#Notizen zu Namen

29. Dezember 2007 | Rorschach-Test: Sag mir, was du siehst – und ich sag dir, wer du bist

Tages-Anzeiger
Guido Kalberer

«Ich will nie mehr nur Bücher lesen, sondern Menschen», schreibt der 22-jährige Student am 18. Februar 1906 an seine Schwester Anna. Das
Interessanteste in der Natur sei doch die menschliche Seele. Der in Zürich geborene und in Schaffhausen aufgewachsene Hermann Rorschach (1884–1922) studierte Medizin mit dem Ziel, Psychiater zu werden. In den beiden letzten Semestern hörte er Vorlesungen bei Eugen Bleuler zur allgemeinen und speziellen Psychiatrie und psychiatrischen Klinik und bei C.G. Jung zur Psychopathologie der Hysterie. Nach Zwischensemestern in Berlin und Bern schloss Rorschach sein Studium 1909 an der Universität Zürich mit dem Staatsexamen ab. Ein Jahr später heiratete er die russische Studienkollegin Olga Stempelin, mit der er zwei Kinder hatte. Der Versuch, sich 1913 in Russland eine Existenz als Ärztepaar aufzubauen, scheiterte.

Kurze Karriere, früher Tod
Es gab in der deutschsprachigen Schweiz kaum eine psychiatrische Anstalt, an der Hermann Rorschach nicht gearbeitet hat: Von der «Thurgauischen Irrenanstalt Münsterlingen» führte seine kurze Karriere über die «Bernische Kantonale Irrenanstalt Waldau» bis zur «Appenzell-Ausserrhodischen Heil- und Pflegeanstalt» in Herisau, wo er 38-jährig an den Folgen einer zu spät erkannten Blinddarmentzündung gestorben ist. Heute erinnert an Rorschach bloss noch das weltberühmte Testverfahren und der seit 50 Jahren in Bern aufbewahrte wissenschaftliche Nachlass «Archiv und Sammlung Hermann Rorschach».
Angeregt von der psychoanalytischen Assoziationslehre wollte Rorschach anhand zufälliger Tintenbilder erfahren, wie die Patienten die so genannten «Klecksografien» wahrnehmen und interpretieren. Die spontanen Reaktionen liessen in seinen Augen auf die mentale und psychische Konstitution der Betrachter schliessen. Es ging Rorschach nicht primär darum, was in die Bilder hineingelesen wurde, sondern um die Fragen: Werden die Kleckse als Ganze oder in Teilen erfasst? Und ist die Antwort durch die Form der Kleckse allein oder auch durch die Farbe bestimmt? Diese neue Methode und die damit einhergehende Problematik waren auch Thema einer Studie, die 1921 dank der Hilfe des einflussreichen Berner Psychiaters Walter Morgenthaler erschienen ist unter dem etwas länglichen Titel «Psychodiagnostik. Methodik und Ergebnisse eines wahrnehmungsdiagnostischen Experiments (Deutenlassen von Zufallsformen)». Sein erstes bedeutendes Werk sollte jedoch bereits sein Vermächtnis sein: Nur Monate nach dessen Publikation verstarb Rorschach.

Siegel der Objektivität
Eine Kabinettausstellung in der Berner Universitätsbibliothek führt nun mittels sorgfältig ausgewählter Fotografien, Briefe, (kopierter) Klecksbilder und Zeichnungen in das Leben und Werk von Rorschach ein. Auf kleinem Raum entsteht so ein Bild dieses im deutschsprachigen Raum kaum, in den USA und Japan umso mehr angesehenen und rezipierten Psychiaters – eines Forschers, dessen Neugier nicht gezügelt wurde durch die wissenschaftlichen Fachgrenzen. Der Untertitel der Schau macht deutlich, in welchem Spannungsfeld sich die Psychologie und die Psychiatrie jener Zeit bewegten: «Ein Schweizer Psychiater zwischen Naturwissenschaft und Intuition». Wie schon Sigmund Freud war auch Rorschach darauf bedacht, seine Einsichten in die menschliche Wahrnehmungs- und Vorstellungswelt mit dem Siegel der Objektivität zu versehen. Alles andere wäre ihm zu wenig gewesen in einer Zeit, die vom unaufhaltsamen Siegeszug der Naturwissenschaften geprägt war.

Die für die Ausstellung verantwortliche Psychologin Rita Signer verfasste auch eine lesenswerte Broschüre zum Thema. Darin räumt sie den Kontrahenten von Hermann Rorschach gebührend Platz ein – insbesondere Szymon Hens, der bereits 1917 seine Doktorarbeit «Phantasieprüfungen mit formlosen Klecksen bei Schulkindern, normalen Erwachsenen und Geisteskranken» am Burghölzli eingereicht hat. Stärker als Rorschach, der sich mit formalen Kriterien wie Ganz- oder Detaildeutung, Form-, Farb- und Bewegungseinflüssen beschäftigte, interessierte Hens die Frage, was die Betrachter tatsächlich auf den Bildern sahen. Signer geht davon aus, dass die Publikation von Hens Hermann Rorschach zu den weiteren Forschungen angeregt hat. Dass dieser wiederum andere Psychiater beeinflusste, zeigt die Berner Ausstellung mit den formschönen Tintenklecksen des deutschen Arztes Georg A. Roemer. Diese Arbeiten, die Rorschachs Erbe nach dessen frühem Tod weiterführen sollten, belegen, dass sich damals eine regelrechte Klecksszene herausgebildet hat.

Spitzname Klex
Die Ausstellung, die vor allen Dingen historisch interessant und aufschlussreich ist, hält sich mit Aussagen über Sinn und Zweck des «Formdeutversuchs» (Rorschach) angenehm zurück. Kritischen Besuchern sei empfohlen, das Werk des Psychiaters losgelöst von der damals üblichen Anbindung an die Gesetze der Naturwissenschaft zu betrachten. Dass der subjektive Faktor im Leben und Werk Hermann Rorschachs eine weitaus grössere Rolle gespielt hat als bisher angenommen, mag ein Detail illustrieren: Schaut man sich die Innenseite der Mütze an, welche der Schaffhauser Kantonsschüler als Mitglied der Studentenverbindung «Scaphusia» trug, entdeckt man den Namen Klex. Wenn das kein Omen war…

**Ausstellung «Hermann Rorschach. Ein Schweizer Psychiater zwischen Naturwissenschaft und Intuition»**

Die Universitätsbibliothek Bern nimmt das fünfzigjährige Bestehen des von ihr betreuten Rorschach-Archivs zum Anlass, Leben und Werk des Forschers und Arztes Hermann Rorschach (1884-1922) mit Exponaten aus dessen Nachlass anschaulich zumachen. Hermann Rorschach wurde mit seinem später nach ihm benannten psychodiagnostischen Test weltberühmt. Dass sich seine Forschungsinteressen auch auf andere Gebiete erstrecken, ist weitgehend unbekannt. Die Ausstellung orientiert sich an den Stationen seines kurzen Lebens und verzichtet bewusst darauf, Werk und Biografie trennen.

Universitätsbibliothek Bern, Zentralbibliothek, Ausstellungsraum, Münstergasse 63, 3000 Bern 8. – 6. Dezember 2007 bis 23. Februar 2007
Öffnungszeiten: Mo bis Fr 8 bis 19 Uhr, Sa 8 bis 12 Uhr.

Ausstellungsraum der Zentralbibliothek:
6. Dezember 2007 bis 23. Februar 2008
Öffnungszeiten Mo bis Fr, 8 bis 19 Uhr Sa, 8 bis 12 Uhr

**Ausstellung «Hermann Rorschach. Ein Schweizer Psychiater zwischen Naturwissenschaft und Intuition»**
*Medientext*

Website Archiv und Sammlung «Hermann Rorschach»

Der Rorschach-Test wurde weltberühmt. Sein Schöpfer, der Schweizer Psychiater Hermann Rorschach, blieb jedoch ein Unbekannter. Die Universitätsbibliothek Bern nimmt das fünfzigjährige Bestehen des von ihr betreuten Rorschach-Archivs zum Anlass, Leben und Werk des jung verstorbenen Forschers und Arztes in einer Ausstellung zu zeigen. Diese präsentiert eine vielseitig interessierte und künstlerisch begabte Persönlichkeit.

Wer mit dem Namen Rorschach nicht die Stadt am Bodensee, sondern den berühmten psychodiagnostischen Rorschach-Test verbindet, kennt sicher das hervorstechendste Merkmal im Schaffen des Schweizer Psychiaters Hermann Rorschach (1884-1922). Die vielseitige Person, die sich hinter dem Ruhm des Testverfahrens verbirgt, dürfte allerdings nur wenigen bekannt sein.
Ein Grossteil des Nachlasses von Hermann Rorschach gelangte in den vergangenen Jahren durch Schenkung der Kinder in das von der Universitätsbibliothek Bern betreute Rorschach-Archiv. Dadurch kann erstmals Einblick in die Weite des Denkens und Forschens, aber auch in die künstlerischen Seiten von Rorschachs Persönlichkeit genommen werden.
2007 feiert das Archiv und Sammlung Hermann Rorschach sein fünfzigjähriges Bestehen, ein willkommener Anlass, dem mit erst 38 Jahren verstorbenen Psychiater eine Ausstellung zu widmen. Die Ausstellung orientiert sich an den Stationen seines kurzen Lebens und verzichtet bewusst darauf, Werk und Biografie zu trennen.

Zum Leben von Hermann Rorschach
Kindheit und Jugend
Hermann Rorschach wird am 8. November 1884 in Zürich als Sohn eines Zeichenlehrers geboren. Seine Kindheit und Jugend verbringt er in Schaffhausen. 1897 verlieren er und seine beiden jüngeren Geschwister die Mutter, 1903 stirbt der Vater nach längerer Leidenszeit.

Studium
Nach Abschluss der Schule 1904 nimmt Hermann Rorschach sein Studium an der Académie de Neuchâtel auf, im Herbst 1904 beginnt er ein Medizinstudium an der Universität Zürich. Er verkehrt in russischen Studentenkreisen und lernt Russisch. Nach Zwischensemestern in Berlin und Bern schliesst er im Februar 1909 sein Studium in Zürich ab.

Münsterlingen
Nach einem mehrmonatigen Aufenthalt in Russland tritt Hermann Rorschach im Sommer 1909 eine Assistentenstelle in der Thurgauischen Irrenanstalt Münsterlingen an. 1910 heiratet er seine russische Studienkollegin Olga Stempelin. Mit einer Dissertation über Reflexhalluzinationen promoviert er 1912 bei Eugen Bleuler. Im Zusammenhang mit dieser Arbeit macht er die ersten Versuche mit Tintenklecksen.

Russland – Waldau
Ende 1913 verlässt Hermann Rorschach mit seiner Frau die Schweiz, um sich in Russland als Psychiater niederzulassen. Die dort vorgefundenen Arbeitsbedingungen entsprechen jedoch seinen Vorstellungen nicht. Im Sommer 1914 kehrt er wieder in die Schweiz zurück und nimmt eine Assistentenstelle an der Bernischen Kantonalen Irrenanstalt Waldau bei Bern an.

Herisau – Zufallsbilder
Im Herbst 1915 wird Hermann Rorschach als Sekundararzt an die Appenzell-Ausserrhodische Heil- und Pflegeanstalt in Herisau gewählt. Zwei Jahre später widmet er sich wieder Klecksversuchen. Die Ergebnisse dieser jahrelangen Versuche mit Zufallsbildern werden im Juni 1921 unter dem Titel «Psychodiagnostik» publiziert.
1917 wird die Tochter Lisa geboren, 1919 der Sohn Wadim. Erst 38-jährig stirbt Hermann Rorschach acht Monate nach der Veröffentlichung seines später weltbekannten Tests am 2. April 1922 an den Folgen einer zu spät diagnostizierten Blinddarmentzündung.

Zufallsbilder und Rorschach-Test
Zufallsbilder haben in der Kunst eine lange Tradition und seit einigen Jahren im kunsthistorischen Diskurs Konjunktur. Dabei wird regelmässig auf den Rorschach-Test verwiesen. Bereits seit der Renaissance haben Zufallsbilder Künstler fasziniert und inspiriert: Leonardo da Vinci erläutert in seinem Traktat von der Malerei, dass man sich durch Anschauen von Gemäuer mit Flecken zu Bildern inspirieren lassen kann. Im 18. Jahrhundert stellt der englische Kunstpädagoge und Landschaftsmaler Alexander Cozens eine Klecksmethode zum Entwerfen von Landschaftsbildern vor. Im 19. Jahrhundert spielt der englische Landschaftsmaler Turner gezielt mit dem Zufall.
Die in der Ausstellung konzipierten Lebensstationen Hermann Rorschachs widmen sich unter anderem seiner Kindheit, Jugend und Studienzeit, veranschaulichen seine ersten wissenschaftlichen Erfahrungen in der Psychoanalyse, dokumentieren die Aufenthalte in Russland und zeigen seine spätere Forschungsarbeit mit den Zufallsbildern, die als Grundlage zum Rorschach-Test dienen. Anhand von Fotografien, Zeichnungen, Manuskripten und Korrespondenzen wird nicht nur die Vielfalt seines wissenschaftlichen Werks, sondern auch die vielen Facetten der Persönlichkeit von Hermann Rorschach aufgezeigt.

*Kontakt: Rita Signer, Leiterin von Archiv und Sammlung Rorschach, Dalmazirain 11, 3005 Bern
Telefon 031 351 27 02, rita.signer@ub.unibe.ch.
Christine Felber, Öffentlichkeitsarbeit, Universitätsbibliothek Bern, Münstergasse 61, 3000 Bern 8
Telefon 031 631 92 56, Fax 031 631 92 99, E-Mail christine.felber@ub.unibe.ch, www.ub.unibe.ch
Nähere Informationen zur Ausstellung
Ausstellungskonzept: Rita Signer, Leiterin von Archiv und Sammlung Hermann Rorschach und Fachreferentin für Psychologie und Psychiatrie an der Universitätsbibliothek Bern.
Ort: Universitätsbibliothek Bern, Zentralbibliothek, Ausstellungsraum, Münstergasse 61/63, 3000 Bern 8
Dauer: 6. Dezember 2007 bis 23. Februar 2008
Vernissage: Mittwoch, 5. Dezember 2007, 18 Uhr (auf Voranmeldung)
Öffnungszeiten: Mo bis Fr 8 bis 19 Uhr, Sa 8 bis 12 Uhr
Veranstaltungen: Die Ausstellung begleiten Vorträge und Führungen (s. Begleitleporello)
Publikation: Rita Signer: Archiv und Sammlung Hermann Rorschach. Bern: Universitätsbibliothek Bern, 2007*

Universitätsbibliothek Bern

#Notizen zu Namen

27. November 2007 | «Ein paar süsse Zunge reden lassen»

Schaffhauser Nachrichten, Feuilleton
Felix Graf

Karl Schmid, brillanter Germanist, wertkonservativer Querdenker, Generalstabsoberst und Ehemann der Kabarettistin Elsie Attenhofer, ist einer der wenigen Schweizer Intellektuellen des 20. Jahrhunderts, die über ihren unmittelbaren Wirkungskreis hinaus gehört worden und im kollektiven Gedächtnis des Landes haften geblieben sind. Sein noch heute gerne zitiertes Hauptwerk «Das Unbehagen im Kleinstaat» formulierte er 1963.

Autorenlesungen
Grosse und nachhaltige Verdienste hat sich Schmid als Förderer der Schweizer Gegenwartsliteratur erworben. Er hat nicht nur die neuen Werke in seinen wöchentlichen Vorlesungen an der Freifachabteilung der ETH besprochen, sondern auch Autorinnen und Autoren zu Lesungen eingeladen. Das war damals für eine Hochschule ganz ungewöhnlich. Als Sekretär der Jury des renommierten Charles-Veillon-Preises für den deutschsprachigen Roman hat er junge, noch unbekannte Talente nach Kräften gefördert.
Zu den Geförderten gehörte auch die Schaffhauser Schriftstellerin Ruth Blum. Der im Archiv für Zeitgeschichte der ETH Zürich aufbewahrte Briefwechsel zwischen der eloquenten Autorin und dem brillanten Literaturprofessor zeugt von der warmen Sympathie, mit der Schmid an der persönlichen und literarischen Entwicklung «seiner» Autoren Anteil nahm. Gross war das Vertrauen, mit dem ihm Ruth Blum ausführlich über ihre schriftstellerische, gesundheitliche, schulische und gesellschaftliche Befindlichkeit berichtete. Der die Jahre 1951 bis 1964 abdeckende Briefwechsel ist ein schönes Beispiel für die ebenso freundliche wie nachhaltige Hartnäckigkeit, mit der sich Schmid bei Verlegern und Verbänden für die Schriftstellerinnen und Schriftsteller verwendet hat.

Öchslewaage für Literatur
Am 1. April 1963 schickt ihm der Artemis-Verleger Bruno Mariacher eine Auswahl von Ruth Blums Gedichten mit der Bemerkung zurück, sie seien zu altmodisch und schwerfällig für eine Veröffentlichung. Schmid antwortet am 14. April, dass er ihm die Gedichte wohl nicht geschickt hätte, wenn sie so schlecht wären, und dass es sich bei Blum, «im Gegensatz zu vielen akkreditierten Lyrikern», immerhin um einen «lebendigen Menschen» und nicht nur um ein «belesenes Hirn» handle. Und weiter: «Soll ich Ihnen, Verehrter, einmal ihren Erismann so auf die Öchsli-Grade (sic!) prüfen, wie sie es mit der Blumin tun?» Am 4. Mai teilt Schmid Ruth Blum die Absage des Artemis-Verlages mit und schickt ihr mit Anspielung auf ihr Lehramt sein soeben erschienenes Buch «Das Unbehagen im Kleinstaat»: «Hier bekommen Sie mein Neuestes, das in Schulnoten ausgedrückt, dort eine 5, da eine 2 bekommt.»
Sowohl Karl Schmid als auch Ruth Blum eignet eine wesenhafte Mündlichkeit. Was bei ihr als überschäumende Eloquenz in Erscheinung tritt, manifestiert sich bei ihm in der Brillanz seiner freien Rede. In einem Brief vom 18. Juli 1960 spielt Ruth Blum auf ihre Eloquenz an: «Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie gut getan mir Ihre freundlichen Zeilen haben, in jeder Hinsicht. Obwohl meine Freunde finden, es fehle mir nicht an keltischer Eloquenz, will ich meinen Dank nun nicht mit vielen Worten ausdrücken, sondern ein paar süsse Zungen reden lassen, die Ihnen von Schaffhausen zukommen werden. Schmausen Sie sie zusammen mit Ihrer Frau Gemahlin, deren herrliche Beredsamkeit ich früher unendlich genoss, damals, als ich noch nicht im Exil lebte und noch ab und zu ins ‹Cornichon› kam!» Keltomanie und Eloquenz bescheinigt sich Ruth Blum auch in einer brieflichen Einladung zu einer Flasche Wilchinger an Karl Schmid vom 5. September 1960: «Dass die Begginger so eloquent sind, mag keltisches Erbe sein. Jedenfalls: als ich in Cork den Wunderstein küssen sollte, der die irische Haupttugend verleiht, nämlich «the gift of persuading eloquence», sagte meine Cousine: «Chüss no da Schtaa nid, susch halt ich’s mit dir überhaupt nümme us!»

Nur Stichworte notiert
In Karl Schmids Autorenkartei, die in der laufenden Ausstellung «Unbehagen im Kleinstaat: Karl Schmid (1907 bis 1974) und die Schweiz» im Zürcher Museum Bärengasse ausgestellt und bei der Karte zu Ruth Blum aufgeschlagen ist, steht vermerkt, dass er im Wintersemester die Brieferzählung «Sonnenwende» besprochen hat. Dazu existiert nurmehr eine Lesenotiz. Karl Schmid hat sich für seine «Vorlesungen» jeweils nur ein paar Stichworte notiert und daraus seinen Vortrag in freier Rede entwickelt. Zu Ruth Blums «Sonnenwende» steht unter anderem: «Alles zu literarisch» und «Nicht gut». Das ist es in der Tat auch nicht. Wie alles Künstlich-Fiktive, mit dem sie sich, wie auch im Briefwechsel ersichtlich wird, jahrelang abgeplagt hat. Im Gegensatz zu ihren literarisch-autobiografischen Schriften, die sie im Briefwechsel mit dem Literaturprofessor bezeichnenderweise nur ganz am Rand erwähnt. Leider existieren keine Hinweise auf Karl Schmids Einschätzung der literarisch und zeitgeschichtlich bedeutenden Werke «Blauer Himmel, grüne Erde» (1941) und «Die grauen Steine» (1971). Beide Bücher zeichnen sich durch die kraftvoll-poetische Sprache, den psychologischen Tiefgang und den grossen, zeitgeschichtlichen Dokumentationswert aus. Sie transportieren das Lebensgefühl der Menschen in den geschilderten Epochen über räumliche und zeitliche Grenzen, wie dies weder in der Ausstellung noch der wissenschaftlichen Abhandlung möglich ist.

Die Ausstellung «Unbehagen im Kleinstaat: Karl Schmid (1907-1974) und die Schweiz» im Museum Bärengasse Zürich, ist Di von 14 bis 20 und Mi bis So von 14 bis 18 Uhr geöffnet. Führungen mit Christoph Schmid und Felix Graf am 29. Januar und am 26. Februar, 18 Uhr. Über die Weihnachtstage sowie am 1. und 2. Januar geschlossen, Literatur: Bruno Meier (Hg.). «Das Unbehagen im Kleinstaat Schweiz. Der Germanist und politische Denker Karl Schmid 1907-1974» NZZ Libro, 2007 CHF 28.

Felix Graf ist Leiter des Museums Bärengasse Zürich und Kurator am Schweizerischen Landesmuseum.

#Notizen zu Namen

15. November 2007 | Andreas Textor neu im Kirchenstand

Schaffhauser Nachrichten, Region
h.h.

93 Mitglieder der Katholischen Kirchgemeinde Schaffhausen nahmen an der Versammlung im Pfarreisaal von St. Peter teil. Es zeigt sich, dass mit dieser Anzahl an Interessierten zu rechnen ist, wenn nicht gerade «heisse» Themen zur Abstimmung anstehen. Der Präsident Rene Quiblier begrüsste die Kirchbürger und eröffnete mit einem Dank an all die vielen Angestellten und Freiwilligen, welche ihre Arbeitskraft in den Dienst der Kirche stellen. Ohne diese Personen ist ein gemeinschaftliches Leben nicht denkbar, denn nicht alles kann mit Geld abgegolten werden. Zum Protokoll der letzten Kirchgemeindeversammlung und zum Jahresbericht 2006 wurde keine Diskussion gewünscht und beide einstimmig angenommen.

Verabschiedung und Neuwahl
Nach zwölf Jahren kirchlicher Mitarbeit und achtjähriger Zugehörigkeit zum Kirchenstand reichte Jeanette Storrer ihren Rücktritt auf Ende 2007 ein. Sie war für das Gebiet Recht und Kommunikation zuständig. Präsident Rene Quiblier würdigte ihre Tätigkeit, lobte ihr Engagement im Kirchenstand und überreichte unter dem Applaus der Versammelten ein Präsent. Bei der Suche der Nachfolge wurde der Kirchenstand fündig und stellte mit Andreas Textor ebenfalls einen Juristen als Nachfolger vor. Es ist sicher erfreulich, dass es gelingt, für solche Ämter jeweils kompetente Personen zu finden. Einstimmig wurde Andreas Textor in das Amt gewählt.

Wechsel in der GPK
Auch in der Geschäftsprüfungskommission zeichnete sich ein Wechsel ab. Nicolau Parodi reichte ebenfalls seinen Rücktritt ein. Rene Quiblier liess eine lange Zeit des Engagements von Nicolau Parodi passieren und bezeichnete ihn als katholisches Urgestein in Schaffhausen. Hier aufgewachsen, trat er in den Ministrantendienst ein, war Leiter in der Jungwacht, engagierte sich im Pfarreirat als Präsident, in der Synode und auch in der Geschäftsprüfungskommission. Mit herzlichem Applaus wurde Nicolau Parodi verabschiedet und durfte von Rene Quiblier ein Präsent entgegennehmen. Auch hier wurde eine Nachfolge gefunden und mit Adrian Fritschi auch ein echter Schaffhauser einstimmig in die Geschäftsprüfungskommission gewählt.

Gute Finanzlage
Durch die Jahresrechnung führte in gewohnt kompetenter Weise Finanzreferent Norbert Gschwend. Einsparungen bei Salären und Büromaterial wurden durch die wesentlich höheren Kosten für Energie wieder verbraucht. Dank grösseren Einnahmen bei den Gewinn- und Quellensteuern konnte die Summe der Abschreibungen gesteigert werden, was gut für die Liquidität der Kirchgemeinde ist und auch finanziellen Spielraum für künftige Projekte ergibt. Auf die Anfrage, ob beim Energieverbrauch nicht auch auf alternative Energieformen gesetzt wird, gibt der Finanzreferent zur Antwort, dass dies jeweils bei neuen Projekten geprüft werde und mit in die Überlegungen einfliesse. Ein weiteres Votum wollte zu bedenken geben, dass bei dieser gesunden Finanzlage eine Steuersenkung ins Auge gefasst werden sollte. Offensichtlich ist dies für die Versammelten nicht ein brennendes Thema und wurde nicht weiter diskutiert. Die Jahresrechnung wurde von 92 Mitgliedern der Versammlung gutgeheissen.
Das Jahr 2008 wurde von Norbert Gschwend als Zwischenjahr bezeichnet. Die Finanzlage erlaubt es, dem Personal den Stufenanstieg zu gewähren. Ebenfalls werden einige Unterhaltsarbeiten an den verschiedenen Liegenschaften ausgeführt, welche vorher immer zurückgestellt wurden. Für ein Bauprojekt in St. Peter werden Rückstellungen gemacht. Weiter wird der Personalbestand temporär um 50 Stellenprozente aufgestockt. Dies hat den Grund darin, dass der Pfarrer von St. Maria, Albert Schneider, angefragt wurde, ob er einen Vikar für die erste Stelle begleiten würde. In naher Zukunft wird Pfarrer Leo Stocker Schaffhausen verlassen und neue Aufgaben übernehmen. Der neue Vikar wird unter anderem für die ganze Stadt als Jugendseelsorger tätig sein. Die Versammlung folgte dem Antrag des Kirchenstandes, das Budget mit diesen Rahmenbedingungen zu genehmigen, mit 92 Ja- gegenüber einer Nein-Stimme.

Bauprojekt St. Peter
Vor einem Jahr war die Stelle des Gemeindeleiters in St. Peter vakant, doch konnte damals bereits ein Nachfolger vorgestellt werden. Lukas Briellmann hat sich inzwischen mit seiner Familie in Schaffhausen eingelebt. Das Engagement war 2007 vor allem auf die Feierlichkeiten des 50-Jahr-Jubiläums der Pfarrei St. Peter konzentriert. In den letzten zwei Kirchgemeindeversammlungen wurden jeweils Projektvorschläge zur Sanierung der Gebäude in St. Peter abgelehnt. Nun sind die Bedürfnisse in der Pfarrei besser bekannt, und es soll Anfang 2008 eine Baukommission ins Leben gerufen werden, welche bis zur nächsten Versammlung ein tragfähiges Projekt vorstellt.

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28. September 2007 | Worte aus dem «Rothen Ochsen»

Schaffhauser Nachrichten, Stein / Diesenhofen

Könnte der «Rothe Ochsen» sprechen, gäbe es unendliche viele Geschichten zu erzählen von seinen Gästen. Einer davon war Hermann Boeschenstein. Der Journalist und Professor für Germanistik, der während Jahrzehnten die Bundeshauspolitik begleitete und vier Biografien von Bundesräten verfasste, verstarb mit 93 vor 25 Jahren in Toronto.

«Mit Ideen bereichert»
Wenn es in den späten Vierziger- bis in die frühen Siebzigerjahre in der ältesten politischen Hintergrundsendung «Echo der Zeit» hiess: «Hier spricht Hermann Boeschenstein aus Toronto … », dann spitzten die Hörer im Kanton Schaffhauen und ganz besonders die Steiner die Ohren. In seinen eigenwilligen wie auch farbigen Beiträgen konnte man neben politischen Neuigkeiten auch erfahren, womit sich ihr ausgewanderter Mitbürger noch beschäftigte und zudem, was er seinen «Staanern» besonders ans Herz legen wollte. «Er hat mich stets mit Ideen bereichert und berufliche Starthilfe gegeben», sagt der Schaffhauser Gestalter Peter G. Ulmer, der lange Jahre Briefkontakt mit dem Verstorbenen pflegte. Er nahm den 25. Todestag zum Anlass, um mit der Besitzerin des «Rothen Ochsen», Katharina Keller, und weiteren Initianten eine Lesung im Restaurant zu organisieren. Boeschenstein hatte es jeweils in den Ferien besucht und in seinem Roman «Im Rothen Ochsen» neben weiteren Steiner Schauplätzen erwähnt.

«Quirlig und schillernd»
Der Steiner Arzt Ueli Böhni, der in seiner Jugendzeit den Professor noch selbst am Stamm erlebte und sich noch gut und gerne an spannende Samstagabende erinnert, las aus aktuellem Anlass Passagen aus dem Buch vor. «Ich habe damals den Roman schlecht aufgenommen und beim Vorbereiten festgestellt, dass mehr dahintersteckt, als gemeint ist», erklärte er den interessierten Zuhörern. Nach den schönen und spannenden Episoden aus dem Roman freuten sich die Anwesenden über die von Wendel Oberli und Peter G. Ulmer gestaltete Gedenkschrift mit Beiträgen von Hannes Alder, Peter G. Ulmer und Christa Edlin. Die Schaffhauser Journalistin und Redaktorin beim DRS-Regionaljournal Zürich-Schaffhausen überraschte mit zwei Original-Ton-Beiträgen aus dem Archiv. «Boeschenstein, quirlig und schillernd wie er selbst war, erfreute auch mich mit seinen Mundartpassagen und damit, wie er Leute aus seiner Heimat zitierte», sagte sie.
Die Gedenkschrift und Fotografien in der Weinstube lassen den Exilschweizer, der damals durch seine mutige Berichterstattung gegen die Naziherrschaft auf sich aufmerksam machte und sich in seinen Artikeln auch gegen die Ausweisung von Juden, die in der Schweiz Zuflucht gesucht hatten, auflehnte, auch fortan in guter Erinnerung bleiben.

#Notizen zu Namen

27. September 2007 | Albert Sonderegger: Landarzt in der Stadt

Schaffhauser Nachrichten, Sonderbeilage «Herblingen 2007»
Jules Wetter

Der Mangel an Allgemeinmedizinern wird immer grösser. Landärzte sind offenbar eine aussterbende Spezies. Der in Herblingen seit 31 Jahren tätige Dr. med. Albert Sonderegger ist einer der raren Idealisten in der hoch spezialisierten Welt der Medizin. Die Lebensgeschichte eines Dorfarztes in der Stadt im Dienste seiner Patienten.

Die Älteren werden sich noch gut erinnern. Im Dorf praktizierte der «Tokter», der Arzt eben, welcher praktisch immer zur Verfügung stand, wenn man ihn brauchte. Er wusste Rat und war vertrauter Helfer. Oft genug auch in Notfällen. Ob für das verrenkte «Chnödli» des Schwingers, das plötzliche Herzrasen der Tante, den chronischen Husten des Vaters oder die Schnittverletzung des Handwerkers, der Allgemeinmediziner war meist die erste Anlaufstelle und unangefochtene Fachperson bei «Ugfell» aller Art. Die Zeiten haben geändert. Heute, wo es medizinische Spezialisten für fast jedes Organ und für jede gesundheitliche Störung gibt, sind diese Allrounder rar geworden. Den zeitlichen Stress, auch das vielfach unterschiedliche Einkommensniveau wollen sich viele junge Mediziner nicht antun. Sie sind lieber in spezialisierten Kliniken tätig, und viele von ihnen streben nach Geld und Karriere. Immer mehr verschwinden die Allgemeinmediziner mit ihrer breitgefächerten Ausbildung.Die Berg- und Randregionen sind besonders davon betroffen. Albert Sonderegger, der Herblinger Landarzt in der Stadt, schlug den anderen Weg ein und hat noch immer Freude an seiner ebenso abwechslungsreichen wie anspruchsvollen Tätigkeit zum Wohle der Kranken.

Unbeschwerte Jugendjahre im Lohnemer Pfarrhaus
Aufgewachsen im alten Pfarrhaus bei der Kirche Lohn, standen er und seine vier Brüder naturgemäss unter etwas besonderer Beobachtung durch die Dorfbevölkerung. Doch die Eltern Walter und Margrit Sonderegger-Walter, gebürtige Appenzell-Ausserrhödler aus Grub, machten da keinen Unterschied zu den Landbuben. Albert besuchte die Dorfschule und hatte – mindestens im elterlichen Selbstversorgergarten – genügend Zugang zu den ländlichen Arbeiten. «Wir waren in Lohn nichts Besonderes, wollten wir auch nicht sein, und bei den Lausbubenstreichen waren wir meist vorn mit dabei.» Albert Sonderegger erzählt, wie er seine gute Jugendzeit empfunden hat. Die Realschulzeit absolvierte er in Thayngen, was verbunden war mit einem weiten und steilen Schulweg von Lohn über die Cementi nach der Reiatmetropole. Mit dem Velo bei Schnee oder Hitze, das war ganz normaler Schulalltag. Mit seinem Wechsel an die Kantonsschule ging es dann mit dem Postauto einiges ringer. An fröhliche Kantizeiten erinnert sich der Arzt immer noch. «Nach einem feuchten Abend und einigen Gläsern Falkenbier mit meinen Scaphusia-Kommilitonen musste ich meistens per pedes nach Lohn laufen, bei Nacht und Nebel, weil der letzte Postkurs schon vor Stunden ohne mich abgefahren war. Doch gerade jetzt ist wieder eine Einladung zum Generationenbummel eingetroffen. So bleiben wir Scapher über Jahrzehnte hinweg freundschaftlich verbunden.» In den Jugendjahren galt es auch Sackgeld zu verdienen. Dies geschah in der Knorri inmitten von Suppen und Bouillonwürfeln oder beim Zerlegen der Suppenhühner. Auch in der Studentenzeit war Trinkgeld immer hoch willkommen. Für eine Zwölf-Stunden-Nachtwache im Spital gabs, abzüglich AHV, stolze 57 Franken. Dann begann Albert Sonderegger das Studium der Medizin an den Universitäten Basel und Paris, welches er, nach diversen Praktika in Spitälern, 1970 mit dem Staatsexamen abschloss. Dazwischen folgten militärische Dienste bis hin zum Bataillonsarzt in einer Panzereinheit, nachher das Sammeln von Erfahrungen in verschiedenen medizinischen Spezialgebieten und die Erlangung der Doktorwürde. Als eine geradezu klassische Betriebsgeschichte bezeichnet Gattin Soraja Sonderegger-Hüsejnow ihre Liebe zu Albert, die im Spital Olten ihren Anfang nahm. «Da sprühten schon mal die Funken, bis wir zusammenfanden.» Kein Wunder, bei der temperamentvollen Tessinerin von Tesserete und dem chächen Appenzeller. Ihre drei Töchter sind inzwischen aus dem behaglichen Heim an der Sonnmatt ausgezogen und selbständig geworden.

Allgemeinpraktiker aus Berufung
Sein Ziel, eine eigene Praxis zu eröffnen, realisierte Sonderegger 1976 im stark wachsenden Herblingen. Die «Kundschaft» stellte sich rasch ein, das Bedürfnis nach nicht anonymer ärztlicher Betreuung war offensichtlich. «Es braucht viel Energie und Einsatzwillen, um die anstrengenden Arbeitstage zu absolvieren. Praktisch rund um die Uhr muss ich für die Patienten und für Hausbesuche da sein. In Notfällen und bei Unfällen ist es wichtig, das Richtige schnell zu tun. Da können Minuten entscheidend sein über Sein oder Nichtsein», sagt der Mediziner zum Alltagsablauf. Vom Röntgen über den Generalcheck und kleinere chirurgische Eingriffe bis zur Bekämpfung von Montezumas Rache: Sonderegger ist ein Arzt der vieles selbst und unkompliziert macht. Vielfach kommen auch die Töchter und Söhne von Patientinnen und Patienten zum Landarzt. Er ist die Vertrauensperson, ist über ihre Lebensgewohnheiten orientiert, kennt den Lebensraum und hat dadurch den direkten und unmittelbaren Zugang zu den Patienten. Auf wirksame Weise lässt sich so mit einer sinnvollen und umsichtigen Behandlung und Betreuung ein grosser Teil der gesundheitlichen Störungen therapieren. Sind die Beschwerden ernsthafterer Natur, werden die Kranken an einen der Spezialärzte oder direkt ins Spital überwiesen. Albert Sonderegger begleitet viele seiner Patienten über Jahre hinweg, oft bis zum Tod. Sein Beruf ist einzigartig. Er kennt ganze Generationen und verfügt über tiefe Kenntnisse von Land, Leuten und Mentalitäten. Nebst seiner Praxistätigkeit amtete Sonderegger während Jahren als Bezirksarzt und hatte vor allem bei ausserordentlichen Todesfällen vor Ort zu sein.

Die Landarztpraxis bleibt bestehen
«Unserem Doktor geht es nicht mehr so gut.» Die Herblingerinnen und Herblinger haben es mit Sorge festgestellt und auch etwas um den Weiterbestand der Praxis gebangt. «Ja», meint Albert nachdenklich, «da siehst du, auch der Mediziner wird von Krankheiten nicht verschont. Und wer meint, ich hätte da vorbeugen können, der irrt. Es gibt gesundheitliche Tiefschläge im Leben, die sind unausweichlich, da muss ich durch. Wohl die zeitliche Belastung im Beruf, aber auch die fast lawinenartige Zunahme des administrativen Aufwandes setzten meiner Gesundheit zu. Zum Beispiel nach Medizinsendungen im Fernsehen nahm die Verunsicherung in der Bevölkerung jeweils stark zu. Wenn Sämi Stutz am TV aufgetreten war, hatte die halbe Schweiz die besprochene Krankheit und wir einen grossen Mehraufwand. Fast unglaublich. Meine Notfalleinsätze haben sich immerhin reduziert. Viele Akutfälle werden direkt in die Notfallstation im Kantonsspital eingeliefert», meint der Arzt zu seiner Situation. Von einer schwierigen Operation zwar gut erholt, musste er dennoch sein Arbeitspensum reduzieren. «Zum Glück habe ich eine gute Nachfolgerin gefunden. Mit ihr und den Praxisassistentinnen kann ich die Gemeinschaftspraxis weiterführen. Es wird also in Herblingen auch in Zukunft ein ausreichendes Angebot an Allgemeinmedizin geben.» Die Genugtuung bei Albert Sonderegger ist spürbar – und sicher auch die Erleichterung bei den Herblingern. Mit Dr. med. Ruth Zolliker praktiziert seit einiger Zeit eine erfahrene Ärztin an der Stüdliackerstrasse. Dank mehreren Jahren medizinischer Tätigkeit, unter anderem in Entwicklungsländern, ist sie ebenso prädestiniert wie ausgebildet, in Zukunft die Nachfolge des beliebten Herblinger Landarztes anzutreten.

#Notizen zu Namen

19. September 2007 | Wahlportrait: Florian Keller, Alternative Liste Schaffhausen «Ein Spanferkel gehört zu einem richtigen Grillabend einfach dazu»

Schaffhauser Bock
Christian Saggese

Hektisch nach der Kantonsratssitzung erlaubt uns Florian Keller einen Blick in seine private Umgebung. In einem schönen Familienhaus auf dem Emmersberg wohnt die Familie Keller. Florian Keller wohnt hier bei seinen Schaffhauser Aufenthalten. «Eigentlich wohne ich derzeit in Bern, wo ich Jus studiere und beim Schweizerischen Gewerkschaftsbund arbeite», verrät Keller, der in Bern eine WG-Wohnung mit einigen Kollegen unterhält, unter anderem seinem Parteikollegen Christoph Lenz. Nachdem wir es uns auf der gemütlichen Gartenterrasse bequem gemacht haben, erzählt Keller begeistert von seinem grössten Hobby, der Politik. Diese nimmt einen Grossteil seines Lebens ein. In der knappen Freizeit mag er noch Weidlingfahren auf dem Rhein oder Segeln auf dem Thunersee. Sportlich betätigt er sich ausserdem mit Badminton im eigenen Garten. Kochen ist ebenfalls ein Hobby von Keller. «Als ich früher hier wohnte, war ich sozusagen der Hauskoch.» Auch auf die regelmässigen Grillsessions mit seinen Freunden will er nicht verzichten. Am wichtigsten sind dabei Spanferkel. Auch Spontanitäten sind stets ein Muss. So fuhr er spontan nach den 1. Mai-Reden mit einer Klasse nach Florenz, um am nächstenTag zu merken dass noch ein Bewerbungsgespräch am Tag darauf ansteht. Also ging die Reise sofort wieder zurück. Zu seinen politischen Zielen gehört klar die Selbstständigkeit jedes Bürgers: «Jeder muss das Recht haben sein Leben möglichst individuell zu gestalten», ist Keller überzeugt. Er setzt sich ein für Steuergerechtigkeit bei allen Schichten, keine neuen AKWs in der Schweiz. Ein gleichberechtigter Zugang zu Bildung, Strom, Wasser und ÖV ist in seinem Parteiprogramm genauso wichtig wie ein Ausfuhrverbot von Kriegsmaterial, Leistungen der Sozialwerke, welche ein Leben in Würde erlauben sowie ein engagiertes Vorgehen gegen Jugendarbeitslosigkeit. Hierfür startete Keller eine Initiative, welche 1:1 in anderen Kantonen übernommen wird.

**Prouscht’scher Fragebogen**

*Ihr Name:* Keller Florian
*Ihr Beruf:* Mitarbeiter SGB
*Ihr Alter:* 24

*Was ist für Sie das grösste Unglück?*
Wenn gewisse Menschen versuchen, anderen ihren Lebensentwurf aufzudoktrinieren.

*Wo möchten Sie leben?*
Wichtig ist vor allem: Nicht nur an einem Ort.

*Was ist für Sie das vollkommene irdische Glück?*
In den Ferien mit Freunden den «Wahren Walter» zu spielen.

*Welche Fehler entschuldigen Sie am ehesten?*
Alles, was im Spass passiert.

*Ihre liebsten Romanhelden?*
Der Barkeeper aus «Tender Bar» mit seiner Aussage, Grosszügigkeit sei die wichtigste Grundlage einer Bar. Der Taugenichts aus «dem Leben eines Taugenichts», weil er ein so schönes Leben hat.

*Ihre Lieblingsgestalt in der Geschichte?*
Ich habe 4 Jahre Geschichte studiert, aber da kommt mir gerade nichts in den Sinn. Die Aufklärer Locke, Rousseau, Kant, Marat; usw. haben schon viel Wichtiges gesagt.

*Ihre Lieblingsheldinnen in.der Wirklichkeit?*
Ich mochte die Rede von Gerhard Schröder. Wenn er zum politischen Aschermittwoch sprach, blieb kein Auge trocken.

*Ihre Lieblingsheldinnen in derDichtung?*
Ich lese keine Dichtung.

*Ihr Lieblingsmaler?*
Milk & Vodka.

*Ihr Lieblingskomponist?*
Ich höre keine Kompositionen, aber viel Musik sik aus der Hamburger Schule (Element of Crime, Tocotronic…).

*Welche Eigenschaften schätzen Sie bei einem Mann am meisten?*
Ein gesunder Fatalismus.

*Welche Eigenschaften schätzen Sie bei einer Frau am meisten?*
Ein gesunder Fatalismus.

*Ihre Lieblingstugend?*
Fatalismus.

*Ihre Lieblingsbeschäftigung?*
Mit Freunden grillen, Bier trinken und Gott und die Welt abhandeln.

*Wer oder was hätten Sie sein mögen?*
So als Rebell mit Subcommandante Marcos durch die Wälder. das wäre schon was gewesen.

*Ihr Hauptcharakterzug?*
Gelassenheit.

*Was schätzen Sie bei Ihren Freunden am meisten?*
Ausgelassenheit, Bereitschaft für spontane Aktionen.

*Ihr grösster Fehler?*
Faulheit, wenn mich etwas nicht begeistern kann.

*Ihr Traum vom Glück?*
Eine eigene Bar in Hanoi.

*Was wäre für Sie das grösste Unglück?*
In einem unfreien Land zu leben; unaufgeklärte und superreligiöse Gesellschaften sind mir ein Gräuel …

*Was möchten Sie sein?*
Ich bin eigentlich zufrieden.

*Ihre Lieblingsfarbe?*
Bordeaux.

*Ihre Lieblingsblume?*
2-Finger-Blume.

*Ihr Lieblingsvogel?*
Der Kanarienvogel meiner Basler Kollegen. Er ist leider abgehauen. Er hiess auch Waltar Stürm.

*Ihr Lieblingsschriftsteller?*
Friedrich Glauser finde ich gross.

*Ihr Lieblingslyriker?*
Gilt Oskar Freysinger als Lyriker? Kenne sonst keinen.

*Ihre Helden in der Wirklichkeit?*
Alltagshelden, z.B. die meisten Bauarbeiter.

*Ihre Heldinnen in der Geschichte?*
Sektenopfer Saskia war schon grosses Kino.

*Ihre Lieblingsnamen?*
Kaspar, Waltraud.

*Was verabscheuen Sie am meisten?*
Heuchelei und heuchlerische Freiheitsbeschränkungen wie Rauchverbot.

*Welche geschichtliche Gestalten verachten Sie am meisten?*
Iron Lady Madelaine Albrigt, die meisten Päpste, Sektenführer im Allgemeinen.

*Welche militärischen Leistungen bewundern Sie am meisten?*
Die Vorwärts-Strategie von Ernst Mühlemann und der legendäre Bunkergürtel Kreuzlingen.

*Welche Reform bewundern Sie am meisten?*
Ich verabscheue schon das Wort Reform – erinnert mich immer an Armeereform. Ich kenne nur Errungenschaften.

*Welche natürliche Gabe möchten Sie besitzen?*
Gleiterqualitäten für Mannschaftszeitfahren.

*Wie möchten Sie sterben?*
In einer wüsten Auseinandersetzung nach einem illegalen Hahnenkampf in Saigon.

*Ihre gegenwärtige Geistesverfassung?*
Einigermassen abgekämpft nach den vielen Fragen.

*Ihr Motto?*
Pure Vernunft darf niemals siegen! (Tocotronic).

**Tiefgründig spielerisch**
Der Bogen mit den 37 Fragen, die der bekannte Schriftsteller Marcel Proust in seinem Leben zweimal ausfüllte, wurde nach ihm benannt. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) lässt diesen Fragebogen unverändert seit Jahren von Prominenten als Herausforderung an Geist und Witz ausfüllen.

#Notizen zu Namen

18. September 2007 | Porträts zu den Ständeratswahien (II) Florian Keller, Alternative Liste. «Auf Weichspüler machen liegt mir gar nicht»

Schaffhauser Nachrichten Wahl ’07
Robin Blanck

Kurz weiss er nicht, ob jetzt aufstehen soll bei der Begrüssung, lässt es dann aber sein. Florian Keller, 23, Student, Kantonsrat und Ständeratskandidat der Altenativen Liste, streicht die blonden Locken hinter die Ohren und wirkt fast etwas scheu. Dieser Eindruck verschwindet, wenn er über Politik redet: «Ich glaube, dass jemand wie ich dem Parlament gut anstehen würde.» Wieso das? «Ich bin sehr aktiv und habe einen guten Einblick in die nationale Politik», sagt er, der beim Schweizerischen Gewerkschaftsbund fast sämtliche Vernehmlassungen im Bereich Finanz- und Wirtschaftspolitik schreibt. Ausserdem wirkt er im Vorstand des Gewerkschaftsbundes Schaffhausen und des Schweizerischen Verbandes des Personales öffentlicher Dienst (VPOD) mit, ist Mitglied im Bürgerrat der Stadt Schaffhausen und koordiniert die nationalen Themen des Linksbündnisses «A Gauche Toute». Und wenn er zwischen all diesen vielen Dingen und seinem Jurastudium an der Universität Bern noch Zeit findet, geht er mit einer Band auf Tour, verkauft CDs und T-Shirts. Oder er unternimmt mit dem Weidling einen Ausflug. Florian Keller, 23, Student, Allrounder. «Wie schon vor vier Jahren wollen wir auch etwas Spass in diesen Wahlkampf bringen», sagt er, doch das Wort «Spass» darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass Keller seine politischen Anliegen durchaus ernst nimmt und sie zu vertreten weiss. Gewerkschaftsanliegen, aber auch die Bereiche Berufsbildung, Umsetzung der flankierenden Massnahmen und die Wirtschafts- und Finanzpolitik zählt er zu seinen Schwerpunktthemen.
«Und ich will mich dafür einsetzen, dass die aufklärerischen Werte wieder hochgehalten werden», sagt er. Im Ständerat findet er, dass es kaum «prägnant linke Stimmen» gibt: «Die Linken, die gewählt werden, sind die Pragmatischen, die Konzessionen in alle Richtungen eingehen», sagt er. Nicht so einer – findet Keller – sei Aschi Leuenberger, der Solothurner Ständerat, der bis 2005 Vizepräsident des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes war. Und da sind sie schon wieder: die Gewerkschaften. Bereits im Kindesalter wurde Keller zu den SP-Parteiversammlungen mitgenommen, auch der 1. Mai gehörte immer dazu.
Doch zurück zu den Kompromissen: «Auf Weichspüler machen liegt mir gar nicht.» Keller sucht die Auseinandersetzung, «denn das bringt am Schluss mehr», sagt der Jungpolitiker. Er nickt, dass die Locken wackeln, ja, er streite gern, «das ist nichts Schlechtes: Dabei muss man einfach gelassen bleiben», sagt er. Differenzen zur SP gibt es – neben gemeinsamen Positionen – auch, etwa in der Gesellschaftspolitik: Rauchverbote, präventive Überwachung der Bürger, aber auch Ermittlungsmethoden, welche die persönlichen Freiheitsrechte verletzten: «Das finde ich beunruhigend, und ich wehre mich gegen solche Eingriffe», Sagt Keller. Hingegen befürwortet er Interventionen des Staates, wo private Initiativen nicht funktionieren «oder Leute durch die Maschen fallen», sagt er.
Seine Wahlchancen sieht er realistisch – auch wenn es nicht reichen sollte, freut er sich über den Wahlkampf, der nicht zuletzt auch eine Präsentation für die anstehenden Gesamterneuerungswahlen ist. Und wenn Keller auch seinen Sitz im Kantonsparlament verlieren sollte, dann würde Plan B aktuell: «Ich würde nach Hanoi gehen eine Bar aufmachen», sagt er und lächelt das Lächeln eines 23-Jährigen, der noch einiges vorhat.

**Zur Person Florian Keller**
Alter: 23 Jahre
Zivilstand: ledig
Ausbildung: Student
Beruf: Wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Schweizerischen Gewerkschaftsbund
Politik: Kantonsrat, Co-Präsident der Alternativen Liste Schaffhausen, seit 2004 Bürgerrat


Bild: Selvyn Hofmann

#Notizen zu Namen

12. September 2007 | Florian Keller will die Fahne der Aufklärung hochhalten

Schaffhauser Nachrichten, Region
(W. J.)

«Ich empfinde das Bedürfnis, die Fahne der Aufklärung in unserem sich verdüsternden politischen Umfeld hochzuhalten und jeden Tag daran zu erinnern, dass ihre Werte nie selbstverständlich waren und nie selbstverständlich sein werden.» Das erklärte Florian Keller gestern in der Kammgarn. Zusammen mit Gewerkschaftsführerin Nella Marin, SP-Kantonsrat Andreas Schnider sowie den beiden , alternativen Grossstadträten Simon Stocker und Christoph Lenz begründete der aktive Vertreter der Alternativen Liste im Kantonsrat seine Motivation und seine Ziele als Kandidat für den Ständerat. Er sieht sowohl die Freiheit als auch die Gleichheit und die Brüderlichkeit in unserem Lande gefährdet. Darum will er sich auf der nationalen Ebene gegen weitere Einschränkungen der persönlichen Freiheitsrechte wehren sowie für verbindliche Spielregeln in dem seiner Ansicht nach ruinösen Steuerwettbewerb, für mehr Solidaridät und für eine demokratisch kontrollierte Grundversorgung kämpfen. An Stelle des ängstlichen Sicherheitsdenkens möchte er sich im Bundeshaus für eine mutige und freie Schweiz stark machen.
Zu den zentralen Anliegen von Florian Keller zählen auch der Ausstieg aus der Kernenergie, der gleichberechtigte Zugang aller zu Bildung, Strom, Wasser und öffentlichem Verkehr, ein Ausfuhrverbot für Kriegsmaterial sowie eine langfristige Sicherung unserer Sozialwerke. Um die bisher erbrachten Leistungen auch in Zukunft sicherzustellen, erachtet er eine Erhöhung der Prämien als vernünftigste Lösung.
Hinter diese Kernaussagen stellten sich gestern auch seine Supporter. Christoph Lenz lobte den Gerechtigkeitssinn, die Hilfsbereitschaft, die Erfahrung, die Dossierkenntnisse und den Tatendrang von Florian Keller. Nella Marin würdigte den Ständeratskandidaten als erfolgreichen Kämpfer gegen die Jugendarbeitslosigkeit, und Andreas Schnider wies auf die ausgezeichnete Arbeit und die starke Stellung von Florian Keller als Mitglied der SP/AL-Fraktion des Kantonsrates hin. «Mit seinen Eigenschaften setzt Florian Keller einen wichtigen Gegenpart zur heutigen Politikverdrossenheit», erklärte Andreas Schnider.

**Der Kandidat Florian Keller**
Persönlich: 23 Jahre alt, ledig,
kinderlos, wohnhaft in Schaffhausen.
Beruf: Wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Schweizerischen Gewerkschaftsbund.
Politik: Bürgerrat seit 2004, Kantonsrat seit 2005, Mitglied der SP/AL-Fraktion.

#Notizen zu Namen

31. August 2007 | Zum Gedenken an Hanspeter Böhni

Schaffhauser Nachrichten, Region, Nachruf
Peter Scheck

Kürzlich hat eine grosse Trauergemeinde in der Stadtkirche Stein am Rhein Abschied genommen von Hanspeter Böhni-Stüssi. Der Verstorbene war in der Öffentlichkeit bekannt als Rheumadoktor und Heimatschützer. Als Sohn von Walther Böhni, der schon in der dritten Generation in Stein als Arzt praktizierte, besuchte er die Kantonsschule.
Danach studierte Hanspeter Böhni – der Tradition der Familie folgend – Medizin in Genf, wo er seine spätere Gemahlin Sylvia Stüssi kennen lernte und noch als Student heiratete. Bereits als Kantonsschüler hatte er den damaligen Staatsarchivar und nebenamtlichen Denkmalpfleger Reinhard Frauenfelder kennen gelernt, der ihm die Besonderheiten der Altstadthäuser näher brachte. Nach dem plötzlichen Tod seines Vaters musste er bereits 1959 dessen Praxis in Stein am Rhein übernehmen.

Baureferent in Stein am Rhein
Bereits 1961 wurde Hanspeter Böhni in den Steiner Stadtrat gewählt und stand dem legendären Stadtpräsidenten Konrad Graf als Baureferent vier Jahre lang zur Seite. Während dieser Zeit lernte er Albert Köpfli kennen, der ihm von der thurgauischen Denkmalpflege aus wertvolle Impulse gab. Die Leidenschaft für die Erhaltung von Kunstdenkmälern führte ihn zum Heimatschutz, dessen Präsidium er 1965 übernahm. Es war ihm eine besondere Freude, dass das Städtchen Stein am Rhein 1972 den ersten Wakkerpreis erhielt. Noch im gleichen Jahr hatte er das Haus zum Kupferberg kurz vor dem drohenden Einsturz erworben und fachmännisch restaurieren lassen. Seither dient der imposante Bau dem Schweizer Heimatwerk, das bis 1997 unter der Leitung seiner Frau stand.
Durch sein überregionales Engagement für die Erhaltung von Baudenkmälern und Naturlandschaften wurde Hanspeter Böhni bald einmal als Vizepräsident des Schweizer Heimatschutzes gewählt, ein Amt, das er während zwölf Jahren mit grossem Sachverstand führte. Die wertvolle Arbeit am Bundesinventar der Landschaften von nationaler Bedeutung und sein Wirken in der Wakkerpreis-Kommission sowie in der Stiftung, des Klosters Müstair wurden belohnt mit der Ehrenmitgliedschaft des Schweizer Heimatschutzes. Aber auch als Präsident des Schaffhauser Heimatschutzes war er unermüdlich unterwegs, bessere Lösungen anzubieten, als alte Gebäude in den Kernzonen einfach durch Neubauten zu ersetzen. Gerade in den Zeiten des Baubooms stiessen seine Voten selten auf Gegenliebe. Doch sowohl als Gründungsmitglied der Altstadtstiftung Stein am Rhein als auch in der Altstadtkommission Schaffhausen wurde seine Stimme gehört und hatte Gewicht.
Seine finanziellen Mittel erlaubten es ihm, als gutes Beispiel voranzugehen. Als das Haus zum Glas an der Vordergasse – ein bedeutendes Beispiel Schaffhauser Barockkultur – 1975 zum Verkauf angeboten wurde, kaufte es Hanspeter Böhni auf Anregung seines Freundes und damaligen Stadtpräsidenten Felix Schwank und erneuerte es mit einer sanften Renovation.

Erfolgreiches Projekt «Lindwurm»
In den letzten Jahren seiner Tätigkeit als Arzt nahm er ein grosses Projekt in Stein am Rhein an die Hand. Mit der Gründung der Gesellschaft «Museum Lindwurm» 1990 arbeitete eine kleine Gruppe unter seiner Leitung an der Realisierung eines Wohnmuseums. Mit der Eröffnung 1993 erhielt Stein am Rhein eine weitere Attraktion, die das Städtchen weit herum berühmt macht. Für Hanspeter Böhni war es eine grosse Genugtuung, dass er mit der Erreichung des Pensionierungsalters eine gut gehende Praxis mit Klinik an seinen Sohn Ueli übergeben konnte. Mit besonderem Stolz erwähnte er manchmal, dass nun der fünfte Arzt Böhni das Zepter in Stein führe. Mit seiner Frau Sylvia zog er nun von Stein nach Schaffhausen in das Haus zum Glas. Das Präsidium des Heimatschutzes gab er in die Hände des damaligen Ständerates Kurt Schule. Sein Einsatz von 28 Jahren in diesem Gremium wurde belohnt mit dem seltenen Titel eines Ehrenpräsidenten.

Alte Freundschaften gepflegt
Gesundheitliche Probleme und die schwere Krankheit seiner geliebten Frau Sylvia hatten die letzten Jahre geprägt. Ein grosses Projekt, das ihn schon seit vielen Jahren beschäftigt hatte, nämlich das Inventar sämtlicher Grafiken des Kantons Schaffhausen, konnte er nur noch am Rande mitverfolgen. Umso grösser war seine Freude, als schliesslich das stattliche Buch «Der Kanton Schaffhausen in alten Ansichten» 2005 erschien. Obwohl deutlich gezeichnet von Sorgen und Schmerzen, liess er es sich nicht nehmen, grössere Exkursionen auf den Flüssen Europas zu unternehmen oder mit seinen Freunden der Scaphusia oder des Rotary-Clubs zu diskutieren. Bis wenige Tage vor seinem Tod hat er die alten Freundschaften pflegen können und erlebte mit Begeisterung die «No e Wili»-Spiele in Stein am Rhein mit seinem Sohn in der Hauptrolle. Eine akute Erkrankung vor wenigen Wochen machte plötzlich eine Operation notwendig. Trotz hervorragender ärztlicher Betreuung starb er kurz vor seinem 79. Geburtstag. Wir haben in Hanspeter Böhni einen charaktervollen, verdienten Menschen und lieben Freund verloren, dem wir viel zu verdanken haben.

#Notizen zu Namen

1. August 2007 | Moderator auf Reisen

Schaffhauser Bock, Notizen zu Namen

Das Schaffhauser Lokalradio «Radio Munot» hat in diesem Sommer einen Moderator auf Reisen geschickt. Die Mission war nicht einfach, denn Yves Keller aus Schaffhausen musste in fünf Tagen aus der Munotstadt nach Hamburg reisen, und das ohne einen Rappen Geld. Alles was er brauchte, musste er sich zusammenschnorren, erbetteln oder selbst verdienen. Also auch das Essen, das Metro-Billett oder die Übernachtungsmöglichkeit. Der 22-Jährige hat das beinahe Unmögliche geschafft. Am vergangenen Donnerstag ist er um 17 Uhr in Hamburg angekommen. Die 800 Kilometer legte er zu Fuss, per Anhalter oder mit dem öffentlichen Verkehr zurück. Der Rückflug wurde dann aber von Schaffhauser Firmen gesponsort.

#Notizen zu Namen

31. Juli 2007 | Ohne Geld Ein Radiomoderator auf Abwegen

Schaffhauser Nachrichten, Region

Von Schaffhausen nach Hamburg in fünf Tagen – das ist das Ziel, das die Redaktion von Radio Munot ihrem Redaktor Yves Keller auferlegt hat. Das Besondere daran: Keller tritt seine Reise ohne einen einzigen Rappen in der Tasche an. Dementsprechend sparsam versuchte er es bei seiner Abreise gestern Morgen auch erst einmal mit Autostopp.


Bild: Vanessa Buff

#Notizen zu Namen

18. Juli 2007 | «No e Wili»-Besucher

Schaffhauser Nachrichten, Region, Sache … Sächeli

Glaube keiner, die «No e Wili»-Besucher kämen nur aus der erweiterten Region. Bei der Premiere waren nämlich Gäste aus Chile und Argentinien da. Die Weitgereisten waren zu Besuch bei Kantonsrat Charles Gysel, nutzten die Gelegenheit, sich das Freilichtspiel in Stein anzuschauen und waren begeistert. Begeistert war auch der Philosophie- und Pädagogik-Professor Hansjörg Neubert von der FU Berlin. Er war für ein Bildungsprojekt von BBZ-Lehrern hier zu Besuch und sah sich die Inszenierung von Jean Grädel ebenfalls an. Seine Begeisterung, so meinte Neuberts Gastgeber Hansueli Birchmeier, der in der Ton-Regie des Stückes tätig ist, war so gross, dass der Professor mit einer Gruppe von Kollegen nochmals einfliegt, um sich das «No e Wili»-Spektakel erneut zu Gemüte zu führen. Es gebe schliesslich noch so vieles zu sehen, das er beim letzten Mal verpasst habe, meinte Neubert.

#Notizen zu Namen

18. Juli 2007 | Schaffhauser rocken den Berner Hausberg

Schaffhauser Bock, Bands der Region, Folge 9
Christian Saggese

Es herrscht eine familiäre Stimmung auf dem Gurten. Jährlich pilgern Tausende von Musikfans auf den Berner Hausberg, um das einmalige Ambiente am Gurtenfestival zu geniessen. Ein Event, welcher nicht nur zu den grössten und ältesten Festivalevents in der Schweiz, sondern auch zu den schönsten überhaupt zählt. Nun werden erstmals Schaffhauser den Gurten rocken: «The Brevers» konnten sich einen Platz ergattern, mitten im Programm von Chartserfolgbands wie den Fantastischen Vier, Avril Lavigne, Cypress Hill oder auch Christina Stürmer.

Am Freitag, den 20. Juli, um 20.30 Uhr, zwischen der deutschen Erfolgband «Die Fantastischen Vier» und den «Beatsteaks», spielen «The Brevers» auf einer kleinen Nebenbühne ihre Setlist. Grund dafür ist die Teilnahme am mycokemusic-Soundcheck, ein Wettbewerb für neue Bands. «The Brevers» erreichten dabei durch die Fanunterstützung einen Podestplatz und konnten sich so den Gurtenplatz ergattern. Dabei hat mal alles so klein angefangen.

Der spezielle «Brevers»-Sound
«The Brevers» bestehen aus Simon Thoma (Gitarre / Gesang), Felix Meisterhans (Saxophon / Gesang), Tobias Wuest (Bass) und Patrik Bosshard (Schlagzeug). Ihre Musik bezeichnen sie selbst als «Indie-Garage-Rock», wobei eine Genrebezeichnung mehr als überflüssig ist. «In der Essenz ist es Rock’n’Roll-Musik, beeinflusst durch britische Sounds sowie einer Mischung aus Funk und Punk’n’Roll. Wer sich darunter was vorstellen kann, dem gratuliere ich. Den anderen empfehle ich unsere CD!», definiert Sänger Simon amüsiert das eigene Produkt. Schubladendenken ist jedoch fehl am Platz, Innovation und Kreativität gehören zur Band wie der Bär zum Honig. Musikalisch haben sie den grössten Einfluss aus den 60er- und 70er-Jahren, für welche Bands wie «The Clash» den Grundstein legten.

Die vier Jungs kennen sich bereits aus der Schulzeit. Während Tobias Wuest und Patrik Bosshard bereits zusammen die Primarschule in Feuerthalen besuchten, stiessen sie an der Kanti Schaffhausen noch auf die restlichen Mitglieder. Vor ein paar Jahren waren alle vier noch Mitglieder in einer Funkband, probierten es dann aber in der jetzigen Konstellation als Rockband. Und die Chemie stimmte.

Das Musikerleben beginnt
Schnell konnte man sich auf einen Bandnamen einigen, obwohl es sich bei «The Brevers» eher um ein Zufallsprodukt handelt. Das englische Wort für Hall bedeutet Reverb, rückwärts gelesen «Brever». «Also Rückwärtshall sozusagen. Unser Nachklang klang eilt uns sozusagen voraus. Eine bessere sere Erklärung ist uns nicht eingefallen. Zudem sieht der Name hübsch aus. Doch wozu Zeit mit dem Bandnamen verschwenden, wenn es um die Musik geht?» So begann man unermüdlich mit den Proben. Nach den ersten Demosongs und Live-Auftritten, bei welchen das Publikum zum einzigartigen «Brevers-Sound» begeistert abfeierte, wurden die Jungs vom Schaffhauser Musiklabel «Bad Karma Records» angesprochen. Man überlegte nicht lange und eine Zusammenarbeit kam zustande, sodass im letzten Februar die CD «protect your daughters» im TapTab-Musikraum getauft werden konnte.

Wütend und Melancholisch
«Da man Schaffhauserdeutsch nicht überall rall auf der Welt versteht, halten wir uns an die Sprache des Rock’n’Roll: Englisch» witzelt Simon vor sich hin. Die Lyrics der Songs entstehen meist aus den aktuellen Gefühlslagen und dienen zur Verarbeitung der eigenen Sichtweisen auf das Leben. «Meist geht es ums Zwischenmenschliche, wobei das Spektrum von fröhlich über ironisch bis wütend und melancholisch reicht. Wir sind keine politische Band, aber etwas Sozialkritik schleicht sich da und dort unterschwellig ein», definiert Simon die Texte.

Pannen kommen selten allein
Wirklich negative Erinnerungen an ein Konzert haben die Brevers nicht, jedoch waren die Auftritte auch nicht alle pannenfrei. «Es gab natürlich technische Probleme. Einmal vergass unser Bassist, den Amp vor dem ersten Stück einzuschalten. Ich habe auch schon durch blödsinnige Bewegungen den Stecker gezogen und stand dann ziemlich doof da», erinnert sich Simon zurück. Glücklicherweise kommt man bei der Frage nach den guten Erlebnissen gleich ins Schwärmen. «Unser Auftritt im Volkshaus Zürich 2006 anlässlich des Finals des Real Life Music Festivals, eines gesamtschweizerischen Bandcontests, war genial. Unglaublich, plötzlich auf einer der wichtigsten Schweizer Bühnen zu stehen. Ein weiterer Meilenstein war unsere CD-Taufe im TapTab, welches völlig überraschend ausverkauft war. Auch im Mai in Singen erlebten wir eine tolle Überraschung: Der Funke beim Publikum sprang nach einigen Takten schon über, obwohl wir dort noch unbekannt waren.» Konzerte gab es ausserhalb der Deutschschschweiz sogar schon in Stuttgart.

Der Sommer hat begonnen
Die regionale Musikszene wird von «The Brevers» sehr wohlwollend aufgenommen, auch wenn sie bedauern, dass für ihre Musik zuwenig Platz vorhanden sei: «Bei den Punk- oder den HipHop-Bands gibt es einen engen Zusammenhalt. Trotzdem kennen wir von den Konzerten und Lokalitäten natürlich auch einige andere Bands.» Nach dem Auftritt am Gurtenfestival geht es für die Band noch an kleineren Openairs in der Region weiter. Der Sommer hat gerade erst begonnen.

**Das Gurtenfestival**
Das Gurtenfestival würde 1977 als kleines Folk-Festival gegründet und gehört heute zu den grössten und schönsten Konzertevents in der Schweiz. Trotz der starken Openairdichte und der neuen Konkurrenz konnte das viertägige Festival (vor 2004 dreitätig) stets seine eigene Individualität behalten. Anstelle nur auf eine Musikrichtung zu setzen, gibt es einen interessanten Mix zwischen den verschiedenen Genres wie Rock, Pop, Electro oder auch Hip-Hop. Neben grossen Acts aus den Charts erhalten auch unbekanntere Gruppen die Möglichkeit, sich in einer grosszügigen Konzertlänge zu präsentieren. Bekannte Acts auf dem Gurtenberg waren unter anderem Nena, Oasis, Die Ärzte, Placebo, Björk, The Cure, Die Toten Hosen, Iggy Pop, James Blunt, Guano Apes oder auch Per Shop Boys. Mehr auf www.gurtenfestival.ch


«The Brevers» starten durch: Felix Meisterhans (Saxaphon), Tobias Wuest (Bass), Simon Thoma (Gitarre) und Patrick Bosshard (Schlagzeug) (v.l.)

#Notizen zu Namen

6. Juli 2007 | Vom Glück im Leben und von Gottesferne

Schaffhauser Nachrichten, Region
Martin Schweizer

Wie gehts? Bestens! Ruth Schwank hat eben eine komplizierte Rückenoperation erfolgreich über standen, und so kann der Meister wieder lachen. Vor fünf Jahren, beim Achtzigsten, war es anders, da musste auch er unten durch, lag im Spital und schon fast auf dem OP-Tisch, als eine wundersame und bis heute medizinisch ungeklärte Selbstheilung einsetzte.
Alles längst vorbei, wenn auch nicht vergessen, zweimal in der Wochen geht er seitdem wieder ins Hallenbad, und jetzt, da Ruth wieder zu Hause ist, strahlt er sowieso wieder wie eh und je: Felix Schwank, erst Stadtrat und Finanzreferent, dann Stadtpräsident von 1968 bis 1988, Nachfolger von Walther Bringolf, heute Buchautor und viel gelesener Kolumnist dieser Zeitung.
Felix, der Glückliche? Ja, sagt er, er habe im Leben Glück gehabt, verdanke das vor allem seinen Eltern und seiner Ehefrau Ruth. Glück dürfe man allerdings nicht erzwingen, nicht umsonst heisse es, Glück und Glas, wie schnell bricht das.

Nur meditieren
Hoch über der Stadt auf seiner Terrasse und vor dem üppig blühenden Garten mit einem Meer von Rosen, nippen wir an einem Glas Weissen, und wie immer bei solchen Gelegenheiten will der Gastgeber zuerst die ärgsten politischen Eseleien benennen und tiefer hängen.

Nicht aus der Haut
Zwar möchte der ehemalige Stadtpräsident seit langem «loslassen», nur noch meditieren, lesen, schreiben, jedenfalls nicht mehr politisieren, sollen die doch in Bern, beim Kanton, bei der Stadt tun und lassen, was ihnen beliebt, tant pis und ohne ihn.
Aber es geht eben nicht, das mit dem Loslassen klappt nie ganz, er kann nicht aus seiner Haut, niemand kann das, und darum regt er sich in regelmässigen Abständen immer wieder mal mächtig auf über politische Kurzsichtigkeit, über einfältige Entscheide, stümperhaftes Verhalten.
Zum Beispiel die Sache mit den Hallen. Dass es ausgerechnet «seine» Freisinnigen waren, die Kunst durch Büros ersetzen wollten, hat Felix Schwank masslos enttäuscht, «Unverstand» ärgere ihn. Niemand verlange, dass man Gegenwartskunst «schön» finde, bei den heute international beachteten Hallen für neue Kunst gehe es aber doch darum zu zeigen, wie Künstler auf eine Zeit reagieren, die oft ihr Gleichgewicht suche. Weist nicht Mario Merz mit seinen Iglus auf das Unbehauste hin?
Wer die Moderne, die Gegenwart verstehen will, muss allerdings auch Sinn für Kontinuität haben. Doch diese letztlich historische Verantwortung wird von den Politikern und den «ewigen Umorganisierern» nicht oder zu wenig ernst genommen. Dabei dürfe doch der «Blick in den Rückspiegel», in die Vergangenheit nicht fehlen! Sagt der Jubilar.

Stille im Wald
Bei solchen politischen Betrachtungen klettert sein Blutdruck kurzfristig nach oben, aber sonst, wie gesagt, hat Felix Schwank gesundheitlich auch im hohen Alter kaum Probleme, ist er auch im Geist jung geblieben; es geht ihm gut. Bis auf sein Gehör. Traurig, als er, naturverbunden wie er ist und stets war, schon vor Jahren eines Tages sagte, weisst du, auf einmal hörte ich im Wald die Vögel nicht mehr, plötzlich war es totenstill.
Bewundernswert, wie der Mann im Laufe der Zeit dieses Defizit überwand, wie er damit scheinbar mühelos zurechtkommt und dabei seinen Humor nicht verliert. Mit ihm könne man eben nicht flüstern, sagt er lachend, um gleich ein Lob an seine Ehefrau weiterzuleiten, die es nicht immer leicht hat, mit dem schweren Gehörschaden ihres Gemahls zu leben.

Geister auf dem Matterhorn
Frage, nicht unbedingt besonders laut formuliert, doch deutlich artikuliert, damit er sie von den Lippen ablesen kann: Möchte Felix Schwank, der heute 85-Jährige, nochmals jung sein, nochmals von vorn anfangen?
Um Gottes willen, nein! Die Antwort kommt so prompt, dass keine Zweifel erlaubt sind. Dann schaut auch Felix Schwank kurz in den «Rückspiegel» und beginnt zu erzählen.

Von Verboten und Hungersnöten
Vieles, sehr vieles, sagt er, sei früher tatsächlich anders gewesen als heute. Als sich zum Beispiel Edward Whymper 1865 zur Erstbesteigung des Matterhorns aufmachte, glaubte man in Zermatt noch mehrheitlich, der Gipfel sei von Geistern besetzt.
Dampflokomotiven galten als Teufelszeug, und Autos erzeugten nicht nur Staubwolken, sondern auch Verbote. Und als der Grossvater ein Bub war, gab es auch hier zu Lande noch Hungersnöte, das heisst, meint Felix Schwank, hervorragender Erzähler, der er auch ist: «Das Leben der Vorfahren war für uns, die zwischen den beiden Weltkriegen Geborenen, noch durchaus gegenwärtig gewesen.» Das sei heute offensichtlich anders. Die Familie als Hort der Geborgenheit, wo es doch den (ausserfamiliären) Kinderhort gibt? Das Erzählen, auch das Briefeschreiben, sei aus der Mode gekommen. Ein Historiker habe ihm, Schwank, einmal überzeugend dargelegt, dort, wo der Computer zum Ein und Alles geworden sei, folge schon nach fünf Jahren das grosse Vergessen. Da könne es schnell einmal einem «Stück Kultur an den Kragen gehen».

Der Kopf läuft mit
Bald Mittagszeit, bald Ende des Aperos und des Gesprächs. Spatzen und Meisen fliegen heran, picken auf dem Boden der Dachterrasse Krümel auf, manchmal verirrt sich auch ein Schwalbenschwanz bis nach oben; es ist angenehm, hier zu sein, man fühlt sich ein bisschen wie in den Ferien.
Für Gärtner Felix Schwank sind die Rosenstöcke sein ganzer Stolz; etwa hundert Stück pflegt er inzwischen, kompostiert die ganze Angelegenheit jeweils noch mit frischem Kuhmist vom Bauern nebenan, und nie, sagt er, habe er es «unter seiner Würde gehalten», mit den Händen zu arbeiten, zum Beispiel den Mist zu verzetteln, zu jäten, zu giessen oder was auch immer. Denn man soll nicht unterschätzen: Während der an sich einfach zu verrichtenden Gartenarbeit «läuft auch der Kopf mit», da kommen einem mitunter die besten Gedanken.

Über Galgenvögel
Felix Schwank ist und bleibt ein politischer Kopf, da kann er machen, was er will, aber es drängt ihn doch auch immer wieder zu philosophischen Diskursen und Exkursionen; er möchte die Zusammenhänge der Welt verstehen, und deshalb liest er viel. Heiteres und Ernstes, zurzeit Bücher von Julian Barnes und Paulo Coelho, «Shirobamba» von Yasushi Inoue und Legenden über Schaffhauser Galgenvögel, aufgezeichnet von Hans Wahl.

Sprache als Musik
«Wer nicht liest, verarmt», meint er und «warnt» gleich davor, erst im Ruhestand mit dem Lesen zu beginnen; Lesen rege das Denken an und sollte «Begleiter durchs Leben sein». Zeitungslesen sei wohl richtig und notwendig, genüge aber nicht, weil Sprache «in der Literatur zu Hause ist» und gute Sprache vergleichbar sei mit Musik. Manchmal lese er Sätze laut, gern zum Beispiel die wunderschöne Gedichtzeile von Gottfried Keller: «Trinkt, oh Augen, was die Wimper hält, von dem goldnen Überfluss der Welt …»

Stilles Betrachten
Was bleibt, was ist wichtig im Leben? Wichtig sind für Felix Schwank offene Augen, wache Sinne, gutes Beobachten, stilles Betrachten. Und ergänzend schlägt unser Philosoph vor, ab und zu im Alten und Neuen Testament zu blättern, über diesen oder jenen Psalm und vor allem über die «Gottesferne in unserer Zeit» nachzudenken; die in unserer Spassgesellschaft fröhlich praktizierte «Frühpensionierung» des lieben Gottes sei nicht von Gutem …
So also heben wir nun das Glas und gratulieren unserm Autor in freundschaftlicher Verbundenheit und von Herzen zu seinem 85. Geburtstag. Ad multos annos!

**Glückwunsch, Erinnerungen eines ehemaligen Stadtratskollegen**

1950, mit 28 Jahren, wurde Felix Schwank nach einigem politischen Geplänkel der wohl jüngste Verhörrichter in der Geschichte der Schaffhauser Justiz. Es war damals ein Einmannbetrieb, allerdings noch ohne die schwer aufzuklärenden grossen Wirtschaftsvergehen von heute, dafür ging es um die Verfolgung einer Unzahl grösserer und kleinerer Strolche. Wenige Jahre später wurde er bereits erster Staatsanwalt.
Weitere Etappen: 1960, 38-jährig zum Schaffhauser Stadtrat gewählt, wo er schnell mit dem «Stadtfürsten» Bringolf zu harmonieren begann. In Buch und Tagebuch sind die Kollegen oftmals charakterisiert. Ich nehme nicht an, dass er über mich nur Liebes geschrieben hat. Das hätte ja auch nicht mir und den Tatsachen immer entsprochen.
Nach acht Jahren Stadtrat hatten ihn die Schaffhauser zum Präsidenten gewählt. Zwanzig Jahre blieb Felix Schwank im Amt, unbestritten, wenn auch nicht nur geliebt. Was ja nicht unbedingt ein gutes Zeugnis seiner Arbeit gewesen wäre.
In den «Schaffhauser Nachrichten» erscheinen in unregelmässigem Rhythmus immer wieder kleine Reminiszenzen aus seinem Leben, aus seiner vielseitigen Tätigkeit, in der seine Ehefrau Ruth eine nicht unbedeutende Rolle spielt. Für vergangene Ereignisse wird er sich wohl auf seine Tagebuchnotizen verlassen.
Heute befindet sich der Jubilar in seltener geistiger Frische, allerdings mit stark nachlassendem Gehör. Es ist anzunehmen und zu hoffen, dass er weiterschreibt und seine gesammelten Aufzeichnungen sorgfältig aufbewahrt, damit sie dereinst ausgewertet und vielleicht gar editiert werden können. Er braucht nicht, wie Elias Canetti, eine 20-jährige Sperrfrist zu fordern. Spätere Historiker werden eine Fundgrube vorfinden. Verwandte und Freunde, die ihn einen Teil seines Lebenswegs begleiten durften, wünschen ihm und auch seiner Frau Ruth, welche sich zurzeit von einer Operation erholt, noch weitere glückliche und unbeschwerte Jahre.
Jörg Aellig


Felix Schwank, erst Stadtrat, dann Schaffhauser Stadtpräsident von 1968 bis 1988, kann bei bester Gesundheit seinen 85. Geburtstag feiern.
Bild: B.+E. Bührer

#Notizen zu Namen

3. Juli 2007 | Peter Scheck wird als neues Mitglied in Pflicht genommen

Schaffhauser Nachrichten, Region, Journal

Peter Scheck (SVP, Schaffhausen) wurde gestern von Mathias Freivogel (SP, Schaffhausen) mit dem Amtsgelübde als Mitglied des Parlamentes in Pflicht genommen. Er löst Stefan Oetterli (SVP, Schaffhausen) ab.

#Notizen zu Namen

29. Mai 2007 | Lt Fesch

FR 25.05.2007: Johannes J. Brunner v/o Fesch (x) wurde nach bestandener Offiziersausbildung bei der Pz/Art OS 22 in Spiez feierlich zum Leutnant der Aufklärung befördert.
Ein richtiger gelber Aufklärer mehr in der S! Herzliche Gratulation und nun viel Erfolg an der HSG!
Dem Vernehmen nach lässt Fesch die Haare jetzt wieder wachsen, um die Rütli-Feier am 1. August besuchen zu können.

#Notizen zu Namen

26. Mai 2007 | Alternative Liste: Florian Keller kandidiert für die Wahl als Ständerat

Schaffhauser Nachrichten, Region
W.J

Die Mitglieder der Alternativen Liste Schaffhausen (ALS) haben an ihrer Versammlung vom vergangenen Donnerstag Florian Keller (Bild) für die am 21. Oktober dieses Jahres stattfindende Wahl in den Ständerat nominiert.
«Nachdem die Sozialdemokratische Partei mit nur einer Kandidatin für den Ständerat kandidieren wird, hat sich für die Vertreter der Alternativen Liste Schaffhausen die Möglichkeit eröffnet, das Kandidatenfeld mit einer eigenen Kandidatur zu ergänzen», heisst es in einer gestern von den «Alternativen» verbreiteten Mitteilung. Mit einer Kandidatur für den Ständerat sorge die ALS dafür, dass auch politisch links stehende Schaffhauserinnen und Schaffhauser beide Linien auf dem Wahlzettel füllen können.
Florian Keller ist 23 Jahre alt. Er gehört zu den Gründungsmitgliedern der Alternativen Liste und wurde im Herbst 2004 als Vertreter des Wahlkreises Schaffhausen in den Kantonsrat gewählt. Florian Keller ist neben seinem Studium der Jurisprudenz an der Universität Bern als wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Schweizerischen Gewerkschaftsbund tätig. Er gehört ausserdem zu den Promotoren der jüngsten Lehrstellen-Initiative der ALS.
Neben der Nomination von Florian Keller als Kandidat für den Ständerat beschlossen die Mitglieder der Alternativen Liste ausserdem die Nein-Parole zu der am 17. Juni zur Abstimmung gelangenden fünften Revision der Invalidenversicherung. Der einstimmigen Beschlussfassung ging eine Einführung von Gastreferentin Iren Eichenberger voraus.

#Notizen zu Namen

23. Mai 2007 | Lehrstelleninitiative

Schaffhauser Nachrichten, Region
Robin Blanck

AL-Kantonsrat Florian Keller und AL-Grossstadtrat Christoph Lenz waren sichtlich zufrieden, als sie die 1189 beglaubigten Unterschriften an Staatsschreiber Reto Dubach überreichen konnten. 1000 wären für das Zustandekommen nötig gewesen. «Wir hatten eine gute Resonanz beim Sammeln der Unterschriften», sagte Keller. «Und das, obwohl wir über die Wintermonate unterwegs waren, in denen es schwerer ist, Leute auf der Strasse anzusprechen», fügte Lenz bei. Und darum geht es: Die Initianten wollen ein Gesetz, welches sämtliche Schaffhauser Betriebe mit Angestellten dazu verpflichtet, einen Anteil der Lohnsumme – im Initiativtext wird der Maximalwert von einem Promille genannt – in einen kantonalen Berufsbildungsfonds einzuzahlen. Aus diesem Fonds sollen Administrativkosten der Ausbildungsbetriebe gedeckt werden: Davon versprechen sich die Initianten eine Attraktivierung der Ausbildung und eine erhöhte Bereitschaft, Lehrlinge auszubilden – was wiederum zu einer Reduktion der Jugendarbeitslosigkeit beitragen würde.

Kantonsrat am Zug
Wie es mit der Initiative nun weitergeht, muss gemäss Staatsschreiber Reto Dubach der Kantonsrat entscheiden: Entweder gibt der Rat eine Abstimmungsempfehlung ab und legt das Geschäft direkt dem Volk vor, oder das Kantonsparlament will einen Gegenvorschlag ausarbeiten. Zeitlich verzögert würde der Volksentscheid durch die Formulierung eines Gegenvorschlages, denn dafür kann sich das Parlament 18 Monate Zeit lassen.


Kantonsrat Florian Keller (r.) und Grossstadtrat Christoph Lenz (l.) bei der Übergabe der beglaubigten Unterschriften an Staatsschreiber Reto Dubach.
Bild: Robin Blanck

#Notizen zu Namen

8. Mai 2007 | Emotionale letzte SIG-Generalversammlung; «Ich bereue die Kandidatur nicht»

Schaffhauser Nachrichten, Region
Hans-Caspar Ryser

Lag es am bereits mehrheitlich vollzogenen Verkauf der SIG an die
neuseeländische Rank-Gruppe, oder war es die fehlende Information, dass auch Aktionäre, die ihre Aktien Rank bereits zum Verkauf «angedient» hatten, ebenfalls abstimmungsberechtigt waren? Auf alle Fälle ging die gestrige letzte Generalversammlung der SIG-Holding AG in der Industriehalle 1 am Hauptsitz in Neuhausen mit einer rekordtiefen Beteiligung von lediglich 237 Aktionären über die Bühne. Beim Eintreffen der Aktionäre war immer wieder der Satz zu hören: «Nun führen wir eine traurige Geschichte zu Ende.» Dass die Aktionäre dabei nicht schlecht verdienten, blieb dabei jedoch mehrheitlich unerwähnt.

Alle Traktanden genehmigt
Eingangs schilderte Verwaltungsratspräsident Lambert Leisewitz nochmals die Hinter- und Beweggründe, welche zum Verkauf der SIG an die neuseeländische Rank-Gruppe geführt hatten. Bei der anschliessenden Behandlung der Geschäfte gingen bereits beim ersten Traktandum, der Statutenänderung zur Aufhebung der Vinkulierungsbestimmungen und Stimmrechtsbeschränkungen zu Gunsten der Rank-Gruppe als Käuferin von SIG, erstmals die Emotionen hoch. Den Reigen der Wortmeldungen und Vorstösse eröffnete Ewin Somm, früherer Verwaltungsratspräsident der SIG. Er bezeichnete diese letzte Generalversammlung als Farce, da ja bezüglich des Verkaufs der SIG längst schon alles gelaufen sei. Zudem wollte er sich versichern, dass es bei der Bank, welche die Übernahme der SIG begleitete, mit rechten Dingen zu- und herging. Im Weiteren verstehe er nicht, dass das Management für seine Verkaufsanstrengungen als Teil seiner Aufgabe fürstliche Prämien erhalten habe, während die Mitarbeitenden leer ausgingen. Sekundiert wurde Somm anschliessend von Thomas Minder, welcher zu einem Rundumschlag gegen die Incentivezahlungen an das Management ausholte und eine Erklärung zu den geleisteten Prämien und Auszahlungen an das Management verlangte. Kantonsratspräsident Matthias Freivogel appellierte anschliessend an die Verantwortung der neuen Eigentümern bezüglich Firmenhauptsitz und Mitarbeitende. Der Aufhebung der Vinkulierungsbestimmungen als einer der von Rank gestellten Bedingungen zur Übernahme wurde dann schliesslich trotzdem mit grossem Mehr entsprochen.
Auch der von CEO Rolf-Dieter Rademacher präsentierte Jahresbericht inklusive Konzernrechnung wurde mit grossem Mehr von der Versammlung genehmigt.

Mitarbeiter am Gewinn beteiligen
Beim Traktandum zur Verwendung des Bilanzgewinns schlug Edwin Somm in einem Gegenvorschlag vor, statt den Gewinn von 31,1 Millionen Franken auf neue Rechnung zu übertragen, sollten davon 6,5 Millionen Franken an die Mitarbeitenden ausbezahlt werden, um damit ein Zeichen für ihre geleistete Arbeit unter erschwerten Bedingungen zu setzen. Der Verwaltungsrat zeigte sich von diesem Gegenvorschlag überrascht, nahm ihn aber dann doch entgegen. Bevor es jedoch zur Abstimmung darüber kam, verlangte er eine «Auszeit» wie bei einem Eishockeymatch, um mit seinen Anwälten und Rechtsberatern darüber zu beraten.
Nach beschlossener Nein-Parole lehnte dann die Versammlung den Gegenvorschlag mit einem Nein-Stimmen-Anteil von 77,2 Prozent gegenüber einem 22,6-Prozent-Ja-Stimmen-Anteil ab. Praktisch diskussionslos passierte das Traktandum zur Entlastung der Mitglieder des Verwaltungsrates und der Geschäftsleitung für das Geschäftsjahr 2006.

Kein lokaler Verwaltungsrat
Beim Traktandum «Verwaltungsratswahlen» lehnte die Versammlung es ab, Martin Frey als lokales Verwaltungsratsmitglied in den neu zu bestellenden Verwaltungsrat aufzunehmen. Dies, nachdem bereits die Rank-Gruppe den Vorschlag von Martin Frey abgelehnt hatte. Als neuer Verwaltungsratspräsident gewählt wurde Thomas Degnan von der Rank-Gruppe. Auch der nicht anwesende Graeme Hart, Mehrheitseigentümer der Rank-Gruppe, Rolf-Dieter Rademacher und Jakob Höhn wurden neu in das Aufsichtsgremium gewählt.
Abschliessend hob der neu gewählte Verwaltungsratspräsident Degnan nochmals die Vorteile des Zusammengehens von Rank und SIG hervor und gab seiner Freude Ausdruck, mit den 4000 SIG-Mitarbeitenden die Erfolgsstory des Unternehmens fortschreiben zu können.

**«Ich bereue die Kandidatur nicht»**

Der Schaffhauser Wirtschaftsanwalt Martin Frey stellte an der gestrigen Generalversammlung den Antrag zur Zuwahl seiner Person in den neuen Verwaltungsrat. Er wollte die Stimme der Region im neuen Verwaltungsrat vertreten. Der Antrag wurde mit 77 Prozent der Stimmen abgelehnt.

*Herr Frey, Sie wurden klar nicht gewählt. Wo waren die Leute, welche die Faust im Sack machen?*
Die Generalversammlung war eine Farce, denn 90 Prozent der Stimmen waren durch die Rank-Gruppe und den unabhängigen Stimmrechtsverwalter vordefiniert. Die meisten Aktionäre sind aus Frust und Unkenntnis über ihre Rechte überhaupt nicht gekommen. Normalerweise waren an der GV jeweils 600 Leute da, gestern waren es nur 237.

*Sind Sie enttäuscht?*
Nein, ich bin sehr zurfrieden und bereue nichts. Ich habe das bestmögliche Resultat erreicht. Vor allem bin ich aber dankbar für all die anderen Votanten, die sich Luft gemacht haben.

*Rank übernimmt das SIG-Management und spricht sich für den Standort Neuhausen aus. Kann man das nicht als Zeichen der Kontinuität werten?*
Diese Botschaft hör ich gern, allerdings fehlt mir etwas der Glaube. Ich bin aber froh, dass der neueVerwaltungsratspräsident Degnän da war, der bei mir einen guten Eindruck hinterliess. Es hat mich gefreut, daso er sich explizit zum Standort Neuhausen geäussert und auch Bezug genommen hat auf die Zusammenarbeit mit dem Kanton und der Gemeinde Neuhausen.

#Notizen zu Namen

7. Mai 2007 | Steinchen im Mosaik der Rank bewahren

Schaffhauser Nachrichten, Wirtschaft
Doris Kleck

Heute geht ein Stück Schaffhauser Industriegeschichte zu Ende. 154 Jahre ist es her, dass die Gründerväter Friedrich Peyer im Hof, Heinrich Moser und Conrad Neher die «Schweizerische Waggons-Fabrik bei Schaffhausen» gründeten. Man wollte sich die Wasserkraft des Rheinfalls zu Nutze machen. Das erklärt das Kuriosum, dass die ersten Eisenbahnwagen mit Pferdefuhrwerken ausgeliefert werden mussten, weil keine Gleisanschlüsse zum Werkgelände führten. Die Gründung der SIG erfolgte aber nicht nach dem damaligen Schema F für Unternehmensgründungen: Die SIG war nie ein eigentlicher Handwerksbetrieb, der stetig wuchs. Im Gegenteil, die Gründerväter fuhren im grossen Stile ein: Von Beginn weg arbeitete die SIG mit einer Belegschaft von rund 150 Mann. Die SIG war eine richtige Fabrik. Ein wichtiger Arbeitgeber. Und der Stolz der Schaffhauser Bevölkerung.

Region Schaffhausen vertreten
An diesem Punkt setzt die Geschichte des Schaffhauser Wirtschaftanwaltes Martin Frey ein. Kürzlich habe ihn ein ehemaliger SIG-Mitarbeiter gefragt, ob er wisse was SIG heisse. Nein, nicht «Schweizerische Industrie-Gesellschaft», klärte ihn der Mitarbeiter auf. Stattdessen? «Si Isch Gsii». Der Verlust der Eigenständigkeit und das Aufgehen in der neuseeländischen Rank-Gruppe errege die Gemüter in der Region Schaffhausen, meint Frey. Sorge für Unsicherheit. All diesen Leuten, welche die Faust im Sack machen, will der Anwalt seine Stimme geben. An der heutigen Generalversammlung will er sich deshalb zur Wahl in den Verwaltungsrat stellen. Er ist der Meinung, dass das Lokalkolorit auch unter der neuen Führung der Rank-Gruppe im Verwaltungsrat vetreten sein sollte. Er sieht sich als Bindeglied zwischen der Region Schaffhausen und der SIG Holding. Und er will sich dafür einsetzen, dass der Sitz der SIG Holding in Neuhausen ebenso wie die Arbeitsplätze erhalten bleiben – wenn nicht sogar ausgebaut werden. Sein Vorgehen gründet ein Stück weit auch auf seiner Irritation über den Kanton und die Wirtschaftsförderung, die den Verkauf als Fait accompli hingenommen haben. Notwendig war der Verkauf seiner Ansicht nach keineswegs. Auch in einer globalisierten Welt könne eine Unternehmung ihre Eigenständigkeit bewahren, wenn sie es wolle. Doch jetzt will er aus der Situation das Beste machen: «Das bin ich auch meinen Vorfahren schuldig.»
Denn Martin Freys Jugend war eng mit der SIG verknüpft. Schon sein Urgrossonkel Hermann Frey amtete zwischen 1898 und 1927 als Verwaltungsratspräsident. Anschliessend führten Grossvater Oscar und Vater Rene Frey das Unternehmen bis 1975. Seine erste Erinnerung an die SIG? «Das war 1957, als die SIG den Auftrag der Schweizer Armee für das Sturmgewehr bekam. Da knallten die Korken im Haus. Doch als Sechsjähriger realisierte ich nicht genau, was der Grund war, der mich am Schlafen hinderte.» Mit der Herstellung von Waffen begann die SIG bereits 1860. Das Waffengeschäft diente als zweites Standbein neben dem Waggonbau, um sich gegen Krisen in einer Branche abzusichern. Das Konzept der Diversifikation hatte damals gerade seine Gültigkeit. So stieg die SIG 1906 auch in den Markt für Verpackungsmaschinen ein. Automobile, Elektrofahrzeuge und Pressluftwerkzeuge hatte sie ebenso im Angebot. Und Viehenthäuter. Martin Frey erinnert sich, wie er einmal von der Geschäftsleitung ins Schlachthaus abdelegiert wurde, um die Funktionalität des Viehenthäuters zu überprüfen. Den Blick auf die Kuh, die mit dem Bolzen erlegt und hernach enthäutet wurde, wollten sich die Chefs ersparen.

Einkaufstour mit Boutellier
Es war Roman Boutellier, CEO von 1999 bis 2004, der bei Martin Frey die Erinnerung an diese Anekdote wieder weckte. Denn Boutellier sagte an einer GV zur Rechtfertigung der neuen Fokussierungsstrategie aufs Verpackungsgeschäft: «Stellen Sie sich mal vor, die SIG hat gar einmal Viehenthäuter hergestellt.» Der St. Galler Professor Boutellier wusste aus den Lehrbüchern, dass die Zeit der Diversifikation vorbei war. Die Konzentration auf die Kernkompetenzen war angesagt. Die SIG stiess den Schienenfahrzeugbau und das Waffengeschäft ab.
Das war im Jahr 2000. Doch die eigentliche Zäsur in der SIG-Geschichte fand bereits 1989 statt, auch wenn man dies damals nicht unbedingt als solche erkannte. Noch unter der Leitung von Ulrich Dätwyler stieg die SIG mit dem Kauf der deutschen Papier- und Klebstoffwerke Linnich GmbH (PKL) in das Geschäft mit Verpackungen von flüssigen Lebensmitteln ein. Milch, Saft, Suppen oder Saucen zum Beispiel. «Mit dieser Akquisition wurde aus der überschaubaren Firma ein europäischer Konzern», meint Martin Frey heute. 1998 wird die PKL in SIG Combibloc umbenannt. Und die SIG Combibloc ist heute die weit wichtigere der zwei noch verbliebenen Divisionen: Combibloc erzielte im letzten Jahr einen Betriebsgewinn von 104 Millionen Euro, die Sparte SIG Beverages (Kunststoffflaschen) wies eine Million Euro als Betriebsgewinn aus.
Im Prinzip wurde aus der SIG mit dem Kauf der PKL ein deutscher Konzern. Bei- den Feierlichkeiten zum 150-jährigen Bestehen der SIG 2003 meinte denn auch Boutellier: «Das Unternehmen identifiziert sich nicht mehr mit Neuhausen, sondern mit der Marke SIG.» Der Ausspruch hat aber nicht nur damit zu tun, dass die Zahl der Mitarbeiter in Neuhausen seit 1991 von 2500 auf 250 geschrumpft ist, sondern auch damit, dass die SIG unter Roman Boutellier fleissig auf Einkaustour ging. «Boutellier verfolgte eine Hunter-Strategie, die offensichtlich falsch war», meint Martin Frey heute. HambaFilltec, Alfa und Simonazzi sind Beispiele von Firmen, die im Jubiläumsbuch der SIG noch in den höchsten Tönen als Neuakquisitionen gelobt, kurze Zeit später aber wieder abgestossen wurden. Dass die Bereinigung des Konzernportfolios mit hohen Kosten verbunden war, versteht sich von selbst.

Verkauf der SIG Pack
Unter dem «Gesundschrumpfungsprozess», der mit der Fokussierung auf die Verpackung für Flüssigkeiten einherging, verkaufte die SIG auch die in Beringen ansässige SIG Pack. Diese Division stellte Verpackungsmaschinen für Stück- und Schüttgüter her und beschäftigte weltweit 1750 Mitarbeiter, davon 700 im Werk Beringen. Die Ankündigung kam ausgerechnet im Jubiläumsjahr 2003, das unter dem Motto «Gemeinsam in die Zukunft» stand, und schlug in der Region hohe Wellen. Martin Frey bezeichnet diesen Verkauf an den Bosch-Konzern als «Todesstoss» für die SIG. Weshalb? «Das war für mich ein Schritt zu viel in Richtung Fokussierung», sagt der Schaffhauser, der aber auch hinzufügt, dass die Konzentration auf das Verpackungsgeschäft grundsätzlich richtig gewesen sei. Er argumentiert allerdings, dass sich die SIG heute mit einer übermächtigen Konkurrentin messen muss: Tetra Pak hat im Bereich der Verpackungen für Flüssigkeiten eine klare marktbeherrschende Stellung inne. Deshalb beurteilt er die eindimensionale Fokussierung auf die Flüssigkeiten als eine Gefahr für die SIG: «Die SIG hat sich damit selbst zum perfekten Übernahmekandidaten gemacht.»

Ruhe kehrt hoffentlich wieder ein
Und der Rest der Geschichte ist ja hinlänglich bekannt. Die SIG wird vom Schweizer Aktienmarkt verschwinden. Ihre Zukunft liegt in der Hand der neuseeländischen Rank-Gruppe. Martin Frey rechnet nicht damit, dass er in den Verwaltungsrat gewählt wird.
Doch was wäre wenn? Die Fokussierung sei jetzt natürlich durchgezogen, daran könne er nichts mehr rütteln, sagt Frey. Schliesslich wisse er aber auch nicht, wie die SIG innerhalb der Rank-Gruppe positioniert sein werde: «Vielleicht passt ja die SIG wie ein Mosaiksteinchen in die Rank-Gruppe. Dann geht es darum, das Mosaiksteinchen innerhalb der Gruppe in Neuhausen zu bewahren.» Oder vielleicht gar auszubauen. Nach der Abwehrschlacht gegen Tito Tettamantis Sterling und dem Bieterkampf mit Elopak und Rank sind jetzt immerhin wieder die Kräfte frei, um sich auf das Wesentliche zu konzentrieren: das operative Geschäft.


Martin Frey will in den Verwaltungsrat der SIG, damit auch die Region Schaffhausen vertreten ist.
Bild: Doris Kleck

#Notizen zu Namen

2. April 2007 | «Me mo au öppis tue für siis Glück»

Es war, um das vorwegzunehmen, ein grosses Fest: rund 200 geladene Gäste waren der Einladung von Peter Uehlinger gefolgt, gemeinsam mit ihm den runden Geburtstag zu feiern. Während des Apéros spielte der Musikverein Neunkirch auf, und als dann «Happy Birthday» intoniert wurde, kannte die Begeisterung keine Grenzen: das Geburtstagskind wurde mit Standing Ovations geehrt.

«Viele der Geburtstaggrüsse, die ich erhielt, haben mich zwar eher an einen Nachruf erinnert», meinte der Jubilar in seiner pointierten Ansprache nach der Vorspeise. Er könne auf eine schöne und glückliche Zeit zurückblicken, meinte er weiter und fügte bestimmt hinzu: «Me mo au öppis tue defür.» Zuoberst stehe für ihn das intakte Familienleben, wo Vertrauen und Zuwendung die wichtigste Rolle spielten; dafür (und auch für die Organisation des Festes) dankte er seiner Frau Lotti sowie seinen Kindern Irene und Peter sichtlich gerührt; sein Dank galt auch den zahlreichen Freundschaften, die er in seinem ganzen Leben habe erfahren dürfen.
Freundschaften, die vor vielen Jahren schon bei den Pfadfindern geschlossen wurden, dann auch bei der Kantonverbindung Scaphusia; einen ganz wichtigen Stellenwert nimmt auch die «Ehrengilde» des Munotvereins ein, von der zahlreiche Mitglieder erschienen waren, worunter die Alt-Munotväter Hans Mäder und Kurt Baader. Gekommen war auch eine Delegation der Polittprominenz, unter vielen anderen etwa die Alt-Regierungsräte Ernst Neukomm und Kurt Amsler, Alt-Ständerat Ernst Steiner und Felix Bolli, damaliger Nachfolger Uehlingers, und auch der jetzige Staatschreiber Reto Dubach durfte natürlich nicht fehlen.

Jubilar Peter Uehlinger richtet das Wort an «seine» Gemeinde, währenddem seine Enkelinnen fleissig fotografieren.

Alt-Regierungsrat Kurt Amsler mit Gattin Cornelia: Er hat mit Peter Uehlinger in der Regierung zusammengearbeitet.

Dorothee und Felix Bolli lassen sich von Sarah bedienen; Bolli war seinerzeit der Nachfolger Uehlingers als Staatsschreiber.

Peter Uehlinger, Sohn des Jubilars und Organisator, mit seinen Kindern Laura, Sarah und Simon.

Peter Rudischhauser mit Gattin Claudia; er ist der Göttibueb von Peter Uehlinger.

#Notizen zu Namen

31. März 2007 | Nicht alles muss so sein wie früher

Schaffhauser Nachrichten, Region
Martin Schweizer

«Mir alte Chlaus», sagte er und schaut kurz aus dem Fenster auf einen mächtigen Baum. Auf eine Trauerbuche. Doch melancholisch oder gar traurig ist die Atmosphäre an diesem Nachmittag mitnichten. Draussen scheint die Sonne, der Frühling naht, die Stimmung ist gut. Und mit seinem schlohweissen Haarschopf wirkt unser sympathischer Gastgeber gelassen und heiter, sogar etwas weise, altersweise.
Auf dem Sofa in der Wohnstube sitzt auch Lotti, seine um Jahre jüngere Frau, die ab und zu sanft in das Geschehen eingreift. Sie muss dem Herrn Gemahl allerdings nie wirklich auf die Sprünge helfen. Denn Peter Uehlinger, der morgen Sonntag seinen 80. Geburtstag feiern kann, verfügt über ein absolut intaktes Erinnerungsvermögen und ist ein hervorragende Erzähler. Man hört ihn gern zu. Und er strahlt noch immer jene Ruhe und Sicherheit aus, die ihn schon als amtierender Staatsschreiber auszeichneten: So strub es manchmal auch her und zu gehen mochte, Peter Uehlinger behielt den Überblick und verlor nie die Nerven. Das war nicht immer einfach, zumal schon in den ersten Jahren seiner Tätigkeit sehr unterschiedliche Charaktere in der Regierung sassen, Ernst Lieb, Robert Schärrer, Franz Fischer, Hermann Wanner, Erwin Hofer, Ernst Neukomm, Paul Harnisch, Kurt Waldvogel, Bernhard Stamm, Kurt Amsler.
Über alles gesehen machte ihm die Arbeit als engster Mitarbeiter und Rechtsberater des Regierungsrates aber sichtlich Spass, und als vor 15 Jahren der Ruhestand näher rückte, klagte er, der Abschied aus der Staatskanzlei falle ihm mit jedem Tag schwerer. Heute, im Rückblick, sieht er das etwas anders, denn er kann, zusammen mit seiner Ehefrau, den Ruhestand sehr wohl geniessen. Er reist viel, besucht Museen, geht an Konzerte, vertieft sich in Bücher, vorzugsweise in Krimis, Donna Leon, Mankell und Co.
Nach wie vor verfolgt er zwar auch die kleine und grosse Politik, doch mischt er sich nicht mehr ein: Jetzt seien die jungen am Zug, und keineswegs alles müsse heute so laufen wie früher, meint er. Die junge Generation sei durchaus in der Lage, ihr Leben selbst zu gestalten.
Seine Zeit aber als Staatsschreiber, 21 Jahren waren es, erfüllte ihn voll und ganz, da besteht überhaupt kein Zweifel, auch wenn ihm der Beruf und sein Amt damals noch eine ganze Latte zusätzlicher Verpflichtungen aufgebürdeten. Peter Uehlinger, kein Stubenhocker, war auf den verschiedensten Gebieten, vor allem natürlich juristischen, ein gefragter Experte und darum häufig auf Achse. Immer wieder stand er auch seinem Heimatort zu Diensten, so als Verwaltungsrat der Spar- und Leihkasse oder als OK-Präsident des 1993 in Neunkirch durchgeführten kantonalen Musikfestes.
Die oft recht anspruchsvollen Aufgaben haben ihn gefordert, der Einsatz in der Öffentlichkeit passte jedoch wie angegossen zu ihm, denn, so sagt er, «ich bin ja von Natur aus eine Gesellschaftsmensch». Es sei damals auch immer wieder mal lustig und unterhaltsam gewesen, weniger hektisch als heute; man habe bei Anlässen viele Leute kennen gelernt und sich dabei gleich noch kulinarisch und önologisch weitergebildet…
Um «sieben Ecken herum» sind alle Uehlinger aus näherer und weiterer Umgebung irgendwie miteinander verwandt. Doch abgesehen von seiner grossen Familie samt Anhang hat Peter Uehlinger im Laufe der Zeit ein schier unglaublich dichtes Beziehungsnetz geknüpft, das er seit seiner Pensionierung und trotz Rückenleiden vermutlich besser den je pflegt. Regelmässig trifft er sich mit ehemaligen Mitgliedern der Regierung, mit Chefbeamten, mit der Scaphusia, mit Freunden und Kollegen aus dem Munotverein, dem Touring Club.
So trocken wie das Thema seiner vor einem halben Jahrhundert verfassten Dissertation («Die Veranlagung der direkten Steuern nach dem Rechte des Kantons Schaffhausen unter besonderer Berücksichtigung der gegenwärtigen Revisionsbestrebungen») läuft es im Kreise seiner Freunde allerdings kaum je ab, und so wird es gewiss auch morgen sein: Zweihundert Gäste werden zu Ehren von Peter Uehlinger in der Städtlihalle erwartet, die Nüüchilcherer Musik wird seinem Ehrenmitglied den Marsch blasen, und wir freuen uns, dem grossen Meister schon heute von Herzen gratulieren zu dürfen.


Geniesst den Ruhestand seit 15 Jahren in vollen Zügen: Peter Uehlinger, ehemaliger Staatsschreiber, hier in seinem Haus im Klettgau.
Foto: Bruno Bührer.

**Regierungsrat. Auch das war für den ehemaligen Staatsschreiber einst die Frage – wenn auch nur kurz.**
-zer.
Er war dank seiner Kompetenz unbestritten das sechste Mitglied im an sich fünfköpfigen Regierungskollegium. Beraten, mitreden an Sitzungen, ohne allerdings wirklich mitzubestimmen, hiess das konkret für den im Laufe der Jahre mit allen Dossiers vertrauten Juristen Peter Uehlinger.
Als der von links bis rechts hoch geschätzte Staatsschreiber nach 21 Jahren altersbedingt aufhörte, gestand er darum freimütig: Gerne hätte er manchmal «etwas mehr Gewicht» ins regierungsrätliche Gremium eingebracht, konnte es aber auf Grund seiner Funktion nicht, was durchaus «ab und zu gewurmt» habe. Einmal wäre er auch fast Regierungsrat geworden. Es war vor genau 35 Jahren, 1972. Kaum als Staatsschreiber gewählt, wurde er als Mitglied der SVP von einer Ortssektion als Regierungsratskandidat vorgeschlagen. In einer Ausmarkung der Bezirkspartei Klettgau unterlag er indes Kurt Waldvogel, dem späteren und allzu früh verstorbenen Regierungsrat und Nachfolger von Franz Fischer. Interessant aber: In der folgenden Kampfwahl zwischen Kurt Waldvogel und Fritz Friedli wurde Peter Uehlinger gegen seinen Willen und als «Kandidat der letzten Stunde» doch noch portiert, und zwar von einer dem Touring Club nahe stehenden Gruppierung. Er erhielt einige Tausend Stimmen und wurde in späteren Jahren immer wieder mal als Regierungsratskandidat ins Spiel gebracht. Peter Uehlinger blieb aber der sechste Mann – zu seinem Vorteil, wie er schon damals stets beteuerte. Und heute kann ers nicht genug betonen: «Ich habe als Staatsschreiber sehr schöne und sehr spannende Zeiten erlebt.»


Ab 1957 war Peter Uehlinger Sekretär der Staatskanzlei; 1971, als diese Aufnahme entstand, wurde er Staatsschreiber des Kantons Schaffhausen.
Foto: B. + E. Bührer.

#Notizen zu Namen

27. März 2007 | Neuer Verwaltungsratspräsident

Schaffhauser Nachrichten, Regionale Wirtschaft

An der Generalversammlung der Clientis Ersparniskasse Schaffhausen wurde Rechtsanwalt Jürg P. Spahn, Schaffhausen, bisher Vizepräsident, an Stelle des aus dem Verwaltungsrat ausscheidenden Kurt Peyer zum neuen Verwaltungsratspräsidenten gewählt. Zum neuen Vizepräsidenten ernannt wurde Ständerat Hannes Germann. Neu in den Verwaltungsrat gewählt wurde Carlo Klaiber. Die Generalversammlung hat im Weiteren allen Anträgen des Verwaltungsrates zugestimmt. Angesichts des Rekordergebnisses 2006 wurde die Dividende von 15 auf 20 Prozent erhöht. Die gemeinnützige Hülfsgesellschaft Schaffhausen erhält einen erhöhten Beitrag von 75 000 Franken.


Carlo Klaiber (Plato Fortunae), Jürg P. Spahn und Ständerat Hannes Germann (v.l.).
Foto: Hans-Caspar Ryser.

#Notizen zu Namen

26. März 2007 | Mit Elan in die neue Museumssaison

Schaffhauser Nachrichten, Region
René Uhlmann

Es herrschte Hochbetrieb am Samstag auf dem Gelände des Zeughauses auf der Breite, und das Rattern alter Motoren sowie die dazugehörigen Abgasgerüche erfüllten die kalte Luft. Es war, wieder einmal, ein so genannter Arbeitstag, wo es darum ging, die «eingewinterten» Fahrzeuge für die neue Saison parat zu machen und auch die anderen Teile der vielfältigen Ausstellung sozusagen zu entstauben. Denn bereits am kommenden Samstag ist das Museum heuer zum ersten Mal wieder geöffnet. Insgesamt siebenmal, jeweils am ersten Samstag des Monats.

Erfolgreiches Vereinsjahr
Martin Huber, Präsident des Vereins, konnte am Samstag auf ein erfolgreiches Vereinsjahr zurückblicken. 276 Mitglieder sind heute dabei, von denen im vergangenen Jahr rund 80 neue hinzukamen. Rund 2000 Besucher hatte das Museum zu verzeichnen, allein am Eröffnungstag der Sonderausstellung «Die Kadetten in Schaffhausen» kamen 500 Interessierte. Zudem konnte das Museum weiter ausgebaut werden: 16 weitere Fahrzeuge erstand der Verein, der gerade noch erfolgreich verhindern konnte, dass diese historisch wertvollen Objekte zur Steigerung gebracht wurden.
Transportunternehmer aus Schaffhausen haben dann diese Fracht in einem Konvoi von acht Lastenzügen mit Anhängern in einem Tag von Thun nach Schaffhausen überführt. «Natürlich sind diese Gefährte noch fahrtauglich, aber, dieser Weg wäre doch wohl etwas zu weit gewesen», meint Huber.

Ein weiterer Panzer…
Und zum schon vorhandenen Panzer 68/88 kam, allerdings leihweise, ein Panzerjäger G13 dazu. Dagegen schenkte die Armee dem Museum einen 12-Zentimeter-Minenwerfer, Modell 1987/92, und die 7,5 Zentimeter-Kanone 1903/40 wurden von Fachleuten aus dem Kreis des Vereins restauriert. Auch die Sammlung Karl Bauert, die in einem eigenen Trakt im Zeughaus untergebracht ist, wurde durch eine wertvolle Gewehrsammlung und andere einzelne Gegenstände erweitert.

… und 160 Musikinstrumente
Schliesslich gibt es noch die Sammlung von Jürg Zimmermann (v/o Pfuus): 160 Musikinstrumente hat er zusammengetragen, dazu auch einige Exemplare aus dem Ausland. Die «Sammlung Zeughaus» wurde im vergangenen Jahr vervollständigt: In den ursprünglichen Räumen ist jetzt das vorhandene Material aus früheren Zeiten sozusagen vorschriftsgemäss eingelagert. An einer Medienkonferenz ,vom Samstag zeigte sich Martin Huber darüber erfreut, dass das Interesse am Schaffhauser Museum weit über die Region hinausgeht. So war Divisionär Werner Bläuenstein, Chef Logistik der Schweizer Armee, auf eigenen Wunsch zu Besuch in Schaffhausen, und was er sah, habe ihn begeistert. «Er hat», so Huber, «Bereitschaft gezeigt, uns zu unterstützen, wir sind also in Bern wahrgenommen worden.»
Im Mittelpunkt der Veranstaltungen dieses Jahres steht die Ausstellung «200 Jahre Kantonale Offiziersgesellschaft Schaffhausen», die vom 29. Juni bis zum 1. Juli dauert und durch eine weitere Ausstellung, nämlich «Armee gestern» ergänzt wird, die man bis zum 9. Juli besuchen kann. Dabei sollen vor allem «im Gelände» bestimmte Situationen und Konstellationen aus früheren Zeiten nachgestellt werden.

«Standort sichern»
Ganz offensichtlich ist die Dynamik des «Museums im Zeughaus» ungebrochen; so will der Vorstand (im Zusammenhang mit dem «PASS»-Projekt) die «Standort- und Wachstumsmöglichkeiten langfristig sichern».


Christian Birchmeier beim Studium von Dienstvorschriften – auch diese werden gesammelt, und zwar möglichst lückenlos. Einige Laufmeter sind schon im Zeughaus.
Foto: René Uhlmann.

#Notizen zu Namen

24. März 2007 | Lücke in der modernen Zahnmedizin geschlossen

Schaffhauser Nachrichten, Stadt Schaffhausen
J.K.

Röntgenuntersuchungen sind aus der zahnärztlichen Praxis nicht wegzudenken. Die neuste Technologie steht jetzt auch in der Nordostschweiz zur Verfügung. Die implantologisch tätigen Schaffhauser Zahnärzte Thomas Müller und Cristiano Persi sowie die ebenfalls ortsansässigen Kieferorthopäden Marcel Cucu und Roland Schaffner haben an der Moserstrasse 27 das Volumentomografie-Zentrum Schaffhausen eröffnet. Die digitale Volumentomografie (VT) ist ein radiologisches Verfahren, das gegenüber der Computertomografie (CT) zahlreiche Vorteile hat, wie die vier Gründer am gestrigen Tag der offenen Tür, der heute Samstag wiederholt wird, erklärten.

Enorme Strahlenreduktion
So liefert die digitale VT in kürzester Zeit eine exakte radiologische Darstellung des gesamten Kiefer-Gesichts-Bereiches in allen drei Dimensionen. Dabei werden. mit einer einzigen Aufnahme alle nur erdenklichen Ansichten und Bildschnitte gewonnen. Hinzu kommt eine deutliche Reduktion der Strahlenbelastung, diese liegt bis zu 95 Prozent unter derjenigen der konventionellen CT. Und im Gegensatz zur CT befindet sich der Patient, die Patientin nicht in einer geschlossenen Röhre, sondern auf einem offenen Behandlungstisch; wobei die Aufnahmezeit nur 36 Sekunden dauert. «So lange können selbst Kinder stillhalten», unterstrich Marcel Cucu.

Auch für Hals-Nasen-Ohren-Ärzte
«Dank der neuen Technologie erhöht sich nicht nur die Sicherheit in der Diagnostik, sondern es lassen sich auch High-Tech-Anwendungen in der Kieferorthopädie und der zahnärztlichen Implantologie realisieren», sagte Thomas Müller. Und dank der Zusammenarbeit mit der Radiologieabteilung des Kantonsspitals erschliesse sich diese Röntgenanwendung, auch den Hals-Nasen-Ohren-Ärzten sowie den Hausärzten der Region. Indem die Gründer des Röntgenzentrums die neue Technologie auch interessierten Fachkreisen zur Verfügung stellen, werde im Grossraum Schaffhausen eine Lücke in der modernen Zahnmedizin geschlossen, sind sie überzeugt.


Thomas Müller, Christiano Persi, Roland Schaffner und Marcel Cucu (v.l.) bieten mit ihrem Volumentomografen eine neue Dienstleistung an.
Foto: Renè Uhlmann.

#Notizen zu Namen

14. März 2007 | Revolutionäres unterm Schweinsleder

Schaffhauser Nachrichten, Region
Robin Blanck

«Wir haben fast ein ganzes Spiel», sagt Peter Scheck und zeigt die Bögen mit den 92 spätmittelalterlichen Spielkarten her, die bereits für nationale Aufmerksamkeit gesorgt haben. Zum Vorschein gekommen sind die Karten, als im vergangenen Winter der Schweinsleder-Einband eines Abgabenverzeichnisses aus dem 16. Jahrhundert restauriert wurde. Gebunden wurde das Verzeichnis des Schaffhauser Spendamtes – eine Art mittelalterliche Sozialhilfe für Arme – zwischen 1526 und 1550, wie Martin Cordes, Stellvertreter des Stadtarchivs, in seinem zum Thema verfassten Artikel darlegt. Weil es damals noch keinen Karton gab und Papier teuer war, nutzte man bereits vorhandenes Material, das nicht mehr gebraucht wurde, für die Herstellung der steiferen Umschläge: So kamen die Spielkarten in den Einband. Die Karten dürften im frühen 16. Jahrhundert entstanden sein, eine genaue Datierung ist jedoch laut Cordes kaum möglich.
Etwas kleiner als die heutigen Spielkarten sind sie, und auch etwas weicher. Nach weit über 400 Jahren sind die Farben Rot, Gelb und Grün zwar verblasst, dennoch lassen sich die Motive noch problemlos identifizieren. Schilten, Schellen, Eicheln, Rosen, in Varianten vom König bis zum nicht mehr gebräuchlichen Dreier. Auch dem Laien fällt auf: Die Bilddarstellungen auf den Karten haben sich über die Jahrhunderte nur unwesentlich verändert. Der Schellen-Unter trägt bereits seine Narrenkappe, ebenso in seiner Grundform vorhanden war bereits damals das Banner, dessen Kartenwert schon im 16. Jahrhundert zehn Punkte betrug, wie die unten links aufgedruckte römische 10 – «X» – erkennen lässt. Überdeutlich wird die Ähnlichkeit dann beim Rosen-Ass, das bereits seine charakteristische Form angenommen hatte.

Umkehr der Verhältnisse
Allerdings wurde mit den Karten nicht im heutigen Sinn gejasst, denn diese Art des Kartenspiels fand erst im auslaufenden 18. Jahrhundert den Weg von Holland zu uns. Wie im 16. Jahrhundert mit den Karten gespielt wurde, ist nicht bekannt. Interessant: «Damals wurde jene Karte, die wir heute als Ass kennen, als «Daus» bezeichnet», sagt Stadtarchivar Peter Scheck – daher auch der Überraschungsausruf «Ei der Daus!». Diese Karte mit dem Punktwert zwei galt als schlechteste Karte. Dass genau diese im Rahmen des Spiels dann zu solcher Macht avancierte und sogar die Kraft hatte, den König zu schlagen, wurde von der hochwohlgeborenen Obrigkeit gar nicht gerne gesehen. Denn das kam einer Umkehr des Verhältnisses zwischen Herren und Untertanen gleich, und genau davor fürchteten sich die Oberen: «Wenn der Schwächste den König schlägt, dann haftet dem etwas Revolutionäres an», sagt Scheck, «auch deshalb wurde das Kartenspiel verboten.»
Das älteste uns bekannte Spielkartenverbot in der Stadt Schaffhausen stammt aus dem Jahr 1389, ob die Verwendung der 92 nun wieder zum Vorschein gekommenen Karten im Zusammenhang mit reformatorischen Vorstellungen von Zucht und Ordnung zu sehen ist, bleibt gemäss Scheck Spekulation. Als sicher kann hingegen gelten, dass die Untertanen sich nicht strikt an die Auflagen hielten: Im Rechnungsbuch der «Gesellschaft zun Kaufleuten», in dem Ein- und Ausgaben vermerkt wurden, findet sich im Jahr 1488 der Eintrag, dass «1 Schilling 6 heller um 6 kartenspil» ausgegeben wurden.
Laut Martin Cordes hatte sich die Stadt Basel in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts zu einem «Zentrum der Spielkartenherstellung» entwickelt. Auch die jetzt in Schaffhausen gefundenen Karten dürften auf einen Basler Urtypp zurückgehen, wie die Verwendung des Basler Stabes auf einigen der Schilten-Karten, und auch des Zeichens der Basler Safranzunft vermuten lasse.

Aus der Werkstatt von Lorenz Bell
Zudem konnte über diesen Fund das Wissen über Lorenz Bell, den wohl wichtigsten Schaffhauser Buchbinder des frühen 16. Jahrhunderts, gewonnen werden, welcher den Einband gefertigt und noch weitere Arbeiten hinterlassen hat.
Zu bewundern sind Abbildungen der Karten im Schaukasten des Stadtarchivs (im Durchgang zum Fronwagplatz), ausserdem wurden die wichtigsten Fakten in einem farbig illustrierten Büchlein zusammengefasst, das man für fünf Franken beim Stadtarchiv beziehen kann.


Stadtarchivar Peter Scheck mit den in Schutzhüllen verstauten Karten. Auf dem Tisch stehend das nun restaurierte Buch, in dessen Einband die Karten steckten.
Foto: Bruno Bührer.

#Notizen zu Namen

7. März 2007 | Der «Bock» ist dabei

Schaffhauser Bock, Die Letzte
Ursula Litmanovitsch

Am letzten Samstag konnte das regionale Musiklabel «Bad Karma Records» im Kulturzentrum Kammgarn den offiziellen Release feiern. In bester Laune, aber ohne übertriebene Spielereien, begrüssten die Labelgründer Michi Seelhofer, Raphael Schemel und Philipp Streit das Publikum, bevor man gleich mit dem Hauptthema des Abends startete: Der Musik. Eröffnet wurde der feierliche Anlass mit rockigen Klängen der regionalen Band «The Brevers», bestehend aus Simon Thoma. Felix Meisterhans, Tobias Wuest und Patrick Bosshard. Trotz der erschwerten Bedingung, einen solchen Event zu eröffnen, meisterten es «The Brevers» mit Bravour und konnten das stetig wachsende Publikum sofort mitreissen. In der gut besuchten Kammgarn wurde der Abend mit der Schaffhauser Metal-Band «What The Hell», bestehend aus Labelinhaber Michi Seelhofer, Michael Fanni, Markus Dossenbach und Matthias Frey für Fans der härteren Musik fortgesetzt. Die Band präsentierte noch in einer kurzen Showeinlage mit Wunderkerzen ihr Album «Have a Seat», welches bei der eigenen Plattentaufe noch nicht fertig produziert war. Nach einem Schluck Champagner ging es dann bereits wieder mit dem letzten Act, der Cover-Punkband «Don Dan and the Gangbangs». Nach den Konzerten konnte das Publikum noch mit DJ Franse Urmel die letzten Energien rausfeiern. Unter den über 600 Gästen befanden sich auch viele weitere regionale Musiker wie Marco Serraino von «Voice of Silence» oder Jonas Demmerle von «Down End Rest».


The Brevers: Felix Meisterhans, Tobias Wuest, Simon Thoma, Patrik Bosshard (v.l.).

#Notizen zu Namen

3. März 2007 | Museumsverein will für noch mehr Zug sorgen

Schaffhauser Nachrichten, Region
tg

Das Aperogebäck nach der Generalversammlung wurde fast ein wenig knapp. Es waren deutlich über 60 Teilnehmer gekommen: Damit hatte der Vorstand nun wirklich nicht zu rechnen gewagt. In den letzten Jahren sind, sicher auch motiviert durch den damit verbundenen Gratiseintritt ins Museum, etliche neue Mitglieder zum Museumsverein Schaffhausen gestossen und haben damit für zusätzlichen Schwung gesorgt. Allerdings stagniert auf Grund der Altersstruktur die Mitgliederzahl bei rund 500 Personen, immer mehr davon in der Partner-Kategorie. Mit einer gross angelegten Mitgliederwerbeaktion will der Verein nun aber diesen Frühling die Basis verbreitern. In seinem Jahresbericht betonte Präsident Andreas Schiendorfer zudem, dass man die partnerschaftliche Zusammenarbeit mit dem Museum intensivieren wolle, beispielsweise im Hinblick auf die nächste Museumsnacht im September.

Gesamter Vorstand bestätigt
Der gesamte Vorstand wurde für eine weitere Amtsperiode bestätigt, mit Ausnahme von Hanspeter Böhni, der altershalber seinen Rücktritt erklärt hatte. In seiner Laudatio führte Gérard Seiterle die kulturellen Verdienste Böhnis auf; die natürlich weit über den Museumsverein hinausgehen und insbesondere den Kantonalen Heimatschutz und das Wohnmuseum Lindwurm in Stein am Rhein betreffen. Für seine Verdienste wurde Böhni von der Versammlung zum Ehrenmitglied ernannt.
Demgegenüber musste der Verein letztes Jahr von Ehrenmitglied Agathon Aerni Abschied nehmen, der sich von Bern aus als Historiker und Sammler intensiv mit Schaffhausen befasst hatte. Als Doyen des Berner Diplomatenkorps war der langjährige Auslandschweizer ausgesprochen gut vernetzt und liess, wie Andreas Schiendorfer weiter ausführte, die Munotstadt immer wieder von seinen Beziehungen profitieren. Ein wesentlicher Teil seiner Scaphusiana-Akten befindet sich im Stadtarchiv, das Museum besitzt etliche Plakate.

Blick hinter die Kulissen
Museumsdirektor Roger Fayet liess die Zuhörer einen – mindestens geistigen – Blick hinter die Kulissen des Museums zu Allerheiligen nehmen und wies beispielsweise darauf hin, dass die erste Teileröffnung der neu gestalteten Stadtgeschichte bereits im kommenden Oktober erfolgen wird. Daniel Grütter, Konservator der Historischen Abteilung, der als Delegierter des Museums im Vorstand des Museumsvereins sitzt, präsentierte verschiedene Schenkungen, welche der Museumsverein im Laufe der Jahrzehnte getätigt hat. Dank einem grosszügigen Legat unmittelbar nach dem Weltkrieg konnte der Verein dem Museum neun wertvolle Glasgemälde schenken. Später waren es unter anderem landwirtschaftliche Objekte – als sich in den Sechzigerjahren noch kaum jemand für deren Erhaltung einsetzte – oder Puppenstuben. Die neuste Schenkung betrifft eine Modelleisenbahn aus der Sammlung von Peter Bührer, welcher als Kassier eine positive Rechnung vorlegen konnte.

Affinität zur Eisenbahn
Der Museumsverein hat seit Jahren eine Affinität zur Eisenbahn. Schon früher war dem Museum eine Modelleisenbahn geschenkt worden. Und grössere Anstrengungen waren seinerzeit unternommen worden, um das Stationsgebäude in Löhningen und eine alte Werklokomotive der SIG zu erhalten. Der Museumsverein fühlt sich daher prädestiniert, für noch mehr kulturellen Zug zu sorgen.

#Notizen zu Namen

22. Februar 2007 | Persönlichkeit wichtiger als Richtung

Schaffhauser Nachrichten, Bildung
Karl Hotz

Kürzlich zeigte die ETH Schülerinnen und Schülern der Schaffhauser Kantonsschule, was an der Eidgenössischen Technischen Hochschule alles studiert werden kann und weshalb Naturwissenschaft so faszinierend sein kann. Im Rahmen dieser Informationstage wurde an einem Podiumsgespräch auch über die Anforderungen diskutiert, die Studium und Beruf heute stellen. Unter der Leitung von Rektor Urs Saxer diskutierten dabei Kurt Löhle (Leiter UBS Schaffhausen), Robert Sala (Leiter Alcan Neuhausen), der Maturand Till Aders, ETH-Professor Mario Fontana und Walter Bernath, der Leiter des Berufsinformationszentrums Schaffhausen.
Die beiden Praktiker Löhle und Sala waren sich dabei auf eine Frage Saxers nach den Anforderungen im heutigen Berufsleben hin einig, dass die gewählte Fachrichtung eher zweitrangig sei. Persönlichkeit, Wille und Motivation stünden im Vordergrund. Bei Banken, so Löhle, arbeiteten durchaus auch Leute, die anderes studiert hätten als Betriebswirtschaft oder Rechtswissenschaft. In speziellen Programmen von 18 bis 24 Monaten Dauer würden sie auf ihre Aufgaben vorbereitet. Themen wie Sozialkompetenz, Charisma oder Motivation stünden dabei sehr weit vorne.
Mario Fontana meinte, am wichtigsten seien Neugier und Begeisterung. «Ein bisschen Neigung muss man natürlich auch mitbringen», meinte er scherzhaft. Und natürlich müsse man sich in einem Studium gelegentlich auch durchbeissen. Doch das sei an der ETH mit ihren klar strukturierten Studiengängen oft fast einfacher als an der Universität. «Unterschätzen Sie die Schwierigkeiten eines geisteswissenschaftlichen Studiums mit seinem breiten Spektrum und den entsprechend vielen Möglichkeiten nicht», gab er den etwa 40 oder 50 Schülerinnen und Schülern in der Aula mit auf den Weg. Eine Aussage, die Walter Bernath unterstrich: «Ein Studium an der Universität braucht oft mehr Selbstdisziplin.» Die Durchfallquoten an der ETH seien denn, über alles gesehen, auch nicht höher als an den Universitäten.
Auch Till Aders warnte davor, mögliche Berufsaussichten oder gar den möglichen Verdienst als Richtschnur für die Studienwahl zu nehmen. Er sei sicher, dass Neigung und Interesse unabdingbar für den Studienerfolg seien.

Mangel könnte ein Problem werden
«Ja», so lautete die kurze und bündige Antwort von Robert Sala auf eine weitere Frage Saxers, ob denn ein Mangel an Ingenieuren bestehe. Einen möglichen Grund dafür sah er in der mangelnden Reputation dieser Berufe in breiten Kreisen. «Ingenieur zu werden, gilt bei den Jungen nicht gerade als sexy», meint er pointiert.
Fontana war überzeugt, dass sich diese Lücke über kurz oder lang als problematisch erweisen könnte. Aller Globalisierung zum Trotz brauche es Fachkompetenz vor Ort. «Eine neue Rheinbrücke können Sie zwar notfalls in China planen lassen, aber für den Bau mit all seinen unvorhersehbaren Schwierigkeiten werden sie immer lokale Fachkompetenz brauchen.» Er habe jedenfalls, so fügte er leicht maliziös ist an, noch nie einen Manager gesehen, der eine Brücke bauen könne. Und Sala ergänzte: «Ich habe schon etliche Ingenieure gesehen, die noch Betriebswirtschaft gelernt haben – aber das Gegenteil ist noch nie begegnet.»
Er glaube nicht, dass das mangelnde Interesse fast an Naturwissenschaften an den Löhnen liege, meinte Kurt Löhle auf eine entsprechende Frage. Und Sala ergänzte, man sollte die Höhe eines Lohnes nicht so wichtig nehmen – in einem Beruf, der einem langweilig sei, könne ein hoher Lohn diesen Mangel auf die Dauer auch nicht kompensieren.

Den Rucksack gut füllen
Schließlich wollte Urs Saxer noch wissen, welchen Tipp denn die Praktiker auf der Bühne den Schülerinnen und Schülern im Saal mitgeben könnten. «Folgen sie ihren Neigungen», meinte dazu Walter Bernard ganz prägnant. Und wichtig sei es zudem, die Spritzigkeit zu behalten, auf diesem heutigen Berufsleben immer mehr ankomme. Auch Löhle meinte: «Folgen sie Ihrem Herzen.» Wichtig sei es zu dem, sich nicht einzuengen, sondern so breit wie möglich abzustützen. «Füllen sie Ihren Rucksack. Dass ist die grosse Chancen der Ausbildung.»
«Das Leben zerfällt in drei Drittel«, meinte Mario Fontana fast etwas philosophisch. «Einen Drittel verschlafen wir, ein Drittel ist der Arbeit gewidmet und das letzte Drittel dem Leben.» Nur wenn jedes der drei Drittel Spass mache, sei das Leben ausgefüllt. Man solle deshalb sein Studium möglichst breit anlegen, um für möglichst viele Möglichkeiten gerüstet zu sein. Robert Sala war im Prinzip damit einverstanden, mahnte aber auch dazu, Grenzen zu setzen. Man könne sich auch verzetteln. Aber Grenzen setzen heisse nicht, keine Vielfalt zu haben. So bedauere er es beispielsweise, im Hinblick auf eine kommende Aufgabe in Frankreich, sich relativ früh auf Chemie spezialisiert zu haben. «In der Kantonsschule hätte ich Französisch sicher leichter gelernt als heute», konstatierte er schmunzelnd.


Mario Fontana, Till Aders und Urs Saxer.
Foto: Karl Hotz.

#Notizen zu Namen

14. Februar 2007 | «Wir waren knüttelweich»

Schaffhauser Bock, S. 10
Yves Keller und Noelle Guidon

Am letzten Sonntag durften oder mussten wir mit dem wohl berühmtesten Choreographen des deutschsprachigen Raumes eine Tanzchoreographie einstudieren. Detlef D! Soost wollte den Spiess mal umdrehen und drillte darum Morgenmoderatoren der Schweizer Radios, die sich seiner Meinung nach in ihren Sendungen über ihn lustig machten, was wir selbstverständlich nie taten. Trotzdem stellten wir uns der Herausforderung des Choreographen der Kult-Sendung MusicStar, der nun den Radio-DanceStar suchte.

Die Vorbereitung
Für eine solche Qual braucht es natürlich eine entsprechend gute Vorbereitung. Wir hatten da unsere eigenen Tricks.
*Noelle:* Tanzen wie Deltlef D!? Diese Herausforderung konnte ich ohne Vorbereitung natürlich nicht antreten. Ausgerüstet mit einem Learn-DVD vom Choreografen höchstpersönlich bin ich also in die letzte Woche gestartet. Und um mich fit zu halten (oder zu machen?) habe ich das Auto bei Gelegenheit einfach mal zuhause gelassen.
*Yves:* Naja, also DVD gucken allein hat ja wohl noch keinen Meister hervorgebracht. Da habe ich mich schon aufs eigene Training verlassen. Ich holte mir meine Tipps im «Dance Stop Center» in Schaffhausen bei einer Hip Hop Trainerin. Allerdings war die Vorbereitung grausam ernüchternd! Ihr Kommentar nach gerade mal 15 Minuten , Training: «Du, ich glaub do händs de Falsch uusgläse!»

Die Choreographie
Am Sonntagmorgen um 10 Uhr (hat der noch alle – um diese Zeit?!) gings dann los. In der Stadthalle Bülach gab D! einen Workshop und drillte die Radiomoderatoren aus der ganzen Schweiz. Darunter auch zwei leicht verwirrt wirkende, im wohlbekannten orangen T-Shirt.
*Noelle:* Wie schwer, dass Tanzen like D! ist, habe ich bereits beim Einwärmen für die Choreografie gemerkt. Schnelle Schritte, komplizierte Kombinationen und dabei immer ein lockeres Aussehen, das war kurz zusammengefasst die Choreografie, die wir in knapp zwei Stunden einstudieren mussten. Eine schweisstreibende Angelegenheit! Mit der Zeit sassen zwar einige Schritte (oder eben Steps und Moves), die ganze Choreografie konnte ich bis zur Aufführung dann aber doch nicht…
*Yves:* Ich sollte vielleicht vorausschicken, dass meine Qualitäten als Tänzer wohl irgendwo zwischen Mutterleib und erstem Schulfez auf der Strecke geblieben sind. Auf jeden Fall winkten meine bisherigen Tanzpartnerinnen nach einem ersten Tanz immer dankend ab. Und jetzt also Hip Hop!! Dem Gelächter um mich herum, war es bei mir wohl eher ein Hopsen. Die Choreographie von D! sah echt toll aus – bei ihm. Bei uns wars vielleicht ein bisschen weniger professionell, dafür umso anstrengender.

Die Radio-Schlacht
Dann wurde es ernst in der Stadthalle Bülach. In der direkten Begegnung trafen wir zuerst auf Stefan Büsser und Corinne Wacker von unserem Erzrivalen Radio Top. Und natürlich gewannen wir überlegen und zogen ins Finale der besten drei ein. Dort blieb uns dann die Bronzemedaille (wobei es die skandalöserweise gar nicht gab!!). Die Battles waren absolut ulkig und von D!’s Choreographie war da nicht mehr viel zu sehen…
*Noelle:* Freestyle. Dieses Wort hörte sich bereits am Eingang in die Stadthalle in Bülach ziemlich bedrohlich an. Und als ich dann noch den Boxring sah, in dem wir «Freestylen» sollten, bekam ich es doch ein wenig mit der Angst zu tun. Zuerst gings also gegen Radio Top. Da standen wir nun, gegenüber unsere Konkurrenz (wohl auch ausserhalb des Boxrings…) und dann hiess es für zwei Minuten Radio Dance! Wie das wohl für Aussenstehende aussah? Das möchte ich lieber nicht wissen. Doch immerhin, Radio Top konnten wir dank den Turnübungen im Ring von Yves links liegen lassen und kamen ins Finale! Nach vier Stunden Intensiv-Tanz war das dann allerdings definitiv zu viel für mich.
*Yves:* Also ich hab ja keine Ahnung mehr, was da alles genau passierte. Bei einem Überschlag (wer hat mich bloss dazu geritten?!) landete ich – klatsch – auf dem Rücken. Bei einem «Battle» mit Stefan Büsser hatte ich ihn auf einmal auf meinen Hörnern. Und Noelle rammte ich bei einer misslungenen Akrobatikübung auch noch fast in den Boden. Sorry! Offenbar gefiels den Zuschauern.

Der Zahme D!
Nach der grossen Einladung waren wir gespannt auf den Driller-D!. Was wir dann aber vorfanden war ein väterlicher Detti.
*Noelle:* Als ich hörte, dass ich am Sonntag von D! höchstpersönlich gedrillt werde, wurde es mir doch ein wenig unheimlich. Detlef D! Soost, bekannt für seine fiesen Sprüche (Musicstar…) und vor allem für seine harten Tanztrainings. Doch, am Sonntag lernten wir den Meister im Tanz von einer ziemlich angenehmen Seite kennen! Anstatt uns bloss zustellen und dumme Sprüche über die ungeeigneten Moderatoren zu reissen, lobte er unseren Einsatz von A-Z.
*Yves:* Also das war ja ein «Muggäfurz»! Ich dachte der schlaucht uns richtig und drillt uns volle Backe. Ich weiss nicht ob es daran lag, dass Sonntag war, aber er war eher der liebe Hirte, der seine Schäfchen (ob ich wohl das Schwarze war?) bewachte, als der harte D!, der mir richtig was auf die Pauke gab (was mir gemäss direktem Umfeld gut getan hätte). Der harte D! war am Sonntag für meinen Geschmack etwas zu SofD.
Trotzdem waren wir am Schluss knüttelfertig! Noelle hatte den Krampf und Yves lag nach dem Einsatz im Battle-Ring völlig erschöpft auf allen Vieren. D! will auch im nächsten Jahr die Morgenmoderatoren wieder herausfordern. Bis dahin dürfen wir aber ohne schlechtes Gewissen weiter über ihn plaudern – völlig lieb, versteht sich.


Drillmeister D! mit den Schaffhausern Yves Keller und Noelle Guidon.
Foto: Mark Schiesser.