#Allgemeines

24. Dezember 2012 | Verbindendes Weihnachtstreffen

Schaffhauser Nachrichten, Die andere Seite
Anna Rosenwasser

«Ein frohes Lied aus heitrer Brust macht froh den Lebensgang», klang es am vergangenen Samstagabend aus mehreren Dutzend Männerkehlen. Im Rahmen des traditionellen Weihnachtscommers unternahm die Mittelschulverbindung Scaphusia einen Fackelumzug, der beim Restaurant La Piazza begann, in einer Schlaufe über den Fronwagplatz führte und im Restaurant Falken endete.
Zu diesem Anlass waren die Aktiven genauso geladen wie die sogenannten Altherren der Scaphusia, zu denen etwa der ehemalige St.-Johann-Pfarrer Paulus Bachmann (v/o Diogen) zählt. Auch er war in den Dreierreihen zu finden, in denen die Mitglieder der Scaphusia singend durch die Stadt zogen. Mitgesungen haben auch Reto [Peter; korr. scaphusiaonline] Tobler (v/o Quarz), Robert Weber (v/o Haba) und Tim Schriber (v/o Zeus). Vier Lieder sind es, die beim Fackel-Cortège gesungen werden; damit für das Singen aller vier Zeit bleibt, dreht die beachtliche Männertruppe eine Extrarunde auf dem Fronwagplatz. Dabei beginnt schon so manches generationenübergreifendes Treffen, so auch bei Leo Häggi (v/o Simba) und Alex Streit (v/o Laser). Bereits am Nachmittag begann der Anlass mit der jährlichen Generalversammlung der Mittelschulverbindung. Im Anschluss folgte das Abendessen in diversen Lokalen; der Fackelumzug bildete einen Höhepunkt, dem das Beisammensein im Erdgeschoss des Restaurants Falken folgte. Mit dabei an diesem Fest waren auch Andreas Wüscher (v/o Codex) und Andreas Hauser (v/o Drossel), Christian Birchmeier (v/o Zäckli), Hansueli Birchmeier (v/o Safran) und Peter Sommerauer (v/o Trüffel) sowie Felix Graf (v/o Schärbe), Altherren-Präsident Ueli Böhni (v/o Süüle) und Frank Seiler (v/o Aurel). Wie’s im ersten der vier Lieder so schön heisst: «Wo ein Herz voll Freude schlägt, da ist die Zeit noch gut.»


Der Fackel-Cortège führte vom Restaurant La Piazza über den Fronwagplatz – mit einer Outdoor-Extrarunde – zum «Falken».


Feierten den Weihnachtscommers: Andreas Wüscher (v/o Codex) und Andreas Hauser (v/o Drossel).


Reto [Peter; korr. scaphusiaonline] Tobler (v/o Quarz), Robert Weber (v/o Haba) und Tim Schriber (v/o Zeus) zünden ihre Fackeln an [v.r.n.l.; korr. scaphusiaonline].


Leo Häggi (v/o Simba) und Alex Streit (v/o Laser) am Fackelumzug: Geladen waren Aktive wie auch Altherren.


Nimmt Teil an der Fackel-Cortège: Paulus Bachmann (v/o Diogen), ehemaliger Pfarrer des St. Johann.


Mit von der Partie: Christian Birchmeier (v/o Zäckli) [mitte; korr. scaphusiaonline], Hansueli Birchmeier (v/o Safran) [links; korr. scaphusiaonline] und Peter Sommerauer (v/o Trüffel).


Felix Graf (v/o Schärbe), Altherren-Präsident Ueli Böhni (v/o Süüle) und Frank Seiler (v/o Aurel ) am Commers.

Bilder: Selwyn Hoffmann

#Allgemeines

18. Dezember 2012 | Wie Jugendliche in der DDR aufwuchsen

Schaffhauser Nachrichten, Region
Zeno Geisseler

Mit der DDR verbindet man die Mauer, Trabis, Honecker. Sascha Kardaetz denkt bei diesen drei Buchstaben aber noch an etwas ganz anderes: an seine Kindheit und Jugend. Kardaetz, Lehrer für Geografie an der Kantonsschule Schaffhausen, ist in Ostberlin aufgewachsen. 1989, als die Mauer fiel, war er 14 Jahre alt.
Am letzten Freitag sprach er auf Einladung der Mittelschulverbindung Scaphusia darüber, wie es war, in der DDR gross zu werden. Zuerst zeichnete Kardaetz die historischen Linien nach, die überhaupt zur Gründung der Deutschen Demokratischen Republik geführt hatten – also die Niederlage Nazideutschlands im Zweiten Weltkrieg und die Aufteilung des besetzten Landes und Berlins nach Zonen. Dann führte er die rund 30 Zuhörer durch diverse Themengebiete, immer mit einem Bezug zu seiner Kindheit und Jugend. Zum Beispiel, was es hiess, in einer Planwirtschaft aufzuwachsen: «Es herrschte Mangel an allem. Wenn es aber mal was gab, dann gab es das für alle.» Einmal sei seine Mutter ganz aufgeregt nach Hause gekommen und habe erzählt, dass es Schuhe mit Klettverschlüssen gebe. Sie seien sofort raus und hätten ein Paar für ihn gekauft. «Als ich am nächsten Tag zur Schule kam, hatten alle anderen die genau gleichen Schuhe.» Am liebsten hätten sie Westkleider getragen, doch diese waren für die meisten Leute unerreichbar. «Wir haben uns stattdessen einen Puma auf die T-Shirts gemalt. Oder drei Streifen auf die Turnschuhe.» Wie Adidas-Schuhe und Puma-Leibchen aussahen, habe man bestens gewusst – aus dem Westfernsehen.

**Westschokoriegel**
Ab und zu gab es in Kardaetz’ Familie auch echte Produkte von jenseits des «antifaschistischen Schutzwalls», wie die Mauer damals genannt wurde: «Mein Grossvater brachte mir von Westreisen immer «Mars»-Riegel mit. Ich war wohl das einzige Kind im Osten, das keine ‹Mars› mehr sehen konnte.» Mit Bildern, mit Videos und mit Musik führte Kardaetz die Scaphusianer und deren Gäste durch den ostdeutschen Alltag. «Die Partei griff in alle Bereiche des Lebens ein», sagte er. Sogar die Länge der Haare oder der Röcke sei vorgegeben gewesen. «Die Partei hatte einen Allmachts-anspruch. Sie war gottgleich.» Kardaetz unterlegte dies mit dem «Lied der Partei». Refrain: «Die Partei, die Partei, die hat immer recht.» Als er in die Schule kam, wurde Kardaetz Mitglied der Jungpioniere, der politischen Jugendorganisation des Landes (siehe auch «Gruppenplan» im Kasten). Er machte nicht aus Überzeugung mit: «Offiziell war die Mitgliedschaft freiwillig, doch wer nicht mitmachte, riskierte etwa, später keinen Studienplatz zu bekommen.»

**Keine «Ostalgie»**
Damals seien sie auf ihre Uniform mit dem besonderen Halstuch auch stolz gewesen, und die «Pioniernachmittage» hätten durchaus auch Spass gemacht, erzählte Kardaetz. Er machte aber deutlich, dass er mit der «Ostalgie», dem Sehnen nach den Zuständen in der DDR, überhaupt nichts anfangen könne, auch wenn nicht alles schlecht gewesen sei. Verglichen mit anderen Ländern im Ostblock, etwa Rumänien, hätten sie es noch gut gehabt. Aber letztlich sei die DDR nur eines gewesen: eine totalitäre Diktatur.


**Gruppenplan
Klasse 1a 1985/86**

**September** Wir lernen uns kennen. Fröhliche Spiele im Hort.
**Oktober** Lustiges Drachensteigen.
**November** Wir lernen unser Halstuch kennen.
**Dezember** Wir werden Jungpioniere. Weihnächtliche Stunde. Paket an unseren Patensoldaten Lutz.
**Januar** Winterliche Sportspiele.
**Februar** Lustiges Faschingstreiben mit unseren Paten.
**März** Wir gratulieren unseren Muttis.
**April** Unser Bestes zum XI. Parteitag: Ernst Thälmann – unser Vorbild.
**Mai** Wett- und Kreisspiele.
**Juni** Fröhliches Lernfest. Wir feiern unseren Tag.
**Juli** Wir verabschieden uns von allen, die uns besonders im ersten Jahr halfen.



Sascha Kardaetz mit Bildern von Produkten aus der DDR.
Bild: Zeno Geisseler

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8. Dezember 2012 | Abschied für eine Legende

Schaffhauser Nachrichten. Regionale Wirtschaft
Rolf Fehlmann

Zwei Drittel des Schweizer Biermarktes seien in den Händen der grossen Konzerne, sagte der scheidende «Falken»-Verwaltungsratspräsident Jürg P. Spahn in seinem Jahresbericht, und trotzdem erlebe die Schweiz mit 354 einheimischen Brauereien eine Bierrenaissance. Mit 57,5 Litern pro Kopf liege der Bierkonsum in der Schweiz allerdings deutlich hinter Spitzenreitern wie Tschechien (160 Liter) und Deutschland (107 Liter). Für die Brauerei Falken gelte es, «den Multis die Stirn zu bieten», sich mit Spezialitäten zu profilieren und regional verwurzelt zu bleiben: Falken-Bier sei nicht nur «ein Schluck Heimat» – das Unternehmen sei auch ein sicherer Wert, der Zuversicht ausstrahle und das Vertrauen in die Region stärke. Dafür gebühre den Mitarbeitenden wie den Aktionären gleichermassen Dank.
«Bier braut Heimat», kalauerte auch «Falken»-Geschäftsführer Markus Höfler, der in seinem Jahresrückblick unter anderem die baulichen Veränderungen erwähnte – Abbruch der Mälzerei, Erweiterungsbau für das Dosenkompetenzzentrum – und dies mit einem emotionalen Video dokumentierte. Das Geschäftsergebnis bezeichnete er als «insgesamt befriedigend», und er zeigte die Anstrengungen des Unternehmens auf, um die rückläufige Absatzentwicklung in der Gastronomie mit verstärkten Aktivitäten abzufedern, um «Falken»-Spezialitäten wie zum Beispiel den «Eidgenoss» auch überregional im Handel zu verankern. Frenetischen Applaus erntete Jürg P. Spahn nach Abschluss aller statutarischen Geschäfte mit seiner legendären «Derniere» in Versform – da bekamen Banker und Bundesräte in brillant geschliffener Sprache ebenso ihr Fett ab wie Sport, Wahlen und Busse in Schaffhausen. In seiner Laudatio blickte Ständerat Hannes Germann auf die Ära Spahn zurück und würdigte ihn als grosses Vorbild in Bezug auf Korrektheit und Sprache – die jungen Männer der Studentenverbindung Scaphusia hätten sich damals als treffsicher erwiesen, als sie Spahn den Verbindungsnamen «Niveau» gaben. Philipp Moersen schliesslich war es vergönnt, seinen Vorgänger in den noblen Orden «Ad Gloriam Cerevisiae» («Zur Ehre des Bieres») aufzunehmen – wahrlich ein würdiger Abschied für eine Legende.


**Falken-Aktie**
Rund 11 000 Franken pro Stück muss man derzeit auslegen

Falken nicht nur im Kühlschrank, sondern auch im Depot zu haben, möchten nicht wenige – nur schon wegen der legendären Generalversammlungen: «Wir können bei uns feststellen, dass die Nachfrage vor der GV jeweils steigt», sagt Martin Vogel, Chef der Schaffhauser Kantonalbank. Interessenten stammten meist aus der Region oder hätten einen Bezug zu Schaffhausen.
Der Investmentgedanke steht nicht im Vordergrund. Falken sei eine Liebhaber-Aktie, sagt Vogel. Nicht der finanzielle, sondern der emotionale Wert zählt also, doch auch der hat seinen Preis: Laut KB stehen die Aktien zurzeit bei rund 11 000 Franken. Allerdings wird der Titel nur selten und nur ausserbörslich gehandelt. «Die Nachfrage ist gross, das Angebot ist klein», sagt Vogel. Der Preis habe sich im Verlauf des Jahres eher seitwärts bewegt. Insgesamt gibt es 1800 Stammaktien und 1200 Prioritätsaktien. Prioritäts-aktien haben generell bei der Ausschüttung des Gewinnes ein Vorrecht, die beiden Typen kosten jedoch etwa gleich viel. Die Mehrheit der 3000 Aktien ist in Familienbesitz. (zge)


**Brauerei Falken**
Zahlen und Fakten für 2011/12

Gesamtertrag 20512414 Fr.
Total Aufwand 20177200 Fr.
Sachaufwand 11016909 Fr.
Personalaufwand 5004543 Fr.
Reingewinn 335214 Fr.
Dividende 50 Fr. brutto
Anzahl Mitarbeitende 55
Verwaltungsrat bis 2012 Jürg P. Spahn (Präsident), Philipp Moersen (Vize), Ronald Forster (Mitglied)
Verwaltungsrat ab 2013 Philipp Moersen (Präsident), Ronald Forster (Vize), Markus Höfler (Delegierter), René Zeier (Mitglied)

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5. Dezember 2012 | Zwischen 40 Jahren und der Ewigkeit

Schaffhauser Nachrichten, Region
Robin Blanck

Nicht die tiefen Temperaturen dieser Tage, sondern auch die lange Warteliste für einen Weidlingspfosten lassen vielen Rhein-Fans das Blut in den Adern gefrieren. Den Inhabern wird von der Stadt eine Sondernutzung gewährt (siehe Artikel unten), künftig sollen aber mehr Personen in den Genuss einer Rheinfahrt kommen, weil der Stadtrat wie bereits gemeldet verschiedene Möglichkeiten prüft, um die Wartezeit zu verkürzen (siehe SN vom 14. November). Im Fokus stehen dürfte dabei unter anderem die Erblichkeit der Liegeplätze. Betrachtet man andere Gemeinden mit Rheinanstoss, wird klar, dass es beträchtliche Unterschiede gibt: Die Gemeinde Feuerthalen etwa hat keine Vorschrift für die Weitergabe eines Pfosten, in der Praxis existiert aber eine Regelung. Möglich ist eine Weitergabe nur innerhalb einer Haltergemeinschaft, wenn diese zehn Jahre Bestand hatte. Das heisst: Wenn beispielsweise ein Mitglied einer dreiköpfigen Haltergemeinschaft die Gruppe verlässt, kann ein anderes Mitglied den Pfosten nur übernehmen, wenn dieses schon seit zehn Jahren mit dabei ist. Das gilt auch für die Vererbung innerhalb der Familie: Eine Haltergemeinschaft zwischen den Familienangehörigen ist Pflicht für die Vererbung. Aber: Angeregt durch die Debatte im Grossen Stadtrat, denkt man im Gemeinderat über eine Revision des Reglements nach, wie der Feuerthaler Bausekretär Robert Schwarzer auf Anfrage der SN erklärt. Die Warteliste in Feuerthalen ist gemäss Auskunft von Schwarzer überblickbar, dies nicht zuletzt, weil bereits vor Jahren eine Wartelistengebühr eingeführt wurde: Jedes Jahr stellt die Gemeinde den auf der Warteliste verzeichneten Personen eine Rechnung über zehn Franken, gleichzeitig wird der Angeschriebene darüber informiert, auf welcher Position er sich befindet. «Das hat die Warteliste von etwa 200 auf gegen 80 reduziert», erinnert sich Schwarzer.
Die Bootsliegeplätze in Stein am Rhein werden von der Steiner Stadtpolizei verwaltet, die entsprechende Verordnung enthält keine Angaben zur Weitergabe innerhalb der Familie. Bei einem Todesfall in der Familie kann der Platz auf den Ehepartner übergehen, wie auf Anfrage erklärt wird. Im Übrigen habe die Warteliste Priorität: «In 99 Prozent der Fälle erfolgt die Weitergabe nach der Warteliste», sagt Stadtpolizist Beat Hirschi. Einen Vererbungsautomatismus gibt es gemäss Hirschi nicht, ausgeschlossen ist eine direkte Weitergabe aber nicht: «Weil die meisten sich schon früh auf die Warteliste setzen lassen, kann manchmal ein Pfosten übernommen werden, weil der Nachkomme ganz oben auf der Liste steht», sagt Hirschi. Wie die Gemeinde die Vergabe in Zukunft regeln wird, muss sich erst noch weisen, denn auch in Stein am Rhein wird an einer neuen Regelung gearbeitet, in der unter anderem die Höhe der geltenden Gebühren angepasst werden könnte – inhaltlich will man sich aber derzeit noch nicht äussern. Die Gemeinde Schlatt unterhält Bootsliegeplätze im Altparadies, eine Vererbung ist gemäss Gemeinderat Hans Möckli aber nicht erlaubt. «Wir hatten deswegen schon Streitfälle, unsere Regelung ist aber bestätigt worden», sagt Möckli. Wird ein Pfosten frei, hat der Nächste auf der Warteliste Anrecht auf den Platz.

**40 Jahre plus Verlängerung**
Einige Kilometer rheinaufwärts regelt seit 2002 eine Verordnung die Vergabe der Diessenhofer Bootsplätze. Zentral: Die Konzessionsdauer ist auf 40 Jahre beschränkt, wobei «bei begründeten Ausnahmefällen» eine Verlängerung um 10 Jahre gewährt werden kann. «Bisher gab es noch keinen solchen Fall», sagt Armin Jungi, Stadtschreiber von Diessenhofen. Deshalb sei auch nicht klar, wie der Stadtrat diese Regelung tatsächlich auslegen würde. Stirbt der Inhaber eines Diessenhofer Pfostens, geht der Platz längstens fünf Jahre an den überlebenden Ehegatten oder einen in Diessenhofen wohnenden direkten Nachkommen über. Auch in Diessenhofen wird eine Wartelistegebühr erhoben: 20 Franken beim Eintrag und danach jeweils alle 5 Jahre. Zwischen 60 und 70 Leute seien aktuell auf der Warteliste, «die Wartezeit beträgt Grössenordnung 25 Jahre», sagt Jungi. Nicht ausgeschlossen ist auch in Diessenhofen, dass das geltende Reglement in den kommenden Jahren von den Behörden nochmals einer Überarbeitung unterzogen wird – ein Abgleich mit den Reglementen anderer Gemeinden und vielleicht auch eine Anpassung der Gebühren könnten Gegenstand der Revision sein. In Wagenhausen ist ein Übertrag des Bootsliegeplatzes auf Ehepartner, Konkubinatspartner respektive Partner in eingetragener Partnerschaft oder direkte Nachkommen beim Tod oder schwerer Invalidität des Platzinhabers erlaubt, ähnlich ist die Situation in Rheinau: Grundsätzlich geht es nach der Warteliste, eine Vererbung beim Todesfall des Inhabers an Ehepartner oder Kinder ist aber erlaubt, denn diese Möglichkeit sei in der vom Kanton Zürich erlassenen «Verordnung über das Stationieren von Schiffen» explizit enthalten.


**Nachgefragt Marisa Miguel, Rechtsdienst Bau**
«Den Benützern wird eine Sondernutzung eingeräumt»

Mieten die Pfosteninhaber ihre Pfosten von der Stadt? Und gibt es einen Vertrag zwischen der Stadt und dem jeweili- gen Inhaber? Wir sprachen mit Marisa Miguel über diese Punkte.

*Welche Form von rechtlichem Verhältnis geht die Stadt mit den Inhabern eines Weidlingspfostens ein?*
Marisa Miguel: Beim Rhein handelt es sich um eine öffentliche Sache im Gemeingebrauch. Gebrauchsrechte an öffentlichen Sachen im Gemeingebrauch werden grundsätzlich nicht über privatrechtliche Verträge geregelt, sondern über Bewilligungen. Dem Benützer eines Weidlingspfostens wird eine sogenannte Sondernutzung eingeräumt. Die Vergabe von Bootsliegeplätzen wird in der Stadt Schaffhausen im Reglement über die Benützung der Bootsliegeplätze geregelt. Ein ähnliches Beispiel wäre die gebührenpflichtige Bewilligung für den Betrieb eines Boulevardcafés auf dem öffentlichen Grund. Beim Weidlingspfosten handelt es sich allerdings nicht um einen gesteigerten Gemeingebrauch wie bei den Cafés: Weil der entsprechende Platz am Pfosten nicht gleichzeitig auch von jemand anderem benutzt werden kann, muss das als Sondernutzung betrachtet werden.

*Ohne Vertrag wäre damit die Stadt theoretisch auch berechtigt, die Pfosten jederzeit zurückzufordern?*
So einfach ist es nicht: Man müsste zuerst prüfen, ob bei der Einräumung einer Sondernutzung ein «wohlerworbenes Recht» entsteht. Im Falle der Nutzung von Weidlingspfosten in der Stadt Schaffhausen ist dies aber nicht der Fall, weil sich dies nicht aus dem Reglement ableiten lässt. Das besagte Reglement sieht vor, dass die Verwaltungspolizei berechtigt ist, das Gebrauchsrecht jederzeit sofort und entschädigungslos aufzuheben, sofern die Gebühr nicht fristgemäss entrichtet oder die Verpflichtungen aufgrund des Reglements nicht erfüllt werden.

*Es gibt also keinen Vertrag, und ein «wohlerworbenes Recht» ist ein Pfosten auch nicht. Wie und ab wann könnte die Stadt nach einer Anpassung des Reglements – etwa im Sinne einer Befristung oder eines Verbots der Weitergabe – diese neuen Regeln in Kraft setzen?*
Das ist eine Frage des intertemporalen Rechts. Das angepasste Reglement müsste eine Bestimmung enthalten, die klar regelt, wie sich das neue Recht zu bestehenden Sachverhalten verhält und ab wann es in Kraft tritt. Klar ist, dass auf neue Vergaben von Bootsliegeplätzen dann auch das neue Reglement Anwendung finden würde. Die Antwort auf die Frage, auf welche Sachverhalte das alte Recht noch anzuwenden wäre, hängt aber vor allem davon ab, wie das Interesse des Betroffenen am Schutz des Vertrauens in die Weitergeltung des bisherigen Rechts gewichtet wird. Denn die Anwendung des neuen Rechts könnte eine Verletzung des Vertrauensschutzprinzips, eines Grundprinzips des Verwaltungsrechts, darstellen. Insbesondere dann, wenn die Betroffenen im Vertrauen auf die Weitergeltung des bisherigen Rechts Dispositionen getroffen haben, die sich ohne Nachteil nicht wieder rückgängig machen liessen. Beispiel: Wenn ein Betroffener kurz vor Inkrafttreten des neuen Reglements einen neuen Weidling gekauft hat. Die Betroffenen haben Anspruch auf eine angemessene Übergangsregelung.

*Würde ein Verbot der Weitergabe vor oder nach der nächsten Weitergabe in Kraft treten? Bisher konnten die Inhaber davon ausgehen, dass eine Weitergabe möglich sei …*
Diese Frage müsste von den Übergangsbestimmungen des neuen Reglements beantwortet werden. Für einen neuen Nutzer, dem das Nutzungsrecht weitergegeben wurde, müsste ein Verbot der Weitergabe gelten, da der neue Nutzer keinen Vertrauensschutz geniesst. Ein Verbot der Weitergabe für die bisherigen Inhaber würde meines Erachtens mit dem Vertrauensschutzprinzip kollidieren. Man müsste eine Interessenabwägung zwischen dem Interesse an der richtigen Anwendung des neuen Rechts und dem Vertrauensschutzprinzip machen.

*Welche Rechte an einem solchen Pfosten können Inhaber überhaupt geltend machen?*
Gegen Bezahlung der Benützungsgebühr hat ein Inhaber das Recht, den Bootsliegeplatz ausschliesslich zu nutzen. Er hat kein Eigentum daran, aber ein Nutzungsrecht, das ihm von der Stadt eingeräumt wurde.

Interview Robin Blanck


**Einwohner zuerst**
Ein umstrittenes Recht für die eigenen Bürger

Nebst Regelungen zur Weitergabe führen verschiedene Reglemente auch eine Einwohnerbevorzugung auf: Laut der Wagenhauser Ordnung sollen «in erster Linie» Einwohner der Gemeinde einen Platz bekommen, maximal zwei Fünftel können Campingplatzmietern zur Verfügung gestellt werden. Die Diessenhofer Ordnung legt fest, dass nur Personen mit Wohnsitz in der Gemeinde einen Platz erhalten, ganz ähnlich ist es in Schlatt, dort werden aber – wenn die Platzverhältnisse es zulassen – auch Auswärtige zugelassen. Solche Einwohnerbevorzugungen sind auch in verschiedenen anderen Gemeinden vorhanden, rechtlich stehen sie aber auf wackligen Füssen: Das frühere Reglement der Stadt Schaffhausen enthielt ebenfalls einen solchen Artikel, 1988 war dieser aber nebst anderen Gegenstand einer abstrakten Normenkontrolle durch das Schaffhauser Obergericht: Der Artikel wurde aus dem Reglement gekippt, weil er die Rechtsgleichheit verletzte. (rob)

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30. November 2012 | Die Leere in den Naturwissenschaften

Schaffhauser Nachrichten, Stadt Schaffhausen
Anna Rosenwasser

Im Rahmen von «ETH unterwegs» wurde die Kantonsschule Schaffhausen am Mittwoch und Donnerstag von der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich besucht. Die Studienorientierung, die mit Aktionstagen durch diverse Schweizer Mittelschulen tourt, hat zum Ziel, die «Lust auf Naturwissenschaften und Technik» zu wecken – und selbstverständlich auch für ein Studium an der ETH zu werben.

**Illuster besetztes Podium**
Während am Mittwochnachmittag eine Chemie-Experimentalvorlesung stattfand und am Donnerstag Vorträge über Nanopartikel bis hin zu Origami gehalten wurden, fand am Mittwochabend in der Mehrzweckhalle ein Inputreferat zum Thema Ingenieurmangel in der Schweiz statt. Die Veranstaltung «Wo bleiben die Ingenieure?» war öffentlich und beinhaltete auch eine Podiumsdiskussion unter der Moderation von Wissenschaftsjournalist Felix Würsten. Dazu war mit Thomas Vogel, Prorektor der ETH und Bauingenieur, Erziehungsdirektor Christian Amsler, Thomas Metzler, Geschäftsführer der Georg Fischer Wavin AG, Monika Walther, Geschäftsführerin der Siftung kihz, sowie Kantirektor Urs Saxer eine illustre Gästeschar zur Diskussionsrunde geladen worden. Das Inputreferat zum Thema hielt Thomas Vogel. Der Referent beleuchtete für das «nicht allzu zahlreich erschienene, aber umso interessiertere Publikum» das Schweizer Bildungssystem. Vogel erläuterte nicht nur kurz die fünf Departemente der ETH, sondern auch aktuelle Entwicklungen. Während die Informatik momentan «eher durchzogen» sei, boome der Studiengang des Maschineningenieurs, so Vogel. Der ETH-Prorektor forderte ausserdem klar eine angemessene Honorierung, damit Ingenieurinnen und Ingenieure nicht abwanderten. Dazu zeigte Vogel Zahlen aus dem Kanton Zürich. «Dass die Frauen weniger verdienen», was auf der Grafik klar erkennbar war, «das ist einfach so.» Die Frauen waren denn, wenn auch im Titel der Veranstaltung nicht erkennbar, ein zentrales Thema der Diskussion. Die Teilnehmenden waren sich einig, dass die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen zu verbessern sind; so seien in Lehrpositionen und Professuren zu wenig weibliche Vorbilder enthalten.

**Es fehlt an**
Nicht nur mangelt es dem Schweizer Ingenieurwesen an Frauen – es mangelt der Schweiz auch an Ingenieuren. «Es fehlen Leute, die bahnbrechende Produkte entwickeln», hielt Thomas Metzler fest, Geschäftsführer der Georg Fischer Wavin AG. 80 Prozent ihrer Ingenieure stammen aus dem Ausland. Daraufhin wurde eine Erhöhung der Maturandenquote dis-kutiert. Diesem «zweischneidigen Schwert» hielt Kantonsschulrektor Urs Saxer entgegen, dass in der Kanti Ingenieurswissenschaften prominent gefördert würden. Regierungsrat Christian Amsler fand, dass ohnehin viel früher angesetzt werden müsse, etwa in Eltern-Kind-Aktivitäten rund um die Naturwissenschaften. Als grösstes Anliegen äusserten Walther und Saxer das Umdenken bei Rollenmodellen. Zum Abschluss versicherte Metzler dem ETH-Prorektor, sie würden gerne ETH-Ingenieurinnen und Ingenieure einstellen, «wenn es denn hätte!»

#Allgemeines

27. November 2012 | Falken mit neuer Abfüllstrasse für Dosenbier

Schaffhauser Nachrichten, Regionale Wirtschaft
Rolf Fehlmann

Dieser Druck auf den roten Startknopf sei «ein Highlight» seiner Karriere, sagte Verwaltungsratspräsident Jürg P. Spahn gestern anlässlich der Eröffnung der neuen Abfüllstrasse für Dosenbier.

**Lohnfüllung für Brauereien**
Das symbolische Betätigen des Startknopfes markiert nicht nur die Inbetriebnahme ihres neuen Dosenkompetenzzentrums (wie Falken die Abfüllanlage offiziell bezeichnet) – die Schaffhauser Brauerei macht gleichzeitig einen wichtigen Schritt in ein Tätigkeitsfeld, das den Schweizer Biermarkt beeinflussen wird: «Dieses Dosenkompetenzzentrum steht im Lohnauftrag auch anderen unabhängigen schweizerischen Brauereien offen», sagte Spahn. Damit sei das Unternehmen in der Lage, eine steigende Nachfrage abzudecken, erläuterte er. Die Nachfrage nach Dosenbier sei nämlich «mit zweistelligen Zuwachsraten pro Jahr» gewachsen; und fast alle grösseren Brauereien seien auf diesen Zug aufgesprungen, auch Falken. Weil jedoch alle Abfüllanlagen für Dosenbier in der Schweiz von global agierenden Konzernen weitestgehend für deren eigenen Bedarf betrieben würden, seien die meisten unabhängigen Brauereien «mangels Abfüllmöglichkeiten im Inland gezwungen, ihre in der Schweiz gebrauten Biere im nahen Ausland in Dosen abfüllen zu lassen, zum Beispiel im süddeutschen Raum», so Spahn. Auslöser für den Gedanken, das Lohnfüllgeschäft als weiteres strategisches Standbein der Brauerei Falken auszubauen, war ausgerechnet der Wegfall des grossen Lohnfüllkunden Thurella, der 2010 seinen Betrieb einstellte. Mit ihrem Schritt ins Lohnfüllgeschäft mit Dosenbier für unabhängige Brauereien verschafft Falken diesen jetzt die Möglichkeit, ihre gesamte Wertschöpfungskette innerhalb der Schweizer Landesgrenzen zu betreiben: «Swissness wird immer wichtiger, auch im Bewusstsein der Konsumenten», ist Spahn überzeugt, und darum strahle diese neue Anlage weit über die Region Schaffhausen hinaus: «Dieses Dosenkompetenzzentrum bringt Umsätze aus dem Ausland in die Schweiz zurück, es sichert Arbeitsplätze und zeichnet die Brauerei Falken als zukunftsgerichtetes Unternehmen aus.» Lediglich neun Monate nach dem Entscheid des Verwaltungsrates, die Anlage zu realisieren, laufe diese, und man habe alle gesteckten Ziele erreicht, berichtete Philipp Moersen, Vizepräsident des Verwaltungsrates. Im Zusammenhang mit dem Projekt habe man zusätzlich je eine Lehrstelle geschaffen für einen Logistiker und einen Lebensmitteltechnologen; und bei der Vergabe der Arbeiten für die bauliche Erweiterung seien, «wo immer möglich, Firmen aus der Region berücksichtigt worden». Von den sieben spezialisierten Lieferfirmen, die Komponenten für das Dosenkompetenzzentrum geliefert haben, stammen deren sechs ebenfalls aus der Schweiz. Noch bevor gestern der erste Dosen-Sixpack die Abfüllstrasse verliess, war die Auslastung der neuen Anlage bereits weit ins Jahr 2013 hinein gesichert: «Die Abfüllung von zehn Millionen Dosen ist bereits durch Verträge zugesagt, und weitere stehen kurz vor dem Abschluss», sagte Moersen.


**Dosenbier-Abfüllstrasse 15 000 Dosen pro Stunde in allen gängigen Grössen**

Das neue Dosenkompetenzzentrum der Brauerei Falken ist die einzige Abfüllstrasse für Dosenbier in der Schweiz, die nicht von den beiden Konzernen Heineken und Carlsberg betrieben wird und den unabhängigen Brauereien für das Abfüllen von Dosenbier zur Verfügung steht. Die technischen Daten der neuen Anlage sind beeindruckend: Unter Volllast kann sie 15 000 Dosen pro Stunde abfüllen. Während des Abfüllvorganges nehme das Bier höchstens 0,04 mg/l Sauerstoff auf, was äusserst wenig sei und ein Merkmal für die hohe Qualität darstelle, wie Falken betont. Neben den verbreiteten 50-cl- und 33-cl-Dosen können auch die kleineren 25-cl-«Slim Can»-Dosen befüllt werden. Auf der Anlage lassen sich 25 verschiedene Verpackungseinheiten verarbeiten; besonders gefragt ist die Fähigkeit, die Dosen in Schrumpffolie einzuschweissen, statt sie in Karton zu verpacken. (rf.)

#Allgemeines

27. November 2012 | Meilenstein in der Firmengeschichte der Brauerei Falken: Falken füllt neu auch Dosen ab

Schaffhauser Bock
von Daniel Thüler

Der grosse Stolz des Verwaltungsrats und der Geschäftsleitung der Brauerei Falken AG war deutlich spürbar an der gestrigen offiziellen Einweihung des neuen Dosenkompetenzzentrums («Es ist ein Meilenstein in der Firmengeschichte»): Hier kann die Schaffhauser Brauerei künftig pro Stunde 15 000 50-cl- oder 33-cl-Dosen abfüllen, und nach einer späteren Erweiterung auch 25-cl-Slim-Cans (bekannt durch «Red Bull»). «Es gibt nur zwei weitere Dosenabfüllanlagen in der Schweiz», erklärt VR-Präsident Jürg P. Spahn. «Und diese sind in festen Händen von ausländischen Grossbrauereien, die nicht mit kleineren zusammenarbeiten wollen. Unabhängige Schweizer Brauereien waren deshalb bisher gezwungen, ihr Bier jenseits der Grenze abfüllen zu lassen – dem schaffen wir nun Abhilfe.» Gerade beim lokalen Bezug der Biere, dem zunehmenden Absatz von Dosenbier und dem grösseren Bewusstsein der Konsumenten für «swissness» sei dies enorm wichtig. Das hätten auch die anderen Brauereien erkannt: «Die Nachfrage ist bereits deutlich höher als wir erwartet haben.»

**Verlust wird zur Chance**
Am Anfang des neuen Dosenkompetenzzentrums stand der Verlust eines wichtigen Kunden. «Nebst der Produktion unserer Falken-Biere und dem Getränkehandel sind wir auch zu einer guten Adresse für Lohnfüllungen für andere Brauereien und Produzenten nichtalkoholischer Getränke geworden», erklärt Spahn. «Im Herbst 2010 wurde Thurella geschlossen, wodurch wir einen wichtigen Partner im Bereich Lohnfüllungen verloren haben.» Statt den Verlust nicht einfach mit Bedauern zur Kenntnis zu nehmen, wollte der Verwaltungsrat ihn mindestens kompensieren. «Die Geschäftsleitung suchte nach Alternativen», so Jürg P. Spahn, «mit dem Ziel, die freigewordenen Kapazitäten wieder auszulasten, auch um die Arbeitsplätze zu erhalten und längerfristig zu sichern. So kam der Gedanke zum Ausbau des Lohnfüllgeschäftes als weiteres strategisches Standbein der Brauerei Falken.» Bier in Dosen verzeichne zurzeit zweistellige Zuwachsraten pro Jahr. Wie Falken-Geschäftsleiter Markus Höfler sagt, werde am eigenen Sortiment deshalb nicht geschraubt – Bier aus Flaschen habe für Falken nach wie vor einen sehr hohen Stellenwert. Geplantes Volumen übertroffen Wie Philipp Moersen sagte, seien für den Bau möglichst Firmen aus der Region berücksichtigt worden. «Am 5. Juni 2012 wurde mit den Bauarbeiten begonnen, nun sind wir bereits fertig», erklärt er. «Parallel zum Bau haben wir mit potenziellen Lohnfüllpartnern die vorbesprochenen Verträge abgeschlossen, und so können wir heute mit Stolz festhalten, dass wir die ursprünglich geplanten Anfangsvolumen weit übertroffen haben und weitere Verträge kurz vor dem Abschluss stehen.» Ein positiver Aspekt sei auch, dass eine zusätzliche Lehrstelle für einen Lebensmitteltechnologen sowie eine Lehrstelle für einen Logistiker geschaffen werden konnten.

#Allgemeines

21. November 2012 | Das lange Warten auf einen Pfosten

Schaffhauser Nachrichten, Front, Region
Robin Blanck

Über 600 Personen warten derzeit auf einen der begehrten Weidlingspfosten: Darunter sind nicht nur Schaffhauser, sondern auch Personen aus der ganzen Schweiz und anderen Ländern. Geführt wird die legendäre Warteliste von der Verwaltungspolizei. Die Interessenten auf den vordersten Plätzen haben sich Anfang der 70er-Jahre auf die Liste setzen lassen, entsprechend älter sind auch sie geworden, wenn sie demnächst einen Pfosten erhalten: Der Erste auf der Liste für Weidlinge ohne Motor ist heute 63 Jahre alt, der Erste auf der Warteliste für Motorboote 75 Jahre.


**Einen Pfosten gibt es meist erst ab 60**

Weidlingsenthusiast F. muss sich noch etwas gedulden, dennoch ist er jetzt da, wo Hunderte andere auch sein möchten: auf Platz 1 der Warteliste für einen Bootsliegeplatz. Das bedeutet: F. erhält den nächsten Pfosten zugesprochen, der frei wird. Im Jahr 1981, im Alter von 32 Jahren, hat er sich mit dem Vermerk «ohne Motor» auf die Liste setzen lassen. Nun, nach 31 Jahren Wartezeit und im Alter von 63 Jahren, ist der Pfosten in greifbare Nähe gerückt. Weil seit 1986 ein Ausgleich zwischen motorbetriebenen und motorlosen Weidlingen vorgeschrieben ist und noch immer ein kleines Übergewicht von Motorbooten besteht, wurden seither nur Pfosten an Besitzer motorloser Weidlinge vergeben. Deshalb ist die Wartezeit dort kürzer als auf der Warteliste der Personen mit Motorboot: Der Interessent, der ganz oben auf der Motorbootliste steht, wartet seit 1971, seither sind 41 Jahre vergangen. Damals war der Mann 34-jährig, seinen eigenen Weidlingspfosten bekommt er also frühestens im Alter von 75 Jahren.

**Älteste Interessenten sind 79**
Das sind keine Einzelfälle, auf der «Warteliste mit und ohne Motor.xls», wie die Datei auf dem Computer der städtischen Verwaltungspolizei heisst, gibt es dafür zahlreiche Beispiele: Auch auf nachfolgenden Plätzen warten Interessenten, die sich in der ersten Hälfte der 70er-Jahre für einen Pfosten vormerken liessen. Die ältesten Wartenden haben Jahrgang 1933, jene auf der Motorbootliste sind meist deutlich vor 1950 geboren worden. Das illustriert das Problem: Die 276 Pfosten sind heiss begehrt, aber weil pro Jahr nur gerade vier Wechsel stattfinden, muss man sich gedulden. Auf die Liste setzen lassen kann man sich heute im Alter von 16 Jahren, betrachtet man die Wartezeit von gegen 40 Jahren, erhält ein Interessent seinen Pfosten kurz vor dem 60. Altersjahr. Vermutlich dürfte die effektive Wartezeit aber noch höher liegen, zumal die Liste dauernd wächst: 2011 kamen 25 Personen neu auf die Liste, 2012 waren es bisher 18, der letzte Neuzugang datiert vom 7. November. Drei Wartelisten gibt es: eine für Personen, die ein Wassergefährt ohne Motor besitzen (188 Personen), für jene, die eine motorbetriebenes Boot haben (180 Personen), und für solche, die sich beide Möglichkeiten offenhalten (251). Macht zusammen 619 Personen, wobei manche sich gleich auf mehreren Listen eingetragen haben, sodass die Zahl der Wartenden leicht tiefer sein dürfte.

**Nicht alle sind noch interessiert**
Allerdings ist nicht bei allen auf der Liste klar, ob das Interesse auch weiterhin vorhanden ist: Wird schriftlich Verzicht erklärt oder ist eine Person verstorben, wird die Liste angepasst. Bleibt das aus oder wird auch auf schriftliche Nachfrage nicht geantwortet, bleibt der Interessent auf der Liste.

**Weitergabe an Nachkommen**
Dass es nur wenig Wechsel gibt, hat einerseits mit dem Umstand zu tun, dass Pfosten selten freiwillig zurückgegeben werden, andererseits mit den geltenden Regelungen: Gemäss heutiger Praxis ist es erlaubt, den Liegeplatz an direkte Nachkommen weiterzugeben, wenn diese auch auf der Warteliste stehen. Zwingend nötig ist ein Platz auf der Liste aber nicht: Wenn die Nachkommen sich bereit erklären, dem Ausgleichspassus im Reglement Folge zu leisten, ist eine Weitergabe «ausnahmsweise» erlaubt. Konkret heisst das: Als Nachkomme eines Inhabers mit Motorweidling müsste man sich derzeit bereit erklären, bei der Übernahme auf den Motor zu verzichten. Das gilt natürlich nur bis zum Gleichstand zwischen motorlosen und motorbetriebenen Booten, danach wäre eine Vererbung unter Beibehaltung der Antriebsart möglich.

**Interessenten aus den USA**
Einem rascheren Wechsel steht auch die Regelung entgegen, welche es ausdrücklich erlaubt, den Pfosten auch nach dem Wegzug aus Schaffhausen zu behalten. Das hat auch Folgen für die Interessenten: Auf der Warteliste finden sich Adressen aus der ganzen Schweiz, aber auch aus Norddeutschland oder den USA. «In der Regel handelt es sich um Personen aus Schaffhausen, die weggezogen sind», sagt Alois Sidler, Chef der Verwaltungspolizei.

**Stadtrat kann Reglement anpassen**
Um die Wartezeit zu verkürzen, hat der Grosse Stadtrat am vergangenen Dienstag ein Postulat von Till Hardmeier (siehe SN vom 14. November) überwiesen, das vom Stadtrat entsprechende Massnahmen verlangt. Wichtig dabei: Beschränkt sich der Stadtrat auf eine Änderung des «Reglements über die Benützung der Bootsliegeplätze», liegt die Umsetzung allein in der Kompetenz der städtischen Exekutive. Eine befristetes Nutzungsrecht oder auch das Verbot, die Pfosten an Nachkommen zu vererben – beides Ansätze, die für erheblichen Aufruhr sorgen dürften –, müssten nicht durch den Grossen Stadtrat oder das Stimmvolk genehmigt werden. Der Stadtrat ist nur dazu verpflichtet, dem Grossen Stadtrat Bericht zu erstatten. Der Rat seinerseits könnte die Abschreibung des Postulats ablehnen, mehr aber nicht. Die Betroffenen könnten sich gegen die Änderung des Reglements mit individuellen Rechtsmitteln zur Wehr setzen oder eine abstrakte Normenkontrolle durch das Obergericht verlangen. Anders sähe es aus, wenn der Stadtrat beispielsweise eine dritte Reihe Bootspfähle einschlagen wollte: Das würde wahrscheinlich aufgrund der Finanzkompetenzen dazu führen, dass das Stadtparlament befragt werden müsste.

**Stichproben bei Haltern**
Damit nach Möglichkeit Missbrauch verhindert wird – etwas, dass jemand den Pfosten eines Verstorbenen einfach übernimmt oder Pfosten verbotenerweise untervermietet werden –, macht die Verwaltungspolizei Stichproben: Es wird überprüft, wer die Gebühren für den Pfosten begleicht und auf wen der Weidling zugelassen ist. Werden Unstimmigkeiten festgestellt, tritt man in Kontakt mit dem Halter. «Das meiste kommt an den Tag, wenn wir die Rechnungen verschicken», sagt Sidler. Wird ein Weidling vernachlässigt, etwa indem man eindringendes Wasser nicht mehr schöpft, kontaktiert die Verwaltungspolizei den Halter. Bei wiederholter Vernachlässigung wird der Entzug des Pfostens angedroht. Der Entzug kann unverzüglich erfolgen, wenn die Pflichten nicht eingehalten werden oder die Gebühren nicht entrichtet werden. «Droht der Entzug, wird in der Regel rasch reagiert», sagt Sidler.

#Allgemeines

20. November 2012 | Bier vom Discounter statt in der Beiz

Schaffhauser Nachrichten, Wirtschaft
(sda)

In der Schweiz wird immer mehr ausländisches Bier getrunken. Der Marktanteil beträgt inzwischen fast 24 Prozent. Trotz des Booms an Kleinbrauereien ist der Absatz der heimischen Hersteller im Braujahr 2011/12 (per Ende September) dagegen erneut gesunken. Damit setzten sich die Trends der letzten Jahre fort, wenn auch weniger prägnant. Für den Schweizer Brauerei-Verband (SBV) ist es ein Hoffnungsschimmer, dass sich das Absatzwachstum der Importbiere von 7,1 Prozent im Vorjahr auf 4,1 Prozent verlangsamt hat und sich das Minus der schweizerischen Bierproduktion (–0,3 Prozent) in Grenzen hält.
Insgesamt wuchs der Schweizer Biermarkt im vergangenen Braujahr um 0,7 Prozent auf rund 4,6 Millionen Hektoliter. Der Pro-Kopf-Konsum dürfte aber weiter gesunken sein, nahm doch die Wohnbevölkerung in den letzten Jahren stets um rund 1 Prozent zu.

**Einwanderer bleiben ihrem Bier treu**
Die Einwanderer bleiben teilweise Biermarken aus der Heimat treu. So stammen 12,2 Prozent der importierten Biere aus Portugal, 14,5 Prozent aus Frankreich und 51 Prozent aus Deutschland. Dieser Neuzuzügereffekt sei aber nicht entscheidend für den Markttrend, sagte SBV-Direktor Marcel Kreber an einer Medienkonferenz in Zürich. Gewichtigere Faktoren seien die Frankenstärke und das unsichere Wirtschaftsumfeld. Der Einkaufstourismus habe nochmals zugenommen, ebenso die Verlagerung weg von der Gastronomie in den Detailhandel. Diese Entwicklung werde durch Rauchverbote verstärkt, sagte Verbandspräsident Markus Zemp. Allerdings müssen die Restaurantbesucher für Bier auch immer tiefer in die Tasche greifen: Für Aufsehen sorgte im Sommer der Wirteverband Basel-Stadt, der sich gegen neuerliche Preiserhöhungen von rund 4 Prozent der dominierenden Lieferanten Heineken und Carlsberg wehrte und Direktimporte organisierte. Den Bierkonsum drückten auch die rückläufigen Gästezahlen in den Tourismusregionen. Entscheidenden Einfluss hat das Wetter: So lasteten die durchzogenen Sommermonate auf dem Absatz, wie Zemp sagte. Gutes Grillwetter sei für die Brauereien wichtiger als einzelne Grossereignisse wie die Fussball-Weltmeisterschaft. Der Wettbewerb sei intensiv. Dies begünstige die Innovation und steigere die Qualität, auch wenn nicht alle neuen Biersorten lange bestehen blieben, sagte Kreber. Der Boom von Klein- und Kleinstbrauereien sei gut für die Vielfalt und damit das Image von Bier. Sie erreichen aber nur eine Marktnische. Von den über 350 Brauereien in der Schweiz gehören die 16 grössten zum SBV. Diese brauen über 97 Prozent des in der Schweiz hergestellten Bieres. Ihr Umsatz beträgt rund 1 Milliarde Franken. Immer bedeutender wird der Marktanteil der Importbiere, der von 22,9 Prozent im Vorjahr auf 23,7 Prozent gestiegen ist. Der Anteil der ausländischen Marken ist noch höher, denn das in der Schweiz gebraute Bier der beiden dominierenden Konzerne Carlsberg und Heineken wird vom SBV zum inländischen Bier gezählt.

**Gegen politische Eingriffe**
Angesichts des schrumpfenden Absatzes wehren sich die Schweizer Bierbrauer gegen Eingriffe der Politik, auch wenn sie ebenfalls keine Freude an Alkoholexzessen von Jugendlichen oder an Abfallbergen auf Ausgangsmeilen haben. So wehrt sich der Verband bei der laufenden Revision des Alkoholgesetzes gegen nächtliche Alkoholverkaufsverbote im Detailhandel. Auch das Ansinnen von Getränkegrossisten für ein Pflichtpfand lehnt er ab, betrage doch der Glasrücklauf gut 95 Prozent.


**Schaffhauser Biermarkt Auch Brauerei Falken spürt den rückläufigen Inlandkonsum**

Den Trends, welche das Braujahr 2011/12 prägten, konnte sich auch die Schaffhauser Brauerei Falken nicht entziehen, wie Markus Höfler, Geschäftsführer der Brauerei Falken, auf Anfrage der «Schaffhauser Nachrichten» ausführte.
«Als Brauerei in der Grenzregion spüren wir den Einkaufstourismus deutlich, ebenso wie die Verlagerung des Konsums vom Gastgewerbe in den Detailhandel», sagte Höfler. «Trotzdem behaupten wir uns gut und sehen keinen Anlass zum Jammern.» Den Löwenanteil ihrer Umsätze mache die Brauerei Falken nach wie vor mit ihrem klassischen Lagerbier, erläuterte Höfler. «Den Rest tragen die Spezialitäten bei. Damit können wir zwar wachsen; wir sind jedoch nicht in der Lage, den rückläufigen Konsum inländischer Biere vollständig zu kompensieren.» Wegen kleinerer Herstellmengen, spezieller Zutaten und eines höheren Anteils an nicht automatisierbaren Produktionsschritten seien Spezialitäten zwar aufwendiger, meinte Höfler, doch trügen sie dazu bei, «dass wir als Brauerei kontinuierlich Innovationskraft zeigen können.» (rf.)

#Allgemeines

15. November 2012 | Kunstauktion an der Kanti für den guten Zweck

Schaffhauser Nachrichten, Region
Selina Zehnder

Ein Projekt der besonderen Art stellt die Schülerorganisation (SO) der Kantonsschule Schaffhausen auf die Beine: eine Kunstausstellung mit anschliessender Auktion unter dem Motto «Kunst für warme Füsse». «Bis jetzt konnten wir rund 20 verschiedene Künstler dazu bewegen, unserem Projekt ein Kunstobjekt beizusteuern», erklären Vicky Mäder und Melvin Steiger, die beiden Hauptorganisatoren der Kunstausstellung. Der Grossteil der Mitwirkenden seien Schüler. Aber auch Werke des Zeichenlehrers Silvio Vanzella und von Hans Funke, dem verstorbenen Vater einer ehemaligen Kanti-Prorektorin, werden vertreten sein. Dabei seien die Kunstobjekte nicht nur Gemälde und Skulpturen, sondern auch selbst verzierte Jutetaschen und eigens dafür geschriebene Gedichte, welche in Gemälden dargestellt werden. «Unser Ziel war es, mindestens 20 Bilder und Skulpturen zu organisieren. Das haben wir inzwischen sogar übertroffen. Denn einige Künstler steuern gleich mehrere Objekte für die Auktion bei», berichtet Mäder.
Die zündende Idee für das Projekt stammt nicht von der SO selbst. «Im Frühling dieses Jahres kam eine Schülerin auf uns zu und fragte, ob wir nicht mit einem Projekt die Hilfsorganisation ‹ungerwägs› unterstützen könnten», sagt Steiger. Nach reichlicher Überlegung hätten sich die jungen Leute dann entschlossen, eine Kunstausstellung mit anschliessender Auktion zu organisieren. «Mit Kunst ist es möglich, Leute für so ein Projekt zu begeistern», meint Steiger. Der Erlös der Auktion geht vollumfänglich an die Organisation «ungerwägs» aus Bern. «Der Erlös wird Kindern in Moldavien, dem ärmsten Land Europas, zugutekam», erklären die beiden. Denn rund 70 Prozent der Kinder leiden in Moldavien im Winter unter ständiger Kälte. Mit dem Erlös soll ihnen geholfen werden – daher auch das Thema des Projekts: «Kunst für warme Füsse». Während der Ausstellung und der Auktion werde es ausserdem eine Kollekte geben. «So können auch diejenigen, welche kein Kunstwerk ersteigert haben, spenden.»

**Nur noch kleinere Arbeiten**
Die Vorbereitungen für kommenden Samstag laufen im Moment auf Hochtouren. Zwar hätten Vicky Mäder und Melvin Steiger mithilfe des übrigen SO-Vorstandes schon das meiste organisiert, doch würden jetzt noch kleinere Arbeiten anfallen: Bilder einholen, Apéro einkaufen, Präsentationsmedien organisieren, Mindestgebote festlegen und so weiter. «Nun hoffen wir natürlich, dass am Samstagmittag möglichst viele Interessierte kommen werden und entweder ein Bild ersteigern oder sonst spenden.» Denn nur so können die Veranstalter am Schluss der Hilfsorganisation wirklich einen Betrag überweisen, der sich auch sehen lassen kann.

**Ausstellung: «Kunst für warme Füsse»**

Am Samstag, dem 17. November, findet in der Mensa im Ergänzungsbau der Kantonsschule eine durch die Schülerorganisation der Kanti organisierte Kunstausstellung mit anschliessender Auktion statt. Ab 11 Uhr können die Interessierten einen Apéro mit musikalischer Begleitung durch Schüler der Kanti geniessen. Um 11.15 Uhr findet die offizielle Begrüssung statt, wobei die Präsidentin von «ungerwägs», Margret Stoll, die Hilfsorganisation vorstellen wird. Danach haben die Besucher während einer Stunde Zeit, die Kunstwerke zu betrachten und mitzubieten. Das Prinzip, so die beiden Hauptorganisatoren Vicky Mäder und Melvin Steiger, sei dabei wie bei einer Ebay- oder Ricardo-Auktion. Nach Ablauf der Zeit wird verkündet, wer welches Bild ersteigert hat. Die Bezahlung kann direkt bar oder per Einzahlungsschein erfolgen. (sze)

#Allgemeines

14. November 2012 | Weidlingspfosten: Stadtrat will auch eine befristete Nutzung prüfen

Schaffhauser Nachrichten, Stadt Schaffhausen
Robin Blanck

Geduld war bisher die Kardinaltugend all jener, die sich einen Weidlingspfosten wünschten: Der Grosse Stadtrat hat nun gestern einen Vorstoss überwiesen, der dafür sorgen soll, dass die Wartezeit – gesprochen wird von Zeiträumen zwischen 30 und 50 Jahren – künftig verkürzt werden soll. Mit 23 gegen 7 Stimmen wurde ein Vorstoss von Till Hardmeier (JFSH) überwiesen, der eine Prüfung der entsprechenden Möglichkeiten durch den Stadtrat verlangt hatte. Brisant: Der Stadtrat hat nicht nur die Bereitschaft signalisiert, einen Ausbau der Kapazitäten und eine Gruppenbevorzugung zu prüfen, sondern auch eine Befristung der Nutzungsdauer für die Weidlingspfosten. Stadträtin Jeanette Storrer nannte hier als möglichen Zeitraum eine Untergrenze von 20 Jahren. Nicht weiter verfolgen will die Stadt die Idee, auf ihrem Land Bootstrockengaragen zu erstellen. Das sei dem schönen Rheinufer abträglich und zudem nicht Aufgabe der öffentlichen Hand. Heute führt die Stadt drei Wartelisten: eine für Interessenten mit einem Schiff mit Motor, eine für solche ohne und eine für jene, die beide Optionen angegeben haben. Die letzte Liste ist mit 250 Wartenden die längste, insgesamt summieren sich die drei Listen auf 600 Personen, wobei manche Personen auf verschiedenen Listen eingetragen sind.
Ausserdem stimmte der Grosse Stadtrat gestern der Vorlage zum Freien Platz zu und überwies ein Postulat zum Bau von Fotovoltaikanlagen auf städtischen Gebäuden.

**Das Warten soll ein Ende haben**

*Mit 23 gegen 7 Stimmen wurde das Weidlingspostulat überwiesen. Trockengaragen für Boote bauen will der Stadtrat aber nicht.*

Die Debatte um die 278 Weidlingspfosten, welche von der Stadt bewirtschaftet werden, ist alt, die Klage über die lange Wartezeit ein bekanntes Problem. Was aber soll man tun, um das Warten zu verkürzen? Till Hardmeier hat seine Vorschläge im Rahmen eines Postulates aufgezeigt: eine zusätzliche Reihe Pfosten einschlagen, Gruppen bei der Vergabe der Pfosten bevorzugen, ein Mobility-ähnliches Angebot auf privater Basis ermöglichen, Bootstrockengaragen bauen oder auch – schärfster Ansatz – bei zu geringer Nutzung des Weidlings den Pfosten entziehen. Den Weg sah Hardmeier aber als zweitrangig an, «ich will einfach, dass die Wartezeit verkürzt wird», sagte er. Und aus dem Stadtrat kam keine Ablehnung, für die Mehrheit der Vorschläge zeigte man sich bei der Stadt empfänglich. Stadträtin Jeanette Storrer äusserte sich zu den drei möglichen Wegen, das Postulat umzusetzen. Weg 1: Änderungen im Reglement – etwa durch die Bevorzugung von Gruppen oder auch die Beschränkung der Nutzungsdauer oder Verbot der Vererbung. Bereits heute sei es nicht möglich, den Pfosten an einen Nachkommen zu übergeben, wenn dieser nicht auf der Warteliste stehe. Eine Nutzungsklausel bringe grossen Kontrollaufwand, zudem gebe es immer Gründe, wieso man den Weidling gerade jetzt nicht brauchen könne. Der Stadtrat sei aber bereit, eine Befristung der Liegeplätze – als «reines Beispiel» nannte Storrer «20 Jahre oder mehr» – zu prüfen, ebenso eine Abgabe des Liegeplatzes beim Wegzug aus dem Kanton Schaffhausen. Für den Stadtrat prüfenswert sei auch die Frage nach der Gruppenbevorzugung. Einen oder mehrere Bootspfähle für ein Boots-Sharing einzusetzen – analog Mobility – beurteilt der Stadtrat ebenso als mögliche Option, die verfolgt werden könnte.
Weg 2 zur Verkürzung der Wartezeit: mehr Pfosten. Hier wies Storrer darauf hin, dass der kantonale Richtplan den Bau zusätzlicher Liegeplätze begrenze. Gleichwohl sei man bereit, einen Ausbau der Kapazitäten an den wenigen verbleibenden Stellen abzuklären. Weg 3 zum Pfosten: Bau von Bootstrockengaragen. In diesem Punkt war es vorbei mit dem Verständnis der Stadt, weil das nun nicht Aufgabe der öffentlichen Hand sei, wie Storrer erklärte. Wenige Wellen geschlagen habe das Anliegen bei der SVP, «das Verkehrsaufkommen muss auch nicht um jeden Preis erhöht werden», lehnte Ernst Spengler das Postulat ab. Eine dritte Reihe Pfosten und damit eine starke Zunahme des Verkehrs lehnte auch Georg Merz (ÖBS) ab, der Gruppenbevorzugung konnte er aber einiges abgewinnen. Thomas Hauser (FDP) stellte sich hinter die Forderung und drängte vor allem auf einen Ausbau der Anzahl Liegeplätze. Er rief in diesem Zusammenhang dazu auf, sich bei der Revision des Richtplans im Kantonsrat für mehr Pfosten einzusetzen. Zustimmung gab es auch von Beat Steinacher (SP), «auch wenn einzelne Vorschläge Stirnrunzeln hervorgerufen haben».

#Allgemeines

13. November 2012 | Kater danach – Wieso uns Alkohol so zusetzt

Schweizer Familie, Gesundheit
Wunderwerk Mensch

Das liegt daran, dass der Körper in einer feuchtfröhlichen Nacht viel Flüssigkeit und Mineralstoffe verliert. Jetzt hilft nur eines: ein herzhaftes Katerfrühstück und viel Wasser.
Die Niere reguliert den Wasser- und Elektrolythaushalt. Es geht vor allem um lebensnotwendige Salze wie Natrium, Kalium und Kalzium. Die Niere filtert Wasser und Mineralstoffe aus dem Blut und führt beides dem Organismus zu. Dafür produziert der Körper ein spezielles Hormon. Trinken wir Alkohol, wird dieses gehemmt. Die Folge: vermehrter Harndrang und das Ausscheiden von Wasser und Salzen, die dem Körper dann fehlen.
Beim Abbau von Alkohol wird zudem eine chemische Substanz freigesetzt. Zusammen mit dem Flüssigkeits- und Mineralstoffdefizit löst sie Schwindel, Kopfweh und Übelkeit aus. Je schneller wir den Verlust von Flüssigkeit und Salzen mit Rollmops und Wasser ausgleichen, desto schneller fühlen wir uns wieder besser.

#Allgemeines

31. Oktober 2012 | Stadt wird nicht Weidlingsvermieterin

Schaffhauser Nachrichten
Mark Liebenberg

Einen Weidling für alle – das hatten sich die Jungsozialisten gewünscht. In einer Volksmotion forderten sie die Stadt auf, ein «Weidlingssharing» anzubieten. Dafür solle die Stadt zwei der motorlosen Stocherkähne erwerben und über die Verwaltungspolizei an alle interessierten Personen vermieten. Und zwar für 20 Franken pro Tag für Jugendliche unter 25, für den doppelten Betrag für Personen über 25 Jahren. Die Ausgangslage, so Beat Steinacher (SP) sei, dass man heute gegen 30 Jahre Wartezeit für einen Weidlingsplatz am Rhein rechnen müsse. «Es ist klar, das ein Aufwandüberschuss resultieren würde», sagte Steinacher. Die Kosten seien aber vertretbar und sinnvoll, wenn man sie mit andere Ausgaben wie etwa Sportanlagen vergleiche. Sukkurs erhielten die Jungsozialisten auch von Iren Eichenberger (ÖBS). Weidlingsfahren sei ein Kulturgut, es handle sich also auch um eine Kulturfördermassnahme. Peter Möller (SP) plädierte ebenfalls für die Volksmotion – Detailfragen könnten fantasievoll gelöst werden, etwa in Zusammenarbeit mit dem Pontonierverein.
Dass der Teufel aber meist im Detail stochert respektive steckt, legte Stadträtin Jeanette Storrer dar. Die Anschaffungskosten für zwei Weidlinge bezifferte Storrer auf rund 30 000 Franken, dazu kämen Unterhaltskosten, Betreuungs- und Verwaltungsaufwand in unbekannter Höhe. Bootsvermietung und -bewirtschaftung sowie das Anbieten eines Einführungskurses, wie die Motion ebenfalls forderte, gehöre nicht gerade zu den Kernaufgaben der Stadt. Die bürgerliche Seite im Rat betonte, diese Mehrausgaben seien schwer vermittelbar, gebe es doch bereits heute unzählige Fahrgemeinschaften auf privater Basis sowie private Bootsvermieter. «Väterchen Staat sollte wirklich nur anbieten, was Must-Have ist», meinte Georg Merz (ÖBS). Jeder könne beim Pontonierverein das Weidlingsfahren erlernen, befand auch Beat Brunner (EDU). Walter Hotz (parteilos) hatte für die jungen Sozialisten gar den Rat übrig: «Zeigen Sie einmal selbst Initiative, statt alles dem Staat zu übertragen.»

#Allgemeines

10. Oktober 2012 | Kantifest

Schaffhauser Nachrichten, Region
(brr)

«Heisse Rhythmen jagten vor Wochenfrist durch die ehrwürdigen Räume der Schaffhauser Kantonsschule» – so heisst es zu Beginn einer Beilage der SN vom Montag, 8. Oktober 1962, zum damaligen Kantifest. Gegen 1200 Teilnehmer seien von der Feier «bezaubert» gewesen. Zum Vergleich: 2012 wurden 3500 Leute erwartet. Die Idee war aber schon damals die gleiche, denn die Schülerinnen und Schüler hatten das Innere des Altbaus (der Neubau entstand erst 1967) mit «einem beispiellosen Aufwand an Ideen und Arbeit» dekoriert: «Stockwerk für Stockwerk, Raum für Raum bildete eine Sehenswürdigkeit für sich.» Wie heuer war 1962 um 2 Uhr nachts das Fest zu Ende. Damals schloss Rektor Albert Wüscher, der ein «unauffälliges und verständnisvolles Regime» geführt habe, «mit grosser Autorität die Pforten seiner Alma Mater». In einem Punkt unterschied sich die Veranstaltung aber zu der diesjährigen: Wie im Artikel beschrieben, waren am nächsten Tag alle Burschen und Mädchen um 8 Uhr wieder zur Stelle, um abzuräumen. Beim Fest vor knapp drei Wochen hingegen wurden am Samstag nur grobe Aufräumarbeiten im und um das Haus getätigt – die grossen Abbauarbeiten fanden erst nach dem erholsamen Wochenende am Montag statt.


#Allgemeines

10. Oktober 2012 | Minderjährige erhalten Alkohol

Schaffhauser Nachrichten, Inland
(sda)

Minderjährige ab 16 Jahren dürfen in Freiburger Gaststätten weiterhin Bier und Wein konsumieren. Das Kantonsparlament hat das von der Regierung vorgeschlagene Verbot gestern abgelehnt und sich mit 86 zu 14 Stimmen bei 3 Enthaltungen für die geltende Regelung entschieden. Jugendlichen unter 18 Jahren ist also nur der Schnapskonsum untersagt.
Der Staatsrat wollte das Verbot im revidierten Gesetz über die öffentlichen Gaststätten ausdehnen, weil der Alkoholkonsum unter Jugendlichen beunruhigende Ausmasse annehme. Die grosse Mehrheit des Parlaments befand, Junge fänden sonst andere Wege, um sich mit Alkohol zu versorgen.

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3. Oktober 2012 | Wie Wein wundersam wirken kann

Schaffhauser Nachrichten, Service
(mha.)

Die Feststellung, Wein sei das gesündeste und hygienischste Getränk, stammt vom französischen Bakteriologen Louis Pasteur. Bei seinen wissenschaftlichen Studien hatte er herausgefunden, dass mit Bakterien verseuchtes Wasser. durch Zusatz von Wein wieder trinkbar gemacht werden konnte.
Tatsächlich ist vergorener Traubensaft vermutlich das älteste Antibiotikum der Menschheitsgeschichte. Allerdings ist es nicht allein der im Wein enthaltene Alkohol, welcher den Kleinstlebewesen den Garaus macht. Um gegen Bakterien wirksam zu sein, müsste der Alkohol eine Konzentration von mindestens 70 Prozent aufweisen. Wie wissenschaftliche Untersuchungen zeigten, ist es das Zusammenspiel der verschiedenen im Wein enthaltenen Stoffe, welche antibiotisch wirken. Selbst in einer Verdünnung von 1:100 kann Wein dazu beitragen, dass das Wachstum von Staphylokokken (eitererzeugende Bakterien) gehemmt wird.
Die prophylaktische Wirkung des Weins, insbesondere bei Darmerkrankungen wie Ruhr und Cholera, war schon in der Antike bekannt. Vor allem in südländischen Armeen gehörte Wein stets zur Grundversorgung der Soldaten. So blieben beispielsweise italienische Truppen während des Ersten Weltkriegs dank einer täglichen Rotweinration weitgehend von diesen Krankheiten verschont, während in deutschen und in englische Einheiten Ruhr und Cholera relativ häufig auftraten.
Noch bis gegen Ende des 19. Jahrhunderts stand Wein als Heilmittel an der Spitze aller ärztlichen Verordnungen. Rotwein half bei Durchfallerkrankungen und allgemeiner Rekonvaleszenz, Weisswein regte die Nierenfunktion an, Champagner half bei Übelkeit und grippalen Infekten, Portwein kam bei akutem Fieber und bei Anämie zur Anwendung. Kein Wunder, verfügten praktisch alle Krankenhäuser der damaligen Zeit über einen grosszügigen Weinkeller. Das zeigt beispielsweise auch der Weinverbrauch im ElisabethHospital in Darmstadt im Jahre 1871. In einem Zeitraum von sechs Monaten wurden 755 Patienten folgende Mengen an Rebensaft verordnet: 6233 Flaschen Rotwein, 4633 Flaschen Weisswein, 60 Flaschen Champagner und 350 Flaschen Portwein. Es ist durchaus anzunehmen, dass einige Patienten in dieser stets voll besetzten Klinik fast ständig «benebelt» waren. Allerdings wusste schon der deutsche Dichterfürst Johann Wolfgang von Goethe: «Im Wein liegen gute und produktiv machende Kräfte. Aber es kommt beim Weintrinken stets auf die Zustände, die Zeit und die Stunde an. Und was dem einen nützet, schadet dem anderen.»

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3. Oktober 2012 | Ellikern bleibt die Zukunft noch zu vage

Schaffhauser Nachrichten, Weinland
(M.G.)

Am 8. Oktober beginnen die Bauarbeiten für die zweite Etappe im Rahmen der Renaturierungen am Rhein und der Aufwertung der Auenlandschaft um die Thurauen. Dabei sind bauliche Eingriffe im Elliker Feld und in der Schöni geplant. Besonders nah geht diese zweite Etappe der Bevölkerung von Ellikon am Rhein, noch bevor der erste Bagger aufgefahren ist. Spätestens die unangekündigte Rodung einiger Pappeln auf dem Schönidamm im Elliker Feld unterhalb des Dorfes machte für viele nach der Mückenplage vom Sommer das Mass voll: Viele der 100 Elliker Einwohner wollten ihrem Frust Luft machen. Unter anderem in Form eines Briefes an Bundesrätin Leuthard (Uvek), den Kanton und die Axpo. Und jüngst kamen rund 40 Elliker zum eilig einberufenen Informationsanlass, an dem Walter Meier, Delegierter des Regierungsrates, ein gestörtes Vertrauensverhältnis zwischen der Elliker Bevölkerung und den Projektverantwortlichen registrierte. Zum Bröckeln dieses Verhältnisses hatten verschiedene Punkte geführt:

**1. Die Mückenplage**
Bereits im April 2010 war der betroffenen Bevölkerung versprochen worden, die Mückenanzahl zu überwachen. Es war offenkundig, dass ein (notwendiger) Eingriff verpasst wurde, nachdem im Juni 2012 der Rheinpegel auf 800 m³/s angestiegen war und ideale Bedingungen für die Mückenlarven schuf: Die Plage nahm im Juni/Juli 2012 Ausmasse an, die ans Hochwasser von 1999 erinnerten. Dr. Peter Lüthy, Fachmann für Stechmücken, führte die Plage auf den alten Thurlauf im Hinterland sowie den erhöhten Grundwasserpegel zurück und rechnete vor, dass die Plage den Gaststätten im Dorf Einbussen von rund 10 000 Franken bescherten. Inklusive der rund 180 Liter des Gegenmittels «Bacillus thuringiensis» zur Bekämpfung der Larven, des Arbeitsaufwandes und der Nachkontrolle würde der Krieg gegen die Insekten jeweils 15 000 Franken pro Jahr kosten. Lüthys Fazit: Ein Einsatz im alten Thurlauf und südlich davon lohnt sich und werde bereits fürs nächste Jahr geprüft. Nur: «Es ist ein Amphibienlaichgebiet von nationaler Bedeutung. Da muss ich grünes Licht aus Bern haben.» Dieses wollen die Projektverantwortlichen bis im November einholen, nachdem sie im vergangenen Jahr die Situation falsch eingeschätzt hätten. «Ich entschuldige mich persönlich dafür, dass wir das verpassten», so Meier.

**2. Die ominösen «Tümpel»**
Bis 2027 soll das heutige Ackerland im Elliker Feld von Brachflächen, Magerwiesen, Hecken, Obstbäumen und Schilfflächen geprägt sein. Offen ist indes das Resultat im Detail. Doch die latente Angst, dass die Ungenauigkeit bei der langfristigen Planung zu bösen Überraschungen führen könnte, war in Ellikon spürbar. Sowohl Elliker Landwirte als auch die übrigen Anwesenden ärgerte vor allem ein einstiger Landschaftsplan der Vertreterin von der kantonalen Fachstelle Natur, Corina Schiess. Sie versicherte zwar, dass die dort eingezeichneten Tümpel mitten in wertvollem Kulturland oberhalb des Schönigrabens im Elliker Feld nicht mehr aktuell seien. «Räumlich sind die Strukturen erst teilweise festgelegt», erklärte Schiess. Auch die neuen Pläne zeigten erst die Situation für die nächsten fünf Jahre. Darüber, wo bis 2027 weitere Bäume, Brachen, Niederbüsche und Hecken entstehen sollten, «sollen die Bewirtschafter auch mitreden», so Schiess. Bezüglich befürchteter Tümpel gab sie zu Protokoll, dass «eventuell kleinflächige bauliche Massnahmen» geplant seien, aber keine weiteren Gewässer mit schwankendem Pegel, die das Mückenrisiko erhöhten. Auf einen Vorschlag von Schiess, jährlich mit der Bevölkerung die weiteren Massnahmen bei einem Rundgang zu begutachten, erntete sie Lacher: Die Offenheit der zukünftigen Entwicklung der Elliker Schutzzone wurde der Baudirektion als Vagheit ausgelegt.

**3. Der fehlende Damm**
Ursprünglich sollte der abzubrechende hohe Damm am Rheinufer weiter zurückliegend in Form eines kleinen Walls ersetzt werden. Auf Intervention von Naturschutzverbänden wird aber auf die Option eines Walls gänzlich verzichtet. Die ökologische Begleitkommission hatte die «dammlose» Version abgesegnet. Nun wird die Axpo darangehen, im Rahmen der ihr übertragenen Aufwertungsmassnahmen den Damm entlang dem Rhein abzutragen. Für den kollektiven Aufschrei in Ellikon fand Walter Meier wenig Verständnis: Die offizielle Auflage sei 2005 regulär vonstattengegangen, und gemäss Projektfestsetzung durch den Regierungsrat (9. März 2005) «könnte auf den Ersatz des abgebrochenen Dammes … verzichtet werden, wenn mit allen Betroffenen eine Einigung erzielt werden kann». Dies sei der Fall gewesen bezüglich der Landbesitzer, die abtauschten, und der Pächter. «Es kam keine Reaktion aus Ellikon, mit dem Wunsch, der Damm sei zu streichen», so Meier.

**4. Parkflächen und Werkverkehr**
Eine besorgte Mutter wollte wissen, wie viele Lastwagen konkret täglich durch und um Ellikon in Richtung Marthalen und zurück fahren, auf dem Schulweg der Oberstufenkinder. Felix Hansmann, der über die Erdarbeiten der Axpo berichtete, erklärte: Die durchschnittlich 16 Lastwagen pro Tag sollen als Rundkurs die Schöni befahren und nicht durchs Dorf, sondern unterhalb Ellikons von Flaach her- und in Richtung Marthalen wegfahren. Laut Ralph Hächler von der WSB AG für Wasserbau könne bei ihm noch Humus bestellt werden – doch bei Aufschüttungen von mehr als 500 m² brauchten die Landwirte eine Baubewilligung. Auch die Einrichtung eines Buskurses wurde angeregt. Im Zusammenhang mit einem längst geforderten Anschluss Ellikons ans ÖV-Netz ist dieser Wunsch nicht neu. Die Gemeinderätin und Delegierte der Zürcher Planungsgruppe Weinland, Inge Stutz, liess durchblicken, dass der Kanton immerhin Hand geboten hat zur Prüfung eines Rundkurses Flaach–Ellikon–Alten–Marthalen–Flaach. Ein weiteres heisses Eisen sind in Ellikon die Wildparkierer. Trotz der Schaffung von gut 30 Schotterrasen-Plätzen ums Schulhäuschen sei das fürs Dorf nicht genug, so der Tenor. Punkto Parkplätzen meinte Stutz, die ZPW strebe an, temporäre Parkplätze bei der Elliker Brücke zu schaffen. Die Einwohnerin Susanne Friedrich fasste angesichts der Unwägbarkeiten und Verunsicherung in der Bevölkerung zusammen: Das 54-Millionen-Projekt überfordere Gemeinde, Kanton und Bund, und die Konsequenzen seien zu wenig abgeschätzt worden. «Es ist mindestens drei Schuhnummern zu gross.» In mehrfacher Hinsicht geriet die Diskussion zur Replik einer Veranstaltung vom 21. April 2010, bei der die Ängste der Bevölkerung zu Mückenplage, Verkehr und Landtausch zur Sprache kamen. Nur, jetzt war das Projekt in bedrohliche Nähe gerückt – und viele Unsicherheiten waren geblieben.

#Allgemeines

27. September 2012 | Seit 1983 schon in Schaffhausen, seit 1988 in der «Kerze»

Schaffhauser Nachrichten, Region
Zeno Geisseler

Die erste Bemerkung ist schon falsch. «Rolf, wie man hören kann, kommst du ja aus Bern.» – «Uh, nei!», sagt Rolf Könitzer, Wirt der «Kerze». «Aus der Matte!» Für Nichtberner ist dies einfach ein weiteres Quartier der Hauptstadt, für Stadtberner aber ist es eine eigene Welt. Der junge Rolf lernt in der Schule Geige, wie die Mutter, später dann Gitarre. Der Vater spielt Handorgel. Die Matte ist eine Welt, die «Rouf» schon lange hinter sich gelassen hat. Vor fast 30 Jahren, 1983, landete er nach einigen Wanderjahren in Schaffhausen und übernahm das «Domino». Dort wirtete er viereinhalb Jahre. Polo Hofer trat zweimal im «Domino» auf, er hatte mit Könitzer zusammen die Lehre gemacht, Handlithograf.
Am 1. Oktober 1988 wechselte Könitzer in die «Kerze», zusammen mit seiner Bea, einer Neuhauserin, die er im «Domino» kennengelernt und im Jahr zuvor geheiratet hatte. Die «Kerze» sollte eine Musikbeiz werden. «Damals gab es hier nur die Nachrichten aus dem Telefonrundspruch», sagt er. Fortan gab es die «Musikwochen», auch ein Toni Vescoli spielte schon in der kleinen Beiz in der Stadthausgasse. Wer damals die knarrende Holztreppe zur «Kerze» hochstieg, um sie viel später etwas weniger sicheren Schrittes wieder in der Gegenrichtung zu verlassen, war politisch klar zuzuordnen. «Grün-alternativ, Poch», sagt er. Heute sei dies ganz anders, die «Kerze» sei viel offener. Vom 16-jährigen Kantischüler bis zum Pensionierten kämen alle. Die meisten seien Stammgäste, viele von Anfang an. «Mein ältester Gast ist eine 82-jährige Dame. Sie kommt immer. Ausser, wenn ihr die Musik zu laut wird.» Morgen Freitag, am 28. September, feiert Könitzer 25 Jahre «Kerze». «Schön & Grob» spielen auf, Mundart, Oldies, Country, Folk und Blues. Er kennt einen der Musiker noch aus «Domino»-Zeiten. «Und es gibt Preise wie vor 25 Jahren», sagt Könitzer. «Die Flasche Bier für 3.50, s Halbeli für 15.» 25 Jahre? Der Wechsel war doch 1988? «Jo, eigetlech simer z früe», sagt er, «aber das war schon beim Zehnjährigen so. Erst am Abend haben wir gemerkt, dass es eigentlich erst neun Jahre sind.» Eine vorgezogene Feier weckt gewisse Befürchtungen. Hört er auf? Könitzer winkt ab. «Nenei.» Solange er noch könne, bleibe er. Die grosse Frage ist natürlich, ob er morgen selbst zu seiner Fender oder seiner Epiphone greifen wird. Zum Beispiel mit «Di chline Bäremutze», einem Lied, das sogar auf Youtube zu finden ist. Er lacht. «Mau luege!»

**Zur Person**
Alter 66
Zivilstand Witwer
Wohnort Schaffhausen
Hobbys Musik
Aktuelle Lektüre Mundartgedichte



Ging mit Polo Hofer zusammen in die Lehre, lernte Geige wie seine Mutter und wechselte dann auf Gitarre: Rolf Könitzer.
Bild Zeno Geisseler

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22. September 2012 | Rauschende Partynacht in der Kanti

Schaffhauser Nachrichten, Region
Christoph Merki

Entspannung pur in der ersten Klasse des «Vol de Nuit» nach Rom. Verdient geniesst Beat Schnurrenberger die am Fenster vorbeiziehenden Wolken und das erfrischend sprudelnde Cüpli im originalen Flugzeugsitz. Im vierten Stock des Neubaus kommt fast schon das Gefühl grenzenloser Freiheit auf. Charmant bewirtet von Larissa Scheuermeier und Stephanie Baumann, geniessen ebenso Charlotte Ackermann und Bettina Schlick den halbstündigen Flug. «Wir bekommen wahnsinnig feines Essen», loben sie die Boardküche der Klasse 2mc. Ganz so idyllisch zeigt sich das Kantifest aber nicht überall. Vielmehr erwartet die Besucher, vielfach ehemalige Schüler, ein internationales Kunterbunt. Nicht nur die zum Teil liebevoll gebastelte Dekoration, auch die angebotenen kulinarischen Köstlichkeiten lassen die Gäste an verschiedenen Destinationen des Globus innehalten. Ein Hingucker sicherlich der original englische Doppelstockbus – mit Guinnessausschank, versteht sich.

**Ein Schnupf auf die alten Zeiten**
Um Kundschaft werbend, lässt sich die männliche Gilde der Klasse 3na etwas einfallen. Animierend tanzen sie für ihre Karaokebar. Für viele Besucher jedoch weckt der Gang auf den Emmersberg vor allem alte Erinnerungen. «Ich habe wie früher den Einer-Bus genommen und bin die Treppe hinauf zur Kanti gelaufen», zeigt sich Marco Torsello fast schon nostalgisch. Auch sei es interessant, die eigenen Schüler wieder zu treffen und von ihren Zukunftsplänen zu erfahren. Überschwänglicher die Reunion der letzten 5wa. Als hätten sie erst gestern noch die Schulbank gedrückt, darf ebenso ein Schnupftabak auf die alten Zeiten nicht fehlen. «Es ist super, hier werden alte Erinnerungen wach», strahlt Nicole Schnetzler. Ein Erlebnis ist der alle vier Jahre stattfindende Festanlass in den Mauern des Wissens aber auch für die Schüler selbst. «Die Zusammenarbeit ist grossartig», lobt Lehrerin Susanne Bernhard, «die Schüler geben vollen Einsatz.» Mit frischem Sushi und asiatischer Zimmerausstattung kommen so auch die Liebhaber fernöstlicher Gaumenfreuden auf ihre Kosten.

**Börsenspiele um Getränkepreise**
Ideenreich ebenso die «Wall Street Bar», welche die Preise der Drinks der Nachfrage anpasste. Gute Broker konnten sich so zwar nichts Bares ergattern, wohl aber mehr Prozente zu tieferen Preisen. Leckere Muffins und verführerische Kuchen laden bei der Klasse 3fa zum Verweilen im Wunderland von Alice ein. Beliebt bei den frühen Besuchern ist vor allem das asiatische Restaurant. Mit Bami Goreng und Nasi Goreng – auch als Take Away erhältlich – stärken sich viele Besucher vor dem Erkunden der 27 dekorierten Zimmer. Nebst kulinarischen Höhenflügen lohnt sich ebenso ein Innehalten in der Aula. Konzerte von Jazz über Blues bis hin zu Vokalensembles verwöhnen die Festbesucher auch mit akustischen Leckerbissen. Eigentlich reicht die Zeit gar nicht aus, um die vielen Eindrücke und Begegnungen wirklich geniessen zu können. Dennoch sind sich die meisten einig: Ein Kantifest ist jedes Mal wieder ein Highlight.


**Erinnerungsträchtige Schauplätze Ehemalige Schülerinnen und Schüler denken an kleine Anekdoten zurück**

**Tagsüber Malheure, nachts auf der Munotwiese**
Mit dem voll beladenen Tablett in der Mensa hat man sich das Horroszenario vielleicht schon einmal ausgemalt: Was, wenn man das Mittagessen aus Versehen fallen lässt? Hannah Kwasnicki ist diese Art von Malheur in einer originellen Variante geschehen. «Damals war ich ein so genanntes Gmües, also eine Erstklässlerin», erzählt sie. «Auf dem Tablett befand sich unter anderem eine Fantaflasche, die mir runterfiel. Auf dem Boden ging der Verschluss genau so fest auf, dass die gelbe Flüssigkeit rausspritzte. Die Flasche begann sich dadurch zu drehen, spritzte und schäumte – eine Riesensauerei. Einige begannen zu klatschen. Mir aber war es megapeinlich, vor allem als Erstklässlerin! Also hab ich einfach so getan, als wäre nichts passiert. Die Erinnerung an dieses peinliche Erlebnis in der Mensa bleibt bis heute.»
Ein Erlebnis auf der Munotwiese hatte Miriam Barner. Freunde der ehemaligen Kantischülerin feierten ihren Schulabschluss; zur After-Party ging es auf die Munotwiese. «Wir haben spontan dort übernachtet, etwa zwanzig Leute», erinnert sich Barner, die damals noch nicht zu den Abschliessenden gehörte. «Einige von uns, darunter ich, mussten am nächsten Tag direkt in die Schule. Im Unterricht bin ich eingeschlafen.»
Lehrer Urs Walter bringt vor allem mit der Turnhalle Denkwürdiges in Verbindung. «Unser Sportlehrer begrüsste uns jeweils mit der Frage: Wollt ihr Fussball, Volleyball oder Unihockey? Andere Spiele gab es nicht zur Auswahl», schildert Walter. Fünf Jahre lang musste sich die Klasse zwischen den drei Möglichkeiten entscheiden. «Am Morgen wählten wir gern Volleyball, dann mussten wir danach nicht duschen. Zur Mittagszeit, wenn wir uns bewegen wollten, wählten wir Fussball. Erst wenn’s draussen richtig heiss war, entschied sich unser Lehrer für Abwechslung: Dann mussten wir unter der Sommersonne auf der Tartanbahn rennen.»
Die beiden Exkantischülerinnen Anna-Lena Rusch und Jonna Tschannen verbinden mit einem Schulzimmer im Neubau ungewöhnliche Perspektiven. «Unsere Deutschstunden fanden in einem Raum statt, der den Blick über ganz Schaffhausen zuliess», erzählen Rusch und Tschannen. «In der Pause spielten wir ein Spiel, das wir ‹Schaffhausen auf dem Kopf› nannten: Hierfür lehnten wir uns rücklings auf den Fensterrahmen und besahen uns die Stadt aus dieser Perspektive. Das machte wach, war amüsant und gab uns wieder Energie für die nächste Deutschstunde.» Umso trauriger waren die beiden beim Besuch es Zimmers am diesjährigen Kantifest: Das erinnerungsträchtige Deutschzimmer wurde zu einem Kopierraum umfunktioniert.



Herzliche Umarmungen zur Begrüssung vor dem original englischen Doppelstockbus auf dem Pausenplatz im Kantiareal auf dem Emmersberg.


Beat Schnurrenberger lässt sich von den zwei Stewardessen Larissa Scheuermeier (r.) und Stephanie Baumann auf dem Flug nach Rom kulinarisch verwöhnen.


Mit charmantem Lächeln und imposantem Sombrero bewirten Naomi Dünki und Aleyna Ekinci (r.) von der 2mb die Gäste in mexikanischer Manier.

Bilder Selwyn Hoffmann

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21. September 2012 | Vor der grossen Sause an der Kanti

Mark Liebenberg

Es herrscht eine Betriebsamkeit wie in einem Ameisenhaufen – seit Mittwoch, Schlag 12 Uhr mittags, gelten alle Anstrengungen und Mühen der Kantonsschüler für einmal nicht Mathe, Chemie oder Französisch, sondern sie schleppen Bretter durch die Korridore, malen hübsche Wanddekorationen und diskutieren angeregt über Dinge wie: Wo kommt das Sofa hin? Wer holt die Wärmeplatten ab? Wie bauen wir das Holzgerüst zusammen?

Für das grosse Fest heute Freitagabend wird für einmal mit den Händen gearbeitet. Dass dem Kantifest so durchaus auch ein pädagogischer Gedanke zugrunde liegt, erklärt Deutschlehrer und Co-Leiter des Organisationskomittees, Ralph Tanner, so: «Es ist uns wichtig, dass die Schüler lernen, was die Durchführung so eines Grossanlasses bedeutet, wie man budgetiert, Ideen und Konzepte entwickelt und sie dann praktisch umsetzt. Das ist für viele eine neue Herausforderung.» Auch lernen sich Lehrer und Schüler auf eine ganz andere Weise kennen.

**Innovative Themenbars**
Doch zuerst die Zahlen: 3500 Besucher werden erwartet, 750 Schüler und 120 Lehrer sind nicht nur für den Aufbau und den Betrieb der 26 verschiedenen Bars, Spelunken, Lounges, Imbissbuden und Restaurants verantwortlich, sondern auch für 13 verschiedene Konzerte und weitere künstlerische Darbietungen. Ein Fest für die Schüler selber, aber auch für die Eltern und Freunde sowie natürlich auch für die jeweils zahlreich erscheinenden Ehema-ligen der Schaffhauser Kantonsschule. Der ganze Anlass ist selbsttragend und kostet für Erwachsene 30 Franken, für Studenten 15. Die Vorbereitungen dauern bereits seit einem Jahr an. Nur alle vier Jahre führt die Kanti die Sause durch. Rektor Urs Saxer: «Jeder Kantonsschüler soll einmal in seiner Schulzeit ein solches Fest erleben und mitgestalten können.» Dass es dabei nicht einfach ums Partymachen geht, wie an einem beliebigen anderen Wochenende, sieht man an den innovativen Ideen, welche die Schüler umgesetzt haben. An oberster Stelle stehen die Themenbars und -restaurants: Sei es in der Wallstreet-Bar, im griechischen Tempel, einem Wiener Café, der Karaoke-Bar, dem Jägerrestaurant oder der Sportbar – für jeden Geschmack ist etwas dabei. Kulinarisch ist die ganze Welt vertreten: Sushi, Spaghetti, Mexikanisch, Crêpes, Spaghetti und Nordseefisch – alles da. Im Zimmer «Matte Watte» kann man sich einem Zweikampf auf dem Schwedenkasten stellen, im authentischen London-Bus im Innenhof englisches Feeling erleben, in der Science-Bar live Experimente erleben oder im «Vol de Nuit» in original Swissair-Flugzeugsesseln virtuell einen Nachtflug samt Bordmenü geniessen. Und sich dabei vom Bordpersonal bedienen lassen. Und, die Frage muss sein: Wie steht es mit dem Alkohol? «Die Schüler wissen über ihre Rechte und Pflichten Bescheid, und es sind stets Lehrpersonen in der Nähe», sagt OK-Leiter Detlef Roth. Hochprozentiges wird nur in verdünnter Form abgegeben und nur an über 18-Jährige. Aber schon vor vier Jahren, beim letzten Fest, habe man keine Zwischenfälle gehabt.


**Kantifest früher und heute Schicken Sie uns Ihre alten Erinnerungsfotos**

Wer erinnert sich nicht noch genau an «sein» Kantifest? Alle vier (früher: alle fünf) Jahre nur findet es statt und versammelt die grosse Familie der aktiven und ehemaligen Schüler und Lehrer zum grossen feuchtfröhlichen Fest der Kantonsschule Schaffhausen in die altehrwürdigen Mauern. Viele lustige, schöne, deftige und unvergessliche Erinnerungen und Erlebnisse hängen mit dem Kantifest zusammen – lassen Sie die Welt daran teilhaben! Schicken Sie uns Ihre alten Erinnerungsfotos, und teilen Sie Ihre schönen Erinnerungen. Per E-Mail an region@shn.ch oder persönlich am Empfangsschalter der «Schaffhauser Nachrichten» an der Vordergasse 58 abgeben. Annahmeschluss: heute, 17 Uhr. (lbb)



Alles ist hausgemacht, sogar die Dekoration für die Bars, Lounges und Restaurants: Rektor Urs Saxer, OK-Chefs Detlef Roth und Ralph Tanner (v. l. n. r.).
Bild Mark Liebenberg



Fast perfekt, die Illusion: Im Jahre 1986 konnte man sich in einem klassisch-edlen Wiener Café verlustieren.
Das Foto hat Heini Lanz den SN zur Verfügung gestellt.

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31. August 2012 | Volksmotion: Weidlinge für alle

Schaffhauser Nachrichten, Stadt Schaffhausen

«Das Rheinufer gehört allen», mit diesen Worten stellten gestern Mirza Hodel und Timon Happle die Volksmotion «Weidlingssharing» der Juso vor. Die Motion mit 160 Unterschriften sieht vor, dass die Stadt Schaffhausen der Bevölkerung zwei Weidlinge ohne Motor zur Verfügung stellt. Diese Weidlinge können vom Volk gemietet werden. Die Kosten pro Tag sollen je nach Alter des Mieters maximal 40 Fr. pro Tag betragen. Mieten kann den Weidling jeder, der älter als 16 Jahre ist und einen Pontonierkurs besucht hat. Der Stadtrat selbst war zur Zeit der Übergabe aufgrund des Städtetages nicht vor Ort. Die Motion liegt nun beim Grossen Stadtrat, der darüber entscheiden wird, ob er das Anliegen unterstützen möchte.



Bild Selina Zehnder

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30. August 2012 | Basler Wirte befeuern den Bierstreit

Schaffhauser Nachrichten, Wirtschaft
Lukas Leuzinger

Basel Über eine Handelsfirma lässt der Wirteverband Basel-Stadt künftig Bier von Carlsberg und Heineken importieren – vorbei an den offiziellen Kanälen der beiden Brauereikonzerne. Ab kommender Woche bietet der Verband das Bier sowie weitere Getränke in Pratteln seinen Mitgliedern an – teilweise deutlich unter den Schweizer Listenpreisen, wie er in einer Mitteilung schreibt.
Mit ersten Parallelimporten hatte der Verband im Mai begonnen. «Wir zeigen vor allem den Preistreibern Carlsberg und Heineken, dass wir ihre Geschäftspolitik nicht mehr länger tolerieren», sagt Maurus Ebneter vom Wirteverband Basel-Stadt. Hintergrund der Aktion ist die jüngste Preiserhöhung von Heineken. Der Konzern, zu dem unter anderem die Biermarken Eichhof, Calanda und Haldengut gehören, hatte im Juli angekündigt, die Preise per Oktober im Schnitt um 3,9 Prozent zu erhöhen. Heineken folgte damit Konkurrent Carlsberg: Dessen Zugpferd in der Schweiz, die Brauerei Feldschlösschen, hatte nur wenige Monate zuvor eine Preiserhöhung von 4,4 Prozent bekannt gegeben. Seit Jahren erhöhen die beiden grössten Anbieter auf dem Schweizer Biermarkt die Preise praktisch im Gleichschritt – allein seit 2007 um jeweils über 20 Prozent. «Das sieht nach einer Absprache aus», sagt Franziska Troesch-Schnyder, Präsidentin des Konsumentenforums. Sie vermutet, dass die zwei Konzerne ihre Macht ausnutzen. Nachdem Feldschlösschen Anfang Jahr die Preise erhöht hatte, reichte der Wirteverband Basel-Stadt gar eine Anzeige bei Preisüberwacher Stefan Meierhans ein. Dieser leitete Abklärungen ein, wie er auf Anfrage bestätigt. Meierhans sucht mit den betroffenen Parteien nach einer einvernehmlichen Lösung. Besonders ärgerlich sei auch die ungleiche Preissteigerung im Gastgewerbe und im Detailhandel. Laut Wirteverband erhöhten Carlsberg und Heineken zwischen 1995 und 2010 die Preise für Flaschenbiere nicht einmal halb so stark wie die Fassbierpreise. Die Bierkonzerne schieben den Schwarzen Peter zurück. Für den höheren Preis, den der Kunde im Restaurant für ein Bier bezahle, seien sowohl die Brauereien als auch die Wirte verantwortlich, sagt Olivier Burger, Mediensprecher von Heineken Schweiz. «Der Offenbierpreis ist seit 2007 von unserer Seite um 59 Rappen pro Liter gestiegen. Im gleichen Zeitraum hat sich der Preis für einen Liter in der Gastronomie aber um 2.23 Franken verteuert.» Den Vorwurf der Preisabsprache weisen die grossen Brauereien weit von sich. «Wir haben in der Schweiz einen hart umkämpften Markt», sagt Markus Werner, Mediensprecher bei Feldschlösschen. Auch bei den kleinen und mittelgrossen Brauereien sieht man kein wettbewerbsrechtlich bedenkliches Verhalten der grossen Konkurrenten. «Ich glaube nicht, dass es Preisabsprachen gibt», sagt Alois Gmür. Er leitet die Brauerei Rosengarten in Einsiedeln und ist Präsident der IG der Klein- und Mittelbrauereien. Die Listenpreise der Hersteller sagen laut Gmür ohnehin relativ wenig aus. Einerseits erhöhten Carlsberg und Heineken praktisch im Gleichschritt ihre Preise, gleichzeitig kämen sie den Wirten mit immer grosszügigeren Rabatten und anderen Leistungen entgegen. So erhalten viele Wirte Kredite von den Brauereien. Anderen Beizern finanzieren die Konzerne Anschaffungen. Alles wird individuell verhandelt, was Gmür als intransparent kritisiert. Seine Brauerei gewähre Mengenrabatte, aber keine Darlehen. (sda)

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28. August 2012 | Schafuuser Züngli

Schaffhauser Nachrichten, Stadt Schaffhausen
(dj.)

Bisher war klar: Abgesehen von der Jugend haben die Jungsozialisten und die Jungfreisinnigen wenig gemeinsam. Doch in diesem Sommer betreiben sie «Anliegen-Sharing»: Die breite Schaffhauser Bevölkerung, und nicht nur die bereits seit dem Spätmittelalter ansässigen Familien, sollen vermehrt Zugang zu Weidlingen auf dem Rhein erhalten, was wegen der begrenzten Zahl der Anlegepfosten bisher schwierig war. Die Juso hat dafür die Volksmotion «Weidlingssharing» lanciert, der jungfreisinnige Grossstadtrat Till Hardmeier fordert in einem Postulat «Mehr Rhein für Schaffhausen». Die Juso setzt eher auf den Staat: Die Stadt soll zwei Weidlinge anschaffen, die günstig an die Bevölkerung vermietet werden. Gemäss Hardmeier soll ein privater Betreiber wie ein Carsharing-Anbieter Zugang zum Rheinvergnügen verschaffen. Genauer betrachtet sind die beiden Anliegen aber sehr ähnlich: Die Sehnsucht nach dem Rhein überflutet politische Gräben.

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25. August 2012 | etwas

du kannst gerne ein animiertes gif einfügen.

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23. August 2012 | Lehrstunde des feministischen Tanzes

Schaffhauser Nachrichten, Region
Eva Roselt

Auf der Zinne des Munots wurde kürzlich einmal mehr das Tanzbein geschwungen. Und was die Paare, die das Kursangebot nutzten, sich in der fünfgliedrigen Choreografie ertanzten, machte ihnen sichtlich Freude.
Obwohl die Quadrille (auch Française genannt) namentlich die Vierheit ins Zentrum ihrer Bewegungen stellt, lässt sie keinen Zweifel daran, dass jegliches Quadrat ohne Kreis verloren wäre. Ja, es entsteht gar der Verdacht, das es sich hier um einen feministischen Tanz handelt. Nicht nur, dass die Tänzer sich die Hände reichen und die meisten Bewegungen ganz ohne politische Scheu von links gesteuert werden: Kein Herr muss hier führen. Sie werden von der drückenden Dominanz ihres Geschlechts befreit. Es sind die Frauen, die ein wenig voranschreiten und die weitere Bögen tanzen. Dabei ist dies mitnichten ein kopfloser Tanz, und nach einer respektvollen Begrüssung wird promeniert. Diese würdigen Bewegungen lassen erahnen, wozu wir Menschen geschaffen wurden.

**Choreografische Ethik**
Es ist ein im doppelten Sinne taktvolles Zu- und Voneinander, ein umkreisendes Visavis, immer kollektiv und nie solistisch, ja sogar die gelegentlich beengende Zweiheit, die manches Paar aus seinem Alltag kennen mag, wird hier aufgehoben. Der Männertausch ist Programm und wäre selbstverständlich ohne Damentausch nicht denkbar. Wer hier Frivolität vermutet, wird enttäuscht. Die Hüften schweigen, und die choreografische Ethik gehorcht der Mathematik. In einer Zeit, die Tabledance mit Tanz verwechselt, die unter wachsender Vereinsamung und krankem Konsum leidet, war der Quadrille-Kurs auf dem Munot ein lohnendes Kursangebot. Es wäre auch unzureichend, das Erlernen dieses Gemeinschaftstanzes auf einen Akt der Traditionspflege zu reduzieren. Die Quadrille hat nämlich vielfältiges Potenzial. In ihr liegen etwa die Wurzeln des Cancan oder des irischen Square-Dance, der jüngst die Welt erobert hat. Die Schaffhauser beweisen einmal mehr ihre Aufgeschlossenheit, denn die Quadrille ist ein angelsächsischer Exportschlager, der über das napoleonische Frankreich seinen Weg auf die Munotzinne gefunden hat. Dem reichen Erfahrungsschatz und dem Vermittlungsvermögen von Annekäthi Bührer sei Dank, dass der Kurs ein Erfolg war. Ihre Schüler zeigten sich gelehrig und präsentierten schon nach kurzer Zeit ein sehenswertes Ergebnis. Musikalisch getragen wurden die Tänzer von der Organistin und Improvisationskünstlerin Stefanie Senn, die ihren Klavierauszug stets einfallsreich variierte. Auch wenn noch genug Platz für weitere Teilnehmer gewesen wäre, gab es keine Nachwuchsprobleme, denn der Quadrille-Kurs wurde glücklicherweise generationsübergreifend von jung bis alt genutzt. So soll es sein …



Annekäthi Bührer, pensionierte Balletttänzerin und Ballettschulleiterin, lehrt seit 14 Jahren die Quadrille.

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23. August 2012 | Warten auf Bootspfosten soll verkürzt werden

Schaffhauser Nachrichten, Stadt Schaffhausen
(lbb)

Wenn man in Schaffhausen am Rhein sein Boot vor Anker legen, respektive es an einen der existierenden Pfosten ketten möchte, kann es durchaus sein, dass man dabei wartet, bis man aussieht wie Methusalem. 30 Jahre beträgt die durchschnittliche Wartezeit für die begehrten Pfosten, die man von der Stadt mieten kann. In einem Postulat mit dem Titel «Mehr Rhein für Schaffhausen» fordert Till Hardmeier (JFSH) jetzt vom Stadtrat, Varianten zu prüfen, wie diese Wartezeit verkürzt werden kann, beziehungsweise wie mehr Personen Zugang zum Rhein erhalten. das Postulat schlägt vor, etwa zu prüfen, mehr Pfosten zu bauen oder Gruppen (Vereine, Firmen, Zweckgemeinschaften) bei der Vergabe zu bevorzugen, damit mehr Leute Zugang bekommen. Weiter soll der Stadtrat erwägen, ob ein Konzept analog wie Mobility bei der Pfostenvergabe angewandt werden könnte oder wie allenfalls zusätzlicher Abstellraum in privaten Bootstrockengaragen bereitgestellt werden könnte.

**Vererbung der Pfosten verhindern**
Und schliesslich soll der Stadtrat auch prüfen, ob bei geringer Nutzung ein Pfosten entzogen werden könnte, ob die Vergabedauer reduziert und die «Vererbung» der Pfosten eingedämmt werden könnte. Für Rheinfans unter 50 Jahren, heisst es im Schreiben, sowie für Neuzuzüger, auf die Schaffhausen angewiesen sei, solle der schiffsmässige Zugang zum Rhein «interessant und fair» ausgelegt sein. «Wenn nur Urschaffhauser ein Boot haben können, ist das schade.» Damit Neue und Junge also nicht auf einen Bootspfosten warten müssten, bis sie graue Haare haben, sollen die genannten Ideen geprüft werden, fordern Hardmeier und seine Mitunterzeichner. Bereits im Jahre 1979 habe Grossstadtrat Thomas Hauser einen ähnlichen Vorstoss eingereicht, nun sei es an der Zeit, die Situation neu zu beurteilen und aufzuzeigen, wie das Pfostenmanagement funktioniert und alfällige Verbesserungen zu entwickeln.

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21. August 2012 | Der Gerstensaft, die Frau und der Mann

Schaffhauser Nachrichten, Hintergrund
Katja Fischer de Santi

Darf eine Frau Bier trinken? Diese Frage hat eine junge Dame derart umgetrieben, dass sie sich an den Stilexperten einer grossen Zeitung wandte. Dieser holte weit aus, schwadronierte von subjektiver und objektiver Richtigkeit, um dann zum Schluss zu kommen: «Bier ist männlich, weil kraftvoll und herb. Wenn eine junge Frau ein Bier bestellt, signalisiert sie Selbstbewusstsein.»
Wir schreiben also das Jahr 2012. Frauen arbeiten als Kranführerinnen, leiten Banken und regieren Länder, und da soll allein das Bestellen eines Getränks weibliches Selbstbewusstsein demonstrieren? Die Frauenwelt müsste empört aufschreien. Tut sie aber nicht.

**Kein Fett, kein Zucker**
Denn die Bier trinkende Frau, sie ist 2012 noch immer eine Exotin. Das ist nicht nur ein Klischee, das belegen die Zahlen. Gut 435 Millionen Liter Bier wurden letztes Jahr in der Schweiz ausgeschenkt. Das macht pro Einwohner 57 Liter Bier. Doch nur gerade 14 Prozent dieser Menge wurden von Frauen getrunken. Denn 75 Prozent der Frauen geben an, selten oder nie Bier zu trinken. Das ist schade, denn Bier hätte durchaus das Zeug zum Frauengetränk. Es ist ein reines Naturprodukt, es enthält keine Zusatzstoffe, kein Fett und keinen Zucker und nur wenig Alkohol. Und es gibt tausend Sorten, es würde frau also nie langweilig werden. Aber eben – frau probiert es meist gar nicht mit dem Bier.

**Nicht besonders sexy**
Warum? Weil der Gerstensaft ein schlechtes Image hat. Und wer ist daran schuld? Der Mann, klar. Den Bier trinkenden Mann, den finden wir Frauen nicht so sexy. Vor allem dann, wenn er immer und überall «ä Stange» bestellt. Und an sein Bier nur zwei Ansprüche stellt: «Hauptsache kühl» und «Hauptsache, es gibt noch mehr». Das Mehr führt dann kurzfristig zum Bieratem, mittelfristig zum Bierrülpser und längerfristig zum Bierbauch. Alles keine schönen Assoziationen. Festzelte mit biergeschwängerter Luft sowie Bierdosen umklammernde Halbwüchsige verbessern das Image des Gerstensafts aus weiblicher Sicht nicht gerade.

**Bier trinkende Männer am Grill**
Und dann wäre da noch die Werbung. Zwar beteuern die Brauereien gerne, dass sie die weibliche Zielgruppe erschliessen wollen. Aber in den Fernsehspots stehen dann doch wieder nur Männer (mit Bier) um einen Grill, prosten sich Männer (mit Bier) zu, liegen sich Männer jubelnd (mit Bier) in den Armen. Frauen sind in der Bierwerbung nur dazu da, das Bier auszuschenken oder mit wehenden, blonden Haaren den Weizen dafür zu ernten.

**Die letzte Männerdomäne**
Auch Biersommelière Gaby Gerber muss zugeben, dass in der Bierwerbung viel zu wenig Frauen vorkommen. Die 39-Jährige ist seit 15 Jahren für Feldschlösschen tätig. Sie hat in dieser Zeit gelernt, sich in der Männerdomäne durchzusetzen. Sprüche muss sie sich aber noch heute manchmal anhören. Denn Frauen und Bier, da hört an manchen Stammtischen der Gleichberechtigungsgedanke auf. Frauen sollen Cüpli nippen und das Biertrinken gefälligst den Männern überlassen.

**«Bei uns Jungs ist das anders»**
All diesen Männern hat Ingo G. (23) aus der Seele gesprochen, als er in einem Leserbrief an die «Süddeutsche Zeitung» schrieb: «Frauen sollten kein Bier trinken, tun sie es doch, werden sie albern, dann träge und sind dann zu nichts mehr zu gebrauchen. Bei uns Jungs ist das anders. Wir verstehen es, haben wir erst einige Biere getrunken, den Abend mit tief greifenden Gesprächen ausklingen zu lassen.» Nur gut, Ingo, dass Du nicht weisst, dass es Frauen waren, welche die ersten Biere brauten.

**Brauende Frauen**
In den Brauhäusern des frühen Mittelalters sah man fast nur Frauen. Ein Braukessel gehörte damals in die Mitgift fast jeder Tochter, und es war Sitte, dass die Hausfrau, die Bier gebraut hatte, ihre Geschlechtsgenossinnen zu einem «Bierkränzchen» einlud. Nicht selten standen Frauen auch städtischen Brauereien vor. 1439 gab es in Oxford mehr Frauen als Männer im Braugewerbe. Dann entdeckten die Männer das Bier für sich und vertrieben die Frauen aus den Brauereien. Denn ob Frauen Alkohol trinken durften, war gesellschaftlich nicht immer gleich legitim. Dennoch haben sich die Frauen wahrscheinlich zu keinem Zeitpunkt der Geschichte den Biergenuss vorenthalten lassen. Nur damit Du das auch weisst, lieber Ingo G.

**Zu bitter? Stimmt nicht**
Dass das Bier weiblich ist, beweist auch die Tatsache, dass im Hopfen östrogenähnliche Stoffe enthalten sind. Diese ähneln den weiblichen Sexualhormonen und bewirken bei Bier liebenden Männern das Wachsen von Brüsten. Fragt man Frauen, warum sie kein Bier trinken, dann sagen sie: «Es ist mir zu bitter.» Und das stimmt. Gut gehopftes Bier schmeckt bitter. Falsch hingegen ist, dass Frauen geschlechtsbedingt keine Bitterstoffe mögen. «Dann müssten sie auch dem Campari, dem Aperol und dem Kaffee abschwören», sagt Biersommelière Gaby Gerber. Sie hat schon Hunderte Bierverkostungen durchgeführt und ist überzeugt: «Frauen mögen Bier nicht, weil sie nicht damit sozialisiert werden.» Auch den meisten jungen Männern munde der erste Schluck Bier nicht sonderlich. Aber sie trinken weiter, weil sich das für einen Mann gehört. Alle Kinder, egal, welchen Geschlechts, lehnten bittere Lebensmittel ab. Erst im Laufe des Erwachsenenlebens gewöhnt sich der Mensch an die Bitterstoffe – und wird süchtig danach. Denn es sind die Bitterstoffe, die in Verbindung mit Alkohol einen beruhigenden und leicht euphorisierenden Effekt auslösen.

**Eine zweite Chance**
«Es wäre an der Zeit», findet Gaby Gerber, «dass die Frauen dem Bier eine zweite Chance geben.» Denn es hat sich viel getan in der Welt, die Hopfen und Malz zusammenhält. In jedem Restaurant würden heute verschiedene Biersorten angeboten, kleine und grosse Brauereien kreierten laufend neue würzige oder auch mal honigmilde Biersorten, die auch dem feinsten Frauengaumen schmeichelten. Im Jahr 2012 ist ein Bier schon lange nicht mehr einfach nur herb. Und männlich, lieber Stilexperte, lieber Ingo G., war Bier noch nie.


**Brauerei Falken «Wir nehmen die Frau als Konsumentin ernst»**

Auf die Frage, warum die Frauen in der Schweiz so wenig Bier konsumieren, wüsste Markus Höfler, Geschäftsführer der Brauerei Falken, schon lange gerne eine abschliessende Antwort. «Frauen trinken in der Schweiz leider wirklich viel zu wenig Bier. Ich glaube, es liegt daran, dass das Biertrinken oft – und ich meine das nicht despektierlich – ein Arbeiterimage hat», so Höfler. In der Schweiz müsse ein Umdenken stattfinden, damit das Biertrinken auch für die Frau salonfähig werde – wie das beispielsweise in Deutschland oder England schon heute der Fall sei. «Die ganze Bierbranche nimmt die Frau als Konsumentin sehr ernst. Zusammen mit der IG Klein- und Mittelbrauerei arbeiten wir daran, das Image der Bier trinkenden Frau aufzuwerten.» Es daure aber wohl noch etwa eine Drittelgeneration, bis die Bier trinkende Frau ihren negativen Beigeschmack verloren habe und von beiden Geschlechtern vorbehaltlos akzeptiert werde. Dank der aktuellen Hitzewelle liefe der Biergesamtausstoss sehr gut, «auch wenn für Falken die optimale Temperatur zwischen 24 und 25 Grad Celsius liegt». Bei den momentanen Temperaturen griffen Frau wie Mann nämlich eher zu Wasser denn zu Alkohol. (aka)


**Veraltete Gleichung: Bier sei ein Proletariergesöff, Wein ein Edelgetränk, denken noch immer viele.**

Warum besingt man nur den Wein und nicht auch das Bier? So sinniert im anonymen Gedicht «Ein Fremder sitzt auf einem Fass» ein Hofbräuhausbesucher. Und er fragt irritiert: «Kann’s denn möglich sein / Gibt’s keine Dichter hier?» Worauf ihm ein Stammgast übers Maul fährt: «Gnua, s’ fehlt uns net / An Dichtern und Gesang / Wer aber was vom Bier versteht / Der trinkt’s und singt net lang.»
Da ist schon viel drin in dieser Hofbräuhaus-Poesie. Viel von der Rivalität und der Dualität zwischen dem Wein und dem Bier. Jener ist der geadelte Nektar der Noblen und Gesitteten, dieses das in rauen Mengen geschluckte Billigopium des niederen Volks, das Proletengesöff. Runter und fertig. Und dann noch eins. Nun, so dramatisch ist’s natürlich nicht. Nicht mehr. Aber die Vorstellung einer Hierarchie der vergorenen Säfte geistert noch durch manchen Kopf. Es ist bezeichnend, dass an Vernissagen, Apéros und Ehrungen die Buffets voller Wein-, Orangensaft- und Mineralwassergläser sind. Wer aber lieber ein Bier hat, muss sich darum bemühen. Und sich dafür rechtfertigen.

**Entweder-oder?**
Selbst in der Kunst gibt es hierarchische Abstufungen. Im Sinfonieorchester gelten die Bläser als dumpfe Biertrinker – was allerdings pragmatische Gründe hat, wie schon mal kolportiert wird: Der vom vielen Blasen dehydrierte Hornisten- und Posaunistenkörper verlangt nach Flüssigkeit. Bier tut dem Körper gut, lernen wir. Ach, warum denn immer dieses verflixte Rating-Denken? Warum überhaupt dieses Entweder-oder? Schon die alte Faustregel «Wein auf Bier, das rat ich dir; Bier auf Wein, das lasse sein» lässt ja ahnen, dass sich beides nicht grundsätzlich ausschliesst.

**Kulturelle Errungenschaften**
Fakt ist: Beides, Wein und Bier, sind jahrtausendealte Kulturgüter. Wein sei ein zum Kulturprodukt veredeltes Naturprodukt, Bier eine Kulturleistung des Menschen, unterscheiden Spitzfindige. Für beide Getränke und Genussmittel gibt es den richtigen, den perfekten Moment. Ein Glas Bordeaux nach einer anstrengenden Bergtour? Undenkbar. Und es komme keiner mit der Bemerkung: Genau darum unternähmen wahre Weinliebhaber keine anstrengenden Bergtouren.

**Ärzte empfehlen Bier**
Es gibt also Gelegenheiten genug, für beide. Und Argumente desgleichen. Dass Bier guttue, liessen die Schweizer Bierbrauer schon mal verlauten, hätten sie immer gewusst, doch hätten sie diese Botschaft vielleicht nicht so geschickt zu verbreiten gewusst wie die Weinproduzenten. Dass es im Übrigen auf die Menge ankommt, ist ihnen natürlich bewusst. Aber man darf staunen: In manchen Empfehlungen ist von einem Liter täglich die Rede. (bha)

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7. August 2012 | Erkennen und Reagieren auf die Trends

Schaffhauser Bock
Marcel Tresch

Die Anfänge der Schaffhauser Traditionsbrauerei gehen auf das Jahr 1799 zurück. Damals wurde das Bier im Haus «Zum Zedernbaum» gebraut. Der Ausschank erfolgte aber in der Liegenschaft «Zum grossen Falken» an der Schaffhauser Vorstadt, womit auch die Namensgebung und der Begriff «Falken-Bier» erklärt ist. Der Falke steht im Firmenlogo ganz klar im Vordergrund. Der Greifvogel verkörpert schliesslich genau das, was dem Unternehmen seit je her wichtig ist: Freiheit, Unabhängigkeit und der Stolz auf ein wirklich gutes Bier. Für das Traditionsunternehmen war und ist es eine Ehrensache, dass Braumeister Oskar Dommen seit beinahe drei Jahrzehnten die hochstehende Qualität der Zutaten, der Produktion und des Bieres ganz persönlich überprüft. Aus Altersgründen vollzieht sich aber nun auf dieser Position ein fliessender Übergang und Generationenwechsel. Der Geschäftsleitung ist es jedoch gelungen, in der Person von Michael Hanreich einen versierten Fachmann zu engagieren und damit die Fortsetzung der erfolgreichen Braukunst zu gewährleisten. Der 42-jährige, neue Braumeister im Hause der Brauerei Falken stammt aus Bayern und zeichnet seit dem 1. Juni für die Produktion und Technik verantwortlich.

**Beeinflusst von diversen Faktoren**
Schon immer unterliegt der Schaffhauser Bierproduzent einerseits dem Witterungseinfluss sowie andererseits den aktuellen, immer wieder wechselnden (Geschmacks-) Trends der Kunden. Der Sommer – genauer die Monate von April bis Oktober – ist nach wie vor auch die Hohezeit der Biergeniesser, womit logischerweise die Umsätze höher als im Winter sind. «In diesem Jahr sind wir in Bezug auf die Umsätze noch nicht dort, wo wir gerne wären», so Markus Höfler, Geschäftsleiter der Brauerei Falken, womit er die Wetterkapriolen der vergangenen Wochen und Monate anspricht. Er macht auch keinen Hehl daraus, dass die Zahlen durch das Rauchverbot in der Gastronomie, durch das veränderte Konsumverhalten sowie durch den wachsenden Import beeinflusst werden. Auch die grosse Fussballeuphorie, wie etwa vor zwei und vier Jahren, als die Schweiz noch an den Grossturnieren teilnahm, ist in diesem Frühsommer ausgeblieben. Der grenznahe Produktionsstandort und die grosse Dichte an Ostschweizer Brauereien wirken sich ebenfalls auf den Marktanteil aus.

**Probleme als Herausforderungen**
Die Standort- und Importprobleme sind für die Brauerei Falken in Sachen Ab- und Umsatz eher zweitrangig. «Davon sind wir alle betroffen und wir alle leiden darunter», betont Markus Höfler. Für ihn ist ohnehin nicht die Quantität, dafür aber die Qualität und die Nachfrage entscheidend, welches Bier von den Kunden genossen wird. Für viele bedeuten Herausforderungen grosse Probleme. Die Brauerei Falken macht es sich aber seit je her zu eigen, dass Probleme eigentliche Herausforderungen sind. Dies wiederum verlangt ein schnelles Erkennen und Reagieren auf oft wechselnde Trends, das Umsetzen eigener Ideen, die Flexibilität aller und dass die Belegschaft von A bis Z an einem Strick zieht. «Wir sind in der glücklichen Lage», so Markus Höfler, «dass wir uns alle wie eine Familie fühlen und mit Stolz auch von unserer Brauerei reden.»

**Die Qualität liegt eindeutig im Trend**
Die Folge solchen Denkens und Handelns sind neue Produkte und Spezialitäten, die auch ausserhalb des eigenen Heimmarktes, welcher der eigenen Brauerei als ältere und jüngere Generation nach wie vor die Stange hält, laufend an Genussfreude und
Beliebtheit gewinnt. Dazu gehören unter anderem der «Eidgenoss», ein naturtrübes Amberbier, geschmeidig mit mildem Geschmack und daher auch ein Genuss für Damen, der seit jüngerer Zeit neben der Bügelflasche auch dem Kundenbedürfnis entsprechend in Einwegflaschen und handlichen Sixpacks erhältlich ist. Oder «Das Weizen» (ehemals «Munot Weizen»), ein obergäriges, naturtrübes Bier, gebraut unter Zusatz von Weizenmalz, das etwas stärker kohlensäurehaltig ist und das auf der Beliebtheitsskala der Biergeniesser immer höhere Stufen erklimmt. Dass die Nachfrage bezüglich Qualität im Vergleich zur Quantität einen immer höheren Stellenwert geniesst, zeigt darüber hinaus die erfreuliche Tatsache, dass die Schaffhauser Brauerei dank der sehr vielseitigen Dienstleistungen, der persönlichen Kontakte und der gehegten Kundenpflege eine gern gesehene Partnerin bei angesehenen, regionalen und nationalen Veranstaltungen ist. Dazu gehörten und gehören zum Beispiel das Orange Cinema in Zürich, Clowns und Kalorien in Neuhausen, das Theater-«SHpektakel» am Rhein, die ChillOut and Rock-Party in Urdorf, die Grossveranstaltung «Das Festival» auf dem Herrenacker, das Musikfest im weinländischen Marthalen, oder der Silvesterzauber der Zürcher Hoteliers in Zürich. Damit ist erneut ein Stück Lebensqualität verbunden, die sich in einem Slogan direkt auf das Produkt überträgt: «Viel Zeit für ein gutes Bier!»



Der Bayer mit «Bier im Blut»: Michael Hanreich (42) ist der neue Falken-Braumeister. Er lebt und arbeitet nach dem Motto: «Wer denkt, gut zu sein, hört auf, besser zu werden.»

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30. Juli 2012 | Falken erhält das Brau-Ring-Siegel

Schaffhauser Nachrichten, Wirtschaft
(Mitg)

Ein Dutzend Brauer der IG unabhängiger Schweizer Klein- und Mittelbrauereien wurden dieser Tag im Schloss Frauenfeld mit dem Brau-Ring-Siegel für hervorragende Qualität ausgezeichnet. Unter ihnen auch Philipp Moersen von der Schaffhauser Brauerei Falken. Das unabhängige Labor Veritas in Zürich prüfte nach strengen, internationalen Kriterien die einheimische Bierqualität. Dazu Matthias Hajenski, Brau-Ring-Geschäftsführer: «Philipp Moersen hat das Qualitätssiegel für seine Biere echt verdient.»
Im Rahmen der kleinen Feier zeigten sich die IG-Verantwortlichen zudem von ihrer ritterlichen Seite. Drei ausgebildete Bier-Sommelièren wurden in den «Bier-Adelsstand» erhoben. Mit dem Schwert wurden sie zu «Ritterinnen der edlen Schweizer Biere» geschlagen. Sie werden künftig als Bier-Botschafterinnen die regionalen Schweizer Biere unterstützen. Philipp Moersen meinte dazu: «Wir möchten die Frauen nicht länger vernachlässigen. In der Schweiz entfallen beim Bierkonsum nur 14 Prozent auf weibliche Geniesser – das wollen wir ändern und sie bierisch emanzipieren.» Vor dem Hintergrund, dass es gerade die Schweizer Privatbrauer sind, die sehr lebhaft und innovativ für eine attraktive regionale Biervielfalt sorgen, versprechen sich die Verantwortlichen von der Charmeoffensive eine nachhaltige Wirkung. Bier soll nicht länger Männerdomäne bleiben. Ohne das Bier neu zu erfinden, seien in den regionalen Sortimenten köstliche Genüsse zu entdecken, an denen die Frauen ihre süffige Freude hätten. Darin waren sich nicht nur die neuen «Ritterinnen» einig. Bei den Germanen gehörte Bierbrauen zur hauswirtschaftlichen Ausbildung und im Mittelalter ein Braukessel zur Mitgift – Frauen haben also die Biergeschichte mit geschrieben. Jetzt wollen die Schweizer Bierbrauereien – gemeinsam mit den Frauen – an dieser faszinierenden Geschichte weiterschreiben.

#Allgemeines

28. Juli 2012 | Ein neues Schmuckstück auf der Kantonsschule

Schaffhauser Nachrichten, Region
(fn)

Der Stolz auf die geleistete Arbeit war den Handwerkern und allen voran Christian Gnädinger ins Gesicht geschrieben, als man gestern in einem festlichen Akt das Prunkstück der sanierten Dächer der Kantonsschule Schaffhausen, den Turm, fertigstellen konnte. Zur Zufriedenheit aller waren trotz Lieferschwierigkeiten alle Teile rechtzeitig auf den Dächern der Kanti angekommen und konnten somit montiert werden.
In wochenlanger Arbeit hatten vier verschiedene Spenglerfirmen die Dächer der Kantonsschule wieder zum Glänzen gebracht. Nicht nur, aber vor allem bei der Turmrenovation war viel Handarbeit gefragt. «Dieses Dach forderte allen Beteiligten höchste Handwerkskunst ab», sagt Christian Gnädinger, unter dessen Leitung die Arbeiten erfolgreich vonstatten gingen. «Deshalb sind wir alle sehr stolz auf unser Werk und werden die Arbeiten auf dem Dach dieses wunderschönen Gebäudes wohl auch in 20 Jahren noch in guter Erinnerung haben», so Gnädinger weiter. Auch von der Zusammenarbeit der vier Spenglerfirmen zeigte er sich begeistert: «Jeder schätzte die Arbeit des andern.» Auch Rektor Urs Saxer ist von den Bauarbeiten auf den Dächern seiner Schule begeistert. «Für die Schüler ist es toll, in einem solch schönen Gebäude ein und aus zu gehen», so Saxer.



Christian Gnädinger (links) und Mark Lenhard mit der Wetterfahne.
Bild Selwyn Hoffmann