Pfadihütte kurz vor dem Richtfest

Schaffhauser Nachrichten, Reiat
Andreas Schiendorfer

Das Kesslerloch in Thayngen braucht man kaum einem Schaffhauser mehr vorzustellen. Hier konnte man vor Urzeiten Rentiere und Wollnashörner jagen, hier bellte einst der älteste Hund der Welt, fast so wild noch wie seine Wolfsmutter. Ein bisschen sieht man sich heute an diese Zeiten zurückerinnert. Nicht nur, weil die Gemeinde alles unternimmt, um die archäologische Fundstätte zu schützen, sondern auch, weil sich ganz in der Nähe, im Wippelwald, wegen der Erneuerung der Pfadihütte immer wieder der Luchs – so der Pfadername von Ruedi Gusset, dem Präsidenten der Thaynger Altpfader – gesichtet wird. Hinzu kommt sogar ein Mammut (alias Peter Uehlinger, Mitglied der Projektleitung). Worum es dabei geht, pfeift der Spatz (Abteilungsleiter Severin Hafner) zufrieden von allen Dächern, doch die Idee dazu ging nicht von den Aktiven aus, sondern stellt quasi – in der Pfadisprache Quaxi (Jacqueline Ehrat, Präsidentin des Elternrats) – ein Geschenk der Eltern und der Altpfader dar.

**60 Helfer**
Man könnte die wundersame Namensliste fast beliebig erweitern, wie Bauleiter Adrian Ehrat freudig erklärt. Gut und gerne 60 freiwillige Helfer hätten sich nämlich seit Ende August für den Bau der neuen Pfadihütte im Wippel eingesetzt, das heisst, beim Abbruch eines Teils des alten Gebäudes mitgeholfen. Ein Augenschein an einem nicht besonders freundlichen Ferienmorgen bestätigt es: Zwei Pfader mit ihren Vätern sind daran, den Kamin zu zertrümmern, und auch die ganze Projektleitung ist vor Ort, diskutiert über den Baufortgang und führt den Schutt in die Deponie hinter dem Berg. «Wir sind ziemlich genau im Zeitplan», berichtet Ehrat. «Am 12. März erhielten wir die Baubewilligung, Ende August ging es los, und nun sind wir bereits daran, die Aufrichte zu planen. Nächsten Frühling können wir die neue Pfadihütte einweihen.» «Wir sind überwältigt von der positiven Resonanz, welche unser Projekt in Thayngen und auch in den Nachbardörfern ausgelöst hat», führt Peter Uehlinger aus. «Ein richtiger Solidaritätsruck ist durch die Gemeinde gegangen. Das ist für uns genauso wichtig wie der Bau an und für sich. Die Bevölkerung weiss es zu schätzen, wie sich die Pfadfinder, ihre Eltern und die Altpfader engagieren. Und wir erhalten nicht nur schöne Worte, viele Gewerbler unterstützen uns auch mit Material und Esswaren, schicken gratis einen Lehrling vorbei und verrechnen für ihre Arbeit nur den Selbstkostenpreis.»

**Finanzierung auf Kurs**
Dann bereitet also die Finanzierung des 400 000 Franken kostenden Projekts bereits keine Sorgen mehr? Finanzchef Ruedi Gusset schaut erstaunt auf. «So schnell geht das selbst bei den Pfadern nicht», meint er vorsichtig. «Wir sind auf Kurs, aber es ist schwierig, die Materialspenden und Eigenleistungen zu bilanzieren. Spenden sind bereits ansehnliche eingegangen. Doch in unserer Kasse ist noch viel Platz.» Das Minimalziel ist es, den Finanzierungsfehlbetrag auf 100 000 Franken zu drücken. «Den Zins und eine gewisse Amortisationssumme könnten die aktiven Pfadfinder sicher verkraften», meint Uehlinger. Doch Gusset sieht das anders. «Mein Ziel ist eine rote Null. Oder eine schwarze, wenn Sie dies lieber haben.» Das Vermieten der Pfadihütte könnte zusätzliche Einnahmen bringen, aber das ist nicht vorgesehen. «Wir haben früher nicht nur gute Erfahrungen damit gemacht», meint Adrian Ehrat. «Und vor allem soll die Hütte an den Wochenenden unseren eigenen Mitgliedern zur Verfügung stehen. Mit der vereinseigenen Wiese ist der Wippel ein idealer Ort für die Pfadis.»

**Zusammenhalt**
Der Bau der alten Pfadihütte hatte vor 60 Jahren bei der Thaynger Abteilung einen Anstieg von zuerst 20 auf nicht weniger als 127 Pfadfinder zur Folge. «Wenn das eintritt, müssen wir die Hütte nochmals vergrössern», meint Severin Hafner lachend. «Aber wir sind froh, dass wir den Standort Silberberg aufgeben können und bald wieder eine gemeinsame Hütte haben. Das wird den Zusammenhalt der Pfadis aller Altersstufen stärken. Und natürlich sind wir überzeugt, dass wir so für Neumitglieder noch attraktiver sind.»



Beim Um- und Neubau der Pfadihütte im Wippel naht das Richtfest. Der Anblick zeigt, dass hier umfassend erneuert wird.



Nichts ist den freiwilligen Helfern zu schwer (von links): Adrian Ehrat, Peter Uehlinger und Ruedi Gusset.
Bilder Andreas Schiendorfer