#Notizen zu Namen

14. Dezember 2016 | Vier neue Fraktionschefs im Kantonsrat

Schaffhauser Nachrichten
lbb

Mit der neuen Legislatur, die im Januar beginnt, verändert sich nicht nur die Zusammensetzung des Schaffhauser Kantonsparlaments. Teilweise werden auch die Fraktionen von neuen Köpfen angeführt. So steht an der Spitze der 14köpfigen SP-Juso-Fraktion neu der Stadtschaffhauser Kantonsrat Kurt ­Zubler. Er folgt auf den Oberhallauer Patrick Strasser, der die Fraktionsgeschäfte seit gut anderthalb Jahren geführt hat. Strasser macht auf Anfrage berufliche Gründe geltend. «Ein Fraktionspräsident sollte die zeitliche Kapazität haben, um als einer der wichtigsten politischen Akteure innerhalb einer Partei politische Arbeit leisten zu können», sagt Strasser. Er selbst arbeite in Kloten und könne bei Medienkonferenzen kaum anwesend sein. Zudem sei er als Mitglied der Geschäftsprüfungskommission zeitlich stark eingebunden.
Auch die Fraktionsgemeinschaft aus FDP, CVP und den Jungfreisinnigen hat einen neuen Chef: Beat Hedinger (FDP, Wilchingen) ersetzt Thomas Hauser (FDP, Schaffhausen). Letzterer will bekanntlich im Jahr 2017 den Ratsvsorsitz übernehmen, was ein gleichzeitiges Fraktionspräsidium ausschliesst.
Zwei neu gebildete Fraktionen haben sich ebenfalls konstituiert. So gehen neu die Alternative Liste und die Ökoliberale Bewegung Schaffhausen zusammen. Den Fraktionsvorsitz übernimmt dort Till Aders (AL, Schaffhausen). Zum erstenmal angetreten war bei den Wahlen im September die Grünliberale Partei; sie gewann auf Anhieb vier Sitze. Zusammen mit dem EVP-Vertreter bilden die Grünliberalen nun eine Fraktion, die von Regula Widmer (GLP, Beringen) präsidiert wird.
Unverändert bleibt es bei der grössten Fraktion aus SVP und EDU: Andreas Gnädinger (SVP, Siblingen) steht der 22köpfigen Gruppe vor. Die erste Sitzung des neu gewählten Kantonsrats findet am 16. Januar statt.

#Notizen zu Namen

28. November 2016 | Der neue Grosse Stadtrat auf einen Blick

Schaffhauser Nachrichten
Titi Valchera

Neu in den Grossen Stadtrat wählten die Stimmbürger der Stadt Schaffhausen mit Kirsten Brähler, Thomas Stamm und Hans Peter Brütsch drei Kandidaten aus den Reihen der SVP. Einen zusätzlichen Sitz gewann die SVP an der Urne, und zwei Plätze wurden frei, weil zwei Bisherige nicht mehr zur Wahl angetreten waren. Brähler zeigte sich sichtlich stolz: «Ich werde das Beste geben, um das mir entgegengebrachte Vertrauen zu rechtfertigen», sagte sie.
Mit der Präsidentin der städtischen SP, Monika Lacher, sowie Patrick Portmann und Christian Ulmer wurden bei der SP, die einen Sitz dazugewonnen hat, drei Neue gewählt. Ulmer blickt auf ein intensives Jahr zurück. «Mein Einsatz für die Kultur wie auch für das Baurecht sind Herzensangelegenheiten und nicht bloss Wahlkampf gewesen.» Abgewählt wurden bei der SP hingegen Christoph Schlatter und Urs Fürer. Bei Fürer, dem derzeitigen GPK-Präsidenten, besteht jedoch die Chance, dass er anstelle des auch in den Kantonsrat gewählten Patrick Portmann nachrücken könnte.
Die AL wird mit gleicher Sitzzahl, aber zwei neuen Köpfen im Grossen Stadtrat vertreten sein. Simon Sepan und Angela Penkov sind neu dabei. Bei Penkov kam aber keine rechte Freude auf, da ein Sitz auf Kosten der Bisherigen Manuela Bührer ging. Der zweite hingegen wurde frei, weil der Bisherige Daniel Böhringer nicht mehr angetreten war.
Ebenfalls neu in den Grossen Stadtrat haben es die zwei GLP-Kandidaten Bernhard Egli und Ernst Sulzberger geschafft. Einer nahm den Sitz der neuen Stadträtin Katrin Bernath ein, der andere den bei den Wahlen von der GLP dazugewonnenen. Till Hardmeier sitzt hingegen nun nicht mehr für die Junfgreisinnigen im Grossen Stadtrat, sondern hat zur Mutterpartei FDP gewechselt.

**Zumstein und Hauser abgewählt**
FDP und CVP haben bei den gestrigen Wahlen je einen Sitz verloren. Bei der FDP wurden mit Manuela Roost Müller und Katrin Hauser zwei bisherige Grossstadträtinnen abgewählt. Für den Präsidenten der Stadt-FDP, Stephan Schlatter, ist vor allem die Abwahl von Hauser sehr überraschend: «Hätten Sie mich vor der Wahl gefragt, wer gewählt wird, hätte ich sicher gesagt, dass Hauser dazugehört», sagte er.
Bei der CVP verlor Nathalie Zum­stein ihren Sitz. Bereits an den diesjährigen Stadtschulratswahlen ging sie als Verliererin hervor. «Ich habe heute fast damit gerechnet und bin nicht wahnsinnig traurig», sagte sie gefasst. Vor vier Jahren sei sie knapp reingekommen, dieses Mal knapp nicht mehr. Die Politikerin, die sich vor allem in Bildungsfragen engagiert, bilanzierte: «Ich bin vielleicht nicht für ein städtisches Parlament geeignet, sondern eher in der Exekutive zu Hause.»

#Notizen zu Namen

21. November 2016 | Von einem Fruchtsaft, der gern ein Stück Fleisch wäre

Schaffhauser Nachrichten
Luca Miozzari

Unter Beifall des Publikums fährt Standup-Comedian Yves Keller auf einem roten Bobby-Car sitzend ins Rampenlicht. «Da kann der Maximilian von der HSG abfahren mit seinem billigen Bentley», sagt er mit einem spitzbübischen Lächeln, während er sein Gefährt begutachtet. So begann Yves Keller, genannt «Chäller», am Freitag seine rund zweistündige Vorstellung im Saal des Hotels Kronenhof. Der Schaffhauser, der beim privaten Radiosender FM1 täglich eine Morgensendung moderiert, besuchte mit seinem ersten Comedy-Programm unter dem Titel «Geile Scheiss» nun auch seine Heimatstadt.

**Einen Beatrice-Egli-Fisch gesichtet**
Keller, dessen Darmgase nach eigenen Angaben dieselbe Geschmacksrichtung haben wie die seines Hundes, war sich bei seiner Show nicht zu schade, die Gürtellinie zu unterschreiten. Mit viel Witz und Charme machte er aus gewöhnlichen Alltagssituationen Pointen, die beim Publikum für lautstarke Lacher sorgten. So erzählte er beispielsweise von seiner Mutter, die ihm einmal ein Steak versprochen hatte, um ihn dazu zu bewegen, wieder einmal zu ihr nach Hause zu kommen. «Es gibt zwei Arten, Männer zu ködern: erstens Sex und zweitens Fleisch – Mama, ich denke du hast dich für die richtige Variante entschieden», scherzte er.
Seine Liebe zu Fleisch drückte er auch in einem Gedicht aus, das er dem Publikum vortrug. Das Werk handelte von einem Fruchtsaft, der sich im Kühlschrank unwohl fühlte und lieber ein gutes Fleischstück gewesen wäre.
Sehr schlecht weg kam seine Exfreundin, die mit seinem damaligen Chef durchgebrannt sein soll. Besonders bemängelte er ihre fehlende Blasenkapazität. «Die musste ständig pinkeln , egal, wo wir gerade waren.»
Zum Schluss machte sich Keller als Tierbeobachter verkleidet noch über die Schweizer Promiwelt lustig. «Ah, das sehe ich einen Beatrice-Egli», sagte er und fügte an: «Zum Glück leben die unter Wasser, so müssen wir uns ihre schrillen Töne nicht anhören.»



Der ehemalige Radio-Munot-Moderator Yves Keller («Chäller»).
Bild Luca Miozzari

#Notizen zu Namen

26. September 2016 | Sönke Bandixen neuer Stadtpräsident

Datum
26.09.2016

Titel
Sönke Bandixen neuer Stadtpräsident

Kurztext
Spannend bis zum Schluss war der Wahlkampf um das Stadtpräsidium von Stein am Rhein. Am Sonntag über­flügelte der Parteilose Sönke Bandixen den Grün­liberalen Ueli Böhni um 183 Stimmen und wird damit Nachfolger von Claudia Eimer.

Text
Schaffhauser Nachrichten
Alfred Wüger

Die Steiner Stadtpräsidentenwahl ist entschieden: Mit 183 Stimmen überflügelte der parteilose Sönke Bandixen, ein Quereinsteiger aus der Wirtschaft ohne jede Erfahrung in einer politischen Behörde, den amtierenden Stadtrat und Schulreferenten Ueli Böhni von der Grünliberalen Partei.
Bis man das aber erfuhr, musste man sich am Sonntag im Steiner Rathaus gedulden. Angekündigt gewesen war das Resultat auf 13.30 Uhr, verlesen wurde es indes erst kurz nach 15 Uhr: Es hatte grössere Verzögerungen beim Zählen der Stimmzettel der Wahlen in die Schulbehörde, in den Stadtrat und eben fürs Stadtpräsidium gegeben. Die noch bis Ende des Jahres amtierende Steiner Stadtpräsidentin Claudia Eimer bat alle Kandidatinnen und Kandidaten zu sich ins Büro, um ihnen dort die Resultate im stillen Kämmerchen zu verkünden, ehe sie sie öffentlich verlas.

**70 Prozent Stimmbeteiligung**
Dann kamen die beiden Kontrahenten Ueli Böhni und Sönke Ban­dixen aus dem Büro von Claudia Eimer: Ueli Böhni huschte ein Lächeln übers Gesicht, Sönke Bandixen wirkte ernst, verzog keine Miene. Die Stimmbeteiligung habe bei 70 Prozent gelegen, sagte Claudia Eimer, 1524 Stimmzettel – bei 2176 Stimmberechtigten – seien eingelegt worden. «130 waren leer, 3 ungültig, 1391 gültig», sagte die Stadtpräsidentin und dann: «Stimmen haben erhalten: Sönke Bandixen 760, Ueli Böhni 577.» Auf Vereinzelte entfielen 54 Stimmen.
Der Sieger nahm strahlend einen Blumenstrauss in Empfang. «Im Moment bin ich überwältigt», sagte Ban­dixen, «und freue mich, dass ich mit meiner Arbeit das Verhältnis, das am Anfang 40 zu 60 zugunsten von Ueli Böhni stand, zu meinen Gunsten umdrehen konnte.»
Draussen vor dem Rathaus, im Kreise seiner Familie, wiederholte er sein politisches Credo: «Ich bin angetreten als Steiner Bub, ich bin liberal und unabhängig, und diese Unabhängigkeit ist ein Vorteil gewesen. Die Steiner Wählerinnen und Wähler haben mir einen Auftrag erteilt, diese Unabhängigkeit in die Politik einzubringen.»

**Bandixen entäuscht von der FDP**
Seine Wahl sei eine klare Absage an das politische Establishment. «Die bürgerliche Phalanx wurde gesprengt.» Es genüge nicht mehr, einfach bürgerlich zu sein, und dabei sei er eigentlich ein Vorzeigebürgerlicher, aber: «Von der FDP bin ich schwer enttäuscht. Sie hat bis jetzt den Kontakt zu mir weder gefunden noch gesucht.» Er werde es als Stadtpräsident vermeiden, sich einer Fraktion anzunähern, sagte Bandixen weiter. «Ich will die Sachpolitik in die Mitte stellen.» Im Übrigen glaube er, dass die Zusammenarbeit mit dem neuen Stadtrat gut funktionieren werde. «Wir sind drei Neue und zwei Bisherige und wollen die Weichenstellung Richtung Neubeginn mit einer klar strukturierten Agenda schaffen.»
Ueli Böhni trug die Niederlage mit Fassung. Für ihn sei die Arbeit als Politiker damit vorbei, sagte er, auch wenn er nicht ausschliessen mochte, wieder einmal als Einwohnerrat zu kandidieren.

Stadtratswahl Markus Oderbolz von der Pro Stein überlegt sich, ob er die Wahl annehmen will.

Bei den Stadtratswahlen in Stein am Rhein wurden sämtliche Kandidaten gewählt. Dabei schwang die parteilose Karin Sigristweit obenaus. Bei einem ­absoluten Mehr von 423 Stimmen vereinigte sie 855 Stimmen auf sich und konnte damit an ihren Wahlerfolg vom letzten November anknüpfen. Angesichts der schwierigen Botschaft zur Finanzlage, die sie zu vermitteln hatte, sei ihr Ergebnis sehr erfreulich, meinte sie. Es gelte auch weiterhin, die Finanzen nicht aus den Augen zu verlieren. «Ich hoffe, dass die mit Ueli Böhni aufgegleisten Projekte weiterhin so tatkräftig vorangetrieben werden.»

Auf dem letzten Platz landete derweil Baureferent Markus Oderbolzvon der Pro Stein, vor vier Jahren noch mit dem besten Resultat gewählt. Er zeigte sich entsprechend enttäuscht – in erster Linie allerdings über die Nichtwahl von Ueli Böhni als Stadtpräsident. Er bedauerte, dass die gute Arbeit im Stadtrat von den Stimmbürgern nicht anerkannt und geschätzt worden sei, und vor allem, dass sie so jetzt nicht fortgesetzt werden könne. «Es wird sich weisen, wie der neue Stadtpräsident mit den Kolleginnen und Kollegen umgehen wird, deren Arbeit er in den letzten Wochen ja sehr stark infrage stellte», so Oderbolz, der sich angesichts des Resultats überlegt, ob er die Wahl überhaupt annehmen will. «Man ist kein guter Verantwortungsträger, wenn man sich auf alles einlässt.»

Über ein gutes Wahlresultat konnte sich Corinne Ullmann(SVP) freuen, sie ­erzielte 582 Stimmen. Man müsse nun abwarten, wie die Referate verteilt ­würden, meinte sie. Der neue Stadtrat werde seine Arbeit unter den neuen Vorzeichen machen müssen. Gleichzeitig bedauerte sie die Nichtwahl Böhnis. Das sei ein Schaden für die Schule.

Mit 494 Stimmen wurde Thomas Schnarwilervon der CVP in den Stadtrat gewählt. Auch er zeigte sich angesichts des Resultats zufrieden. Die Arbeit werde sicher nicht einfach werden, meinte er. Die Bürger erwarteten oft Resultate innert kurzer Zeit, während es in der täglichen politischen Arbeit oft mehr Zeit brauche.

Noch etwas fiel bei den Stadtratswahlen auf. Einerseits wurden 238 Stimmen für Ueli Böhni abgegeben, der dafür gar nicht zur Verfügung stand. Dann entfielen 733 Stimmen auf Vereinzelte. Das mag wohl auch Ausdruck sein für den erbitterten Wahlkampf in den vergangenen Wochen.

**Hitz Ruppel neu in Schulbehörde**
In der Schulbehörde waren mit Christoph Frei und Monica Hofer Lobato zwei Rücktritte zu verzeichnen. Auch hier gab es keine Kampfwahl, da die ­Anzahl der Kandidierenden mit der Anzahl Sitze übereinstimmte. Neu wurden Nicole Hitz Ruppel mit 498 Stimmen und Rudolf Vetterli mit 543 Stimmen gewählt. Bestätigt wurden Carla Rossi mit 593 Stimmen, Angele Wheeler Maier mit 613 Stimmen und Marc Lüthi mit 576 Stimmen. Auch hier war mit 354 Stimmen ein relativ grosser Anteil an Vereinzelten festzustellen. Das absolute Mehr lag bei 60 Prozent. (U.J.)


*Kommentar*

**Ein schwieriger Neubeginn**

Die Wahl des neuen Stadt­präsidenten von Stein am Rhein hatte die Gemüter erhitzt. Zunächst war alles so klar gewesen: Die Bürgerlichen hatten Ueli Böhni auf den Schild gehoben, einen alteingesessenen Steiner, einen angesehenen Arzt und zupackenden grünliberalen Stadtrat und Schulreferenten. Alles schien klar, bis Sönke Bandixen auf den Plan trat. Ebenfalls ein alteingesessener Steiner, allerdings ein Mann der Wirtschaft, ein Manager ohne jede Erfahrung in der Politik. Was soll denn das? Diese Frage mag sich mancher gestellt haben, und Bandixen schätzte im Juni gegenüber dieser Zeitung seine Chancen mit 60 zu 40 zugunsten von Ueli Böhni ein, sagte aber: «Ich traue mir zu, das zu kehren.» Und das hat er geschafft. Dass das möglich wurde, hat zum einen seinen Grund in der Tatsache, dass die bürgerliche Phalanx, die Ueli Böhni unterstützte, zerbrach. Das geschah wohl nicht zuletzt deshalb, weil es Sönke Bandixen mit seiner forschen Art gelang, Bürgerliche davon zu überzeugen, dass mit ihm ein Kurswechsel eher möglich sei als mit einem amtierenden Stadtrat, der sich in den Präsidentensessel schwingen möchte. Das Schlagwort «unabhängig» mag dazu nicht ­unwesentlich beigetragen haben. Unterschwelliger Unmut, ein latenter Wunsch nach einem starken Mann, einem Macher von aussen, mögen dazu geführt ­haben, dass nun Sönke Bandixen ins Amt gewählt worden ist. Es war eine Wahl zwischen zwei Charakteren: hier der besonnene, aber zuweilen etwas farblos auftretende Ueli Böhni, da der kämperische und ­entschlossener wirkende und leidenschaftlich debattierende Feuerkopf Sönke Bandixen. Dieser muss nun allerdings Besonnenheit an den Tag ­legen und den Stadtrat so zusammenschweissen, dass am 1. Januar 2017 tatsächlich die versprochene klare und neue Linie anfangen kann.

#Notizen zu Namen

26. September 2016 | Hauchdünner Sieg für Ruedi Leu

Schaffhauser Nachrichten
Jean-Claude Goldschmid

Spannender hätte der Showdown beim zweiten Wahlgang fürs Wilchinger Gemeindepräsidium kaum sein können. Der parteilose Ruedi Leu wurde mit 428 Stimmen zum neuen Gemeindepräsidenten gewählt, während die SVP-Kandidatin Virginia Stoll mit 424 Stimmen gerade einmal 4 Stimmen hinter ihm lag. Insgesamt wurden 904 Stimmen abgegeben, 43 davon waren leer, 4 ungültig, und auf Vereinzelte entfielen 5 Stimmen. Die Wahlbeteiligung betrug 76,6 Prozent. «Die Freude ist gross», so Leu nach der Wahl, «aber es steckt auch ein Auftrag dahinter.» Jetzt gelte es, die Versprechen einzulösen, die er vor der Wahl abgegeben habe. Er habe mit einem Kopfan-Kopf-Rennen gerechnet. Stoll ihrerseits gratulierte Leu zur Wahl und akzeptierte die knappe Niederlage.


Der neue Wilchinger Gemeindepräsident Ruedi Leu war überrascht, dass sein Vorsprung gegenüber Virginia Stoll weit kleiner war als noch im ersten Wahlgang. Er führte dies im Gespräch auf den sehr aktiven Wahlkampf der SVP zurück.
Bild Theo Kübler

**Pattsituation im Durachtal**
Aber auch in neun weiteren Gemeinden des Klettgaus und des Reiats galt es gestern, Behördenmitglieder zu wählen. Bei der Gemeinderatswahl in Merishausen nimmt der gewählte Philippe Gyseler (bisher) das Amt aus persönlichen Gründen nicht an. Die beiden neu antretenden Christian Ehrat (ÖBS) und Andreas Kläui (parteilos) verpassen beide das absolute Mehr von 178 Stimmen klar, wobei Ehrat mit 150 Stimmen gegenüber den 122 Stimmen Kläuis die Nase vorn hatte. Es kommt zu einem zweiten Wahlgang. «Mit diesem Resultat musste man rechnen», so Ehrat. «Mich überraschten allerdings die vielen vereinzelten Stimmen.» Er werde aber auf alle Fälle im November wieder antreten. Kläui hingegen möchte sich dies nochmals überlegen, da er in die Schulbehörde gewählt wurde.

Hier die Resultate im Einzelnen, wobei die Kandidaten nach ihrer Anzahl Stimmen geordnet sind:

· Bargen:
Leander Zumofen, Hans Lötscher, Barbara Wehrli (neu) und Silvano Meili (neu) werden in den Gemeinderat gewählt, Waltraud Suter und Eduard Weber (neu) in die Schulbehörde, Silvano Meili sowie Elisabeth Waldburger (neu) als Stimmenzähler und Claudia Weiss (neu) sowie Astrid Zehnder als Mitglieder der Rechnungsprüfungskommission.

· Buchberg:
Robert Keller, Rolf Sieber, Ruth Sonderegger und Daniel Thévenaz schaffen die Wiederwahl in den Gemeinderat, Isabel Surbeck-Werner (neu) wird Einsitz in der Verbandsschulbehörde Rüdlingen-Buchberg nehmen.

· Dörflingen:
In den Gemeinderat werden Gabriel Ulrich (neu), Margrit Linden, André Haus und Ursula Tanner gewählt. Andrea Keller, Isabelle Thalmann und Daniel Ostertag (neu) in die Schulbehörde. Jonas Keller und Karin Meister in die Rechnungsprüfungskommission.

· Gächlingen:
Michael Läuppi, Daniel Niklaus und Roland Schönenberger werden in den Gemeinderat gewählt. Daniel Rosan, Ann-Marie Helg Rüedi und Ruth Schönenberger schaffen allesamt die Wiederwahl in die Schulbehörde.

· Lohn:
Peter Vögtle, Chantal Vacher-Winzeler (neu) und Susanne Brühlmann werden als Stimmenzähler gewählt. Margaritha Schnelli und Philipp Streif als Mitglieder der Rechnungsprüfungskommission. Daniel Leu und Thomas Brühlmann als Delegierte für die Verbandsfeuerwehr Oberer Reiat. Markus Zimmermann, Stefan Brühlmann (neu) und Rolf Amstad (neu) als Delegierte für die Reiat-Wasserversorgung.

· Merishausen:
Christian Bach, Christian Werner und Philippe Gyseler erreichen das absolute Mehr von 178 Stimmen bei der Gemeinderatswahl. Gyseler lehnt die Wahl aber aus persönlichen Gründen ab und gibt seinen Rücktritt per Ende Jahr bekannt. Die beiden neu antretenden Christian Ehrat und Andreas Kläui verpassen das absolute Mehr. Deshalb kommt es hier am 27. November zu einem zweiten Wahlgang. In die Schulbehörde werden Jeannine Werner, Raphael Kolesch, Jens Mürner (neu) und Andreas Kläui gewählt, in die Rechnungsprüfungskommission Martin Giger und Daniela Mürner.

· Rüdlingen:
Bruno Steiger, Marco Senn und Martin Ahrend (neu) werden in den Gemeinderat gewählt. Bei der Wahl für ein Mitglied der Verbandsschulbehörde Rüdlingen-Buchberg kandidierte niemand, und es erreicht demgemäss auch niemand das absolute Mehr. Es kommt am 23. Oktober zu einem zweiten Wahlgang.

· Stetten:
Erika Hatt, Edi Bürgin, Michael Meier und Kurt Waldvogel schaffen allesamt die Wiederwahl in den Gemeinderat. In die Schulbehörde werden Barbara Stüdli, Michael Menk (neu), Adrian Horat (neu) und Alice Niederer gewählt. In die Geschäftsprüfungskommission Thomas Müller, Markus Käser und Peter Knöpfli (neu). Als Stimmenzähler Barbara Brunner, Regula Welti, Manuela Pletscher (neu) und Severin Krebser (neu). Paul Sieber (neu) wird als Delegierter in der Kommission der Verbandsfeuerwehr Oberer Reiat Einsitz nehmen. Stephan Waldvogel (neu) und Sinisa Drobnjak (neu) werden als Delegierte für die ­Reiat-Wasserversorgung gewählt.

· Trasadingen:
Stefanie Huonker, Matthias Frick, Hans-Werner Külling und André Christe (neu) schaffen die Wahl in den Gemeinderat. In die Schulbehörde wird Matthias Brechbühl gewählt. In die Rechnungsprüfungskommission Urs Heierle und Philipp Rüeger (neu).

#Notizen zu Namen

25. September 2016 | Der Einzug der Grünliberalen

Neue Zürcher Zeitung
Jörg Krummenacher

Die Wahlen in den Schaffhauser Kantonsrat bringen im Grundsatz wenig Veränderungen. Die SVP kann ihren Wähleranteil leicht ausbauen und bleibt mit 21 Sitzen stärkste Partei vor der SP. Diese hält ihre 14 bisherigen Sitze. Die FDP verliert auf der Liste ihrer Jungpartei einen Sitz und verbleibt neu bei 10 Sitzen.
Wahlsieger sind indes die Grünliberalen, die bisher nicht im Parlament vertreten waren. Der Grund ist einfach: Die GLP wurde in Schaffhausen erst im Juni 2014 ins Leben gerufen. Die Partei zieht auf Anhieb mit vier Sitzen in den Kantonsrat ein. Diese gehen zu Lasten der ÖBS-Grünen, die zwei ihrer vier bisherigen Sitze verloren haben sowie der Alternativen Liste und der CVP, die je einen Sitzverlust hinnehmen müssen.
Die Grünliberalen waren vor Monatsfrist bereits in den Schaffhauser Stadtrat eingezogen; Katrin Bernath setzte sich dabei deutlich gegen Diego Faccani von der FDP durch.

Wer ab 2017 im Schaffhauser Kantonsrat sitzt
SVP: Daniel Preisig, Walter Hotz, Mariano Fioretti, Peter Scheck, Kirsten Brähler, Markus Müller, Virginia Stoll, Andreas Gnädinger, Peter Werner, Dino Tamagni, Arnold Isliker, Andreas Neuenschwander, Philippe Brühlmann, Pentti Aellig, Josef Würms, Corinne Ullmann, Markus Fehr
SP: Peter Neukomm, Werner Bächtold, Kurt Zubler, Matthias Freivogel, Patrick Portmann, Jürg Tanner, Martina Munz, Patrick Strasser, Franziska Brenn, Renzo Loiudice, Richard Bührer, Andreas Frei, Urs Weibel
FDP: Raphaël Rohner, Diego Faccani, Christian Heydecker, Thomas Hauser, Nihat Tektas, Beat Hedinger, Susi Stamm (anstelle von Martin Kessler), Hedy Mannhart, Lorenz Laich
ÖBS: Urs Capaul, Roland Müller
AL: Linda De Ventura, Susi Stühlinger, Till Aders, Matthias Frick
CVP: Theresia Derksen, Rita Flück Hänzi
JSVP: Erich Schudel
EDU: Erwin Sutter, Andreas Schnetzler
JFSH: Marcel Montanari
SVP Senioren: Samuel Erb
EVP: Rainer Schmidig
Juso: Seraina Fürer
GLP: Katrin Bernath, René Schmidt, Regula Widmer, Maria Härvelid
SVP Agro: Hansueli Graf
SVP KMU: Pius Zehnder

#Notizen zu Namen

29. August 2016 | In Wilchingen verpasst Ruedi Leu das absolute Mehr um 2 Stimmen

Schaffhauser Nachrichten
(jcg)

Nach dem gestrigen Showdown bleibt Wilchingen die einzige Gemeinde im Klettgau, in der das Gemeindepräsidium noch nicht besetzt werden konnte. Das beste Resultat erreichte mit 422 Stimmen der parteilose Kandidat Ruedi Leu. Er verpasste das absolute Mehr damit gerade mal um 2 Stimmen. Relativ dicht auf den Fersen ist ihm Virginia Stoll (SVP) mit 354 Stimmen, während Walter Linsi (FDP), der amtierende Sozialreferent der Gemeinde, mit nur 56 Stimmen klar abgeschlagen blieb. Es kommt somit zu einem zweiten Wahlgang. Dieser geht in genau zwei Wochen, am 11. September, über die Bühne.

**Leu: «Ein gutes Omen»**
Ruedi Leu zeigte sich gestern jedenfalls «nicht allzu überrascht» über dieses Ergebnis. «Ich hatte eigentlich schon fest mit einem zweiten Wahlgang gerechnet», sagte er. Die knappe Nichtwahl scheine auf den ersten Blick ärgerlich. Andererseits zeige sie, dass eine Mehrheit im Dorf bereit sei, ihm das Vertrauen auszusprechen – und dies sei bei gleich drei antretenden Kandidaten doch bemerkenswert und ein gutes Omen für den zweiten Wahlgang.
Wie sich die Stimmen von Linsi im zweiten Wahlgang verteilen würden, könne man zum jetzigen Zeitpunkt allerdings noch nicht sagen, so Leu weiter. Zweite Wahlgänge entwickelten oft eine gewisse Eigendynamik. «Ich bin jedenfalls nach wie vor guter Dinge, dass es klappen wird», sagte Leu. Er glaube an seine Chance.

**Stoll noch unsicher, Linsi gibt auf**
Virginia Stoll war gestern schon etwas verhaltener. Sie wisse noch nicht einmal, ob sie überhaupt noch einmal antreten werde. Bevor diese Frage entschieden werden könne, müsse man zuerst noch einmal das Wahlergebnis analysieren und über die Bücher. «Man musste jedenfalls damit rechnen, dass es bei uns zu einem zweiten Wahlgang kommt», sagte sie. Und mit ihrem Ergebnis könne sie sicher grundsätzlich zufrieden sein – zumal sie im Dorf noch viel weniger verwurzelt sei als Ruedi Leu, bei dem «zwei Generationen in die Schule gegangen sind».
Walter Linsi kündigte seinerseits an, dass er zum zweiten Wahlgang nicht mehr antreten werde – und dass er dieses Resultat eigentlich auch erwartet habe, nachdem schon im Vorfeld Signale aufgetaucht seien, dass er im Dorf vermutlich keine Mehrheit finden werde. «Vielleicht will man ja auch unbedingt, dass ich im Sozialreferat bleibe, weil man mit meiner Arbeit dort so zufrieden ist», meinte er schmunzelnd. Er werde jedenfalls sicher wieder als Gemeinderat kandidieren.



Hauchdünn unter dem absoluten Mehr geblieben, hat Ruedi Leu die besten Karten für den zweiten Wahlgang in Wilchingen.
Bild Thomas Güntert

#Notizen zu Namen

29. August 2016 | Kein Wahlsieger: In Stein gibt es einen zweiten Wahlgang

Schaffhauser Nachrichten
Edith Fritschi

Gross war die Spannung gestern Nachmittag im Steiner Rathaus, als die amtierende Stadtpräsidentin Claudia Eimer das Resultat mitteilte. «Ich mache es alphabetisch», sagte sie, und das liess nichts Gutes erahnen. Tatsächlich hat es keiner der beiden Kandidaten geschafft. Mit einem denkbar knappen Ergebnis liegen beide unter dem absoluten Mehr. Ueli Böhni (GLP) hat 567 Stimmen ­erhalten; sein Kontrahent Sönke Ban­dixen (parteilos) 551. Das absolute Mehr lag bei 656 Stimmen, die Wahlbeteiligung betrug 68 Prozent. Von den 1312 eingelegten Stimmen entfielen 135 auf Stadtpräsidentin Claudia ­Eimer und 59 auf Vereinzelte. Der ­Vorsprung von Ueli Böhni auf Sönke Bandixen beträgt gerade mal 16 Stimmen.

**Böhni ändert seine Strategie**
«Natürlich habe ich mir eine Entscheidung im ersten Wahlgang gewünscht, aber ich habe immer einen zweiten Wahlgang erwartet, falls viele Solidaritätsstimmen für die abtretende Stadtpräsidentin abgegeben werden», sagte Ueli Böhni. Doch dass Sönke Bandixen fast gleichauf mit ihm liegt, hätte er eher nicht gedacht. Im zweiten Wahlgang werde er nur noch für das Stadtpräsidium und nicht mehr als Stadtrat kandidieren, denn das schaffe Verwirrung. «Ich will nicht zum Spielball für die gleichzeitig stattfindenden Stadtratswahlen werden – ich will nicht, dass umstrittene Stadtratskandidaten als Argument gegen meine Wahl als Stadtpräsident herhalten müssen, um mich im Stadtrat behalten zu können», so Böhni gestern.
Überrascht zeigte sich auch Sönke Bandixen, der erst ankam, als das Resultat schon verkündet worden war. Er sei erstaunt, dass der Stimmenunterschied zwischen Böhni und ihm so gering sei. Immerhin habe Böhni alle bürgerlichen Parteien hinter sich gehabt, und er selbst sei quasi im Alleingang durchgestartet. Er sei froh und dankbar für die Stimmen. Der zweite Wahlgang werde nun sicher eine spannende Sache. Ban­dixen kündigte an, dass er wohl nicht ganz passiv bleiben werde in den nächsten vier Wochen, sondern versuchen wolle, die Wähler weiter zu überzeugen.
Sehr überrascht zeigte sich Ueli Wehrli (SVP) vom bürgerlichen Wahlkomitee, wollte sich aber weiter nicht zum Ergebnis äussern. «Wir werden die Lage besprechen», sagte er. Ähnlich klang es auch bei Christian Flück, Co-Präsident der Pro Stein. «Das ist äusserst bedenklich», sagte er. «Da müssen wir genauer analysieren, was da schieflief und ob unsere Wahlstrategie richtig war.» Man werde sich bei einem Treffen der Parteipräsidenten nun wohl nächste Schritte überlegen.
Einen Sieger gab es dann aber doch noch in Stein am Rhein: Schulpräsident Ruedi Rüttimann (SP) wurde glanzvoll, mit 842 von 971 abgegebenen Stimmen, im Amt bestätigt. Das absolute Mehr betrug dabei 486 Stimmen. «Mit so einem Ergebnis habe ich überhaupt nicht gerechnet», sagte er strahlend.


**Kommentar**

**Eine Schlappe für die bürgerliche Wahlallianz**
Nun ist alles offen: Die Steiner tun sich offenbar schwer mit einem neuen Stadtpräsidenten. Über 100 Stimmbürger haben sich mit der abtretenden Präsidentin solidarisiert und ihr die Stimme gegeben. Für die beiden Kandidaten, die eigentlich ins Amt wollen, hat es nicht gereicht. Sie müssen nochmals antreten, und am 25. September wird sich zeigen, wohin das Pendel ausschlägt.
Dass beide offiziellen Bewerber nochmals dabei sein werden, sowohl Ueli Böhni als auch Sönke Bandixen, daran liessen sie gestern keinen Zweifel. Es kann durchaus sein, dass in den nächsten vier Wochen mit härteren Bandagen gekämpft wird als bisher; dass vielleicht gar ein Podium zustande kommt, ein Duell, das es bisher nur auf Flugblättern oder in Leserbriefspalten gab.
Eine Schlappe ist das gestrige Ergebnis für die bürgerliche Wahl­koalition allemal. Obwohl von der SVP bis zur GLP alle bürgerlichen Parteien Ueli Böhni unterstützt haben, der im Ort bestens bekannt ist und der dort wohnt, hat er auf seinen Konkurrenten, der zwar in Stein aufgewachsen ist, aber seit Langem woanders wohnt, nur 16 Stimmen Vorsprung herausgeholt. Da muss man sich überlegen, was schiefgelaufen ist. War man sich zu sicher? Oder wurde Böhni als Joker gesehen, der, wenn er nicht Stadtpräsident wird, weiterhin im Stadtrat bleiben wird? Das hat Bandixen für sich von vornherein ausgeschlossen. Für ihn gilt die Devise: Stadtpräsidium oder gar nichts. Nun hat Böhni seine Strategie geändert und setzt auch nur noch aufs Stadtpräsidium.
Man darf gespannt sein, was in den nächsten vier Wochen passiert und wohin am 25. September die Stimmen gehen werden, die gestern Claudia Eimer erhalten hat. Als Solidaritätsstimmen nützen sie nichts; es geht darum, wer in Stein künftig an der Spitze stehen soll.



Liegen nur 16 Stimmen auseinander, doch gewählt ist keiner: Sönke Bandixen (l.), der gerade das Wahlergebnis studiert, und Ueli Böhni.
Bild Edith Fritschi

#Notizen zu Namen

24. August 2016 | Das verborgene Erbe sichtbar machen

Schaffhauser Nachrichten
Daniel Jung

Obwohl Guido Faccanis Untersuchungen im Stadthausgeviert noch lange nicht abgeschlossen sind, weiss der aus Schaffhausen stammende Mittelalter-Archäologe und Kunsthistoriker bereits viel über die spannende Geschichte der zehn Häuser in der Schaffhauser Altstadt. «Wenn man über Archäologie spricht, meinen die Leute oft, alles Wichtige sei längst klar», sagt Faccani, Bruder des Schuhmachermeisters und Stadtratskandidaten Diego Faccani. «Doch das stimmt überhaupt nicht.» Im Stadthausgeviert tauche an jeder Ecke, die freigelegt werde, eine neue Erkenntnis auf.
Dass das Stadthausgeviert auf ein Franziskanerkloster zurückgeht und dass entlang der Stadthausgasse einmal die grosse Barfüsserkirche stand, ist bekannt und etwa auf einer Tafel am Stadthaus beschrieben. Viele Details sind aber unklar. «Leider ist von den schriftlichen Dokumenten aus der Klosterzeit fast nichts erhalten», sagt Faccani. Das erschwere die Forschung – mache die archäologische Arbeit aber noch spannender. «Wir sind hier noch ganz am Anfang», sagt er.

**Fotografieren und dokumentieren**
Natürlich gibt es zum Stadthaus- geviert etwa ein Kapitel in Reinhard Frauenfelders «Kunstdenkmäler des Kantons Schaffhausen». Eine gründliche archäologische Analyse wurde bisher aber nie durchgeführt. «Jetzt haben wir die Chance, das ganze Ensemble anzusehen», so Faccani, der bereits 2008 mit der Inventarisierung der Gebäude begonnen hat. Dabei werden in Absprache mit der Denkmalpflege wertlose Baumaterialien – etwa Holzfaserdämmplatten und Spannteppiche aus den letzten Jahrzehnten – entfernt. Danach werden Fotos gemacht und massstabsgerechte Pläne gezeichnet. Faccani arbeitet dabei nicht allein, sondern im Team mit einem Bauforscher und einem Techniker.

**Aufgeteilt und verkauft**
Nach der Kirchenspaltung – Schaffhausen trat 1529 zur Reformation über – wurde das Klosterareal aufgeteilt und grösstenteils einer privaten Nutzung zugeführt. «Daher sind die Häuser sehr unterschiedlich gewachsen und haben heute im Inneren so verschiedene Stockwerkshöhen», sagt Faccani. Die Umnutzungen im Laufe der Jahrhunderte sind an vielen Orten deutlich sichtbar – etwa am Guardianshaus, einem dem «Platz» zugewandten Gebäude, das nach dem leitenden Franziskaner benannt wurde. Mehrfach wurden hier Böden und Geschosshöhen verändert, etwa um 1900, als man das Erdgeschoss in eine Garage verwandelte. Die Umbauten am Gebäude haben dazu geführt, dass sich die Nordwand des Hauses heute dramatisch nach aussen lehnt – und der Dachstuhl derzeit mit Spanngurten gesichert werden muss.
An der Nordfassade des Guardianshauses zeichnen sich die früheren Fenster, die zugemauert wurden, heute noch deutlich wie «Fettflecken» ab. «Häufig sehen Dinge ‹grusig› aus, die für den Archäologen nützlich sind», sagt Faccani.

**Steinmetzzeichen als Hinweise**
Nicht unappetitlich sind die Steinmetzzeichen, die der Archäologe an verschiedenen Bauteilen aus Sandstein neu entdeckt hat. So etwa an einer Säule im Erdgeschoss des «Schwarzen Stiers». «Dieselben Zeichen gibt es auch an Bauteilen im St. Johann», sagt Faccani. Das zeige, dass die gleichen Handwerker sowohl am Umbau des St. Johann von 1516 wie auch im Franziskanerkloster, dem heutigen Stadthausgeviert, gearbeitet hätten. Ähnliche Steinmetzzeichen hat Faccani auch an Bauteilen gefunden, die ursprünglich zum Kreuzgang des Barfüsser­klosters gehörten. «Wir arbeiten stets vergleichend», sagt er.

**Jahresringe in den Balken**
Um das Alter der Balken des Dachstuhls des Guardianshauses zu bestimmen, wurden dendrochronologische Methoden eingesetzt: Den Balken wur- de ein Bohrkern entnommen. Anhand der Dicke der Jahresringe konnte anschliessend genau bestimmt werden, wann das Holz gewachsen war. Die ältesten Bauteile stammen von 1287.
An der Baugeschichte des Stadthausgevierts findet Faccani grundsätzlich alles interessant, zeige doch jede … … Facette etwas von der Geschichte und der Herkunft der Schaffhauser. «Doch man darf sich nicht im Detail verlieren», sagt er. Es gebe die Kulturschaffenden und die Kulturpflegenden – zu Letzteren gehörten die Archäologen. Ihre Arbeit finde zwar weniger im Rampenlicht statt und stosse nur selten auf Begeisterung – speziell, wenn sich etwa ein Bau verzögere. «Trotzdem ist ein sorgfältiger Umgang mit unserem Erbe wichtig», sagt Faccani.

**Zig Stunden im Archiv**
Zur Untersuchung des Stadthausgevierts gehört auch viel Archivarbeit. Faccani hat etwa intensiv nach historischen Darstellungen der Gebäude gesucht. So gibt es etwa Abbildungen aus dem 19. Jahrhundert, als ein Teil der ehemaligen Kirche noch als Baulager der Stadt verwendet wurde.
Am Schluss möchte Faccani die Erkenntnisse über die Baugeschichte des Stadthausgevierts in zwei Publikationen veröffentlichen: In einem Fachbuch und einem an Laien gerichteten Werk. «Man soll auf seinem Wissen nicht hocken bleiben», sagt er.


**Stadthausgeviert: Das ist 2016 schon passiert**

Vorlage
Im Januar hat der Schaffhauser Stadtrat seine Sanierungsstrategie für das Stadthausgeviert vorgestellt. Er möchte das Stadthaus und das Haus Eckstein weiter für die Verwaltung nutzen. Zusätzlich erwägt er einen Verwaltungsneubau im Innenhof. Die kleinräumigen Liegenschaften im Norden will er an private Baurechtsnehmer abgeben.

Parlament
Im Mai hat der Grosse Stadtrat die Strategie einstimmig gutgeheissen und 827 000 Franken für die Planung bewilligt. Das Parlament hat dem Stadtrat den Auftrag erteilt, beim Verwaltungsneubau gleich mehrere Varianten zu prüfen. Das läuft jetzt.

Legende



«Steinmetzzeichen wie im St. Johann»: Der Archäologe Guido Faccani vor einer spätgotischen Fenstersäule im Erdgeschoss des «Schwarzen Stiers» im Stadthausgeviert.



Der Innenhof des «Goldenen Apfels» aus dem Barock, der wie in anderen Altstadt­liegenschaften das Vorder- vom Hinterhaus trennt.



«Die ‹Fettflecken› an der Fassade des Guardianshauses zeigen an, wo sich früher einmal Fenster befanden», sagt Guido Faccani.



Unter den Pavatex-Holzfaserdämmplatten kam im 1. Obergeschoss des «Schwarzen Stiers» eine wertvolle Fachwerkwand mit Weiderutengeflecht zum Vorschein. «Diese Konstruktion läuft im 16. Jahrhundert aus», erklärt Guido Faccani.



Gemäss Parlamentsbeschluss soll die nördliche Hälfte des Gevierts im Baurecht abgegeben werden (grün), die südliche Hälfte soll für die Verwaltung genutzt werden (gelb). Rot markiert sind zwei Neubaustandorte.Bild GIS Kanton Schaffhausen/SN



Einer der noch erhaltenen Bögen des ehemaligen Klosterkreuzgangs: Das Fenster wurde mehrmals verkleinert.
Bilder Selwyn Hoffmann

#Notizen zu Namen

9. Juli 2016 | Dritter Kandidat fürs Wilchinger Gemeindepräsidium

Schaffhauser Nachrichten
(jcg)

Überraschend ist für die Wilchinger Gemeindepräsidentenwahl vom 28. August eine dritte Kandidatur eingegangen. Der parteilose Ruedi Leu (Bild) fordert Virginia Stoll (SVP) und Walter Linsi (FDP) heraus. Der 65jährige ehemalige Lehrer und Schulinspektor war bereits von 1991 bis 1998 Gemeinderat und Finanzreferent in Wilchingen, zuvor hatte er von 1989 bis 1990 Einsitz in der Rechnungsprüfungskommission der Gemeinde genommen. Leu ist verheiratet und Vater von zwei erwachsenen Söhnen. Vor zwei Jahren liess er sich pensionieren. Bereits länger bekannt sind die Bewerbungen von Virginia Stoll (SVP) und Walter Linsi (FDP). Das überparteiliche Findungskomitee hält alle drei Kandidaten für wählbar und verzichtet daher auf eine Wahlempfehlung, wie es gestern mitteilte.

**«Bereit für Herausforderung»**
«Ich bin von verschiedenen Seiten gefragt worden, ob ich kandidieren wolle», sagt Ruedi Leu. «Und je länger ich darüber nachdachte, desto mehr spürte ich, dass ich durchaus bereit bin, diese Herausforderung anzunehmen.» Er wisse ja auch genau, was im Fall einer Wahl auf ihn zukomme. Seine Erfolgschancen könne er nicht einschätzen. «Aber wenn man gar keine Hoffnung hätte, würde man sich nicht zur Wahl stellen», stellt er klar.
Politisch besonders am Herzen liege ihm der Umgang miteinander – die Frage, wie man das Zusammen­leben im Dorf gestalten könne, damit man sich wohl und politisch zugehörig fühle und keine Gräben aufgerissen würden. «Der zurücktretende Hans Rudolf Meier hinterlässt diesbezüglich aber ein gemachtes Gärtchen», so Leu. Zu den anderen beiden Kandidaten will er sich nicht äussern, sondern sich lieber auf sich selbst konzentrieren. Seine Wahlkampfaktivitäten wolle er eher auf kleiner Flamme halten.


#Notizen zu Namen

1. Juli 2016 | Neugier, Leidenschaft und Ziele

Schaffhauser Nachrichten
Tito Valchera

Es war eine besondere Maturafeier in der Kirche St. Johann. «Wir haben heute enge Platzverhältnisse, weil die Orgel renoviert wird», sagte der Rektor der Kanti Schaffhausen, Pasquale Comi. Er sprach damit die provisorische Bühne an, auf welcher die Maturazeugnisse übergeben wurden. Diese befindet sich gegenüber der üblichen Bühne bei der Orgel. So sprach der Regierungsrat und Vorsteher des Erziehungsdepartements, Christian Amsler, von der Kanzel herab zu den Anwesenden. «Ich möchte weder eine Predigt halten noch sie kanzeln.» Im Gegenteil: Er gratulierte im Namen des Regierungsrates den Maturanden und nannte ihre zukünftigen Herausforderungen: «Bis heute mussten Sie sich um vieles nicht kümmern, andere haben es gemacht», sagte er. Nun gelte es, Verantwortung zu übernehmen. «Ich wünsche Ihnen viel Neugierde, Leidenschaft und klare Ziele für die Zukunft», sagte Amsler.

**Reife erleben**
Die Maturarede von Yonni Meyer, Psychologin, Kolumnistin und Kantialumna, sprach wichtige Aspekte dieses Übergangs vom Schülersein ins Erwachsenenalter an. Auch für die Eltern, die mit ihren Kindern gelitten, gehofft und sie unterstützt hätten, sei heute ein wichtiger Tag. So forderte Meyer die Jugendlichen auf: «Steht alle auf, dreht euch um und bedankt euch mit einem Applaus bei euren Eltern.» Drei Lebensabschnitte würden die Schüler mit der Maturafeier hinter sich lassen: die Kantizeit mit ihren Erlebnissen, das Dasein als Schüler mit seinen Freiheiten und die Kindheit. Denn Matura bedeute «Reifheit», aber diese erlange man nicht nur mit der Unterschrift auf einem Stück Papier. «Lernt alles, was ihr könnt, und findet selbst raus, was das Leben hergibt», gab sie den Maturanden mit auf den Weg.
Klassenweise wurden die 130 Maturazeugnisse übergeben und dabei die Klassenbesten ausgezeichnet. Maturanden mit einer Gesamtnote von über 5,3 profitieren zudem vom Förderprogramm der schweizerischen Studienstiftung. Giulia Rossi erhielt für die beste Maturaprüfung den mit 1300 Franken dotierten Preis der Verbindung Munot vom Stiftungsratspräsidenten Richard Ronner.
Die anwesenden Maturanden, Eltern, Geschwister, Göttis, Gotten, Freundinnen und Freunde, aber auch Mitschüler sowie Lehrpersonen applaudierten in der bis auf den letzten Platz gefüllten Kirche sowohl bei den Zeugnisübergaben wie auch bei den musikalischen Darbietungen: dem Kammerchor der Kantonsschule mit seinem Dirigenten Ulrich Waldvogel Herzig, der Jazz-Workshop-Band, den Jungmusikern Murielle Oberhofer und Lorenz Strologo wie auch dem Vokalensemble. Am Ende gab der Rektor den Maturanden auf den Weg: «Nehmt das Positive, was euch anlacht, anspricht und guttut, mit auf euren Lebensweg.»

**Abschluss 2016**
*Die erfolgreichen Maturandinnen und Maturanden der Kantonsschule Schaffhausen*

Musisch-neusprachliches Gymnasium

Klasse 4ma
Klassenlehrerin: Helen von Burg Jonas Bolliger, Hemishofen; Selin Cakici, Feuerthalen; Ladina Cavigelli, Stein am Rhein; Danara Eskandari, Neunkirch; Julian Ferber, Schaffhausen; Lena Keller, Buchberg; Deborah Kipfer, Feuerthalen; Lea Klauser, Schaffhausen; Alain Küng, Feuerthalen; Fabienne Kuster, Schlatt; Fabio Leder, Schaffhausen; Lena Marti, Schaffhausen; Drita Morina, Schaffhausen; Tina Osterwald, Basadingen; Preveen Panakkal, Neuhausen am Rheinfall; Alina Rothfelder, Schaffhausen; Marek Stahel, Feuerthalen; Andrea Tanner, Hemishofen; Julia Wichmann, Hemmental.

Klasse 4mb
Klassenlehrer: Ueli Manz
Yannick Akeret, Neunkirch; Hannes Bächtold, Schleitheim; Nora Fischer, Schleitheim; Sara Fischer, Siblingen; Flurina Hofmann, Schaffhausen; Natalie Hubli, Schaffhausen; Sasa Milosevic, Schaffhausen; Joëlle Monhart, Feuerthalen; Luisa Ricci, Schaffhausen; Liv Roth, Schaffhausen; Marc Schüler, Schaffhausen; Vithya Shangar, Schaffhausen; Maria Steiner, Schaffhausen; Annika Thalmann, Beringen; Balazs Vitos, Neunkirch; Silvia Wehren, Stetten; Lucas Zollinger, Feuerthalen.

Klasse 4mc
Klassenlehrerin: Unica Weidmann
Janosch Bohner, Neuhausen am Rheinfall; Sina Bosshard, Opfertshofen; Lia Budowski, Schaffhausen; Laura Bukvic, Schaffhausen; Joaquim Cantor Miranda, Neunkirch; Catherine Delilkhan, Schaffhausen; Céline Hochstrasser, Schaffhausen; Chantal Maier, Feuerthalen; Kristina Maloca, Thayngen; Ninja Moor, Stein am Rhein; Carla Müller, Schaffhausen; Tamara Rüegsegger, Thayngen; Sophie Schäfer, Schaffhausen; Laura Storrer, Lohn; Sehriban Ucan, Schaffhausen; Rhiana Weber, Neunkirch; Nicole Ziegler, Lohn; Clio Zubler, Schaffhausen.

Mathematisch-naturwissenschaftliches Gymnasium

Klasse 4na
Klassenlehrer: Michael Gerike
Alp Altun, Schaffhausen; Dennis Bieck, Ramsen; Moritz Bischof, Schaffhausen; Mona Bringolf, Hallau; Caroline Brütsch, Schaffhausen; Stefan Comba, Schaffhausen; Jonas Gasser, Schaffhausen; Raphael Grässli, Schleitheim; Joel Hatt, Beringen; Marcel Iten, Schleitheim; Robin Jerger, Neuhausen am Rheinfall; Leila Krajnovic, Schaffhausen; Janik Lobsiger, Hemmental; Konrad Loretan, Schaffhausen; Christina Maliakal, Schaffhausen; Isa Mehmeti, Schleitheim; Noah Näf, Gächlingen; Hanna Niklaus, Gächlingen; Christian Pfister, Schaffhausen; Nicola Quadri, Altdorf; Igor Radovanovic, Schaffhausen; Tanja Schlatter, Beringen; Joëlle Steiger, Schaffhausen; Luisa Summa, Neuhausen am Rheinfall; Perihan Sürensoy, Schaffhausen; Tim Wechselmann-Cassim, Schaffhausen.

Klasse 4nb
Klassenlehrer: Eric De Pizzol
Nimra Ahmed, Schaffhausen; Georgy Astakhov, Schaffhausen; Fabian Bolli, Neuhausen am Rheinfall; Stefanie Bruder, Schaffhausen; Lukas Dütsch, Schaffhausen; Ilir Grajcevci, Diessenhofen; Julia Hoff, Schaffhausen; Kimon Ioannidis, Schaffhausen; Tirza Jimenez, Neuhausen am Rheinfall; Janina Justus, Schaffhausen; Rakeesh Karunakaran, Schaffhausen; Anna Knill, Uhwiesen; Cédric Kupferschmid, Hemishofen; Aaron Leu, Neuhausen am Rheinfall; Jil-Andri Lötscher, Flurlingen; Lucas Meister, Schaffhausen; Fabrizio Pecoraro, Winterthur; Lorenzo Persi, Stetten; Lisa Pfalzgraf, Feuerthalen; Fabio Schmocker, Schaffhausen; Livia Studer, Schlattingen; Samuel Wieler, Stein am Rhein; Benjamin Zehnder, Schaffhausen; Benjamin Zürcher, Lohn.

Sprachlich-altsprachliches Gymnasium

Klasse 4sa
Klassenlehrer: Hans-Rudolf Dütsch
Lisa Fahrni, Schaffhausen; David Illmer, Schaffhausen; Benedikt Klinger, Schaffhausen; Susanne Koch, Schaffhausen; Jasmin Küenzi, Hallau; Felicidas Lehmann, Siblingen; Tobias Ochsner, Oberhallau; Lara Pecorino, Schaffhausen; Anja Ryser, Gächlingen.

Klasse 4sb
Klassenlehrer: Ralph Tanner
Benjamin Eggstein, Flurlingen; Heike Fäth, Schaffhausen; Sina Fehr, Buchberg; Ann-Kathrin Fischer, Dachsen; Sarah Gschwend, Schaffhausen; Ronja Holler, Neunkirch; Matthias Hürlimann, Schlatt; Klara Ivic, Neuhausen am Rheinfall; Simona Kradolfer, Schlatt; Thomas Leu, Schaffhausen; Justin Lüddecke, Ramsen; Nina Mascherin, Schaffhausen; Luca Miozzari, Schaffhausen; Viola Ramirez, Schaffhausen; Giulia Rossi, Flurlingen; David Schaffhauser, Löhningen; Tabea Siegerist, Schaffhausen.

#Notizen zu Namen

31. Mai 2016 | Blutauffrischung an Schaffhauser Gerichten

Schaffhauser Nachrichten
Mark Liebenberg

Keine Überraschungen gab es gestern bei den Neuwahlen diverser Richterposten für die Amtsperiode 2017 bis 2020 an den Schaffhauser Gerichten – alle Kandidaten der Wahlvorbereitungskommission wurden gewählt. Als Ersatz für den in Pension gehenden Oberrichter Arnold Marti wurde Susanne Bolliger (*1974) aus Einsiedeln mit der vollen Stimmenzahl gewählt. Ebenfalls neu am Obergericht ist SP-Mitglied Kilian Meyer (*1979) aus St. Gallen; er erhielt 43 Stimmen. Meyer ersetzt im Teilpensum Oberrichter Rolf Bänziger. Am Kantonsgericht nimmt neu Dina Weil (*1980) aus Zürich die Richterstelle von Ernst Sulzberger ein. Sie gehört den Grünliberalen an und wurde mit 48 Stimmen gewählt. Die durch den Rücktritt von Werner Oechslin frei werdende Stelle am Kantonsgericht besetzt ab Februar 2017 das SVP-Mitglied Andreas Textor (*1977) aus Stein am Rhein. Textor erhielt 45 Stimmen.

**«Parteipolitisch ausgewogen»**
Die vier Kandidierenden waren aus insgesamt 24 eingegangenen Bewerbungen ausgesucht worden. Peter Neukomm betonte als Präsident der Wahlvorbereitungskommission, dass es mit der Auswahl gelungen sei, «einerseits einheimische, in der Schaffhauser Justiz bewährte Juristen, aber auch Blutauffrischungen mit Juristinnen und Juristen von auswärts gefunden zu haben».
Obwohl die fachliche Qualifikation im Zentrum stehe, spiegle die Auswahl eine «ausgewogene parteipolitische Zusammensetzung» wider, so Neukomm. Die Kandidaten hatten sich vergangene Woche mehreren Fraktionen in Einzelhearings vorgestellt.
Vier in Pension gehende Richter galt es also auf einmal zu ersetzen. «Ein solch grosser Aderlass in der Führungsebene von Kantons- und Obergericht ist einmalig», sagte Neukomm. Neu zu bestimmen gab es aufgrund des Rücktritts von Werner Oechslin auch den Präsidenten des Schaffhauser Kantonsgerichts. Der bereits amtierende Kantonsrichter Markus Kübler (*1955) aus Siblingen schaffte die Wahl mit 43 Stimmen.

#Notizen zu Namen

21. Mai 2016 | Eimer verzichtet – freie Bahn für Ueli Böhni

Schaffhauser Nachrichten
Edith Fritsci

Jetzt muss nicht mehr gemutmasst werden über die Pläne der amtierenden Steiner Stadtpräsidentin Claudia Eimer. In einen umfassenden Communiqué teilte sie mit, dass sie für die nächste Legislaturperiode nicht mehr kandidieren wird (vgl. SN von gestern). Sie sei stolz, dass sich in ihrer Amtszeit Stein als Kulturstadt etablieren konnte, schreibt sie und zieht Bilanz über das Erreichte in den letzten vier Jahren: «Zu erwähnen sind da insbesondere die Erarbeitung der Schulzusammenarbeit oberer Kantonsteil, an deren Entstehen ich massgeblich als Schulreferentin beteiligt war, die Sanierung und Erweiterung des Alters- und Pflegeheims, ein Auftrag aus der Volksabstimmung vom Frühjahr 2014, der jetzt in Angriff genommen wurde, das Projekt, die SBB-Bahnhofsunterführung und den Busbahnhof hindernisfrei auszubauen, eine Umsetzung der SP-Volksinitiative ‹Auch vor der Brugg›», schreibt sie. Und: «Die Überarbeitung des Altersleitbildes und des Verkehrskonzeptes, die Förderung des Tourismus mit der Weiterführung des Runden Tisches mit Gewerbe, Gastro und Detailhandel; das sind nur einige der laufenden Projekte, mit denen wir zielstrebig unterwegs sind.»

**Verständnis für den Entscheid**
Die SP Stein am Rhein, die die parteilose Stadtpräsidentin stets unterstützt hat, bedauert es sehr, dass Eimer nicht mehr für eine weitere Amtszeit kandidiert. «Wir respektieren jedoch ihren Verzicht auf eine neue Kandidatur in jeder Hinsicht und möchten ihr bereits heute für ihren von Offenheit, Verantwortungsgefühl, Freude und kompetenter Hingabe geprägten Einsatz für unser schönes Städtchen unseren herzlichen Dank aussprechen», heisst es in einer Mitteilung. Sie habe in ihrer Amtszeit mehrere Projekte erfolgreich aufgegleist beziehungsweise die Umsetzung vorangetrieben, etwa die Sanierung des Alters- und Pflegeheims, die Bahnhofsunterführung, die Schulzusammenarbeit im oberen Kantonsteil, das «Xundheitszentrum» und das Kulturzentrum etc. Doch man könne gut verstehen, dass sie nicht mehr antrete, weil das zwischenmenschlich belastende Klima im Stadtrat, das 2015 zum Rücktritt von zwei Stadtratsmitgliedern und zum Rücktritt des Stadtschreibers geführt habe, die Situation nach wie vor überschatte.

**Spannungen und Konflikte**
Ähnlich äussert sich auch Eimer selbst und verweist darauf, dass ihr mehrere Mitglieder im Stadtrat «Steine in den Weg legten und noch legen. Wo gearbeitet wird, passieren Fehler, entstehen Spannungen und Konflikte, und es ergeben sich auch Unstimmigkeiten, welche viel Energie und Zeit kosten», betont sie. Doch sie werde sich beim Rest ihrer Amtszeit weiter vom positiv Erreichten leiten lassen. «Wir danken der Stadtpräsidentin für ihren Einsatz bisher», sagt Werner Schmid, Präsident der Steiner FDP. Doch es sei klar, dass man die Kandidatur von Ueli Böhni (GLP) unterstütze. «Er ist der geeignete Kandidat, um Stein am Rhein positiv in Zukunft zu führen.» Man habe also schon vorher entschieden, wem man die Stange halte, sagt Schmid. Das betont auch Christian Flück, Co-Präsident der Pro Stein. Einerseits würde er eine Auswahl im Wahlkampf nicht so schlecht finden, andererseits habe man sich im bürgerlich überparteilichen Komitee ganz eindeutig für Ueli Böhni entschieden und damit ein klares Zeichen für eine bürgerliche Stadtspitze gesetzt. «Und das ist gut so.» Dieser Meinung ist auch Franz Marty, Präsident der CVP. «Wir haben im März nach sehr kurzer Diskussion einhellig für Böhni votiert», sagt er. Er sei der richtige Kandidat.

**Für eine bürgerliche Führung**
Alle bürgerlichen Parteien in Stein am Rhein haben sich damit für die Kandidatur Böhnis ausgesprochen, auch die SVP. «Ich finde es vernünftig, dass Claudia Eimer nicht mehr antritt», sagt SVP-Präsident Gian Luca Marchetto. Denn sie hätte ohnehin nur die Unterstützung der SP gehabt, da alle anderen Gruppierungen und Parteien im Komitee für Ueli Böhni vertreten sind. Klar sei aber auch, dass die SP weiterhin im Stadtrat vertreten sein müsse, bemerkt Marchetto und sagt, dass er persönlich den Eindruck habe, Eimer sei in der letzten Zeit etwas amtsmüde. Sie habe sich auch im letzten Einwohnerrat gar nicht geäussert. «De Pfuus isch e chli dusse.» Ueli Böhni ist derzeit der einzige Kandidat für das Stadtpräsidium – wenn nicht noch der Mann auftaucht, von dem man munkelt, er wolle: Sönke Bandixen, Steiner mit Wohnsitz in Wetzikon. Bandixen hat eine Kandidatur auf Anfrage nicht dementiert. Er sei noch am Abklären und werde sich bis Ende Mai entscheiden, ob er antreten wolle oder nicht.

#Notizen zu Namen

6. Mai 2016 | Das grosse Sprücheklopfen

St. Galler Tagblatt, Ostschweizer Kultur
Katja Fischer De Santi

«Und jetzt noch etwas Kultuuuur», sagt der Mann, der immer einen Schal trägt, setzt sich umständlich mit gekreuzten Beinen auf den Barhocker und trägt näselnd ein Gedicht vor. Es heisst «Der Fruchtsaft».
Nein, mit «Kultuuur» will Yves Keller nicht in Verbindung gebracht werden. Dafür seien einige seiner Witze zu flach, hat er schon im Vorfeld betont. Und darum sein erstes Comedy-Programm «Geile Scheiss» getauft. Zur Abschreckung, damit das Publikum gleich weiss, was es erwartet. Das sollte es beim «Chäller» eigentlich auch so wissen. Schliesslich moderiert der Mann seit sieben Jahren auf Radio FM1 das Morgenprogramm. Von sechs bis neun Uhr gute Laune und Spässchen nonstop, das lieben die einen und hassen die anderen.

**Kein Klischee zu abgenutzt**
Bei Kellers Bühnenprogramm verhält es sich nicht anders. «Chäller» bleibt «Chäller», das Dauerquasseln ist seine Spitzendisziplin. Nichts zu trivial, um daraus nicht noch eine Pointe zu wringen, kein Klischee zu abgenutzt, um nicht noch einen oben drauf zu geben. Der öffentliche Verkehr «eine Zumutung», Zürcher «sind auch nur Menschen», Frauen mit schwacher Blase und zu viel Kosmetika treiben ihn in den Wahnsinn. Die leisen Töne sind Kellers Sache nicht, und politisch korrekt können gerne die anderen sein.
«Kennsch da, wenn du öppis Scheisse findsch und trotzdem lachsch?», fragt er sein Publikum am Anfang.Und deklariert damit die Untiefen seines Humors ziemlich gut.
Doch immer dann, wenn dem 31jährigen das Niveau komplett zu entgleiten droht, reisst er selbst die Notbremse. Sieben Jahre Radio und mitunter heftige Kritik haben ihn nicht ruhiger, aber sensibler gemacht. Da weiss einer ganz genau, in welcher Liga er spielt und welche Knöpfe er bei seinem Publikum drücken muss. Ein Publikum, das wohl nicht nur am Premierenabend Grossteils aus Freunden und Fans bestand.

**Wahr oder nur gut erfunden**
Wie ein Abend unter Freunden hat der Schaffhauser auch sein Programm gestaltet. Eine Art «Best of» an Peinlichkeiten und Anekdoten seines bisherigen Lebens. Wie er von der Bäckersfrau erkannt und sogleich blossgestellt wird: «Hammer si schöner vorgstellt.» Wie seine Mutter ihn mit Fleisch nach Hause zu locken versucht, wie er auf der Post einen Grosseinkauf macht und dabei vergisst, den Brief aufzugeben, oder wie seine Ehe wegen eines Nasenhaartrimmers eine ungute Richtung einschlug.
Ob wahr oder nur gut erfunden, ist egal. Satte zwei Stunden lang bringt «Chäller» sein Publikum fast nonstop zum Lachen. Das Beste aber kommt zum Schluss. Als «Netz Natur»-Moderator Andreas Moser führt er in schönstem Basler Dialekt durch die Fauna der Schweizer Promiwelt. Erzählt von eitlen Gockeln, singenden Egli und blökenden Schafinskis. Ein Highlight, das sich ausbauen liesse – gerne auf Kosten der einen oder anderen Saufgeschichte.

Weitere Auftritte in St.Gallen, Heerbrugg, Frauenfeld und Herisau unter:
www.chällerlive.ch



Der «Chäller» weiss, in welcher Liga er spielt und welche Knöpfe er bei seinem Publikum drücken muss.
Bild: Daniel Dorrer

#Notizen zu Namen

20. April 2016 | Vorhang auf für «Chäller»

St. Galler Tagblatt, Schauplatz Ostschweiz
Janique Weder

Wegen einer verlorenen Wette joggte er zwölf Stunden am Stück durch Schaffhausen. Ein andermal reiste er ohne Geld bis nach Hamburg. Er ass Hundefutter, übernachtete in einer Ausnüchterungszelle und tauschte im Rahmen eines Experiments einen Kugelschreiber gegen ein Auto ein. Es gibt wahrscheinlich nur wenig, das FM1-Moderator «Chäller» für seinen Job nicht machen würde. Nun schlägt der 31jährige Schaffhauser, der mit bürgerlichem Namen Yves Keller heisst, einen neuen Weg ein. Im Mai geht er mit seinem ersten Bühnenprogramm auf Tournée. Premiere ist – der Nachname lässt es vermuten – in der Kellerbühne in St.Gallen.

**«Geile Scheiss» als Abschreckung**
Beim Radio ist Yves Keller bekannt für seine Gute-Laune-Moderationen. Im gleichen Stil wolle er durch sein Programm führen, sagt Keller. Der Titel der Show: «Geile Scheiss». «Nicht besonders geistreich», gibt Keller zu und lacht. Für ihn sei das jedoch in Ordnung, denn der Titel diene als Abschreckung. «Ich trete nämlich in renommierten Kulturlokalen auf, dabei biete ich mitunter banale Alltagskomik», sagt Keller. Bei diesem Programmtitel laufe immerhin kein Kulturliebhaber Gefahr, versehentlich seine Show zu besuchen.

**Der Wecker klingelt um 3 Uhr**
Feilt Keller nicht an seiner Komikerkarriere, steht er als Moderator der FM1-Wachmacher-Sendung im Studio. Sein Wecker klingelt dafür um 3 Uhr. Dann fährt er von Schaffhausen nach St.Gallen ins Studio, wo er um 4.30 Uhr beginnt, die Sendung vorzubereiten. Um 6 Uhr geht er live. Bei diesen Zeiten sei es zwar nicht immer einfach, Arbeit und Privatleben unter einen Hut zu bringen, sagt Keller. Dafür habe er den «coolsten Job überhaupt», in dem er tun und lassen könne, was er wolle.
Seit sechs Jahren arbeitet Keller für FM1. Mittlerweile ist er das Aushängeschild des Senders. Seine Telefonstreiche, «Chällerfon» genannt, sind bei FM1-Hörern längst Kult. «Chäller» ist zur Marke geworden. Dass er dabei in der Öffentlichkeit steht, macht ihm nichts aus. Im Gegenteil: Jeder Moderator geniesse das Rampenlicht, sagt er. «Alle, die etwas anderes behaupten, lügen.»
Der Marke «Chäller» hat der Schaffhauser denn auch einiges zu verdanken – etwa seinen bevorstehenden Ausflug in die Komikerwelt. «Ohne diese Bekanntheit wäre wahrscheinlich nie ein Bühnenprogramm zustande gekommen.» Sechs Auftritte sind geplant, drei davon in St.Gallen und je einer in Heerbrugg, Frauenfeld und Herisau. Dabei gehe es ihm vor allem darum, herauszufinden, ob er als Komiker tauge. Denn während Keller als Moderator im Studio sozusagen gegen eine Wand spricht, fallen die Reaktionen der Zuschauer auf der Bühne viel direkter aus.

**Ein Ordner für die Kritiker**
Kritik ist Yves Keller gewohnt. Auch beim Radio sind nicht alle Hörer auf seiner Seite. Während die einen seine Sprüche für legendär halten, monieren die anderen, sie seien plump. «Chäller» polarisiert. «Zum Glück», sagt er. «Es wäre viel schlimmer, wenn mich alle nett fänden.» Zu Beginn seiner Radiokarriere hatte er gar einmal eine Morddrohung erhalten. Darin stand, dass ihm das Herz herausgerissen werde, wenn er nicht mit seiner Sendung aufhöre. «Passiert ist nichts. Man lernt schnell, solche Sachen zu relativieren.» Keller nutzt sie mittlerweile sogar zu seinen Gunsten: Er sammelt Kritiken, die nicht fundiert sind, in einem Ordner – sie könnten einst Stoff für ein weiteres Bühnenprogramm werden.



FM1-Moderator Yves Keller alias «Chäller» feiert mit seinem Bühnenprogramm in der Kellerbühne Premiere.
Bild: Urs Bucher

#Notizen zu Namen

16. April 2016 | «Müssen schauen, wo wir sparen können»

Schaffhauser Nachrichten
Edith Fritschi

*Titelseite*
**Steiner Stadtrat Ueli Böhni kandidiert für Stadtpräsidium**
Nun steht fest, worüber in Stein am Rhein schon länger gemunkelt wurde: Ueli Böhni (GLP), seit Beginn des Jahres Mitglied des Steiner Stadtrats, kandidiert fürs Stadtpräsidium im Herbst. Der endgültige Entscheid fiel gestern Abend, nachdem auch die SVP beschlossen hatte, Böhni zu unterstützen. In den letzten Wochen hatten alle bürgerlichen Parteien in Stein am Rhein Hearings durchgeführt und sich danach für die Kandidatur von Ueli Böhni ausgesprochen. Dem bürgerlichen Wahlausschuss gehören die FDP, die Pro Stein, die CVP und die SVP an. Ueli Böhni zeigte sich gestern sehr erfreut über den grossen Sukkurs und möchte kandidieren. Er sei schon vor einigen Wochen angefragt worden, sagt er, habe die Entscheidung aber von der Unterstützung der Parteien abhängig gemacht. Da dies nun der Fall sei, werde er gerne antreten.(efr.)

«Nein», sagen sie einhellig, «gross Zeit zum Überlegen haben wir nicht gehabt, dafür standen zu viele Sachgeschäfte an. Und so ging es für die beiden Neuen im Stadtrat, die Heidi Schilling (parteilos) und Beat Hug (SVP) zu Beginn des Jahres ersetzt haben, gleich in medias res. «Wir haben mit einer intensiven und sehr guten Klausurtagung im Januar begonnen», sagt Karin Sigrist. «Da haben wir sach- und zukunftsorientiert diskutiert und gearbeitet.»

**Grosse Investitionen**
Ueli Böhni kommen die ersten 100 Tage schon «fast wie 200 Tage vor». So viel ist passiert in der kurzen Zeit, und so viel Alltag ist auch schon in die Arbeit eingeflossen. Dies im positiven Sinne. «Ich bin einfach gleich voll eingestiegen,» sagt er. Im Stadtrat, wo das Klima zuletzt doch ziemlich angespannt war, sei die Stimmung nun sehr gut und sachorientiert. «Alle sind bereit, konstruktiv zu arbeiten», halten die beiden Neuen fest, und bei den Stadtratssitzungen alle zwei Wochen sei die Zeit meist eher zu kurz, so viel gebe es zu besprechen.
«Unser Ziel ist es natürlich, sich auch über die eigenen Referate hinaus in den Sachgeschäften auszukennen», betont Böhni, der für das Bildungsreferat mit Bildung, familienexterner Kinderbetreuung und Jugendarbeit zuständig ist. «Wir haben mit dem Frühlingsputz bei der Rechnung angefangen», sagt die neue Finanzchefin, die, kurz nachdem sie das Amt übernommen hat, mit der Sparbotschaft an die Öffentlichkeit gehen musste: Die Fremdverschuldung der Stadt Stein am Rhein wird sich bis 2017 von rund 15 Millionen auf 30 Millionen Franken verdoppeln. Das heisst, dass Stein am Rhein längst nicht mehr so komfortabel dasteht wie auch schon. Als Ursache für die Schulden sieht Sigrist einige grosse Investitionen wie zum Beispiel die Hoga-Sporthalle, die sich negativ im Finanzplan niederschlägt. «Dazu kommt, dass wir dabei sind, das Wasserleitungsnetz der Stadt zu erneuern», erklärt ­Sigrist. Dies kann nicht aufgeschoben werden, da sonst die kantonalen Subventionen entfallen. Weitere Punkte sind der Umbau des Alters- und Pflegeheims und die Neugestaltung des Bahnhofareals, wo eine neue, rollstuhlgängige Unterführung erstellt und die Umgebung verschönert wird.
«All das ist wichtig und notwendig», meint Sigrist. «Aber gleichzeitig müssen wir schauen, wo wir sparen können.» Oder anders gesagt: Es gilt die Ausgaben vernünftig zu priorisieren und darauf zu achten, keine neuen Schulden anzuhäufen. Sigrist sieht sich aber in ihrem Bemühen vom restlichen Stadtrat gut unterstützt. «Alle helfen mit und sind bereit in ihren Ressorts Positionen zu streichen, die nicht unbedingt nötig sind.» Das Thema Schulden ist für die neue Finanzreferentin allerdings nicht aus dem Nichts gekommen: «Das hat sich schon länger abgezeichnet und war auch schon Thema im Einwohnerrat.» Ueli Böhni spricht auch die Folgekosten zahlreicher Projekte an. «Wir haben in Stein am Rhein mit der schönen Altstadt ein kostbares ­Juwel zu pflegen», sagt er. «Doch damit sind wir überproportional belastet, denn ein solches kulturelles Gut muss gepflegt werden. Und das kostet.»

**Tourismus als Dauerthema**
Er glaubt, dass eine relativ klei- ne Stadt wie Stein am Rhein mit ei- nem Auftrag dieser Grösse manchmal durchaus auch überfordert sein kann beziehungsweise an ihre Grenzen kommt. Für die beiden ist es keine Frage, dass Stein am Rhein dank der Jakobund-Emma-Windler-Stiftung viele Projekte realisieren und unterhalten kann. Und so sei auch das Thema Tourismus im Stadtrat immer wieder ein Thema. «Wir müssen schliesslich die Infrastruktur für die vielen Touristen schaffen und aufrechterhalten», sagt Böhni. Sigrist und Böhni sind froh, dass die Gespräche in einer sehr freundschaftlichen und entspannten Atmosphäre stattgefunden haben. Konkretes könne man noch nicht berichten. «Dafür ist es zu früh, und die Ideen sind noch nicht ausgegoren; da folgen noch weitere konstruktive Gespräche», meinen sie.
Ein weiteres wichtiges Terrain, das es in Stein am Rhein zu beackern gilt, ist das Thema Schule. Mit Ueli Böhni hat nun jemand das Referat übernommen, der mit dem Thema schon lange vertraut ist. Immerhin war er früher sieben Jahre Schulpräsident. Auch hier hat es so eine Art Neustart nach all den personellen Querelen gegeben, die im Rücktritt der Schulpräsidentin und in einem Referatswechsel von Claudia ­Eimer zu Heidi Schilling endeten, wobei Schilling kurz danach ihre Demission als Stadträtin bekannt gab. Dass nach halbjähriger Vakanz auch das Amt des Schulpräsidenten wieder besetzt wurde – fast zeitgleich mit der Wahl Böhnis in den Stadtrat –, sei für ihn sehr positiv, sagt er. «Mit Ruedi Rüttimann haben wir jemanden, der sich sehr engagiert», freut er sich. Und so sei man auf gutem Wege. Zudem, so Böhni, habe sich auch das Modell mit den Schulleitungen bewährt. Selbst in politisch unruhigen Zeiten sei es in den Schulen operativ gut gelaufen. Für ihn ist nun die Schulzusammenarbeit im oberen Kantonsteil das zentrale Projekt, das intensiv laufe. «Auch diese Verhandlungen finden in einem freundlichkooperativen Klima statt», sagt er. Und die Einarbeitung habe bestens geklappt. «Es macht Spass, und es gibt viele spannende Fragen, auch zu Folgeprojekten.»

**Häuser in schlechtem Zustand**
Was den gesamten Stadtrat künftig noch beschäftigen wird, ist der Umgang mit den stadteigenen Liegenschaften. Nebst Kulturgut besitzt die Stadt viele weitere Gebäude, hat ­Sigrist festgestellt. Und hier gelte es bald ein gutes Konzept zu deren Bewirtschaftung zu entwickeln. Unterhalt oder Veräussern ist hier die Gretchenfrage. «Da muss bald etwa passieren», sagt Sigrist. Denn einige sind in schlechtem Zustand. In Stadtbesitz sind auch die Höfe Ober-/Unterwald und das «Rhy­güetli». «Es ist sicher von Vorteil, wenn man sich auch in neue Dossiers einarbeiten muss», sagt Böhni. Das erweitere den Blick und sei extrem spannend. Ganz klar ist für die beiden, dass sie bei den Erneuerungswahlen im Herbst wieder kandidieren werden. Mit dieser Absicht sind sie schon vorher angetreten, und die hat sich nun im Lauf ihrer Einarbeitungszeit bekräftigt und soll erfolgreich fortgesetzt werden.

#Notizen zu Namen

23. März 2016 | In Zürich erlaubt, in Schaffhausen hingegen verboten

Schaffhauser Nachrichten
Pascal Schmidlin

Wie gross darf eine Lampe auf dem Dach eines Taxis sein, und was darf darauf stehen? Ein klares Reglement dafür fehlt in Schaffhausen. Definiert ist aber: Die Leuchte auf dem Dach darf nicht als Werbefläche missbraucht werden. Dagegen habe ein Schaffhauser Unternehmen jedoch im Dezember 2014 verstossen, weshalb der Fahrer – Grossstadtrat Res Hauser, der während dem Studium als Taxichauffeur seinen Lebensunterhalt finanzierte – und dessen Chef sich gestern vor dem Kantonsgericht verantworten mussten.

**Im Kanton Zürich freigesprochen**
Es war nicht das erste Mal, dass Hauser wegen der Taxileuchte auf dem Dach vorgeladen wurde. Wenige Tage bevor er in Schaffhausen wegen der auffälligen Lampe auf dem Taxidach kontrolliert worden war, kam er auch im Kanton Zürich bei einer Fahrt in eine Kontrolle. Der Fall landete vor dem Statthalteramt Bülach, wobei dort das Verfahren eingestellt wurde. Hauser sei von der dortigen Polizei mündlich mitgeteilt worden, dass er mit der Leuchte – installiert vom Schaffhauser Unternehmen – weiterfahren dürfe, bis ein Entscheid des Statthalteramts vorliege. Bevor dieser Entscheid aber gefällt wurde, geriet er in Schaffhausen erneut in eingangs erwähnte Polizeikontrolle – und wurde schliesslich per Strafbefehl zu einer Busse von 400 Franken verurteilt. Auch sein ehemaliger Vorgesetzter wurde per Strafbefehl verurteilt. Seine Busse betrug 200 Franken. Dagegen legten beide Beschuldigten Rekurs ein, weshalb der Fall gestern von Einzelrichterin Nicole Hebden beurteilt werden musste.
Dabei stand vor allem die Frage im Zentrum, ob die Lampe, welche deutlich grösser ist als auf anderen Taxis und mit Telefonnummer, Qualitätssiegel und dem Namen des Taxiunternehmens versehen ist, eine beleuchtete Werbung darstelle oder eben «bloss» eine Taxileuchte sei.

**Ein Jahr lang ohne Beleuchtung**
Um nicht weiter wegen der Lampen Ärger zu bekommen, blieben die Taxileuchten danach ausgeschaltet – selbst wenn das Taxi frei gewesen sei. «Dies hat zu Umsatzeinbussen geführt, da die Leute dachten, das Taxi sei besetzt», sagte der Verteidiger der beiden Beschuldigten, Samuel Nadig. Nach einem Jahr ohne beleuchtete Taxileuchten auf dem Dach habe man die grossen Leuchten wieder abmontiert und durch kleine, unauffällige Modelle ersetzt, auf denen die Aufschrift Taxi und eine Telefonnummer prange. Für seine zwei Mandanten forderte Nadig einen Freispruch, da das Reglement nicht festschreibe, wie gross eine Leuchte sein und was auf dieser stehen dürfe. Einzelrichterin Hebden folgte den Anträgen des Verteidigers jedoch nicht. Mit nur einem Sechstel der Gesamtfläche sei der Taxischriftzug zu klein und der Firmenname zu gross gewesen. «Die Firmenwerbung stand klar im Vordergrund», so Hebden. Sie bestätigte deshalb die Bussen des Straf­befehls. Grossstadtrat Hauser konnte nach dem Urteil nicht nachvollziehen, weshalb in Schaffhausen eine Strafe gefällt, in Zürich aber ein Freispruch ausgesprochen worden ist. Und auch sein Chef konnte die Urteile nicht begreifen, da man die Lampen danach nicht mehr eingeschaltet und jetzt ausgewechselt habe.

#Notizen zu Namen

22. Februar 2016 | Zwei Gedenktafeln für Otto Uehlinger

Schaffhauser Nachrichten
Alfred Wüger

Der Wind trieb Schnee und Regen durch die Vordergasse, wo sich um 14 Uhr vor dem «Hirschen», dem Geburtshaus des Mundartdichters Otto Uehlinger, der am vergangenen Samstag 100 Jahre alt geworden wäre, über 100 Personen zu einer Gedenkfeier eingefunden hatten. Der Lehrer Beat De Ventura stellte sich mit seinen Schülern auf und intonierte vor dem noch verhüllten Erinnerungsbild das «Randenlied», die wohl bekannteste Komposition des einstigen Lehrers Otto Uehlinger.
Nach diesem schwungvollen Einstieg zitierte Beat De Ventura, der sich zu diesem Anlass angezogen hatte, wie es zu Otto Uehlingers Zeiten modern gewesen war, aus einer Schrift des Mundartautors, die dieser 1978 verfasst hatte. Vor damals 100 Jahren habe ein Professor behauptet, so heisst es darin, dass es 1920 keine Kantonsdialekte mehr geben werde, sondern nur noch «Oltemer Bahnhofsbuffet-Tüütsch». Natürlich habe der Professor nicht recht gehabt: «Me kännt üüs Schafuuser vor allem wägem braate A, wo üsi Schpròòch rund und tüüff macht. Sie töönt we e groossi Glogge.» Dann folgten Beispiele: Zaane statt Zaine, Baa statt Bein/Beine und natürlich Ziiting, Sitzing, Schübling. Und man hörte vom Spiegelei, das ein Stierenaug sei, und vom Überbürzel, wie der Purzelbaum im Schaffhausischen heisse. Und passend zur Witterung sprach De Ventura genüsslich vom «Schnäiele und Bäiele», vom «Pfnüsel» und zeigte die reiche Ausdruckspalette für das Regnen auf: «fiserle, ghäie lòò, schif- fe, saache, tachle, schtrò- dle, schträäze». Jedes dieser Wörter habe sein eigenes Gewicht; die Mundart habe das «Gschpüri» für den richtigen Ausdruck.
Ein Kind durfte dann das Leintuch von der Informationstafel und von der Gedenktafel, einem von der Neunkircher Künstlerin Claudia Girard geschaffenen Porträt des Dichters, ziehen. Die Künstlerin dankte der Gemeinde und allen Sponsoren, darunter der Schaffhauser Mundartverein, und sagte: «Aus der Pose des Dichters und Denkers, die Otto Uehlinger einnehmen konnte, strahlt nicht nur Respekt und Intelligenz, sondern auch Güte.» Und um die Mundwinkel spiele etwas Humorvolles, und in den Augen liege eine ordentliche Schwermut. «Der Mann hat viele schöne und viele schwere Erlebnisse gehabt.»

**«Nüüchilch» versus «Nüüchirch»**
Marianne Leu, die Tochter des Dichters, gab der Feier eine ganz persönliche Note: «Wenn de Otti Uehlinger, de Schtürmer, de Vatti uns sehen könnte, dann wäre er ganz einfach glücklich, dass er nicht vergessen worden ist.» Er würde es geniessen, zu sehen, sagte sie, wie vielen Leuten er mit seinen Geschichten auch heute noch Freude macht, und er wäre stolz, dass seine Lieder noch immer gesungen werden. Und sie erwähnte die Urenkelin, die mit gut drei Jahren schon alle Strophen des «Randenliedes» auswendig singen könne.
Danach lud die Kulturreferentin der Gemeinde Neunkirch, Jana Honegger, ins Altersheim zu einer «Schtubete». In der Wärme gab es Rickli und Wein, Beat De Ventura las Uehlinger-Geschichten vor, man sang die Lieder «Mii Randeland» und «Im Chläggi dihaam» und nahm zur Kenntnis, wie liebevoll Otto Uehlinger mit dem Städtlinamen umging: Neunkirch heisse in der Mundart «Nüüchilch», und dieses Wort klinge, als würde einem jemand die Wange streicheln. Das neuere «Nüüchirch» dagegen sei rau, wie gesandet, und kratze.
Am Schluss stand der Wunsch Otto Uehlingers an die Nachgeborenen gerade im Hinblick auf solche und andere Feinheiten der Sprache: «Ich wünsche euch ein gutes Musikgehör!»



Am Haus zum Hirschen, wo Otto Uehlinger 1916 geboren wurde, enthüllt ein Kind mit Claudia Girard die Gedenktafeln im Beisein von Marianne Leu, der Tochter von Otto Uehlinger (im grauen Mantel). Ganz rechts Beat De Ventura.
Bild Alfred Wüger

#Notizen zu Namen

15. Januar 2016 | Was das Orakel für das Jahr 2016 weissagt

Schaffhauser Nachrichten
Daniel Jung

Ein grosses Stelldichein von Menschen aus der Region Schaffhausen, das war das 38. Bleigiessen der «Schaffhauser Nachrichten». Gestern Abend wurden im Schaffhauser Stadttheater wiederum sechs Prominente eingeladen, einen humorvollen Blick auf die Herausforderungen im Jahr 2016 zu werfen.
Traditionell wird das Blei beim Neujahrsanlass auf einer alten Einzelbuchstaben-Bleigussmaschine aus dem Buchdruck erhitzt. Die Gäste lassen eine Suppenkelle davon in einen Kübel kalten Wassers fallen. Dann zischt es laut, und es entsteht eine unregelmässige, oft bizarre Figur, die es zu interpretieren gilt. Die Gäste stellten sich in kurzen Videobeiträgen selber vor und sprachen über ihre Vorsätze für das neue Jahr. Durch den Abend führte SN-Redaktor Zeno Geisseler.

**Die gestiefelte Springmaus**
Als Erster an der Reihe war gestern FDP-Grossstadtrat Martin Egger, der bereits heute Abend zum Grossstadtratspräsidenten gewählt werden dürfte. Egger goss eine Form, in welcher er «eine Springmaus, die gerade am Trinken ist» erkannte. Das Orakel – eine Stimme, die vom Bühnenhintergrund zum Publikum spricht – forderte Egger auf, die Siebenmeilenstiefel anzuziehen. «Sei offen für alles, was dir begegnet», sagte das Orakel zum Politiker. Ob es sich damit auf mögliche Regierungsratsambitionen des FDP-Politikers bezog, blieb offen. Egger hatte zuvor auf eine entsprechende Frage gesagt, man solle niemals nie sagen.

Katharina Epprecht, Direktorin des Museums zu Allerheiligen, sprach schon vor ihrem Bleiguss von der Brückenfunktion, welche das Museum in Schaffhausen zwischen ­Altstadt und Rheinufer sowie zwischen Bevölkerung und Kunst innehabe. ­Passenderweise goss sie dann eine «Zweibogenbrücke, der noch ein Pfeiler fehlt». Das Orakel prophezeite ­Epprecht, dass ihr Leben im neuen Jahr in Bewegung kommen werde. «Bewegung ist gut», befand Epprecht. Als ­Moderator Geisseler ihren Wechsel vom Museum Rietberg in Zürich nach Schaffhausen mit einem Transfer vom GC-Fussballclub zum FC Schaffhausen verglich, protestierte Epprecht deutlich: «Das ist ein riesiges Missverständnis – das Museum zu Allerheiligen ist ein hervorragendes Museum.»

Das Blei von Peter Uehlinger, Präsident des Munotvereins, erstarrte in der Form eines Tanzschuhs. Dabei wurde auf der Bühne gescherzt, Uehlinger habe «einen Schuh herausgezogen». Das Orakel erkannte im Schuh jedoch nichts ­Negatives, machte ­Ueh- linger aber Mut für neue Wege: «Du musst mehr riskieren, wenn du nicht auf der Stelle treten willst», fand die Stimme aus dem Hintergrund.

**Bunte Papageien in der Bank**
Kantonalbank-Chef Martin Vogel sah in seinem Bleiguss einen Papagei. Bunte Vögel seien in der Bank gar nicht unerwünscht, sagte er. «Es ist wichtig, dass die Mitarbeiter eine eigene Meinung haben.» Das Orakel behauptete, der Papagei mache Vogel aufmerksam auf «Betrügereien im neuen Jahr». Es ergänzte: «Bleib wachsam, dann wird es ein gutes 2016.»

Yiting Cao, Captain des Volleyballteams VC Kanti, sah in ihrer Form zunächst einen Helikopter, entschied sich aber schliesslich für zwei Ski- fahrer. In Schanghai aufgewachsen, kam die Profisportlerin nach einem Aufenthalt in den USA nach Schaffhausen. «2016 wird ein Jahr voller unerwarteter Möglichkeiten», verkündete das Orakel.

Philipp Müller, abtretender Parteipräsident der FDP Schweiz, goss ein besonders bizarres Gebilde. Er erkannte darin «ein Huhn im Gehege, nachdem der Fuchs da gewesen ist». Als Parteipräsident sei man zwar kein armes Huhn, so Müller, eine Zielscheibe für Angriffe stelle man jedoch oft dar. «Du gewinnst eine neue Gelassenheit», ­verkündete das Orakel, «tu dir etwas Gutes.»


**Silvester-Bleigiessen Ein alter Brauch**

Orakel-BrauchtumBleigiessen wird heute vorwiegend in wenig ernster Weise rund um Silvester praktiziert. Es war aber schon bei den alten Römern verbreitet, die als erste Kultur in grösserem Massstab Blei verwendeten.
*Ablauf*
Beim SN-Bleigiessen werden Bleistücke in einer historischen Bleisatzmaschine erhitzt, bis sie gerade eben geschmolzen sind. Das flüssige Metall wird sodann mit einer Suppenkelle in einen bereitgestellten Kübel mit kaltem Wasser gegossen, wo es sofort zu bizarren Formen erstarrt. Anhand dieser Figuren können die Teilnehmer dann ihre Zukunft erahnen.

Legende



Peter Uehlinger, Präsident des Munotvereins, erkannte in seiner Form einen Tanzschuh. «Schuhe kann man immer brauchen», sagte er pragmatisch.

#Notizen zu Namen

12. Januar 2016 | Die Eierstöcke halten nicht Schritt

Die Weltwoche
Claudia Schumacher

*Schwangerschaften von Frauen über 35 Jahren gelten als riskant. Welches Risiko nimmt Margarita Louis-Dreyfus in Kauf, die nun mit 53 Jahren noch Zwillinge bekommt?*
Das Risiko im Einzelfall lässt sich schwer bewerten. Wenn eine sehr gesunde, sehr fitte, materiell abgesicherte Frau unter ­optimaler medizinischer Betreuung mit 53 Jahren schwanger werden möchte, kann das eine legitime persönliche Entscheidung sein. Und auch wenn es unwahrscheinlich ist: Die Möglichkeit, dass eine Frau mit über fünfzig Jahren auf natür­lichem Wege schwanger wird, besteht ­übrigens. Die älteste Frau, von der wir in diesem Zusammenhang wissen, war 58 Jahre alt.

*Der späte Kinderwunsch ist ein Trend. Nicht nur die Karriereoptionen der ­heutigen Frau, auch die steigende Lebens­erwartung spielt hier mit hinein. ­Verschiebt sich parallel dazu das Fruchtbarkeitsfenster?*
Das ist das Problem: Die Eierstöcke der Frau halten nicht Schritt mit der allgemeinen Entwicklung der Lebenserwartung. Während sich die Samenzellen der Männer millionenfach durch Zellteilung regenerieren und Charlie Chaplin mit achtzig Jahren noch ein Kind zeugen konnte, regenerieren sich die Eier der Frau nicht. Ab 34 Jahren ist das Erbgut in den Eizellen zunehmend brüchig und fehleranfällig. Es ist nicht absehbar, dass sich das ändert.

*Die Evolution müsste sich etwas einfallen lassen.*
Sie hatte wohl einfach nicht genug Zeit ­dazu. Erst mit der Ausbreitung der Verhütungsmittel ab den fünfziger Jahren verschiebt sich das Alter, in dem Frauen ihre Kinder bekommen, nach hinten. Bis auf die Eizellenspende von jüngeren an ältere Frauen gibt es hier bis jetzt keine Lösung.

*Wie hilfreich ist die Möglichkeit, eigene Eizellen einfrieren zu lassen?*
Ich betrachte sie als Notlösung für Frauen, die Kinder möchten, aber aufgrund ­ungünstiger Schicksalswendungen mit dreissig noch nicht absehen können, wann die Familiengründung geschehen könnte. Als einen gesellschaftsfähigen Entwurf für die Mehrheit der Frauen sehe ich die Eizellenvorsorge aber nicht an. Der natürliche Weg, schwanger zu werden, ist immer noch der sicherste – wer die Wahl hat, sollte nicht warten, bis es dafür zu spät ­geworden ist.

*Wie liegen die Kosten bei den assistierten Befruchtungsmethoden?*
Im Raum Zürich kostet das Einfrieren der eigenen Eizellen etwa 5000 Franken. Eine künstliche Befruchtung liegt pro Anlauf bei unter 10?000 Franken. Die Eizellenspende von einer Frau an die andere ist in der Schweiz zwar nicht erlaubt, lässt sich aber über das Ausland arrangieren. Spanien ist ­eine beliebte Anlaufstelle. Dort kostet eine Eizellen­spende etwa 10?000 Euro.

*Wie können junge Frauen präventiv ihre Fruchtbarkeit positiv beeinflussen?*
Nichtraucherin werden oder bleiben. Sport treiben. Genug schlafen. Und ein normales Gewicht halten. Nicht zuletzt sollten ­Frauen mit Kinderwunsch ab dem Alter von dreissig Jahren nur Beziehungen mit Männern eingehen, die für diesen Wunsch offen sind.

*Wenn der Weg am Ende aber doch in die ­Klinik führt: Wie viele Befruchtungszyklen sind vertretbar?*
Die Krankenkasse zahlt – bevor das Rea­genzglas notwendig wird – drei Inseminationen pro Schwangerschaft. Wenn diese drei nicht fruchten, führen wir ein Gespräch mit dem Paar, das sich ab dann finanziell beteiligen muss. Die In-vitro-Fertilisation mit eigenen Eizellen muss aber nicht das Ende sein. Mit fremden Eizellen können sich die Chancen noch einmal um den Faktor 5 oder sogar 10 verbessern.

*Danach gibt es noch die Leihmutterschaft oder Adoption.*
Leihmutterschaft ist in der Schweiz verboten. Seriös wird sie nur in den USA angeboten. Im Einzelfall kann sie sinnvoll sein für Frauen, die ohne funktionsfähige Gebärmutter zur Welt gekommen sind. Doch das ist ein Randphänomen.

*Haben Sie schon einmal Frauen, die mit ­Ihrer Hilfe schwanger werden wollten, ­aufgrund ihres Alters abgewiesen?*
Frauen Mitte vierzig habe ich schon häufig mit Bedauern abgewiesen, wenn die Wahrscheinlichkeit einer gesunden Schwangerschaft aus eigenen Eizellen bei unter fünf Prozent liegt. Wenn nur die Eizellen der Frau nicht gut sind, sie selbst aber gesund ist, rate ich zur Eizellenspende im Ausland. Wir dürfen hier zwar keine direkten Überweisungen tätigen, aber sehr wohl Kontakte vermitteln.

*Was ist die Zukunftsmusik der Fortpflanzungstechnik?*
Die Präimplantationsdiagnostik ist im Vormarsch: Embryonen können untersucht werden, bevor man sie einsetzt. In Spanien wird das bereits im frühen Stadium praktiziert, in der Schweiz haben wir einer Liberalisierung zugestimmt und müssen im Sommer noch über das Referendum abstimmen. Ich persönlich hoffe auf eine weitere Liberalisierung, denn die Präimplantationsdia­gnostik spart Zeit und Kosten. Man wird zum Beispiel bei Frauen über 38 Jahren viel schneller sagen können, ob sie mit den eigenen Eizellen überhaupt schwanger werden können. Der Fortschritt läuft auf dem Gebiet der Gentechnologie ab. Heutzutage kommt es bei der künstlichen Befruchtung noch häufig zu Mehrlingsgeburten. In Zukunft könnte man aber auch den Energie­gehalt der Embryonen untersuchen mit dem Hauptziel, nur noch einen einzigen Embryo einzusetzen und damit Zwillinge – sofern nicht gewünscht – zu verhindern.

Dr. med. Michael Singer ist ­Fortpflanzungsmediziner im Ärzteteam Gyné am See in Küsnacht ZH.