#Allgemeines

7. Mai 2010 | «Der Angeklagte sollte Gefühle zeigen»

Schaffhauser Nachrichten, Hintergrund
Luca De Carli

*Ein sehr erfolgreicher Jungakademiker (29) nimmt einen Lehrauftrag in einer grossen Hafenstadt an und erliegt dem Reiz des Milieus. Schmeisst Habilitation und sein bislang gelebtes Leben hin. Können Sie mir erklären, wie es dazu kam, Herr Landmann?*
Valentin Landmann: Damals in Hamburg wollte ich darüber schreiben, wie Personenkreise, die nicht zu einem Richter gehen können, trotzdem ihr Recht durchsetzen. Nach welchen Regeln diese Personen leben. Für meine Untersuchung habe ich versucht, in eine neue Sphäre einzudringen. Habe unter anderem meine ersten Kontakte zu den Hells Angels gehabt. Ich erlebte, wie in einer ersten grossen Welle in ganz Europa Polizeiaktionen gegen diese durchgeführt wurden. Das waren Alibiübungen – Versuche, zu zeigen, dass etwas gegen die organisierte Kriminalität unternommen wird. Ich habe damals erfahren, was es heisst, wenn Randgruppen verteufelt werden. Am Beispiel der Hells Angels und einiger anderer Gerichtsfälle, die ich in dieser Zeit mitverfolgt hatte, stellte ich fest, dass meine Lebensaufgabe nicht länger in der Wissenschaft lag. Ich wollte zu den Leuten. Dorthin, wo ich eine klaffende Wunde sah. Wollte nicht länger Schönheitschirurg, sondern Notfallarzt sein. Auch wenn der Schönheitschirurg sehr wohl eine wichtige Funktion ausübt.

*Wie fanden Sie in Hamburg überhaupt einen Zugang zu den Hells Angels?*
Landmann: Ich klopfte, völlig naiv, bei ihnen im Klublokal an. Dass sie sich damals überhaupt auf ein Gespräch mit mir einliessen, erstaunt mich bis heute. Mit einem bleichgesichtigen Bürolisten, der vor der Tür steht und fragt, ob es sich bei den Hells Angels um Verbrecher handle. Ich hatte damals ja auch meine Vorurteile. Zu meinem Erstaunen entstanden aus diesem ersten Kontakt sehr gute Gespräche. Irgendwie muss ich ihr Interesse geweckt haben.

*Sie stammen aus einem sehr bürgerlichen, intellektuellen Elternhaus. Wie reagierte Ihr altes Umfeld auf den neuen Lebenswandel?*
Landmann: Meine Mutter war Schriftstellerin. Sie stand immer zu mir, als ich begann, mich für Leute am Rand der Gesellschaft einzusetzen. Obwohl ich natürlich nicht ausschliesslich Aussenseiter, sondern auch mal einen Bankdirektor als Mandanten hatte. Aber dieses Einstehen dafür, dass der Staat korrekt zu den Leuten ist, sachgerechte Urteile fällt und nicht irgendwelche Gruppen kriminalisiert, dafür hat sich auch meine Mutter ihr ganzes Leben lang eingesetzt. Sie verstand deshalb meinen Schritt – hätte es aber sicher auch gerne gesehen, wenn ich die akademische Karriere fortgesetzt hätte.

*Gibt es Mandate, die Sie ablehnen? Fälle, mit denen Sie nichts zu tun haben wollen?*
Landmann: Ich sage nicht, dass ich bei bestimmten Taten jemanden als Mandanten grundsätzlich nicht annehme. Ich habe auch schon Lustmörder vertreten, deren Taten niemals entschuldigt werden können. Habe bei sinnlosen Morden das Mandat übernommen. Ich bin aber dazu gestanden und habe meine Arbeit als richtig empfunden. Es geht dabei immer um die Frage, wie und warum ein Verbrechen passiert ist. Nicht darum, eine Tat zu entschuldigen, sondern den Täter zu verteidigen – und in Ausnahmefällen auch darzulegen, dass er es gar nicht war. Ein Mandat lehne ich allerdings immer dann ab, wenn jemand etwas Unkorrektes von mir erwartet.

*Was verstehen Sie darunter?*
Landmann: Irgendeine Schlaumeierei. Es gibt Leute, die solches von ihrem Anwalt erwarten. Seltsamerweise sind das aber nie die Gangster. Die wissen, was sie von mir erwarten können und was ich machen darf. Brave Bürger aber wollen nach ihrer Verhaftung plötzlich, dass ich für sie alle möglichen Hebel in Bewegung setze, Leute zu Aussagen veranlasse. Da mache ich nicht mit. Oder jemand will einen andern mit meiner Hilfe über den Tisch ziehen und mich dafür am Gewinn beteiligen. Vielleicht bin ich ein zu schlechter Kaufmann, um bei solchen Aktionen mitzumachen. Ich bin nie reich geworden und werde es wohl nie werden. Dafür kann ich in den Spiegel schauen – auch wenn ich in meinem Leben grosse Fehler gemacht habe.

*Einer dieser Fehler brachte Sie fast um die Grundlage Ihrer Existenz. Sie wurden Anfang der Neunzigerjahre wegen Geldwäscherei und Gehilfenschaft zur Finanzierung des Drogenhandels angeklagt und sassen mehrere Wochen im Bezirksgefängnis Winterthur in Untersuchungshaft.*
Landmann: Ich half einem wegen eines Haschischdeliktes vorbestraften Mann. Bei seiner ersten Straftat hatte ich ihn noch nicht vertreten. Ein Bekannter von mir unterstützte ihn dann beim Aufbau eines Renovationsunternehmens und bat mich, ihm einige Türen zu öffnen. Ich willigte ein und trat für ein Honorar von 2000 Franken als Verwaltungsrat in sein Unternehmen ein. Nicht realisiert hatte ich, dass dieser Mann zwar Renovationen vornahm, sich aber gleichzeitig wieder an sehr umfangreichen Drogengeschäften beteiligte.

*Sie rechtfertigen Ihr Engagement damit, dass Sie Ihrem Klienten bei der Resozialisierung helfen wollten.*
Landmann: Ich betrachte die Unterwelt als Spiegel der Gesellschaft. Die beiden Sphären weisen eindeutig Parallelen auf. Ich war deshalb immer der Meinung und bin es selbst heute noch bis zu einem gewissen Grad, dass jemand, der seine Wünsche mit legalen Mitteln verwirklichen kann, keinen Grund hat, zu illegalen zu greifen. Man muss deshalb in der Resozialisierung die Leute so fördern, dass sie ihre Fähigkeiten legal einsetzen können. Klar ist allerdings, dass es immer Anreize geben wird, Illegales zu tun. Die Lehre aus diesem Fall war, dass ich nie mehr aus sozialen Gründen zu so günstigen Konditionen eine Aufgabe übernahm. Für 2000 Franken war es mir schlicht nicht möglich, zig Stunden damit zu verbringen, das Unternehmen zu kontrollieren. Hätte ich genauer hingeschaut, wären mir aber mit Sicherheit Unstimmigkeiten aufgefallen. Das wurde mir schliesslich auch von den Behörden zur Last gelegt. 1* Heute gehe ich aus Prinzip nicht mehr in Verwaltungsräte. Bleibe bei dem, was ich kann: der Verteidigung.

*Beim Prozess gegen die vier ehemaligen Angestellten des Zürcher Pflegezentrums Entlisberg fiel auf, dass Ihre Mandantin vor Gericht am offensichtlichsten Reue zeigte. War das sie selber oder die Verteidigungsstrategie ihres Anwaltes?*
Landmann: Meine Mandantin war von Anfang an bereit, zu ihrer Tat zu stehen. Natürlich haben aber auch die vielen gemeinsamen Gespräche zu diesem Schritt beigetragen.

*Lässt sich ein Gericht, das sich auf Fakten stützen muss, überhaupt durch Reuebekundungen beeinflussen?*
Landmann: Eine rein formale Bekundung im Stil von «Es tut mir leid» reicht nicht. Wichtig ist aber, dass ein Gericht aus all den Aussagen eines Angeklagten erkennt, wie er heute zu seiner Tat steht. Dass er das Unrecht einsieht. Dass man ihm wirkliches Bedauern anmerkt. Solches Verhalten kann eine Strafe um bis zu einem Drittel reduzieren. Deshalb verstehe ich die Strategie der Verteidigung im Fall der Schläger von München als Aussenstehender nicht.

*Die drei Jugendlichen haben bislang vor Gericht ja konsequent geschwiegen.*
Landmann: Das ist für mich schlicht nicht nachvollziehbar. Ich vertrat vor Kurzem einen jungen Mann, der einen Raubüberfall begangen hatte. Der Überfall geschah in einer alkoholisierten Gruppe von als Problemfälle bekannten Männern. Mein Mandant stand zu seiner Tat. Er konnte seine Tat zwar nicht erklären, aber glaubhaft versichern, dass er sein damaliges Verhalten heute nicht mehr versteht. Das wäre auch das Mindeste, was Gericht und Öffentlichkeit im Fall München erwarten dürften. Dass man zumindest eine Erklärung bekommt, was in den drei Jugendlichen an diesem Abend vorging. Wie so etwas Entsetzliches passieren konnte. Die Tat kann so niemals entschuldigt werden, aber die Aussagen trügen zu einem besseren Verständnis bei. Ich glaube deshalb, dass sich die Verteidigung mit ihrer Strategie eine grosse Chance auf ein sachgerechtes Urteil verspielt.

*Sie haben einmal gesagt, dass Ihre Hauptaufgabe als Verteidiger darin besteht, dem Gericht Ihren Mandanten vorzustellen.*
Landmann: Nicht die Tat zu entschuldigen, sondern sie zu erklären. Dass ein Täter bereit ist, über seine Tat zu sprechen, ist bei Annahme eines Mandates oft noch nicht der Fall. Die Bereitschaft entwickelt sich meist in den Gesprächen. Irgendwann kommt man zu einem Punkt, an dem der Mandant in einen Dialog tritt. Anfängt, seine Gefühle zu zeigen. Er muss ja nicht seine Tat begründen können. Er muss Gefühle zeigen. Beschreiben, was damals in ihm vorging. Das öffnet dann zum ersten Mal den Blick auf das Ganze. Dieser Blick fehlt einem Richter, wenn ein Täter nicht bereit ist zu sprechen. Es gibt aber auch Täter, die nicht darüber sprechen können. Für diese übernimmt dann der Anwalt.

*Was, wenn Sie als Anwalt aber ein ganz anderes Bild von Ihrem Mandanten haben als dieser von sich selbst?*
Landmann: Standardsätze über eine schlechte Kindheit genügen nicht, um mildernde Umstände zu erreichen. Es braucht schon eine detaillierte Aufarbeitung. Sollten Mandant und Anwalt eine andere Sicht des Sachverhalts haben, muss der Anwalt das Gespräch suchen. Er kann aber nicht eine total andere Haltung einnehmen. Am Schluss entscheidet immer der Mandant, wie weit sein Anwalt gehen darf.

*Wie verbreitet ist Ihre Berufsauffassung unter den Verteidigern?*
Landmann: Eine Generalisierung ist nicht möglich. Für mich ist die Darstellung der Tat wichtig. Es gibt aber diverse, von mir hoch geachtete Verteidiger, die einen anderen Stil pflegen. Ich bin einfach der Meinung, dass ich mit meiner Art der Verteidigung sehr oft Erfolge erziele. Erfolg bedeutet für mich ein sachgerechtes Urteil; ein Urteil, hinter dem letztlich alle Parteien stehen können.

1* Das Bezirksgericht Zürich hat Valentin Landmann 1996 wegen mehrfacher qualifizierter Geldwäscherei zu einem Jahr Gefängnis bedingt und zu einer Busse von 15 000 Franken verurteilt. Vom Vorwurf der Finanzierung des Drogenhandels und der Gehilfenschaft zu Begünstigung und Urkundenfälschung wurde er freigesprochen. Das Anwaltspatent wurde ihm nicht entzogen.


*Zur Person*

Valentin Landmann (59) ist seit 1984 selbständiger Rechtsanwalt in Zürich. Zuvor lehrte er an der Universität, war Bezirksanwalt und Ersatzrichter. Sein Studium schloss er in nur sechs Semestern mit der höchsten Auszeichnung ab. Auch seine Dissertation erhielt das Prädikat «summa cum laude». 1979 nahm er einen Lehrauftrag am Max-Planck-Institut in Hamburg an. Dort kam er in Kontakt mit dem Milieu, beschloss, sein Leben zu ändern, und zerriss seine Habilitation. Bekannt wurde er als Anwalt des Zürcher Ablegers der Hells Angels. Er verteidigte aber auch einen der Fraumünster-Posträuber sowie im Wetziker Taximord. Zudem schrieb er mehrere Bücher. (ldc)

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6. Mai 2010 | «Marken sind wichtiger als Produkte»

Schaffhauser Nachrichten, Regionale Wirtschaft
Philipp Lenherr

Schaffhausen Es war eine der seltenen Gelegenheiten, den 36-jährigen Marketingprofi, der in Graubünden aufgewachsen ist, über seine Arbeit sprechen zu hören. Der heutige CEO und Miteigentümer der englischen Lotus Group hat seine Karriere als KV-Stift bei einem Autozulieferer in Wil begonnen. Dass er nur selten Einladungen für Referate annimmt, hat einen simplen Grund: «Eigentlich mache ich das nicht gerne.» Am Dienstagabend hat er es auf Einladung der Handelsschulverbindung Commercia Schaffhausen im gut gefüllten Keller des Haberhauses in der Neustadt trotzdem getan.

**Marken vermitteln Werte**
«Es geht um die Marke, nicht um das Produkt», stellte Bahar gleich im ersten Teil seines Referats klar. Mit Blick auf Ferrari und Red Bull, beide ehemalige Arbeitgeber von Bahar, und Lotus könne man sogar sagen, «dass es keinen rationalen Grund gibt, deren Produkte zu kaufen». An der Stärke der Marken liege es, dass die Produkte trotzdem gekauft würden. Entscheidend seien Werte, Eigenschaften und Charaktere, für die die Marken stünden. «Der Konsument wünscht, sich mit der Marke zu identifizieren», so Bahar. Es sei deshalb beispielsweise kein Zufall gewesen, dass Red Bull sich von Anfang an ein rebellisches Image gegeben habe. Bei der vorab jugendlichen Zielkundschaft ist das offenbar gut angekommen. Die Diskussionen um ein Verbot des aufputschenden Süssgetränks in einigen Ländern haben der Marke Red Bull mehr genützt als geschadet – der Reiz des Verbotenen lässt grüssen. Ganz andere Werte gelten hingegen bei Ferrari: Tradition, Kompetenz, hohe Leistung und die Farbe Rot beispielsweise. Diese und einige weitere «core values» stellen laut Bahar die Basis für jegliche Aktivität von Ferrari dar. «Sind die Werte definiert, müssen sie konsequent angewendet werden», so Bahar. Ferrari ist dies so konsequent gelungen, dass wohl fast jeder beim Anblick eines roten Sportwagens automatisch an Ferrari denkt.

**«Der britische Porsche»**
An einem ganz anderen Punkt steht Bahar bei Lotus. Der Name Lotus war bis zum Comeback in diesem Jahr lange Zeit aus der Formel 1 verschwunden. Und auch die Lotus-Sportwagen stehen vor grossen Veränderungen. «Bei Lotus sind wir jetzt daran, neue Werte der Marke festzulegen. Diese werden dann die neue Lotus-Welt definieren», so Bahar. Wie die neue Lotus-Welt und die zukünftigen Sportwagen aussehen werden, konnte und wollte er am Dienstagabend in Schaffhausen noch nicht offenlegen. Einen kleinen Vorgeschmack, in welche Richtung es gehen wird, gab er trotzdem: «Lotus soll der britische Porsche werden.» Ein Wandel,der, wie könnte es anders sein, natürlich bei der Marke und nicht bei den Produkten beginnt.


**Commercia Die Schaffhauser Handelsschulverbindung**
Die 1918 gegründete Handelsschulverbindung zählt heute rund 100 Mitglieder im Altherrenverband und hatte in den letzten Jahren jeweils etwa sechs bis zwölf Mitglieder in der Aktivitas. Die meisten Mitglieder sind oder waren Lernende der Handelsschule KVS.
Im Vordergrund steht die Pflege von Kontakten innerhalb der Verbindung sowie zu Angehörigen von anderen Verbindungen. Die Aktivitas treffen sich alle zwei Wochen zum Stamm, die Altherren einmal monatlich. Die Verbindung ist konfessionell und politisch neutral. Die Farben der Commercianer sind Violett-Weiss-Violett. (ple)

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27. April 2010 | Aus für die Glimmstängel in den Restaurants

Schaffhauser Bock, Front
Marcel Tresch

Grundlage des Verbots, das ab dem 1. Mai 2010 in Kraft tritt, ist das Bundesgesetz zum Schutz vor dem Passivrauchen. «Darauf basierend», so Max Reiner, Präsident von Gastro Schaffhausen, «haben insgesamt 15 Kantone noch schärfere und einschränkendere Bestimmungen erlassen.» Im Gegensatz zum Kanton Schaffhausen, der in seiner gesetzlichen Verordnung lediglich die Vorgaben des Bundes umsetzt und Raucherlokale sowie so genannte Fumoirs zulässt. Als äusserst störend empfindet Reiner, dass nicht – wie bei anderen eingeführten Gesetzen – Übergangsfristen oder zum Beispiel auf eine bestimmte Zeit befristete Versuche vorgesehen sind. Lobenswert findet der Sternen-Wirt aus Lohn dagegen, dass die Gäste in den Fumoirs auch in Zukunft bedient werden können. Während die meisten Gastro­betriebe auf Grund ihrer Grösse für die Öffentlichkeit ohnehin zu rauchfreien Zonen werden, können einige Restaurants, die kleiner als 80 Quadratmeter sind, als Raucherlokale geführt werden. Zur Erteilung einer Bewilligung benötigt der Staat vom Gesuchsteller vier Angaben. Neben den Plänen des Lokals und der Einwilligung des Hauseigentümers sind dies aus baulicher Sicht die technischen Angaben zur Belüftung sowie vor allem die Bestätigung, dass die Angestellten zur Arbeit im Raucherlokal bereit sind.

**Einheitliche Raucher-Beschriftung**
Max Reiner ist einer von rund 60 Gesuchstellern, die im ganzen Lokal das Rauchen zulassen oder ein Fumoir erstellen wollen, die zwischenzeitlich eine Bewilligung erhielten. Entsprechend hat er bereits ein transparentes Schild mit der Aufschrift «Raucherrestaurant – Nichtrau- cher herzlich willkommen!» installiert. Für Fumoirbetreiber wurde eigens ein Kleber kreiert, der auf die Rauchmöglichkeit im Restaurant aufmerksam macht. Beides kann bei Gastro Schaffhausen bezogen werden. Angestrebt wird eine einheitliche Beschilderung, um bereits von weit her erkenntlich zu machen, wo geraucht werden darf. «Einerseits ist das für die Touristen gut», so Max Reiner, «andererseits wollen wir alle Gäste willkommen heissen und die Raucher nicht noch mehr diskriminieren.» Auch wenn der Wirt mit dem Rauchverbot leben kann, befremdet ihn, dass er für die Bewilligung 300 Franken zu bezahlen hatte, obwohl in seinem Lokal schon immer geraucht wurde.

**Einbussen wird es bestimmt geben**
Dass der Bund wenigstens den 1. Mai als Inkraftsetzungsdatum für das Nichtrauchen festgelegt hat, bezeichnet der Gastro-Schaffhausen-Präsident als sinnvoll. «Vorausgesetzt, das Wetter macht die ersten Monate mit», betont Reiner, «können sich die Gäste an die neue Situation gewöhnen, dass sie vor der Restauranttüre rauchen müssen.» Dass bei den Wirtsleuten zumindest die Befürchtung vor Umsatzeinbussen wenn nicht gar eine Existenzangst grassiert, wagt er niemandem abzusprechen. Aus seiner Sicht könnten vor allem grössere und grosse Restaurationsbetriebe, verbunden mit späteren Personalentlassungen, vom Verbot betroffen sein. «Umsatzeinbussen wird es ganz sicher geben», mutmasst Reiner. Doch dies ist nicht seine einzige Befürchtung. Sowohl die Lärmemissionen in der Nacht als auch die dadurch verbundenen Reklamationen dürften steigen, womit – in erster Linie in der Stadt Schaffhausen – das Risiko polizeilicher und behördlicher Restriktionen ebenfalls möglich wäre.

**Motto «Abwarten und Tee trinken»**
Die Probleme ähnlich gelagert sieht Ntallas Georgios, stellvertretender Geschäftsführer der räumlich grossen Kammgarn-Beiz: «Dadurch, dass sich die Leute noch mehr als bisher auf der Strasse aufhalten, ist auch mit entsprechend mehr Problemen zu rechnen.» In Bezug auf das komplette Verbot wird sich für ihn nicht viel verändern. Vor allem zu Essenszeiten sei in der Kammgarn immer Rücksicht von den Rauchern genommen worden. Unter dem Motto «Abwarten und Tee trinken» wird man nun das Gästeverhalten in den Frühlings- und Sommermonaten gut beobachten und gegebenenfalls Massnahmen ergreifen. Ob ab dem 1. Mai weniger Leute die Kammgarn-Beiz besuchen werden, sei sehr schwierig abzuschätzen. Mit einem Schulterblick über die innerstaatlichen Grenzen sei in den anderen Kantonen, die das Rauchverbot schon vor längerer Zeit in Kraft gesetzt haben, festzu- stellen, dass sich die Restaurantbesucher rasch an die neue Situation gewöhnt hätten. Entsprechend sieht er der Zeit ab und nach dem 1. Mai gelassen entgegen. «Einige freuen sich darüber, andere wiederum nicht», lacht Georgios. Als mögliche Massnahme, den doch vielen qualmenden Kammgarn-Gästen den Aufenthalt vor dem Lokal so angenehm wie möglich zu machen, kann sich der Restaurationsangestellte durchaus eine schön gestaltete Raucherinsel vor dem Haus vorstellen.

**Alte neue Kunden als Rückkehrer**
Luciano Di Fabrizio und Freddy Schlumpf, zusammen Betreiber mehrerer Lokalitäten, nehmen «das, was jetzt kommt» re­lativ gelassen und sind gespannt, wie die Reaktionen der Gäste ausfallen. Für Feststellungen von allfälligen Umsatzeinbussen fehlt ihnen die Vergleichsmöglichkeit. In anderen Kantonen seien sowohl Rückgänge als auch Steigerungen festgestellt worden. Dennoch ist Di Fabrizio in einem gewissen Sinn beruhigt, dass sie für ihr «Eckhaus» an der unteren Stadthausgasse für das Erdgeschoss und für den ersten Stock die mündliche Zusage als Raucherlokal erhalten haben. Im Cuba Club will er nun den Sommer abwarten. Seine Angestellte Angela Schneider kann sich gut vorstellen, dass einige Gäste für gewisse Zeit aus Protest den Bars und Restaurants fern bleiben. Dafür bestünde die Möglichkeit, dass dafür die Nichtraucher als alte neue Kunden zurückkehrten. Luciano Di Fabrizio schliesst aber bezüglich Personal Massnahmen nicht aus, sollten sich krasse Umsatzeinbussen einstellen. Aus baulicher Sicht könnte er sich ab Herbst eine gehobene Smoker-Lounge vorstellen.

**Lieber die Toleranz als ein Verbot**
Auf die Bewilligung für ein Raucherrestaurant hofft «Sunne Beizli»-Wirtin Jeannette Hugentobler aus Neunkirch. Sie begründet ihr Begehren damit, dass sie eine typische Dorfbeiz mit Handwerkern und Kunden, die ihr Feierabendbier geniessen, als mehrheitlich rauchende Stammkundschaft betreibt. Das Nichtrauchen um die Mittagszeit und dann, wenn sich jemand am Qualm stört, werde ohnehin heute bereits eingehalten. «Mir wäre die gegenseitige Toleranz lieber als ein Verbot mit Hintertürchen gewesen», betont die Wirtin.


Einheitliche Beschriftung der Raucherrestaurants.

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24. April 2010 | Mit Ethikunterricht gegen Abzockertum

Schaffhauser Nachrichten, Region
Erwin Künzi

Im September 2008 musste in New York die Investmentbank Lehman Brothers Konkurs anmelden, womit die globale Finanzkrise eingeläutet wurde und die Diskussion um abzockende Banker weltweit begann; in Schaffhausen nahm zur gleichen Zeit an der Kantonsschule eine von der Schulleitung eingesetzte Arbeitsgruppe, die sich aus aktiven und ehemaligen Schülerinnen und Schülern sowie aus Lehrkräften zusammensetzte, ihre Arbeit auf. Sie hatte den Auftrag abzuklären, wie die Bereiche Ethik und Politische Bildung besser im Unterricht verankert werden könnten. Die beiden Ereignisse in New York und Schaffhausen hatten insofern einen Zusammenhang, als das eine das andere bedingte. Bereits im Jahr zuvor, 2007, hatte Thomas Cerny, damals noch Kantonsschüler, sich in einem Artikel im «Kanti-Bulletin» Gedanken darüber gemacht, dass an der Kantonsschule nicht nur Fachwissen unterrichtet werden sollte, sondern auch der verantwortungsvolle Umgang damit im späteren Leben. In einem Grundsatzpapier, das er später für die AG schrieb und das den SN vorliegt, formulierte er folgende Fragen: «Doch genügen ausgezeichnete berufliche Fähigkeiten, um für gesellschaftsrelevante Entscheidungen gewappnet zu sein? Was sind die Voraussetzungen für einen vernünftigen Entscheid? … Was aber macht jenes Ganze aus? Welche Dinge muss man mit einbeziehen? Hat der Kantonsschulabsolvent – zumindest ansatzweise – Antworten auf diese Fragen? Oder, grundlegender noch, ist er sich beim Verlassen der Kantonsschule dieser Fragen überhaupt bewusst?»
Dass solche Fragen auch andere Schülerinnen und Schüler beschäftigten, zeigte das Echo auf den Artikel im Jahr 2007. Es entstand eine Gruppe, die sich des Themas annahm (siehe auch Artikel auf dieser Seite), aktiv wurde und schliesslich, wie gesagt, im Herbst 2008 offiziell installiert wurde. «Seither erfolgt an der Kantonsschule eine ständige Auseinandersetzung mit der Frage, wie und in welchem zeitlichen Rahmen man den Schüler vermehrt dazu anregen kann, seine Handlungsfreiheit in den Bereichen des Zusammenlebens als Mensch (Ethik) und des Zusammenlebens als Bürger (Politische Bildung) zu begreifen und zu ergreifen», heisst es dazu in dem Papier. Die AG kam zum Schluss, dass der Ausgangspunkt zu einer Beschäftigung mit diesen Fragen die Persönlichkeit jedes Einzelnen sei: «Denn nur die eigene, selbst reflektierte Persönlichkeit kann das integrative Element sein, welches die einzelnen fachlichen Fähigkeiten zu einer ganzheitlichen Sicht verknüpft. Für die Erarbeitung dieser Sicht in der Auseinandersetzung mit sich selbst sollte mehr Zeit eingeräumt werden.» Wie diese Auseinandersetzung konkret erfolgen soll und wie zudem neben der Vermittlung von Fachwissen auch ethische Fragen in den Unterricht integriert werden sollen, das soll mit Hilfe von Versuchen herausgefunden werden. «Meistens gibt es nicht von vornherein die ideale Musterlösung; man soll ausprobieren dürfen, um sich von einer Sache überzeugen zu können. Gleichzeitig will der Versuch durchdacht, gut geplant und – wenn möglich – zuerst in kleinerem Rahmen durchgeführt werden. …. Vor diesem Hintergrund nun kommt der Kantonsschule Schaffhausen eine Pionierrolle zu, denn sie kann genau dieses überlegte Ausprobieren leisten und dadurch möglicherweise als Wegbereiterin für eine erfolgreiche Weiterentwicklung dienen.» Im Idealfall, so heisst es in dem Grundlagenpapier, können die Diskussionen im Klassenverband dazu führen, dass gemeinsame Wertegrundlagen entwickelt werden. «Und das ist etwas, was wir gerade heute in den Zeiten der sogenannten Wertekrise brauchen – neben richtig verstandener Freiheit und der dazugehörenden Verantwortung als Voraussetzungen für eine funktionierende freiheitliche Gesellschaft» ist dazu abschliessend in dem Papier zu lesen. Im Gespräch mit den SN machte Thomas Cerny, der heute 21 Jahre alt ist und nach einem Jahr Studium der Politikwissenschaft in England zurzeit in Zürich Medizin studiert, weitere Ausführungen zum Thema. «Mit der Bildung soll man auch vermittelt bekommen, dass man sich mit seinen Fähigkeiten und Möglichkeiten in einem gesellschaftlichen Kontext bewegt, der gegeben ist durch das Spannungsfeld zwischen individuellem Leben und der komplex verknüpften Gemeinschaft. Geschieht dies nicht, passiert das, was wir heute mit der sogenannten Abzockerei erleben.» Der Gang an die Öffentlichkeit sei durch die aktuelle Diskussion zu den Wahlpflichtfächern bedingt. «Wir wollten einen Pflock einschlagen mit dem Ziel, dass Ethik und Politische Bildung, die nicht mit der Staatskunde verwechselt werden dürfen, im Unterricht mehr Gewicht erhalten und Versuche in diese Richtung stattfinden können.» Einen ersten Erfolg kann die AG bereits verbuchen: Ab 2011/12 wird die Ethik aufgewertet (siehe Artikel auf dieser Seite).


**Ethik und Politische Bildung**
Was bisher an der Kantonsschule geschah und noch geschehen wird

Seit Herbst 2008 existiert an der Kantonsschule Schaffhausen eine Arbeitsgruppe, welche im Auftrag der Schulleitung die Frage prüft, wie die Bereiche der Ethik und der Politischen Bildung im bestehenden Fächerkanon stärker und gezielter gefördert werden können. Die gleichnamige Arbeitsgruppe «Ethik und Politische Bildung» geht auf eine Initiative von aktiven und ehemaligen Schülerinnen und Schülern zurück, die aus alltäglichen Beobachtungen innerhalb und ausserhalb des Schulbetriebs den Bedarf für ein eigenständiges Fach Ethik und Politische Bildung feststellten.
Sie wandten sich hierauf an Lehrpersonen, von denen sie annehmen konnten, dass sie ein solches Projekt unterstützen würden, und stellten dieses an einer Lehrerkonferenz vor. Daraufhin erhielt die Gruppe aus Lehrern und Schülern den Auftrag, Perspektiven und Möglichkeiten zu erarbeiten und der Lehrerschaft sowie der Schulleitung in geeigneter Form zu präsentieren. Inzwischen ist einiges geschehen: In einer ersten Phase ging es darum, Informationen und Erfahrungen zu sammeln und auszuwerten. Hierzu besuchte die AG die Kantonsschule Solothurn, wo Ethik als eigenständiges und verbindliches (promotionsrelevantes) Fach unterrichtet wird; man lud Referenten zum Thema an die Kantonsschule ein, führte unter allen fortgeschrittenen Kantonsschulklassen eine Umfrage durch und verfolgte die Entwicklung im gesamten deutschsprachigen Raum aufmerksam. Die Resultate, Diskussionen und Auswertungen führten zur Überzeugung, dass ein eigenständiges Fach in den Bereichen Ethik und Politische Bildung nötig ist, und mündeten unter anderem in einen 60-seitigen Bericht. Aktuell wird die Teildisziplin Ethik innerhalb des Fachs Deutsch – ausgehend von der Literatur – in drei Klassen erprobt. Im Sommer werden erste Resultate vorliegen, welche die nächsten Schritte bestimmen. Einer dieser Schritte steht von Seiten der Schulleitung bereits heute fest: Ab dem Schuljahr 2011/12 müssen sich die Schülerinnen und Schüler der 4. Klassen für ein interdisziplinäres Angebot als kantonales Wahlfach entscheiden. Während eines Jahres wird in drei Lektionen pro Woche ein Thema, das zwei verschiedene Fächer betrifft, interdisziplinär behandelt. Wie Prorektor Pasquale Comi erklärte, macht eine Einführung, die die beiden Fachlehrer im Teamteaching unterrichten, den Auftakt. Dann wird auf die beiden Fächer aufgesplittet, und zum Schluss werden die gewonnenen Erkenntnisse zusammengeführt und die Resultate präsentiert. Angeboten werden sollen rund zehn Fächerkombinationen zu verschiedenen Themen. «Da soll auch die Ethik ihren Platz haben, zum Beispiel in Kombination mit Naturwissenschaften», erläuterte Comi. Zurzeit wird das Angebot erarbeitet, das bis zum Herbst stehen soll. Die Ausschreibung erfolgt im Winter 2010/11, und die Schülerinnen und Schüler können sich bis zum Februar 2011 anmelden. Kursbeginn ist dann im Sommer 2011. Damit ist allerdings die Grundforderung der AG erst teilweise erfüllt. (Thomas Cerny/ek)


**Stichwort Ethik**

Fragestellung
Die philosophische Disziplin Ethik sucht nach Antworten auf die Frage, wie in bestimmten Situationen gehandelt werden soll – also: «Wie soll ich mich in dieser Situation verhalten?» Die einfachste und klassische Formulierung einer solchen Frage stammt von Immanuel Kant: «Was soll ich tun?» Ihre Ergebnisse bestehen in anwendbaren ethischen (beziehungsweise moralischen) Normen, die beinhalten, dass unter bestimmten Bedingungen bestimmte Handlungen geboten, verboten oder erlaubt sind. Insofern als in der Ethik nach allgemeingültigen Antworten auf die Frage nach dem richtigen Handeln gesucht wird, stellt sich die Frage nach der Möglichkeit allgemeingültiger ethischer Normen und deren Begründung. Diese Diskussion über die Grundlagen der Ethik, ihre Kriterien und Methoden, ist ein wichtiger Teil der philosophischen Disziplin Ethik.

Ziele
Die Ethik ist von ihrer Zielsetzung her eine praktische Wissenschaft. Es geht ihr nicht um ein Wissen um seiner selbst willen, sondern um eine verantwortbare Praxis. Sie soll dem Menschen (in einer immer unüberschaubarer werdenden Welt) Hilfen für seine moralischen Entscheidungen liefern. Dabei kann die Ethik allerdings nur allgemeine Prinzipien guten Handelns oder ethischen Urteilens überhaupt begründen. Die Anwendung dieser Prinzipien auf den einzelnen Fall ist im Allgemeinen nicht durch sie leistbar, sondern Aufgabe der praktischen Urteilskraft und des geschulten Gewissens. Dabei spielt für die richtige moralische Entscheidung neben der Kenntnis allgemeiner Prinzipien die Schulung der Urteilskraft in praktischer Erfahrung eine wichtige Rolle. (Quelle: Wikipedia)

#Allgemeines

22. April 2010 | «Der Name Paradies soll für uns auch Programm sein»

Schaffhauser Nachrichten, Region
Edith Fritschi

Gastgeber» steht auf seiner Visitenkarte, und genau das möchte er sein. Jens Hopf kennt das Metier bestens. «Zuerst habe ich Koch gelernt, doch das ist lange her», sagt der Gastronom, der zuletzt sieben Jahre lang im Engadin tätig war. «Auf 2200 Metern haben wir eine Skihütte geführt und sind mit den Skiern zur Arbeit gekommen», erzählt er. Nun, da er im «Paradies» in der Wirtewohnung residiert, hat er keinen Arbeitsweg mehr. «Schade, sonst hätte ich gerne das Velo genommen.» Hopf führt das «Paradies» zusammen mit seiner Lebens- und Geschäftspartnerin Tabea Melcher, die aus den Bergen stammt. Auch sie ist gelernte Gastronomin und wird an der Front tätig sein, derweil Hopf primär das Organisatorische machen wird. «Aber wenn Not am Mann ist, springe ich ein.» Früher hat Hopf mit einem Kollegen zusammen das «Fischerhaus» in Kreuzlingen geführt und war dann im «Palace» in Gstaad im Management und später als Sommelier bei Wolfgang Kuchler im «Schäfli» in Wigoltingen tätig. «Wein ist mein Hobby», sagt er.
Ins «Paradies» gekommen ist er, weil er eine neue Herausforderung gesucht und das entsprechende Inserat entdeckt hatte. «Vorher habe ich den Ort nicht gekannt», sagt der gebürtige Deutsche aus Rostock, der seit über 20 Jahren in der Schweiz arbeitet. Er war sofort begeistert von der schönen Lage, und mit der Besitzerin Georg Fischer war man sich schnell einig. Zurzeit wird im «Paradies» auf Hochtouren für die Eröffnung am 1. Mai gearbeitet. Doch schon ab morgen ist dort das «soft opening», will heissen: «Wir sind parat für Gäste, können sie bewirten und nutzen die Zeit für letzte Optimierungen.» Vor gut einem Monat hat Hopf angefangen, und seither hat sein Arbeitstag 18 Stunden. Mobiliar wurde teilweise ausgewechselt, und auch sonst gibt es Umgestaltungen. So wird es wieder einen grösseren Selbstbedienungsbereich mit Kiosk geben. «Für eine Bewirtung der vorhandenen 400 Plätze reichen die Kapazitäten der Küche nicht aus», sagt Hopf. Die Chillout-Lounge, die die Compass Group eingerichtet hat, ist verschwunden, und der verglaste Pavillon wird für Bankette genutzt. Preislich will man für jedes Portemonnaie etwas bieten und für Familien attraktiv sein. «Der Name Paradies soll für uns auch Programm sein», sagt Hopf, dessen oberstes Ziel es ist, die Leute zufriedenzustellen und sie mit einer klassischen, aber modern interpretierten Küche zu verwöhnen. Und die Fische werden in der Beiz am Rhein eine grosse Rolle spielen.


Zur Person

Alter
42 Jahre

Zivilstand
Ledig

Wohnort
Paradies/Schlatt

Hobbys
Velo- und Skifahren

Aktuelle Lektüre
Ein Wein-Fachbuch

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20. April 2010 | Gesang, Papier, Vögel, Wandel und Aufbruch

Schaffhauser Bock
Stéphanie Stamm

Es war dunkel in der Mensa der Kantonsschule. Gespannt warteten die Zuschauer auf den Beginn der Darbietung. Plötzlich gingen die Notenpultlichter an. Aurelia Reiser und Anna Ebi (Violine) sowie Stefan Behrbohm (Cello) und Nico Haltiner (Piano, Korrepetitor) begannen die ersten Töne zu spielen, währenddem, noch immer im Dunkeln, eine Chorsängerin auf die Bühne trat, zu der sich weitere Sänger gesellten. Schien die Bühne zuerst gross und leer, so füllte sie sich nun allmählich mit Leben. Elegant sassen einige Mitglieder des Kammerchores am Bühnenrand, andere wiederum fügten sich geschickt in das grösser werdende Ensemble ein. Es entstand eine kompakte und doch fluktuierende Masse, die schliesslich die ganze Fläche einnahm. Mit einem berührenden Arrangement aus einem französischen Film wurde das Musical «Passages… ou le chant des oiseaux» eröffnet.

**Papier als tragendes Element**
Die Chorsänger, die gleich zu Beginn in einer herrlich leichten Choreographie souverän agierten, nahmen sich nun raumhohen, hängenden Papierstücken an, ris- sen sie zu Boden, formten neue Elemente und erzeugten mit ihnen Windbewegungen. Das Papier spielte fortan in Form von Schwänen, anderen Vögeln oder gefalteten Fliegern während der ganzen Vorführung eine tragende und überaus wichtige Rolle. Genauso wie die Thematik des beginnenden Frühlings, Wandels und Aufbruchs. Stets war die Choreographie von weichen und fliessenden Bewegungen geprägt. Das Bühnenbild wurde von hellen Farben beherrscht, ebenso die Mitwirkenden, die viel Helles, Pastellfarbenes sowie blumige Accessoires trugen.

**Engagierte Lehrpersonen**
Nach dem ruhigen Anfang mit Streicher- und Klavierklängen ging es musikalisch in eine völlig andere Richtung. Das Quintett des Band-Workshops zeigte sein Können am Saxophon, Bass, Schlagzeug, Piano und an der Gitarre. Daneben spielte die Workshop-Betreuerin an einem zweiten Klavier. Der Sound gab nun der Szenerie gemäss einer Stelle im Programmheft einen anderen Charakter: «Was in einem Moment eindeutig und klar erscheint, ist im nächsten nur noch Erinnerung, kündet von Wandel und Aufbruch.»
Die Produktion stand unter der Leitung von Musiklehrer und Kammerchorleiter Ulrich Waldvogel Herzig, der in Colette Roy-Gfeller eine ideale Regisseurin fand, mit der er schon mehrmals zusammenarbeitete. Die Kooperation läuft derart gut, dass die beiden bis im September bereits wieder ein Projekt erarbeiten werden. Neben ihnen waren auch die Musiklehrerinnen Maya Lüscher Verdes, Béatrice Zeindler, Christiane Mathé und Zeichenlehrer Silvio Vanzella für das Projekt und dessen Gelingen mitverantwortlich.

**Mitspracherecht der Schülerschaft**
Im letzten Juni begann die Projektarbeit zwischen Dirigent und Regisseurin. Ende Januar 2010 fanden die ersten Kammerchorproben statt. In nur knapp drei Monaten haben die Kantischüler eine Produktion auf die Beine gestellt, die sich absolut sehen liess. Wahrscheinlich war es der Feuereifer, der die jungen Menschen gepackt hatte. Es waren nämlich sie, die das Programm weitgehend mitbestimmt hatten. «Ich habe die Schüler gefragt, was sie in einem nächsten Projekt singen wollen. Viele haben Lieder aus zwei verschiedenen Musik-Spielfilmen genannt. Dies fand ich soweit eine gute Idee, doch wollte ich zudem etwas anspruchsvollere Musik einfliessen lassen; dies zeigt sich zum Beispiel in einem Renaissance-Stück, für das wir denn auch die meiste Probenzeit aufwenden mussten», so Waldvogel Herzig zur Entstehung des Musicals.

**Mit Schalk die Texte vorgetragen**
Aus dem grossen Kreis des Kammerchors tat sich zweimal eine kleine Gruppe junger Frauen und Männer hervor, die vielstimmig ihre Lieder zum Besten gaben. Besonders ein «Kyrie» erntete spontanen Szenenapplaus des Publikums, das bis dahin ganz verzaubert ruhig zugehört hatte. Ebenso verzückten die drei Kurzgeschichten «Der Artist», «Die Revolution» und «Der Schwan», die von einer Schülerin und einem Schüler in einem makellosen Deutsch und einer hervorragenden Artikulation sowie mit einem gewissen – nötigen – Schalk vorgetragen wurden.

**Hohe Anforderungen an die Schüler**
Auch die anderen tollen Einzelleistungen waren keineswegs zu verachten. Da überzeugten beispielsweise die Solosänger genauso wie die Schauspieler und Tänzerinnen. Ulrich Waldvogel Herzig betonte schliesslich das grosse Engagement, das seitens seiner Schüler kam, ja kommen musste. «Sie haben sich alle angestrengt. Von Colette Roy-Gfeller ging ein eher abstraktes Regiekonzept aus, das sehr hohe Anforderungen an sämtliche Ausführenden stellte. Sie haben es schliesslich gut umsetzen können.»
Am Ende der Aufführung war allen Beteiligten ein Kränzchen zu winden und ein nicht enden wollender, lang anhaltender Applaus zeugte von der allgemeinen Begeisterung des Publikums.

#Allgemeines

15. April 2010 | «Passages … ou le chant des oiseaux»

Schaffhauser Nachrichten, Stadt Schaffhausen
Mark Liebenberg

Künstlerische Betätigung ist das Salz in der Suppe gymnasialer Ausbildung. Schön zu sehen, dass man sich auch in Zeiten erhöhten Leistungsdrucks Zeit nimmt, an den Kantonsschulen kreative Leistungen zu fördern. Dass dann nicht einfach eine Talentshow oder ein steifes Chorkonzert resultiert, sondern eine poetische Bühnenshow, die Themen wie Aufbruch und Wandlung vielfach reflektiert, ist dem beherzten, ausdauernden und ideenreichen Einsatz eines Ulrich Waldvogel-Herzig (Gesamtleitung, Arrangements), den Betreuerinnen der Chöre sowie Colette Roy-Gfeller (Regie) zu verdanken.
Alles ist in Bewegung auf der Mensa-Bühne, Papierflieger kommen zum Einsatz, Packpapierrollen sind einmal die Meereswellen, einmal werden daraus Tiere geformt oder der Rhythmus gegeben – Dutzende hübscher kleiner Ideen werden mit einfachsten Mitteln realisiert. Nicht eine Geschichte als Ganzes, sondern kleine Episoden, Songs, Chöre, Szenen und pantomimische Handlungen verdichten sich im Verlaufe der rund anderthalbstündigen Performance (ein detailliertes Programm vermisst man schmerzlich!) zu einem Geflecht von Stimmungsbildern, durchtränkt von subtilem Witz und leiser Poesie. Mit welcher Leichtigkeit hier alles durcheinander fliesst, wie eine sanfte Brise den Impuls gibt und die kleinen Momentaufnahmen und bewegten Bilder in Zeitlupe vonstatten gehen. Und wie das alles – fast wie in der impressionistischen Malerei – zu einem Gemälde voller Souplesse wird, das ist schön anzusehen und noch schöner anzuhören. Französisch durchdrungen ist der Abend, es dominiert als Singsprache, und zwar in Renaissancegesängen wie in moderneren Vokalwerken. Dazu kommen Popsongs und Filmmusik, in kurzen Intermezzi dargeboten von der Band und dem Klaviertrio. Es durchzieht die Revue eine vielleicht bisweilen befremdliche poetische Melancholie, eine sublime Erdenschwere gar, die so gar nicht zu den jungen Menschen mit ihren Träumen und Hoffnungen passen will, die hier auf der Bühne stehen. Doch wer jemals achtzehn war und sich ehrlich zurückerinnert wird verstehen, dass diese Zeit ihren Reiz hat: ein bisschen Weltschmerz ist noch nicht Depro oder Emo und wenn man das mit Hilfe von Bewegung und Musik ausdrücken kann – umso besser. Und alle Tristesse verfliegt, wenn die rund 80 Sänger und Musiker zum Schluss mit Inbrunst den «Body electric» singen. Und schon vorher sind einige musikalische Höhepunkte zu erleben. Eine Ensembleleistung, die sich sehen lassen kann. Das ganze Programm wird übrigens – alle Achtung – auswendig dargeboten. Die Chöre sind sehr gut vorbereitet, herausragend das 16-köpfige Vokalensemble von Béatrice Zeindler mit drei starken Darbietungen. Immer wieder treten aus dem grossen Chor Einzelne heraus, die als Duett, Solo, als Geschichtenleser, als Pantomimen ihre kurzen Geschichten erzählen. Zu viele, um sie hier namentlich zu erwähnen. Zu erleben sind sie noch heute Donnerstagabend. Es lohnt sich.

#Allgemeines

14. April 2010 | Wer selber Bier braut, tut’s mit Ernst

Schaffhauser Nachrichten, Region
Alfred Wüger

«Wenn es nicht schäumt, dann schäumt es nicht, dann nützt es auch nichts, wenn man das Bier aus einem halben Meter Höhe ins Glas giesst.» Das erste Kriterium auf dem Bewertungsblatt der «Swiss Homebrewing Society», das es auszufüllen gilt, ist der Schaum. Und der zu testende Gerstensaft von der wunderschönen Farbe dunklen Bernsteins, der in den Gläsern schimmert, weist tatsächlich keinerlei Schaumkrone auf. Der Geruch könnte als «unauffällig» bezeichnet werden, der Geschmack hingegen als «stiltreu gut», die Bittere als «leicht abweichend», die Rezenz … «Was ist das?» Urs Meier gegenüber weiss es: «Das ist das Prickeln auf der Zunge, das von der Kohlensäure kommt. Das Gegenteil wäre schal.» Nein, schal ist dieses Bier gar nicht: «Stilnähe recht genau» wird angekreuzt – und dann zusammenzählen für den Gesamteindruck: 24 Punkte. Möglich wären 45.
Auf den Tischen überall Körbchen mit Brotwürfeln, wie beim Degustieren von Wein. «Es ist schwieriger, Bier zu degustieren als Wein», sagt Urs Meier, «denn das Bier kann man nicht einfach ausspucken, weil man sonst die Rezenz nicht mehr spürt.» Die, wenn auch kleinen, Gläser zur Gänze leeren darf man allerdings auch nicht, denn sonst …

**Steuern zahlt, wer Bier verkauft**
Während im Saal des Hotels Promenade die rund dreissig Personen – ganz wenige Frauen sind da – die besten drei Biere in jeder der acht Kategorien erküren, unterhalten wir uns im Nebenraum, wo der von den Teilnehmenden selbst gebraute Gerstensaft in mehreren Kühlschränken lagert, mit Rolf Gnädinger. Natürlich braut er, von Beruf Finanzer, auch selber. «Wir verkaufen auch von unserm Bier», sagt er, «im Party-Service-Stil.» Auf diese Verkäufe ist eine Biersteuer – es gilt die Selbstdeklaration – zu entrichten, sie beträgt 10 bis 20 Rappen pro Liter. «Wie kamen Sie zu Ihrem Hobby?» Zuerst sei die Freude am Bier gewesen, sagt Rolf Gnädinger, und dann sei er «aus Zufall» bei einem Anlass auf ein Buch gestossen und habe es versucht. Hopfen, Malz, Hefe, Wasser braucht man. Kaufen können die Hobbybrauer die Zutaten bei Anbietern, die sich auf diesen Markt spezialisiert haben.

**Wer braut, braucht Zeit**
«Und wieso brauen Sie selber?» – «Wieso macht man eigene Gomfi?», fragt Beat Joss zurück. «Es macht Spass», sagt er. Seine Frau ist auch anwesend. «Ich habe durch meinen Mann gelernt, das Bier zu lieben», sagt sie. «Mir genügt es, beim Brauen zu helfen.» Christoph Eichenberger gar kam erst über das Brauen zum Biertrinken. Es gibt eben unter den Mitgliedern der Swiss Homebrewing Society viele Tüftler. Wie hatte Urs Meier gesagt? «Aus den gleichen Ausgangsstoffen kann ich, je nach ihrer Behandlung, ganz unterschiedliche Biere brauen.» Und obwohl man, so Beat Joss, «ein Einsteiger-Set für 150 Franken» bekommt, sollte gut überlegen, wer sich eins anschafft, denn die Arbeit ist sehr zeitaufwendig. Ueli Schläpfer, der Präsident der Swiss Homebrewing Society, ein Mann mit exorbitant gezwirbeltem Schnurrbart, dessen Enden auf beiden Seiten steil nach oben stehen, hat denn auch – er ist Offsetdrucker von Beruf – kein anderes Hobby. Klar könne man, während das Bier koche, im Garten etwas erledigen, aber: «Ein Sud gibt mehrere Stunden, ein Doppelsud fast einen Tag Arbeit.» Einige ziehen das Bier in Flaschen ab – «weil es einfacher ist» –, andere bevorzugen Fässer.

**Eine Urkunde für die Besten**
«Was bekommt der Sieger?» Rolf Gnädiger wiegelt ab: «Es gibt heute keinen Pokal für die Besten, sondern eine Urkunde. Wichtiger für uns ist der Austausch von Erfahrungen und sind die persönlichen Begegnungen.»

#Allgemeines

13. April 2010 | Wirte versuchen, das Rauchverbot zu umgehen

Schaffhauser Nachrichten
Jan Hudec

Ein Verbot macht erfinderisch. Ab 1. Mai darf in Bars und Restaurants nicht mehr geraucht werden, und das in der ganzen Schweiz. Viele Wirte freut das wenig, in Basel, wo ein besonders strenges Verbot gilt, haben sie jedoch eine vermeintliche Gesetzeslücke entdeckt. Über 100 Gastronomiebetriebe haben sich dort zum Verein «Fümoar» zusammengeschlossen. Die Gäste können sich für zehn Franken einen Mitgliederausweis kaufen und verzichten mit ihrer Unterschrift auf den Schutz vor dem Passivrauchen. Kurz: Die Mitglieder können in den 100 Lokalen weiterqualmen.
Wäre ein solcher Raucherverein auch in Schaffhausen möglich? «Wir haben natürlich auch davon gehört», sagt Max Reiner, Präsident von Gastro Schaffhausen, «aber wir wissen nicht, ob das toleriert würde.» Rechtlich steht die Fümoar-Lösung tatsächlich auf wackeligen Beinen. Auch die Basler Regierung hat ihre Zweifel angemeldet. Denn das Bundesgesetz schreibt vor, dass nicht mehr als zwei Personen in verrauchten Räumen arbeiten dürfen. In Schaffhausen will man daher abwarten, wie sich die Situation in Basel entwickelt, sagt Reiner. «Wenn das Modell aber funktionieren sollte, könnte ich mir vorstellen, dass sich auch in Schaffhausen ein solcher Verein bildet.» Allerdings hätten sich die Schaffhauser Wirte bereits mit der neuen Situation arrangiert und Schaffhausen habe ja auch ein wenig strengeres Rauchverbot als andere Kantone. So können Lokale mit einer Fläche von unter 80 Quadratmetern eine Bewilligung für ein Raucherlokal beantragen, die übrigen können ein abgeschlossenes Fumoir einbauen. Über 40 Wirte im Kanton haben die Bewilligung für ein Raucherlokal beantragt, weitere zehn Gastronomen wollen ein Fumoir einrichten, wie Beat Hartmeier, Leiter der Gewerbepolizei, erklärt. Dass sich in Schaffhausen ebenfalls ein Verein von Raucherlokalen bildet, lasse das Kantonale Gastgewerbegesetz nicht zu. «Restaurants und Hotels, die öffentlich zugänglich sind, müssen sich in jedem Fall an das Rauchverbot halten», so Hartmeier. Daran ändere auch eine Vereinszugehörigkeit nichts. Das Rauchverbot gelte schliesslich auch für die Klubhäuser der Fussballvereine. Wer sich nicht ans Verbot hält, muss im schlimmsten Fall damit rechnen, dass ihm die Wirtebewilligung entzogen wird, oder es drohen Bussen.

#Allgemeines

9. April 2010 | Ein kleiner Sandstrand, (fast) wie am Meer

Schaffhauser Nachrichten, Weinland
(ga)

In den Sechzigerjahren wurde auch unser Rheinufer kanalisiert. Viel Geld wurde aufgewendet, um den Fluss zu bändigen. Die heutigen Einsichten und Erkenntnisse lehren, dass eine Uferzone möglichst natürlich zu sein hat, damit die Fische ihren Laichplatz finden und Rückzugsgebiete haben, wo sie sich vom Stress erholen können.
Finanziell getragen wurden die Renaturierungsarbeiten bei der Langwieser «Rheinwiese» durch den Ökofonds der städtischen Werke. Wer sich für den Bezug von Clean-Solution-Ökostrom entschieden hat und einen Rappen mehr für das Kilowatt Energie bezahlt, wirkt indirekt an diesen Projekten im Einzugsgebiet des Kraftwerkes mit. Neben der neu gestalteten Uferzone wurden oberhalb des Bunkers zwei Buhnen erstellt. Sie dienen zur Flussregulierung, dazwischen entstehen aber auch Stillwasserzonen ohne Strömung. Diese Buhnen bestehen aus Steinen und Pflanzenmaterial: Wurzelstöcke und Äste wurden zusammengebunden und mit Gewichten im Rhein versenkt. Damit die Badegäste zu den Ruhezonen genügend Abstand halten, wird zur Kennzeichnung der Stelle noch eine Tafel angebracht werden. Wo die Möglichkeit bestand, wurden bereits andere Uferzonen durch die Schaffhauser Kraftwerke AG naturgetreu saniert. So zum Beispiel im Bereich der «Inner Gründen» in Flurlingen (die SN berichteten). Fast nicht möglich sind solche Sanierungen am Rande von Wohngebieten, da die meisten Privatanstösser damit nicht einverstanden wären. So wird die Uferzone in Feuerthalen und der Stadt Schaffhausen nicht verändert werden können. Die Badegäste dürfen sich bereits jetzt auf die Saison freuen, denn anstelle der glitschigen Steine und Treppen zeigt sich eine sanft abfallende Uferpartie aus Kies, und ein kleiner Sandstrand lädt zum Träumen ein.

#Allgemeines

9. April 2010 | «Wir halten uns an das Bundesrecht»

Schaffhauser Nachrichten, Nachgefragt
Walter Joos

Die Vertreter der Gastronomie loben in der jüngsten Ausgabe ihres Verbandsorgans die pragmatische Haltung der Thurgauer Behörden bezüglich der am 1. Mai in Kraft tretenden Bestimmungen zum Schutz der Nichtraucher.

*Herr Hartmann, wie verhalten sich die Behörden im Kanton Schaffhausen in Sachen Schutz vor dem Passivrauchen?*
Beat Hartmann: Wir halten uns an das Bundesrecht. Der Regierungsrat hat die zur Umsetzung des neuen Bundesrechts nötigen Anpassungen in der geltenden Gastgewerbeverordnung vorgenommen. Die kantonalen Vorschriften enthalten – mit Ausnahme der Meldepflicht von Raucherräumen als Ordnungsvorschrift – im Vergleich zum Bundesrecht keine schärferen Bestimmungen.

3Gilt das auch bezüglich der Anforderungen an die Lüftungen der Fumoirs?*
Hartmann: Hier gibt es die vom Verband der Schweizerischen Lebensmittelinspektoren ausgearbeiteten Richt-linien. Die haben allerdings lediglich empfehlenden Charakter.

*Heisst das, dass – wie im Thurgau – das Vorhandensein eines Fensters zur Lüftung eines Fumoirs genügt?*
Hartmann: Das ist meines Erachtens eine sehr optimistische Auslegung der neuen Bestimmungen. Aus unserer Sicht muss die vorhandene Lüftung ausreichend Gewähr dafür bieten, dass kein Rauch in die mit einem Rauchverbot belegten Räume dringt. Zudem muss ein Fumoir auch in baulicher Hinsicht klar von den übrigen Gasträumen abgetrennt sein.

#Allgemeines

7. April 2010 | Gasthaus Paradies steht demnächst unter neuer Leitung

Schaffhauser Nachrichten, Region
Walter Joos

Im Gasthaus Paradies weht ab sofort ein frischer Wind. Die 2007 von Georg Fischer zur Führung des bekannten Ausflugsrestaurants am Rhein verpflichtete Compass Group hat ihr vertraglich vereinbartes Engagement laut Daniela Corboz, Leiterin Marketing und Kommunikation der international tätigen Gastrounternehmung, am 31. März beendet. Als neue Pächter hat die Stiftung Paradies Jens Hopf und Tabea Melcher verpflichtet. Frank Schaefer wird gleichzeitig neuer Küchenchef. Dies bestätigte Bettina Schmidt, Leiterin der Konzernkommunikation von Georg Fischer, gestern auf Anfrage. Die neuen Wirtsleute haben in den vergangenen sieben Jahren das Restaurant Alpetta oberhalb von Schuls im Engadin geführt und sind nun ab dem 1. Mai dieses Jahres im Gasthaus Paradies präsent. Auch das Catering im Ausbildungszentrum Paradies der Georg Fischer AG ist in Zukunft nicht mehr Sache der Compass Group. Dieses wird in Zukunft von Dorothea Walder, Leiterin des Klostergutes Paradies, in eigener Regie organisiert. Dabei kommen je nach Anlass und dem Wunsch der Teilnehmer verschiedene externe Lieferanten zum Einsatz. Zu den wichtigen Partnern zählen unter anderen Milan Acimovic vom Hotel Bahnhof in Schlatt sowie Albin und Christof von Euw vom Restaurant Gemeindehaus in Beringen.
Keine Änderung erfährt dagegen der Betrieb des Hombergerhauses. Die als Wohlfahrtsbetrieb gegründete Gaststätte an der Ebnatstrasse wird weiterhin von Jörg Gnotke und seinem zur Compass Group gehörenden Team betrieben. Laut Bettina Schmidt laufen zurzeit Gespräche über eine Optimierung des im letzten Jahr in personeller Hinsicht stark reduzierten Betriebes (SN vom 20. November 2009). Für grössere Anlässe werden die Mahlzeiten nicht mehr in der Küche des Hombergerhauses zubereitet, sondern von der Zentrale der Compass Group in Zürich angeliefert. Das gilt auch bezüglich des Caterings auf dem Munot, das in früheren Jahren in der Verantwortung von Walter Reutimann lag. Der Munot-Verein hat gemäss Aussage von Präsident Urs Saxer die 2008 vertraglich vereinbarte Zusammenarbeit mit der Compass Group für die kommende Saison erneuert. Zu den Aufgaben des Dienstleistungsbetriebes gehört neben der Bewirtung der Gäste anlässlich der im Sommer regelmässig stattfindenden Abendunterhaltungen auch die Führung des Munot-Bistros zugunsten der auf den Munot kommenden Touristen. Laut Jörg Gnotke wurde das Bistro auf der Munotzinne bereits über die vergangenen Osterfesttage von den Besuchern frequentiert.

#Allgemeines

3. April 2010 | Das am 1. Mai in Kraft tretende nationale Rauchverbot ist ein Skandal

Schaffhauser Nachrichten, Titelseite
Heinrich Villiger

Der Tabakgenuss wurde immer wieder bekämpft: von Sultanen, Kaisern, Päpsten und anderen Würdenträgern. So erklärte etwa der türkische Sultan Murad IV. (1612–1640) das Rauchen zum Kapitalverbrechen. Trotzdem genoss die Menschheit den Tabak fröhlich weiter, sei es beim Rauchen, beim Kauen, beim Schnupfen oder bei den indianischen Naturvölkern auch als Heilmittel oder bei religiösen Handlungen. Die Hetzkampagnen gegen das Rauchen begannen mit dem Aufkommen der sogenannten NGO, der Nichtregierungsorganisationen, von denen einige Hundert dem Rauchen den Kampf angesagt haben, angeführt von der WHO, der Weltgesundheitsorganisation, über zahlreiche Krebsforschungsinstitute bis hin zu unserer Lungenliga. Alle diese Organisationen leben von staatlichen Zuschüssen und Spenden, und um diesen Geldsegen zu erhalten, sind sie gezwungen, Erfolge nachzuweisen.
Dass Rauchen ungesund ist, be-zweifelt heute niemand. Ebenso wenig bestreitet die Tabakindustrie, dass Rauchen Krebs und andere Krankheiten erzeugen kann. Das steht ja inzwischen aufgedruckt auf allen Packungen von Tabakfabrikaten, das weiss jedes Kind. Und trotzdem rauchen die Menschen weiter, durchaus im Bewusstsein, welche Risiken sie damit eingehen, aber dass sie dafür selbst verantwortlich sind. Das gilt ja nicht nur für den Tabakkonsum, sondern genauso für Alkoholgenuss, Essgewohnheiten, Leistungssport. Um das Ziel der WHO, eine «rauchfreie Gesellschaft» bis zum Jahr 2020, zu erreichen, sind also weitere Massnahmen nötig, und so konzentrieren die Tabakgegner ihre Angriffe heute auf den «Passivrauch», dem angeblich weltweit jährlich nebst sechs Millionen Rauchern nochmals einige Millionen Passivraucher zum Opfer fallen würden. Diese Zahlen entbehren jedoch jeder Grundlage. Es gibt bis heute keine medizinisch eindeutigen Beweise, dass eine Todesursache ausschliesslich dem Passivrauchen zuzuordnen ist – und keinen Totenschein, auf dem steht: Todesursache Passivrauchen. Die WHO hat mit ihrer weltweit in Gang gesetzten Kampagne eine Lawine ausgelöst, was naheliegend ist, denn uns allen liegt die Gesundheit der Menschheit am Herzen. Die WHO verschleiert damit jedoch ihre Ineffizienz in anderen Bereichen wie Kindersterblichkeit in den Entwicklungsländern, Hungersnöten, Seuchenbekämpfung sowie nicht annähernd ausreichender ärztlicher Versorgung in den Ländern der Dritten Welt und so weiter. Nichtsdestotrotz übt die WHO einen enormen Druck in Sachen Bekämpfung des Tabakgenusses insbesondere auf die Mitgliedsländer der EU aus und damit indirekt auch auf die Schweiz, weil sich die Schweiz bekanntlich bemüht, unsere Gesetzgebung EU-kompatibel zu gestalten. Zur Bildung von rauchfreien Zonen liegt etwa eine Empfehlung des Rates der Kommission der Europäischen Gemeinschaft im Umfang von 23 Seiten vor. Dazu gehören selbstredend auch die Rauchverbote, die am 1. Mai in der Schweiz in Kraft treten werden. Leider spricht kein Mensch davon, dass die EU keine Kompetenz bei der Rauchergesetzgebung hat. Es ist nicht nachvollziehbar, dass der Staat durch die gesetzlichen Rauchverbote in der Gastronomie das Hausrecht des Gastronomen aushebelt. Jeder Gastronom – und das gilt sinngemäss auch für die Händler von Tabakwaren – muss selbst entscheiden dürfen, ob er sein Lokal als Raucher- oder als Nichtraucherbetrieb führen will. In Bereichen, wo der freie Wettbewerb spielen kann, hat der Staat nichts verloren. Der zunehmenden Bevormundung des erwachsenen Bürgers ist ein Ende zu setzen. Das hat nichts mehr mit Gesundheitsschutz zu tun, sondern ist staatliche Willkür. Deshalb unterstützen wir die Volksinitiative der IG Freie Schweizer Wirte gegen das nationale Rauchverbot.

Heinrich Villiger ist Zigarrenfabrikant.

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31. März 2010 | Ein Puppenspiel mit Nazifiguren

Schaffhauser Nachrichten, Stadt Schaffhausen
Simon Brühlmann

Eine gewisse Neugier erschien berechtigt: Was wird uns hier erwarten? Schon vorab war bekannt, dass das Stück «Der Schicklgruber» die letzten Tage Adolf Hitlers zum Thema hatte, welche auch den Inhalt des deutschen Kinofilms «Der Untergang» gebildet hatten. Doch nun wollte Neville Tranters «Stuffed Puppet Theatre» diese abgründigen Szenen mit Handpuppen darbieten – und obendrein auch noch in englischer Sprache. Kann das gut gehen?
Tranter ist einer der grossen internationalen Meister des Puppentheaters, und so hatte er das Publikum bereits in seinen Bann gezogen, noch ehe die Aufführung richtig begann. Als er sich (in seiner Uniform als Hitlers Adjudant) stumm auf die Bühne stellt, wird es still im Publikum. Tranter braucht nicht zu sprechen oder zu gestikulieren, sein Blick allein genügt – sein langes Zaudern, bevor der Puppenspieler eine der gruseligen Nazifiguren in die Hände nimmt –, um eine einzigartige Spannung zu erzeugen. Diese Spannung wird an zentralen Stellen durch Bühnenlicht und schauerliche Musik intensiviert; alles genau aufeinander abgestimmt. So gehen beispielsweise das Luftwaffenlied, das Goehring singt, und das «Lied vom Tod» durch Mark und Bein – schauerlich und doch erschreckend schön. Die Musik wird nie zum blossen Beiwerk: Aus den Lautsprechern ist neben kratziger Swingmusik auch eine englische Version von Marlene Dietrichs «Lily Marleen» zu hören. Und beim leitmotivisch eingesetzten «Der Mond ist aufgegangen» betont Tranter die düstere Seite des Liedtextes, die Todesthematik, die man bei diesem Lied oftmals vergisst. Andererseits kommt auch das Heitere nicht zu kurz. Schlag auf Schlag kommen die Zoten, die sich mit Schwerpunkt auf Hitlers Gesundheitsfanatismus und auf «Fröilein» Brauns Geilheit (infolge Hitlers sexuellen Desinteresses) konzentrieren. Das ist manchmal köstlich, doch häufig steht die Klischiertheit des Skripts hinter der Subtilität von Tranters Ausdrucksmöglichkeiten zurück. «You piece of Scheisse!» beschimpft Hitler etwa Goehring. Kaum subtiler ist bei an- derer Gelegenheit Goehring selbst: «I have to drop my Lombs!», er müsse nun dringend kacken. Insgesamt waren die Zuschauer hell begeistert. Tranter und das perfekt eingespielte Team im Hintergrund: Sie hatten den herzhaften Applaus verdient. Dass Tranters «Stuffed Puppet Theatre» die Schaffhauser überhaupt mit einer Aufführung beehrte, ist übrigens die Leistung der Organisatoren vom Theater «Schauwerk» – dies sei hiermit verdankt.

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29. März 2010 | AH-Stamm am 9.4.2010 anstatt 2.4.2010

Wegen Karfreitag findet der AH-Stamm im April nicht am 2.4.10 statt. Er wird um 1 Woche verschoben: **Aprilstamm am 9. 4. 2010**

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23. März 2010 | Über die Tragik und den Showmaster in Gelb

Schaffhauser Bock
Jurga Ruesch

Der Australier Neville Tranter verbreitete mit «Schicklgruber alias Hitler» mit teils makabren Dialogen und ausdrucksstarkem Spiel Gänsehaut und brachte die erstarrten Gemüter der Zuschauer dann doch immer wieder zum Lachen. Worüber wurde gelacht? Der Galgenhumor gepaart mit starker schauspielerischer Leistung über die geschichtlichen Ereignisse, die alles andere als erfreulich waren, gewannen am Ende an aussagestarken Botschaften, in dem jeder einzelne Charakter mit den eigenen Ängsten im Angesicht des nahenden Todes konfrontiert wurde. Neville Tranter gründete das Stuffed Puppet Theatre 1976 in Australien. Nachdem er 1978 am Festival of Fools in Amsterdam aufgetreten war, übersiedelte er in die Niederlande, wo er seither sein Puppentheater für Erwachsene weiterentwickelt hat. Mittels teilweise lebensgrosser, sprechender Puppen konfrontiert er sein Publikum mit dessen ureigenen Ängsten und Träumen, Bedürfnissen und Wünschen auf eigenartig grausame und erbarmungslose, zugleich aber auch poetische Weise. Tatort: Berlin, der 20. April 1945. Man ist bemüht, im dunklen und dreckigen Bunker den 56. Geburtstag von Adolf Hitler mit viel Speis und Trank zu feiern. Die Telefonverbindungen fallen aus. Draussen tobt der Krieg. Schüsse im Hintergrund. Hitler geht früh zu Bett und ärgert sich, dass auf der Geburtstagtorte nur eine Kerze brennt. Das Ende naht und diese Tatsache, dass die Zeit der Nazis vorbei ist, ist allen Beteiligten bewusst. Das Zyankali steht schon bereit.

**Der Tod unterbricht die Dialoge**
Genau das ist der Moment, als Neville Tranter mit seinen Puppen die Atmos-phäre zu hinterfragen beginnt. Ein unerträgliches Schweigen auf der Bühne, eine Kerze wird angezündet, Drapierungen werden von den Puppen entfernt. «It’s just not fair», protestiert die Puppe, die Rolle von Adolf Hitler zu übernehmen. Lieber möchte sie die Rolle des Joseph Goebbels oder Eva Braun spielen. «Ich bin ein Profi», sagt sie schlussendlich und bekommt den Adolf-Hitler-Schnauz. Neville Tranter schlüpft in die Rolle von Hitlers Adjutanten Heinz Linge. Der Showmaster in Gelb, der Tod, unterbricht mit seinen Auftritten immer wieder die Dialoge in dem er «it’s magic time!» ruft. Der Tod versucht einen Vogel aus dem Hut zu zaubern und am Ende zieht er einen Pleitegeier heraus. Joseph Goebbels und Eva Braun unterhalten sich über Trivialitäten, der kleine Helmut Goebbels kommentiert das Lied «Der Mond ist aufgegangen» und schenkt seinem Vater keine Aufmerksamkeit. Eva Braun wünscht sich Kinder. Sie hat ein Hochzeitskleid an. Hermann Göring singt vor Freude, weil er die Gunst des Führers wiedererlangt hat.

**Kein Mitleid mit den Charakteren**
Hitler begegnet dem Tod. Der kleine Helmut träumt, er sei gestorben und erwacht voller Angst. Joseph Goebbels versucht den Führer zu überzeugen, dass er noch einmal zum Volk spricht. Aber Hitler schweigt. Eva Braun hat ihr Ziel erreicht. Sie ist Frau Hitler. Heinz Linge erhält den Auftrag, die sechs Kinder von Goebbels zu töten. Eva Braun und Joseph Goebbels sterben. Hitler und der Tod unterhalten sich. «Gott ist tot» sagt der Tod und lässt Parallelen zu Nietzsches berühmtem Zitat erahnen. Adolf Hitler will nicht sterben, worauf der Tod sagt: «I know the feeling.» Das Lachen bleibt buchstäblich im Hals stecken. Die gespielten Szenen sind beängstigend real. Das Innere der Rollen wird mit sämtlichen Abscheulichkeiten nach aussen gekehrt. Man empfindet kein Mitleid mit den Charakteren und wenn man lacht, dann nur, um das eigene Gleichgewicht wieder ins Lot zu bringen. Die Bilder haben sich auf die Netzhaut gebrannt und genau dies macht dieses Schauspiel so unvergesslich. Der Tod und die Gier nach Leben, begleitet von der Hoffnungslosigkeit, Absurdität mit Galgenhumor gepaart bleiben den Zuschauern noch lange präsent.


Neville Tranter spielt die Figuren Hermann Göring und Adolf Hitler.

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19. März 2010 | Nicht immer wieder die Steinzeit zum Auftakt

Schaffhauser Nachrichten, Region
Erwin Künzi

Vor rund drei Wochen trafen sich ehemalige Maturandinnen und Maturanden auf Einladung der Kantonsschule, um davon zu berichten, wie sie das in Schaffhausen erworbene Wissen an den Hochschulen anwenden können. Dabei gab es auch Kritik, etwa zum Fach Geschichte: «Wir beginnen in der Primarschule, in der Sek und in der Kanti mit der Steinzeit – aber nie haben wir eingehend Schweizer Geschichte», liess sich ein Ex-Kantischüler in den SN zitieren (siehe SN vom 1. März). Diese Äusserung sorgte in der Fachschaft Geschichte der Kantonsschule für Aufruhr. Es sei eben genau nicht so, dass auf jeder Schulstufe Geschichte unterrichtet werde ohne Rücksicht darauf, was voranging, erklärten Hans-Ruedi Dütsch und Markus Kübler, die beide an der Kantonsschule Geschichte unterrichten, gegenüber den SN.

**Verbindliche Lehrpläne**
Diese Aussage untermauerten sie mit folgenden Fakten: Seit drei Jahren gibt es für die Sekundarschule im Fach Mensch+Mitwelt, in das die Geschichte integriert ist, einen verbindlichen Lehrplan (siehe auch Kasten auf dieser Seite). Die Kantonsschule selber, beziehungsweise ihre Fachschaft Geschichte, hat 2004 den Lehrplan angepasst. Geschichte, genauer das Fach «Geschichte und Staatskunde», wird an der Kantonsschule je nach Ausbildungsprofil während zweier bis dreier Lektionen pro Woche unterrichtet. Ab der dritten Klasse kommt das Ergänzungsfach «Geschichte der Antike» mit drei Lektionen pro Woche dazu, und ab der vierten Klasse wird zusätzlich das kantonale Wahlfach «Geschichte und Staatskunde» mit zwei Lektionen pro Woche angeboten. «Diese beiden Lektionen können genutzt werden, um aktuelle Themen, etwa beim Nahostkonflikt, zu erörtern», sagte Hans-Ruedi Dütsch. Um einen möglichst nahtlosen Übergang von der Sekundarschule zur Kantonsschule zu gewährleisten, finden seit zwei Jahren zwischen den Fachlehrpersonen der beiden Schulstufen Schnittstellengespräche statt. In diesen wird besprochen, was die Schülerinnen und Schüler in der Sekundarschule im Fach Geschichte tatsächlich durchgenommen haben und was sie mit der entsprechenden Hilfe nach dem Übertritt in die Kantonsschule wieder abrufen können. Dabei zeigte sich, dass die kleine Anzahl an Geschichtsstunden in der Sekundarschule ein Problem ist und dass es Wiederholungen braucht.

**Warm-up-Blätter**
Aus diesem Grund hat die Fachschaft Geschichte sogenannte Warm-up-Blätter entwickelt. Mit diesen kann der Stoff aus der Sekundarschule aufgefrischt werden, und der folgende Unterricht knüpft daran an. Bis jetzt gibt es solche Blätter zu den Themen «Entdeckungen und Eroberungen», «Absolutismus», «Absolutismus und Aufklärung» sowie «Die Reformation». Das Blatt wird in einer Lektion durchgearbeitet, mit einem kleinen Test zum Schluss, in dem die Schülerinnen und Schüler erklären müssen, ob Feststellungen wie «Mission bedeutet das Schicken von Waren in fremde Länder» und «Hölle und Fegefeuer sind eigentlich dasselbe» richtig oder falsch sind. Geplant sind insgesamt acht solcher Blätter, deren Inhalt mit den Sekundarlehrkräften abgesprochen ist. Diese haben in einer Umfrage im letzten Herbst übrigens einstimmig erklärt, dass sie die Verbindlichkeit der zu erarbeitenden Grundlagen, eben diese Warm-up-Blätter, respektieren. Die Gespräche zwischen den beiden Stufen gehen weiter, und bereits ist geplant, am 2. und 3. Juli im Rahmen einer Tagung gemeinsam weitere Blätter zu entwickeln.

**Als Maturaarbeit beliebt**
Aber auch zwischen den unteren Stufen wird koordiniert: Als der Lehrplan für die Sekundarstufe eingeführt wurde, nahm man Rücksicht auf den Stoff, der in der Primarstufe vermittelt wird. «Es stimmt deshalb nicht, dass die Linke nicht weiss, was die Rechte tut», erklärte Markus Kübler. Und an der Zukunft des Geschichtsunterrichts wird auch schon gebaut: Künftig sollen den Lernenden Kompetenzen vermittelt werden, die ihnen ein selbständiges Arbeiten ermöglichen; die Fachschaft Geschichte arbeitet am entsprechenden Lehrplan für die Kantonsschule, aber «dass es dann auch stimmt, braucht Zeit», gab Markus Kübler zu bedenken. Die Kantischülerinnen und -schüler werden es zu schätzen wissen: Das Fach Geschichte ist beliebt und liegt bei den Maturaarbeiten zusammen mit der Biologie an der Spitze.

**Geschichtsunterricht Die Fakten**
Primarschule Geschichte innerhalb des Faches Mensch+Mitwelt während neun Jahren. Start in der 1.Klasse mit dem Thema «Zeit», Abschluss in der 9. Klasse mit dem Zweiten Weltkrieg und der Nachkriegszeit. Sekundarschule Geschichte innerhalb des Faches Mensch+Mitwelt während dreier Jahre. Start in der 1.Klasse mit den Themen historische Quellen, Entdeckungen, Aufklärung und Französische Revolu- tion bis zur 3. Klasse mit Zweitem Weltkrieg und der Nachkriegszeit. Kantonsschule Geschichte als «Geschichte und Staatskunde» während vier Jahren. Start in der 1. Klasse mit einem Epochenüberblick und unter anderem Refor-mation und Absolutismus, bis zur 4. Klasse mit unter anderem dem Zweiten Weltkrieg, Dritte-Welt-Konflikten und EU. Ab 3. Klasse Ergänzungsfach Geschichte der Antike, ab 4. Klasse zusätzlich zwei Lektionen «Geschichte und Staatskunde» als kantonales Wahlfach.

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17. März 2010 | Strengere Regeln für aktive Raucher

Schaffhauser Nachrichten
Walter Joos

Am 1. Mai 2010 treten die auf der nationalen Ebene erlassenen Bestimmungen zum Schutz der Bevölkerung vor dem sogenannten Passivrauchen in Kraft. Das neue Bundesrecht hat zum Ziel, die Bevölkerung vor den schäd- lichen Auswirkungen des Passivrauchens zu schützen. Der Regierungsrat hat in den vergangenen Monaten die zur Umsetzung des neuen Bundesrechts nötigen Anpassungen in der geltenden Gastgewerbeverordnung vorgenommen und am letzten Freitag im Amtsblatt publiziert. Die kantonalen Vorschriften enthalten – mit Ausnahme der Meldepflicht von Raucherräumen – laut einer Mitteilung des Departementes des Innern keinerlei über das Bundesrecht hinaus gehende schärfere Bestimmungen.

**Rauchverbot am Arbeitsplatz**
Von den neuen Vorschriften sind sowohl die bestehenden Gastronomiebetriebe als auch alle übrigen geschlossenen Räume, die mehreren Personen dauernd oder vorübergehend als Arbeitsplatz dienen, betroffen. Hier darf ab dem 1. Mai grundsätzlich nicht mehr geraucht werden. Das Rauchverbot gilt insbesondere in Schalterräumen, Gängen, Cafeterias, Kantinen und Sitzungszimmern. Ebenfalls rauchfrei sind ab dem genannten Datum alle geschlossenen Räume, die öffentlich zugänglich sind. Dazu zählen zum Beispiel Spitäler, Heime, Schulen, Kinos, Museen, Einkaufszentren, Sportanlagen und selbstverständlich sämtliche Fahrzeuge des öffentlichen Verkehrs sowie alle Restaurants. Bezüglich der möglichen Ausnahmen wurden für Gastronomiebetriebe besondere Auflagen erlassen (siehe Kasten).

**15 Gesuche für Raucherlokale**
Wie Beat Hartmann als Leiter der Gewerbepolizei des Kantons Schaffhausen gestern auf Anfrage erklärte, liegen zurzeit ein gutes Dutzend Gesuche aus den verschiedensten Gemeinden zur Führung eines Raucherlokals vor. Wer die Voraussetzungen erfüllt, erhält vom Departement des Innern eine entsprechende Bewilligung. Für die Gesuchsteller besteht allerdings ein gewisses Risiko, dass die Vorschriften über das Passivrauchen innerhalb von drei bis vier Jahren aufgrund einer von der Lungenliga unter dem Titel «Ja zum Schutz vor dem Passivrauchen für alle» lancierten Volksinitiative weiter verschärft wird. Investitionen in besonders leistungsfähige Lüftungsanlagen sowie andere Aufwendungen zum Betrieb eines Raucherlokals sind aufgrund der möglichen weiteren Entwicklung an der Gesetzesfront nach Möglichkeit innerhalb weniger Jahre zu amortisieren.

**Wenig Meldungen für ein Fumoir**
Für die Inhaber von grösseren Gastwirtschaftsbetrieben besteht gemäss den neuen Vorschriften die Möglichkeit, bestimmte Räume als sogenanntes Fumoir zu betreiben. Dieses muss durch feste Elemente von den anderen Räumen auf dichte Weise abgetrennt sein und über eine selbsttätig schliessende Tür verfügen. Das Fumoir darf ausserdem nicht als Durchgang zu anderen Räumen dienen und höchstens einen Drittel der Gesamtfläche aller Ausschankräume aufweisen. Das Fumoir darf ferner den Gästen nicht länger zugänglich sein als die übrigen Schankräume und muss bei jedem Eingang gut sichtbar als solches gekennzeichnet sein. Mit Ausnahme von Raucherwaren dürfen dort zudem keine Leistungen, Produkte, Dienstleistungen und Unterhaltungsmöglichkeiten angeboten werden, die im übrigen Betrieb nicht erhältlich sind. Meldungen über den Betrieb eines Fumoirs liegen bei den Behörden zurzeit lediglich zwei vor.


**Raucherlokale Ausnahmeregelung mit einer ganzen Reihe von besonderen Voraussetzungen**

Wie aus den vom Departement des Innern publizierten Bestimmungen hervorgeht, können einheimische Besitzer von Gastwirtschaftsbetrieben unter Beachtung von bestimmten Voraussetzungen ihr Restaurant auf Gesuch hin als Raucherlokal weiterführen. Dabei darf allerdings die Gesamtfläche aller dem Publikum zugänglichen Räume – dazu zählen neben der eigentlichen Gaststube insbesondere auch alle weiteren Schankräume, Spielbereiche, Foyers, Garderoben, Gänge und Toiletten – die Limite von 80 Quadratmeter nicht übersteigen. Ein Raucherlokal muss über eine ausreichende Belüftung verfügen, die den von der Gesellschaft Schweizerischer Lebensmittelinspektoren erlassenen Vorgaben genügt. In einem Raucherlokal dürfen ferner nur Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer beschäftigt werden, die einer Tätigkeit in einem solchen Betrieb im Arbeitsvertrag ausdrücklich zustimmen. Schwangere Frauen, stillende Mütter und Jugendliche unter 18 Jahren dürfen – unabhängig von einem allfällig vorhandenen Einverständnis – weder in Raucherräumen noch in Raucherlokalen beschäftigt werden. Ein Raucherlokal muss ausserdem bei allen Eingängen von aussen deutlich als solches gekennzeichnet werden. (W. J.)

#Allgemeines

4. März 2010 | Die Rheinuferstrasse dient 2011 wieder als Festplatz

Schaffhauser Nachrichten, Region
(ek)

Noch immer erzählen viele Menschen, die 2001 die 500-Jahr-Feier in Schaffhausen besuchten, von diesem Fest. Dabei findet vor allem die Rheinuferstrasse Erwähnung, die für diesen Anlass gesperrt und in eine Beizenmeile umfunktioniert wurde. Gleiches soll wieder im kommenden Jahr geschehen, und zwar vom 24. bis zum 26. Juni. An diesen drei Tagen findet «Schaffusia 2011» statt, ein Fest für die gesamte Region Schaffhausen, wie das OK schreibt. Dieses ist Ende Januar gegründet worden und wird von Karin Spörli geleitet. Dem OK steht ein Patronatskomitee zur Seite. Diesem gehören von der Regierung Rosmarie Widmer Gysel und Reto Dubach sowie Stadtpräsident Thomas Feurer, Stadtrat Peter Käppler, der Steiner Stadtpräsident Franz Hostettmann, Hanspeter Kern, Gemeindepräsident von Buchberg, und Giorgio Behr, Bernhard Klauser, André Müller und der Kulturbeauftragte der Stadt Schaffhausen, Jens Lampater, an.
Das OK hat auch schon einige Ideen für das Fest, das das Salz zum Thema hat und unter dem Motto «Das Salz im kleinen Paradies» steht, entwickelt: Neben einem umfangreichen Programm auf der Rheinuferstrasse soll am 24. Juni auf dem Fronwagplatz ein Erkersingen mit verschiedenen Tenören stattfinden. Dazu gibt es ein grosses Feuerwerk, und am Samstag wird auf dem Herrenacker ein Konzert durchgeführt. Am Fest sollen Vereine, Gruppierungen, Gastrobetriebe und Marktfahrer aus der ganzen Region mitmachen. Sie sollen bis Mitte April angeschrieben werden. Beteiligt ist auch der Verein Agglomeration Schaffhausen. Fest steht auch, dass das Unterstadtfest Teil von «Schaffusia 2011» sein wird und dass weitere «Schaffusia»-Feste immer ein Thema haben sollen. «Die verantwortlichen Gremien freuen sich sehr, eine einmalige und mit der Region Schaffhausen verbundene Veranstaltung realisieren zu können», so das OK.

#Allgemeines

1. März 2010 | Alumni: «Bitte mehr Selbständigkeit!»

Schaffhauser Nachrichten
Anna Rosenwasser

«Ehemalige Zöglinge» ist in etwa die Übersetzung für Alumni. Etwas verloren warteten sie auf Einlass, die Zöglinge des Maturajahrganges 2008. Viele von ihnen waren zuvor am jährlichen Besuchstag der Kantonsschule gewesen. Neu war dabei das anschliessende Ehemaligentreffen in der Mensa. Schon im November hatte die Kantonsschule alle Maturanden vom vorletzten Jahr zu einem «Gedankenaustausch bei einem Apéro riche» eingeladen. Die Kanti sei interessiert daran, wie es ihnen mit ihrem Rucksack an Wissen ergangen sei, hiess es im Schreiben. Rund 25 Prozent der 160 Ex-Maturanden folgten am vergangenen Samstag dieser neuartigen Einladung.
Mit ihren Rucksäcken voll Reisen, Arbeitserfahrung und Uni-Leben setzten sich die Alumni sogleich klassenweise zusammen. Leicht nostalgisch plauderten sie bei Apfelschorle und Fleischhäppchen. Urs Saxer begrüsste die Maturanden. «Der Drang ins Gymnasium ist nach wie vor ungebrochen», nahm der Rektor gleich vorweg. Dennoch wolle die Kantonsschule an sich arbeiten. Erst kürzlich seien zwei gewichtige Studien zu der Verkürzung auf vier Jahre erschienen. Diese Untersuchungen, zusammen mit Rückmeldungen von Professoren, malten allerdings kein gutes Bild der Kantonsschulabgänger: Das selbständige Arbeiten und die schriftliche Ausdrucksfähigkeit seien unzureichend. Die Schulleitung der Kantonsschule Schaffhausen hat diese Ergebnisse eingehend diskutiert. «Wir wollen nicht auf die Politiker warten», hielt Saxer fest. Deshalb wird dem Erziehungsdepartement in Bälde ein Bericht über die Verbesserungsmassnahmen vorgelegt. Hier kommen die Alumni ins Spiel: Denn wer kann die Kanti besser bewerten als diejenigen, die dort vier Schülerjahre durchlebt haben? Nach einer kurzen Präsentation der wichtigsten Verbesserungsvorschläge waren die Ex-Schüler selbst am Zug. Sie sollten besprechen, was ihnen im Nachhinein in der Kantonsschule am wertvollsten schien – und welche Fächer und Kompetenzen ihrer Ansicht nach fehlten. Die Plauderstimmung mündete in ernsthafte Diskussionen, deren Ergebnisse auf die Papiertischtücher geschrieben wurden. Saxer notierte anschliessend die Punkte, die die Klassen für die wichtigsten hielten. Dabei zeigten sich die Prioritäten der Ehemaligen: Studierende forderten vor allem mehr Selbständigkeit, viele Abgänger zusätzliche Inhalte wie Statistik. Vor allem dem Englisch wurde viel Bedeutung beigemessen. Markus Gut bemängelte den Geschichtsunterricht: «Wir beginnen in der Primarschule, in der Sek und in der Kanti mit der Steinzeit – aber nie haben wir eingehend Schweizer Geschichte!», monierte der ehemalige Schüler. Nicht selten deckte sich die Kritik der Alumni auch mit den Vorschlägen vonseiten der Schule. Geplant ist nach dem ersten Ehemaligentreffen nun ein jährliches Wiedersehen der Abschlussklassen, etwa bei einem Nachtessen mit einem Lehrer. Diese Art der Rückmeldung hiess der Grossteil der Anwesenden gut. Die Tafel, an denen Saxer die Vorschläge seiner ehemaligen Zöglinge notiert hatte, fotografierte der Rektor sorgfältig ab. Das Ergebnis wird er dem Erziehungsdepartement zusammen mit dem Bericht präsentieren. Die Alumni indes entliess er wieder – nach einer Diskussionsrunde, die so reich war wie ihr Apéro.


**«Die Erwartungen wurden erfüllt»**

Kantonsschulrektor Urs Saxer äusserte sich nachstehend zur Idee der Alumni-Treffen.

*Ist das Treffen so verlaufen, wie Sie es erwartet und sich erhofft hatten?*
Urs Saxer: Ja, ich bin zufrieden! Der anwesende Viertel aller Alumni diskutierte ernsthaft und intensiv. Dementsprechend kamen klare und aussagekräftige Rückmeldungen. Die Erwartungen sind also durchaus erfüllt.

*Wie kam es zu den Alumni-Treffen?*
Saxer: In der Öffentlichkeit findet eine Diskussion über die Qualität der Gymnasien statt. Ehemalige können uns am besten sagen, was das angeeignete Wissen gebracht hat – und direkte Gespräche bringen oft klarere Informationen als der schriftliche Weg!

*Inwiefern werden die Vorschläge der Ehemaligen umgesetzt?*
Saxer: Sie bestärken einige unserer Vorhaben und zeigen uns die Richtung. Was ich bisher nicht in dieser Form gehört habe, ist beispielsweise die Forderung nach mehr Selbständigkeit im Laufe der vier Jahre. Auch die Idee des Lehrer-Feedbacks werde ich, zusammen mit weiteren Punkten, an der Lehrerkonferenz vorstellen. Deshalb wollen wir die Gespräche weiterführen.

Interview Anna Rosenwasser

#Allgemeines

24. Februar 2010 | Grosser Kater bei den Brauereien

Schaffhauser Nachrichten, Wirtschaft
Christian Gurtner

Die Schweizerinnen und Schweizer haben im letzten Jahr nicht besonders tief ins Bierglas geschaut. Unter dem Strich wurden 0,2 Prozent weniger Gerstensaft getrunken als im Vorjahr. Da die Bevölkerung in diesem Zeitraum stark gewachsen ist, ging der Pro-Kopf-Konsum wohl recht deutlich zurück. Wie viele Liter genau Herr und Frau Schweizer im Durchschnitt tranken, ist noch nicht bekannt. «Der Konsum war aber sicher rückläufig», bestätigt Marcel Kreber, Direktor des Schweizer Brauereiverbands.

Für den Rückgang macht Kreber drei Faktoren verantwortlich. Einmal sei das Wetter letztes Jahr zwar teilweise sehr warm, der Sommer aber nicht überragend gewesen. Zudem sei der Effekt der Fussball-EM im eigenen Land, von dem die Bierbrauer im Vorjahr profitiert hätten, weggefallen. Und auch die Wirtschaftskrise habe die Brauereien getroffen. «In der Krise wird zwar nicht unbedingt weniger Bier getrunken, aber es gibt eine Verschiebung hin zu billigerem Bier.» So nahmen die Bierimporte um 7,2 Prozent zu, während die Inlandproduktion um 1,9 Prozent schrumpfte.

**Carlsberg hängt Heineken ab**
Dass beim Bier nicht richtig zugelangt wurde, spürten auch die Platzhirsche auf dem hiesigen Biermarkt. Vor allem der Nummer zwei, dem holländischen Heineken-Konzern, schwammen die Felle davon. Besser lief es Branchenführer Carlsberg. Feldschlösschen, die Schweizer Tochter der dänischen Firma, konnte ihren Marktanteil erneut steigern (von 42 auf 44 Prozent) und so auch den Umsatz erhöhen. Die führende Brauerei der Schweiz verdiente mit dem Bierverkauf im letzten Jahr deutlich mehr Geld. Ein wichtiger Grund für das Umsatzplus von 3,6 Prozent bei Feldschlösschen ist jedoch die Integration der Biermarken «1664» und «Kronenbourg», die Anfang des letzten Jahres im Zuge der Übernahme von Scottish & Newcastle durch Carlsberg zur Gruppe stiessen. Lässt man diese Übernahme ausser Acht, hat die Firma, die in Rheinfelden, Freiburg und Sitten Bier braut, um 2,0 Prozent zugelegt. Weltweit konnte Carlsberg klar mehr Bier verkaufen. Weil sich der Durchschnittspreis der verkauften Biere verringerte, ging der Umsatz aber zurück. Heineken büsste in der Schweiz derweil 4,4 Prozent des Umsatzes ein. Dank Kosteneinsparungen und eines besseren Produktemixes sei der Gewinn aber gestiegen, gibt der Konzern an, ohne genaue Zahlen mitzuteilen. Zu Heineken Switzerland gehören die Marken Haldengut, Calanda, Ittinger Klosterbräu und seit dem Jahr 2008 die Brauerei Eichhof, deren Integration im vergangenen Jahr abgeschlossen wurde. Betrachtet man den Weltmarkt, konnte Heineken den Umsatz steigern, obwohl der Konzern weniger Bier verkaufte. Heineken widerfuhr also genau das Gegenteil von dem, was Carlsberg passierte.

**Angst vor dem Alkoholgesetz**
Was die Zukunft angeht, sind die beiden Bierriesen skeptisch. Bei Heineken rechnet man mit einem rückläufigen Bierkonsum in der Schweiz. Auch Feldschlösschen ist für das laufende Jahr zurückhaltend. Und mittelfristig drohten mit dem neuen Alkoholgesetz «weitere unnötige Regulierungen», schreibt die Brauerei in einer Mitteilung. Das Gesetz, das frühestens 2013 in Kraft tritt, befindet sich zurzeit in der Vernehmlassung. Der Bundesrat will damit die Schaffung rechtlicher Grundlagen für gezielte Massnahmen gegen Billigstangebote sowie für zeitlich und örtlich limitierte Alkoholverbote abklären.

#Allgemeines

18. Februar 2010 | Abwechslungsreiche Präsentationen

Schaffhauser Nachrichten, Stadt Schaffhausen
Fabienne Meister

Endlich hat das Warten ein Ende. Die Schüler arbeiten seit einem Jahr an ihren Abschlussarbeiten und dürfen diese seit gestern präsentieren. In ihren Präsentationen stellen sie ihr angesammeltes Wissen über ein frei gewähltes Thema der Öffentlichkeit vor. Gemäss Thomas Stamm, einem der drei Prorektoren an der Kantonsschule Schaffhausen, wählten die Schüler am häufigsten Themen aus den Bereichen Geschichte, Geografie, Biologie und Bildnerischems Gestalten. Es gebe jedoch keinen Trend, wie etwa eine auffällige Zahl an Arbeiten über die Wirtschaftskrise. Im Gegenteil, er freut sich über die Vielfalt der Themen der Arbeiten mit einem Umfang zwischen 30 und 50 Seiten. «Naturwissenschaftliche Theorien und historische Analysen sind aber hoch im Kurs», so Stamm. Häufig wird ein Arbeitsfeld ausgesucht, das bereits durch ein Hobby, Familienangehörige oder Freunde bekannt ist.
Diese Arbeit wird heute noch mit den Prädikaten sehr gut, gut oder ungenügend bewertet. Sie gilt jedoch nur bei den Prädikaten sehr gut und gut als angenommen. Das Bestehen dieser umfangreichen Arbeiten ist Bedingung, um zur Schlussklausur zugelassen zu werden. «Zukünftig wird diese Aufgabe für die Abschlussanwärter jedoch keine Hürde mehr darstellen», fügt Stamm hinzu. Die eidgenössischen Richtlinien wurden geändert, und das bisherige Prädikat wird durch Noten ersetzt. Sollten diese dann ungenügend sein, so hat der Schüler die Möglichkeit, diese mit anderen Fächern doppelt zu kompensieren. Die Präsentationen der Maturaarbeiten wie auch selbständigen Arbeiten der Fachmittelschule Schaffhausen sind für die Öffentlichkeit zugänglich. Auf der Internetseite der Kantonsschule sind alle Daten für die Präsentationen vermerkt. Als Abschluss findet die Prämierungsveranstaltung mit ausgewählten Arbeiten am 27. Mai um 19.00 Uhr in der Aula der Kantonsschule statt.

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20. Januar 2010 | Sache … Sächeli

Schaffhauser Nachrichten

Am Montag konnte die Senioren-Uni mit einem ganz besonderen Gast aufwarten, nämlich Eugen Haltiner, Verwaltungsratspräsident der Finma. Ein besonderer Gast will auch besonders angekündigt sein. Dies übernahm alt Stadtpräsident Marcel Wenger, der ans Publikum gerichtet gleich zu Beginn meinte: «Warum schauen Sie überhaupt noch die Arena? Die Senioren-Uni ist viel aktueller.» In der Folge erinnerte er an seine gemeinsame Kantonsschulzeit mit Haltiner. «Wir waren damals beide Präsidenten einer Verbindung: er von der Scaphusia und ich von den Munötlern.» In einem gemeinsamen Projekt hätten sie es geschafft, die beiden Verbindungen für kurze Zeit zu fusionieren, allerdings mit gewissen Schwierigkeiten: «Weil wir keinen Alkohol tranken und die Scapher Alkohol trinken mussten.» Gerade deshalb seien auch nicht alle Altherren einverstanden gewesen. «Wir haben uns aber entschieden, diesen Merger als Erfolg zu verkaufen, und es war auch einer», schloss Wenger.

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15. Dezember 2009 | Der Falke trägt eine positive Botschaft

Schaffhauser Bock, Letzte
Ursula Litmanowitsch

Die Generalversammlung der Brauerei Falken AG im Park Casino am Freitagabend war wie gewohnt ein Höhepunkt im Schaffhauser Gesellschaftsleben. Jeder kennt zwar jeden, aber jeder trifft an der Falken-GV auch stets jemanden, den er das Jahr über aus den Augen verloren glaubte.
Es war der Abend des entspannten Smalltalks und des intensiven Netzwerkens. «Ein Bier mit dir» geriet zur willkommenen Maxime des Anlasses, an dem die gesanglichen Wogen hochgingen, als Falken-CEO und VR Philipp Moersen höchstpersönlich das Traditionslied «Schützenliesel, dreimal hats gekracht» anstimmte. Wobei alle im Saal dann überaus bierselig mitsangen, mitsummten, -krächzten, -wimmerten, -grölten. Und, je nach Verfassung, lupenrein oder kreuzfalsch intonierten. Je nachdem, wie viel Lager, Edelfalke, ZwoAcht, First Cool, Munot-Weizen, Prinz, Zwickel oder Eidgenoss die Sangesfreudigen intus hatten.
Die diesjährige Falken-GV konnte erneut eine Rekordteilnahme der Aktionäre verzeichnen. 290 Aktionäre vertraten 2660 Aktienstimmen. Die AktionärInnen genehmigten die Jahresrechnung 2008/ 2009, welche einen Gewinn von 312?000 Franken ausweist. Zudem werden 150000 Franken in Dividenden ausgeschüttet. Für eine Aktie erhält ein Aktionär also netto 32.50 Franken.
In seiner Ansprache orientierte Verwaltungsratspräsident Dr. Jürg P. Spahn, dass sich die Falken AG in der Wirtschaftskrise gut behaupten konnte, sich aber dem weltweit rückläufigen Absatz nicht zu entziehen vermochte. Es zahle sich indes aus, dass die Brauerei ihre Strukturen überarbeitet und gestrafft habe. Trotz schwieriger Marktverhältnisse hat die Falken AG in die Technik investiert, um den hohen Stand zu wahren.
Weiter orientierte Spahn, dass der bis­herige Verkaufs- und Marketingleiter, Markus Höfler, die Geschäftsleitung im Bereich Getränke übernimmt. Geschäftsleiter der Geschäftsbereiche Immobilien und Finanzanlagen bleibt Philipp Moersen. Für den verstorbenen Verwaltungsrat Dr. Henri Christin gab es eine Schweigeminute.
Nach einem eindrücklichen Film über die Tante JU, welche seit Kurzem als «Falke» in die Lüfte steigt, gab VR-Präsident Spahn seine akkurat gereimten Vierzeiler zum Besten. Da hiess es etwa: «Falken Bier steht punkto Kraft, über jedem andern Saft. Selbst Viren und Bazillen, lassen sich mit Falken killen.» Dann ging es zum traditionellen Ochsenmaulsalat, gefolgt von einer kalten Platte und Käseplatte, über.

#Allgemeines

12. Dezember 2009 | Geistesriese mit bacchantischen Zügen

Schaffhauser Nachrichten, Stein / Diessenhofen
Martin Schweizer

Unter seiner Federführung war die in Zürich redigierte und gedruckte «Tat» eine Zeitung mit Niveau, eine Qualitätszeitung, wie man heute sagt. Das der Migros und dem Landesring der Unabhängigen nahestehende Blatt erschien jeweils am Abend, und überliefert ist, dass der in mehrfacher Beziehung recht unkonventionelle Chefredaktor Erwin Jaeckle seine Leitartikel mitunter von Stein am Rhein aus direkt seiner Sekretärin ins Telefon diktierte.

**Erfolgloser Aufruf**
Die 1935 gegründete Zeitung und das während langer Zeit im ganzen deutschsprachigen Raum hochgeschätzte Feuilleton, die «Literarische Tat», gibt es längst nicht mehr; auch ein 1977 in letzter Minute von prominenten Persönlichkeiten wie Traugott Wahlen, Hans Peter Tschudi, Suhrkamp-Verleger Siegfried Unseld, den Schriftstellern Alfred A. Häsler und Ernst Jünger lancierter Aufruf zur Rettung der «Literarischen Tat» fruchtete nichts. Nach einem episodischen und boulevardesken Auftritt des späteren Medienpioniers Roger Schawinski und einem Streik der Redaktoren wurde das Blatt 1978 eingestellt.

**Von der Bildfläche verschwunden**
Auch der Landesring der Unabhängigen verschwand von der Bildfläche und ist, wenn überhaupt, jüngeren Leuten kaum noch geläufig – die oft umstrittene, aber kämpferische Partei des legendären und streitbaren Migros-Genossenschaft-Gründers Gottlieb Duttweiler wurde in jenen Kantonen, wo die Bewegung denn aktiv war, sukzessive und Ende der neunziger Jahre auf nationaler Ebene ganz aufgelöst.

**Herausragende Persönlichkeit**
Erwin Jaeckle, geboren 1909 in Zürich, starb in hohem Alter, 88-jährig, am 2. Oktober 1997. Nun hätte er seinen 100. Geburtstag begehen können, doch der Anlass schien praktisch niemandem bedenkenwert. Sein ehedem klangvoller Namen scheint inzwischen in Vergessenheit geraten zu sein, und es ist wenig wahrscheinlich, dass er in der breiten Öffentlichkeit noch ein Begriff ist. Dabei gehörte Jaeckle während Jahrzehnten zu den herausragenden Persönlichkeiten der Deutschschweiz – politisch, literarisch. Jaeckle war ein leidenschaftlicher Dichter, Denker, ein Philosoph mit unerhört reichem Wissen, ein engagierter Politiker mit eidgenössischem Mandat und ein Zeitungsmann von grossem Charisma. Wer ihn kannte, achtete ihn, schaute, zumal als junger Schnösel, bewundernd an ihm hoch und beneidete ihn wohl auch um seine enorme Produktivität, seine Belesenheit und seine Schlagfertigkeit.

**Breites Spektrum**
In einer 60 Seiten umfassenden und kürzlich erschienenen Broschüre zum 100. Geburtstag führt der Historiker Pirmin Meier aufgrund auch von Gesprächen mit der in Zürich Witikon lebenden Witwe Annebeth Jaeckle-Treadwell nicht weniger als 100 Titel auf, philosophische, kultur- und religionsgeschichtliche Werke, aber auch Dutzende Gedichtbändchen – eine geradezu bombastische Fülle von Publikationen, die selbst für kulturbeflissene Büchernarren nur schwer überschaubar und verkraftbar ist; Pirmin Meier spricht von einer «Hyperaktivität» Jaeckles; auch treue Leser, meint er, hätten bei diesem «Überschwang den Anschluss oft nicht mehr gefunden».

**In dünner Luft**
Jaeckle, der «in der Blütezeit des Zürcher Feuilletons zusammen mit Werner Weber diesem die Richtung gezeigt hatte», bewegte sich nach Ansicht Meiers vor allem in seinem Spätwerk «von Tag zu Tag in dünnerer Luft». Der Geistesriese mit durchaus bacchantischen Zügen habe als «Einsamer in den Wind gesprochen» – eine Schlussfolgerung, die man in dieser Rigorosität nicht unbedingt teilen muss, doch unbestreitbar ist: Die «Droge seines Lebens» war, sagt Meier zu Recht, «nebst Begeisterungsfähigkeit die Arbeit».

**Verlockender Zauber**
Der Historiker erinnert in diesem Zusammenhang auch an ein ganz anderes Thema, an Jaeckles im Benziger Verlag erschienenes Buch «Dichter und Droge». Nach dem Vorbild von Albert Hofmann und im Beisein von Ernst Jünger unternahm er in Stein am Rhein im Dezember 1966 einige Selbstversuche mit LSD – mit am Ende eindeutigem Befund. «Die Drogenzauber», konstatierte er, «muten verlockend an», doch seien «entscheidende Phänomene ernüchternd». Auch Hofmann wisse, dass das «Drogenerlebnis nicht mehr zu Tage bringt, als vorgegeben ist». Und, mit Seitenblick auf Baudelaire: «Die Magie entzündet falsches Licht», wogegen Dichter und Philosophen ihre «Seele durch andauernde Arbeit und Kontemplation» erneuerten.

**Jahrelang Gast im «Ochsen»**
Teile seines mehrere tausend Seiten umfassenden Monumentalwerkes entstanden ab Mitte der sechziger Jahre in Stein am Rhein, im ehrwürdigen «Roten Ochsen» am Steiner Rathausplatz, wo Jaeckle von Hausbesitzer Oscar Wanner eine gediegene «Schreibklause» mieten konnte und wo der Chefredaktor meist am Wochenende schriftstellerisch tätig war. Abends dislozierte Jaeckle jeweils in die unteren Gemächer, in die heimelige Weinstube und an den für seine überschäumende Geselligkeit bekannten Stammtisch des «Ochsen». Viel Lokalprominenz traf sich dort, darunter, unvergesslich, auch Ständerat Koni Graf.

**Lesungen im «Rehbock»**
So oft es ging, nahm Erwin Jaeckle in Stein am Rhein auch teil an den seinerzeit von Jochen Greven in der Galerie Rehbock initiierten literarischen Lesungen; lebhafte und sich oft spontan entwickelnde Debatten von Husserl bis Celan fanden in dieser von Eric Bührer geleiteten Galerie statt. Seine Verbundenheit zu Stein am Rhein unterstrich Jaeckle ausserdem an seinem 60. Geburtstag, den er auf der Burg Hohenklingen feierte.

**Legendäre «Freitagsrunde»**
Etwas anspruchsvoller als der Treffpunkt im «Ochsen» war damals die berühmte Zürcher «Freitagsrunde», zu der neben Jaeckle Literaturkritiker Max Rychner, Manesse-Verleger Walter Meier, Robert Faesi, Emil Staiger, Werner Weber und Schriftsteller wie Joseph Breitbach und Alexander Xaver Gwerder zählten. Man traf sich im Cafe Odeon zu einem «anregenden, in der Regel strukturierten Gespräch». Nachher wechselte man in die «Kronenhalle» und im Sommer in einen nahegelegenen Landgasthof.
Erwin Jaeckle war ein unabhängiger, zu keiner kriecherischen Haltung fähiger Kopf, was er auch während des Aktivdienstes unter Beweis stellte; er gehörte zu jenen Offizieren des «Gotthardbundes», die sich für einen bedingungslosen Widerstand, notfalls auch gegen den Bundesrat, ausgesprochen hatten. Pirmin Meier verweist zudem auf die Standfestigkeit Jaeckles gegenüber Duttweiler; es gab da offenbar manchen Krach zwischen dem MigrosGründer und dem von «Dutti» 1942 persönlich eingesetzten Chefredaktor – eine «Prawda des Landesrings» war die «Tat» aber nie; Jaeckle hielt die redaktionellen Zügel fest in der Hand und liess sich zeit seines Lebens «aus Überzeugung vom Geist der Widerrede» beseelen.
Auch als sich Gottlieb Duttweiler 1948 im Bundeshaus mit einem Steinwurf fragwürdig in Szene setzte, mochte ihm Jaeckle nicht zu folgen, wie Meier in seiner verdienstvollen Betrachtung* festhält. Der Chefredaktor der «Tat» schritt nicht unüberlegt zur Tat, war vielmehr ein Mann des Wortes und ein begnadeter Rhetoriker, wie es «solche in der Geschichte des eidgenössischen Parlaments nicht oft gegeben hat». Im Nationalrat sprach er immer ohne Manuskript, seine Erfahrungen mit der Kunst der freien Rede kann man auch in einem «Knigge für Parlamentarier» nachlesen.

„Erwin Jaeckle, «Lerne das Leben und lebe das Lernen» von Pirmin Meier, herausgegeben von der Stiftung für Abendländische Ethik und Kultur, Bergstrasse 22, 8044 Zürich.


**Dichter und Philosoph**
In der Nachfolge Goethes
Stationen Der schriftstellerische Nachlass von Erwin Jaeckle befindet sich im schweizerischen Literaturarchiv, das sein Wirken unter anderem so umschreibt: Erwin Jaeckle (1909-1997), promovierter Germanist, langjähriger Chefredaktor der «Tat» und Politiker des Landesrings der Unabhängigen, hat ein vielbändiges Werk geschaffen. Seine Schriften versteht er als Elemente einer «Pansophie», sein Anliegen als disziplin- und kulturüberschreitende Weltwahrnehmung in der Nachfolge Goethes, Novalis‘ und Rudolf Pannwitz‘ (1881-1969). Literarisch betätigte sich Jaeckle vor allem als Lyriker.


Gemütlich anno 1978 bei einem Glas Roten im «Roten Ochsen» in Stein am Rhein, von links nach rechts Hausbesitzer Oscar Wanner, Chefredaktor Erwin Jaeckle und alt Stadtpräsident Arnold Bächtold. Stehend die damals neue Wirtin der Weinstube, die aus dem Simmental stammende Verena Weissmüller.
Archivbild B. + E. Bührer

#Allgemeines

12. Dezember 2009 | «Die Brauerei steht für Qualität und Genuss»

Schaffhauser Nachrichten, Regionale Wirtschaft
Walter Joos

Der schweizerische Biermarkt erweist sich trotz der wirtschaftlich schwierigen Lage und des weltweit rückläufigen Bierabsatzes als erstaunlich stabil. Dies stellte Jürg P. Spahn gestern zu Beginn der Generalversammlung der Brauerei Falken AG im Park Casino in Schaffhausen fest. Der seit Jahren anhaltende Kampf um Marktanteile zwischen den inländischen und den ausländischen Bieren sowie zwischen den Marktführern und den kleineren Brauereien setzt sich jedoch in unverminderter Härte for. Erfreulicherweise konnte sich die Brauerei Falken als mittelgrosses, eigenständiges und regional verwurzeltes Unternehmen einmal mehr mit Erfolg behaupten.

**Ertragskraft erneut verbessert**
Die Nettoerlöse aus Lieferungen und Leistungen sanken zwar laut dem von Philipp Moersen, Vizepräsident des Verwaltungsrates und Mitglied der Geschäftsleitung, erläuterten Geschäftsbericht zwischen dem 1. Oktober 2008 und dem 30. September 2009 um rund 2.3 Prozent auf 221.84 Millionen Franken. Gleichzeitig stieg jedoch der Gewinn um 7.4 Prozent auf 312 354 Franken. Dazu bedurfte es laut Jürg P. Spahn allerdings besonderer Anstrengungen. So wurden die Strukturen weiter gestrafft, die Kostendisziplin verstärkt und die Produktionsanlagen dem neusten Stand der Technik angepasst. «Die Brauerei steht für Qualität und Genuss», betonte der Prasident des Verwaltungsrates. Zudem komme im Unternehmen stets die Marge vor der Menge. Der Brauerei sei es in den letzten Jahren zudem gelungen, ihr Absatzgebiet schrittweise zu erweitern. Diese Chance gelte es auch in den kommenden Jahren zu nutzen. Dazu sei die Brauerei gut aufgestellt, betonte Jürg P. Spahn.

**Neue Aufteilung der Verantwortung**
In personeller Hinsicht hatte die Brauerei im vergangenen Geschäftsjahr vom Tod ihres früheren Verwaltungsrates Henri Christin Kenntnis zu nehmen. Der Verstorbene gehörte dem Aufsichtsorgan des Unternehmens bis 1995 an. Der Verwaltungsrat beschloss im weiteren, den Geschäftsbereich Getränke im Sinne eines ersten Schrittes zur Regelung der Nachfolge und Entlastung von Philipp Moersen dem bisherigen Leiter für Markiting und Verkauf Markus Höfler, zu übertragen. Philipp Moersen bleibt als Mitglied der Geschäftsleitung für die Bereiche Immobilien und Finanzen verantwortlich. Oskar Dommen gehört der Geschäftsleitung weiterhin als Braumeister an. Der Geschäftsbericht und die Jahresrechnung wurden von den 290 anwesenden Aktionärinnen und Aktionären einstimmig genehmigt. Die Kapitalgeber gewährten dem Verwaltungsrat zudem die beantragte Entlastung und stimmten auch der Ausschüttung einer gegenüber dem Vorjahr unveränderten Dividende von zehn Prozent mit überwältigendem Mehr zu.

**Ein echter Falke gehört in die Lüfte**
Zum Abschluss des geschäftlichen Teils der Versammlung präsentierte Jürg P. Spahn den Teilnehmern der Generalversammlung einen unterhaltsamen Film über einen Ausflug der Belegschaft mit einer mit den Falken-Emblemen verzierten Junkers Ju 52. Er ergänzte die Vorführung mit einem wie immer – in gereimte Verse gegossenen launigen Kommentar.

Brauerei Falken: Jahreskennzahlen 2008/09

in Mio. Franken 08/09 07/08
Nettoerlöse 23.97 22.81
Jahresgewinn 0.31 0.29
Umlaufvermögen 5.96 00
Anlagevermögen 11.77 12.43
Fremdkapital 13.68 14.04
Eigenkapital 4.05 3.89
Rückstellungen 9.55 8.17
Flüssige Mittel 0.37 0.36
Personalaufwand 5.73 5.61
Dividende pro Aktie (in Fr.) 50 50
#Allgemeines

1. Dezember 2009 | Das Trinkhorn der Zofingia Schaffhausen von 1851

Studentica Helvetica
(Zeitschrift der Schweizerischen Vereinigung für Studentengeschichte)
25. Jahrgang / 2009, Heft Nr. 50
Paul Ehinger

Vom langjährigen Präsidenten der Altzofngia Schaffhausen, Hans D. Schoch, aktiv gewesen in der Z! Zürich und der Z! St. Gallen (Bruder von alt Ständerat Otto Schoch Z! Bern und Z! St. Gallen), bekam der Autor dieses Beitrags im Herbst 2008 eine interessante Meldung, wofür ihm herzlichst gedankt sei: Im Schaffhauser Staatsarchiv befindet sich ein Trinkhorn mit dem Standort K301_4_14_1F und der Systematik 6.212.5 «Studentenverbindungen, Burschenschaften (Umformen, Burschenschaftsinsignien usw.)»; vermutlich sollte es Uniformen heissen. Das 45 cm lange Objekt mit einem Durchmesser von 9,5 cm stammt aus dem Jahre 1851. Seine Provenienz: Mittelschulverbindung Scaphusia; es wurde von dessen AH und Archivar Ernst Alexander Rubli eingeliefert, der auch Mitglied der SVSt ist. Als Eigentümerin ist die Scaphusia Schaffhausen aufgeführt, welche das Horn dem Staatsarchiv als Depositum anvertraut hat. Als Erwerbungsdatum wird auf der Archivinventar-Kartei der 6. März 1996 angegeben.
Es handelt sich gemäss Beschreibung um ein «stark gewundenes Ochsenhorn der Scaphusia». Und weiter: «Rand mit silberner (Aussenseite) bzw. messingener Fassung (Innenseite)». Das Tragband fehlt, aber auf dem Horn ist «eine silberne Plakette mit Gravur» aufgeschraubt. Und auf dieser Gravur findet sich eine kleinere Sensation, denn darauf steht: «Der Section Schaffhausen. Die Zofinger in Bonn. 1851. D. Haas, Ph. De la Harpe, Th. Hug, Ph. Roget, R. Schinz, E. Stähelin, F. Thormann, H. Zimmer, D. Zündel.»

**Ein Geschenk von Zofingern in Bonn**
Mit anderen Worten: Es handelt sich mitnichten um ein Trinkhorn der Scaphusia Schaffhausen, sondern um ein solches der Zofingia Schaffhausen! Wir sind den Namen dieser neun Studenten, die damals an der Universität Bonn studierten, im Centralkatalog des Centralarchivs des Schweizerischen Zofingervereins/Zofingia (SZV) im Staatsarchiv Basel nachgegangen. Nur über D. Haas haben wir keine Angaben gefunden.
Philippe de La Harpe, geb. 1.4.1830 in Paudex, gest. 25.2.1882 in Lausanne, 1845-46 Belles Lettres, admittiert 18.4.1848 in der Z! Lausanne, seit 1852 Arzt in Lausanne; Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz (HBLS) Bd. VII, S. 52, und Livre d’or Z! Vaud Nr. 600.
Theodor Hug, geb. 16.6.1830, gest. 1.1.1889 in Zürich, adm. in der Z! Zürich 8.5.1848, 1854 Prof. für klassische Philologie an der Kantonsschule Schaffhausen, 1871 dasselbe in Zürich, Präsident des Schweizerischen Gymnasiallehrervereins ab 1871; HBLS IV, S. 383.
Philippe Roget, geb. 28.3.1830, gest. 13.4.1892, von Genf, adm. 26.1.1848 in der Z! Genf. Zuerst Lehrer in Moudon, ab 1869 Bibliothekar in Genf, Konservator der öffentlichen Bibliothek in Genf, CBl Jg. 32 / S. 407.
Rudolf Schinz, geb. 1825, gest. 5.6.1883, adm. Juli 1845 in der Z! Zürich, Pfarrer.
Ernst Staehelin, geb. 18.10.1829, gest. 2.1.1888 in Basel, adm. 17.6.1848 in der Z! Basel, 1855-60 Pfarrer in Rheinfelden, 1860-87 in Basel, HBLS VI, S. 517, Nr. 22.
Friedrich Thormann-von Graffenried, geb. 25.10.1831, gest. 9.2.1882 in Bern, adm. 27.1.1849 in der Z! Bern, Bergwerksdirektor in Frankreich, Grossrat, HBLS VI, S. 732, Nr. 48.
Henri Zimmer, geb. 30.6.1830 in Néaux Croisettes, gest. 19.12.1898 in Aubonne, Belles Lettres 1845, adm. 28.3.1848 in der Z! Lausanne, Brigadearzt, Livre d’or Z! Vaud Nr. 613.
David Zündel, geb. 12.3.1829, gest. 19.3.1892 in Bischofszell, adm. Z! Schaffhausen am 20.6.1846, 1861-92 Pfarrer in Bischofszell-Hauptwil.

**Zofingia Schaffhausen hatte immer Keilprobleme**
Der einzige Schaffhauser in Bonn war David Zündel, aufgeführt in der Liste von 1868. (1) Man darf wohl annehmen, dass von ihm die Idee dieses Geschenks ausging, zumal er in keiner akademischen Sektion des SZV aktiv geworden war. Wie nun kam dieses wertvolle Objekt in den Besitz der Scaphusia Schaffhausen? Zuerst einige Fakten. Die Zofingia Schaffhausen wurde 1824 als Filialsektion der ältesten Sektion des SZV, der Zofingia Zürich (gegr. 1819), gegründet. Die Wirren um die Trennungen 1847 Neuzofingerverein – 1850 Helvetia – 1855 Neuzofingerverein überstand sie schadlos. Sie war aber stets mit Keilproblemen beschäftigt, so dass sie sich nur 1835-1838, 1844-1851 und 1855-1858 als eigenständige Sektion über Wasser halten konnte. 1825-1834 und 1852-1858 hatte sie den inferioren Status einer Filialsektion der Zofingia Zürich. 1839-1843 war sie suspendiert. (2) Die Mitgliederzahlen (Aktive und Neuaufnahmen) waren wie folgt: 1825 2, 1826 2, 1827 2, 1829 5, 1830 5, 18315, 1832 4, 1833 7, 1834 7, 1835 5, 1836 6, 1837 3, 1838 4, 1844 4, 1845 1, 1846 8, 1847 8, 1848 3, 1849 3, 1850 5, 1851 7, 1852 1, 1853 4, 1854 4, 1855 6, 1856 6, 1857 15 (!) und 1858 4. Das ergibt total nur 90 Mitglieder während 34 Jahren. (3)
Die Scaphusia setzt ihr Stiftungsdatum auf den 24. Septembert 1858 an, also genau in jenem Jahr, als die Z! Schaffhausen ihren Betrieb infolge eines neuen Schulgesetzes einstellen musste. Die Frage ist naheliegend: Hat es einen Konnex zwischen der Zofingia und der Scaphusia gegeben? Einen Konnex in Analogie zur Zofingia Aarau – Helvetia Aarau – Argovia Aarau oder zur Zofingia Solothurn – Wengia Solothurn? Die Hypothese ist nicht abwegig, dass AHAH der Zofingia Schaffhausen Beziehungen zur Scaphusia Schaffhausen hatten und auf diesem Weg das Trinkhorn zu den Scaphusern gelangte.

**Ein Blick in die scaphusianische Historiographie**
Doch ein Blick in die Verbindungsgeschichten der Schaffhauser Pennalie verläuft eher enttäuschend. Auf der Homepage lesen wir denselben Artikel wie im Wikipedia-Lexikon: «Im Umfeld der entstehenden Gymnasialvereine, die sich immer mehr zu Verbindungen entwickelten, wurde die Scaphusia als vierter Verein dieser Art am 24. September 1858 von Hermann Freuler sowie vier weiteren Kommilitonen gegründet. Lautete die Devise in den frühen Jahren noch ‹litteris et amicitiae et patriae›, so strich man Ende des vorletzten Jahrhunderts die vaterländische Komponente und verkürzte die Devise zur heutigen Form ‹litteris et amicitiae›. Als Zeichen der vaterländischen Gesinnung waren die Farben oder Couleur der Scaphusia anfänglich Rot und Weiss. … 1861 wurden dann nach dem Vorbild der Gymnasia Turicensis und anderer Gymnasialvereine die blau-weiss-blauen Farben eingeführt, die die Scaphusianer noch heute tragen.»
Am ergiebigsten ist die Lektüre der Scaphuser-Geschichte von 1908. Da lesen wir, dass die erste Sitzung der neugegründeten Pennalverbindung den Beschluss fasste, «Bänder und Cerevismützen der Zofingia zu beschaffen». (4) Für das Jahr 1861 wird der Wechsel der Bänder vermerkt, «nur die Mützen blieben noch weiss». (5) Im selben Jahr gab es offenbar Bestrebungen des SZV, «die Scaphusia für sich zu retten»; doch die Anstrengungen waren vergeblich, «aus derselben eine Sektion Schaffhausen zu bilden». Von der Zofingia wurde vermutlich der Status hospes perpetui für ausländische Mitglieder übernommen. (6) Erst Mitte März 1865 wurden die weissen durch hellblaue Mützen ersetzt. (7)
Je weiter sich die Verbindung von ihrem Gründungsdatum entfernte, desto mehr wurde der Konnex zur Zofingia Schaffhausen verschüttet. Die am ehesten wissenschaftlichen Kriterien genügende und auch brillant formulierte Geschichte der Scaphusia, die aus der Feder des Historikers Kurt Bächtold stammt, genügt sich mit der lapidaren Feststellung: «Zofingia und Ritterzirkel dürfen als Vorläufer der Scaphusia betrachtet werden.» (8) Dann aber wird vom SZV nichts mehr berichtet. Leider weisen alle Beiträge zur Schaffhauser Verbindung kein Quellen- oder Literaturverzeichnis auf. Die Archivalien, die offenbar ziemlich vollständig im Kantonsarchiv Schaffhausen lagern, müssten also noch genauer konsultiert werden. Ihr Archivar Ernst A. Rubli verneint aber auf entsprechende Fragen jeglichen Konnex zwischen den beiden Verbindungen.
Man kommt nicht um den Eindruck eines immer wieder vorkommenden Beispiels einer Form verbindungsspezifischen «Gärtlidenkens» herum. Aufmerksamkeit hätten doch die ersten Farben Rot-Weiss und die erste Devise «litteris et amicitiae et patriae» der Scaphusia erheischt. Müsste man sich nicht fragen, woher diese Farben und diese Devise stammten? Es sind nämlich die Farben und die Devise der Zofingia. Neben dem «Gärtlidenken» mögen auch intercorporative Aversionen eine Rolle gespielt haben. Die Scaphusia gilt nicht gerade als Nachwuchsverbindung der Zofingia, wenn es auch immer wieder Zweibänderleute gibt. Ansonsten wechseln die Scaphuser, wenn überhaupt, an den Hochschulen eher zu den schlagenden Corporationen, in Zürich zuweilen zu den Singstudenten.
In der Sekundärliteratur über das Verbindungswesen bzw. die Bildungsgeschichte Schaffhausens stösst man auf die Arbeit «Meine Schulerinnerungen» von Carl August Bächtold, die er 1908 im Historisch-Antiquarischen Verein Schaffhausen vorgetragen hat und die er im Schaffhauser Intelligenzblatt 1918 / Nr. 80-93 publizierte (auch als SA erschienen). (9) Carl August Bächtold wurde am 4. Mai 1855 bei der Rekonstitution der Z! Schaffhausen admittiert. In seinen Erinnerungen haben wir einen wichtigen Hinweis auf einen allfälligen Übergang von der Zofingia zur Scaphusia gefunden: «Im Winter diente der Teil vom Obertor bis zum Mühlenthor als Schlittbahn, wo sich der Studio mit der weissen und bald blauen Kappe mit den höheren Töchtern zu diesem Wintervergnügen einfand.» (10) Und auf der gleichen Seite etwas weiter unten: «Von der weissen und bald blauen Kappe habe ich soeben geredet. Wir hatten nämlich damals die Zofingia hier. Die Sektion war am Aussterben; ich weiss nicht mehr, wer der letzte Sprössling war. Ich glaube Wilhelm Steiger, der spätere Dr. med. (11) Von ihm übernahm Joh. Meyer Archiv und Insignien.» (12)
Bächtold schildert dann das Leben der Zofingia Schaffhausen mit neun Mitgliedern. Dabei erwähnt er ein Trinkhorn: «Unsere heimischen Feste waren einfach; man machte einen Umzug im Cerevis und mit dem Trinkhorn, die ersten Studentenlieder durch die Gassen schmetternd, holte ein Fässchen Bier und trank es aus im Vereinslokal.» (13) Und dann die interessante Passage: «Nur einmal, als der eben entstandene jüngere sog. Gymnasialverein uns mit verschiedenen Flaschen Nusswasser besuchte, und wir ehrenhalber gezwungen waren, unsere höhere Würde und grössere Leistungsfähigkeit zu dokumentieren, geschah es», dass der Kantonsschüler mit einem Rausch nach Hause zurückkehrte. Hier wird klar: Es gab Kontakte zwischen Zofingern und Scaphusianern. Vermutlich erhielt Johann Meyer zusammen mit dem Archiv auch das Trinkhorn, was umso wahrscheinlicher sein dürfte, da er selber Staatsarchivar war.
Bächtold schloss im April 1856 ab, «der grosse Zeitpunkt, wo die Metamorphose in den Vollblutstudenten vor sich gehen sollte». Er zog dann zum Studium nach Basel, wo er am 9. Mai 1856 in der Z! Basel aktiv wurde, sie dann aber im September des gleichen Jahres verliess «wegen Mangel an Zeit und moralischen Skrupeln». Nach dem Studium der Theologie war er Pfarrer, 1862-69 in Gächingen und dann in der Kantonshauptstadt. 1903 erhielt er den Dr. h.c. der Uni Zürich. (14)

**«Ein organischer Zusammenhang»**
Am klarsten hat Emil Walter, Neunkirch, in seiner Chronik des 1911 gegründeten Schaffhauser Altzofinger-Verbandes auf die zofingerischen Wurzeln der Scaphusia hingewiesen. (15) Durch die Einführung des neuen Schulgesetzes wurde der SZV in Schaffhausen «nach und nach ein sterbendes Gebilde, indem er nicht mehr als Hochschulverbindung gelten durfte». Wohl habe die Sektion am Rheinfall eine Zeit lang bis zur Gründung der Scaphusia vegetiert, aber dann war Schluss: «Indem die ersten Mitglieder dieses neuen Gymnasialvereins sich die weissen Mützen der untergegangenen Zofingia beschafften und trugen, die 1865 durch die blauen Mützen ersetzt wurden, indem sie von den Zofingern die Devise ‹litteris et amicitiae› übernommen hatten, bestand zwischen den beiden Verbindungen ein organischer Zusammenhang. Es war im Grunde ein Wechsel von ‹rot-weiss-rot› in ‹blau-weiss-blau›, eine Wachtablösung mit Namensänderung, während Ziel und Bestrebungen die gleichen blieben.»
Emil Walter fügt dann noch an, dass es gelegentlich Scaphusianer gab, die an der Hochschule in eine Sektion des SZV eintraten, so etwa stud. med. Ernst Moser, der spätere Spitalarzt, «dessen Scaphusianer- und Zofingerherz bis ins hohe Alter nie erkaltete». Er war es dann auch, der 1911 die Altzofingia Schaffhausen ins Leben rief, zuerst nur mit einem regelmässigen Abendschoppen. Immerhin entsprossen der Z! Schaffhausen einige berühmte Persönlichkeiten, so die zwei Stadtpräsidenten Heinrich Ammann, auch National- und Ständerat, und Hans von Ziegler, ebenfalls Ständerat, im Weiteren Johann Georg Oschwald, Ständerat, Wilhelm Joos, Nationalrat, Johann Jakob Blumer, Bundesrichter und Ständerat, sowie Friedrich von Tschudy, Regierungsrat und Ständerat. (16)
Als Hans D. Schoch das Trinkhorn entdeckte, war sein erster Gedanke: «Dieses gehört uns und wir müssen darnach trachten, dass es wieder in unseren Besitz zurückgelangt.» Auch Prof. Dr. Christian Sauter, aktiv Munot Schaffhausen und dann Z! Zürich, hegte solche Gedanken. Doch davon wurde ihnen abgeraten. Hauptsache dürfte wohl die Tatsache sein, dass das Trinkhorn nicht der Scaphusia, sondern eigentlich der Zofingia gehört! Es wäre sicherlich wertvoll, die Archivalien der Scaphusia im Hinblick auf unsere Hypothese noch genauer unter die Lupe zu nehmen. Wie dem auch sei: Hans D. Schoch liess das wertvolle Objekt auf eigene Kosten restaurieren. Zur feierlichen Übergabe trafen sich eine Delegation der Zofingia Schaffhausen und der Scaphusia in Stetten, worüber der nachfolgende Anhang informiert.


1 Vgl. Catalogue des membres des sections de Fribourg en Brisgau, Schaffhouse, Aarau, Sion, Schwytz, Lausanne 1868, hier S. 5, 1848 / Nr. 3.
2 Vgl. Der Schweizerische Zofingerverein 1819-1969, Bern 1969, S. 403.
3 Diese Angaben zusammengestellt aus dem Catalogue des membres des sections de Fribourg en Brisgau, Schaffhouse, Aarau, Sion, Schwytz, Lausanne 1868.
4 C. Rüegg: Zum 50jährigen Stiftungsfest der Scaphusia, Schaffhausen 1908, S. 3.
5 Ebd., S. 5.
6 Ebd., S. 6.
7 Ebd., S. 8; laut Ernst A. Rubli sollen die weissen Mützen billiger gewesen sein, weshalb sie fast sechs Jahre lang getragen worden seien.
8 Kurt Bächtold: 100 Jahre Scaphusia 1858-1958, Schaffhausen 1958, S. 9. In den beiden anderen Werke zum 75-jährigen (von Rolf Henne) und zum 125-jährigen Jubiläum (hg. von Kurt Bächtold) sind keine Vermerke betreffend Zofingia vorhanden.
9 Carl August Bächtold (geb. 15.2. 1838 in Merishausen, gest. 5.2. 1921 in Schaffhausen) figuriert nicht in der Liste.
Anm. 1, wohl aber unter dem Namen August Brächtold (1855 / Nr. l), also falsch geschrieben.
10 C. A, Bächtold, Meine Schulerinnerungen, zuerst erschienen im Schaffhauser Intelligenzblatt Nr. 80-93/1918, uns vorliegend als Separatabzug mit 47 S., hier S. 44.
11 Wilhelm Steiger, geb.?, gest. 3.8.1889 in Schaffhausen, x der Z! Schaffhausen, adm. Z! Basel 17.5.1851 in der Z! Basel, xx WS 1851, Austritt 13.5.1854, Grund laut Centralkatalog: «weder Nutzen noch Freude am Verein».
12 Bächtold, Schulerinnerungen, S. 44; Johann Meyer, von Ruedlingen, geb. 11.12.1835, gest. 8.12.1889 in Frauenfeld, in der Liste 1868 aufgeführt, adm. Mai 1855 bei der Rekonstitution der Z! Schaffhausen, Übertritt in die Z! Basel, Austritt 1857, Dr. phil. h.c., 1869 Kantonsschullehrer in Frauenfeld, 1880 Kantonsbibliothekar und Staatsarchivar, CBI. Jg. 52 / S. 140.
13 Bächtold, Schulerinnerungen., S. 45.
14 Ebd., S. 46.
15 Emil Walter, Zofingia in Schaffhauser Sicht 1911-1961, S. 2 f.; Manuskript in der Stadtbibliothek Schaffhausen G 61.597. Das Hauptverdienst der Zofingia Schaffhausen sei, so Walter, die Einführung des Turnens in Schaffhausen gewesen. Emil Walter (1886-1966) war Reallehrer und Bienenzüchter und seit 1916 Mitglied der Naturforschenden Gesellschaft.
16 Vgl. Kurt Peyer: Schaffhausen und der Schweizerische Zofingerverein, in Schaffhauser Mappe 1969, sowie im Cbl. 109/1968-69, S. 192-196; Kurt Peyer war nicht Zofinger.


**Die Revitalisierung des Zofinger Trinkhorns**
Von Ernst A. Rubli

In den Jahren 1824-1858 hat in der Stadt Schaffhausen eine Sektion des Schweizerischen Zofinger-Vereins bestanden, «deren Lebensflamme bald aufflackerte, wieder in sich zusammensank, bald verlöschte und aufs neue entzündet wurde», wie der Autor der 100-Jahr-Festschrift der Scaphusia vermerkt.
Zofingia und ein sog. «Ritterzirkel», eine Verbindung unter Schülern des Gymnasiums und Studenten des Collegiums Humanitatis (gegr. 1845), bestanden also im Vorfeld der Scaphusia. Es wäre jedoch vermessen zu behaupten, diese hätte sich aus diesen Corporationen heraus entwickelt. Die Gründerväter unserer heute noch bestehenden Gymnasial-/Mittelschulverbindung lehnten sich viel eher an die bereits bestehenden Gymnasialvereine in Basel und Bern an. Im Jahre 1858 löste sich jedenfalls die Zofinger-Sektion Schaffhausen, deren Akten heute als Depositum Nr. 66 im Staatsarchiv Schaffhausen lagern, endgültig auf.
Als einziger bekannter Gegenstand aus dieser Zeit gilt ein Trinkhorn aus dem Jahre 1851 mit einer breitovalen Silberplakette: «Der Section Schaffhausen / Die Zofinger in Bonn 1851». Dieses Horn muss in dunkler Vorzeit in den Besitz der Scaphusia übergegangen sein. Nachdem es jahrzehntelang auf dem Dachboden des «Falken» gelagert hatte, wurde es im Jahre 1978, zusammen mit einigen anderen historischen Gegenständen, vom Schreibenden ins Museum Allerheiligen transferiert, wo es heute unter der Inv.-Nr. 51320 zur Depositensammlung unserer Verbindung gehört.
Zweifelsohne ist dieses Stück von beidseitigem Interesse, zu dessen Wahrung Hans D. Schoch v/o Timian in verdankenswerter Weise den entscheidenden und salomonischen Anstoss gegeben hat.
Am 23. April 2009 wurde zwischen den beiden Verbindungen, vertreten durch Dr. Niklaus Wüthrich v/o Mutz (x Alt-Zofingia-Sektion SH), lic. iur. Hans D. Schoch v/o Timian, die AHAH x Dr. iur. M. Frey v/o Pauke (S!) und Ernst A. Rubli v/o Balz (S!), eine schriftlich vorliegende Vereinbarung getroffen, laut welcher das Trinkhorn in der Depositensammlung der Scaphusia verbleibt, der Zofingia aber für besondere Anlässe und gemäss den Ausleihbedingungen des Museums das Recht zur zwischenzeitlichen Auslösung eingeräumt wird.
Wir danken an dieser Stelle Hans D. Schoch ganz herzlich dafür, dass er das soweit intakte Horn, welches am 28. Juni 2009 unter dem Beisein einiger Zofinger und Scaphusianer im Hause Hans und Doris Schoch in Stetten (SH) vorgestellt wurde, auf eigene Kosten hat ergänzen lassen (Silberösen und rot-weiss-rote Kordel).

#Allgemeines

20. Oktober 2009 | Neue Werbekampagne der regionalen Brauerei

Schaffhauser Bock
Christian Saggese

«Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein», singt Reinhard Mey in seinem bekannten Erfolgslied. Ein Gefühl, welches viele Menschen kennen, wenn sie sehnsüchtig in den Himmel blicken. Speziell, wenn noch ein Vogel wie ein Falke stolz und mit einer grossen Eleganz in der Höhe seine Runden dreht. Aber auch wenn «Tante Ju» über den Köpfen erscheint. Das klassische Passagier- und Transportflugzeug aus Zeiten des zweiten Weltkrieges löst bei praktisch jedem Beobachter ein nostalgisches Gefühl aus, das Verlangen, selbst mit dieser Maschine durch die Lüfte zu gleiten. Diese Verbindung des eigenen Markenvogels zu den Eigenschaften der JU-Maschine brachten Markus Höfler, «Falken»-Marketingverantwortlicher und Mitglied der Geschäftsleitung, im vergangenen De­zember auf die Idee, damit eine Werbekampagne zu lancieren.

**Tradition mit Neuem verbinden**
Bereits vor fünf Jahren flog Höfler zum ersten Mal mit der Maschine. Es war nicht das letzte Mal. Trotzdem war es eher ein glücklicher Zufall, dass man den Flieger nun zu einer originellen Werbeidee nutzen könne. «Uns war klar, der Falke gehört auch in seinen gewohnten Lebensraum, in die Lüfte», so Höfler. Doch wie soll man dies darstellen, ohne zu polarisieren? Ein Düsenjet kommt nicht in Frage, baut dieser automatisch eine Verbindung zu Krieg oder allgemein Militär auf. Ein Airbus? Verbinden die Menschen beim Anblick eher mit den ständigen Diskussionen rund um den Fluglärm. «Doch die Tante JU hat jeder gern», so Höfler. Und der Flieger passe sich dem Slogan der Bierbrauerei an. «Viel Zeit für ein gutes Bier» stehe symbolisch stark zur gemütlichen Flugzeugmarke. «Die JU 52 ist zwar sehr laut, aber trotzdem elegant. Sie lässt sich beim Flug Zeit, entdeckt wie der Falke die Welt in gemütlichen langsamen Schritten. Dies passt sehr gut zu unserem Slogan», erklärt Höfler. Also wurde Kontakt mit Kurt Wald­meier, Geschäftsführer der JU-Air in ­Dübendorf, aufgenommen. Dieser besitzt drei der JU 52-Maschinen und war sofort von der Idee begeistert. «Bei der Zusammenarbeit war es allen Beteiligten wichtig, dass der Flieger eine Verbindung zum beworbenen Produkt haben muss. Die Flieger haben eine solch lange traditionelle Geschichte und ­werden von den Organisatoren und Piloten mit einem solch persönlichen ­Ehrgeiz und einer Motivation betrieben, dass der eigentliche kommerzielle Gedanke keine Rolle spielt.» So konnte die Brauerei Falken die Werbefläche für rund drei Jahre zu einem sehr günstigen Preis mieten, eine Verlängerung des Vertrages ist nicht ausgeschlossen. Genaue Zahlen nennt Höfler nicht, es sei aber deutlich eine günstigere Variante als viele andere Werbe­kampagnen, beispielsweise mehrere Zeitungsinserate. Mit dem Projekt verbindet man auch die Tradition mit der Moderne, was oft ein schwieriges Unterfangen ist. «Auch die Brauerei Falken AG gibt es bereits seit über 200 Jahren und doch gehören wir noch der heutigen Zeit an. Genau wie die JU 52», sagt Höfler. Eine Idee, welche übrigens vor vier Jahren auch die IWC Schaffhausen nutzte.

**Eine Reise durch die Schweiz**
Während vier Wochen wurde das Flugzeug sorgfältig mit dem Falken-Signet bestückt. Ein mühsames Unterfangen, da der Flieger während dieser Zeit auch in den Einsatz musste und durch das Wellblech die Arbeit sowieso ein schwierigeres Unterfangen ist. Im August wurde die Maschine fertiggestellt und flog seinen ersten «Einsatz» mit dem Namen der Brauerei. Dabei hat die Falken AG keinen Einfluss auf die Flugroute. Der Flieger werde ganz gewöhnlich von den Organisatoren betrieben. Ob der Flieger nun in Bern, Lausanne oder Montreux landet, darüber habe man keine Kontrolle und will diese auch nicht. «Wir haben aber trotzdem viele Möglichkeiten, den Flieger zu nutzen. So verlosen wir an unsere Kunden, beispielsweise an der diesjährigen Herbstmesse, Flugplätze.» Insgesamt haben 16 Personen in einer JU 52 Platz. «Aber natürlich wären noch andere Aktionen denkbar. Man könnte neue Produkte darin vorstellen. Oder, wenn das Bier beispielsweise in Basel bestellt wird, erstmals als Werbegag mit dem Flieger dorthin transportieren.» Jedoch beurteile man solche Pläne Schritt für Schritt, definitiv geplant ist noch nichts.

**Trotzdem regional bleiben**
Doch auch wenn der Flieger das Falkenbier national und sogar international ins Blickfeld bringt, bedeutet das nicht dass man den Standort Schaffhausen zweitrangig behandle, ganz im Gegenteil. Das Projekt habe keinen Einfluss auf das Engagement der Firma beispielsweise bei regionalen Veranstaltungen. Wenn jedoch ein Produkt wachsen will, müsse man auch expandieren, denn der Markt in Schaffhausen sei schon so gut besetzt. «Ich sehe darin sogar einen Vorteil für unseren Kanton», so Höfler abschliessend, «Falken bleibt ein Schaffhauser Produkt. So werden die Leute, welche die JU 52 sehen, sogar begeistert sein wie unser leider oft als verschlossen bekannter Kanton auf solch freche und originelle Weise in die Welt hinausgeht!»

Technische Daten
Spannweite: 29,25 m
Länge: 18,5 m
Flügelfläche: 110,5 m2

Startgeschwindigkeit: 120 km/h
Reisegeschwindigkeit: 180 km/h
Reichweite: 1200 km
Gipfelhöhe: 6300 m


Vielleicht erblickt man die „Falken JU52“ auch einmal in der Region über unseren Köpfen. (Hier noch als Fotomontage.)

#Allgemeines

26. September 2009 | Ein Unternehmen auch nur «spielend» zu führen ist nicht leicht

Schaffhauser Nachrichten, Regionale Wirtschaft
Martin Edlin

Die vierköpfige Geschäftsleitung des in der Parfumherstellung tätigen, als Aktiengesellschaft geführten Unternehmens Carbon hielt an der Generalversammlung suboptimale Nachrichten bereit. In den letzten fünf Geschäftsjahren hatte man trotz Strategiewechsel von Tief- auf Hoch- und Höchstpreise wegen einer Wirtschaftskrise und unverhoffter Auslandskonkurrenz bis zu 11 Millionen Jahresverlust erwirtschaftet. Die Zielsetzung des Unternehmens wurde offensichtlich (noch) nicht erreicht. Dennoch ist die Geschäftsleitung optimistisch: In drei Jahren sollte, wenn die Bankkredite zurückbezahlt sind, der Börsenkurs steigen und eine Dividendenausschüttung möglich sein. Auf die Frage eines Aktionärs, wie sicher sein investiertes Geld sei, erklärte die Firmenleitung optimistisch, dass Carbon auf Innovation setze und dank Stellenabbau und Reduktion der Lagerbestände bald wieder schwarze Zahlen schreiben werde.
Carbon und 14 andere Firmen, die gestern im Klostergut Paradies ihre GV abhielten, gehören trotz allem Realitätsbezug nur zu einem computergestützten, von der Ernst-Schmidheiny-Stiftung entwickelten Unternehmensplanspiel. Mit ihm führt die Kantonsschule in Zusammenarbeit mit der Industrie- und Wirtschafts-Vereinigung Schaffhausen (IVS) zweimal pro Jahr eine Projektwoche durch, an der sich diesmal 61 Kantonsschülerinnen und -schüler der vierten Klasse und 20 ausgesuchte Lehrlinge beteiligten. Ziel: Anhand eines Modells die Grundzusammenhänge in einem Unternehmen erkennen und mit Hilfe einer Simulation konkrete Entscheidungen in verschiedenen Führungsbereichen treffen lernen. Der Computer speist dabei die unterschiedlichsten Parameter ein, von der Finanzkrise über die mit Streikdrohung unterstrichene Lohnforderung des Personals bis zum Nachfrageeinbruch. Beim Besuch eines realen Unternehmens in der Region wird zudem das Verhältnis Arbeitnehmer–Arbeitgeber ausgelotet. Die Unterrichtenden sind Kaderleute aus ortsansässigen Firmen. Andrin, CEO von Carbon, hat dabei «die praktische Anwendung dessen erlebt, was wir in der Schule gelernt haben». Es sei spannend gewesen, «die Effekte zu sehen, welche die einzelnen Spielkomponenten ausgelöst haben». Seine Marketingverantwortliche Leticia hat die Erfahrung gewonnen, «wie schwierig es ist, Entscheide zu treffen». Im Spiel habe sie auf hohe Risiken gesetzt, die «ich in der Realität nie eingehen würde». Das habe wohl dazu geführt, dass sie «nicht alles ganz so ernst genommen» habe. So oder so: Das spielerische Learning by Doing wurde von den jungen Menschen als bereichernd für den späteren Berufseinstieg empfunden … und hat dazu Spass gemacht.

#Allgemeines

25. September 2009 | Den Gedankenaustausch fördern

Schaffhauser Nachrichten, Region
Timea Capusneanu

Das Zehn-Jahr-Jubiläum des Schüleraustausches zwischen der Kantonsschule in Schaffhausen und dem Joseph-Haltrich-Gymnasium Bergschule in Schässburg (Sighisoara) wurde kürzlich gefeiert. Anlass dazu bot der diesjährige Besuch von Schässburger Bergschülern in der Kantonsschule Schaffhausen, der vom 14. bis zum 24. August stattfand. In der überreichten Urkunde wurden die «dadurch geschaffene Möglichkeit des offenen, interessierten und engagierten Gedanken- und Erfahrungsaustauschs, des Abbaus von stereotypen Vorstellungen über die beiden Länder und die langjährigen bereichernden Freundschaften» gewürdigt.

**Ein reichhaltiges Programm**
Ins Leben gerufen hatte diesen Austausch die UNESCO-Arbeitsgruppe der Schaffhauser Kantonsschule; er wurde über die Jahre durch deren «Motor», Geschichtslehrer Hans-Ruedi Dütsch und sein Team, auch aufrechterhalten. Die Verbindung der beiden Schulen kam aufgrund der Kontakte der beiden Rathäuser zustande, wobei Lehrerin Manuela Pigagnelli, inzwischen Ehrenbürgerin der Stadt Schässburg, eine bedeutende Rolle gespielt hat. Wie in den vergangenen zehn Jahren fuhren auch in diesem Sommer 20 Schüler und fünf Lehrer der Bergschule für acht Tage nach Schaffhausen. Die herzliche Aufnahme durch Schüler, Eltern, Lehrerschaft und Schulleitung der Kantonsschule wurde von einem reichhaltigen Programm begleitet, das bei bestem Wetter ablaufen konnte. Ausser beim Unterrichtsbesuch, bei dem Erproben eines Kletterzentrums, der Besichtigung der berühmten Klosterbibliothek in St. Gallen und der Maestrani-Schokoladenfabrik in Flawil war das gute Wetter auch nötig: Bei den Führungen durch Schaffhausen, Stein am Rhein, Luzern und Zürich, bei der Besichtigung des Rheinfalls in Schaffhausen und der Fahrt über den Vierwaldstätter See sowie bei der Wanderung auf der «Rigi» wäre Regen nicht willkommen gewesen. Beim schönen Wetter konnte zudem fast täglich im Hallen- und Freibad, im Vierwaldstätter See oder im Rhein gebadet werden.

**Wiedersehen im nächsten April**
Wenn auch die Schüler und Lehrer der Schaffhauser Kantonsschule vormittags in die Schule gehen «durften», gaben die gemeinsam verbrachten Nachmittage und vor allem die Abende den Gästen und Gastgebern reichlich Gelegenheit, die vorab über E-Mail geknüpften Kontakte nun zu Freundschaften reifen zu lassen. Dementsprechend schwer fiel der Abschied bei der Abfahrt der Schüler und Lehrer der Bergschule, die sich nun auf das für April 2010 angesagte Wiedersehen in Schässburg mit den Schülern und Lehrern der Kantonsschule Schaffhausen freuen können.