#Notizen zu Namen

17. Dezember 2008 | Sache … Sächeli – Rennende Sofakönige

Schaffhauser Nachrichten, Region

Radio-Munot-Moderator Yves Keller ist nicht gerade das, was man landläufig als Sportskanone bezeichnet. So gesehen, hat der selbsternannte Sofakönig seit dem Montagmorgen ein echtes Problem. Keller hatte sich nämlich mit den Hörern eine Wette geliefert. Um die Weihnachtsaktion des Senders zugunsten des Schulprojekts Lucecitas in Nicaragua anzukurbeln, bot er an, 12 Stunden am Stück durch die Region Schaffhausen zu rennen, falls das Spendenbarometer bis gestern Dienstag um 10.00 Uhr auf über 20 000 Franken klettern sollte. Diese Spendengrenze wurde nun am Montagmorgen durchbrochen. Jetzt werde er wohl einiges an seinem Lebensstil ändern müssen, meint Keller mit einem mulmigen Gefühl im Magen. Mut macht ihm der Arzt Jean-Jacques Fasnacht. Wenn der Moderator jetzt mit dem Training beginne, sollte er bis zum Sommer bereit sein für den Lauf. Zudem dürften Keller seine Erfahrungen mit aussergewöhnlichen Aufgaben Mut machen. So reiste er im Sommer 2007 ohne Geld durch Deutschland und musste sich dabei sogar das Essen erbetteln. Daher kann er zumindest schlank mit seinem Aufbautraining beginnen.

#Notizen zu Namen

12. Dezember 2008 | «Wachstumsrate ist beunruhigend»

Schaffhauser Nachrichten, Region
Erwin Küenzi

*Markus Schärrer, die Kosten der Spitäler Schaffhausen sollen höher sein als an anderen vergleichbaren Spitälern. Wie kommen Sie zu dieser Aussage?*
Markus Schärrer: Für diese Vergleiche gibt es zwei Referenzpunkte. Der eine ist die Krankenhausstatistik, die im Auftrag des Bundes erhoben wird. Sie enthält die ökonomischen Daten aus den Betriebsrechnungen. Der andere ist die medizinische Statistik. Sie listet Behandlungen nach Fallgruppen auf. Die Spitäler müssen für jeden Patienten Daten an diese Statistik liefern. Die Daten werden für jeden Patienten einer diagnosebezogenen Fallgruppe (DRG) zugeordnet. Diese Gruppen werden, je nachdem, ob es sich um einen Blinddarm oder eine Herzoperation handelt, mit einer entsprechenden Punktzahl gewichtet. Ab 2012 ist geplant, die Entschädigung der Spitäler aufgrund dieser Punkte festzulegen. Diese Vereinheitlichung mit den DRG erlaubt es auch, Spitäler zu vergleichen.

*Und was heisst das für die Spitäler Schaffhausen?*
Macht man die Berechnung mit diesen DRG-Punkten, so kommen die Zürcher Spitäler auf Basiskosten zwischen 7300 und 9000 Franken pro Fall. Schaffhausen liegt hier bei über 9000 Franken pro Fall. Oder mit anderen Worten: Wäre Schaffhausen ein Zürcher Spital, wäre es, von den Universitätsspitälern einmal abgesehen, das teuerste.

*Wie zuverlässig ist diese Berechnung?*
Es gibt einen Kreis von Spitälern, die unter sich eigene Benchmarks erstellen und diese vergleichen. Da kommen im Detail etwas andere Resultate heraus, aber das Ergebnis zum Schluss ist das gleiche: Schaffhausen ist teuer. Wir haben ein Kostenniveau, das in der Westschweiz normal wäre. Aber in der Ost- und der Zentralschweiz gehört Schaffhausen zu den teuersten Spitälern.

*Warum ist das so?*
Die Gründe dafür liegen zum Teil im Betrieb selber. Die Effizienz gewisser Abläufe muss angeschaut werden. Zudem ist die Zusammenführung der Spitäler Schaffhausen noch nicht in allen Teilen optimal vollzogen. Im weiteren sind die baulichen Voraussetzungen an vielen Orten nicht mehr optimal. Die neusten Gebäude des Kantonsspitals sind schon 30 Jahre alt. Die Grundrisse wurden noch ganz auf stationäre Behandlungen ausgerichtet. Seit Jahren werden die ambulanten Patienten aber immer wichtiger. Heute ist betrieblich beides vermischt. Mit baulichen Anpassungen könnten wir kostenmässig einiges herausholen; Planungen in diese Richtung laufen zurzeit. Zu guter Letzt spielt auch eine Rolle, dass Schaffhausen bei den Fachdisziplinen ein breiteres Angebot hat als zum Beispiel ein Bezirksspital im Kanton Zürich oder im Aargau.

*Können Sie dafür ein Beispiel nennen?*
Wir haben zum Beispiel Spezialisten für Gefässverengungen oder für Nierenkrankheiten. In der Bauchchirurgie, der Gynäkologie und der Urologie werden Leistungen erbracht, die klar über dem Niveau eines normalen Bezirksspitals liegen. Früher wurden Spezialitäten von niedergelassenen Ärzten abgedeckt. Heute arbeiten viele Spezialisten im Spital, und das hat Folgen, da diese oft eine Kaderposition einnehmen, mit dem entsprechenden Lohn und dem Aufwand für die Infrastruktur. Das Verhältnis Fachärzte – Oberärzte hat sich in Richtung Fachärzte verschoben. Die Schaffhauser Öffentlichkeit muss sich die Frage stellen: Wollen wir das, und sind wir bereit, die entsprechenden Kosten zu tragen?

*Wie würden Sie diese Frage beantworten?*
Ich gehe davon aus, dass die Schaffhauser Bevölkerung auch weiterhin bereit ist, etwas mehr zu zahlen für ein gutes Spital, das eine wohnortnahe Versorgung sichert und zudem auch gute Arbeitsplätze in der Region erhält. Der Kostenunterschied zu den Zürcher und den Thurgauer Spitälern darf aber nicht zu gross werden.

*Wo und wie soll im Spital konkret gespart werden?*
Wir vom Gesundheitsamt verhandeln mit den Spitälern vor allem über den Leistungsauftrag und über die jährlichen Kostenbeiträge des Kantons. Aber die Analyse der betrieblichen Abläufe und die daraus folgenden Sparmassnahmen sind Sache des Spitalrats. Was die Breite des Angebots angeht, so braucht es dazu den Austausch zwischen Betrieb und Politik, da letztere den Leistungsauftrag formuliert. Falls höhere Kosten gut begründet sind, kann die Politik auch ja dazu sagen.

*Können Sie das an einem Beispiel erläutern?*
Nehmen wir den Rettungsdienst. Hier lautet die Zielvorgabe, dass die Ambulanz in 90 Prozent aller Fälle innerhalb einer Viertelstunde am Notfallplatz ist. Das kostet natürlich. Gibt man als Vorgabe 20 oder gar 30 Minuten wie in verschiedenen anderen Kantonen oder nimmt man in der Nacht mit reduzierten Pikettdiensten höhere Risiken in Kauf, so sinken die Kosten. Es stellt sich also die Frage: Will man sich die Zielvorgabe 15 Minuten rund um die Uhr leisten?

*Besteht aber nicht die Gefahr, dass diese Sparmassnahmen beim Betrieb, die der Spitalrat zu verantworten hat, auf Kosten der Patienten gehen?*
Das ist das Killerargument, das immer kommt. Es gibt aber auch gute Beispiele, dass dem nicht so sein muss.

*Nämlich?*
Das Limmattalspital, das eine ähnliche Grösse hat wie das Schaffhauser Spital, lag innerhalb des Kantons Zürich zehn Prozent über den Durchschnittskosten und musste deshalb sparen. Innerhalb von anderthalb Jahren wurden beim Betrieb sieben Millionen Franken eingespart, was 60 bis 70 Stellen entspricht. Zuerst gab es einen riesigen Wirbel, aber schliesslich wurde das Sparziel erreicht. Nach dieser Übung ergaben Patienten- wie Personalbefragungen eine höhere Zufriedenheit als vorher. Dem Patienten fallen ineffiziente Abläufe negativ auf, ihre Beseitigung ist in seinem Sinne. Die Gleichung «Teuer = viel Personal = gute Betreuung» stimmt so nicht. Letztlich sind Patienten wie Personal an optimalen Abläufen interessiert. Es gibt in jeder Organisation Dinge, die sich eingebürgert haben und bei denen es sich lohnt, sie zu überprüfen. Das gilt auch für die Spitäler Schaffhausen.

*Was würde passieren, wenn sich die Spitäler Schaffhausen nicht dem Kostenniveau der Spitäler in den Nachbarkantonen anpassen?*
Spitäler können es sich gegenüber den Krankenkassen nicht mehr leisten, teurer zu sein als ihre Nachbarn. Die Zusatzkosten, welche die Kassen nicht zahlen, müssen vom Kanton übernommen werden. Ich erinnere daran, dass der Kanton Schaffhausen heute rund 69 Millionen Franken pro Jahr an seine Spitäler zahlt, das ist ein Viertel seiner Steuereinnahmen. Dieser Betrag wird heute als Block überwiesen. In Zukunft wird es Standardbeiträge pro Patient geben, die gleich hoch sind wie in den anderen Spitälern. Daneben wird ein Rest bleiben, der klarer als bisher zeigt, um wie viel teurer Schaffhausen ist.

*Geht das konkreter?*
Nehmen wir an, die oben beschriebenen Basiskosten pro Fall werden auf 8500 Franken festgesetzt. Davon zahlen die Krankenkassen 45 und der Kanton 55 Prozent. Ich darf aber daran erinnern, dass die Basiskosten heute bei uns über 9000 Franken betragen; die Krankenkassen werden aber nur 45 Prozent von 8500 Franken bezahlen; der Rest bleibt dem Kanton.

*Dann ist Sparen unvermeidlich?*
Das ist so, das zeigt uns ein Blick auf die Kostenentwicklung: Im Durchschnitt zahlt heute jeder erwachsene Kantonseinwohner mehr als 400 Franken pro Monat für das öffentliche Gesundheitswesen: 300 Franken an die Krankenkassen und zusätzlich über 100 Franken aus Steuermitteln an die Spitäler. Seit Jahren wachsen die Kosten im Gesundheitswesen durchschnittlich um vier Prozent pro Jahr, was einen Zuwachs in zehn Jahren von mehr als 50 Prozent bedeutet. In zehn Jahren müssten wir also schon mehr als 600 Franken monatlich pro Einwohner bezahlen. Das ist kein Bagatellproblem, diese Wachstumsrate ist beunruhigend. Wenn wir für die gleiche Leistung immer mehr Geld vom Bürger wollen, machen wir unseren Job nicht. Wir müssen einen gesellschaftlichen Konsens finden, was wir für das Gesundheitswesen bezahlen wollen und wo die obere Grenze ist. Und von den Investitionen in die Spitäler Schaffhausen haben wir noch gar nicht gesprochen. Für die grossen Bauvorlagen, die in Vorbereitung sind, braucht es auch wieder Geld.

#Notizen zu Namen

27. November 2008 | Kopf der Woche Bernhard Uhlmann, ehemaliger Chef des Filmpodiums Zürich und Co-Direktor der Cinémathèque Suisse

Schaffhauser Nachrichten, Region
Claudia Härdi

Während man Bernhard Uhlmanns Anekdoten aus der Film- und Kinowelt zuhört, wird einem schnell klar, dass es sich bei Uhlmann um einen hochgradig angefressenen Filmfan und einen versierten Filmkenner handelt, der sein berufliches Leben hauptsächlich dem bewegten Bild und dem Kino – den Geschichten auf der grossen Leinwand – gewidmet hat. Der Name Bernhard Uhlmann wird heute zweifelsohne mit dem Stichwort Film in Zusammenhang gebracht. Nicht nur in der Filmwelt, auch in Schaffhausen ist er kein Unbekannter. Zurzeit läuft das Kinoprogramm «Klassiker & Raritäten» im Kino Kiwi-Scala, das er zusammengestellt und organisiert hat. Jeweils am letzten Sonntag des Monats können sich die Schaffhauser – in bequeme Plüschsessel gefläzt – der Nostalgie alter Filmklassiker hingeben. Während des Interviews fällt ein Dutzend Namen bekannter Regisseure und alter Klassiker. Er scheint wirklich jeden zu kennen. Er habe sogar den Meister des Thrillers, Alfred Hitchcock – der während der Première seines Films «Frenzy» in Zürich weilte –, kennengelernt, erzählt er. Unzählige Geschichten von Bekanntschaften mit Filmgrössen, deren Namen und Bedeutung jüngere Generationen höchstens aus dem Filmlexikon kennen – wenn überhaupt –, gibt Uhlmann während des Gesprächs zum besten. Ein Einblick in eine faszinierende Welt. Uhlmanns biographische Filmspur begann mit einer Anstellung bei der Condor Film AG in Zürich. Lange war er in Zürich für das Filmpodium, die Filmförderung und das Jazz-Festival verantwortlich. Vor allem das Filmpodium wurde sein geistiges Kind. Uhlmann erzählt: «Ich habe 1971 das bescheidene Filmpodium Zürich ausgebaut. Immer montags wurden spezielle Filme gezeigt. Meist solche, die es in Zürich sonst nicht zu sehen gab. So habe ich das Junge Deutsche Kino nach Zürich gebracht.» «Er ist ein armer umherirrender Schnürsenkelverkäufer», so hätten ihn seine Kollegen im Zusammenhang mit seiner Arbeitssituation beschrieben, erzählte Uhlmann. Ab 1983 fand das Filmpodium dann eine wirkliche Heimat im Zürcher Kino «Studio 4». 1993 führte diese Spur in die Cinémathèque Suisse. Erst arbeitete er als Direktionsassistent von Freddy Buache, später wurde er Co-Direktor neben Hervé Dumont. Uhlmann ist mittlerweile pensioniert. «Man wird mich aber noch stets jedes Jahr am Filmfestival La Rochelle antreffen. Es ist das beste Filmfestival, das ich kenne», sagt er vergnügt.

**Zur Person**
Alter 66
Zivilstand Geschieden, 3 Töchter
Wohnort Schaffhausen
Hobbys Film und Jazz
Aktuelle Lektüre «A Very Dangerous Citizen – Abraham Polonsky and The Hollywood Left» von Paul Buhle und Dave Wagner, USA 2001.

#Notizen zu Namen

13. November 2008 | Kurt Bächtold feiert heute seinen 90. Geburtstag

Schaffhauser Nachrichten, Region
Eduard Joos

«Meinem Vater und der Heimat» widmete der junge Kurt Bächtold seine umfangreiche Doktorarbeit über die Verwaltung des Stadtstaates Schaffhausen, die so umfangreich war, dass nur ein Teil gedruckt wurde. Alles ist in der Arbeit und Widmung bereits enthalten, was Kurt Bächtolds Wirken und seine Bedeutung ausmachen sollte: Die Liebe zu Stadt und Landschaft Schaffhausen, die unbestechliche historische Neugier und die Verpflichtung, der nächsten Generation echte Werte zu erhalten.

**Der Redaktor**
Historiker, welche Geschichte nicht nur als Liebe zur Vergangenheit verstehen, sondern als Auftrag zur Zukunftsbewältigung, suchen ein Publikum: Sie werden Lehrer oder Journalisten. Kurt Bächtold trat nach dem Studium, das von Aktivdiensteinsätzen unterbrochen war, 1948 in die Redaktion der «Schaffhauser Nachrichten» ein, die noch vom freisinnigen Geist Ernst Uhlmanns stark geprägt war. Bis Bächtold 1968 die Redaktion verliess, um die Leitung der Stadtbibliothek zu übernehmen, wirkte er in der berühmten «Viererbande» mit Heinz Bollinger, Heinz Dutli und Erwin Waldvogel in dieser Tradition an der Spitze des freisinnigen Lokalblattes, das sich aber bereits ab 1952 einem von der FDP unabhängigen Kurs verpflichtet fühlte.

**Der Politiker**
Als nämlich 1952 der Jungliberale SN-Redaktionskollege Hans Moser von der FDP zum Regierungsratskandidaten erkoren wurde, setzte sich die Redaktion unter Kurt Bächtold von ihm ab und unterstützte nach dem unpopulären Bau des Flusskraftwerks Rheinau («Rheinauskandal») andere Kandidaten, um die Schaffhauser Regierung aus den Angeln zu heben. Der Kampf gegen «Rheinau» hatte mit einem Zeitungsartikel von Kurt Bächtold unter dem Titel «Kulturschande» begonnen. Auch wenn «Rheinau» letztlich doch gebaut wurde, Bächtold hatte die grünen Tendenzen der Schaffhauser entdeckt, genutzt und mit Gesinnungskollegen zum Rheinaubund geformt, die den Natur- und Heimatschutz in der Bundesverfassung verankerten und gegen zerstörerische Neuerungen des technischen Zeitalters zu Felde zogen. Damit war Kurt Bächtold ein Grüner der ersten Stunde, Grün war damals noch eine Farbe der FDP. 1961 wurde Kurt Bächtold glanzvoll in den Ständerat gewählt, in dem er den Kanton Schaffhausen bis 1979 vertrat. Dank seiner offenen, umgänglichen Art wurde er für 1971 zum Präsidenten der kleinen Kammer gewählt. 1973–1979 vertrat Kurt Bächtold die Schweiz im Europarat in Strassburg.

**Der Historiker**
Bächtold hat mit einer historischen Doktorarbeit begonnen und als Redaktor immer auch die geschichtliche Dimension der Politik berücksichtigt. Er nahm sich die Zeit, daneben auch geschichtliche Artikel und Aufsätze zu publizieren. Als Leiter der Stadtbibliothek sass er ab 1968 inmitten der Quellen und intensivierte seine publizistische Tätigkeit. Es gibt heute kaum ein kulturgeschichtliches Schaffhauser Thema, zu dem sich Kurt Bächtold nicht geäussert hat, die Broschüren und Medienartikel gehen in die Hunderte. Wir verdanken Bächtold die fundiert geschriebenen Ortsgeschichten von Beggingen, Büttenhardt, seinem Heimatort Osterfingen und Wilchingen; 1989 ernannte ihn Wilchingen darum zum Ehrenbürger. Als letztes grosses Œuvre verfasste Kurt Bächtold für die neue Kantonsgeschichte das Kapitel Kultur im 19. Jahrhundert. Da er alles wusste, musste er selbst die Quellen oft gar nicht mehr angeben, er war die Quelle. Kurt Bächtold ist darum der Schaffhauser Universalhistoriker schlechthin, dem wir für sein umfassendes Wirken zu grossem Dank verpflichtet sind.

#Notizen zu Namen

11. November 2008 | Kurt Bächtold zum Neunzigsten – Ein aussergewöhnlicher Zeitzeuge wird 90

Schaffhauser Bock
René Steiner

Der Wohnsitz der Familie liegt seit Jahrzehnten am Schaffhauser Vögelingässchen direkt über dem naturnah belassenen Rhein. Ein Privileg. Aber eine Vorzugslage, die erarbeitet ist. Kurt Bächtold war der Erste, der gegen die Hochrheinschifffahrt wirksam die Sturmglocken läutete. Und er wirkte in den vorderen Reihen mit, als es darum ging, die Rheinlandschaft beim Schaarenwald gegen den dort geplanten Nationalstrassenbau zu schützen.

Der 1918 in Merishausen geborene Lehrerssohn war Journalist, wurde Politikerund bleibt bedeutendster Lokalhistoriker und Schriftsteller. In mehr als einer dieser Sparten wurde er durch den Historiker Dr. Karl Schib, seinen Kantonsschullehrer, geprägt. Von diesem bekam er auch die Anregung zu seiner Doktorarbeit der Philosophie: «Verwaltung des Stadtstaates Schaffhausen zwischen Reformation und Revolution». Damit war ein publizistischer Schwerpunkt gesetzt. Bächtold ergänzte die vermehrt stadtorientierten Lokalhistoriker Karl Schib und Carl August Bächtold mit Arbeiten zur Geschichte der Schaffhauser Landschaft. Unter den über 1200 Titeln seiner Bibliographie fallen über ein halbes Dutzend Gemeindegeschichten besonders ins Gewicht. Neben verschiedenen Chroniken oder Vereinsgeschichten fallen in seinen Werken Arbeiten über Carl August Bächtold und insbesondere auch seine Jugendnachbarin Ruth Blum in Wilchingen auf. Der dortige Gemeindehausplatz mit dem Dreigestirn Hallauer-Blum-Bächtold muss publizistisch besonders anregend gewirkt haben. Der Osterfinger Kurt Bächtold bekam 1989 von der Gemeinde Wilchingen das Ehrenbürgerrecht verliehen.

Das eindrückliche gedruckte Werk, das den Tag überdauert, soll und darf aber das «Tagesgeschäft», nicht vergessen lassen. Statt einem Eintritt in die Basler Chemie dauerte ein als Volontariat geplanter Kurzaufenthalt bei den «Schaffhauser Nachrichten» mehr als zwei Jahrzehnte: K.B. war ab 1947 zunächst Lokal-, dann Inland- und schliesslich bis 1968 Auslandsredaktor an der Vordergasse. Nachher betreute er anderthalb Jahrzehnte die Stadtbibliothek, ergänzte sie mit der Freihandbibliothek in der Agnesenschütte und.bearbeitete die Johannes- und Georg von Müller-Nachlässe.

Es mag noch in der Lokalredaktion gewesen sein, als K.B. den Widerstand gegen das neu geplante Kraftwerk Rheinau in den grösseren Zusammenhang mit der Hochrheinschifffahrt stellte. Er forderte damals schlicht den Rücktritt des gesamten Schaffhauser Regierungsrates, welcher im Gegensatz zur bürgerlichen Jugendbewegung die Hochrheinschifffahrt als Wirtschaftsmotor befürwortete: Krach mit der freisinnigen Stadtpartei und Rücktritt aus dem städtischen Parlament! Doch die Generation um Bächtold hatte die Umwelt- und Naturschutzbewegung in den Fünfzigerjahren richtig vorausgesehen. Als 1961 für einen heftig umstrittenen Wahlgang ein Ständeratskandidat benötigt wurde, nominierte der Schaffhauser Freisinn den damaligen Auslandsredaktor des Intelligenzblattes. K.B. gewann und packte am 6. März 1961erstmals seine Berner Koffer. Knapp drei Jahre darauf folgte bei der Bauernpartei der Steiner Stadtpräsident Konrad Graf erstmals dem Hochrhein-Schifffahrer Ernst Lieb in den Ständerat. Während 16 gemeinsamen Jahren wirkte das schon fast legendäre Natur- und Umwelt-Duo Bächtold-Graf im «Stöckli» als weitgehend ungeteilte Schaffhauser Standesstimme. Ein Parlamentskollege wies bei ihrem Rücktritt darauf hin, dass er sich nur an eine unterschiedliche Stellungnahme in einer grundsätzlichen Frage erinnern könne: Bei der sogenannten «Burgdorfer-Initiative» auf 12 autofreie Sonntage sagte der radikalere Graf «Ja», während der liberaler gesinnte Bächtold sie ablehnte.

Kurt Bächtold wirkte während seiner Berner Zeit ausserdem etliche Jahre im Strassburger Europarat und einige Jahre in der Interparlamentarischen Union mit. Für das Jahr 1974 wählte ihn der Ständerat mit glänzender Stimmenzahl zum fünften Schaffhauser Ratspräsidenten seit der Bildung des Bundesstaates im Jahre 1848. Als die beiden ehemaligen Kantonsschulkollegen im Jahre 1978 gemeinsam zurücktraten, würdigte der Regierungsrat ihr weitgehend gemeinsames Wirken mit einer besonderen Geste: Die beiden «Standesvertreter wurden durch den Regierungspräsidenten mit einer Trachtengruppe in Bern abgeholt.

Persönlich bin ich dem Jubilar erstmals vor 45 Jahren begegnet: Er war damals engagierter, landschaftsorientierter Gegner, ich Befürworter der Eingemeindung von Herblingen. 1978 habe ich ihn eingeladen, als Autor am damals neugegründeten «Schaffhauser Magazin» mitzuwirken. Er musste contre coeur absagen. Sein Stammverleger, der Verlag der «Schaffhauser Nachrichten», drohte mit einer Sperrung: Schaffhauser «Hallstein-Doktrin» haben wir das unliberale Gebaren schon damals genannt. Fünf Jahre später sagte er uns für das Heft mit dem Titelthema über seine Heimatgemeinde Wilchingen zu. Ich erinnere mich noch exakt an seine Stellungnahme: «Wenn das die Leitung der ‘Schaffhauser Nachrichten’ und der ‘Meierei’ nicht begreift, dass ich als Wilchinger hier mitarbeiten muss, kennen sich diese Leute in der Psyche der Schaffhauser nicht aus.» Seit da hat Kurt Bächtold im «Magazin» unter meiner Verantwortung fast 250 Beiträge geschrieben. Bei den «Schaffhauser Nachrichten» blieb er gesperrt… Der Vorgang ist symptomatisch, aber von grundsätzlicher Bedeutung. Unsere direkte Demokratie hat eine weitgehend exakte Gewaltenteilung Volk-Exekutive- Legislative und richterliche Kompetenz. Aber die informativen Kräfte, die Medien, werden zunehmend verfilzt.

Gottfried Keller, Politiker als Erster Staatsschreiber des Kantons Zürich und weitbekannter Schriftsteller, feierte einen hohen runden Geburtstag auf dem Bürgenstock. Er trug sich unter falschem Namen in die dortige Hotelliste ein. Er wurde entdeckt, Und beim Frühstück durch die Stadtmusik überrascht… Jetzt ist es auf dem Bürgenstock unwirtlich. Kurt Bächtold, der vor zwei Jahren den Tod seiner Frau, Rös Bachtold-Egloff, zu beklagen hatte, verreist für die Tage vor und nach dem 13. November mit seinen vier Kindern nach Paris, einem seiner Studienorte. Unsere besten Geburtstagswünsche begleiten ihn.

#Notizen zu Namen

5. November 2008 | «Unsere Arbeit wird sehr positiv bewertet»

Schaffhauser Nachrichten, Region
Walter Joos

Herr Looser, wie gut hat sich die Pädagogische Hochschule Schaffhausen (PHSH) in ihrer nunmehr fünfjährigen Existenz im Kanton als neue Bildungsinstitution etabliert?

Eduard Looser: Wir haben uns mit viel Engagement und grosser Beharrlichkeit als erste im Kanton Schaffhausen bestehende Hochschule in die im Bildungswesen bestehende Landschaft auf dynamische Weise integriert. Eine beachtliche Zahl von aktiven und ausgebildeten Lehrkräften – vorab der Volksschulstufe – arbeitet heute neben dem Lehrpersonal der PHSH mit an der Aus- und Weiterbildung der Lehrerinnen und Lehrer. Master, Bachelor, Diplome, Zertifikate, Zusatzqualifikationen – jeder Abschluss mit seiner definierten Anzahl Credit-Points – sind heute keine Fremdwörter mehr.

*Wie wird denn das bestehende Bildungsangebot von der PHSH von den potentiellen und den bereits im pädagogischen Bereich tätigen Lehrpersonen genutzt?*

Immer mehr junge Leute aus den Mittelschulen und der Berufswelt – aber auch amtierende Lehrerinnen und Lehrer – nutzen die neuen Möglichkeiten der Mobilität in der Aus- und Weiterbildung. Damit wird es möglich, sowohl marktbezogen als auch unter dem Aspekt der persönlichen Entwicklung die eigenen Kompetenzen optimal zu fördern und gewinnbringend einzusetzen. Beiträge aus Schaffhauser Forschungsprojekten, welche in Zusammenarbeit zwischen Dozierenden und Studierenden der PHSH und praktizierenden Lehrpersonen entwickelt wurden, finden heute in einschlägigen internationalen Kreisen Beachtung.

*Im Vorfeld der Gründung wurde von einer Belegung der neuen PHSH von bis zu 120 Studentinnen und Studenten ausgegangen. Heute besuchen 82 Studierende Ihre Schule. Rechtfertigt diese Zahl langfristig den Fortbestand des bisherigen Betriebes?*

In der Abstimmungskampagne wurde 2002 als Planungsannahme tatsächlich von bis zu 120 Studierenden ausgegangen. Diese Zahl erwies sich in der Folge als zu hoch. Mit der heutigen Zahl von gut 80 Studierenden ist die PHSH jedoch in jeder Hinsicht lebensfähig: Zum einen vermag sie den in der Region Schaffhausen vorhandenen Bedarf bestens abzudecken. Zum andern erhält fast die Hälfte der abgehenden Diplomanden jeweils ohne Probleme gute Stellen in den umliegenden Kantonen und in der übrigen Schweiz. Die PHSH wurde im Sommer vor zwei Jahren durch die Schweizerische Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren (EDK) ohne jeden Vorbehalt anerkannt. Ich betrachte dies als erfreuliches Ergebnis der konzentrierten Aufbauarbeit des gesamten Schulteams. Die Pädagogische Hochschule Zürich leistete dazu wertvolle Schützenhilfe.

*Wie steht es mit dem finanziellen Aufwand des Kantons für die PHSH, und wie gross ist der Anteil der Studierenden aus anderen Kantonen?*

Der Aufwand für die Pädagogische Hochschule beläuft sich gemäss dem aktuellen Entwurf zum Staatsvoranschlag 2009 auf brutto etwas mehr als vier Millionen Franken. Davon entfallen 2,3 Millionen auf die Ausbildung. Der Anteil der Studierenden aus anderen Kantonen beträgt seit der Gründung der PHSH stets etwa 35 Prozent. Die aus andern Kantonen stammenden Studierenden stellen einerseits eine Bereicherung unserer Schule und ihrer Kultur dar. Andrerseits sind die mit ihrer Wahl und dem Besuch unserer Schule verbundenen Fachhochschulbeiträge durch die entsprechenden Wohnortkantone zugunsten unserer Staatskasse – sie belaufen sich 2009 auf 690 000 Franken – willkommen.

*Die Hochschullandschaft wird sich künftig weiter verändern. Dazu zählen einerseits der neue Masterplan sowie andererseits die bevorstehende Revision der rechtlichen Grundlagen. Welche Auswirkungen hat dies für die PHSH?*

Mit der Revision des Hochschulförderungsgesetzes – die entsprechende Vorlage dürfte demnächst von den eidgenössischen Räten beraten werden – sollen konkrete Antworten auf die weitere Expansion, die Diversifizierung und die Demokratisierung des Hochschulwesens gegeben werden. Die Regelung des Verhältnisses zwischen den verschiedenen Hochschultypen ist angesichts der unterschiedlichen Traditionen und Hierarchien keine leichte Aufgabe. Die PHSH ist jedoch im Lichte der kommenden Hochschulgesetzgebung und des Masterplans mit ihrem Studienangebot gut aufgestellt. Unsere Arbeit wird überall sehr positiv bewertet. Wir erfüllen ausserdem alle vom Bund und von den Kantonen verlangten Auflagen.

*Sehen Sie in Bezug auf die künftige Entwicklung einen konkreten Handlungsbedarf?*

Der Blick auf die Landkarte zeigt, dass in der Ostschweiz – im Gegensatz zu anderen Regionen unseres Landes – eine grosse Zahl von Pädagogischen Hochschulen existiert. Das bedeutet, dass sich die vorhandenen Trägerschaften ernsthaft überlegen müssen, wie sie – ohne die Vorzüge der regionalen Verwurzelung im Bildungsbereich aufzugeben – der Forderung nach verstärkter Vernetzung und Koordination in Bezug auf Zulassung, Angebote, Qualifikation, Qualitätsmanagement und Forschung in Zukunft entsprechen können. Der Trend zur intensiven Zusammenarbeit zwischen den Pädagogischen Hochschulen wird sich in Zukunft verstärken.

#Notizen zu Namen

3. November 2008 | Stadtschulrat mit fünf neuen Gesichtern bestückt

Schaffhauser Nachrichten, Schaffhausen / Neuhausen
Jan Hudec

Die Ausgangslage war spannend im Rennen um den Stadtschulrat. Neun Kandidaten hatten sich für die sechs Sitze beworben, entsprechend schwierig war eine Wahlprognose. Und tatsächlich war das Rennen ziemlich eng, immerhin acht Kandidaten erreichten das absolute Mehr von 1703 Stimmen. Einziger nicht Gewählter ist Grossstadtrat Paul Dill (SVP) mit 1616 Stimmen. Überhaupt markierte die SVP das Schlusslicht, so schaffte auch ihr zweiter Kandidat, Mariano Fioretti, den Sprung in die städtische Schulbehörde nicht und erreichte mit seinen 1711 Stimmen nur den achten Platz. Ein schlechter Tag für die SVP, fing sie damit doch, neben ihrem schwachen Abschneiden im Kampf um den Stadtrat, im Stadtschulrat noch eine zweite Schlappe ein.

Am anderen Ende der Liste befindet sich Vreni Osterwalder (SP), die sich über ein Glanzresultat freuen konnte. Mit 3325 Stimmen distanzierte sie die Konkurrenz um beinahe 1000 Stimmen. «Ich denke, das gute Ergebnis ist sicher auch zustande gekommen, weil die Wählerinnen und Wähler meine langjährige Arbeit, die ich als Lehrerin geleistet habe, schätzen», meinte Osterwalder. Sie freue sich darauf, sich nun weiterhin für die Schule einsetzen zu können. Mit Andreas Wüthrich hat auch der zweite SP-Kandidat den Sprung in den Stadtschulrat geschafft. Er erreichte mit 2232 Stimmen das fünftbeste Resultat. Als kleine Überraschung darf sicherlich der Erfolg des AL-Kandidaten Simon Stocker gewertet werden, der als jüngster Bewerber angetreten war und mit 2425 die zweitbeste Stimmenzahl erreicht hat. «Ich bin schon ziemlich überrascht. Ein derart gutes Resultat hätte ich nicht erwartet, zumal wir ja die kleinste Partei sind, die hier angetreten ist», sagte der verblüffte Stocker. Geholfen hätten sicher die Unterstützung der SP und wohl auch ein gewisser Bekanntheitsgrad, den er sich als Grossstadtrat habe erarbeiten können. Auch die FDP wird im neu zusammengesetzten Gremium zwei Mitglieder stellen. Marcel Sonderegger (mit 2265 Stimmen) und Manuela Roost Müller (2249 Stimmen) erreichten das dritt- respektive viertbeste Resultat. Eher enttäuschend verlief die Wahl dagegen für die beiden bisherigen CVP-Stadtschulräte, die ebenfalls zur Wahl angetreten waren. Natalie Zumstein schaffte mit 2001 Stimmen und dem sechstbesten Resultat zwar noch den Sprung ins Gremium, für den zweiten Bisherigen, Christian Eichholzer, reichte es mit 1724 Stimmen jedoch nicht mehr. «Es ist sicher schade, jetzt nicht mehr Mitglied des Stadtschulrats zu sein», bedauerte Eichholzer die Abwahl nach acht Jahren Mitgliedschaft im Stadtschulrat. «Die Arbeit im Gremium wird mir fehlen.» Man habe bei den Jugendlichen etwas bewirken können. Etwas sorgenvoll in die Zukunft blickt Natalie Zumstein: «Ich glaube, es wird schwierig mit fünf neuen Mitgliedern.» Diese müssten sich jetzt zuerst alle einarbeiten, und das werde sicher einige Zeit in Anspruch nehmen. «Ich erwarte jedenfalls eine arbeitsintensive Zeit.» Gelassener sieht es Simon Stocker: «Ich glaube nicht, dass die neue Zusammensetzung negative Auswirkungen haben wird.» Es stünden ohnehin einige Veränderungen an. Der Stadtschulrat wird mit dem Schulreferenten der nächsten Amtsperiode noch ein weiteres Mitglied erhalten.

#Notizen zu Namen

31. Oktober 2008 | Petition gegen das neue Schulgesetz

Schaffhauser Nachrichten, Klettgau / Reiat
Karin Lüthi

Am Mittwochabend fand in der Mehrzweckhalle in Rüdlingen ein ausserordentlich gut besuchter Informationsanlass zum neuen Schulgesetz statt. Zu diesem Anlass eingeladen hatten die Gemeindebehörden der beiden Dörfer sowie der Zweckverband der örtlichen Orientierungsschule.

Die Behörden befürchten mit der Einführung des neuen Schulgesetzes eine massive Verteuerung der Volksschule, was Mehrausgaben von mehreren Steuerprozenten zur Folge hätte. Regierungsrätin Rosmarie Widmer Gysel stellte zusammen mit Teilprojektleiter Ruedi Leu in einem ausführlichen, gut dokumentierten Vortrag das neue Schulgesetz und dessen Verwaltungsstrukturen sowie insbesondere den zukünftigen Finanzierungsmodus für Unterrichts- und Infrastrukturpauschalen vor.

**Schule nicht um jeden Preis**
Zankapfel war denn auch die Handhabung der Unterrichtspauschale, die vorsieht, dass nicht mehr wie bis anhin die Lehrerpensen mitfinanziert werden, sondern sich die Finanzierung nach der Anzahl der Schüler eines Schulverbandes richtet. Rüdlingen und Buchberg stehen hinter einer Schaffhauser Schule, wie die Rüdlinger Gemeindepräsidentin Käty Leutenegger in ihrem Grusswort sagte, doch nicht um jeden Preis. Obwohl die beiden Dörfer bereits daran sind, die Optimierung der örtlichen Schulstrukturen in die Wege zu leiten, ist schon jetzt absehbar, dass es wegen der ungünstigen geographischen Lage weitab von anderen Schaffhauser Gemeinden nicht möglich sein wird, die Schule so zu straffen, dass die Schülerzahlen in kostenneutrale Höhe rücken würden.

**Flexiblere Schulpauschalen**
Schon immer musste aus diesen geographischen Gründen, die als unveränderbare Tatsachen zu akzeptieren sind, mit dem Kanton nach kreativen Lösungen gesucht werden. Eine solche Lösung sehen die Behörden in einer flexibleren Handhabung der Schülerpauschalen, so wie es auch im angrenzenden Kanton Thurgau möglich ist. Das neue Thurgauer Schulgesetz zeigt sich in Bezug auf soziale Lasten, die einer Gemeinde mit hohem Ausländeranteil wegen der umfangreichen Fördermassnahmen zufallen, flexibel. Einen ähnlichen Passus wollen auch die beiden Gemeinden des südlichen Kantonsteils in das neue Schaffhauser Schulgesetz eingebaut sehen. Auf die geographischen Gegebenheiten muss nach Meinung Rüdlingens und Buchbergs Rücksicht genommen werden: In Zeiten, in denen sich die Schülerzahlen negativ entwickeln und vom Kanton darum deutlich weniger Geld entrichtet wird, soll entsprechend flexibel eine Geopauschale ausbezahlt werden, die es Rüdlingen und Buchberg erlaubt, ohne massive Erhöhung der Volksschulkosten eine qualitativ hochstehende Volksschule anzubieten.

**Letzte Lesung am 10. November**
Regierungsrätin Widmer Gysel betonte ihre Dialogbereitschaft, zeigte während der anschliessenden öffentlichen Diskussion allerdings wenig konkrete Handlungsspielräume auf. Das Gesetz sei nun so weit fortgeschritten, dass es vor der letzten Lesung im Kantonsrat vom 10. November stehe, solche Änderungen könnten nicht einfach noch ergänzt werden. Die beiden Gemeinden haben nun den Weg einer Petition eingeschlagen, in welcher der Kantonsrat ersucht wird, der ausserordentlichen geographischen Situation des südlichen Kantonsteils Rechnung zu tragen und Hand zu bieten für eine Lösung, die in besonderen Situationen, das heisst bei negativer Schülerzahlentwicklung, spezielle Schülerpauschalen vorsieht.

**Opfer des eigenen Erfolgs**
In seinem Schlusswort brachte Hanspeter Kern, Gemeindepräsident von Buchberg, zum Ausdruck, es scheine, dass die beiden Dörfer Opfer ihres eigenen Erfolgs würden – wären sie nämlich arme Gemeinden, wäre längst eine Sonderlösung gefunden worden. Ganz klar wurde auch, dass der südliche Kantonsteil das neue Schulgesetz vehement bekämpfen wird, sollte es zu keiner einvernehmlichen Lösung kommen.

#Notizen zu Namen

30. September 2008 | Bei den drei Jungparteien herrscht Freude

Schaffhauser Nachrichten, Region
Robin Blanck

Zu den grossen Gewinnern gehörten bei diesen Kantonsratswahlen die Kleinen, oder auch: die Jungen. Die drei Schaffhauser Jungparteien konnten ihre Sitzzahl trotz Parlamentsverkleinerung deutlich steigern: Die stärkste Jungpartei ist nach wie vor die Junge SVP (JSVP) mit deutlich über 5 Prozent Stimmenanteil. «Für die Junge SVP war das ein sehr gutes Wochenende, wir haben genau unser Ziel – die drei Sitze halten – erreicht», sagt Daniel Preisig, der das Wahlkomitee präsidierte und nun neu zusammen mit Ueli Kleck (bisher) und Manuela Schwaninger (bisher) in den Grossen Rat einziehen wird. Obwohl die JSVP «bereits recht stark war, konnte sie weiter zulegen, und das trotz neuer Konkurrenz auf dem Land und härterer Konkurrenz in der Stadt», spielt Preisig darauf an, dass diesmal auch die beiden anderen Jungparteien ausserhalb des Wahlkreises Schaffhausen angetreten sind. Den Wahlerfolg führt Preisig zum einen auf die politischen Aktivitäten der JSVP in den letzten vier Jahren zurück, zum anderen sei auch die Kampagne sehr gut angekommen. Dass man trotz höherem Stimmenanteil als die Alternative Liste (AL) auf drei Sitze kam, hatte gemäss Preisig mit Pech zu tun: «Wir hatten einen rechnerischen Anspruch auf 3,35 Sitze – und da wurde abgerundet.»

**Mit Glück zum dritten Sitz**
«Rundungsglück» hatte demgegenüber die Alternative Liste (AL) bei der Mandatsverteilung: Am Schluss standen ihr 2,51 Sitze zu, und bei diesem Wert wird gegen oben gerundet. «Mit drei Sitzen haben wir nicht gerechnet», sagt Christoph Lenz, Medienverantwortlicher der Partei. Die AL wird künftig mit Florian Keller (bisher), Jonas Schönenberger und Matthias Frick auch drei Vertreter in den Kantonsrat senden. Diese Personen werden die Wahl – wie die Gewählten der anderen Jungparteien auch – annehmen. Im Rat sei eine weitere Zusammenarbeit der AL mit der SP wahrscheinlich. Zum ersten Mal sei die Partei in allen Wahlkreisen angetreten, das habe sich ausgezahlt. Dass die Partei im Wahlkreis Schaffhausen den höchsten Stimmenanteil unter den Jungparteien erhielt, resultiert laut Lenz aus der Parteitätigkeit: «Von den Kleinparteien waren wir wohl am aktivsten: Da war die Lehrstelleninitiative im Kanton und die Referenden gegen die Stadtbildvorlage und den Video-Artikel in der Stadt. Das zahlt sich aus.» Die Jungfreisinnige Partei (JFSH) wird ab 2009 erstmals im Kantonsrat mitreden, gleich zwei Mandate konnte sie ergattern. Entsprechend zufrieden ist denn auch Präsident Fabian Käslin: «Wir sind völlig überrascht, aber mit dem Resultat natürlich extrem zufrieden.» Dass die Umstellung auf den Pukelsheim der Jungpartei dabei in die Hände gespielt hat, bestreitet Käslin nicht. «Wir hatten aber auch starke Kandidaten in der Stadt und auf dem Land», sagt Käslin, «zum anderen hat die Partei mit ihrem klaren Bekenntnis zur kompromisslosen Freiheit an Profil gewonnen.» Im Rat rechnet Käslin damit, dass man mit der FDP-Mutterpartei weiterhin eine Fraktion bilden wird.

#Notizen zu Namen

20. September 2008 | «Lehrer war ich gerne …»

Schaffhauser Nachrichten, Neuhausen
Hermann-Luc Hardmeier

Jeder Neuhauser kennt ihn, die ehemaligen Rosenbergschülerinnen und -schüler sowieso, die historisch Interessierten, die Rheinfallbesucher, die Bleuler-Malschule-Liebhaber: Robert Pfaff, Sekundarlehrer, Lokalhistoriker, Ehrenbürger. Er feiert morgen Sonntag, 21. September, seinen 80. Geburtstag. Bescheiden und dankbar schaut er auf rund 40 Schuljahre zurück, die er noch vor dem Studium in Zürich und Paris in Hemishofen begann. «In zwei Jahren musste ich den ganzen Primarschulstoff der Klassen 1 bis 4 und 5 bis 8 durchnehmen, ich wusste nachher als Sekundarlehrer genau, was die Schüler mitbrachten.» Mit Recht ist er auf diesen Pädagogikmarathon stolz, den Lehrern wurde damals noch zugetraut, fehlende Module selbständig zu erwerben.

**Sekundarlehrer von Format**
Nach dem Studium wurde Robert Pfaff 1956 direkt ans Rosenbergschulhaus in Neuhausen am Rheinfall gewählt, wo er bis zur Pensionierung 1993 volle 37 Jahre als Sekundarlehrer wirkte. Es war die stabile Zeit des Gremiums Fehrenbacher, Geissmann, Schoch unter anderem, die unter Oberlehrer Reinhard Gasser ein eingespieltes Team bildeten. Robert Pfaff war ein leidenschaftlicher und beliebter Geschichtslehrer von natürlicher Ausstrahlung und Sachkompetenz. Schülerinnen und Schüler wussten, woran sie bei ihm waren. Das historische Grundgerüst musste abrufbar sitzen und jederzeit nach Aufschnellen mit sicherer Stimme vorgetragen werden können.

**Ruf an die Kantonsschule**
Das pädagogische Geschick blieb auch an der Kantonsschule nicht verborgen, die während rund 20 Jahren auf Robert Pfaff zählen konnte, wenn bei Stundenüberhang ein Teilpensum zu übernehmen war. Auch als Maturitätsexperte wirkte Robert Pfaff jeweils souverän mit. Der Historische Verein berief Pfaff in den Vorstand und 1973–77 ins Präsidium. 15 Jahre sass er im Kirchenstand und amtete für vier Jahre als Kirchgemeindepräsident. Dass bei der letzten Renovation der katholischen Kirche die Malereien von Johann Schneider nicht unter weissem Putz verschwanden, ist ihm zu verdanken.

**Autor und Ehrenbürger**
Der Reallehrer Albert Steinegger war es, der im Schüler Robert Pfaff die Liebe zur Geschichte weckte. In der Kantonsschule wurde Pfaff von Dr. Karl Schib in seiner Berufung bestärkt. Wie bei seinen Vorbildern blieb es nicht beim Unterrichten, Robert Pfaff publizierte auch. Nebst vielen andern Aufsätzen erschienen aus seiner Feder etwa Die «Bleuler Malschule auf Schloss Laufen» und 1996 die «Foto-Ortsgeschichte von Neuhausen am Rheinfall», die von grosser Detailkenntnis zeugen. 1998 wurde Robert Pfaff für sein umfassendes Wirken mit dem Ehrenbürgerrecht von Neuhausen am Rheinfall ausgezeichnet. Nachdem sein Sohn Matthias, Kunstmaler in San Francisco, und sein vietnamesischer Adoptivsohn Dominic, Techniker, ausgeflogen waren, wurde es an der Büchelerstrasse ruhig. 2000 verlor er seine Frau Ruth Pfaff-Schweizer. Nun lebt Robert Pfaff als Pensionär der ersten Stunde im neueröffneten Altersheim Rabenfluh, wo ihm die betreute Hotelatmosphäre bestens zusagt. Wir gratulieren dem Jubilar und wünschen weiterhin beste Gesundheit.



Sekundarlehrer, Lokalhistoriker, Ehrenbürger: Robert Pfaff kann morgen seinen 80. Geburtstag feiern.
Bild Eduard Joos

#Notizen zu Namen

6. September 2008 | Aktivitas: Warum treten junge Männer der Scaphusia bei?

Schaffhauser Nachrichten, Region

David Freitag v/o Artis ist Präsident der Aktivitas, also der aktiven Mitglieder an der Kantonsschule. Der 19-Jährige aus Neunkirch ist seit eineinhalb Jahren bei der Scaphusia. Schon sein Götti sei bei einer Verbindung gewesen; «als diverse Freunde mich angesprochen haben, wollte ich selber herausfinden, wie es in einer solchen Verbindung tatsächlich zu und her geht», sagt Freitag. Und es hat ihm gefallen: «Freundschaft, das Zusammensein mit anderen, gemeinsame Erlebnisse: Das alles macht eine Verbindung aus.» Andreas Hunziker v/o Fidel aus Schaffhausen ist als Fuxmajor der Scaphusia dafür verantwortlich, dass sich die Jungmitglieder – im ersten Jahr ihrer Zugehörigkeit Fuxen genannt – anständig benehmen, und zugleich führt er sie in das Verbindungsleben ein. Als ein Freund der Scaphusia beitrat, schaute auch Hunziker einmal vorbei – und blieb. Auch für ihn stehen die Freundschaft und das Zusammengehörigkeitsgefühl im Vordergrund: «Man verliert sich – wie das sonst halt bei Freunden immer wieder passiert – nie total aus den Augen», sagt der 19-Jährige. Dass die Scapher auch dem Biergenuss nicht abgeneigt sind, ist für Hunziker zwar nicht unwichtig, «aber wenn es nur darum ginge, wäre ich nicht beigetreten». In der Hälfte seiner Fuxenzeit ist Lucas Seiler aus Buchthalen. Der 16-jährige Schweizer mit chinesischen Wurzeln trägt den Cerevis Yang. Anfangs interessierte er sich nicht für die Verbindung, auch er trat nach einem Besuch bei. Zusammenhalt, Freundschaften, die ein Leben lang halten, und das gerade auch zu älteren Verbindungsmitgliedern, das alles gefällt ihm – «das erlebt man in anderen Vereinen nicht». Ebenfalls noch ein halbes Jahr muss Fux Leo Häggi v/o Simba aus Schaffhausen darauf warten, in den Burschenstand aufgenommen zu werden. Auch bei ihm erwachte das Interesse am Verbindungsleben mit dem Besuch der «Bude» – dem Vereinslokal im Restaurant «Falken». Die Ambiance in fröhlicher Runde mit Kollegen hat Häggi auf Anhieb gefallen.


David Freitag v/o Artis


Andreas Hunziker v/o Fidel


Lucas Seiler v/o Yang


Leo Häggi v/o Simba

#Notizen zu Namen

6. September 2008 | «Freundschaften fürs Leben schliessen» – Interview mit Martin Frey v/o Pauke, Präsident der Alt-Scaphusia

Schaffhauser Nachrichten, Region
Robin Blanck

*Sollen wir noch auf das Bier warten?*
Martin Frey (lacht): Nein, ich kann nur Wasser anbieten. Ernsthaft: Scapher trinken nicht hemmungslos Bier. Unsere Devise heisst: «Litteris et Amicitiae» (Wissenschaft und Freundschaft). Während im sogenannten «ersten Akt» unserer Zusammenkünfte die Wissenschaft – etwa im Rahmen von Vorträgen – im Zentrum steht, ist es im zweiten Akt die Freundschaft. Und dort wird auch Bier getrunken. Das war 150 Jahre so und wird auch weiterhin so sein. Aber das sind ja gerade eben nicht Massenbesäufnisse wie bei den Botellones. Da wird in gewisser Disziplin und Regel getrunken – wobei ich nicht ausschliessen will, dass auch einmal eines über den Durst getrunken wird.

*Sie haben das Stichwort Botellón genannt: Alkohol und Jugend sind derzeit wieder ein Reizthema. Geht das an der Scaphusia spurlos vorbei?*
In den frühen Anfängen stand die Wissenschaft im Vordergrund, von den 1860er Jahren an kam der «zweite Akt» hinzu – offenbar hat das der Scaphusia nicht geschadet –, im Gegensatz zu allen anderen Verbindungen hat sie die Zeiten gut überstanden …

*…Sie spielen darauf an, dass die Scaphusia als einzige Schaffhauser Mittelschulverbindung noch aktive Mitglieder an der Kanti hat …*
Richtig.

*Wie erklären Sie sich diese Entwicklung – der Alkoholgenuss allein kann das ja kaum bewirkt haben?*
Alkohol ist ja für die jungen Leute heute eher ein Hinderungsgrund! Bei den Bierregeln, die früher sehr strikt waren, ist man deshalb heute liberaler, und der Besuch von Veranstaltungen unter der Woche ist auch nicht mehr ganz so zwingend. Das hat sich über die Jahre verändert, da muss man auch eine gewisse Flexibilität an den Tag legen. Ich glaube, wir haben – ohne dabei zu übermarchen – den Zeitgeist jeweils richtig erkannt. Was aber immer noch sehr wichtig ist, sind die «Freundschaften fürs Leben», die in der Scaphusia geschlossen werden.

*Dann steht die Freundschaft im Zentrum?*
Das kann man so sagen. Nehmen Sie unser Jubiläum: Da kommen auch viele Leute aus Übersee. Diese treffen nach Jahren wieder auf ihre alten Freunde, und schon nach wenigen Minuten ist man einander über die gemeinsame Vergangenheit in der Verbindung wieder völlig vertraut. Üblicherweise trennen sich die Wege nach der Matur, die Verbindung bietet als «Mutter Scaphusia» Gewähr dafür, dass man sich im Abstand von Jahren immer wieder einmal an einem Generationentreffen oder einem Weihnachtskommers begegnet.
*Wird die Pflege von Freundschaften heute nicht immer mehr über Portale wie Facebook oder überhaupt die modernen Kommunikationstechniken erfolgen, so dass die Verbindungen überflüssig werden?*
Nein, überhaupt nicht! Die jetzigen Aktiven machen ja fast alles über das Internet und Mobiltelefone – wir haben ja auch eine Homepage, die nachgeführt und rege genutzt wird. Das Gegenteil ist der Fall: Auch im Zeitalter des Internets hat das gesprochene Wort letztlich immer noch erste Priorität. Auch in 200 Jahren wird unser Wahlspruch «Scaphusia vivat, crescat, floreat in aeterna tempora!» (Die Scaphusia möge bis in alle Zeiten leben, gedeihen und blühen!) noch Bestand haben.

*Wie steht es mit der politischen Ausrichtung der Verbindung?*
Die Scaphusia ist apolitisch – es treten beispielsweise gleich viele Scaphusianer von freisinniger wie von linker Seite bei den Kantonsratswahlen an. Früher war das anders, die Grenzen sind heute fliessender – auch das gehört vermutlich zum Erfolgsrezept der Scaphusia mit dazu.

*Natürlich auch die unvermeidliche Frage: Frauen dürfen immer noch nicht beitreten?*
Richtig. Das steht bei uns auch nicht zur Diskussion – die Fidelitas hat das ja probiert und hatte keinen Erfolg. Ich glaube, dass zumindest in Schaffhausen kein derartiges Bedürfnis besteht. Die holde Weiblichkeit ist nach wie vor als «Besen» die Begleitperson an den Bällen oder an einem «Besen-Bummel».

*Im Rahmen der 150-Jahr-Feierlichkeiten findet ein Ball statt: Haben Sie Ihren «Besen» schon?*
Ja, das ist meine Frau, die ich schon in meiner Aktivzeit vor genau 40 Jahren kannte.

*Das Jubiläumsprogramm dauert bis und mit Montag. Welches ist Ihr persönlicher Höhepunkt?*
Für mich ist eigentlich das ganze viertägige Programm ein einziger Höhepunkt. Ich freue mich ausserordentlich auf das Jubiläum, denn das Organisationskomitee unter der Leitung von Ueli Böhni v/o Süüle, das den ganzen Ablauf seit Jahren minutiös geplant hat, hält mir den Rücken frei. Mir bleibt als Altherren-Präsident nur die Rolle einer «Galionsfigur». Es wird dies für mich auch das erstemal sein, dass ich alle vier Tage besuchen kann: Beim 125-Jahr-Jubiläum im Jahr 1983 hatte ich als Anwalt in Schaffhausen frisch angefangen und musste deshalb den Katerbummel am Montag streichen.



Martin Frey steht als Präsident der Alt-Scaphusia dem Altherren-Verband mit über 300 Mitgliedern vor.
Bild: Selwyn Hoffmannn

#Notizen zu Namen

29. August 2008 | Neues Forstrevier gegründet

Schaffhauser Nachrichten, Region
ge

Am Mittwochabend fand im Restaurant «Baumgarten» in Kaltenbach die Gründungsversammlung des neugebildeten «Forstreviers am Rhein» statt. Rund 20 Waldbesitzer nahmen an der Versammlung teil. Als Gast weilte auch Kantonsforstingenieur Paul Gruber in der Runde. Eingangs erklärte Kreisforstingenieur Heinz Kuhn, warum es zur Fusion der bisherigen Forstreviere Diessenhofen (bisher Förster Hans Weber) und Wagenhausen (bisher Förster Jakob Gubler) kam. Einerseits schreibt das Waldgesetz von 1994 vor, dass die Forstreviere reorganisiert werden müssen. Andererseits geht der Diessenhofer Förster Hans Weber Ende September in Pension. Das ebnete den Weg zu dieser Revierzusammenlegung.
Unter Leitung des Diessenhofer Bürgerpräsidenten Bruno Giuliani wurde eine sechsköpfige Arbeitsgruppe gebildet, die den Zusammenschluss gut vorbereitet hatte. So wurde an der Versammlung nur kurz diskutiert, und niemand machte Opposition.

**«Das kann ja nur gutgehen»**
Wichtigste Traktanden waren die Anpassung der Statuten an die neue Situation, die Wahl des Vorstandes und die Wahl des vorgeschlagenen Försters Jakob Gubler. Dieser ist seit 1985 Förster im Revier Wagenhausen und wird nun auch Förster im bisherigen Revier Diessenhofen. Alle Vorschläge der Arbeitsgruppe wurden einstimmig genehmigt. In den neuen Vorstand des «Forstreviers Rhein» wurden gewählt: Urban Brütsch aus Diessenhofen als Präsident und als Vertreter der Waldbesitzer, Bruno Giuliani, Heinz Kuhn, Andrea Isler, Karl Vetterli und Max Erzinger. Der Vorsitzende, Giuliani, wies darauf hin, dass Urban Brütsch studierter ETH-Forstingenieur sei und dass der neugewählte Förster Jakob Gubler nun zwei Ingenieure als Chefs habe. «Das kann ja nur gutgehen», meinte Giuliani dazu.

**Revier ist lebensfähig**
Das Budget für das Langzeitjahr wurde von Kassierin Andrea Isler vorgestellt. Es zeigt einen Überschuss von 2400 Franken auf und wurde diskussionslos genehmigt. Zum Schluss überbrachte Paul Gruber die Grüsse des neuen Departementchefs Jakob Stark, der in nächster Zeit alle 30 Thurgauer Forstreviere besuchen wird, um sich so einen Überblick über den Thurgauer Forst zu schaffen. Auf die Frage aus dem Publikum, ob es demnächst noch zu weiteren Revierzusammenschlüssen kommt, erklärte Gruber, dass dies im Thurgau je nach Situation bei den Förstern möglich sei. Das neue Revier mit gut 600 Hektaren habe aber eine gut Grösse und sei lebensfähig.

#Notizen zu Namen

20. August 2008 | AZ: «Mehr Qualität und mehr Umfang»

Schaffhauser Nachrichten, Medien
Erwin Küenzi

*Bernhard Ott, die «schaffhauser az» wird dieses Jahr 90 Jahre alt. Was war sie, als sie 1918 startete, was ist sie heute?*
Bernhard Ott: 1918 war sie ein Kind des Generalstreiks. Nur 14 Tage nach dem erfolglosen Abbruch des Streiks wurde sie in aller Eile aus dem Boden gestampft. Der Schaffhauser SP stand zwar seit 1902 das «Echo vom Rheinfall» als Sprachrohr zur Verfügung, das in Neuhausen produziert wurde, aber diese Zeitung gehörte einem Verleger namens Waigel, der gegen den Generalstreik war. Darum wünschten sich SP und Gewerkschaften eine eigene Zeitung und gründeten die «Arbeiter-Zeitung». Die erste Ausgabe erschien am 30. November 1918. Seit 1968 heisst die «Arbeiter-Zeitung» «AZ». Seit 1998 ist sie eine Wochenzeitung, mit einer entsprechend anderen inhaltlichen Ausrichtung. Das Schwergewicht liegt jetzt auf der Hintergrundrecherche, nicht mehr auf der Tagesaktualität.

*Die «AZ» war lange Zeit das offizielle Organ der SP. Ist sie das heute noch?*
Nein, die «AZ» ist keine Parteizeitung mehr, aber sie ist eine Zeitung geblieben, die Partei ergreift und klar links von der Mitte steht. Das bleibt auch so, denn damit unterscheidet sich die «AZ» von anderen Schaffhauser Zeitungen und erhält sich damit ihre Position in der Schaffhauser Medienlandschaft.

*Die «AZ» startete als Tageszeitung, heute kommt sie nur noch einmal pro Woche heraus. Warum?*
Finanzielle Probleme zwangen uns zur Umwandlung der «AZ» in eine Wochenzeitung. 1998 sprangen innerhalb kürzester Zeit mit Coop und Denner zwei wichtige Inserenten ab. Wir mussten folglich massiv Kosten senken und konnten die Tageszeitung nicht mehr weiterführen.

*Was sind die wichtigsten Änderungen, die die «AZ» im Laufe-ihrer Geschichte durchgemacht hat?*
Am Anfang war die «AZ» wie alle anderen Schaffhauser Zeitungen eine Vollzeitung, mit Ausland, Sport und allem, was dazugehört. Ab 1970 wurden Ausland und Inland nicht mehr selber produziert, sondern im Rahmen von sogenannten Mantellösungen von einer zentralen Redaktion übernommen. Daneben gab es viele technische Änderungen, wie im übrigen Zeitungsgewerbe auch. Was im Laufe der vergangenen 90 Jahre immer wieder wechselte, war die Trägerschaft: Bis 1975 wurde die «AZ» von einer Genossenschaft herausgegeben. Bis 1996 fungierte die Unionsdruckerei AG als Verlegerin. Seit 1996 ist die «AZ» wieder selbständig. Jetzt wird sie von der az Verlags AG getragen, die aus rund 50 Aktionären besteht.

*Was sind das für Leute, die heute die «AZ» lesen?*
Alle möglichen, auch ausserhalb des linken Kuchens. Im Detail wissen wir es aber nicht, da die letzte Leserbefragung schon 13 Jahre zurückliegt.

*Kann die «AZ» in zehn Jahren ihren 100. Geburtstag feiern?*
Wenn ich das wüsste, würde ich mich als Prophet selbständig machen. Die Antwort auf diese Frage hängt von verschiedenen Faktoren ab, zum Beispiel von der Bereitschaft der Inserenten, auch weiterhin bei uns Inserate zu schalten, denn zwei Drittel unserer Einnahmen stammen aus dem Inserateverkauf. Ebenso wichtig ist aber eine genügend grosse Zahl von Abonnentinnen und Abonnenten. Heute haben wir eine Normalauflage von 3000 Exemplaren. Dazu kommen rund vier Grossauflagen pro Jahr. Aus Anlass unseres Jubiläums schalten wir nun gleich vier Grossauflagen nacheinander, um uns in unserer neuen Aufmachung zu präsentieren.

*Was machen Sie, damit die «AZ» weiterbestehen kann?*
Wir werden ab morgen einen neuen, modernen Auftritt mit Farbe haben. Ausserdem wollen wir künftig mehr Zeitung bieten, sowohl punkto Umfang wie auch punkto Qualität.

#Notizen zu Namen

16. August 2008 | «Liberal» – vom Denkansatz zum Unwort

Schaffhauser Nachrichten, Diverses
Michael E. Dreher, Küsnacht

Kollegen aus dem Welschen orten die Ursache des Niedergangs der Liberalen Partei zwar auch bei den Euroturbos und im rotgrünen Kurs einiger Exponenten, vor allem aber im Verlassen der klassisch freisinnigen Linie, die das Markenzeichen der liberalkonservativen Parti Libéral war. In diese Lücke sei die SVP gestossen.
Bei der FDP ist die Entwicklung ähnlich verlaufen. Schon während meiner Zeit an der HSG (1966–69) und danach erst recht war unser Idol der schlagkräftige FDP-Nationalrat Dr. Otto Fischer. Er bekämpfte die von FDP-Bundesrat G. A. Chevallaz und dem Politestablishment verlangten Höchstsätze von 12 Prozent bei der Mehrwertsteuer und 15 Prozent bei der direkten Bundessteuer 1977 erfolgreich; sonst hätten wir heute wohl 500 Milliarden Franken Bundesschulden. Gelegentliche etatistische Entgleisungen der FDP korrigierte Fischer mit dem Schweizerischen Gewerbeverband via Referendum. Die Grand Old Party war führend in Wirtschafts-, Finanz-, Steuer- und Wehrfragen. Im Parlament war sie – noch bis 1991 – ein Whos who der Schweizer Wirtschaft und Gesellschaft. Und mit der Hammerparole «Mehr Freiheit weniger Staat, mehr Eigenverantwortung» hatte die FDP einen Riesenerfolg.
Dann verlor sie Überblick und Augenmass: 1983 mit der Jahrhundertlüge «Waldsterben», 1988/89 mit dem Abschuss der hochqualifizierten Bundesrätin Elisabeth Kopp, 1992 mit dem EWR und generell in der Asylpolitik. So geriet die FDP aus dem Tritt, bis heute.
Auch wenn sie sich künftig FLP nennen will, bleiben die Schläuche alt und der Inhalt abgestanden (siehe auch SN vom 16. 7. 2008). Der Begriff «liberal» ist erodiert, zum politischen Unwort geworden. Jede linke Gruppe nennt sich «liberal», wenn sie sich in der Mitte anbiedern will. Beispiel: Die neuerdings «grünliberale» Verena Diener war im Nationalrat in 91 Prozent aller Abstimmungen mit den Linksex-tremen. Über Nacht wurde sie «liberal». Auch die Splittergruppe BDP wird als «Abspaltung der liberalen Kräfte» von der SVP bezeichnet: der grosse Liberale Samuel Schmid?
«Liberal» ist konturlos, steht für politische Beliebigkeit und mobilisiert nicht mehr. Dazu kommt seit vielen Jahren das Fehlen von Leadertypen an der Spitze der FDP, und die politische Themenführerschaft ist längst an die SVP übergegangen. Eine FLP (Ferrovia Lugano–Ponte Tresa) bringt allenfalls ein neues Logo, aber keinen Aufbruch. Gegen Blocher oder gegen die SVP zu sein reicht als Programm für die Wende nicht ganz; auch nicht, wenn man «Wir Liberalen» oder gar «Hop Sviz» schreibt. Doch ein Grund zur Freude ist das Formtief des einzigen Bündnispartners der SVP nicht.

**Und in Schaffhausen?**
Wer die Schaffhauser Politszene aus der Distanz betrachtet, sieht oft klarer als die Vollblutpolitiker vor Ort. Folglich ist zu fragen, wie es denn um den Führungswillen einer Partei bestellt sei, die unfähig war, einen glaubwürdigen Kandidaten für das Stadtpräsidium aufzubauen. Dafür erklärt der FDP-Anwärter für das Vollamt öffentlich, er kandidiere nur wegen der höheren Pension. Wahrlich ein individueller Ansatz im Interesse des Volkes! Solche Äusserungen – von der Parteiführung ohne Distanzierung hingenommen – zeigen den tatsächlichen Zustand der FDP viel deutlicher als alles Wahlgelaber.

Dr. Michael E. Dreher, Küsnacht am Zürichsee, war zwölf Jahre Nationalrat der Autopartei und ist heute in der Parteileitung der SVP des Kantons Zürich.


Weiterer Artikel zu diesem Thema:

Schaffhauser Nachrichten, Sache … Sächeli
20.08.2008

Hohen Besuch durfte die Kantonsschulverbindung «Scaphusia» begrüssen, als sie am letzten Freitag ihr Geschenk an die Kantonsschule, eine Bodenuhr, einweihte. Michael E. Dreher war eigens aus Küsnacht angereist, um bei dem feierlichen Akt dabei zu sein. Dreher, der während zwölf Jahren für die Autopartei im Nationalrat sass, ist heute Mitglied der Parteileitung der SVP des Kantons Zürich, nachdem er seine Politkarriere im heimatlichen Schaffhausen bei der FDP begonnen hat. Dieser las er übrigens am letzten Samstag im SN-Forum unter dem Titel «Liberal – vom Denkansatz zum Unwort» die Leviten, wobei er vor allem die Stadtschaffhauser FDP wegen ihres Vorgehens bei der Stadtpräsidentenwahl tadelte.

#Notizen zu Namen

17. Juli 2008 | Kopf der Woche: Florian Keller, Kantonsrat ALSH – «Wir dachten, dass wir den Kanton umpflügen können»

Schaffhauser Nachrichten, Region
Jan Hudec

Es soll einfach ein Fest werden – ohne Politik», sagt Florian Keller zur Feier des 5-Jahr-Jubiläums der ALSH, die am Freitag im Mosergarten stattfinden wird. Fünf Jahre ist es jetzt her, seit die Partei gegründet wurde und mit ihrer Ständeratskandidatur gleich im Licht der Öffentlichkeit stand. Keller, der die Partei mitgegründet hat, war damals noch bei der SP. «Wir hatten das Gefühl, dass die SP Jugendliche und Secondos nicht erreicht», erzählt Keller. Schnell hätten sie 25 Leute beisammen gehabt, um eine Ergänzung zur SP ins Leben zu rufen. «Wir waren alle extrem enthusiastisch und dachten, wir könnten den Kanton grundlegend umpflügen.»
Umgepflügt hat die ALSH den Kanton nicht. Aber nach fünf Jahren kann Keller auf einige Erfolge zurückblicken. «Wir haben auf Anhieb den Sprung ins kantonale und ins städtische Parlament geschafft, das kam unerwartet.» Ein weiterer Höhepunkt sei die Erneuerung des Jugendkellers gewesen, die die ALSH eingeleitet hat. Auch verschiedene Strassenaktionen gegen das Vermummungsvgrbot oder die Avanti-Initiative hat Keller in guter Erinnerung. «Und natürlich zählt auch die Verhinderung des Konzertverbots im Mosergarten zu unseren Erfolgen.»
An der Stätte dieses Erfolgs soll denn die Jubiläumsfeier stattfinden. «Es wird eine Gipsy-Kapelle spielen, aber nicht auf der Bühne, sondern auf dem Kiesplatz.» Ausserdem werde es allerlei Köstlichkeiten vom Grill und selbstverständlich auch Bier geben. «Von der Atmosphäre her soll es so sein, als hätten sich 200 Leute zum Grillieren getroffen, eine Art Gartenfest mit Band», meint Keller.
Neben seinem politischen Engagement als Kantonsratsmitglied ist Keller mit einem 45-Prozent-Pensum beim Schweizerischen Gewerkschaftsbund beschäftig. Für sein Jus-Studium, das er vor zwei Jahren begonnen hat, bleibt ihm nicht mehr viel Zeit. «Ich werde immer mehr zu einer Art Fernstudent», sagt er schmunzelnd. Allerdings hat er das Grundstudium erfolgreich abgeschlossen.
Keller ist in einer SP-Familie aufgewachsen. Politische Auseinandersetzungen gehörten schon früh dazu. Bereits mit 14 Jahren habe er seine Eltern an Parteiversammlungen vertreten. Gute Voraussetzungen also für eine späteren National- oder Ständerat Florian Keller? «Natürlich würde mich das reizen, aber dann müsste ich wohl aus der Partei austreten.» Und solange es noch laufe, habe er das nicht vor. Zudem gibt es ja genug zu tun, schliesslich stehen die Gesamterneuerungswahlen vor der Tür.

Zur Person:
Alter: 24
Zivilstand: Ledig
Wohnort: Schaffhausen
Hobbys: Weidling, Kochen, Politik
Aktuelle Lektüre: «Schatten über dem Kongo» von Adam Hochschild

#Notizen zu Namen

7. Juli 2008 | Bankenüberwachung: Bankenkommission zieht Lehre aus der Bankenkrise und will mehr Personal

Schaffhauser Nachrichten
(sda)

Die Eidgenössische Bankenkommission (EBK) zieht aus der Finanzkrise Konsequenzen: So will sie das Dispositiv bei der Bankenüberwachung anpassen und sich organisatorisch wie auch personell verstärken. Dies sagte der Präsident der EBK, Eugen Haltiner, in einem Interview mit der «Finanz und Wirtschaft» vom Samstag. So werde die Beaufsichtigung der beiden Grossbanken CS und UBS in der auf Anfang Jahr operativ tätig werdenden integrierten Finanzmarktaufsicht (Finma) enger verzahnt.
Insbesondere für die Überwachung der Grossbanken brauche es mehr Personal. «Wir sollten in der Lage sein, gezielte Überprüfungen auch mit eigenen Leuten vorzunehmen, statt ein Mandat an Revisionsgesellschaften zu vergeben», sagt Haltiner. Das sei insbesondere dann wichtig, wenn die EBK gemeinsam mit ausländischen Aufsichtsbehörden Einblick an Ort und Stelle gewinnen wolle. «Dazu brauchte es mehr und teilweise anders ausgebildete Mitarbeiter», sagt Haltiner weiter. In der Grossbankenaufsicht arbeiten zurzeit rund zwei Dutzend Personen.
Die Instrumente, welche die EBK im Zusammenhang mit der Finanzkrise auf die Banken anwenden könne, würden aber wirken. So kann die Aufsichtsbehörde etwa Einfluss nehmen auf die Eigenmittelausstattung. «Seitens der Politik und der Öffentlichkeit bestehen zum Teil aber Erwartungen, die wir nicht erfüllen können», so Haltiner. Die EBK habe nicht den Auftrag, Krisen oder Verluste der einzelnen Institute zu verhindern. «Unser Auftrag ist der Gläubigerschutz, und den haben wir erfüllt.»

**In der zweiten Halbzeit**

Zeitlich sieht der EBK-Präsident
die Finanzkrise in der zweiten Halbzeit. Doch hänge es von der Stabilisierung der Immobilienmärkte in den USA
und der Marktentwicklung ab, ob es noch eine Verlängerung gebe. Haltiner wird Anfang 2009 vollamtlicher Präsident der integrierten Finanzmarktaufsicht.

#Notizen zu Namen

3. Juli 2008 | 3 Fragen an: Ernst Herrmann, Leiter Lebensmittelinspektorat

Schaffhauser Nachrichten, Stadt Schaffhausen

*1 Wie steht es um die Badewasserqualität in Rhein und Thur?*
An den kontrollierten Stellen im Rhein haben wir durchweg gute Ergebnisse erhalten. Generell kann man sagen, dass das Wasser sehr sauber aus dem Untersee fliesst. Die Qualität des Thurwassers bei Flaach war akzeptabel.

*2 Was meinen Sie mit akzeptabel?*
Das heisst, dass eine gesundheitliche Beeinträchtigung nicht auszuschliessen ist. Bei der Beurteilung akzeptabel sollte man auf das Tauchen verzichten und nach dem Baden gründlich duschen. Zudem sollte man darauf achten, dass Kinder kein Wasser schlucken.

*3 Bleibt die Wasserqualität über die Saison hinweg konstant?*
Die Wasserqualität kann sich mitunter rasch verändern. Bei starken Regenfällen kann es infolge von Abschwemmungen aus landwirtschaftlichen Böden oder aus Regenwasserüberläufen der Kanalisation zu einer temporären Verschlechterung kommen. Insgesamt sollte das Wasser aber sauber blieben. Dem Badevergnügen steht somit nichts im Weg.

#Notizen zu Namen

21. Juni 2008 | Zeitfragen. Der Stadtpräsident – Ich musste meinen eigenen Weg suchen

Schaffhauser Nachrichten, Beilage
Interview von Martin Schweizer

*Herr Schwank, erinnern Sie sich noch an den ersten Arbeitstag nach der Wahl zum Stadtpräsidenten?*
Nein. Wahrscheinlich deswegen nicht, weil ich schon als Vizepräsident den Vorsitz im Stadtrat häufig übernehmen musste. Hingegen erinnere ich mich sehr wohl an die erste Sitzung nach meiner Wahl in den Stadtrat. Das war im Dezember 1960. Ich hätte darauf beharren sollen, Schulpräsident zu bleiben. Schulreferent und Schulpräsident in einer Hand, das hatte zu Recht schon Stadtpräsident Spahn gefordert. Bringolf aber wollte das nicht.

*Was beschäftigte Sie am meisten als frischgewählter Stadtpräsident?*
Das, was mich schon als Stadtrat umgetrieben hatte. Es ging um die Frage, wie man den Überhang an Investitionen bei einem ungenügenden Steuergesetz finanzieren konnte. Dieses Dilemma blieb dem Stadtrat in vielen Jahren meines Amtes erhalten. Wir verloren ein halbes Dutzend Abstimmungen, in denen es um den Steuerfuss 130 ging. Schliesslich wurde er vom Regierungsrat dekretiert. Verbreitet ist bis heute die Ansicht, die Halbämter-Initiative – drei Stadträte im Halbamt – sei die Retourkutsche des Volkes auf den damals zwar nötigen, aber eben doch erzwungenen Steuerfuss.

*Die regierungsrätliche Dekretur war ein Ärgernis und gab viel zu reden. Noch heftiger ging es aber bei der N4 zur Sache.*
Die N4 war in den siebziger Jahren das Hauptthema, richtig. Der Stadtrat entschied sich für die Stadttangente, wie man damals sagte. Als er sich in der Auseinandersetzung um die Schaarenautobahn, mit der Aktion Rhy der jungen zusammentat, erregte er den Unwillen des Baudirektors. Im Kampf um die N4 stand der Stadtrat an vorderster Front. Einmal verlor ich in den hitzig geführten Debatten die Fassung. Als ein Gegner meinte, wenn die Strasse gebaut sei, sei sie sowieso schon ausgelastet, polterte ich: «ja, wenn man in Schaffhausen lieber schnorrt als baut, kann es so weit kommen! Dann werden die Schaffhauser später zu entscheiden haben, wie viel sie dem Auto noch opfern wollen.» Und genau da stehen wir heute.

*War da nicht noch eine merkwürdige Geschichte im Stadtkeller?*
Ich erinnere mich an einen gemeinsamen Trunk im Stadtkeller mit dem Regierungsrat, als mein Kollege Aellig im orangen Leibchen der Aktion Rhy erschien. Das machte den Staatsschreiber fuchsteufelswild, einen solchen Stadtrat möchte er nicht beim Kanton, fuhr er mich an. Am Ende verlief aber alles in Minne.

*Nach der langen und bewegten Ära Bringolf sei es für jeden Nachfolger schwierig, das Amt des Stadtpräsidenten auf gleich hohem Niveau auszufüllen. Empfanden Sie das damals auch so?*
Vor der Wahl wollte man von mir eigentlich nur wissen, ob ich die Bachfeste und die grossen Ausstellungen weiter führe. Tapfer sagte ich ja, obwohl ich wusste, dass die Zeit der grossen Ausstellungen vorbei war. Meine übrigen Empfindungen? Ich war nicht Bringolf. Ich musste meinen eigenen Weg suchen. Sorgen machte mir das nicht.

*Wie funktionierte in den siebziger und achtziger Jahren der Stadtrat als Kollegialbehörde?*
Gut.

*Wie gut?*
Wir waren Freunde oder doch Kameraden. Sicher, Kurt Reiniger schien ab und zu nach meinem Amt zu schielen. Dem jungen Intellektuellen schwebte ein härterer Linkskurs vor. Reiniger war intelligent und ein sehr guter Finanzreferent. Nach seiner Abwahl ist er zu schlecht weggekommen.

*Was muss ein Stadtpräsident eigentlich können?*
Möglichst viel und einiges sehr gut. Er muss Menschenkenner sein und die Leute mögen. Eine rasche Auffassungsgabe, ein gutes Gedächtnis und die Kraft der raschen und präzisen Formulierung sind Vorteile. Er muss nein sagen können, auch wenn das nicht zu seiner Beliebtheit beiträgt.

*Soll er Chef oder Moderator sein?*
Beides. Tüchtige Beamte müssen sich entfalten können. Da wird der Chef als Moderator im Vordergrund stehen. Wo es um Politik des Stadtrates geht, wird sie der Stadtpräsident als Chef durchsetzen müssen.

*Was, Herr Schwank, waren für Sie als Stadtpräsident die grössten politischen Herausforderungen?*
Weil baulicher Nachholbedarf abzudecken war und die Anpassung der Steuern unterblieb, stiegen die Schulden der Stadt von 1960 bis 1968 von 50 auf 150 Millionen Franken. Aber abgesehen von den Finanz- und Steuerfragen und auch von der N4, von der schon die Rede war: In den siebziger Jahren hatten wir uns auch mit der Forderungen der 68er-Bewegung auseinanderzusetzen. Aus dem Staat durfte nicht Gurkensalat werden, wie Chaoten forderten. Aber eine gewisse Öffnung war angezeigt. Obwohl nie wirklich definiert wurde, was alternative Kultur meinte, förderten wir das, was sich im Jugendkeller, im Kellertheater und später im Fass entwickelte. Aus Kunst im Kornhaus (KiK) am Herrenacker entstand das, was heute in der Kammgarn herangewachsen ist. Die Hallen für neue Kunst wiederum waren eine zeitgemässe Form grosser Ausstellungen. Mit Max Freivogel und Tina Grütter bekam die Kunstabteilung im Museum zu Allerheiligen den Zug in die Moderne.

*Nicht alles lief reibungslos ab.*
Natürlich nicht. Dem Ehrenbürger Uehlinger beispielsweise hatte ich als Stadtpräsident die Neueinrichtung des Naturmuseums versprochen. Dieses Problem begleitete mich durch die ganze Amtszeit. Bei dem Konzept ging es darum, von der Dramatik unserer Gegend, der Erdgeschichte, zu den Schönheiten, zu Rhein, Rheinfall und Randen, zu führen. Es gab Schwierigkeiten, Verzögerungen und schliesslich einen Stadtpräsidenten, der als Dompteur die Eröffnung des Museums durchsetzen musste. Kurz vor dem Ende meiner Amtszeit war das.

*Mitunter ging es in der Stadt auch chaotisch her und zu.*
In den siebziger und achtziger Jahren traf mich schmerzlich, dass uns die Chaoten zwangen, die Polizei in Monturen zu stecken, die ihnen das menschliche Aussehen raubten. Der Polizeiinspektor stand fast täglich in meinem Büro. Zuweilen musste hart durchgegriffen werden. Ohne Stadtpolizei wäre die Sicherheit nicht zu halten gewesen. Das ist vergessen gegangen.

*Warum stand denn der Polizeinspektor so oft in Ihrem Büro? Was war da los?*
Da gab es zum Beispiel die sogenannte Friedensbewegung, die ihr dem Mercedesstern ähnliches Zeichen an viele Wände sprayte. An andern Orten hiess es auch «Killt Schwank» oder «Stoppt Schwank». Im «Storchen» kam es zu einer Hausbesetzung. Sie endete mit der Zügelhilfe der Stadtpolizei für die Besetzer, denen wir das Logierhaus zur Verfügung stellten.

*Irrtum vorbehalten, war es Ihr Kollege Aellig, der einmal sinngemäss sagte, die kommunale Verwaltung sei so stark und solide, dass keine wie auch immer tätige Exekutive die Stadt «an die Wand» fahren könne.*
Ich kenne den Zusammenhang nicht, der Jörg Aellig zu dieser Aussage bewegt haben mag. Ich halte eine starke Führung der Verwaltung für unabdingbar. Es darf keine kleinen Beamtenkönigreiche geben. Es sollte auch keine Verwaltungszweige geben, die von Durchleuchtungen auszuschliessen sind. Bildung und Soziales zum Beispiel sind wichtig. Sie dürfen viel kosten. Aber nicht zu viel. Effizienz ist bei allen Investitionen gefragt.

*Verfolgen Sie die Politik im allgemeinen und die städtische im speziellen noch immer regelmässig?*
Vielleicht würde man besser sagen: Die Politik verfolgt mich.

*Ihren Wunsch oder Ihre Bitte an die heutigen Politiker?*
Die Rolle des «Bittstellers» liegt mir nicht besonders. Wenn man trotzdem etwas von mir hören will: Ich halte das Subsidiaritätsprinzip für wichtiger als Zusammenlegungen. Was eine Gemeinde erledigen kann, soll sie erledigen. Auf dem kleinen Feuer brennt eine Sache weniger an. Dem Gerede von neuen Besen und frischem Wind sollte man kritisch begegnen. Was gibt das für frischen Wind, wenn man zwei Blähungen zusammenlegt? Auch die Zusammenlegung von Stadt- und Kantonspolizei war unsorgfältig. Jetzt sollte die Sicherheitspolitik von Kanton und Stadt zumindest überprüft werden. Im fehlenden direkten Zugriff des Stadtpräsidenten auf Polizeieinheiten droht das Verhängnis.

*Und der Stadtrat? Soll es mit den Halbämtern auf immer so bleiben?*
Insgesamt hat die Halbämter-Initiative der Stadt und wohl auch dem Kanton geschadet. Ich glaube, man könnte die Zahl der vollamtlichen Stadträte ohne weiteres aufstocken und würde erst noch Geld sparen. Doch wie auch immer: Ich bin überzeugt, dass Schaffhausen Chancen hat. Jetzt müsste aber eine neue Generation in die Hosen!

Dr. Felix Schwank wurde 1960 in den Schaffhauser Stadtrat gewählt. Er war damals 38 Jahre alt, erst Schulreferent, dann Finanzreferent. 1968 wählte ihn der Souverän als Nachfolger von Walther Bringolf zum Stadtpräsidenten. Zwanzig Jahre später trat er in den Ruhestand. Seither kennt ihn die Öffentlichkeit vor allem als Autor von Büchern und als Kolumnist der «Schaffhauser Nachrichten».

#Notizen zu Namen

19. Juni 2008 | Ein guter Start in eine vielfältige Welt

Vor drei Jahren brachen die 18 Diplomandinnen und zwei Diplomanden zu ihrer pädagogischen Seefahrt auf. Mit diesem Bild blickten die Studierenden am Dienstag auf ihre Zeit an der PHSH zurück. Die Wellen hätten manchmal hart gegen das Boot geschlagen, und das Wetter konnte stürmisch sein, doch immer sei rechtzeitig ein rettender Leuchtturm erschienen oder ein begeisternder Fisch gefangen worden. Zu diesen «Fischen» gehörte der siebenwöchige Sprachaufenthalt in Frankreich, aber auch das charmante Lächeln eines Schülers, welcher der Praktikantin gleich am ersten Tag das Du anbieten wollte. Diese Erlebnisse hätten auch in schwierigen Zeiten motiviert, weiterzumachen. Und vor allem war da das gemeinsame Ziel, das es zu erreichen galt: der Lehrerberuf. An diesem Ufer sind die Studierenden sicher gelandet, zumal 18 von ihnen bereits eine Stelle auf Primar- oder Vorschulstufe erhalten haben. Dieses erfreuliche Resultat sei nicht allein mit dem Lehrermangel zu erklären, betonte Rektor Eduard Looser. Es sei nämlich «nicht so, dass man einfach in offene Stellen hineinspazieren» könne. Die Schaffhauser PH-Abgänger seien den Diplomanden umliegender Kantone in Bezug auf Anstellung weit voraus, sagte Looser weiter und gratulierte den Studenten dafür herzlich.

Gratulationen wurden den Diplomandinnen auch vonseiten der Regierungsrätin Rosmarie Widmer Gysel zuteil. «Lassen Sie sich die Freude an Ihrem schönen Beruf nicht nehmen», ermahnte die Regierungsrätin die Studierenden nach einem Exkurs über die bereits vollzogenen und noch zu verabschiedenden Reformen im Bildungswesen. Die Ziele dieser Reformen seien die Vielfalt und die Integration in den Schulklassen zu fördern sowie die Schulleitungen mit mehr Kompetenzen auszustatten. Gleichzeitig sollten sie zu einer standardisierten, klar definierten Überprüfung und «Feedback-Kultur» angehalten werden. Dies sei auch nötig, weil der Lehrerberuf «in jeder Hinsicht herausfordernd» sei, erklärte Widmer Gysel. Dennoch seien die Diplomandinnen und Diplomanden um ihre Aufgabe zu beneiden, «die Beruf ebenso wie auch Berufung umfasst».Auch für Eduard Looser stehen seinen Studierenden «spannende Zeiten bevor». In seiner Ansprache setzte sich der Rektor mit der modernen Pädagogik auseinander. Ebenso fern von einer «Pädagogik der Härte» nach altem Muster als von der sogenannten «Kuschelschule» sieht Looser eine Kontinuität von Rousseau über Goethe bis Montessori und der heutigen «Pädagogik der Vielfalt». Vielfalt sei also ein Schlüsselwort für unsere Gesellschaft und spiegle sich gerade auch in den Schulen. «Offen zu sein für die Ansichten anderer», diesen Rat gab der Rektor seinen scheidenden Studierenden mit auf den Weg, bevor er zu der Diplomübergabe schritt. Eine spezielle Auszeichnung erhielt Sabine Bolli aus Flurlingen, die mit dem besten diesjährigen Resultat abschloss. Zusätzlich zur Diplomübergabe wurden dieses Jahr zum erstenmal rund 40 Primarlehrer für ihre erworbenen Englischkenntnisse zertifiziert. Im Rahmen eines dreiteiligen Programms erhielten Lehrer aus allen Gemeinden die Möglichkeit, sich im Bereich des Englischunterrichts auf der Primarstufe weiterzubilden. Die Zusatzqualifikation umfasste einen dreiwöchigen Aufenthalt in England, berufsbegleitende Didaktikkurse an der PHSH sowie eine Englischprüfung (Niveau C1 oder Advanced). Gemäss der vom Stimmvolk gutgeheissenen Einführung des Englischunterrichts ab der dritten Klasse werden die Fachkräfte ab August 2008 ihre neuerworbenen Kompetenzen in die Praxis umsetzen können.Neben den Studierenden verabschiedete der Rektor schweren Herzens auch den seit fünf Jahren an der PH engagierten Mathematikdozenten Martin Andermatt. Für musikalische Zwischenspiele sorgten der Chor sowie ein Instrumentalensemble der PHSH.

Absolventen

Lehrpersonen der Primarschulstufe Sabine Bolli, Flurlingen; Deborah Gadient, Löhningen; Madeleine Hafner, Stetten; Franziska Heimlicher, Kleinandelfingen; Dorothe Hepfer, Thayngen; Sandra Hübscher, Schaffhausen; Anne Cathrin Jehle, Schaffhausen; Daniela Jehle, Schaffhausen; Sara Debora Keller, Oberembrach; Eva Machatschek, Schaffhausen; Luisa Mastrobuoni, Schaffhausen; Karin Meier, Uhwiesen; Marc Olivi, Siblingen; Aurelia Ott, Dörflingen; Paul Samuel Ulmer, Schaffhausen; Katja Waldvogel, Büttenhardt.Lehrpersonen der Vorschulstufe Marianne Brütsch, Marthalen; Lisa Erne, Schlatt; Bettina Flückiger, Schaffhausen; Anita Kessler, Sool (GL).

#Notizen zu Namen

18. Juni 2008 | CVP Bezirk Diessenhofen: Urban Brütsch zum neuen Präsidenten gewählt

Schaffhauser Nachrichten Stein / Diessenhofen
(ge)

Am Montagabend wählte die gut besuchte GV 2008 der CVP des Bezirkes Diessenhofen, den 43 jährigen Urban Brütsch aus Diessenhofen als neuen Präsidenten. Er ersetzt Thomas Burkhardt aus Basadingen, der die Partei drei Jahre lang geleitet hat. Burkhardt tritt aus beruflichen und familiären Gründen vom Präsidentenamt zurück, bleibt aber weiterhin Mitglied des Vorstandes. Dieser wurde mit Brütsch und den Bisherigen Thomas Burkhardt, Christoph Rohr, Kurt Bürgi und Heinz Bogo bestätigt.

**Ökoliberale Gesinnung**
Urban Brütsch ist Forstingenieur. In der Bürgergemeinde Diessenhofen ist er zuständig für die Finanzen und für den Wald. Er nennt seine politische Gesinnung ökoliberal und engagiert sich auch bei den Projekten Altstadtentwicklung und Rheinufergestaltung.
Im Jahresbericht von Präsident Burkhardt waren die vergangenen Kantonsratswahlen ein zentraler Punkt. Er wies darauf hin, dass es trotz grossen Anstrengungen mit einer sehr ausgewogenen Kantonsratsliste der CVP leider nicht gelungen sei, ihren Sitz zurückzuerobern. Burkhardt sieht den Misserfolg unter anderem auch im Zusammenhang mit der Abwahl von Christoph Blocher aus dem Bundesrat, welcher der SVP viele zusätzliche Stimmen brachte und die Stimmenzahl der CVP stagnieren liess. Ohne Listenverbindung habe die CVP überhaupt keine Chancen, je einen Sitz wiederzugewinnen, sagte Heinz Bogo.

#Notizen zu Namen

9. Juni 2008 | Erfolgreich bis zum Schluss

Schaffhauser Nachrichten, Weinland
(J. R.)

Das war eine Ehre, vielleicht die schönste Würdigung, die überhaupt möglich ist: Während Rechnungsgemeindeversammlungen für die Stimmbürger sonst alles andere als anziehend sind, war am vergangenen Freitag der (grosse) Rheintalsaal in Flurlingen exzellent gefüllt. Und das konnte nur einen Grund haben: Zum letztenmal präsidierte Gemeindepräsident Christoph Waldvogel – und zum letztenmal tat er das mit Erfolg. Die Jahresrechnung 2007 und eine Teilrevision der Besoldungsverordnung mit höheren Entschädigungen für Gemeinderat und Gemeindepräsident wurden ohne Opposition angenommen. Damit hat Waldvogel in seiner Präsidialzeit sämtliche Geschäfte an den Gemeindeversammlungen «durchgebracht», wie Ruedi Bänninger, Präsident des Gemeindevereins, feststellte.
Ja, Waldvogel stand eindeutig im Mittelpunkt. Mit der Würdigung Bänningers («eine sehr erfolgreiche Amtszeit») ebenso wie mit einer der traditionellen und legendären Flurlinger «Schnitzelbänken», mit der aktuelle und ehemalige Gemeinderatskollegen Ereignisse aus Waldvogels Amtszeit aufleben liessen. Der Präsident wiederum verabschiedete sich charmant und witzig, aber ohne grosse «Schlussworte»: Gemeindeschreiber Marcel Wegmann überreichte er seine Schlüssel für Gemeindehaus und Trotte, dem Nachfolger, André Müller, einen Elefanten (dicke Haut, weicher Kern, grosse Ohren und ein abgestützter Rüssel, der Standfestigkeit garantiert).
Zuvor, wie betont, passierten die Geschäfte problemlos. Was auch etwas leichter gefallen sein dürfte, weil die Jahresrechnung 2007 glänzend ausgefallen ist. Wie Finanzvorstand Stefan Hofstetter erläuterte, schloss die laufende Rechnung nämlich mit einem Ertragsüberschuss von 225 000 Franken ab – der Voranschlag hatte dagegen einen Aufwandüberschuss von 270 000 Franken vorgesehen. Der eindrückliche Umschwung zu schwarzen Zahlen war auf zahlreiche Einflüsse zurückzuführen. So hatte die Gemeinde einerseits die Ausgaben im Griff, konnte anderseits aber höhere Einnahmen verbuchen; im Bereich Finanzen und Steuern etwa flossen rund 330 000 Franken mehr als budgetiert in die Kasse – nicht zuletzt eine Folge des guten wirtschaftlichen Umfeldes.
Zwar hatte das Flurlinger «Buschtelefon» Widerstand gegen die Teilrevision der Besoldungsverordnung angekündigt, aber in Tat und Wahrheit blieb die Opposition aus. Vielleicht, weil Waldvogel überzeugend argumentiert hatte. Die Stimmberechtigten standen hinter der Erhöhung der Entschädigung von bisher 10 000 auf neu 12 000 Franken für Gemeinderatsmitglieder und der von 8000 auf 9000 Franken erhöhten Zulage des Gemeindepräsidenten. Auch so, machte der scheidende Gemeindepräsident deutlich, sind die Stundenlöhne der Gemeinderatsmitglieder gegenüber beispielsweise Handwerkeransätzen gering.
Einstimmig wurde anschliessend auch die von Finanzvorstand Doris Tempini erläuterte Jahresrechnung 2007 der Primarschulgemeinde angenommen. Mit einem Ertragsüberschuss von 126 000 Franken schloss auch sie positiv ab. Zumindest aus finanzieller Sicht scheint Flurlingen keine Sorgen zu haben.

#Notizen zu Namen

20. Mai 2008 | SVP entscheidet erst im Juni

Schaffhauser Nachrichten, Stadt Schaffhausen
Adrian Schumacher

Eigentlich schien gestern abend alles klar zu sein. Zu Beginn der Generalversammlung im Alterswohnheim La Résidence eröffnete Parteipräsident Werner Schöni den 26 anwesenden SVPlern, dass die Findungskommisson trotz monatelanger Suche und zahlreichen Anfragen keine geeigneten Kandidaten für das Stadtpräsidium beziehungsweise das zweite Vollamt habe finden können. Die drei schon bekannten Kandidaten Urs Hunziker (FDP), Thomas Feurer (ÖBS) und Peter Käppler (SP) erhielten in der Folge die Gelegenheit, ihre Motivation und Ziele vor der Generalversammlung darzulegen, ehe sie sich im Rahmen eines gemeinsamen Hearings den Fragen der Zuhörer stellten. Die Mühe hätten sich die drei amtierenden Stadträte indes sparen können – eine Nomination Feurers oder gar Käpplers kam für die SVP-Mitglieder aus parteipolitischen Gründen nicht in Frage; und für Hunziker konnten sich die Anwesenden auch nicht erwärmen. Anstelle einer Stimmfreigabe oder einer Enthaltung einigten sich die Parteimitglieder im Rahmen einer Konsultativabstimmung schliesslich auf Peter Scheck. Der von der Findungskommission einst angefragte und dann in Vergessenheit geratene Stadtarchivar will bis zum kommenden Montag entscheiden, ob er tatsächlich in den Wahlkampf ums Stadtpräsidium steigen will. Die Beschlussfassung der SVP ist neu für den 9. Juni terminiert.


Weitere Artikel zu diesem Thema:

Schon viele ermutigende Mails für Peter Scheck;
in: Schaffhauser Nachrichten, Region, 21.05.08; von: Adrian Schumacher.

Inhalte statt Köpfe;
in: Schaffhauser Nachrichten, Leitartikel, 24.05.08; von: Adrian Schumacher.

#Notizen zu Namen

8. Mai 2008 | Rorschach und sein Test – Sag mir, was du siehst

WOZ
Franziska Meister

Seine Klecksbilder haben Generationen von PsychologInnen umgetrieben und sind längst Bestandteil unserer Alltagskultur geworden. Eine Ausstellung in Herisau rückt nun den wenig bekannten Vater der «komplexen Kleckse» ins Licht.
Andy Warhol, Begründer der Pop-Art, schuf in seiner späten Phase eine Reihe von über vier Meter hohen, symmetrischen Klecksbildern, die er «Rorschachs» nannte. Als Inspiration dienten ihm die Kleckstafeln des psychologischen Tests gleichen Namens. Von Hermann Rorschach, dem Schöpfer des Tests, wusste Warhol wenig. Dabei verbindet die beiden Männer einiges. Zum Beispiel die Kritik an ihrem Werk als Trivialisierung von Kunst respektive von Wissenschaft. Und die bislang wenig bekannte Tatsache, dass Rorschach ebenso Künstler wie Wissenschaftler war – was das von ihm entwickelte Testverfahren entscheidend geprägt hat. Eine Hommage an das kreative Potenzial des Rorschachtests und seines Schöpfers lässt sich seit Ende April in Herisau bewundern.
«Ich will nicht nur Bücher lesen, sondern Menschen.» Auf dieses Zitat Rorschachs tritt, wer in die Ausstellung im Museum Herisau eintaucht. Weitere Zitate sind in den grau melierten Filzteppich gesetzt, der mit seiner ausgeprägten Haftfreudigkeit das seine dazu beiträgt, dass man vor den Schaufenstern der Ausstellung kleben bleibt. Eingelassen in eine weisse raumfüllende Skulptur führen diese Schaufenster auf der Vorderseite durch das Leben von Hermann Rorschach, auf der Rück- oder besser Kehrseite durch die Geschichte des Rorschachtests.
Wer sich auf den Rundgang begibt, passiert dazwischen einen Spiegelkorridor. «Es ist eine Passage vom Aussen- zum Innenleben – auch dem eigenen», sagt Iris Blum, die Kuratorin der Ausstellung. «Die Konfrontation mit dem eigenen Spiegelbild bereitet darauf vor, dass man sich nun mit den inneren Bildern, die das Testverfahren abruft, auseinandersetzen wird.»
In den mehr als zwei Jahren, in denen sich Iris Blum mit Hermann Rorschach beschäftigt hat, ist «eine intensive Beziehung mit diesem Mann» entstanden – «nicht nur, weil er ein bisschen aussieht wie Brad Pitt», wie sie schmunzelnd hinzufügt. Attraktiv gefunden hat sie Rorschach nämlich vor allem als Wissenschaftler, als Künstler – und als radikaler Vertreter der Gleichstellung zwischen Frau und Mann. All dies ist auf subtile Weise in die Ausstellung eingeflossen.

**Rorschach, der Feminist**
«Ich bin mir nicht sicher, ob ich es ihm verzeihen kann, dass er einer Studentenverbindung beigetreten ist», sinniert Iris Blum mit Blick auf Rorschachs einschlägige Mütze, in die sein Verbindungsname eingraviert ist: «Klex». Immerhin hat er ausgerechnet an einem Verbindungstreffen ein flammendes Plädoyer für die Frauenemanzipation gehalten. Rorschach setzte sich seit seiner Jugend vehement für die Gleichberechtigung ein – nicht nur im Erwerbs-, sondern auch im Familienleben. Insbesondere in seinem eigenen.
Das illustriert das Schaufenster zu Rorschachs Zeit in Herisau: Vor dem gemalten Hintergrund der Familienwohnung in der Klinik – das Original stammt von Rorschach – bestimmen Puppenmöbel und kleine, bemalte Holztiere die Einrichtung. Angefertigt hat sie Rorschach für seine beiden Kinder in der hauseigenen Schreinerei. Skizzen aus seiner Hand, die ihn beim Baden, Trösten und Spielen mit seiner Tochter zeigen, bekräftigen das Bild eines liebevollen Familienvaters, der auch im Erziehungsalltag zupacken konnte.
Eine egalitäre Rollenteilung mit seiner Frau, der Russin Olga Stempelin, die ebenfalls Ärztin war, liess sich in Herisau indes nicht verwirklichen. Behörden und Anstaltsdirektor verboten ihr die Berufstätigkeit. Das erfährt, wer das Geheimnis der «Olga-Klappe» lüftet: Iris Blum hat sie unauffällig neben verschiedene Schaufenster angebracht. Unter der Klappe verbergen sich biografische Angaben zu Rorschachs Frau und Partnerin. «Der Forschung und Literatur zu Hermann Rorschach ist sie nie mehr als eine Fussnote wert gewesen», sagt Blum.
Dem ist nicht länger so, denn Iris Blum hat Olga Stempelin gleich zwei Beiträge in der Begleitpublikation zur Ausstellung gewidmet. Als Mitherausgeberin ist es ihr ausserdem ein Anliegen gewesen, Olga auch auf der Titelseite sichtbar zu machen.

**Rorschach, der Künstler**
Nebst seiner Tätigkeit als Arzt in der Heil- und Pflegeanstalt Herisau hat Hermann Rorschach verschiedentlich Theaterstücke mit seinen Patient-Innen eingeübt und aufgeführt, Maskenbälle in der Klinik organisiert und Festplakate gemalt. Sein zeichnerisches Talent findet sich in zahlreichen Ausstellungsstücken belegt, während seine dramaturgische Ader in den einzelnen Schaufenstern augenscheinlich wird: Sie wirken wie kleine Bühnen hinter Glas, auf denen einzelne Stationen von Rorschachs Leben inszeniert und kleine Geschichten dazu erzählt werden.
Über vierzig Schattenfiguren zeugen von Rorschachs Liebe zum Theater. Die Figuren stellen reale Personen aus dem Mikrokosmos der Klinik dar: PatientInnen, Handwerker, PflegerInnen, aber auch der Klinikdirektor und Rorschach selbst sind vertreten. «Leider wissen wir nicht genau, wozu Rorschach seine Schattenfiguren verwendet hat», sagt Blum. «Aber ich kann mir schlicht nicht vorstellen, dass die Figuren nicht eine bestimmte Funktion in Rorschachs Theaterstücken innehatten.» Beeindruckend sind die Figuren nicht zuletzt in ihrer individuellen Lebendigkeit. Rorschach verstand es ausserordentlich gut, Haltung und Bewegung einer Person zu erfassen und zu reproduzieren – sei es mit Zeichenstift oder Pinsel, sei es mit Schere oder Laubsäge.
Einige von Rorschachs Schattenfiguren erwecken die Theaterschaffenden von «Philothea», «Fleisch & Pappe» und «Mafob» im Rahmen der Ausstellung zu neuem Leben: Mit einer halbstündigen Aufführung im Museum stimmen sie jeweils vor den öffentlichen Führungen auf die Ausstellung ein. Iris Blum selbst schreibt an einem eigenständigen Theaterstück mit dem Titel «Herr Rorschach: Ein assoziatives Testspiel in zehn Bildern», das Anfang September Premiere feiern wird – im Krombachsaal der Psychiatrischen Klinik; jenem Ort also, an dem schon Rorschach mit seinen PatientInnen Theater gespielt hat. «Rorschachs Nachlass ist lückenhaft und bietet Raum für Spekulationen. Hier möchte ich anknüpfen und die Geschichten ins Fiktionale weiterspinnen», sagt Blum. «Es gibt zum Beispiel ein Foto von einem angeketteten Affen in der Klinik. Ob Rorschach wohl mit diesem Affen auf Patientenvisite gegangen ist?»

**Rorschach, der Wissenschaftler**
Wie sehr künstlerisches und wissenschaftliches Talent bei Hermann Rorschach ineinanderflossen, kommt in seinen Kleckstafeln – «Klecksografien», wie er sie nannte – zum Ausdruck. Die zehn Tafeln, die noch heute die Testbasis bilden, sind nämlich nicht etwa zufällig beim Beklecksen und Falten von Papier entstanden. Vielmehr hat Rorschach die scheinbaren Zufallsbilder im Verlauf jahrelanger Experimente sorgfältig konstruiert. Eines davon – die Kleckstafel drei – ist in Herisau ausgestellt. Eine Videoinstallation zeigt Hände, welche die Tafel drehen. Die Hörstation davor lädt ein, historischen Assoziatio-nen von Rorschachs PatientInnen aus dem Jahr 1922 zu lauschen. An einer zweiten Hörstation wird nicht nur das Testverfahren erläutert, sondern auch das Verfängliche des Tests beschrieben.
Erste Klecksexperimente führte Rorschach bereits um 1911 während seiner Zeit als Assistenzarzt in Münsterlingen durch – unter anderem mit Schüler-Innen einer Dorfschule. In Herisau hat er dann rund vierzig Klecksbilder hergestellt und zuerst an PatientInnen und PflegerInnen, später auch an Personen ausserhalb der Klinik getestet. «Was könnte das sein?», lautete seine immergleiche Frage. Aufgrund der Antworten hat er die Klecksbilder bis zu einer finalen Serie von zehn Kleckstafeln weiterentwickelt und 1921 unter dem Titel «Psychodiagnostik. Methodik und Ergebnisse eines wahrnehmungsdiagnostischen Experiments (Deutenlassen von Zufallsformen)» veröffentlicht.
Rorschachs Experimente standen nicht im luftleeren Raum, betont Iris Blum. Das Deuten von Zufallsformen – und dazu zählt auch das Kaffeesatz-lesen, wie die Ausstellung zeigt – war im 19. Jahrhundert populär geworden. Um die Wende zum 20. Jahrhundert begann sich die Testpsychologie zu entwickeln. Alfred Binet, der Vater des Intel-ligenztests, setzte als erster Tintenkleckse ein, um den Fantasiereichtum von Kindern zu überprüfen. Hermann Rorschach ging mit seinem Testver-fahren aber weit über die Klecksversuche früherer Forscher hin-aus, indem er seine Klecksografien so systematisierte, dass sie es ermög-lichten, die gesamte Persönlichkeit eines Menschen zu erfassen.

**Schicksal des Rorschachtests**
Ein Anspruch, der schon damals auf Kritik stiess. Nichtsdestotrotz fand der Rorschachtest, wie er fortan hiess, rasch Verbreitung – vor allem in den USA. Ab Mitte der Dreissiger Jahre setzte dort ein wahrer Rorschachboom ein, obwohl die «Psychodiagnostik» erst 1942 in englischer Übersetzung erschien. Verschiedenste, untereinander konkurrenzierende Schulen entwickelten das Testverfahren von Rorschach weiter. Erst 1974 gelang es John Exner, die besten Ansätze aus diesen Schulen in seinem «Comprehensive System» zu bündeln. Es gilt seither als wissenschaftliches Standardwerk zum Rorschachtest. Auch wenn dieser heute aus verschiedenen Gründen nur noch selten angewandt wird (vgl. Interview in der Printausgabe der WOZ).
Ganz anders als die wissenschaftliche sind die künstlerische und vor allem die populärkulturelle Karriere des Tests verlaufen. Zwar hängt im Museum Herisau kein Warhol. Dafür hat der Künstler Rolf Graf aus dem klebrigen Filzteppich der Ausstellung eine Installation mit Alpsteinsilhouette und Perückenbock geschaffen, die vielfältige assoziative Bezüge zum Rorschachtest erlaubt. Nicht fehlen darf natürlich auch das preisgekrönte Musikvideo von Gnarls Barkley mit dem bezeichnenden Titel «Crazy»: Die Folge von Klecksbildern, die rhythmisch zur Musik entstehen und sich verwandeln, ist als halluzinogene Endlosschlaufe im Halbdunkel eines zusätzlichen Ausstellungsraumes zu bewundern. Dort sind auch weitere Popularisierungsformen des Rorschachtests versammelt: Filme, Comics, Spiele, Kleidungsstücke und vieles mehr.
«Rorschach lauert überall», so das Motto des Raumes. Iris Blum ist überzeugt: «Wenn man erst einmal sensibilisiert ist für die Formen der Kleckstafeln, sieht man sie plötzlich überall. Das visuelle Vermächtnis der Testtafeln lebt weiter – bis hin zu trivialisierten Trash-Objekten.»

**Hermann Rorschach**
Der Schöpfer des Rorschachtests erblickte 1884 in Zürich das Licht der Welt und wusste schon früh, dass er «Irrenarzt» werden wollte. Zwischen 1904 und 1909 studierte er in Zürich, Bern und Berlin Medizin. Bevor er 1915 eine Stelle als Oberarzt in der Heil- und Pflegeanstalt Herisau antrat, arbeitete er in verschiedenen psychiatrischen Kliniken in der Schweiz sowie in einem Sanatorium in Russland, der Heimat seiner Frau und Arztkollegin.
Die frühesten Versuche mit Klecks-tafeln datieren aus seiner Zeit in Münsterlingen 1911. Bis zu seinem frühen Tod 1922 – er starb an einer Blinddarmentzündung – entwickelte und verfeinerte Rorschach sein «Tolggenexperiment», wie er es nannte, kontinuierlich weiter. 1921 erschien sein Buch «Psychodiagnostik» mit zehn bis dato konstruierten Klecksbildern und einer Beschreibung des damit verbundenen Testverfahrens. Dieses hat als Rorschach-test Weltruhm erlangt.

**Rorschachiade**
Ausstellung: «Komplexe Kleckse – Der Rorschach-Test zwischen Wissenschaft und Magie», Museum -Herisau, 25. April bis 21. Dezember 2008. Aufführungen von «Fleisch & Pappe» und «Philothea», begleitend zu den Führungen. Termine unter www.museumherisau.ch.

Theaterstück: «Herr Rorschach – Ein assoziatives Testspiel in 10 Bildern», Psychiatrisches Zentrum AR Herisau, 5., 12., 13. September 2008.

Buch: Iris Blum, Peter Witschi (HRSG.): «Olga und Hermann Rorschach. Ein ungewöhnliches Psychiater-Ehepaar.» Appenzeller Verlag. Herisau 2008. 144 Seiten. 22 Franken.

#Notizen zu Namen

27. April 2008 | Aus dem Steiner Stadtarchiv

**Nachlass von Dr. Ernst Mettler v/o Silen**

**Brief vom 13.09.1968**
von AH Dr. iur. Hermann Eisenhut v/o Argus (0500)
an AH Dr. iur. Ernst Mettler v/o Silen (0399)
über den Artikel von AH Dr. phil. Samuel Völlmy (0361) im Thaynger Heimatblatt

PDF Brief von Argus an Silen

**«Christopher – Bild einer Jugend»**
von AH Dr. phil. Samuel Völlmy (0361)
Thaynger Heimatblatt 1968

PDF Christopher – Bild einer Jugend

**Programm für das 50. Stiftungsfest vom 3. und 4. Oktober 1908**

PDF Programm des 50. Stiftungsfests

**Handschriftliche Einladung an den Stadtrat von Stein am Rhein vom 28.09.1908**
von AH Heinrich Bächtold v/o Sepia (0315)

PDF Einladung an den Steiner Stadtrat

**Einladung an die Scaphusianer zum 50. Stiftungsfest 1908**
der Scaphusia und der Alt-Scaphusia

PDF Einladung an die Scaphusianer

#Notizen zu Namen

23. April 2008 | Komplexe Kleckse – Der Rorschach-Test zwischen Wissenschaft und Magie

DRS 2
100 Sekunden Wissen
Katharina Bochsler

**Rohrschach-Test**

Hermann Rorschach war Psychiater im psychiatrischen Zentrum in Herisau und Entwickler des legendären, doch heute kaum noch angewendeten Rorschach-Tests.

Hören: Rohrschach-Test (Website Radio DRS)

MP3 Rorschacht-Test (1063 KB)

Schweizerische Ärztezeitung, 2008; 15
Iris Blum

**Olga und Hermann Rorschach im Appenzellerland**

Iris Blum ist wissenschaftliche Archivarin im Staatsarchiv Appenzell Ausserrhoden und Projektleiterin der Rorschach-Ausstellung, Mitherausgeberin der Rorschach-Publikation und Autorin des Theaterstückes «Herr Rorschach – ein assoziatives Testspiel in 10 Bildern».

PDF Museumsbericht in der Schweizerischen Ärztezeitung (957 KB)

Sonderausstellung vom 25. April bis 21. Dezember 2008
Museum Herisau

**Komplexe Kleckse – Der Rorschach-Test zwischen Wissenschaft und Magie**

Die Rorschach-Tafeln mit ihren rätselhaften Formen wurden weltberühmt. Von Singapur bis Herisau kennt man die Kleckse, die an Fledermäuse oder Schmetterlinge erinnern. Wie funktioniert das psychologische Testverfahren? Und wer ist der Schöpfer dieser visuell so anregenden Tintenkleckse?
Die Ausstellung rückt Leben und Werk von Hermann Rorschach (1884-1922) ins Zentrum. Sie zeigt den Erfinder des Tests als Studenten, Russland-Fan, Assistenzarzt, Ehemann, Familienvater, Zeichner, Bastler, Theatermann und Forscher – mit bisher noch nie ausgestellten Objekten. Letzte Station des jung verstorbenen Psychiaters war die Oberarztstelle in der Appenzell-Ausserrhodischen Heil- und Pflegeanstalt Herisau.
Der erste Eindruck der Rorschach-Kleckse als zufällig und schnell hingeworfene Tolggen täuscht – Rorschach suchte lange nach überzeugenden Faltbildern: Der talentierte Mediziner tauschte sich rege mit der Elite der Schweizerischen Psychiatrie aus und testete seine Tafeln über Jahre hinweg an Patientinnen, Patienten und Pflegepersonal, bis er 1921 mit dem Tafelset und der „Psychodiagnostik“ an die Öffentlichkeit trat.
Auch wenn das Testverfahren in Europa heute kaum mehr angewandt wird, lauert Rorschach überall. Beinahe magisch angezogen werden Künstlerinnen und Künstler – sie lassen sich von den symmetrischen Tafeln bis heute nachhaltig inspirieren. Einer davon ist der bildende Künstler Rolf Graf. Er zeigt exklusiv ein für diese Ausstellung geschaffenes Werk.
Auch von Kommerz und Trivialität bleiben die Rorschach-Tafeln nicht verschont. So finden die Tintenkleckse bis heute Eingang in Film, Comic, Videoclip und Homemovies. Selbst Boxer-Shorts, Kaffeetassen und Mausmatten aus Amerika sind mit populären Rorschach-Schmetterlingen verziert und stellen den Betrachtenden vor die entscheidende Frage: „What might this be?“

Begleitpublikation: Olga und Hermann Rorschach – Ein ungewöhnliches Psychiater-Ehepaar. Herausgegeben von Iris Blum und Peter Witschi. Erscheint am 24. April 2008.
LinkAppenzeller Verlag

Website Museum Herisau, Sonderausstellung Hermann Rorschach

PDF Bericht der Appenzeller Zeitung von der Eröffnung der Ausstellung (135 KB)

PDF Referat von Iris Blum bei der Ärztegesellschaft AR (35 KB)

PDF Bericht in der «Tüüfner Poscht» vom März 2008 (469 KB)

#Notizen zu Namen

5. April 2008 | Kochrezept

Schaffhauser Nachrichten, Stadt Schaffhausen
Von Florian Keller, Kantonsrat

Ein Spanferkel vom Metzger, etwa 15 Kilo, reicht für gut 20 Personen. Die Haut an Rücken und Schinken am Vorabend carréeförmig einschneiden und das ganze Ferkel grosszügig marinieren. Vorsicht: Nur die Haut einschneiden, nicht das Fleisch. Für die Marinade 1 Liter Olivenöl, 200 Gramm flüssigen Bienenhonig und eine Knolle Knoblauch vermengen, kräftig würzen und diverse Kräuter wie Rosmarin, Salbei, wilden Oregano oder Thymian gehackt beifügen. Das Spanferkel über Nacht in der Hälfte der Marinade einziehen lassen. Am nächsten Morgen dem Ferkel einen Apfel ins Maul stecken, den Bauch mit einem Busch Rosmarin füllen und aufspiessen. Wichtig ist, dass das Gewicht gut um den Spiess verteilt ist, sonst beginnt es irgendwann zu leiern. Das Spanferkel muss jetzt rund zehn Stunden lang über einem Glutenbett gegrillt werden. Dabei die Haut ständig mit Marinade, Honig und Bier bestreichen. Ab und zu einen Schluck Bier in den Bauch verhindert Austrocknung. Ab und zu einen Schluck Bier für den Grillmeister hält auch diesen bei Laune.

#Notizen zu Namen

19. März 2008 | Ferien-Fotowettbewerb der Schaffhauser Nachrichten

Schaffhauser Nachrichten, Region

Einen Monat lang nutzten die SN-Leser die Gelegenheit, ihre schönsten Ferienbilder einzusenden. Letzte Woche hat die Redaktion nun aus den rund zweihundert eingegangenen E-Mails, MMS und Briefen die drei Gewinner ziehen dürfen. Die Sieger trafen sich am Montagmorgen zur Preisübergabe. Den 1. Prei, einen Pro-City-Gutschein im Wert von 400 Franken, sicherte sich Anneke Schuster aus Stetten. Ein Pro-City-Gutschein über 200 Franken ging an Claudia Böhni aus Stein am Rhein und an Sarah Ott aus Buch. Über den dritten Preis, einen Pro-City-Gutschein über 100 Franken, darf sich Manfred Trächsel mit seinem Enkel Florentin freuen.

#Notizen zu Namen

15. März 2008 | Michael Sattler und die Wiedertäufer – Märtyrer oder Fanatiker

Schaffhauser Nachrichten, Medien, Journal

**Yves Keller von Radio Munot mit bester Diplomarbeit**

Das knapp 40 Minuten lange Radio-Feature «Michael Sattler und die Wiedertäufer – Märtyrer oder Fanatiker? Eine Spurensuche» von Radio-Munot-Redaktor Yves Keller war die beste Diplomarbeit des zweijährigen Diplomkurses, der kürzlich am Medienausbildungszentrum (MAZ) zu Ende ging. Kellers Arbeit über den Täufer Sattler, der im 16. Jahrhundert auch in Schleitheim wirkte, erhielt die Bewertung A («hervorragend»). Vor zwei Jahren war bereits die Diplomarbeit von Radio-Munot-Redaktorin Nathalie Thomann als beste des Kurses ausgezeichnet worden.

#Notizen zu Namen

4. März 2008 | Schlechtere Schüler trinken tendenziell mehr

Schaffhauser Nachrichten, Region
Jan Hudec

«Die Diskussion in den Medien hat mich aufgeschreckt», erklärt Florian Theiler. Immer wieder sei von Komasaufen die Rede gewesen und von einer Generation von Rauschtrinkern. Das habe sein Interesse am Thema geweckt, «ich wollte etwas über den Alkoholkonsum von Jugendlichen in Erfahrung bringen». Er selbst sei passionierter Ausgänger und trinke auch gerne einmal etwas. Insofern wolle er auch nicht den Moralapostel spielen, vielmehr habe ihn interessiert, wie die Situation tatsächlich sei.
Um dies herauszufinden, hat er bereits in den Sommerferien 2007 einen Fragebogen entworfen, den er an alle Kantonsschüler verteilt hat. Von den rund 650 ausgeilten Fragebögen kamen 322 auswertbare zurück, die er dann «in sehr aufwendiger Arbeit» ausgewertet hat. Besonders interessiert hätten ihn die Fragen, wie das Trinkverhalten den Kantonsschülerinnen und -schüler generell aussehe, wann, wo und weshalb sie konsumierten und wie es sich mit dem exzessiven Konsum verhalte.
Ein zu erwartender Zusammenhang habe sich zwischen Alter und Trinkverhalten gezeigt. «Ältere Schüler trinken häufiger und mehr.» Dabei gebe es einen markanten Anstieg vom 16. zum 17. Lebensjahr, die Frage der Legalität des Trinkens scheine für den Konsum eine Rolle zu spielen. «Ausserdem gehen die Älteren auch mehr in den Ausgang, wodurch der Konsum ebenfalls ansteigt.» Denn für immerhin 50 Prozent der Befragten gehört Alkohol nach eigenen Aussagen zum Ausgang dazu. Eine interessante Korrelation konnte Theiler zwischen der schulischen Leistung und dem Alkoholkonsum aufzeigen: «Je schlechter die Schulnoten sind, desto mehr und häufiger trinken die Schüler.»
Generell habe sich in seiner Untersuchung gezeigt, dass der Grossteil der Kantonsschüler nicht in übertriebenem Masse zur Flasche greife. Einige Ergebnisse seien aber schon erschreckend gewesen. «Ich finde es krass, dass 29 Prozent der Befragten angegeben haben, sie würden bisweilen trinken, um den Alltag zu vergessen.» Auch in Bezug auf die Trinkhäufigkeit fördert Theilers Arbeit Bemerkenswertes zutage. So sagten 17 Prozent der Schüler, sie würden zwei- bis dreimal pro Woche Alkohol konsumieren. Unter den männlichen Jugendlichen sind es sogar 26 Prozent. Und immerhin 3 Prozent gaben an, sich zwei- bis dreimal pro Woche einen Rausch anzutrinken.
Insgesamt habe ihm das Verfassen einer eigenen Arbeit trotz des Aufwands viel Spass gemacht, «schade ist nur, dass sie nicht für die Maturnote zählt».

**Zur Person**

Florian Theiler
Alter: 18
Wohnort: Buchthalen
Nach der Matura:
Zwischenjahr mit Sprachaufenthalt, danach geisteswissenschaftliches Studium.
Titel der Maturaarbeit:
Jugend und Alkohol. Eine Analyse des Trinkverhaltens der Kantonsschülerinnen und -schüler.
Fachbereich: Deutsch