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9. Dezember 2017 | «Wir haben die Zukunftsliste in der Schublade»

Schaffhauser Nachrichten
Jeannette Vogel

**Interview Philipp Moersen, Präsident des Verwaltungsrates der Brauerei Falken**

*Herr Moersen, was macht das Jahr 2017 für Sie so besonders?*
Es gab zwei Highlights. Zum einen ist das Projekt Gär- und Tanklager jetzt abgeschlossen, wir haben dafür über fünf Millionen Franken investiert. Es gab weder Verzögerungen noch Mehrkosten, das freut mich natürlich sehr. Zum anderen bin ich seit diesem Sommer offiziell pensioniert.

*Sie sagten vor einem Jahr: «Wir bringen die Brauerei technisch auf den neuesten Stand, dann trete ich kürzer.» Haben Sie nun alle Schlüssel abgegeben?
Nein, die behalte ich. In dieser Brauerei steckt viel von meinem Herzblut. Zudem ist unsere Familie ein namhafter Miteigentümer des Unternehmens. Ich habe aber im unternehmerischen Bereich ganz das Zepter an Geschäftsführer Markus Höfler übergeben.

*Mit dem Dosenkompetenzzentrum, auf dem Sie auch für Dritte abfüllen, hat sich Falken seit 2013 ein zweites Standbein aufgebaut. Ein wichtiger Schritt – aber die Anlage soll bereits zu klein sein. Stimmt das?*
Alle kleineren Brauereien mussten im Ausland abfüllen, wir auch. Als wir uns entschlossen, unsere ­eigene Anlage zu bauen, legten wir die Planung für Drittabfüllungen auf sechs Millionen Dosen pro Jahr aus. Doch wir sind flexibel und kommen dem Konsumentenbedürfnis nach. ­Inzwischen füllen wir jährlich rund 16 Millionen Dosen für Dritte ab. Die Anlage hat aber noch Luft nach oben, sie ist also nicht zu klein.

*Die Brauerei Falken gehört zu den fünf grössten unabhängigen Brauereien der Schweiz. Wird das in absehbarer Zukunft auch so bleiben?*
Es ist ein Blick in die Kristallkugel, aber ja, wir bleiben unabhängig. Wir bezeugen mit den hohen Investitionen der letzten Jahre wie der Dosenabfüllanlage und dem Gär- und Tanklager ganz klar unseren Willen dazu.

*Werfen wir einen weiteren Blick in die Kristallkugel. Wie sieht das (Falken-)Bier der Zukunft aus, und wie schmeckt es?*
Mit der «Hülse» haben wir bereits ein Bier der Zukunft. Ein unfiltriertes, untergäriges Lagerbier. Innovativ und in der Schweiz einmalig ist die wiederverschliessbare Dose. Es ist ein Bier mit Stil und mehr als nur ein Durstlöscher. Ich freue mich darauf, wenn das Prinzip des Verschlusses zum ersten Mal kopiert wird, denn dann weiss ich, wir haben es gut gemacht.

*Die metallgraue «Hülse» mit dem weissen Schriftzug und der Hopfenblüte ist nur schon rein optisch kein typisches Falken-Bier.*
Das stimmt. Zwar richten wir uns auf den Raum Schaffhausen aus, das hat oberste Priorität, mit der «Hülse» wollen wir aber generell Swissness demonstrieren und die ganze Schweiz beliefern. Damit gehen wir ­einen neuen, modernen Weg.

*AI steht für «Artificial Intelligence», also künstliche Intelligenz. So nennt sich ein Bier aus England, ­ an dessen Rezeptur die Biertrinker mitwirken. Anhand der gesammelten Daten ­verändert ein Algorithmus das Rezept – ist das auch bei Falken denkbar?*
Nein. Wir sind eine Traditionsbrauerei. Es ist richtig, am technischen Fortschritt zu arbeiten. Aber wir suchen die Nähe zum Kunden und reden mit ihm und lassen nicht einen Computer entscheiden und den unsere gesamte Arbeit machen.

*Die Zahl der Kleinstbrauereinen steigt. Beispielsweise in Ramsen mit rund 1400 Einwohnern wird das lokale ­Gnädinger Bräu hergestellt, aber vor allem Gässli-Bräu gibt mächtig Gas. Wenn das in allen ­Dörfern und Städten so geht, wird Ihr Stück vom Kuchen ­immer kleiner. Sind Ihnen diese Mikrobrauereien ein Dorn im Auge?*
Grundsätzlich finde ich diese Entwicklung positiv. Wir haben inzwischen rund 800 Brauereien in der Schweiz und zusätzlich ein paar Badewannenbrauer. Dadurch gibt es die verschiedensten Biersorten und neue Geschmackserlebnisse. Das Bier bekommt einen neuen, höheren Stellenwert, den es auch verdient. Andererseits ist es richtig, dass das Kuchenstück für jeden Einzelnen etwas kleiner wird. Grund zur Klage haben wir aber nicht.

*Wer allerdings mit offenen Augen durch Getränke- oder Supermärkte läuft, sieht ein wachsendes Bier- sortiment – freche Namen, neue Geschmacksrichtungen, exotische Herkunftsländer. Wohin soll das noch führen?*
Die Gastronomie verliert, der Detailhandel wächst. Auch die Nähe zur Grenze war schon immer da. Das ist so, jammern hilft nichts. Der Markt ist vielfältig, das kann man auch als Chance sehen.

*Worauf fokussiert sich die Brauerei Falken 2018?*
Wir planen keinen «big bang». Es gibt natürlich eine Zukunftsliste, die können wir bei Bedarf jederzeit aus der Schublade ziehen. Aber erst mal wollen wir das Bestehende weiterentwickeln. Die Arbeit geht uns definitiv nicht aus.

*Die Falken-Generalversammlung ist ein wichtiger Anlass im gesellschaft­lichen Kalender. Ein Eintrittsbillett in Form einer Aktie (Aktienkurs um 13 700 Franken) ist aber schwer aufzutreiben. Wie wird man Falken-Aktionär?*
Es gibt zwei Möglichkeiten: entweder bei der Bank anklopfen, es gibt immer wieder einzelne Aktien. Oder einem guten Freund eine Aktie abkaufen.


*«Die Schweizer Biere erleben eine Renaissance»*

*Der bisherige Verwaltungsratwurde gestern Abend an ­der Generalversammlung der Traditionsbrauerei Falken für weitere drei Jahre gewählt.*

Über 430 Personen fanden gestern Abend den Weg an die ­ordentliche Generalversammlung der Schaffhauser Brauerei im Schaffhauser Park Casino. Genau um 17.30 Uhr ergriff Philipp Moersen, Präsident des Verwaltungsrates, das Wort. Er habe ein gewisses Verständnis dafür, dass einige Schaffhauser den Verlockungen der günstigen Preise im nahen Ausland nicht immer widerstehen könnten. Gleichzeitig hielt er fest, dass die Brauerei ihr Geld hauptsächlich in der Region verdient und es auch hier ausgibt. So für das fünf Millionen teure Gär- und Tanklager – es ist seit Juni zu 100 Prozent in Betrieb. Es sei ein «ansprechendes Jahresergebnis» erwirtschaftet worden, so Moersen: «Das erlaubt es, die im Berichtsjahr getätigten Investitionen voll abzuschreiben.
Bevor Falken-CEO Markus Höfler das abgelaufene Braujahr Revue passieren lies, sagte er: «Ob vom Profi- oder Hobbybrauer – Bier gewinnt an Ansehen – es erlebt eine Renaissance.» Die Schweiz hat die grösste Brauereidichte der Welt, rund 4000 verschiedene Biere werden landesweit hergestellt. Falken beschränkt sich jedoch nicht nur darauf, Bier zu brauen und Dosen abzufüllen, sondern komplettiert das Sortiment mit Spirituosen wie Munot Malt oder Gin82.
Die statutarischen Geschäfte gingen wie gewohnt schlank über die Bühne – es gab weder Diskussionen noch Gegenstimmen. Die bisherigen Verwaltungsräte wurden für die Amtsdauer von drei Jahren wiedergewählt, die BDO AG in St. Gallen erhielt für ein weiteres Jahr das Mandat als Revisionsstelle. «Eine frohe Stimmung und viel Sitzleder» wünschte der Präsident des Verwaltungsrates, dann trat «Christoph Blocher» auf die Bühne. Er bedankte sich dafür, «dass ich auf einen grossen Schluck vorbeikommen darf». Der Zürcher Schauspieler Walter Andreas Müller parodiert seit Jahren Christoph Blocher, aber auch andere Prominente stellte er mit wechselndem Dialekt und verschiedenen Brillen dar.
Nach der Darbietung gab es Festbier, bevor das traditionelle Menü – Ochsenmaulsalat, kalte Platte garniert und reichhaltige Käseplatte – aufgetragen wurde. «Es sind insgesamt 130 Kilo Ochsenmaulsalat. Davon bleibt nie ein Gramm übrig», sagte CEO Markus Höfler.

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6. Dezember 2017 | Sache … Sächeli

Einen prominenten Gast konnte die Schaffhauser Verbindung Scaphusia letzte Woche auf ihrer Bude im «Falken» begrüssen: Beni Thurnheer. Wie Altherr Michael E. Dreher v/o Aal uns mitteilt, folgte der «Schnurri der Nation» in humorvollen Ausführungen dem A–Z und hatte zu jedem Buchstaben etwas Geistreiches zu sagen. «Einmal mehr ein interessanter intellektueller Teil des Abends, den die Scaphusianer seit über 100 Jahren den I. Akt nennen», schreibt «Aal». «Es folgte der II. Akt, wo die Corona ihrem Ruf als Grosskunde der Brauerei Falken AG gerecht zu werden versuchte. Es gelang!» Ebenfalls zu Gast war Kantonsratspräsident Thomas Hauser (v/o Chräbbs im KTV). Das Bild stammt von Lars Wicki v/o Klimper.


Foto: Lars Wicki

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8. September 2017 | Einmal Note sechs für Kanti-Lehrer

Schaffhauser Nachrichten
Maria Gerhard

Eine aussergewöhnliche Show dürfe die SN bei ihrem Besuch nicht erwarten. Das stellt Mathematiklehrer Giancarlo Copetti zu Beginn seiner Mathestunde in der Klasse 3ma der Kantonsschule Schaffhausen an diesem Dienstagmorgen zunächst klar. «Ich habe nichts Besonderes geplant», sagt er gut gelaunt. Tatsächlich verteilt Copetti ein paar Arbeitsblätter an seine Schüler und schaltet den Beamer ein – mehr nicht. Copetti ist ein Lehrer, der auf ein erprobtes Konzept setzt: erklären, üben, üben, falls nötig gerne noch einmal erklären und erneut üben!
Seit fast 40 Jahren unterrichtet er an der Kantonsschule, lange war er auch Fachvorstand. Vielleicht gerade deshalb ist es für ihn nun eine besondere Freude, dass die Fachschaft Mathematik für ihren Unterricht gestern mit dem Mint-Preis 2017 der ETH Zürich ausgezeichnet wurde. «Mint» setzt sich aus Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik zusammen. Da stellt sich die Frage: Was machen die Mathematiklehrer an der Kanti besser als andere?

**Normalparabel und Co.**
Copetti übt mit seinen Schülern heute die Ableitung der quadratischen Funktion. «Die Steigung ist hier negativ», sagt er und deutet mit dem Kugelschreiber auf einen Punkt auf der Normalparabel, die er an die Zimmerwand projiziert hat. Die Schüler – vor ihnen liegen die Formelsammlung und der Taschenrechner – folgen konzentriert seinen Ausführungen. Mit giftgrünem Markierstift streicht ein Mädchen Formeln auf ihrem Arbeitsblatt an. «Es ist schon spannend», wird Svenja Felix nach dem Unterricht sagen, «vor allem, wenn es gut erklärt wird.» Die 17-Jährige löst ganz gerne Gleichungen. Aber noch lieber hat sie dann doch das Fach Spanisch. Schliesslich ist sie auch im musischsprachlichen Zweig.
Wer an der Kanti die künftigen Mathematiker und Ingenieure kennenlernen möchte, muss auf die vierte Schulstunde warten: Dann unterrichtet Ueli Manz Schüler aus den Klassen 4na und 4nb im Kurs «Anwendungen der Mathematik». Hier werden Fragen gelöst wie: Wie viele verschiedene Anordnungsmöglichkeiten für die 34 Buchstaben des Satzes «Betrachten wir zum Beispiel diesen Satz» gibt es? Die Lösung ist eine 29stellige Zahl. Die Schüler legen voller Tatendrang los.

**Grübeln, bis es dampft**
Man kann fast schon sehen, wie von ihren Köpfen der Dampf aufsteigt, ähnlich einem Computer, der heissläuft. Ein paar tippen eilig auf ihren Taschenrechnern Zahlen ein, andere diskutieren, wieder andere grübeln, die Wange auf die Faust ­gestützt, der Blick ins Leere. Letztere Strategie verfolgt auch der Schüler Gabriel Sonderegger. Mathematik ist eines seiner Lieblings­fächer. «Wobei mich Geometrie nicht so interessiert», sagt er, «mir liegt mehr die Problemlösung.» Solch knifflige Aufgaben zum Beispiel mag er gern. Später will er einmal Ingenieur werden. Den Unterricht an der Kanti findet er super. Und auch die einzige junge Frau in der Runde, Anna Sulzer, kommt gern zu den Mathestunden. Im Mai 2018 stehen die Maturaprüfungen an, doch davor hat sie keine Angst: «Wir werden gut vorbereitet.» Sie will Maschinenbau an der ETH Zürich studieren.

**Der Dialog ist wichtig**
Doch was ist es denn nun, was den Unterricht an der Kanti so gut macht? «Das ist schwer zu sagen», sagt Fachvorstand Michael Barot und zuckt mit den Schultern. Mit Kollegen sitzt er in einer Runde. Sie seien nun mal ein ­gutes Team. Förderlich sei bestimmt auch, dass manche aus der Forschung oder der Industrie kämen. «Uns eint der Idealismus», sagt er, «wir sind überzeugte Lehrer und sehr kommunikativ.» Gerade Letzteres entspricht wohl kaum der gängigen Vorstellung von einem Mathematiklehrer. «Aber wir unterlaufen locker alle Klischees», sagt daraufhin Copetti, um noch hinzuzufügen: «Niemand will bei uns nach einem Lehrbuch unterrichten.» Natürlich gebe es Vorgaben, aber jeder erarbeite andere Unterrichtsmaterialien. Und dann tausche man sich darüber aus. Der Dialog sei das Wertvolle.
Diverse Rückmeldungen geben ihrer Methode recht: Kanti-Schüler würden an der ETH Zürich mit ihren Grundlagen überdurchschnittlich oft auffallen.


**Fachvorstand**

*Auszeichnung erhalten: «Sie sind die Fahnenträger eines inspirierenden Mathematikunterrichts»*

Da haben sich die Mitglieder Fachschaft Mathematik der Kantonsschule aber ordentlich gefreut: Gestern Nachmittag wurde ihnen an der ETH Zürich feierlich der Mint-Preis 2017 überreicht. Die Fachschaft wurde für ihre Leistungen im Unterricht der Fächer Mathematik, ­Informatik, Naturwissenschaft und Technik ausgezeichnet. Neben einer Goldplatinmedaille gab es auch ein Gemälde im Wert von rund 10 000 Franken: Falls es im Fachschaftsraum aufgehängt wird, werden künftig die Gesichter der berühmten Mathematiker Jakob I. Bernoulli und Leonhard Euler auf die Lehrer herabschauen.

Die Laudatio hielt der Professor für Informationstechnologie und Ausbildung, Juraj Hromkovic. Die Fachschaft bestehe aus herausragenden Einzelpersönlichkeiten. Zusammen seien sie die Fahnenträger eines inspirierenden Mathematikunterrichts. Besonders hervorgehoben wurde der Beitrag von Mathematiklehrer Giancarlo Copetti. Er setze jedes Jahr die ETH unter Druck, erklärte Hromkovic. «Wie? Er zündet in seiner Klasse so viel Begeisterung für die exakte Wissenschaft, dass wir hier an der ETH schwitzen, um den hohen Erwartungen seiner Schülerinnen und Schüler gerecht zu werden.» Hromkovic übte aber auch schweizweit Kritik: «In der Schweiz kann man alles erleben. Einen begeisterungsfähigen sowie einen frustrierenden Mathematikunterricht.» Einige Lehrpersonen hätten nun einmal noch nicht verstanden, wie ein erfolgreicher Mathematikunterricht aussehe. Wieder zu den Preisträgern gewandt: «Diese Fachschaft zeigt, wie man voneinander lernen und sich ständig verbessern kann.»(mcg)



Mathematik kann durchaus auch Spass machen: Zusammen mit ihrem Mathematiklehrer Giancarlo Copetti beschäftigen sich diese beiden Schülerinnen im Unterricht mit der Infinitesimalrechnung.
Bilder Maria Gerhard



Freuen sich alle über die Auszeichnung der ETH: (v. l.) Ueli Manz, Fachvorstand Michael Barot, Giancarlo Copetti, Daniel Baumgartner, Brigitta Steinmann und David Stotz. Auf dem Foto fehlen Georg Keller, Michael Gerike, David Maletinsky und Urs Fitze.

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30. August 2017 | ETH zeichnet Kanti Schaffhausen aus

Schaffhauser Nachrichten
zge

Grosse Ehre für die Kantonsschule Schaffhausen: Die ETH Zürich zeichnet die Schule für «ausgezeichnete und aussergewöhn- liche Leistungen im Unterricht der Mint-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik)» aus. Der Preis geht an die Fachschaft Mathematik. «Wir beobachten die Kanti Schaffhausen schon länger», sagt Prof. Dr. Juraj Hromkovic von der ETH. «Die Fachschaft Mathematik leistet wirklich Aussergewöhnliches.» Es sei beeindruckend, wie es die Fachschaft schaffe, Jugendliche für die Mathematik zu begeistern. Dies zeige sich auch an den Leistungen der ETH-Studierenden aus Schaffhausen.

Neben der Kantonsschule Schaffhausen wird auch die Kantonsschule Glarus ausgezeichnet. Am 7. September gibt es eine feierliche Übergabe an der ETH in Zürich.

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25. Juli 2017 | Schäumig!

Coopzeitung Nr. 30
Martin Zimmerli

Shame on you, Journalist, schäme dich, du mit deinen Klischees! Zum Beispiel dem Klischee eines Braumeisters: um die sechzig, Rauschebart, hochgekrempelte Hemds-ärmel, Lederschurz, Body-Mass-Index 30+. Und dann kommt Zdzislaw Koltun daher, 37 Jahre jung, gestylter Dreitagebart, T-Shirt, Jeans und Figur eines Langstreckenläufers. Mit den überkommenen Vorstellungen konfrontiert, lächelt er schelmisch: «Ich kenne sie, es ist nicht das erste Mal.»
Geboren im polnischen Teil Oberschlesiens (daher der vermeintlich zungenbrecherische Vorname – dabei muss man für die korrekte Aussprache lediglich die beiden ersten Buchstaben weglassen und das W durch ein V ersetzen), aufgewachsen in Bayern, Lehre als Bierbrauer, Bundeswehr und Wanderjahre durch mehrere Länder und Getränkebereiche, kam Koltun 2013 zur Brauerei Falken in Schaffhausen. «Die Firma befand sich gerade in einem Generationenwechsel», erzählt er, der bald darauf vom Zweiten zum Ersten Braumeister aufstieg, im Organigramm «Leiter Produktion & Technik, Mitglied der Geschäftsleitung» genannt. Doch aus Titeln macht sich der Chefbrauer nicht viel. «Wenn es darauf ankommt, machen bei uns alle alles», sagt er, das sei der Betriebsphilosophie geschuldet. Da greife auch der CEO mal zum Wasserschlauch und spritze den Boden sauber.
«Ein Schluck Heimat» lautet der Werbeslogan der 1799 gegründeten Brauerei Falken. Sie hat 56 Angestellte, und die tun alles, um den Spagat zwischen Tradition und Innovation zu meistern. Was wiederum nicht zuletzt der Job des Braumeisters ist. «Wir müssen unsere traditionellen Kunden pflegen», sagt Koltun, «müssen aber mit Neukreationen auch den Nagel der Zeit treffen.» Dafür stellt er sich schon mal einen Tag lang in einen Laden oder setzt sich in eine Bar, beobachtet die Kundschaft und spricht sie auf ihr Kaufverhalten an. Und er degustiert sich durch die Angebote der Konkurrenz – «auch um meine Sensorik zu schärfen», wie er augenzwinkernd erklärt.

**Selbstständigkeit als oberstes Ziel**
Und die Resultate seiner Feldforschung? «Statt 0,5-Liter-Flaschen mit Bügelverschluss machen wir heute solche mit 0,33 Litern.» Das entspreche dem aktuellen Trinkverhalten, vorab im Bereich der Spezialbiere wie Eidgenoss, Stammhaus oder Schwarzer Falke. Dann entwickelte Koltun mit seinen Leuten ein Biermischgetränk mit Äpfeln, das vor allem bei der Damenwelt gut ankommen soll. Und der neuste Coup ist ein Bier mit dem Namen «Hülse», ein geschmacklich austariertes Lagerbier. Noch trendiger und innovativer als das Bier selber sind dessen Verpackungen: einerseits die 100-prozentig wiederverschliess- und recycelbare Halbliterdose, andererseits die 0,33-Liter-Flasche, beide in edlem Mattschwarz, gestylt mit Studenten der Hochschule Luzern. Dazu gehört ein edler Trinkbecher im selben Look.
Solcherlei Innovationen sind es, die der Brauerei Falken AG ihre Selbstständigkeit sichern sollen. Im Moment spricht nichts gegen das Gelingen dieses Vorhabens: Falken gehört zu den fünf grössten unabhängigen Brauereien des Landes.



Braumeister Zdzislaw Koltun mit einem Teil des Falken-Sortiments

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30. Juni 2017 | Eine Flasche Pisner gefällig?

Neue Zürcher Zeitung
Rudolf Hermann, Stockholm

Nein, es ist kein Druckfehler, die neueste dänische Bier-Kreation heisst tatsächlich so: Pisner. Und ja, wenn sich beim Wortklang eine vielleicht etwas unangenehme Assoziation einstellt, dann ist das durchaus beabsichtigt. Pisner nämlich ist in einem Land, das sich als Pionier betrachtet bei der «zirkulären Wirtschaft», der Wiederverwertung von Abfällen zu neuen Rohstoffen in einem möglichst geschlossenen Kreislauf, die Verwirklichung dieses Prinzips bis in die letzte Konsequenz.

**Der Kreislauf des Biers**
Aber schön der Reihe nach. Zum Sommeranfang findet jeweils am westlichen Rand des Grossraums Kopenhagen das Roskilde-Festival statt, Dänemarks grösstes Rockfestival, das regelmässig bekannte Namen und über hunderttausend Besucher anzieht. Weil es auch in Dänemark manchmal heiss ist im Sommer, wird viel Bier getrunken (es wird auch getrunken, wenn es nicht so heiss ist). Was die Besucher an Flüssigkeit nicht ausschwitzen, müssen sie auf andere Art wieder loswerden. Im vorletzten Jahr liess die dänische Landwirtschafts- und Lebensmittelbehörde am Festival 54 000 Liter Urin von den Besuchern auffangen, um ihn zu Dünger verwerten zu lassen. Nun gab sie ihn an die interessierte Bevölkerung zurück – in Form von Bier.
Natürlich aber indem der am Roskilde-Festival eingesammelte Dünger-Rohstoff dazu verwendet wurde, dem Wachstum der elf Tonnen Gerste nachzuhelfen, aus denen die Kopenhagener Bio-Boutique-Brauerei Nörrebro Bryghus nun ihr Pisner herstellt. Das neue Bier wurde am Dienstag vor dem Haus Axelborg, dem Sitz der Landwirtschafts- und Lebensmittelbehörde, der Öffentlichkeit vorgestellt.

**«Mutiges Marken-Experiment»**
Mit der Aktion wolle man eine junge Zielgruppe auf Fragen der Rezyklierung und Weiterverwertung aufmerksam machen, sagte eine Sprecherin der Behörde gegenüber der Internet-Publikation «The Local», die über das Ereignis berichtete. «Wenn du nicht weisst, was Rezyklierung ist, dann kannst du hier ein bisschen davon kosten», hiess es auf einem grossen Banner am Stand vor dem Haus Axelborg, wo am Dienstag während dreier Stunden das Bier gratis an die Passanten verteilt wurde.
Das Amt kaufte Nörrebro Bryghus die gesamte Pisner-Produktion von rund 60 000 Flaschen ab und will das Bier nun mit Grossverteilern unter die Leute bringen – mit der Original-Bezeichnung. «Ein mutiges Marken-Experiment», befand Henrik Vang, der Chef der Brauerei. Das Publikum reagiere gespalten, doch sei es immer gut, zu den Kunden ehrlich zu sein.

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18. Juni 2017 | Schreibwettbewerb der Stiftung «Scaphusia-Preis» 2017

Kantonsschule Schaffhausen, Online

Am 9. Juni 2017 fand an der Kantonsschule die Preisvergabe des alle zwei Jahre ausgeschriebenen Wettbewerbs der Stiftung «Scaphusia-Preis» statt.
Die Teilnehmer am diesjährigen Schreibwettwettbewerb mussten eine Kurzgeschichte, einen Sketch oder einen Dialog zum Thema Missverständnis(-se) verfassen.
16 Beiträge wurden eingereicht. Erfreulich ist die Tatsache, dass sich Schülerinnen und Schüler aller Stufen (1. – 4. Klasse) und aller Profile (musisch-sprachlich, naturwissenschaftlich, sprachlich-altsprachlich, FMS) am Wettbewerb beteiligten.
Die Texte wurden von Alexander Wanner gesammelt und anonym an die Jury (Susanne Bernhard, Edith Fritschi, Norbert Hauser, Detlef Roth, Reinhard Nowak) weitergeleitet. Die Jury kannte also keine Namen, als sie die Texte las und beurteilte.

Dies sind die Preisträger und ihre Texte:

1. Rang (1000 Franken in bar): Louise Roos (2sb) mit dem Text
Eine eigene Zeile für die Null

2. Rang (600 Franken in bar): Nils Kessler (3sa) mit dem Text
Weltenbrand

3. Rang (300 Franken in bar): Pascale Pfeiffer (1sa) mit dem Text
Ein einfacher Abend

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15. Juni 2017 | Der Gewinner-Text des Scaphusia-Preises 2017: Eine eigene Zeile für die Null

Schaffhauser AZ
Louise Roos

«Und dieses Handy ist für dich. Somit können wir immer in Kontakt stehen und du kannst sogar mal Cindy in der Schule anrufen. Es hat extra grosse Tasten und ist einfach zu handhaben. Wie gefällt es dir?» Sie sitzt da und starrt auf das Natel. Ein Mobiltelefon. Ein Seniorenhandy. Überdimensionierte Tasten, für jede Zahl eine. Vier Zeilen, zwölf Tasten mit zehn Zahlen und zwei weiteren Symbolen. In der zweituntersten Zeile rechts die Neun, unten in der Mitte die Null. Eine eigene Zeile für die Null, ein neuer Abschnitt, eine eigene Epoche, eine neue Welt. Schon wieder.
Ihr Blick schweift zu den Besuchern. Zwei davon hantieren selbst wild mit ihren Geräten. Sie sind ganz in Gedanken versunken, so weit weg. Gross, diese Handys, geradezu monströs und wie viel Platz sie einnehmen. Der Bildschirm, der beim Berühren gewisser Tasten auf leuchtet, irritiert sie. Ich bin es nicht gewohnt, das ist nicht meine Zeit.
«Danke, ich werde davon gewiss Gebrauch machen.» Ihre Mundwinkel ziehen sich hoch. Einer der Besucher löst seinen Blick vom Handy und geht auf sie zu. «Für dich, eine Lektüre. Ich habe es in einem Buchgeschäft gefunden und mir gedacht, dass es dir gefallen könnte. Du liest ja gerne und oft.» Die Besucherin lächelt. Wie hübsch das ihr bekannte Gesicht doch geworden ist, so gutmütig und reif, so erwachsen. Wie war noch mal ihr Name? Sie sucht, durchkämmt ihr Gedächtnis. Eine Nebelwand tut sich vor ihr auf, sobald sie einen Gedanken zu packen versucht. Begann der Name mit einem S? Und weiter ging es mit … Weg, der Name ist einfach verschwunden im Nichts. Sie kämpft, versucht verzweifelt, ihn wieder zu finden. Falten graben sich in ihre Stirn, Schweiss auf ihren Handf lächen. Dann, Erleichterung: Auf dem Einband des Werkes steht «Von deiner Tochter Sonja». Sie seufzt, blickt auf das Cover der ihr gegebenen Lektüre. Sie liest «die Bücherdiebin», ein Buch, das vom Zweiten Weltkrieg handelt. 1939–1945, so weit weg. «Es ist ein Thema, das dich beschäftigt, wie wir alle wissen, und soll dich dazu animieren, mehr von damals zu erzählen.» «Ja, erzähl doch bitte!», rufen mehrere Stimmen aus. Die Telefone werden zur Seite gelegt, man rutscht ein wenig näher. Sechs neugierige Augenpaare richten sich auf sie. Mustern ihr Gesicht eindringlich, ihr ordentlich zurechtfrisiertes Haar, ihre weisse, fast schon durchsichtig schimmernde Haut, ihre blauen Augen, die hinter dicken, runden, Brillengläsern tief in den Augenhöhlen liegen. Schliesslich fixieren sie ihren Mund und warten. Liegen ihre Haare richtig? Sehen sie die vielen kleinen Falten um ihren Mund? Sind die Ringe unter den Augen zu auffällig? Sie weiss es nicht. Ihre Besucher gaffen und fiebern ihren Worten entgegen.
«An einem Mittwoch hat meine Mutter mir ein schneeweisses Kleid mit Rüschen gekauft», sie sieht alles genau vor sich, kann sich sogar noch an das Parfum ihrer Mutter erinnern. Ganz dezent nach Maiglöckchen duftend, niemals aufdringlich.
Schweigen. Verwirrt schauen sich die Besucher an. Verständnislosigkeit. «Und weiter? Wie war das, als die Bomben fielen?» «Was hast du erlebt?» «Wie war das auf der Flucht?» Fragen über Fragen artikulieren kleine und grosse Mäuler. Bedecken sie, drohen sie zu erdrücken. Es sind jedes Mal die gleichen Fragen, immer dieselbe Geschichte fordernd. Aus ihrem Mund dringt kein Ton. Nicht dieses Mal. Nicht schon wieder dieselben Begebenheiten. Sie schweigt.
Schliesslich erstirbt der Fragef luss. Man lauscht auf die alte, laut tickende Wanduhr und betrachtet eingehend und mit ungewöhnlich grossem Interesse die schwarze Stehlampe neben dem grau melierten Sessel, in welchem sie nachmittags zu sitzen pf legt. «Schön hast du es dir hier eingerichtet.» «Das war… Marina.» «Sie heisst Monika», eine berichtigende Stimme. «Ach ja, …, richtig. Monika schaut immer nach dem Rechten. Manchmal dekoriert sie mein Zimmer.» «Wie reizend. Ist der Blumenstrauss von ihr? Maya, kannst du mir verraten, wie viele Rosen in der Vase stehen?» «Hilf mit», bedeutet die Kleine ihr und setzt sich auf ihren Schoss. Warme Kinderbeine auf ihrem Kleid. Rosige Wangen und ein allzu bekannter Kinderduft. Zu lange haben sie sich nicht mehr gesehen.
Mit ausgestrecktem Zeigefinger und sich leise bewegenden Lippen zeigen sie beide auf jede einzelne Blume und zählen. Viele sind es. Sie verzählt sich, versucht es erneut. Auch die Kleine hat ihre Schwierigkeiten. Balsam für die Seele, Verbundenheit, Verständnis.
«Es sind neun!», schreit die Kleine mit einem Mal und reckt stolz das Näschen in die Luft.
Neun. Neun Rosen, hallt es durch ihren Kopf. Neun skrupellos beendete Leben, neun einzelne Epochen, neun Jahrzehnte. Nummer neun, auf ihrem Mobiltelefon in der zweituntersten Spalte rechts zu finden. Beklemmung.
«Cindy, nun ist dein Geschenk an der Reihe.»
Eine Papierrolle wird in ihren Schoss gelegt. Ihre blauen Augen strahlen und schauen unstet auf das von Kinderhand gebastelte Geschenk. Ihre Hände machen sich an der Schleife zu schaffen, nesteln, zittern, versuchen, kämpfen. Resignieren. Es gelingt ihr nicht. «Warte, ich helfe dir. In deinem Alter könnte ich das auch nicht mehr, solch eine enge Schleife lösen.» Freundliche Worte, die mit einem erzürnten Blick von ihr gestraft werden. Unverständnis zeichnet sich auf den Gesichtern der Besucher ab. Doch sie lässt ihn gewähren, den der mit einem Griff die Schleife zu lösen vermag.
Der Blick auf das Geschenk. Tränen der Rührung in ihren Augen. Ein leises Schluchzen, Freude. Erinnerungen werden wach. «Weisst du noch, Cindy, wie wir gemeinsam Mensch ärgere dich nicht gespielt haben?», fragt sie, auf den Lippen ein Lächeln. «Natürlich. Viele Nachmittage sassen wir an deinem Wohnzimmertisch und haben dabei Apfelkuchen gegessen.» Sie sehnt sich danach. «Oder wie wir mit dem Ball gespielt haben», sie schwelgt in der Vergangenheit, geniesst. «Auf dem Bild habe ich dich aber mit deinem Rollator gemalt. Schau.» Cindy deutet auf das Geschenk. «Psst, darüber sollst du doch nicht so reden!», zischt eine Stimme. Cindys Blick zu Boden.
Ihre Finger verkrampfen sich. «Stimmt, das Ballspielen kann ich nicht mehr», sie versucht ein Lächeln. Ein Kloss im Hals. «Das ist auch nicht gravierend, solange du überhaupt noch mit uns nach draussen kommen kannst.» Die Besucher lachen sich gelöst an. Wieso versteht sie niemand?
Schweigen. Eingehende Betrachtung der Stehlampe.
«Wie wäre es, wenn wir nun unsere Nummern in dein Handy programmieren und dir zeigen, wie man damit umgeht?» «Können wir das nicht ein anderes Mal machen? Lasst uns lieber noch etwas reden», wehrt sie ab. «Aber du wolltest doch so dringend mit uns in Kontakt, ‹up to date› bleiben. Dafür ja auch das Handy!» «Ich», sie weiss nicht, wie sie es sagen soll. Das elektronische Monstrum mit den vielen Symbolen als Bindeglied zweier Welten. «Ich möchte gerne mit euch einen Tee trinken und mich unterhalten.» Sie begreifen nicht. Angesäuerte Blicke. Die alte Wanduhr läutet. «Es ist schon fünf Uhr. Die lange Fahrt nach Hause wird uns einiges an Zeit kosten.» «Durch den Abendverkehr sowieso», stimmt ein anderer zu. Man bückt sich und umarmt sie. «Geniesse noch den Abend», «Gönne dir etwas Feines zu essen» und «Lass den Tag gemütlich ausklingen», rät man ihr. Sie klammert sich an den Klang der Stimmen, spürt und riecht jeden einzelnen, sagt adieu.
Die Besucher verlassen das Heim. «Mama, hat sie sich über unseren Besuch überhaupt gefreut? Und über mein Geschenk? Sie hat sich gar nicht bedankt.» «Liebes, das Handy war das wichtige Geschenk. Darüber hat sie sich gefreut.»
Das Fenster ihres Zimmers steht offen. Sie hat alles gehört. Will schreien, will klä-ren, will sich für das Präsent, das sie zu Tränen gerührt hat, bedanken, will berichtigen. Ihr Hals schnürt sich zu, die Worte bleiben stecken. Das Dröhnen eines Motors. Es ist zu spät.
Sie sinkt in ihren Stuhl zurück, starrt auf den Blumenstrauss. Neun Blumen. Daneben ihr neues Handy. Unberührt, unverstanden, eine andere Welt. Die Null ganz unten. Eine eigene Zeile für die Null. Ein Jahrzehnt mehr. Schon wieder.


**Die Autorin**
Die 16-jährige Louise Roos ist Zweitklässlerin im altsprachlichen Profil der Kantonsschule.
Mit ihrem Text setzte sie sich gegen 15 Mitbewerber durch und gewann den mit 1000 Franken dotierten Scaphusia-Preis.
Der Anerkennungspreis geht auf das Legat eines Alten Herrn der Mittelschulverbindung Scaphusia zurück und zeichnet regelmässig Schülerinnen und Schüler für besondere Leistungen in verschiedenen Disziplinen aus.

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15. Juni 2017 | Ein schönes, unvergessliches Fest

Schaffhauser Nachrichten
Clio Zubler

Der Maturball ist ein Ereignis, das man wohl nicht so schnell vergisst. Die jungen Frauen und Männer feiern an diesem Abend trotz der bevorstehenden Abschlussprüfungen und geniessen den gemeinsamen Abend.
Martina Stettler und Chiara Cesaretti organisierten den Anlass, der am Samstag stattfand, gemeinsam mit Melina Bienz, Joelle Gansser, Claudio de Roasa, Irma Omlin, Frederic Su, Corinne Eichholzer, Carole Häner und Nevin Öztürk. «Es war eine Herausforderung, an all die kleinen Sachen zu denken, die geplant werden mussten», sagte Stettler. Seit September sei das OK mit der Planung des Balles mit dem Motto «Mit Stil ins Ziel» beschäftigt gewesen. «Ich freue mich nun aufs Essen und die Musik», meinte Cesaretti.
Für Lara Gansser war es eine besondere Ehre, ihre Schwester Joelle begleiten zu dürfen. «Ich brauchte lang, um ein Kleid zu finden», erzählte diese.
Einen neuen Anzug kaufte auch Sandro Holderegger extra auf den Anlass. Seine Freundin Corinne Eichholzer war im OK für die Finanzen zuständig: «Es war viel Arbeit, hat aber auch Spass gemacht.»
Bereits zum zweiten Mal besuchte Andrea Tanner den Maturball. Ihre Kollegin Tina Ott hatte ihr Kleid schnell gefunden. «Ich trage sogar hohe Schuhe, die bequem sind», sagte sie.
Kantonsschullehrer Markus Werner meinte: «Ich bin fast jedes Jahr hier, die Schüler erwarten das.» Christoph Roost, ebenfalls Lehrer, war zum ersten Mal am Maturball und fotografierte im Auftrag der Schule zusammen mit Mahela Stamm die Schüler. Stamm tat das bereits im vergangenen Jahr, sie liebe es, zu fotografieren. «Am Anfang schauen die Leute auf den Fotos jeweils ein wenig anders aus als am Ende des Abends», sagte sie schmunzelnd.



In den prächtigsten Kleidern: Bei schönem Wetter und angenehmen Temperaturen trafen die Maturanden vor dem Park Casino ein.
Bilder Selwyn Hoffmann



Ladies in red: Chiara Cesaretti und Martina Stettler haben mit weiteren acht Personen den diesjährigen Maturball organisiert.



Joelle Gansser (rechts) brachte als Begleitung ihre Schwester Lara mit.



Corinne Eichholzer und Sandro Holderegger geniessen den besonderen Abend miteinander.



Frederic Su und Rafael Sonderegger waren gespannt darauf, wie ihre Klassenkameraden gekleidet sein würden.



Andrea Tanner begleitete ihre Kollegin Tina Ott. Die beiden waren sehr edel gekleidet.



In eleganter Zweisamkeit: Luca Miozzari und Freundin Noemi Zähner.

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10. Juni 2017 | Ausgezeichnete Missverständnisse

Schaffhauser Nachrichten
Martin Edlin

Das Missverständnis war vorgegeben… Und zwar als Thema für einen Schreibwettbewerb, den die vor 16 Jahren dank eines Legats eines Altherrn der Verbindung Scaphusia ins Leben gerufene Stiftung Scaphusia-Preis für Schülerinnen und Schüler der Kantonsschule ausgeschrieben hatte. Unmissverständlich dagegen die Vorgaben: Die Texte – Kurzgeschichte, Dialog oder Sketch – mussten auf zwei bis vier Seiten Platz finden, ausserhalb des Unterrichts entstehen und vollumfänglich von den Jugendlichen selbst verfasst werden. Sechzehn Arbeiten wurden eingereicht, und eine fünfköpfige Jury (Kanti-Deutschlehrerin Susanne Bernhard Gross, SN-Feuilletonredaktorin Edith Fritschi, Übersetzer, Lektor und Literat Norbert Hauser, Schriftsetzer, Schriftsteller und Autor Reinhard Nowak und Deutschlehrer und Prorektor Detlef Roth) erkor die drei Gewinner, die gestern an einer kleinen Feier ein Preisgeld von tausend, sechshundert und dreihundert Franken in Empfang nehmen durften.
Um es mit den Worten von Stiftungsratspräsident Alexander Wanner vorwegzunehmen: Erfreulich, dass sich Schülerinnen und Schüler aller Kanti-Klassen und aller -Profile am Schreibwettbewerb beteiligten und mit ihren Texten, allein schon was die Titel anbelangt, viel Originalität erkennen liessen. Den drei prämierten Arbeiten – sie wurden an der Feier von Reinhard Nowak vorgelesen – darf jedoch noch mehr zugesprochen werden: Sie verraten literarisches Talent, das sich – bei aller Unterschiedlichkeit – sowohl in den subtil genutzten Möglichkeiten der Sprache, in den ersonnenen Handlungen als auch in der Umsetzung des Themas «Missverständnis» zeigte. So schrieb Nils Kessler (Klasse 3sa) unter dem Titel «Weltenbrand» eine mit dem zweiten Preis bedachte fantastischsurreale Geschichte voller humoriger Szenen über den chronologischen Ablauf eines Grossbrandes… Mani Matters «I han es Zündhölzli azündt» hätte als musikalischer Vorspann dazu dienen können.
Den dritten Preis erschrieb sich Pas­cale Pfeiffer (Klasse 1sa) mit der Kurzgeschichte «Ein einfacher Abend», eine wie mit kleinen, detailverliebten Pinselstrichen gemalte Erzählung von einem Mädchen, das mitten in der Grossstadt – der genaue Ort entpuppt sich als Missverständnis zwischen seinen Eltern – von seinem Vater abgeholt werden sollte. Die atmosphärische Dichte des Textes ist berührend.
Schliesslich die Wettbewerbsgewinnerin Louise Roos (Klasse 2sb): Sie erzählt in «Eine eigene Zeile für die Null» vom Umgang der Familie mit der neunzigjährigen demenzkranken Oma. «Ein sehr, sehr einfühlsamer Text» (so Norbert Hauser in seiner Laudatio), der den scheiternden Brückenschlag – in Form eines altersgerechten Handys – zwischen einer die Welt nicht mehr verstehenden Frau und der sie deshalb missverstehenden Mitmenschen ausleuchtet, in der Intensität packend und beklemmend zugleich.



Für ihre Texte erhielten Nils Kessler, Pascale Pfeiffer und Louise Roos (v. l. n. r.) von Stiftungsratspräsident Alexander Wanner die Scaphusia-Preise.
Bild Selwyn Hoffmann

#Allgemeines

3. Juni 2017 | Der Streich, der keiner war

Schaffhauser Nachrichten
Alfred Wüger

Es ist haargenau zehn Jahre her, seit Monika Burgener in einem Leserbrief fragte, was eigentlich vom «guten alten Maturastreich» noch übrig sei. Damals war es offenbar verboten, sich zum Maturastreich zu verkleiden. Ein Burkaverbot ante verbum sozusagen. In diesem Jahr müssen wir von einem «sogenannten Maturastreich» reden, denn es ist doch bei Weitem kein Streich, wenn Maturandinnen und Maturanden mit dem auf «Bahn frei» gestellten Signal der Schulleitung nach dem Drehbuch eines Hollywoodstreifens auf der Munotwiese einen Sportevent mit Wasserpistolen organisieren. Dass der Anlass lustig war, soll hier nicht bestritten werden. Aber unter einem Streich versteht man gemeinhin etwas anderes, nämlich die kreative Überschreitung einer verordneten Grenze. Könnte es sein, dass bei den jungen Menschen zurzeit gar kein Bedürfnis besteht, wider den Stachel zu löcken? Diese Frage muss in diesem Zusammenhang gestellt werden, denn man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die jungen Menschen heute einen überaus angepassten Eindruck machen. Angepasst woran? Gibt es eine Angst, den eigenen Platz im Leben nur dann zu finden, wenn man jedes Anecken vermeidet? Gibt es eine Furcht davor, bei Auffälligkeiten nicht mehr im Rennen um einen lukrativen Job zu sein? Eine Angst davor, aus dem gesellschaftlichen Netz zu fallen?
Im heutigen Zeitalter des ­«Anything goes» stellt man fest: Nein, nichts geht mehr. Provokationen, so sie denn als solche gemeint sind, laufen ins Leere. Welche Grenzen überschreiten? Welche Tabus brechen? Der Mainstream ist über die Ufer getreten und deckt alles zu. Und das Erstaunlichste daran: Die Jugend lässt sich das gefallen. Wo ist der rebellische Geist? Wo die Sehnsucht nach dem Meer und wo das Samenkorn, das nicht unter alledem erstickt?

#Allgemeines

31. Mai 2017 | Spiel, Sport und Spass am letzten Kantischultag

Schaffhauser Nachrichten
Tito Valchera

Hunderte verkleidete junge Menschen, teilweise mit Wasserpistolen und Wasserkübeln ausgerüstet, tummelten sich gestern auf der Wiese der Munot-Sportanlage. Sie folgten den Anweisungen von Nino Storrer. Er hatte zusammen mit anderen Schülern den diesjährigen Maturastreich an der Kantonsschule Schaffhausen organisiert.
Ein abgestecktes Spielfeld mit Hindernissen, Gymnastikbällen, Trampolinen, Wasserrutschen und Slackline stand für die Schüler bereit. Das Motto lautete «Die Tribute von Panem» nach der gleichnamigen Hollywoodproduktion. Dieser Science-Fiction-Film spielt in der Nation Panem mit ihrer Hauptstadt Kapitol und zwölf Distrikten. Jedes Jahr treten je ein junges Paar als Distriktvertreter, sogenannte Tribute, an den «Hunger Games» in einem Schaukampf um Leben und Tod gegeneinander an.

**«Es war megacool»**
Am Montag bestimmten die Maturanden die Tribute aus den jüngeren Klassen. Eine davon war Natascha Stamm aus der Klasse 3sa: «Es war anstrengend, aber megacool», sagte sie nach ihrem Einsatz. Sie hatte sich gerade mit den anderen Tributen auf der Wiese einen Kampf um den Tagessieg geliefert. Das Ziel dabei: den anderen die Luftballone wegzureissen.
Auch ihre Klassenkolleginnen waren begeistert: «Es war für uns der bisher grösste Maturstreich, und alles war sehr gut organisiert.» Auch Lehrpersonen wurden als Tribute bestimmt und machten beim Schaukampf mit. So der Geografielehrer Sascha Kardaetz. «Ich finde den Maturastreich grundsätzlich gut, und er macht auch Spass, solange ein gesundes Mass eingehalten wird», sagte er.
Die Maturanden waren an ihren Wasserpistolen erkennbar. Eine davon trug Domenik Grbic aus der Abschlussklasse 3Fb. «Es ist super, etwas zu machen, was nicht mit dem Schulunterricht zu tun hat – in diesem Fall können wir andere Schüler nass machen.»
Dieses Jahr gab es erstmals einen verkürzten Maturastreich an der Kanti Schaffhausen. «Der Militärdienst wurde vorverlegt, um einen nahtlosen Übergang zu gewährleisten», erklärte Kantirektor Pasquale Comi. So beginnen die Maturaprüfungen bereits heute Mittwoch. Das Zeitfenster für den Maturastreich beschränkte sich auf Montag und Dienstag. Comi lobte den diesjährigen Anlass: «Dieser Jahrgang amüsiert sich nicht auf Kosten der anderen, jüngeren Schüler, sondern gemeinsam mit ihnen.» Storrer zumindest hatte sichtlich Spass am Streich. «Es war chaotisch, aber das ist normal, wenn Schüler etwas organisieren.»



Auf der Munotwiese lieferten sich Kantischüler gestern einen feuchtfröhlichen Wettkampf – angefeuert von ihren Mitschülern am Spielfeldrand.
Bild Selwyn Hoffmann

#Allgemeines

20. Mai 2017 | Vielfältige und hervorragende Arbeiten

Schaffhauser Nachrichten
Clio Zubler

Eine Maturaarbeit zu schreiben, ist eine Herausforderung und eine wertvolle Erfahrung für die jungen Erwachsenen. Auch dieses Jahr wurden die besten der 117 eingereichten Maturaarbeiten der Kantonsschule Schaffhausen zur Prämierung vorgeschlagen. Am Donnerstagabend wurden von den 18 nominierten Arbeiten acht prämiert. Christian Amsler, Vorsteher des Erziehungsdepartements, betonte in seinem Grusswort jedoch: «Es spielt keine Rolle, ob Sie die Goldmedaille gewinnen, Sie alle hätten sie verdient.»
In diesem Jahr gab es keine Nominierung im sprachlichen Bereich, dafür zum ersten Mal zwei prämierte Arbeiten im Bereich Technik und Wirtschaft. Die Preise dafür stiftet die Industrie- & Wirtschafts-Vereinigung Schaffhausen IVS. Deren Vertreter Frank Wentzler überreichte den beiden Gewinnern Leon Marti und Simon Stamm die begehrten, mit 500 Franken dotierten Preise. Marti hatte eine eigene Musikbox konstruiert und gebaut. Stamm suchte eine Lösung für Plastikabfall, den man mit ferromagnetischen Materialen wie Eisen magnetisch machen und so besser sammeln beziehungsweise entsorgen könnte.

**Skeptiker mit Arbeit überzeugt**
Jonas Brütsch wurde im Bereich Geistes- und Sozialwissenschaften prämiert. Er hatte untersucht, ob man eine OL-Karte auch touristisch nutzen kann. «Sie haben mich, einen grossen Skeptiker, mit ihrer Arbeit überzeugt», sagte Peter Scheck vom Historischen Verein Schaffhausen. Charles Graham durfte von Scheck ebenfalls einen Preis entgegennehmen. Seine Arbeit befasste sich mit den politischen, wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen des Brexits.
Jana Weidmann wurde von Jakob Walter, Naturforschende Gesellschaft Schaffhausen, gelobt: Er nannte sie «eine Forscherin mit unvoreingenommener, objektiver und kritischer Haltung ». Sie hatte in ihrer Arbeit untersucht, ob mikrowellenerwärmtes Essen schädlich für Menschen sei. Jonas Wolter, ebenfalls im Bereich «Naturwissenschaften und Mathematik» prämiert, hatte einen digitalen Lernbegleiter aufgrund der Lernforschung entwickelt. Markus Landolt überreichte als Vertreter der Schaffhauser Platzbanken die Preise im Bereich Kunst, aus dem Sport gab es keine nominierte Arbeit. Besonders überzeugt hatte Dolker Angotsang mit einem Animationsfilm basierend auf persönlichen Erinnerungen an ihre Flucht aus dem Tibet. «Sie lebt erst seit einigen Jahren bei uns, um so beeindruckender ist die sprachliche Leistung», sagte Landolt. Ronja Bollingers Arbeit über die Mode der Frau und wie sich diese mit der Zeit ändert, wurde ebenfalls prämiert.

**Hervorragende Leistung**
*Die diesjährigen nominierten und prämierten Maturaarbeiten*

**Geistes- und Sozialwissenschaften**
· Prämierte Arbeit: Jonas Brütsch: Touristische Nutzung einer OL-Karte «Rheinfall» 1)
· Prämierte Arbeit: Charles Graham: Brexit – a reflection on the first 60 days
· Arbijosa Kukleci: Ein halbes Volk auf der Flucht. Was Miloševic´s Versuch einer ethnischen Säuberung für Hunderttausende Albaner bedeutete – illustriert am Beispiel der Familie Kukleci
· Fabienne Ritzmann: Frauenstimmrecht – Und wie weiter?
· Björn Wegberg: Die Terrormiliz Islamischer Staat, Ziele und Strategien im Nahen Osten

**Naturwissenschaften, Mathematik**
· Bogdan Gadzhylov: Entwicklung einer Organizer-App für Android mithilfe von Android Studio
· Emanuel Mauch: Bestandesaufnahme des Ökosystems Uhwieser Weiher
· Yannis Möckli: Parrondo’s Paradoxon
· Simon Stamm: Ferromagnetischer Kunststoff und Mikroplastik 1)
· Prämierte Arbeit: Jana Weidmann: Mikrowellenerwärmte Nahrung – Die Frage nach einer potenziellen schädlichen Auswirkung auf den menschlichen Organismus
· Prämierte Arbeit: Jonas Wolter: Entwicklung eines digitalen Lernbegleiters

**Kunst und Sport**
· Prämierte Arbeit: Dolker Angotsang: Ein Animationsfilm
· Prämierte Arbeit: Ronja Bollinger: Parallelen zwischen Vergangenheit und Gegenwart – Die Mode der Frau im Wandel der Zeit
· Lorenz Strologo: Komposition und musikalische Experimente zum Kurzanimationsfilm «An Object at Rest»
· Simona Volpe: «Alles ist ein Gleichgewicht über dem Wahnsinn», eine persönliche Reise durch DADA

**Technik und Wirtschaft**
· Jonas Brütsch: Touristische Nutzung einer OL-Karte «Rheinfall» 1)
· Prämierte Arbeit: Leon Marti: Bau einer mobilen Lautsprecher-Box
· Seraina Schmed: Benetton, wo liegen die Grenzen der Werbung?
· Noah Nolè: Auswirkungen der Aufhebung des Euro-Mindestkurses auf die Schaffhauser Wirtschaft
· Prämierte Arbeit: Simon Stamm: Ferromagnetischer Kunststoff und Mikroplastik* 1)

1)
Manche Namen erscheinen aufgrund verschiedener Auswahlverfahren in zwei Bereichen.



Charles Graham durfte von Peter Scheck vom Historischen Verein Schaffhausen einen Preis für seine Maturaarbeit mit dem Titel «Brexit – a reflection on the first 60 days» entgegennehmen.
Bild Selwyn Hoffmann

#Allgemeines

27. April 2017 | Handwerk: Volle Craft voraus

Coopzeitung 17-2017
Carole Gröflin

Craft Beer ist derzeit in aller Munde. Nicht nur das Wort, sondern auch der damit gemeinte Gerstensaft. Craft bedeutet Handwerk, dieses steht beim Brauen ungewöhnlicher Bierstile wieder im Fokus. Die Bewegung begann zwar vor rund 40 Jahren in Amerika. Inspiration holten sich die Amis allerdings viel früher in der Alten Welt. In Europa erlebten die mit faden Industriebieren übersättigten Gäste ihr sensorisches Bierwunder: Pils aus Deutschland, britische Ales und Klosterbiere aus Belgien. Als US-Präsident Jimmy Carter dann 1978 das Heimbrau-Verbot aufhob, wurde um die Wette experimentiert.
Gemäss dem amerikanischen Brauereiverband gilt für Craft-Beer-Brauer folgender Grundsatz: klein, unabhängig und traditionell. Wobei besonders ersterer Punkt aus Schweizer Sicht relativ ist. Die Brewers Association geht bei 7 Millionen Hektolitern noch von einer Kleinbrauerei aus ? im Jahr 2015 wurden von der Schweizer Bevölkerung 4,6 Millionen Hektoliter Bier konsumiert.
Auch Philip Bucher wurde auf Reisen mit dem Craft-Beer-Virus infiziert. «Die Auswahl dort ist berauschend. Die Schweizer hinken den Amerikanern rund 15 Jahre hinterher», sagt der Geschäftsführer der Doppelleu Brauwerkstatt. Neben dem gleichnamigen Bier stellen er und sein 35-köpfiges Team in Winterthur auch die Chopfab-Biere her. Die Brauerei legte 2012 los, die Palette umfasst heute 14 obergärige Sorten. Bei obergärigem Bier wird die Hefe während des Brauvorgangs vom entstehenden Kohlendioxid nach oben gedrückt. Im Gegensatz dazu sinkt die Hefe bei untergärigem Bier – etwa Lager – während der Gärung nach unten.

**Begriff Craft im Volksmund hip**
Als Bucher loslegte, war alles noch sehr hemdsärmelig: Während vier Jahren wurde die Brauerei laufend erneuert und erweitert, sie glich zeitweilig einer Baustelle. Seit Dezember 2016 ist nun die neue Anlage mit einer Kapazität von 100?000 Hektolitern in Betrieb. Kann nun auf Schweizer Niveau noch von Craft Beer die Rede sein? «Natürlich!», sagt er postwendend. Im Volksmund sei der Begriff zwar hip, «doch verstehen die wenigsten, was damit wirklich gemeint ist.»
Für Bucher geht es bei Craft Beer nicht um die Grösse der Brauerei, vielmehr sei es die Philosophie dahinter. Geschmacklich müsse etwa eine breite Vielfalt angestrebt werden, die Nase und der Gaumen immer wieder überraschen. «Zudem müssen immer neue Kombinationen versucht werden», sagt der 42-Jährige. So sollen neue Rezepturen nicht gescheut werden: «Ein Bier aus vier oder fünf Spezialmalzen kann toll werden, und im Zusammenspiel mit modernen Hopfensorten sogar noch besser.» Für das «Craft Beer»-Logo auf seinen Flaschen wurde er bereits von anderen Brauereien angefragt. «Dabei geht es weniger darum, dass dies draufsteht; sondern dass Herzblut und Innovation drinstecken.

**Lager bleibt Liebling**
Mit Feldschlösschen hat im Frühjahr ein grosser Akteur sein Sortiment erweitert: Dunkel, Hopfen und Weizen heissen die drei Neuzugänge. Mit dem Weizen wird erstmals seit über 100 Jahren ein obergäriges Bier produziert, sattelt Feldschlösschen nun auch auf Craft Beer um? «Feldschlösschen hatte schon immer Spezialitätenbiere im Angebot, aber rund 80 Prozent der Schweizer trinken nach wie vor gerne Lagerbier», sagt Gaby Gerber, Diplom-Biersommelière und Leiterin Kommunikation bei Feldschlösschen. Die Zahl sei in den letzten Jahren konstant geblieben. Weizen, Pale Ales, Stouts und dergleichen werden gemäss Gerber nach wie vor von einem kleinen Kreis genossen. Aber: «Unsere drei neuen Biere haben einen sehr guten Start hingelegt», erläutert die 44-Jährige. Dass Lagerbier-Trinker nur noch auf sogenanntes Spezialitätenbier wechseln, hält Gerber für unwahrscheinlich: «Wir investieren in die Vielfalt des Angebots, nehmen Trends auf und möchten mit unseren neuen Bieren alle Biertrinker ansprechen.» Die Brauerei Valaisanne, 1972 von Feldschlösschen übernommen, stellt mit dem Pale Ale und dem Weizen Ämrich weitere Spezialitätenbiere her.

**Frauen und Weintrinker als Ziel**
Ein noch zu wenig erschlossener Markt ist sowohl für Feldschlösschen als auch Doppelleu jener der Frauen. «Es ist schon seit vielen Jahren salonfähig, dass Frauen in der Bar ein Bier bestellen», weiss Gerber. Sie war damals 2011 die erste Frau, die die Ausbildung zur Biersommelière gemacht hat. In den letzten Jahren sei ein Kult daraus geworden. «Unser Braufrisch spricht viele Biertrinkerinnen an», sagt Gerber.
Ähnlich sieht dies Philip Bucher von Doppelleu: «Die Branche hat in den letzten Jahren Weinliebhaber und Frauen vernachlässigt.» Doppelleu habe es in den letzten Jahren geschafft, bei diesen zwei Kundengruppen zu punkten. Gerade das Pale Ale «Trüeb» sei ein sanftes Bier, das sich als «Einstieg in die Craft-Beer-Welt eignet». Bucher: «Obwohl es herb ist, habe ich noch nie gehört, dass dieses Bier beim weiblichen Geschlecht nicht gut ankommt.» Dementsprechend lautet auch seine Prognose für die Biertrends: «Pale Ale und India Pale Ale ? kurz: IPA ? werden weiterhin gerne getrunken.»
Pale Ale wird mit hellem Malz gebraut und hat ein hopfiges Fruchtaroma. Das IPA ist etwas schwerer. Denn es wurde speziell für den Export nach Indien entwickelt: Damit das Bier auch nach Ankunft geniessbar war, war ein höherer Alkohol- und Hopfengehalt nötig. In Indien sollte das Bier mit Wasser verdünnt werden – heute wird es unverdünnt genossen.
Pale Ale wird mit hellem Malz gebraut und hat ein hopfiges Fruchtaroma. Das IPA ist etwas schwerer. Denn es wurde speziell für den Export nach Indien entwickelt: Damit das Bier auch nach Ankunft geniessbar war, war ein höherer Alkohol- und Hopfengehalt nötig. In Indien sollte das Bier mit Wasser verdünnt werden – heute wird es unverdünnt genossen.


**Tipp Kochbuch**

Wer mit Craft-Bieren gerne in der Küche experimentieren will, dem sei der Griff zu folgendem Buch empfohlen:

Craft Beer Kochbuch. Von Stevan Paul, Torsten Goffin und Daniela Haug. Brandstätter Verlag, 2015.

#Allgemeines

26. April 2017 | Tanzkurs des Munotvereins

Cha Cha Cha, Tango, Walzer, Jive, Discofox.

8 Abende vom 4.5.-22.6. jeweils von 20.00-21.30 Uhr in der Bach-Turnhalle Schaffhausen.

Programm

#Allgemeines

13. April 2017 | 2[x-3(2- x)] = 5(x + 1)-3(x + 1). Wie lautet x?

Schaffhauser Nachrichten
Zeno Geisseler

Was ist ein anderes Wort für «misstrauisch»? Wie sagt man «nette Freundin» auf Französisch? Was ist im Satz «Homines doctae saepe legunt» falsch? Und wie hoch ist der Gewinn für einen Skateboard-Händler, wenn er seinen Zulieferer wechselt? – Mit solchen und ähnlichen Fragen beschäftigen sich derzeit genau 282 Schaffhauser Sekschüler: Ab heute beginnen die Aufnahmeprüfungen für die Kantonsschule, also für die Maturitätsschule und für die Fachmittelschule.
Los geht es heute Freitagmorgen mit Deutsch, am Nachmittag folgen dann Französisch und – für das sprachlichaltsprachliche Profil – Latein. Morgen Samstag und am Montag gilt es schliesslich, in Mathematik zu zeigen, was man gelernt hat.

**«Grosse Aussagekraft»**
Andere Fächer, etwa Englisch oder Geschichte, werden nicht geprüft. Aber wieso eigentlich nicht? «Deutsch, Französisch und Mathematik sind exemplarisch und haben eine grosse prognostische Aussagekraft», sagt der Rektor der Kantonsschule, Pasquale Comi.
Anders gesagt: Wer in diesen Fächern Mühe hat, der dürfte auch sonst Schwierigkeiten haben, die Kantonsschule zu bestehen. Oder positiv formuliert: Wer in einer Fremdsprache gut ist, dürfte auch mit einer anderen Fremdsprache gut zurechtkommen, und wer sein mathematisches Werkzeug beherrscht, ist auch für Fächer wie Physik und Chemie gewappnet.
«Geprüft», sagt Comi, «wird ausschliesslich regulärer Unterrichtsstoff der Sekundarschule.» Das, was abgefragt wird, ist den 15- bis 17jährigen Kandidatinnen und Kandidaten also schon einmal im Unterricht begegnet. Zudem gibt es an den Sekundarschulen spezielle Unterrichtsgefässe zur Vorbereitung.
Auch in der Prüfung selbst sind die Schülerinnen und Schüler nicht ganz auf sich gestellt. Gewisse Hilfsmittel sind erlaubt, so etwa ein wissenschaftlicher Taschenrechner für die Mathematikaufgaben. Und beim Deutschaufsatz darf der Duden, Band 1, auf dem Tisch stehen. Wer hingegen mit anderen Hilfsmitteln erwischt wird, wird von der Prüfung ausgeschlossen.

**Sieben von zehn kommen durch**
Die langjährige Erfahrung zeigt, dass die Prüfung zwar anspruchsvoll, aber machbar ist: Die Kantonsschule veröffentlicht jeweils die Erfolgs- quote, und diese bewegt sich bei etwa 70 Prozent.
Wie steht es mit Ihnen? Würden Sie die Prüfung bestehen? Wir haben aus alten Aufnahmeprüfungen einige Fragen für Sie vorbereitet. Viel Erfolg!

**«Frisch gedopt ist halb gewonnen»:
Diese Fragen aus vier Fächern stammen aus früheren Aufnahmeprüfungen für die Kanti**

Wer in die Kantonsschule eintreten will, muss zuvor eine Aufnahmeprüfung bestehen. Sie besteht aus drei Fächern: Deutsch, Französisch und Mathematik. Für das S-Profil kommt noch Latein dazu. Hier eine Auswahl von Prüfungsfragen aus früheren Jahren. Ausser solchen Fragen gibt es auch noch Texte, die gelesen und interpretiert werden müssen, in Französisch wird zudem auch das Hörverständnis geprüft. Die Fragen sind für 15- bis 17jährige Sekschüler gedacht.

**Deutsch**

1. Die folgenden Sprichwörter wurden verändert. Wie lauten sie richtig?

·Wie man sich fettet, so riecht man.

·Aller Umfang ist schwer.

·Wer flucht, der findet.

·Wo Rauch ist, ist auch ein Raucher.

·Alter nützt bei Torheit nicht.·?Frisch gedopt ist halb gewonnen.

2. Der «Affe» hat sich in all diesen Wörtern versteckt. Finde sie heraus.

·?_ _ _ A F F E (Eine Art Krug)

·?_ _ A F F E _ _ _ (gehört zur Ausrüstung eines Kunstmalers)

·?_ _ _ _ _ A F F E _ _ _ _ _ (Qualität, Art und Weise)

·? _ _ A F F E _ _ (Eine Wunde, die genäht werden muss, ist …(Partizip I)

·?_ _ A F F E _ _ _ (Gruppenwettlauf)

3. Ersetzedas kursiv gedruckte Wortdurch ein in den Zusammenhang passendes Synonym und passe es grammatikalisch richtig an:

·Sie sieht ihn misstrauisch an.

·Wenn Hilde sich nicht immer so einmischen würde.

·… haben sie dagesessen mit ihren starren Gesichtern.

4. Verändere den gegebenen Begriff in einen Ausdruck der gleichen Wortfamilie. Die Wortart soll dabei gemäss Vorgabe geändert werden. Bei Nomen schreibst du den Artikel dazu. Nominalisierungen und Partizipien zählen nicht! Beispiele: fahren (Nomen) => Die Fahrt; klingen (Adjektiv) => klangvoll.

·denken (Nomen) =>

·schliesslich (Nomen) =>

·geduldig (Verb) =>

·laufen (Adjektiv) =>

5. Welches Wort passt nicht in die Reihe?
·mürbe, elastisch, spröde, brüchig, splitterig

·ungeschickt, linkisch, unbeholfen, umständlich, ungehorsam

·vergüten, ersetzen, vergelten, beschwichtigen, entschädigen

·Abneigung, Ausrede, Ausflucht, Vorwand, Notlüge

**Französisch**

1. Vervollständige die folgenden Sätze mit einem passenden Ausdruck

·C’est un grand problème; il faut trouver … .

·Si je ne fais pas mes devoirs, mon professeur va me … .

·Au cinéma, Nathalie ne voit rien parce qu’elle a oublié … .

·J’aime bien la géographie ; c’est … préférée.

·L’athlète est blessé ; il ne peut pas … tournoi (nicht aller !).

·Mon frère a 16 ans et ne va pas à l’école cantonale ; il est … . (Il travaille dans un garage pour être mécanicien plus tard.)

2. Übersetze. Gib wo nötig das Geschlecht ( m / f ) und beim Adjektiv auch die weibliche Form an.

·das Abenteuer

·leicht [Gewicht]

·vergleichen

·die Reise

·la détente

·avancer

3. Vervollständige den Text, falls nötig, mit den richtigen Präpositionen. Streiche die Lücke, falls es keine Präposition braucht:

Marc fête son anniversaire … été, … juillet. … le matin, il se lève … six heures et il va … la salle de bains et se prépare … aller … l’école. Puis, il cherche … son sac. Où estce qu’il est? (Unter) … le lit , (hinter) … la caisse ou … la chambre … Pascal? Il veut demander … sa mère mais elle n’est pas … la maison. Alors, il va … les voisins, mais ils sont … vacances. Il est triste, parce que son portemonnaie est … le sac et il veut acheter un gâteau … la boulangerie [neben] … l’école. Oh non, il va arriver … gâteau et ses copains ne vont pas être contents!

**Mathematik**

1. Löse die Gleichung nach x auf. Gib das Resultat als ganze Zahl oder als gekürzten Bruch an.

·2[x ? 3(2 ? x)] = 5(x + 1) ? 3(x + 1)

2. Nach allgemeingültigen Regeln muss ein Fussballfeld zwischen 90 und 120 Meter lang sein. Das ist auch in Fantasiland so. Dort gibt es aber drei verschiedene Längenmasseinheiten: Ein Xoul entspricht 30 cm, eine Yecke ist gleich 84 cm, und ein Zessi misst 105 cm. Die Länge eines Fussballfeldes in Fantasiland muss in allen drei Einheiten durch eine natürliche Zahl ausgedrückt werden können. Wie lang (gemessen in Metern und Zentimetern) muss ein Fussballfeld in Fantasiland mindestens sein?

3. Ein Verkäufer von Skateboards setzt diese aus den Einzelteilen Brett, Rädersatz und Zubehör zusammen. Bisher hat er diese Teile zu folgenden Preisen eingekauft: das Brett für 42 Franken, den Rädersatz für 9.20 Franken und das Zubehör für 21 Franken. Sein Gewinn entspricht 39,2 Prozent des Verkaufspreises. Nun wechselt er seinen Zulieferer. Dadurch muss er für das Brett 15 Prozent weniger ausgeben, den Rädersatz erhält er neu für 7.20 Franken, und für das Zubehör muss er 15 Prozent mehr bezahlen.

Den Verkaufspreis lässt er unverändert. Wie gross ist nun der Gewinn des Verkäufers in Prozenten des Verkaufspreises?

4. Aus einem Quadrat der Seitenlänge a wird die schraffierte Fläche F gemäss unten stehender Figur ausgeschnitten.

·Stelle eine Formel auf, mit der sich der Flächeninhalt von F aus a und x berechnen lässt.

·?Sei nun a = 12 cm. Bestimme x durch Probieren mit dem Taschenrechner (bis auf Millimeter genau) so, dass F möglichst genau den halben Flächeninhalt des ganzen Quadrates ausmacht.

5. Holzhändler Huber fährt mit 16 Tonnen Brennholz zum Brennholzmarkt. Es gibt Brennholz in zwei verschiedenen Qualitäten. Eine Tonne der besseren Qualität kostet 400 Franken, und für eine Tonne der normalen Qualität bezahlt man 350 Franken. Abends fährt Herr Huber mit 3,9 Tonnen nicht verkauftem Brennholz und 4500 Franken Einnahmen nach Hause.

·Es sei x die von Herrn Huber verkaufte Menge Brennholz der besseren Qualität in Tonnen. Stelle eine Gleichung für x auf und löse sie.

**Latein**

1. Bilde von den Substantiventimor,consiliumundvictoriafolgende Formen: Akk. Sg., Abl. Sg. und Gen. Pl.!

2. Nenne das Gegenteil folgender Wörter:

·pater

·scribere

·laetus

·clamare

·currere

·nemo

·respondere

·sine

3. Übersetze!
·Hodie multi homines Romam veniunt, nam in Colosseo pugnas gladiatorum clarorum expectant. Gladiatores non modo ex Italia, sed etiam e terris aliis veniunt, quod cuncti gloriae cupidi sunt.

**Kantiprüfung: Die Lösungen**

**Deutsch**

Aufgabe 1:
·Wie man sich bettet, so liegt man.

·Aller Anfang ist schwer.

·Frisch gewagt ist halb gewonnen.

·Wer sucht, der findet.

·Wo Rauch ist, ist auch ein Feuer.

·Alter schützt vor Torheit nicht.

Aufgabe 2:
·Karaffe·Staffelei·Gaffer

·Beschaffenheit·klaffend

·Staffette

Aufgabe 3:
·argwöhnisch, kritisch, skeptisch, ungläubig, zweifelnd, prüfend.

·dreinreden, intervenieren, sich einmengen.

·Aufregung, Eile, Gehetze, Hast, Hetzerei, Angst, Stress, Panik

·unbeweglichen, steinernen, versteinerten, emotionslosen, gefühllosen, leblosen, steifen, gefrorenen, teilnahmslosen, regungslosen, ausdruckslosen

Aufgabe 4:
·der Gedanke/ Andacht / Gedächtnis / Denkmal / Andenken

·der Schluss / Schlussfolgerung / Be-/Entschluss / Schloss

·sich gedulden, dulden

·läuferisch, läufig, geläufig, laufstark, lauffreudig.

Aufgabe 5:
·elastisch·ungehorsam

·beschwichtigen·Abneigung

**Französisch**

Aufgabe 1:
·une solution·me gronder

·ses/les lunettes.·ma matière

·au tournoi·(un) apprenti

Aufgabe 2:
·l’aventure (f.)·léger, -ère

·comparer·le voyage

·die Entspannung, die Erholung

·vorrücken, vorwärtskommen

Aufgabe 3:
·Marc fête son anniversaire en été, en juillet. X le matin, il se lève à six heures et il va dans la salle de bains et se prépare pour aller à l’école. Puis, il cherche X son sac. Où estce qu’il est? Sous le lit, derrière la caisse ou dans la chambre de Pascal? Il veut demander à sa mère mais elle n’est pas à la maison. Alors, il va chez les voisins, mais ils sont en vacances. Il est triste, parce que son portemonnaie est dans le sac et il veut acheter un gâteau à/dans la boulangerie près de / à côté de l’école. Oh non, il va arriver sans gâteau et ses copains ne vont pas être contents!

**Mathematik**

Aufgabe 1:
·x=7/3

Aufgabe 2:
·92 m 40 cm

Aufgabe 3:
·43.54 Prozent

Aufgabe 4:
·F = 3ax ? 2x²
·Für x = 2,3 cm erhält man den besten Wert.

Aufgabe 5:
·x = 5,3

(Die kompletten Lösungswege können hier mangels Platz nicht angegeben werden, sie finden sich aber online.)

**Latein**

Aufgabe 1:
·timor, timorem, timore, timorum ·consilium, consilio, consiliorum ·victoriam, victoria, victoriarum

Aufgabe 2:
·mater, filius·legere ·maestus, miser·tacere ·stare·cuncti·rogare·cum

Aufgabe 3:
·«Heute kommen viele Leute nach Rom, denn sie erwarten im Kolosseum die Kämpfe berühmter Gladiatoren. Die Gladiatoren kommen nicht nur aus Italien, sondern auch aus anderen Ländern, weil alle nach Ruhm begierig sind.»

#Allgemeines

18. März 2017 | Konflikte sind vorprogrammiert

Schaffhauser Nachrichten
Mark Liebenberg

Schülerinnen und Schüler an Schweizer Gymnasien sollen «ein fundiertes Verständnis der Hintergründe der Informationsgesellschaft entwickeln». Diese Forderung hat die Schweizerische Erziehungsdirektorenkonferenz (EDK) aufgestellt. Gymnasiasten sollen die Grundzüge von Programmiersprachen kennen, die technischen Hintergründe von Computernetzwerken verstehen und die Sicherheitsaspekte der digitalen Kommunikation einschätzen können. Im Vorschlag der EDK würde Informatik an Maturitätsschulen entweder zu einem Grundlagenfach oder zu einem obligatorischen Fach erklärt. Diese Idee hat die EDK jetzt in die Anhörung in den Kantonen geschickt. Sind die Signale positiv, soll als Nächstes das Schweizer Maturitätsreglement dahingehend angepasst werden.

**Weiter Weg bis zum Maturafach**
«Ich bin ein klarer Verfechter davon, dass sich die Schule ganz generell der digitalen Herausforderung stellen muss», sagt Christian Amsler, der als Schaffhauser Bildungsdirektor und Mitglied in der EDK zu den treibenden Kräften hinter der Idee eines Informatikobligatoriums auf Gymnasialstufe gehört. «Gerade auch weiterführende Tertiärinstitute wie die ETH machen Druck, dass man hier forcieren muss und dass zum Beispiel auch das Programmieren einen höheren Stellenwert haben muss.» Bereits in der Entwicklung des Lehrplans 21 für die Volksschule habe man besonderes Augenmerk auf diese Diskussion im Kontext einer sich immer stärker digitalisierenden Schul- und Berufswelt gelegt.
Nun sei die Debatte eben auch am Gymnasium angekommen, wo jetzt die Bewertung des Fachs und die Stundendotation zur Disposition steht. «Klar, neue Fächer haben es immer schwer», räumt Amsler ein, «aus Stundendotationsgründen und aus finanziellen Gründen. Der Weg zu einem Maturafach wird noch weit sein.»

**Stärkung der Mint-Fächer**
Von der Schaffhauser Erziehungsdirektion zur Stellungnahme aufgefordert ist auch der Rektor der Kantonsschule Schaffhausen. Pasquale Comi steht der Idee grundsätzlich offen gegenüber, wie er gegenüber den SN sagt. «Die Stärkung der sogenannten Mint-Fächer – also von Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technologie – entspricht dem Zeitgeist», sagt er. Auch die ETH und die Wirtschaftsverbände lägen den Gymnasialrektoren deswegen in den Ohren. Bezüglich der Umsetzung setzt Comi indes noch Fragezeichen: «Völlig offen ist, in welchem Rahmen und auf Kosten welcher anderen Lerninhalte dies geschehen könnte.»
Heute schon kommt jeder Kantonsschüler mit dem Fach Informatik wenigstens einmal in Berührung. Während des zweiten Semesters wird Informatik als Bestandteil des Grundlagenfachs Mathematik in zwei Wochenlektionen unterrichtet. Schüler lernen etwa die Funktionsweise von Algorithmen und den Aufbau komplexer Programme aus einfachen Bausteinen kennen. Das Fach wird geprüft und benotet.
Ab dem dritten Semester kann man an der Kanti Informatik als Freifach belegen, und zwar für eine zweijährige Dauer im Umfang von drei Wochenlektionen. Dort wird eine Programmiersprache erlernt, und dynamische und interaktive Webanwendungen werden programmiert. Im Schnitt zwischen 15 und 20 Schülerinnen und Schüler wählen das Fach pro Jahrgang, der durchschnittlich 130 Schüler zählt. Vier von fünf Schüler sind männlich.

**Eher keine Maturanote**
Das geplante Obligatorium, erklärt Comi, könnte entweder umgesetzt werden, indem man ein neues Grundlagenfach Informatik schaffe, das gleichberechtigt neben Mathematik, Deutsch oder Französisch stehe und direkt maturrelevant wäre. Oder aber, indem man es als neues obligatorisches Fach definiere, das von allen besucht werden müsse und das promotionswirksam sei, aber nicht als Maturanote einfliesse – ausser ein Schüler wähle es als Frei- oder Schwerpunktfach, so wie heute das Fach Recht und Wirtschaft.
Comi sieht eher Letzteres als realistisch: «Man kann den Kanon der Grundlagenfächer nicht beliebig erweitern, ohne dass man die Gewichtung einzelner davon zu verwässern beginnt», ist er überzeugt.
Aber auch wenn Informatik ein obligatorisches Fach würde, stelle sich die Frage, auf Kosten welcher anderer Fächer es eingeführt werden solle: auf Kosten ähnlicher Fächer im Mint-Bereich oder auf Kosten von sozial- und geisteswissenschaftlichen? «Hier sind Konflikte vorprogrammiert», sagt der Kantirektor.

#Allgemeines

17. März 2017 | Es soll wieder ein Treffpunkt für die Steiner werden

Schaffhauser Nachrichten
Edith Fritschi

Seit Oktober war der «Rothe Ochsen» in Stein am Rhein geschlossen. Inhaberin Katharina Keller wollte das Lokal, das bis dahin verpachtet war, selbst übernehmen. Allerdings nicht als Wirtin an der Front, sondern im Hintergrund. Als Geschäftsführer hat sie Oussama Moukrim eingestellt. Moukrim war sechs Jahre lang in der Bordgastronomie der Schifffahrtsgesellschaft Untersee und Rhein tätig und kennt das Metier bestens. «Er hat sein Serviceteam mitgebracht, es ist bestens aufeinander eingespielt», sagt Keller. «Das sorgt für eine gute ­Atmosphäre.» Denn die Platzverhältnisse, speziell in der Küche des «Rothen Ochsen», sind eng. Deshalb wollen Keller und ihr Partner Peter Lagler, die für das Konzept verantwortlich zeichnen, nur ein kleines, ausgewähltes Speiseangebot führen und vor allem die Einheimischen ansprechen.
Die kamen am Mittwochnachmittag zur Wiedereröffnung zuhauf: Man traf sich zu einem Schwätzchen und einem Glas Wein, dazu servierten Moukrim und sein Team diverse Snacks, die einen Vorgeschmack auf das künftige Angebot gaben.
«Wir möchten täglich ein selbst gekochtes Menü anbieten, das hier zubereitet wird», sagt Keller. Auf der Karte sind Wurst- und Käseplättli, wie es sich für eine Weinstube gehört; es gibt Kutteln, Käsefondue, Salatkreationen, Haus­toast, Sandwiches oder «Bölletünne». Nicht alles ist selbst gemacht, sondern kommt aus Steiner Geschäften wie der Metzgerei Villiger. «Natürlich sind bei uns auch Touristen willkommen», sagt Keller. In erster Linie aber liegt es ihr am Herzen, dass die Steiner im «Ro­then Ochsen» mit seiner bewegten Geschichte wieder einen Treffpunkt haben, wo sie sich in einer schönen Umgebung austauschen können. Das schien am Wiedereröffungstag auf Gegenliebe zu stossen. Drinnen waren alle Plätze besetzt, und auch draussen hatten sich Nachbarn und Gwundrige zum Apéro versammelt, Moukrim und seinem Team jedenfalls ging die Arbeit nicht aus, alle wurden freundlich begrüsst und bewirtet.
In der Vorsaison wird der «Rothe Ochsen» täglich ausser Montag und Dienstag von 10 bis 22 Uhr offen sein; am Sonntag bis 17 Uhr. In der Haupt­saison ist die Weinstube sieben Tage in der Woche offen. Und punkto Sperrstunde will man flexibel sein. Sollten Vereine oder Gruppen erst später am Abend kommen, wird nicht stur um 22 Uhr geschlossen. «Da richten wir uns schon nach den Gästen», sagt Moukrim.



Es herrscht wieder Leben im «Rothen Ochsen». Oussama Moukrim und sein Team hoffen als Gastgeber auch auf viele Stammgäste aus dem Städtli.
Bild Edith Fritschi

#Allgemeines

3. März 2017 | Auch Bootsführer sollen pusten

Schaffhauser Nachrichten
sda

Wie bei Autofahrern genügt künftig auch bei Bootsführern ein Atem­alkoholtest, um einen zu hohen Pegel nachzuweisen. Das hat der Nationalrat gestern beschlossen. Heute ist eine Blutprobe nötig. Die Rechtsgrundlage für beweissichere Atemalkoholproben ist Teil des revidierten Binnenschifffahrtsgesetzes. Der Ständerat hatte die Vorlage im Dezember gutgeheissen.
Kern ist ein neues System der Sicherheitsaufsicht. Bisher wurden Schiffe umfassend getestet, bevor sie zugelassen wurden. Künftig muss der Gesuchsteller nachweisen, dass ein Schiff sicher ist, und der zuständigen Behörde die erforderlichen Unterlagen vorlegen. Geprüft werden jene Teile, die besonders sicherheitsrelevant sind. Damit wird das Verfahren an jenes angeglichen, das für Eisenbahnen und Seilbahnen gilt. Für die Schifffahrtsunternehmen rechnet der Bundesrat mit moderaten Mehrkosten für den ­Sicherheitsnachweis.
Ziel ist die Entlastung der Verwaltung. Es gebe neue Arten von Schiffen, beispielsweise Solarschiffe, sagte Kommissionssprecher Kurt Fluri (FDP/SO). Es sei nicht sinnvoll, die Verwaltung die Kompetenzen aufbauen zu lassen, die für die Prüfung notwendig wären.
Die SVP lehnte das Gesetz ab. Es gebe im Bereich der Schifffahrt keine Probleme, sagte Walter Wobmann (SVP/SO). Bei den Datenbanken gehe es nur um die Überwachung der Schifffahrt, ein Alkoholgrenzwert sei bereits im Gesetz festgelegt. Laut Wobmann braucht es das Gesetz daher nicht. «Das ist eine Aufblähung für gar nichts», sagte er. Die Mehrheit war aber anderer Meinung und trat auf das Gesetz ein.

**Keine zentralen Register**
Der Ständerat hatte einige Änderungen an der Vorlage des Bundesrats beschlossen, die der Nationalrat nun übernommen hat. Gestrichen wurde die Rechtsgrundlage für die Einrichtung von zentralen Datenbanken über Schiffe, Halter, Fahrberechtigungen und Administrativ- oder Strafverfahren. Laut Fluri wären die zentralen Datenbanken auf Begehren der Kantone eingeführt worden. Er erinnerte an das Subsidiaritätsprinzip in der Bundesverfassung: Es sei ein Leichtes für die Kantone, sich in einem Konkordat zu einigen und die Register auf kantonaler Ebene einzuführen, sagte er.
Die Linke setzte sich für die Datenbanken ein. Ein Register werde nur geschaffen, wenn die Kantone das wollten, sagte Thomas Hardegger (SP/ZH). «Es gibt keinen Grund, diese Option zu verhindern.» Register unterstützten die Vollzugsorgane und sorgten so für mehr Sicherheit auf Gewässern. Die Mehrheit lehnte das aber mit 134 zu ­­ 52 Stimmen ab.
Die Räte änderten die Vorlage in einem weiteren Punkt: Bootsführer sollen erst ab dem vollendeten 75. Altersjahr und nicht schon ab dem 70. ihre Fahreignung ärztlich untersuchen lassen müssen. Die Gesamtabstimmung endete mit 124 zu 62 Stimmen. Die Gegenstimmen kamen von der SVP. Mit einer Differenz bei den Voraussetzungen für die Erteilung des Führerausweises geht die Vorlage zurück an den Ständerat.
Das Binnenschifffahrtsgesetz gilt für sämtliche Fahrzeuge oder Geräte, die auf oder unter der Wasseroberfläche bewegt werden. Für kleinere Schlauch- oder Strandboote gelten aber Ausnahmen.

#Allgemeines

26. Januar 2017 | Scheiben an der Kanti eingeschlagen

Schaffhauser Nachrichten
Stefanie Bernath

Am letzten Wochenende haben Unbekannte zwei Fenster in der Kantonsschule Schaffhausen mit Steinen eingeschlagen. Dabei wurden auch die Türen daneben getroffen. «Ein Lehrer, der am Samstag im Schulhaus war, hat mich und den Hausmeister informiert», sagt Schuldirektor Pasquale Comi. Die Fenster liegen beim Schulhof. Die Steine entnahmen die Täter wahrscheinlich einem nahe gelegenen Brunnen, in dem Steine als Dekorationsmaterial dienen.
Am Samstag haben Schreiner die Fenster provisorisch verschlossen. Die Reparatur erfolgt laut Comi möglichst in den Sportferien. Die Kosten für den Sachschaden sind noch nicht klar. «Vermutlich liegen sie aber bei über 10 000 Franken», sagt Comi. Die Schule hat am vergangenen Samstag Anzeige bei der Polizei erstattet. Die Steine hat die Polizei mitgenommen, um allfällige DNA-Spuren zu sichern. «Bei aller Frustration, welche ein schulischer Misserfolg provozieren kann, ist ein solcher Akt von Vandalismus nicht zu entschuldigen», hält Comi fest.

#Allgemeines

23. Januar 2017 | Alkoholatemtest bei Stachlern?

Schaffhauser Nachrichten
(r.)

Werden auch Stachler bald auf Alkohol kontrolliert? Diese Frage ist noch nicht abschliessend geklärt. Einen Atem­alkoholtest für alle Bootsführer sieht die laufende Revision des Binnenschifffahrtsgesetzes vor. Der Ständerat hat mittlerweile dieser Revision zugestimmt. Sie gilt für sämtliche Fahrzeuge oder Geräte, die auf oder unter der Wasseroberfläche bewegt werden. Ausnahmen würden nur für kleinere Schlauch- oder Strandboote gelten. Die Vorlage geht nun an den Nationalrat.
Staatsschreiber Stefan Bilger sagte auf Anfrage zur Situation der Schaffhauser Weidlingskapitäne, dass der Schaffhauser Regierungsrat derzeit die genaue Ausnahmeregelung prüfe und je nach dem, ob Handlungsbedarf bestehe, aktiv werde. Im Frühling 2015 hatte der Regierungsrat in einer Vernehmlassung Ausnahmen für motorlose Weidlinge auf dem Rhein verlangt.

#Allgemeines

21. Januar 2017 | Ein Prost auf die Braukunst

Schweizer Familie 3/2017
Michael Lütscher

Plopp. Es tönt, als würde eine Champagnerflasche geöffnet. Aber auf dem Tisch steht eine Flasche Pilgrim Triple Ambrée. Ein Bier. Eines, das mit einem Champagnerkorken verschlossen war. Man trinkt es zum Essen, das auf dem weiss aufgedeckten Tisch steht, Kalbssteak mit feinen Nudeln.
«Ich will zeigen, dass sich Bier bestens zu einem Essen eignet», sagt Martin Wartmann, der dieses Bier braut. Die Anerkennung von Bier in der Schweiz als vollwertigem Getränk ist die Mission des weisshaarigen Thurgauers. Bier ist das Leben des 69-Jährigen: In eine Brauerfamilie geboren, hat er als Braumeister und Unternehmer sein ganzes Berufsleben in der Branche verbracht.
Die Champagnerflasche ist Symbol dafür, dass es sich beim «Bière d’Abbaye Triple Ambrée», wie auf der Etikette steht, nicht um ein simples Lagerbier handelt. Triple heisst dreifach vergoren; wie bei Schaumwein findet die letzte Gärung in der Flasche statt. Damit er sich unter dem Druck der Gärgase nicht löst, muss der Verschluss gut gesichert sein.
Goldgelb funkelt das Abteibier im Glas, verführerisch würzig ist sein Geschmack. Es ist so weit weg von einer «Stange» wie ein komplexer Rotwein von einem einfachen Landwein. Ausgeschenkt wird es in ein Weinglas. Weil die Geschmacksvielfalt so besser zur Geltung kommt.
Wartmann hat diese Art des Bierbrauens in den Hinterthurgau importiert – aus Belgien, wo sie in den Klöstern der Trappistenmönche Tradition hat. Sinnigerweise braut er auch in einem Kloster – in Fischingen TG.
Betrieben wird dieses von Benediktinermönchen, die dem Bier gegenüber seit jeher besonders zugetan sind. «Trinken bricht das Fasten nicht» heisst eine Regel des Ordens aus dem 9. Jahrhundert. Während der Fastenzeit ernährten sich die Mönche flüssig, mit selbst gebrautem Bier.

**Bier im Wandel**
Dass ein altgedienter Brauer wie Martin Wartmann ins Kloster gefunden hat, ist bezeichnend für die Vielfalt und den Wandel der Schweizer Brauszene. Aktuell gibt es 740 Brauereien in der Schweiz, 1990 waren es nur 32 gewesen. Ein Bier war damals buchstäblich ein Bier: Die Brauereien hatten in ihrem Kartell den Markt aufgeteilt und die Biersorten beschränkt – auf «Lager», «Spezli» und «dunkel» sowie eine saisonale Spezialität.
Als Pionier brach Wartmann diese Einfalt auf. 1976 lancierte er mit der damaligen familieneigenen Actienbrauerei Frauenfeld ein Weizenbier nach deutschem Vorbild. Dazu inspirieren lassen hatte er sich während seiner Ausbildung zum Braumeister 1969 bis 1972 in Berlin. In den frühen 1980er-Jahren entwickelte er dann das Ittinger Bräu, gebraut mit dem Hopfen der Kartause Ittingen, eines ehemaligen Klosters im Thurgau. Dass dieses Bier speziell war, liess sich auf den ersten Blick an der Farbe erkennen: dunkelgolden wie Bernstein. Das war damals in der Schweiz eine absolute Neuheit. Ittinger verkaufte Wartmann später an den holländischen Braugiganten Heineken, der es seither zusammen mit den Marken Calanda, Eichhof und Haldengut braut. Wartmann gehörte auch zu den Ersten, die die Tradition der Restaurant-Brauerei wiederbelebten, die vor der Erfindung des Kühlschranks weit verbreitet war. Ende der 1980er-Jahre eröffnete er das Brauhaus Sternen in Frauenfeld, woraus später die Back & Brau-Kette wuchs (die dann wegen einer falschen Standortwahl, wie Wartmann sagt, wieder verschwand).
1991 reiste er in die USA nach Austin, Texas, an eine Messe namens Craft Brewers Conference. «Da ist meine schweizerisch-deutsche Brauwelt zusammengekracht», sagt Wartmann. Er war gewohnt, dass Bier aus Gersten- oder Weizenmalz, Hopfen, Hefe und Wasser bestand. Die jungen Amerikaner aber, die er traf, brauten auch mit Zucker, Gewürzen und Holz, inspiriert von den kunterbunten Brautraditionen Belgiens und Grossbritanniens. Der Begriff «Craft Beer», «handwerkliches Bier», steht mittlerweile auch in der Schweiz für besondere Biere.
«Wir erlauben uns, im Barockkloster barock zu brauen», sagt Wartmann, als er uns durch die kleine Brauerei führt, die in einem früheren Werkgebäude ausserhalb der Klostermauern untergebracht ist. Es riecht nach Bier, in einem Regal sind die neun Pilgrim-Sorten aufgereiht, nebst den Abteibieren auch einfachere, von kleinen 3,3-dl-Fläschchen bis zu 1,5-Liter-Magnum-Flaschen. An einer Wand hängen internationale Auszeichnungen für die erst 2015 eröffnete Brauerei.
Rohre, Tanks, Computer, Monitore – die Räume sind voller Geräte. «Ohne Hightech geht es nicht», sagt Wartmann. 2,5 Millionen Franken hat er mit seinen Partnern, dem Lista-Büromöbelfabrikanten Fredy Lienhard und Andreas Schoellhorn, dem Ex-Chef von Haldengut, investiert.
In einem engen Raum stapeln sich weisse Säcke mit dem Grundstoff: verschiedene Malze – ausgetriebene, getrocknete Getreidekörner. Importiert aus Belgien und Deutschland; in der Schweiz gibt es trotz dem Bierboom keine grössere Mälzerei. In den Säcken lagert Gersten- und Weizenmalz in diversen Röstgraden. Diese bestimmen die Farbe des Bieres – stark geröstetes Malz ergibt dunkles Bier.
Ein industrielles Lagerbier enthält ein einziges Malz, ein Pilgrim-Abteibier vier bis sechs Sorten. Mit dem Hopfen und Wasser aus der Klosterquelle kommen die Malze in die Sudpfannen aus glänzendem Kupfer, wo sie während sechs Stunden auf 62 bis 68 Grad erhitzt werden.

**Das Brauteam**
Verantwortlich fürs Brauen ist Braumeister Philipp Krickl, ein 34-jähriger Deutscher, der in München Braukunst studiert hat. Sekundiert wird er von Johanna Haeberle, 23. Wartmann agiert mehr im Hintergrund, als Geschäftsführer und Marketingmann mit einem Pensum von «50 bis 60 Prozent». Pilgrim ist eine kleine Brauerei, wie so viele der neuen im Lande. Abgefüllt wird zweimal pro Woche, von Hand – von einer Gruppe Rentner. Männer mit technischer Ausbildung, wie Wartmann betont. Gibt es beim Abfüllen Probleme, können sie sie selbst beheben.
1000 Liter werden bei Pilgrim pro Tag gebraut. Von der Sudpfanne gelangen die Abteibiere in offene Stahlbottiche, wo sie unter der Zugabe von Hefe bis vier Wochen lang gären. «So haben wir den Prozess besser unter Kontrolle», sagt Wartmann über die offenen Tanks.
In den einen Bottichen schäumt es, in anderen bewegt sich die braune Suppe wie in einem Whirlpool. Das sind klare Zeichen, dass die Hefen damit beschäftigt sind, Zucker in Alkohol umzuwandeln. «Wenn es still wird, ist der Gärprozess abgeschlossen», sagt Braumeister Krickl.
Ein Abteibier ist dann noch nicht vollendet. In einem geschlossenen Reifetank wird es ein zweites Mal vergoren. Beigaben sind Gewürzsäckchen in der Form von Frauenstrümpfen, gefüllt mit Stoffen wie Bitterorangen, Tannennadeln oder Kardamom. Holzschnitzel, die mit der flüssigen Hefe getränkt sind, treiben im Bier. Sie sorgen für weitere Geschmacksnoten. Zuchthefen sind die heikelsten und teuersten Zutaten beim Brauen; sie entscheiden über die Länge des Gärprozesses, über den Alkoholgehalt und mit über den Geschmack. Die meisten bezieht man aus den USA, wo die führenden Laboratorien für Bierhefen sind.
Wartmanns und Krickls Sorge ist derzeit, die passende Hefe für ihr fünftes Abteibier, das bald als «Imperial Blond» lanciert werden soll, zu finden. Mit 17 Prozent Alkohol soll es stärker als die allermeisten Biere werden. Nach drei unbefriedigenden Versuchen liegt der vierte Sud im Bottich. Die Strömungen an der Oberfläche der ockerfarbigen Brühe zeigen, dass die Hefen noch arbeiten. Probiert werden kann sie dennoch. Cremig ergiesst sie sich ins Glas, süss riechend. Als «Alternative zum Portwein» preist Wartmann das Imperial Blond. «Gerade Frauen lieben solche Biere.»
Wie er darauf kommt? Durch Nähe zu Kunden und Kundinnen. Wer will, kann in der Brauerei degustieren. Und zweimal im Jahr bei der Präsentation der Saisonspezialitäten Freibier trinken.

**Kaufinformationen**
Verkauf im Kloster Fischingen TG und im Online-Shop

www.pilgrim.ch

Zwei Abteibiere sind in grossen Coop-Filialen erhältlich.


ESSEN UND BIER: WAS PASST?

Bier als Begleiter zum Essen hat eine ähnlich grosse Tradition wie Wein. Die Geschmacksvielfalt der Biere ist enorm, auch wenn den allermeisten die Säure fehlt, welche Weine als Essensbegleiter auszeichnet. Die aufgeführten Biersorten werden alle auch in der Schweiz gebraut.
PORTER – dunkel, oft mit Kaffee- oder Schokoladen-aromen – passt zu Austern, gedünsteten Muscheln, Rauchlachs.
STOUT – dunkel bis schwarz, oft mild – passt zu Parmesan, Sbrinz.
BROWN ALE – dunkel, oft mit Caramelnoten – passt zu Roastbeef.
BOCK – alkoholreich und oft malzig-süsslich – passt zu Pizza (z.B. Margherita), Schweinskotelett.
PALE ALE – hell, fruchtig, würzig – passt zu Penne all’arrabiata.
DOPPELTES ABTEIBIER – feinperlig und zweifach vergoren wie Schaumwein – passt zu geschmortem Fleisch, pikantem Weichkäse.
IMPERIAL STOUT – eine besonders kräftige Version eines Stout-Biers – passt zu Schokoladekuchen.
FRUCHTBIER – süsslich, fruchtig, da mit Früchten vergoren – passt zu Cheesecake.



Bierbrauer Martin Wartmann vor der Sudpfanne in der Klosterbrauerei.
Fotos Daniel Ammann


Vier Sorten des dreifach vergorenen Abteibiers mit Champagnerverschluss.

#Allgemeines

7. Januar 2017 | Der traditionell gebaute Weidling lebt

Schaffhauser Nachrichten
Alfred Wüger

Draussen liegt Schnee, und drinnen in der Werkstatt ist es zugig und so kalt, dass Weidlingbauer Urs Kohler nicht nur die Faserpelzjacke angezogen, sondern sich auch noch eine wollene Zipfelmütze aufgesetzt hat. Und so weit, wie der Winter vom Stacheln und Sichaufdem-Rhein- treiben-Lassen entfernt ist, so weit ist auch das Sperrholzmodell auf den Arbeitsböcken vom fertigen Weidling entfernt. Denn das, woran Urs Kohler momentan arbeitet, ist die Hilfskons­truktion, die er für die Herstellung seines ersten Motorweidlings braucht. Bisher wurden in der Werkstatt einzig Stachelweidlinge hergestellt, und wer mit Urs Kohler spricht, merkt schnell, dass sein Herz nicht für Schiffe mit Benzinmotoren schlägt. Aber: Kundenwunsch ist Kundenwunsch. «Dieses Jahr werden wir auf Bestellung vier Motorweidlinge und vier Stachelweidlinge bauen.»

**Ein Modell und viel Gefühl**
Weil nun ein Motorweidling etwas grösser ist als ein Stachelweidling, braucht Urs Kohler ein Modell, nach dem er dann den Prototyp baut. «Bei einem Motorweidling ist alles ein wenig anders als beim Stachelweidling. Die Bordwand ist etwas steiler, und das Boot ist insgesamt etwas breiter.»
Zunächst hat Urs Kohler den Weidling gezeichnet, dann die Spanten gemacht und schliesslich das Modell aus Sperrholz gefertigt. «Ich muss das Schiff, das ich bauen will, sehen», sagt Kohler, «damit ich mit dem Gefühl weiter an der Form arbeiten kann, die vielleicht auf dem Papier ganz gut aussah.» So wie der Prototyp werden dann alle Motorweidlinge, die Urs Kohler baut, aussehen. «Nach dem Modell stelle ich Schablonen her, und diese wiederum dienen dann dazu, die Bretter, die es für das Schiff braucht, zuzuschneiden.»
Das Holz, das Urs Kohler verarbeitet, kommt aus Wilchingen, von der Sägerei Hedinger. «Es sind Tannenbretter, etwa drei Zentimeter dick und zehn Meter lang, zwei, drei Jahre gelagert.» Dann wird zugesägt, gehobelt, und wenn es fertig ist, wird das Holz im sanktgallischen Waldkirch mit einer Borsalzlösung druckimprägniert, und dann ist es bereit zur Verarbeitung. Diese Druckimprägnierung schützt das Holz vor Fäulnis, ansonsten aber braucht ein Weidling, so Urs Kohler, kaum Pflege. «Auch wenn er im Winter im Wasser bleibt, ja selbst wenn das Wasser im Innern gefriert, macht das gar nichts», sagt der Fachmann, fügt aber hinzu: «Wichtig ist, dass man den Weidling im Frühling herausnimmt und ganz gründlich reinigt und vor allem im Innern, an Stellen, wo sich Moos ansetzen kann, dieses entfernt, damit das Holz nicht fault.»

**Rituale rund ums Weidlingfahren**
Diese Reinigungsarbeit sei auch immer ein geselliges Ereignis, sagt Urs Kohler und spricht damit die emotionale Seite des Weidlingfahrens an. Schon wegen der paar Hundert Kilo, die ein solches Boot auf die Waage bringt, ist es sinnvoll, es an Land mithilfe von Kollegen zu bewegen. «Das ist ein Ritual.» Ein Schiff sei etwas Archaisches, sagt Urs Kohler, viele hätten daran eine grosse Freude. «Und Arbeiten wie Auswassern, Putzen, das Streichen des Unterbodens mit Kupfer gegen den Pflanzenbewuchs, das Einwassern, all das gehört einfach zum Weidlingfahren.»
Die Tradition ist Urs Kohler wichtig. Und im Weidlingbau bedeutet Tradition eben das Verwenden von Massivholz. «Natürlich könnte ich auch, wie die Konkurrenz aus Österreich, geleimte Dreischichtplatten verwenden. Ich habe sogar meinen eigenen Weidling auf diese Weise gebaut, aber ich will das auf keinen Fall hier bei uns einführen. Ich will bei unserer Bauweise bleiben.» Ja, die Schiffe aus Österreich seien um rund die Hälfte günstiger, räumt Urs Kohler ein, aber er könne nicht sagen, wie es um die Haltbarkeit bestellt sei. Dazu würden ihm die Erfahrungswerte fehlen. Warum er denn für seinen Weidling – der übrigens mit einem Elektromotor und Solarpaneelen angetrieben wird – diese Bauweise gewählt habe? «Um es auszuprobieren!» Aber das sei eben ein ganz anderes Schiff. «Der traditionell hergestellte Weidling lebt», sagt Urs Kohler, «man muss ihn zum Beispiel nach dem Überwintern verschwellen, damit er dicht ist. Den modernen Kahn mit dem Dreischichtholz können Sie einfach ins Wasser werfen und losfahren.» Aber da könne man ja dann ebenso gut einen Aluweidling kaufen: «Und ein solcher hält erst noch ewig.»
Zurück zum Prototyp. Eine Woche dauert es etwa, bis das Holz gemäss den Schablonen zugeschnitten ist und alle Vorbereitungsarbeiten abgeschlossen sind, dann geht es an die Montage. «Die dauert dann noch einmal eine Woche. Oft arbeiten wir auch zu zweit.» Dann ist das Boot fertig. Grösstenteils besteht es aus Tannenholz, einzig die Hölzer für die Kettenringe an Bug und Heck, das sogenannte vordere und hintere Schoo, sind aus Eiche sowie die Spanten, an die die Beplankung der Bordwände geschraubt wird, und der Spiegel. So heisst das Brett, an dem der Benzinmotor befestigt wird. Vorne im Bug wird zu guter Letzt ein verschliessbarer Raum eingebaut, die Kiste, für all die Dinge wie Anker oder Schwimmwesten, die der Vorschrift gemäss, mitgeführt werden müssen.

**Ein Herz für den Elektroweidling**
Und dann ist es so weit: Der Kunde, der für das Schiff 12 000 bis 13 000 Franken hinblättern muss, sticht in See re­spektive befährt mit dem Kohler- Motorweidling-Prototyp zum ersten Mal den Rhein. Mit Kinderkrankheiten rechnet Urs Kohler nicht, denn schliesslich hat er schon über 100 Stachelweidlinge gebaut. Ob es allerdings dereinst einmal auch 100 Motorweidlinge sein werden, scheint dem so stark der Tradition verpflichteten Urs Kohler indes ungewiss: «Ich bin ein Elektrofan», sagt er, «und bin der Überzeugung: Elektroweidlinge mit Solarpaneel werden die Zukunft sein. Die sind super.»


**Der Weidling Geschichte und Gegenwart eines Typs**

*Uralt*
Der Weidling ist ein Flachboot, und diesen Bootstyp gibt es bereits seit über 5000 Jahren.

Verbreitung
Der Weidling ist vor allem in der Schweiz, aber auch in Österreich und Deutschland auf Flüssen und Seen sehr beliebt und steht in vielfältigem Einsatz.

*Verwendung*
Der Weidling wurde früher zum Warentransport benutzt, heute ist er ein Freizeitboot. Im Kanton Schaffhausen ist dieser Bootstyp geradezu ein Wahrzeichen auf dem Rhein. Aber auch die Seilfähren in Basel sind Weidlinge, ebenso die Donauzillen.

*Dimensionen*
Ein klassischer Schaffhauser Stachelweidling ist rund 9 Meter lang und etwa 1,5 Meter breit und wiegt um die 400 Kilogramm.

*Preis und Haltbarkeit*
Ein traditioneller Stachelweidling mit Eichenspanten und Tannenbeplankung kostet rund 10 000 Franken und hält 20 bis 30 Jahre.
(Wü.)



Weidlingbauer Urs Kohler arbeitet in seiner Werkstatt in Thayngen gegenwärtig am Modell für seinen ersten Motorweidling. Bislang stellte die Firma als einzige in der Schweiz ausschliesslich Stachelweidlinge her. Neben handwerklichem Können ist bei der Arbeit auch viel Gefühl gefragt.
Bilder Michael Kessler


Der Bau eines Weidlings erfordert viel Augenmass. Und auch das Modell, nach dem die Schablonen für die Einzelteile hergestellt werden, muss präzis gehobelt werden.


Gemäss dem aus Sperrholz angefertigten Modell werden Schablonen hergestellt, mit deren Hilfe dann die Bretter für das «richtige» Schiff zugeschnitten werden.