#Notizen zu Namen

8. Juni 2010 | Ein Oberstaatsanwalt und elf Staatsanwälte

Schaffhauser Nachrichten, Region
Walter Joos

Die Staatsanwaltschaft setzt sich in Zukunft aus drei verschiedenen Abteilungen zusammen. Diese unterstehen dem gestern vom Parlament mit 56 Stimmen vom Staatsanwalt zum ersten Staatsanwalt beförderten Peter Sticher. Die elf weiteren von der erweiterten Justizkommission vorgeschlagenen und vom Parlament ohne zusätzliche Nominationen gewählten Staatsanwälte gehörten bisher zum grössten Teil dem Untersuchungsrichteramt an. Sie bilden künftig die allgemeine Abteilung der Staatsanwaltschaft und haben die ihnen zugewiesenen Fälle bis zum rechtskräftigen Abschluss unter grösstmöglicher Eigenverantwortung im Grundsatz selbständig zu führen. Mit Ausnahme von Monika Jehli hatten sich alle übrigen sechs bisherigen Untersuchungsrichter bereits mindestens einmal im Parlament zur Wahl gestellt.

**Mannschaft ist vollständig**
Martina Fankhauser kam gestern als einzige Kandidatin auf 58 Stimmen. Für Monika Jehli, Thomas Rapold und Dominique Kübler wurden je 57, für Willy Zürcher und Gaudenz Kind je 56 Stimmen ausgezählt. Peter Neukomm musste sich mit 50 Stimmen begnügen. Kerstin Lehniger mit 57 Stimmen und Deborah Schneckenburger mit 56 Stimmen wurden als Staatsanwältinnen der Verkehrsabteilung, Peter Möller mit 55 Stimmen und Barbara Wüthrich Frey mit 53 Stimmen zu Staatsanwälten der Abteilung Jugendanwaltschaft gewählt. Damit ist die insgesamt 1100 Stellenprozent umfassende Mannschaft von Peter Sticher komplett.

**Reserve für den Übergang**
Nicht ganz zufrieden zeigte sich gestern Markus Müller (SVP, Löhningen) über die Tatsache, dass Richard Jezler als bisher vom Parlament gewählter Staatsanwalt-Stellvertreter zwecks Abbau vorhandener Pendenzen als ausserordentlicher Staatsanwalt für einige Jahre mit einem reduzierten Pensum weiterbeschäftigt wird.Nach Auskunft von Kommissionspräsident Willi Josel (SVP, Neuhausen) dient diese Regelung auch der Sicherstellung eines möglichst reibungslosen Übergangs auf das neue Arbeitsmodell innerhalb der neu formierten Staatsanwaltschaft. Das Obergericht geht davon aus, dass bei gleichbleibender Belastung aufgrund der rationelleren Abläufe ab 2013 ein halbes Pensum bei der Staatsanwaltschaft eingespart werden kann.

**Vierköpfige Leitung**
Noch offen ist die in der Kompetenz der Regierung liegende Wahl der leitenden Staatsanwälte, die in Zukunft je einer der drei Abteilungen vorstehen. Die von der durch Regierungspräsident Erhard Meister, Obergerichtspräsident David Werner, Kantonsgerichtspräsident Werner Oechslin, Staatsanwalt Peter Sticher und Rechtsanwalt Jürg Uhlmann erweiterten Justizkommission vorgeschlagenen Kandidaten – Willy Zürcher als Leiter der allgemeinen Abteilung, Kerstin Lehniger als Leiterin der Verkehrsabteilung und Peter Möller als Leiter der Jugendanwaltschaft – gelten dem Vernehmen nach jedoch als gesetzt. Peter Sticher als erster Staatsanwalt und die von der Exekutive ernannten drei leitenden Staatsanwälte bilden zusammen die Geschäftsleitung. Sie sind in Zukunft in erster Linie für die einheitliche fachliche Führung der gesamten Staatsanwaltschaft verantwortlich.


**Kantonsgericht**
Parlament bestätigt die Funktion von Ernst Sulzberger

Ernst Sulzberger wurde gestern vom Kantonsrat mit 55 Stimmen als Vizepräsident des Kantonsgerichtes bestätigt. Bisher beschränkte sich das Parlament auf die Wahl des Kantonsgerichtspräsidenten und der Kantonsrichter und überliess die Bestellung des Vizepräsidenten dem Kantonsgericht. Neu muss nun – analog den bereits bisher für das Obergericht geltenden Vorschriften – sowohl der Präsident als auch der Vizepräsident des Kantonsgerichtes durch den Kantonsrat gewählt werden. Der Grund dafür liegt in der Möglichkeit, der Vizepräsidentin respektive dem Vizepräsidenten die Führung einer Kammer zu übertragen. Auch das entspricht der beim Obergericht geübten Praxis. Dem Kantonsgericht gehören neben Präsident Werner Oechslin und Vizepräsident Ernst Sulzberger mit Annette Dolge, Manuela Hardmeier, Nicole Hebden und Markus Kübler vier weitere Juristen an. Als Ersatzrichter kommen Andrea Berger-Fehr, Christof Brassel, Hans Hakios, Michèle Hubmann Trächsel und Marcus Andreas Textor zum Einsatz. (W. J.)

#Notizen zu Namen

20. Mai 2010 | «Sie sollen ihre Wurzeln kennenlernen»

Schaffhauser Nachrichten, Stein / Diessenhofen
Edith Fritschi

Stein am Rhein Ist er es, oder ist es sein Zwilling? Gegen die Birchmeiers im Doppel hat man keine Chance – das räumt auch Hansueli Birchmeier ein. Der Berufsschullehrer am BBZ, der mit seiner Familie seit über 20 Jahren in Stein am Rhein heimisch ist, unterrichtet Allgemeinbildung und ist Berufsverantwortlicher für die Pharmaassistenten. Auch sein Zwillingsbruder Christian unterrichtet am BBZ, allerdings ist er zuständig für die Gastroberufe. Ein Glück, dass nur Hansueli im Komitee für junge Auslandschweizer ist. Sonst wäre das Gespräch verwirrlich geworden. «Ja, auch unsere Schüler können uns nicht oder kaum auseinanderhalten, allenfalls an der Kleidung», sagt Birchmeier.
Er gehört zum Steiner Stadtbild wie Christian, ist in diversen Vereinen aktiv, doch nun geht es weniger ums «No e Wili», den SAC oder andere Vereine, sondern um die Kinder aus der sogenannten «fünften Schweiz», die dank Birchmeiers Engagement Ferien in der Heimat verbringen können, die sie oft nur aus dem TV oder vom Hörensagen her kennen.

**Ehrenamtliche Arbeit**
«Wieder einmal werden diesen Sommer rund 320 Auslandschweizer Kinder aus der ganzen Welt hier Urlaub machen», freut sich Birchmeier. Er ist Präsident, Kassier und Protokollführer des Schaffhauser Komitees in Personalunion. Eigentlich ist er das Komitee. Und zum Job gekommen ist er wie die Jungfrau zum Kinde: «Ich habe den Posten von Raymond Caluori, dem früheren Direktor der Gewerbeschule (heute BBZ), übernommen», sagt er. Selbstverständlich arbeitet er ehrenamtlich. Es macht ihm Spass, die Mittel zu sammeln, damit junge Leute mit Schweizerpass aus dem Ausland für ein paar Wochen in die Schwei reisen können: «Sie sollen ihre Wurzeln kennenlernen.» Es seien überdies lauter Jugendliche, die finanziell nicht auf Rosen gebettet seien und sich einen Aufenthalt kaum leisten könnten, meint er. Das Komitee möchte vor allem Kindern aus sozial schwächeren Familien ihr Ursprungsland näherzubringen. Sie sol-len Essen, Mentalität, Traditionen, das Staatsgebilde und die Landschaft hier kennenlernen», sagt Birchmeier. Ein wenig Kummer bereitet ihm, dass die Spendefreudigkeit der Leute und Organisationen abgenommen hat und es in den letzten Jahren schwieriger war, Gelder aufzutreiben. Bis vor etwa 20 Jahren wurden die Jugendlichen noch in Gastfamilien untergebracht. Doch davon sei man abgekommen. «Es ist nicht mehr ganz zeitgemäss, die Leute fühlen sich wohler in Gruppen», sagt Birchmeier. Er selbst ist nicht in der Organisation aktiv, sondern sorgt dafür, dass die Spenden fliessen. Das Geld wird weitergeleitet nach Bern, wo die von der Zewo anerkannte Stiftung für junge Auslandschweizer ihr Sekretariat hat. Von dort aus werden die Lager organisiert. «Wir haben auch immer weniger Schenkungen und Legate als früher», bedauert der Schaffhauser Präsident. Der administrative Aufwand zum Beispiel in Schaffhausen ist null, da Birchmeier gratis arbeitet. Er hat auch die letzte Sitzung des Stiftungsrates organisiert, und die fand, wen wundert’s, in Stein am Rhein statt. Dort wurde er zum Vizepräsidenten der Stiftung (Dachorganisation) gewählt.

**Mehr Anmeldungen als Plätze**
Ausser einem Besuch in den jeweiligen Ferienkolonien hat Birchmeier aber nur wenig mit den Aufenthalten zu tun. «Mitmachen kann ich nicht, weil das Ganze während meiner Arbeitszeit stattfindet.» Doch er bekommt viele begeisterte Rückmeldungen in Form von Briefen oder Mails. «Wir haben Leute, die waren selbst als Kinder da, und die schicken nun die Enkel», freut er sich. «Das Bedürfnis ist jedenfalls vorhanden, und manche würden gar jedes Jahr wiederkommen.» Doch es gibt mehr Anmeldungen als freie Plätze. Es sieht so aus, als wolle Birchmeier den Job als Präsident des Schaffhauser Komitees weiterhin machen. Dies, obwohl der Vater von vier Kindern viele andere Hobbys hat. Seit einem halben Jahr etwa lernt er Alphorn spielen – zusammen mit seinem Sohn; er jobbt am Wochenende manchmal und sehr gern als Hüttenwart in der SAC Randenhütte im Naturschutzgebiet, und er hat sehr viel Freude am Umgang mit jungen Menschen. Wohl auch deshalb setzt er sich für die die Ferien von Auslandschweizer Kindern ein.


**Lange Tradition: Ferien für die Jugendlichen aus der «fünften Schweiz»**

Die Stiftung für junge Auslandschweizer hat eine fast 100-jährige Tradition. Gegründet wurde sie 1917 unter dem Titel Schweizerhilfe, und sie holte damals Auslandschweizer Kinder aus den Krisengebieten in die Schweiz. Bald darauf tat sie sich mit der ebenfalls neu gegründeten Pro Juventute zusammen. In der Krise der 30er-Jahre und im Umfeld des Zweiten Weltkriegs wurde die Stiftung immer wichtiger für Auslandschweizer Familien in Not. In den 50er-Jahren waren zwar Nothilfeleistungen nicht mehr so nötig wie während des Krieges, dafür sollen junge Auslandschweizer ihre Wurzeln kennenlernen können. Während die Schweizerhilfe die Mittel auftrieb, organisierte die Pro Juventute die Aufenthalte. In den 70er-Jahren nahm die Zahl der Teilnehmer stetig ab, zudem waren immer weniger Familien bereit, Ferienkinder aufzunehmen. Auch die Bedürfnisse änderten sich, weshalb man nun eher Ferienlager organisierte, als die Kinder in Familien zu platzieren. Im Oktober 1997 beschloss man, den Namen Schweizerhilfe gegen Stiftung für junge Auslandschweizer auszutauschen. Per 1. Oktober löste sich die Stiftung aus der Partnerschaft mit der Pro Juventute, die durch die Diskussion um die Kinder der Landstrasse in Misskredit geraten war. Man organisierte mit einer Mitarbeiterin eigene Sommerlager. Aber auch das Fundraising zählte zu den Stiftungsaufgaben. Auf die Dauer zeigte es sich, dass Organisation und Qualitätssicherung der Lager zu aufwendig waren; man machte sich auf die Suche nach neuen Partnern und fand diese unter dem Dach der Auslandschweizer Organisation.
Seit 1996 kauft die Stiftung für junge Auslandschweizer Infrastruktur und personelle Leistungen beim Auslandschweizer Sekretariat ein. Auch die Ferienorganisation läuft unter diesem Dach. So finden jährlich acht bis neun Sommerlager statt, wobei die Stiftung bedürftige Familien mit Zuschüssen an Reise und Lagerkosten ganz oder teilweise unterstützt. Die Mittel – vor allem Spenden – werden von 22 Kantonalkomitees aufgetrieben, die jährliche Sammlungen durchführen. So können jährlich rund 400 Kinder aus fünf Kontinenten an Ferienlagern teilnehmen. Die meisten kommen aus europäischen Ländern. Die Stiftung führt Sommer- und Winterlager durch. Für 2010 sind diese im Bündnerland, im Kanton Waadt, in den Flumserbergen und in Obwalden geplant. Dazu eine Reise kreuz und quer durch die Schweiz. Es muss jeweils ein Elternteil der Angemeldeten das Schweizer Bürgerrecht besitzen. Die Geschäftsstelle in Bern wird mit 170 Stellenprozenten geführt und ist in das Auslandschweizer Sekretariat integriert. (efr.)

Stiftung für junge Auslandschweizer Sektion Schaffhausen : PK 82-2145-1.


Blick in den letzten Jahresbericht: Hansueli Birchmeier, Präsident des Schaffhauser Komitees Stiftung für junge Auslandschweizer, sammelt Geld, damit auch künftig Ferienlager für junge Gäste aus aller Welt stattfinden können.

#Notizen zu Namen

14. Mai 2010 | Blicke in die Vergangenheit

Schaffhauser Nachrichten, Stadt Schaffhausen
Ilda Özalp

Die neu erschienene Ausgabe der «Schaffhauser Beiträge zur Geschichte» – herausgegeben vom Historischen Verein des Kantons Schaff- hausen – präsentierten am Dienstag Roland E. Hofer, Präsident der Redaktionskommission, und Christoph Waldvogel, Präsident der Gemeinnützigen Gesellschaft Schaffhausen (GGS), im Hotel Kronenhof. Der diesjährige Band beinhaltet als ersten und ausführlichsten Aufsatz die 200-jährige Geschichte der GGS. Für die Aufarbeitung ihrer Geschichte beauftragte die GGS vor vier Jahren den Wirtschaftshistoriker und -journalisten Adrian Knöpfli, der auf die Wünsche der Auftraggeber einging, indem er sich auf die Geschichte der GGS Schaffhausen konzentrierte und daneben eine Sprache wählte, die für jedermann verständlich ist. «Es ist eine gelungene Publikation in einem schlichten Rahmen geworden», sagt Christoph Waldvogel. Dies passe zu einer gemeinnützigen Organisation, fügt er an.
Weitere Beiträge des Bands handeln von der Wasserversorgung im mittelalterlichen und neuzeitlichen Schaffhausen, der Geschichte der Kirche Lohn sowie den Historienbildern in der Rathauslaube. Aber auch verschiedene Biografien, Leinenstickereien im ausgehenden 16. Jahrhundert, ein aufsehenerregender Gerichtsfall und die Vorgeschichte des Museums zu Allerheiligen sind Gegenstand der Studien. Die Zeitspanne der Untersuchungen umfasst in der aktuellen Ausgabe das 16. bis 21. Jahrhundert. «Die Studien zeigen, wie reich und faszinierend die Geschichte der Region ist», sagt Hofer.


**Gemeinnützige Gesellschaft Schaffhausen Seit 200 Jahren Freiwilligenarbeit**

Die Gemeinnützige Gesellschaft Schaffhausen (GGS) wurde 1810 gegründet und ist in drei verschiedenen Feldern aktiv: Sie leistet Freiwilligenarbeit im Kantonsspital und im Psychiatriezentrum Breitenau, unterhält eine Gruppenunterkunft in Churwalden und bietet Ferienlager für Schaffhauser Kinder an. Im Kantonsspital und im Psychiatriezentrum leisteten letztes Jahr 60 Freiwillige mehr als 3000 Einsatzstunden. Die Helfer gingen unter anderem mit den Patienten spazieren oder halfen ihnen bei der Einnahme von Mahlzeiten. 2009 führte die GGS sieben Ferienlager durch. Nun ist, in Zusammenarbeit mit dem Historischen Verein des Kantons Schaffhausen, eine Publikation zur 200-jährigen Geschichte der GGS erschienen. Am 28. Mai findet im Park Casino Schaffhausen eine Jubiläumsfeier statt. (dj.)

Christoph Waldvogel und Roland E. Hofer präsentieren die neu erschienene Auflage der «Schaffhauser Beiträge zur Geschichte».

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4. Mai 2010 | Gemeinsam wohnen in der Solitude

Schaffhauser Nachrichten, Stadt Schaffhausen
Robin Blanck

Altersgerechtes Wohnen ist – die Demografie befiehlt es – ein Bedürfnis: Das soll es nun an schönster Lage auch auf dem Emmersberg geben, denn die Künzle-Stiftung will in der ehemaligen Künzle-Villa vier Alterswohnungen einrichten und auf dem benachbarten Grundstück weitere elf Wohneinheiten in einem Neubau erstellen. Gestern wurde das Baugesuch eingereicht; wenn es zu keinen Verzögerungen kommt, könnten die Gebäude im Herbst 2011 bezogen werden.

**Anspruchsvolle Gestaltung**
Wie Kurt Baader, Präsident der Künzle-Stiftung, erläuterte, sei die Idee durchaus nicht neu: Als vor fünf Jahren klar war, dass das Künzle-Heim saniert werden müsste, wollte die Stiftung die Arbeiten angehen und zugleich Alterswohnungen erstellen. Damals kam die Stadt zu einem anderen Ergebnis: Die Stiftung sollte das Land im Baurecht zur Verfügung stellen, die Stadt würde dann bauen. So geschah es auch, der entsprechende Kredit wurde vom Volk gutgeheissen, im Herbst sollte Eröffnung gefeiert werden. Das Wohnungsprojekt wurde damals zurückgestellt, inzwischen ist aber weitergearbeitet worden: Aus einem Wettbewerb ging das Schaffhauser Architekturbüro Bergamini/Néma als Sieger hervor. «Besonders an diesem Projekt ist die Aufteilung auf eine Jugendstilvilla und einen Neubau», sagt Pierre Néma, «das verlangt nach einer besonders guten Gestaltung – auch was die Umgebung anbelangt.» Der Neubau im Minergiestandard wartet mit ähnlichen Detaillösungen auf wie der Bretterhof an der Schifflände, der ebenfalls von Bergamini/Néma stammt: grosse Fenster, Betongurte als Gliederungselemente. Der Bau weist nur drei Geschosse auf und passt sich so den umstehenden Einfamilienhäusern an.

**Schonender Umgang**
Die Umbauarbeiten im Herrenhaus werden in Abstimmung mit der Denkmalpflege realisiert und sollen den ursprünglichen Charakter der Jugendstilvilla wiederherstellen. Geplant ist eine Wohnung im Erdgeschoss, zwei im 1. Stock und schliesslich eine im Dachgeschoss. Das Raumangebot umfasst Wohneinheiten mit zwischen 70 und 90 Quadratmetern, die provisorischen Mietpreise beginnen bei 1100 für die kleinsten und enden bei 2400 Franken für die grössten Wohnungen. Beide Gebäude werden von einer gemeinsamen Pelletsanlage beheizt, die Warmwasseraufbereitung erfolgt über eine Solaranlage auf dem Dach. Nicht erhöht wurde – trotz des Baus von 15 zusätzlichen Wohnungen – die Anzahl Parkplätze auf dem Areal: Noch immer stehen nur fünf Felder zur Verfügung, allerdings werden diese vor den Neubau verschoben. Eine Aufstockung hat auch dem Wunsch der Anwohnerschaft entsprochen, zumal bereits jetzt Parkplatzknappheit auf der Strasse herrscht. Aber: «Diesbezüglich musste ein Kompromiss mit der Stadtbildkommission und weiteren Beteiligten gefunden werden», sagt Baader, «auch mir wären mehr Parklätze lieber gewesen.» Als «perfekte Ergänzung zum Künzle-Heim» begrüsste Urs Hunziker, Heimreferent der Stadt und zugleich Vizepräsident der Künzle-Stiftung, das Projekt. Die künftigen Mieter könnten sich vom geplanten Quartierdienstleistungszentrum unterstützen lassen. Weil Altersvorsorge als Stiftungszweck klar definiert wird, stellt sich die Frage, ab welchem Alter man denn Mieter werden kann: «Eine schwierige Frage», sagt Kurt Baader und verspricht: «Wir werden das grosszügig handhaben.»


**Stiftung**
*Das Vermögen des Kammgarn-Direktors*

Im Jahr 1905 hat Jakob Huldrich Künzle, Direktor der Kammgarnspinnereien Schaffhausen und Derendingen, die Villa Solitude erbauen lassen und den Umschwung mit Zukäufen ergänzt. Für seine Söhne Hans und Richard erstellte er separate Häuser auf dem Areal. 1955, nach dem Tod von Hans Künzle, gründete sein Bruder Pfarrer Richard Künzle die gleichnamige Stiftung. Als Stiftungszweck wird die Altersvorsorge festgelegt, aus dem Vermögen das Künzle-Heim gebaut. (rob)

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3. Mai 2010 | Soziale Verantwortung wahrnehmen

Schaffhauser Nachrichten, Region
Daniel Wunderli

«Arbeit, Lohn und Rente statt Profit und Gier», so lautete das diesjährige Motto der 1.-Mai-Feier. Angeführt vom Tambourenverein Schaffhausen, zogen rund 300 Personen via Bahnhofstrasse und Obertor zum Fronwagplatz. Dort angekommen, begrüsste der Schaffhauser Kantonsrat Florian Keller (AL) die Teilnehmer zur 1.-Mai-Kundgebung: «Ich freue mich, dass trotz des wirklich miesen Wetters der Platz praktisch voll ist.» Dies sei ein spezielles Jahr, so Keller weiter. «Die Bürgerlichen planen eine regelrechte Invasion auf die soziale Schweiz, und es gilt, diese Invasion aufzuhalten.» Zu diesem Zweck waren an der 1.-Mai-Feier zahlreiche Unterschriftensammler unterwegs. Sie suchten beispielsweise Unterstützer für ein Referendum gegen die Revision der Arbeitslosenversicherung oder für eine Initiative zur Abschaffung der Pauschalbesteuerung im Kanton Schaffhausen.

**An die Verantwortung erinnern**
Als erste Referentin trat die St. Galler Nationalrätin Hildegard Fässler (SP) vors Mikrofon. «Im Golf von Mexiko explodiert eine Ölbohrinsel und bedroht das Mississippi-Delta, ein Vulkan auf Island legt den Flugverkehr in Europa lahm.» Der 1. Mai sei der Tag, die Verantwortlichen an ihre Verantwortung zu erinnern. Statt den letzten Tropfen Erdöl aus dem Boden zu holen, solle vermehrt in erneuerbare Energien investiert werden. Statt infolge des Flugchaos nach Staatshilfen zu rufen, sei es notwendig, darüber nachzudenken, die regionale Versorgung zu stärken und unnötige Transporte zu vermeiden. Weiter sprach sich Fässler für ein Ende der «unsäglichen Hatz gegen Deutsche» aus. «Gerade wenn es darum geht, ein mögliches Tiefenlager für radioaktive Abfälle in der Region zu verhindern, können wir die Hilfe unserer nördlichen Nachbarn gut gebrauchen», so Fässler.

**Kürzere Arbeitszeit, gleicher Lohn**
Als regionaler Referent sprach der Schaffhauser Kantonsrat Matthias Frick (AL) über die Folgen von stetigem Wirtschafts- und Produktivitätswachstum. «Man muss kein Prophet sein, um zu sehen, dass wir nicht ewig weiterwachsen können», sagte Frick. Statt den stetigen Produktivitätswachstum und die daraus resultierenden Einsparungen beim Arbeitsaufwand durch Mehrproduktion auszugleichen, forderte er weniger Arbeitszeit bei gleichbleibendem Lohn. «Diejenigen, die uns die Arbeitszeitverkürzung vermiesen wollen und lauthals nach mehr Wachstum schreien, sind die Vertreter des Kapitals.» Auch Bundesrat Hans-Rudolf Merz gehöre zu diesen Vertretern. Merz versuche momentan alles, damit die Banken auf internationaler Ebene nicht zu einer Abgabe gezwungen werden könnten, um einen Teil der Kosten der von ihnen verursachten Krise zu decken. «Ein Politiker wie Merz», so Frick, «muss zurücktreten. Besser noch, wir treten ihn gemeinsam zurück.» Als letzter Redner und Vertreter der Migranten sprach Giovanni Giarrana, Mitglied des Regio-Vorstands Unia – ZH/SH. Der pensionierte Polymechaniker aus Sizilien hielt seine leidenschaftlich vorgetragene Rede in Italienisch. Danach wiederholte er seine Gedanken über Krieg, Hunger, Rassismus und die Möglichkeit einer besseren Welt auf Deutsch. Giarrana verabschiedete sich mit dem Lied «Bella Ciao». Einige Zuhörer stimmten spontan mit ein. Das anschliessende Fest eröffnete die Band Palkomuski – unterstützt von Florian Keller am Mikrofon – mit der Internationalen.

#Notizen zu Namen

30. April 2010 | Ehrungen und Preise an ETH-Angehörige

Jahresbericht der ETH Zürich 2009
ETH Zürich, Hochschulkommunikation

Prof. Dr. Jürg Fröhlich, D-PHYS, Poincaré Prize of the Daniel
Iagolnitzer Foundation für sein wissenschaftliches Lebenswerk,
International Association of Mathematical Physics.

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20. April 2010 | Will mitregieren

Schaffhauser Bock, Gastkolumne

Will mitregieren. Gestatten, Matthias Frick, Geschichts- und Politologiestudent. Ich möchte gerne mitregieren. «Geht’s dem noch?», werden Sie sich jetzt fragen und sich – wenn ich an dieser Stelle nicht die Möglichkeit hätte, Ihnen zuvorzukommen – die Antwort gleich selber geben. Ja, mir gehts gut. Auch geistig – falls diesbezüglich noch Zweifel bestehen sollten.
Wir wollen gleich mit einigen Fragen weiterfahren. Sind Sie der Meinung, dass Regierungsräte mindestens vierzig Jahre alt sein müssen und aus dem Establishment kommen sollten? Vom Chefsessel einer Firma direkt ins Regierungsgebäude, oder vom Schreiberstuhl direkt auf den Sessel eines Regierungsrates? Das garantiert Konstanz, da pflichte ich Ihnen bei. Aber ist Konstanz in diesem Zusammenhang das, wofür wir uns entscheiden sollten? Wollen wir stur auf dem bereits gewählten Weg weitergehen, oder soll eine Neuausrichtung in allen Belangen – jederzeit – möglich sein?
Konstanz durch die Wahl eines Vertreters des Establishments heisst auch, dass die Regierung niemals ein Maximum an Repräsentation bieten kann, besteht sie doch allein aus Angehörigen ein und derselben Generation. Ob frühe oder späte Babyboomer spielt da keine grosse
Rolle. Ein beträchtlicher Teil der Bevölkerung wird folglich durch sie nicht repräsentiert. Ebensowenig kann also dessen Unabhängigkeit und Unangepasstheit in die Regierungspolitik miteinfliessen.
Letzte Woche hat die Alternative Liste mich, 25, zu ihrem Kandidaten für die Regierungsratsersatzwahl gekürt. Dafür bin ich meiner Partei sehr dankbar, denn ich habe mich aus Überzeugung um diese Aufgabe beworben. Ich bin kein Spasskandidat. Ich meine das ernst.

Matthias Frick
AL-Kantonsrat und Regierungsratskandidat

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17. April 2010 | Kompromissloser Kampf um den Rhein

Schaffhauser Nachrichten
Martin Schweizer

Alles begann in einem kleinen Kreis verschworener Rebellen. Sie seien gegen «die Machtpolitik des mit den Regierungen verfilzten Elektrokapitals angetreten» und dabei als «Fanatiker und Sentimentale diskriminiert» worden, schrieb Jahre später Erwin Akeret, Nationalrat und Mitbegründer des Rheinaukomitees.
So ähnlich erinnern sich auch die wenigen direkt involvierten Zeitzeugen, die man heute noch befragen kann. Gerold Meier, Hans Minder, Walter Büsch. Sie verherrlichen nichts, sind aber überzeugt, dass ihr Kampf in den Fünfziger- und Sechzigerjahren nicht vergeblich war und der Rheinaubund noch immer seine Berechtigung hat. Starke und politisch unkorrekte Worte fielen damals, nicht von Linken oder Alternativen, wie man sich denken könnte, sondern von bürgerlichen, liberalen Politikern der ehemaligen BGB und der Freisinnigen. Auch dabei: Stadtpräsident Koni Graf, Forstmeister Arthur Uehlinger, Chefarzt Armin Billeter. Es waren keine Grünen oder Umweltaktivisten im heutigen Sinn, vielmehr leidenschaftliche und heimatverbundene Naturschützer. Als im Rheinfallbecken im Januar 1951 die erste Markierung angebracht und damit sichtbar wurde, was der Bau eines Kraftwerkes in Rheinau für den Rheinfall bedeuten könnte, griff auch Kurt Bächtold zu einem beherzten Aufruf zur Feder: Der Bau eines Kraftwerkes beim Benediktinerkloster Rheinau sei «die grösste Kulturschande, die bei uns seit langer Zeit begangen wurde», schrieb der später für die FDP in den Ständerat gewählte junge Redaktor am 22. Januar 1951 in den «Schaffhauser Nachrichten». Die Profile der Bauherrschaft zeigten, dass der Rheinfall zwei Meter Fallhöhe verlieren würde. Das Rhein-fallbecken mit seinen «herrlich bewegten Wasser- und Widerwasserströmen wird sich in einen ruhenden Teich verwandeln», befürchteten Bächtold und seine Mitstreiter. Und der Kampf begann – mit einer gross angelegten Unterschriftensammlung und einer Petition an den bis zuletzt unnachgiebigen Bundesrat. Mit machtvol- len und dennoch friedlich verlau- fenen Volkskundgebungen, an denen jeweils 10 000 und 15 000 Bürger teilnahmen. Zwei auf eidgenössischer Ebene von den Gegnern des Kraftwerkes lancierte Volksinitiativen folgten 1954 und 1956 und wurden im Kanton Schaffhausen angenommen, in der übrigen Schweiz aber deutlich abgelehnt. Schon damals operierten die Befürworter mit Stromengpässen. Auch der fast gleichzeitig geführte Kampf um das Kraftwerk Spöl im Nationalpark war vom «Hunger nach elektrischer Energie» geprägt. Der massive Widerstand gegen das Kraftwerk Rheinau galt trotz der Abstimmungsniederlagen als Signal und in der Schweiz als eigentliche Wende im Natur- und Umweltschutz. Schon wenige Jahre nach der Gründung des Rheinaubundes wurde in der Bundesverfassung ein griffiger Natur- und Heimatschutzartikel verankert. Denkwürdig bleibt der Einsatz gegen die Hochrheinschifffahrt und gegen das geplante Regulierwehr bei Hemishofen. Wie bei Rheinau, als es primär um die Schonung von «Naturschönheiten» ging, protestierten im März 1969 Tausende Demonstranten bei strömendem Regen gegen die NOK-Pläne und für die Erhaltung der «schönsten Stromlandschaft des Hochrheins». Der jetzt jubilierende Rheinaubund lebt bis heute von seiner heroischen und bewegten Geschichte. Die streitbare Bewegung mit ihren in die Jahre gekommenen oder verstorbenen Idealisten hat sich inzwischen allerdings zu einer sachlich orientierten Umweltorganisation geläutert. Konfrontation war gestern, auch aus Sicht der nachfolgenden Generation zwar durchaus notwendig, nur so kamen damals Debatten in Gang. Doch die heute aktiven Mitglieder befinden sich Jahrzehnte danach in einer ganz anderen Situation, bevorzugen konstruktive Gespräche, fachliche Begleitung in Arbeitsgruppen. Im Zentrum ihre Tätigkeit steht indes nach wie vor das Engagement für Gewässer, für Bäche, Flüsse, Moore. Für Renaturierungen oder Projekte wie VivaRiva; Lehrer können im Rahmen ihres Unterrichts für einen Erlebnistag in der Natur ein Team von Experten beim Rheinaubund buchen. Im Vordergrund steht die Faszination für den Lebensraum Wasser. Wasser: Das Thema ist unerschöpflich, der Rheinaubund wird es auch an seinen kommenden Jubiläumsveranstaltungen aufgreifen. Gestartet wird am 7. Mai – am Rheinfall, wo sonst.


**Rheinaubund Schaffhausen ist nach wie vor Sitz und Herz der Bewegung**

*Liberale Politiker sprachen damals von «Kulturschande» und engagierten sich für die Rheinlandschaft*

Stefan Kunz ist Dozent an den Abteilungen für Landschaftsarchitektur und Raumplanung an der Hochschule für Technik Rapperswil und seit Ende 2009 als Nachfolger von Ruedi Schneider Geschäftsführer des Rheinaubundes.

*Aus einer Volksbewegung gegen den Bau des Kraftwerkes Rheinau und für den Schutz des Rheinfalls entstand im März 1960 der Rheinaubund, angeführt damals von Persönlichkeiten wie Walter Büsch, Arthur Uehlinger, Kurt Bächtold, Koni Graf, Gerold Meier, Hans Blum, den «Grünen» der ersten Stunde.*
Stefan Kunz: Es war zunächst weniger eine Umwelt- als eine Heimatschutzbewegung, die Männer kämpften für ihr «Heiligtum» Rheinfall, wie Gerold Meier noch heute sagt. Und sie feierten ihren Kampf mit der späteren Einführung des Heimat- und Naturschutzgesetzes als Erfolg. Faszinierend bleibt, dass es bürgerlich-liberale Kreise waren, die sich damals so vehement für den Naturschutz starkgemacht haben.

*Der Rheinaubund ist längst gesamtschweizerisch tätig. Wo und wie setzt die Organisation ihre Schwerpunkte? Welche Projekte hat sie, kurz gesagt, in den vergangenen Jahren erfolgreich begleitet, welche sind zurzeit aktuell?*
Der Gewässerschutz zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte des Rheinaubundes. Der Einsatz für Gewässer spiegelt sich auch in unserem Leitbild wider. Punktuell spannen wir auch mit anderen Verbänden zusammen. Im Prinzip sind wir aber regional verankert, in der Nordostschweiz. Wir begleiten beispielsweise die Thur-auensanierung oder arbeiten mit dem Schaffhauser Kraftwerk zusammen, das sich sehr um Renaturierungen und naturnahe Uferverbauungen bemüht. Wichtig für uns ist zurzeit auch die Frage des Restwassers bei Rheinau, laut Gewässerschutzgesetz müsste das Kraftwerk bis 2012 seine Restwasserstrecken ökologisch aufwerten. Von der Umsetzung dieser Forderung sind wir in der ganzen Schweiz aber noch weit entfernt.

*Der Rheinaubund bezeichnet sich als «Anwalt» der Gewässer, er sei national mit 20 weiteren Organisationen zur Verbandsbeschwerde legitimiert. Sind im Moment Beschwerden hängig? Und wer beim Rheinaubund bestimmt, wann ein Rechtsmittel ergriffen wird?*
Beschlüsse fällt der Vorstand aufgrund eines Katalogs von Kriterien. Zurzeit ist keine Beschwerde hängig.

*Liegt aber eine in der Luft?*
Bei der Restwasserfrage in Rheinau könnte es theoretisch in ein bis zwei Jahren so weit kommen.

*Von den Rebellen der Fünfzigerjahre sind aber doch eher brave Enkel übrig geblieben.*
Tatsächlich gewichten wir die reine Facharbeit etwas höher als früher. Wir machen zwar nicht einfach Kompromisse, sind manchmal durchaus auch bissig. Aber wir wissen aus Erfahrung, dass sich die auf Sachkenntnis beruhende Kooperation lohnt. Deshalb sind wir in vielen Arbeitsgruppen tätig. Erfreulich gut laufen auch unsere Wassererlebnistage VivaRiva; in acht Kantonen konnten wir letztes Jahr mit 1200 Lehrern und Schülern 50 Veranstaltungen durchführen.

*Im 20 Mitglieder umfassenden Vorstand des Rheinaubundes finden wir nur gerade einen Schaffhauser: Hans Minder als Revisor.*
Ein Zufall in der jetzigen Übergangsphase. Das wird sich sicher wieder ändern, denn der Sitz und das Herz des Rheinaubundes befinden sich nach wie vor in Schaffhausen.

Interview Martin Schweizer

Ende Januar 1952 zogen 10 000 Demonstranten nach Rheinau. Im August versammelten sich erneut 15 000 Bürger.
Bilder zvg

#Notizen zu Namen

16. April 2010 | Sache … Sächeli

Schaffhauser Nachrichten, Region

Florian Keller sei «der Hoffnungsträger einer neuen Linken». Politische Kämpfe bestreite der «Lebemann ebenso lustvoll wie Jassrunden und Chinareisen», schreibt das Strassenmagazin «Surprise» in einem Porträt über den Schaffhauser Alternativen. Er, Keller, empfinde das Bedürfnis, «die Fahne der Aufklärung hochzuhalten». Es komme offenbar in Mode, «den Menschen per Demokratie eine Uniform überzustülpen, meint der junge Linke weiter. Beispiel: Rauchverbot. Das Recht darauf, nicht gestört zu werden, habe « in einer toleranten Gesellschaft niemand». Die Demokratie dürfe nur legiferieren, «wenn die Gesellschaft in Gefahr» sei.

#Notizen zu Namen

14. April 2010 | Matthias Frick AL-Kandidat

Schaffhauser Nachrichten, Region
Erwin Künzi

Der Entscheid, wer am 29. August für die Regierung kandidieren solle, stellte sich der AL Schaffhausen gar nicht mehr, als sie am Montagabend ihre Wahlversammlung durchführte. Bereits vorher hatte einer der beiden möglichen Kandidaten, Kantonsrat Jonas Schönberger (AL, Schaffhausen) erklärt, er lasse Kantonsrat Matthias Frick (AL, Trasadingen) den Vortritt. Frick wurde denn auch nominiert. Er verkörpere, so heisst es in einer Mitteilung der AL, «eine junge, fortschrittliche Politik. Seine Kernanliegen sind eine zukunftsgerichtete Bildungspolitik, mit einem Ausbau des Bildungsstandorts Schaffhausen, und eine nachhaltige Energiepolitik, mit dem Schwerpunkt bei den erneuerbaren Energien.» Im Weiteren ist Frick gegen den Bau eines Atommüll-Endlagers in der Region.

**SP entscheidet am 19. Mai**
Die AL habe ihre Nomination bewusst früh vorgenommen, heisst es in der Mitteilung weiter, da sie auf die Unterstützung der SP hoffe. Ob diese gewährt wird, entscheidet sich am 19. Mai: Dann berät die kantonale SP, ob sie an der Ersatzwahl teilnehmen will oder nicht und ob sie allenfalls die AL-Kandidatur unterstützt.

**Gegen Auswechslungstaktiken**
Mit ihrer Kandidatur verfolgt die AL aber noch ein weiteres Ziel, wie sie schreibt: «Weiter will die AL im Wahlkampf um den frei werdenden Sitz allen Wählerinnen und Wählern die Möglichkeit bieten, jemanden zu wählen, der auch ihre Anliegen vertritt. Es darf nicht sein, dass den bürgerlichen Auswechslungstaktiken tatenlos zugeschaut wird.»

**Tamagni, Müller, Landolt**
Die damit angesprochene SVP bestimmt am 10. Mai, mit wem sie ihren zurücktretenden Regierungsrat Erhard Meister ersetzen will. Bestimmt wird sich an diesem Datum der Neuhauser Gemeinderat Dino Tamagni um die SVP-Nomination bewerben; er ist bereits offiziell von seiner Ortspartei vorgeschlagen worden. Noch nicht offiziell ist die Kandidatur von Kantonsrat Markus Müller (SVP, Löhningen). Experten erwarten ihre Bekanntgabe in den nächsten Tagen. Ebenfalls ins SVP-interne Rennen einsteigen könnte der Schaffhauser Bauernsekretär Ernst Landolt aus Rüdlingen. Er habe noch nicht Nein zu einer Kandidatur gesagt, erklärte er am Montag gegenüber den SN. Er will sich bis Ende des Monats entscheiden.

#Notizen zu Namen

30. März 2010 | Ideologie in Bewegung – Portrait

Surprise 221 / 10
Christof Moser

«Versammlungspartei» nennt er die SP, und es ist das einzige Mal an diesem Abend, dass er seine Stimme mit leisem Spott unterlegt. «Da fällen die Gremien Entscheide, die dem Parteivolk verkauft werden, und dann wird abgestimmt, fertig. Ich stelle mir unter Politik etwas anders vor.»
Denkfaul? Machtversessen? Abgehoben? Nein, Florian Keller operiert nicht mit mediengerechten Schlagworten, wenn er die SP kritisiert. Sein Werkzeug im politischen Nahkampf ist das Florett. Er ist eloquent, jeder Satz sitzt. Er hat etwas Unaufgeregtes und wirkt ausgesprochen gelassen, obwohl sein Hirn ständig in Bewegung ist. «Ich bin ein Ideologe», sagt Keller über sich. «Das heisst aber nicht, dass ich verbissen bin.»
Keller will die Schweiz linker machen. Im Kleinen, in Schaffhausen, ist ihm das schon gelungen. Da hat Keller die Alternative Liste gegründet, für die er jetzt im Kantonsrat sitzt. Die Wirkung auf die SP liess nicht auf sich warten: «Die Sozialdemokraten haben in der Steuergesetzrevision dank uns davon abgesehen, den degressiven Steueransatz weiter zu unterstützen. Und auch das Hooligan-Gesetz lehnte die SP auf unser Drängen hin fast geschlossen ab.» Die linke Opposition ziehe die Schaffhauser SP-Fraktion nach links. Und genau das soll jetzt irn der ganzen Schweiz passieren.
Zusammen mit vorwiegend jungen Politaktivisten aus der Deutschschweiz und Westschweizer PdA-Politikern arbeitet Florian Keller, 26, am Aufbau einer neuen nationalen Partei: «La Gauche – Alternative Liste – La Sinistra» heisst sie, der Startschuss fiel im November 2009 in Schaffhausen. Eine linke Bewegung soll es werden, basisnah, angriffig, und eben: wirklich links. «Die SP ist eine Partei, die Angst hat vor ihrem eigenen Mut. Es darf in der Politik nicht darum gehen, ob Positionen in der Bevölkerung gut oder schlecht ankommen, es muss darum gehen, ob die Positionen richtig oder falsch sind», sagt Keller: «Alles andere endet im Opportunismus.»
Florian Keller sitzt in der Berner Markthalle vor einer Apfelschorle und erzählt, wie ihn die Abstimmung über die F/A-18-Kampfjets politisiert hat. Keller kommt aus einem sozialdemokratischen Elternhaus, sein Vater ist Rechtsanwalt, seine Mutter Lehrerin. Er habe sich immer wieder über den Lauf der Dinge aufgeregt und darüber den Weg in die Politik gefunden. Heute studiert er an der Universität Bern Jura, arbeitet für den Schweizerischen Gewerkschaftsbund – und liebt den politischen Diskurs. Wahrscheinlich ist es das, was ihn von so manchen alteingesessenen linken Politikern unterscheidet: seine ungebrochene Lust an der politischen Auseinandersetzung. «Ich weiche keiner Diskussion aus», sagt Keller. Und das merkt man: Seine Argumente sind geschliffen und kampferprobt. Egal bei welchem Thema.
«Links der SP besteht ein politisches Vakuum», sagt Keller. Themen wie das Ausländerstimmrecht blieben verwaist. Auch die politische Grosswetterlage erfordere ein entschiedenes Auftreten – und zwar jetzt. «Es kommt in Mode, den Menschen per Demokratie eine Uniform überzustülpen. Das Rauchverbot ist nur ein Beispiel dafür. Das Recht darauf, nicht gestört zu werden, hat in einer toleranten Gesellschaft aber niemand. Die Demokratie darf nur legiferieren, wenn die Gesellschaft in Gefahr ist», sagt Keller. Er denkt gern in grossen Linien. Das macht ihn als Diskussionspartner spannend, wie selbst politische Gegner anerkennen. Und es lässt ihn so pathetische und wahre Sätze formulieren wie: «Ich empfinde das Bedürfnis, die Fahne der Aufklärung hochzuhalten und jeden Tag daran zu erinnern, dass ihre Werte nie selbstverständlich waren und nie selbstverständlich sein werden.» Wer sagt so etwas heute noch?
Doch bei aller Ernsthaftigkeit: Keller ist ein Lebemann. Politik ist nur eine Leidenschaft. Von Sitzungen und Terminen lässt er sich nicht auffressen. Im Gegenteil: «Ich empfinde Sitzungen nicht als Belastung. Es sind Gelegenheiten, um sich auszutauschen und um Positionen zu ringen.» Trotz seines grossen politischen Engagements nimmt er sich Zeit für Freunde. Regelmässig trifft er sich mit einer Jassgruppe, und dann wird gezockt. Mit dem Geld, das dabei in die Jasskasse fliesst, unternimmt man hin und wieder gemeinsam eine Städtereise.
Unterwegs sein ist überhaupt eine grosse Leidenschaft von Keller. Letztes Jahr reiste er quer durch China. Die asiatischen Kulturen haben es ihm angetan. «Die konfuzianische Tradition fasziniert mich», sagt er. «Die Menschen gehen gleichberechtigt und sorgsam miteinander um. Sie verbiegen sich nicht für Touristen. Das bewundere ich.» Er bereiste auch schon Nordafrika, konnte aber mit den rigiden Regeln des Islam dort nichts anfangen. Und in Südamerika schreckte ihn der Katholizismus ab. Nächstes Jahr will er nach Kirgisien und von dort mit der Bahn nach Kasachstan reisen. «Das ist aber erst ein Traum.»
Vorerst arbeitet er weiter am Aufbau der neuen Partei. Der provisorische Vorstand hat ihn zum Koordinator für die Deutschschweiz gewählt. Noch nimmt die SP kaum Notiz von der linken Konkurrenz. Aber wenn es nach Keller geht, wird sich das bald ändern. «Wir werden die SP dazu zwingen müssen, sich zu entscheiden, ob sie den dritten Weg einschlagen will – wie Labour in Grossbritannien. Oder ob sie sich auf ihre linken Wurzeln besinnt.» Keller will wieder mehr Grundsätzlichkeit in der Politik, und weniger Marketing und Machtkalkül. Er empfände es schon als Erfolg für die neue Bewegung, wenn dies gelänge: «Wir müssen die SP nicht unbedingt überholen, wir müssen sie nur linker machen.»
Berührungsängste kennt Keller nicht. Er ist Mitglied einer Studentenverbindung – nicht unbedingt das, was man von einem Linken erwartet. Er hat kein Problem damit, bei einem Skirennen den Schweizern zuzujubeln. Seine Sensibilität für traditionell linke Anliegen kombiniert er mit Offenheit. Er ist ein Ideologe, ohne seine Überzeugungen mit quasireligiösem Eifer zu vertreten. Er hört gern zu, er denkt gern, er kämpft gern für das, was er richtig findet. Keller ist ein linker Hoffnungsträger. Und wohl schon bald ein ernstzunehmendes Ärgernis für denkfaule Sozialdemokraten.

#Notizen zu Namen

29. März 2010 | Krimispiel auf Dampfer mit Bordkapelle

Schaffhauser Nachrichten, Stein
Edith Fritschi

Stein am Rhein Im Zentrum der Generalversammlung des «No e Wili»-Vereins stand die Präsentation des Konzepts für das Theaterprojekt im Jahr 2011. «Wir haben uns für ein Stück entschieden, das Spannung und Unterhaltung bietet, das alle Generationen anspricht und in dem es zwei Haupt- und zahlreiche Nebenrollen gibt», sagte Ueli Böhni, der das Konzept zusammen mit einem OK ausgearbeitet hat.
Zugleich konnte er mit Stefano Mengarelli auch den Regisseur präsentieren, der aus der Vorlage von Christies Roman «Death on the Nile» (Mord an Bord) ein Gesamtkunstwerk machen möchte. Das Ganze soll auf einem stilvollen Dampfer aus den frühen 70er-Jahren angesiedelt sein, verriet Mengarelli, dem ein vielschichtiger Spielraum mit Innen- und Aussenhandlungen vorschwebt. Das Stück handelt von einem frisch verheirateten Paar, das Flitterwochen auf dem Nil macht, und von anderen Passagieren auf dem Dampfer, auf dem bald einmal Morde passieren.

**Strenge Dramaturgie auflockern**
Mengarelli erweitert die originale Passagierliste um eine Schweizer Reisegruppe, die in einigen chorischen und choreografischen Szenen eine musikalische, komödiantisch-poetische Funktion übernehmen soll. Damit will er Agatha Christies Kriminaldramaturgie auflockern und spektakuläre, unterhaltende Elemente einbauen. Dazu gehört auch eine Bordkapelle. Natürlich dürfe die Beiz bei diesem «Gesamtkunstwerk» nicht fehlen, betonte Böhni. Sie ist im 70er-Jahre-Stil eingerichtet und wird von Peter de Leeuw geführt. Dann kam Böhni auf die finanzielle Seite zu sprechen: Es müsse eine kostendeckende Produktion werden, sagte er. Das Budget sieht Ausgaben in Höhe von 173 500 Franken und Einnahmen von 178 000 Franken vor. Kein geringer Betrag, zumal das Ganze als Freiluftaufführung ohne Dach geplant ist. Ein Grossteil der Kosten soll über die Billette gedeckt werden (108 000 Franken); 30 000 über Sponsoring und 40 000 soll die Theaterbeiz in die Kasse bringen. «Es ist eine Herausforderung, aber wir sind überzeugt, diese zu meistern», sagte Böhni. Auch der Vereinsvorstand habe intensiv über die Kosten diskutiert, sagte Präsident André Ullmann. Man sei überzeugt, dass das Konzept solide sei und man alle Bedingungen, die man sich gesetzt habe, erfüllen könne. So kam man zum Schluss, der Theatergruppe ein zinsloses Darlehen von 100 000 Franken zu gewähren, was die GV mit ihrem Plazet zum Gesamtkonzept ohne Gegenstimme und mit drei Enthaltungen gewährte. Wie bereits beim «No e Wili» basiert auch «Mord an Bord» auf dem Prinzip der Freiwilligkeit. Bestimmte Leistungen wie Tribüne (mit Platz für 300 Leute), Technik, Regie und Musikleitung werden indes bezahlt.

**Freiwillige willkommen**
Das Casting für die Schauspieler wird im August stattfinden; benötigt werden 12 Laien-Akteure und rund 14 Spieler und Spielerinnen für die Reisegruppe. Zusätzlich werden im musikalischen Bereich bis zu 4 Personen im Einsatz stehen. Bis Ende September soll die Rollenvergabe dann abgeschlossen sein. Bei Musik und Akrobatik lässt man sich von professionellen Kräften unterstützen. Zusätzlich werden für die Tätigkeiten im Backoffice rund 50 Helfer gebraucht. Da setzt das OK auf die «No e Wilianer». Da man vor allem die Altstadtbewohner nicht wieder behelligen will, wurde als Spielort die Fridau ausgewählt. Ansprechen will man mit dem Stück ein vielschichtiges Publikum jeglichen Alters in Stein und Schaffhausen, Singen, Winterthur und Kreuzlingen.

#Notizen zu Namen

22. März 2010 | Zwischen Eleganz und Schweisstropfen

Schaffhauser Nachrichten, Stadt Schaffhausen
Alexa Scherrer

Ein Hut, der an den typischen Audifahrer der 70er-Jahre erinnert, ein Gilet, das auch unter dem Smoking getragen werden könnte, und ein blaugestreiftes Hemd unter grauem Pullover: Nein, kein Szenario aus der Abschlussfeier des Juristenlehrgangs, sondern Ausdruck des wiederbelebten Lebensgefühls des Rock ’n’ Roll.
Die Schaffhauser Band «The Brevers» feierte am Samstag im Chäller im Rahmen von «Lokalhelden» die Taufe ihres zweiten Silberlings «Undercover» – eine CD mit zwölf Liedern, denen man laut Bassist Tobias Wüst die Reife der letzten zwei Jahre anhört und welche die positive Lebenseinstellung der vier Musiker vermitteln sollen. Nimmt man den Stimmungspegel des Konzerts als Messlatte, hat Letzteres auf jeden Fall funktioniert. Das zahlreich erschienene Publikum liess sich von den vier Vollblutmusikern anstecken und feierte vom Anfang bis zum Schluss ordentlich mit.

**Aus Spass wird Ernst**
«The Brevers» haben vor fünf Jahren ihr erstes Konzert gegeben und gehören mittlerweile zum festen Bestandteil der Schaffhauser Musikszene. In letzter Zeit kamen die Konzerte aufgrund der Fertigstellung ihrer Platte etwas zu kurz, das werde sich aber jetzt ändern, versprach Tobias Wüst. Musik soll Emotionen transportieren und das funktioniere an einem Livekonzert am besten. Um die sprachlichen Transportwege kümmert sich Sänger und Gitarrist Simon Thoma. «Texten ist eine Fleissarbeit. Fertig ist ein Text erst, wenn er sich während längerer Zeit zusammen mit der Band entwickelt hat.» Die Ideen zur musikalischen Umsetzung kämen oft während der Jam-Sessions im Proberaum – aus Blödsinn entstehe dann plötzlich eine gute Idee, so Wüst. Am samstäglichen Heimspiel haben Felix Meisterhans am Saxofon, Bobby Bührer am Schlagzeug sowie Sänger und Bassist gezeigt, dass man Musik noch lange nicht beruflich ausüben muss, um dazu berufen zu sein. Takt und Rhythmus vereinigten sich mit dem ganzen Körper und die vier schienen teilweise beinahe mit ihren Instrumenten zu verschmelzen. Nach knapp einer Stunde wich der Wollpullover – ganz in Rockstar-Manier – dem Muskelshirt, und die Schweissperlen auf der Stirn zeugten von einem gelungenen Auftritt. Auch wenn Simon Thoma manchmal den Namen des neuen Albums mit dem nächsten Songtitel verwechselte oder sich der eine oder andere schiefe Ton ins Lied schlich, «The Brevers» haben es definitiv verdient, als Lokalhelden bezeichnet zu werden.

#Notizen zu Namen

27. Februar 2010 | Noch kein Vorentscheid über Standort für Endlager gefallen

Schaffhauser Nachrichten, Front, Region
Michael Brunner, Erwin Künzi, Mark Gasser

Bei der langen Suche nach einem Standort für ein Endlager für radioaktive Abfälle ging gestern eine weitere Etappe zu Ende. Die Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle (Nagra) hatte Ende 2008 sechs Regionen bezeichnet, die für ein Endlager für schwach- bis mittelradioaktive und/oder hoch radioaktive Abfälle aus geologischer und sicherheitstechnischer Sicht in Frage kommen. Nun urteilten Experten, ob die Einschätzungen der Nagra richtig sind. Konkret erstellte das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat (ENSI) ein Gutachten und zog dazu unter anderem die Kommission für nukleare Entsorgung und das Bundesamt für Landestopografie (Swisstopo) bei. Diese Benotung ist wichtig, weil die Nagra in der Kritik stand, nicht immer sauber vorzugehen. Entsprechend erleichtert dürfte sie sein, dass das Zeugnis gut ausfiel. Das ENSI bescheinigt der Nagra «eine fachlich fundierte, umfassende und nachvollziehbare Analyse der geologischen Grundlagen».
Für die betroffenen Regionen bedeutet das, dass sie im Rennen um ein Endlager bleiben. Konkret kommen damit für ein Endlager für hoch radioaktive Abfälle weiterhin das Weinland, das Gebiet Nördlich der Lägeren (ZH/AG) und der Bözberg (AG) in Frage. Möglichkeiten für ein Lager für schwach- und mittelradioaktive Abfälle sehen die Experten ebenfalls in diesen drei Gebieten, plus in den Regionen Südranden (SH), Jurasüdfuss (SO/AG) und Wellenberg (NW/OW).

**Wellenberg doch vom Tisch?**
Trotz diesem Nicht-Entscheid sind die Ergebnisse der Experten interessant. Vor allem den Wellenberg schätzen sie kritischer ein als die Nagra. Noch vor einigen Jahren hatte die Nagra hier ein Lager konkret geplant — und wurde durch eine Volksabstimmung gestoppt. Die nun andere Einschätzung habe aber nichts mit dem Volksentscheid zu tun, versichern die Experten. Vielmehr habe die Nagra früher ein Endlager in einem Berg gesucht, um die Abfälle waagrecht zuführen zu können. Heute wolle sie die Abfälle im Boden versenken. Damit deutet vieles daraufhin, dass der Wellenberg, zur Freude der Anwohner, bald aus dem Rennen fallen wird. Auch den Jurasüdfuss beurteilen die Experten eher kritisch. Allgemein waren sie in der Bewertung der Standorte leicht kritischer als die Nagra. Einzig die Erosion im Südranden schätzen sie günstiger ein. Das Gutachten des ENSI wird nun der Kommission für nukleare Sicherheit zur Stellungnahme vorgelegt. Danach folgt eine Art Vernehmlassung, in die auch die Nachbarstaaten einbezogen werden. Voraussichtlich 2011 entscheidet der Bundesrat, welche Optionen weiterverfolgt werden.


**Kommentar**
von Erwin Künzi

**Widerstand gegen Endlagerpläne ist weiterhin nötig**
Was gestern Nachmittag in Bern bekannt gegeben wurde, konnte nicht wirklich überraschen: Das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat (ENSI) hat alle sechs Standorte abgesegnet, die die Nagra für den Bau von Atommüll-Endlagern vorgeschlagen hat. Jetzt wird die Kommission für nukleare Sicherheit (KNS) das Gutachten der ENSI prüfen und dazu in zwei Monaten Stellung beziehen. Man muss kein Prophet sein, um vorauszusagen, dass die KNS zum gleichen Resultat wie die Vorinstanzen kommen wird. Anschliessend erstellt das Bundesamt für Energie einen Bericht, der zur Vernehmlassung unter anderem auch an die Kantone geht.
Dann schlägt die Stunde der Schaffhauser Regierung: Sie muss mit ihren, vom Bund unabhängigen, Experten prüfen, ob die Resultate der Nagra nachvollziehbar sind und was es mit den Vorbehalten in Sachen Bautechnik auf sich hat, die die Kommission für nukleare Entsorgung geäussert hat. Sie muss bereits dann und nicht erst in der zweiten Etappe der Standort-suche die sozioökonomischen und raumplanerischen Vorbehalte einbringen, die gegen die Standorte Zürcher Weinland und Südranden sprechen. Ganz allgemein ist sie dazu aufgefordert, gemäss der am 19. Mai 2008 vom Kantonsrat überwiesenen Motion Widerstand zu leisten gegen Atommüll-Endlager auf Kantonsgebiet sowie auf dem Gebiet im Abstand von 30 Kilometern zur Kantonsgrenze. Denn Widerstand ist nötig, das hat der kürzliche Versuchsballon des ehemaligen Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg, Günther Oettinger, gezeigt: Der wollte offenbar Benken gleich mitnutzen, nicht zuletzt deshalb, weil der Widerstand in der Schweiz gering sei.


**Südranden rückt weiter in den Fokus**
von Mark Gasser

*Zustimmung auf der ganzen Linie – jedenfalls fast. In den Beurteilungen vorgeschlagener Standorte für ein Endlager durch Fachgremien fallen kleinere Unterschiede zur Nagra-Bewertung auf. Der Südranden als Standort wird als einziger positiver bewertet.*

Vorweg: Die Bewertung der Standortgebiete sowohl für hoch radioaktive (HAA) wie auch für schwach- und mittelaktive atomare Abfälle (SMA) brachte keine Überraschungen zutage. Wie bereits in dieser Ausgabe berichtet (Frontseite), stellte das Nuklearsicherheitsinspektorat (ENSI) der Nagra bei ihrer Standortauswahl aus dem Jahr 2008 ein gutes Zeugnis aus. «Die Zuteilung ist aus unserer Sicht vernünftig», formulierte Hans Wanner, Leiter Entsorgung des ENSI, an der gestrigen Medienkonferenz im Bundeshaus. Alle von der Nagra Ende 2008 vorgeschlagenen möglichen Standortregionen werden vom ENSI, aber auch von swisstopo (Bundesamt für Landestopografie) und von der Kommission nukleare Entsorgung (KNE) als «geeignet» zur weiteren Prüfung empfohlen.
Mit einem Wort: Die Nagra hat sich im Ton nicht vergriffen. Denn der Ton ist (wortwörtlich) weiterhin Trumpf: das ENSI betrachtet die verschiedenen bereits von der Nagra vorgeschlagenen Tonschichten, welche sowohl für die Lagerung von HAA als auch SMA weiterhin verfolgt werden sollen, als legitime Wirtsgesteine. Das ENSI bewertet allerdings die möglichen Einflüsse des Nuklearabfalls auf die Gesteinsschichten teilweise vorsichtiger als die Nagra. So wird im Vergleich zu anderen Wirtsgesteinen wie Kristallin das Verhalten der Tongesteine in Bezug auf Temperatur, Gasdrücke durch Metallkorrosion sowie die Bildung einer Auflockerung im Bereich der Lager (lagerbedingte Einflüsse) nur als «bedingt günstig» beurteilt. Konkret: Andere Wirtsgesteine eigneten sich in dieser Hinsicht besser. «Die Nachteile können durch technische Massnahmen beherrscht werden», so das ENSI. Ein Vorentscheid könnte in Bezug auf die Region Wellenberg mit dem Gutachten gefallen sein: Das ENSI und vor allem die KNE stellen der Region Wellenberg im Gegensatz zur Nagra in Bezug auf die Explorierbarkeit, Prognostizierbarkeit, felsmechanische Eigenschaften und die untertägige Erschliessung (Bautechnik) nur eine «bedingt günstige» Bewertung aus. Ähnlich sieht es auch beim Jurasüdfuss aus. Hans Wanners Prognose: «Der Jurasüdfuss und der Wellenberg haben geringere Chancen als andere Gebiete, in die engere Auswahl zu kommen.» Dafür erhielt der Südranden als Standortregion für ein Endlager schwach- und mittelradioaktiver Abfälle bei der gesamten Kriteriengruppe «Eigenschaften des Wirtsgesteins beziehungsweise des einschlusswirksamen Gebirgsbereichs» bessere Noten als von der Nagra: Der Aspekt «Erosion» wurde sogar besser bewertet als von der Nagra. Weil ausserdem die Mächtigkeit des Wirtsgesteins im Westen abnehme, seien die Lagerkammern bevorzugt im mittleren und östlichen Teil (also Richtung Neuhausen) zu platzieren.

**Bautechnische Vorbehalte**
Was die Bautechnik anbelangt, wird die Nagra über die Bücher gehen müssen: ENSI und KNE weisen auf «offene Fragen vor allem bei der Bautechnik hin, die in den nächsten Etappen beantwortet werden müssen». Insbesondere hat das ENSI Vorbehalte bei den bisher vorgesehenen Stützmitteln für die unterirdischen Lagerstätten angemeldet – diese seien bislang nur bis zu einer Tiefe von 650 Metern erbracht. «Die von der Nagra bezeichnete maximale Tiefenlage von 900 Metern unter Terrain in Tongesteinen für HAA-Lager beurteilt das ENSI in Bezug auf die bautechnischen Anforderungen als optimistisch.» Tiefergehende Anlagen müssten voraussichtlich mit zusätzlichen Stützmitteln versehen sein, deren Langzeitverhalten (Sicherheit) noch vertieft zu untersuchen sei.


**Reaktionen**

**«Nur eine einseitige Betrachtung»**
Wenig überrascht zeigte sich Gabriela Buff, Präsidentin von «Klar! Schaffhausen»: «Die ENSI hat die Studie der Nagra einer einseiti-gen Betrachtung un-terzogen: Im Zentrum standen nur die bautechnischen Machbarkeiten.» Nicht berücksichtigt worden seien die sozioökonomischen Faktoren. Ebenso ausgeklammert wurden gemäss Buff weitere Fragen, etwa die Rückholbarkeit der Abfälle. Die geologischen Kriterien würden von den Standorten Benken und Südranden sehr gut erfüllt: «Aber das kann nicht der einzige Aspekt sein.» In der nächsten Zeit wird der Verein versuchen, die Bevölkerung zu sensibilisieren: «Die Leute müssen merken: Das geht uns alle an.» (rob)

«Wir sind sehr enttäuscht»
«Wir sind sehr enttäuscht», sagt Jean-Jacques Fasnacht, Co-Präsident von «klar! Schweiz». «Das ENSI nimmt den Willen der Bevölkerung nicht ernst.» Alle Bedenken bezüglich Sicherheit würden nicht in Erwägung gezogen. «Wir werden weiterhin gegen ein Endlager in der Region kämpfen.» Neben dem politischen Widerstand werde die Opposition auch noch resoluter auftreten. «Alle Regionen agieren vernetzt, es darf kein Schwarzer-Peter-Spiel stattfinden.» Denn ein Endlager in einem bevölkerten Gebiet zu bauen, sei eine Todsünde. «Denn wir tragen die Verantwortung für die Generationen, die nach uns kommen. Unsere Kinder haben ein Recht auf eine intakte Umwelt.» (jhu)

«Akzeptanz hängt vom Einbezug ab»
«Ich habe nicht damit gerechnet», sagt der Waldshuter Landrat Tilman Bollacher, «dass in diesem frühen Stadium bereits ein Standortgebiet ausscheidet.» Die Akzeptanz für das weitere Auswahlverfahren und für einen möglichen Endlagerstandort in Grenznähe hänge für die Landkreise und die deutschen Gemeinden entscheidend davon ab, ob betroffene deutsche Gemeinden in das Verfahren mit einbezogen werden. «Oberstes Ziel bei der weiteren Endlagersuche muss vor allen anderen Aspekten der Schutz der Menschen und der Umwelt sein, denn ein Endlager mit seinen möglichen Folgen wird unsere nachfolgenden Generationen bis in unvorstellbare Zeiträume beschäftigen.» (jhu)

«Die Situation hat sich verschlechtert»
Auch Neuhausen am Rheinfall wäre von einem Lager auf dem Südranden betroffen, Gemeindepräsident Stephan Rawyler war über die gestrige Beurteilung durch das ENSI gar nicht erfreut: «Die Situation für Schaffhausen hat sich klar verschlechtert: Wir sind jetzt mit zwei weiteren Standorten in der Kategorie, die als ‹sehr geeignet› bezeichnet wird, während andere nur noch als ‹geeignet› aufgeführt werden.» Deshalb befürchtet Rawyler eine verstärkte Fokussierung auf den Südranden und Benken. «Ich hoffe, dass sich die Bevölkerung der Problematik bewusst wird und auch die Regierung sich laut und deutlich vernehmen lässt. Die Region darf nicht zum atomaren Abfallkübel werden!» (rob)

«Wir wehren uns nach wie vor»
Das Resultat der ENSI-Abklärungen hat Regierungsrätin Ursula Hafner-Wipf, die das Dossier Endlager betreut, nicht überrascht. «Es wurde bestätigt, was auch unsere kantonalen Fachleute erwartet haben.» In der zweiten Hälfte 2010 wird der Kanton zum Bericht des Bundes Stellung beziehen können, wobei die Haltung der Regierung klar ist: «Wir wehren uns nach wie vor gegen diese Standorte, denn wir sind ja von Gesetzes wegen dazu verpflichtet.» Im April werden die Resultate der sozioökonomischen Studie vorliegen, die die Regierung in Auftrag gegeben hat. «Der Kantonsrat erhält dazu noch vor den Sommerferien eine Vorlage», so Hafner-Wipf. (ek)


**Aufwertung Region Südranden wird als einziges Standortgebiet leicht besser benotet von der ENSI**

Überraschenderweise hat der Südranden als Endlagerstandort für schwach- und mittelaktive Abfälle (SMA) eine vermeintliche «Aufwertung» durch das ENSI erfahren – wenn auch nur in einem Beurteilungskriterium. Hinsichtlich der «Erosion» betrachtet das ENSI nämlich die verfestigten Schotterresten auf Höhe des Südrandens und des Klettgaus ebenso wie die über 1 Million Jahre alte und durch Gletscher kaum veränderte Talform des Klettgau als «Zeichen für eine sehr geringe Erosion». Besser als in der sogenannten Vorfaltenzone (Nördlich Lägeren, Bözberg) oder im Jurasüdfuss bewertet die ENSI die bautechnische Eignung beim Südranden: Durch eine günstige Schichtung erreiche der Opalinuston hier bessere Festigkeit und Verformungseigenschaften. Dadurch sollen auch die untertägige Erschliessung und die Wasserhaltung relativ einfach sein.
Das lang gestreckte Standortgebiet Südranden sei tektonisch wenig beansprucht, werde aber im Osten (wie das Weinland) von einer «regionalen Störungszone» begrenzt, ansonsten lägen keine Anzeichen einer erhöhten tektonischen Zergliederung vor. Da im 24 km2 grossen Standortgebiet Südranden mehr als der benötigte Platzbedarf des Wirtgesteins Opalinuston zur Verfügung stehe, sei eine optimale Anordnung der Lagerkavernen möglich, um einzelnen (störenden) geologisch-tektonischen Strukturen im Untergrund «auszuweichen». Die Langzeitstabilität über 100 000 Jahre wird von der ENSI als günstig beurteilt. Dieser Zeitraum gilt als Richtwert für die SMA. (M. G.)


**Zürcher Weinland Gute Tiefenlage und geringe Verformung des Wirtsgesteins überzeugen das ENSI**

Der Kreis der Kandidaten für einen Endlagerstandort wurde gestern zwar offiziell nicht kleiner, doch das Zürcher Weinland gehört weiterhin zu den Kandidaten sowohl für SMA als auch für HAA.
Im Zürcher Weinland liegen mit dem Opalinuston und der Tongesteinsabfolge Brauner Dogger gleich zwei mögliche Wirtsgesteine vor, was eine flexible und optimierte Standortwahl ermöglicht. Beide Wirtsgesteine werden vom ENSI als sehr günstig bewertet, «weil beide selbstabdichtend und praktisch wasserundurchlässig sind». Zugegebenermassen sei aber der Braune Dogger noch weniger gut untersucht worden. Dennoch: Die Experten gehen von einer hohen Zuverlässigkeit der geologischen Aussagen aus, zumindest was die auf 100 000 Jahre ausgerichtete Langzeitstabilität für ein SMA angeht. Unter dem Strich schneidet das Weinland aber als SMA-Standort leicht weniger gut ab als der Südranden – die Aspekte Charakterisierbarkeit der Gesteine und die untertägige Erschliessung sind im Zürcher Weinland offenbar weniger vorteilhaft, doch immer noch «günstig». Platz für den Bau eines Lagers für HAA oder SMA oder sogar für ein Kombilager, so die Experten, sei im Gebiet (49 km2) genug vorhanden. Sowohl die Tiefenlage als auch die geringe Verformung des Wirtsgesteins und die geringe horizontale Zergliederung sprächen dafür. Beim Kriterium «Nutzungskonflikte» bewertet das ENSI den Indikator «Mineralquellen und Thermen» indes nur als bedingt günstig bis günstig. (M. G.)


**So geht es weiter Die nächsten Schritte**

Anhörungen
Nach der bevorstehenden Stellungnahme der Kommission für nukleare Sicherheit (KNS) wird ein Ergebnisbericht des Bundesamts für Energie (BFE) in eine dreimonatige Anhörung bei Kantonen, Nachbarstaaten, Parteien und Organisationen geschickt.

Eingrenzung
Der Bundesrat trifft voraussichtlich Mitte 2011 eine Auswahl weniger Standortgebiete (mindestens zwei Standorte pro Abfallkategorie). Etappe 2 des Sachplans Geologische Tiefenlager (2011–2014/15) beinhaltet eine tiefergehende sicherheitstechnische Überprüfung ebenso wie die «regionale Partizipation» und sozioökonomisch-ökologische Wirkungsstudien zu den Standorten.

#Notizen zu Namen

25. Februar 2010 | Engagiert seit 200 Jahren

Schaffhauser Nachrichten, Region
Daniel Wunderli

Im Jahr 1810 entstand – neben vielen weiteren sozialen Organisationen – die Gemeinnützige Gesellschaft Schaffhausen (GGS). Im 19. Jahrhundert griff die Gesellschaft zahlreiche soziale Aufgaben auf, so gründete sie eine Sparkasse, bot Fortbildungen für Fabrikarbeiterinnen an und ermöglichte es armen Kindern, für eine Woche Ferien auf dem Land zu machen.
Viele ehemalige Aufgaben seien mit der Zeit überflüssig geworden, da sie – teils vom Staat, teils von anderen Organisationen – übernommen wurden, erklärt Christoph Waldvogel, der Präsident der GGS. «Ferienangebote für Schaffhauser Kinder anzubieten, ist auch heute noch eine Kernaufgabe der GGS», so Waldvogel. Vor dreissig Jahren sei dann der Freiwilligendienst in den Schaffhauser Spitälern hinzugekommen. «Rund 60 Freiwillige leisten unzählige Stunden Fronarbeit.» Es seien vor allem Arbeiten, für die das Personal keine Zeit finde, wie beispielsweise mit Patienten spazieren zu gehen oder ihnen bei der Einnahme der Mahlzeiten behilflich zu sein. Das Ferienangebot besteht bereits seit 1880. Damals war das Ziel, arme und kränkliche Kinder gesund zu ernähren und ihnen Erholung auf dem Land zu bieten. Heute steht dieser Aspekt nicht mehr im Vordergrund, sondern eher das Vermitteln von Gemeinschaftserlebnissen. «Die Nachfrage nach den Ferienlagern ist immer noch sehr gross», bestätigt die Präsidentin der Schaffhauser Ferienlager, Margrit Ambühl. Auch dieses Jahr seien wieder viele Anmeldungen eingegangen. «Es fällt mir jedoch in letzter Zeit auf, dass es wieder mehr Anfragen nach Vergünstigungen gibt», so Ambühl. Der Unkostenbeitrag von 250 bis 330 Franken sei auch heute für viele Eltern nur schwer aufzubringen. Die vielfältigen Aktivitäten kann die GGS nicht allein durch Mitgliederbeiträge finanzieren. Obwohl die Gesellschaft vom Kanton sowie von der Stadt und verschiedenen Gemeinden unterstützt wird, stammt das meiste Geld aus den Einnahmen des Pradotel in Churwalden, welches im Besitz der GGS ist. Das Pradotel sei in den letzten Jahren ausgebaut worden und werde sowohl von Gruppen wie auch Einzelpersonen sehr geschätzt. Das Jubiläumsjahr will Präsident Waldvogel auch dazu nutzen, für die GGS zu werben. «Die vielen Jubiläumsaktivitäten bieten eine gute Möglichkeit, auf die Tätigkeitsfelder der GGS aufmerksam zu machen und eventuell neue Mitglieder zu gewinnen», so Waldvogel.


**Jubiläumsjahr Neben dem Festakt können Schulklassen den Zirkus Balloni hautnah erleben**

Am 28. Mai findet im Park Casino Schaffhausen der Jubiläumsfestakt statt. Regierungsrat Erhard Meister wird das Grusswort sprechen. Die Festrede hält die Präsidentin der GGS Schweiz, Annemarie Huber-Hotz.
Vom 7. bis 10. September lädt die GGS den Zirkus Balloni nach Schaffhausen ein. Auf der Breite können angemeldete Klassen gratis die Zirkusvorstellung verfolgen. Am Nachmittag besteht dann die Möglichkeit, den Zirkusalltag an verschiedenen Posten näher kennenzulernen. Über den Mittag werden die Teilnehmer gratis verpflegt. Pro Tag können jeweils vier bis fünf Schulklassen aus dem Kanton Schaffhausen teilnehmen. Am Mittwoch gibt es zwei öffentliche Zirkusvorstellungen. Interessierte Lehrpersonen können sich per sofort anmelden. Genaue Informationen finden sich unter (www.ggs-schaffhausen.ch). Im April erscheint die Jubiläumsschrift «200 Jahre GGS», mit Informationen über die Geschichte der Gesellschaft. Neben den speziellen Jubiläums-aktivitäten finden auch dieses Jahr sieben Ferienlager statt. (dw)

#Notizen zu Namen

24. Februar 2010 | Zwei Kandidaten für die Regierung

Schaffhauser Nachrichten, Region
(ek)

Bei der Alternativen Liste Schaffhausen (AL) liegt eine zweite Kandidatur für die Ersatzwahl in die Regierung vor. Nachdem die AL der Stadt Schaffhausen Kantonsrat Jonas Schönberger portiert hat (siehe SN vom 20. Februar), schickt neu die AL Klettgau Kantonsrat Matthias Frick aus Trasadingen ins parteiinterne Rennen. Frick studiert Geschichte und Politologie an der Universität Zürich, arbeitet im Staatsarchiv Zürich und ist VPOD- Mitglied. «Nach Ansicht der Klettgauer Alternativen ist Matthias Frick der ideale Kandidat im Rennen um den offenen Regierungssitz. Er verfolgt eine mutige und sachliche Politik und verfügt über ein ausserordentlich hohes Mass an Fach- und Sozialkompetenz» heisst es in einer Mitteilung der AL Klettgau. Die AL nominiert ihren Kandidaten für die Wahl vom 29. August am 12. April.

#Notizen zu Namen

16. Februar 2010 | BBZ-Lehrer Armin Bösiger geht in Pension

Schaffhauser Nachrichten, Stadt Schaffhausen
Ernst Schläpfer, Rektor BBZ Schaffhausen

Wenn nun das neue Semester beginnt, wird ein markantes, das BBZ lange Zeit mitprägendes Gesicht, noch weniger am Lehrertisch auftauchen. Armin Bösiger geht nämlich leicht vorzeitig in Rente. Armin Bösiger, geboren im Mai 1946, verbrachte seine Jugendjahre in Schaffhausen. Nach Abschluss der Kantonsschule besuchte er das Lehrerseminar in Schaffhausen. Eine erste Anstellung als Primarlehrer fand er dann in Wangen im Kanton Schwyz. Nach vierjähriger Tätigkeit als Primarlehrer liess er sich im damals einjährigen Biga-Kurs zum Gewerbeschullehrer ausbilden. Die Praktika absolvierte er übrigens in Schaffhausen unter anderem beim nachher langjährigen Kollegen Hans-Werner Hübscher. Für knapp zwei Jahre unterrichtete er in der Folge an der Gewerbeschule Pfäffikon, bevor er, wie jeder richtige Schaffhauser, wieder in seine Heimatstadt zurückkam. Seit 1974 unterrichtete er nun an der Gewerbeschule Schaffhausen, sozusagen als einer der Felsen in der Brandung, unerschütterlich, obwohl die Schule mehrmals den Namen und auch den Träger wechselte.

**Idealer Allgemeinbildner**
Armin Bösiger ist ein politisch, kulturell, literarisch und an Gesellschaftsfragen vielseitig interessierter Mensch und als solcher natürlich geradezu ein idealer Allgemeinbildner an einer Berufsfachschule. Sein besonderes Anliegen waren aber die formalen Aspekte der deutschen Sprache. Es gab wohl kein Komma und keine unglückliche Satzstellung, die seinem Auge entgingen. Neuerungen und Entwicklungen im deutschen Sprachgebrauch verfolgte er mit ganz besonderem Interesse, und wer wissen wollte, welche Schreibform vom Duden gerade als die richtige deklariert wurde, musste einfach Armin fragen. Armin Bösiger interessierte sich bereits früh für die Berufsmittelschule, da er diese Schulform als eine ideale Ergänzung zur Berufslehre empfand. Im Nachhinein erwarb er sich auch noch die Lehrberechtigung auf dieser Stufe und unterrichtete hier die beiden Fächer Deutsch sowie Wirtschaft und Recht. Als unangefochtener Doyen der ABU-Lehrer (Allgemeinbildender Unterricht) war es eine Selbstverständlichkeit, dass er während Jahren, im Auftrag der Lehrabschlussprüfungskommission, die Aufgabe des Prüfungsleiters ABU übernahm und so verantwortlich dafür war, dass eine ganze Generation von jungen Berufsleuten anspruchsvolle, aber korrekte Lehrabschlussprüfungen in diesem Bereich vorgesetzt bekam.

**Legendärer Freitagsklub**
Durch das Mitmachen im legendären Freitagsklub nahm Armin Bösiger auch einen gewissen Einfluss auf die Schulentwicklung, welcher dann später durch seine langjährige Einsitznahme in der Schulleitung auch offiziell legalisiert wurde. Er prägte das BBZ während Jahren mit, sei es durch seine oft kritischen, aber treffenden Voten in der Schulleitung, sei es allein durch seine prägende Präsenz am Mittagstisch auf «seinem» Platz. In letzter Zeit begann die Gesundheit des Vorzeigelehrers zu kriseln, sodass er gezwungen war, seine Lehrtätigkeit immer mehr einzuschränken. So beendet nun Armin Bösiger auf Ende Wintersemester seine 36-jährige Tätigkeit an der Berufsfachschule unseres Kantons und tritt ins Rentenalter ein. Nun, ganz kann er es noch nicht lassen, er wird nämlich eine Klasse noch zum Lehrabschluss führen. Mit Armin Bösiger verlässt uns eine der prägenden Gestalten unserer Schule. Wir alle und mit uns zwei Generationen von Schaffhauser Berufsleuten sind Armin zu grossem Dank verpflichtet. Wir wünschen ihm noch einige Jahre des Geniessens bei hoffentlich guter Gesundheit und natürlich, dass er noch an manchen Aktivitäten unserer, seiner Schule teilnehmen kann.

#Notizen zu Namen

4. Februar 2010 | Vitrine

Express (Beilage) Schaffhauser Nachrichten, Vitrine

Liebe Tina, lieber Marco

zu Eurem 1. Hochzeitstag am 6. Februar 2010
Geht allezeit im gleichen Schritt;
dann gehen Glück und Liebe mit!
Meine besten Wünsche mögen Euch auf diesem Weg begleiten!

In Liebe
Eure Trauzeugin Andrea

#Notizen zu Namen

3. Februar 2010 | Rektor Eduard Looser verlässt die PHSH

Schaffhauser Nachrichten, Stadt Schaffhausen
Rosmarie Widmer Gysel, Regierungsrätin, Vorsteherin des Erziehungsdepartements

Als am 1. Februar 2010 frühmorgens wie immer die Türen der Pädagogischen Hochschule Schaffhausen (PHSH) ge-öffnet wurden, um Studierende, Dozierende und Mitarbeitende von Verwaltung und Didaktischem Zentrum einzulassen, war Eduard Looser erstmals seit 37 Jahren nicht mehr unter ihnen. Er, der im Jahre 1973 als Lehrbeauftragter für Pädagogik, Psychologie, Didaktik und Heilpädagogik seine langjährige Karriere als Dozent am Oberseminar Schaffhausen begann und diese als Hauptlehrer, Leiter der berufspraktischen Ausbildung, Leiter des Pädagogischen Seminars Schaffhausen und schliesslich als Gründungsrektor der Pädagogischen Hochschule Schaffhausen weiterführte, hat an jenem Tag den sogenannt entscheidenden Schritt in eine neue, hoffentlich für ihn wiederum spannende Lebensphase begonnen: Er ist in den Ruhestand übergetreten, nachdem er die Leitung der von ihm mit grossem persönlichem Engagement mit aufgebauten und geführten einzigen Hochschule des Kantons Schaffhausen an seinen Nachfolger Thomas Meinen übergeben hatte.
Eduard Looser gilt nicht nur in der Region als ausgewiesener Kenner der Lehrpersonenbildung. Wer sich in der einschlägigen Szene schweizweit oder auch im süddeutschen Raum auskennt und bewegt, wird schnell feststellen, dass Eduard Looser als Rektor der PHSH und damit als Verantwortlicher einer wichtigen Bildungsinstitution unseres Kantons zu denjenigen Persönlichkeiten gehört, die man nicht nur kennt, sondern auf die man hört und deren Wort Beachtung geschenkt wird, weil sie effektiv Substanzielles im fachlichen Diskurs beizutragen haben. Eduard Looser weiss, dass nebst einem soliden theoretischen Rüstzeug das praktische Können von eminenter Bedeutung ist für jede erfolgreiche Tätigkeit als Lehrperson in Schule und Klassenzimmer. Er hat daher unter anderem der berufspraktischen Ausbildung das ihr gebührende Augenmerk auch nach der Überführung des Pädagogischen Seminars in eine Hochschule geschenkt, was sich nachhaltig positiv auf die Marktfähigkeit der die Schaffhauser PH absolvierenden Studierenden ausgewirkt hat: Sie sind über die Kantonsgrenzen hinaus gefragt und gelten als in jeder Hinsicht gut vorbereitet für die Erfüllung ihres Lehrauftrages. Eduard Looser hat mit seiner Person und mit seiner Persönlichkeit die Schaffhauser Lehrpersonenbildung mehr als nur geprägt. Er hat sie geformt, verändert, neu gestaltet und positioniert – gut positioniert. Er hat es immer verstanden, Dozierende, Mitarbeitende und Studierende zu motivieren, wobei er der Vermittlung der Freude am Beruf stets einen grossen Stellenwert zugemessen hat. Gerade darin mag auch ein Teil seines Erfolges begründet sein. Bestimmt ist indessen ein weiterer Grund für eine ihm noch nach jahrelanger Tätigkeit unverändert wichtig gebliebene Aufgabe in seiner Berufung zu finden. Der Regierungsrat des Kantons Schaffhausen dankt Eduard Looser herzlich für seinen grossen Einsatz und die zuverlässige, kompetente Erfüllung seines Amtes als Rektor der PHSH wie auch für seine Tätigkeit in den interkantonalen Gremien und Fachgruppen. Es mögen ihm zahlreiche neue Herausforderungen beschieden sein, die es ihm ermöglichen, seine Kompetenzen und seine Persönlichkeit einzubringen. Wir wünschen ihm in diesem Sinne für seine Zukunft nur das Beste!

#Notizen zu Namen

26. Januar 2010 | «Dank des Mutterlandes» an Edi Looser

Schaffhauser Nachrichten,
Karl Hotz

Es sei heute Mode geworden, so Walter Bircher, der Rektor der pädagogischen Hochschule Zürich, alles immer messen zu wollen. Hätte man die Zahl der Gäste zum Massstab dafür gemacht, wie beliebt Edi Looser als Rektor der Pädagogischen Hochschule (PHSH) gewesen ist, so wäre seine Abschiedsfeier von gestern Abend im Hombergerhaus Zeugnis dafür gewesen, dass Looser in der entsprechenden Skala ganz weit oben steht: Alles, was im Schaffhauser Bildungswesen Rang und Namen hat, war da.
Erziehungsdirektorin Rosmarie Widmer Gysel hatte die Lacher auf ihrer Seite, als sie meinte, Edi Looser habe den «Dank des Mutterlandes» redlich verdient. Loosers über 40-jähriges Engagement in der Lehrerbildung sei Berufung, nicht Beruf gewesen. Stets habe er verkörpert und gelebt, was er gelehrt habe. Edi Looser habe beim Auf- und Ausbau der PHSH keine einfache Zeit gehabt und sei immer mit Herzblut für die Hochschule eingestanden. Mit Ungeduld – «und ich muss anfügen, dass ich manchmal auch ungeduldig bin und Ungeduld durchaus auch positiv sein kann», so Widmer Gysel – habe er für seine Anliegen beziehungsweise jene der PHSH gekämpft. Walter Bircher – die PHSH arbeitet ja mit der Zürcher Hochschule zusammen – meinte seinerseits, er habe in der Zeit mit Edi Looser gelernt, was es heisse, den Anliegen eines kleinen Kantons Gehör zu verschaffen. Am weitesten zur Feier angereist war wohl Stefan Boemer, Rektor der Hochschule Eupen im deutschsprachigen Teil Belgiens. Er habe mit Looser ganze drei Minuten gesprochen, dann sei bereits das erste gemeinsame Projekt aufgegleist gewesen, lobte er die Zusammenarbeit. Der Campus als Lebensraum Edi Loser selber zeigte in seiner kurzen Abschiedsrede nochmals eindrücklich, dass der Ausdruck «Herzblut» nicht einfach eine Floskel in den Dankesreden war. Es sei ein Privileg gewesen, an der PHSH Lehrer sein zu dürfen. Eine Hochschule sei mehr als eine Lehranstalt. Es gehe für die Lernenden immer auch darum, Mitverantwortung für ihr Fach und dessen Weiterentwicklung und Vermittlung an die Gesellschaft zu tragen. Lehrer an der PHSH seien darum vor allem Mentoren – «mit etwas mehr Erfahrung», setzte Looser schmunzelnd hinzu. Das verberge sich auch hinter der Bezeichnung «Campus» – er sei ein Lebensraum und eine Lebensgemeinschaft zugleich. Heute werde viel Aufhebens um den Bachelor-Abschluss gemacht, der die Lernenden laut Vorgabe befähige, ins Berufsleben einzusteigen. Das sei an allen PHSH der Schweiz nichts Neues: Im Gegensatz zu vielen anderen Staaten seien Absolventinnen und Absolventen befähigt, nach ihrer Ausbildung vom ersten Tag an vor einer Klasse zu stehen und zu unterrichten. Umrahmt wurde die Feier von Musikvorträgen der Absolventinnen und Absolventen.

#Notizen zu Namen

19. Januar 2010 | «Ich habe eine positive Sicht der PH»

Schaffhauser Nachrichten, Region
Erwin Künzi

*In welchem Zustand übergeben Sie die PHSH an Ihren Nachfolger, Thomas Meinen?*
Eduard Looser: Ich habe natürlich eine positive Sicht der PHSH. Geht man von ihrem Grundauftrag aus, von der Lehrer-Grund- und -Weiterbildung, so ist die PHSH in einem sehr guten Zustand. Ich sehe, dass ihre Absolventen sehr gefragt sind: 50 Prozent oder mehr werden uns von anderen Kantonen buchstäblich aus den Fingern gerissen, und das auch bei Lehrerüberfluss. Negative Rückmeldungen gibt es nicht, und in Schulhäusern von Feuerthalen über Winterthur bis Zürich arbeiten viele Schaffhauser Lehrkräfte. Es ist für mich die grösste Genugtuung zu sehen, dass die von uns ausgebildeten Lehrer vom didaktischen und pädagogischen Können her sichere Werte sind. Die Schule ist also in einem guten Zustand, und die Studierenden identifizieren sich stark mit ihr. Das zeigt sich jeweils dann, wenn man für irgendetwas Hilfe braucht und sich sofort Freiwillige melden. Auch der Umgangston an der Schule wird geschätzt. Das Unterrichtsangebot ist im Allgemeinen gut, wo nicht, greifen wir jeweils ein.

*Beim Start der PHSH 2003 haben Sie sich sicher Ziele gesetzt, die Sie mit der PHSH erreichen wollten. Wo waren Sie erfolgreich?*
Erreicht haben wir die gesetzten Ziele auf jeden Fall beim Aufbau des Grundangebots: Wir haben die Grundausbildung, die Weiterbildung, das Dienstleistungsangebot und die Forschung glaubwürdig etabliert. Ein erstes Ziel haben wir 2006 durch die eidgenössische Anerkennung, und zwar ohne Auflagen, erreicht. Als zweites Ziel ebenfalls erreicht haben wir die politische Absicherung der PHSH in Schaffhausen. Das war nicht selbstverständlich, denn bis zum Start der PHSH war die Kantonsschule die Schaffhauser Hochschule. Heute ist die Akzeptanz der PHSH gross, auch wenn es in Schaffhausen politische Kreise gibt, die permanent gegen sie «guseln». Darum bin ich froh, dass der Regierungsrat im Juni 2009 ein klares Bekenntnis zur Weiterführung der PHSH abgelegt hat.

*Gibt es auch Ziele, die Sie nicht erreicht haben?*
Verschiedene Projekte, die wir zusammen mit anderen Hochschulen geplant hatten, mussten leider auf Eis gelegt werden. Es besteht aber die Chance, dass sie später nochmals aufgegriffen werden, so etwa die Projekte «Frühe Kindheit», zusammen mit der Universität Konstanz und der PH Thurgau, oder «Tagesschulen», zusammen mit der befreundeten deutschsprachigen belgischen Hochschule in Eupen. Ein weiterer Bereich, mit dem ich nicht zufrieden bin, ist die Überfrachtung unserer Studienpläne. Nach drei Jahren muss die PHSH funktionsfähige Lehrkräfte entlassen. Da muss jede Minute genutzt werden, und für ein offenes, ungebundenes Studentenleben, in dem auch ein freieres Lernen zum Zuge kommt, bleibt wenig Platz.

*Zurzeit beschäftigt sich eine Arbeitsgruppe mit der Zukunft der PHSH. Wohin sollte Ihrer Meinung nach die Reise gehen?*
Zuerst einmal möchte ich festhalten, dass ich, wie auch sonst niemand von der Schulleitung, nicht Mitglied dieser Arbeitsgruppe bin. Daher bleiben meine Aussagen dazu vage. Es ist aber wichtig, dass diese Arbeitsgruppe versucht, den Studienbetrieb zu öffnen und vom rein schulischen Betrieb etwas abzurücken. Das durchzusetzen, dürfte aber nicht leicht sein. Dazu kommt noch Folgendes: Als Leiter der PHSH stehe ich immer mit einem Bein auch in der Politik und mit dem anderen in der Lehrerbildung. Als Lehrerbildner bin ich nie nur ein kantonaler Angestellter, sondern muss auch beachten, was im schweizerischen Kontext geschieht. Mit anderen Worten: Die Vorgaben für die Zukunft der PHSH kommen ebenso sehr aus den schweizerischen Entwicklungen als auch aus dem kantonalen Umfeld. Ich bin mir bewusst, dass das zu Interessenkonflikten führen kann.

*Es gibt Stimmen, die meinen, Schaffhausen sei zu klein für eine eigene PH, und ein Zusammengehen zum Beispiel mit Zürich befürworten. Was sagen Sie dazu?*
Ein Zusammengehen mit Zürich ist überhaupt nicht nötig. Kleine Autos haben genau gleich viele Bestandteile wie grosse, die Komplexität bleibt sich gleich. In der Schweiz gibt es sieben kleine PH, darunter auch Schaffhausen, die einen unbändigen Überlebenswillen haben. Es darf nicht sein, dass die drei bis vier grossen PH alles vorgeben und normieren. Wer so argumentiert, müsste auch die kleinen Kantone aufheben. Dazu kommt, dass die PHSH ein gutes Netzwerk hat und mit anderen PH in der Schweiz gut verbunden ist. Wir wursteln nicht vor uns hin, sondern treiben die Entwicklungen national und international mit anderen Hochschulen voran. So werden wir zum Beispiel in Deutschland immer wieder zitiert und zu Fachtagungen eingeladen. Schaffhausen sollte auf seine PH stolz sein, wie überhaupt der Kanton als Ganzes stolzer sein und sich nicht immer kleiner und unbedeutender machen sollte, als er in Wirklichkeit ist.

*Sie waren 42 Jahre lang im Lehrer- beruf tätig. Wie hat sich dieser Beruf in dieser Zeit gewandelt?*
Grundsätzlich bin ich nicht der Meinung, dass sich dieser Beruf zum Schlechten geändert hat. Was sich geändert hat, ist, dass es für eine Lehrkraft mehr Verbindlichkeiten gibt als früher, dass sie aber auch besser ausgebildet ist. Besser ist auch das Weiterbildungsangebot, das heute sensationell ist, und auch die Betreuung durch das Inspektorat ist breiter ausgebaut. Aber das Zentrum des Lehrerberufs ist immer noch das gleiche: Im Klassenzimmer mit Schülern zwei bis drei Jahre verbringen, mit Schülern, die dich gerne haben oder nicht, für die du ein wichtiger Teil ihres Lebens bist. Das ist auch heute noch so.

*Würden Sie heute den Lehrerberuf ergreifen, wären Sie allein unter Frauen. Ist der Lehrberuf für Männer zu wenig attraktiv?*
Männer sind eher konservativ und wollen mit ihrem Beruf auch eine Familie ernähren können. Andrerseits haben sie Angst vor groben Wechseln in der Berufsbiografie, anders als Frauen, die akzeptieren können, dass sie nicht ihr ganzes Leben im gleichen Beruf verbringen. Allerdings muss ich hier auch sagen, dass die Männer, die wir an der PH haben, super Typen sind, leistungsbereit und verantwortungsbewusst. Richtig ist aber, dass es zu wenige sind, was ich bedaure, denn auch Männer können zum Beispiel sehr gute Unterstufenlehrkräfte sein.

*Was müsste man tun, um ganz allgemein den Lehrberuf für junge Leute wieder attraktiver zu machen?*
Die Feminisierung des Lehrerberufs kann man im Augenblick nicht aufhalten. Möglich wäre ein Angebot als «Lehrer auf Zeit», für fünf bis zehn Jahre. Das führt allerdings zum Problem, dass man den Anschluss in den anderen Berufen verpasst. Vorstellen könnte ich mir aber auch, dass der Lehrerberuf als zweites oder drittes Studium oder Beruf propagiert wird. Wir haben heute schon an der PH Studierende, vor allem Männer, die ein abgeschlossenes Studium oder eine Berufsausbildung haben, zum Beispiel als Informatiker, Forscher oder Handwerker, jetzt aber den Beruf wechseln wollen.

*Ab Februar sind Sie nicht mehr Rektor der PHSH. Haben Sie schon Pläne für Ihren Ruhestand?*
Sicher werde ich bei der Radio- und Fernsehgenossenschaft Zürich-Schaffhausen (RFZ) weitermachen, wo ich für die Bildungsangebote verantwortlich bin. Ich werde auch als Experte tätig sein. Dazu habe ich eine grosse Familie mit acht Enkeln, die mich brauchen. Ein Segelschiff braucht ebenfalls Zeit, und meinem halb landwirtschaftlichen Betrieb im Tessin will ich mich auch widmen. Zudem will ich noch die Lastwagenprüfung machen, da ich auch Freude an der Technik habe. Und schliesslich möchte ich das kulturelle Angebot in Schaffhausen vermehrt nutzen und auch auf Reisen gehen, vor allem in Europa.

Eduard Looser Biografische Angaben

Geburtsdatum 17. September 1946
Ausbildung Schulen in Schaffhausen, Kantonsschule 1967 mit Primarlehrerpatent abgeschlossen. 1977 Lizenziat an der Universität Zürich in Pädagogik, Heilpädagogik und Psychologie
Berufliche Tätigkeit Verschiedene Lehrtätigkeiten, ab 2000 Leiter des Pädagogischen Seminars Schaffhausen, seit 2003 Gründungsrektor der Pädagogischen Hochschule
Weitere Tätigkeiten Unter anderem bis 1999 Major der Infanterie; seit 2008 Vorstand der RFZ und Präsident der Bildungskommission der RFZ
Zivilstand Verheiratet mit Franziska Looser-Weilenmann, fünf erwachsene Kinder, acht Enkel
Hobbys Familie, Lesen, Segeln, Weinbau, kulturelle sowie technische Interessen

#Notizen zu Namen

19. Januar 2010 | Gelassener Auftritt im Kreuzfeuer der Kritik

Schaffhauser Nachrichten, Region
Jan Hudec

Kommt er wirklich? Diese Frage hat sich auf dem Weg zum Park Casino gestern wohl so manch einer gestellt, denn als Referent der Seniorenuni war Eugen Haltiner angekündigt worden: der Verwaltungsratspräsident der eidgenössischen Finanzmarktaufsicht Finma, der in den letzten Tagen und Wochen heftig unter Beschuss stand. Hintergrund der Diskussionen ist die Herausgabe von UBS-Kundendaten an die amerikanische Justiz, welche das Bundesverwaltungsgericht als rechtswidrig einstufte. Von den Querelen rund um seine Person liess sich Haltiner jedoch nicht beunruhigen. Wie angekündigt, erschien er an der Seniorenuni und hielt einen überraschend entspannten Vortrag.
Thema war die Rolle der Finma in der gegenwärtigen Finanzkrise. Zunächst legte Haltiner dar, welches Gewicht der Finanzsektor in der Schweizer Wirtschaft habe, um dann zu erklären, dass sich der Finanzbereich in den letzten Jahrzehnten stark gewandelt habe. «Nicht oder schwach regulierte Bereiche haben immer mehr an Bedeutung gewonnen, und damit haben auch die Intransparenz und die Komplexität zugenommen.» Dem müsse man sich stellen. Die Aufgabe der Finma sei es, die Banken und Versicherungen zu überwachen, zu kontrollieren und wenn nötig einzugreifen. Dabei müsse die Finma sowohl die Individuen als auch das System schützen. «Die Datenherausgabe an die USA liegt genau in diesem Spannungsfeld», sagte Haltiner. Letztlich habe die Finma abwägen müssen, ob sie jene rund 250 Personen schützen solle, deren Daten herausgegeben werden sollten, oder ob man lieber Milliarden von Verlusten in Kauf nehmen wolle, die ein Konkurs der UBS zur Folge gehabt hätte. «Und eine Anklage der amerikanischen Justiz hat noch kein Unternehmen überlebt.» Daher sei die Entscheidung klar zugunsten der Herausgabe der Daten ausgefallen, und man sei auch davon ausgegangen, dass die Sache rechtens sei. Das Referat war zweifellos interessant, trotzdem waren wohl viele Besucher gerade wegen der anschliessenden Fragerunde gekommen, und Haltiner beantwortete die Publikumsfragen bereitwillig: «Wie kann es sein, dass die UBS dieses Jahr vier Milliarden Boni auszahlen kann?», wollte eine Frau wissen. «Natürlich hat die Bank Verluste gemacht, aber das sind Altlasten», antwortete Haltiner. Die operative Leistung sei nicht so schlecht gewesen. «Ausserdem gibt es einen Wettbewerb, und das flüchtigste Kapital sind gute Leute.» Und die seien immer noch gesucht, «der Markt ist nicht tot». Die Bank komme nicht darum herum, gute Löhne zu zahlen. «Wir dürfen den Wert der Unternehmung nicht zerstören, schon gar nicht, nachdem wir sie zweimal gerettet haben», gleichzeitig müsse man auch dem politischen Empfinden Rechnung tragen. «Das ist eine Gratwanderung.» Ein Mann wollte wissen, ob der Schweizer Finanzplatz eine Zukunft habe, «auch ohne dreckige Geschäfte». «Dank unseren Qualitäten werden wir im Finanzverwaltungsgeschäft immer überdurchschnittlich sein, wenn wir ihm Sorge tragen», zeigte sich Haltiner überzeugt.


Nachgefragt Eugen Haltiner, Verwaltungsratspräsident der Finma

**«Wir haben gemacht, was unsere Aufgabe ist»**

Nach dem Referat sprachen wir mit Eugen Haltiner über Bauernopfer, gewagte Äusserungen und notwendige regulatorische Massnahmen.

*Die UBS hat gegen amerikanisches Recht verstossen, und der Bundesrat hat die heikle Aufgabe, die Kundendaten herauszugeben, der Finma überlassen. Nun müssen Sie für alles den Kopf hinhalten …*
Eugen Haltiner: Ich fühle mich nicht als Bauernopfer. Wir haben gemacht, was unsere Aufgabe ist. Rückblickend kann ich sagen, dass wir die Daten nicht hätten herausgeben müssen, wenn der Bundesrat das Notrecht ergriffen hätte. Die Hauptsache ist aber, dass wir das Ziel erreicht haben, dass wir den Kollaps vermeiden konnten. Und auch wenn der Bundesrat Notrecht ergriffen hätte, änderte das nichts an der Tatsache, dass in Umgehung des Amtshilfeverfahrens Daten herausgegeben worden wären.

*Wie das Bundesverwaltungsgericht entschieden hat, war die Herausgabe der Kundendaten rechtswidrig, trotzdem haben Sie auch heute betont, dass Sie es wieder tun würden …*
Es geht mir darum, Verständnis dafür zu schaffen, dass in der damaligen Situation kein anderer Entscheid möglich war, auch wenn man jetzt festgestellt hat, dass es keine genügende Rechtsgrundlage dafür gegeben hat. Damit will ich aber nicht sagen, dass ich wieder so handeln würde, wenn es nochmals zu einem solchen Fall käme. Das Beispiel zeigt aber, dass eine Gesetzesrevision im Bankengesetz nötig ist, das den Behörden mehr Flexibilität gibt, um in Krisensituationen zügig und effizient zu handeln.

*Kommt die UBS in der ganzen Sache nicht zu glimpflich davon?*
Wenn es straf- oder zivilrechtliche Klagemöglichkeiten gäbe, würde man sie ergreifen. Wir müssten strafrechtlich aktiv werden, aber wir haben keinen strafrechtlichen Tatbestand, der von Belang ist.

*Die CS und die UBS sind noch immer «too big to fail». Wie sieht es hier mit regulatorischen Massnahmen aus?*
Die stabilitätsfördernden Schritte haben wir in Angriff genommen. Im Bereich von Eigenkapital- und Liquiditätsbestimmungen müssen deutlich höhere Anforderungen gestellt werden. Wir wollen eine Situation schaffen, in der wir entscheiden können, ob wir ein Unternehmen kollabieren lassen oder nicht. Wenn man beispielsweise das Schweizer Geschäft einer Bank als eigene Gesellschaft isolieren könnte, dann könnte man es bei einem Kollaps herauslösen, an einen Dritten verkaufen und den Rest kollabieren lassen. Die Nationalbank und wir arbeiten derzeit solche Vorschläge aus.

Interview Jan Hudec