#Notizen zu Namen

19. Januar 2010 | «Ich habe eine positive Sicht der PH»

Schaffhauser Nachrichten, Region
Erwin Künzi

*In welchem Zustand übergeben Sie die PHSH an Ihren Nachfolger, Thomas Meinen?*
Eduard Looser: Ich habe natürlich eine positive Sicht der PHSH. Geht man von ihrem Grundauftrag aus, von der Lehrer-Grund- und -Weiterbildung, so ist die PHSH in einem sehr guten Zustand. Ich sehe, dass ihre Absolventen sehr gefragt sind: 50 Prozent oder mehr werden uns von anderen Kantonen buchstäblich aus den Fingern gerissen, und das auch bei Lehrerüberfluss. Negative Rückmeldungen gibt es nicht, und in Schulhäusern von Feuerthalen über Winterthur bis Zürich arbeiten viele Schaffhauser Lehrkräfte. Es ist für mich die grösste Genugtuung zu sehen, dass die von uns ausgebildeten Lehrer vom didaktischen und pädagogischen Können her sichere Werte sind. Die Schule ist also in einem guten Zustand, und die Studierenden identifizieren sich stark mit ihr. Das zeigt sich jeweils dann, wenn man für irgendetwas Hilfe braucht und sich sofort Freiwillige melden. Auch der Umgangston an der Schule wird geschätzt. Das Unterrichtsangebot ist im Allgemeinen gut, wo nicht, greifen wir jeweils ein.

*Beim Start der PHSH 2003 haben Sie sich sicher Ziele gesetzt, die Sie mit der PHSH erreichen wollten. Wo waren Sie erfolgreich?*
Erreicht haben wir die gesetzten Ziele auf jeden Fall beim Aufbau des Grundangebots: Wir haben die Grundausbildung, die Weiterbildung, das Dienstleistungsangebot und die Forschung glaubwürdig etabliert. Ein erstes Ziel haben wir 2006 durch die eidgenössische Anerkennung, und zwar ohne Auflagen, erreicht. Als zweites Ziel ebenfalls erreicht haben wir die politische Absicherung der PHSH in Schaffhausen. Das war nicht selbstverständlich, denn bis zum Start der PHSH war die Kantonsschule die Schaffhauser Hochschule. Heute ist die Akzeptanz der PHSH gross, auch wenn es in Schaffhausen politische Kreise gibt, die permanent gegen sie «guseln». Darum bin ich froh, dass der Regierungsrat im Juni 2009 ein klares Bekenntnis zur Weiterführung der PHSH abgelegt hat.

*Gibt es auch Ziele, die Sie nicht erreicht haben?*
Verschiedene Projekte, die wir zusammen mit anderen Hochschulen geplant hatten, mussten leider auf Eis gelegt werden. Es besteht aber die Chance, dass sie später nochmals aufgegriffen werden, so etwa die Projekte «Frühe Kindheit», zusammen mit der Universität Konstanz und der PH Thurgau, oder «Tagesschulen», zusammen mit der befreundeten deutschsprachigen belgischen Hochschule in Eupen. Ein weiterer Bereich, mit dem ich nicht zufrieden bin, ist die Überfrachtung unserer Studienpläne. Nach drei Jahren muss die PHSH funktionsfähige Lehrkräfte entlassen. Da muss jede Minute genutzt werden, und für ein offenes, ungebundenes Studentenleben, in dem auch ein freieres Lernen zum Zuge kommt, bleibt wenig Platz.

*Zurzeit beschäftigt sich eine Arbeitsgruppe mit der Zukunft der PHSH. Wohin sollte Ihrer Meinung nach die Reise gehen?*
Zuerst einmal möchte ich festhalten, dass ich, wie auch sonst niemand von der Schulleitung, nicht Mitglied dieser Arbeitsgruppe bin. Daher bleiben meine Aussagen dazu vage. Es ist aber wichtig, dass diese Arbeitsgruppe versucht, den Studienbetrieb zu öffnen und vom rein schulischen Betrieb etwas abzurücken. Das durchzusetzen, dürfte aber nicht leicht sein. Dazu kommt noch Folgendes: Als Leiter der PHSH stehe ich immer mit einem Bein auch in der Politik und mit dem anderen in der Lehrerbildung. Als Lehrerbildner bin ich nie nur ein kantonaler Angestellter, sondern muss auch beachten, was im schweizerischen Kontext geschieht. Mit anderen Worten: Die Vorgaben für die Zukunft der PHSH kommen ebenso sehr aus den schweizerischen Entwicklungen als auch aus dem kantonalen Umfeld. Ich bin mir bewusst, dass das zu Interessenkonflikten führen kann.

*Es gibt Stimmen, die meinen, Schaffhausen sei zu klein für eine eigene PH, und ein Zusammengehen zum Beispiel mit Zürich befürworten. Was sagen Sie dazu?*
Ein Zusammengehen mit Zürich ist überhaupt nicht nötig. Kleine Autos haben genau gleich viele Bestandteile wie grosse, die Komplexität bleibt sich gleich. In der Schweiz gibt es sieben kleine PH, darunter auch Schaffhausen, die einen unbändigen Überlebenswillen haben. Es darf nicht sein, dass die drei bis vier grossen PH alles vorgeben und normieren. Wer so argumentiert, müsste auch die kleinen Kantone aufheben. Dazu kommt, dass die PHSH ein gutes Netzwerk hat und mit anderen PH in der Schweiz gut verbunden ist. Wir wursteln nicht vor uns hin, sondern treiben die Entwicklungen national und international mit anderen Hochschulen voran. So werden wir zum Beispiel in Deutschland immer wieder zitiert und zu Fachtagungen eingeladen. Schaffhausen sollte auf seine PH stolz sein, wie überhaupt der Kanton als Ganzes stolzer sein und sich nicht immer kleiner und unbedeutender machen sollte, als er in Wirklichkeit ist.

*Sie waren 42 Jahre lang im Lehrer- beruf tätig. Wie hat sich dieser Beruf in dieser Zeit gewandelt?*
Grundsätzlich bin ich nicht der Meinung, dass sich dieser Beruf zum Schlechten geändert hat. Was sich geändert hat, ist, dass es für eine Lehrkraft mehr Verbindlichkeiten gibt als früher, dass sie aber auch besser ausgebildet ist. Besser ist auch das Weiterbildungsangebot, das heute sensationell ist, und auch die Betreuung durch das Inspektorat ist breiter ausgebaut. Aber das Zentrum des Lehrerberufs ist immer noch das gleiche: Im Klassenzimmer mit Schülern zwei bis drei Jahre verbringen, mit Schülern, die dich gerne haben oder nicht, für die du ein wichtiger Teil ihres Lebens bist. Das ist auch heute noch so.

*Würden Sie heute den Lehrerberuf ergreifen, wären Sie allein unter Frauen. Ist der Lehrberuf für Männer zu wenig attraktiv?*
Männer sind eher konservativ und wollen mit ihrem Beruf auch eine Familie ernähren können. Andrerseits haben sie Angst vor groben Wechseln in der Berufsbiografie, anders als Frauen, die akzeptieren können, dass sie nicht ihr ganzes Leben im gleichen Beruf verbringen. Allerdings muss ich hier auch sagen, dass die Männer, die wir an der PH haben, super Typen sind, leistungsbereit und verantwortungsbewusst. Richtig ist aber, dass es zu wenige sind, was ich bedaure, denn auch Männer können zum Beispiel sehr gute Unterstufenlehrkräfte sein.

*Was müsste man tun, um ganz allgemein den Lehrberuf für junge Leute wieder attraktiver zu machen?*
Die Feminisierung des Lehrerberufs kann man im Augenblick nicht aufhalten. Möglich wäre ein Angebot als «Lehrer auf Zeit», für fünf bis zehn Jahre. Das führt allerdings zum Problem, dass man den Anschluss in den anderen Berufen verpasst. Vorstellen könnte ich mir aber auch, dass der Lehrerberuf als zweites oder drittes Studium oder Beruf propagiert wird. Wir haben heute schon an der PH Studierende, vor allem Männer, die ein abgeschlossenes Studium oder eine Berufsausbildung haben, zum Beispiel als Informatiker, Forscher oder Handwerker, jetzt aber den Beruf wechseln wollen.

*Ab Februar sind Sie nicht mehr Rektor der PHSH. Haben Sie schon Pläne für Ihren Ruhestand?*
Sicher werde ich bei der Radio- und Fernsehgenossenschaft Zürich-Schaffhausen (RFZ) weitermachen, wo ich für die Bildungsangebote verantwortlich bin. Ich werde auch als Experte tätig sein. Dazu habe ich eine grosse Familie mit acht Enkeln, die mich brauchen. Ein Segelschiff braucht ebenfalls Zeit, und meinem halb landwirtschaftlichen Betrieb im Tessin will ich mich auch widmen. Zudem will ich noch die Lastwagenprüfung machen, da ich auch Freude an der Technik habe. Und schliesslich möchte ich das kulturelle Angebot in Schaffhausen vermehrt nutzen und auch auf Reisen gehen, vor allem in Europa.

Eduard Looser Biografische Angaben

Geburtsdatum 17. September 1946
Ausbildung Schulen in Schaffhausen, Kantonsschule 1967 mit Primarlehrerpatent abgeschlossen. 1977 Lizenziat an der Universität Zürich in Pädagogik, Heilpädagogik und Psychologie
Berufliche Tätigkeit Verschiedene Lehrtätigkeiten, ab 2000 Leiter des Pädagogischen Seminars Schaffhausen, seit 2003 Gründungsrektor der Pädagogischen Hochschule
Weitere Tätigkeiten Unter anderem bis 1999 Major der Infanterie; seit 2008 Vorstand der RFZ und Präsident der Bildungskommission der RFZ
Zivilstand Verheiratet mit Franziska Looser-Weilenmann, fünf erwachsene Kinder, acht Enkel
Hobbys Familie, Lesen, Segeln, Weinbau, kulturelle sowie technische Interessen

#Notizen zu Namen

19. Januar 2010 | Gelassener Auftritt im Kreuzfeuer der Kritik

Schaffhauser Nachrichten, Region
Jan Hudec

Kommt er wirklich? Diese Frage hat sich auf dem Weg zum Park Casino gestern wohl so manch einer gestellt, denn als Referent der Seniorenuni war Eugen Haltiner angekündigt worden: der Verwaltungsratspräsident der eidgenössischen Finanzmarktaufsicht Finma, der in den letzten Tagen und Wochen heftig unter Beschuss stand. Hintergrund der Diskussionen ist die Herausgabe von UBS-Kundendaten an die amerikanische Justiz, welche das Bundesverwaltungsgericht als rechtswidrig einstufte. Von den Querelen rund um seine Person liess sich Haltiner jedoch nicht beunruhigen. Wie angekündigt, erschien er an der Seniorenuni und hielt einen überraschend entspannten Vortrag.
Thema war die Rolle der Finma in der gegenwärtigen Finanzkrise. Zunächst legte Haltiner dar, welches Gewicht der Finanzsektor in der Schweizer Wirtschaft habe, um dann zu erklären, dass sich der Finanzbereich in den letzten Jahrzehnten stark gewandelt habe. «Nicht oder schwach regulierte Bereiche haben immer mehr an Bedeutung gewonnen, und damit haben auch die Intransparenz und die Komplexität zugenommen.» Dem müsse man sich stellen. Die Aufgabe der Finma sei es, die Banken und Versicherungen zu überwachen, zu kontrollieren und wenn nötig einzugreifen. Dabei müsse die Finma sowohl die Individuen als auch das System schützen. «Die Datenherausgabe an die USA liegt genau in diesem Spannungsfeld», sagte Haltiner. Letztlich habe die Finma abwägen müssen, ob sie jene rund 250 Personen schützen solle, deren Daten herausgegeben werden sollten, oder ob man lieber Milliarden von Verlusten in Kauf nehmen wolle, die ein Konkurs der UBS zur Folge gehabt hätte. «Und eine Anklage der amerikanischen Justiz hat noch kein Unternehmen überlebt.» Daher sei die Entscheidung klar zugunsten der Herausgabe der Daten ausgefallen, und man sei auch davon ausgegangen, dass die Sache rechtens sei. Das Referat war zweifellos interessant, trotzdem waren wohl viele Besucher gerade wegen der anschliessenden Fragerunde gekommen, und Haltiner beantwortete die Publikumsfragen bereitwillig: «Wie kann es sein, dass die UBS dieses Jahr vier Milliarden Boni auszahlen kann?», wollte eine Frau wissen. «Natürlich hat die Bank Verluste gemacht, aber das sind Altlasten», antwortete Haltiner. Die operative Leistung sei nicht so schlecht gewesen. «Ausserdem gibt es einen Wettbewerb, und das flüchtigste Kapital sind gute Leute.» Und die seien immer noch gesucht, «der Markt ist nicht tot». Die Bank komme nicht darum herum, gute Löhne zu zahlen. «Wir dürfen den Wert der Unternehmung nicht zerstören, schon gar nicht, nachdem wir sie zweimal gerettet haben», gleichzeitig müsse man auch dem politischen Empfinden Rechnung tragen. «Das ist eine Gratwanderung.» Ein Mann wollte wissen, ob der Schweizer Finanzplatz eine Zukunft habe, «auch ohne dreckige Geschäfte». «Dank unseren Qualitäten werden wir im Finanzverwaltungsgeschäft immer überdurchschnittlich sein, wenn wir ihm Sorge tragen», zeigte sich Haltiner überzeugt.


Nachgefragt Eugen Haltiner, Verwaltungsratspräsident der Finma

**«Wir haben gemacht, was unsere Aufgabe ist»**

Nach dem Referat sprachen wir mit Eugen Haltiner über Bauernopfer, gewagte Äusserungen und notwendige regulatorische Massnahmen.

*Die UBS hat gegen amerikanisches Recht verstossen, und der Bundesrat hat die heikle Aufgabe, die Kundendaten herauszugeben, der Finma überlassen. Nun müssen Sie für alles den Kopf hinhalten …*
Eugen Haltiner: Ich fühle mich nicht als Bauernopfer. Wir haben gemacht, was unsere Aufgabe ist. Rückblickend kann ich sagen, dass wir die Daten nicht hätten herausgeben müssen, wenn der Bundesrat das Notrecht ergriffen hätte. Die Hauptsache ist aber, dass wir das Ziel erreicht haben, dass wir den Kollaps vermeiden konnten. Und auch wenn der Bundesrat Notrecht ergriffen hätte, änderte das nichts an der Tatsache, dass in Umgehung des Amtshilfeverfahrens Daten herausgegeben worden wären.

*Wie das Bundesverwaltungsgericht entschieden hat, war die Herausgabe der Kundendaten rechtswidrig, trotzdem haben Sie auch heute betont, dass Sie es wieder tun würden …*
Es geht mir darum, Verständnis dafür zu schaffen, dass in der damaligen Situation kein anderer Entscheid möglich war, auch wenn man jetzt festgestellt hat, dass es keine genügende Rechtsgrundlage dafür gegeben hat. Damit will ich aber nicht sagen, dass ich wieder so handeln würde, wenn es nochmals zu einem solchen Fall käme. Das Beispiel zeigt aber, dass eine Gesetzesrevision im Bankengesetz nötig ist, das den Behörden mehr Flexibilität gibt, um in Krisensituationen zügig und effizient zu handeln.

*Kommt die UBS in der ganzen Sache nicht zu glimpflich davon?*
Wenn es straf- oder zivilrechtliche Klagemöglichkeiten gäbe, würde man sie ergreifen. Wir müssten strafrechtlich aktiv werden, aber wir haben keinen strafrechtlichen Tatbestand, der von Belang ist.

*Die CS und die UBS sind noch immer «too big to fail». Wie sieht es hier mit regulatorischen Massnahmen aus?*
Die stabilitätsfördernden Schritte haben wir in Angriff genommen. Im Bereich von Eigenkapital- und Liquiditätsbestimmungen müssen deutlich höhere Anforderungen gestellt werden. Wir wollen eine Situation schaffen, in der wir entscheiden können, ob wir ein Unternehmen kollabieren lassen oder nicht. Wenn man beispielsweise das Schweizer Geschäft einer Bank als eigene Gesellschaft isolieren könnte, dann könnte man es bei einem Kollaps herauslösen, an einen Dritten verkaufen und den Rest kollabieren lassen. Die Nationalbank und wir arbeiten derzeit solche Vorschläge aus.

Interview Jan Hudec

#Aktivitas

8. Januar 2010 | Neue Umfrage!

Auf der Startseite rechts unten oder [hier](https://www.scaphusia.ch/umfragen/2010/01/07/die-gebrueder-brunger-fesch-und-mezzo-sind-laut-der-umfrage-vom-26-11-09-die-groessten-wildsauen-innerhalb-der-scaphusia-zur-ehrung-sollen/) findet Ihr die neue Umfrage.