#Notizen zu Namen

8. Dezember 2009 | „Keine Euphorie, aber vorsichtiger Optimismus“

Schaffhauser Bock
Markus Bührer

Wenn die Scaphusia im Rahmen der Spefuxenwerbung zum öffentlichen Vortrag einlädt, folgt der Ablauf den Ritualen der 151-jährigen Traditionsverbindung. Da wird zuerst der älteste anwesende Alte Herr begrüsst (Dr. Peter Uehlinger v/o Igel, Staatsschreiber a. D.), der am weitesten angereiste Anwesende, Gäste befreundeter Verbindungen im Rahmen der Netzwerkpflege und schliesslich der Referent selbst, Dr. oec. publ. Erich Spörndli v/o Flohn, aktiv 1959–1961 – alles locker und eloquent durchgezogen vom langjährigen Zürcher Nationalrat Dr. Michael E. Dreher v/o Aal.
«Die Finanzmarktkrise, die im Sommer 2007 einsetzte, hält uns mit ihren Auswirkungen immer noch in Atem», leitete Erich Spörndli sein Referat ein. Der Scaphusianer beleuchtete im vollen Saal des Restaurants Falken vor Farbenbrüdern und Gästen die Rolle der Nationalbank in der Finanzkrise. Kann die «SNB» der Krise überhaupt entgegenwirken? Hat sie sich mit ihrem Beitrag zur Rettung der UBS übernommen? Und besteht die Gefahr eines Teuerungsschubes? Mit erwartungsgemäss grosser Sachkompetenz, aber trotzdem in verständlichen Worten erläuterte der Ökonom volkswirtschaftliche Zusammenhänge und die Funktionen der Nationalbank.
Anschaulich erklärte Erich Spörndli, wie die Krise im Immobilienmarkt der USA ihren Anfang nahm. Hypotheken waren an Schuldner gewährt worden, welche sich diese eigentlich nicht leisten konnten. Steigende Zinssätze und sinkende Häuserpreise führten zum Kollaps, als die Zinsen für die Hypotheken und dann diese selbst nicht mehr zurückbezahlt werden konnten. Da Hypotheken in den USA gehandelt werden können, wurden viele Wertschriftenpakete mit teils zweifelhaften Hypotheken – den «subprimes» – vermeintlich abgesichert.
Diese Pakete wurden weltweit vermarktet und förderten die Ausweitung der US-Hypothekarkrise zur weltweiten Finanzmarktkrise. Die Rating-Agenturen waren dafür mitverantwortlich, da sie den die Wertschriften ausgebenden Investmentbanken Seriosität der Anlagen (AAA-rating) bescheinigten.

Worin besteht nun aber die Rolle der «SNB» in dieser Krise? Da das Vertrauen unter den Banken bis Ende 2007 so stark gesunken war, dass sie einander kaum noch Kredite gaben, erhielten die Schweizer Banken zu akzeptablen Bedingungen nicht mehr ausreichend US-Dollars auf dem Geldmarkt. Die Nationalbank beschaffte deshalb Dollars durch sogenannte Swap-Geschäfte, das heisst sie erhielt von der amerikanischen Zentralbank Fed Dollars, deren Gegenwert wiederum dem Fed in Schweizer Franken gutgeschrieben wurde. Gegen Hinterlegung von Wertschriften konnten die Schweizer Banken dann bei der SNB Dollars beziehen. Dass Zentralbanken solche Swap-Geschäfte abschliessen, sei aussergewöhnliche, Massnahme, so der Referent. Im Normalfall gewährten Notenbanken den Banken nur flüssige Mittel in eigener Währung.
Auch der «Fall UBS» wurde von Spörndli zur Sprache gebracht. Um die Bilanz der UBS zu entlasten und damit einem möglichen Zusammenbruch vorzubeugen, habe sich die Nationalbank erklärt, der UBS Wertschriften im Wert von bis zu 54 Milliarden US-Dollar abzukaufen. Zum Zeitpunkt der Übergabe habe sich die Lage aber bereits so weit gebessert, dass «nur» Papiere von rund 39 Milliarden Dollar übernommen wurden. Der darauf entstandene Wertverlust von 4.5 Milliarden werde vorderhand durch eine Garantie der UBS gedeckt. Die Nationalbank habe sich mit diesem Engagement nicht übernommen, stellte Spörndli fest – Risiken seien dennoch vorhanden. Doch die UBS hätte man einfach retten müssen, da ein Untergang die schweizerische Volkswirtschaft stark geschädigt hätte.
Bekanntlich stürzte aber nicht nur der Finanzmarkt, sondern die allgemeine Wirtschaft ausgehend von den USA in eine Krise. Dass die schwere Rezession nicht in einem totalen Kollaps endete, sei den vereinten Bemühungen der Regierungen und Notenbanken zu verdanken. Durch eine massive Ausweitung der Geldmenge habe man den Banken mehr und billigeres Geld zur Verfügung gestellt, das sie ausleihen konnten. Wegen des Wettbewerbs der Banken untereinander seien daraufhin die Zinsen gesunken, was den Nachfragerückgang beim Export und bei den Investitionen gebremst habe. Eine Stabilisierung der Wirtschaftsentwicklung zeichne sich ab. Trotzdem sei Vorsicht geboten: Die Geldmenge, die sich in einem halben Jahr von 45 auf 120 Milliarden Franken beinahe verdreifacht hatte, müsse wieder reduziert werden. Ansonsten drohe eine Inflation. Die Schwierigkeit bestehe darin, diese Reduktion im richtigen Tempo voranzutreiben.

Zum Abschluss seines Vortrags wagte der Referent einen Ausblick in die Zukunft. Internationale Organisationen gingen davon aus, dass es mit der Weltwirtschaft ab 2010 wieder aufwärts gehe. Der Einbruch der Produktion könne aber nur allmählich wettgemacht werden, da die Finanzierung und Sanierung der Staatsdefizite, die in der Krise gemacht wurden, grosse Anstrengungen erfordern und den Aufschwung schwächen werden. Zu Euphorie bestehe somit kein Anlass, so Spörndli, «vorsichtiger Optimismus scheint mir aber durchaus angebracht!»
Die Diskussion am Ende des Vortrags wurde rege genutzt, wobei vorab die Studenten der Wirtschaftswissenschaften an der HSG und der UZH durch interessante Voten und Fragen besonders hervorstachen. Anschliessend begaben sich die Scaphusianer eine Etage tiefer zum zweiten Akt in ihre Falkenbude, wo die Scaphusianer den fidelen Teil ihrer Anlässe seit 1912 feiern.

**Zur Person**
Erich Spörndli v/o Flohn, (*1942), Dr. oec. publ., ehem. Direktor und Stellvertreter des Vorstehers des III. Departements der Schweizerischen Nationalbank (stv. Mitglied des Direktoriums). Matura in Schaffhausen 1961, Scaphusia 1959–1961, Doktorat UZH 1971, Post-Doc John Hopkins University Baltimore 1973, Lehre und Forschung UZH bis 1975, KOF ETH «Chefökonom» bis 1988, 1989–2004 Schweizerische Nationalbank, Leiter Bereich Monetäre Operationen (Geldmarkt, Verwaltung der Währungsreserven, Goldverkäufe und Risikomanagement) und Stv. des zuständigen Direktoriumsmitglieds.


Karikatur EFH, Thema: „Ich dachte, wir wollten uns nur ein Haus kaufen.“

#Notizen zu Namen

1. Dezember 2009 | Von den Subprimes zur Finanzkrise

Schaffhauser Nachrichten, Regionale Wirtschaft
Alexander Joho

Die momentane Weltwirtschaftskrise verstört und fasziniert gleichermassen. In ihrem spektakulären Ausmass stellt sie Experten vor ein Rätsel und ist gleichzeitig ein ansprechendes Anschauungsbeispiel. Der spannende Vortrag von Dr. oec. publ. Erich Spörndli, dem ehemaligen stellvertretenden Mitglied des Direktoriums der Schweizerischen Nationalbank (SNB), stiess beim Scaphusia-Bund, welcher den Anlass organisiert hatte, auf offene Ohren.

**Leichtfertig Kredite vergeben**
Zu Beginn führte Spörndli das Publikum zwei Jahre zurück in die Vergangenheit: Mit den sogenannten Subprimes wurden in den USA leichtfertig Kredite en gros vergeben; die Risiken vermeintlich sicher auf Investmentbanken verteilt, die diese Instrumente vorrangig anboten. Doch bereits im Frühjahr 2007 zeigten sich erste Verluste: Zinssätze stiegen, der Anstieg der Hypotheken wurde zunächst gestoppt, und drehte in einen Rückgang, als sich die Preise, nach mehr als zehn Jahren des Wachstums, als zu überhöht herausstellten. Aus Eigenkapitalbedenken hatten die regulären Banken in den USA das Risiko ausgelagert, die zahlreichen und teilweise sehr undurchsichtigen Finanzinstrumente nahmen numerisch aber derart überhand, dass schlichtweg der Überblick verloren ging und die Kontrolle versagte, wie Spörndli ausführte. Zunächst traf es die Investmentbanken wie Fannie Mae oder Freddie Mac, der Wert ihrer Aktien fiel ins Bodenlose. Damit zusammenhängend der anschliessende Aktienkursverfall von Grossbanken wie UBS, Crédit Suisse oder der Citigroup. Und hier setzte Spörndli mit der Rolle der SNB ein. Anfang 2008 wurde bereits ein wenig Optimismus gestreut und der Markt sollte sich leicht erholen, doch womit niemand in der Finanzbranche so richtig gerechnet hatte, war das Misstrauen der Anleger. Die Börsenwerte fielen noch weiter. Die Schweizerische Nationalbank hielt sich zuerst mit Devisenaustauschen mit anderen Notenbanken über Wasser, um den landeseigenen Banken mit zusätzlichem Geld unter die Arme zu greifen. Was der SNB wie auch der gesamten Finanzwelt schwer zu schaffen machte, war der enorme Kredit über zunächst 60 Milliarden Franken an die UBS im Oktober 2008. Da der Handel mit Subprimes durch die Krise in den USA ausgesetzt wurde, konnten dementsprechend kein Preis und keine Bewertung erzielt werden, wodurch vor allem die UBS auf ihren Krediten festsass, was die ungewohnt hohe Abschreibung zur Konsequenz hatte.

**Zinssenkungen ab Oktober**
Der Welthandel taumelte, staatliche Konjunkturprogramme wurden hastig geschnürt. Die schlimmste Rezession seit über 70 Jahren führte zu einem Rückgang beim Häuserbau, die Exportindustrie verzeichnete und verzeichnet noch immer einen Auftragseinbruch von 20 bis 50 Prozent. Die SNB versuchte daher, mit Zinssenkungen ab Oktober 2008, Deviseneinkäufen und der Vergrösserung der Geldmenge im Inland des Konjunkturproblems Herr zu werden. Nun günstigere Kredite ermöglichten eine Zunahme in der Bautätigkeit, Investitionen in Maschinen stiegen, und der Konsum konnte wieder angekurbelt werden. Der vergleichsweise schwächere Schweizer Franken machte Schweizer Produkte wieder interessanter. Spörndli konnte zum Abschluss seines Referates konstatieren, dass diese Finanzkrise schwere Schäden hinterlassen habe, die Notenbanken sowie Grossbanken diese jedoch gut verdaut und gekontert hätten. Die Talsohle sei jedoch erreicht, und obschon die Mehrzahl der Grossbanken noch «an Krücken» gingen und die Arbeitslosigkeit weiter leicht ansteigen werde, sei vorsichtiger Optimismus angebracht. Eine wirkliche Erholung, so Spörndli, könne für 2010/2011 erwartet werden.


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23. November 2009 | Linksaussen formiert sich erneut über den Röstigraben hinweg

Schaffhauser Nachrichten, Region
Conradin Leeser

Die Linke steckt in der Misere: Sind in wirtschaftlichen Krisenzeiten traditionell Rezepte aus dem sozialistischen Lager gefragt, so präsentiert sich dieses heuer ungewohnt sprachlos, die Kräfte der radikalen Linken sind verzettelt und zersplittert. So weit die Erklärung der Alternativen Liste Schaffhausen und der Ansatz einer neuen, erstmals nationalen Linksaussenpartei: der Linken Alternative, die «La Gauche – Linke Alternative – La Sinistra». Das Credo der geplanten politischen Formation ist dabei ebenso einfach wie radikal: Angestrebt wird ein fundamentaler Kurs- und Paradigmenwechsel, eine antikapitalistische, ökologische und soziale Politik. Und das kommt an: Gegen 200 linke Aktivisten aus der Deutschschweiz, der Romandie und dem Tessin trafen sich am vergangenen Samstag auf dem Schaffhauser Griesbach zum Grundsatzbeschluss der Gründung der neuen Linken Alternative. Ein Beschluss, der nach Programm im Mai des kommenden Jahres in Lausanne mit der formellen Gründung der Partei unterstrichen werden soll. Dass dabei gerade Schaffhausen als Geburtshelfer einer neuen nationalen Linkspartei fungiert, hat gemäss Florian Keller, Kantonsrat AL und Mitorganisator der Veranstaltung, zwar hauptsächlich logistische Gründe, ist aber auch als Tribut der Romands an die Deutschschweizer Minderheit zu werten: «Die Welschen haben uns damit Respekt entgegengebracht und gleichzeitig bewiesen, dass es ihnen mit der neuen Partei ernst ist.»

**Alte Idee neu aufgenommen**
Der Versuch, die linken Gruppierungen zu bündeln, ist nicht neu: Bereits vor zwei Jahren traten die radikalen Linken als Netzwerk «À gauche toute» zu den Nationalratswahlen an – und scheiterten. Keller ortet die Probleme damals wie heute in ideologischen Differenzen zwischen Deutschschweiz und Romandie: «Das sind riesige Unterschiede – diese zu bewältigen, das ist die grösste Hürde im ganzen Prozess.» Nichtsdestotrotz blickt der Jungpolitiker zuversichtlich in die Zukunft, unterscheidet sich das aktuelle Projekt doch in wesentlichen Zügen von früheren Vorhaben: Die Linke Alternative versteht sich als Zusammenschluss von Einzelpersonen und nicht wie «À gauche toute» als Konglomerat bestehender Parteien. «Uns alle verbindet eine starke Sozialpolitik, die Identifizierung mit Grundrechten und der Glaube an die gesellschaftliche Organisationsform», so Keller passioniert. Mit dem Verlauf des Gründungskongresses ist der Kantonsrat der Alternativen Liste entsprechend zufrieden, auch wenn er gewisse Uneinigkeiten in Bezug auf die Ausrichtung der Veranstaltung einräumt: «Meine Erwartungen sind erfüllt, aber es gibt wohl auch viele Personen, die denken, dass man heute ein Programm hätte definieren müssen.» Anstelle 37 aufgekommener politischer Forderungen standen während fünf Stunden entsprechend vielmehr Fragen der gegenseitigen Befindlichkeit im Mittelpunkt der hitzig geführten Debatten. Der Erarbeitung eines politischen Programms gestand man mit grosser Mehrheit mehr Zeit zu. Gewählt wurde hingegen ein 25-köpfiger Koordinationsausschuss, der nun die erste Parteiversammlung Ende Mai in Lausanne vorbereiten soll. Nebst Florian Keller gehört auch der Waadtländer PdA-Nationalrat Josef Zysiadis dem Komitee an.

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22. November 2009 | Von der Seele der Originalmöbel – Die Trendforscherin Joan Billing

NZZ am Sonntag, Stil
Rebekka Kiesewetter

Das Haus in Baden, in dem die Trendforscherin Joan Billing und ihr Lebenspartner Samuel Eberli wohnen, hat keine Geschichte, und auch wenn seine Mauern sprechen könnten, schwiegen sie. Was sollten sie schon erzählen, seit ihrer Errichtung 2007 hatten sie kaum Zeit, etwas zu erleben.
Möbel können ebenso wenig sprechen; auch die von Joan nicht. Obwohl man es meinen könnte, wenn sie als ihr Sprachrohr fungiert. Die Aargauerin ist Expertin auf dem Gebiet «Wie teile ich meine Begeisterung auf ansteckende Art mit»: Sie weiss zu jedem Gegenstand in ihrem Heim etwas zu erzählen, nichts ist zu klein, um als besonders gewürdigt zu werden. Im Hause Billing-Eberli ist nichts «einfach da». Und dies ist gar nicht so selbstverständlich: Wer weiss denn schon bei jedem Ding genau, wieso er oder sie es besitzt? Wer kann sagen, warum es einem teuer ist (auch wenn sein monetärer Wert gegen null tendiert)? Joan Billing aber kann es.

**Verrückt nach Design**
Zum Beispiel das Day Bed von Eileen Gray: ein Designklassiker, das ist bekannt. Doch «Hauptsache, alt und teuer» ist kein Kriterium, das bei Joan zieht, und ein Grund, ein Möbel aufzustellen, schon gar nicht. Die graue Liege ist für sie nicht bloss ein hübscher Gegenstand oder ein Statussymbol. Nein, sie ist ein bunter Strauss aus vielen Geschichten, aus Hintergrundwissen und Erinnerungen. «Die Möbel von Eileen Gray gefielen mir schon in meiner Jugend, damals habe ich begonnen, mich mit dem Leben der Designerin auseinanderzusetzen», erzählt sie, gerät in Fahrt, gibt der Bewunderung Ausdruck, die sie für Gray empfindet. Die Designerin hatte im frühen 20. Jahrhundert mit Formen und Materialien experimentiert und neue Wege gefunden.
«Mich faszinieren Dinge, die für ihre Entstehungszeit innovativ waren, egal, ob das gestern oder vor 100 Jahren war», sagt Joan. Gefällt ihr etwas, möchte sie alles darüber in Erfahrung bringen. Wenn man mit Joan spricht, lässt man sich von ihrer Begeisterung anstecken, hängt noch einem Gedanken nach, den sie formuliert hat, während sie bereits vom Hundertsten ins Tausendste gelangt ist, da Parallelen zieht, dort etwas anmerkt und dann wieder aufs Mobiliar zu sprechen kommt. Auf Dinge, die sie schon lange begleiten. «Die Corbusier-Liege habe ich als Kind zur Rutsche umfunktioniert», erinnert sie sich. Joan ist mit Möbelklassikern aufgewachsen – ihr Vater ist Architekt und Sammler – und kennt keine Scheu, auch wertvolle Stücke zu benutzen, in den Alltag zu integrieren.
Die Billings sind eine designverrückte Familie, Möbel wie die Corbusier-Liege wandern zwischen den Haushalten hin und her. «Wenn ich eines Teils überdrüssig werde, es nicht in eine neue Wohnung passt und ich es nicht weggeben will, frage ich meine Mutter, ob sie es eine Zeitlang zu sich nehmen möchte», erzählt Joan. Ausleihen und Tauschen funktioniere nicht nur im Familienkreis, ist sie überzeugt. Gutes Design soll in Umlauf gebracht und gebraucht werden, es gehöre nicht ins Museum. Es sei ausserdem wichtig, dass die Geschichte eines Objektes, das Wissen um seinen Ursprung weitergegeben werden. Deshalb haben Billing und Eberli vor drei Jahren die Verkaufsausstellung Design+Design ins Leben gerufen. Keine Messe, betont sie, sondern ein Salon Privé für innovatives, rares und schönes Vintage-Design.
Momentan findet der Event in einem Saal des Zürcher Kunsthauses statt, doch der Raum platzt aus allen Nähten, so gross ist das Interesse auf Aussteller- und Besucherseite. Trotz dem Andrang ist die Stimmung gut, familiär, intim. Genau wie an der Braun-Börse, die Joan vor zwanzig Jahren das erste Mal mit ihrem Vater Rolf besuchte und die sie als Ursprung der Design+Design-Idee beschreibt: Liebhaber der Elektronika, welche bei Braun in den fünfziger bis siebziger Jahren hergestellt wurden, trafen sich damals in einer Jugendstilvilla, um zu fachsimpeln, zu tauschen und zu handeln. Bis heute teilt Joan die Sammelleidenschaft für die Kultgeräte mit ihrem Vater.
Ehrlichkeit und Nachhaltigkeit sind Worte, die Joan oft verwendet. Man muss nicht, wie sie es tut, mit dem Trendforscher-Star Li Edelkoort zusammenarbeiten, um zu wissen, dass es wichtige Themen sind. Für den Erfolg einer Messe wie Design+Design mit ihrem Angebot an wertigen, beständigen und nostalgischen Produkten, sagt Joan, seien die Voraussetzungen heute ideal. Das Interesse an Designklassikern sei so breit vorhanden wie noch nie. Eine Original-Dies und ein echter Das, ein früher Dings und ein Dangs in seiner Erstversion. Muss das sein? Tut’s nicht auch eine Fälschung (zumal sie bedeutend billiger ist)? Joan lässt sich auf Diskussionen nicht ein, sagt: «Das Original behält seinen Wert, es kann mindestens zum Kaufpreis wiederverkauft werden.» Ausserdem sagt sie Dinge wie: «Originale ihrer Zeit haben eine Seele», und: «Das Wissen darum, dass es rar und wertig ist, intensiviert die Bindung zu einem Vintage-Möbel.» Seele? Bindung? In Bezug auf Dinge? Für Joan scheinen Sachen tatsächlich lebendig zu sein, so leidenschaftlich spricht sie von dem, was sie umgibt.

**Was andere denken, ist egal**
Sie verteilt ihren unerschöpflichen Enthusiasmus zu gleichen Teilen auf Dinge, Menschen und die Natur: Auch der Fluss, der unmittelbar vor den grossen Fenstern rauscht, kriegt etwas von der Begeisterung ab, und ebenso die grosse Silberweide, deren Äste über die Scheiben streichen. «Ich musste mich erst an die hohen Räume, die grossen Fenster gewöhnen. Aber jetzt fühle ich mich wohl, so nahe am Fluss. Es beruhigt mich.» Hatte sie, die vorher in einer Gründerzeit-Wohnung in der Badener Innenstadt gelebt hat, keine Angst, dass ihre angejahrten Möbel nicht zum Neubau passen würden? «Nein», sagt Joan, «Vintage-Design passt überallhin, weil es einen starken Charakter hat. Patina wirkt kombiniert mit Neuem charmant.»
Ist es für Samuel, den Architekten, und Joan, die wegen ihres Jobs gleichermassen belächelt und bewundert wird, wichtig, wie ihr Heim von anderen Leuten wahrgenommen wird? Möchten Sie mittels ihres Einrichtungsstils eine bestimmte Haltung zeigen? «Unsere Wohnung ist genau auf uns zugeschnitten; Hauptsache, wir fühlen uns darin wohl, was andere denken, ist egal. Aber die Einrichtung spiegelt unsere Art zu leben. Ob wir wollen oder nicht», sagt Joan. Und wie, möchte man von ihr, die nonchalant Accessoires und Möbel zusammenwürfelt und sie zu einem absolut stimmigen Ensemble fügt, wissen, findet man einen eigenen Stil? Was, wenn die Intuition beim Einrichten versagt, nicht vorhanden ist? Dann soll man sich Hilfe holen, rät die Trendforscherin. Und abkupfern dürfe man auch: «Es gibt den virtuosen Koch, der nie in ein Buch schaut, und den Rezept-Treuen. Beide machen leckeres Essen. Genauso ist es beim Einrichten.»


**Design+Design**

«Vintage» lautet das Stichwort für die Möbel-Verkaufsmesse «Design+Design», die von Joan Billing und Samuel Eberli zum dritten Mal organisiert wird. Der Ausdruck steht für Designstücke aus den Jahren 1920 bis 1990. Auf 750 Quadratmetern halten im grossen Vortragssaal des Kunsthauses Zürich 20 Händler ihre rare Ware feil. Speziell für den Anlass wurden 50 signierte Hocker und 30 signierte Tische aus Faserzement des Lausanner Designers Nicolas Le Moigne hergestellt (Stückpreis 500 Fr.). Zusätzlich erscheint ein Katalog zum Thema «Faszination Faserzement». Design+Design, Sa, 28. 11. (10 bis 20 Uhr), So, 29. 11. (10 bis 17 Uhr). Ort: Kunsthaus Zürich.



Joan Billling und ihr Lebenspartner Samuel Eberli (Bild: Vera Hartmann)

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30. Oktober 2009 | Den Wald auch für die Zukunft erhalten

Schaffhauser Nachrichten, Stein / Diessenhofen
Guido Elser

Als Folge der Mediationsakte 1803 und der Bundesverfassung 1848 wurden die Gemeinden neu organisiert. Damals erhielten auch in Diessenhofen alle volljährigen Schweizer Einwohner Stimmrecht in Stadtangelegenheiten. Nach dem Ausscheidungsvertrag des öffentlichen Bürgergutes der Gemeinde Diessenhofen vom 25. April 1872 hat die Bürgergemeinde an die Stadt Gredhaus, Siegelturm, Rathaus, die Rheinbrücke und andere abgegeben. Der heutigen Bürgergemeinde blieben somit noch die Wälder und die Fischenz.

**Die Wälder der Bürgergemeinde**
Seither ist die Bürgergemeinde Diessenhofen Besitzerin von 235 Hektaren Wald, der sich wie folgt aufteilt; Rodenberg 130 Hektaren; Buechberg 51 Hektaren; Stammerberg 15 Hektaren; Schaarenwald 13 Hektaren, Rauhenberg (Deutschland) 23 Hektaren, Läui und Bleichi nochmals gut 2 Hektaren. Diese Walgebiete sind nicht zusammenhängend.

**Hügeliger Rodenberg**
Die grösste zusammenhängende Waldfläche befindet sich im Rodenberg mit rund 130 Hektaren. Diese Wälder befinden sich im hügeligen Gelände an Hanglagen zwischen 391 (Rhein) und 591 m ü. M. (Kapf). Die Wälder im Buechberg und Schaaren sind dagegen weitgehend flach. Als Besonderheit besitzt die Bürgergemeinde noch Wald in Deutschland auf dem Gailingerberg, dem sogenannten Rauhenberg. Vor einem Jahr hat sich die Bürgergemeinde Diessenhofen mit dem Staatswald im Bezirk und den Bürgergemeinden Rheinklingen, Kaltenbach, Wagenhausen und diversen Privatwaldbesitzern zum neuen Forstrevier am Rhein zusammengeschlossen. Für die gesamte Waldfläche in diesem Revier ist Förster Jakob Gubler zuständig. Er wohnt in Eschenz und steht der Bevölkerung als Ansprechpartner für die gesamten Waldfragen zur Verfügung. Die einzelnen Waldbesitzer (insbesondere auch die Bürgergemeinde Diessenhofen) sind jedoch weiterhin selbständig und finanziell unabhängig.

**Ökologisch wertvoll**
In der Bürgerverwaltung ist Urban Brütsch, Forstingenieur ETH, zuständig für das Ressort Bürgerwald. Er hat auch diese Angaben zum Bürgerwald zusammengestellt. Wie Brütsch und Bürgerpräsident Bruno Giuliani betonen, soll der Wald den kommenden Generationen langfristig erhalten bleiben. Nebst der Holznutzung dient der Wald vor allem als Erholungsraum. Deshalb wird er auf der gesamten Fläche nach den Grundsätzen des naturnahen Waldbaus gepflegt und genutzt. Angestrebt werden im heutigen Waldbau gut strukturierte Bestände (möglichst stufig aufgebaut). Die Naturverjüngung wird gefördert und bevorzugt. Eine grosse Baumartenvielfalt wird unter Berücksichtigung der natürlichen Gegebenheiten angestrebt. Die Buche, die in diesem Gebiet die Hauptbaumart darstellt, spielt deshalb im Bürgerwald eine wichtige Rolle. Die Waldränder sind ökologisch wertvoll und sollen erhalten und gefördert werden. Altholz und Totholz werden bewusst im Wald stehen respektive liegen gelassen, da dieses einer Vielzahl von Lebewesen (Insekten, Vögel und anderen Tierarten) Lebensraum und Nahrung bietetDas gesamte Waldgebiet im Schaaren ist als Sonderwaldreservat ausgewiesen und wird dementsprechend gezielt gepflegt. Ferner gibt es im Rodenberg mehrere Flächen, die als Altholz- oder Totholzinseln ausgeschieden wurden und zurzeit nicht mehr bewirtschaftet werden. Im Etzwilerberg auf der Waldfläche der Bürgergemeinde Diessenhofen existiert sogar ein Totalreservat. In diesem Gebiet wird aus Naturschutzgründen auf jegliche Nutzung verzichtet. So kann man beobachten, wie sich ein ursprünglich bewirtschafteter Wald unter natürlichen Verhältnissen weiterentwickelt.

**Vom Werkhof**
1982 baute die Bürgergemeinde im Rodenberg den Werkhof mit der Jacques-Huber-Stube. Bis zur neuen Reviereinteilung vor gut einem Jahr diente er der Bürgergemeinde als wichtiger Standort für den Bürgerwald – mit Garagen für die Traktoren und Maschinen. Inzwischen werden die Garagen für das Überwintern von Schiffen benutztDen Werkhof mit dem riesigen Vordach nutzt die Bürgergemeinde als Lagerplatz für Brennholz. Die Jacques-Huber-Stube kann von Einwohnern von Diessenhofen für Festlichkeiten bis zu 35 Personen gemietet werden. Sie hat eine gute Infrastruktur mit Küche, Geschirrspülmaschine, Kühlschrank, Geschirr, etc. Für das Putzen ist der Mieter verantwortlich. Ansprechpartner ist alt Förster Hans Weber (052 657 14 23), für Bestellungen von Brennholz Förster Jakob Gubler (079 720 39 25) zuständig.

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29. Oktober 2009 | Tango und Beschwingtes – ein kurzes Intermezzo

Schaffhauser Nachrichten, Herbstmesse
Claudia Härdi

«Das Motto unseres Standes ist ‹lokal vereint›. So ist es auch naheliegend, dass wir an dieser Herbstmesse Vereine vorstellen», sagt Rémy Guhl vom Schaffhauser Fernsehen ins Mikrophon. Er hiess gestern das Saxophonquartett der Musikschule Schaffhausen auf der Bühne des Gemeinschaftsstandes der Schaffhauser Medien, der Elektrizitätswerke, der Städtischen Werke, der Sasag und von Falkenbier willkommen. Das Saxophonquartett der Musikschule Schaffhausen, das sind Linda Bräu, Sopransaxophon; Fabian Carisch, Tenorsaxophon; Lukas Seiler, Baritonsaxophon, und Celina Guhl, Altsaxophon.
Ewald Hügle, der den Musikschülern an der Musikschule Schaffhausen das Saxophonspielen beibringt, musste heute für Linda Bräu einspringen. «Be happy» und «Summertime». Mit diesen zwei Songs begann das Quartett gestern sein Repertoire. Weiter ging es mit einem ruhigen Stück von Astor Piazolla, einem argentinischen Bandoneonspieler, Komponisten und Begründer des Tango Nuevo. Zum Abschluss spielte das Quartett ein frisches Stück des Jazzpianisten und -komponisten Herbie Hancock. Mit diesen vier Stücken stellte das Quartett stellvertretend die Musikschule Schaffhausen vor. In der Musikschule könnten die Schüler über 30 Instrumente lernen, sagt Hügle. Sogar Babys werden unterrichtet – im Babysingen. Guhl will wissen, in welchem Alter man sein Baby in die Musikschule schicken könne. «Mit drei Monaten beginnt es. Ich habe es noch vor mir», scherzt Hügle.
Die Musikerinnen und Musiker des Saxophonquartetts sind keine Anfänger mehr. Lukas Seiler spielt seit sieben Jahren Alt-, Tenor- und Baritonsaxophon. «Ich spiele Saxophon, weil das Sax ein genauso colles Instrument ist wie die Gitarre. Ausserdem ist es ein sehr vielseitiges Instrument», sagt Seiler, während er sein Instrument wieder sorgfältig in den Koffer verstaut. Er hegt den Traum, einmal Berufsmusiker zu werden. Das Quartett ist nicht die einzige Musikgruppe an der Musikschule, die zusammen musiziert. «Zuzreit stellen wir eine Big Band zusammen. Leider fehlen uns noch Blechbläser, erzählt Hügle, der vor dem nächsten Kurzkonzert auf der Herbstmesse eine Privatmsuikstunde eingeplant hat und sich nun beeilen muss.

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23. September 2009 | Kunstvisitenkarten für edlen Rebensaft

Schaffhauser Nachrichten, Stein / Diessenhofen
(sr)

Im Wiilädeli in der Steiner Understadt bereichern moderne sowie alte vornehme «Kleider der Weinflaschen» das Auge des Geniessers. Sie gehören heutzutage zum Outfit und sind das Aushängeschild des Inhaltes: die Etiketten auf den Weinflaschen. Als sogenannte Geburtsausweise löst das bedruckte Papier oft Erinnerungen aus, wenn es sich beispielsweise um ältere Exponate handelt, wie sie momentan im Wiilädeli in Stein am Rhein in einer neuen Ausstellung zu bestaunen sind. «Seit der Eröffnung vor drei Jahren bieten wir zusätzlich einheimischen Künstlern eine Möglichkeit, ihre Werke zu präsentieren», erklärt Geschäftsführerin Karin Müller. Mit den Weinetiketten aus dem Bezirk Stein am Rhein habe man eine ganz besondere Ausstellung schaffen können. Man hoffe auch, vermehrt Weinfreunde zu einem Besuch zu animieren. «Wenn man von alten Etiketten redet, dann sind sie höchstens 80 Jahre alt», so der Initiant Ernst A. Rubli, der selber auch schon Etiketten gestaltet hat. Heute schreibt die Lebensmittelverordnung vor, dass jedes Lebensmittel, zu dem auch der Wein gehört, mit der Sachbezeichnung versehen sein muss, woher und von wem er kommt. So ist das Etikett zu einer hochdifferenzierten Angelegenheit mit besonderer Bedeutung für den Weinkenner geworden. Dank moderner Technik entstehen immer wieder Kunstwerke, auch sie sind ein Besuch im Wiilädeli wert, besonders jetzt, wo die Trauben reif sind. Das Wiilädeli zum Raben in der Steiner Understadt ist jeweils mittwochs bis freitags von 14 bis 18 Uhr und am Samstag von 10 bis 12 und 13 bis 17 Uhr geöffnet. In der Zwischensaison (Januar bis März) gelten andere Öffnungszeiten.

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14. September 2009 | Selbsternannter Sofakönig durchrennt den ganzen Kanton

Schaffhauser Nachrichten, Region
(lha)

Er hat es geschafft – Yves Keller hielt den 12-Stunden-Lauf durch. 67 Kilometer weit «secklete dä Chäller dur Schafuuse». Dabei durchrannte der selbsternannte «Sofakönig» den Kanton Schaffhausen und streifte dabei noch Deutschland und den Kanton Zürich. Grund des Marathons war für den Radio-Munot-Redaktor, dass er während der Weihnachtsaktion des Radios eine Wette verloren hatte. Mit viel Fleiss und Schweiss brachte er es bereits im Vorfeld zu einer sportlichen Höchstleistung. Wie ein kleiner Held wurde er dann am Samstagabend am Ziel in Schaffhausen empfangen. Alles jubelte, und er drehte sogar noch eine kleine Ehrenrunde, um punkt 20 Uhr durch das Ziel zu laufen.
Sichtlich erschöpft liess er sich von allen gratulieren. «Ich habe daran geglaubt, dass ich es schaffen werde, aber nicht daran gedacht, dass es so rührend wird», sagte Keller mit feuchten Augen. Es sei eine riesige Erleichterung, und der Empfang auf dem Fronwagplatz sei so schön. Die letzten Stunden seien ein Kampf gewesen, gaben seine Betreuer zu, die ihn begleitet hatten. Auf die Frage, ob man ihn in Zukunft an einem Marathon sehen werde, antwortete er: «Vielleicht, aber morgen ganz sicher nicht.» Somit bezahlte er seinen Wetttribut und tat gleichzeitig etwas für den guten Zweck. Man weiss noch nicht, wie viel Geld beim Spendenlauf zusammengekommen ist, aber es wird schon etwas sein bei 67 Kilometern.

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11. September 2009 | «Beim Laufen werde ich ans Ziel denken»

Schaffhauser Nachrichten, Neuhausen / Schaffhausen
Karin Lüthi

In voller Trainingsmontur steht Yves Keller da, bereit, sein Laufprogramm zu beginnen. Anlässlich der Weihnachtsaktion von Radio Munot hatte er gewettet, dass er zwölf Stunden durch den Kanton Schaffhausen rennen würde, falls die angestrebte Summe tatsächlich zusammenkäme. Sie ist bekanntlich zusammengekommen, und deswegen beisst Keller am kommenden Samstag in den sauren Apfel. «Eigentlich bin ich ja das, was man einen Sofakönig nennt, und somit ziemlich unsportlich», gesteht er. «Da bin ich etwas naiv in ein Unternehmen hineingerutscht, das ich gar nicht abschätzen konnte.»

**Rennen für einen guten Zweck**
Obwohl für den Sofakönig Keller nun eine Leidenszeit begann, nahm er das Training mit grossem Enthusiasmus, und unerschütterlicher Zuversicht in Angriff. Bereits im Januar machte er sich an die Vorbereitung. Pro Woche trainierte Keller vier- bis sechsmal. Entweder betrieb er Krafttraining im Eurofit oder übte sich im Dauerlauf. Zudem hat er sich entschieden, seinen Lauf für einen guten Zweck zu unternehmen. Pro gerannten Kilometer kann man sich für eine Spende für zwei von Schweizerinnen geführte Waisenheime in Peru eintragen. Seine Route beginnt in Stein am Rhein, wo Stadtpräsident Franz Hostettmann den Startschuss geben wird, geht über Diessenhofen nach Schaffhausen und von dort über Neuhausen und Beringen ins Klettgau und schliesslich wieder zurück nach Schaffhausen. Hier will er etwa um 20.00 Uhr auf dem Fronwagplatz eintreffen.

**Trainlngspause wegen Knien**
Es erwies sich, dass die Zeit von Januar bis September fast zu knapp bemessen war, um ein seriöses Vorbereitungstraining aufzubauen, denn es kamen noch zwei Monate krankheitsbedingten Trainingsausfalls dazu. Er bekam Probleme mit seinen laufungewohnten Knien. Erst vor gut zwei Monaten konnte Keller wieder mit dem Training beginnen. Gewisse. Dinge würdee er heute anders machen, ganz besonders würde er mehr Zeit für die Vorbereitung einplanen. Zudem sei es gemäss Keller sehr schwierig, einen Vollzeitjob und das anstrengende Training unter einen Hut zu bringen. Doch als unerschütterlicher Optimist vertraut Keller seinen Betreuern, die ihm verschiedene Mittel angegeben haben, die ihm über die schlimmsten Phasen helfen sollen. Rat hat er sich auch von einem geholt, der es wissen muss. «Der Duathlon-Europameister Andy Sutz empfahl mir, immer ans nächste Ziel zu denken, wenn ich unterwegs bin», erzählt er. Da er aber nur ein Ziel habe, werde er halt an dieses denken, so Keller zuversichtlich.

**Eigene Grenzen kennenlernen**
Die Vorbereitungszeit war ein Prozess der Selbsterkenntnis. Dass ein Teil seines Körpers einfach in Streik gehen kann wie etwa die Knie, war eine erschütternde Erfahrung für den jungen Mann, der sich bisher auf seinen funktionierenden Körper verlassen konnte. Verschiedenes hat er auch ausprobiert, damit er am Samstag weniger zu leiden haben wird. So hat er sich kürzlich die Haare an den Beinen abrasiert, um zu vermeiden, dass er den «Wolf» bekommt. Dabei musste er aber feststellen, dass ihn die nachwachsenden Härchen so schrecklich pieksten, dass das noch fast schlimmer war als der gefürchtete «Wolf».
Für den inzwischen durchtrainierten Sofakönig Keller ist aber eines klar: «Einen ganzen Tag zu laufen hängt nicht nur von der körperlichen Fähigkeit ab, sondern ist vor allem eine Frage der mentalen Stärke.» Keller ist sich im klaren darüber, wie sehr er sich selbst unter Druck gesetzt hat. Schliesslich steht er unter den Augen der Öffentlichkeit. Da er aber einen starken Willen besitzt, traut er sich zu, den Nonstoplauf durch den Kanton zu bewältigen.

#Notizen zu Namen

20. August 2009 | Von Zapfenwirtschaften und Schenken

Schaffhauser Nachrichten, Klettgau / Reiat
Nina Pongracz

Im Beringer Ortsmuseum kann man seit Mittwoch eine Reise zu den Tavernen, Schenken und Wirtshäusern der Vergangenheit unternehmen. Die neue Ausstellung auf dem Dachboden des Schlosses Beringen heisst «Zapfenwirtschaften, Schenken und Tavernen – Beringer Gaststuben im Laufe der Zeit» und bietet Besuchern die Möglichkeit, in das örtliche Vergnügungsleben des 18., 19. und 20. Jahrhunderts einzutauchen. Die insgesamt 18 Wirtshäuser, die es in Beringen gegeben hat, werden alle mit der jeweiligen Hintergrundgeschichte vorgestellt. Hierbei wird so manches über die kulturelle und wirtschaftliche Vergangenheit Beringens klar. Bilder, alte Dokumente und Gegenstände der damaligen Wirtshäuser sind ausgestellt.

**Andere Zeiten, andere Sitten**
Hans Wäschle, Verwalter des Ortsmuseums Beringen, weiss, wie sich die verschiedenen Wirtshäuser früher unterschieden haben. «Man durfte damals zum Beispiel nur in Zapfenwirtschaften Alkohol konsumieren. In Tavernen konnte man stattdessen schlafen und essen.» Wäschle ist nach den vielen Recherchen für diese Ausstellung nun gewissermassen ein Experte, wenn es um die alten Gasthöfe Beringens geht. Er erklärte, dass es seit den ersten Tavernen im Dorf grosse Veränderungen gegeben habe. Früher hätten viele der Wirtshausbesitzer noch einen Zweitberuf ausgeübt, so waren die Wirtsleute oft auch Metzger, Bauern oder gar Anwälte. Oftmals hätten die Restaurants ihre Räumlichkeiten auch mit anderen Geschäften oder Zünften geteilt. So konnte beispielsweise oberhalb einer Taverne der Gemeinderat Sitzung halten, oder es bestand neben einer Schenke vielleicht gerade eine Bäckerei.

**Heute weniger Wirtshäuser**
Die Nachfrage in den Wirtshäusern sei damals oft zu gering gewesen, um zu überleben. Die Dorfleute arbeiteten tagsüber beispielsweise auf dem Feld oder in den Reben und konnten erst abends in die Wirtschaft. «Das Geschäft scheint sich für viele nicht rentiert zu haben. Dann mussten diese Wirtsleute oft ihre Gaststube schliessen und sich auf eine Nebentätigkeit spezialisieren» erklärte Wäschle. Jeweils am ersten und am letzten Sonntag des Monats kann man bis zum 21. Dezember im Beringer Ortsmuseum erfahren, wie sich das Leben in und um die dortigen Wirtslokale seit Anfang 1700 abgespielt hat, und danach vielleicht zur Erfrischung eines der heute noch bestehenden Wirtshäuser besuchen.

#Notizen zu Namen

4. August 2009 | Neues zu Namen – Yves Keller

Schaffhauser Bock

Um die Weihnachtsaktion 2008 von Radio Munot anzukurbeln, ging Moderator Yves Keller mit den Hörern eine Wette ein. Diese hat er verloren. So ist Keller verpflichtet, am 12. September 2009 zwölf Stunden lang durch den Kanton Schaffhausen zu rennen. Bei der Vorbereitung helfen ihm Mélanie Paulie, Fitnesscoach und ehemalige VC-Kanti-Spielerin, sowie Ernährungsberaterin Brigitt Gächter und der Arzt Jean-Jacques Fasnacht. Der Start erfolgt in Stein am Rhein, der Startschuss wird durch den dortigen Stadtpräsidenten Franz Hostettmann erfolgen

#Notizen zu Namen

30. Juli 2009 | 3 Fragen an: E Roland E. Hofer, Staatsarchivar

Schaffhauser Nachrichten, Schaffhausen / Neuhausen
(lpa)

**1 Seit wann feiert die Schweiz den 1. August?**

Der 1. August wurde 1891 zum erstenmal gefeiert, seit 1899 wird er als Schweizer Bundesfeiertag jährlich wiederholt. Der Bundesstaat Schweiz wurde 1848 gegründet, die Idee eines gemeinsamen Feiertages kam aber erst mit der zunehmenden Bedeutung der Nationalstaaten in Europa auf.

**2 Warum wird am 1. August gefeiert?**

Das Datum wird aus dem Bundesbrief abgeleitet, der Gründungsurkunde der Eidgenossenschaft. Diese ist allerdings nur auf den Beginn des Augusts 1291 datiert, der 1. August ist also eine nachträgliche Festlegung. Die Verbindung zum Rütlischwur ist auch am Brauch der Höhenfeuer ersichtlich: Die Feuer sollen die Eidgenossen zum Burgenbruch aufgerufen haben.

**3 Gibt es historisch betrachtet eine Besonderheit an den Bundesfeiern in Schaffhausen?**

Da gilt es wohl, die seit 1920 jährlich zum 1. August stattfindende Rheinfallbeleuchtung zu erwähnen. Dieses Jahr ist es das erstemal, dass die Rheinfallbeleuchtung verschoben, erst am 22. August, stattfindet.

#Notizen zu Namen

21. Juli 2009 | Marcel Montanari rutscht als Einwohnerrat nach

Schaffhauser Nachrichten, Klettgau / Reiat

Der Gemeinderat nimmt Kenntnis vom Rücktritt von Urs Kurz, FDP, als Einwohnerrat per 31. Juli 2009 unter bester Verdankung der geleisteten Dienste. Gemäss Proporzwahlverordnung rückt Marcel Montanari, Thayngen, als Mitglied der FDP im Einwohnerrat für die restliche Amtsdauer von 2009 bis 2012 nach. Die Inpflichtnahme durch den Gemeindepräsidenten findet vor der Einwohnerratssitzung vom 20. August 2009 statt.

#Notizen zu Namen

26. Juni 2009 | Zum Gedenken an Oscar Wanner – Nachruf

Schaffhauser Nachrichten
Gerhard Ebner

Er wuchs in Schaffhausen auf, studierte Medizin in Zürich, wo er bei Eugen Bleuler zum Thema «Die praktische Bewährung von Bevormundungen» promovierte. Nach verschiedenen Stationen, zuletzt als Oberarzt in der Psychiatrischen Klinik Münsingen bei Prof. Max Müller, kehrte er als Chefarzt und Direktor der Psychiatrischen Klinik Breitenau nach Schaffhausen zurück, wo er von 1953 bis 1983 arbeitete. Er gehörte zu denjenigen Chefärzten der Klinik, welche diese nachhaltig geprägt haben; er führte moderne Führungsstrukturen ein, vor allem aber auch die eben erst entwickelten Psychopharmaka. Dadurch wurde es möglich, die Klinik zu öffnen, die Gitter von den Fenstern zu entfernen. In dieser äusserst arbeitsreichen Zeit war er dennoch in verschiedenen Ehrenämtern aktiv, so von 1962 bis 1973 im Fachausschuss für psychiatrische Krankenpflege des SRK, welchen er auch präsidierte, in einem Ausschuss, in welchem der Schreibende sich ebenfalls Jahre später für die gleiche Sache engagiert hat. Mit seinem Engagement erreichte Oscar Wanner die Anerkennung der psychiatrischen Krankenpflege durch das SRK; deshalb wurde ihm 1981 auch die Ehrenmitgliedschaft der SGPP verliehen. Er musste dann nach seiner Pensionierung zusehen, wie eben diese Anerkennung wieder einer Generalistenausbildung weichen musste. Oscar Wanner betrieb auch eine regelmässige publizistisch-wissenschaftliche Tätigkeit über moderne Behandlungsmethoden in der Psychiatrie, Abhängigkeitserkrankungen, immunologische Aspekte, Mutter-Kind-Beziehungen sowie Angsterkrankungen. Bereits 1960 schrieb er über die Managerkrankheit und wenig später über die Pflege der Beziehungen zur Öffentlichkeit als Voraussetzung zur Betreuung von «Geisteskrankheiten». Wir können nur schon an dieser kleinen Auswahl der Publikationen ersehen, wie breit er hier bis heute aktuelle Themen aufgegriffen und bearbeitet hat. Ich selbst lernte Oscar als lieben Freund, guten Ratgeber und exzellenten Kollegen kennen, der bis zuletzt fachlich auf dem aktuellen Stand geblieben ist, sich weiterhin für psychiatrische Themen interessiert und bis 2003 eine Psychiatrische Praxis geführt hat. Beeindruckt haben mich seine geistige Klarheit, seine Schärfe im Denken, aber auch seine klaren Statements, welche nicht immer allen einfach nur behagten. Er kannte nahezu jede Familie in Schaffhausen; für seine Patientinnen und Patienten war er bis zuletzt ein gütiger Arzt und zuverlässiger Ansprechpartner; der Schreibende hatte die Ehre, einzelne von ihnen übernehmen zu dürfen.

#Notizen zu Namen

25. Juni 2009 | Zum Gedenken an Rudolf Hädener – Nachruf

Schaffhauser Nachrichten, Stadt Schaffhausen
Walter Joos

Zu Beginn dieser Woche hat im Friedhof Hörnli in Riehen – einem Vorort von Basel – eine kleine Trauergemeinde von einer Persönlichkeit Abschied genommen, die über einen scharfen Verstand und ein aussergewöhnliches Urteilsvermögen verfügte und sich zudem während mehrerer Jahrzehnte in Schaffhausen im privaten und im öffentlichen Bereich in ausserordentlicher Weise persönlich eingebracht und engagiert hatte. Rudolf Hädener war am 29. Februar 1920 als Sohn des damals in Grenchen wohnhaften Ehepaars Blanda und Julius Hädener zur Welt gekommen. Zwei Jahre später zog die Familie – sie umfasste nach der Geburt von Julie Hädener insgesamt vier Personen – nach Schaffhausen. Julius Hädener war vom Regierungsrat zum Grundbuchverwalter gewählt worden und liess sich in der Folge auf dem vorderen Emmersberg nieder. Nach Abschluss der Kantonsschule und seiner Aktivzeit in der Verbindung Scaphusia studierte Rudolf Hädener Jurisprudenz an der Universität in Zürich. In der Armee liess er sich zum Offizier ausbilden und avancierte aufgrund der von ihm geleisteten Dienste zum Hauptmann. Seiner letzten Beförderung ging allerdings eine rechtliche Auseinandersetzung mit den Behörden des Kantons voraus. Rudolf Hädener musste sich den ihm zustehenden Grad im wahrsten Sinne des Wortes erkämpfen. Seine in diesem Zusammenhang manifest gewordene unerschrockene Haltung gegenüber den Mitgliedern der damaligen Regierung machte ihn in der Öffentlichkeit bekannt und führte schliesslich 1968 zu seiner Wahl ins Parlament.
Als Vertreter der Freisinnig-Demokratischen Partei gehörte Rudolf Hädener dem Kantonsrat vom 1. Januar 1969 bis zum 30. Juni 1983 an. In dieser Zeit avancierte er zum Fraktionspräsidenten, leitete sieben Spezialkommissionen und gehörte neben der Justizkommission einer Vielzahl von weiteren Kommissionen als Mitglied an.
Mit seinem profunden Wissen, seinem scharfen Verstand und seinen innovativen Lösungen hat Rudolf Hädener sowohl als Rechtsanwalt als auch als Kantonsrat das öffentliche Leben in unserem Kanton über viele Jahre hinweg auf massgebende Weise mitgeprägt. Kantonsratspräsident Markus Müller erinnerte in seiner am letzten Montag erfolgten Würdigung im Parlament vor allem an den Einsatz des freisinnigen Volksvertreters zur Beilegung der Auseinandersetzungen im Zusammenhang mit der Melioration im unteren Kantonsteil, sein Engagement um die Einführung der Verwaltungsgerichtsbarkeit und seinen Kampf um eine vernünftige Entflechtung von Kirche und Staat.
Rudolf Hädener lancierte ausserdem Volksinitiativen zur Vereinfachung der Verwaltungsstrukturen, zur Einführung des fakultativen Gesetzesreferendums und zur klaren Abgrenzung von gebundenen Ausgaben. Dabei gelang es ihm immer wieder, anstehende Probleme auf sinnvolle Weise zu lösen. Wo es darum ging, Missstände zu beseitigen und der Gerechtigkeit zum Durchbruch zu verhelfen, kämpfte Rudolf Hädener stets an vorderster Front.
Dabei war er allerdings nicht immer ein bequemer Gesprächspartner. Seine Plädoyers waren sowohl vor Gericht als auch im Parlament das Ergebnis sorgfältiger Erwägungen und fester Überzeugungen. Oberflächliche Argumente zerzauste er mitunter mit scharfen Worten. Für taktische Winkelzüge oder faule Kompromisse war er nie zu gewinnen. In vielen Fällen gelang es ihm jedoch, seine Kontrahenten mit seinem grossen Wissen und seinen klaren Argumenten zu überzeugen. Soweit es seine liberalen Grundsätze zuliessen, bot er aber auch immer wieder Hand zu vernünftigen Kompromissen. Rudolf Hädener hielt seinen Körper über viele Jahrzehnte mit Rudern, Fechten und Reiten fit. Er spielte zudem gerne Schach. Mit seinem dynamischen Auftritt und seiner markanten Mütze erweckte er stets Aufsehen und bereicherte gleichzeitig das Stadtbild von Schaffhausen. Die letzten fünf Jahre seines Lebens verbrachte er jedoch in Gemeinschaft mit seiner Schwester in Riehen. Julie musste ihn in den letzten Jahren in zunehmendem Masse umsorgen und war ihm bis zu seinem Lebensende eine treue Begleiterin. In den letzten Monaten reifte in Rudolf Hädener der Wunsch, die Erde – aus seiner Sicht allerdings nur für eine bestimmte Zeit – zu verlassen. Als überzeugter Anhänger der Anthroposophie glaubte er fest an die von Rudolf Steiner verfochtene These von den wiederholten Erdenleben.

#Notizen zu Namen

22. Juni 2009 | Rudolf Hädener ist in Basel verstorben

Schaffhauser Nachrichten, Stadt Schaffhausen
(W. J.)

Rudolf Hädener ist in der vergangenen Woche in seinem 90. Altersjahr im Felix- Platter-Spital in Basel gestorben. Der über viele Jahrzehnte in Schaffhausen tätig gewesene Rechtsanwalt und Parlamentarier durfte nach einem ausserordentlich aktiven und in geistiger Hinsicht erfüllten Leben nur wenige Wochen nach seiner Einlieferung in das Universitätsspital Basel und der anschliessenden Überführung ins Felix-Platter-Spital für immer einschlafen. In den letzten Jahren lebte Rudolf Hädener in der Nähe seiner Schwester Julia in Riehen. Julia Hädener hat ihren Bruder während dieser Zeit auf eine vorbildliche und aufopfernde Weise persönlich betreut. Rudolf Hädener ist 1920 als Sohn des ehemaligen Grundbuchverwalters Julius Hädener auf die Welt gekommen. Nach Absolvierung der Kantonsschule wandte er sich dem Studium der Rechte und der Anthroposophie zu. In beiden Bereichen hat er sich während Jahrzehnten auf besondere Weise engagiert. Zudem hat Rudolf Hädener sowohl als Rechtsanwalt als auch als Kantonsrat das öffentliche Leben in diesem Kanton mitgeprägt. Sein Einsatz im Zusammenhang mit der Melioration im untern Kantonsteil, sein Engagement um die Einführung der Verwaltungsgerichtsbarkeit und sein Kampf um eine vernünftige Entflechtung von Kirche und Staat sind nur einige wenige Schwerpunkte des vielseitigen Wirkens seitens des langjährigen prominenten Exponenten der FDP.

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10. Juni 2009 | Sache … Sächeli

Schaffhauser Nachrichten, Region

Ungewohntes tat sich am Montag im Kantonsrat: Als das Parlament über das Konkordat über Massnahmen gegen Gewalt anlässlich von Sportveranstaltungen abstimmte, stand neben einigen wenigen SP- und den drei AL-Vertretern auch SVP-Kantonsrat Andreas Gnädinger als einziger Bürgerlicher weit und breit gegen die Vereinbarung auf. Was war geschehen? In der Beratung hatte Florian Keller (AL, Schaffhausen) nachgewiesen, dass einige Bestimmungen des Konkordats bei genauer Betrachtung rechtswidrig sind. Offenbar sprach er so überzeugend, dass Gnädinger, Jurist und Rechtsanwalt, nicht mehr zustimmen mochte. «Der Jurist hat über den SVPler gesiegt», sagte er nachher.

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10. Juni 2009 | Die Rückkehr der «verlorenen» Scheibe

Schaffhauser Nachrichten, Stein / Diessenhofen
Edith Fritschi

Die Damen und Herren Stadträte hatten Grund zur Freude. Denn es galt, die Rückkehr der «verlorenen Wappenscheibe» zu feiern. Dazu waren bis auf Ernst Böhni alle Steiner Stadträte, dazu Stadtpräsident Franz Hostettmann, Stadtschreiber Fritz Jost und Archivar Michel Guisolan erschienen, und der Schaffhauser Stadtrat war in corpore da. Nun werde ein Versprechen eingelöst, das bei der 1000-Jahr-Feier der Stadt Stein am Rhein gegeben worden sei, meinte Stadtpräsident Thomas Feurer. Damals hatte sein Vorgänger Marcel Wenger in einer launigen Rede angekündigt, dass die aus dem Jahr 1679 datierende Wappenscheibe der Stadt Stein am Rhein, die vermutlich ein Wilhelm Wolf angefertigt hatte, als Geschenk der Schaffhauser zum runden Jubiläum wieder den eigentlichen Besitzern zurückgegeben werde.
Seit der frohen Botschaft, die man gerne hörte, sind knapp zwei Jahre vergangen. Gestern wurde nun offiziell Wort gehalten. Wengers Nachfolger Feurer konnte das kostbare Werk dem Steiner Stadtpräsidenten im Museum überreichen. «Es ist für uns eine schöne Überraschung»d, sagte Hostettmann. «Kaum jemand hatte geglaubt, dass die Wappenscheibe jemals wieder nach Stein am Rhein zurückkehren würde.» Damit zweifelte er indes nicht das gegebene Versprechen der Schaffhauser an, sondern wies vielmehr auf die Odyssee der Wappenscheibe hin. Um die Rückgabe hatte sich bereits 1922 Professor Ferdinand Vetter, damaliger Besitzer des Klosters St. Georgen, bemüht. Doch das Gesuch wurde abschlägig und mit Verweis auf die Stadt Schaffhausen als rechtmässige Eigentümerin beschieden. Tempi passati. Die Scheibe wird nun im Zuge der Sanierung wieder im Steiner Rathaus eingegliedert werden. Vorerst aber dürfte sie, so Stadtarchivar Michel Guisolan, provisorisch im kleinen Rathaussaal aufgehängt werden. «Wir geben sie nicht gern her», scherzte Thomas Feurer, «aber wir geben sie, weil wir die Steiner mögen.» Zudem nutze man das Treffen beider Stadtratsgremien, um die Kontakte auszubauen und sich freundschaftlich über eine weitere gute Zusammenarbeit zu unterhalten.

**Einst gabs Kontroversen Wappenscheibe aus dem Kreuzsaal kehrt nach Stein am Rhein zurück**

Die Wappenscheibe, die jetzt wieder nach Stein am Rhein kommt, stammt aus einem Zyklus von Glasgemälden des Altzürcher Glasmalers Hans Wilhelm Wolf von 1679 und zierte ein Kirchenfenster in der Stadtkirche. Dort hatte der Steiner Pfarrer Melchior Kirchhofer gegen den Widerstand der Bevölkerung 1922 eine Erneuerung der Kirche durchgesetzt. Er störte sich vor allem an den Lichtverhältnissen und bezeichnete die Fenster als «alt und finster». Auf einem nicht genau bekannten Weg landeten die Scheiben dann als «Bauschutt» in Schaffhausen und tauchten erst 1856/1888 als städtischer Besitz wieder in den Akten auf. Daraus ist ersichtlich, dass sie seit 1929 im Gymnasium und später im «Allerheiligen» aufbewahrt wurden. 1922 stellte Stein das Begehren um die Herausgabe der Scheiben, und es kam zu einer Kontroverse, in der Gesuch- steller Ferdinand Vetter dem Schaffhauser Stadtrat «Ungerechtigkeit, Bösgläubigkeit und Ergatterung strittigen Besitzes» unterstellte. Der Zeitpunkt für eine Rückgabe war auch denkbar ungünstig: Man war dabei, das Kloster in ein Museum umzubauen, und plante, die Scheiben im Kreuzsaal einzusetzen, was auch geschah.

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17. Mai 2009 | Die deutsche «Linke» als Vorbild

Schaffhauser Nachrichten, Inland
Michael Brunner

Eine Partei, die den Sozialdemokraten das Wasser links abgräbt: Es ist in etwa das letzte, was die kriselnde SP gebrauchen kann. Doch genau dies strebt Florian Keller, Kantonsrat der Schaffhauser Alternativen Liste, an. Daher treffen sich heute rund 15 Personen aus dem bunten, aber ziemlich zersplitterten linken politischen Lager in Bern. Dabei sind auch einzelne Dissidente aus der SP, möglicherweise sogar national bekannte Persönlichkeiten, allerdings keine aktiven eidgenössischen Parlamentarier, relativiert Keller.
Die Zusammenkunft sei zwar erst ein Arbeitstreffen. Aber Keller hofft, dass schon Anfang kommenden Jahres eine starke Linkspartei nach dem Vorbild der Deutschen «Die Linke» gegründet werden kann. «Das ist nötig, weil die SP die Grundrechte zu wenig konsequent vertritt, den Gewerkschaften gegenüber zu kritisch ist und auf zu rechtes Personal wie Chantal Galladé oder Simonetta Sommaruga setzt.» Keller glaubt zudem, dass bald der Wahlmodus bei den Nationalratswahlen so geändert werden muss, dass kleinere Parteien bessere Chancen haben. «Dafür müssen wir uns vorbereiten, indem wir eine nationale Linkspartei gründen.» Heute hat das Linksaussenlager nur einen Sitz in Bern.

**Frühere Versuche gescheitert**
Ob die Gründung einer starken Linkspartei wirklich gelingt, ist noch ungewiss. Bereits früher, zuletzt vor den nationalen Wahlen 2007, sind solche Versuche jeweils früh steckengeblieben. Haupthindernis ist die Partei der Arbeit (PdA), die heute in Bern nicht vertreten ist. Damit fehlt die traditionsreichste Linkspartei. Laut Keller ist dies aber auch besser so. «Die Partei hat einen Ruf als sektenhaft, und dies nicht zu Unrecht.» Zu dogmatisch halte sie an überkommenen kommunistischen Ideen fest und sei nicht an einer wirklichen Zusammenarbeit mit anderen linken Gruppierungen interessiert. Wegen diesen Abgrenzungstendenzen hat sich Josef Zisyadis, der einzige PdA-Nationalrat, seit einiger Zeit aus der nationalen Partei zurückgezogen. Und Zisyadis’ Waadtländer Sektion steht laut Keller kurz vor dem Austritt aus der nationalen Partei. Zisyadis wird daher heute beim Treffen ebenfalls dabei sein.

**Walter Angst ist skeptisch**
Obwohl das linke Lager also zerstritten ist, wird auch Walter Angst, für die Zürcher PdA im Stadtparlament, heute in Bern mitreden. Anders als seine Partei findet er eine enge Zusammenarbeit mit anderen linken Gruppierungen sinnvoll. Er liess sich auch auf einer gemeinsamen Liste mit der Alternativen Liste ins Zürcher Stadtparlament wählen. Trotzdem geht er mit der PdA nicht so hart ins Gericht wie Keller. «Es geht da halt um das Bewahren von Traditionen.» Angst würde es freuen, wenn es gelingt, eine neue starke Linkspartei zu gründen, er ist aber skeptisch: «Das wird wohl nicht so heiss gegessen, wie es gekocht wird.»

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5. Mai 2009 | Stein am Rhein damals

Schaffhauser Bock
Susann Schnider

Gegen elf Uhr füllte sich der Obergaden im dritten Stockwerk der Burg mehr und mehr. Die Organisatorin Yvonne Bähler, Leiterin von Tourismus Stein am Rhein, strahlte und hatte alle Hände voll zu tun, die Stuhlreihen immer wieder für neue Gäste zu ergänzen: «Mit so viel Interesse haben wir nicht gerechnet, ich bin überwältigt!» Rund 90 Zuhörerinnen und Zuhörer hatten sich schliesslich versammelt, als Ursula Thüler-Bryner, Tochter und Lektorin des Autors, erzählte, wie das Buch zustande kam.

«Dieses Jahr wäre er 100 Jahre alt geworden – schade, dass mein Vater die Lesung in dieser stimmigen Umgebung und die Zweitauflage seines Buches nicht mehr miterlebt,» meinte seine Tochter sichtlich bewegt. Vor etwas mehr als 10 Jahren hatte sie ihren Vater ermuntert, seine Erinnerungen auf Diktaphon zu sprechen und bot ihm an, die Aufzeichnungen zu einem Buch zu verarbeiten, das pünktlich zu seinem 90. Geburtstag unter dem Titel «Jugenderinnerungen eines alten Staaners» erschien. «Erstaunlich, wie viele Einzelheiten mein Vater mit 85 Jahren aus seiner Erinnerung abrufen konnte», erzählte Ursula Thüler. Sie las aus dem Kapitel «Kinderjahre» (siehe «Bock» vom 21. April), dann folgten Müsterchen aus der Schulzeit. Einer der eindrücklichsten Momente war die im Originalton gesprochene Hörprobe ab Band.

Die Beschreibung des äusserst mühsamen Limonadentransportes, auf einem von zwei Kühen gezogenen Wagen, von der Schifflände hinauf zur Burg oder die Schilderung der Freundschaft des Autors mit dem Fabrikantensohn Bruno Siegrist von der «Nudli» gaben Aufschluss über Arbeit und Freizeit, aber auch über die sozialen Verhältnisse der damaligen Zeit.

Höchstspannung brachte das Kapitel, in dem sich der Autor als junger Bursche vom «Zinneli» aus – dem kleinen Balkon im Obergaden – an einem Feuerwehrschlauch für einen unerlaubten Ausgang abseilt und morgens um vier Uhr auf gleichem Weg wieder in die Burg zurückkehren soll… Das gebannt lauschende Publikum teilte Alltag, Freuden und Leiden mit dem jungen Jakob in Stein am Rhein. Seine Erzählungen würzte Ursula Thüler mit erklärenden Zwischentexten und stellte nach der Lesung fest: «Immer wieder konnte ich – besonders bei der älteren Zuhörerschaft – zustimmendes Nicken beobachten. Beim Signieren der Bücher haben sich sogar einige Nachkommen von in der Lesung erwähnten Personen vorgestellt!»

#Notizen zu Namen

1. Mai 2009 | Ehrungen und Preise an ETH-Angehörige

Jahresbericht der ETH Zürich 2008

Prof. Dr. Fröhlich, Jürg, Departement Physik, Korrespondierendes Mitglied, Akademie der Wissenschaften und der Literatur zu Mainz, Deutschland

Dr. Fröhlich, Jürg mit PD Dr. med. Emanuela Keller, Prof. Dr. Peter Niederer
und Mario Jenni, Departement Informationstechnologie und Elektrotechnik, ZKB Pionierpreis, 18. März 2008, Technopark Zürich, Zürich, Schweiz/NeMoDevices GmbH, Zürich, Schweiz

#Notizen zu Namen

1. Mai 2009 | Zum Gedenken an Hanns Deggeller-Daetwyler

Schaffhauser Nachrichten, Nachruf
Bernhard Seiler
Obmann der Schaffhauser Gesellschaften und Zünfte

Zu Beginn der Woche nahm eine grosse Trauergemeinde Abschied von Hanns Deggeller. Der am 19. Februar 1918 geborene Bürger der Stadt hat unsere Welt am 17. April dieses Jahres nach einem langen und erfüllten Leben auf sanfte Weise für immer verlassen. Der Verstorbene hat sich auf vielfältige Weise für seine Familie, seine Freunde und Bekannten, seine Geschäftspartner und Mitarbeitenden sowie für die Stadt engagiert und verdient gemacht. Als ehemaliger Aktiver und späteres Mitglied des Altherrenverbandes der Kantonsschulverbindung Scaphusia, als Unternehmer und Geschäftspartner der im Stahlhandel tätigen Deggeller + Peter AG, als Mitglied des Bürgerrates und des Grossen Stadtrates sowie als herausragender Exponent der Zunft zun Schneidern hat Hanns Deggeller führende Funktionen und Aufgaben übernommen.
So wählten ihn die Obherren und Zunftmeister der zwölf Schaffhauser Gesellschaften und Zünfte 1982 als Nachfolger von Carl E. Scherrer zu ihrem Obmann und verliehen ihm nach seinem Rücktritt von diesem Amt den Titel eines Ehrenobmanns. Vor etwas mehr als einem Jahr konnten die Schaffhauser Gesellschafter und Zünfter mit ihm in geselliger Runde auf seinen 90. Geburtstag anstossen. Auch am Jubiläum zum 150-jährigen Bestehen der Scaphusia im vergangenen Herbst nahm Hanns Deggeller bei guter Gesundheit sowie bemerkenswerter geistiger Frische und Beweglichkeit teil. Die alteingesessene Schaffhauser Familie Deggeller war bis etwa 1800 bei den Webern zünftig und gehört seit nunmehr 200 Jahren zur Zunft zun Schneidern. Es war für Hanns Deggeller eine Selbstverständlichkeit, sich schon früh aktiv in der Zunft zu betätigen. Zuerst im Vorstand und dann während zweier Jahrzehnte als Zunftmeister. Die Schneidern bedankten sich bei ihm für sein sehr aktives Wirken mit der Verleihung des Titels Ehrenzunftmeister. Das Zunftwesen hatte für Hanns Deggeller zeit seines Lebens eine grosse Bedeutung, auch über seine eigene Zunft hinaus. Dann regte er als Zunftmeister an, die Schaffhauser Gesellschaften und Zünfte möchten ihre Kräfte vermehrt bündeln und sich enger zusammenschliessen. So strebte er zum Beispiel mit der Äufnung eines Fonds die Gewährung von Beiträgen für die Renovation von historischen Zunfthäusern in Schaffhausen an. Diese Idee wurde bereits Ende der siebziger Jahre geboren, als aktive Gesellschafter und Zünfter die Erneuerung des Festsaales im Zunfthaus zur Gerberstube finanziell unterstützten.Es war schliesslich fast selbstverständlich, dass Hanns Deggeller zu Beginn der achtziger Jahre Carl E. Scherrer als Obmann der Schaffhauser Gesellschaften und Zünfte ablöste. Mit sehr viel Motivation, Einfühlungsvermögen, Geschick und wenn notwendig einer gewissen Dosis Beharrlichkeit übte er dieses Amt aus. Sein erster bedeutender Erfolg war die Miete der renovierten Schneiderstube an der Vordergasse. Dank seinem Verhandlungstalent konnte er mit den Besitzern dieser Liegenschaft einen für die Zünfte guten Mietvertrag abschliessen. Damit erhielten diese wieder eine «eigene» Zunftstube, die aber auch Dritten zur Verfügung stand. Sein nächstes Ziel, die Errichtung einer Stiftung – wie er dies schon früher angeregt hatte –, fand mit der Beurkundung 1984 einen erfolgreichen Abschluss. Ein neues Gremium, der Stiftungsrat, bestehend aus den Obherren und Zunftmeistern und präsidiert vom Obmann, trat nun alljährlich mindestens einmal zusammen. Nebst den statutarischen Traktanden ergab sich damit ein ideales «Arbeitsinstrument», um die Schaffhauser Gesellschaften und Zünfte noch näher zusammenzubringen sowie für die Durchführung grösserer Anlässe wie zum Beispiel der in mehrjährigen Abständen stattfindenden Zunftmunotabende. Gemeinsam gelang auch die Beteiligung der Zünfte an den Feierlichkeiten zum Geburtstag der Eidgenossenschaft von 1991 mit einem Tavernenfest in der Schneiderstube und einer Ausstellung der Silberschätze der Schaffhauser Zünfte. Mitgeprägt und mitgetragen hat Hanns Deggeller auch die Herausgabe der sogenannten Neujahrsblätter. Einer der Höhepunkte im Leben der Schaffhauser Gesellschaften und Zünfte ist eine Zusammenkunft jeweils zu Jahresbeginn. Vor 1984, das heisst vor der Gründung der Stiftung, sind an diesem Anlass auch Beschlüsse gefasst und Wahlen durchgeführt worden. Nach der Stiftungsgründung machte der Obmann Hanns Deggeller aus diesem Anlass eine gesellige Zusammenkunft. Er lud dazu jeweils auch Persönlichkeiten, die sich um die Stadt verdient gemacht hatten, ein. Zu Ehren seines Vorgängers als Obmann, Carl E. Scherrer, nannte er diese Zusammenkünfte Karlstage. Damit erinnern sich die Gesellschafter und Zünfte dankbar an den Erneuerer des heutigen Zunftlebens in unserer Vaterstadt Schaffhausen. Nach zwölf Jahren erfolgreichem Wirken als Obmann der Gesellschaften und Zünfte wünschte sich Hanns Deggeller, auf den Karlstag 1993 zurückzutreten. Doch auch als Ehrenobmann war er stets an allen Anlässen als engagierter und interessierter Teilnehmer präsent. Am 17. April ist Hanns Deggeller für immer eingeschlafen. Für alle, die ihn gekannt und geschätzt haben, bleibt er jedoch unvergesslich. Wir entbieten der Familie und den weiteren Angehörigen von Hanns Deggeller unser aufrichtiges Beileid. Wir verneigen uns vor dem Verstorbenen und gedenken seiner in grosser Dankbarkeit.

#Notizen zu Namen

28. April 2009 | In keinem Geschichtsbuch zu finden

Schaffhauser Nachrichten, Stein / Diessenhofen
Mark Schiesser

Alte Geschichten werden immer wieder gerne gehört, vor allem wenn sie von Jakob Bryner stammen, der seine ganze Jugendzeit auf Burg Hohenklingen verbrachte, wo seine Eltern im Jahre 1911 die Schlosspacht übernahmen. «Erstaunlich, wie sich mein Vater als 85-Jähriger noch minutiös erinnert hat», erklärt seine Tochter Ursula Thüler-Bryner. Damit die vielen interessanten Einzelheiten seiner Schilderungen nicht vergessen würden, ermunterte sie ihn damals, seine Erlebnisse ins Diktaphon zu sprechen, und bot ihm an, seine Aufzeichnungen schriftlich zu verarbeiten. Pünktlich zum 90. Geburtstag waren dann die «Jugenderinnerungen eines alten Staaners» erschienen. eine Mischung aus persönlichen und Naturerlebnissen sowie Beschreibungen. «Er wäre dieses Jahr 100 Jahre alt geworden», erinnerte Ursula Thüler, die am Sonntag auf Burg Hohenklingen einige Kostproben aus dem Buch las.

#Notizen zu Namen

21. April 2009 | «Meine Jugend auf Burg Hohenklingen»

Schaffhauser Bock
(ut)

In seinen Jugenderinnerungen erzählt Jakob Bryner, wie er als kleiner Knabe seinen Vater bei der täglichen Arbeit begleitete und Bekanntschaft machte mit dem Wald, der Wiese und der mannigfaltigen Tierwelt rund um die Burg. Sein Schulweg führte ihn durch den Klingenwald hinunter nach Stein am Rhein, wo er sich häufig bei seiner Grossmutter aufhielt. Dort hatte er reichlich Gelegenheit, die zahlreichen Handwerker im Städtchen bei ihrer Arbeit zu beobachten. Jakob Bryner erzählt, wie es damals in der Schule zu- und herging und wie er mit seinen Freunden die freie Zeit mit Spielen verbrachte, die heute fast vergessen sind. Er beschreibt die Arbeiten in Feld und Stall, schildert einen Waschtag, die Sunnete und die jährliche Metzgete. Daneben berichtet er von den damaligen lndustriebetrieben und erzählt von der Einrichtung der modernen Errungenschaften wie Telefon und Strom. Einige Begebenheiten aus seiner Studentenzeit runden das Werk ab und sorgen für ein spannendes, kurzweiliges und humorvolles Lesevergnügen.
Für einmal steht nicht das spektakuläre, in Zeitungen und Geschichtsbüchern dargestellte Zeitgeschehen im Mittelpunkt, sondern der Alltag in einer schweizerischen Kleinstadt zwischen 1910 und 1930.
Die Erstausgabe des Buches erschien vor zehn Jahren unter dem Titel «Jugenderinnerungen eines alten Staaners». Damals ermunterte die Tochter Ursula Thüler-Bryner ihren Vater, seine stets gern gehörten Schilderungen aus seiner Jugendzeit auf Band zu sprechen, und verarbeitete die Aufzeichnungen zu einem Buch. 2006 ist Bryner im Alter von 97 Jahren verstorben.
Meine Jugend auf Burg Hohenklingen, Erinnerungen eines alten «Staaners». Das Buch von Jakob Bryner mit vielen Fotografien der damaligen Zeit hat 170 Seiten und kostet 29 Franken.
Erhältlich bei: Ursula Thüler, Hauptstrasse 60, 8224 Löhningen (ursula.thueler@bluewin.ch) sowie in den meisten Buchhandlungen in der Region, auf der Burg Hohenklingen und im Shop von Tourismus Stein am Rhein.
Lesung im Rahmen der Aktion «Orte und Worte – Literaturlandschaft am Untersee» am Sonntag, 26. April 2009, 11 Uhr, Burg Hohenklingen, Stein am Rhein. Es liest Ursula Thüler-Bryner, die Tochter des Autors.

**Leseproben aus dem Buch**
aus dem Kapitel «Kinderjahre»:
Meine frühesten Kindheitserinnerungen reichen zurück bis in die Zeit vor dem Ausbruch des ersten Weltkrieges. Mir klingt noch der Name «Titanic» in den Ohren, der Name eines grossen Meerschiffes, das an einen Eisberg gestossen und mit über tausend Menschen gesunken sei. Ich erlebte in diesen Jahren ein Erdbeben und hörte klagen über Hochwasser, das die Keller der Häuser an der Schifflände überflutet habe. Und eines Tages sah ich am Himmel eine tief brummende «Zigarre» erscheinen, die die Grossen «Zeppelin» nannten …
Unvergesslich ist mir jene Nacht geblieben, als mich das Sturmgeläute der Elfuhrglocke jäh aus dem Schlaf riss und die Mutter ins Elternschlafzimmer stürzte, wo mein Bettchen stand. «D‘ Ziegelhütte im Niederfeld brännt! Dörfsch cho luege, ich leg di grad a.» Im Vorbeigehen sah ich vom obersten Treppenabsatz aus den Vater am Seil der grossen Glocke ziehen, aber die Mutter führte mich in aller Eile in die Stube. Dort konnte ich auf der Sitzbank am Fenster stehend die Feuersbrunst am Rhein unten gut beobachten. Am nächsten Tag ging ich mit meiner Schwester Berteli ins Städtchen hinunter, um die Brandstätte mit den schwarzen Mauerruinen und den verkohlten, zum Teil noch rauchenden Balken aus der Nähe anzuschauen.

aus dem Kapitel «Alltag auf Burg Hohenklingen»:
So um halb sieben Uhr, wenn die Neuenburger Pendule im Elternschlafzimmer die halbe Stunde in wohlklingendem Ton angekündigt hatte, konnte ich von meinem Bettchen aus beobachten, wie der Vater aufstand und die Kerze auf dem Nachttisch anzündete. Er zog sich an und stieg mit dem Kerzenständer in der Hand die grosse Treppe hoch, um den Milchkessel in der Küche zu holen. Auf dem Weg zum Stall schloss er mit dem langen, schweren Torschlüssel das Burgtor auf, das den ganzen Tag über unverriegelt blieb. Kurz darauf machte auch die Mutter Licht und stand auf. Sie half mir beim Ankleiden, denn das war damals ein ziemlich kompliziertes Geschäft. Ich denke dabei vor allem an die langen, handgestrickten wollenen Strümpfe, an deren oberem Rand ein Knopf angenäht war. Zwei mit Knopflöchern versehene Elastbänder verbanden sie mit dem «Gstältli», einer Art Unterhemd, das am unteren Rand mit den entsprechenden Knöpfen versehen war. Auch Mutter und ich gingen dann im Schein der Kerze die Treppe hinauf und durch den kalten Saal in die Küche. Hier wurde als Erstes die mehr Licht spendende Petrollampe angezündet und ich durfte die Kerze ausblasen.

aus dem Kapitel «Schulzeit»:
Im Frühjahr 1915 marschierte ich als stolzer Erstklässler mit dem Thek am Rücken zum Schulhaus. Die hölzerne Federschachtel mit dem Schiebedeckel und das Schwammbüchsli samt Inhalt klapperten so schön, wenn ich rannte! Diese Dinge hatte ich schon zu Weihnachten bekommen. Damals erhielt man nur notwendige oder mindestens nützliche Sachen geschenkt. In späteren Jahren bekam ich sogar einmal einen Handleiterwagen, der für den allgemeinen Gebrauch bestimmt war, und freute mich dennoch riesig darüber! (…) Zum Gebrauch für Lehrer und Schüler stand hinten in einer Zimmerecke der Spucknapf, «Speuztrucke» genannt, gefüllt mit einer Schicht Sägemehl. Reallehrer Biedermann brauchte keine solche Trucke, wie ich ein paar Jahre später feststellen konnte. Er öffnete bei Bedarf einfach einen Fensterflügel und jagte den heraufgezogenen «Grünen» in hohem Bogen und mit zischendem Geräusch vom zweiten Stock hinaus in Richtung Schlosserei Schneider.

aus dem Kapitel «Fabriken und Industriebetriebe»:
In den Fabrikräumen der lang gezogenen Teigwarenfabrik Lieb, Siegrist & Co. – später die Paniermehlfabrik Lieb AG – kannte ich mich besonders gut aus. Mit den beiden Söhnen der Familie Lieb, Köbi und Noldi, genannt «Nudle», beide um einige Jahre älter als ich, und mit Bruno Siegrist verband mich eine jahrelange Freundschaft. In der Fabrik durfte ich die aus der Teigwarenmaschine herausquellenden, lauwarmen Spaghetti, Nudeln oder Makkaroni auffangen und probieren – Mailänderliteig schmeckte zwar besser! Zwei breite, scharfe, sich drehende Flügelmesser schnitten die eng aneinanderliegenden Teigwürstchen von der auswechselbaren Formscheibe ab. Die feuchten Teigwaren fielen in ein Metallgefäss und gelangten dann in einen Trockenraum. Nach dem Trocknungsprozess wurden sie in mit blauem Packpapier ausgekleidete Kisten abgepackt und per Bahn zum Bestimmungsort geschickt. Die Kisten wurden vom «Kistenmacher» auf Vorrat soweit zusammengenagelt, dass nur noch der Deckel eingepasst werden musste. Einen schöneren Spielplatz als das Kistenlager hätten wir Buben uns – besonders bei Regenwetter – nicht wünschen können. Die Kisten dienten uns als Kutschen- oder Autositze und für den Mauer- oder Wohnungsbau. Der Kistenmacher freute sich wohl nicht besonders, wenn wir uns in seinem Revier breit machten. Aber was konnte er schon ausrichten, denn der Fabrikantensohn Bruno war schliesslich mit von der Partie.

aus dem Kapitel «Mensur*»:
In der Schweiz war die Durchführung von Mensuren schon vor 1920 verboten worden, sie fanden aber offensichtlich im Verborgenen dennoch statt. Einmal in einem echten Rittersaal fechten zu dürfen, das musste von besonderem Reiz sein! Von der ganzen Angelegenheit sollte ich zwar nichts erfahren, aber als neugieriger Sechstklässler hatte ich am nächsten Tag den Grund der aussergewöhnlichen Geschäftigkeit bald ausspioniert und herausgefunden, dass ich die Szene von der alten Treppe aus unbeobachtet verfolgen konnte. Die Fechter wurden so vorbereitet, dass sie vor lebensgefährlichen Verletzungen geschützt waren. Dabei wurde der Halsschlagader besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Der Kopf blieb frei, ausgenommen die Augen, denen eine Spezialbrille den notwendigen Schutz bot. In eine Art Lederjacke gekleidet, wartete der Fechter schliesslich, bis er vom Rittersaal her aufgerufen wurde…

*studentischer Zweikampf mit Säbel


Soldatenspiel. 1916 (Jakob Bryner, der Autor des Buches, 7-jährig, vierter von rechts)


Familie Bryner, Pächter- und Gastwirtfamilie auf Hohenklingen von 1911-1932 (Autor, 6-jährig, 2.v.l.)

#Notizen zu Namen

16. April 2009 | Neues zu Namen

Schaffhauser Bock

Beim Kongress der Jungfreisinnigen Schweiz in Laax wurde Fabian Käslin neu in den nationalen Vorstand gewählt. Käslin präsidierte die letzten drei Jahre die Jungfreisinnigen des Kantons und der Stadt Schaffhausen (JFSH) und hat nun sein Amt abgegeben. An der Mitgliederversammlung wurde das Präsidium nun aufgeteilt. Den Kanton präsidiert neu Markus Bührer, für das städtische Präsidium wurde Res Hauser gewählt.

#Notizen zu Namen

16. April 2009 | «Anfangs wurde ich teilweise kritisch beäugt»

Schaffhauser Nachrichten, Sport
(bsi)

Wenn Hans Stamm heute zum Vereinspräsidenten des FC Schaffhausen gewählt wird wird er an der Präsidentenversammlung auch auf diese drei Kollegen treffen: Matthias Sallenbach, Christian Signer und Marc Winzeler. Sie sind die jüngsten Vorsteher eines regionalen Fussballclubs. Ein Gespräch über Herausforderungen, Probleme und Anerkennung.

*Sie sind alle unter 30 Jahre alt und bereits Präsidenten. Welche Rolle spielt die Jugend, auf Ihr Amt bezogen?*
Marc Winzeler: Anfangs wurde ich wegen meines Alters teilweise kritisch beäugt. Die Anerkennung habe ich mir aber mittlerweile erarbeitet. Es gab frischen Wind in den Verein. Da ist es ein Vorteil, dass ich jung bin. Christian Signer: Bei mir war es etwas anders, da einen die Leute in einem kleinen Dorf wie Ramsen sowieso kennen. Matthias Sallenbach: Ein älterer Vereinspräsident hat sicher einen Vorteil, wenn es um das Suchen von Sponsoren geht. Da hilft das in der Regel grössere Beziehungsnetz. Auch finde ich es nicht immer einfach, als Junger einem 40-jährigen Clubmitglied Anweisungen zu erteilen … Winzeler: … die Erfahrung im Sponsoring habe ich auch gemacht. Ein potentieller Geldgeber möchte natürlich gerne ein Gegengeschäft abschliessen. Als Junger ist es nicht immer einfach, darauf einzugehen.

*Oft wird geklagt, die Jungen würden lieber konsumieren, statt im Verein mitzuwirken. Sind Sie eine Ausnahme?*
Sallenbach: Das glaube ich nicht. Wir haben einen jungen Vorstand. Pauschal kann man nicht sagen, die Jungen machen zu wenig. Leute für eine Vorstandsarbeit zu gewinnen ist unabhängig vom Alter schwierig. Signer: Auch unser Vorstand ist altersmässig gut durchmischt. Wir versuchen, die Mitarbeit im Verein so attraktiv wie möglich zu gestalten. Die Juniorentrainer verwalten zum Beispiel ein eigenes Budget, und wir sind bestrebt, pro Juniorenteam stets zwei Personen zu finden. So reduziert sich die Belastung, und man findet eher Funktionäre. Egal, ob alt oder jung.

*Wie sehr suchen Sie als junge Club- vertreter die Zusammenarbeit mit anderen Vereinen der Region?*
Signer: Von der geographischen Lage Ramsens her ist es schwierig, die Zusammenarbeit mit anderen Clubs zu intensivieren. Die Hauptaufgabe gilt also dem eigenen Verein. Sallenbach: Was sich in Feuerthalen entspannt hat, ist das Verhältnis zum FC Flurlingen. Mit Präsident Uwe Maier pflege ich ein enges Verhältnis, im Juniorenbereich treten wir gemeinsam als Cholfirst United auf. Da haben die neuen Leute in den beiden Vorständen die alte Rivalität überwunden. Winzeler: Zusammenarbeit hat meist mit persönlichen Kontakten zu tun, unabhängig vom Alter. In meinem Fall trifft das auf den FC Lohn und auf Präsident René Seiler zu.

*Als Präsident ist man Anlaufstelle für alle. Wo liegen die Reize dieses Amtes? Was nervt Sie auf der anderen Seite?*
Sallenbach: Die Pflege von Kontakten und das Organisieren des Vereins liegen mir. Reklamationen nachzugehen oder Leuten, die ihre Aufgaben nicht erledigen, ist bei mir wenig beliebt. Signer: Natürlich sind Beschwerden unliebsam. Dafür gefällt es mir, am Sonntag auf dem Platz zu stehen und zu sehen: Im Verein läuft es gut. Dann hat sich die Arbeit im Hintergrund gelohnt. Winzeler: Gemeinsam etwas zu erreichen ist meine Motivation für das Präsidentenamt. Gewöhnen musste ich mich an die Tatsache, dass viele Spieler die Arbeit hinter den Kulissen nicht interessiert und dass ich mich im Doppelamt als Präsident und als Spieler manchmal unbeliebt machen muss. Signer: Stimmt. Als Spieler und als Präsident muss ich auch aufpassen, was ich sage. Es hat verbindlichen Charakter. Es ist beruhigend zu sehen, dass meine Amtskollegen mit den gleichen Problemen kämpfen (lacht).


**Kurzportraits Der Bezug zum Verein, die Ziele und Anliegen der drei jungen Vereinspräsidenten**

Matthias Sallenbach ist am 14. Juni 1986 geboren. Seit nunmehr fünf Jahren gehört Sallenbach dem Vorstand des FC Feuerthalen an, seit Sommer 2007 ist er der Präsident. Der 24-Jährige hat die Juniorenabteilung beim Viert- ligisten durchlaufen, spielte im Fanionteam und ist derzeit noch in der 5.-Liga-Mannschaft aktiv. Die Verbesserung der Infrastruktur ist ein Ziel von ihm, genauso wie das Erhalten und Ausbauen der Juniorenabteilung inklusive qualifizierten Trainern. Eher als Vision bezeichnet Sallenbach die Errichtung eines Clubhauses.

Christian Signer wird am 13. Juli 29 Jahre alt. Er ist seit knapp einem Jahr Präsident des FC Ramsen und spielt seit Jahren als Verteidiger im 3.-Liga-Team. Vor seiner Wahl zum Vereinsober-haupt sammelte Signer Erfahrungen als Juniorentrainer und half beim Organisieren diverser Clubanlässe. Christian Signer setzt auf die Juniorenförderung und will, dass der FCR weiterhin zwei Aktivmannschaften stellt. Die Erweiterung des Clubhauses steht ebenfalls an.

Marc Winzeler steht dem Sporting Club Schaffhausen seit Oktober 2007 vor. Der langjährige Fanionspieler des 4.-Liga-Vereins feierte am 5. März seinen 29. Geburtstag und hat vor, den Club mittelfristig zurück in die 3. Liga zu führen. Eine von den F- bis zu den A-Junioren durchgehende Nachwuchsabteilung ist ein weiteres Anliegen Winzelers.

#Notizen zu Namen

15. April 2009 | Jungfreisinnige

Schaffhauser Nachrichten, Region
(r.)

Nach drei Jahren als Präsident der Jungfreisinnigen Schaffhausen (JFSH) hat Fabian Käslin seinen Rücktritt bereits nach dem äusserst erfolgreichen Wahljahr 2008 bekanntgegeben. Er möchte sich in Zukunft auf sein Mandat im Grossen Stadtrat sowie seine Vorstandstätigkeit bei den Jungfreisinnigen Schweiz konzentrieren. In den drei Jahren unter Käslin haben die JFSH ihren Mitgliederbestand auf über 60 vervielfacht. Der Wähleranteil im Kanton und Stadt Schaffhausen konnten deutlich gesteigert werden.
Als Nachfolger von Fabian Käslin wählte die Jahresversammlung auf kantonaler Ebene den bisherigen Finanzchef Markus Bührer. Der 21-jährige Thaynger studiert Wirtschaftswissenschaften an der Universität Zürich. Bührer betonte in seiner Antrittsrede, dass die JFSH bei den Mitgliedern und beim Wähleranteil weiterwachsen wollen. Neben den starken Sektionen Stadt Schaffhausen, Reiat und Buchberg/Rüdlingen sollen die JFSH auch in den anderen Sektionen verstärkt in Erscheinung treten. Die starke Präsenz der Jungpartei soll weiter gepflegt werden. Mit parlamentarischen Vorstössen, Initiativen oder wie zuletzt in Thayngen mittels Referendum werden die Jungfreisinnigen weiter ihre kompromisslos freiheitliche Politik pflegen, so Bührer. Neben Markus Bührer wurde auch Res Hauser einstimmig gewählt. Er übernimmt ab sofort das Präsidium der Jungfreisinnigen der Stadt Schaffhausen. Der 21-jährige Wirtschaftsstudent stammt aus Buchthalen und ist Mitglied des Schaffhauser Bürgerrates sowie Stimmenzähler der Stadt Schaffhausen. Hauser betonte, dass die JFSH ihrem kompromisslos freiheitlichen Kurs treu bleiben müssten – gerade in Steuerfragen. Hier sei in Schaffhausen deutlicher Nachholbedarf vorhanden.

**«Nein» und Stimmfreigabe**
Neben den statutarischen Geschäften beschäftigten sich die JFSH auch noch mit der Parolenfassung zu den bevorstehenden eidgenössischen Abstimmungen. Der Entscheid zur Ablehnung der Vorlage über biometrische Pässe und Reisedokumente fiel mit grosser Mehrheit. Mit der Statuierung einer zentralen Datenbank zur Speicherung der Ausweisdaten und der Aufhebung der Wahlmöglichkeit zwischen biometrischen und nicht biometrischen Ausweisschriften schiesse die Gesetzesrevision weit über das Ziel und den von Schengen geforderten Standard hinaus, so die Jungfreisinnigen. Aus liberaler Sicht könne einer derartigen Entwicklung hin zum gläsernen Bürger nicht zugestimmt werden. Mit einer Ablehnung dieser Vorlage wird der Weg für ein neues Gesetz ohne Datenbank und mit Passwahlmöglichkeit geebnet. Bei der Vorlage zur Komplementärmedizin beschlossen die JFSH die Stimmfreigabe. Die Gegner der Vorlage betonten, dass alternative Heilmethoden mittels Zusatzversicherungen abgedeckt werden müssten. Die Befürworter der Komplementärmedizin führten ins Feld, dass die alternativen Heilmethoden die Schulmedizin entlasten könnten und so deren Kosten senken würden. Zudem sei die Komplementärmedizin ein Bedürfnis der heutigen Gesellschaft.

#Notizen zu Namen

9. April 2009 | Neues zu Namen

Schaffhauser Bock

Als Nachfolger von Edgar Zehnder wurde der Schaffhauser Peter Scheck (SVP) als Mitglied im Kantonsrat für den Rest der Amtsperiode 2009 bis 2012 ab dem 1. Mai gewählt.

#Notizen zu Namen

7. April 2009 | Bedeutet «konkrete Kunst» tatsächlich nur sich selbst?

Schaffhauser Bock
Jurga Ruesch

Wenn konkrete Kunst nur sich selbst behauptet, hat sie überhaupt das «Recht» sich eine Kunst zu nennen? Wo fängt Kunst an und wo hört Kunst auf? Man sagt: Kunst ist, wenn sie sich auf die Substanz reduziert. Was ist Substanz? Noch dazu derart vergrössert? Ist konkrete Kunst vielleicht in Wirklichkeit eine verborgene stoisch-emotionale Geradlinigkeit des Künstlers? Kennen Sie ein paar mögliche Antworten? August Scherrer aus Stein am Rhein, Chemie-Laborant und später Ofenbauer im eigenen Betrieb, hat eine. Er präsentierte am vergangenen Freitag seine Bilder der konkreten Kunst unter dem Titel «Konkret» in der Galerie Kraftwerk Schaffhausen. Er sagte lächelnd: «Konkrete Kunst ist nicht zeitgemäss, sozusagen altmodisch und sagt nichts tief Verborgenes aus.» So schlicht wie der Titel, so schlicht auch seine ausgestellten Bilder. Die Symbolik ist einfach: Kreise, Rechtecke, Quadrate, Linien. Seine Bilder schaffen Freiräume für ein kreatives Sehen. Sie sind «nur» das, was man sieht. Ein Kreis ist ein Kreis, eine Linie ist eine Linie ohne Anspruch auf eine mühsame Interpretation. Perfektion und Zusammenspiel der Formen und Farbe im Dienste der harmonischen Komposition. Ein solches Bild kann man nicht korrigieren, beim kleinsten Fehler ist es «zum Tode» verurteilt. Mit Trocknungsprozess dauert es eine Woche, bis so ein Werk fertig ist. August Scherrer hat von 1990 bis 2004 als Kurator des Museums «Lindwurm» in Stein am Rhein und als Kunstförderer agiert. Nur wenige wissen, dass er selber bereits seit der Schulzeit malt. Sein Wunsch ist es, Ästhetik und Präzision zu erzeugen. Er liess sich von Künstlern wie Max Bill, Paul Lohse und Victor Vasarely inspirieren. Ein Liebhaber und Kenner der konkreten Kunst würde zuerst mit der Lupe ein Bild auf Perfektion untersuchen, bis er eins kaufen würde. «Alexander E. Rubli ist mein erster Fan und hat bereits fünf Bilder von mir», so Kunstmaler August Scherrer über den Laudator, der sich in seiner Rede als Kenner erwiesen hat: «Man muss sich in seine Bilder nicht einfühlen. Entweder mag man es, oder nicht», sagte Rubli und zitierte anschliessend den vielfältigen Künstler Christian Emil Marie Küpper, der sich später Theo van Doesburg nannte: «Nichts ist konkreter, nichts ist wirklicher als eine Linie, als eine Farbe, als eine Fläche. Es ist das «Konkretwerden» des menschlichen Geistes».

Für August Scherrer ist dies seine zehnte Ausstellung. «Weil ich nicht schreiben und nicht musizieren kann, male ich», so August Scherrer über seinen Werdegang als Kunstmaler. Annerkennung war allgegenwärtig. Nebst den zahlreichen Gästen ehrte den Künstler auch der Schriftsteller Pirmin Meier mit seiner Anwesenheit.
Ausstellungsdauer in der Galerie im Kraftwerk vom 3. bis 26. April.

Wenn nicht emotional, dann geistig auf jeden Fall anspruchsvoll; als ein karges geometrisches Vokabular der Ästhetik und der Harmonie.