#Allgemeines

15. Dezember 2009 | Der Falke trägt eine positive Botschaft

Schaffhauser Bock, Letzte
Ursula Litmanowitsch

Die Generalversammlung der Brauerei Falken AG im Park Casino am Freitagabend war wie gewohnt ein Höhepunkt im Schaffhauser Gesellschaftsleben. Jeder kennt zwar jeden, aber jeder trifft an der Falken-GV auch stets jemanden, den er das Jahr über aus den Augen verloren glaubte.
Es war der Abend des entspannten Smalltalks und des intensiven Netzwerkens. «Ein Bier mit dir» geriet zur willkommenen Maxime des Anlasses, an dem die gesanglichen Wogen hochgingen, als Falken-CEO und VR Philipp Moersen höchstpersönlich das Traditionslied «Schützenliesel, dreimal hats gekracht» anstimmte. Wobei alle im Saal dann überaus bierselig mitsangen, mitsummten, -krächzten, -wimmerten, -grölten. Und, je nach Verfassung, lupenrein oder kreuzfalsch intonierten. Je nachdem, wie viel Lager, Edelfalke, ZwoAcht, First Cool, Munot-Weizen, Prinz, Zwickel oder Eidgenoss die Sangesfreudigen intus hatten.
Die diesjährige Falken-GV konnte erneut eine Rekordteilnahme der Aktionäre verzeichnen. 290 Aktionäre vertraten 2660 Aktienstimmen. Die AktionärInnen genehmigten die Jahresrechnung 2008/ 2009, welche einen Gewinn von 312?000 Franken ausweist. Zudem werden 150000 Franken in Dividenden ausgeschüttet. Für eine Aktie erhält ein Aktionär also netto 32.50 Franken.
In seiner Ansprache orientierte Verwaltungsratspräsident Dr. Jürg P. Spahn, dass sich die Falken AG in der Wirtschaftskrise gut behaupten konnte, sich aber dem weltweit rückläufigen Absatz nicht zu entziehen vermochte. Es zahle sich indes aus, dass die Brauerei ihre Strukturen überarbeitet und gestrafft habe. Trotz schwieriger Marktverhältnisse hat die Falken AG in die Technik investiert, um den hohen Stand zu wahren.
Weiter orientierte Spahn, dass der bis­herige Verkaufs- und Marketingleiter, Markus Höfler, die Geschäftsleitung im Bereich Getränke übernimmt. Geschäftsleiter der Geschäftsbereiche Immobilien und Finanzanlagen bleibt Philipp Moersen. Für den verstorbenen Verwaltungsrat Dr. Henri Christin gab es eine Schweigeminute.
Nach einem eindrücklichen Film über die Tante JU, welche seit Kurzem als «Falke» in die Lüfte steigt, gab VR-Präsident Spahn seine akkurat gereimten Vierzeiler zum Besten. Da hiess es etwa: «Falken Bier steht punkto Kraft, über jedem andern Saft. Selbst Viren und Bazillen, lassen sich mit Falken killen.» Dann ging es zum traditionellen Ochsenmaulsalat, gefolgt von einer kalten Platte und Käseplatte, über.

#Allgemeines

12. Dezember 2009 | Geistesriese mit bacchantischen Zügen

Schaffhauser Nachrichten, Stein / Diessenhofen
Martin Schweizer

Unter seiner Federführung war die in Zürich redigierte und gedruckte «Tat» eine Zeitung mit Niveau, eine Qualitätszeitung, wie man heute sagt. Das der Migros und dem Landesring der Unabhängigen nahestehende Blatt erschien jeweils am Abend, und überliefert ist, dass der in mehrfacher Beziehung recht unkonventionelle Chefredaktor Erwin Jaeckle seine Leitartikel mitunter von Stein am Rhein aus direkt seiner Sekretärin ins Telefon diktierte.

**Erfolgloser Aufruf**
Die 1935 gegründete Zeitung und das während langer Zeit im ganzen deutschsprachigen Raum hochgeschätzte Feuilleton, die «Literarische Tat», gibt es längst nicht mehr; auch ein 1977 in letzter Minute von prominenten Persönlichkeiten wie Traugott Wahlen, Hans Peter Tschudi, Suhrkamp-Verleger Siegfried Unseld, den Schriftstellern Alfred A. Häsler und Ernst Jünger lancierter Aufruf zur Rettung der «Literarischen Tat» fruchtete nichts. Nach einem episodischen und boulevardesken Auftritt des späteren Medienpioniers Roger Schawinski und einem Streik der Redaktoren wurde das Blatt 1978 eingestellt.

**Von der Bildfläche verschwunden**
Auch der Landesring der Unabhängigen verschwand von der Bildfläche und ist, wenn überhaupt, jüngeren Leuten kaum noch geläufig – die oft umstrittene, aber kämpferische Partei des legendären und streitbaren Migros-Genossenschaft-Gründers Gottlieb Duttweiler wurde in jenen Kantonen, wo die Bewegung denn aktiv war, sukzessive und Ende der neunziger Jahre auf nationaler Ebene ganz aufgelöst.

**Herausragende Persönlichkeit**
Erwin Jaeckle, geboren 1909 in Zürich, starb in hohem Alter, 88-jährig, am 2. Oktober 1997. Nun hätte er seinen 100. Geburtstag begehen können, doch der Anlass schien praktisch niemandem bedenkenwert. Sein ehedem klangvoller Namen scheint inzwischen in Vergessenheit geraten zu sein, und es ist wenig wahrscheinlich, dass er in der breiten Öffentlichkeit noch ein Begriff ist. Dabei gehörte Jaeckle während Jahrzehnten zu den herausragenden Persönlichkeiten der Deutschschweiz – politisch, literarisch. Jaeckle war ein leidenschaftlicher Dichter, Denker, ein Philosoph mit unerhört reichem Wissen, ein engagierter Politiker mit eidgenössischem Mandat und ein Zeitungsmann von grossem Charisma. Wer ihn kannte, achtete ihn, schaute, zumal als junger Schnösel, bewundernd an ihm hoch und beneidete ihn wohl auch um seine enorme Produktivität, seine Belesenheit und seine Schlagfertigkeit.

**Breites Spektrum**
In einer 60 Seiten umfassenden und kürzlich erschienenen Broschüre zum 100. Geburtstag führt der Historiker Pirmin Meier aufgrund auch von Gesprächen mit der in Zürich Witikon lebenden Witwe Annebeth Jaeckle-Treadwell nicht weniger als 100 Titel auf, philosophische, kultur- und religionsgeschichtliche Werke, aber auch Dutzende Gedichtbändchen – eine geradezu bombastische Fülle von Publikationen, die selbst für kulturbeflissene Büchernarren nur schwer überschaubar und verkraftbar ist; Pirmin Meier spricht von einer «Hyperaktivität» Jaeckles; auch treue Leser, meint er, hätten bei diesem «Überschwang den Anschluss oft nicht mehr gefunden».

**In dünner Luft**
Jaeckle, der «in der Blütezeit des Zürcher Feuilletons zusammen mit Werner Weber diesem die Richtung gezeigt hatte», bewegte sich nach Ansicht Meiers vor allem in seinem Spätwerk «von Tag zu Tag in dünnerer Luft». Der Geistesriese mit durchaus bacchantischen Zügen habe als «Einsamer in den Wind gesprochen» – eine Schlussfolgerung, die man in dieser Rigorosität nicht unbedingt teilen muss, doch unbestreitbar ist: Die «Droge seines Lebens» war, sagt Meier zu Recht, «nebst Begeisterungsfähigkeit die Arbeit».

**Verlockender Zauber**
Der Historiker erinnert in diesem Zusammenhang auch an ein ganz anderes Thema, an Jaeckles im Benziger Verlag erschienenes Buch «Dichter und Droge». Nach dem Vorbild von Albert Hofmann und im Beisein von Ernst Jünger unternahm er in Stein am Rhein im Dezember 1966 einige Selbstversuche mit LSD – mit am Ende eindeutigem Befund. «Die Drogenzauber», konstatierte er, «muten verlockend an», doch seien «entscheidende Phänomene ernüchternd». Auch Hofmann wisse, dass das «Drogenerlebnis nicht mehr zu Tage bringt, als vorgegeben ist». Und, mit Seitenblick auf Baudelaire: «Die Magie entzündet falsches Licht», wogegen Dichter und Philosophen ihre «Seele durch andauernde Arbeit und Kontemplation» erneuerten.

**Jahrelang Gast im «Ochsen»**
Teile seines mehrere tausend Seiten umfassenden Monumentalwerkes entstanden ab Mitte der sechziger Jahre in Stein am Rhein, im ehrwürdigen «Roten Ochsen» am Steiner Rathausplatz, wo Jaeckle von Hausbesitzer Oscar Wanner eine gediegene «Schreibklause» mieten konnte und wo der Chefredaktor meist am Wochenende schriftstellerisch tätig war. Abends dislozierte Jaeckle jeweils in die unteren Gemächer, in die heimelige Weinstube und an den für seine überschäumende Geselligkeit bekannten Stammtisch des «Ochsen». Viel Lokalprominenz traf sich dort, darunter, unvergesslich, auch Ständerat Koni Graf.

**Lesungen im «Rehbock»**
So oft es ging, nahm Erwin Jaeckle in Stein am Rhein auch teil an den seinerzeit von Jochen Greven in der Galerie Rehbock initiierten literarischen Lesungen; lebhafte und sich oft spontan entwickelnde Debatten von Husserl bis Celan fanden in dieser von Eric Bührer geleiteten Galerie statt. Seine Verbundenheit zu Stein am Rhein unterstrich Jaeckle ausserdem an seinem 60. Geburtstag, den er auf der Burg Hohenklingen feierte.

**Legendäre «Freitagsrunde»**
Etwas anspruchsvoller als der Treffpunkt im «Ochsen» war damals die berühmte Zürcher «Freitagsrunde», zu der neben Jaeckle Literaturkritiker Max Rychner, Manesse-Verleger Walter Meier, Robert Faesi, Emil Staiger, Werner Weber und Schriftsteller wie Joseph Breitbach und Alexander Xaver Gwerder zählten. Man traf sich im Cafe Odeon zu einem «anregenden, in der Regel strukturierten Gespräch». Nachher wechselte man in die «Kronenhalle» und im Sommer in einen nahegelegenen Landgasthof.
Erwin Jaeckle war ein unabhängiger, zu keiner kriecherischen Haltung fähiger Kopf, was er auch während des Aktivdienstes unter Beweis stellte; er gehörte zu jenen Offizieren des «Gotthardbundes», die sich für einen bedingungslosen Widerstand, notfalls auch gegen den Bundesrat, ausgesprochen hatten. Pirmin Meier verweist zudem auf die Standfestigkeit Jaeckles gegenüber Duttweiler; es gab da offenbar manchen Krach zwischen dem MigrosGründer und dem von «Dutti» 1942 persönlich eingesetzten Chefredaktor – eine «Prawda des Landesrings» war die «Tat» aber nie; Jaeckle hielt die redaktionellen Zügel fest in der Hand und liess sich zeit seines Lebens «aus Überzeugung vom Geist der Widerrede» beseelen.
Auch als sich Gottlieb Duttweiler 1948 im Bundeshaus mit einem Steinwurf fragwürdig in Szene setzte, mochte ihm Jaeckle nicht zu folgen, wie Meier in seiner verdienstvollen Betrachtung* festhält. Der Chefredaktor der «Tat» schritt nicht unüberlegt zur Tat, war vielmehr ein Mann des Wortes und ein begnadeter Rhetoriker, wie es «solche in der Geschichte des eidgenössischen Parlaments nicht oft gegeben hat». Im Nationalrat sprach er immer ohne Manuskript, seine Erfahrungen mit der Kunst der freien Rede kann man auch in einem «Knigge für Parlamentarier» nachlesen.

„Erwin Jaeckle, «Lerne das Leben und lebe das Lernen» von Pirmin Meier, herausgegeben von der Stiftung für Abendländische Ethik und Kultur, Bergstrasse 22, 8044 Zürich.


**Dichter und Philosoph**
In der Nachfolge Goethes
Stationen Der schriftstellerische Nachlass von Erwin Jaeckle befindet sich im schweizerischen Literaturarchiv, das sein Wirken unter anderem so umschreibt: Erwin Jaeckle (1909-1997), promovierter Germanist, langjähriger Chefredaktor der «Tat» und Politiker des Landesrings der Unabhängigen, hat ein vielbändiges Werk geschaffen. Seine Schriften versteht er als Elemente einer «Pansophie», sein Anliegen als disziplin- und kulturüberschreitende Weltwahrnehmung in der Nachfolge Goethes, Novalis‘ und Rudolf Pannwitz‘ (1881-1969). Literarisch betätigte sich Jaeckle vor allem als Lyriker.


Gemütlich anno 1978 bei einem Glas Roten im «Roten Ochsen» in Stein am Rhein, von links nach rechts Hausbesitzer Oscar Wanner, Chefredaktor Erwin Jaeckle und alt Stadtpräsident Arnold Bächtold. Stehend die damals neue Wirtin der Weinstube, die aus dem Simmental stammende Verena Weissmüller.
Archivbild B. + E. Bührer

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12. Dezember 2009 | «Die Brauerei steht für Qualität und Genuss»

Schaffhauser Nachrichten, Regionale Wirtschaft
Walter Joos

Der schweizerische Biermarkt erweist sich trotz der wirtschaftlich schwierigen Lage und des weltweit rückläufigen Bierabsatzes als erstaunlich stabil. Dies stellte Jürg P. Spahn gestern zu Beginn der Generalversammlung der Brauerei Falken AG im Park Casino in Schaffhausen fest. Der seit Jahren anhaltende Kampf um Marktanteile zwischen den inländischen und den ausländischen Bieren sowie zwischen den Marktführern und den kleineren Brauereien setzt sich jedoch in unverminderter Härte for. Erfreulicherweise konnte sich die Brauerei Falken als mittelgrosses, eigenständiges und regional verwurzeltes Unternehmen einmal mehr mit Erfolg behaupten.

**Ertragskraft erneut verbessert**
Die Nettoerlöse aus Lieferungen und Leistungen sanken zwar laut dem von Philipp Moersen, Vizepräsident des Verwaltungsrates und Mitglied der Geschäftsleitung, erläuterten Geschäftsbericht zwischen dem 1. Oktober 2008 und dem 30. September 2009 um rund 2.3 Prozent auf 221.84 Millionen Franken. Gleichzeitig stieg jedoch der Gewinn um 7.4 Prozent auf 312 354 Franken. Dazu bedurfte es laut Jürg P. Spahn allerdings besonderer Anstrengungen. So wurden die Strukturen weiter gestrafft, die Kostendisziplin verstärkt und die Produktionsanlagen dem neusten Stand der Technik angepasst. «Die Brauerei steht für Qualität und Genuss», betonte der Prasident des Verwaltungsrates. Zudem komme im Unternehmen stets die Marge vor der Menge. Der Brauerei sei es in den letzten Jahren zudem gelungen, ihr Absatzgebiet schrittweise zu erweitern. Diese Chance gelte es auch in den kommenden Jahren zu nutzen. Dazu sei die Brauerei gut aufgestellt, betonte Jürg P. Spahn.

**Neue Aufteilung der Verantwortung**
In personeller Hinsicht hatte die Brauerei im vergangenen Geschäftsjahr vom Tod ihres früheren Verwaltungsrates Henri Christin Kenntnis zu nehmen. Der Verstorbene gehörte dem Aufsichtsorgan des Unternehmens bis 1995 an. Der Verwaltungsrat beschloss im weiteren, den Geschäftsbereich Getränke im Sinne eines ersten Schrittes zur Regelung der Nachfolge und Entlastung von Philipp Moersen dem bisherigen Leiter für Markiting und Verkauf Markus Höfler, zu übertragen. Philipp Moersen bleibt als Mitglied der Geschäftsleitung für die Bereiche Immobilien und Finanzen verantwortlich. Oskar Dommen gehört der Geschäftsleitung weiterhin als Braumeister an. Der Geschäftsbericht und die Jahresrechnung wurden von den 290 anwesenden Aktionärinnen und Aktionären einstimmig genehmigt. Die Kapitalgeber gewährten dem Verwaltungsrat zudem die beantragte Entlastung und stimmten auch der Ausschüttung einer gegenüber dem Vorjahr unveränderten Dividende von zehn Prozent mit überwältigendem Mehr zu.

**Ein echter Falke gehört in die Lüfte**
Zum Abschluss des geschäftlichen Teils der Versammlung präsentierte Jürg P. Spahn den Teilnehmern der Generalversammlung einen unterhaltsamen Film über einen Ausflug der Belegschaft mit einer mit den Falken-Emblemen verzierten Junkers Ju 52. Er ergänzte die Vorführung mit einem wie immer – in gereimte Verse gegossenen launigen Kommentar.

Brauerei Falken: Jahreskennzahlen 2008/09

in Mio. Franken 08/09 07/08
Nettoerlöse 23.97 22.81
Jahresgewinn 0.31 0.29
Umlaufvermögen 5.96 00
Anlagevermögen 11.77 12.43
Fremdkapital 13.68 14.04
Eigenkapital 4.05 3.89
Rückstellungen 9.55 8.17
Flüssige Mittel 0.37 0.36
Personalaufwand 5.73 5.61
Dividende pro Aktie (in Fr.) 50 50
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1. Dezember 2009 | Das Trinkhorn der Zofingia Schaffhausen von 1851

Studentica Helvetica
(Zeitschrift der Schweizerischen Vereinigung für Studentengeschichte)
25. Jahrgang / 2009, Heft Nr. 50
Paul Ehinger

Vom langjährigen Präsidenten der Altzofngia Schaffhausen, Hans D. Schoch, aktiv gewesen in der Z! Zürich und der Z! St. Gallen (Bruder von alt Ständerat Otto Schoch Z! Bern und Z! St. Gallen), bekam der Autor dieses Beitrags im Herbst 2008 eine interessante Meldung, wofür ihm herzlichst gedankt sei: Im Schaffhauser Staatsarchiv befindet sich ein Trinkhorn mit dem Standort K301_4_14_1F und der Systematik 6.212.5 «Studentenverbindungen, Burschenschaften (Umformen, Burschenschaftsinsignien usw.)»; vermutlich sollte es Uniformen heissen. Das 45 cm lange Objekt mit einem Durchmesser von 9,5 cm stammt aus dem Jahre 1851. Seine Provenienz: Mittelschulverbindung Scaphusia; es wurde von dessen AH und Archivar Ernst Alexander Rubli eingeliefert, der auch Mitglied der SVSt ist. Als Eigentümerin ist die Scaphusia Schaffhausen aufgeführt, welche das Horn dem Staatsarchiv als Depositum anvertraut hat. Als Erwerbungsdatum wird auf der Archivinventar-Kartei der 6. März 1996 angegeben.
Es handelt sich gemäss Beschreibung um ein «stark gewundenes Ochsenhorn der Scaphusia». Und weiter: «Rand mit silberner (Aussenseite) bzw. messingener Fassung (Innenseite)». Das Tragband fehlt, aber auf dem Horn ist «eine silberne Plakette mit Gravur» aufgeschraubt. Und auf dieser Gravur findet sich eine kleinere Sensation, denn darauf steht: «Der Section Schaffhausen. Die Zofinger in Bonn. 1851. D. Haas, Ph. De la Harpe, Th. Hug, Ph. Roget, R. Schinz, E. Stähelin, F. Thormann, H. Zimmer, D. Zündel.»

**Ein Geschenk von Zofingern in Bonn**
Mit anderen Worten: Es handelt sich mitnichten um ein Trinkhorn der Scaphusia Schaffhausen, sondern um ein solches der Zofingia Schaffhausen! Wir sind den Namen dieser neun Studenten, die damals an der Universität Bonn studierten, im Centralkatalog des Centralarchivs des Schweizerischen Zofingervereins/Zofingia (SZV) im Staatsarchiv Basel nachgegangen. Nur über D. Haas haben wir keine Angaben gefunden.
Philippe de La Harpe, geb. 1.4.1830 in Paudex, gest. 25.2.1882 in Lausanne, 1845-46 Belles Lettres, admittiert 18.4.1848 in der Z! Lausanne, seit 1852 Arzt in Lausanne; Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz (HBLS) Bd. VII, S. 52, und Livre d’or Z! Vaud Nr. 600.
Theodor Hug, geb. 16.6.1830, gest. 1.1.1889 in Zürich, adm. in der Z! Zürich 8.5.1848, 1854 Prof. für klassische Philologie an der Kantonsschule Schaffhausen, 1871 dasselbe in Zürich, Präsident des Schweizerischen Gymnasiallehrervereins ab 1871; HBLS IV, S. 383.
Philippe Roget, geb. 28.3.1830, gest. 13.4.1892, von Genf, adm. 26.1.1848 in der Z! Genf. Zuerst Lehrer in Moudon, ab 1869 Bibliothekar in Genf, Konservator der öffentlichen Bibliothek in Genf, CBl Jg. 32 / S. 407.
Rudolf Schinz, geb. 1825, gest. 5.6.1883, adm. Juli 1845 in der Z! Zürich, Pfarrer.
Ernst Staehelin, geb. 18.10.1829, gest. 2.1.1888 in Basel, adm. 17.6.1848 in der Z! Basel, 1855-60 Pfarrer in Rheinfelden, 1860-87 in Basel, HBLS VI, S. 517, Nr. 22.
Friedrich Thormann-von Graffenried, geb. 25.10.1831, gest. 9.2.1882 in Bern, adm. 27.1.1849 in der Z! Bern, Bergwerksdirektor in Frankreich, Grossrat, HBLS VI, S. 732, Nr. 48.
Henri Zimmer, geb. 30.6.1830 in Néaux Croisettes, gest. 19.12.1898 in Aubonne, Belles Lettres 1845, adm. 28.3.1848 in der Z! Lausanne, Brigadearzt, Livre d’or Z! Vaud Nr. 613.
David Zündel, geb. 12.3.1829, gest. 19.3.1892 in Bischofszell, adm. Z! Schaffhausen am 20.6.1846, 1861-92 Pfarrer in Bischofszell-Hauptwil.

**Zofingia Schaffhausen hatte immer Keilprobleme**
Der einzige Schaffhauser in Bonn war David Zündel, aufgeführt in der Liste von 1868. (1) Man darf wohl annehmen, dass von ihm die Idee dieses Geschenks ausging, zumal er in keiner akademischen Sektion des SZV aktiv geworden war. Wie nun kam dieses wertvolle Objekt in den Besitz der Scaphusia Schaffhausen? Zuerst einige Fakten. Die Zofingia Schaffhausen wurde 1824 als Filialsektion der ältesten Sektion des SZV, der Zofingia Zürich (gegr. 1819), gegründet. Die Wirren um die Trennungen 1847 Neuzofingerverein – 1850 Helvetia – 1855 Neuzofingerverein überstand sie schadlos. Sie war aber stets mit Keilproblemen beschäftigt, so dass sie sich nur 1835-1838, 1844-1851 und 1855-1858 als eigenständige Sektion über Wasser halten konnte. 1825-1834 und 1852-1858 hatte sie den inferioren Status einer Filialsektion der Zofingia Zürich. 1839-1843 war sie suspendiert. (2) Die Mitgliederzahlen (Aktive und Neuaufnahmen) waren wie folgt: 1825 2, 1826 2, 1827 2, 1829 5, 1830 5, 18315, 1832 4, 1833 7, 1834 7, 1835 5, 1836 6, 1837 3, 1838 4, 1844 4, 1845 1, 1846 8, 1847 8, 1848 3, 1849 3, 1850 5, 1851 7, 1852 1, 1853 4, 1854 4, 1855 6, 1856 6, 1857 15 (!) und 1858 4. Das ergibt total nur 90 Mitglieder während 34 Jahren. (3)
Die Scaphusia setzt ihr Stiftungsdatum auf den 24. Septembert 1858 an, also genau in jenem Jahr, als die Z! Schaffhausen ihren Betrieb infolge eines neuen Schulgesetzes einstellen musste. Die Frage ist naheliegend: Hat es einen Konnex zwischen der Zofingia und der Scaphusia gegeben? Einen Konnex in Analogie zur Zofingia Aarau – Helvetia Aarau – Argovia Aarau oder zur Zofingia Solothurn – Wengia Solothurn? Die Hypothese ist nicht abwegig, dass AHAH der Zofingia Schaffhausen Beziehungen zur Scaphusia Schaffhausen hatten und auf diesem Weg das Trinkhorn zu den Scaphusern gelangte.

**Ein Blick in die scaphusianische Historiographie**
Doch ein Blick in die Verbindungsgeschichten der Schaffhauser Pennalie verläuft eher enttäuschend. Auf der Homepage lesen wir denselben Artikel wie im Wikipedia-Lexikon: «Im Umfeld der entstehenden Gymnasialvereine, die sich immer mehr zu Verbindungen entwickelten, wurde die Scaphusia als vierter Verein dieser Art am 24. September 1858 von Hermann Freuler sowie vier weiteren Kommilitonen gegründet. Lautete die Devise in den frühen Jahren noch ‹litteris et amicitiae et patriae›, so strich man Ende des vorletzten Jahrhunderts die vaterländische Komponente und verkürzte die Devise zur heutigen Form ‹litteris et amicitiae›. Als Zeichen der vaterländischen Gesinnung waren die Farben oder Couleur der Scaphusia anfänglich Rot und Weiss. … 1861 wurden dann nach dem Vorbild der Gymnasia Turicensis und anderer Gymnasialvereine die blau-weiss-blauen Farben eingeführt, die die Scaphusianer noch heute tragen.»
Am ergiebigsten ist die Lektüre der Scaphuser-Geschichte von 1908. Da lesen wir, dass die erste Sitzung der neugegründeten Pennalverbindung den Beschluss fasste, «Bänder und Cerevismützen der Zofingia zu beschaffen». (4) Für das Jahr 1861 wird der Wechsel der Bänder vermerkt, «nur die Mützen blieben noch weiss». (5) Im selben Jahr gab es offenbar Bestrebungen des SZV, «die Scaphusia für sich zu retten»; doch die Anstrengungen waren vergeblich, «aus derselben eine Sektion Schaffhausen zu bilden». Von der Zofingia wurde vermutlich der Status hospes perpetui für ausländische Mitglieder übernommen. (6) Erst Mitte März 1865 wurden die weissen durch hellblaue Mützen ersetzt. (7)
Je weiter sich die Verbindung von ihrem Gründungsdatum entfernte, desto mehr wurde der Konnex zur Zofingia Schaffhausen verschüttet. Die am ehesten wissenschaftlichen Kriterien genügende und auch brillant formulierte Geschichte der Scaphusia, die aus der Feder des Historikers Kurt Bächtold stammt, genügt sich mit der lapidaren Feststellung: «Zofingia und Ritterzirkel dürfen als Vorläufer der Scaphusia betrachtet werden.» (8) Dann aber wird vom SZV nichts mehr berichtet. Leider weisen alle Beiträge zur Schaffhauser Verbindung kein Quellen- oder Literaturverzeichnis auf. Die Archivalien, die offenbar ziemlich vollständig im Kantonsarchiv Schaffhausen lagern, müssten also noch genauer konsultiert werden. Ihr Archivar Ernst A. Rubli verneint aber auf entsprechende Fragen jeglichen Konnex zwischen den beiden Verbindungen.
Man kommt nicht um den Eindruck eines immer wieder vorkommenden Beispiels einer Form verbindungsspezifischen «Gärtlidenkens» herum. Aufmerksamkeit hätten doch die ersten Farben Rot-Weiss und die erste Devise «litteris et amicitiae et patriae» der Scaphusia erheischt. Müsste man sich nicht fragen, woher diese Farben und diese Devise stammten? Es sind nämlich die Farben und die Devise der Zofingia. Neben dem «Gärtlidenken» mögen auch intercorporative Aversionen eine Rolle gespielt haben. Die Scaphusia gilt nicht gerade als Nachwuchsverbindung der Zofingia, wenn es auch immer wieder Zweibänderleute gibt. Ansonsten wechseln die Scaphuser, wenn überhaupt, an den Hochschulen eher zu den schlagenden Corporationen, in Zürich zuweilen zu den Singstudenten.
In der Sekundärliteratur über das Verbindungswesen bzw. die Bildungsgeschichte Schaffhausens stösst man auf die Arbeit «Meine Schulerinnerungen» von Carl August Bächtold, die er 1908 im Historisch-Antiquarischen Verein Schaffhausen vorgetragen hat und die er im Schaffhauser Intelligenzblatt 1918 / Nr. 80-93 publizierte (auch als SA erschienen). (9) Carl August Bächtold wurde am 4. Mai 1855 bei der Rekonstitution der Z! Schaffhausen admittiert. In seinen Erinnerungen haben wir einen wichtigen Hinweis auf einen allfälligen Übergang von der Zofingia zur Scaphusia gefunden: «Im Winter diente der Teil vom Obertor bis zum Mühlenthor als Schlittbahn, wo sich der Studio mit der weissen und bald blauen Kappe mit den höheren Töchtern zu diesem Wintervergnügen einfand.» (10) Und auf der gleichen Seite etwas weiter unten: «Von der weissen und bald blauen Kappe habe ich soeben geredet. Wir hatten nämlich damals die Zofingia hier. Die Sektion war am Aussterben; ich weiss nicht mehr, wer der letzte Sprössling war. Ich glaube Wilhelm Steiger, der spätere Dr. med. (11) Von ihm übernahm Joh. Meyer Archiv und Insignien.» (12)
Bächtold schildert dann das Leben der Zofingia Schaffhausen mit neun Mitgliedern. Dabei erwähnt er ein Trinkhorn: «Unsere heimischen Feste waren einfach; man machte einen Umzug im Cerevis und mit dem Trinkhorn, die ersten Studentenlieder durch die Gassen schmetternd, holte ein Fässchen Bier und trank es aus im Vereinslokal.» (13) Und dann die interessante Passage: «Nur einmal, als der eben entstandene jüngere sog. Gymnasialverein uns mit verschiedenen Flaschen Nusswasser besuchte, und wir ehrenhalber gezwungen waren, unsere höhere Würde und grössere Leistungsfähigkeit zu dokumentieren, geschah es», dass der Kantonsschüler mit einem Rausch nach Hause zurückkehrte. Hier wird klar: Es gab Kontakte zwischen Zofingern und Scaphusianern. Vermutlich erhielt Johann Meyer zusammen mit dem Archiv auch das Trinkhorn, was umso wahrscheinlicher sein dürfte, da er selber Staatsarchivar war.
Bächtold schloss im April 1856 ab, «der grosse Zeitpunkt, wo die Metamorphose in den Vollblutstudenten vor sich gehen sollte». Er zog dann zum Studium nach Basel, wo er am 9. Mai 1856 in der Z! Basel aktiv wurde, sie dann aber im September des gleichen Jahres verliess «wegen Mangel an Zeit und moralischen Skrupeln». Nach dem Studium der Theologie war er Pfarrer, 1862-69 in Gächingen und dann in der Kantonshauptstadt. 1903 erhielt er den Dr. h.c. der Uni Zürich. (14)

**«Ein organischer Zusammenhang»**
Am klarsten hat Emil Walter, Neunkirch, in seiner Chronik des 1911 gegründeten Schaffhauser Altzofinger-Verbandes auf die zofingerischen Wurzeln der Scaphusia hingewiesen. (15) Durch die Einführung des neuen Schulgesetzes wurde der SZV in Schaffhausen «nach und nach ein sterbendes Gebilde, indem er nicht mehr als Hochschulverbindung gelten durfte». Wohl habe die Sektion am Rheinfall eine Zeit lang bis zur Gründung der Scaphusia vegetiert, aber dann war Schluss: «Indem die ersten Mitglieder dieses neuen Gymnasialvereins sich die weissen Mützen der untergegangenen Zofingia beschafften und trugen, die 1865 durch die blauen Mützen ersetzt wurden, indem sie von den Zofingern die Devise ‹litteris et amicitiae› übernommen hatten, bestand zwischen den beiden Verbindungen ein organischer Zusammenhang. Es war im Grunde ein Wechsel von ‹rot-weiss-rot› in ‹blau-weiss-blau›, eine Wachtablösung mit Namensänderung, während Ziel und Bestrebungen die gleichen blieben.»
Emil Walter fügt dann noch an, dass es gelegentlich Scaphusianer gab, die an der Hochschule in eine Sektion des SZV eintraten, so etwa stud. med. Ernst Moser, der spätere Spitalarzt, «dessen Scaphusianer- und Zofingerherz bis ins hohe Alter nie erkaltete». Er war es dann auch, der 1911 die Altzofingia Schaffhausen ins Leben rief, zuerst nur mit einem regelmässigen Abendschoppen. Immerhin entsprossen der Z! Schaffhausen einige berühmte Persönlichkeiten, so die zwei Stadtpräsidenten Heinrich Ammann, auch National- und Ständerat, und Hans von Ziegler, ebenfalls Ständerat, im Weiteren Johann Georg Oschwald, Ständerat, Wilhelm Joos, Nationalrat, Johann Jakob Blumer, Bundesrichter und Ständerat, sowie Friedrich von Tschudy, Regierungsrat und Ständerat. (16)
Als Hans D. Schoch das Trinkhorn entdeckte, war sein erster Gedanke: «Dieses gehört uns und wir müssen darnach trachten, dass es wieder in unseren Besitz zurückgelangt.» Auch Prof. Dr. Christian Sauter, aktiv Munot Schaffhausen und dann Z! Zürich, hegte solche Gedanken. Doch davon wurde ihnen abgeraten. Hauptsache dürfte wohl die Tatsache sein, dass das Trinkhorn nicht der Scaphusia, sondern eigentlich der Zofingia gehört! Es wäre sicherlich wertvoll, die Archivalien der Scaphusia im Hinblick auf unsere Hypothese noch genauer unter die Lupe zu nehmen. Wie dem auch sei: Hans D. Schoch liess das wertvolle Objekt auf eigene Kosten restaurieren. Zur feierlichen Übergabe trafen sich eine Delegation der Zofingia Schaffhausen und der Scaphusia in Stetten, worüber der nachfolgende Anhang informiert.


1 Vgl. Catalogue des membres des sections de Fribourg en Brisgau, Schaffhouse, Aarau, Sion, Schwytz, Lausanne 1868, hier S. 5, 1848 / Nr. 3.
2 Vgl. Der Schweizerische Zofingerverein 1819-1969, Bern 1969, S. 403.
3 Diese Angaben zusammengestellt aus dem Catalogue des membres des sections de Fribourg en Brisgau, Schaffhouse, Aarau, Sion, Schwytz, Lausanne 1868.
4 C. Rüegg: Zum 50jährigen Stiftungsfest der Scaphusia, Schaffhausen 1908, S. 3.
5 Ebd., S. 5.
6 Ebd., S. 6.
7 Ebd., S. 8; laut Ernst A. Rubli sollen die weissen Mützen billiger gewesen sein, weshalb sie fast sechs Jahre lang getragen worden seien.
8 Kurt Bächtold: 100 Jahre Scaphusia 1858-1958, Schaffhausen 1958, S. 9. In den beiden anderen Werke zum 75-jährigen (von Rolf Henne) und zum 125-jährigen Jubiläum (hg. von Kurt Bächtold) sind keine Vermerke betreffend Zofingia vorhanden.
9 Carl August Bächtold (geb. 15.2. 1838 in Merishausen, gest. 5.2. 1921 in Schaffhausen) figuriert nicht in der Liste.
Anm. 1, wohl aber unter dem Namen August Brächtold (1855 / Nr. l), also falsch geschrieben.
10 C. A, Bächtold, Meine Schulerinnerungen, zuerst erschienen im Schaffhauser Intelligenzblatt Nr. 80-93/1918, uns vorliegend als Separatabzug mit 47 S., hier S. 44.
11 Wilhelm Steiger, geb.?, gest. 3.8.1889 in Schaffhausen, x der Z! Schaffhausen, adm. Z! Basel 17.5.1851 in der Z! Basel, xx WS 1851, Austritt 13.5.1854, Grund laut Centralkatalog: «weder Nutzen noch Freude am Verein».
12 Bächtold, Schulerinnerungen, S. 44; Johann Meyer, von Ruedlingen, geb. 11.12.1835, gest. 8.12.1889 in Frauenfeld, in der Liste 1868 aufgeführt, adm. Mai 1855 bei der Rekonstitution der Z! Schaffhausen, Übertritt in die Z! Basel, Austritt 1857, Dr. phil. h.c., 1869 Kantonsschullehrer in Frauenfeld, 1880 Kantonsbibliothekar und Staatsarchivar, CBI. Jg. 52 / S. 140.
13 Bächtold, Schulerinnerungen., S. 45.
14 Ebd., S. 46.
15 Emil Walter, Zofingia in Schaffhauser Sicht 1911-1961, S. 2 f.; Manuskript in der Stadtbibliothek Schaffhausen G 61.597. Das Hauptverdienst der Zofingia Schaffhausen sei, so Walter, die Einführung des Turnens in Schaffhausen gewesen. Emil Walter (1886-1966) war Reallehrer und Bienenzüchter und seit 1916 Mitglied der Naturforschenden Gesellschaft.
16 Vgl. Kurt Peyer: Schaffhausen und der Schweizerische Zofingerverein, in Schaffhauser Mappe 1969, sowie im Cbl. 109/1968-69, S. 192-196; Kurt Peyer war nicht Zofinger.


**Die Revitalisierung des Zofinger Trinkhorns**
Von Ernst A. Rubli

In den Jahren 1824-1858 hat in der Stadt Schaffhausen eine Sektion des Schweizerischen Zofinger-Vereins bestanden, «deren Lebensflamme bald aufflackerte, wieder in sich zusammensank, bald verlöschte und aufs neue entzündet wurde», wie der Autor der 100-Jahr-Festschrift der Scaphusia vermerkt.
Zofingia und ein sog. «Ritterzirkel», eine Verbindung unter Schülern des Gymnasiums und Studenten des Collegiums Humanitatis (gegr. 1845), bestanden also im Vorfeld der Scaphusia. Es wäre jedoch vermessen zu behaupten, diese hätte sich aus diesen Corporationen heraus entwickelt. Die Gründerväter unserer heute noch bestehenden Gymnasial-/Mittelschulverbindung lehnten sich viel eher an die bereits bestehenden Gymnasialvereine in Basel und Bern an. Im Jahre 1858 löste sich jedenfalls die Zofinger-Sektion Schaffhausen, deren Akten heute als Depositum Nr. 66 im Staatsarchiv Schaffhausen lagern, endgültig auf.
Als einziger bekannter Gegenstand aus dieser Zeit gilt ein Trinkhorn aus dem Jahre 1851 mit einer breitovalen Silberplakette: «Der Section Schaffhausen / Die Zofinger in Bonn 1851». Dieses Horn muss in dunkler Vorzeit in den Besitz der Scaphusia übergegangen sein. Nachdem es jahrzehntelang auf dem Dachboden des «Falken» gelagert hatte, wurde es im Jahre 1978, zusammen mit einigen anderen historischen Gegenständen, vom Schreibenden ins Museum Allerheiligen transferiert, wo es heute unter der Inv.-Nr. 51320 zur Depositensammlung unserer Verbindung gehört.
Zweifelsohne ist dieses Stück von beidseitigem Interesse, zu dessen Wahrung Hans D. Schoch v/o Timian in verdankenswerter Weise den entscheidenden und salomonischen Anstoss gegeben hat.
Am 23. April 2009 wurde zwischen den beiden Verbindungen, vertreten durch Dr. Niklaus Wüthrich v/o Mutz (x Alt-Zofingia-Sektion SH), lic. iur. Hans D. Schoch v/o Timian, die AHAH x Dr. iur. M. Frey v/o Pauke (S!) und Ernst A. Rubli v/o Balz (S!), eine schriftlich vorliegende Vereinbarung getroffen, laut welcher das Trinkhorn in der Depositensammlung der Scaphusia verbleibt, der Zofingia aber für besondere Anlässe und gemäss den Ausleihbedingungen des Museums das Recht zur zwischenzeitlichen Auslösung eingeräumt wird.
Wir danken an dieser Stelle Hans D. Schoch ganz herzlich dafür, dass er das soweit intakte Horn, welches am 28. Juni 2009 unter dem Beisein einiger Zofinger und Scaphusianer im Hause Hans und Doris Schoch in Stetten (SH) vorgestellt wurde, auf eigene Kosten hat ergänzen lassen (Silberösen und rot-weiss-rote Kordel).

#Allgemeines

20. Oktober 2009 | Neue Werbekampagne der regionalen Brauerei

Schaffhauser Bock
Christian Saggese

«Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein», singt Reinhard Mey in seinem bekannten Erfolgslied. Ein Gefühl, welches viele Menschen kennen, wenn sie sehnsüchtig in den Himmel blicken. Speziell, wenn noch ein Vogel wie ein Falke stolz und mit einer grossen Eleganz in der Höhe seine Runden dreht. Aber auch wenn «Tante Ju» über den Köpfen erscheint. Das klassische Passagier- und Transportflugzeug aus Zeiten des zweiten Weltkrieges löst bei praktisch jedem Beobachter ein nostalgisches Gefühl aus, das Verlangen, selbst mit dieser Maschine durch die Lüfte zu gleiten. Diese Verbindung des eigenen Markenvogels zu den Eigenschaften der JU-Maschine brachten Markus Höfler, «Falken»-Marketingverantwortlicher und Mitglied der Geschäftsleitung, im vergangenen De­zember auf die Idee, damit eine Werbekampagne zu lancieren.

**Tradition mit Neuem verbinden**
Bereits vor fünf Jahren flog Höfler zum ersten Mal mit der Maschine. Es war nicht das letzte Mal. Trotzdem war es eher ein glücklicher Zufall, dass man den Flieger nun zu einer originellen Werbeidee nutzen könne. «Uns war klar, der Falke gehört auch in seinen gewohnten Lebensraum, in die Lüfte», so Höfler. Doch wie soll man dies darstellen, ohne zu polarisieren? Ein Düsenjet kommt nicht in Frage, baut dieser automatisch eine Verbindung zu Krieg oder allgemein Militär auf. Ein Airbus? Verbinden die Menschen beim Anblick eher mit den ständigen Diskussionen rund um den Fluglärm. «Doch die Tante JU hat jeder gern», so Höfler. Und der Flieger passe sich dem Slogan der Bierbrauerei an. «Viel Zeit für ein gutes Bier» stehe symbolisch stark zur gemütlichen Flugzeugmarke. «Die JU 52 ist zwar sehr laut, aber trotzdem elegant. Sie lässt sich beim Flug Zeit, entdeckt wie der Falke die Welt in gemütlichen langsamen Schritten. Dies passt sehr gut zu unserem Slogan», erklärt Höfler. Also wurde Kontakt mit Kurt Wald­meier, Geschäftsführer der JU-Air in ­Dübendorf, aufgenommen. Dieser besitzt drei der JU 52-Maschinen und war sofort von der Idee begeistert. «Bei der Zusammenarbeit war es allen Beteiligten wichtig, dass der Flieger eine Verbindung zum beworbenen Produkt haben muss. Die Flieger haben eine solch lange traditionelle Geschichte und ­werden von den Organisatoren und Piloten mit einem solch persönlichen ­Ehrgeiz und einer Motivation betrieben, dass der eigentliche kommerzielle Gedanke keine Rolle spielt.» So konnte die Brauerei Falken die Werbefläche für rund drei Jahre zu einem sehr günstigen Preis mieten, eine Verlängerung des Vertrages ist nicht ausgeschlossen. Genaue Zahlen nennt Höfler nicht, es sei aber deutlich eine günstigere Variante als viele andere Werbe­kampagnen, beispielsweise mehrere Zeitungsinserate. Mit dem Projekt verbindet man auch die Tradition mit der Moderne, was oft ein schwieriges Unterfangen ist. «Auch die Brauerei Falken AG gibt es bereits seit über 200 Jahren und doch gehören wir noch der heutigen Zeit an. Genau wie die JU 52», sagt Höfler. Eine Idee, welche übrigens vor vier Jahren auch die IWC Schaffhausen nutzte.

**Eine Reise durch die Schweiz**
Während vier Wochen wurde das Flugzeug sorgfältig mit dem Falken-Signet bestückt. Ein mühsames Unterfangen, da der Flieger während dieser Zeit auch in den Einsatz musste und durch das Wellblech die Arbeit sowieso ein schwierigeres Unterfangen ist. Im August wurde die Maschine fertiggestellt und flog seinen ersten «Einsatz» mit dem Namen der Brauerei. Dabei hat die Falken AG keinen Einfluss auf die Flugroute. Der Flieger werde ganz gewöhnlich von den Organisatoren betrieben. Ob der Flieger nun in Bern, Lausanne oder Montreux landet, darüber habe man keine Kontrolle und will diese auch nicht. «Wir haben aber trotzdem viele Möglichkeiten, den Flieger zu nutzen. So verlosen wir an unsere Kunden, beispielsweise an der diesjährigen Herbstmesse, Flugplätze.» Insgesamt haben 16 Personen in einer JU 52 Platz. «Aber natürlich wären noch andere Aktionen denkbar. Man könnte neue Produkte darin vorstellen. Oder, wenn das Bier beispielsweise in Basel bestellt wird, erstmals als Werbegag mit dem Flieger dorthin transportieren.» Jedoch beurteile man solche Pläne Schritt für Schritt, definitiv geplant ist noch nichts.

**Trotzdem regional bleiben**
Doch auch wenn der Flieger das Falkenbier national und sogar international ins Blickfeld bringt, bedeutet das nicht dass man den Standort Schaffhausen zweitrangig behandle, ganz im Gegenteil. Das Projekt habe keinen Einfluss auf das Engagement der Firma beispielsweise bei regionalen Veranstaltungen. Wenn jedoch ein Produkt wachsen will, müsse man auch expandieren, denn der Markt in Schaffhausen sei schon so gut besetzt. «Ich sehe darin sogar einen Vorteil für unseren Kanton», so Höfler abschliessend, «Falken bleibt ein Schaffhauser Produkt. So werden die Leute, welche die JU 52 sehen, sogar begeistert sein wie unser leider oft als verschlossen bekannter Kanton auf solch freche und originelle Weise in die Welt hinausgeht!»

Technische Daten
Spannweite: 29,25 m
Länge: 18,5 m
Flügelfläche: 110,5 m2

Startgeschwindigkeit: 120 km/h
Reisegeschwindigkeit: 180 km/h
Reichweite: 1200 km
Gipfelhöhe: 6300 m


Vielleicht erblickt man die „Falken JU52“ auch einmal in der Region über unseren Köpfen. (Hier noch als Fotomontage.)

#Allgemeines

26. September 2009 | Ein Unternehmen auch nur «spielend» zu führen ist nicht leicht

Schaffhauser Nachrichten, Regionale Wirtschaft
Martin Edlin

Die vierköpfige Geschäftsleitung des in der Parfumherstellung tätigen, als Aktiengesellschaft geführten Unternehmens Carbon hielt an der Generalversammlung suboptimale Nachrichten bereit. In den letzten fünf Geschäftsjahren hatte man trotz Strategiewechsel von Tief- auf Hoch- und Höchstpreise wegen einer Wirtschaftskrise und unverhoffter Auslandskonkurrenz bis zu 11 Millionen Jahresverlust erwirtschaftet. Die Zielsetzung des Unternehmens wurde offensichtlich (noch) nicht erreicht. Dennoch ist die Geschäftsleitung optimistisch: In drei Jahren sollte, wenn die Bankkredite zurückbezahlt sind, der Börsenkurs steigen und eine Dividendenausschüttung möglich sein. Auf die Frage eines Aktionärs, wie sicher sein investiertes Geld sei, erklärte die Firmenleitung optimistisch, dass Carbon auf Innovation setze und dank Stellenabbau und Reduktion der Lagerbestände bald wieder schwarze Zahlen schreiben werde.
Carbon und 14 andere Firmen, die gestern im Klostergut Paradies ihre GV abhielten, gehören trotz allem Realitätsbezug nur zu einem computergestützten, von der Ernst-Schmidheiny-Stiftung entwickelten Unternehmensplanspiel. Mit ihm führt die Kantonsschule in Zusammenarbeit mit der Industrie- und Wirtschafts-Vereinigung Schaffhausen (IVS) zweimal pro Jahr eine Projektwoche durch, an der sich diesmal 61 Kantonsschülerinnen und -schüler der vierten Klasse und 20 ausgesuchte Lehrlinge beteiligten. Ziel: Anhand eines Modells die Grundzusammenhänge in einem Unternehmen erkennen und mit Hilfe einer Simulation konkrete Entscheidungen in verschiedenen Führungsbereichen treffen lernen. Der Computer speist dabei die unterschiedlichsten Parameter ein, von der Finanzkrise über die mit Streikdrohung unterstrichene Lohnforderung des Personals bis zum Nachfrageeinbruch. Beim Besuch eines realen Unternehmens in der Region wird zudem das Verhältnis Arbeitnehmer–Arbeitgeber ausgelotet. Die Unterrichtenden sind Kaderleute aus ortsansässigen Firmen. Andrin, CEO von Carbon, hat dabei «die praktische Anwendung dessen erlebt, was wir in der Schule gelernt haben». Es sei spannend gewesen, «die Effekte zu sehen, welche die einzelnen Spielkomponenten ausgelöst haben». Seine Marketingverantwortliche Leticia hat die Erfahrung gewonnen, «wie schwierig es ist, Entscheide zu treffen». Im Spiel habe sie auf hohe Risiken gesetzt, die «ich in der Realität nie eingehen würde». Das habe wohl dazu geführt, dass sie «nicht alles ganz so ernst genommen» habe. So oder so: Das spielerische Learning by Doing wurde von den jungen Menschen als bereichernd für den späteren Berufseinstieg empfunden … und hat dazu Spass gemacht.

#Allgemeines

25. September 2009 | Den Gedankenaustausch fördern

Schaffhauser Nachrichten, Region
Timea Capusneanu

Das Zehn-Jahr-Jubiläum des Schüleraustausches zwischen der Kantonsschule in Schaffhausen und dem Joseph-Haltrich-Gymnasium Bergschule in Schässburg (Sighisoara) wurde kürzlich gefeiert. Anlass dazu bot der diesjährige Besuch von Schässburger Bergschülern in der Kantonsschule Schaffhausen, der vom 14. bis zum 24. August stattfand. In der überreichten Urkunde wurden die «dadurch geschaffene Möglichkeit des offenen, interessierten und engagierten Gedanken- und Erfahrungsaustauschs, des Abbaus von stereotypen Vorstellungen über die beiden Länder und die langjährigen bereichernden Freundschaften» gewürdigt.

**Ein reichhaltiges Programm**
Ins Leben gerufen hatte diesen Austausch die UNESCO-Arbeitsgruppe der Schaffhauser Kantonsschule; er wurde über die Jahre durch deren «Motor», Geschichtslehrer Hans-Ruedi Dütsch und sein Team, auch aufrechterhalten. Die Verbindung der beiden Schulen kam aufgrund der Kontakte der beiden Rathäuser zustande, wobei Lehrerin Manuela Pigagnelli, inzwischen Ehrenbürgerin der Stadt Schässburg, eine bedeutende Rolle gespielt hat. Wie in den vergangenen zehn Jahren fuhren auch in diesem Sommer 20 Schüler und fünf Lehrer der Bergschule für acht Tage nach Schaffhausen. Die herzliche Aufnahme durch Schüler, Eltern, Lehrerschaft und Schulleitung der Kantonsschule wurde von einem reichhaltigen Programm begleitet, das bei bestem Wetter ablaufen konnte. Ausser beim Unterrichtsbesuch, bei dem Erproben eines Kletterzentrums, der Besichtigung der berühmten Klosterbibliothek in St. Gallen und der Maestrani-Schokoladenfabrik in Flawil war das gute Wetter auch nötig: Bei den Führungen durch Schaffhausen, Stein am Rhein, Luzern und Zürich, bei der Besichtigung des Rheinfalls in Schaffhausen und der Fahrt über den Vierwaldstätter See sowie bei der Wanderung auf der «Rigi» wäre Regen nicht willkommen gewesen. Beim schönen Wetter konnte zudem fast täglich im Hallen- und Freibad, im Vierwaldstätter See oder im Rhein gebadet werden.

**Wiedersehen im nächsten April**
Wenn auch die Schüler und Lehrer der Schaffhauser Kantonsschule vormittags in die Schule gehen «durften», gaben die gemeinsam verbrachten Nachmittage und vor allem die Abende den Gästen und Gastgebern reichlich Gelegenheit, die vorab über E-Mail geknüpften Kontakte nun zu Freundschaften reifen zu lassen. Dementsprechend schwer fiel der Abschied bei der Abfahrt der Schüler und Lehrer der Bergschule, die sich nun auf das für April 2010 angesagte Wiedersehen in Schässburg mit den Schülern und Lehrern der Kantonsschule Schaffhausen freuen können.

#Allgemeines

24. September 2009 | Heineken will kein Keineken

Schweizer Familie, Menschen
Nr. 39
Markus Schneider

Schlotternd stehen 15 junge Leute in der Neujahrsnacht 2009 vor einer Garage zuoberst am Brunnihang über dem Klosterdorf Engelberg. In ihren Gläsern perlt kein Champagner, dafür Bier. Sie stossen auf eine lokale Bieridee an, von der sie voll überzeugt sind. Ein neues Bier wollen sie brauen: echtes Engelberger Klosterbräu, das im Gegensatz zum hiesigen Eichhof kein Heineken ist. Auf der Stelle empfangen sie eine «himmlische Eingebung» für den Namen, unter dem sie «ihr Bier» lancieren werden: «Kein Heineken = Keineken».
Also gründen sie einen Verein, reservieren die Internetadresse www.keineken.ch und tragen beim Eidgenössischen Institut für geistiges Eigentum die Marke ein. Vom Brauen haben die Jungen zwar keine Ahnung, abgesehen vom «Grufti» ihrer Runde: Conrad Engler, der bald 55 ist, aus Basel kommt, immer in Engelberg Ferien gemacht hat und nun am Brunnihang wohnt – im Haus über der Garage. Hat Keineken-Präsident Conrad Engler Durst, trinkt er Bier. Doch er meidet «Allerweltspfützen». Sein Lieblingsbier «Amber» wird gebraut von «Unser Bier» – einem Verein, der in Basel nach der Übernahme des lokalen Feldschlösschen durch den Goliath Carlsberg entstanden ist. Bei «Unser Bier» ist Conrad Engler Aktionär, dort hat er einen Braukurs absolviert.
Acht Monate nach der Neujahrsnacht folgt der himmlische Moment. Am 29. August 2009, zum ersten Jahrestag der Eichhof-Übernahme durch Heineken, lädt der Verein zum «Antrinken» an den Brunnihang. Unten in der Garage lagern die ersten 1200 Flaschen Klosterbräu der Marke «Keineken». Conrad Engler, früher Journalist, hat die Medienmitteilung verfasst. Reto Eller, junger Grafiker aus Engelberg, hat das Logo kreiert, das die Etiketten ziert. Der Flascheninhalt stammt aus der Basler Klein-Brauerei «Unser Bier»: «Vollmundig und so lieblich, dass es auch von Frauen geschätzt wird» (Eigenwerbung).
Prostend stehen die 15 Firmengründer auf der Terrasse, als das Mobiltelefon von Conrad Engler klingelt. Drei Stunden sind verflossen, seit er die Presseeinladung versandt hat. Ein Anwalt des Heineken-Konzerns meldet sich. Er droht mit strafrechtlichen Folgen samt finanziellen Forderungen.
Bald fährt die Obwaldner Kantonspolizei vor und beschlagnahmt die 1200 Flaschen, die auf Wunsch von Heineken in Amsterdam kein «Keineken» sein dürfen. Ebenfalls konfisziert werden 100 Gläser, die von der nahen Glasi in Hergiswil NW produziert und mit dem Logo «Keineken» versehen wurden. Alles läuft friedlich, ja nüchtern ab. Laut Hausdurchsuchungsprotokoll verhalten sich die jungen «sehr kooperativ». Jetzt aber kämpfen sie weiter gegen den Goliath, sich schelmisch freuend über den Medienrummel, der bis Kanada und Neuseeland gereicht hat. Wurde in der Neujahrsnacht ob Engelberg eine Weltmarke geboren?
«Wir ziehen unser Gesuch beim Eidgenössischen Institut für geistiges Eigentum sicher nicht zurück», kündet Anian Kohler an, der in Engelberg arbeitet, in Luzern studiert, als Präsident des neuen Vereins «Engelberger Klosterbräu» amtiert. Und der sich jetzt, als wäre Keineken bereits Heineken, einen «renommierten Anwalt» genommen hat.

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24. September 2009 | Ein Blondes stärkt die Knochen

Schweizer Familie, Gesundheit
Nr. 39 24.09.2009

Frauen, die öfter mal ein Glas Bier trinken, stärken damit ihre Knochen. Das zeigt eine Studie aus Spanien. Die Wissenschaftler befragten fast 1700 Frauen nach ihren Trinkgewohnheiten. Danach wurden ihre Fingerknochen per Ultraschall untersucht. Es kam heraus, dass diejenigen Frauen, die regelmässig Bier tranken, eine höhere Knochendichte hatten als die Nichttrinkerinnen. Die Autoren der Studie betonen in einem Bericht der englischen BBC-Neves, dass sie deswegen niemandem zum regelmässigen Biergenuss raten würden. Verantwortlich für die schützende Wirkung seien vermutlich die im Bier enthaltenen Pflanzenhormone und nicht der Alkohol. Mehr als zwei Einheiten Alkohol pro Tag – das sind zwei 2,5-dl-Flaschen Bier – würden der Gesundheit schaden und die Knochen sogar schwächen.

#Allgemeines

10. September 2009 | Bierbrauer förderten Wasserversorgung

Schaffhauser Nachrichten, Stadt Schaffhausen
Christoph Merki

Da Schaffhausen als Weinbauregion bekannt ist, würde heute niemand vermuten, dass vor geraumer Zeit nicht Rebensaft, sondern frisches Bier die Schaffhauser erfreute. Obschon mit den Klöstern der Wein eine Hochkonjunktur erlebte, sind schon viel früher, aus dem Jahre 1120, schriftliche Belege für neun Bierschenken auf Stadtboden bekannt. Was jedoch viel mehr überrascht, ist die innovative Wasserversorgung, welche für die Produktion von Bier unabdingbar war. «Pro Sud und Bierschenke wurden dazumal schon etwa 5000 Liter Wasser benötigt», weiss Kantonsarchäologe Kurt Bänteli, «darum war eine gute Wasserversorgung auch im Sinne der Bierbrauer und wurde wahrscheinlich auch von ihnen gefördert.» Ein ausgeklügeltes Rohrleitungssystem, bestehend aus einer Ziegelrinne, abgedeckt mit durch Lehm abgedichteten Kalksteinen, versorgte die heutige Altstadt mit Wasser.
Bei Werkleitungssanierungen im Bereich obere Vordergasse und Fronwagplatz wurde vor zwei Jahren diese älteste mittelalterliche Wasserleitung der Schweiz entdeckt. An fünf Stellen auf 100 Meter konnte der mittelalterliche Kanal verfolgt verfolgt werden. «Das Mittelalter wird normalerweise als unterentwickelt dargestellt, doch das stimmt gar nicht», betont Bänteli. Das Wasser für diese Leitung sei wahrscheinlich Quellen auf der Breite entsprungen. «Die archäologischen Funde aus dem Mittelalter in Schaffhausen sind meist einzigartig und lassen auch Experten aufhorchen, nur die Schaffhauser nehmen dies leider nicht zur Kenntnis», resigniert Bänteli. Die Annahme, dass eine Quellfassung im Mühlental die ganze Stadt mit Wasser versorgte, wurde widerlegt. Diese Leitung stamme nämlich aus dem späten 12. oder 13. Jahrhundert und sei in erster Linie für die Vorstadt gedacht gewesen. Auch heute noch werden die meisten Schaffhauser Brunnen von dieser Wasserfassung gespeist. «Diese Wasserzufuhr gilt noch als Notleitung, sollte in Schaffhausen ein ‹worst case scenario› eintreten», so Roger Brütsch, Geschäftsbereichsleiter Gas/Wasser der Städtischen Werke. Im historischen Pumpwerk der Städtischen Werke Schaffhausen und Neuhausen am Rheinfall wurde nun ein kleines Museum eingerichtet, welches sich der Wasserversorgung der Stadt Schaffhausen widmet. Von einer Nachbildung der historischen Ziegelrinne aus dem Mittelalter über Gussleitungen von Georg Fischer bis hin zu den neusten Rohrmaterialien kann so die fast tausendjährige Geschichte der Wasserversorgung verfolgt werden. Am kommenden Samstag besteht die Möglichkeit, im Rahmen des Europäischen Tages des Denkmals das Museum zu besichtigen.

#Allgemeines

1. September 2009 | 1200 Flaschen erzürnen Heineken

Schaffhauser Nachrichten, Wirtschaft
sda

Zum Jahrestag der Übernahme des Luzerner Biers Eichhof durch Heineken hat der Engelberger Verein Keineken ein Bier lanciert – mit dem Namen Keineken. Dieser passte Heineken ganz und gar nicht: Der Bierriese liess sofort alle 1200 Flaschen beschlagnahmen. Es ist ein Kampf wie David gegen Goliath: Keineken gegen Heineken. Noch bevor das neukreierte Bier am Samstag in Engelberg OW offiziell angezapft werden konnte, hatte die Polizei alle 80 Harassen konfisziert. Conrad Engler, Präsident des Vereins Keineken, bestätigte gestern entsprechende Medienberichte. Und zwar, weil Heineken am Freitag, kurz nachdem der Verein die Lancierung des neuen Biers via Medien angekündigt hatte, mit juristischen Mitteln reagierte. Ein renommierter Luzerner Anwalt forderte den Verein auf, das Markeneintragungsgesuch für ihr Bier zurückzuziehen. «Darauf stiegen wir nicht ein», so Engler.

**Verletzung des Markenrechts**
Wenige Stunden später tauchte die Polizei auf mit einer superprovisorischen Verfügung von Heineken international und Heineken Schweiz. Diese beinhaltete das Verwendungsverbot der Marke Keineken. Somit zog die Polizei alle vorhandenen 1200 Flaschen und die 100 mit Keineken beschrifteten Gläser ein. «Dieser Name ist eine Verletzung des Markenrechts», sagte Heineken-Sprecher Urs Knapp auf Anfrage. Und das Obwaldner Kantonsgericht habe diese Haltung von Heineken gestützt. «Für uns ist der Fall klar: Der Verein wird den Namen Keineken nicht mehr verwenden dürfen», sagte Knapp. Der Verein selbst gibt sich nicht so schnell geschlagen. Er will erst die Antwort des Eidgenössischen Instituts für geistiges Eigentum (IGE) abwarten. Er hat den Namen «Keineken» beim IGE am 18. August formell eingereicht. «Wir sehen das IGE als Schiedsgericht im Markenstreit», sagte Engler. Bei Keineken rechnet man sich grosse Chancen aus, diesen Streit zu gewinnen. Das Logo des Keineken-Biers sei unmöglich mit dem Heineken-Logo zu verwechseln. Es zeigt den Hausberg Hahnen, die Brunni-Sonne und zwei kämpferische Teufelshörner.

**Traum einer eigenen Brauerei**
Vorläufig nun, bis der Rechtsstreit beendet ist, wird der Verein auf den Verkauf des Biers verzichten. Nicht aber für immer. «Wir sind bereit, durch alle Instanzen zu gehen», sagte Engler. Denn nun wittert der Verein, dass sich der Name Keineken durch den grossen Medienrummel vergolden lässt. Ursprünglich nämlich war das Ziel der Initianten, ein eigenständiges Engelberger Klosterbräu zu realisieren. Das Keineken-Bier sollte nur den Startschuss geben für den «Spiessrutenlauf auf dem Weg zum neuen, eigenstän- digen Engelberger Klosterbräu mit Engelberger Quellwasser», sagt Engler. Bis 2012 wollen die Initianten sogar eine eigene Brauerei in Engelberg bauen.

#Allgemeines

28. August 2009 | Nach Unfall und Krankheit erfolgreich

Schaffhauser Nachrichten, Stadt Schaffhausen
Alfred Wüger

Die drei Maturanden, die am sonnigen Donnerstagnachmittag die Zeugnisse in Empfang nehmen durften, waren kurz vor der regulären Prüfung auf der Zielgeraden gegen ihren Willen gestoppt worden: Nicola Möckli hatte einen Motorradunfall, Niklaus Heiri und Jan Bernegger lagen mit dem Pfeifferschen Drüsenfieber darnieder. Regierungsrätin und Erziehungsdirektorin Rosmarie Widmer Gysel, die nach den Begrüssungsworten von Rektor Urs Saxer und der musikalischen Einstimmung durch das Vokalensemble an das Rednerpult trat, sagte, diese Verzögerung sei über das ganze Leben betrachtet «wohl nicht entscheidend, aber dieser 27. August ist entscheidend». Sie ermunterte die drei jungen Männer dazu, aus einem Wissensgebiet eine persönliche Passion zu machen, «die Sie nicht mehr loslässt». Sie erinnerte aber auch daran, dass es Grenzen gebe, einerseits gesetzt durch die Ethik, anderseits durch die Unzulänglichkeit des eigenen Wissens. Die Person gehöre in eine «angemessene Relation» zum Ganzen. Nach dem Song «Some- where over the rainbow», intoniert vom Vokalensemble, übergab Urs Saxer dem Informatikstudenten Alain Illi, der 2006 an der Kanti die Matura erlangt hatte, das Wort. Mit dem Aristoteles-Zitat «Der Anfang ist die Hälfte des Ganzen» eröffnete er einen Gedankenreigen, der das Papier des Maturazeugnisses nicht in den Himmel hob, aber auch nicht herabwürdigte. «Ohne ein Blatt Papier wäre die Wissenschaft nicht möglich», sagte er, denn die Zwischenstufen des Denkens müssten immer wieder festgehalten werden, sonst wäre die Fülle des Gedachten gar nicht bewältigbar. Alain Illi knüpfte an die epochale Weltbestzeit des Sprinters Usain Bolt an, fragte, ob diese dank einem Ausnahmetalent oder dank Doping zustande gekommen sei, und gab zu bedenken, dass in den USA bereits jeder Vierte der Studierenden Zuflucht zu Gehirndoping nehme, um dem Leistungsdruck standzuhalten. «Das Medikament Ritalin», sagte Illi, «erhöht die Konzentration, und auch in der Schweiz hat sich der Verbrauch von 2003 bis 2007 verdoppelt.» Das Leben werde dank der Vernetztheit immer komplexer, sagte Illi weiter, und ermahnte die drei Maturanden, «sauber zu bleiben». Dann war der grosse Moment gekommen, und der Rektor konnte Jan Bernegger, Nicola Möckli und Niklaus Heiri nach vorne bitten, um ihnen die Zeugnisse zu überreichen. Noch einmal formierte sich das Vokalensemble zu einer musikalischen Darbietung und rundete den Festakt ab, bevor die Aula sich leerte. Familien, Freunde und Lehrer gingen auf die von der Abendsonne beschienene Terrasse, wo zur Feier des Tages ein Apéro kredenzt wurde.

#Allgemeines

18. August 2009 | Absoluter Besucherrekord

Schaffhauser Nachrichten, Region
Claudia Härdi

Am Samstag spielte die 18-köpfige «Nostalgie Swingers Big Band» zum 7. Munotball auf. Die 1200 Sitzplätze auf der Munotzinne seien schon kurz nach acht Uhr restlos besetzt gewesen, erzählt Peter Uehlinger, Vizepräsident des Munotvereins. «Es war ein absoluter Besucherrekord. Wir hatten meines Wissens noch nie so viele Besucher.» Sie hätten zwar noch einige Gäste hereingelassen, solche, die die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben hätten, für sich irgendwo ein Plätzchen zu ergattern.

**Eine beschränkte Anzahl Plätze**
Doch insgesamt mussten rund fünfzig bis hundert Gäste, die sich auf einen gediegenen Tanzabend gefreut hatten, wieder enttäuscht von dannen ziehen. Denn aus Platz- und Sicherheitsgründen konnten bald keine Gäste mehr zugelassen werden. «Normalerweise hat es immer Plätze. Soweit mir bekannt ist, ist es noch nie vorgekommen, dass wir Gäste wegschicken mussten. Im allgemeinen hatten die Gäste grosses Verständnis für die durch den grossen Besucheransturm entstandenen Unannehmlichkeiten», erklärt Uehlinger. Munotwirt Jörg Götke und sein Team hätten an diesem Abend, von der traditionellen Bratwurst bis zu den Munotmenus, 800 Essen serviert. «Ein ausgezeichneter Einsatz», so der Vizepräsident des Munotvereins.

**Die Big Band ist sehr beliebt**
Begünstigt wurde diese hohe Besucheranzahl natürlich durch das anhaltende schöne Wetter. An diesem Wochenende konnte man mit Sicherheit sagen, dass der Samstag auch schön bleibt. Auch die «Nostalgie Swingers Big Band» ziehe immer viele Gäste an. «Sie sind eine sehr beliebte Band», betont Uehlinger. Zudem waren an diesem Abend rund 160 Gäste aus Verbindungen von nah und fern auf der Munotzinne anzutreffen. Denn der Kantonsschulverein lädt jedes Jahr Verbindungen ein, um einen Sommerabend gemeinsam tanzend und speisend auf dem Munot zu verbringen. Drittens: «Der zweitletzte Munotball der Saison ist erfahrungsgemäss einer der beliebtesten. Das war auch in den vorhergehenden Jahren so», sagt Uehlinger. Denn der zweitletzte Ball verspricht immerhin noch ein letztes offenes Datum, um den Tanz zu verschieben.

**Der letzte Munotball der Saison**
Der Munotverein hofft nun, auch am nächsten Samstag, an dem der 8. Munotball stattfinden wird, mit schönem Wetter rechnen zu dürfen. Wer sich an diesem letzten Munotball sicher einen Platz ergattern will, dem ist es zu empfehlen, früh genug – das heisst zwischen 19.00 und 19.30 Uhr – auf den Munot zu kommen.

#Allgemeines

14. August 2009 | Die Neuburg wird restauriert

Schaffhauser Nachrichten, Stein / Diessenhofen
(r.)

Auf der oft besuchten Ruine Neuburg oberhalb Mammern wird für einige Wochen restauriert. Die Ruine der im 13. Jahrhundert erbauten Neuburg wurde von 2001 bis 2003 bereits umfangreichen Restaurierungen unterzogen. Die im August 2009 angelaufenen Arbeiten konzentrieren sich auf Bereiche, die stark von Erosion betroffen sind und sich nicht mit Förderung von Pflanzenbewuchs sichern lassen. Die Arbeiten werden von der Firma Schenkel unter Aufsicht des Amtes für Archäologie des Kantons Thurgau durchgeführt. Die anfallenden Kosten werden von Bund, Kanton und Gemeinde Mammern getragen.

#Allgemeines

11. August 2009 | Computersprache wird ab 2014 unterrichtet

Schaffhauser Nachrichten, Region
Erwin Künzi

Beim gestrigen Start des Schuljahrs 2009/2010 zählte in der Schweiz in rund 50 Gymnasien Informatik als Ergänzungsfach zum schulischen Angebot. In diesem Fach geht es nicht um den Umgang mit dem Computer, sondern um die Grundlagen der Informatik, vor allem um das Programmieren. Diese Grundlagen werden zurzeit an der Kantonsschule nicht in einem eigenen Fach vermittelt. Der Start ist erst für das Schuljahr 2014/2015 vorgesehen. Das hat Gründe, wie Rektor Urs Saxer gegenüber den SN erklärte.
Aktuell bietet die Kantonsschule Schaffhausen das Freifach Informatik an. Im Einführungsjahr wurde dieses Freifach von Juraj Hromkovic erteilt. Hromkovic ist Dozent an der ETH Zürich und Autor des Lehrbuchs «Informatik. Vorkurs Programmieren, Geschichte und Begriffsbildung, Automatenentwurf». «Dass Juraj Hromkovic in Schaffhausen unterrichtete, wirkte sich für die Kantonsschule sehr positiv aus», sagte Saxer. Heute wird das Freifach, das wöchentlich zwei Lektionen umfasst und ein Jahr dauert, von einem Kantonsschullehrer unterrichtet. Besucht wird dieser einjährige Kurs nur gerade von zwölf Schülerinnen und Schülern, was Urs Saxer wie folgt erklärt: «Da der Druck der Hauptfächer steigt, gehen die Teilnehmerzahlen der Freifächer ganz allgemein zurück.»

**Nachdiplomstudium in Zürich**
Informatik als Ergänzungsfach, anspruchsvoller und mit mehr Stoff, ist jeweils mit drei Lektionen pro Woche dotiert; unterrichtet wird es im vorletzten und im letzten Schuljahr. Um eine genügend hohe Qualität des Unterrichts garantieren zu können, absolviert zurzeit Raphael Riederer an der Universität Zürich ein zweijähriges Nachdiplomstudium zum Thema «Informatik an Gymnasien». Riederer, der an der Kantonsschule Biologie und Informatik unterrichtet und der Fachschaft Informatik vorsteht, hat wegen des Studiums sein Pensum an der Kantonsschule um 20 Prozent reduziert; in einem Jahr wird er sein Diplom erhalten. Seine Ausbildung wird von der Hasler-Stiftung im Rahmen des Förderprogramms «Fit für IT» finanziell unterstützt.

**Neue Stundentafel**
Hat Riederer sein Diplom, könnte das Ergänzungsfach Informatik eigentlich starten, doch da gibt es ein zusätzliches Problem. Wird das Fach ins Angebot aufgenommen, muss die Stundentafel der Kantonsschule geändert werden. Diese Änderung ist aber ohnehin nötig, wie Urs Saxer erklärte: «Bald werden Schülerinnen und Schüler zu uns kommen, die bereits ab der 3. Klasse Englisch hatten. Da müssen wir die Stundentafel anpassen.» Zudem gibt es weitere Fächer, die um die begrenzte Zahl der Lektionen, die zur Verfügung stehen, kämpfen. Auch muss abgeklärt werden, wer welche Fächer unterrichtet. «Da sind ausgiebige Diskussionen innerhalb der Schule nötig, denn die Lehrkräfte der angestammten Fächer werden sich für ihre Bereiche einsetzen.» Damit diese Diskussion gründlich geführt und mit einem Resultat, hinter dem die ganze Schule stehen kann, abgeschlossen werden kann, will sich Saxer dafür Zeit lassen: «Wir haben dafür die nächsten zwei Jahre vorgesehen.»

**Entscheid beim Erziehungsrat**
Die neue Stundentafel der Kantonsschule, dann mit dem Ergänzungsfach Informatik, muss dem Erziehungsrat vorgelegt werden, was im Jahr 2012 der Fall sein wird. Gibt dieser seinen Segen dazu, was spätestens 2013 geschehen soll, würde allenfalls bei der Aufnahmeprüfung 2014 bereits das Fach Englisch geprüft. Das Ergänzungsfach Informatik würde mit der Einführung der neuen Stundentafel ab dem Schuljahr 2014/2015 angeboten werden.

#Allgemeines

4. August 2009 | Kochen mit Bier: Gerstensaft erobert die Küche

Coopzeitung, Essen und Trinken
Bettina Ullmann

Koch und Buchautor Stefan Schüller trinkt gerne Bier. «Klar, ich bin Rheinländer und mit Bier gross geworden.» Die Idee zu seinem Bier-Kochbuch stammt trotzdem nicht von ihm selbst. Es sei eine Schnapsidee seines Fotografen Marco Pellanda gewesen, erzählt der Koch, der mit 13 Gault-Millau-Punkten ausgezeichnet ist. Heute liegt ein wunderschön fotografierter Band mit über 80 Rezepten aus allen Sparten der Menükarte vor. Es ist ein breites Spektrum an Rezepten, das dokumentiert wird und das das Bier in die Liga der gehobenen Küche hievt. Aber nicht nur das macht diese Neuerscheinung zu einer Besonderheit.
In jedem seiner kreativen Rezepte verwendet Schüller ein anderes Bier, und alle kommen aus der Schweiz! «Ich habe noch nie so viel tolles, individuelles Bier getrunken wie hier. Die Schweizer Biere sind wahnsinnig gut», schwärmt er.

**Kochen mit Bier sei gar nicht schwer**
«Man muss es einfach mal machen!» Im Buch ist für jeden Schwierigkeitsgrad etwas dabei. Wenn «Schülli» Lust auf ein dunkles Bier hat, dann kocht er eben mit dunklem Bier. «Balsamico-Essig und dunkles Bier ist eine sehr gute Kombination. Wegen der Farbe und des Geschmacks. In dunklem Bier ist mehr Restsüsse enthalten als in hellem.» Und wenn er seinen Artischocken-, Zucchini- oder Fencheltag hat, nimmt er einfach ein helles Bier dazu. «Die Konstellation Artischocke und Bier ist der Hammer!», wie es der deutsche Koch und Inhaber des Zürcher Szenerestaurants «Oscar» formuliert. Für die Biergrissinis hätte es auch nicht einmal unbedingt das helle Maisgold Spezialbier von der Brauerei Rosengarten in Einsiedeln sein müssen. Aber auch wenn hier immer mit Bier gekocht wird, egal ist andererseits gar nichts. «Kochen mit Bier ist nicht ‹Ich lasse mal den Weisswein weg›», weiss «Schülli». Mit Wein bekommt man eine gewisse Lieblichkeit ins Gericht, «wenn ich einfach nur Bier ins Essen schütte, habe ich eventuell schnell einmal eine bittere Suppe in meinem Topf. Und einfach nur warmes Bier will ja niemand.»
Die Lieblichkeit eines Biergerichtes erreicht man am besten, wenn man den Gerstensaft vorab mit Zucker zu einem Karamell verarbeitet.

**Das Geschmackserlebnis eines Biergerichts sei nicht**
«Oh, das schmeckt ja nach Bier!», sondern es ginge um die Geschmacknuancen im Abgang. Bei den wenigsten Rezepten sei Bier der geschmackliche «Knaller». Doch auch diese Aussage kann Schüller gerade selbst widerlegen: «Es sei denn, man macht ein Bier-Granité oder Bier-Glace. Da steht der Biergeschmack eindeutig im Vordergrund. Man muss halt wissen, was man will.»


**Das Buch: Kochen mit Bier**

Bier ist eines der ältesten Getränke der Menschheit und liegt heute mehr denn je im Trend. Dass Bier mehr ist als ein Durstlöscher, zeigt Stefan Schüller in seinem neuen Buch. Der kreative Spitzenkoch aus Zürich lotet die Möglichkeiten von Bier in der feinen Küche aus und führt uns in über 80 Rezepten zu ganz neuen Geschmackserlebnissen. Schüller kombiniert sie mit 80 verschiedenen Schweizer Bierspezialitäten, die ausschliesslich in Schweizer Klein- und Mittelbrauereien gebraut werden! Fotograf Marco Pellanda hat alle Rezepte hervorragend ins Bild gesetzt.

Spezialangebot für Leserinnen und Leser der Coopzeitung, gültig bis zum 28. September 2009: Stefan Schüller, Marco Pellanda: «Schweizer Bier Kochbuch», AT Verlag. 59 statt 79 Franken. Bestellen Sie unter:





Website Coopzeitung Nr. 32. vom 4. August 2009

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30. Juli 2009 | Geschichte neu erlebbar gemacht

Schaffhauser Nachrichten, Inland
Eveline Rutz

Das Landesmuseum Zürich verfügt über einen immensen Fundus. Zurzeit sind es rund 820 000 Objekte; aus Schenkungen und Ankäufen kommen laufend neue hinzu. Auf 2400 Quadratmetern Fläche wird nun ein Bruchteil davon neu inszeniert. Entsprechend herausfordernd waren deren Auswahl und Präsentation.
Rund 850 Objekte geben in der neuen Dauerausstellung «Galerie Sammlungen» einen Einblick in die wertvolle Bestände. Dicht reihen sie sich aneinander und machen so stilistische, formale und technische Entwicklungen innerhalb einer Gattung deutlich. Gezeigt werden vor allem kunsthandwerkliche Erzeugnisse, wie etwa die Möbelstücke im ersten Raum im Erdgeschoss. Der historische Rückblick beginnt bei einer Truhe aus dem 14. Jahrhundert, reicht von einer repräsentativen Kommode (1740) über einen einfachen Gartenstuhl (1939) bis hin zum industriell gefertigten Serviertrolley der Swissair. «Wir wollen einen Querschnitt zeigen», sagt Kuratorin Christine Keller. Nach demselben Prinzip sind Keramik-, Gold- und Glasarbeiten, aber auch Fotografien, Glasmalereien, Altäre, Textilien und Schuhe ausgestellt. Einzelexponate wie ein kostbares Fussreliquiar aus dem Basler Münsterschatz (1450) oder der berühmte St. Galler Globus (1594) setzen sich davon ab.

**Wissen spielerisch vermittelt**
Rund 1000 Zeitzeugnisse bilden die Grundlage der zweiten neuen Dauerausstellung «Geschichte Schweiz». Sie gehen bis auf die Steinzeit zurück und sind in folgende vier Themenbereiche geordnet: «Niemand war schon immer da» (Migrationsgeschichte), «Glaube, Fleiss und Ordnung» (Religionsgeschichte), «Durch Konflikt zur Konkordanz» (Politikgeschichte) und «Die Schweiz wird im Ausland reich» (Wirtschaftsgeschichte). Die thematische Gliederung erleichtert die Besucherführung und schafft spannende Bezüge zur Gegenwart. Zahlreiche Medienstationen ermöglichen einen spielerischen Zugang zu den Informationen. Der Betrachter kann sich beispielsweise einem Einbürgerungstest unterziehen oder über ein Memory an Informationen gelangen. In der Sammlung werden etwa die symbolträchtigen Motive eines Bildteppichs aus dem Jahre 1480 Schritt für Schritt erklärt und einzeln beleuchtet. Der Betrachter erfährt so einiges mehr, als er zu lesen bereit gewesen wäre.

**Jeder Raum eine eigene Welt**
Bereichert wird das Ausstellungserlebnis zudem durch die atmosphärische Präsentation. Jeder Raum entfaltet einen eigenen auf die Exponate abgestimmten Ausdruck. In Violett und Gold gehalten ist etwa jener Saal, der sich der Religionsgeschichte widmet. Die Fenster sind mit farbigen Papierstreifen abgedeckt und schaffen so eine sakrale Stimmung. «Wir zeigen eine Sicht von heute», sagt Tristan Kobler vom Zürcher Büro Holzer Kobler Architekturen. Die Kulissen versuchen nicht den Stil des 1898 erbauten Gebäudes zu imitieren, sondern lehnen sich mit einer modernen Sprache daran an. Die aufwendigen Sanierungsarbeiten haben vier Jahre gedauert und rund 50 Millionen Franken gekostet. Neben der Statik wurden die klimatischen Bedingungen und der Brandschutz verbessert. Die Sanierung ist Teil eines Gesamtprojektes, das 2016 abgeschlossen werden soll.

Siehe Anlässe; Geschichte der Schweiz; Führung durch das Landesmuseum; Samstag, 22. August 2009

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25. Juli 2009 | Schweizer konsumieren rund 8,7 Liter reinen Alkohols pro Jahr

Schaffhauser Nachrichten, Frontseite
(sda)

Insgesamt sank der Alkoholkonsum im vergangenen Jahr um einen Deziliter reinen Alkohols pro Kopf auf total 8,7 Liter. Getrunken wird in der Schweiz wacker: Auf 58 Liter Bier pro Kopf kommt die Eidgenössische Alkoholverwaltung (EAV), wie sie gestern mitteilte. Das sind 0,6 Liter Bier mehr als noch 2007. Immer weniger gefragt ist Wein. Pro Kopf der Bevölkerung wurde 2008 eine Flasche weniger getrunken – insgesamt aber noch 38,6 Liter. Stabil blieb der Konsum von hartem Alkohol über 40 Volumenprozent: Vier Liter Spirituosen werden davon pro Kopf gekippt.
Gesamthaft wurden 2008 123 704 Hektoliter reiner Alkohol zu 100 Volumenprozent getrunken, 2,8 Prozent mehr als noch im Jahr 2007. Die EAV führt dies auf die wachsende Bevölkerungszahl zurück.

**Mehr Whisky seit 1999**
Dennoch ist der Gesamtkonsum an alkoholischen Getränken in den vergangenen zehn Jahren um einen halben Liter reinen Alkohols gesunken. Hingegen stieg der Pro-Kopf-Konsum von hartem Alkohol seit 1999 um 0,4 Liter. Grund dafür ist der 1999 eingeführte Einheitssteuersatz für Spirituosen. Dadurch wurden beliebte ausländische Alkoholika wie Whisky, Gin oder Wodka teilweise massiv günstiger. Das beeinflusste die Alkoholproduktion in der Schweiz. Noch vor zehn Jahren betrug die einheimische Spirituosenproduktion 50 Prozent des Marktes. Heute sind es noch 15 Prozent. Deshalb sind seit 1960 mehr als acht Millionen Hochstammbäume verschwunden.

**Schweizer Hersteller ziehen nach**
Seit dem Jahr 1999 ist es Schweizer Spirituosenproduzenten zudem erlaubt, aus stärkehaltigen Rohstoffen wie Getreide oder Kartoffeln Spirituosen herzustellen. Seither erteilt die EAV immer mehr Konzessionen zur inländischen Whiskyproduktion. Im Jahr 2008 versuchten bereits ein Dutzend Spirituosenhersteller, sich mit innovativen Produkten gegen die ausländische Whiskydominanz zu behaupten.

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24. Juli 2009 | Warum der Anteil der Erfolgreichen sich kaum ändert

Schaffhauser Nachrichten, Region
Erwin Künzi

Gibt es für Aufnahmeprüfungen in Kantonsschulen und Gymnasien eine im voraus festgelegte Quote, wie viele der Bewerberinnen und Bewerber aufgenommen werden? Diese Frage hat kürzlich im Kanton Zürich zu heftigen Diskussionen geführt. Im Kanton Schaffhausen gibt es, so erklärte Raphaël Rohner, Sekretär des Erziehungsdepartements, «für die Aufnahmeprüfung an die Kantonsschule keine Quote». Diese Aussage ist richtig, trotzdem gibt es Mechanismen, die sichergestellt haben, dass das Verhältnis von erfolgreichen und abgewiesenen Prüflingen über die Jahre mehr oder weniger gleich geblieben ist. Das Zauberwort heisst «vernünftiger Notendurchschnitt».
Doch schauen wir uns einmal an, wie eine Aufnahmeprüfung in die Kantonsschule abläuft. Geprüft werden die Fächer Deutsch, Französisch, Latein und Mathematik. Im Vorfeld setzen sich Teams aus den Fachschaften, deren Fächer geprüft werden, zusammen und erstellen gemeinsam die Prüfungsaufgaben. Dabei halten sie sich an die Broschüre «Prüfungsstoff 1. Klasse, Maturitätsschule und Fachmittelschule», die im Januar 2008 zum letztenmal überarbeitet wurde. Nach dieser Broschüre richten auch die Sekundarlehrkräfte ihren Unterricht aus, denn diese zeigt ihnen, was ihre Schülerinnen und Schüler an der Prüfung beherrschen müssen. Stehen die Prüfungsaufgaben fest, werden diese mit den Sekundarlehrpersonen der entsprechenden Fächer besprochen und allenfalls angepasst. Die Kantonsschullehrer legen anschliessend für jedes Fach fest, wie im einzelnen korrigiert wird.
Während der Prüfung selber werden bereits erste Arbeiten provisorisch durchgesehen, um allfällige Probleme aufzuspüren. Die Fachschaft entscheidet, wie diese behandelt werden, damit nachher alle Lehrkräfte nach dem gleichen Massstab korrigieren. Diese Korrektur erfolgt zu Hause, nach dem von der Fachschaft im voraus festgelegten Korrektur- und Bewertungsschema. Nachher schaut jede Fachschaft die Punktedurchschnitte der einzelnen Prüfungsarbeiten an und legt eine Notenskala fest, wobei der «vernünftige Durchschnitt» angestrebt wird. Aufgrund dieser Skala benoten die einzelnen Lehrkräfte die Arbeiten. Diese Noten werden pro Fach und pro Schüler an das Sekretariat der Kantonsschule gemeldet, was einen ersten Überblick darüber ergibt, wer bestanden hat und wer nicht.
Die Schulleitung beurteilt diese Resultate nicht zuletzt nach der Frage, ob der Anteil der Durchgefallenen in etwa demjenigen der letzten Jahre entspricht. Aber, so betonte Kanti-Administrator Thomas Gramm, «das wird nicht getan im Hinblick auf eine bestimmte Zahl, die aufgenommen werden soll, sondern nur darauf, wie das Verhältnis Erfolg/Misserfolg aussieht». Daher ist die Aufnahmequote immer wieder in etwa gleich – sie schwankt um die 60 Prozent –, obwohl die Zahl der aufgenommenen Schülerinnen und Schüler differieren kann.
In der nächsten Runde besprechen die Lehrkräfte aller Prüfungsfächer die sogenannten Grenzfälle, die die nötigen zwölf Punkte knapp verfehlt haben, stellen fest, ob jemand unter Abrundungspech gelitten hat, und einigen sich je nach Fall über eine allfällige Notenkorrektur. Wirklich vollzogen wird diese aber erst an der Notenkonferenz. Dort wird bei Grenzfällen entschieden, ob die Prüfung bestanden wurde oder nicht. Handelt es sich um Prüflinge, die von ihrem Sekundarlehrer für die Aufnahme empfohlen wurden, kann dieser ein gutes Wort für seinen Schützling einlegen. Zum Schluss stimmen die prüfenden Lehrkräfte über die Aufnahme ab. «Schon deshalb kann es keine Quote geben, denn diese Abstimmungen lassen sich nicht steuern», so Gramm. Pro Jahr nehmen rund 350 Jugendliche an der Prüfung teil, zwischen 200 und 250 sind jeweils erfolgreich.

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7. Juli 2009 | «Und gehen Sie nicht den Weg des geringsten Widerstandes!»

Schaffhauser Bock
Stéphanie Stamm

Am letzten Donnerstagabend war es wieder einmal soweit: Die Kantonsschule Schaffhausen feierte an der Maturfeier ihren erfolgreichen Jahrgang 2005/2009. Der Rektor Urs Saxer konnte rund 150 Maturandinnen und Maturanden deren lang ersehntes Maturzeugnis aushändigen, währenddessen drei Schüler das letzte Schuljahr noch einmal wiederholen müssen. Darüber hinaus werden drei weitere Viertklässler, die krankheitshalber oder verletzt nicht an den regulären Prüfungen im Juni teilnehmen konnten, diese im August nachholen.
Nach einer schönen Darbietung des Kammerchors der Kantonsschule unter der Leitung von Ulrich Waldvogel Herzig, überbrachte die amtierende Regierungspräsidentin Rosmarie Widmer Gysel ihre Glückwünsche und appellierte sodann: «Gehen Sie nicht den Weg des gerinsten Widerstandes!» Widmer Gysel war denn auch nicht die Einzige, die ihre Worte an die Schulabgänger richtete. Die diesjährige Maturrede hielt Florian Hotz, der vor genau zehn Jahren seine Matur in Schaffhausen machte und in diesen Tagen seine Dissertation an der HSG beendet. Sichtlich vergnügt unterhielt er sich am anschliessenden Apero mit seinen Parteikollegen Res Hauser und Fabian Käslin. Dort freute sich auch Celestine Dünner, die an der ETH ein Studium beginnen wird, über ihre bemerkenswerte Leistung: Sie wurde mit dem Anerkennungspreis der Verbindung Munot für die beste Maturprüfung 2009 ausgezeichnet, was ihr viel Lob und 1000 Franken einbrachte. Ebenso vergnügt waren Vanessa Glauser, Severin Knecht und Robin Zürcher. Während Knecht und Zürcher eine zweisprachige Matur (deutsch-französisch) machten, weist Glauser, dank englischem Immersionsunterricht, sogar einen dreisprachigen Abschluss auf. Auch Silvan Burger – er wird ein Zwischenjahr mit einem England- und dem obligaten Militäraufenthalt machen – musste sich von seiner Schule verabschieden, derweil seiner Schwester Yvonne Burger noch zwei ereignisreiche Jahre bevorstehen. Nicht nur Waldvogel Herzigs Kammerchor war für die musikalische Unterhaltung der Feier zuständig, sondern auch ein Flötenensemble, eine Jazz Band, das Vokalensemble sowie der singende Englischlehrer Patrick Stoll, der zusammen mit Flavia Zucca und Martin Gisler das selbstkomponierte Stück «Handle With Care» präsentierte. Zum Schluss wurde, wie jedes Jahr, das traditionelle Studentenlied «Gaudeamus igitur» gesungen – es lebe die Jugend, es leben die Professoren!

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3. Juli 2009 | «Geniesst die Zeit, und macht etwas draus»

Schaffhauser Nachrichten
Jan Hudec

So entspannt die Maturandinnen und Maturanden in den Bänken sassen, im Wissen darum, dass sie ihre Prüfung erfolgreich hinter sich gebracht haben, so angespannt waren ihre Eltern und Angehörigen vor Erwartungsfreude und Stolz auf die Absolventen. So waren es denn auch die Eltern, denen an der gestrigen Maturfeier in der Kirche St. Johann die erste Gratulation von Kantonsschulrektor Urs Saxer galt: «Goethe hat einmal gesagt: ‹Zwei Dinge sollen Kinder von ihren Eltern bekommen: Wurzeln und Flügel.› Ich möchte Ihnen für die Wurzeln danken, die Sie Ihren Kindern in den letzten vier Jahren gegeben haben.»

Bildungsdirektorin Rosmarie Widmer Gysel gratulierte sodann den Maturanden für ihre Leistung: «Sie haben jetzt einen Leistungsausweis in der Tasche, der Ihnen den Zutritt zur Welt der akademischen Berufe verschafft.» Dies sei ein grosses Privileg, das zugleich auch mit einer grossen Verantwortung verbunden sei. «Sie sind es, die dereinst darüber entscheiden, welche Risiken unsere Gesellschaft eingeht, und wie diese Risiken eingedämmt werden.» Die Maturrede hielt Florian Hotz. Er hat die Kantonsschule Schaffhausen 1999 abgeschlossen, in St. Gallen ein Studium der Wirtschaftswissenschaften sowie der Rechtswissenschaften abgeschlossen und beendet in diesen Tagen seine Dissertation. In Schaffhausen kennt man ihn zudem als Kantonsrat. «Die Möglichkeiten der Selbstverwirklichung, die ihr nun mit eurem Abschluss habt, sind enorm», sprach Hotz zu den Absolventen. Selbstverwirklichung alleine reiche aber nicht aus, «ihr müsst die Gesellschaft weiterentwickeln, ihr seid bereit dazu». Dazu sei es nötig, die eigenen Talente zu nutzen und die Chancen wahrzunehmen, die sich entlang des Weges anbieten würden. «Geniesst die Zeit, und macht etwas draus», appellierte Hotz an die Maturanden. Endlich war es dann so weit, die Maturzeugnisse wurden unter lautem Jubel der Anwesenden an die erfolgreichen Prüflinge überreicht. 150 haben die Prüfung bestanden, drei dürfen sich im nächsten Jahr noch einmal an den Abschluss wagen. Umrahmt und unterbrochen wurde die Zeugnisübergabe von gelungenen Musikeinlagen der Schüler. Für besonders viel Stimmung sorgte «Bohemian Rhapsody» in der Version des Kammerchors der Kantonsschule. Schliesslich verlieh die Verbindung Munot einen Anerkennungspreis für die beste Maturprüfung an Celestine Dünner. «Leider muss ich mit diesem Preis 149 Maturanden enttäuschen», sagte Stiftungsratspräsident Richard Ronner. Den Preis nicht zu erhalten sei aber kein Grund, traurig zu sein, «schliesslich gibt es noch andere Preise; vor allem besser dotierte», scherzte Ronner. Überhaupt seien Preise aber nicht alles. «Leben Sie so, dass auch andere etwas davon haben, so dass Sie sich selbst jeden Morgen im Spiegel ansehen können.» Ein durchaus guter Ratschlag, so zu leben, dass man sich jeden Morgen im Spiegel anschauen kann. Eine Ausnahme sei den Maturanden indessen gewährt: der heutige Morgen. Denn die Maturfeier dürfte sich zumindest für einige noch bis in die frühen Morgenstunden hingezogen haben.


**Profil M musisch/sprachlich**

Florine Bachmann, Neuhausen, beabsichtigte Ausbildung: Auslandaufenthalt; Tino Bächtold, Neunkirch, Auslandaufenthalt; Stefan Behrbohm, Schaffhausen, Musikwissenschaft; Nikolina Buzar, Schaffhausen, Praxis; Michelle Cohen, Schaffhausen, Geschichte; Anamarija Custic, Schaffhausen, Praxis; Natascia D’Anna, Neuhausen, Internationale Beziehungen; Linda Dreyer, Hemishofen, noch nicht entschieden; Aleksandar Dronjak, Wilchingen, Auslandaufenthalt; Sybille Egger, Schaffhausen, noch nicht entschieden; Karin Egli, Thayngen, Praxis; Janine Eisele, Thayngen, Physiotherapeutin; Barbara Erb, Löhningen, Praxis; David Freitag, Neunkirch, Film; Monika Führer, Neuhausen, Auslandaufenthalt; Lea Funke, Schaffhausen, Unterricht (alle Stufen); Patricia Götschi, Schaffhausen, Tourismus; Lisa Gretener, Schaffhausen, Pädagogische Hochschule; Jeremias Happle, Schaffhausen, noch nicht entschieden; Lisa Hatt, Wilchingen, Praxis; Michèle Hediger, Schaffhausen, noch nicht entschieden; Lisa Köllner, Neuhausen, Kunstgeschichte; Nina Landolt, Rüdlingen, Auslandaufenthalt; Simona Lerch, Schaffhausen, Publizistik; Katja Leu, Neunkirch, Publizistik; Simone Leuenberger, Schaffhausen, Pädagogische Hochschule; Galina Litman, Neuhausen, Biologie; Anna Locher, Diessenhofen, Praxis; Noemi Locher, Schaffhausen, Auslandaufenthalt; Viola Malaguti, Schaffhausen, Wirtschaftswissenschaften; Samira Marty, Gächlingen, Ethnologie und Volkskunde; Anina Meister, Schaffhausen, Pädagogische Hochschule; Stefan Merki, Schleitheim, Praxis; Simone Messerli, Neuhausen, Gestaltung; Rhea Michas, Schaffhausen, Psychologie; Mina Monsef, Schaffhausen, Gestaltung; Nicolas Müller, Schaffhausen, Maschinen-/Elektrotechnik; Daniela Nunes, Schaffhausen, Sprachen; Patrick Oberholzer, Neunkirch, noch nicht entschieden; Philippe Oechslin, Schaffhausen, Praxis; Johannes Ott, Buch, Auslandaufenthalt; Sarah Pfrommer, Schaffhausen, Humanmedizin; Regula Popp, Lohn, noch nicht entschieden; Ricarda Quell, Schaffhausen, Publizistik; Stefan Rüegger, Schaffhausen, Politologie; Sonja Rütimann, Basadingen, Rechtswissenschaften; Livia Sandri, Büttenhardt, Kunstgeschichte; Selina Sauter, Schaffhausen, Publizistik; Sarah Schneider, Stein am Rhein, Auslandaufenthalt; Iris Schnurrenberger, Schaffhausen, Psychologie; Marie-Claire Schug, Schaffhausen, Humanmedizin; Patrik Simmler, Schaffhausen, Bewegungswissenschaften/Sport; Melinda Stamm, Neuhausen, Soziologie; Michelle Steinemann, Schaffhausen Psychologie; Mailyn Stolz, Stein am Rhein, Auslandaufenthalt; Tolga Toksöz, Neuhausen, Praxis; Ramona Traber, Thayngen, Auslandaufenthalt; Philip Vlahos, Trasadingen, Psychologie; Linda von Burg, Lohn, noch nicht entschieden; Larissa von Kleist, Schaffhausen, Medien-/Kommunikationswissenschaften; Samuel Vonäsch, Schaffhausen, Kunst; Andrina Wanner, Wilchingen, Kunst; Vanessa Wildberger, Neunkirch, Praxis; Melanie Zebic, Schaffhausen, Wirtschaftswissenschaften; Robin Zürcher, Schaffhausen, Publizistik.

**Profil N naturwissenschaftlich/mathematisch**

Fabio Ackeret, Schaffhausen, beabsichtigte Ausbildung: Wirtschaftswissenschaften; Kevin Akeret, Neunkirch, Humanmedizin; Laura Bächtold, Schleitheim, Praxis; Matthias Bloch, Schaffhausen, Architektur; Gino Brunner, Schaffhausen, Elektrotechnik; Manuel Distel, Flurlingen, noch nicht entschieden; Celestine Dünner, Schaffhausen, Elektrotechnik; Daniel Enderli, Oberhallau, Pädagogische Hochschule; Lukas Fendt, Thayngen, Umweltwissenschaften; Sibylle Fischbacher, Schaffhausen, Humanmedizin; Roger Frei, Feuerthalen, noch nicht entschieden; Lukas Freitag, Neunkirch, Geschichte; Moritz Graule, Schaffhausen, Maschinenbau; Simon Greuter, Schaffhausen, Informatik; Moritz Häberli, Trasadingen, Maschinenbau; Michael Hächler, Beringen, Chemie; David Häggi, Schaffhausen, Architektur/Bauwesen; Andreas Haller, Flurlingen, Wirtschaftswissenschaften; Nico Haltiner, Flurlingen, Wirtschaftswissenschaften; Zoe Heiduschke, Schaffhausen, Rechtswissenschaften; Katharina Hiltebrand, Neuhausen, Geomatik und Planung; David Hintermann, Hallau, Informationstechnologie/Informatik; Patrick Hoyer, Merishausen, Humanmedizin; Lea Im Obersteg, Schaffhausen, Medien-/Kommunikationswissenschaften; Marko Katana, Schaffhausen, Psychologie; Severin Klauser, Feuerthalen, Auslandaufenthalt; Severin Knecht, Schaffhausen, Architektur; Melanie Knuchel, Neuhausen, Pädagogische Hochschule; Luca Lengwiler, Stein am Rhein, Rechtswissenschaften; Johannes Ludwigs, Schaffhausen, Auslandaufenthalt; Julian Medlik, Siblingen, Informatik; Monika Meier, Thayngen, Rechtswissenschaften; Yannick Meier, Schaffhausen, noch nicht entschieden; Patrick Meyer, Neuhausen, Bewegungswissenschaften/Sport; Lorenz Pfeiffer, Löhningen, Praxis; Raffael Risch, Schaffhausen, noch nicht entschieden; Hans-Martin Ritzmann, Wilchingen, Maschinenbau; Benjamin Sauter, Neuhausen, noch nicht entschieden; Davide Scheidegger, Schaffhausen, Praxis; Adrian Schenker, Siblingen, Ton-/Bildtechnik; Daniel Schneider, Ramsen, Architektur; Titian Steiger, Rüdlingen, Chemie; Tamara Stotz, Rüdlingen, noch nicht entschieden; Andrea Walter, Löhningen, Physiotherapeutin; David Walter, Löhningen, Bauingenieurwesen; Yuluan Wang, Schaffhausen, Pharmazie; Janis Wanner, Gächlingen, Wirtschaftswissenschaften; Kilian Weber, Löhningen, Wirtschaftswissenschaften; Reto Wenger, Schlatt, Wirtschaftswissenschaften; Severin Werner, Neuhausen, Praxis; Daniel Zinser, Beringen, Journalismus; Fabian Zumbühl, Dörflingen, noch nicht entschieden.

**Profil S sprachlich/altsprachlich**

Jonas Achermann, Schaffhausen, beabsichtigte Ausbildung: Auslandaufenthalt; Marco Bächtold, Schleitheim, Rechtswissenschaften; Merlin Bärtschi, Schaffhausen, Mathematik; Flurin Baumgartner, Schaffhausen, Geschichte; Frederik Bieri, Hemmental, Internationale Beziehungen; Edi Bollinger, Schleitheim, Rechtswissenschaften; Kevin Brühlmann, Thayngen, Praxis; Silvan Burger, Schaffhausen, Auslandaufenthalt; Marcel Deggeller, Dörflingen, Humanmedizin; Mirjam Frei, Dörflingen, Pädagogische Hochschule; Philipp Frey, Schaffhausen, Auslandaufenthalt; Severin Ganz, Rikon im Tösstal, Praxis; Linda Gislason, Schaffhausen, Psychologie; Vanessa Glauser, Schaffhausen, Anglistik; Anna-Pierina Godenzi, Schaffhausen, Sprachen; Iwan Hächler, Opfertshofen, Praxis; Lisa Hartmeier, Schaffhausen, Humanmedizin; Gianna Hartung, Neunkirch, Geschichte; Menduri Hoessly, Schaffhausen, Human-medizin; Jonas Huber, Schaffhausen, Praxis; Johanna Lendl, Schaffhausen, Auslandaufenthalt; Linda Leu, Hemmental, Physiotherapeutin; Vanessa Metz, Hallau, Soziales; Kathrin Müller, Löhningen, Sprachen; Linus Ritzmann, Flurlingen, Bauingenieurwesen; Bettina Rohr, Schaffhausen, Umweltwissenschaften; Pascal Rüegger, Schaffhausen, Musik; Anja Schneider, Schaffhausen, Physiotherapeutin; Maja Schudel, Schaffhausen, Sprachen; Sarah Steinacher, Schaffhausen, Humanmedizin; Johanna Vogelsanger, Beggingen, Anglistik; Aldo Zanelli, Schaffhausen, Sprachen.

#Allgemeines

23. Juni 2009 | Hoffentlich glückliche 100 Prozent

Schaffhauser Nachrichten, Region
Lilian Pala

Noch rauchen die Köpfe, es wird über Fragen gebrütet und sich das Hirn zermartert, denn die Maturaprüfungen an der Kantonsschule Schaffhausen sind in vollem Gange. Diese Woche bis Mittwoch finden die mündlichen Prüfungen statt, die schriftlichen wurden vom 5. bis zum 10. Juni durchgeführt.
156 Maturandinnen und Maturanden sind dieses Jahr zu den Abschlussprüfungen angetreten. Eine Anzahl, die im normalen Rahmen liegt, wie der Rektor der Kantonsschule, Urs Saxer, erklärt: Sie bewege sich traditionellerweise zwischen 135 und 160 Prüflingen. Auch die Verteilung der Schüler nach Profilzugehörigkeit und Fachauswahl sei über die Jahre hinweg relativ konstant geblieben. Einzig erwähnenswert ist, dass dieses Jahr drei Klassen des naturwissenschaftlichen Profils abschliessen – die letzten Jahre waren es nur jeweils zwei. Den «besonderen Vorfällen» der diesjährigen Maturaprüfungen liessen sich drei Absenzen zurechnen. «Besonders», weil Absenzen während der Maturaprüfungen ein äusserst seltenes Ereignis sind. Dementsprechend kamen Ausfälle in den letzten Jahren nicht vor, wie Urs Saxer versichert. Die drei krankheitshalber oder unfallbedingt ausgefallenen Schüler müssen ihre Matura im August nachholen, werden aber auch an einer eigenen Maturafeier – in kleinerem Rahmen – teilnehmen können. Die Ergebnisse der schriftlichen Prüfungen sind bereits bekannt, sie werden diese Woche von den ungefähr 60 auswärtigen Experten zusammen mit den Examinatoren überprüft. Am Mittwochnachmittag werden auch die Resultate der mündlichen Examen vorliegen. Am Mittwochabend, planmässig gegen 20.00 Uhr, werden die Noten feststehen und den Maturanden bekanntgegeben. Wie viele Maturanden die Examen erfolgreich bestehen, könne er nicht vorhersehen, meint Urs Saxer. Natürlich hoffe er, dass alle die Prüfungen bestehen, aber es gebe wie jedes Jahr Wackelkandidaten. Bei denen hänge es, aufgrund der schwachen Vornoten, de facto von der Tagesform am Prüfungstag ab, ob sie die Matura bestehen. Die Durchfallrate an den Maturaprüfungen der letzten zehn Jahre schwankt somit auch zwischen null und drei Prozent. Die glücklichen 97 bis 100 Prozent werden nach der Bekanntgabe der Noten erleichtert und vielleicht auch befreit auf Maturareise gehen können und am 2. Juli an der offiziellen Zeugnisübergabe im St. Johann teilnehmen.

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23. Juni 2009 | Einmal im Leben das eigene Bier brauen

Coop-Zeitung, Touristische Perlen
Christian Degen

Die Anweisungen sind klar und präzise. «Das Gerstenmalz nun langsam ins Wasser geben, gut rühren.» Markus Reutimann, Gastgeber, Bierbrauer, Bauer und Lehrer in einer Person, führt seine Gäste in der Scheune auf seinem Hof in Unterstammheim nördlich von Winterthur souverän zum ersten selbst gebrauten Bier. Nun noch etwas geröstetes Malz für die Farbe zugeben, fertig – aber nur fast. Die wässrige Gerstensuppe, 9,5 Kilo gemahlenes Gerstenmalz auf 40 Liter Wasser, sieht im Moment noch nach allem Möglichen aus und riecht auch so, aber mit Bier hat sie nun echt noch nicht viel zu tun. In den nächsten eineinhalb Stunden wird die Suppe erhitzt, damit die Stärke des Getreides in Zucker umgewandelt werden kann. Und dann fehlt da noch der Hopfen, das eigentliche Gewürz eines Bieres.
Was es mit dem Hopfen auf sich hat, erklärt Reutimann den Teilnehmern seines Schaubrauseminars, einer Gruppe des Pharmakonzerns Roche aus Basel, auf einem Rundgang durch sein Hopfenfeld. Auf dem Weg dorthin kommt es noch zu einer Begegnung der etwas anderen Art. Geissbock «Heliomalt» begrüsst die Gäste. Sein krummes Horn, ein Relikt aus einem Kampf mit einem Widder, lässt ihn skurril aussehen – für die Gäste ist er jedoch gerade deshalb ein beliebtes und willkommenes Fotosujet.
Aber zurück zum wohl wichtigsten Bestandteil eines Bieres, dem Hopfen. Die Pflanzen werden bis zu 7,5 Meter hoch und wachsen pro Tag bis zu 35 Zentimeter. 6500 der Stöcke stehen im Hopfengarten in Reih und Glied – nur Weibchen, die männlichen Pflanzen müssen aussortiert werden, da sonst die Dolden befruchtet und damit weniger ertragreich würden. «Männer brauchts hier nur für die Ernte», lacht Reutimann. Mit den Blüten einer Pflanze können rund 800 bis 1000 Liter Bier gewürzt werden.
Apropos Bier: In der Scheune ist die «Suppe» inzwischen gar. Die Brühe kann nun über ein Sieb in einen frischen Kessel gegossen werden, und man staune, der Saft hält dem optischen Vergleich mit einem Bier bereits stand. Für den guten Geschmack brauchts eben Hopfen, für die Gärung Hefe, und dann vor allem Zeit – erst in rund sechs Wochen ist das Jungbier alt genug und trinkreif – und seine Entstehung aus der Ursuppe vergessen.


**Das eigene Bier – Selber brauen im Zürcher Weinland**

Beim Schaubrauen auf dem Hof «Hopfentropfen», in der kleinsten Brauerei der Schweiz, erfahren Sie einiges über die Geschichte des Biers und brauen durch aktive Mitarbeit ein Hausbier. Hopfen wird aber nicht nur für Bier eingesetzt. Auf dem Hopfenlehrpfad lernen Sie, wie die hochrankige Doldenpflanze wächst und was daraus hergestellt werden kann. Preis: 45 Franken pro Person inklusive Degustation. Weitere Infos und Anmeldung über Tel. 052 745 27 19 oder auf:
www.hopfentropfen.ch

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22. Juni 2009 | «Wo nicht gebaut, wird bald nicht mehr gebraut»

Schaffhauser Nachrichten
Werner Breiter

Die Situation auf dem Schweizer Biermarkt hat sich in den letzten 20 Jahren bei stetig sinkendem Verbrauch stark verändert. «65 bis 70 Prozent des Absatzes beanspruchen die beiden ausländischen Grosskonzerne Carlsberg und Heineken für sich, um den Rest kämpfen die noch verbliebenen Schweizer Brauereien, wie die Brauerei Falken», stellte Braumeister Oskar Dommen bei der Begrüssung zum Rundgang fest.
Auf dem Rundgang konnte unschwer festgestellt werden, dass die Brauerei Falken in den letzten Jahren technisch gewaltig aufgerüstet hat. Was investiert wird, finanziert das Unternehmen aus den erwirtschafteten Erträgen nach dem Motto «Wo nicht gebaut, wird bald nicht mehr gebraut». Durch den gezielten Ausbau der Anlagen verfügt die Brauerei Falken heute über mehr Kapazität, als die effektive Produktion erfordert. «Wir teilen unsere Produktion in A- und B-Wochen auf, wobei in den ersteren produziert, in den letzteren abgefüllt wird», erklärte Oskar Dommen weiter. Durch Lohnfüllungen wird fast eine vollständige Auslastung der hochmodernen Abfüllanlage erreicht, zwei weitere Aufträge stehen in Aussicht. Den gut signalisierten Rundgang durch die Anlagen legten die Besucher im Einzelsprung zurück, ihre Fragen wurden an den wichtigsten Stationen durch fachkundiges Personal beantwortet. Anfänglich konnte ein Blick auf die zur Herstellung der verschiedenen Biere notwendigen Rohstoffe – Emmer, Caramel-Malz, Weizenmalz, Röstmalz und Weizen für das First Cool – geworfen werden, die in einem ersten Arbeitsgang im Läuterbottich aufbereitet werden. Für jede Biersorte gibt es ein im Computer abgespeichertes Programm, das vom Biersieder anschliessend abgerufen werden kann. Von Mitternacht bis sechs Uhr früh gelangen so bis zum Mittag 45 000 Liter in den Gärtank. Das Brauwasser durchläuft einen Schichtenspeicher und wird in einem weiteren Arbeitsgang entmineralisiert. Im Lagerkeller stehen bei Temperaturen um die null Grad Celsius 95 Lagertanks mit einem Fassungsvermögen von 1,8 Millionen Litern Bier, die dort während 12 bis 15 Wochen gelagert werden. 24 000 Flaschen werden in der Füll- und Verschliessanlage pro Stunde abgefüllt. Zuvor werden die Flaschen und Harasse einem aufwendigen Aufbereitungsprogramm unterzogen. Dem Tag der offenen Tür wohnten Falken-Verwaltungsratspräsident Jürg P. Spahn, Rudolf Moersen und Direktor Philipp Moersen sowie Ständerat Hannes Germann und Stadtrat Urs Hunziker bei. Letztere gesellten sich nach dem Rundgang zu den vielen Besuchern in der gedeckten Festwirtschaft, die sich Bier, Wurst und Brot bei den schmissigen Klängen von Marcel Schellenberg und seiner Band schmecken liessen.

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6. Juni 2009 | Falkens Munot-Weizen ausgezeichnet

Schaffhauser Nachrichten, Regionale Wirtschaft
Simon Jörger

Gestern wurden in Zürich von der Interessengemeinschaft der Klein- und Mittelbrauereien im Rahmen der Pro-Bier-Auszeichnung 2009 Biersorten in vier verschiedenen Kategorien prämiert. In der Sparte «obergärige Biere» heisst der Sieger Munot-Weizen von der Brauerei Falken aus Schaffhausen. «Diese Auszeichnung freut mich ausserordentlich», sagte Oskar Dommen, Braumeister der Brauerei Falken, nach der Ehrung. Er sehe dies als Bestätigung an, dass der eingeschlagene Weg der richtige sei. «Wir haben schon mehrere Preise gewonnen, aber diesen stufe ich ganz hoch ein», betonte er.

**Fruchtig und prickelnd**
Das Munot-Weizen charakterisiert Dommen als fruchtig, prickelnd und mit einem speziellen Weizenbieraroma versehen. Es weise einen leicht erhöhten Kohlensäureanteil auf. Es enthält Bierhefe und wird demnach zu den naturtrüben Bieren gezählt. Das Munot-Weizen sei, anders als die 0-8-15-Biere aus der Fernsehwerbung, ein Bier für Feinschmecker. «Im Gegensatz zu den untergärigen Bieren schwimmt bei den obergärigen die Hefe während der Gärung an der Oberfläche der Flüssigkeit», erklärte Dommen. Dies liege an der Hefesorte. Obergärige Biere schmeckten lieblicher, fruchtiger und weniger hopfenbetont, so Dommen. Mehr wollte er zur Herstellung nicht sagen. «Das Bankgeheimnis ist derzeit ja am Wackeln, aber das Braugeheimnis wird nicht so schnell preisgegeben», scherzte der Braumeister. Mitte Mai hat die Brauerei Falken mit dem Eidgenossen eine Neuheit auf den Markt gebracht. Das spezielle daran sei das Honigaroma. Es handle sich dabei um ein liebliches Bier für jeden Biergeniesser, so Dommen. Diesen Herbst soll überdies ein weiteres Produkt lanciert werden. «Das wird auch ein spannende Sache», verriet er.

**Grösste Brauerei des Bewerbs**
Die Brauerei Falken mit ihren gut 60 Mitarbeitern ist neben der Brauerei Locher aus Appenzell die grösste Brauerei, die an dem Bewerb teilgenommen hat. Neben dem Schaffhauser Betrieb wurden auch die Brauerei Felsenau aus Bern, die Brauerei Müller aus Baden und die Brauerei Baar ausgezeichnet. Zum Newcomer des Jahres wurde das Liechtensteiner Brauhaus erkoren. Insgesamt wurden von einer 8-köpfigen Jury 36 verschiedene Biere getestet. Ziel der Interessengemeinschaft sei es, die Biervielfalt der Schweiz zu fördern, sagte der Präsident der Interessengemeinschaft, Alois Gmür. Die kleinen und mittelgrossen Brauereien decken einen Marktanteil von 8 Prozent, aber 90 Prozent der Sortenvielfalt ab. Eine Krise sei bei den kleinen und mittelgrossen Brauereien nicht zu verzeichnen, so Gmür. Es sei im Gegenteil ein Aufwind zu spüren. In diesem Sinne stiessen die anwesenden Mitglieder miteinander auf eine florierende Zukunft mit einer vielfältigen Schweizer Bierkultur an: «Hopfen und Malz, Gott erhalt’s!»

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5. Juni 2009 | Erstklassige Heldenmission

Schaffhauser Nachrichten, Region
Conradin Leeser

Es war zweifelsfrei die Nachricht der Woche: Die Kantonsschule plant die energetische Unabhängigkeit, initiiert von Rektor Urs Saxer und wohlwollend unterstützt vom Schaffhauser Kantonsrat. Autarkie im kleinen Paradies, die Befreiung einer Eliteschule aus den Klauen ausländischer Energiemultis. So weit, so unumstritten. Kontroverser: Die jüngsten Autarkiebestrebungen sind begründet auf der postwendenden Inbetriebnahme eines Atomreaktors russischen Fabrikats, Typ RBMK. Dessen Detonation am gestrigen Donnerstag – de facto nach nur zweitägigem Betrieb – der lautstarke Auftakt zum traditionellen Maturastreich der Abschlussklassen von Maturitäts- und Fachmittelschule.

**Aktuelles Thema als Grundlage**
«Wir wollten explizit ein sinnvolles Thema aufgreifen – die Atomthematik hat sich da angeboten, ist sie doch aktuell, und junge Leute machen sich Gedanken darüber», so Sandra Bruderer vom Organisationskomitee, bezugnehmend auf die Beweggründe zur Thematisierung des nuklearen Super-gaus. Dem gestrigen, finalen Reaktorunglück gingen indes bereits Tage zuvor mannigfaltige Aktivitäten der Abschlussschüler voraus: «Am Dienstag wurde der Reaktor per Lastwagen angeliefert und die Schüler durch den Rektor informiert, am Mittwoch dann gab es Protestaktionen gegen den Atomreaktor, konkret mehrere Reden, Plakate und einen Sitzstreik», so Bruderer resümierend.

**Keine Flucht vor Dekontamination**
Vermummt in weissen Ganzkörperanzügen, das Gesicht durch Masken verdeckt, in den Händen und auf dem Rücken Sprühgeräte zur Dekontamination: Die Evakuation ihrer Schulkollegen aus den radioaktiv verseuchten Kantonsschulgebäuden hatten sich die Viertklässler gleich selbst zugeschrieben – nicht nur zur Freude der Betroffenen. Entschädigt für gewässerte Haare und feuchte Kleider wurden die Geretteten letztlich allerdings durch ein äusserst gelungenes Programm im Anschluss: Nebst der Präsentation selbstgetexteter Raps (Rap für die Nachwelt), abstrakter Theatereinlagen der Lehrer und kreativer Arbeiten seitens der jüngeren Jahrgänge dominierte vor allem ein Thema: die Wahl des goldigen Erstklässlers, betitelt als verseuchter Erstklässler. Nomen est omen: Erst gewählt, wurde der frisch Gekürte auch noch gleich auf Heldenmission geschickt – nichts weniger als die Klärung des Reaktorproblems wurde ihm aufgetragen.

**Mit dem Segen des Rektors**
Dass der diesjährige Maturastreich in traditionellem Rahmen verlief, ist dabei keineswegs selbstverständlich: Vor zwei Jahren erhitzte die Abschaffung der Verkleidungswoche durch Rektor Urs Saxer die Gemüter der Schüler, der letzte Schultag stand im Zeichen des Konflikts zwischen Schulleitung und Schülerschaft. Bleibt die Frage: Verlief der Maturastreich heuer ganz nach dem Gusto Saxers? «Für mich war dies ein erfreulicher letzter Schultag. Ich hatte Freude, dass der diesjährige Maturajahrgang ein Thema wählte, das auch Tiefgang ermöglichte und das sich als roter Faden durch die Veranstaltung zog», so der Rektor zusammenfassend.

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5. Juni 2009 | Verwirrender Damentausch auf dem Munot

Schaffhauser Nachrichten, Region
Linda Hatt

Passend zum sommerlichen Wetter, fand am Dienstagabend der traditionelle Quadrille-Kurs auf dem Munot statt. Alle interessierten Schaffhauser waren herzlich willkommen, sich auf der Zinne in die Freuden und Tücken des Quadrille-Tanzes einführen zu lassen. Seit 1941 wird jedes Jahr ein Kurs angeboten, damit Mitglieder des Munotvereins und Interessierte den ursprünglich höfischen Tanz erlernen können. Am Munotball wird zu Musik von Strauss dann Quadrille getanzt. «Einen Korb geben darf man auf dem Munot nicht, man hatte früher entweder Glück oder Pech», erzählte Annekäthi Bührer, Leiterin des Kurses, von der einst vorherrschenden Herrenwahl. Am Dienstagabend ging es längst nicht mehr so streng her und zu: Alle kamen bereits als Paar. Das Alter der Interessierten war sehr durchmischt, von Kantonsschülern bis zu Senioren waren alle Altersgruppen vertreten. Es war auch nicht so, dass nur blutige Anfänger den Kurs besuchten, denn nur gerade die Hälfte der geschätzten 150 Personen, war zum erstenmal dabei. Dennoch bereitete die Quadrille fast allen Anwesenden in der ersten Stunde etwas Probleme. «Die ganze Sache ist sehr freundlich, es gib sehr viele Knicks», verkündete Bührer zu Beginn. So wurden als erstes genau diese Knicks geübt. Kurzzeitige Verwirrung schaffte der Tausch des «eigenen Mannes» mit einem «fremden» und einem «noch fremderen», wie Bührer den Damentausch erklärte. Bald hatte jeder wieder seine Dame, und nach einigen Wiederholungen sass diese Partie der Quadrille. Nach und nach wich auch die konzentrierte Anstrengung aus den Gesichtern, und man sah dem Partner in die Augen und beobachtete nicht mehr die eigenen Füsse. Die Teilnehmer schienen alle sichtlich Freude an dem Tanz zu entwickeln.

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30. Mai 2009 | «Toll gemacht, ich bin beeindruckt!»

Schaffhauser Nachrichten, Region
Claudia Härdi

Die Maturaarbeit ist eine Arbeit, bei der sich die Kantischülerinnen und -schüler mit einer frei gewählten Thematik intensiv auseinandersetzen können. 151 Maturaarbeiten wurden dieses Jahr geschrieben. Von all diesen Arbeiten wurden siebzehn von den Betreuungspersonen in Absprache mit einer Fachkraft zur Prämierung angemeldet. Eine achtköpfige Jury hatte die schwierige Aufgabe, in den vier Kategorien Sprachen, Naturwissenschaften und Mathematik, Geistes- und Sozialwissenschaften sowie Kunst und Sport je maximal zwei besonders beeindruckende Arbeiten für die Prämierung auszusuchen. Nur acht haben schliesslich einen Preis erhalten, auch wenn alle siebzehn zu den besten gehören.
«Wie soll man von siebzehn allesamt sehr guten Arbeiten die besten aussuchen, und wie sollen diese prämierten Arbeiten bezeichnet werden?», fragte sich Prorektor Thomas Stamm in seiner Begrüssungsrede. Hans Dieter Hüsch habe empfohlen, man solle vielsagend «Unwahrscheinlich!» rufen. Doch sei dieser Ausdruck im übertragenen Sinne genauso viel- wie nichtssagend und im eigentlichen Sinne des Wortes auch nicht zutreffend. «Erstaunlich» sei zutreffender. «Am besten gefällt mir exzellent, auch wenn es ein Fremdwort ist, das vage an ein Computerprogramm erinnert», so Stamm.
Nach dem musikalischen Auftakt von Jakob Ackermann und Omar Stefaner, die mit ihren hervorragenden Darbietungen am Flügel das Publikum auf die Preisverleihung einstimmen, wurden dann auch bald die acht Katzen aus dem Sack gelassen.
Die Laudatio für den Preis der unabhängigen Schaffhauser Buchhandlung Fass verlas Georg Freivogel. Walter Jakob, Vizepräsident der Naturforschenden Gesellschaft, verkündete mit viel Witz die Prämierungen für den Preis der Naturforschenden Gesellschaft Schaffhausen. Peter Scheck, Stadtarchivar, kürte die geistes- und sozialwissenschaftlichen Arbeiten und übergab den Preis des Historischen Vereins Schaffhausen, und Andreas Liberato von der Schaffhauser Kantonalbank verlas die prämierten Arbeiten im Bereich von Kunst und Sport, die den Preis der Schaffhauser Banken erhielten. Nach der offiziellen Feier wurden alle zu einem kalten Buffet eingeladen. Auch wenn an diesem Abend nicht alle einen Preis mit nach Hause nehmen konnten, so wurden dennoch alle Arbeiten mit einer Urkunde als Anerkennung für die beindruckende Leistung ausgezeichnet. Oder wie Stamm zum Schluss sagte: «Toll gemacht, ich bin beeindruckt!»


**Exzellent Eine Übersicht der Maturaarbeiten, die mit Preisen ausgezeichnet wurden.**

Den Preis der unabhängigen Schaffhauser Buchhandlung Fass für Maturaarbeiten im Fachbereich der Sprachen erhielten: «Français – English – Deutsch: Le multilinguisme dans les entreprises en Suisse Romande» von Vanessa Glauser, betreut von Stefan Genner, und «Damals – Ein Stück über das Leben und die Verluste einer deutschen Jugendlichen zu Zeiten des Zweiten Weltkrieges» von Simone Messerli und Marie-Claire Schug, betreut von Walter Millns.
Den Preis des Historischen Vereins Schaffhausen für Maturaarbeiten im Fachbereich der Geistes- und Sozialwissenschaften erhielten: «Transkription und Interpretation der Renovation des Urbar von 1303, geschehen 1510 (Neunkirch Urbar)» von Lukas Freitag, betreut von Eric De Pizzol, und «Hat die Pressefreiheit Russlands eine Zukunft?» von Edi Bollinger, betreut von Hans-Rudolf Dütsch.
Den Preis der Schaffhauser Banken für Maturaarbeiten im Fachbereich der Kunst und des Sports erhielten: «Recyclophone» von Jeremias Happle, betreut von Anna Ninck, und «Illustrationen zum Roman ‹Die Bruderschaft vom Heiligen Gral› von Rainer M. Schröder» von Patrick Oberholzer, betreut von Silvio Vanzella.
Den Preis der Naturforschenden Gesellschaft Schaffhausen für Maturaarbeiten im Fachbereich der Naturwissenschaften und der Mathematik erhielten: «Iterationen von Möbiustransformationen» von Yannick Meier, betreut von Ueli Manz, und «Rheinuferwandel im Staubereich des Kraftwerks Schaffhausen» von Silvan Burger, betreut von Anna Jablonkay.

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1. Mai 2009 | Mit Hopfen kann man mehr als Bier brauen

Schaffhauser Nachrichten, Stein / Diessenhofen
Edith Fritschi

Vom Hopfen wissen wir allenfalls, dass er Geschmacksgeber und wichtige Ingredienz des Bieres ist. Dass man mit dem botanischen «humulus lupulus L», der zusammen mit dem Hanf zur Familie der Cannabicaceen gehört, tausend andere Sachen machen kann, die gut schmecken und dem Körper wohltun, ist weniger bekannt. Violette Tanner, die Kräuterexpertin aus Hemishofen, holt die Pflanze aus dem kulinarischen Schattendasein heraus und zeigt, dass sie Gourmetqualitäten haben kann. Die SN-Mitarbeiterin, die Monat für Monat eine andere Heilpflanze vorstellt, ist im Rahmen ihrer Ausbildung und Abschlussarbeit an der Heilpflanzenschule in Freiburg/Breisgau «auf den Hopfen» gekommen.

**Wickel und Tee statt Tabletten**
«Volksmedizin interessiert mich schon lange», sagt Tanner, die drei Kinder hat, die relativ oft krank waren. Weil sie nicht nur auf Schulmedizin und Pharmakologie setzen wollte, begann sie, sich intensiv mit der Volksheilkunde und überlieferten Rezepten aus Grossmutters «Kräuterkiste» zu befassen. Sie behandelte die Kinder mit Wickeln und Tees statt Tabletten – und das mit Erfolg. Ihr Kräuterwissen und ihr Interesse an Heilpflanzen wurden immer grösser, und sie beschloss, eine Ausbildung zu beginnen. Die hat sie abgeschlossen und bietet nun selbst Kräuterkurse an – mit Spaziergängen oder kulinarischen Tips. «Es geht mir nicht nur darum, die Kräuter als Heilmittel einzusetzen, sondern auch, sie kulinarisch so zu verarbeiten, dass sie der Prävention und dem Wohlbefinden dienen», sagt sie, die auch eine raffinierte und experimentelle Köchin ist.
Manches Rezept hat sie kreiert, unter anderem solche mit Hopfen, die bisher kaum in herkömmlichen Kochbüchern vorgekommen sind. «Ich finde es gut, wenn wir die Kräuter, die man mit etwas Anstrengung unmittelbar vor der Haustür finden kann, in der Alltagsküche verarbeitet», sagt sie. «Wohlergehen und Genuss können eine Symbiose eingehen, und der Aufwand ist gar nicht gross.»
Vielleicht nicht für sie, die auf dem Land wohnt und einen grossen Garten hat. Was aber tun jene, die nicht direkt an der «Kräuterquelle» sitzen? «Man braucht oft gar nicht weit zu gehen», sagt sie. «Ein Spaziergang über die Wiese oder in den Wald genügen, um mit einer reichen Ausbeute an Wildkräutern zurückzukommen.» Davor aber steht die Kenntnis dessen, was Wildkräuter sind und wie sie verwertet werden können. Das kann, wer will, in Kursen oder aus Büchern lernen. Oder man deckt sich auf dem Markt mit Kräutern ein. «Es gibt viele Möglichkeiten», sagt Tanner, die nichts Dogmatisches, Verbiestertes hat. Sie ist weder strenge Vegetarierin, noch verdammt sie hin und wieder ein schnelles Menu aus dem Päckli. «Doch wenn wir nur noch so essen, vergessen wir, was Geschmack sein kann», sagt die Frau, die ihren Joghurt selbst herstellt, eigenes Brot backt oder Öle ansetzt. «Prinzipiell wird viel zu oft auf Convenience Food zurückgegriffen», bedauert sie. «So verlernen die Kinder schon viel zu früh, was wirklich gut ist.»
Tanner ist es ein Anliegen, die Leute «auf den Genuss zu bringen» und darauf hinzuweisen, dass im Prinzip gegen viele Leiden ein Kräutlein gewachsen ist, bevor man zu Medikamenten greift. Nun hat sie den Hopfen entdeckt und zeigt, was man daraus alles machen kann. «Hopfen hat mich deshalb interessiert, weil er in der Schweiz nur an wenigen Orten angebaut wird», sagt sie, nämlich im Stammertal, im Fricktal und in Ittingen. Weil das Stammertal in unmittelbarer Nachbarschaft, liegt, nahm Tanner im Rahmen ihrer Kräuter-Diplomarbeit Kontakt zu Markus und Brigitte Reutimann in Unterstammheim auf, die Hopfen nicht nur anbauen, sondern daraus auch Produkte wie Likör, Seife oder Sirup herstellen und in ihrem Hofladen verkaufen. Zusammen mit Reutimanns hat Tanner auch selbst Bier gebraut. Dann kam ihr die Idee, ein Hopfen-Kochbuch zu machen. Irgendwie erschien ihr dann die Ringbuchausgabe, die zunächst entstanden war, nicht ganz marktgerecht, und sie suchte einen Verlag. Drei Häuser hat sie angeschrieben und das Manuskript eingereicht – und beim Fona Verlag klappte es. In dessen «Premium-Reihe» passte der Hopfen gut ins Konzept. Bis das Buch fertig war, dauerte es aber ein gutes Jahr. «Die Zusammenarbeit war hervorragend», freut sich Tanner. Eine ihrer Aufgaben war es, alle Rezepte, die sie zuvor zu Hause bereits getestet hatte, nochmals zu kochen und für das Food-Fotografie-Team aufzubereiten. Zweimal kamen die Spezialisten Priska Fuhrer und Oliver Halberg zu ihr nach Hemishofen, um die Gerichte ins Bild zu setzen – im Frühling und im Herbst, wenn die Sprossen beziehungsweise der Hopfen geerntet wurde.

**Auch die Familie profitiert**
Nun liegen Tanners Kreationen schön bebildert und mit detaillierten Rezepten in Buchform vor: Da findet man Anleitungen für eine Biersuppe mit Hopfendolden, einen Orangentrifle mit Hopfenlikör oder für Hopfensenf. Unbestrittener Favorit in ihrer Familie ist der Schoggikuchen mit Hopfenlikör, den man bei Besuch in sieben Minuten herstellen kann. Tanners Hopfenphantasien sind reichhaltig: Stets ist ihr wieder Neues eingefallen, sie hat viel probiert und wieder verworfen. Und: «Meine Familie mag längst nicht alles, was ich mache», sagt sie. Doch das stört sie nicht, denn die Geschmäcker sind nun mal verschieden.

**Ganz nach Hippokrates**
Tanners Wissen geht weit über den Hopfen hinaus: Gut 30 Kurse rund ums Thema Heilkräuter und Kulinarik gibt sie jährlich; bei ihr zu Hause, in der Region Zürich, in Deutschland oder Österreich. Solange sie fürs Buch arbeitete, hat sie die Kurse reduziert. Kräuter sind Tanners grosse Passion. Davon profitiert ihre Familie, die, so stellt sie zufrieden fest, deutlich weniger krank sei als früher und mit Begeisterung isst. So trifft das Motto von Hippokrates, das Tanner ihrem Buch vorangestellt hat, voll und ganz zu: «Eure Heilmittel sollen eure Nahrungsmittel und eure Nahrungsmittel eure Heilmittel sein.» Die Werber, die den Slogan «Gesundheit aus der Natur» in die Welt setzten, haben sich wohl beim Griechen Hippokrates bedient.
Im Beizli von Eli Hardegger an der Dorfstrasse 19 in Hemishofen findet heute ab 19.30 Uhr ein «Hopfen-Kulinarik-Abend» mit Violette Tanner statt. Da präsentiert Eli Hardegger ein 4-Gang-Überraschungsmenu für 45 Franken mit verschiedenen Hopfendelikatessen. Anmeldungen unter 052 741 57 48. Infos zu den Kräuterkursen: www.kraeuterwissen.ch


**Delikat und speziell Zwei einfache, schnelle Menus mit Hopfentrieben**

Ein Essen für Feinschmecker sind Spaghetti mit Hopfentrieben und Zitronenrahmsauce. Dafür brauchts für 2–3 Personen 250 Gramm Spaghetti, 1–2 Handvoll Hopfentriebe, 20 Gramm Butter, 1 unbehandelte Zitrone, abgeriebene Schale und 2 TL Saft, 1,5 dl Weisswein, 2 dl Rahm, 2–3 EL geriebenen Parmesan, Salz, Pfeffer, 1 Prise Zucker und 1–2 EL geröstete Pinienkerne. Spaghetti in Salzwasser al dente kochen, Hopfentriebe die letzten 2–3 Minuten mitkochen, abgiessen. Butter schmelzen, Zitronenschale kurz andünsten, mit Weisswein ablöschen, aufkochen und 5 Minuten schwach köcheln lassen. Rahm beigeben, einkochen lassen, Parmesan unterrühren und mit Salz, Pfeffer, Zucker und Zitronensaft abschmecken. Alles gut mischen; zum Schluss geröstete Pinienkerne drüber. Tanners Lieblingsgericht ist eine Wildkräuterpfanne mit Hopfentrieben, wofür man 20 g Butter, 1 kleine Zwiebel gewürfelt, 1 rote Peperoni, 1 Handvoll Bärlauchknospen, 4 Hv. gekeimte Sprossen von Hülsenfrüchten, 2 Hv. Löwenzahn, Salz, Pfeffer und etwas frischen Ingwer braucht. Hopfentriebe in 5 cm lange Stücke schneiden, Peperoni kleinschneiden, Zwiebeln in Butter dünsten, Peperoni und Bärlauchknospen 4 Min., die Hopfentriebe die letzten 2 Min. mitdünsten, den Löwenzahn nur noch ganz kurz. Mit Salz, Pfeffer und Ingwer pikant würzen.


**Vielseitiger Hopfen Delikatesse und Heilmittel zugleich**

Mit Hopfen kann man viel mehr als Bier brauen. Ursprünglich im Mittelalter als Konservierungsmittel für Getränke genutzt, entdeckte man nach und nach den positiven Einfluss von Hopfen auf Schlafstörungen und Appetitlosigkeit sowie seine krampflösende Wirkung. Kulinarisch hat Hopfen im Frühjahr und im Sommer einiges zu bieten. Ende März wird der Hopfenspargel gestochen, eine Delikatesse für Gourmets. Mitte April bis Mitte Mai werden die jungen Triebe geerntet, die mit Teigwaren oder Reis harmonieren. Reife Hopfendolden gibts im August, ihr Geschmack ist leicht bitter und nussig, was sich gut in Pesto, Chutney und Guacamole macht. Aber auch für Öl, Essig, Senf, Gelee und Likör sind die Dolden geeignet. Hopfen kann man bei Wechseljahrsbeschwerden einsetzen, und man kann damit Kosmetika, Tees oder Tinkturen selbst herstellen. (efr.)

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29. April 2009 | Sonnenblumen aus der Flasche

Schaffhauser Nachrichten

Die 1974 gegründete Minibrauerei Fischerstube, die in der Rheingasse nur wenige Meter vom grossen Strom entfernt liegt, ist für ihre innovativen Ideen bekannt. Als das Antikenmuseum Basel vor fünf Jahren die weltweit beachtete Ausstellung «Tutanchamun – Das goldene Jenseits» eröffnete, konnten sich die Kunstfans mit «Tut-Anch-Ueli», einer Bier-Hommage an den Pharao, erfrischen. Damals orientierte sich Braumeister Anton Welti an einem alten ägyptischen Rezept und kreierte ein Bier aus Gerstenmalz, dem Urweizen Emmer, aus Hopfen und Datteln. Mit dem Sonnenblumenbier will der Familienbetrieb nun an diesen Erfolg anknüpfen. Die Kleinbasler liessen sich diesmal von der Van-Gogh-Ausstellung im Basler Kunstmuseum inspirieren. Bekanntlich hatte der niederländische Malerfürst ein Faible für die goldgelben Blumen, die er auf einigen seiner berühmtesten Gemälde verewigt hat. Und auch dem Bier soll er zugeneigt gewesen sein: «Ein gutes Bier kann jemanden vom Suizid abhalten», soll der Künstler einst gesagt haben.
Monatelang feilte der inzwischen pensionierte Braumeister Anton Welti an dem Gebräu. Entstanden ist eine leichtgehopfte helle Bierspezialität mit dezentem Sonnenblumenaroma – das «Van Ueli Bier». Es wird in eine transparente Flasche abgefüllt und hat einen erfrischend-blumigen Geschmack mit samtenem Abgang. Für das Flaschenetikett liess die Brauerei ihr Erkennungszeichen, den Ueli, von einem Basler Grafiker als Van Gogh nachmalen. Angeblich soll in den schönen designten Flaschen sogar mehr stecken: «In den gelben Blüten steckt eine stimmungsaufhellende Substanz», sagt Treml. Bemerkenswert ist die Brauerei Fischerstube nicht nur wegen ihres neuesten Bier-Coups. Entstanden ist sie vor 34 Jahren in einem Akt der Rebellion: aus Protest gegen das Kartell der Grossbrauereien. Der damals von vielen belächelte Alleingang des Arztes Hans Jakob Nideker entwickelte sich zur Erfolgsstory. Inzwischen gibt es eine ganze Reihe weiterer Kleinbrauereien, welche die Tradition der Bierstadt Basel wiederbeleben wollen. Van-Gogh-Fans und Kunstinteressierte können das «Van Ueli Bier» im Museumsshop sowie bei Basel Tourismus kaufen oder sich direkt vor Ort im Museumsbistro servieren lassen. Natürlich schenken auch die beiden Brauereirestaurants Linde und Fischerstube die neue Spezialität aus.

*Brauerei Fischerstube, Rheingasse 45, Basel. www.uelibier.ch*