#Notizen zu Namen

9. Dezember 2013 | Rau-herzliche Räubergeschichten

Schaffhauser Nachrichten
von Anna Rosenwasser

Es beginnt laut und düster, das Leben von Ronja Räubertochter. Unter lauten Donnerschlägen in einer düsteren Gewitternacht wird das Mädchen in die Familie Mattis hineingeboren, Kern einer wilden Räubergruppe, die auf der sogenannten Mattisburg im Wald lebt. Ronja soll einst ihr Oberhaupt werden und die Fehde mit der verfeindeten Familie Burka fortsetzen.
Das diesjährige Weihnachtsmärchen der Kleinen Bühne feierte am vergangenen Samstag Premiere und beruht auf der Erzählung von Astrid Lindgren. «Ronja Räubertochter», im schwedischen Original «Ronja Rövardotter», erschien 1981 und wurde zum Welterfolg.

**Verfeindete Wahlgeschwister**
Schon früh stellt sich heraus, dass die kleine Ronja (Martina Lucic) unerschrocken und eigenwillig ist. Mit Freude beginnt sie, auf eigene Faust den Wald zu erkunden, sich Gefahren zu stellen – und prompt rettet sie das Leben von Birk Borka (Lukas Oechslin), der ebenjener Räubergruppe angehört, mit der Ronjas Familie verfeindet ist. Darauf geben Ronja und Birk aber wenig. Sie verbringen viel Zeit miteinander im Wald, nennen sich Bruder und Schwester und halten diese Freundschaft geheim vor ihren Familien. Die Autorin des schwedischen Kinderbuches sagte über die Geschichte, sie sei aus einer Sehnsucht nach der Wildnis entstanden. Wild ist die Mundartversion René Eglis, erstmals in der Schweiz aufgeführt, auf jeden Fall: Genau wie seine Hauptfigur ist das Kinderstück «Ronja Räubertochter» laut, ungestüm und eigenwillig. Akustisch wird das 21-köpfige Schauspielensemble von schlichter, aber effektiver Livemusik unterstützt (Nina, Tobias, Lilian Haug; Leitung: Paul K. Haug). Optisch wurde das Stadttheater in unterhaltsamer Dreidimensionalität genutzt: Unheimlicher Nebel wabert weit ins Publikum hinein, der Wald ragt in die Höhe, und vom Himmel herab schneit es. Zusätzlich sorgen detailverliebte und farbenfrohe Kostüme für Schmunzeln: Die wuschelig-boshaften Graugnomen sorgen für Schrecken, die immer wiederkehrenden Rumpelwichte für altersübergreifendes Lachen im Publikum.

**Nachwuchsräuber hauen ab**
Es vergehen so einige Sommer und Winter, bis Ronja merkt, dass das Räuberdasein auch Unglück hervorbringt. Das Hab und Gut anderer zu klauen, beschliesst das Mädchen, soll nicht ihr Lebensinhalt werden. Damit aber nicht genug: Ihre Bande, die sie sonst so liebt, hat im Zuge der verschlimmerten Feindschaft den Sohn der Burka-Räuber in Geiselhaft genommen – ausgerechnet Birk, Ronjas geheimen Wahlbruder. Die beiden Nachwuchsräuber haben die Nase voll von den hinterhältigen Scherereien. Sie entrinnen ihren keifenden Familien und hauen zu zweit ab, um fortan im Wald zu leben. Familiärer und freundschaftlicher Zusammenhalt ist ein zentrales Thema in «Ronja Räubertochter». Die Kleine Bühne hat sichtbar Wert darauf gelegt, das zum Ausdruck zu bringen: Der Umgang unter Ronjas Familie ist von einer berührenden, rauen Herzlichkeit, wo mächtige Räuberhauptmänner auch mal um Umarmungen und Vergebung bitten. Besonders vergnüglich sind Zwischensequenzen, die bei den Kleinen am besten ankommen: Jahreszeiten, mit Sonnenschein, Blättern und Schnee inszeniert; Wutanfälle, bei denen auch mal Äpfel und Schüsseln durch die Luft geworfen werden; Blödeleien der Räuberbande. Die Szene, in der ein jeder sich ein Hochzeitskleid überzieht und herumtanzt, gehört zu den Höhepunkten dieser Inszenierung. Ronjas Wesen reiht sich in diese permanent freche, übermütige Verspieltheit ein. Selbst die Lieder, die am Anfang des Stückes vergleichsweise schüchtern daherkommen, entwickeln sich in aneinandergereihter Form zum Schluss zu einem lebendigen Wirbelwind.

**Auf Räuber folgen Räuber**
Bei all dieser Dynamik schreckt das Stück nicht vor leisen Szenen zurück. Traurigkeit und Sorge finden Platz in «Ronja Räubertochter», werden aber geschickt und kindergerecht in Zuversicht umgeleitet. Wann immer etwas zu Ende gehe, erläutert Ronjas Mutter (Jacqueline Räss) beim Tod eines alten Bandenmitglieds, entstehe auch wieder etwas Neues. Apropos: Die Wahl des Weihnachtsmärchens im nächsten Jahr fiel auf «Die Drei Räuber».



Ronjas Vater gibt ihr ein paar letzte Tipps mit auf den Weg, bevor sie allein in den Wald hinausgeht.
Bild Simon Brühlmann

#Notizen zu Namen

4. Dezember 2013 | Synodalrat: Wechsel an der Spitze

Schaffhauser Nachrichten
(d.ki.)

Zu Beginn der Synode der römisch-katholischen Landeskirche Schaffhausen beschäftigte sich die Versammlung mit der Frage, wie die Landeskirche sich für künftige Herausforderungen rüsten könnte. Der Antrag, eine Kommission «Zukunft 21plus» an die Seite des Synodalrates zu stellen, fand dabei genauso wenig eine Mehrheit wie der Gegenvorschlag, den Synodalrat selbst zu beauftragen, eine Situationsanalyse zu erstellen und strategische Ziele zu definieren. Die Mehrheit hielt das bisherige Vorgehen der Exekutive für ausreichend.
Das Budget 2014, das Norbert Stettler mit einem Minus von rund 16 000 Franken präsentierte, und die damit verbundene Beibehaltung des Zentralsteuerfusses von 1 Prozent verabschiedeten die Synodalen einstimmig. Die Regionalbeauftragte Ulrike Zimmermann zeigte sich erfreut, dass in den Pfarreien der Stadt Schaffhausen und von Thayngen in Kürze mit dem Projekt zur Bildung eines Pastoralraumes begonnen wird. Ähnliches zeichnet sich bei den Pfarreien Ramsen und Stein am Rhein ab, die zusammen mit den benachbarten Thurgauer Pfarreien einen Pastoralraum bilden werden. Zimmermann betonte auch, dass Bischof Felix Gmür eine gute Zusammenarbeit mit dem Synodalrat wichtig sei.

**Neuer Internetauftritt**
Die Informationen des Synodalrates begann Robert Sauter mit einem Rückblick auf die jüngste Volksabstimmung. Er zeigt sich stolz, dass das Ergebnis für die Kirchen nur wenig schlechter war als bei einer Abstimmung vor 30 Jahren. Er betonte ausserdem, dass die Kosten der Kampagne vollständig mit Spenden gedeckt werden konnten. Dann stellte Andreas Textor die neue Webseite der Landeskirche vor, die künftig unter www.kathschaffhausen.ch zu finden ist. Ziel sei es gewesen, alle katholischen Einrichtungen und Gruppierungen im Kanton Schaffhausen in diesem Auftritt abzubilden. Um die Seite benutzerfreundlich zu gestalten, habe man kirchliche Angebote wie zum Beispiel den Dienst von Beratungsstellen gleich an den Anfang gesetzt. Der Vorteil dieser Webseite sei es, dass die verschiedenen Organisationen ihre Informationen eigenständig aktualisieren könnten. Neben diesem grossen Projekt informierten die Mitglieder des Synodalrates ausserdem über den Stand der Leistungsvereinbarung, die Erarbeitung einer Datenschutzrichtlinie und die Vorbereitung eines Projektes zur künftigen Entwicklung der italienischen Mission.

**Abschied und Neuanfang**
Für die Ersatzwahlen in den Synodalrat stellten sich Urs Elsener, neuer Pfarradministrator des Seelsorgeverbandes Schaffhausen Stadt – Thayngen, das Synodenmitglied Adrian Fritschi und Andreas Textor, Präsident des Kirchenstandes Schaffhausen, zur Verfügung. Die Wahl der drei Kandidaten erfolgte einstimmig. Andreas Textor wurde darüber hinaus zum Präsidenten des Synodalrates gewählt. Norbert Stettler dankte dem scheidenden Präsidenten Robert Sauter, der 25 Jahre lang der Synode angehörte und seit 2001 im Synodalrat mitarbeitete, für sein unermüdliches Engagement. Er bescheinigte ihm ein ausgeprägtes analytisches Denken und lobte seine Ausdauer und grosse soziale Kompetenz. Robert Sauter hob die gute Zusammenarbeit im Synodalrat hervor und betonte, dass ihm die Arbeit Spass gemacht habe.

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14. November 2013 | Marcel Sonderegger ersetzt Andreas Textor

Schaffhauser Nachrichten, Region
H. H.

101 Mitglieder nahmen an der Ordent- lichen Kirchgemeindeversammlung in den Räumen des letztes Jahr umgebauten Pfarreizentrums St. Maria teil. Finanzreferent Norbert Gschwend durfte in der Jahresrechnung gute Zahlen präsentieren. Bei den Ausgaben nimmt die Kirchgemeinde jedes Jahr ihre soziale Verantwortung war und setzt dabei immer 100 000 Franken für die Unterstützung der Bedürftigen ein. Auch die GPK stellt der Rechnungsführung ein ausgezeichnetes Zeugnis aus, sodass die Rechnung 2012 einstimmig genehmigt wurde.

**Abschluss eines Bauprojekts**
Vor bald einem Jahr durfte die Pfarrei ihre umgebauten Räumlichkeiten – Bauprojekt Pfarreizentrum St. Maria – beziehen. Seither ist reges Leben in den Gemäuern, benutzen doch die verschiedensten Gruppen, vom Kleinkinderalter bis zu den Senioren, die Räume. Die Baukosten hielten sich bei einer Überschreitung von knapp 6 Prozent im Rahmen, und es darf der Baukommission, dem Architekten und den Handwerkern ein gutes Zeugnis ausgestellt werden, dass bei den Widerwärtigkeiten in der Bauphase die Kosten nicht aus dem Ruder liefen. In einer Bildpräsentation zeigte der Architekt Felix Aries den Werdegang des Umbaus auf. So stimmten anschliessend die Anwesenden ohne Gegenstimme der Bauabrechnung zu. Anders verhält es sich mit dem nächsten Bauprojekt in der Pfarrei St. Konrad. Die Gebäulichkeiten stehen unter Denkmalschutz, und eine Sanierung ist nur schwer durchführbar. So teilte der Kirchenstand das Projekt in zwei Teile auf und hat nun mit der Arbeit an der ersten Phase begonnen. Bei jedem Bauprojekt lauern aber immer wieder grössere Überraschungen. So stellte sich beim Ausbau eines Notausganges aus den Jugendräumen das alte Betonfundament des ehemaligen Baukranes in den Weg, das zuerst mühsam abgespitzt werden musste. Die Sanierung der Küche und des Pfarreisaales sind in Angriff genommen worden, erfordern aber noch einen Nachtragskredit, weil Heizung und Decke zusätzlich ins Projekt aufgenommen wurden. Mit grossem Mehr wurde dieser Kredit bewilligt. Das Flachdach wird ebenfalls noch ausserplanmässig saniert werden müssen, was nochmals grosse Summen verschlingen wird. Für den Rest der Renovation sind Baukommission und Architekt in engem Kontakt mit der Denkmalpflege, um eine vernünftige Lösung zu erreichen.

**Wechsel im Kirchenstand**
Seit sechs Jahren ist Andreas Textor im Kirchenstand tätig, die letzten beiden als Präsident. Weil er aus Schaffhausen wegzieht, musste für ihn ein Ersatz gefunden werden. Mit Marcel Sonderegger konnte der Kirchstand einen Nachfolger präsentieren. In seiner persönlichen Vorstellung zeigte sich Sonderegger begeistert davon, die spannenden Aufgaben der Kirchgemeinde in der Zukunft anzupacken. Mit Josef Montanari verlässt gleich ein zweites Kirchenstandsmitglied Schaffhausen. Die Versammlung wählte Urs Elsener, Pfarradministrator des Seelsorgeverbandes Schaffhausen-Stadt/Thayngen, als neues Mitglied in das Gremium. Mit grossem Applaus dankten die Kirchbürger den beiden scheidenden Mitgliedern für ihr Wirken im Dienst der Kirchgemeinde.

**Budget 2014 ist ausgeglichen**
Für die nächste Rechnungsperiode hat der Kirchenstand ein Budget vorgelegt, das auch von der GPK unterstützt wird. Einen Antrag, den Beitrag an die Jugendarbeit für Blauring und Jungwacht auflagenfrei um 10 000 Franken zu erhöhen, wurde von den Kirchbürgern nicht gutgeheissen. Der Finanzreferent erläuterte, dass Blauring und Jungwacht jeweils für ihre Projekte einen Antrag an den Kirchstand einreichen müssen. So sind die gesprochenen Gelder jeweils auch begründet.

**Auf dem Weg zum Pastoralraum**
Aus der jetzigen Zusammenarbeit zwischen den Kirchgemeinden Schaffhausen und Thayngen wird sich in Zukunft ein enges Verhältnis entwickeln. Bereits jetzt hat Pfarradministrator Urs Elsener die verantwortliche Leitung der drei Stadtpfarreien und von Thayngen übernommen. In den Pfarreien sind neu sogenannte Bezugspersonen erste Ansprechpartner vor Ort. Diese bilden zusammen mit Urs Elsener das Seelsorgeteam. So haben die beiden Kirchgemeinden einen Zusammenarbeitsvertrag ausgearbeitet. Die Kirchbürger stimmten dem Vertrag oppositionslos zu. Wenn die Kirchbürger von Thayngen nächste Woche ebenfalls zustimmen, kann der Vertrag ab 2014 in Kraft treten. Das Votum einer Kirchbürgerin, dass die Bischofskonferenz die staatskirchenrechtlichen Gremien abschaffen will, konnte der Präsident Andreas Textor entkräften, da sich im Dialog mit Bischof Felix Gmür keine solchen Pläne abzeichnen.

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3. Oktober 2013 | Urban Brütsch ersetzt Monika Weber im Grossen Rat

Radio Munot

Der Thurgauer Regierungsrat hat Urban Brütsch aus Diessenhofen als neues Mitglied des Grossen Rates für gewählt erklärt. Brütsch ersetzt ab sofort für die laufende Amtsperiode bis 2016 die Eschenzer CVP-Politikerin Monika Weber im Grossen Rat. Sie tritt aus beruflichen Gründen zurück.

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19. September 2013 | Das historische Gewissen von Herblingen

Schaffhauser Nachrichten
Jules Wetter

Die Geschichte des Dorfes Herblingen wäre wohl in Archiven verstaubt, hätte sich nicht der in Schleitheim gebürtige Trasadinger Ernst Wanner damit befasst. Seinem Interesse an Geschichte und seinem intensiven Schaffen als Lokalhistoriker ist es zu verdanken, dass die Herblinger Geschichte der Nachwelt erhalten geblieben ist. Mit Sachkenntnis, jahrelangem Quellenstudium und grossem Zeitaufwand hat Wanner der geschichtlichen Vergangenheit nachgespürt und dabei immer wieder einen Bezug zur Gegenwart aufgezeigt. Dadurch sind seine Veröffentlichungen in der Lokalpresse und seine Publikationen (Kasten) für die folgenden Generationen lesens- und erhaltenswert geblieben. Sein jahrzehntelanges unermüdliches Wirken in Gemeinde und Schule ist vielen Herblingern ebenso in Erinnerung wie seine liebenswürdig bescheidene Lebensart.

**Lehrer, Organist und Dirigent**
Aufgewachsen in Trasadingen, ist Lehrerssohn Ernst Wanner 1929 an die Mittelstufe der Schule Herblingen gewählt worden. Seine Lehrerausbildung absolvierte er am Seminar der Evangelischen Mittelschule im bündnerischen Schiers und an der Kantonsschule Schaffhausen. In der Studentenverbindung Scaphusia knüpfte und pflegte er Freundschaften, welche ein Leben lang hielten. Seine «Rucksackjahre» als Junglehrer absolvierte er im Waisenhaus Schaffhausen und bei der Danzas-Filiale in Genf.
1933 heiratete Ernst Wanner Marta Irminger von Thayngen. Das Ehepaar bewohnte mit Tochter und Sohn ein Eigenheim an der sonnigen Berghalde. Marta Wanner-Irminger, die ihren Gatten in all einen Tätigkeiten unterstützte und beflügelte, ist in ihrem hundertsten Lebensjahr verstorben. Bis zur seiner Pensionierung im Frühjahr 1972 formte Ernst Wanner während 42 Jahren als begnadeter Lehrer die Herblinger Jugend. Selber korrekt und streng, gab er ihnen wichtige Lebensgrundlagen mit. Bis 1956 im Schulhaus Trüllenbuck, nachher im neu erbauten Kreuzgutschulhaus. Dort übernahm
er die Oberstufe und wirkte ab 1964 als Vorsteher beider Schulhäuser.
1100 Aktivdiensttage leistete Fourier Wanner in der Zeit des Zweiten Weltkrieges. Bei der damaligen Knappheit wohl kein leichtes Amt. Ernst Wanner stellte seine Fähigkeiten den Vereinen und Institutionen zur Verfügung. In der Kirchgemeinde während 26 Jahren als begabter Organist, ebensolang im Männerchor als beliebter Dirigent. Das Amt des Organisten durfte er an seine Ehefrau Marta weitergeben. Sie spielte das anspruchsvolle Instrument in der Dorfkirche während 23 Jahren im Vollamt und 26 Jahre als Stellvertreterin mit Freude und Begabung.

**Der Herblinger Historiker**
Ernst Wanner konnte alte Handschriften lesen und fand so leichteren Zugang zu den Dokumenten aus der Vergangenheit. Leider sind viele seiner geschichtlichen Studien nur einem kleinen Teil der Bevölkerung bekannt. Wer die Gelegenheit hat, die in wenigen Exemplaren von der Familie bewahrte, umfangreiche Manuskriptsammlung «Beiträge zur Geschichte von Herblingen» des Lokalhistorikers lesen zu dürfen, findet ein wahres Lexikon an geschichtlichen Gegebenheiten und Zusammenhängen, aber auch manch heitere Reminiszenz.
Über die prunkvolle Beerdigung von Baron Edward von Postle aus Ringsfeld in der englischen Grafschaft Suffolk, Burgherr auf Schloss Herblingen, am 23. Dezember 1869 steht im Separatdruck «Das Schloss Herblingen und seine Besitzer im 18. und 19. Jahrhundert» von Ernst Wanner: «Der Gemeinderat hat sich über den ausserordentlichen Aufwand dieser Bestattung beraten und dem Wunsch des Schlossherrn für eine Gruft an einem Ehrenplatz bei der Morgenseite der Kirche entsprochen.»
Der adelige Schlossherr mochte nicht bei den gewöhnlichen Herblingern liegen. «Es bewegte sich ein Trauerzug, wie man ihn noch nie gesehen hatte, vom Schloss her zur Kirche und nachher weit zahlreicher wieder zurück ins Schloss. Die Ratsherren von Herblingen und Stetten erhielten eine Einladung ins Herrenhaus, die Sänger von Herblingen und Stetten taten sich an den reich gedeckten Tischen im Pächterhaus gütlich. Es soll eine recht fröhliche Feier gewesen sein, die weit über Mitternacht hinaus gedauert habe.» In der Schlossgeschichte kann man auch lesen, dass um 1890 innerhalb der Schlossmauern im Weinberg des Besitzers, Chefredakteur Friedrich Volkmar Brückner von Arnstadt, 27 000 Rebstöcke standen. Der «Schlossbergler» sei im Dorfgasthaus Löwen ein sehr begehrter Rotwein gewesen. Lokalgeschichte war des Pädagogen Ernst Wanner grosse Leidenschaft.
Er ist mit seinen Chroniken zum Behüter und Bewahrer der Herblinger Geschichte geworden.

**Präsident in unruhiger Zeit**
Nicht aus Ehrgeiz, sondern aus der Verantwortung des Staatsbürgers heraus, wurde Ernst Wanner Gemeindepolitiker. Als Nachfolger des in den Regierungsrat aufgestiegenen Franz Fischer wählten ihn die Herblinger am 22. Januar 1956 mit 289 Stimmen zum Gemeindepräsidenten, Gegenkandidat Willi Müller erhielt deren 97. In der damals stets wachsenden Vorortsgemeinde erforderte diese ehrenamtliche Funktion Fingerspitzengefühl und Einsatz. In seine Amtszeit fielen unter anderem der Bau des zweiten Kindergartens, die Quartierplanung Ifang-Hägliacker, der Ausbau der Wasserversorgung und die Vorarbeiten zur Erschliessung des Herblingertals als Industriequartier.
Es waren politisch unruhige Zeiten, denn 1961 begannen sich wiederum die Stimmen zu mehren, die eine Eingemeindung forderten. Ein Zusammenschluss mit der Stadt war nicht das Ding Ernst Wanners, des überzeugten Verfechters der Gemeindeautonomie. Er trat auf Ende 1961 zurück, um sich wieder ganz seinem Lehrerberuf zu widmen. Sein Nachfolger hiess Ruedi Specht, der letzte Gemeindepräsident von Herblingen. Konziliant wie Ernst Wanner war, hat er sich nicht im Groll der veränderten Situation verschlossen, sondern mit wachem Geist die neue Entwicklung verfolgt und mit seinen Beiträgen «Herblingen seit der Eingemeindung» weiterhin Anteil am Quartierleben genommen. In seiner neu gewonnenen freien Zeit konnte sich der begabte Handwerker wieder vermehrt seinem zweiten Talent, dem Schreinern von filigranen Möbelstücken, zuwenden. An den Folgen einer Alterskrankheit ist Ernst Wanner am 9. Dezember 1991 im Alter von 85 Jahren verstorben.

Quellen: Ernst Wanner, Beiträge zur Geschichte von Herblingen, Archiv der Familien Wanner


**Auszug aus den Publikationen von Ernst Wanner**
– Kirchengeschichte: Die erste Orgel, Die ersten Kirchenglocken
– 650 Jahre Kirche Herblingen
– Heiraten in früherer Zeit
– Herblinger Familiennamen
– Auswanderung der Herblinger von 1852/1854
– Spiegelbild aus dem Jahre 1857
– Brümsi, Gestefeld, von Postle, Besitzer von Schloss Herblingen
– Gennersbrunn
– Gemeindehäuser von Herblingen
– Gaststätten: Adler, Löwen, Hirschen, Falkeneck
– Häuser und Landsitze: Alte Kirche, Kreuzgut, Hohberggut, zur Stege
– Postwesen in Herblingen
– Wappen und Reben in Herblingen
– Geschichte Männerchor und Schiessverein
– Schulgeschichte von Herblingen
– Herblingen seit der Eingemeindung



Ernst Wanner, Historiker, Lehrer und Gemeindepräsident, 1906–1991.

#Notizen zu Namen

5. August 2013 | Das Leben als stete Weiterbildung

Schaffhauser Nachrichten
Ursula Junker

«Holiday bald für alle», leitete Rektor Urs Saxer die gestrige Maturfeier in der Kirche St. Johann ein und nahm damit Bezug auf das Thema des Trompetenensembles der Kanti, das den Anlass musikalisch eröffnete. Ihm folgte der Kammerchor, der einen «Contrapunto bestiale alla mente» setzte. Er freue sich über die fröhlichen Gesichter, betonte Erziehungsdirektor Christian Amsler und beglückwünschte die Maturandinnen und Maturanden. «Ihr alle habt das Zeugnis verdient, indem ihr reflektiert, gedacht und produziert habt», lobte er die 129 jungen Leute. Das Ziel sei zugleich auch der Start, so Amsler, der die Absolventinnen und Absolventen aufforderte, würdige Vertreterinnen und Vertreter des kleinen Kantons ennet dem Rhein zu werden.

**«Ihr seid live reif»**
Ein rhetorisches Feuerwerk entfachte daraufhin Simon Chen, der die Maturrede hielt. Er spielte mit den Worten und deren Bedeutung und setzte sie in neue Bezüge. Schaffhausen, das komme ja von schaffen, meinte er etwa und folgerte daraus, dass die Maturandinnen und Maturanden immer fleissig die Hausaufgaben gemacht hätten, was mit lautem Gelächter quittiert wurde. Er zitierte aus der Maturarbeit, die sich der Reife des Apfels verschrieben hatte, erwähnte die vier verschiedenen Reifestadien bis zu überreif und schloss mit der Bemerkung: «Hauptsache, ihr seid kein Fallobst.» Vom Apfel war für Chen der Weg nicht weit zum iMac und mithin zu den elektronischen Medien und zu Facebook. Auf das Profil darin anspielend, präsentierte er sich provokant von der Seite, sein reales Profil zeigend. «Ihr habt die Matura in natura und seid live reif», spielte er weiterhin auf die virtuelle Welt an. Nun aber schliesse eine Phase ab, und eine neue öffne sich. Mit Blick auf seinen eigenen Werdegang – Chen brach nach einigen Semestern sein Studium zugunsten der Schauspielschule ab – betonte er, dass das Leben aus Weiterbildung bestehe und man nie ausgelernt habe. Auf das Spiel mit Worten folgte Franz Liszts 3. Konzertetüde, bravourös gespielt von Nina Haug.

**Den richtigen Berg besteigen**
Dann nahte der ersehnte Augenblick: Saxer schritt zur Verteilung der Zeugnisse, wobei die Klassenbesten mit einem Präsent geehrt wurden. Als bester Maturand wurde Moritz Stocker zudem mit dem Anerkennungspreis der Stiftung Verbindung Munot durch Richard Ronner ausgezeichnet. Die Übergabe der Zeugnisse und des Preises wurde durch Auftritte der Jazz-Workshop-Band und des Vokalensembles aufgelockert. Wiederum in Anspielung auf den Songtext rief Saxer die Absolventen dazu auf, nun den richtigen Berg zu besteigen. Mit einem Dank an alle, die zum Gelingen der Maturfeier beigetragen hatten, schloss Saxer, ehe es zu Bölletünne und Tranksame ging.


**Abschluss 2013**
**Die Maturandinnen und Maturanden der Kantonsschule Schaffhausen**

Jonas Aeschlimann, Beringen, beabsichtigte Ausbildung: Volkswirtschaftslehre; Serna Aydemir, Schaffhausen, Kommunikation und Medienwissenschaft; Cynthia Bär, Schaffhausen, Humanmedizin; Anita Baumann, Schaffhausen, Hebamme; Daniel Bertschinger, Schaffhausen, Mathematik; Alba Blatter, Schaffhausen, Erziehungswissenschaften; **Stefan Böhni, Stein am Rhein, Humanmedizin;** Andrej Bosnjak, Neunkirch, offen; Sanja Bradjan, Thayngen, Osteuropa-Studium; Yves Bradler, Thayngen, Geschichte; Vivienne Brunner, Schaffhausen, Pädagogische Hochschule Primarstufe; Cédric Brütsch, Schaffhausen, Rechnergestützte Wissenschaften; Vera Bühl, Schaffhausen, Englische Sprach- und Literaturwissenschaften; Lukas Cavigelli, Stein am Rhein, Humanmedizin; Gian-Luca Courtin, Hallau, offen; Aline Decadt, Uhwiesen, Humanmedizin; Fabio Donisi, Stetten, Humanmedizin; Tomoya Dünki, Dachsen, Bewegungs- und Sportwissenschaften; Celia Fawcett, Schaffhausen, Humanmedizin; Jonas Finkler, Ramsen, Rechnergestützte Wissenschaften; Valentin Herbert Fischer, Schaffhausen, Betriebswirtschaftslehre; Patricia Fischer, Hemishofen, Wirtschaftswissenschaften; Fabian Fischer, Stetten, Informatik; Sara Flügge, Neunkirch, Primarstufe; Nadine Frei, Schaffhausen, Physiotherapie; Jan Fryscak, Schaffhausen, Humanmedizin; Max Gallmann, Schaffhausen, Trainee-Programm; Alina Garbin, Thayngen, Rechtswissenschaften; Johanna Gebrehgziabher, Schaffhausen, Psychologie; Lea Germann, Merishausen, Rechtswissenschaften; David Gmür, Schaffhausen, Mathematik; Victoria Graf, Stein am Rhein, Pädagogische Hochschule Primarstufe; Lukas Hächler, Beringen, Umweltingenieurwissenschaft; Nina Haug, Schaffhausen, Musik; Thea Heieck, Schaffhausen, Psychologie; Salome Hepfer, Schaffhausen, Lebensmitteltechnologie; Marc Herrmann, Neuhausen am Rheinfall, Rechtswissenschaften; Helene Hinnen, Neuhausen, Pädagogische Hochschule Primarstufe; Gianin Hoessly, Schaffhausen, Rechtswissenschaften; Judith Holderegger, Wilchingen, offen; Lisa-Marie Hüttenberger, Stein am Rhein, Kommunikation und Medienwissenschaft; Jasmin Hüttenkofer, Beringen, Betriebsökonomie; Arno Justus, Schaffhausen, offen; Jennifer Keller, Neuhausen am Rheinfall, Humanmedizin; Mark Kelly, Basadingen, Materialwissenschaften; Melania Klaiber, Schaffhausen, Wirtschaftswissenschaften; Silvio Knapp, Wilchingen, Trainee- Programm; Alexandra Kohler, Schaffhausen, Hebamme; Michelle Koradi, Basadingen, offen; Lisa Krattiger, Beringen, Gesundheitswissenschaften und -technologie; Florin Krebser, Stetten, Betriebswirtschaftslehre; Jasmin Anastasia Kübler, Siblingen, Französische Sprach- und Literaturwissenschaften; Lionel Landucci, Uhwiesen, Internationale Beziehungen; Kathrin Loosli, Schaffhausen, Umweltwissenschaften; Helena Loretan, Schaffhausen, Rechtswissenschaften; Lisa Lüthi, Schaffhausen, Humanmedizin; Miriam Maron, Dörflingen, Erziehungswissenschaften; Katja Meier, Schaffhausen, Internationale Beziehungen; Michèlle Menzi, Neuhausen, Soziale Arbeit; Romy Meyer, Schaffhausen, Rechtswissenschaften; Andi Muharemi, Diessenhofen, Pädagogische Hochschule Sekundarstufe I; Florence Müller, Neunkirch, Pädagogische Hochschule Sekundarstufe I; Julia Müller, Schaffhausen, Soziologie und Kulturanthropologie; Franziska Müller, Löhningen, Osteuropastudien; Stefanie Näf, Schaffhausen, Französische Sprach- und Literaturwissenschaften; Anna Näf, Gächlingen, Pädagogische Hochschule Sekundarstufe I; Pearl-Lydia Nebah, Schaffhausen, Japanologie; Julia Nguyen, Feuerthalen, Maschineningenieurwissenschaften; Philippe Niklaus, Gächlingen, Betriebswirtschaftslehre; Sandro Orefice, Dörflingen, Rechtswissenschaften; Stefan Oster, Schaffhausen, Betriebswirtschaftslehre; **Denis Pfeifer, Beringen, Maschineningenieurwissenschaften;** Lukas Pfeiffer, Neuhausen am Rheinfall, Englische Sprach- und Literaturwissenschaften; **Alex Plüss, Schaffhausen, Biologie;** Marija Pusic, Schaffhausen, Pädagogische Hochschule Sekundarstufe I; Anja Ragusa, Neuhausen am Rheinfall, Pädagogische Hochschule Primarstufe; Manuel Ramirez, Schaffhausen, Journalismus; Mara Elena Ricci, Schaffhausen, Trainee-Programm; Marko Ristic, Schaffhausen, Wirtschaftswissenschaften; Xenia Ritzmann, Flurlingen, Rechtswissenschaften; Luca Roost, Schaffhausen, Geografie; Gianni Ruch, Schaffhausen, Materialwissenschaft; Meike-Silja Rüegg, Ramsen, Pädagogische Hochschule Primarstufe; Philipp Ruppli, Schaffhausen, Künste, Gestaltung und Design; Josua Rutishauser, Schaffhausen, Mathematik; Boletin Satri, Neuhausen, Betriebswirtschaftslehre; Isabel Sauter, Uhwiesen, Umweltwissenschaften; Céline Schlatter, Schaffhausen, Umweltwissenschaften; Claritta Schmökel, Schaffhausen, Humanmedizin; Corina Schneider, Hallau, Veterinärmedizin; Melanie Schwaninger, Beringen, Humanmedizin; Jann Schwaninger, Schaffhausen, Betriebswirtschaftslehre; Annina Schwarz, Stetten, Biologie; Lukas Schwendener, Schaffhausen, Rechtswissenschaften; Anush Sedgh Ardestani, Thayngen, Rechtswissenschaften; Ruben Sousa Costa, Schlatt TG, Banking und Finance; Hermann Stabel, Hallau, Soziale Arbeit; Kathi Stahel, Beringen, Musik; Matthias Stähle, Neunkirch, Umweltwissenschaften; Sarah Stähle, Beringen, Architektur; Johannes Stamm, Stein am Rhein, Rechtswissenschaften; Nina Stamm, Schleitheim, Nordische Sprach- und Literaturwissenschaften; Michael Omar Stefaner, Neuhausen am Rheinfall, Musik; Melvin Samson, Steiger, Rüdlingen, Kunstgeschichte/Philosophie; **Kevin Steiger, Schaffhausen, Humanmedizin;** Oliver Steinemann, Schaffhausen, Betriebswirtschaftslehre; Adrian Steiner, Schaffhausen, Humanmedizin; Moritz Stocker, Schaffhausen, Mathematik; Ursina Storrer, Schaffhausen, Literaturwissenschaften; Anna Tanner, Hemishofen, Betriebswirtschaftslehre; Fabienne Thierstein, Neuhausen, Psychologie/Soziologie/Philosophie; Remo Thommen, Schaffhausen, offen; Rahel Thurnheer, Schaffhausen, Sekundarstufe I; Fiona Tinner, Schaffhausen, Humanmedizin; Daniel Turegard, Schaffhausen, Maschineningenieurwissenschaften; Sandrine Ullmann, Schaffhausen, Internationale Beziehungen; Tobias Urech, Schaffhausen, Religionswissenschaft; Laurin Van der Haegen, Schaffhausen, offen; Marija Vasic, Neuhausen, Rechtswissenschaften; Dominique Vogt, Dachsen, Rechtswissenschaften; Alexander von Stegmann, Thayngen, Maschineningenieurwissenschaften; Anja Walther, Wilchingen, Altertumswissenschaften; Liliane Wanner, Rüdlingen, Pädagogische Hochschule Primarstufe; Stephanie Wichmann, Hemmental, offen; Julia Zechner, Beringen, Betriebswirtschaftslehre; Bianca Zeller, Schaffhausen, Humanmedizin; Nino Zubler, Schaffhausen, offen; **Lukas Zulauf, Schaffhausen, Biologie;** Oliver Zürcher, Schaffhausen, Architektur.

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10. Juli 2013 | Der Erste Staatsanwalt mit etwas «Puck»

Schaffhauser Nachrichten
Robin Blanck

**SN-Sommerserie: Bank-Geschichten (I), heute: Die Anklagebank mit Peter Sticher, Erster Staatsanwalt**

Wenn Peter Sticher im Kantonsratssaal steht und «Danke» sagt, wird es unangenehm. Mit diesem Wort beendet Sticher, Erster Staatsanwalt des Kantons Schaffhausen, vor Gericht jeweils sein Plädoyer, in dem er die Tat des Angeklagten darlegt und eine Strafe fordert. Busse, Geldstrafe bedingt oder unbedingt, Freiheitsstrafe bedingt oder unbedingt. Doch heute ist kein Angeklagter links in der zweiten Bankreihe, auf der SN-Bank sitzt, aufrecht und wie immer im dunklen Anzug, Peter Sticher, 50, Mitglied der Schneiderzunft und des Lions Club Schaffhausen, FDP-Mitglied, Altherr der Scaphusia, und sagt: «Ja, extrem», wenn man ihn fragt, ob er ein ehrlicher Mensch ist. Etwas später schaut Peter Sticher auf die Fingernägel seiner rechten Hand, wie er es bei Fragen zum Privatleben immer tun wird. «Was mein Laster ist?», wiederholt er die Frage, um Zeit zu gewinnen.
2012 wurden rund 8000 Fälle von der Staatsanwaltschaft erledigt, 6380 Fälle wurden mit einem Strafbefehl erledigt, in 130 Fällen wurde Anklage erhoben und ein Gerichtsverfahren durchgeführt, 1278 Verfahren wurden eingestellt. Nicht lügen, nicht bei Rot über die Strasse, nicht zu schnell Auto fahren, «ich bin ein sehr korrekter Mensch», sagt Staatsanwalt Sticher. Das muss sein, denn die Machtfülle eines Staatsanwaltes ist gross: Er kann Personen jederzeit festnehmen, Häuser und Betriebe durchsuchen lassen, Vermögenswerte sperren und Telefonkontakte rückwirkend auswerten lassen. «Da muss man korrekt sein», wiederholt Sticher. Seine letzte Verkehrsbusse liegt jetzt zwei Monate zurück, als er sein Auto am falschen Ort parkierte, weil es pressierte hatte, als er an einen Handballmatch wollte. «Viel mehr als eine Parkbusse liegt bei mir nicht drin», sagt er, «schliesslich bin ich im Schaufenster.» Und da ist Peter Sticher schon länger: 1990 kam er ans Gericht, 1991 bis 1994 war er Gerichtsschreiber, Kündigung Ende Januar 1994, um auf die Anwaltsprüfung zu lernen. Nach erfolgreichem Bestehen ab 1. Juni 1994 Untersuchungsrichter bis Juli 2003, Staatsanwalt seit August 2003 bis 31. Dezember 2010, Erster Staatsanwalt seit 1. Januar 2011 – Peter Sticher weiss all diese Daten auswendig. In 20 Jahren als Strafverfolger hat er nicht eine Einvernahme durchgeführt, ohne sich vorher genau vorzubereiten. Er sagt: «Ja, ich bin sehr strukturiert.» Eine Person aus seinem Umfeld nennt es «Freude an Details»: Peter Sticher mag Ordnung, egal ob es um das Gesetz oder seinen Schreibtisch geht. Er reagiert immer sofort auf Mails. Und fragt jetzt, vor dem Foto, ob die Krawatte sitzt. Überraschungen mag er im Privaten, «hier drin», sagt er und dreht sich zum Saal um, «eher nicht». Die letzte liegt nur wenige Tag zurück: Dass ein Zuschauer während des Prozesses um Erich S. aufstand und ihn beschimpfte, liess Sticher vollkommen ungerührt am Rednerpult über sich ergehen, die echte Überraschung war der Entscheid es Kantonsgerichts. Unvorbereitet war Sticher aber nicht, für den Fall einer sofortigen Freilassung hatte er bereits eine sauber abgetippte Beschwerde in seiner schwarzen Aktenmappe dabei.

**Vulgo «Puck»**
Trotzdem gehören Unwägbarkeiten zum Beruf, denn auch der Erste Staatsanwalt muss Pikett leisten und wird dann zuweilen von der Polizei zu jeder Tages- und Nachtzeit informiert: Ein Toter in einer Wohnung, Anruf beim Pikett-Staatsanwalt. Mehrere Verletzte bei einem Zugunglück, Anruf beim Pikett-Staatsanwalt. Ein schwerer Raubüberfall, Anruf beim Pikett-Staatsanwalt. Nach einem solchen Vorfall sähen die nächsten fünf bis sechs Wochen völlig anders aus als geplant, erzählt Sticher – und plötzlich schwingt da etwas anderes mit: eine Lust am Unvorhersehbaren. «Das ist schon das Spannende an diesem Beruf», sagt er, und da hört man «Stichi», wie ihn seine Freunde nennen, heraus. Und der in der Studentenverbindung Scaphusia in Anlehnung an Shakespeares «Sommernachtstraum» den Vulgo «Puck» erhalten hat: Die Figur des Puck, ein kleiner Elf, der mit seinen Scherzen das Publikum unterhält, aber auch viel Verwirrung stiftet, passt nur auf den ersten Blick nicht zum ernsten Chefankläger. Sobald Peter Sticher dieses offene, jungenhafte Lachen lacht, ist Puck da. Hauptgrund für den Verbindungsnamen waren aber körperliche Merkmale: Bis ins Alter von 17 Jahren war er nur 1,60 Meter gross, in den Jahren danach ist er noch 18 Zentimeter gewachsen. Und das nicht nur im körperlichen Sinn: Seine Mutter, früher Ärztin, mit der er zweimal in der Woche über Mittag essen geht, sagt manchmal: «Du hast es weit gebracht», Sticher blickt wieder kurz auf seine Finger. «Sind schöne Ferien ein Laster?», fragt er dann. Puck hätte Sticher auch heissen können, weil er in seinen Jugendjahren Eishockey gespielt hat: Überhaupt war und ist Sport für ihn wichtig, Skifahren, Ausdauer, etwa ein Dutzend Mal absolvierte er den Schaffhauser Triathlon und den Transrandenlauf, früher lief er Marathon, seine Bestzeit betrug sehr respektable 3 Stunden 43 Minuten, aber das sei 20 Jahre her, sagt er. Die Staatsanwaltschaft gehört zu den fünf grössten Abteilungen des Kantons, wenn man Peter Sticher, früher Major in einem Panzerbataillon, im Gerichtssaal selbstbewusst sprechen und mit Schärfe beantragen hört, ist man überrascht, wenn er sagt: «Man kann sagen, dass ich einen kooperativen Führungsstil habe.» Ein Mitarbeiter bestätigt das aber, «zuerst wird diskutiert, dann entschieden». Bleibt die Frage nach dem Laster. Peter Sticher verspricht, sich per Mail zu melden. Es ist Puck, der den kurzen Text schickt: «Unterliegt dem Amtsgeheimnis ;-).»

**Zur Person: Peter Sticher, Erster Staatsanwalt**
*Kindheit* An der Steigstrasse, Fussballspielen in der Promenade, Mitglied im Eishockeyclub
*Übernamen* Stichi, Puck
*Erster Berufswunsch* Profisportler
*Werdegang* B-Matur, 2 Jahre Militär, Jurastudium in St. Gallen, Gerichtsschreiber, Untersuchungsrichter, Staatsanwalt, Erster Staatsanwalt
*Laster und Leidenschaften* Sport – aktiv und passiv – ist Peter Stichers grosse Leidenschaft. Das Laster «unterliegt dem Amtsgeheimnis».
(rob)



«Hier drin eher nicht»: Peter Sticher mag Überraschungen im Kantonsratsaal, in dem auch das Kantonsgericht tagt, nicht.
Bild Selwyn Hoffmann

#Notizen zu Namen

3. Juni 2013 | Abschied und Aufbruch zugleich

Schaffhauser Nachrichten
Von Werner Breiter

Mit einem rauschenden Fest wurden am Freitagabend der Abschied vom Uehlinger-Tierärzteteam mit den Standorten Beringen und Thayngen sowie die Übergabe der Praxis an die beiden langjährigen Berufskolleginnen Eveline Muhl und Kathrin Urscheler an der Ratsteig in Thayngen gefeiert. In ihrer Laudatio schilderte Kathrin Urscheler ihren bisherigen Vorgesetzten als verständnisvollen und fortschrittlichen Chef, der immer hinter seinem Personal stand, auch auf private Wünsche Rücksicht nahm und seine Praxis sukzessive ausbaute. Kathrin Urscheler gratulierte Peter Uehlinger nicht nur zu seiner Wahl als Kantonstierarzt, sondern auch zum gemeinsam mit seiner Frau Nicole und ihren Kindern gefeierten Hochzeitstag.
Zum Teil von weit her kamen die Gäste zur Übernahmefeier, so Brigitte Bark Leuch, die gleichentags von einer Reise aus Texas eingeflogen war und von Gatte Felix Leuch, dem früheren Inhaber der Uehlinger-Praxis, begleitet wurde. Aus Passau kam der ehemalige Assistenzarzt (von 1997 bis 1999) Tom Keiser mit seiner Frau Brigitte in vierstündiger Autofahrt nach Thayngen. Ein weiterer ehemaliger Assistenzarzt, Koni Schacher, praktiziert heute in Wallbach im Fricktal. Mit von der Partie war Renate Ringli, die während mehr als 18 Jahren in der Praxis Uehlinger gearbeitet hatte. Die jahrelangen guten Dienste Peter Uehlingers schätzten Thomas und Barbara Brunner, die in Stetten einen grossen Bauernhof betreiben. Und natürlich fehlte auch David Bell, Hausmeister der Praxis Beringen, nicht, der das Fest musikalisch untermalte. Viel zur guten Laune trugen die als Köchin berühmte Nicole Uehlinger sowie Emil und Vroni Suter aus der benachbarten Metzgerei mit ihrem hervorragenden Catering bei.

#Notizen zu Namen

27. Mai 2013 | Slam-Poetry

Schaffhauser Nachrichten
Von Anne Gross

«Ein verstorbenes Mitglied der Mittelschulverbindung Scaphusia hatte der Kantonsschule eine bestimmte Summe testamentarisch für einen bestimmten Zweck überwiesen», sagte Alex Wanner, der Organisator des Poetry-Slam-Wettbewerbs an der Kantonsschule. Der Mittelschullehrer ist selbst Mitglied der Scaphusia. Der Spender, ein Herr, der namentlich nicht erwähnt werden wollte, habe die Geldsumme zur Förderung junger Talente an der Kantonsschule im Bereich Kultur zur Verfügung gestellt, erklärte Wanner.
So wurde mit dem zur Verfügung gestellten Geld eine Stiftung gegründet, die in einem bestimmten Rhythmus Wettbewerbe ausschreibe, bei denen sich Schüler mit besonderer Eigenleistung musikalischer oder, wie am vergangenen Freitagabend, sprachlicher Art beweisen könnten. In diesem Jahr ging es um Poetry Slam – den Wettstreit der Dichter vor Publikum. Trotz Plakaten an der Schule und Flyern in den Klassenfächern hatten sich nur fünf Interessierte gemeldet, um am diesjährigen Wettbewerb teilzunehmen.

**Der Moderator als «Opferlamm»**
Christian Hunziker, ehemaliger Kantonsschüler, übernahm die Moderation und erklärte zu Beginn die Regeln: «Keine Verkleidung, kein Gesang, keine Begleitung auf dem Piano – nur ihr selbst und eure Texte vor dem Publikum sind erlaubt.» Bei jedem Slam gibt es ein sogenanntes Opferlamm, das den Anfang machen muss. So trug Hunziker einen seiner eigenen Texte vor, den er zu Schulzeiten als wütender und verliebter Achtzehnjähriger geschrieben hatte. «Hass mich, wenn du mich nicht lieben kannst», klagte er seine unerwiderte Liebe an. Hunziker gab damit die Vorlage. Dann ging es für die am Wettbewerb teilnehmenden Schüler und ihre Darbietungen los. Die Reihenfolge der Auftritte wurde per Auslosung festgelegt. Die Maturandin Xenia Ritzmann machte den Anfang; sie erinnerte sich eingangs an ihre erste Begegnung mit der besonderen Slam-Redekunst. Damals, im verrauchten Tap- Tab-Keller, staunte die 15-Jährige über einen Slammer auf der Bühne, der «nicht nur mit Worten, sondern auch mit seinen Kleidern jonglieren konnte» und am Ende seiner Darbietung mit nichts als seinem Taschentuch auf der Bühne stand. Die Erstklässlerin Nathalie Krebser präsentierte anschliessend einen sehr nachdenklichen Text über eine kalte Kriegsnacht – sie endete mit dem Tod. Auch Rahel Stamm bewies mit einer Erinnerung eines Kriegssoldaten, dass Slammen nicht nur komisch, sondern auch nachdenklich sein kann. Der Austauschschüler aus Lausanne, Matthieu Augsburger, überraschte mit einem Slam in drei Sprachen – Latein, Französisch und Deutsch. Und Andreas Zulauf brachte die gut 20 Zuschauer mit einer drohenden «Biberkrise» und der Abholzung der Wälder zum Lachen. In der Finalrunde gaben die drei Teilnehmer Xenia, Andreas und Natalie, die vom Publikum die höchste Punktzahl erhalten hatten, je noch einen neuen Text zum Besten. Andreas überzeugte das Publikum erneut und holte sich den ersten Preis – die stolze Summe von 800 Franken.



Der Gewinner Andreas Zulauf mit den zweit- und drittplatzierten Xenia Ritzmann (rechts) und Nathalie Krebser.
Bild Anne Gross

#Notizen zu Namen

25. Mai 2013 | Rudolf Krönlein sicher zwischengelagert

Schaffhauser Nachrichten
von Mark Schiesser

«Alles für das Inventar erfassen und mit Nummern versehen», so lautete Anfang der Woche der Auftrag an die Spezialisten in Uniform mit weissen Handschuhen. Während im Rathaus die Mitarbeiter der Verwaltung ihren üblichen Geschäften nachgingen, hielt der Kulturgüterschutz Schaffhausen seinen Wiederholungskurs in Stein am Rhein respektive am selben Ort im riesigen Estrich und im «Steinbock», dem angrenzenden Gebäude hinter dem Rathaus, ab.

**Vor der Rathausrenovation**
Dort, wo seit mehr als 50 Jahren Kulturgüter, Schenkungen und historisches Material in Form von Akten, Büchern, Drucksachen und Bildern provisorisch untergebracht wurden. Wie zum Beispiel das Porträt des Steiner Chirurgen Rudolf Ulrich Krönlein († 26. 10. 1910), dessen Bürgerrecht immerhin auf sechs Generationen zurückführt. «Im Zuge der bevorstehenden Rathausrenovation muss alles geräumt und in ein Zwischendepot verschoben werden», erklärte Roman Sigg, Steiner Stadtarchivar und Einsatzleiter Kulturgüterschutz. Wie auch er hatten schon seine Vorgänger den Auftrag, herauszufinden, was mit der «Sammlung gelehrter Werke um die Jahrhundertwende» und den weiteren Gütern geschehen sollte. Der Zivilschutzeinsatz war ein erster Schritt, denn einiges konnte bisher in der Datenbank des Stadtarchivs noch nicht erfasst werden, und selbst der Steiner Stadtarchivar wurde überrascht von einigen Trouvaillen. Bereits Mitte der Woche zeigte sich anhand der bereits verpackten Bilder und gefüllten Kisten, welch ein Berg an Arbeit es zusammen mit Offizier Daniel Schmid vom Schaffhauser Amt für Militär und Zivilschutz und weiteren Zivilschutzpflichtigen zu bewältigen galt. Allein der Büchernachlass des 1911 verstorbenen Historikers Johannes Meyer mit unzähligen Schriftstücken und die Bibliothek Van Vleuten mit Tagebüchern, Akten und Fotoalben – er war Professor für germanisches Recht in Lausanne, interessierte sich für nordische Rechtsgeschichte und Philologie und hat der Stadt auch eine wertvolle Münzsammlung hinterlassen – füllten Seiten auf der Inventarliste. Die im Umgang mit Fotoausrüstung, wassergeschädigten Archivalien und dem richtigen Vorgehen bei der Inventarisierung ausgebildeten Spezialisten hatten alle Hände voll zu tun. Buch für Buch wurde auf einer Liste mit Autor und Kurztitel erfasst und nummeriert. Die zum Teil wertvollen Gemälde und Bilder wurden fotografiert, ebenfalls erfasst, sicher verpackt und alles zusammen konnte abtransportiert werden. Dies als Ziel des Kulturgüterschutzes, dafür zu sorgen, dass das kulturelle Erbe in bewaffneten Konflikten und in Katastrophenfällen möglichst unversehrt erhalten werden kann. Stadtarchivar Roman Sigg zeigte sich gestern zufrieden: «Meine Kollegen haben gute Arbeit geleistet. Über 50 volle Umzugskartons und zahlreiche gut verpackte Bilder und Gemälde sind nun in einem Schutzraum sicher zwischengelagert.» Und auch im Fall der beiden Bibliotheken zeichne sich in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Kultur und dem Klostermusem St. Georgen eine Lösung ab.



Roman Sigg mit einem Porträt von Rudolf Krönlein
Bild Mark Schiesser

#Notizen zu Namen

23. Mai 2013 | Kunst aus Recyclingmaterial und selbst designte Schuhe

Schaffhauser Nachrichten
Philipp Ruppli

Weil die acht Maturanden und Fachmittelschüler ihre Abschlussarbeiten in den Fächern Bildnerisches Gestalten oder Kommunikation und Medien gemacht hatten, wurden sie in den Kunstverein Schaffhausen aufgenommen.
Stéphanie Stamm, seit Beginn diesen Jahres Vorstandsmitglied des Kunstvereins, begrüsste die Anwesenden im Museum Allerheiligen.
Die Kunststudentin erklärte, dass die Mitgliedschaft für die betreffenden Maturanden bis zu ihrem 25. Geburtstag gratis sei. «Ihr könnt euch über ein vielfältiges Angebot freuen», sagte Stamm. Mit der Mitgliedschaft fallen beispielsweise die Eintrittsgebühren für verschiedene Ausstellungen weg. «Natürlich haben wir die Hoffnung, mit diesem Angebot der kostenlosen Mitgliedschaft euer Interesse an der Kunst noch mehr zu wecken», sagte Stamm. Es sei immer schön, wenn auch junge Gesichter im Kunstverein zu sehen seien, sagte sie. Anschliessend stellten die sechs anwesenden Schüler in Kurzpräsentationen ihre Arbeiten vor.
Ob Céline Schlatters Architekturprojekt, Mara Riccis selbst designte Schuhe, Danja Vögeles recycelter Kronleuchter aus alten Bierdeckeln, Leonie Neukomms Bildband «Gesichter der Schweiz» oder Kevin Steigers Animationsfilm einer Geeko-Grillen-Verfolgungsjagd, an Vielfältigkeit mangelte es bei den vorgestellten Arbeiten nicht.
Philipp Ruppli erläuterte seine Arbeit über die christliche Sakralarchitektur als Einziger etwas genauer. «Die Frage, die mir zu meiner Arbeit am meisten gestellt worden ist, war, ob ich denn religiös sei, dass ich ein solche Thema gewählt hätte», sagte Ruppli. Seine Entscheidung, über die Kirchenbauten seine Arbeit zu schreiben, hätte aber nichts mit seiner Einstellung zur Religion zu tun gehabt, sondern mit seinem grossen Interesse an der Architektur, erklärte Ruppli.
«Seit ich diese Arbeit geschrieben habe, betrete ich ein Gebäude viel bewusster und mache mir Gedanken darüber, was der Architekt sich beim Bau wohl überlegt hat», sagte Ruppli.

#Notizen zu Namen

7. Mai 2013 | Marcel Montanari neuer Präsident des Jungfreisinns

Schaffhauser Nachrichten
Mitg.

An der Jahresversammlung der Jungfreisinnigen vom 28. April fanden nebst den üblichen statutarischen Geschäften auch diverse Neuwahlen in den Vorstand statt. Insbesondere hatten die zahlreichen Anwesenden einen Ersatz für den bisherigen Präsidenten Markus Bührer zu wählen. Dieser hatte die Jungfreisinnigen während der letzten Jahre – teils alleine, teils im Co-Präsidium mit Christian Mundt – äusserst erfolgreich geführt. Zur Ersatzwahl stellte sich der 27-jährige Jurist Marcel Montanari, der letzten Herbst neu in den Kantonsrat gewählt wurde und davor für drei Jahre im Thaynger Einwohnerrat gesessen hatte. Die Anwesenden wählten ihn einstimmig. Der neu gewählte Präsident nutzte sogleich die Gelegenheit, den scheidenden Markus Bührer unter spontanem Applaus zu verdanken. Weiter durfte die Versammlung Stefan Kübler (21, aus Hofen), Christoph Werner (21, aus Beggingen) und Philipp Zumbühl (27, aus Dörflingen) in den Vorstand wählen.
Nach den Wahlen standen Parolenfassungen für kommende Abstimmungen an. Die Jungfreisinnigen sind sich einig, dass im Asylwesen Handlungsbedarf besteht und dass die Reformbestrebungen in die richtige Richtung gehen. Die Asylgesetzrevision wird deshalb klar befürwortet. Die Volkswahl des Bundesrates wird von den Jungfreisinnigen ebenfalls befürwortet. In einer starken Demokratie müssen so viele Entscheidungen wie möglich vom Bürger selbst getroffen werden, also auch, wer an der politischen Spitze des Landes steht. Ausserdem haben die Stimmberechtigten heute viel bessere Möglichkeiten als früher, sich über die in Frage kommenden Kandidaten zu informieren. Mit modernen Massenmedien kenne man heute Bundesparlamentarier vielfach sogar besser als die eigenen Kantonspolitiker. Der Vollständigkeit halber sei auch noch die Parole der städtischen Jungfreisinnigen erwähnt, welche den Landverkauf am Hohberg befürworten.

#Notizen zu Namen

27. April 2013 | Angriff aus den eigenen Reihen

Schaffhauser Nachrichten
Von Robin Blanck

Die Alternative Liste (AL) entstand vor rund zehn Jahren, weil die SP Schaffhausen damals nicht für den Ständerat antreten wollte. Mit der Gründung der AL verlor die SP aber nicht nur eine ganze Generation von pointiert linken Jungpolitikern, die nun in der Partei merklich fehlen, sondern sie erschuf sich auch, ohne es zu merken, eine Konkurrentin im Kampf um linke Stimmen: Bei Wahlen hat die SP seit 2003 an Terrain verloren, die AL aber hat jeweils zugelegt und nebenbei wichtige Schaltstellen im Machtgefüge SP besetzt. Im letzten Jahr gelang es der Kleinpartei sogar, der SP einen Stadtratssitz zu entreissen.

**Juso als Gegenmittel**
Wie aber konnte es dazu kommen? Stadtrat Peter Neukomm, der sich vor den Stadtratswahlen gegen eine Nomination von Simon Stocker ausgesprochen hatte, und Andres Bächtold, Präsident der Stadt-SP, nehmen Stel- lung zu dieser Entwicklung und erklären, wie die Partei das Ruder herumreissen will. Grundtenor dabei: Während nach wie vor die Gemeinsamkeiten mit der AL herausgestrichen werden, sollen die Jungsozialisten in Zukunft die entstandenen Lücken in der Partei schliessen.

**Hört die Signale**

*Leitartikel*

Der gefährlichste Gegner ist der, den man nicht erkennt: Davon kann die FDP ein Lied singen, welche die erstarkende SVP lange als Juniorpartner betrachtete und plötzlich feststellen musste, dass sich die Kräfteverhältnisse deutlich verschoben hatten. Der Schaffhauser SP droht derzeit die gleiche Entwicklung mit ihrem vermeintlichen Juniorpartner, der Alternativen Liste: Fast 4 Prozent und zwei Sitze hat die SP bei den letzten Grossstadtratswahlen verloren, gleichwohl betonte sie, dass «die Linke insgesamt» zugelegt habe. Gemeint ist damit vor allem die Alternative Liste (AL), die ihren Wähleranteil erneut ausbauen konnte. Dass dies schon länger auf Kosten der SP geschieht, will man bei der SP zumindest offiziell noch immer nicht richtig wahrhaben. Und die AL hat keinen Grund, ihr das nochmals zu sagen, zumal das aus ihrer Sicht schon immer klar war: Die AL wurde 2003 explizit als Alternative und nicht als Ergänzung zur SP gegründet. Bei der SP betrachtete man die AL aber als Gratis-Treibnetz am linken Rand und wartete darauf, dass der Fang in der eigenen Partei landet. Ein Fehlentscheid, denn die Dynamik der Jungpartei wurde unterschätzt und konkurrenziert die SP zunehmend. Die Zahlen: Anfang der Siebzigerjahre kam die SP Schaffhausen bei Parlamentswahlen auf einen Wähleranteil von 32,4 Prozent, bis kurz nach der Jahrtausendwende lag der Anteil noch bei über 27 Prozent. Seit dem Aufkommen der AL ist die SP auf 23 Prozent (2008) und 21 Prozent (2012) gefallen. Einer, der die Signale längst gehört hatte, war Stadtrat Peter Neukomm: Er hatte die Konkurrenz durch die AL bereits vor den Stadtratswahlen erkannt und an einer Parteiversammlung erfolglos beantragt, auf eine zusätzliche Nomination von AL-Kandidat Simon Stocker zu verzichten. Es kam anders, die SP empfahl auch Stocker und verlor einen Stadtratssitz an die AL.
Der Abstieg der SP war keineswegs zwingend, denn die Ausgangslage war mehr als gut: Exzesse in manchen Privatunternehmen offenbarten die Schwächen der ungezügelten Marktwirtschaft und erschütterten das Vertrauen auch bürgerlicher Wähler. Lange als unnötig verworfene Sparbemühungen wurden durch die aufziehende Schuldenkrise verstärkt, die noch dringenderen Haushaltssanierungen mit Abstrichen auf allen Ebenen bildeten den idealen Nährboden für linke Ideen. Aber die SP überliess dieses Feld der AL: Mit Energie und Begeisterung mobilisierte die AL bei den Jungen und gewann darüber hinaus Sympathien bei den Älteren. Die Partei kämpfte engagiert gegen Stadtbildverordnung und Videoüberwachung. Sammelte Unterschriften, reichte eine Initiative ein, kandidierte für fast jedes Mandat. Mindestens so wichtig: Zentrale Positionen, die bis anhin in der Hand der SP lagen, wurden kampflos der AL überlassen. Heute ist AL-Vordenker Florian Keller Präsident des Gewerkschaftsbundes Schaffhausen, Sektionschef der Unia Schaffhausen und damit der wohl wichtigste Arbeitnehmervertreter der Region. In der «Schaffhauser az», ehemals das erweiterte SP-Kader, sitzen heute AL-Mitglieder und berichten ausführlich über die Anliegen und Aktionen ihrer Parteikollegen. Die SP hat auch dort das Nachsehen. Zurückgelehnt beobachtete die SP in den letzten Jahren, wie innerhalb der FDP erbittert gestritten wurde, wie im Freisinn Junge und Alte um den Kurs der Partei rangen. Ganz vergessen ging dabei, dass dieser Konflikt in der SP ausblieb, weil ihre Jungen längst bei der AL waren. Der Ursprung der AL ist auch der Ursprung des Abstiegs der Schaffhauser SP: eine gewisse Müdigkeit. Hans-Jürg Fehr wagte es 2003 nicht, für den Ständerat zu kandidieren, und wurde damit zum Gründer der AL, die genau zu diesem Zweck geschaffen wurde. Die Chancen Fehrs im Ständeratsrennen wären nicht besonders gut gewesen, doch indem die Partei sein gemütliches Verbleiben im Nationalrat – wohl auch als Anerkennungsgeschenk für geleistete Dienste – zuliess, verlor sie nicht nur die Jungen, sondern blockierte auch die zweite Reihe: Statt dass die einsatzfreudige und talentierte Martina Munz als neues SP-Zugpferd im Nationalrat die Zukunft einläuten konnte, band man ihre politische Energie mit dem Parteipräsidium. Statt neue Akzente zu setzen, muss sie den SP-Laden hüten. Will die SP nicht noch weiter verlieren, muss sie die Müdigkeit abschütteln und für Junge wieder attraktiv werden: Mit der Juso soll sich das wieder ändern, allerdings hinkt man der Konkurrenz ganze zehn Jahre hinterher. Aber vielleicht hat man die Signale ja gehört: Am 1. Mai spricht Juso-Kantonsrätin Seraina Fürer auf dem Fronwagplatz. 2010 war das noch AL-Politikerin Susi Stühlinger.

#Notizen zu Namen

27. April 2013 | Wenn der Juniorpartner Konkurrent wird

Schaffhauser Nachrichten
von Erwin Künzi

Als die letzten Resultate des Wahlherbstes 2012 am 28. Oktober bekannt gegeben wurden, stand es fest: Neben der FDP gehörte die Sozialdemokratische Partei (SP) zu den grossen Verlierern, während der Juniorpartner der SP, die Alternative Liste (AL), sich als Siegerin feiern lassen konnte. Die AL-Bilanz war eindrücklich: In den Schaffhauser Stadtrat wurde mit Simon Stocker zum ersten Mal ein AL-Vertreter gewählt, während der von Peter Käppler gehaltene zweite SP-Sitz verloren ging. Im Kantonsrat wie im grossen Stadtrat gewann die AL Mandate, während die SP verlor.

**Parteiprogramm beim Picknick**
Wie konnte es so weit kommen, dass aus dem Juniorpartner ein Konkurrent wurde? Und warum entstand überhaupt links von der SP eine neue Partei? Die Schuld daran trägt, wenn man so will, SP-Nationalrat Hans-Jürg Fehr. Blenden wir zehn Jahre zurück, ins Jahr 2003, ein Jahr, in dem National- und Ständeratswahlen anstanden. Im März gab die SP bekannt, sie wolle bei den Ständeratswahlen nicht gegen die beiden Bisherigen Peter Briner (FDP) und Hannes Germann (SVP) antreten. Dieser Beschluss kam nicht zuletzt deshalb zustande, weil Hans-Jürg Fehr, der aussichtsreichste Kandidat der SP, nicht vom National- in den Ständerat wechseln wollte, da an diesem Wechsel vier Jahre vorher bereits die sehr populäre SP-Nationalrätin Ursula Hafner gescheitert war. Diesen Entscheid der SP wollten die beiden Freunde Florian Keller, damals SP-Mitglied, und Christoph Lenz nicht hinnehmen. «Wir wollten die Mutlosigkeit der Linken nicht akzeptieren und beschlossen, selber für den Ständerat zu kandidieren», erinnert sich Christoph Lenz, der dann 2004 für die AL in den Grossen Stadtrat gewählt wurde. Um ihre Kandidaturen abzustützen, stellten sie eine Partei, die AL, auf die Beine. «Da haben sich zwei, drei Freundeskreise zusammengefunden, die im Ausgang auch über Politik diskutierten. Wir haben dann beim Bröötle im Schaaren das Parteiprogramm der AL geschrieben», so Lenz. Ende Juli 2003 stellte die junge Partei sich und ihr Programm an einer Medienkonferenz der Öffentlichkeit vor. Der Rest ist, wie man so schön sagt, Geschichte (siehe Artikel auf dieser Seite).

**AL auch in Gewerkschaftsbewegung**
Die AL konnte in den folgenden Jahren Wähleranteile und Mandate gewinnen und 2012 ihren bisher grössten Erfolg feiern. Doch damit nicht genug: Die AL gewann auch Einfluss bei der Gewerkschaftsbewegung (Präsident des Gewerkschaftsbundes Schaffhausen ist AL-Kantonsrat Florian Keller)und in der Redaktion der «Schaffhauser AZ» (die meisten jüngeren Redaktionsmitglieder gehören der AL an). Dies alles geschah zum grössten Teil auf Kosten der SP. Was lief aus Sicht der SP schief? Einer, der den Aufstieg der AL genau beobachtet und sich auch Gedanken zum Verhältnis SP/AL gemacht hat, ist Peter Neukomm. Er wurde letztes Jahr mit dem Bestresultat wieder in den Stadtrat und mit einem Glanzergebnis neu in den Kantonsrat gewählt; ihm werden gute Chancen als Nachfolger von Stadtpräsident Thomas Feurer attestiert. Für das schlechtere Abschneiden der SP bei den letzten Wahlen sieht er drei Gründe. Da war erstens die Besetzung der SP-Listen. «Nachdem verschiedene engagierte und profilierte SP-Parlamentarier nicht mehr zur Wahl angetreten waren, gelang es nicht, sie auf den Listen gleichwertig zu ersetzen. Wir haben es nicht geschafft, genügend zugkräftiges Personal zu nominieren, um so unser volles Wählerinnen- und Wählerpotenzial auszuschöpfen.» Den zweiten Grund sieht er bei der AL selbst: «Mit dem Bonus der jungen, neuen und unverbrauchten Partei gelang es ihr, die Wählerschaft besser zu mobilisieren. Davon haben früher auch andere neue Parteien, vom Jupa bis zum Grübü, profitiert.» Die SP hingegen sei als Traditionspartei wahrgenommen worden; sie habe auch andere, schwerfälligere Strukturen, die ein spontanes Politisieren erschweren würden. «Wir können nicht wie die AL am Frühstückstisch in der WG mal rasch eine Volksinitiative beschliessen», meinte Neukomm. Die SP habe diese Probleme aber erkannt und bereits in Klausurtagungen im Kanton wie in der Stadt besprochen und entsprechende Massnahmen eingeleitet. Der dritte Punkt liegt laut Neukomm in der Aussendarstellung der SP: «Es ist uns zu wenig gelungen, unsere gute Arbeit zu verkaufen, im Gegensatz zur AL.» Als Beispiel nannte Neukomm die Volksinitiative zur Verbilligung der Krankenkassenprämien. Diese wurde von der SP unterstützt, die auch kräftig dafür Unterschriften sammelte. In der öffentlichen Wahrnehmung war sie aber eine AL-Initiative, und es war vor allem die AL, die sich nachher im Abstimmungssieg sonnen konnte.

**Juso als Hoffnung**
Für die Zukunft der SP ist Peter Neukomm allerdings nicht bang. «Die SP befindet sich in einem Generationenumbruch. Uns fehlt zwar zum Teil das Alterssegment, das die AL besetzt, aber mit den Jungsozialisten haben wir sehr junge, aktive und gute Leute; sie sind unsere Zukunft.» Er betont, dass SP und AL sich politisch nahe stehen, bei der Verfolgung gemeinsamer Ziele gut zusammenarbeiten und dabei auch aufeinander angewiesen sind. Trotzdem müssten auch die Unterschiede der beiden Parteien für den Wähler erkennbar sein. Das heisse vor allem für die SP, dass sie wieder vermehrt ihr Profil schärfen und von Fall zu Fall prüfen müsse, ob und wie sie mit der AL zusammenarbeiten wolle. «Das ist keine einfache Situation, aber ich bin überzeugt, dass wir sie bewältigen werden», sagte Peter Neukomm. Bei der SP-Versammlung zur Stadtratswahl hatte sich Neukomm übrigens gegen die Unterstützung des AL-Kandidaten ausgesprochen. Das geschah aber aus grundsätzlichen Überlegungen, unabhängig von der Parteizugehörigkeit und der Person des Kandidaten, da Neukomm der Meinung ist, die SP solle bei Exekutivwahlen keine Kandidaten anderer Parteien unterstützen, wenn sie eigene im Rennen hat.


**In knapp zehn Jahren in Parlamente und Ämter**

*Seit es die AL gibt, gewinnt sie an Stärke, gleichzeitig verliert die SP deutlich an Unterstützung.*

Als SP-Nationalrat Hans-Jürg Fehr im Jahr 2003 den Sprung in den Ständerat nicht einmal versucht, finden sich rund 50 junge Leute zu «einer Alternative zur SP» zusammen und schicken mit Christoph Lenz und Florian Keller gleich zwei Kandidaten ins Rennen. Die beiden bleiben auch weiterhin prägend für die AL.
Mit je rund 4000 Stimmen erreichen die beiden zwar nur einen Viertel der Unterstützung von Peter Briner oder Hannes Germann, aber schon damals verfolgt die Partei mit ihrer Kandidatur auch ein anderes Ziel: Der Ständeratswahlkampf solle als Durchlauferhitzer für die anstehenden Kantonsratswahlen dienen. Und die Rechnung geht auf: 2003 erhält die AL knapp 2 Prozent der Stimmen und damit einen ersten Kantonsratssitz, der mit Florian Keller besetzt wird. Noch erfolgreicher ist die Partei in der Stadt: Auf Anhieb entfallen 5,18 Prozent der Parteistimmen auf die AL, die Partei gewinnt zwei Sitze im Grossen Stadtrat. Nach Rücktritten wird dort 2007 auch Simon Stocker nachrücken und erstmals politisch in Erscheinung treten.
In der Folge wehrt sich die Partei zusammen mit Jungfreisinn und Junger SVP gegen die sogenannte Stadtbildverordnung (2005), stellt sich gegen die Videoüberwachung (2008), während die SP den Kameras zustimmt.
Die Wahlen 2008 sind der Lohn der Arbeit: Im Kantonsrat vereinigt die AL 4,1 Prozent der Stimmen. Drei Vertreter schickt die Partei nun in den Kantonsrat, analog dazu legt die Partei auch in der Stadt zu und kann mit über 7 Prozent auch dort mit drei Grossstadträten mitreden. Gleichzeitig schafft Simon Stocker den Einzug in den Stadtschulrat. Allerdings: Das Wahljahr 2008 ist mit der Einführung des Wahlsystems des Doppelten Pukelsheim ein Übergang zu einem System, das den Kleinparteien zugutekommt und gleichzeitig eine Zäsur markiert: Die SP verliert kantonal rund 2 Prozent Stimmen, in der Stadt sind es fast 4 Prozent. Das Wahljahr 2012 bringt schliesslich den Durchbruch für die AL: Im Kanton erreicht sie 7,48 Prozent (5 Sitze), in der Stadt 11,3 (4 Sitze). Ausserdem wird Simon Stocker auf Kosten der SP in den Stadtrat gewählt, Till Aders schafft den Sprung in den Schulrat. Doch nicht genug: Die Prämienverbilligungs-Initiative, bei der die AL als treibende Kraft auftritt, wird Ende 2012 vom Volk gutgeheissen. (rob)


**Fuss wieder reinbekommen**

*Nachgefragt Andres Bächtold, Präsident SP Stadt*

Interview von Robin Blanck

*Wie hat sich das Verhältnis der SP zur AL seit der Gründung verändert?*
Andres Bächtold: Anfangs war man erstaunt und abwartend, inzwischen hat sich eine gute Zusammenarbeit entwickelt. Von einzelnen Disputen abgesehen ist das Verhältnis nach wie vor unverkrampft und gut.

*Die AL sitzt im Kantonsrat und im Grossen Stadtrat inzwischen nicht mehr mit der SP in einer Fraktion, sondern hat jeweils eigene Fraktionen. Während die AL in der Stadt gegen den Landverkauf Hohberg kämpft, ist die SP dafür. Bei den Stadtrats-wahlen hat die SP einen Sitz an die AL verloren. Die AL schwächt die SP.*
Nein, das denke ich nicht. Es bestehen ja in beiden Räten Fraktionsgemeinschaften, das Verhältnis ist unbelastet. Das Problem bei der SP ist, dass die mitteljunge Generation fehlt, was insbesondere bei der Parteiarbeit und der Besetzung von Parteiämtern spürbar ist. Gegen aussen spielt das eine untergeordnete Rolle, die Zusammenarbeit in den Räten, aber auch mit Simon Stocker, ist aus meiner Sicht gut. Wir vertreten mit geringen Unterschieden auch die gleichen Werte. Die AL kann heute forscher dreinfahren als eine Traditionspartei, das ist ihr Vorteil und macht sie attraktiv für neue, junge Wählerschichten.

*Hat die SP es nicht verpasst, die jungen Linken in die Partei zu holen, als die AL entstand?*
Das ist im Nachhinein schwierig zu beantworten. Wesentliche Exponenten der AL waren damals in der SP und hätten sich einbringen und integrieren können. Dass es Abspaltungen gibt, ist nichts Neues, so ist etwa auch die Poch entstanden. Die Situation wird sich für die SP auch wieder einrenken: Als alte Partei wird sie sicher überleben. Ob der AL das gelingt, muss sie zuerst noch beweisen, denn bisher haben andere Linksparteien das nicht geschafft. Wir arbeiten intensiv daran, die ganz junge Generation in die SP zu integrieren, und ich denke, wir sind auf gutem Weg.

*In den letzten beiden Parlamentswahlen hat die SP jeweils etwa so viel Wähleranteil verloren, wie die AL gewonnen hat. Ist es Ihnen egal, dass die SP an Terrain verliert?*
Nein, aber die AL hat mehr gewonnen, als wir verloren haben: Insgesamt hat die Linke zugelegt und ist jünger geworden in den Parlamenten. Ich sehe das positiv. Dass es in gewissen Bereichen Differenzen gibt, ist ein Generationenproblem, aber nicht weiter schlimm. Man darf nicht vergessen: Für die AL wird es mit ihren Exekutivmandaten im Stadtrat und im Schulrat nun auch schwieriger zu politisieren.

*Die AL hat heute mit Florian Keller bei den Gewerkschaften einen wichtigen Posten besetzt, in der «Schaffhauser AZ», früher ein reines SP-Sprachrohr, schreiben AL-Mitglieder über die Vorstösse und Aktionen ihrer Parteikollegen, interviewen diese und kommentieren das Ganze noch. Hat die SP nicht wichtige Schaltstellen verloren?*
Das haben wir durchaus zur Kenntnis genommen. Auch daran arbeiten wir.

*Was heisst das?*
Wir müssen dafür sorgen, dass wir den Fuss dort wieder reinbekommen. Vorübergehend werden wir das aber wohl der aktiveren AL überlassen müssen und von aussen Einfluss zu nehmen versuchen.

#Notizen zu Namen

26. April 2013 | Steiner Hausarztpraxis ist künftig im Besitz der Spital Thurgau AG

Schaffhauser Nachrichten
von Edith Fritschi

Der Steiner Hausarzt Georg Schlatter hat das Nachfolgeproblem für sich gelöst: Ende Juni 2014 will er mit Praktizieren aufhören; er hat lange erfolglos nach einer Nachfolge gesucht. Weil es ihm mit dem Modell Gemeinschaftspraxis, das in Stein am Rhein auf gutem Weg ist und wofür er sich mit den Kollegen Andreas Dieterle und Gerhard Schilling eingesetzt hatte, offenbar zu langsam voranging, klopfte er bei der Spital Thurgau AG an. Diese wird die Praxis Mitte 2014 übernehmen. Er befinde sich damit in einer Schrittmacherrolle, schreibt er. Denn auch mit der Fertigstellung eines Gemeinschaftszentrums in Stein am Rhein seien längst nicht alle Probleme wie die Personalrekrutierung gelöst. Zudem bremse dies die Krankenkassen, die Kantonsgrenzen immer noch als Hindernis sähen. In Stein am Rhein ist man über Schlatters Entschluss nicht glücklich. Der Entscheid komme eher überraschend und sei bedauerlich, sagte Stadtpräsidentin Claudia Eimer. Und die Schaffhauser Gesundheitsdirektorin Ursula Hafner-Wipf ist brüskiert, dass sie alles erst erfuhr, nachdem die Verträge unterzeichnet waren. «Ich habe den Thurgauer Gesundheitsdirektor Bernhard Koch erst kürzlich getroffen, und er hat nichts gesagt. Das ist enttäuschend.» So habe man keine Handlungsmöglichkeiten gehabt. Das Vorgehen sei legitim, aber nicht kollegial. Natürlich hätte man sonst die Option einer Übernahme geprüft, da die Steiner dem Schaff- hauser Rettungsdienst angeschlossen seien, sagte sie.


**«Für Kooperation und Gespräche offen»**

*Die Praxis des Steiner Hausarztes Georg Schlatter wird von der Spital Thurgau AG übernommen. Darüber herrscht aber nicht nur eitel Freude.*

Es war ein eigentlicher Überraschungscoup. «Auch wir sind einigermassen überrascht, dass Georg Schlatter an die Spital Thurgau AG verkauft», sagt Stadtpräsidentin Claudia Eimer. Der Stadtrat habe die Nachricht von den anderen beiden Steiner Hausärzten erfahren. Bisher sei man immer davon ausgegangen, dass alle drei Hausärzte hinter der Lösung der neuen Gemeinschaftspraxis ständen. Und erst vor Kurzem konnte der Steiner Stadtrat mitteilen, dass diese an der Chline Schanz geplant sei (vgl. auch separaten Artikel).

Das oberste Ziel der Stadt sei es, die medizinische Versorgung der Bevölkerung sicherzustellen, und zwar mit einer Praxis rechts des Rheins. «Mit unserem Projekt klappt das auch», sagt Eimer. Bedauerlich finde sie nur, dass Georg Schlatter sich ausgeklinkt und seine Praxis verkauft habe. Gerade Schlatter habe immer darauf gepocht, dass möglichst bald etwas passieren müsse. Die Zeit dränge. «Nun haben wir eine Lösung mit vollem Tempo vorangetrieben und sind schon sehr weit», konstatiert Eimer. Deshalb ist für sie die neueste Situation eher enttäuschend. Georg Schlatter, der sich gestern auf einer Fortbildung befand, war nicht für eine Stellungnahme zu erreichen. Per Mail wurde aber ein Argumentarium übermittelt, womit er die Entscheidung für die Spital Thurgau AG als Nachfolger begründete. Das Projekt Gemeinschaftspraxis in Stein am Rhein, heisst es dort, werde vermutlich nicht bis zum 1. Juli 2014 fertiggestellt. Zu diesem Termin aber möchte Schlatter aufhören, und er sei, schreibt er weiter, für die Zeit danach bereits andere Verpflichtungen eingegangen. Ergo hätte er das Personal auf die Strasse stellen müssen, und die Patienten hätten in die Röhre geguckt.

**Es gäbe eine Übergangslösung**
«Stimmt so nicht ganz», meint sein Kollege Andreas Dieterle: «Wir haben eine Übergangslösung vorgeschlagen, wie wir den Betrieb für die Patienten auch danach sichern könnten.» Dies zusammen mit Hausarzt Gerhard Schilling. Nun hat Schlatter für sich aber einen Weg gefunden, der garantiert, dass seine Praxis in den nächsten vier Jahren weitergeführt wird. «Wir wissen das seit etwa zwei Wochen», sagt Dieterle. Zwar habe Schlatter bei dem Gemeinschaftspraxisprojekt mitgemacht, aber seit Längerem angedeutet, dass er noch nach anderen Lösungen suche. Die Spital Thurgau AG könne aus einem grösseren Pool von Bewerbern den oder die Geeignetsten auswählen, begründet Schlatter seinen Entscheid zu verkaufen; zudem sei durch die Nähe zum Spital Gewähr für eine qualitativ hochstehende, wissenschaftlich fundierte Medizin geboten. «Wir können Schlatters Gründe akzeptieren», sagt Dieterle. «Was wir aber in den falschen Hals bekommen haben, ist, dass ausgerechnet die Spital Thurgau AG die Praxis übernimmt. «Das ist ein Affront.» Als Reaktion darauf werde man die Zusammenarbeit mit den Spitälern Schaffhausen intensivieren, betont Dieterle. «Wir habe nun eine klare Konkurrenzsituation. Auch wenn seitens der Spital Thurgau AG betont wird, dass die Leute die freie Wahl haben, wird man dort sicher stärker zum Zuge kommen.» Er vermutet zudem, dass die Praxis Schlatter später der Praxis Lang & Spycher in Eschenz einverleibt und diese damit vergrössert wird.

**Durchlässiges Gebiet**
«Darüber haben wir uns bisher keine Gedanken gemacht», sagt Marc Kohler, CEO der Spital Thurgau AG. «Das ist reine Spekulation.» Er betont, dass nicht die Spital Thurgau AG auf Schlatter zugegangen sei, sondern umgekehrt Schlatter die Spital Thurgau AG angefragt habe. «Nachdem er seit Jahren nach einer Nachfolgelösung gesucht und keine gefunden hat, fragte er bei uns an», sagt Kohler. «Weil es Sinn macht, da auch gut die Hälfte von Schlatters Patienten aus dem Thurgau stammt, haben wir zugesagt.» Aber es sei nicht die Politik der Spital Thurgau AG, aktiv Praxen zu rekrutieren, sagt Kohler. «Ebenso wenig betrachten wir es als Affront gegenüber Schaffhausen. Für uns muss eine integrierte Versorgung gewährleistet sein.» Man engagiere sich überdies, damit es künftig überhaupt noch Hausarztpraxen gebe, sagt er. «Wir agieren in einem durchlässigen Gebiet. Viele Patienten aus Stein kommen jetzt schon in den Thurgau, und Thurgauer gehen nach Schaffhausen.» Da spielten Kantonsgrenzen keine Rolle. «Im Übrigen sind wir für Kooperation und Gespräche mit den anderen Hausärzten offen», betont Kohler.


**Gemeinschaftspraxis : Vertrag unterzeichnet, Projekt auf gutem Weg**

Wie im ganzen Kanton steht es auch in Stein am Rhein mit der Nachfolge für die praktizieren- den Hausärzte nicht zum Besten. Deshalb luden die Steiner Ärzte im April letztes Jahr zu einem Podiumsgespräch über die Zukunft der ärztlichen Grundversorgung ein (SN vom 20. April 2012). Mit dabei war auch Regierungsrätin Ursula Hafner-Wipf. Die Situation mit drei Praxen in Stein am Rhein sei zwar noch komfortabel, dürfte sich aber spätestens 2014 verschärfen, wenn Gerhard Schilling und Georg Schlatter aufhörten, hiess es damals. Und wenn Andreas Dieterle voraussichtlich 2016 aufhöre, müsse etwas geschehen. Gemeinsam suchte man dann nach Lösungsmodellen und kam auf die Variante Gemeinschaftspraxis, was alle drei Ärzte unterstützten. Der Steiner Stadtrat teilte vor Kurzem mit, dass man von der Ärztekasse, einer Genossenschaft von Schweizer Ärzten, die Zusicherung habe, dass sie den Praxisbetrieb an der Chline Schanz führen werde (SN vom 15. April 2013). «Die Verträge sind unterschrieben», sagte Stadtpräsidentin Claudia Eimer. In dieser Praxis würden nun Andreas Dieterle und Gerhard Schilling arbeiten, bestätigte Dieterle gegenüber den SN, dies in Teilzeit oder mehr. «Und wir werden das Projekt vonseiten des Kantons kräftig unterstützen», sagte Regierungsrätin Ursula Hafner-Wipf, die bedauert, dass Georg Schlatter nicht mehr dabei ist und seine Praxis an die Spital Thurgau AG verkauft hat. (efr.)

#Notizen zu Namen

18. April 2013 | Georg M. Frey

Schaffhauser Nachrichten

Georg M. Frey von Schaffhausen, zweisprachiger Master in Wirtschaftsrecht der Universitäten Basel und Genf, hat nach Praktika bei Bär & Karrer AG, Rechtsanwälte, Zürich und am Bezirksgericht Horgen die als sehr anspruchsvoll geltende Anwaltsprüfung des Kantons Zürich bestanden. Wir gratulieren herzlich und wünschen dem jungen Rechtsanwalt alles Gute für seine berufliche Laufbahn, die ihn ab 1. Mai 2013 wieder zur renommierten Zürcher Wirtschaftskanzlei Bär & Karrer AG führen wird.

#Notizen zu Namen

4. April 2013 | Rattern des Projektors ist Musik

Schaffhauser AZ
Peter Pfister

Seit einem guten Jahr können Ton-Nostalgiker im Internet das «Museum of Endangered Sounds» besuchen. Die Töne von Schreibmaschine und Telefonwählscheibe, das Rattern des Filmprojektors, ja sogar der erste Nokia-Klingelton sind alle verstummt und können dort online abgerufen werden. Die technische Entwicklung scheint immer schneller voranzuschreiten,
dabei bleiben manche Qualitäten der alten Technologien auf der Strecke. Diese Tatsache provoziert Gegenbewegungen. Eine davon ist die Wiedergeburt der tot geglaubten Vinylplatte. Eine andere bilden Kinofreaks, die auf die alte Projektionstechnik schwören, welche durch die laufende Digitalisierung der hiesigen Kinosäle immer mehr verdrängt wird.
Einer dieser Filmliebhaber ist der Schaffhauser Lars Wicki. Wicki ist nicht etwa ein alter Kinooperateur wie Alfredo in Giuseppe Tornatores berühmtem Film «Nuovo Cinema Paradiso», sondern ein 18-jähriger Kantonsschüler, der durchaus mit der neuen digitalen Technik umzugehen weiss, arbeitet er doch immer wieder im Kino Kiwi als Filmoperateur.

**Kino im Keller**
Zu Hause hat er mit Hilfe des Partners seiner Mutter in den letzten zwei Jahren einen Kellerraum zu einem kleinen Kinosaal mit einer drei Meter breiten und ein Meter vierzig hohen Leinwand und zwei bequemen Sofas umgestaltet. Prunkstück ist ein voll funktionstüchtiger italienischer 35-Millimeter-Kinoprojektor der Marke Cinemeccanica aus dem Jahr 1996.
Wieso steht ein 18-jähriger auf eine Technik aus dem letzten Jahrhundert? «Ich bin ganz einfach fasziniert davon, liebe es, den Filmstreifen beim Einspannen zu spüren, und das Rattern des Projektors ist Musik in meinen Ohren», erklärt Wicki. Bei der neuen digitalen Technik falle das alles weg. Das Bild sei glasklar, es fehlten das leichte Flimmern und die durchs wiederholte Abspielen entstandenen Abnützungsspuren. «Das entbehrt einfach jeglicher Magie, das ist für mich kein Kino mehr», sagt er mit Überzeugung in der Stimme.
Wie denn diese Passion fürs Kino begonnen habe, wollen wir vom jungen Mann wissen. «Meine Grossmutter besass sehr viele Super-8-Filme», erinnert er sich. «Das interessierte mich, ich kaufte mir bald auf Ebay einen alten Projektor und begann, selber Filme zu projizieren. Im Kino konzentrierte ich mich weniger darauf, was sich vorne auf der Leinwand abspielte, sondern wandte immer wieder fasziniert den Blick nach hinten zum magischen Lichtstrahl, der all die Illusionen nach vorne auf die Leinwand warf.» In der sechsten Klasse liess ihn ein Operateur im Kinepolis erstmals einen Blick in die Projektionskabine werfen. «Ich fühlte mich wie im Himmel», strahlt Lars Wicki. Erst drei Jahre später durfte er wieder in die Kabine und zum ersten Mal Filmmaterial in die Hand nehmen. «Ich glaube, da war es endgültig um mich geschehen», sagt Wicki. Sein bald darauf in der Sekundarschule zum Thema gehaltener Vortrag habe auf jeden Fall nicht mehr enden wollen, ein deutliches Zeichen von Angefressensein.

**Kinooperateur im Kiwi**
Sein Wunsch, im Kinepolis als Operateur arbeiten zu dürfen, sei ihm damals mit dem Hinweis auf sein jugendliches Alter verwehrt worden. Bald darauf durfte Lars Wicki sich aber als Praktikant im Kino Kiwi nützlich machen und hat dabei vieles gelernt, was er seit dem Erreichen des 18. Altersjahrs nun als Operateur im selben Kino gebrauchen kann. Wicki half vor kurzem auch mit bei der Umrüstung des Kinos Kiwi auf das digitale Zeitalter. Besonders freut es ihn, dass in beiden Kinosälen ein herkömmlicher Filmprojektor stehen geblieben ist. Die grosse alte 35-Millimeter-Projektionsmaschine, welche heute das Entrée des Kinos ziert, ist übrigens die erste, welche Lars Wicki besass. Es ist ebenfalls eine italienische Maschine der Marke Cinemeccanica, allerdings aus den 40er Jahren. «Alleine der Reader für die Tonspur hätte mich mehr gekostet als die Maschine, die ich heute installiert habe», meint Wicki.
Um eine neuere Maschine zu finden, habe er im Internet auf dem Filmvorführerforum eine Suchanzeige aufgegeben. «Nach vier Monaten meldete sich ein Kinooperateur aus Deutschland, wo ein Kino digitalisiert wurde. Wir wurden bald handelseinig», erzählt Wicki. Mit einem Spezialtransport kam die 182 Kilogramm schwere Maschine einige Wochen später heil in Schaffhausen an. Ganz unversehrt war sie allerdings nicht: «Beim Ausbau im Kino herrschte scheinbar ein Chaos, und alles musste husch-husch gehen. Statt sämtliche Kabel ordentlich zu lösen, wurden viele einfach durchgeschnitten», seufzt Lars Wicki. So stand er etwas ratlos vor einem riesigen Kabelsalat und hatte keine Ahnung, was wohin gehörte. «Das Einzige, was funktionierte, war der FI-Schutzschalter. Mit anderen Worten: Es hat mir immer wieder die Sicherungen rausgehauen.» Zum Glück half ihm ein befreundeter Elektroingenieur, ebenfalls ein Kinofreak, die Kabel wieder richtig anzuschliessen. Dabei lernte Wicki wieder eine Menge hinzu. Heute gebe es nur noch gelegentlich kleinere Probleme mit dem Projektor.

**James Bond und Heidemarie**
Der Filmfreak freut sich darauf, bald vermehrt Freunde und Bekannte in seinem ausgebauten Heimkino willkommen zu heissen. Allerdings sei sein Repertoire noch etwas dürftig. Lars Wicki nennt nämlich erst zwei Langspielfilme sein eigen: eine Kopie des James Bond-Streifens «Der Spion, der mich liebte», und die Johanna-Spyri-Verfilmung «Heidemarie» mit Gustav Knuth in einer Hauptrolle. Er sei noch auf der Suche nach weiteren Unterhaltungsfilmen, sagt der frischgebackene Kinobesitzer. Im Internet würden 35-Millimeter-Kinofilme heute je nach Qualität zu Preisen zwischen 130 bis 300 Euro angeboten.
Obwohl sich seine Leidenschaft am Kino und an der Projektionstechnik entzündet hatte, drehte Lars Wicki auch selber schon früh einige kleinere Filme, allerdings mit einer Digitalkamera. Und er plant nach Abschluss der Kantonsschule den Film auch zum Thema seines Studiums zu machen, sei es an der Zürcher Hochschule für Künste oder in München, wo er vor einigen Wochen mit der Kantonsschule im Fach Kommunikation und Medien einen interessanten Einblick in die Bavaria-Filmstudios gewinnen durfte.



Jetzt heisst es: Film ab! Lars Wicki beim Scharfstellen in der Projektionskabine.
Foto: Peter Pfister



Das Heimkino im Keller ist bequem und zweckmässig eingerichtet.
Foto: Peter Pfister

#Notizen zu Namen

4. April 2013 | Ein Pionier des Gewässerschutzes

Schaffhauser Mappe Magazin 1/2013
Max Ruh

Geboren wurde Otto Jaag im Jahre 1900. Er wuchs zusammen mit zwei Brüdern in Beringen auf. Unter grossen Opfern ermöglichten die Eltern den intelligenten Knaben den Besuch der Kantonsschule. Der Wissenschaftler Ernst Kehlhofer begeisterte Otto Jaag für die Botanik. Weil für ein Studium das Geld fehlte, liess er sich als Lehrer ausbilden. Er unterrichtete während dreieinhalb Jahren an der Primarschule Beringen. Ein von zwei Gönnerfamilien zur Verfügung gestelltes Darlehen ermöglichte Otto Jaag dann aber ein naturwissenschaftliches Studium an der Universität Genf, das er mit einer Dissertation über die Biologie des Algenpartners in der Flechtensymbiose mit Erfolg abschloss.
An der ETH Zürich fand er 1929 eine Anstellung als erster Assistent am Pflanzenphysiologischen Institut, wechselte aber nach drei Jahren an das Institut für spezielle Botanik. Hier entwickelte er bis zu seiner Ernennung 1952 zum Direktor der Eidgenössischen Anstalt für Wasserversorgung, Abwasserreinigung und Gewässerschutz (Eawag) eine überaus erfolgreiche wissenschaftliche Tätigkeit, die in vielen Publikationen ihren Niederschlag fand. Er habilitierte sich auf dem Gebiet der Hydrobiologie und Kryptogamenkunde und wurde 1941 zum Titular- und 1946 zum ausserordentlichen, 1963 zum ordentlichen Professor der ETH ernannt. 1937 führte ihn eine einjährige Forschungsreise nach dem damaligen Niederländisch-Indien.
Während der Kriegsjahre konzentrierten sich die wissenschaftlichen Arbeiten Otto Jaags speziell auf die Untersuchungen des Seegrundes der Schweizer Seen. Er wies den bedenklichen biologischen Zustand mancher Gewässer nach und legte damit die Basis für seinen über drei Jahrzehnte währenden Einsatz zugunsten des Wasserschutzes. Sein bevorzugtes Untersuchungsgebiet waren für ihn Rhein, Unter- und Bodensee. Als begnadeter Lehrer vermochte er seine Studenten auf unzähligen Exkursionen zu begeistern. Seiner Initiative ist es zu verdanken, dass 1949 eine Schweizerische Vereinigung für Gewässerschutz gegründet wurde, der Vertreter der Wissenschaft, der Wassserwirtschaft, der Hygiene und der Fischerei angehörten. Jaag stellte sich die Aufgabe, die Behörden und die Bevölkerung aufzuklären und sie von der Unerlässlichkeit eines allgemeinen Gewässerschutzes zu überzeugen. Unermüdlich warb er in unzähligen Vorträgen und Diskussionen überall für den wenig populären, weil kostspieligen Gewässerschutz.
Im Jahre 1948 wurden ihm die Organisation und die Durchführung des XI. Internationalen Kongresses für theoretische und angewandte Limnologie in Zürich übertragen. Der Kongress wurde zu einem vollen Erfolg. Jaag gründete und leitete viele Jahre die Föderation des europäischen Gewässerschutzes. Es war der Beginn seiner Expertentätigkeit in vielen internationalen Organisationen, vor allem in der Weltgesundheitsorganisation. 1955 wurde er Mitbegründer der Internationalen Arbeitsgemeinschaft für Müllforschung, deren Präsident er bis 1970 war.
Der Bund beauftragte im Jahre 1952 eine unter seinem Vorsitz stehende ausserparlamentarische Kommission mit der Ausarbeitung eines Entwurfs zu einem Verfassungsartikel und einem Bundesgesetz über den Gewässerschutz. 1953 stimmte das Schweizervolk dem Verfassungsartikel mit 81,4 Prozent zu, was weitgehend der Aufklärungsarbeit von Otto laag zu verdanken war.
Mit grossem Einsatz bemühte er sich um die Einrichtung einer Stiftung der Wirtschaft zur Förderung des Gewässerschutzes in der Schweiz, gedacht als eine Einrichtung zur Ergänzung der Aktionen der öffentlichen Hand. Gegründet wurde sie im Januar 1962. Zu den Aufgaben der Stiftung gehörte eine breit gefächerte Aufklärungsarbeit mittels populärer Artikel über das Wesen des Gewässerschutzes in all seinen Aspekten. Es wurden aber auch Stipendien an ETH-Studenten zum Weiterstudium in den USA gesprochen.
Nach seiner Ernennung zum Direktor des Eawag baute er das Institut zu einem international renommierten Zentrum aus, an dem Limnologen in Theorie und Praxis in Dübendorf und im Seeforschungslaboratorium in Kastanienbaum ausgebildet werden.
Sein Wirken, seine wissenschaftlichen und organisatorischen Leistungen erfuhren unzählige in- und ausländische Würdigungen und Ehrungen. Otto Jaag verstarb 1978 in Zürich.



Otto Jaag (1900-1978) setzte sich zeitlebens Für den Gewässerschutz ein.
Bild: Stadtarchiv Schaffhausen

#Notizen zu Namen

4. April 2013 | Hermann Freuler – Der erste Grüne

Schaffhauser Mappe Magazin 1/2013
Max Ruh

Zu Recht bezeichnete der Historiker Kurt Bächtold den Rechtsanwalt Hermann Freuler als den ersten Grünen unseres Kantons. Wie niemand vor ihm führte er einen unermüdlichen Kampf um die Bewahrung des Rheinfalls vor der Beanspruchung durch die Industrie. Im Jahre 1841 wurde er in Schaffhausen geboren, er besuchte das hiesige Gymnasium und gehörte zu den Gründern der Mittelschulverbindung Scaphusia. Seine juristischen Studien absolvierte er an den Universitäten in Heidelberg, München und Zürich und verbrachte vor Studienabschluss einige Monate in Paris. Heimgekehrt, eröffnete er Mitte der 1860er-Jahre das erste Anwaltsbüro in Schaffhausen. Das von seinem Grossvater ererbte Vermögen ermöglichte eine materielle Unabhängigkeit. Er gehörte 1866 zu den Mitbegründern der «Schaffhauser Zeitung», die in Opposition zu den beiden Tageszeitungen, dem «Intelligenzblatt» und dem «Tageblatt» stand. Als alleiniger Redaktor geisselte er in scharfem Ton den unkritischen Fortschrittsglauben der Liberalen und sah in der Erweiterung der Volksrechte Gleichmacherei und Vermassung. Da die liberal-konservative «Schaffhauser Zeitung» wenig Unterstützung fand, ging sie im Februar 1868 bereits wieder ein.
Im Jahre 1867 gelang Freuler der Sprung in den Kantonsrat. Damit begann für ihn eine politische Laufbahn, welche ihn während der kommenden Jahrzehnte, oft nur für kurze Zeit, zum Mandatsträger der meisten höhern Ämter ausser demjenigen des Regierungsrats machte. Wir finden ihn im Grossen, dann im Kleinen Stadtrat, er war Präsident der Einwohnergemeinde und wie schon erwähnt Mitglied des Grossen Rates, den er mehrfach präsidierte. Mit seinen Ideen war er seiner Zeit oft voraus. Zu seinen Lieblingsideen gehörte der Plan, die Rheinufer vor weitern Überbauungen zu schützen und eine durchgehende Quaistrasse anzulegen. Am 2. Dezember 1875 wählte ihn der Grosse Rat in den Ständerat. Mit seinem Antrag, eine eidgenössische Emissionsbank zu gründen, wurde er zum Vorkämpfer der erst später gegründeten Nationalbank. Aufsehen erregte er mit seiner Kampagne zur Wiedereinführung der Todesstrafe. 1879 legte er sein Mandat nieder. Seine neue Lebensaufgabe, der er sich mit ganzer Leidenschaft widmete, fand er in der Erhaltung des Rheinfalls als Naturwunder. Ausgelöst wurde sein Wirken durch das Konzessionsgesuch der Firma J. G. Nehers Söhne & Cie, welche am rechten Rheinfallufer zur Herstellung von Aluminium ein gewaltiges Turbinengebäude zur Energiegewinnung errichten wollte. Er schrieb zahlreiche Artikel im «Intelligenzblatt» gegen die befürchtete Verschandelung des Rheinfalls und publizierte Studien, die er 1888 unter dem Titel «Rhein und Rheinfall» als Buch veröffentlichte. Bei seinen Nachforschungen stiess er auf Dokumente, welche zeigten, dass früher der ganze Rhein von Langwiesen bis nach Neuhausen unter Schaffhauser Hoheit stand. Als es um die Erteilung einer Kraftwerkskonzession auf der Zürcher Seite ging, strengte er einen Prozess beim Bundesgericht an, der 1895 zugunsten Schaffhausens entschieden wurde. Im gleichen Jahr wurde Freuler als Nachfolger des verstorbenen Gustav Schoch, diesmal vom Volk, erneut in den Ständerat gewählt. Er kämpfte gegen den Beamtenstaat und die Verstaatlichung der Bahnen und schuf sich als Einzelgänger Gegner sowohl bei den Rechten als auch bei den Linken. Einen wertvollen Beitrag im Ständerat vermochte Freuler allerdings bei der Codifikation des schweizerischen Wasserrechts zu leisten. Von seiner lokalen Tätigkeit her galt er als Fachmann. Seine Erfahrungen hatte er 1874 erworben, als der Grosse Stadtrat von Schaffhausen beschloss, die allgemeine Wasserversorgung einzuführen. Er hatte sich damals in verschiedenen Ämtern für die Erschliessung der Quellen eingesetzt.
Ab 1888 führte er bis 1900 und nochmals von 1902 bis zu seinem überraschenden Tod im Jahre 1903 neben seiner Tätigkeit als Anwalt mit gewandter Feder die Redaktion des «Intelligenzblattes». Im Nachruf, den die Zeitung schrieb, stand zu lesen: «Mag in manchen Punkten Freuler in der Städtischen, kantonalen oder eidgenössischen Politik seine eigenen, von Vielen unverstandenen Wege gegangen sein – in einigen Punkten wird ihm auch ein Gegner die Anerkennung nicht versagen; sein Kampf für die Erhaltung des Rheinfalls wird unvergessen bleiben.»



Hermann Freuler (1841-1903) hat sich als Kämpfer für die Erhaltung des Rheinfalls unendliche Verdienste erworben.
Bild: Stadtarchiv Schaffhausen

#Notizen zu Namen

4. April 2013 | Schaffhausens andere Grüne

Schaffhauser Mappe Magazin 1/2013
Karl Hotz

Im Kanton Schaffhausen war und ist halt vieles anders. Das betrifft auch das Verhältnis der Parteien zu Fragen des Umweltschutzes im weitesten Sinn. Da ergaben sich in den letzten 60 Jahren Koalitionen, die in ihrer Art fast einmalig sind. Ein gedrängter Rückblick auf ein vielfältiges Thema.

**Rheinau als Auslöser**
Der Start des Schaffhauser Sonderzuges lässt sich zeitlich genau festlegen: Alles begann am 21. Januar 1951, als der freisinnige Politiker und spätere Ständerat Kurt Bächtold als Redaktor der «Schaffhauser Nachrichten» einen flammenden Artikel gegen das geplante Kraftwerk in Rheinau veröffentlichte. Dieses stand nach über 20-jähriger Planung kurz vor dem Bau. Bächtolds Aufruf, der durch den Stau eine Verschandelung des Rheinfalls befürchtete, hatte einen riesigen Erfolg – nicht zuletzt in seiner eigenen Partei. Oskar Bek, Fridolin Forster, Hans Minder (der Vater von Ständerat Thomas Minder), Arthur Uehlinger – das sind nur einige Namen von Mitstreitern, die zum Teil über Jahrzehnte den Kern eines grossen Umweltflügels in der Schaffhauser FDP bildeten. Aus dem Aufruf resultierte schliesslich eine eidgenössische Volksinitiative, welche die Konzession für das Kraftwerk rückgängig machen wollte. 1954 wurde sie überdeutlich abgelehnt. Nur gerade der Kanton Schaffhausen sagte Ja, alle anderen Stände lehnten ab. Die übrigen Schaffhauser Parteien waren skeptisch (SP) bis deutlich ablehnend (Bauern-, Gewerbe und Bürgerpartei, die heutige SVP). Mit dem Steiner Stadtpräsident Konrad Graf unterstützte aber auch ein prominenter BGBIer das Begehren öffentlich. Die FDP selber lehnte an einem Parteitag eine Ja-Parole mit 46 zu 43 Stimmen ganz knapp ab und entschloss sich zu einer Stimmfreigabe. Der Kampf um die Rheinau hatte verschiedene Folgen. So wurde etwa der Rheinaubund gegründet, über Jahre von FDPlern und später von Koni Graf präsidiert. Dieser Koni Graf, später SVP-Ständerat, war es übrigens auch, der 1979 Bundesrat Rudolf Gnägi auspfiff, als dieser am SVP-Parteitag das Nein zur ersten Atom-Initiative vertrat. Erst später wurde der Rheinaubund die Domäne von Linken und Grünen. Ein weiteres Kind der gleichen Gruppe war auch die Randenvereinigung, die sich erfolgreich gegen Pläne für Einödhöfe auf den Randenhöhen wehrte. Sie war ebenfalls über Jahre eine Domäne der Bürgerlichen.
Auch auf Bundesebene blieb der Rheinaubund aktiv. Eine zweite Initiative wollte das Volk über Konzessionen für Wasserwerke abstimmen lassen. Sie scheiterte 1958 ebenfalls. Die Schaffhauser FDP hatte erneut Stimmfreigabe beschlossen. Die SP und (natürlich) die BGB waren erneut für ein Nein. Das Schaffhauservolk sagte wieder Ja, wenn auch knapper als 1954. Keinen Erfolg hatte auch das Referendum gegen das Spöl-Kraftwerk am Rande des Nationalparks, über das auch 1958 abgestimmt wurde. Diesmal sagte der FDP-Parteitag mit 33 zu 17 deutlich Ja zum geplanten Kraftwerk. Noch viel deutlich war übrigens damals das Ja des Vorstandes der SP Schweiz: 37 Ja-Stimmen standen nur gerade 2 Nein gegenüber.

**Atomkraftwerke änderten Vieles**
Bis Ende der Siebzigerjahre mit dem geplanten Atomkraftwerk Kaiseraugst und etwas später mit dem sogenannten Waldsterben der Kampf um den Umweltschutz in der Schweiz ganz neue, zum Teil fast gehässige Dimensionen annahm, gaben Umweltfragen relativ wenig zu reden. Sowohl die Abstimmungen über das Umweltschutzgesetz (1971) als auch das Wasserwirtschaftsgesetz (1975), das Einschränkungen in der Nutzung der Wasserkraft mit sich brachte, waren wenig umstritten und fanden grosse Mehrheiten. Auch in Schaffhausen gaben die Parteien mit wenig oder gar keinen Gegenstimmen Ja-Parolen heraus.
Die grosse Wende kam erst mit Kaiseraugst. Der letztlich erfolgreiche Kampf gegen das geplante Atomkraftwerk liess jene Konstellationen entstehen, welche heute die Umweltfragen prägen: Links-Grün gegen die bürgerlichen Parteien, um es einmal plakativ auszudrücken.
Immer wieder hatte das Volk durch Initiativen Gelegenheit, sich zur Frage «Atomkraft Ja oder Nein» zu äussern – und sagte, ausser beim Moratorium von 1990 immer Ja dazu. Die erste Initiative von 1979 stand noch ganz im Banne von Kaiseraugst. In Schaffhausen focht ein grosses Komitee für das Volksbegehren. Dabei liefen die Fronten immer noch quer durch die Parteien. Neben den alten Kämpen des Rheinaubundes wie etwa Fridolin Forster oder Gerold Meier trat auch Buchhändler Peter Meili, der für die FDP politisierte, für die Initiative ein. Mit Klaus und Erna Weckerle engagierten sich auch zwei CVPIer, obwohl ihre Partei für ein Nein votierte. Nein sagte, im Gegensatz zur schweizerischen Partei, die immer mehr ins grüne Lager abdriftete, auch der Schaffhauser Landesring. Auffallend die grosse Zahl von Pfarrern im Komitee. Auf der Liste fehlten aber auch Namen, die man aus heutiger Sicht dort erwartet hätte: Kurt Bächtold, der im Herbst des gleichen Jahres als Ständerat zurücktrat, ist genauso wenig zu finden wie die SP-Ständerätin Esther Bührer, die eher überraschend den bisherigen FDP-Sitz eroberte. Die Jungliberalen, die später mit dem Umweltforum zu den heutigen Ökoliberalen fusionierten, waren für die Initiative. Die SP ebenfalls. Die EVP, in der etliche der erwähnten Pfarrherren politisierten, gab die Stimme frei.
Schon fünf Jahre später kam es zur nächsten Ausmarchung, als mit der Atom- und der Energie-Initiative gleich zwei Volksbegehren anstanden. Die Umweltdiskussion hatte durch das Waldsterben an Schärfe zugenommenn. In Schaffhausen sorgten zudem das Projekt für eine Glasfabrik im Herblingertal und Nagrapläne für Bohrungen für ein Endlager in Siblingen für Aufregung. Auf beide Themen wird weiter unten noch eingegangen. Die EVP ging einen Schritt weiter als 1979 und war für beide Initiativen. Die SP ebenfalls. Der LdU hingegen empfahl wie die bürgerlichen Parteien ein doppeltes Nein. Bei diesen gab es allerdings auch Stimmen, die für ein Ja eintraten. So wollten etwa 11 SVPler ein Ja zur Atom- und 9 zur Energie-Initiative, unterlagen jedoch gegen 32 beziehungsweise 33 Nein. Erneut formierte sich aber wieder ein Komitee für die beiden Begehren, dem etliche Bürgerliche angehörten. So etwa der alte Kämpfer Konrad Graf, der sich an einer Pressekonferenz des Komitees dagegen wehrte, dass die Befürworter in die linke Ecke abgedrängt würden. Wieder waren 17 von 38 evangelisch-reformierten Pfarrern im Kanton Mitglied im Komitee. Die FDP widmete sogar ihre Reiattagung dem Thema Energie, an der Kurt Gehring vehement, aber vergeblich für ein doppeltes Ja warb. Gehring trat rund zehn Jahre später aus der Partei aus, enttäuscht darüber, dass es den einstigen grünen Flügel kaum mehr gab. Die drei bürgerlichen Parteien FDP, SVP und CVP waren für ein doppeltes Nein. Das links-grüne Spektrum samt Jungliberalen für ein doppeltes Ja.
Bei der nächsten Abstimmung von 1990 änderte sich an den Fronten wenig. CVP und Landesring waren allerdings nur gegen die Ausstiegs-Initiative, gaben aber für ein zehnjähriges Moratorium die Ja-Parole heraus. EVP, Jungliberale, SP und das 1987 gegründete Grüne Bündnis waren für ein doppeltes Ja. In der SVP stimmte immerhin ein Drittel der Delegierten für die Moratoriums-Initiative.

**Esther Bührer und Kurt Schüle gemeinsam**
Ebenfalls um eine Umweltfrage ging es 1992, als das Volk über eine Gewässerschutz-Initiative und einen Gegenvorschlag abstimmen konnte. Es ging um das sogenannte Restwasser, also jene Menge Wasser, die unterhalb einer Staumauer noch in einem Flussbett fliessen muss. Hier kam es zu einer gemeinsamen Aktion von alt Ständerätin Esther Bührer und Kurt Schüle, der 1991 der SP den Ständeratssitz abgenommen hatte. Die beiden schrieben allen Stimmbürgern einen Brief, in dem sie gemeinsam für die Initiative warben – Schüle gegen seine Partei, die nur für den moderateren Gegenvorschlag war. Schüle war eine Art letzter Vertreter des einstigen grünen Flügels der FDP und hatte in der Nationalratskommission den Gegenvorschlag mit formuliert, um zu retten, was zu retten war. Vergebens hatte er allerdings am Schaffhauser FDP-Parteitag für ein doppeltes Ja geworben. Im Übrigen folgten die Parolen dem inzwischen üblichen Schema von rechts und links-grün, wobei die Bürgerlichen für den Gegenvorschlag immerhin die Ja-Parole ausgaben. Dieser wurde denn in der Volksabstimmung auch deutlich angenommen, im Gegensatz zur Initiative.

**Glasfabrik und NAGRA**
Wie bereits erwähnt, stand der Umweltschutz nicht nur auf eidgenössischer Ebene zur Diskussion (wo neben Atom-Initiativen natürlich auch andere Abstimmungen zum Thema erfolgten, die hier aus Platzgründen weggelassen wurden). In Schaffhausen erregten in den frühen Achtzigerjahren vor allem Pläne für eine Glasfabrik und Nagra-Sondierbohrungen in Siblingen die Gemüter. Nicht zuletzt an diesen beiden Fragen kristallisierten sich im Kanton die heute bekannten Fronten heraus. Die SP, deren Vertreter gegen die Glasfabrik waren, nahm dabei Abschied vom Argument «zusätzliche Arbeitsplätze», das ihre Haltung noch in den Rheinau-Abstimmungen wesentlich mitbestimmt hatten. Die Diskussion um das Waldsterben, die eben entbrannt war, tat das Ihre dazu. Die Bürgerlichen hingegen anerkannten zwar die Probleme, die der Schadstoffausstoss der Glasi bringen würde, stuften aber das Arbeitsplatzargument höher ein, zumal sie ohnehin den Eindruck hatten, eine allgemeine Industriefeindlichkeit greife Platz. Die Haltungen gegenüber den Rheinaudiskussionen hatten sich also fast völlig gekehrt.
Der Streit um Sondierbohrungen der Nagra in Siblingen schliesslich gleicht den heutigen Diskussionen um die EndlagerplänefürAtommüll in Benken und allenfalls im Südranden fast aufs Haar. Auch die politischen Fronten verliefen ähnlich. Schon damals standen SPPolitiker aus dem Klettgau bei den Gegnern in der vordersten Reihe.

**Spezialfall Schaffhauser Grüne**
Den besonderen Konstellationen nach dem Rheinaukampf ist es wohl unter anderem zuzuschreiben, dass sich das Parteienspektrum im Kanton Schaffhausen etwas anders entwickelte als anderswo. Weil grüne Forderungen bis weit ins bürgerliche Lager hinein Widerhall fanden, entstand erst 1987 mit dem Grünen Bündnis eine grüne Partei. Anderswo waren diese längst etabliert und feierten 1987 – nur ein Jahr nach Tschernobyl – Triumphe bei den Nationalratswahlen. 2004 ging das GrüBü mangels Erfolg dann fast sang- und klanglos wieder ein. Dazu trug sicher auch die ökoliberale Bewegung bei, die aus den Jungliberalen herauswuchs – eine Art früher Vorläufer der Grünliberalen, die in der übrigen Schweiz erst in den letzten drei Jahren grosse Erfolge feierten. Dass die Jungliberalen viel grüner waren als anderswo, dürfte auch eine Folge des Kampfes der vielen grünen FDPIer von Kurt Bächtold bis Kurt Schüle gewesen sein, der seine Wahl zum Nationalrat 1979 nicht zuletzt seinem Umweltengagement zu verdanken hatte.



Der Kampf um den Rheinfall im Zusammenhang mit dem Bau des Kraftwerks Rheinau wurde heftig auch in der Zeitung ausgetragen.



Der Freisinnige Kurt Bächtold, später Ständerat, schrieb Anfang 1951 einen flammenden Artikel gegen das geplante Kraftwerk.



Im Frühjahr 1969 protestierten mehrere Tausend Personen bei Hemishofen – unter anderem auch Weidlingsfahrer – gegen das geplante Regulierwehr im Rhein.
Bild: B. + E. Bührer



Heute wird eher gegen Atomabfälle als gegen Stauwerke demonstriert. In Schaffhausen begann diese Bewegung, als 1988 in Siblingen Probebohrungen gemacht wurden.
Bild: B. + E. Bührer

#Notizen zu Namen

28. März 2013 | Damit Schuldenfalle nicht zuschnappt

Schaffhauser Nachrichten
Hans-Caspar Ryser

Bereits seit dem 13. März ist die Internetseite www.achtungschuldenfalle.ch der 5./6. Primarklasse Oberhallau im Netz aufgeschaltet. Sie ist das Ergebnis des aus einer Projektwoche im vergangenen Sommer hervorgegangenen und während sieben Monaten weiterverfolgten Projekts zur Schaffung einer eigenen Internetseite zu einem von der Schulklasse erarbeiteten und bestimmten Thema.
Mit der Internetseite beteiligt sich die Klasse am schweizerischen Wettbewerb «Junior Web Award» und hofft auf eine gute Rangierung mit Auszeichnung.

**Schuldenthema gewählt**
Wie Projektleiter und Lehrer Tim Schriber den SN gegenüber erklärte, habe seine Klasse, bevor sie überhaupt mit dem Erstellen einer Internetseite beginnen konnte, das zu behandelnde Thema festgelegt. Und obwohl das Thema Schulden bei seinen Schülern glücklicherweise noch nicht sonderlich aktuell sei, habe die Klasse beschlossen, diese Thematik in den Mittelpunkt des Internetprojekts zu stellen. Dieser Entscheid habe ihm eindrücklich aufgezeigt, dass das Schuldenmachen angesichts des immer grösser werdenden Angebots an Konsumgütern bereits bei Schülern ein Thema sei.

**In Projektgruppen gearbeitet**
Zur professionellen Projektabwicklung seien fünf Gruppen gebildet worden. Die erste Gruppe recherchierte die bestehenden Hilfe- und Präventionsangebote hinsichtlich des Schuldenmachens. Eine weitere Gruppe interviewte Mitschüler sowie weitere Personen aus ihrem Beziehungskreis zur Schuldenthematik, inklusive der wichtigsten Schuldenfallen. Während zwei weitere Gruppen das Maskottchen «Super Pic» in Anlehnung ans Sparschwein, inklusive Fragen zum richtigen Sparen, aufbereiteten sowie die Promotion für die Internetseite planten, machte sich die grösste Gruppe daran, die Grundlagen zur Schaffung einer Internetseite zu erarbeiten. «Das war ein Chrampf, aber uncool», schwärmte Benjamin Nützi. Zur möglichst professionellen Vertonung der Interviews habe er sogar von zu Hause ein richtiges Mischpult mitsamt den Mikrofonen mitgebracht. Die entstandene übersichtliche Internetseite gliedert sich in die Bereiche «Wir über uns, Spartipps, Links und Maskottchenfrage». Unter den Spartipps zur Vermeidung von Schulden wird empfohlen, über ein Prepaid-Abo die Handyausgaben in den Griff zu bekommen, beim Kauf von «hippen» Kleidern verschiedene Angebote zu vergleichen und Secondhandshops zu berücksichtigen, Schülerrabatte auch im Ausgang zu nutzen oder im Dorf etwas zu unternehmen. Das Maskottchen vermittelt Aufschluss, wo und wie Schüler Geld verdienen können.

**Und so geht es weiter**
Gemäss Lehrer Schriber läuft noch bis zum 3. April für die aufgeschaltete Internetseite die Publikumsbewertung, gefolgt von der Jurybewertung. Und nun hofft die Klasse aus Oberhallau, dass sie kommenden Mai im Rahmen des «Junior Web Award» nach Zürich zur Preisverleihung reisen kann.

#Notizen zu Namen

26. Februar 2013 | Grenze als Gleichgewicht des Schreckens – Vortrag von Christian Birchmeier: Die Schweiz an der Waffenstillstandslinie in Korea

Schaffhauser Bock, Nr. 9, 2013
und
Boote vom Untersee und Rhein
Peter Spirig

Christian Birchmeier fungierte in Korea als Verbindungsoffizier und baute das Korea-Archiv in Bern auf. In seinem Vortrag in der Volkshochschule Stein am Rhein blendete er zu Beginn zurück ins Jahr 1953, als die ersten Schweizer Soldaten nach Seoul flogen. Direktflüge gab es nicht. Die Reise führte via Frankfurt, New York, Los Angeles, Hawai und Tokyo auf die ostasiatische Halbinsel. Die Verbindung mit der Schweiz bestand zu Beginn
aus Morsezeichen. Nach einem dreijährigen Krieg, der das Leben von 4 Millionen Menschen forderte, standen sich an der Waffenstillstandslinie Nordkorea und China sowie Südkorea und die UNO mit Soldaten aus 16 Staaten gegenüber.
Waffenstillstand kontrollieren
Vier neutrale Staaten, darunter auch die Schweiz, bildeten die «Neutral Nations Supervisory Commission». Diese hatte die Aufgabe, die Einhaltung des Waffenstillstandsabkommens zu kontrollieren. Kein einfaches Unterfangen, da es immer wieder zu Schiessereien kam. «Wir waren viel in Nordkorea, hatten aber nie Kontakt zur Bevölkerung», sagte Birchmeier. Die Kriegsparteien trafen sich zuerst zu regelmässigen Gesprächen. Doch seit einiger Zeit sind diese blockiert. Der Einsatz forderte die Schweiz auch in Sachen Uniform: Diese wurde der hohen Luftfeuchtigkeit nicht gerecht, weshalb in den 60er-Jahren «Kaki-Uniformen» angeschafft wurden.

Beim Blick auf das heutige Nordkorea war zu hören, dass die Ausrüstung der Soldaten alt, aber in grossen Massen
vorhanden sei. Was nervös mache sei die Spitzentechnologie bei Raketen.
Im vergangenen Jahr kam es zum Besuch des Korea-Archivs in Bern durch Nord- und Südkorea. Da ihre Besuche getrennt werden mussten, kam die Delegation vom Norden am Morgen, die vom Süden am Nachmittag. «Vielleicht erinnert man sich eines Tages, dass ein Volk, das gleich denkt, fühlt, schreibt und redet, einmal getrennt war», hofft Birchmeier. Doch die verwandtschaftlichen Verbindungen sterben mehr und mehr aus. Zudem gebe
es Millionen Menschen, die mit dem Unterschied von bitterarm und reich nicht zurechtkommen. Die Waffenstillstandslinie dürfte ein Gleichgewicht des Schreckens bleiben.

Kein Wachstum wegen Hunger
Christian Birchmeier freute sich über den Besuch von Walter Leu aus Unterstammheim. Dieser ist Sekretär der parlamentarischen Gruppe Schweiz-Korea und erwähnte, Projekte der Agentur für internationale Zusammenarbeit des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten in Nordkorea zu begleiten. Es handle sich um Ernährungsprojekte, die vor zwei Jahren auf Grund einer Motion von Nationalrat Gerhard Pfister eingestellt wurden. Dies mit dem Argument, es gehe nicht, dass man ein solch bösartiges Regime unterstütze. Getroffen werde jedoch das nur Volk. Dies wurde Aussenminister Didier Burkhalter mitgeteilt, doch geändert habe sich nichts. Letztmals habe eine Delegation ein Waisenhaus besucht: «Ich war erst erstaunt, dass man Vier- bis Fünfjährigen Chemie- und Englischunterricht erteilt», sagt Walter Leu. Doch es habe sich herausgestellt, dass es sich nicht um Kinder, sondern um 14- bis 15-jährige Jugendliche handelte. Weil sie in den ersten Lebensjahren dermassen
Hunger leiden mussten, wachsen sie nicht mehr. Auch die Begleiter der Delegation, die von der Regierung gestellt wurden, seien erschüttert gewesen.

#Notizen zu Namen

19. Februar 2013 | Diplomatie und Militär als eigene Welt

Es ist die letzte Grenze eines Kalten Krieges, ein 4 Kilometer breiter und 241 Kilometer langer Streifen, der die koreanische Halbinsel in der Mitte durchschneidet, ein hoch gesichertes Sperrgebiet, vermint, menschenleer, ein Naturparadies.
In diesem Niemandsland, einer sogenannten demilitarisierten Zone, waltet eine fünfköpfige Schweizer Delegation ihres Amtes. Als Militärbeobachter versuchen sie den Frieden zu sichern und die Region zu stabilisieren. Der Steiner Christian Birchmeier war in den 1980er-Jahren als Mitglied der Schweizer Militärdelegation vor Ort.

*Herr Birchmeier, Nordkorea hat seine Drohung wahr gemacht und eine Mini-Atombombe gezündet. Was kann die Schweizer Überwachungskommission für den Waffenstillstand in Korea dagegen tun?*
Die Schweizer Offiziere sind weder UNO-Blauhelme noch -Militärbeobachter (Blaumützen), denn die UNO-Flagge steht für die Allianz der 16 truppenstellenden Nationen, welche unter Führung der USA an der Seite Südkoreas
am Krieg teilgenommen hatten. Somit ist sie auf der koreanischen Halbinsel führende Partei. Das Mandat der NNSC (neutrale Überwachungskommission für den Waffenstillstand in Korea) basiert auf dem Waffenstillstandsabkommen der Kriegsparteien. Als Armeeangehörige ihres Landes haben die NNSC-Delegierten ihren militärisch-diplomatischen Auftrag transparent und unparteilich zu erfüllen.

*Und kein anderes Land der Welt ist so abgeschirmt wie Nordkorea …*
Schweden und die Schweiz sind noch vor Ort, weil sie nach wie vor ein Mandat haben. Ihre Pflicht und Aufgabe ist vor allem die Information, und seit 2005 gilt es neue Aufgaben wahrzunehmen, welche vor allem der Förderung von Transparenz und der Vertrauensbildung dienen sollen.

*Es sind jetzt schon fast 30 Jahre her, dass Sie selber in Nordkorea stationiert waren. Wie haben Sie das erlebt?*
Es wird zwar viel geschrieben über Korea. Was aber dort effektiv passiert an der Grenze vor dem Eisernen Vorhang, ist nicht zu vergleichen mit der damaligen Situation an der Staatsgrenze der DDR zur Bundesrepublik Deutschland. Wenn man sieht, was vor allem in Nordkorea effektiv passiert, so etwas kann man gar nicht in Worte fassen.

*Was war denn Ihre persönliche Motivation, diese Aufgabe anzunehmen?*
Ich war damals beruflich und familiär nicht gebunden und hatte gerade mein Studium abgeschlossen. Ich wurde angefragt, ob ich gehen möchte. Als Geograf war das für mich eine einmalige Gelegenheit, zwei Jahre im diplomatischen Dienst arbeiten zu dürfen. Wir hatten Einblick in Dinge, die man als Normalsterblicher gar nicht einsehen kann. Die Diplomatie und das Militär sind diesbezüglich eine Welt für sich.

*Würden Sie nochmals gehen, wenn Sie jetzt wieder angefragt würden?*
(Ohne zu zögern) Sofort, doch bin ich heute familiär und beruflich gebunden. Das Erlebnis Korea ist in jeder Beziehung etwas Einmaliges.

*Ihre Aufgabe bestand darin, als neutraler Beobachter vor Ort Dienst zu leisten?*
Ursprünglich zählten die Waffenstillstandsüberwachung der beiden Kriegsparteien China und Nordkorea sowie Südkorea, Amerika und die UNO als Kriegspartei zu unserer Aufgabe. Früher konnte man die Waffenein- und -ausfuhr an bestimmten Punkten kontrollieren, was heute nicht mehr möglich ist.

*Konnte man sich als Schweizer im Land überhaupt frei bewegen?*
Wir NNSC-Offiziere waren die Einzigen, die sich jederzeit, also Tag und Nacht, zu den Hauptquartieren in Nord- und Südkorea frei bewegen konnten. Wir waren willkommen, reisten herum und wurden eingeladen, was heute nicht mehr möglich ist. Dadurch haben wir auch viel mitbekommen. Es war aber nicht an uns zu entscheiden, was richtig oder falsch ist. Wir wurden gerufen, um zu vermitteln, wenn es beispielsweise Grenzzwischenfälle gab.

*Bestehen heute noch Verbindungen aus dieser Zeit?*
Ja, vor allem zu Freunden aus der Botschaft, zu Offizieren oder zu Südkoreanern.

*Auch persönliche Treffen?*
Weil die Delegation und ich selber dieses Jahr 60 Jahre alt werden, reise ich im Herbst noch einmal nach Korea. Ich war 1998 zum letzten Mal dort und habe es erlebt, wie wenn es gestern gewesen wäre. Das wird bestimmt eine emotionale Angelegenheit.

*Am Freitag halten Sie einen Vortrag über die Waffenstillstandskommission. Werden Sie auch über die heutige Lage in Nordkorea sprechen?*
Aufgrund mir vorliegender Informationen werde ich die heutige Situation in menschlicher, politischer und wirtschaftlicher Hinsicht aufzeigen. Ich werde auch das Land vorstellen, damit die Zuhörer auch geografisch eine Ahnung davon bekommen, und erklären, wie es zum Krieg gekommen ist. Schliesslich ist es auch interessant zu wissen, was wir als neutrales Land dort verloren haben und was genau die Aufgaben der Militärdelegation sind.


**Zur Person**
Christian Birchmeier (60) schloss nach dem Schaffhauser Primarlehrerpatent seine Studien in Geografie, Geologie, Biologie, Schweizer Volkskunde und neuer Geschichte an der Uni Zürich als dipl. Geograf phil. II und später noch als dipl. Berufsschullehrer für Allgemeinbildung ab. Als Oberst war er bis zur Umteilung in den Armeestab zum militärhistorischen Dienst 1. Nachrichtenoffizier des Artillerieregiments 6 und Mitglied der Militärdelegation in Korea. Er ist verheiratet und wohnt mit seiner Familie in Stein am Rhein.


**Schweizer Delegation: Ausharren an der letzten Grenze des Kalten Krieges**
Seit 1953 leisten Schweizer Offiziere in der neutralen Militärdelegation der NNSC (Neutral Nations Supervisory Commission) an der Waffenstillstandslinie in Panmunjom (Korea) Militärdienst.
Am Morgen des 27. Juli 1953 wurde nach 573 Sitzungen der heute noch gültige Waffenstillstand zwischen den beiden Koreakriegsparteien am 38. Breitengrad in Panmunjom unterzeichnet. Damit endete der am 25. Juni 1950 durch den Angriff der kommunistischen Verbände Kim II Sungs aus Nordkorea über den 38. Breitengrad begonnene Koreakrieg gegen Südkorea. China unterstützte mit etlichen Divisionen der Volksarmee den nordkoreanischen Feldzug. Mithilfe der international zusammengesetzten UNO-Streitkräfte aus 16 Nationen unter dem Kommando des amerikanischen Generals Mac-Arthur war es gelungen, den nördlichen Aggressor wieder hinter den 38. Breitengrad zurückzuwerfen.
Die Bilanz des Krieges war erschreckend: die Nordkoreaner hatten rund 1 Million Tote und Verletzte zu beklagen, die Chinesen weitere 740 000. Die Südkoreaner zählten 833 000 Tote und Verletzte, die USA 130 000, die übrigen UNO-Nationen 15 000. Von den rund 30 Millionen Zivilisten auf der koreanischen Halbinsel waren fast 1 Million tot und gegen 1,5 Millionen verletzt. Das Land war total zerstört und in die Steinzeit zurückgebomt worden.
Das Waffenstillstandsabkommen führte zur Schaffung von zwei Kommissionen: die Militärische Waffenstillstandskommission, in der sich die verfeindeten Parteien bei Vertragsverletzung jeweils am grünen Tisch in Panmunjom zu direkten Gesprächen auf höchster militärischer Ebene einfanden, und die NNSC zur Überwachung des Waffenstillstands. Die ursprünglich aus vier Delegationen bestehende NNSC (Schweizer, Schweden, Polen und Tschechoslowaken) wurde im Zusammenhang mit dem Waffenstillstand als Waffenstillstands-Überwachungsorgan ins Leben gerufen. Bereits am 1. August 1953 trafen die ersten Schweizer Offiziere in Korea ein.
Zu Beginn der Mission bestand die Schweizer Delegation aus rund 100 Mitgliedern, und für die Neutrale Repatriierungskommission (NNRC Heimschaffungskommission für Kriegsgefangene) waren 50 Mann aus der Schweiz eingesetzt. Ihre Tätigkeit dauerte vom 10. September 1953 bis zu deren Auflösung am 21. Februar 1954. Die NNSC hingegen blieb. Ihr Bestand wurde bereits ab Mitte Juni 1956 auf 14 Mann – in den späteren Jahren dann immer weiter zurück bis auf den heutigen Bestand von 5 Offizieren (seitens der Schweiz) – reduziert. Aus militärpolitischen Gründen haben die Nordkoreaner in den 1990er-Jahren die Polen und Tschechen des Landes verwiesen, sodass heute nur noch die Delegationen aus der Schweiz und Schweden in Panmunjom anwesend sind.
(chb/Sr.)



Christian Birchmeier beobachtet im Sommer 1985 als Oberleutnant die Waffenstillstandszone in Panmunjom (Korea).
Bild zvg

#Notizen zu Namen

2. Februar 2013 | Mitglieder von neun städtischen Gremien bestimmt

Schaffhauser Nachrichten
(r.)
Die fünfzehn Mitglieder des Bürgerrats für die Amtsperiode 2013 bis 2016 hat der Stadtrat auf Vorschlag der Fraktionen des Grossen Stadtrates bestimmt. Laut Stadtverfassung wählt der Stadtrat die Mitglieder, wobei die Fraktionen des Grossen Stadtrats ein Vorschlagsrecht haben. Die Sitzverteilung im Bürgerrat ergibt sich aufgrund der neuen Zusammensetzung des Grossen Stadtrates. So hält die SVP/EDU vier Sitze, die SP-Fraktion und die FDP/JFSH-Fraktion je drei. Die ALSH kann zwei und die ÖBS/CVP/EVP-Fraktion drei Sitze beanspruchen.
Die SVP ist wie bisher mit Cornelia Stamm Hurter und Susanne Kobler sowie neu mit André Leder und Hermann Schlatter vertreten. Für die SP-Fraktion nehmen wie bisher Evelyne Ankele, Kurt Höhn und Ursula Vavassori Einsitz. Die FDP/JFSH ist wie bisher mit Dieter Amsler, Andreas Hauser und Ruth Rohner vertreten. Die ALSH ist neu mit Leonardo Pivetta und Emine Ülgen Kunz und die ÖBS/CVP/EVP-Fraktion mit ihren bisherigen Mitgliedern Herbert Distel, Domi- nique Gaido und Brigitte Oechslin im Gremium.

**Gemeindeführungsstab**
Der Stadtrat hat den Gemeindeführungsstab für die laufende Amtsperiode 2013 bis 2016 gewählt: Die Leitung liegt neu bei Sozial- und Sicherheitsreferent Simon Stocker, als zweiter Vertreter des Stadtrates nimmt Stadtpräsident Thomas Feurer Einsitz. Stabschef bleibt Walter Vogel-sanger. Zu stellvertretenden Stab-chefs wurden Christian Schneider, Leiter Kanzlei, und Gianni Dalla Vecchia, Nachrichtenverantwortlicher, gewählt. Weiter wurden in den Gemeindeführungsstab gewählt: Claudia Rudischhauser, Informationsverantwortliche, Hubert Diggelmann und Peter Weber von der Schaffhauser Polizei sowie Alois Sidler von der Verwaltungspolizei. Sacha Distel ist im Gemeindeführungsstab für den Zivilschutz und Herbert Distel und Andreas Ehrat für die Feuerwehr verantwortlich. Werner Kausch ist für den Bereich «Wirtschaftliche Landesversorgung» zuständig. Alexandra Schneider übernimmt seine Stellvertretung. Die technischen Dienste führt Hansjörg Müller, Martin Gugolz vertritt ihn. Für die Wasser- und Energieversorgung sind Arnold Störchli und Roger Brütsch verantwortlich.

**ArbeitsgruppeAttraktivierung Altstadt**
Als Vorsitzender der Arbeitsgruppe Attraktivierung Altstadt wurde Baureferent Raphaël Rohner gewählt. Zweiter Vertreter des Stadtrates ist Simon Stocker. Peter Wehrli von der Pro City, Thomas Peter von der IG Unterstadt und René Uhlmann für den Einwohnerverein Altstadt nehmen weiter Einsitz. Der TCS ist durch Hans Werner Iselin, Schaffhauserland Tourismus, die Wirtschaftsförderung durch Stefan Ulrich und der Hotelierverein und Gastro Schaffhausen durch Arnold Graf vertreten. Martin Schwarz nimmt für die IG Velo Einsitz. Zudem wirken Hansjörg Müller vom Bereich Tiefbau und Entsorgung, Alois Sidler von der Verwaltungspolizei und Marcel Roost von der Schaffhauser Polizei in der Arbeitsgruppe mit.

**Arbeitsgruppe Quartierverkehrskonzepte**
Für die Arbeitsgruppe Quartierverkehrskonzepte hat der Stadtrat folgende Mitglieder gewählt: Den Vorsitz übernimmt Hansjörg Müller vom Bereich Tiefbau und Entsorgung. Weiter wirken in der Arbeitsgruppe Alois Sidler von der Verwaltungspolizei, Hans Werner Iselin, Rolf Amstad, Edgar Zehnder und Karl Huss mit.

**Rebschaukommission**
Bestätigt wurden die Mitglieder der Rebschaukommission für die Amtsperiode 2013 bis 2016. Wie bisher übernimmt der Bereichsleiter Wald und Landschaft, Walter Vogelsanger, den Vorsitz. Die anderen Mitglieder sind Grossstadtrat Thomas Hauser, Kurt Zubler, Önologe, und Adrian Müller, Bewirtschafter.

**Friedhofskommission**
Der Stadtrat wählte an seiner letzten Sitzung die Mitglieder der Friedhofskommission. Von Amtes wegen den Vorsitz übernimmt neu Raphaël Rohner, Baureferent. Die bisherigen Mitglieder Gianni Dalla Vecchia, Bereichsleiter Einwohnerdienste, Felix Guhl, Bereichsleiter Stadtgärtnerei, Carl C. Rahm, Bildhauer, Peter Vogelsanger, evangelisch-reformierter Pfarrer, Stadtbaumeister Jens Andersen und Christoph Cohen, Diakon katholische Kirche, wurden wiedergewählt.

**Theater-, Kultur- und Museumskommission**
Die Theater-, die Kultur- und die Museumskommission werden neu von Bildungsreferent Urs Hunziker präsidiert.
Mitglieder der Theaterkommission sind Matthias Freivogel, Peter Boser, Katharina Furrer, Roland E. Hofer als Vertreter des Kantons, der Leiter des Stadttheaters Jens Lampater sowie der Betriebsleiter des Stadttheaters Peter Surbeck in beratender Funktion, Cornelia Stamm Hurter als Vertreterin des Grossen Stadtrats und Diane Manschott als Aktuarin.
Als Mitglieder in die Kulturkommission wurden gewählt: Jens Lampater, Kulturdienst, Christian Erne, Vertreter TapTab, Bands und freie Szene, Helene Bieler als Vertreterin der Chöre und Musikvereine, Kurt Gallmann als Vertreter von Kammgarn und TapTab, Ursula Stamm als Vertreterin der Literaturszene, Cornelia Wolf als Vertreterin der bildenden Kunst/Vebikus und Esther Hermann als Vertreterin der neueren Musikszene.
Mitglieder der Museumskommission sind Rechtsanwältin Corinna Bohrer-Peyer, Peyer’sche Tobias Stimmer-Stiftung, Jürg Cambensy, Naturforschende Gesellschaft, Markus Werner, Pro Iuliomago, Roland E. Hofer, Kulturbeauftragter des Kantons, Britta Leise, Historischer Verein, Hortensia von Roda, Sturzenegger-Stiftung, Roger Ballmer, Kunstverein, Jakob Walter, Naturforschende Gesellschaft, Matthias Wohlgemuth, Kunstfreunde, Andreas Schiendorfer, Museumsverein, und Christian Schneider, Stadtschreiber (Aktuar).

#Notizen zu Namen

18. Januar 2013 | 41 Jahre im Dienste der Kantonsschule

Schaffhauser Nachrichten, Region
Giancarlo Copetti

Gedanken an seine Person sind für mich untrennbar verknüpft mit der Vorstellung eines lebenstüchtigen Menschen, der seine Energien grosszügig in den Dienst der Allgemeinheit stellt, immer dem guten Gelingen der Sache verpflichtet. Dabei frei von Eitelkeit und von jeglicher Ambition, die eigene Person in den Vordergrund zu rücken.
Er war zunächst Lehrer. Und das durch und durch. Der Jugend zugetan. Dabei geduldig, klar in seinen Ansprüchen, skeptisch gegenüber pädagogisch-didaktischen Modeströmungen. Sein Unterricht war traditionell und solide. Dieser Stil hat sich aus der einfachen Einsicht ergeben, dass der Mensch ein beschränktes Aufnahmepotenzial hat und dass sich dieses nicht beliebig vergrössern lässt. Während ihrer formativen Jahre sollen die Jugendlichen mit massvollen, bestimmt vorgetragenen Forderungen konfrontiert werden. Sie sollen lernen, Versäumnisse zu verantworten. Sie sollen aber auch die Erfahrung machen, wie förderlich Geduld und Nachsicht seitens der Erwachsenen gegebenenfalls sein können. Rainer Schmidigs Schülerinnen und Schüler haben genau das erlebt. Unzählige Generationen danken es ihm.

**Für die schulische Entwicklung**
Schon in jungen Jahren hat Rainer Schmidig seinen Einsatz über den Unterricht hinaus auf die schulische Entwicklung Schaffhausens ausgedehnt. Er hat tatkräftig daran mitgearbeitet, die BMS und die DMS (heute: FMS) zu etablieren. Später, ab 2001, hat er sich auch politisch engagiert und ist seitdem als Vertreter der EVP Mitglied des Kantonsrates und des Grossen Stadtrates. Im frühen Eintritt in die Kantonsschule als Hilfslehrer (so die damalige Terminologie) und im frühen Engagement ausserhalb des Unterrichts spiegelt sich auch der Wunsch wider, in Schaffhausen zu bleiben und hier beruflich Wurzeln zu schlagen. Rainer Schmidig ist kein Kind der Globalisierung. Nicht nur des Alters wegen, sondern auch ideell. Schon Zürich ist ihm zu hektisch und zu gross. Das ist kein Defizit, sondern vielmehr eine Stärke – die Stärke, sich zum Lokalen zu bekennen, ohne provinziell zu sein. Für die Kantonsschule Schaffhausen war es ein Glücksfall, dass sich Rainer Schmidig zunächst als Prorektor (1983–1990) und dann auch als Rektor (1990–2003) zur Verfügung gestellt hat. Er trat die Nachfolge von Rektor Ernst Trümpler an, der leider viel zu früh im Amt verstorben ist. Es galt, in raueren Zeiten einen mutigen Führungsstil zu finden, der sich weiterhin vor allen Dingen an wesentlichen Bildungsinhalten orientiert. Es galt, die von der Gesellschaft immer häufiger an die Schule herangetragenen Desiderate klar zu werten und angesichts der Vielfalt der Auffassungen, was eine gute Schule sei, einen klugen Kurs zu steuern. Dafür war Rainer Schmidig wie wohl kaum jemand anders geeignet. Das hat das damalige Kollegium wohl geahnt und hat ihn praktisch einstimmig als neuen Rektor gewünscht. Dem Wunsch ist er gefolgt, und er hat mit der ihm eigenen Souveränität das Rektorenamt angetreten und ausgeübt. Im klaren Bewusstsein seiner vielen Stärken und im ebenso klaren Bewusstsein seiner (wenigen) Schwächen. Letztere sind kaum ins Gewicht gefallen, weil er sich nie damit schwergetan hat, Aufgaben, für die er sich als nicht sonderlich geeignet sah, zu delegieren.

**Kraft, Energie, Ausdauer**
Die Arbeit an der Spitze der Schule hat Rainer Schmidig mit beneidenswerter Kraft, Energie, Ausdauer, Geduld, Sicherheit und Augenmass geleistet. Erst ein geglückter Charakter vermag aber diese Tugenden auch zu einer Haltung zu bündeln, die der Schüler- und Lehrerschaft und schliesslich der Gesellschaft zugutekommt. Alle, die es mit Rainer Schmidig zu tun hatten, haben seine grossartige Mischung aus Menschenfreundlichkeit und Intelligenz schätzen gelernt. Die Intelligenz von besonderer, facettenreicher Ausprägung. Ich spreche von einer Intelligenz, deren geistiges Auge sowohl theoretische Konstrukte wie praktische Welten zu sehen und klar Wesentliches von Unwesentlichem zu trennen vermag. Einer Intelligenz, die einen sowohl zur raschen Auffassung als auch zum klugen Handeln befähigt. Einer Intelligenz auch, die Platz einräumt für menschliche Unzulänglichkeiten. Meines Erachtens wundervoll war sein Umgang mit Kritik. Er sah in ihr ein konstitutives Element für eine lebendige, geglückte und von möglichst vielen mitgetragenen Schule. Seine profunde Menschenkenntnis hat mich wiederholt verblüfft. Er kannte die Menschen, die ihn umgaben, gründlich, konnte ihre Fähigkeiten ziemlich genau einschätzen. Die Stärken versuchte er zum Wohl der Schule zu nutzen, mit den Schwächen ging er äusserst grosszügig um. All diese Qualitäten zusammen mit der Tatsache, dass Rainer Schmidig bei keiner Gelegenheit vom Ehrgeiz um die Profilierung der eigenen Person geleitet war, haben ihm einen breiten Respekt und grosse Hochachtung gesichert. Den alten Geist vollumfänglich in die neue Ära hinüberzuretten, war trotz allem nicht möglich. Zu stark wurden die von aussen rührenden Veränderungstendenzen und Erschütterungen. In Rainer Schmidigs Amtszeit fiel der unselige politische Entscheid, die Kantonsschulzeit von fünf auf vier Jahre zu verkürzen. Damit einhergehend musste das Gymnasium neu auch MAR-konform konzipiert werden. In einem schulintern schmerzlichen Prozess sind die Vorgaben umgesetzt worden. Ich wüsste nicht, wie man – will man das Kollegium nicht vollends zum reinen Befehlsempfänger degradieren – eine solch gravierende Umstrukturierung umsichtiger als Rainer Schmidig hätte leiten können. Seiner Weitsicht verdankt unser Gymnasium Profile und Stundentafeln, um die uns andere Schulen beneiden.

**Wichtige Neubauten**
Aber auch wichtige Neubauten verdankt die Schule den herausragenden konzeptionellen Fähigkeiten und dem ausserordentlichen Verhandlungsgeschick des ehemaligen Rektors. Der Bau des Verbindungstraktes mitsamt der für ein Gymnasium zwingend notwendigen Bibliothek ist noch während seiner Amtszeit entstanden. Die Basis für die Schaffung des Erweiterungsbaus, der unter anderem einer professionell geführten Mensa sowie einem Mehrzwecksaal Raum bietet, hat er gelegt. Dass diese Projekte schliesslich auch die Hürde der Volksabstimmung genommen haben, war die verdiente Ernte guter Planung und intensiver Überzeugungsarbeit. Dies sind – beispielhaft und auf keinen Fall im Sinne einer erschöpfenden Aufzählung – wichtige sichtbare Leistungen. Was Rainer Schmidig hinter den Kulissen alles zum Wohlergehen der Schule geleistet hat, wie sehr er uns Lehrerinnen und Lehrern den Rücken freigehalten hat, damit wir uns mit voller Energie und Aufmerksamkeit unserer Unterrichtstätigkeit haben widmen können, das mögen ein paar wenige erahnen, die auch einen Blick hinter die Kulissen erhascht haben. Grösse hat Rainer Schmidig auch mit dem mühelosen Akzeptieren der eigenen Entbehrlichkeit gezeigt, mit dem Gespür für den guten Zeitpunkt des Rücktritts. Nach dreizehn Jahren im Amt als Rektor zog er sich im Sommer 2003 in die zweite Reihe zurück. Gleichzeitig nahm er die Arbeit als mathematischer Experte der kantonalen Pensionskasse auf. In der Schule war er für die folgenden zehn Jahre wieder ausschliesslich als Lehrer tätig. Respektgebietender kann die innere Unabhängigkeit von Status und Ansehen kaum zutage treten.

**Bereicherung durch Familie**
Nun geht auch die Lehrtätigkeit zu Ende. Rainer Schmidig darf mit Stolz auf die insgesamt geleistete Arbeit zurückblicken und kann sich auf eine Zeit freuen, die frei fliesst, unzerstückelt von beruflichen Verpflichtungen. Diese Zeit erfährt sicher weiterhin eine Bereicherung durch seine vielköpfige Familie: Rainer und seine Frau Ruth haben sechs Kinder grossgezogen. Alle hat er als Rektor an ihrem ersten Schultag an unserer Schule willkommen geheissen, allen hat er an der Maturfeier das Reifezeugnis überreicht und alle mit Handschlag verabschiedet. Den Schmidigs ist wirklich Schönes gelungen. Und mit Bestimmtheit werden die zehn Enkelkinder im Hause Ruths und Rainers immer wieder für heitere Turbulenz sorgen. Lieber Rainer, Du warst nie ein Freund grosser Worte. Also halte ich mich jetzt knapp, überzeugt, Dir damit einen Gefallen zu erweisen. Im Namen aller an der Kantonsschule tätigen Personen wünsche ich Dir und Deiner Familie alles erdenklich Gute. Leb wohl!


Bild zvg

#Notizen zu Namen

17. Januar 2013 | «Aktiv am kulturellen Leben teilnehmen»

Schaffhauser Nachrichten, Stein / Diessenhofen
Interview Edith Fritschi

*Ein neuer Zunftmeister bringt auch neue Ideen in die altehrwürdige Institution, Felix Graf. Kann man das so sagen?*
Das kann man. Ich suche den Kontakt zur Bevölkerung und die Kooperationen mit anderen Vereinen, sei es die Volkshochschule, seien es die Pontoniere, sei es der Historische Verein. Die Zunft soll aktiv am gesellig-kulturellen Leben des Städtchens teilnehmen. Und es freut mich, dass der neue Zunftmeister der Zunft zur Rosen, Ueli Böhni, ähnlich denkt. Wir treffen uns nächstens, um über gemeinsame, öffentliche Aktivitäten zu reden.

*Was schwebt Ihnen konkret vor?*
Ich würde den Steinern in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule und dem Historischen Verein gerne jedes Jahr einen schönen, öffentlichen Anlass mit Apéro anbieten. Denn die Vereine haben die nötigen PR- und Marketinginstrumente.

*Und Sie haben den Zunftwein …*
Natürlich. Sobald der «Weisse Adler» baulich saniert und restauriert ist, möchte ich die grossartige gotische Stube mit der Bohlenbalkendecke und den Innenraummalereien aus der Renaissance während der Langen Nacht der Museen und während der Erzählzeit öffnen, um Objekte mit Steiner Bezug aus dem Landesmuseum zu präsentieren sowie Autorinnen und Autoren aus der Region eine Plattform zu bieten. Immer mit Zunftwein und Staaner Giige. Wir führen keine trockenen Anlässe durch.

*Wie viele sind denn geplant?*
Nach der Sanierung des «Weissen Adlers» werden es sechs pro Jahr sein. Zu dreien ist die Öffentlichkeit eingeladen, und die restlichen sind intern, wobei bei zweien von ihnen Frauen dabei sind.

*Stichwort «Weisser Adler». Können Sie zum Stand des Projektes ein paar Details nennen?*
Gerne. Mein Amtsvorgänger, Roger Fuog, hat das Projekt während Jahren mit Herzblut vorangetrieben und an einen erfreulichen Punkt gebracht. Das Schaffhauser Architekturbüro Schmid Partner AG, das für die Sanierung und Restaurierung von Hohenklingen und Bürgerasyl verantwortlich zeichnet, hat in enger Zusammenarbeit mit unserer Baukommission, in der unter anderen der im «Weissen Adler» aufgewachsene Architekt Leo Graf sitzt, ein ausgereiftes Bauprojekt und einen detaillierten Kostenvoranschlag ausgearbeitet.

*Und ist die Baueingabe schon erfolgt?*
Ja, das ist schon passiert. Und bald, im Mai oder Juni, befindet eine ausserordentliche Zunftversammlung über die bis dann hoffentlich finanzierte Realisierung des Projektes. Da wir in dem redimensionierten und überarbeiteten Projekt die hofseitige, gotische Fassade freispielen, das Kaltdach aus dem 16. und 17. Jahrhundert integral erhalten und die einzigartige gotische Stube am Rathausplatz der Öffentlichkeit zugänglich machen, hoffen wir auf eine diese denkmalpflegerischen und konzeptionellen Teile des Projektes betreffende Un-terstützung durch die Jakob- und Emma-Windler-Stiftung. Die Baukommission, in der auch der im Neubau an der Bärengasse aufgewachsene Andreas Rippmann und alt Zunftmeister Roger Fuog sitzen, arbeitet zurzeit den entsprechenden Antrag aus.

*Wie kam die Zunft überhaupt in den Besitz des «Weissen Adlers»?*
Der am Rathausplatz gelegene «Weisse Adler» wurde erst in den 1970er-Jahren gekauft. Wir haben das Zunftvermögen demonstrativ in das schmucke Bürgerhaus gesteckt, um es in Steiner Hand zu behalten. Mit der Sanierung, Restaurierung und gemischten Nutzung setzen wir ein heimatschützerisches und ein lokalpolitisches Zeichen: Wir erhalten der Öffentlichkeit ein Baudenkmal von überregionaler Bedeutung und schaffen damit gleichzeitig erschwinglichen Wohnraum und Arbeitsplätze im Städtchen.

*Die alte Steiner Herrenstube – seit 1800 die «Zunft zum Kleeblatt» –, was ist das? Und was wollen ihre Mitglieder?*
Bei aller Gemeinsamkeit ist die Zunft doch für jeden ein wenig etwas anderes. Das trifft für mich zu sowie für meinen Vater Koni, der 24 Jahre lang Zunftmeister war. Auch für Konis Vater Louis hatte die Zunft eine spezielle, individuelle Bedeutung. Kommt hinzu, dass jede Zünfterfamilie das Zunftleben mit anderen, familienspezifischen Traditionen, Treffen und Erinnerungen verbindet. Aber so viel Gemeinsames würden alle unterschreiben: Die Zunft zum Kleeblatt ist ein Stück Heimat, ein familiärer Treffpunkt und eine Stube, im übertragenen und im konkreten Sinne. Der alte Stubencharakter ist historisch wichtiger als der Zunftcharakter.

*Zünfte sind ja reine Herrenclubs. Ist das denn noch zeitgemäss?*
Als Herrenclub würde ich sie nicht bezeichnen. Aber als Männerbünde. Diese haben ihren historischen Platz und gehören sozusagen zu den heute oft zitierten, immateriellen Kulturgütern, die es, wie andere auch, zu konservieren und zu kuratieren gilt. Aber nur am Jahresbott, am Stephanstag, und an ausserordentlichen Mitgliederversammlungen, die den geschäftlichen Teil des Zunftlebens betreffen. Die anderen Anlässe finden mit Frauen und Kindern statt. Ich würde den Teilnehmerkreis an den Zunftanlässen gerne auch auf die Schwestern, Mütter und Töchter von Zünftern ausweiten. Und mit ihnen zusammen die schöne Tradition des Kartenspiels in der Zunft wieder aufnehmen …

*Welche Rolle spielt der Jass denn in der Zunft?*
Das Kartenspiel stand während Jahrhunderten im Zentrum der Stubengeselligkeit. Das ist in den letzten Jahrzehnten etwas in Vergessenheit geraten. Daran würde ich gerne anknüpfen. Und gleichzeitig eine neue Tradition schaffen. Sobald wir die gotische Stube im ersten Stock des «Weissen Adlers» zur Verfügung haben, soll einmal im Jahr, im Februar, ein grosser Zunftjass mit Käsefondue und kleinen verbalen Exkursen, zum Beispiel zur Geschichte des Fondues oder des Jassens, stattfinden. Ganz klar mit Frauen. Und wie ich höre, besteht schon reges Interesse …

*Sie sagten, Sie möchten eine Politik der Öffnung praktizieren. Was steht hierzu noch an?*
Ich meine, dass es genug Steiner Bürger gibt, die sich an irgendeinem Zipfel für das Städtchen engagieren und einsetzen. Leute also, die positiv auffallen und in einem lebendigen «Kleeblatt» gerne dabei wären. Sie alle sollen bei uns eine Heimat finden.

*Das heisst, dass Sie mehr Mitglieder möchten?*
Nein, wir wollen nicht mehr Mitglieder. In der gotischen Stube im «Weissen Adler» haben nur knapp 40 Personen Platz. Aber wir möchten mehr Mitglieder, die in Stein am Rhein aufgewachsen sind oder in Stein am Rhein wohnen und am Zunftleben aktiv teilnehmen. Die Neubesetzung und Verjüngung des Vorstandes um Werner Schmid als Zunftverwalter und Leo Graf als Beisitzer schafft dafür gute Voraussetzungen.

*Welche denn?*
Albert Graf, der das Amt des Stubenmeisters von Mike Stoll übernimmt, ist ebenfalls vor Ort, und Zunftschreiber Alexander Rubli ist in Ramsen aufgewachsen und mit den Steiner Verhältnissen bestens vertraut. Bei der Öffnung legen wir grossen Wert auf eine gute berufliche, politische und weltanschauliche Durchmischung. Das Ziel meiner ersten Amtszeit wäre, dass am Zunftbott 2016 wieder 30 bis 40 Zünfter teilnehmen – statt 20 bis 30 wie jetzt – und dass die Zunft zum Kleeblatt wieder ein selbstverständlicher und integrierender Bestandteil des regen geselligen und kulturellen Lebens im Städtchen ist.

*Wie viele Mitglieder hat die Zunft derzeit, und wer kann überhaupt Mitglied werden?*
Wir sind zurzeit 80 «Kleeblatt»-Zünfter. Wer Steiner Bürger ist und als Gast an drei Zunftanlässen teilgenommen hat, kann dem Zunftmeister ein schriftliches Aufnahmegesuch einreichen. Über die Aufnahme von Neumitgliedern entscheidet die Hauptversammlung am Stephanstag.



Der neue «Kleeblatt»-Zunftmeister Felix Graf will Altbewährtes beibehalten und durch Neues ergänzen.
Bild Edith Fritschi



Das Haus zum «Kleeblatt», nach dem die Zunft heute benannt ist, war das Gästehaus des Klosters Sankt Georgen. Auf dem Hans Asper zugeschriebenen Holzschnitt von 1548 (unser Bild) sind die «Herrenstube» unmittelbar unterhalb der Rheinbrücke und das heute noch bestehende «Kleeblatt» oberhalb der Brücke zu sehen. Die «Herrenstube», eine vornehme Stubengesellschaft mit Wurzeln im Spätmittelalter, wurde um 1800 in «Zunft zum Kleeblatt» umbenannt, weil sie aus der baufälligen «Herrenstube», einem dem heutigen «Rheinfels» vorgelagerten Riegelbau, in das neu erworbene «Kleeblatt» umgezogen war. Beide Bauten sind gut auf einem Holzschnitt in der Eidgenössischen Chronik von Johannes Stumpf zu sehen, die im Jahre 1548 erschienen ist. Es handelt sich bei dieser Illustration, dies nur nebenbei bemerkt, um die älteste gedruckte Darstellung von Stein am Rhein.
Bild zvg/Zentralbibliothek Zürich

#Notizen zu Namen

16. Januar 2013 | Eine Wahl mit wehenden Fahnen

Schaffhauser Nachrichten, Stadt Schaffhausen
Robin Blanck

Nach der Bekanntgabe des Wahlresultats konnte man ein für den Schaffhauser Ratssaal seltenes Schauspiel beobachten: Von der Zuschauertribüne aus wurden Fahnen geschwenkt, jene des Turnvereins Hemmental, jene des Frauen- und Töchterchors Hemmental 1940 und auch die alte Gemeindefahne des Dorfes. Kein Wunder, hatte der Grosse Stadtrat doch kurz zuvor mit Daniel Schlatter (SP) einen der Ihren zum Präsidenten gekürt – und das mit 33 der 35 möglichen Stimmen. Schlatter hatte die Sitzung bereits eröffnet, damals aber noch in seiner alten Funktion als 1. Vizepräsident des Rates, denn dem Ratspräsidenten 2012, Raphaël Rohner, war es als neuem Stadtrat nicht erlaubt, den Rat auch nur kurzzeitig noch zu führen.
Seine Antrittsrede hielt Schlatter dann aber als neuer Chef auf dem Bock: Er dankte dem Rat für das ihm entgegengebrachte Vertrauen und rief dazu auf, «mit Optimismus an die Beratung neuer Geschäfte zu gehen», aber auch die Meinung des jeweils anderen zu respektieren und die Hand für Kompromisse zugunsten der Stadt zu ermöglichen. Er ermahnte die Ratsmitglieder, «dass wir nicht im Rat sitzen, um glücklich zu werden, sondern um unsere Pflicht zu erfüllen». Mit Blick auf die Finanzlage warnte er vor übertriebenen Sparmassnahmen: «Es wird verschwiegen, dass es der Mehrheit von uns gut geht», sagte Schlatter und forderte dazu auf, sich auch für jene einzusetzen, denen es nicht so gut gehe. Anschliessend konnte sich der Rat der Wahl des 1. Vizepräsidenten zuwenden, eine Überraschung blieb aber aus: Die ÖBS schlug den bisherigen 2. Vizepräsidenten Georg Merz (ÖBS) für das Amt vor. Der Rat hiess diesen Vorschlag mit 31 Stimmen gut. Turnusgemäss war es an der SVP, einen Kandidaten für das 2. Vizepräsidium (und damit für die Präsidiumslaufbahn) zu nominieren, und die Partei schlug eine Frau vor: Cornelia Stamm Hurter wurde vom Rat mit 33 Stimmen gewählt. Dass es sich gestern um eine Ratssitzung mit besonderer Hemmentaler Prägung handelte, wurde übrigens schon am Anfang deutlich: Daniel Schlatter gratulierte nämlich Hermann Schlatter (SVP), dem zweiten Hem- mentaler im Grossen Stadtrat, zur am 21. Dezember erfolgten Eintragung der Partnerschaft. Also alles in Minne gestern? Mitnichten. Nach der Wahl der 2. Vizepräsidentin prallten die Meinungen erstmals aufeinander: Die Geister schieden sich an der Frage, ob man zwei oder neu drei Stimmenzähler bestimmen sollte. Die Fraktionspräsidenten hatten sich vorgängig auf drei geeinigt, wobei der SVP/EDU-Fraktion als stärkster Fraktion ein zweiter Sitz im Ratsbüro zugestanden worden wäre. Theresia Derksen (CVP) beantragte jedoch, auf den dritten Stimmenzähler zu verzichten – sehr zur Überraschung und zum Missfallen von SP und SVP. Voten aus der FDP sprachen sich allerdings auch für eine reduzierte Variante aus, dies vor allem mit Verweis auf die möglichen Einsparungen. Es half nichts: Mit 17 gegen 12 Stimmen hielt der Rat an den besprochenen drei Stimmenzählern fest, in diese Funktion gewählt wurden Martin Egger (FDP), Andi Kunz (AL) und Hansueli Scheck (SVP). Keine Chance hatte ein Antrag von Till Hardmeier, der verlangte, die Behandlung der Bauabrechnung des Künzle-Heims sei vorzuziehen und im vereinfachten Verfahren – also ohne vertiefte Diskussion – zu behandeln. Gleichzeitig sollte die für nächsten Dienstag traktandierte Vorlage zur künftigen Rolle von Stadtschulrat und Vorsteher verschoben und die Sitzung gestrichen werden: Das wurde mit 19 gegen 11 Stimmen abgelehnt. Dafür verlief die anschliessende Wahl der ständigen Kommissionen reibungslos (siehe folgende Seite). Gestritten wurde wiederum über das letzte Traktandum: die Wahl der 30 Stimmenzähler für das Wahlbüro der Stadt Schaffhausen. Bisher wurden diese 30 freiwilligen Helfer in stiller Wahl vom Volk bestätigt. Neu werden sie vom Parlament gewählt. Weil gemäss Kantonsverfassung aber keine Familien mehrfach im Wahlbüro vertreten sein dürfen und unter den Kandidaten drei Ehepaare sind, entbrannte eine heisse Diskussion über die korrekten Wahlmodalitäten. Am Schluss wurde das Traktandum auf eine kommende Sitzung verschoben – damit die Gesellschaft zum gemütlichen Teil des Abends übergehen konnte.

Gewählte Vertreter: Verwaltungskommissionen
Städtische Werke Alfred Tappolet (SVP), Katrin Huber Ott (SP), Till Hardmeier (JFSH), Theresia Derksen (CVP) KSS Edgar Zehnder (SVP), Nihat Tektas (FDP), Bea Will (AL) VBSH Mariano Fioretti (SVP), Urs Tanner (SP)



Leiten zusammen den Grossen Stadtrat 2013: Ratspräsident Daniel Schlatter (SP, Mitte), 1. Vizepräsident Georg Merz (ÖBS) und 2. Vizepräsidentin Cornelia Stamm Hurter (SVP).
Bild B. + E. Bührer

#Notizen zu Namen

16. Januar 2013 | Neuer Kantonstierarzt

Schaffhauser Nachrichten, Region
(r.)

Der Regierungsrat hat Peter Uehlinger, Thayngen, zum neuen Kantonstierarzt ernannt. Der 44-jährige Peter Uehlinger führt seit 2009 eine eigene Tierarztpraxis in Beringen und Thayngen. Seit 2009 amtet er zudem in einer Teilzeitfunktion als stellvertretender Kantonstierarzt. Peter Uehlinger übernimmt seine neue Tätigkeit am 1. Juli 2013. Er ersetzt den in Pension gehenden Urs Peter Brunner.


#Notizen zu Namen

5. Januar 2013 | Frischer Wind mit neuen Zunftmeistern

Schaffhauser Nachrichten
(r.)

Jeweils am 26. Dezember, dem Stephanstag, finden die Zünfter der Zunft «zum Kleeblatt» und der Zunft «zun Rosen» zu einem getrennten Bott zusammen. Da werden, ähnlich einer Generalversammlung, die Jahresgeschäfte behandelt. Das «Kleeblatt» trifft sich dafür im Kleeblattsaal im 1. Stock des Klosters St. Georgen vor der Brücke gleich neben der Bibliothek, und die Zunft «zun Rosen» hat ihre Zusammenkunft im Restaurant Adler. Die Zunft Kaufleutstube oder Zunft zur Rose und Herrenstube oder Zunft zum Kleeblatt sind zu Beginn des 15. Jahrhunderts entstanden.
Ein wichtiges Traktandum der Kleeblattzunft war der «Weisse Adler» (Chäs Graf). Schon seit Längerem ist man im Besitz dieses Hauses. Vor einigen Jahren wurde die Fassade renoviert. Nun gilt es, baldmöglichst von innen heraus alles wieder instand zu setzen. Damit wurde das Architektenbüro Schmid und Partner beauftragt. Sie haben in Absprache mit einer Kommission aus Kleeblattzünftern auf dieses Zunfbott hin ein Bauprojekt aufgestellt, das sie kurz zuvor der Baubehörde eingereicht und am 26. Dezember 2012 der Zunftversammlung präsentiert hatten. Und man hofft sehr, dass dieses Projekt allen beurteilenden Gremien entspricht. 2012 war für die Zünfte auch ein Wahljahr. Deshalb gab es in beiden Zünften Mutationen, was die Ämtervergabe in der Vorsteherschaft betrifft. Es wurden zwei neue Zunftmeister gewählt. Der «neue alt Zunftmeister» Roger W. Fuog übergab das Amt des Kleeblattzunftmeisters an Felix Graf. Bei der Zunft «zun Rosen» tritt Ulrich W. Böhni die Nachfolge von Zunftmeister Urs Etzweiler an. Wenn die zünftigen Geschäfte unter Dach sind, treffen sich die Rosen- und die Kleeblattzünfter auf einen Umtrunk im «Rothen Ochsen» und tauschen die Ergebnisse der jüngsten Beschlüsse und Neuigkeiten aus. Und die Zunftmitglieder wünschen den neuen Amtsinhabern Erfolg.



Die beiden neuen Steiner Zunftmeister im «Rothen Ochsen»: Ueli Böhni steht der «Zunft zun Rosen» vor, und Felix Graf ist neu an der Spitze der «Kleeblattzunft».
Bild zvg