiligen? Beim Museum gibt man sich – wie immer bei Auktionen – bedeckt. «Wir wissen», sagt Sprecherin Suzanne Mennel nur, «über den Verkauf Bescheid.»




250 000 bis 350 000 Euro: «Christus und die Apostel». 13 Gouachen von Daniel Lindtmayer, 1586. «V. S.» steht für «von Schaffhausen». Die Serie war zuletzt 1997 im Museum zu Allerheiligen ausgestellt worden. Es sind nur noch zwei weitere Gouachen Lindtmayers bekannt. Eine davon befindet sich bereits im «Allerheiligen».
Bilder zvg/Auktionshaus Drouot Paris



15 000 bis 20 000 Euro: Studie von Köpfen von Daniel Lindtmayer, 1595. 1939 und 1998 im Museum zu Allerheiligen in Schaffhausen ausgestellt.



12 000 bis 18 000 Euro: «Schütze» von Daniel Lindtmayer. Studie für eine Glasmalerei, 1572. 30,2 x 21 cm. 1952 in Schaffhausen ausgestellt.

#Notizen zu Namen

9. November 2017 | Ein Wissenschaftler, der nicht nur im Hirn Muckis hat

Schaffhauser Nachrichten
Dario Muffler

*Silvio Lorenzetti forscht daran, wie Schweizer Sportler erfolgreicher werden können. Im Sportmekka Magglingen nimmt er bald eine leitende Position ein.*

Von der Statur her ist Silvio Lorenzetti eindeutig kein Marathonläufer. An den breiten Schultern sieht man, dass er Kraftsportler ist. Der akademische Weg bis zur Habilitation lässt sich aber eher mit ­einem Marathon denn mit dem Hochreissen einer Hantel vergleichen. Ausdauer hat er also ebenfalls: Seine Habilitation verfasste er auf dem Gebiet des Krafttrainings. Vor Kurzem hielt der Staaner an der ETH Zürich seine Antrittsvorlesung als Privatdozent. Das Thema kommt nicht von ungefähr: Sein Einstieg in das Gebiet der Biomechanik, der Wissenschaft, die sich mit Bewegungsabläufen und Funktionen des Bewegungsapparats ­befasst, kam über seine eigenen Erfahrungen aus dem Kraftsportbereich. Im Powerlifting, einem Dreikampf der Schwerathletik, gewann er sogar einmal den Schweizer-Meister-Titel. «Das Training war für mich immer schon ein Ausgleich zur Schreibtischarbeit», sagt der 43-Jährige, der vor allem wegen seines zweiten grossen Hobbys, der Jagd, bekannt ist. Nun aber befasst er sich neben seinem regelmässigen Training im Fitnesscenter vor allem theoretisch mit Krafttraining. «Es sind relativ einfache Bewegungen, die gut ­geeignet sind, um sie mit dem Computer zu modellieren», sagt er.
Silvio Lorenzetti hält keine ausschweifenden Monologe, eher antwortet er kurz und präzis. Doch er sei einer, der auch mal fünf gerade sein lasse. Wichtig ist ihm auch der Bezug zu Menschen. Das war der Grund, weshalb er sich von seinen akademischen Wurzeln in der Astrophysik löste. «Dort hat mir dieser ­Bezug gefehlt», erklärt er. «In der Biomechanik geht es am Ende des Tages um den Menschen.»
Künftig werden die Menschen, genauer gesagt die Sportler, mit denen er zu tun haben wird, vor allem Leistungssportler sein. Als Leiter des Ressorts Leistungssport an der Eidgenössischen Hochschule für Sport in Magglingen wird ihm die Koordination der verschiedenen Unterdisziplinen der Sportwissenschaft unterliegen.
Die Zusammenarbeit mit Spitzensportlern ist kein Neuland für ihn. Bereits an der ETH arbeitete er etwa mit Swiss-Ski, dem nationalen Skiverband. «Das Ziel war, den Start von Ski-Crossern zu analysieren, um ihn zu ver- bessern», erzählt er. Auch im Schwimm- und im Laufsport engagierte er sich schon. Apropos laufen: Wohin sein Marathon führe in den nächsten zehn Jahren? «Ich weiss es nicht, weil ich mich auf das Hier und Jetzt fokussiere», sagt Silvio Lorenzetti. An Visionen mangelt es ihm dennoch nicht.

**Zur Person**

Alter
43

Zivilstand
verheiratet, eine Tochter

Wohnort
Stein am Rhein

Hobbys
Jagd, Krafttraining

Aktuelle Lektüre
­­Commissaire-Maigret-Bücher von Georges Simenon



In seiner Zeit an der Kantonsschule Schaffhausen verbrachte Silvio Lorenzetti viel Zeit im Restaurant Falken.Bild Dario Muffler

#Notizen zu Namen

15. August 2017 | «Mit Wehrli-Wösch weisch, wat häsch!»

Schaffhauser Nachrichten
Michael E. Dreher

Dieser Slogan warb jahrzehntelang für das renommierte Textilgeschäft Wehrli an der Ecke Vordergasse 77 und Rathausbogen, wo heute die Buchhandlung Thalia ihr Schaffhauser Domizil hat. Das etwas sentimentale Lied: «Die alten Strassen noch, die alten Häuser noch, die alten Freunde aber sind nicht mehr …», könnte für Schaffhausen lauten «… die alten Geschäfte aber sind nicht mehr.» Der Wandel ist offensichtlich und tief greifend. Der Arme-Leute-Laden Migros, bis 1956 am Fronwagplatz 25 domiziliert, ist längst zum Universalanbieter auf höchster Qualitäts-(und Luxus-)Stufe geworden; Baumärkte, Supermärkte, Gigamärkte sowie der Wegfall vieler Zollschranken haben den Detailhandel in Verbindung mit dem Internet in einer Weise umgekrempelt, wie sich das nur sehr weitsichtige Unternehmer mit USA-Bezug – Trendsetter – vorstellen konnten. Einige Schaffhauser Traditionsfirmen wie etwa die Konditoreien Rohr und Reber, die ehemalige Bäckerei Aschinger an der Oberstadt oder die Zuckerbäckerei Ermatinger sind zwar noch am alten Ort, wenn auch in anderen Händen. Immerhin wird der «Falken» – Stammhaus der Brauerei – nach wie vor und erfolgreich an der Vorstadt 5 geführt, der Zeit zum Trotz.
Auch die angesehene Firma Wehrli gehörte zu den Schaffhauser Spezialgeschäften, die bis in die frühen 1960er-Jahre für ihre Inserate ein bienen- wabenförmiges Logo verwendeten. In jeder «Wabe» waren die andern Spezialgeschäfte eingetragen, wie Sauter (Radio TV), Stierlin (Eisenwaren), Wehrli (Textil), Reinfried (Teppiche), Hablützel (Leder), Bodmer (Spielwaren), Rauch (Mode), Werner (Pelze) und so weiter. Jedes Inserat eines Spezialgeschäfts warb so gleichzeitig für alle andern. So hatten die Schaffhauser Detaillisten schon vor Jahrzehnten mit diesem Werbeauftritt eine Art von Corporate Identity, lange bevor dieser Begriff etabliert war oder an der Hochschule St. Gallen gelehrt wurde.
Ein wegweisender Entscheid für die Zukunft der Altstadtgeschäfte war 1969 die Gründung der Pro City. Paul Pflügl (Tabak Forster) und Eugen Wehrli hatten massgebend zur Formierung dieser Vereinigung für eine lebendige Altstadt beigetragen. Aus dem ehemaligen Detaillistenverband entwickelte sich eine jahrzehntelange und bis heute erfolgreiche Zusammenarbeit, welche auch die Warenhäuser einbezieht.
Zu diesen engagierten Exponenten des in der traditionellen Form untergegangenen Schaffhauser Detailhandels gehörte viele Jahre der Unternehmer Eugen Wehrli, ein Geschäftsherr und Gentleman alter Schule.
Er ist am 1. Juni kurz vor seinem 98. Geburtstag gestorben. Ich kannte ihn seit meinem fünften Lebensjahr, als er mich aus dem Lift in seinem Geschäftshaus befreite, wohin sich das aufgeweckte Kind zwecks Erprobung des mechanischen Aufstiegs begeben hatte, jedoch den Lift nicht mehr unter Kontrolle brachte. Das Geschrei im Schacht war weitherum hörbar, die Befreiung aus dem Lift wurde als Lebensrettung empfunden.

**Freundschaften fürs Leben**
Eugen Wehrli besuchte die Kantonsschule, wo er 1936 der Traditionsverbindung Scaphusia beigetreten war. Man kann füglich sagen, dass er in diesem Lebensbund jahrzehntelange Freundschaften fand. Er pflegte diese auch mit jüngeren Jahrgängen, weshalb er trotz seines hohen Alters nicht vereinsamte. Da sein Elternhaus an der Vordergasse «Zum gelben Horn» heisst, wurde ihm – etwas schlicht – der Vulgo «Hörnli» verliehen. Mit diesem Verbindungsnamen hatte er in Schaffhausen auch weit über die Scaphusia hinaus Verkehrsgeltung.
Obwohl meine Mama Dauerkundin bei Wehrli-Wösch war, kannte ich ihn zunächst nur von flüchtigen Ladenkontakten. Nach meinem Beitritt zur Scaphusia sah ich ihn 1962 erstmals in unseren Farben Blau-Weiss-Blau. Ich fragte angenehm überrascht, ob er auch in der Scaphusia sei, was ja eigentlich zu sehen war. Er antwortete: «Ja, offensichtlich, und von heute an bin ich für dich der Hörnli.» So bot ein Alter Herr und der Erste aus der Welt der etablierten Erwachsenen einem Fuxen das Du an, was damals alles andere als selbstverständlich war.
Aus dieser Geste wurde eine lebenslange Verbundenheit. Wenn ich autofrei in Schaffhausen war, kamen wir immer mal wieder in seiner Wohnung im «Kronenhof» bei einer Flasche Weissem zusammen und diskutierten die Welt von gestern mit den damaligen Exponenten des Raums Schaffhausen. Trotz seiner Zugehörigkeit zur reiferen Jugend war er geistig hervorragend präsent und erzählte interessante Geschichten über seine Zeitgenossen aus Handel und Politik, die längst die Fähre über den Jordan bestiegen hatten. Und wie immer beim Verfassen von Nekrologen tauchen auch jetzt die vielen hervorragenden Persönlichkeiten aus Scaphusia, FDP und Schaffhauser Wirtschaft vor dem geistigen Auge auf, die für uns als Scaphusianer und Studenten wie auch danach mit Rat und Tat da waren, wenn wir ein Anliegen hatten – heute Verpflichtung, es ihnen gleichzutun.
So verbleiben viele gute Erinnerungen an Eugen Wehrli, Freund Hörnli, und das ist, was zählt. Am 4. Juli wurde ihm in voll besetzter St.-Anna-Kapelle mit dem «Gaudeamus igitur» die letzte Ehre erwiesen. Fiducit!


#Notizen zu Namen

12. August 2017 | Natürliche Autorität machte ihn zur Vaterfigur

Schaffhauser Nachrichten

**Nachruf Alt Stadtpräsident Felix Schwank**

Mit Felix Schwank verliert unsere Stadt eine markante Persönlichkeit, die sich während einer langen politischen Laufbahn mit Herzblut für Schaffhausen eingesetzt und auch nach dem Rücktritt aus der aktiven Politik bis ins hohe Alter weiterhin rege am Geschehen unserer Stadt ­Anteil genommen hat.
Felix Schwank war in Romanshorn aufgewachsen und hatte dort die Schulen besucht, bis sein Vater Ende der 30er-Jahre als Postverwalter nach Schaffhausen gewählt wurde. Nach der 1942 bestandenen Maturität leistete ­Felix Schwank längere Zeit Militärdienst. Gegen Kriegsende nahm er an der Universität Zürich das Studium der Rechtswissenschaften auf, welches er im Herbst 1949 mit dem Doktorat abschloss. Nach dem Rücktritt von Verhörrichter Wilhelm Votsch wurde er im Herbst 1951 zum wohl jüngsten Verhörrichter in der Geschichte der Schaffhauser Justiz gewählt. Wenige Jahre später wurde er bereits Staatsanwalt.
Im Jahre 1951 heiratete Felix Schwank Ruth Suter. Ihrer Ehe entsprossen zwei Kinder. Die Wahl zum Stadtschulrat 1956, den er 1959 ein Jahr lang präsidierte, war für den jungen Familienvater ein erster Schritt in die Politik. 1960 wurde der damals erst 38-Jährige in den Schaffhauser Stadtrat gewählt, wo er schnell mit Walther Bringolf zu harmonieren begann. Nach acht Jahren Stadtrat wählten ihn die Schaffhauser – den Schaffhauserinnen war ­damals ja das Wählen und Abstimmen noch verwehrt – zu ihrem Stadtpräsidenten.
20 Jahre blieb Felix Schwank im Amt, unbestritten, wenn auch nicht immer von allen gleichermassen geliebt. Felix Schwank setzte mit einer neuen Bauordnung und der verkehrsfreien Innenstadt wichtige Akzente in der Stadtentwicklung Schaffhausens. Ferner förderte er kulturelle Institutionen wie das Museum zu Allerheiligen, das Stadttheater, Bibliotheken und das Stadtarchiv.

**Hartnäckig, aber respektvoll**
Durch seine klaren Vorstellungen und seinen Willen, zu gestalten statt zu verwalten, prägte er die Stadt während zweier Jahrzehnte. Mit besonderer Hingabe widmete er sich der Förderung von Kunst und Kultur und im Besonderen der Förderung neuer künstlerischer Richtungen. Durch seine natürliche Autorität wie auch durch seine persönliche Ausstrahlung war Felix Schwank zu einer Vaterfigur, zu einem Stadtvater, geworden. Seine Amtszeit ging deshalb auch als «Ära Schwank» in die Geschichte ein. Felix Schwank gehörte nicht zu jenen Politikern, die unauffällig im Strom schwimmen. Er vertrat stets seine eigene Meinung, fand aber auch immer Ansatzpunkte zu vermitteln. Er konnte ein recht unbequemer und hartnäckiger Gesprächspartner sein; doch gaben seine Standpunkte immer wieder zu Diskussionen Anlass, die stets respektvoll und auf demokratische Weise geführt wurden. Die demokratische Ausmarchung von Kontroversen lag ihm sehr am Herzen. Ohne auf Einzelheiten einzugehen, darf mit Anerkennung festgestellt werden, dass Felix Schwank in einer Zeit des raschen Wandels ganz wesentlich zur Gestaltung und Weiterentwicklung unserer Stadt beigetragen hat.
Nach seinem Rücktritt aus der Politik wollte er eigentlich loslassen, sich seinen vielen sonstigen Interessen widmen, lesen, schreiben, jedenfalls nicht mehr politisieren. Aber so einfach war das nicht, er konnte nicht aus seiner Haut. So wies er in regelmässigen Abständen immer wieder darauf hin, wenn er politische Kurzsichtigkeit oder einfältige Entscheide ortete. «Unverstand» ärgerte ihn. Er war überzeugt, dass, wer die Gegenwart verstehen und gestalten wolle, auch Sinn für Kontinuität haben müsse. Diese historische Verantwortung wurde in seinen Augen von den Politikern und den «ewigen Umorganisierern» oft zu wenig ernst genommen. Dabei, so argumentierte er, dürfe der «Blick in den Rückspiegel», in die Vergangenheit nicht fehlen! In den 1990er-Jahren schrieb er mehrere Bücher, die Erinnerungen zum Inhalt haben. Auch in den «Schaffhauser Nachrichten» erschienen immer wieder Reminiszenzen aus seinem Leben, aus seiner vielseitigen Tätigkeit, in denen seine Ehefrau Ruth eine wichtige Rolle spielte. Für vergangene Ereignisse konnte er sich stets auf seine Tagebuchnotizen verlassen, die er sorgsam aufbewahrte.
Felix Schwank hatte gesundheitlich auch im hohen Alter kaum Probleme, auch im Geist war er jung geblieben. Nur sein Gehör machte ihm zu schaffen. Es war traurig, als er, naturverbunden, wie er stets war, eines Tages sagen musste, «auf einmal hörte ich im Wald die Vögel nicht mehr, plötzlich war es totenstill». Trotzdem wusste er auch damit umzugehen und verfolgte bis in die letzten Tage seines Lebens das Geschehen nah und fern.
Schaffhausen verliert mit Felix Schwank eine bedeutende Persönlichkeit. Der Stadtrat gedenkt seiner in grosser Dankbarkeit und entbietet den Angehörigen sein aufrichtiges Beileid.

Peter Neukomm, Stadtpräsident


**Felix Schwank: Geprägt vom weiten Horizont des Sees**

Felix Schwank zog 1936 von Romanshorn nach Schaffhausen um, wo sein Vater eine Stelle als Postverwalter antrat. Im 1994 erschienenen Buch «Sonnenohr» schildert er im ersten Kapitel diesen Umzug. Eintritt in die Lateinklasse der Realschule, nach einem Jahr Übertritt in die Kantonsschule. Schule empfand der junge Felix oft als Freiheitsberaubung. Zurechtfinden in der neuen Umgebung der Stadt war für den Seebuben nicht einfach. «Ich vermisste den weiten Horizont See, seine Farbe, seinen Duft.» Der Rhein war ein Teilersatz. Rauschen wie ein See konnte der Rhein am Moserdamm, wo die Weite aber vom Cholfirst begrenzt wird. Ich konnte ihn gut verstehen. Mit dem Bürgerort Altnau verbinde auch ich die Weite des Sees.
Weitblick und Orientierung fand mein Vater in der Kultur, der Natur, mit der Familie auf Bergwanderungen. Gesetzte Ziele halfen, Kräfte zu mobilisieren. Schon früh wurde mir klar, dass er keine halben Sachen mochte. So etwa, wenn ich bei Diktatverbesserungen flickte oder Tintenkleckse im Reinheft hinterliess.
Für makellose Reinschrift bewunderte ich später die Stadtrats-Hüttenbucheinträge von alt Stadtschreiber Hans Müller. Die Stadtratshütte ob Lieblosen war ein Ort, wo ich meinen Vater im Kreise anderer Stadtratsfamilien, fernab der Politik und doch politiknah, erfahren konnte. Die Hütte bot Raum zu Begegnungen quer zu politischen Bindungen. Prägend waren auch die Auftritte des Herrn Präsidenten, Walther Bringolf, an diesem Ort. Seine Erzählungen faszinierten die Runde und im späteren Jugendalter auch mich. Ich erahnte, dass Weitblick und Politik keine Gegensätze sein müssen. Visionen für die Zukunft dieser Stadt können verbinden. Das taten sie, begünstigt durch den wirtschaftlichen Boom der 60er-Jahre. Es war eine Zeit, wo führungsstarke Exekutiven gefragt waren.
Mein Vater trug in sich die Flamme der Freiheit, neben seiner Abneigung für halbe Sachen. Diese Flamme offenbarte er uns Kindern beim Geschichtenerzählen. Eine weitere Öffentlichkeit spürte sie in seinen Reden, Texten und seinen Büchern. Die Forderung «Macht aus dem Staat Gurkensalat» der autonomen Jugendbewegung der 1980er-Jahre konnte ihn, den Konzilianten, auf die Palme bringen. «Ihr wisst nicht, was ihr tut, mit solchen Forderungen zu sympathisieren», redete er mir mit Nachdruck ins Gewissen. Weder er noch ich ahnten 1980, dass ein Staat, der Leistungen im Rechtsrahmen wirksam erbringt, einmal «von oben» bedroht sein könnte: durch Laisserfaire in Finanzmärkten, durch supranational organisierte Raubritterzüge auf Vermögen und Steuereinnahmen.

**Deals waren nicht seine Sache**
Die Flamme der Freiheit hat in der Politik keinen leichten Stand, auch in einer Kleinstadt nicht. Um sie und seine Handlungsfreiheit zu schützen, wirkte mein Vater oft unnahbar, ja stur. Als arrogant hatte ich ihn nie erlebt. Kompromisse ja, aber bitte keine Deals nach dem Prinzip «Gibst du mir die Wurst, lösch ich dir den Durst». Er wusste, dass es bei Letzteren immer Dritte gibt, welche einen Preis bezahlen. Er hatte in schwierigen Kantonsschul- und Studienjahren nach dem Tod seiner Mutter selbst erfahren, was es bedeutet, einen solchen Preis zu bezahlen. Über Verletzungen der Seele spricht ein Politiker selten. Mein Vater suchte nach der Pensionierung dazu den Weg der Annäherung über die Bücher mit biografischer Strickleiter «Verdunkelte Tante» und «Sonnenohr». Und er freute sich über Besuche und Gespräche mit Freunden auf der Terrasse an der Randenstrasse. Mit ihm ist ein Freund der Stadt und ein Kind seiner Zeit von uns gegangen.

Othmar Schwank, Rüdlingen



Felix Schwank (1922–2017).
Bild B. + E. Bührer

#Notizen zu Namen

6. Juli 2017 | «Doch noch wandl’ ich auf dem Abendfeld …»

Schaffhauser Nachrichten
Martin Schweizer

Die Terrasse hoch oben an der Lahnhalde ist reich bepflanzt. Rosen blühen, bei klarer Sicht sieht man weit über die Stadt hinaus bis zu den Alpen. Wenn es nicht gerade Katzen hagelt, empfängt der Gastgeber seine Besucher gewöhnlich in einer schattigen Sitzecke. Kein Wein heute, nur Wasser, es ist heiss. Felix Schwank steht kurz vor seinem 95. Geburtstag, der vom Tod seines Freundes und ehemaligen Stadtratskollegen Jörg Aellig überschattet wird.
Alles dreht sich an diesem Nachmittag um Jörg. Viel geredet wird nicht. Der ehemalige Stadtpräsident hat die Nachricht eben erfahren und ist, entgegen seiner Gepflogenheit, einsilbig. Und bestürzt, seine Miene verrät es, obschon man in den letzten Tagen mit dem Schlimmsten rechnen musste. Felix Schwank hatte seinen Freund und Weggefährten noch vor wenigen Tagen im Kantonsspital besucht. Er schien wieder «zwäg» und fast wie in alten Zeiten etwas aufmüpfig, sicher durfte man aber nicht sein.

**Stille im Wald**
Schwank und Aellig pflegten auch nach ihrem Abschied aus der aktiven Politik einen vergleichsweise engen Kontakt; sie tauschten sich aus, schrieben einander Briefe, aus den Ferien Ansichtskarten. Verabredeten sich zu einem Essen oder telefonierten, was allerdings je länger, je schwieriger wurde. Das Gehör. Schon vor Jahren sagte Felix Schwank: «Weisst du, auf einmal hörte ich im Wald die Vögel nicht mehr» – plötzlich war es totenstill. Traurig. Längst hat sich Schwank zwar arrangiert, bewundernswert klaglos. Doch inzwischen funktioniert sein Gehör überhaupt nicht mehr. Gespräche mit Felix Schwank sind, mit oder ohne Stöpselchen in den Ohren, lautmalerische Seiltänze, an ein klassisches Interview ist nicht mehr zu denken. Trotzdem, trotz der Beschwernis: Was der Meister mit seinen 95 Lenzen denkt und sagt, über Politisches, über Privates, ist und bleibt interessant. Und stockt das Gespräch, schaut man sich für einen Augenblick stumm und vielleicht etwas betreten an – um dann lachend die Anspannung zu lösen und nochmals von vorn zu beginnen.

**Die Patriarchen**
Alles auf Anfang! Heute gibt es allerdings nichts zu lachen, wir verabreden uns auf einen andern Tag. Zu Jörg Aellig und dessen Amtszeit sagt Schwank nur noch, bevor er den Gast in das Bähnchen entlässt, das an der Hanglage zu seiner Wohnung heraufund hinunterzuckelt: «Vor der jeweiligen Arbeit im Stadthaus gab es unter uns oft heftige Auseinandersetzungen. Aber am Ende war alles gut, Jörg und ich waren als Team stark und wussten, es konnte sich einer auf den andern verlassen.»
Ein Understatement, natürlich, denn das Duo Aellig/Schwank schrieb Lokalgeschichte. War in vieler Beziehung aussergewöhnlich und entscheidend für die relativ harmonische Entwicklung der Stadt. Beide ernteten in ihrer langjährigen gemeinsamen Tätigkeit gewiss nicht immer Beifall, die Herren waren auch unbequem, konnten «anecken» und mit ihrem «patriarchalisch oder autoritär wirkenden Stil den Unwillen auf sich ziehen», wie die «Schaffhauser Nachrichten» 1988, am Ende der legendären Ära, notierten.

**«Ich bin kein Greis»**
Felix Schwank, der gross gewachsene Mann mit immer noch intaktem Gedächtnis, gehört zur raffinierteren Sorte – zu jenen ausgefuchsten Politikern, die auf unbequeme Fragen gar nicht erst eingehen. Darum darf man keine Entgegnung auf den angeblichen «patriarchalischen Stil» erwarten. Stattdessen schaut der Chef ins Grüne und erklärt übergangslos, wieso er den Stock bei unserer Begrüssung nicht benutzt habe. Der Einsatz des eigentlich vernünftigen Hilfsmittels wäre seiner Meinung nach durchaus nötig, weil er, Schwank, vor Kurzem im Wohnzimmer unglücklich «gstügelet», lies: gestürzt, sei. Er vergesse den Stock aber häufig, offenbar weil er sich «unterschwellig» einrede: «Ich bin doch kein Greis!»
Ist er nicht, ein Greis, aber mit 95 doch in einem biblischen Alter. Test anderntags bei einem erneuten Anlauf zu einer kreativen Plauderei auf der Terrasse, mit einem Zitat der Hauptperson: «Es gibt kein Leben ohne Politik, es sei denn, man drücke sich davor oder verstehe Politik falsch, nämlich als das, was Sache der andern ist, der Politiker. In einer Demokratie ist jeder Politiker, jeder erwachsene Mensch als Bürgerin oder Bürger in Pflicht genommen.» Prompt jetzt die Antwort: Das mit der Politik könne «jeder halten, wie er wolle». Er, Schwank, habe es hingegen immer vorgezogen, «selbst zu politisieren statt mit mir politisieren zu lassen». Zusatzfrage: Gilt das auch für die lokale Politik – mit ihrer oft beschränkten Wirkung? Das «Beschränkte », bitte schön, will der Senior «überhört» haben, auch in der kleinsten Gemeinde sei «gute Politik» gefragt, die durchaus Wirkung entfalte.
Einverstanden, nächste Frage: Hat Felix Schwank noch Kontakt zu aktiven Politikern, zu freisinnigen Parteifreunden? Da er an Parteiversammlungen kein Wort mehr verstehe, habe er sich «dispensiert». Den Jahresbeitrag bezahle er, Mitglied der FDP seit 1950, aber nach wie vor, und zwar pünktlich. Etwas unvermittelt fügt Schwank hinzu, er habe ein gutes Verhältnis zu seinem jungen Kollegen Neukomm, wörtlich: «Wir können miteinander über alles reden, graue Eminenz bin ich aber nicht.» Die ehemaligen Vorgänger des Stadtpräsidenten, Hess, Wenger, Feurer, schätzt er genauso. Öffentlich äussert sich Felix Schwank aber nicht – nicht mehr – zur städtischen oder kantonalen Politik. So viel lässt sich aber immerhin sagen: Er mag es durchaus, mit den Mannen «seiner Wahl» hin und wieder Tacheles zu reden. Meistens geschieht das per Briefpost.

**Ruth im Mittelpunkt**
Themawechsel: Seit sechs Jahren, nach dem Tod seiner geliebten und in der Öffentlichkeit hoch geschätzten Ehefrau Ruth, lebt Felix Schwank allein in einer relativ grossen Wohnung. Fühlt er sich einsam? Kurze Pause. Dann holt er aus, spricht lange und berührend über Ruth: «Ich hätte bei Weitem nicht das leisten können, was zu leisten war, ohne meine Frau … Mir blieb wenig Zeit für das Familiäre. Da war Ruth der Mittelpunkt. Sie hatte auch die Gabe, mit allen Leuten zurechtzukommen, sei es der Lord of Westminster oder jemand vom Gartenverein.» Es gebe immer wieder Momente, «wo ich die Nähe meiner Frau noch heute stark spüre». Im Übrigen seien da auch sein Bruder, seine Kinder Marianne, Othmar. Die Enkel, Besuche von Freunden und Bekannten, kurzum: «Nein, allein gelassen bin ich nicht!»
Schön. Man glaubt es ihm ganz einfach, fragt sich insgeheim aber dennoch: Darf man einem Politiker eigentlich alles abnehmen? Stimmt es, dass neulich in der Dämmerung ein Fuchs über die Terrasse schlich? Wie kam der Schlaumeier da rauf? «Weiss nicht.» Und wie steht es mit der Behauptung, er, Schwank, könne gut kochen? «Ich, gut kochen? Das ist ein Missverständnis. Mein Problem ist, dass ich das essen muss, was aus meiner Pfanne kommt!» Dagegen der Haushalt: waschen, bügeln, staubsaugen, übersteige seine Möglichkeiten, sagt Schwank und nennt mit grossem Respekt Frau Richter, eine geduldige und liebenswürdige Frau, die seit Jahrzehnten mit der Familie Schwank befreundet ist und, einmal in der Woche, noch immer an der Lahnhalde zum Rechten sieht.

**Die Feder weggelegt**
Felix Schwank werkelt auch im hohen Alter oft und ausdauernd auf der Terrasse in seinem üppig wuchernden Garten. Schneidet Rosen, wässert, läuft mit dem Spaten herum. Nach getaner Arbeit setzt er sich gern in einen Sessel, liest die Zeitung, schreibt. Schwank ist ja auch Schriftsteller. Drei inzwischen vergriffene Bücher sind weit herum bekannt, das «Sonnenohr», die «Verdunkelte Tante», «Der Prophet und die Rauchwürste». Daneben erschienen mehr als 200 vergnügliche und nachdenkliche Erzählungen in den «Schaffhauser Nachrichten». Und im Bibliothekszimmer bewahrt er seine Tagebücher auf, die hier auszugsweise einmal publiziert wurden. Berühmt schliesslich seine kalligrafischen, schwungvoll mit dem Füllfederhalter verfassten Briefe. Aber schreiben, für die Zeitung, wie früher? Nein, da habe er «die Feder weggelegt». Die digitale Welt, meint er, «ist für mich ein Buch mit sieben Siegeln. Sie ist zwar da und für die Zukunft wichtig. Doch weil ich zu ihr keinen Zugang habe, ist mein Weltbild inzwischen einseitig und offensichtlich fehlerhaft.» Manche Leute, mahnt er, blieben da heutzutage zurück und könnten unter der neuen Technik «den Boden unter den Füssen verlieren».
Felix Schwank liest dafür viel, sehr viel, und das täglich, neben Zeitungen und Zeitschriften Buch um Buch, Historisches, Biografien, Belletristik. Vor dem Einschlafen im Bett noch einen Krimi, Donna Leon, Agatha Christie. Schweizer Literatur? «Dürrenmatt ist mir näher als Frisch, über allen steht bei mir aber Gottfried Keller.» Allein die Gedichte, «hohe Kunst der Lyrik», zum Beispiel das «Abendlied»:

«Doch noch wandl’ ich
auf dem Abendfeld,
Nur dem sinkenden
Gestirn gesellt …»

Anno Domini habe er in Zürich «als Pendler studiert», die Stadt aber «lieb gewonnen» über Kurt Guggenheims «Alles in Allem». Den Enkeln sage er jeweils, das «grossartigste Buch» sei die Bibel. «Am Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott …» Was gibt es «Bewegenderes als die ersten Sätze aus dem Johannes-Evangelium»?.

**Ein liberaler Geist**
Zurück zum Homo politicus. Es würde interessieren, wie sein Verhältnis zu Walther Bringolf war. Von 1961 bis 1968, also während Bringolfs Präsidialzeit, leitete der nachmalige Stadtpräsident Schwank das städtische Finanz- und Schulreferat. Kann er sich an die Anfänge, an die Sechzigerjahre erinnern? «Ja, klar. Die Zeit möchte ich nicht missen, Bringolf war ein grosser Schaffer und, wo er Vertrauen gefasst hatte, ein guter Kollege », sagt Schwank. Und um ihn, um Felix Schwank, geht es bei einer sehr träfen Würdigung von Norbert Neininger, dem ehemaligen Verleger und Chefredaktor dieser Zeitung, der mit einem Grusswort schon vor fünf Jahren etwas vom politischen Charakter des Jubilars vorweggenommen hat. Er bezeichnete Schwank als «zutiefst liberalen Geist, freisinnig im Denken und Handeln». Und als unvergleichliche Persönlichkeit mit «vorbildlichem Stil» und grossen Verdiensten für die Stadt.
Felix also doch ein Mann ohne Fehl und Tadel? Hat er, in all den zum Teil turbulenten Jahren, alles comme il faut gemacht, politisch, privat? «Was Norbert Neininger seinerzeit über mich geschrieben hat, ehrt mich», sagt der Geehrte, aber auch und selbstkritisch: «Wer tätig ist, macht Fehler. Davor war auch ich nicht gefeit. Die meisten Fehler lassen sich korrigieren. Nur muss man es tun.» Und was, überhaupt, ist letztlich wichtig, wesentlich im Leben? Antwort eines schon ziemlich Abgeklärten: «Je höher man steigt, desto wichtiger wird es zu wissen, dass es einen Höchsten gibt.»
Es kommt in den besten Familien vor, dass der Vater am Küchentisch immer die gleichen Heldentaten auftischt, Militär vorneweg. Das soll bei unserem Gespräch nicht passieren, weshalb wir gleich selber aus dem Repertoire von Felix Schwank schöpfen, der über die angebliche Weisheit des Alters einmal sinnierte: «Dass man von Altersweisheit spricht, hat damit zu tun, dass der Mensch Zeit braucht, um weise zu werden … Das Sehen muss zum Schauen werden, wie beim Sonnenuntergang, der ja auch mehr ist als ein naturwissenschaftliches Phänomen. Weisheit gedeiht am ehesten in der Beschaulichkeit. Man ist den letzten Dingen nahe, auf die der Weise zugeht und über die man eigentlich nicht mehr reden kann.»
Ein schöner Sommerabend kündigt sich auf der Terrasse an – zeitgleich mit den von Felix Schwank nochmals mit vernehmlicher Stimme vorgetragenen Zeilen aus Gottfried Kellers «Abendlied», das wir alle kennen und gleichwohl immer wieder innig mithören und mitfühlen:

«Trinkt, o Augen,
was die Wimper hält,
Von dem goldnen
Überfluss der Welt!»

Punkt. Und dann gilt’s: Herzliche Gratulation, lieber Felix, zum 95. Geburtstag! Kräftiger Händedruck. Und zum Abschied doch noch einen Rosé. Wir erheben das Glas, auch im Gedenken an unseren gemeinsamen verstorbenen Freund.


**Weiter Horizont und kulturelles Engagement**

*Von wenigen Freunden und Weggefährten wollten wir zum 95. Geburtstag von Felix Schwank wissen, möglichst kurz und bündig, wie sie die Amtszeit des Stadtpräsidenten a. D., ausser Dienst, heute beurteilen.*

Viele sind’s. Viele Bürgerinnen und Bürger dieser Stadt reihen sich heute Donnerstag unter die Gratulanten. 95 Jahre. Und noch in beneidenswert guter Verfassung, geistig, körperlich. Fast drei Jahrzehnte und noch unter Walther Bringolf sass der Jubilar im Stadthaus. Hat engagiert und mit starker öffentlicher Präsenz politisiert, Weichen gestellt. Vorausschauend, zum Wohl der Stadt. Im historischen Lexikon der Schweiz steht dazu: «Felix Schwank setzte unter anderem mit einer neuen Bauordnung und der verkehrsfreien Innenstadt wichtige Akzente bei der Stadtentwicklung und förderte kulturelle Institutionen und Initiativen. In den 1990er-Jahren schrieb er mehrere Bücher, die Erinnerungen und Anekdoten zum Inhalt haben. »
In die Freude über den heutigen Tag mischt sich Dankbarkeit für die erbrachten Leistungen – und wohl auch ein bisschen Nostalgie. Sehnsucht nach der «guten alten Zeit» erwärmt das Herz, auch wenn früher nicht immer alles so rosig war, wie man sich dies rückblickend vorstellen mag. Jeder hat seine eigenen Erinnerungen.
Dabei, nicht ganz überraschend, wird der Mann mit der Fliege mit Elogen geradezu eingedeckt. Fast nur eitel Sonnenschein.

**Peter Neukomm**, zum Beispiel. Er ortet Gemeinsamkeiten, beide hätten sie einen ähnlichen beruflichen Werdegang, «Felix Schwank ist auch studierter Jurist und wirkte vor seiner politischen Karriere als Stadtrat wie ich als Verhörrichter und Staatsanwalt». Die wirklich schöne Pointe aber folgt noch: «Felix Schwank ist auf den Tag genau 40 Jahre vor mir – ebenfalls im Sternzeichen Krebs – geboren.» Dann Neukomms Lobeshymne: «Für sein langjähriges, erfolgreiches Wirken als Stadtratsmitglied ab 1961 und als Stadtpräsident von 1969 bis 1988 bringe ich ihm grossen Respekt und Wertschätzung entgegen. Unter seiner Ägide wurde die Altstadt 1972 als eine der ersten Schweizer Innenstädte autofrei. Zudem war auch ihm das kulturelle Engagement der öffentlichen Hand sehr wichtig, weil er wusste, dass dies die Qualität einer Stadt als Wohn- und Wirtschaftsstandort spürbar positiv beeinflussen kann.» Und weiter: Ihm, Felix Schwank, sei es wesentlich zu verdanken, dass «mit den Hallen für Neue Kunst über mehrere Jahrzehnte eine der weltweit wichtigsten Sammlung zeitgenössischer Kunst in Schaffhausen ausgestellt werden konnte, denn er hatte deren grosses Potenzial schon früh erkannt».

**Kurt Amsler**, ehemals Regierungsrat und danach Direktor der Kantonalbank, lernte Felix Schwank in jungen Jahren durch die Verbindung Scaphusia kennen. Er beeindruckte ihn «durch seine Eloquenz», wirkte damals auf den jungen Amsler aber «etwas abgehoben ». Längst vorbei. Schon während ihrer politischen Tätigkeit in der Stadt und im Kanton sind sich nähergekommen. Heute, im Alter, «fühlen wir uns», so Amsler, «freundschaftlich verbunden », auch dank der Nachbarschaft an der Lahnhalde. Felix glänze immer noch «durch vielfältige Interessen und durch sein beeindruckendes Wissen», kurz und gut: «Die Altersmilde hat uns beide eingeholt, und wir freuen uns auf jede Begegnung.»

Von einer bereichernden Zusammenarbeit spricht **Tina Grütter**, Konservatorin von 1986 bis 2001 im «Allerheiligen ». Felix Schwank war für sie als Stadtpräsident und Museumsreferent die «ideale Persönlichkeit, mit seinem kulturellen Wissen und seiner Intelligenz die Bedeutung des Museums zu erkennen und öffentlich zu vertreten». Kamen irgendwelche Parlamentarier, vom Gemeinderat bis zum Bundesrat, nach Schaffhausen, so veranlasste er, dass sie durch das Museum geführt wurden. Schwank war sehr interessiert und neugierig. Manchmal, erinnert sich Grütter, tauchte er kurz vor der Eröffnung einer Ausstellung unvermittelt im Wechselsaal auf und konnte sich auch kritische Bemerkungen nicht verkneifen, etwa im Stil von: «Mue da gschpässig Bild unbedingt a dere Wand hange?»

Kunst und Kultur standen in jenen Jahren auch für **Arthur Ulmer** im Vordergrund. Zuständig damals in der städtischen Verwaltung für das Personal und hoch motiviert in Bezug auf Kulturbelange wie das Internationale Bachfest und das Stadttheater, erlebte er dabei Felix Schwank als einen äusserst «grosszügigen und zukunftsorientierten Chef von absoluter Zuverlässigkeit ».

**Charles Gysel** wiederum, ein im besten Sinne politisches Urgestein, meint überschwänglich: «Ich habe Felix als Stadtpräsidenten und als Kantonsrat erlebt. Wenn er im Kantonsrat das Wort ergriff, referierte er messerscharf und grundsätzlich. Er war eine sehr belesene Persönlichkeit, was er mit Zitaten immer wieder untermauerte. Und man hat ihm gern zugehört. Wenn er das Wort verlangte, hatte er auch etwas zu sagen, brillant in der Wortwahl und rhetorisch hervorragend. Politisch Andersdenkenden sagte er, was Sache sei – aus seiner Sicht natürlich –, aber stets die Contenance wahrend.» Und, so der Wilchinger und ehemalige Bankdirektor: «Mit Felix Schwank habe ich mich auch in der Förderung von Kunst und Kultur verstanden, zum Beispiel in Bezug auf die Hallen. Bei persönlichen Begegnungen, bei einem Glas Wein, war er zudem ein spannender und witziger Unterhalter.».

Ähnlich erinnert sich **Marcel Wenger**. Felix Schwank habe Schaffhausen in der Kultur und im Rahmen der Schweizer Städte wie kaum jemand zuvor «strategisch bewusst positioniert». Das war laut Wenger «nie einfach in einem Kanton, der auf die Beherrschung der Landschaft durch die Stadt im ‹ancien régime› völlig überreagiert hat und auch heute noch zu viele Gelegenheiten wahrnimmt, die Stadt nicht als urbane Realität, sondern als Konkurrenz zum Kanton zu verstehen». Für Schwank waren dagegen «Augenhöhe und gelebter Föderalismus wichtige Eckpfeiler seines Stadtverständnisses ». Nicht immer habe das einstige Stadtoberhaupt darauf eine positive Rückmeldung erhalten, dabei zeigten «die Irrtümer bei der Zusammenlegung der Polizei oder die massiv gestiegenen Kosten für die Stadt nach der Fusion der Tiefbauämter, wie wichtig eine urbane Hauptstadtkultur in der Politik für Schaffhausen ist».

**Thomas Feurer**, wie Wenger ehemals Stadtpräsident, sagt, gefühlvoll wie eh und je: «So weit wie die Aussicht von seiner Terrasse ist der Horizont des Jubilars. Treffen mit Felix Schwank sind deshalb auch heute noch eindrücklich und ein grosses Vergnügen. In meiner Jugendzeit war er mein langjähriger Stadtpräsident, hoch geachtet, ein wenig gefürchtet und nicht immer auf meiner Linie.» Aber, so Feurer: «Ich bin dankbar, dass ich als einer seiner Nachfolger durch ihn verstanden habe, was dieses Amt ausmacht: Respekt vor den Menschen, Respekt vor der Natur und Respekt vor allen schöpferischen Kräften. Respekt macht mehr Eindruck als Lärm und bringt auch unterschiedliche Anliegen zusammen.».

Das Schlussbouquet kommt von **Martin Schläpfer**, Redaktor der SN zwischen 1977 und 1985 und in der Redaktion unter anderem für die städtische Politik verantwortlich. Schläpfer bringt die damalige zum Teil heisse politische Phase so auf den Punkt: «Als Nachfolger des monumentalen Walther Bringolf gelang es Felix Schwank, den Ruf der renommierten Kulturstadt Schaffhausen noch zu mehren. Im Nachgang zur 68er-Bewegung hielt er die an die Macht drängelnden jungen Linken erstaunlich gut in Schach – dank rhetorischer Schärfe, grosser Menschenkenntnis und feinem Gespür für neue gesellschaftliche Strömungen. Zusammen mit Baureferent Jörg Aellig, seinem kongenialen Mitstreiter, nutzte er die Aufbruchstimmung jener Jahre mit Entschlossenheit und setzte städtebauliche Akzente, die weit über die engen Grenzen Schaffhausens beachtet wurden.» (-zer)


**Zur Person**
*Felix Schwank, alt Stadtpräsident*

Felix Schwank, Dr. iur., von Altnau. Matura in Schaffhausen. Nach Studien an der Universität Zürich unter anderem Verhörrichter, Staatsanwalt, dann Stadtschulrat. Von 1961 bis 1968 städtischer Finanz- und Schulreferent, 1967 bis 1989 Kantonsrat, 1969 bis 1988 Schaffhauser Stadtpräsident. Mitglied der FDP. Buchautor, Zeitungskolumnist. Stiftungsrat der Carl Oechslin-Stiftung.



Jubilar Felix Schwank in seinem geliebten Rosengarten.
Bild B. + E. Bührer



Magistraten beim Kunstgenuss: Felix Schwank und sein Vorgänger Walther Bringolf.
Bild B. + E. Bührer



Ein historisch einmaliges Gruppenbild, entstanden an der diesjährigen Generalversammlung der Kraftwerk Schaffhausen AG vom 16. März 2017 im Park Casino: Da der Stadtpräsident von Amtes wegen VR-Präsident ist, sind traditionell immer auch die ehemaligen Stadtpräsidenten eingeladen. Felix Schwank war nach vielen Jahren wieder einmal dabei. Zufälligerweise kamen neben dem amtierenden auch alle übrigen ehemaligen Stadtpräsidenten, sodass die Gruppe komplett war. Von links nach rechts: Peter Neukomm, Max Hess, Marcel Wenger, Felix Schwank, Thomas Feurer.
Bild zvg

#Notizen zu Namen

6. Juli 2017 | Selbstbewusst hinaus in die Welt

Schaffhauser Nachrichten
Maria Gerhard

Ein Abend, an den die über 130 jungen Frauen und Männer wohl noch lange denken werden: Feierlich wurden ihnen in der Kirche St. Johann in Schaffhausen ihre Zeugnisse für die bestandene Matura und Fachmatura übergeben. Dafür hatten sich zahlreich Eltern, Geschwister, Grosseltern und Freunde eingefunden, fast alle Bänke waren voll besetzt. «Ihr habt einen Meilenstein erreicht!», rief Regierungsrat und Erziehungsdirektor Christian Amsler der Menge von der Bühne aus zu. Die Welt stünde den jungen Menschen nun offen. Allerdings gelte es in Zukunft, noch einige Prü­fungen zu meistern, doch: «Was Sie ­gelernt haben, gehört Ihnen ganz ­allein, dass kann Ihnen niemand mehr weg-­nehmen.» Als selbstbewusste Schaffhauser sollen laut Amsler die Absolventen auftreten. Gleichzeitig ermutigte er sie auch, politische Verantwortung zu übernehmen. «Ob in diesem oder einem anderen Kanton oder für die ­gesamte Schweiz.»
Die eigentliche Maturarede in diesem Jahr hielt jedoch der Radiojournalist Alexander Blunschi, der selbst im Jahr 2000 an der Kantonsschule seine Matura gemacht hatte. Um den jungen Frauen und Männern zu vermitteln, was das damals für Zeiten waren, erklärte er gut gelaunt und unter einigen Lachern: «Wir waren 22 in der Klasse, und nur einer hatte ein Handy, auf dem man gerade mal 50 Nummern speichern konnte.» Facebook habe es noch nicht gegeben; wenn man Tratsch und Klatsch habe austauschen wollen, sei man ans Lindli gegangen. «Und die Kennenlern-App Tinder hiess bei uns noch Kammgarn.» Anschliessend gab er ­ihnen einen guten Ratschlag mit auf den Weg: «Natürlich müsst ihr auch Geld verdienen, aber sucht euch etwas, das ihr gerne macht.» Und sollte sich die Arbeit als nicht erfüllend erweisen, sollten die jungen Menschen auch nicht davor zurückscheuen weiterzugehen: «Denn ihr seid für euer Glück verantwortlich, und das Einzige, was ihr nicht werden sollt, ist verbittert und zynisch.» Ausserdem riet er ihnen eindringlich, den Kontakt untereinander nicht zu verlieren.

**Gelungenes Musikprogramm**
Für das feierliche Rahmenprogramm hatte die Kantonsschule anscheinend alles aufgeboten: Ob das Trompetenensemble, das Streicher­ensemble, das Vokalensemble oder die Jazz-Workshop-Band – sie alle zeigten ihr Können auf gelungene Weise. Doch vor allem der Kammerchor mit fast hundert Sängerinnen und Sängern begeisterte mit «Circle of Life» und «We are the World». Was die Zukunft nun für viele Absolventen der Kanti bringen wird, zeichnete sich wohl mit der Wahl des letzten Liedes ab: Beim Studentenlied «Gaudeamus igitur» («Lasst uns also fröhlich sein») durften schliesslich alle Kirchenbesucher mitsingen.


**Abschluss 2017**
**Die erfolgreichen Maturandinnen und Maturanden der Kantonsschule Schaffhausen**

**Musisch-neusprachliches Gymnasium**

Klasse 4ma
*Klassenlehrerin: Suzanne Koradi*

Julian Alvarez, Lohn; Kritsada Aree, Stetten; Frederik Duer, Stetten; Selina Frauenfelder, Flurlingen; Giulia Geier, Thayngen; Corinne Gutknecht, Opfertshofen; Carole Häner, Flurlingen; Johanna Junger, Stein am Rhein; Sereina Landolt, Uhwiesen; Valerie Lenhard, Thayngen; Christian Locher, Schaffhausen; Emanuel Mauch, Flurlingen; Sara Mihic, Schaffhausen; Nevin Oeztürk, Schaffhausen; Debora Riesen, Schaffhausen; Lara Schäffeler, Stein am Rhein; Gianna Schmid, Schaffhausen; Leonie Schmitz, Stein am Rhein; Tiziana Schreiber, Feuerthalen; Gloria Stoll, Osterfingen; Nadja Stübi, Neuhausen am Rheinfall; Simona Volpe, Schaffhausen.

Klasse 4mb
*Klassenlehrer: Roger Staub*

Luise Egestorff, Neuhausen am Rheinfall; Marine Eggli, Schleitheim; Anna Ehlebracht, Dachsen; Linda Gasser, Hallau; Melina Gasser, Wilchingen; Monika Grabski, Beringen; Charles Graham, Schaffhausen; Joachim Jirat, Neuhausen am Rheinfall; Valerie Keller, Beringen; Zora Lanz, Hallau; Leon Marti, Schaffhausen; Robert Matic, Beringen; Irma Omlin, Schaffhausen; Tina Ott, Schaffhausen; Helen Rosenast, Schaffhausen; Seraina Schmed, Schaffhausen; Lina Schurter, Gächlingen; Lieneke Smolders, Schaffhausen; Nino Storrer, Schaffhausen; Jana Weidmann, Schaffhausen; Camille Zbinden, Trasadingen.

**Mathematisch-naturwissenschaftliches Gymnasium**

Klasse 4na
*Klassenlehrer: Dr. Wolfgang Behschnitt*

Saro Aellig, Dörflingen; Jonas Brütsch, Uhwiesen; Linda Bültemann, Schaffhausen; Corinne Eichholzer, Schaffhausen; Jelena Krizic, Schaffhausen; Nadja Meister, Schaffhausen; Yannis Möckli, Schlatt; Noah Nolè, Neuhausen am Rheinfall; Philip Novak, Stetten; Selina Passafaro, Thayngen; Dennis Sala, Schaffhausen; Johannes Schäfer, Schaffhausen; Jeremy Schenkel, Stein am Rhein; Raphael Schweri, Schlatt; Simon Stamm, Thayngen; Jakob Suter, Bargen; Oliver Vogt, Neuhausen am Rheinfall; Lars Waldvogel, Stein am Rhein; Jonas Wolter, Schaffhausen.

Klasse 4nb
*Klassenlehrer: Peter Rüegg*

Manuel Adassery, Schaffhausen; Selina Aeschlimann, Beringen; Dominik Bohl, Schaffhausen; Muhammed Dogan, Schaffhausen; Nadine Engeler, Schaffhausen; Dominic Fehr, Buchberg; Bogdan Gadzhylov, Schaffhausen; Birger Gross, Beringen; Elias Huber, Beggingen; Valentin Huber, Löhningen; Kevin Illi, Schaffhausen; Gian Klingler, Hallau; Michael Koch, Schaffhausen; Roman Mattoscio, Schaffhausen; Marco Schlatter, Schaffhausen; Anna Schmitt, Hallau; Rafael Sonderegger, Schaffhausen; Frederic Su, Gailingen; Daniel Walter, Beringen; Michael Wanner, Hemmental.

**Sprachlich-altsprachliches Gymnasium**

Klasse 4sa
*Klassenlehrerin: Silvia Nogradi*

Claudio De Rosa, Schaffhausen; Diego Di Santo, Thayngen; Tim Hetzer, Schaffhausen; Theresa Illmer, Schaffhausen; Jennifer Kaninke, Löhningen; Helen Kuhn, Schaffhausen; Seraina Letta, Schaffhausen; Mischa Pfeiffer, Schaffhausen; Yannick Schmuki, Schaffhausen; Lynette Weber, Schaffhausen; Björn Wegberg, Langwiesen; Noemi Zähner, Neuhausen am Rheinfall.

Klasse 4sb
*Klassenlehrerin: Alessandra Palumbo*

Dolker Angotsang, Schaffhausen; Kesang Angotsang, Schaffhausen; Stella Bettini, Beringen; Megan Blandford, Stetten; Giulia Bollinger, Feuerthalen, Ronja Bollinger, Beringen; Chiara Cesaretti, Neuhausen am Rheinfall; Nadine de Breet, Feuer- thalen; Michael Erni, Wilchingen; Dean Gasser, Schaffhausen; Arbijosa Kukleci, Neuhausen am Rheinfall; Pia Leu, Schaffhausen; Dhanya Maliakal, Schaffhausen; Fabienne Ritzmann, Schaffhausen; Linus-Bertil Schmid, Schaffhausen; Annina Stoll, Flur­lingen; Maurice Storrer, Lohn; Lorenz Strologo, Schaffhausen; Maurus Van der Haegen, Schaffhausen; Marc Wanner, Schaffhausen.

**Fachmaturität mit Praxisjahr**

Klasse 4fma
*Klassenlehrer: Boris Bänziger*

Anja Burri, Löhningen; Alina Fürpass, Lohn; Prisca Gasser, Hallau; Jasmin Holderegger, Wilchingen; Teodora Koscica, Schaffhausen; Angela Liberato, Beringen; Vincent Ruppli, Schaffhausen; Jasmin Scherrer, Osterfingen; Vanessa Schlatter, Schaffhausen; Sara Stamm, Schleitheim; Laila Tahiri, Schaffhausen; Lin Zimmermann, Dachsen.

**Fachmaturität Pädagogik**

Klasse 4fmp
*Klassenlehrer: Boris Bänziger*

Leandra De Nardo, Löhningen; Sarah Graf, Ramsen; Emma Krattiger, Beringen; Stella Miori, Neunkirch; Olivia Morath, Schaffhausen; Perla Paradiso, Schaffhausen; Larissa Schmocker, Thayngen; Thi Khanh Ly Tran, Schaffhausen; Nicole Welz, Thayngen.

Legende



Der Anerkennungspreis der Verbindung Munot für die beste Maturaprüfung wurde Linus-Bertil Schmid von Richard Ronner überreicht.
Bild Selwyn Hoffmann

#Notizen zu Namen

5. Juli 2017 | Grenzsteine erzählen Geschichten

Zürcher Oberländer
Ursula Binggeli, sfd

Es gab einmal eine Zeit, da nahm man in gewissen Gegenden beim Setzen eines neuen Grenzsteins stets die Jungmannschaft mit aufs Feld. Die Schaufeln flogen, das Loch wurde tiefer und tiefer – und kurz bevor der grosse Grenzstein hineingestellt wurde, deponierte man darin ein geheimes, kleines Objekt aus Ton, Keramik oder Glas, den sogenannten Zeugenstein.
Diesem war eine wichtige Aufgabe zugedacht: Er sollte später bei Grenzstreitigkeiten die ursprüngliche Platzierung des Marchsteins markieren. Dann wurde noch ein Bub an beiden Beinen gepackt und ohne viel Federlesen kopfvoran für kurze Zeit ins Loch gehängt; wieder draussen, gab es einen zünftigen „Chlapf hinter d Ohre“. Das Prozedere sollte dafür sorgen, dass der Bub die Lage des Marchsteins sein Leben lang nicht vergass und dieses Wissen in die Zukunft tragen konnte.

**Vergessenes Dasein**
„Grenzsteine erzählen Geschichten“, sagt Christian Birchmeier. Dass sich manche von ihnen historisch belegen lassen, fasziniert ihn immer wieder von Neuem. Der 65-jährige Geograf und Militärhistoriker verbringt jede Woche mehrere Stunden im Staatsarchiv Schaffhausen und widmet sich dort mit Akribie der Erforschung der alten March- und Zeugensteine in seinem Heimat- und Wohnkanton.
Ein paar Grenzsteine sind heute in Lokalmuseen zu besichtigen. Das älteste noch erhaltene Exemplar befindet sich im Museum zu Allerheiligen in Schaffhausen – es datiert von 1535. Andere sind zum Ausflugsziel für historisch Interessierte geworden, so etwa der „Schwarze Stein“, der am weitesten nördlich gelegene Grenzstein der Schweiz: Über ihn haben die Schaffhauser einst vom Gericht mit Verbannung belegte Personen aus dem Land gejagt.
„Ein Grossteil der Steine befindet sich aber verstreut und versteckt in der Landschaft und fristet ein einsames, vergessenes Dasein“, sagt Christian Birchmeier. Gerade kürzlich hat er wieder einen von ihnen gefunden, auf dem Randen, dem Höhenzug im Norden des Kantons – stark überwuchert, die Jahreszahl jedoch noch erkennbar: 1643.

**Schachtel um Schachtel**
Weitere Entdeckungsreisen im Freien sind im Moment nicht angesagt, weil Christian Birchmeier zuerst in monatelanger Arbeit die unzähligen Schachteln durchforsten will, die ihm der Staatsarchivar bereitgestellt hat: Vergilbte Gemeinderechnungen, mit aufwendigen Siegeln versehene March- und Bannbeschriebe, abgefasst in zum Teil nur schwer entzifferbarer Handschrift.
In allen von ihnen können sich Hinweise auf Grenzsteine finden; meistens handelt es sich dann um minutiöse Beschreibungen. Weil Grenzsteinsetzungen stets eine Sache der Obrigkeit waren, wurden sie entsprechend dokumentiert.
Akten durchsehen, Listen anfertigen, Kategorien anlegen, Überblick schaffen – so umschreibt Christian Birchmeier sein Vorgehen. Systematisch, geduldig, neugierig. „Jede Schachtel ist für mich wie eine Wundertüte: Ich öffne die Schleife, die sie zusammenhält, hebe den Deckel und gucke gespannt hinein.“
In den stillen Stunden im altehrwürdigen Lesesaal des Staatsarchivs blättert Christian Birchmeier langsam Seite um Seite um, „immer voll Ehrfurcht vor der Arbeit der damaligen Feldmesser“, und freut sich, wenn er – wie etwa in einem Bannbeschrieb von 1656, dem Jahr, in dem Schaffhausen einem süddeutschen Grafen das Klettgau abkaufte – aufs Mal Angaben zu vielen neu gesetzten Marchsteinen finden kann, „alle genauestens kartografiert“.
Zwar interessiert sich Christian Birchmeier dabei primär für Hinweise auf Zeugensteine, aber er kann sich auch ob anderer Funde begeistern. Unvergesslich bleibt etwa der Moment, als er in einer Schachtel mit Plänen und Bannbeschrieben auf Holzmodelle von Grenzsteinen aus dem Jahr 1657 stiess, jedes etwa 15 cm hoch. „Ein Highlight.“
Aber mehrheitlich gleiche seine Forschungstätigkeit dem berühmten Suchen nach der Nadel im Heuhaufen, sagt er. Und fügt an: „Setzen Sie Ihren Bericht doch unter den Titel: Freizeitbeschäftigungen eines pensionierten Schulmeisters.“

**Ziel: ein Buch**
Christian Birchmeier ist seit 40 Jahren als Lehrer tätig, zuerst an der Kantons-, danach an der Berufsschule. Seit 25 Jahren nehme er keine Arbeit mehr mit nach Hause, sagt er. „Da habe ich konsequent Grenzen setzen müssen; nur so habe ich mir genügend Freiraum für alles andere schaffen können.“
Nun freut er sich auf den Sommer – Ende Schuljahr 16/17 geht er in Rente und wird noch mehr Zeit haben, seine vielfältigen Interessen und Aktivitäten zu pflegen: die Philatelie, den Aufbau und Unterhalt von Archiven wie demjenigen des Männerchors Stein am Rhein, den Hüttenwartjob in der SAC-Hütte Hasenbuck auf dem Randen, das Verfassen lokalhistorischer Zeitungsartikel – und natürlich die Grenz- und Zeugensteinforschung.
Anders als im Nachbarkanton Zürich, wo Grenzsteine von Amtes wegen inventarisiert werden, und anders als im nahen Deutschland, wo sie als Kleindenkmäler gelten und entsprechend öffentliche Zuwendung geniessen, kümmere sich in Schaffhausen niemand gross um sie, sagt Christian Birchmeier. „Nun mache das halt ich – auf eigene Faust. Soviel ich weiss, bin ich der Einzige im Kanton.“ Seine Erkenntnisse will er, wenn die letzte Archivschachtel durchgesehen und die anschliessende Feldarbeit dann ebenfalls abgeschlossen ist, in einem Buch festhalten.

**Grenzbetrachtungen**
Woher rührt sein grosses Interesse am Thema Grenzmarkierungen? Als Geograf sei ihm diese Materie halt vertraut, sagt Christian Birchmeier. Und sicher spiele es eine Rolle, dass er in Schaffhausen gross geworden sei und schon früh erfahren habe, dass eine Grenze die Welt in hüben und drüben teile.
Prägend waren später dann die zwei Jahre, in denen er als Angehöriger der neutralen Überwachungskommission für den Waffenstillstand zwischen Nord- und Südkorea Teil der ältesten friedensstiftenden Mission der Schweizer Armee war. „Ich war ein junger Mann damals, und in Korea zu erleben, was eine hermetisch geschlossene Grenze bedeutet, hat mich zutiefst beeindruckt.“
Manchmal kommt Christian Birchmeier ob all dem ins Philosophieren. Er ist überzeugt, dass es Grenzen braucht, zwischen Ländern, zwischen Menschen. Anders sei ein gutes Zusammenleben nicht denkbar – da ist er sich ganz sicher. „Aber die Grenzen müssen durchlässig sein.“
So ist er denn an einem schönen Sommertag gerne mit seinem Weidling auf dem Rhein unterwegs, der die Grenze zwischen Deutschland und der Schweiz bildet, und lässt sich von der Strömung genüsslich zwischen den beiden Ländern hin und her treiben.



Christian Birchmeier verbringt jede Woche mehrere Stunden im Staatsarchiv Schaffhausen
Bild: Keystone

#Notizen zu Namen

13. Juni 2017 | Eine Tour d’Horizon mit viel Esprit

Schaffhauser Nachrichten
Edith Fritschi

Der Autor stand an der Tür und begrüsste viele alte Bekannte. Alle wollten zur Lesung an diesem strahlenden Sonntagvormittag, und so schleppten Elisabeth Schraut, Kulturverantwortliche der Windler-Stiftung, und ihre Assistentin Verena Nussbauer die noch verfügbaren Stühle herbei.
«Felix Graf den Steinern vorzustellen, hiesse Eulen nach Athen tragen», sagte Schraut in ihren einführenden Worten. Der Sohn von alt Stadtpräsident und Ständerat Koni Graf ist erst vor Kurzem wieder nach Stein am Rhein gezogen. In seinen Texten ist der Ort mit viel Geschichte und Geschichten jedoch stets präsent.
Mit der Vorstellung seines dritten, wieder in Tagebuchform geschriebenen – aber weit über ein Tagebuch hinausreichenden – Büchleins machte sich der Autor selbst ein Geschenk, denn er konnte am Sonntag just an seinem 62. Geburtstag lesen. Und so waren denn auch Familienmitglieder, Freunde und Bekannte da – und Verleger Georg Freivogel, in dessen Edition «vogelfrei» das Büchlein erschienen war. Sie genossen den unterhaltsamen Vormittag mit dem «Vielbelesenen, Vielwisser, Humanisten, Chronisten, Sprachbegeisterten und Weinliebhaber», wie Schraut Felix Graf bezeichnete.
Der Autor las dann nicht nur aus seinem Werk, sondern lieferte – wie es wohl die meisten erwartet hatten – begleitende Anekdoten und Anmerkungen, garniert mit viel Esprit und Begeisterung. Er schmückte die Geschichten im Buch aus und sorgte mit Bonmots für Erheiterung. «Man fährt in der Regel nicht schlecht mit Autoritäten, wenn man sie einfach verkleinert», meinte er über eine entsprechenden Passage im Büchlein, das von Steiner Originalen ebenso erzählt, wie es aus der Familiengeschichte plaudert.
Aber «Schnur und Zeichen» geht weit über das Persönliche hinaus, wenn Graf über philosophische Grundfragen reflektiert oder detailkundige Reiseberichte von den Rändern Europas liefert, versetzt mit kunsthistorischen Streiflichtern. Eine erhellende Tour d’Horizon, die Geist und Gemüt anregt. Natürlich fehlte der Apéro mit regionalem Wein nicht, und kaum jemand verliess den Saal, ohne sich mit Graf zu unterhalten oder das Werk am Büchertisch zu erwerben.



Autor Felix Graf (l.) signiert sein Buch «Schnur und Zeichen» für Dichter Bruno Epple von der Höri.
Bild Edith Fritschi

#Notizen zu Namen

8. Juni 2017 | Herr der Geschichten

Schaffhauser AZ
Marlon Rusch

*Felix Graf ist kaum zu bremsen. Gesprächspartner überrollt er mal wie ein Güterzug mit der Fülle seiner Gedanken und schlägt dann urplötzlich thematische Haken wie ein junger Hase. Sich von ihm berieseln zu lassen, ist wie eine Massage fürs Gehirn.
Der Menschenfreund hat einen Tisch im Rothen Ochsen reserviert, wo einst sein Urgrossonkel gewirtet hatte und auch auf den Wandmalereien verewigt wurde. Die Episode wird in seinem neuen Buch beschrieben, das Anlass ist für dieses Treffen in Stein am Rhein. Graf bestellt Kaffee und legt los, ohne Punkt und Komma. Fragen hätte das Interview nicht gebraucht.*

*Felix Graf, in Ihrem neuen Buch springen Sie von Exponaten, die Sie im Landesmuseum kuratieren, in die Kulturgeschichte, weiter in die eigene Familiengeschichte und wieder zurück. Ihre Ausführungen sind mal sehr persönlich, dann wieder völlig abstrakt. Im Klappentext schreiben Sie von einer Spurensuche. Was für Spuren suchen Sie?*
Felix Graf Meine eigenen. Spuren, die in die Geschichte und in die Vorgeschichte zurückreichen.

*Zu welchem Zweck?*
All meine Schilderungen und Reflexionen umkreisen im Grunde genommen die Sinnfrage. Aber ich schreibe auch einfach sehr gern. Der rote Faden ist mein Alltag, es ist aber ein stark gedankliches Tagebuch. Letztlich dient die ganze Schreiberei im Gebrauchstagebuch und im literarischen Tagebuch der Selbstvergewisserung.

*Am 29. Januar 2017 schrieben Sie: «So richtig fündig werde ich eigentlich erst, seit ich nicht mehr suche.»*
Das ist wohl eine Alterserscheinung.

*Was finden Sie jetzt, da Sie nicht mehr suchen?
Geschichten. Während des sogenannten Studiums an der Uni recherchiert man nach den Regeln der Kunst. Man schreibt Seminararbeiten, sitzt in den Bibliotheken, führt Gespräche, muss unglaubliche Mengen an Quellen durchforsten und findet meist nichts. Das kann wahnsinnig frustrierend sein. Meine Erfahrung sagt: Was ich gar nicht gesucht habe, ist viel interessanter. Sei es in der Zentralbibliothek oder im Gespräch. Es ist wie beim Kleiderkaufen: Man braucht eine Hose, findet aber einen super Tschopen. Ich erlebe das so im wissenschaftlichen Arbeiten im Museum: Die guten Objekte für die Sammlung, die finde ich nicht, wenn ich sie gezielt suche. Sondern wenn ich per Zufall darüber stolpere. Die guten Ideen für Ausstellungen habe ich ganz sicher nicht im Büro, sondern beim Spazieren. Und die Zusammenhänge sehe ich in der Sauna.

*Am besten würde man sich gar nicht mehr ins Büro schleppen?*
Am besten hält man sich möglichst weit davon entfernt.

*Sie sprechen von Alterserscheinung. Man könnte es wohl auch reiche Erfahrung nennen. Dennoch ist Ihr drittes Tagebuch das letzte seiner Art.*
Ja, diese Form von Schreiben, literarisches Tagebuch, berufsbegleitend, sehr persönlich, eigene Emotionen, Überlegungen, Familiengeschichte, Ortsgeschichte… Das ist jetzt abgeschlossen.

*Endet das literarische Tagebuch, weil Ihre Arbeit im Landesmuseum endet?*
Ja, und nach fast 30 Jahren im Landesmuseum ist das Büchlein auch eine Art Abschiedsgeschenk an meine vielen Kolleginnen und Kollegen.

*Warum gehen Sie in Pension? Sie sind erst 62.*
Ich habe es einfach gesehen. Ich könnte mir vorstellen, dass ich ein halbes Jahr nach Portugal gehe und dort ein portugiesische Tagebuch schreibe. Eine Einführung in die portugiesische Literatur. Oder dasselbe mit der griechischen Welt. Die interessiert mich auch besonders. Sprache, Kultur, Kunstgeschichte, Kulturgeschichte. Auch spannend wären Erzählungen mit Stein am Rhein im Zentrum. Und ich will mich auf die Inhalte konzentrieren. Noch den einen oder andern Forschungsbeitrag schreiben. Und den Menschen etwas zeigen, was niemand mehr weiss.

*Ist das der eigentliche Zweck Ihres Schaffens?*
Die Schrift als Brücke über den Fluss des Vergessens. Natürlich ist das Vergessen für mich ein Thema und das Schreiben ist ein Mittel gegen das Vergessen. Ich will noch ein paar Dinge festhalten, damit sie nicht verschwinden. Dinge, die so nur ich sagen kann.

*Dinge aus Ihrem Leben.*
Ich habe schon als Bub in Stein am Rhein Führungen gemacht. Habe Touristen mit nach Hause genommen und ihnen alles gezeigt. Die Eltern haben jeweils nur gesagt, die Schlafzimmer seien tabu. So hat es angefangen. Der Vater war Ständerat und Stadtpräsident, hat selbst auch Führungen gemacht. Das habe ich wohl von ihm. Die 50er-, 60er-Jahre in Stein am Rhein, das Quartier mit diesen ehemaligen Privatiers-Villen, die Chrischona-Kapelle nebendran, das Arbeiterquartier: Diese Leute gibt es nicht mehr, diese Gärten gibt es nicht mehr, das ist bereits eine versunkene Welt. Bevor man es merkt, ist die Welt, in der man aufgewachsen ist, verschwunden, und man fragt sich, ob das alles überhaupt je stattgefunden hat. Es war eine so reiche Welt an dieser Wagenhauserstrasse und oben in dieser Bergtrotte, auch sinnlich, mit dem Weinbau, den Reben. Ein paar Tausend Liter gärender Wein im Keller, Stampfen vor und nach der Schule und nachts, Berufsfischerei auf dem Rhein mit den Onkeln, ein offenes Haus, wo es permanent Besuch gab. Manche Leute kamen einfach mittag essen und sind wieder gegangen, kamen einen Schnaps trinken und sind wieder gegangen. Viele Politiker waren da, es war wahnsinnig farbig. Was sie geredet haben, war interessant. In dieser Welt bin ich aufgewachsen. Mittlerweile bin ich der einzige, der sich daran erinnern und das auch schildern kann.

*War das der Grund, kürzlich wieder nach Stein am Rhein zu ziehen? Dass Sie noch näher dran sind?*
Das wäre der einzige Grund gewesen, es nicht zu tun. Ich hatte Angst, dass ich nicht mehr darüber schreiben kann, wenn ich die Distanz nicht mehr habe. Dass die Quelle versiegt. Das Gegenteil ist passiert! Es gab einen neuen Schub, hat angefangen zu sprudeln. Familiengeschichte. Es sind einige richtige Steiner Kapitel entstanden.

*Es ist immer der Blick zurück. Sie sagen, Stein am Rhein sei prädestiniert für den Blick zurück. Ist das auch eine Flucht vor dem, was sich ändert?*
Mein Fokus liegt, altershalber, auf dem, was sich nicht verändert. Dinge, die immer gleich sind, finde ich viel wertvoller als Dinge, die sich schnell wandeln. Ich glaube an den Sinn der fast schon rituellen Wiederholung. In einem Restaurant, wo ich schon als Kind gegessen habe, beispielsweise im Schiff in Mammern, bestelle ich wie seit jeher Güggeli und vorher gebackene Chretzer. Der Mensch hat ein Bedürfnis nach Kontinuität.

*Sie schrieben am 5. Juni 2016 über den Abstimmungssonntag: «Grundloses Einkommen und Freibier für alle von links, plakative Hetze und digitaler Klamauk von rechts: Ich halte die Entbürgerlichung unserer Welt für ein grosses Übel.» Das ist mehr als Sentimentalität. Das ist Kritik an der Gegenwart.*
Ja natürlich, eine massive Kritik! Ich bin der Meinung, dass alles aus dem Ruder läuft. All diese Fehlentwicklungen, die meistens in Amerika beginnen und bei uns blind adaptiert werden, diese unsinnige Ökonomisierung von allem und jedem, da hat ja ein regelrechter zerebraler Mutationsprozess eingesetzt. Ich sehe keinerlei Anzeichen, dass irgendwie Vernunft oder Bereitschaft zu Sachpolitik und Zusammensitzen einsetzt.

*Kann man dem entgegenwirken, indem man sich auf bessere Zeiten besinnt?*
Ich glaube nicht. Das läuft einfach. Was ich tue, ist erzählen. Und was ich erzähle, ist das Gegenteil von dem, was heute läuft. Die Haltung, das Weltbild. Diese Texte, so verschiedene Themen sie behandeln, sind eingebunden in einem erzählerischen Ganzen. Man kann sie als Plädoyer für den Humanismus lesen. Für ein tiefes Wohlwollen dem Menschen gegenüber. Anders als das negative Menschenbild, das mit der amerikanischen Betriebswirtschaft über die HSG in der Schweiz eingesickert ist. Das Gegenüber ist ein Feind, der dich über den Tisch ziehen will. Es ist das Gegenteil von dem, was an der humanistischen Abteilung der Kantonsschule vermittelt worden ist. Lug und Trug beginnen sich gegenüber Treu und Glauben durchzusetzen. Ich kann mir da nur an den Kopf fassen. Die Antwort auf Ihre Frage ist eigentlich dieses Büchlein. Ich glaube, mir ist die schriftliche Synthese gelungen von dem, was ich gemacht habe im Leben, was mich interessiert und wofür ich einstehe.



Fotos: Peter Pfister



Hier ein Schwatz, da ein Schwatz. Hier vor dem Rothen Ochsen mit der ehemaligen Stadtpräsidentin Claudia Eimer.


#Notizen zu Namen

8. Juni 2017 | Er erkundet alles, was ihn bewegt

Schaffhauser Nachrichten
Edith Fritschi

«Museen sind keine Abstellräume, sondern Ausgangspunkte», notiert Felix Graf am 20. Februar 2017 in seinem Büchlein. Ein kurzer Satz, der in seiner Knappheit sehr viel aussagt über den Autor, der seit 27 Jahren Funktionen und mit grosser Begeisterung. Das gilt auch für alles andere, was er tut, zum Beispiel die Renovation und den Umbau des «Weissen Adlers» in Stein am Rhein. Als Zunftmeister der Zunft zum Kleeblatt hat er das ambitiöse und rund 1, 7 Millionen Franken teure Projekt mitinitiiert, geplant und von Anfang an begleitet. «Wir wollen das Haus öffnen», sagt er. Damit auch andere etwas davon haben.
Der «Weisse Adler» kommt auch in Felix Grafs Büchlein «Schnur und Zeichen» vor, ebenso das Haus daneben, der «Adler». Graf schreibt und reflektiert über die Wandgemälde von Alois Carigiet an der Fassade, macht sich Gedanken, wie er sie in die Schau im Landesmuseum integrieren kann. Und es gelingt ihm wie vieles andere auch. Da werden Fäden zwischen Stein am Rhein und Zürich und dem Bündnerland geknüpft, und letztlich kommt alles irgendwie zusammen.
Ausgangspunkt für diese spezielle Art des Tagebuchs, für das die brasilianische Form der «Crónica» Pate gestanden hat, ist Grafs kuratorische Tätigkeit. Sie taucht immer wieder auf in «Schnur und Zeichen», wo er sich aufmacht, alles zu erkunden, was ihn bewegt. Das ist die Gegend um Stein am Rhein und den Untersee, es sind die Grenzen Europas, Portugal und Griechenland, wo er über die Philosophie der Antike ebenso nachdenkt wie über die Gegenwart. «Das ist das Schöne an der «Crónica», schwärmt er. «Da hat einfach alles Platz»: Tagebuchnotizen, Literarisches, kunsthistorische Streiflichter, Reflexionen über das Sein, die Philosophie – kurz: alles verbindet sich mit allem. Erhabenes steht neben Banalem, macht Sinn, verbindet und befruchtet sich gegenseitig.

**Gesucht und gefunden**
Geschrieben hat er schon immer gerne, und seit gut 30 Jahren Tagebuch: Am Anfang waren es reine Tätigkeit im Landesmuseum. Irgendwann sind die Notate immer mehr zur literarischen Form geworden; dann, als er sich die portugiesische Sprache aneignete und seine Sprachlehrerin ihn mit dem Genre der «Crónica» vertraut machte. «Es war, als hätte ich genau nach so etwas gesucht und es damit gefunden», sagt er.
So entstand, beinah wie von selbst, 2012 sein erstes Büchlein «Land der Dinge», 2014 folgte «Fluss und Zeit» und nun «Schnur und Zeichen». Über sechs Jahre hat er diese speziellen Tagebücher geschrieben. «Damit hat sich für mich die Form des Tagebuchs erschöpft.» Denn das Buch, das am Sonntag in Stein am Rhein vorgestellt wird – an seinem Geburtstag notabene –, ist sowohl für ihn als auch für Freunde und Bekannte eine Art Abschiedsgeschenk. Felix Graf geht in Pension und will sich künftig auf andere literarische Formen, auf die Forschung und auf das Zunftprojekt «Weisser Adler» konzentrieren.

**Ausgefeilte Formulierungen**
«Schnur und Zeichen» ist auch eine Art Begleitbuch zu einer imaginären Ausstellung», meint er. «Die Dauerausstellung im Musée sentimental meiner selbst.» Das sei ihm jetzt gerade in den Sinn gekommen, freut sich Graf, genauso wie er sich übers Formulieren der Gedanken im Büchlein freut, über die umtreiben und die er in einer schönen, poetisch klaren Sprache und mit ausgefeilten Formulierungen darlegt, stets treffend, aber nie hochtrabend. Dafür manchmal mit Humor, wenn er über die wohlgeformte Töpferin Louise Rudolf schreibt, die einst Mannequin bei «Seiden-Grieder» war und gern fotografierte, und wo er, der faszinierte Bub, auf dem Weg zum Volg gern vorbeiging. Der stinkende Hai Man erfährt Geschichten vom stinkenden Hai beim alten Stemmler in Schaffhausen oder vom letzten Burggraf, dem leutseligen Gastwirt Jakob Graf, der Behörden und kirchliche Kreise auf die Schippe nahm und den Abschied seines Esels verkündete. «Ja», sagt der Autor, «es ist auch ein Büchlein für die Steiner, die sich an die alten Geschichten erinnern wollen.» Man begegnet Originalen aus der Gegend, und längst Vergessenes wird wieder zugänglich.

**Immer tiefer in die Bilder hinein**
Im Lauf der Zeit sind Felix Graf die Bilder, Bildbetrachtungen, überhaupt die Kunstgeschichte wichtiger geworden. «Da bin ich immer tiefer hineingekommen», sagt er, der Wanderer, der gern geografische Gegenden und geistige Gebiete erkundet. Neben der familiären und persönlichen Spurensuche lässt er sich durch Landschaften treiben oder über den See mit seinem Kajak, er reist nach Athen und erwandert Portugal, und unweigerlich sind sie da, im Zug, im Hotelsessel oder im Schopf. «Zuerst im Kopf, ich notiere die Sachen erst später», sagt er. Dann seien sie wie ausgereift. Dabei ist da und dort eine Art Aphorismen entstanden: «Die schönsten Früchte aus dem Garten der Menschheit sind zweifellos die Wörter», schreibt er etwa am 31. Dezember 2016. «Bei den Wörtern handelt es sich um Hülsenfrüchte. Klar. Sie brauchen einen gewissen Schutz. Nur: Hors-sol-Anbau und digitale Düngung lassen die nichtssagenden Hülsen immer dicker und die inhaltlichen Kerne immer dünner werden.» Wie wahr …


**Felix Graf – Vernissage und Lesung im Literaturboot**

Felix Graf, geboren 1955 in Stein am Rhein, ist Gräzist und Althistoriker. Er arbeitet seit 27 Jahren im Schweizerischen Nationalmuseum: Unter anderem als wissenschaftlicher Bibliothekar, Ausstellungskurator, Leiter des Museums Bärengasse , interimistischer operativer Leiter des Landesmuseums Zürich und Kurator für Druckgrafik. Zudem publiziert er Zeitungs- und Fachartikel.
Mit «Schnur und Zeichen» liegt sein drittes literarisches Tagebuch vor. Zuvor erschienen «Land der Dinge» und «Fluss und Zeit».
«Schnur und Zeichen» ist in der «edition vogelfrei» in einer Auflage von 700 Exemplaren erschienen. Felix Graf wohnt mit seiner Frau Ingrid Kunz Graf seit Anfang Jahr wieder in Stein am Rhein, wo er aufgewachsen ist. Davor lebte er in Schaffhausen.
Am Sonntag, 11. Juni, um 11.15 Uhr findet im Windler-Saal Stein am Rhein die Buchpremiere mit Lesung von «Schnur und Zeichen» statt. Am 18. Juni liest Graf im 11-Uhr-Literaturboot Neuhausen, Treffpunkt ist beim Schlössli Wörth. (efr.)


**«Schnur und Zeichen» Erinnerungen, Fotos und Notate zu Ausstellungen**

Sein neues Tagebuch «Schnur und Zeichen», das der Steiner Felix Graf vorlegt, erinnert mit seiner Aufmachung und der französischen Broschur ein wenig an einen Ausstellungskatalog oder einen Wanderführer. Beides ist so intendiert. Auch die sorgfältig ausgearbeiteten Anhänge und Legenden sind ganz bewusst so gemacht. Anders als in seinen früheren Büchern sind auch die Illustrationen und die alten Fotos ein wesentlicher Bestandteil des Büchleins, das so als ein kleines Gesamtkunstwerk daherkommt. Schliesslich enthält es neben persönlichen Reminiszenzen und Erinnerungen zahlreiche grundlegende Überlegungen zu Ausstellungen und Exponaten, die Graf in den letzten Jahren beschäftigt haben. Dabei stellt er auch meist einen Bezug zu seiner Heimat Stein am Rhein her. «Schnur und Zeichen» enthält Notate aus dem Zeitraum zwischen August 2014 und Februar 2017 an den Schauplätzen Schaffhausen, Stein, Höri, dem Rio Lima in Nordportugal und Athen. Der Titel «Schnur und Zeichen» ist ein Zitat aus dem Gedicht «Herrentisch» von Erwin Jaeckle. Dem Herrentisch widmet Graf einen anderthalbseitigen Eintrag in seinem Buch. Er beschreibt eine Winterwanderung von Stein aus über die Ergeten und Oberwald zum Herrentisch auf der alten Route – und mit Jaeckles Gedicht im Ohr. Der Herrentisch liegt an der Grenze hoch über dem Hegau: «Hier wird für Herren getischt / unter Eichen / wechselt der Fuchs verwischt / Schnur und Zeichen» heisst es. Von jenem Punkt aus, meint Graf, meine man, in die Weite einer anderen Welt zu blicken. (efr.)


#Notizen zu Namen

20. April 2017 | So tickt der neue Chef der Schaffhauser SP

Schaffhauser Nachrichten
Zeno Geisseler

Die Schaffhauser SP vollzieht derzeit einen Generationenwandel. Mit Daniel Meyer hat die Partei vor zwei Wochen einen Präsidenten gewählt, der nicht einmal halb so alt ist wie sein Vorgänger. Ausserhalb Hallaus, wo der 31jährige Maschinenbauingenieur im Gemeinderat sitzt, kennt man Meyer allerdings kaum. Eine Notlösung sei er dennoch nicht, sagt Meyer im SN-Interview. «Hätte man mir die Aufgabe nicht zugetraut, hätte man mich nicht angefragt und am Parteitag auch nicht gewählt.
Ideologisch sieht er sich nicht als linken Hardliner, auch wenn er seine politische Karriere seinerzeit in der AL startete. Für seine Partei hat er einen klaren Auftrag: «Wir müssen uns schlicht besser vermarkten.» Und: Die Schaffhauser SP soll jünger werden – und moderner.


**«Ich bin nicht der Weltverbesserer per se»**

*Nur halb so alt wie sein Vorgänger ist Daniel Meyer, der neue Präsident der Schaffhauser SP. Jetzt will er die zweitgrösste Partei des Kantons umfassend modernisieren und verjüngen.*

InterviewDaniel Meyer, neuer Präsident der Schaffhauser SP

*Sie sind neuer Präsident der Schaffhauser SP, der zweitgrössten Partei im Kanton. Das ist eine grosse Verantwortung. Wie gehen Sie damit um?*
Die grosse Verantwortung war der Grund, weshalb ich nicht von Anfang an zusagte. Die Anfrage gärte seit dem letzten Winter in mir. Soll ich das auf mich nehmen? Will ich mich exponieren? Ich kam zu dem Schluss, ja, ich wage es. Ich sehe es als Chance, für mich wie für meine Partei.

*Welche Überlegungen stellten Sie an?*
Die Arbeit im Gemeinderat von Hallau gefällt mir, aber der Wirkungskreis dieses Mandats hört irgendwo hinter der Engi auf. Jetzt sah ich eine Gelegenheit, den Sprung auf das kantonale Parkett zu wagen. Dass gleich der Stuhl des Präsidiums frei geworden ist, war vielleicht Zufall. Ich hätte mich auch mit einem gewöhnlichen Vorstandsmandat zufriedengegeben. Aber ich finde, man muss die Chance packen, die man bekommt.

*Sie sind jung und links, eigentlich ein klassischer Fall für die AL, der Sie früher auch angehörten. Warum jetzt die SP?*
Ich wollte eine gemässigtere Politik machen. Gefallen hat mir auch die Ausstrahlung der SP als nationale Partei. Die AL ist ja vor allem im Lokalen engagiert. Und vielleicht war der Übertritt auch eine Emanzipation von einer Zeit, die vergangen ist. Meine AL-Zeit liegt schon länger zurück.

*Sie sind Alter Herr der Mittelschulverbindung Scaphusia. Es fällt auf, dass sich mehrere Scaphusianer in Ihrem Alter politisch stark engagiert haben. In der AL die Kantonsräte Matthias Frick und Till Aders, früher auch ­Florian Keller, aber auch ein Marcel Montanari von den Jungfreisinnigen. Und Sie stehen jetzt der SP vor. Weshalb ist Ihre Generation so politisch?*
Schwierig zu ­sagen. Mir fehlt die Aussensicht, ich war ja auch Teil dieser engagierten Gruppe. Wir haben immer viele Diskussionen geführt, da sind auch die Fetzen geflogen. Vielleicht kann man es demografisch erklären? Unsere Generation füllt das Vakuum, das die Babyboomer hinterlassen haben. In der Scaphusia hat übrigens ein Vertreter meiner Generation jetzt auch das Altherrenpräsidium übernommen. Es gibt also Parallelen zur Stabübergabe von Alt zu Jung auf der politischen Ebene.

*Ihr Cerevis in der Scaphusia lautet «Scholle». Wie der Fisch oder wie der Boden?*
Definitiv wie der Boden. Das Klettgauerische ist in mir, man hört es mir ja auch an. Diese Verbundenheit ist mir wichtig.

*Über Politik zu diskutieren, ist das eine. Etwas anderes ist es, aktiv in die Politik einzusteigen. Was gab für Sie den Ausschlag?*
Ich war und bin mit gewissen Zuständen und Umständen nicht zufrieden. Ich will etwas verändern, ich glaube, da geht es mir wie jeder Politikerin oder jedem Politiker. Sie sind ­bestrebt, eine Veränderung herbeizuführen.

*Mit welchen Zuständen und Umständen sind Sie nicht zufrieden?*
Es macht mir Sorgen, dass der Sozialstaat an allen Ecken und Enden abgebaut wird, etwa bei der Arbeits­losenversicherung. Auf kantonaler Ebene sollen Grossaktionäre ihre ungerechtfertigten Privi­legien behalten, was wir mit unserer Initiative bekämpfen. In mir gibt es auch eine grüne Komponente, ich bin ein grosser Fan des öffentlichen Verkehrs, obwohl ich auch ein Auto habe.

*Bei Ihren Auftritten hat man den Eindruck, dass sie weniger ideologisch als pragmatisch denken und handeln. Hat das etwas?*
Ja, durchaus. Ich bin nicht der Weltverbesserer per se, was aber nicht heisst, dass ich nicht kämpfe.

*Wofür?*
Zum Beispiel dafür, dass der gewöhnliche Angestellte auch eine Stimme hat und nicht nur die Vertreter der Hochfinanz.

*Aber das Problem ist doch, dass der gewöhnliche Angestellte heutzutage SVP wählt?*
Ja, aber uns gibt es auch. Wir decken mehr Anliegen ab, als manchmal wahrgenommen wird.

*Wer hat Sie politisch geprägt? Das Elternhaus?*
Weniger. Mein Vater war zwar Gewerkschafter, aber für Politik interessierte ich mich erst ab der Kanti. Als ich dem Stimmrechtsalter näher rückte, wuchs auch das Interesse mitzureden.

*Und woher kommt das linke Element?*
Die Gerechtigkeit und der Ausgleich sind zentral für mich. Und es geht auch um das Verhältnis zum Staat: Der Staat ist für mich nicht der Gegner, sondern letztlich etwas Gemeinsames von uns allen. Wir als ­Bevölkerung prägen den Staat.

*Wo stehen Sie im linken Parteispektrum?*
Kommt darauf an. Bei Themen, die klar als links gelten, wie Steuerfragen oder Energie, bin ich ganz auf Parteilinie. Aber ich sehe mich sicher nicht als linken Hardliner, auch wenn ich eine Vergangenheit in der AL habe.

*Wo weichen Sie von der Parteilinie ab?*
Der Ausreisser ist die Sicherheitspolitik, dort entspricht meine Haltung nicht ganz dem Parteibuch. Ich bin ein Verfechter der Miliz­armee, und im Militär bin ich Offizier.

*Offizier und SP-Präsident, wie geht das ­zusammen?*
Sehr gut! Wir haben in der Schweiz eine Milizarmee, und ich bin der Meinung, dass diese Milizarmee einen Querschnitt unserer Bevölkerung repräsentieren soll. Unsere Bevölkerung ist zu einem anständigen Anteil auch links. Ich repräsentiere als linker Offizier diesen Teil der Bevölkerung, und das ist aus meiner Sicht für eine staatstragende Partei wie die SP in Ordnung. Ich stehe dazu, dass ich Offizier bin, das habe ich auch in der SP nie verheimlicht. Im Militärdienst selbst spielt das Parteibuch übrigens keine Rolle, da ist die fachliche Qualifikation gefragt und das Erfüllen des dienst­lichen Auftrags.

*Die «schaffhauser az» schrieb, der Meyer sei als SP-Präsident eine Notlösung, ein «No Name aus der Provinz». Wahre Worte oder wüste Beleidigung?*
Der «No Name» ist aktuell sicher noch wahr, aber ich arbeite daran. Die «Notlösung» ist eine Beleidigung. Ich stehe für die Erneuerung der Partei, für einen Schritt nach vorne, und ich bin unverbraucht. Das ist doch kein Notfallkonzept! Hätte man mir die Aufgabe nicht zugetraut, hätte man mich nicht angefragt und am Parteitag auch nicht gewählt.

*Ein Parteipräsident sollte auch Mitglied des Kantonsrats sein, heisst es. Sie sind nicht im Parlament. Ist das ein Problem?*
Na ja, FDP-Präsident Marcel Sonderegger ist ja auch nicht im Kantonsrat, und Pentti Aellig von der SVP war es lange Zeit nicht. Ich selbst fände es für die Partei und für mich gut, und ich arbeite daran. Mein Ziel ist es, längerfristig Einsitz zu nehmen.

*Parteipräsidenten sind wie Fussballtrainer: Man erwartet von ihnen Erfolge, sonst sind sie wieder weg.*
Klar, wenn wir nur noch verlieren sollten, müsste man sich fragen, ob ich der Richtige bin. Das wird sich weisen. Abstimmungen gewinnen heisst auch, eine Politik zu machen, die mehrheitsfähig ist. Wenn wir das schaffen und dem Volk zum Beispiel klarmachen können, dass der Spardruck nicht das allein selig Machende ist, dann kommt es gut.

*Da reicht es aber nicht, wenn Sie nur die linken Wählerinnen und Wähler ansprechen, oder?*
Logisch. Man braucht mehr als 50 Prozent, um eine Abstimmung zu gewinnen, und wir sind aktuell im Kanton eine 22-Prozent-Partei. Ex­treme Forderungen liegen mir weniger. Das kommt auch aus meiner Arbeit in der Exekutive. Wir müssen einen Konsens finden, mit dem alle leben können.

*Der SP-Präsident ist ein Mann, der SP-Regierungsrat ist ein Mann, der SP-Stadtpräsident ist ein Mann: Hat die SP ein Frauenproblem?*
Nein, ein Problem nicht. In der SP sind Frauen hochwillkommen, wir bieten viele Chancen. Aber es stimmt, in den Exekutiven und in der Parteileitung sind sie in der Minderheit. Dies hat auch damit zu tun, dass linke Frauen in meinem Alter in der AL sind.

*Wo sehen Sie die SP in fünf bis zehn Jahren?*
Ich will den Erfolgskurs der letzten zwei Jahre fortsetzen. Wir haben Wähler und Abstimmungen gewonnen. Ein ganz zentraler Auftrag ist weiter die Verjüngung der Partei. Wir brauchen mehr junge Leute, die auch bereit sind, im Vorstand mitzuarbeiten. Die Schaffhauser SP soll jünger werden und moderner. Sie soll auch medial präsenter werden – wie es übrigens die Bündner SP bereits vollzogen hat. Wir machen schon viel, die Basis ist da. Aber wir müssen noch mehr nach dem Sprichwort «Tue Gutes und sprich darüber» handeln. Wir als SP müssen uns schlicht besser vermarkten.


**Daniel Meyer: Zur Person**

Alter: 31
Beruf: Maschinenbauingenieur FH
Zivilstand: ledig
Militär: Major, Nachrichtenoffizier im Ristl Bat 21
Hobbys: Politik, Segeln, Skifahren
Politische Tätigkeiten: Gemeinderat Hallau, Präsident der SP des Kantons Schaffhausen


#Notizen zu Namen

17. April 2017 | Ein Hallauer ist neuer SP-Präsident

Schaffhauser Nachrichten
Zeno Geisseler

Die Schaffhauser SP hat einen neuen Präsidenten: Die Delegierten haben gestern Abend Daniel Meyer (31) aus Hallau zum Nachfolger von Werner Bächtold (63) gewählt.
Dass Meyer den wichtigsten Posten der Schaffhauser Linken übernehmen würde, wussten gestern zu Beginn der Versammlung im Schaffhauser «Güterhof» nicht einmal die Delegierten. Die Parteileitung machte bis zuletzt ein Geheimnis daraus, wen die Findungskommission, bestehend aus Regierungsrat Walter Vogelsanger und SP-Stadt-Präsidentin Monika Lacher, zur Wahl vorschlagen würde.
Vogelsanger lüftete schliesslich den Schleier und stellte Meyer vor. Er stammt ursprünglich aus Wilchingen, er wohnt jetzt aber in Hallau, wo er seit 2013 auch für die SP im Gemeinderat sitzt. Dort leitet er das Sozialreferat. Meyer ist ausgebildeter Maschinen­ingenieur und arbeitet bei den SBB. «Daniel ist ein sehr zuverlässiger und belastbarer Parteikämpfer», sagte Vogelsanger, der auch verriet, dass Meyer einst bei ihm zur Schule gegangen sei.

**«Unter der Schallgrenze geblieben»**
Nach dieser Vorstellung wurden der Bewerber und die Presse vor die Tür gebeten. Die Delegierten mussten aber nicht lange diskutieren. Schon nach wenigen Minuten brauste Applaus auf im Saal, und Meyer, der neue SP-Präsident, wurde hereingeholt.
Bei seiner Antrittsrede machte er keinen Hehl daraus, dass er in der SP und auch ausserhalb noch nicht sehr bekannt sei. «Auf kantonaler Ebene bin ich bis jetzt immer unter der Schallgrenze geblieben», sagte er. Er räumte auch ein, dass seine Sympathien früher bei einer anderen linken Gruppierung gelegen hatten: bei der Alternativen Liste. «Meine Kanti-Generation war praktisch gleichzusetzen mit dem Gründungsdatum der AL», sagte Meyer. Er selbst sei eines der ersten AL-Mitglieder gewesen. «Irgendwo in einer Kiste habe ich den Mitgliederausweis noch, es ist die Nummer elf.»
Aber das sei 2003 gewesen, seither sei viel passiert. Der Entscheid für die SP sei am 1.-Mai-Umzug 2009 gefallen. «Ich war auf der Suche nach einer politischen Heimat, und damals fand ich sie in der SP.» Mit der AL verstehe er sich nach wie vor gut, «aber bei der SP ist die Schnittmenge mit meinen Überzeugungen am grössten».
Für die SP wünsche er sich, dass sie auch in Zukunft für Jüngere interessant sei. Dabei denke er insbesondere an junge Frauen, sagte Meyer. Für die Partei gelte es nun, eine Diskussion zu führen, wie sie sich in der Parteienlandschaft positionieren wolle und wie sie ihren Anteil halten und ausbauen könne.
Die SP hat neben den Wahlen gestern auch noch ihre Parolen für die kommenden kantonalen Abstimmungen gefasst. Sie empfiehlt sowohl für ihre eigene Volksinitiative «Keine Steuergeschenke an Grossaktionäre» wie auch für die Zusammenlegung der Friedensrichterämter ein Ja.



Vorgänger und Nachfolger: Werner Bächtold (links) hat gestern das SP-Präsidium an Daniel Meyer übergeben. Meyer hat sich in der SP unter anderem als Gemeinderat von Hallau einen Namen gemacht.
Bild Zeno Geisseler

#Notizen zu Namen

4. April 2017 | Zwei neue Richter gewählt

Schaffhauser Nachrichten
lbb

Als Ersatz für die auf Ende Juni 2017 zurücktretende Oberrichterin Marlis Pfeiffer hat das Schaffhauser Kan- tonsparlament gestern den aus dem Zürcher Oberland stammenden Oliver Herrmann (geb. 1982) mit einem 50-Prozent-Pensum gewählt. Herrmann war seit 2014 Ersatzrichter am Bezirksgericht Zürich und wird weiter zur Hälfte als Gerichtsschreiber am Bundesverwaltungs- gericht arbeiten. Die Wahlvorbereitungskommission hatte Herrmann aus fünf Bewerbungen ausgewählt. Der Rat wählte ihn mit 58 von 58 gültigen Stimmen.
Das Schaffhauser Kantonsgericht muss per Gesetz über mindestens drei Ersatzmitglieder verfügen. Mit der Wahl von Andreas Textor zum ordentlichen Kantonsrichter fehlt ein solches. Der Rat hat gestern den Juristen Philipp Zumbühl (geb. 1986) zum Ersatzrichter des Kantonsgerichts gewählt. Zumbühl ist in Dörflingen aufgewachsen und hat im Dezember 2016 sein Anwaltspatent gemacht. Ein Ersatzrichter übernimmt die Aufgaben eines Einzelrichters oder ist mitwirkender Richter in einer Kammer. Zumbühl erreichte 57 von 57 gültigen Stimmen.

#Notizen zu Namen

28. Februar 2017 | «Es ist eine grosse Hürde für Kantonsschüler»

Schaffhauser Nachrichten
Mark Liebenberg

*Herr Comi, 110 Maturaarbeiten wurden an der Kantonsschule Schaffhausen dieses Jahr abgenommen. Wie würden Sie den Lerneffekt der selbständigen Arbeit beschreiben?*
Diese Arbeit ist eine der wichtigsten Kompetenzen, die Kantonsschüler im Laufe der Gymnasialzeit erwerben können. Nach wissenschaftlichen Massstäben selbständig eine Arbeit erstellen ist eine grosse Hürde für die meisten Schüler. Sie stehen vor einem riesigen Berg und müssen lernen, nicht zu verzweifeln, sondern systematisch und fokussiert an ein Thema heranzugehen. Klar, wir geben alle Unterstützung, aber es sind die Schüler, die Motivation und Fleiss an den Tag legen müssen.

*Auffallend ist die Themenbreite. Täuscht der Eindruck. oder ist man offener geworden, auch hinsichtlich den sogenannten Life Sciences?*
Das stimmt, Themen wie Gesundheit, Ernährung, Medizin sind zunehmend gefragt. In der Themenwahl sind die Maturanden frei und unabhängig vom gewählten Profil, und das ist ganz entscheidend. Übrigens ist dieses Jahr mit 31 Arbeiten der mathematisch-naturwissenschaftlich-technische Bereich – die sogenannten MINT-Fächer – sehr gut vertreten, darauf können wir stolz sein. Die Maturanden sollen ihr Thema selber wählen, und es freut mich auch, dass viele mit der Zeit, in der sie leben, gehen. Ausserdem gibt es einige brandaktuelle Phänomene wie etwa Terrorismus, Brexit, Einkaufstourismus, die aufgegriffen werden. Und auch in regionalen Themen können Maturanden immer wieder einen spannenden Beitrag leisten, etwa zur Lokalgeschichte.

*Wie kann man diese doch sehr unterschiedlichen Arbeiten vergleichen und bewerten?*
Die Benotung erfolgt durch einen betreuenden Lehrer und einen Co-Referenten. Etwa ein Viertel der Note bezieht sich auf den Arbeitsprozess selber, und ein besonderes Gewicht liegt auf der Präsentation der Arbeit, die vor Publikum stattfindet. Entscheidend ist immer, wie die Fragestellung bearbeitet wurde.

*Wie steht die Kantonsschule derzeit bezüglich Maturandenquote da, und wie viele Schüler nehmen ein Hochschulstudium auf?*
Unsere gymnasiale Maturitätsquote liegt seit vielen Jahren mit 15 bis 17 Prozent klar unter dem nationalen Durchschnitt, dafür ist sie bei der Berufsmatur höher als im Landesdurchschnitt. So gleicht sich das aus. Im letzten Jahr haben rund zwei Drittel angegeben, ein ETH- oder Hochschulstudium beginnen zu wollen. Knapp 20 Prozent wollten an einer Fachhochschule oder Pädagogischen Hochschule studieren.

*Der Königsweg mit gymnasialer Matur und Hochschulstudium ist also kein Auslaufmodell?*
Nein. Aber interessant ist, dass sich vor rund 15 Jahren das Geschlechterverhältnis gedreht hat. Heute liegt die Frauenquote an der Kantonsschule bei etwa zwei Dritteln. Wieso das so ist, ist schwer zu sagen. Es gibt die Hypothese, dass es die Volksschule sprachlich begabten Schülern einfacher macht, gute Noten und damit einen Übertritt ins Gymnasium zu erreichen.

Neulich konnte man lesen, dass die Armee immer weniger diensttaugliche Maturanden findet. Sind die Kantonsschüler zu schlapp fürs Militär?*
Das denke ich ganz und gar nicht. Unsere Schüler sind fit, es gibt nach wie vor drei Sportstunden pro Woche. Aber es trifft zu, dass für viele Maturanden der Militärdienst nicht mehr die auch karrieretechnische Anziehungskraft hat wie früher. Ich denke, die Armee müsste die Kompatibilität von Studium und Militärdienst verbessern, um attraktiver zu werden, zum Beispiel mit Ausbildungsgutscheinen. Daran arbeitet man ja.



Pasquale Comi, Rektor der Kantonsschule Schaffhausen .
Bild Mark Liebenberg


**Eine Herausforderung für das Schaffhauser Gewerbe**

*Der Einkaufstourismus nach Deutschland ist weit verbreitet in Schaffhausen. Julian Alvarez befasst sich in seiner Maturaarbeit mit den Folgen.*

Von Clio Zubler

Julian Alvarez ist selbst Einkaufstourist und kauft mit seiner Familie immer wieder mal in Deutschland ein. «Ich wollte mehr über die Auswirkungen des Einkauftourismus wissen», sagt der Kantonsschüler. So widmete er seine Maturaarbeit dem Thema. «In meiner Arbeit zeige ich auf, wieso die Leute nach Deutschland gehen und was die Folgen fürs Schaffhauser Gewerbe sind», sagt Alvarez. Er konzentriert sich in seiner Maturaarbeit auf die Lebensmittel- und Modebranche. In einem aufwendigen Theorieteil klärt er vorab den Begriff des Einkaufstourismus, setzt sich mit dem Kaufverhalten der Konsumenten auseinander und erläutert die Einfuhrbestimmungen.

Im zweiten Teil der Arbeit beschreibt er die Gründe für den Einkaufstourismus in der Region. Herausgefunden hat er diese, indem er fünfzig Leute befragt hat. «Ich habe Passanten einmal auf dem Fronwagplatz angesprochen und einmal vor dem Herblingermarkt», erklärt Alvarez. «Es war sehr mühsam und zeitaufwendig, die Umfrage auszuwerten», sagt er. Es zeigte sich, dass der grosse Preisunterschied zwischen der Schweiz und Deutschland tatsächlich der wichtigste Grund ist, um im Ausland einkaufen zu gehen.

**Vollkostenrechnung**
Alvarez erstellte auch eine Vollkostenrechnung für den Einkauf in Deutschland und vergleicht die Preise der Warenkörbe inklusive der Anfahrtskosten und etwaigen Einfuhrzöllen. Den grössten Preisunterschied gebe es in der Lebensmittelbranche zwischen Coop und Lidl, ganze 65 Prozent sind es. «Das war wirklich überraschend», meint Alvarez. «Die Qualität ist aber auch nicht dieselbe.»

**Neue Sichtweisen**
Alvarez’ Ziel war es, neue Sichtweisen auf den Einkaufstourismus und auch Lösungen für das Schaffhauser Gewerbe aufzuzeigen. Der grösste Gewinner der Situation sei der sparende fallen die Auswirkungen des Einkaufstourismus eher klein aus», Gewerbe wegen des Einkaufstourismus fünf bis zehn Prozent der Einnahmen fehlen, gebe es auch ein paar gute Seiten. So müssen die Geschäfte innovativ bleiben und sich vom ausländischen Angebot differenzieren, wie er in seiner Arbeit schreibt. «Die beste Lösung ist meiner Meinung nach, das Schaffhauser Gewerbe den Kunden näherzubringen», sagt der Maturand. Beispielsweise könnte man den Kunden mit einer App zeigen, welche Geschäfte es hier gibt.


**Zur Person**
Julian Alvarez

*Alter*
17 Jahre

*Wohnort*
Lohn

*Nach der Matura*
Militär, dann Wirtschaftsstudium

*Titel der Maturraarbeit*
Einfluss des Einkaufstourismus nach Deutschland auf das SH-Gewerbe

*Fachbereich*
Wirtschaft und Recht.



Julian Alvarez inmitten der Schaffhauser Altstadt. Der wichtigste Grund, um ins Ausland
einkaufen zu gehen, sind anscheinend die grossen Preisunterschiede.
Bild Clio Zubler

#Notizen zu Namen

24. Februar 2017 | Ott macht Platz für frische Kräfte

Schaffhauser Nachrichten
Daniel Jung

Die «Schaffhauser AZ» hat eine neue Chefredaktion. Seit diesem Monat wird die Arbeiterzeitung von den beiden 29jährigen Journalisten Mattias Greuter und Marlon Rusch geleitet. Die beiden gehören zu einem Team von insgesamt sechs Journalistinnen und Journalisten, die alle zwischen 26 und 31 Jahre alt sind und je im 60-Prozent-Pensum für die AZ schreiben.
«Mit 66 Jahren bin ich langsam ein alter Knabe», sagt Bernhard Ott, der zuvor die redaktionelle Leitung innehatte. «Es wurde Zeit für den Wechsel.» Nun habe die junge Crew die Chance, die Zeitung ohne den Einfluss der älteren Generation weiterzuführen.

**Abkehr vom Tagesjournalismus**
«Die Jungen sind viel radikaler im Verständnis, was es heisst, eine Wochenzeitung zu machen», sagt Ott über seine Nachfolger. Der älteren Garde der AZ sei es nie ganz gelungen, die Gepflogenheiten des Tagesjournalismus abzulegen. Die AZ war bis 1997 eine Tageszeitung. Nach einer kurzen Zwischenphase mit drei Ausgaben pro Woche wurde sie 1998 zum Wochenblatt – aus finanziellen Gründen. Die deutliche Abkehr von Veranstaltungen und Pressekonferenzen habe der AZ gutgetan, ist Ott überzeugt.
«Wir wollen mehr recherchieren und mit jedem unserer Texte eine Geschichte erzählen», sagt Marlon Rusch zu seinen journalistischen Zielen. Für die zwei jungen Chefs hat sich im Alltag aber nicht allzu viel geändert. «Wir sitzen immer noch am selben Ort wie vorher», sagt Rusch. Gegen aussen hin würden sie wohl vermehrt als Ansprechpartner zur Verfügung stehen. Schwierige Entscheide würden aber wie bisher von der ganzen Redaktion gemeinsam gefällt. So wurde auch die Entscheidung, wer die Führungsrolle übernehmen soll, im Kollektiv gefällt. Im jungen Team sind Rusch und Greuter am längsten dabei.

**Vom Chef zum freien Mitarbeiter**
Ott bleibt weiterhin als Verlagsleiter verantwortlich für die kommerziellen Belange der AZ Verlags AG. Hiermit hat er eine schwierige Aufgabe. «Die AZ ist ein Defizitgeschäft», sagt er. Aktuell hat die AZ eine verkaufte Auflage von rund 2000 Stück. Ohne Spenden könnte sie nicht überleben. Rund 15 Prozent der Einnahmen stammen derzeit von Sponsoren. Dazu ­gehören die rund 150 Mitglieder des Gönnervereins sowie fünf grössere Einzelsponsoren. Die restlichen Einnahmen stammen etwa je zur Hälfte aus der Werbung und den Abo-Erlösen. «Früher kamen einmal rund 70 Prozent der Einnahmen von den Inseraten», sagt Ott.
Als Geschäftsführer ist Ott unter anderem für die Lohnadministration, die Bereitstellung der Daten für die ­externe Buchhaltung und die Pflege der Abonnenten zuständig. Weiterhin nimmt er auch an Redaktionssitzungen teil, sitzt aber nicht mehr am Kopf des Tischs. Als freier Mitarbeiter wird er auch künftig für die AZ schreiben, speziell über Themen der Schaff­hauser Geschichte oder Wirtschaft.
Ott stammt aus einem katholischen, bürgerlichen Haushalt. «Es war für viele Leute aus meiner Generation auch eine Abgrenzung zu den eigenen Eltern, bei der SP mitzumachen», sagt er. Ähnliche Prozesse gebe es auch heute noch: Die Entstehung der Alternativen Liste in Schaffhausen, als zweite linke Kraft, habe ebenfalls viel mit persönlichen Biografien zu tun – mit Kindern aus SP-Haushalten, die ­etwas Eigenes aufbauen wollten. Dass die Schaffhauser Linke heute gespalten ist, macht Ott keine Sorgen. «Die AL kann mit ihrer Oppositionsrolle Leute abholen, welche die SP zu stark als Teil des Systems sehen.» Ott hat schon ­geschrieben, dass er langfristig eine Fusion von SP und AL erwartet. «Das muss aber selber wachsen», sagt er.

**Grosses Jubiläum**
Die «Schaffhauser AZ» war 1918 gegründet worden. Im nächsten Jahr feiert sie ihr 100-Jahr-Jubiläum. Dafür ist unter anderem ein Jubiläumsbuch geplant, das vom Historiker Adrian ­Knoepfli verfasst wird. Knoepfli hat bereits über die Geschichte der Alusuisse, der GF oder des Elektrizitätswerks des Kantons Schaffhausen geschrieben. ­Warum schreibt der ­Historiker Ott das Buch nicht selbst? «Hans-Jürg und ich wollten, dass es jemand von aussen schreibt», sagt er – der früherer SP-Nationalrat Hans-Jürg Fehr ist Verwaltungsratspräsident der AZ Verlags AG. In den 100 Jahren habe die AZ auch einige ­«Irrungen und Wirrungen» durchgemacht, sagt Ott. «Dafür ist ein kühler Blick von aussen nötig.»
Warum gibt es die AZ heute noch – während die anderen als sozialdemokratische Parteiblätter gegründeten Arbeiterzeitungen der Schweiz verschwunden sind? «Ich glaube, das liegt einerseits daran, dass Schaffhausen ein vergleichsweise geschlossener Raum mit übersichtlichen Verhältnissen ist», sagt Ott. Andererseits habe die bürgerliche Ausrichtung der «Schaffhauser Nachrichten» auf der linken Seite stets Raum gelassen. «Und heute haben wir den Vorteil, eine Wochenzeitung zu sein», sagt Ott.
In den wirtschaftlich brenzligen Situationen sei es stets die überzeugte Fangemeinde der AZ gewesen, welche das Überleben ermöglichte. Im Jahr 1996 etwa hatte die Zeitung massive ­Finanzprobleme. Damals wurde die alte Unionsdruckerei in eine Verlags- und eine Immobilienfirma aufgeteilt sowie das Druckerei-Geschäft verkauft. Der UD Immobilien AG gehören drei Liegenschaften zwischen «Platz» und Webergasse. Ott ist sich bewusst, dass die Existenz der Zeitung weiter vom wirtschaftlichen Erfolg abhängt. «Wenn das Geld nicht reicht, dann kann man machen, was will», sagt er.
Zuletzt konnte die AZ gemäss Ott aber eine leicht Zunahme der Abonnenten feststellen – seit Januar 2016 um rund 3 Prozent. Er ist überzeugt, dass dies mit der neuen journalistischen Ausrichtung zu tun hat.

**«Zum Glück nicht entlassen»**
Auch von der SP habe sich die AZ stärker emanzipiert. «Bis vor 25 Jahren wäre es undenkbar gewesen, dass jemand für die AZ schreibt, der nicht in der SP ist», sagt Ott. Heute ist von den sechs Redaktoren nur einer bei einer Partei – Matthias Greuter war schon auf Wahllisten der AL. Ott weist aber darauf hin, dass er selbst als 28jähriger Journalist in der AZ einmal den damaligen SP-Regierungsrat Paul Harnisch zum Rücktritt aufgefordert hatte – wegen einer Revision des Polizeigesetzes. «Ich wurde damals zum Glück nicht entlassen», sagt er.



«Exekutivpolitiker wollen die Zeitung als Werbetrommel nutzen», sagt Bernhard Ott, Verlagsleiter der «Schaffhauser AZ». Die Rolle der Zeitung sei jedoch eine andere.
Bild Selwyn Hoffmann

#Notizen zu Namen

18. Februar 2017 | Chnopf der Woche

Schaffhauser Nachrichten
czu

Zora Njeri Keller
Geboren am 13. Februar, 8.16 Uhr
Gewicht: 2870 Gramm
Grösse: 48 Zentimeter

Am 13. Februar durften die Eltern ihre Tochter Zora zum ersten Mal in die Arme schliessen. Das Paar ist seit drei Jahren verheiratet. Eine Woche früher als am eigent­lichen Geburtstermin kam Zora nach einer relativ leichten Geburt zur Welt. «Ihr zweiter Name, Njeri, ist derjenige meiner Mutter», erklärt Tabby lächelnd.
Zoras zweijähriger Bruder Kasper hat sie schnell ins Herz geschlossen und ist aufgeregt und glücklich, eine kleine Schwester zu haben. Mutter und Tochter dürfen das Spital voraussichtlich am Samstag verlassen. Die ganze Familie freut sich darauf, einfach zu Hause zu sein und den gemeinsamen Alltag zu geniessen.



Die glücklichen Eltern: Tabby und Florian Keller mit Kasper aus Schaffhausen

#Notizen zu Namen

15. Februar 2017 | «Bei mir war’s nur ein Ordner»

Schaffhauser Nachrichten
Jean-Claude Goldschmid

*Herr Leu, wie haben Sie sich als Gemeindepräsident eingelebt?*
Eigentlich recht gut. Ich wurde auch gut unterstützt, einerseits durch die erfahrenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Gemeindeverwaltung, die mir zu einer schnellen Übersicht verhalfen, und andererseits natürlich auch durch die Kollegen im Gemeinderat, die mit ihrer Loyalität viel zu einem erfreulichen Start beigetragen haben.

*Wie ging die Amtsübergabe vonstatten?*
Ich habe, was meine Ämter und Referate betrifft, von einer akribisch vorbereiteten Übergabe profitieren können. Die Gespräche und die Unterlagen, in denen die laufenden Geschäfte, die Pendenzen, aktuelle Themen, ja selbst Umstände mit Konfliktpotenzial festgehalten sind, waren mir bei der Einarbeitung sehr dienlich. Ich muss schmunzeln, wenn ich daran denke, dass Amtskollegen von mir Berge von Ordnern übernehmen mussten. Bei mir war es gerade mal einer, aber eben zusammen mit einem Stick mit wohlgeordneten Dateien.

*Sie wurden ja im Rahmen einer Kampfwahl gewählt – inwiefern haben sich die Wogen da wieder geglättet?*
Ein so knapper Ausgang im zweiten Wahlgang hinterlässt Spuren, das ist keine Frage. Ich bin mir dessen bewusst und werde mich deshalb besonders bemühen, alle Einwohnerinnen und Einwohner zu vertreten und alle Interessen- und Anspruchsgruppen unserer Gemeinde gleichermassen zu berücksichtigen. Ich bin aber zuversichtlich und überzeugt, gestärkt durch viele Rückmeldungen und diesbezügliche Signale, dass die Kräfte gebündelt werden können und eine förderliche Zusammenarbeit möglich sein wird, wenn es darum geht, für die Entwicklung der Gemeinde die richtigen Lösungen zu finden.

*Welche Prioritäten setzen Sie für Ihre Gemeinde in den nächsten vier Jahren?*
Will man nicht nur Worthülsen und Papiertiger produzieren, müssen die Formulierung von konkreten Zielen und zielführenden Massnahmen aus der Sicht des Gemeinderats auf der Basis einer Auslegeordnung und einer entsprechenden Analyse erfolgen. Daran arbeitet der neu zusammengesetzte Gemeinderat. Im Frühling wird er die Resultate in einem Bericht festhalten. Das soll die Grundlage bilden, aufgrund derer dann die Schwerpunkte und Ziele festgelegt sowie die Instrumente und Mittel, mit denen diese zu erreichen wären, aufgezeigt werden; dies unter Einbezug möglichst vieler Interessen– und Anspruchsgruppen.

*Inwiefern kommt Ihnen Ihre Erfahrung als ehemaliger Gemeinderat beim neuen Amt zugute?*
Wie gewinnbringend ich meine Er- fahrungen einbringen kann, müssen andere beurteilen. Ich stelle aber fest, dass meine beruflichen Erfahrungen und insbesondere die Erfahrungen als ehemaliger Gemeinderat das Einarbeiten erleichtern.

*Und wie wirkt sich das neue Amt auf Ihr Privatleben aus?*
Natürlich musste ich einen Teil des beschaulichen und behaglichen Rentnerdaseins hergeben. Das war mir und auch meiner Frau von vornherein klar. Dennoch hoffe ich sehr, dass sich nach dem grossen anfänglichen Aufwand, der unumgänglich ist, ein Normalzustand einstellt, der noch genügend Zeit übrig lässt für meine Familie, meine Enkelkinder, die Pflege unseres Freundeskreises sowie für Sport und Musik. Ich bin da zuversichtlich. Eine fortschrittliche Vernetzung ermöglicht es mir, von überall her und zu jeder Tages- und Nachtzeit auf alle Unterlagen der Verwaltung und des Gemeinderates zuzugreifen. Das kommt mir sehr entgegen und ermöglicht mir ein effizientes Arbeiten.

*Welche Rolle spielt die Parteipolitik im Wilchinger Gemeinderat?*
Keine! Die gleiche Feststellung gilt auch für meine Zeit als Gemeinderat in den Neunzigerjahren. Selbstverständlich ist jedes Mitglied des Gemeinderates durch eine gewisse politische Ausrichtung geprägt. Aber in einer Exekutive geht es darum, im Konsens zu Entscheidungen zu kommen. Parteipolitik tritt in den Hintergrund.

*Wie stehen Sie zur Zukunft der Schule in der Gemeinde?*
Unsere Schülerinnen und Schüler haben einen Anspruch auf ein Schulangebot, das sie im Vergleich zu allen anderen Schülern des Kantons nicht benachteiligt. Unsere Schulen in Wilchingen gewährleisten dies auch in ihrer kleinen Einheit immer noch in hohem Masse, davon bin ich überzeugt. Allerdings hat es seinen Preis. Und mit abnehmenden Schülerzahlen und zunehmenden Anforderungen an die zukünftige Schule wird das nicht einfacher. Grössere Schuleinheiten sind eine Antwort. Die Ablehnung eines zentralen Oberstufenschulhauses für Wilchingen und Hallau sollte uns nicht davon abhalten, wenigstens auf der organisatorischen und betrieblichen Ebene mit unseren Nachbargemeinden zusammenzuarbeiten und grössere Einheiten anzustreben, dies unter vorläufiger Nutzung der bestehenden Schulanlagen. Damit verbauen wir uns keine weiteren Entwicklungen und Projekte.

*Sind Gemeindefusionen für Sie ein Thema?*
Ich denke nicht. Auf alle Fälle nehme ich es nicht wahr, dass das Thema Fusion im Unteren Klettgau auf irgendeiner Agenda steht. Die Zusammenarbeit mit den Nachbargemeinden in Sachbereichen und bei gleichen oder ähnlichen Problemstellungen steht im Vordergrund. In diesem Bereich ist schon einiges vollzogen, und die Bereitschaft, diesen Weg weiterzugehen, ist gross. Je erfolgreicher wir diese Zusammenarbeit gestalten können, desto mehr tritt eine Fusion in den Hintergrund.


**Ruedi Leu**
*Mit vier Stimmen Vorsprung gewählt*

Von 1991 bis 1998 hat der heute parteilose Ruedi Leu (65) schon einmal acht Jahre Einsitz im Wilchinger Gemeinderat genommen, damals allerdings noch für die SVP. Im September 2016 wurde er im zweiten Wahlgang mit vier Stimmen Vorsprung vor Virginia Stoll (SVP) zum neuen Gemeindepräsidenten gewählt.
Beruflich war der inzwischen pensionierte Leu als Schulinspektor tätig. Er ist verheiratet, hat zwei erwachsene Söhne und zwei Enkelkinder. Seine Hobbys sind die Familie, der Freundeskreis, der Sport und die Musik. Er wirkte lange Jahre als Dirigent der Chöre in Wilchingen. Heute geht er gerne in Konzertsäle.



«Natürlich musste ich einen Teil des beschaulichen und behaglichen Rentnerdaseins hergeben – das war mir auch von vornherein klar»: der neue Wilchinger Gemeindepräsident Ruedi Leu in seinem Garten.
Bild zvg

#Notizen zu Namen

15. Februar 2017 | «Ich glaube nicht, dass wir bald aussterben»

Schaffhauser Nachrichten
Alfred Wüger

Wer ins Vereinslokal der Scaphusia tritt, bekommt unweigerlich das Gefühl, in einer andern Zeitepoche gelandet zu sein. Geschnitzte Holztische, ein Parkettboden, vertäfelte Wände, eine Gemütlichkeit, die heute urtümlich anmutet, aber vor 40 Jahren in etlichen Altstadtlokalen noch ganz selbstverständlich war. Seit 1912 befindet sich das Vereinslokal im «Falken». 2002, als die Scaphusianer eigene sanitäre Anlagen einbauen liessen, sei ein Bleiberecht für weitere 25 Jahre vereinbart worden. Davon sind jetzt allerdings auch schon wieder 15 Jahre verstrichen.
Andreas Schirrmacher, der neue Altherrenpräsident der Scaphusia, nimmt an einem der Tische Platz. Wie es sich denn anfühle, für einen so jungen Mann wie ihn, Altherrenpräsident zu sein. Andreas Schirrmacher lacht. «Ja, Altherr ist tatsächlich eine lustige Bezeichnung für jemanden, der gerade mal die 30 überschritten hat und nun Präsident eines Vereins ist, dessen Mitglieder zwischen 19 und 96 Jahre alt sind.» Und er habe, als er angefragt wurde, das Ansinnen erst gar nicht ernst genommen, sondern abgewinkt. «Aber als ich dann immer wieder, und zwar sowohl von Jungen als auch von Alten, gefragt wurde, ob ich das Amt nicht übernehmen würde, da habe ich es dann einmal zu Hause beim Znacht vorgebracht, um vorzufühlen, ob ich da Unterstützung finde.» Offenbar bekam der junge Familienvater auch zu Hause grünes Licht, denn seit gut fünf Wochen ist er nun im Amt. Es sei eben ein Anliegen innerhalb der Verbindung gewesen, im Vorstand eine Verjüngung zu erreichen. «Und seit sieben Jahren sitze ich schon im Vorstand und bin daher mit praktisch allen operativen Geschäften vertraut.»
Der Sinn der Verbindung Scaphusia sei es, bei den jungen Kantonsschülern durch gemeinsames Erleben von Freizeitaktivitäten einen Freundschaftsbund zu schmieden und das Interesse für Themen zu öffnen, mit denen man sich aus eigenem Antrieb vielleicht nicht beschäftigen würde. «Ich erinnere mich an Theaterbesuche in meiner Fuxenzeit, zum Beispiel an Shakespeares ‹Sommernachtstraum›, da wäre ich ohne die Scaphusia allein doch nie hingegangen.»
Ausserdem zerstreue man sich nach der Matura in alle Winde. Das sei zwar auch bei den Scaphusianern so, aber: «Wir sehen uns jeden Dezember an der Jahresversammlung, und alle 12 bis 15 Wochen treffen sich einige zu einem Abendessen. Mittlerweile sind auch die Ehefrauen und die ersten Kinder dabei. Und das alles möchte ich nicht missen. Aber am Anfang, in der aktiven Zeit als Kantischüler, muss man dafür arbeiten. Man muss Zeit mitbringen.»
Aktuell besteht die Aktivitas aus sechs Fuxen und sechs Burschen. Klingt nicht gerade nach viel, gegenüber einem Bestand an Altherren von doch rund 300 Personen. Schirrmacher: «Zahlenmässig müssen wir sagen, dass Verbindungen ein Auslaufmodell zu sein scheinen. Aber wir haben steigende Mitgliederzahlen. Es wird sich auf einem tiefen Pegel stabilisieren. Früher gab es an der Kantonsschule Schaffhausen drei aktive Verbindungen. Jetzt gibt es nur noch uns. Aber ich glaube nicht, dass wir bald aussterben. » Andreas Schirrmacher will denn auch den Kontakt zur Kantonsschule ausbauen und stärken.
Wer als Schüler in der Scaphusia mitmachen wolle, brauche «ein erhebliches Commitment», sagt Andreas Schirrmacher. «Vor allem ohne entsprechende schulische Leistung geht es nicht. Wenn man in der Schule untergeht, kann man sich vor den Eltern und den Lehrern nicht dafür rechtfertigen, dass man zweimal pro Woche an einen Anlass geht, wo Bier getrunken wird. Die Noten müssen stimmen.» Ausserdem könne nicht mehr davon ausgegangen werden, dass jeder zweite oder dritte Kantilehrer Altherr einer Verbindung sei, sprich: «Die Zeiten, wo der Pauker den Pennäler am Morgen nach dem Stammtisch im Unterricht in Ruhe lässt, sind endgültig vorbei.» Anders gesagt: Wenn es bei den Fuxen und den Burschen kriselt, schreiten die Altherren ein: «Ja, dann sehe ich uns in der Pflicht. Wenn man das Farbenband trägt, stellt man sich aus, und dann muss man auch Leistung bringen können. Wir bitten die Aktiven daher, dass sie uns ihre schulischen Leistungen offenlegen.»
Aber dennoch: Das Bier gehört dazu. «Vorzugsweise Falkenbier», sagt Andreas Schirrmacher lachend. Er war 16, als er in die Scaphusia eintrat. «Es war Liebe auf den ersten Blick. Ich war damals Präsident der Schülerorganisation an der Kanti und wurde immer wieder gefragt, was das für welche seien, die diese Bändel trügen.» Da habe er sich schlaugemacht. Und für den ersten Kontakt mit der Verbindung habe er zum ersten Mal freiwillig einen Kittel angezogen. «Und ich erlebte einen unglaublich tollen Abend!» Am nächsten Morgen sei er dann – wegen des Bieres – «mit einem dicken Kopf erwacht, aber ich wusste: Das hat mir Spass gemacht.»
Nun freut sich Andreas Schirrmacher auf seine Zeit als Altherrenpräsident. «Der Verein hat ein grosses Potenzial und dadurch auch viele Alphatiere. Die Kunst des Präsidenten besteht darin, eine Brücke zwischen Tradition und Moderne zu schlagen. Wo müssen wir authentisch bleiben, und wo müssen wir mit der Zeit gehen?» Das sei eine Gratwanderung, denn viele würden die Tradition mit eigenen emotionalen Erinnerungen verknüpfen.
«Das Amt bringt einiges an Arbeit mit sich», sagt Andreas Schirrmacher. Jedes Jahr findet eine Wiederwahl statt, eine Begrenzung der Amtszeiten gibt es nicht. «Darauf, wie lange ich das machen werde, will ich mich heute nicht festlegen.»


**Scaphusia**
*Seit 159 Jahren trinkfeste Geselligkeit*
*Früher* An der Kantonsschule gab es in den letzten 100 Jahren drei nennenswerte Verbindungen, nämlich den Kantonsschul-Turnverein KTV, die Scaphusia sowie die Verbindung Munot, deren Mitglieder sich verpflichten, bis zum Austritt aus der Kantonsschule abstinent zu leben.
*Heute* Neben der Verbindung Scaphusia gibt es gegenwärtig noch die Verbindung der angehenden Kaufleute, Commercia. Diese Verbindung ist ebenfalls noch aktiv und kann nächstes Jahr ihr 100-jähriges Bestehen feiern.
*Die Scaphusia* Die Verbindung wurde 1858 gegründet, zählt heute 12 Aktive und rund 300 Altherren. Neuer Altherrenpräsident ist seit 2017 der Rechtsanwalt Andreas Schirrmacher v/o Recte.
*Biernamen* Die Biernamen, auch Cerevis oder Vulgo (v/o) genannt, sind in der Scaphusia nach Zürcher Vorbild seit 1861 üblich. Sie sind Symbol dafür, dass der junge Mann mit dem Eintritt ein neuer Mensch wird und für ihn ein neuer Lebensabschnitt beginnt.
(Wü.)



Das Bier darf nicht fehlen, während Andreas Schirrmacher, der neue Präsident der Altherren der Schaffhauser Kantonsschulverbindung Scaphusia, von seiner Motivation,
als 16-Jähriger in den Verein einzutreten, und seinen jetzigen Zielen erzählt. Das Vereinslokal befindet sich im ersten Stock des «Falken» an der Vorstadt.
Bild Selwyn Hoffmann

#Notizen zu Namen

20. Januar 2017 | «St. Georgen» könnte auch ganz anders sein

Schaffhauser Nachrichten
Alfred Wüger

Hätte im Jahre 1875 Pfarrer Ferdinand Vetter das ehemalige Kloster St. Georgen nicht von der Stadt Stein am Rhein für 20 000 Franken als Familiensitz erworben, wäre es heute wohl kein Museum. Die Anlage war vor dem Verkauf an Pfarrer Vetter in einem maroden Zustand, war sie doch als Industrieanlage, Turnhalle und Schulgebäude und so weiter genutzt worden. Ausserdem war die Stadt Stein am Rhein wegen des Eisenbahnbaus verschuldet und konnte sich historisches Erbe nicht leisten.

**Ferdinand Vetters Lebensaufgabe**
Pfarrer Vetters Sohn, Ferdinand Vetter (1847–1924), war als Germanistikprofessor und Mittelalterfachmann eine der markantesten Persönlichkeiten seiner Zeit, und als er 1888 St. Georgen von seinem Vater übernahm, machte er die Erhaltung der seit der Reformation nicht mehr als Kloster dienenden Anlage zu seiner Lebensaufgabe. Er wurde zum «Retter» des Klosters St. Georgen.»
Um die Anlage zu retten, verband sich Vetter mit den führenden Köpfen im Land, die sich für den Erhalt von Bauwerken und historischen Kunstdenkmälern einsetzten. Es war die Zeit des Historismus, und man stritt sich darum, wo das geplante Landesmuseum errichtet werden sollte: in Bern, wo Ferdinand Vetter unter anderem den Verein gegründet hatte, der den Münsterturm vervollständigte, oder in Zürich, wo sein Gegenspieler, der Industrielle Heinrich Angst (1847–1922), eine starke Stellung innehatte. Vetter und Angst wollten beide der erste Direktor des Landesmuseums werden. Dass Heinrich Angst es schliesslich wurde, hing nicht zuletzt damit zusammen, dass er der bessere Stratege und von weniger aufbrausendem Temperament war als Vetter.
Das Museum, das Ferdinand Vetter in St. Georgen dann einrichtete, setzte den Schwerpunkt auf das Kloster. Diese Gewichtung war ein willkürlicher Entscheid und hätte auch anders ausfallen können. Denn Vetter löschte damit alle Zeugnisse aus den 300 Jahren, in denen hier Zürcher Amtsleute gewirkt hatten, aus. Der Referent, der Konservator des Museums St. Georgen, Andreas Münch, sagte, dass dies aus heutiger Sicht bedauerlich sei, aber damals habe die Denkmalpflege, die gerade erst entstand, das Ziel gehabt, eine einzige Zeitepoche auszuwählen und sozusagen zu inszenieren. So etwa liess Vetter zu Werbezwecken Bildkarten drucken, auf denen einer seiner Söhne als lesender Mönch im Kreuzgang posieren musste.

**Vetter-Biografie ist ein Desiderat**
Heute, gemäss den Gesichtspunkten des «modernen» Denkmalpflegers Josef Zemp (1869–1942) gestaltet, nehmen sich die Räumlichkeiten von St. Georgen geradezu nüchtern aus. Jede Zeit gestalte ihre Museen gemäss ihren Prioritäten, sagte Andreas Münch, heute werde Altes und Neueres nebeneinander stehen gelassen, zur Zeit Ferdinand Vetters war das anders.
1926 kaufte die Gottfried-Keller-Stiftung St. Georgen aus dem Nachlass der Familie Vetter, sodass die Anlage und damit das Museum heute Eigentum der Eidgenossenschaft ist. St. Georgen wird seit 2012 direkt vom Bundesamt für Kultur, wo Andreas Münch arbeitet, betreut.
Ein Desiderat ist weiterhin eine Biografie der vielschichtigen, sehr kommunikativen, aber nicht immer umgänglichen Persönlichkeit des Ferdinand Vetter, der 1884 auch als Autor des ersten Kunstführers von St. Georgen hervortrat sowie als leidenschaftlicher Verfasser von Festspielen.
Rund fünfzig Personen besuchten den Vortrag, organisiert vom Historischen Verein des Kanton Schaffhausen, am Dienstagabend im Museum zu Allerheiligen bei.

#Notizen zu Namen

11. Januar 2017 | Ein «Frischling» wird neuer Präsident

Schaffhauser Nachrichten
Pascal Schmidlin

«Herr Ratspräsident, die Glocke gehört Ihnen», sagte der scheidende Präsident des Grossen Stadtrats, Martin Egger (FDP), zum Schluss seiner einjährigen Amtszeit – und machte Platz für seinen Nachfolger Stefan Marti (SP).
Zum ersten Mal kam gestern der Ende November neu gewählte Grosse Stadtrat im Kantonsratsaal zusammen. Die Mitglieder begrüssten sich, gratulierten sich gegenseitig zur Neu- respektive Wiederwahl, und da und dort machte man sich mit den «neuen Gesichtern» bekannt. Entschuldigen musste Martin Egger, der die Sitzung eröffnete und während der ersten drei Traktanden noch die Leitung innehatte, für einmal niemanden. Alle 36 Ratsmitglieder sowie der gesamte Stadtrat – zum ersten Mal mit Katrin Bernath (GLP) – waren erschienen.

**Souveräne Wahl Martis**
Nach der Inpflichtnahme der bisherigen und der neu gewählten Grossstadträtinnen und -räte startete sogleich das Wahlprozedere – denn stolze 14 Wahlen waren am gestrigen Abend traktandiert. Darunter natürlich auch die wichtige Wahl des neuen Ratspräsidenten. Dafür nominiert war Stefan Marti (SP), der sich über eine souveräne Wahl freuen durfte: Von den 36 Ratsmitgliedern gaben deren 28 ihre Stimme dem bisherigen ersten Vizepräsidenten – bei 6 ungültigen oder leeren Wahlzetteln und 2 Stimmen für andere Kandidaten –, der damit 2017 das höchste städtische Amt bekleiden darf.
Als erster Vizepräsident wurde Rainer Schmidig (EVP) gewählt, der im letzten Jahr bereits zweiter Vizepräsident war. Er konnte von 32 gültigen Stimmen deren 30 auf sich vereinen. Als zweiter Vizepräsident neu ins sogenannte Büro des Parlaments gewählt wurde schliesslich Hermann Schlatter (SVP), dies mit 26 Stimmen bei 30 gültigen Wahlzetteln. Alleswurden sie mit grossem Applaus im neuen Amt von den Ratskollegen sowie Gästen im Saal willkommen geheissen.
Komplettiert wurde das Ratsbüro für das Jahr 2017 mit der Wahl der Stimmenzähler. Gewählt wurden die bisherige Stimmenzählerin Cornelia Stamm Hurter (SVP), der abtretende Ratspräsident Martin Egger (FDP) sowie die neu gewählte Grossstadträtin Angela Penkov (AL).

**«Zukunftsweisende Entscheide»**
Bevor Egger seinen Platz auf dem «Bock», dem Stuhl des Präsidenten, verliess, blickte er nochmals auf seine Amtszeit zurück. Insgesamt 17 Sitzungen leitete er im letzten Jahr – davon eine Dreifach- und zwei Doppelsitzungen. «Dabei wurden zukunftsweisende Entscheide gefällt», hielt er fest.
Anschliessend übernahm Stefan Marti das Wort und bedankte sich für die Wahl zum Präsidenten des Grossen Stadtrats. Mit ihm habe das Parlament «gezwungenermassen keinen alten Hasen, sondern einen – wenn auch etwas älteren – ‹Frischling› auf den ‹Bock› gehoben», sagte er. Marti sitzt nämlich erst seit drei Jahren wieder im Rat, nachdem er zuvor schon einmal ein Jahr lang Mitglied gewesen war. Er habe in den letzten zwei Jahren im Vizepräsidium viel gelernt und freue sich auf eine spannende Legislatur mit wichtigen Entscheiden über die Zukunft der Stadt Schaffhausen. Darunter zum Beispiel die Gestaltung des Kammgarn-Areals oder die anstehende Sanierung der KSS.
Es folgten danach noch mehrere stille Wahlen für diverse Kommissionen sowie das Wahlbüro der Stadt (siehe unten), bevor Marti zu seiner Wahlfeier im Haberhaus lud (siehe Seite 19).

**Weitere Wahlen**
Die Kommissionen des Grossen Stadtrats wurden gestern für die Amtszeit von 2017 bis 2020 neu gewählt

In der ersten Sitzung der neuen Legislatur wurden nicht nur die jährlich wechselnden Ämter im Ratsbüro neu vergeben, sondern auch die ständigen Kommissionen des Grossen Stadtrats neu besetzt. Ebenso wurden verschiedene Mitglieder in Verwaltungskommissionen von städtischen oder stadtnahen Betrieben delegiert, um dort die Interessen der Stadt zu vertreten. Zuletzt wurden 30 Stimmenzähler für das Wahlbüro der Stadt gewählt. Sie leisten jeweils an Wahl- und Abstimmungswochenenden einen wichtigen Dienst. Die Nominationen für all diese Gremien waren an einer Konferenz der Fraktionspräsidenten vorbesprochen worden.

*Geschäftsprüfungskommission*
In die Geschäftsprüfungskommission (GPK) wurden folgende sieben Mitglieder gewählt: Diego Faccani (FDP), Urs Fürer (SP), Walter Hotz (SVP), Martin Jung (AL), Marco Planas (SP), René Schmidt (GLP, Präsident) und Cornelia Stamm Hurter (SVP).

*Fachkommission Soziales*
In die Fachkommission für Soziales, Bildung, Betreuung, Kultur und Sport wurden folgende sieben Mitglieder gewählt: Kirsten Brähler (SVP), Iren Eichenberger (ÖBS), Mariano Fioretti (SVP), Res Hauser (Jungfreisinn), Monika Lacher (SP), Urs Tanner (SP, Präsident) und Bea Will (AL).

*Fachkommission Bau*
In die Fachkommission für Bau, Planung, Verkehr, Umwelt und Sicherheit wurden ebenfalls sieben Mitglieder gewählt: Jeannette Grüninger (SP), Markus Leu (SVP), Stephan Schlatter (FDP), Rainer Schmidig (EVP), Simon Sepan (AL), Ernst Yak Sulzberger (GLP) und Edgar Zehnder (SVP, Präsident).

*VK Städtische Werke*
Für die Verwaltungskommission (VK) der Städtischen Werke (SH Power) wurden vier Mitglieder gewählt: Theresia Derksen (CVP), Till Hardmeier (FDP), Hermann Schlatter (SVP) und Urs Tanner (SP).

*VK Freizeitpark KSS*
Für die Verwaltungskommission der KSS Sport- und Freizeitanlagen Schaffhausen wurden folgende drei Mitglieder gewählt: Georg Merz (ÖBS), Bea Will (AL) und Edgar Zehnder (SVP).

*VK Verkehrsbetriebe VBSH*
Für die Verwaltungskommission der Verkehrsbetriebe Schaffhausen (VBSH) wurden zwei Mitglieder gewählt: Nicole Herren (FDP) und Christoph Schlatter (SP).

*SPK Öffentlichkeitsprinzip*
In die Spezialkommission (SPK) «Öffentlichkeitsprinzip der Stadt Schaffhausen» wurden neun Mitglieder gewählt: Iren Eichenberger (ÖBS), Res Hauser (Jungfreisinn), Walter Hotz (SVP), Martin Jng (AL), Stephan Schlatter (FDP), Rainer Schmidig (EVP, Vorsitz), Cornelia Stamm Hurter (SVP), Urs Tanner (SP) und Jonathan Vonäsch (Juso).

*SPK Revision Geschäftsordnung*
In die Spezialkommission «Teilrevision der Geschäftsordnung» wurden folgende elf Mitglieder gewählt: Martin Egger (FDP), Iren Eichenberger (ÖBS), Diego Faccani (FDP), Walter Hotz (SVP), Martin Jung (AL), Stefan Marti (SP), Christoph Schlatter (SP), Hermann Schlatter (SVP), Rainer Schmidig (EVP), Cornelia Stamm Hurter (SVP, Vorsitz) und Urs Tanner (SP).

*Wahlbüro der Stadt*
Für das Wahlbüro der Stadt Schaffhausen wurden insgesamt 30 Stimmenzählerinnen und Stimmenzäh- ler gewählt: Fabian Berger (AL), Theresia Brambrink (FDP), Nicolas ­Brauchli (AL), Richard Brauchli (SP), Stefan Bruderer (ÖBS), Verena Danz (ÖBS), Casimir Fürer (Juso), Walter Glanzmann (SVP), Esther Gloor (CVP), Wilhelm Hefti (SP), Noemi Heusler (SP), Franziska Humm (SP), Nora Hurter (SVP), Valentin Käslin (Jungfreisinn), Maria Lapadula (SVP), Rosemarie Leitner (EVP), Bert Marti (GLP), Hanna Meister (SP), Guido Mühlemann (FDP), Ramona Neidhart (GLP), Heidi Pletscher (SVP), Beate Schäpper (SVP), Esther Scheck (SVP), Ester Schmitz (FDP), Anna Sigg (SP), Oliver Sipos (AL), Elisabeth Sutter (EDU), Barbara Tappolet (SVP), Augostino Tarabusi (SP), Jolanda Walther (FDP).(dj.)

**Gestern im Rat**

· Der Grosse Stadtrat nimmt die 36 gewählten Mitgliederin die Pflicht.

· Das Parlament wählt das neue Ratsbüro und die Stimmenzähler. Ratspräsident wird Stefan Marti (SP), 1. Vizepräsident wird Rainer Schmidig (EVP), 2. Vizepräsident wird Hermann Schlatter (SVP).

· Der Grosse Stadtrat wählt die Mitglieder derständigen Kommissionen und zweier Spezialkommissionen, er delegiert Mitglieder in Verwaltungskommissionen von städtischen Betrieben und wählt 30 Stimmenzähler für das Wahlbüro der Stadt Schaffhausen.