Wirteehepaar: Nach 50 Jahren ist Schluss

Schaffhauser Nachrichten
Lara Geissmann

Ganze 50 Jahre war das Ehepaar Franz und Johanna Schlatter in der Gastronomie tätig. Die meiste Zeit davon verbrachten sie im Buchthaler Quartierrestaurant Baumgarten. Nach 34 Jahren dort setzen sich die beiden nun zur Ruhe.
Als die beiden frisch Verheirateten mit Anfang 20 die Schmidstube in Andelfingen übernahmen, waren sie das jüngste Wirteehepaar in der ganzen Region. Zusammen wechselten sie nach vier Jahren in Andelfingen und einer Zwischenstation in einem Restaurant in Sursee zurück nach Schaffhausen. Für fünf Jahre übernahmen sie das ehemalige Hotel Kreuz. Dann lernten sie per Zufall die Vorgänger des «Baumgartens» kennen, was sich als Glücksfall erweisen sollte. Denn so konnten sie das Restaurant kaufen, umbauen und seit 1980 erfolgreich betreiben. «Wir haben uns in all den Jahren natürlich eine tolle Stammkundschaft zusammengekocht», so der Küchenchef Franz Schlatter, und auch Johanna Schlatter meint: «Natürlich tut es uns auch leid, jetzt Abschied zu nehmen.» Aber es sei einfach Zeit geworden. Denn für das Wirteehepaar blieb neben dem Restaurant nicht viel Freizeit. «Das war ein Job mit einem 16-Stunden-Tag hier im Baumgarten», so Franz Schlatter. Natürlich habe es ihnen immer Freude bereitet, und sie haben den «Baumgarten» mit Leib und Seele geführt. Trotzdem wollen die beiden nun in die Ferien und den Ruhestand geniessen.

**Spazieren und reisen**
Während Johanna Schlatter gerne einmal in den Norden, nach Schweden und Norwegen, reisen würde, freut sich ihr Ehemann auch auf kleinere Dinge wie einen Spaziergang: «Andere Leute sagen bei schönem Wetter: Lass uns laufen gehen. Bei uns hiess schönes Wetter bis jetzt immer: Terrasse bereitmachen, dass die Gäste draussen sitzen können. Jetzt können wir endlich auch einfach drauflosspazieren!» Obwohl das Paar sich aus der Gastronomie zurückzieht, behalten sie die Wohnung und auch das Restaurant selbst bis auf Weiteres: «Nach 34 Jahren ist es eben unsere Heimat geworden, da wollen wir nicht einfach so in eine 3-Zimmer-Wohnung umziehen.» Quartierrestaurants hätten es in der heutigen Zeit nicht mehr einfach, aber die Schlatters wären offen für einen Nachfolger. Das Beste wäre, wenn ein bereits bekannter Koch mit Stammkundschaft den «Baumgarten» übernehmen könnte. Aus diesem Grund möchte sich das Wirteehepaar für den Moment noch jede Option offen halten.


**Leserbrief**

Doppelter Abschied vom Restaurant Baumgarten
Thomas Hauser

**Buchthalen verliert einen Treffpunkt, das Wirtepaar geht in Pension**

Per Ende Oktober ging das Ehepaar Johanna und Franz Schlatter vom Restaurant Baumgarten in Buchthalen nach 34 Jahren Wirtetätigkeit in den Ruhestand und schloss den «Baumgarten» für immer. So muss Buchthalen vom «Baumgarten» doppelt Abschied nehmen; einerseits vom ausgezeichneten Wirte-Ehepaar Schlatter und anderseits von einem Restaurant mit einer Geschichte von über hundert Jahren.
Johanna und Franz Schlatter verstanden es, den «Baumgarten» als Speiserestaurant erster Klasse und gleichzeitig als gemütliche Quartierbeiz zu führen. Die Küche von Franz Schlatter war weit über die Buchthaler Grenzen hinaus bekannt und beliebt. Für gewisse Gerichte wie die Paprikaschnitzel reisten die Gäste von weit ausserhalb des Kantons Schaffhausen nach Buchthalen. Ob in der grossen, einmaligen Gartenwirtschaft unter schattigen Bäumen, ob im Restaurant oder im Säli – im «Baumgarten» herrschte immer Betrieb, man traf immer einen Gast als Gesprächspartner. Der Quartierverein Buchthalen dankt Johanna und Franz Schlatter für ihren Einsatz im «Baumgarten» zum Wohle des ganzen Quartiers. 34 Jahre immer freundlich, immer gute Küche, immer gepflegten Service und immer unter dem Motto «Der Gast ist König», das will etwas heissen. Hut ab! Der Quartierverein Buchthalen bedauert es zudem ausserordentlich, dass der «Baumgarten» seine Türen für immer schliesst. Damit verliert das Quartier einen beliebten und vielfältigen Treff- und Ausgangspunkt. Wie aber eingangs erwähnt, verliert nicht nur Buchthalen eine Attraktivität, sondern auch in der gehobenen Schaffhauser Gastroszene geht ein wichtiges Angebot verloren, das auch vielen Firmen und Vereinen fehlen wird. Selbst die Mitglieder der Studentenverbindung Scaphusia werden für den letzten Akt, den auf den Weihnachtskommers folgenden Katerbummel, ein neue Lokalität suchen müssen. Gleichzeitig geht in Buchthalen das Beizlisterben weiter. Schade, denn ein Stück Kultur geht verloren. Liebe «Baumgarten»-Schlatters mit Team: Herzlichen Dank für 34 Jahre beste Betreuung und alles Gute im wohlverdienten Ruhestand.